Bremer Sport Frühjahr 2020
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GESUNDHEIT<br />
„Spezialisierung<br />
bringt Qualität“<br />
Ehab Ebiedou leitet den Bereich Fuß-und Sprunggelenkchirurgie<br />
in der Paracelsus-Klinik<br />
20<br />
Er ist ausgewiesener Spezialist auf<br />
seinem Gebiet. Als Facharzt für<br />
Orthopädie und Unfallchirurgie<br />
sowie zertifizierter Fußchirurg<br />
der „Deutschen Assoziation für<br />
Fuß und Sprunggelenk“ sowie der Gesellschaft<br />
für Fuß- und Sprunggelenkchirurgie<br />
hat sich Ehab Ebiedou mit mehr als 3.000<br />
durchgeführten Operationen einen Namen<br />
gemacht. Seit Herbst letzten Jahres ist<br />
er Leiter des Departments für Fuß- und<br />
Sprunggelenkchirurgie in der Paracelsus-Klinik<br />
Bremen. Im Interview erklärt<br />
der Fachmann, wieso Expertise insbesondere<br />
bei der Behandlung der Füße wichtig<br />
ist – und das nicht nur bei <strong>Sport</strong>lern.<br />
Herr Ehab Ebiedou, welche Umstände haben<br />
dazu geführt, in der Paracelsus-Klinik<br />
ein Department für Fuß- und Sprunggelenkchirurgie<br />
einzurichten?<br />
Ehab Ebiedou: Das hat zweierlei Gründe.<br />
Zum einen war bisher die Versorgung durch<br />
die Fußchirurgie in Bremen noch nicht optimal<br />
ausgebaut, weil es nur wenige spezialisierte<br />
Fachleute gab. Zum anderen ist meine<br />
Expertise in diesem Bereich sehr umfangreich<br />
– und da lag es aus Sicht der Klinikleitung<br />
nahe, ein eigenständiges Department<br />
zu eröffnen.<br />
Wie sieht Ihr Werdegang aus?<br />
Seit etwa vier Jahren widme ich mich ausschließlich<br />
der Behandlung von orthopädischen<br />
Fußerkrankungen. Bevor ich an die<br />
Paracelsus-Klinik Bremen kam, war ich als<br />
Oberarzt und Chefvertreter in der Abteilung<br />
für Fuß- und Sprunggelenkchirurgie in der<br />
<strong>Sport</strong>klinik Hellersen tätig, dann als Leiter<br />
des Malteser-Fußzentrums in Bonn.<br />
Wie wurden Füße in der Paracelsus-Klinik<br />
vorher behandelt?<br />
Einer unserer Schwerpunkte in der Klinik ist<br />
seit langem die Orthopädie - und damit auch<br />
die konservative sowie operative Behandlung<br />
von Füßen. Dieses Leistungsspektrum<br />
haben wir im letzten halben Jahr enorm erweitert.<br />
Während sich die Operationen bisher<br />
meist auf den Vorderfuß beschränkten,<br />
decken wir das gesamte Spektrum ab. Dazu<br />
Ehab Ebiedou widmet sich seit einigen Jahren ausschließlich der Behandlung der Füße und ist einer der wenigen<br />
Experten im Bereich der Fuß- und Sprunggelenkchirurgie.<br />
zählen unter anderem die Korrektur des<br />
kindlichen Plattfußes, aber auch operative<br />
Therapien der Bänder, Sehnen und Sprunggelenke.<br />
Sogar Prothesen können wir im<br />
Sprunggelenk einbauen, wenn bestimmte<br />
Voraussetzungen erfüllt sind.<br />
Ganz allgemein gefragt: Welche Besonderheiten<br />
gibt es in der Fuß- und Sprunggelenkchirurgie?<br />
Die Anatomie des Fußes ist sehr komplex.<br />
Er besteht aus 26 Knochen und mehr als 30<br />
Gelenken, entsprechend vielfältig sind die<br />
Symptome. Die erste Herausforderung für<br />
den behandelnden Arzt besteht darin, die<br />
Ursache der Schmerzen zu lokalisieren. Meine<br />
erste Frage an die Patienten lautet immer:<br />
Wo drückt der Schuh? Da einige Knