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Dorfleben Suderwich 28. Februar 2020

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DieseSchulehat eine Haltung<br />

Die Geresu wird nicht zuletzt fürihre Aktionen gegenRassismus ausgezeichnet.<br />

Längst ist die Gesamtschule<br />

Recklinghausen-<br />

<strong>Suderwich</strong> (Geresu) mit<br />

ihrem vitalen Schul(er)leben<br />

eine Bereicherung für<br />

den Ortsteil. Das war so –<br />

unddas soll so bleiben.<br />

Von Volker Brockhoff<br />

Klare Kante gegen<br />

Rassismus: Eine<br />

Gruppe junger Erwachsener<br />

steht in<br />

der Recklinghäuser Fußgängerzone<br />

und verteilt Gemüse<br />

an die Passanten. Plötzlich<br />

wird es laut. Der Lärm von<br />

berstenden Fensterscheiben<br />

durchdringt die friedliche<br />

Szene. Es klirrt ohrenbetäubend.<br />

Mit einer künstlerischenAktioninder<br />

Steinstraße<br />

möchten Schülerinnen<br />

undSchüler derGesamtschule<br />

<strong>Suderwich</strong>amDienstag, 17.<br />

März <strong>2020</strong>, auf das Schicksal<br />

vonRobert und Selma Markus<br />

hinweisen, Mitglieder einer<br />

alteingesessenen RecklinghäuserFamilie<br />

und seit Generationen<br />

Gemüsehändler in<br />

der Innenstadt. In der Pogromnacht<br />

vom 9.auf den 10.<br />

November 1938 stürmen SA-<br />

Leute den Laden der jüdischen<br />

Familie und zerstören<br />

das gesamte Mobiliar. Später<br />

wird die Familie deportiert.<br />

Nur Tochter Martha überlebt<br />

den rassistischen Terror. Die<br />

Performance der Schülerinnen<br />

und Schüler ist Teil eines<br />

alternativen Stadtrundganges<br />

auf denSpuren des Holocaust.<br />

Weitere Stationen sind das<br />

Polizeigebäude als ehemaliges<br />

Gestapo-Quartier, der<br />

Standortder ehemaligenSynagoge,<br />

die Redaktion der damaligen<br />

Nationalzeitungund<br />

einfrüheresKino.Vorbereitet<br />

wird dieAktionderzeit durch<br />

den Projektkurs „Wider das<br />

Vergessen“ in der Jahrgangsstufe13unter<br />

der Leitungvon<br />

dorfleben<br />

DASMAGAZINFÜR SUDERWICH &ESSEL<br />

Mike Kochstädtund Matthias<br />

Ermisch. Die Idee dazu entwickelten<br />

dieSchülerinnen und<br />

Schüler währendeiner einwöchigen<br />

Exkursion zum ehemaligen<br />

deutschen Konzentrationslager<br />

Majdanek bei<br />

Lublin.<br />

Demonstration<br />

gegen<br />

Rassismus:<br />

Auch die jüngeren<br />

Jahrgänge der<br />

Schuleander Markomannenstraße<br />

machen mobil gegen<br />

den immer weiter um sich<br />

greifenden Rechtsextremismus<br />

inder Gesellschaft. Für<br />

Freitag, 20. März <strong>2020</strong>, rufen<br />

Schülerinnen und Schüler<br />

des 8.Jahrgangs zum dritten<br />

Mal zueiner Demonstration<br />

gegen Rassismus und Fremdenhass<br />

auf.Was vordreiJahren<br />

als Projekt im Gesellschaftslehreunterricht<br />

entstand,<br />

ist inzwischen zur festen<br />

Tradition geworden, die<br />

viele Mitstreiter gefunden<br />

hat. In diesem Jahr werden<br />

sich an der Aktion Jugendliche<br />

vom Gymnasium Petrinum,<br />

der Käthe-Kollwitz-Gesamtschule,<br />

der Otto-Burrmeister-Realschule<br />

und der<br />

Gesamtschule Dortmund-<br />

Scharnhorst beteiligen. Auch<br />

Delegationen vom Hittorfund<br />

Theodor-Heuss-Gymnasium<br />

haben sich angekündigt.<br />

Koordinator und Lehrer<br />

Matthias Flüß rechnet mit<br />

400 Teilnehmerinnen und<br />

Teilnehmern. Ein Team der<br />

Lokalzeit des WDR will über<br />

dieDemonstrationberichten.<br />

Nachbarn und Mitbürger<br />

sind herzlich eingeladen, an<br />

diesem Tag ebenfalls deutliche<br />

Zeichen gegen Fremdenhass<br />

zusetzen. Der Demonstrationszug<br />

startet um10Uhr<br />

an der Markomannenstraße.<br />

Damit die Aktion noch viele<br />

Nachahmer findet, hat Matthias<br />

Flüß gemeinsam mit<br />

den Schülerinnen und Schü-<br />

SAVE THE DATE<br />

Tagder offenen Türam16.05.<strong>2020</strong> von10-14 Uhr!<br />

DienächsteAusgabeerscheintam29. Mai<strong>2020</strong><br />

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rasch@medienhaus-bauer.de<br />

Mehr als 200 Schülerinnen und Schüler demonstrierten im März 2019 gegen den zunehmenden<br />

Rassismus. In diesem Jahr werden rund 400 Teilnehmerinnen und Teilnehmer<br />

erwartet.<br />

—FOTO: MATTHIAS FLÜß<br />

Schule ohne Rassismus: Wolfgang Krämer (r.), Leiter des Integrationszentrums Recklinghausen,<br />

überreichte die begehrte Plakette anSchulleiterin Karin Holtbrügge und Schüler-<br />

Initiator Leo Skoda. Links im Bild: die Hamburger Indie-Pop-Band „Tonbandgerät“ als Pate<br />

der Aktion ander Geresu.<br />

—FOTO: VOLKER BROCKHOFF<br />

lern einen Methodenkoffer<br />

mit dem Namen „Do it yourself<br />

–Schülerdemonstration“<br />

entwickelt. Bei einer Tagung<br />

der Aktion „demokratisch<br />

Handeln“ wurdedas Zentrum<br />

fürLehrerbildung in Münster<br />

aufmerksam auf dieengagierte<br />

Schülerschaft. Matthias<br />

Flüß erhielt eine Einladung<br />

als Referent, um das Konzept<br />

bei Aus- und Fortbildungen<br />

vorzustellen.<br />

Ausgezeichnetes Engagement:<br />

Die Arbeit<br />

gegenRassismus<br />

prägt seit vielen Jahren<br />

das Engagement der <strong>Suderwich</strong>er<br />

Gesamtschüler.<br />

Die jährlichen Schüler-Demonstrationen<br />

wurden im<br />

vergangenen Jahr beim bundesweiten<br />

Wettbewerb „demokratisch<br />

handeln“ ausgezeichnet.<br />

Der Projektkurs<br />

„Wider dasVergessen“ erhielt<br />

bereits zweimal begehrtePreise:<br />

ImJahr 2010 den Dr.-Selig-Auerbach-Preis<br />

der Gesellschaft<br />

für christlich-jüdische<br />

Zusammenarbeit und vor<br />

zwei Jahren denMargot-Spielmann-Preis<br />

des Jüdischen<br />

Museums Westfalen. Das Jugendrotkreuz<br />

zertifizierte die<br />

Schule dreimal hintereinander<br />

als „Humanitäre Schule“.<br />

Seit Dezember 2019 darf sich<br />

die Geresu „Schule ohne Rassismus<br />

–Schulemit Courage“<br />

nennen. „Natürlich freuen<br />

wir uns über die Auszeichnung“,<br />

sagte der stellvertretende<br />

Schülersprecher Aytay<br />

Civac beider Feierstunde. „In<br />

erster Linie ist sie aber Verpflichtung,<br />

nicht nachzulassen<br />

inunserem Engagement<br />

füreinebessere Gesellschaft.“<br />

Mit einer theaterpädagogischen Performance verarbeiteten<br />

die Schülerinnen und Schüler des Projektkurses „Wider das<br />

Vergessen“ ihre Erfahrungen beim Besuch des ehemaligen<br />

Konzentrationslagers Majdanek. Die Inszenierung wurde<br />

mit dem Margot-Spielmann-Preis des Jüdischen Museums<br />

Westfalen ausgezeichnet.<br />

—FOTO: VOLKER BROCKHOFF<br />

18 dorfleben -das Magazin für <strong>Suderwich</strong> &Essel

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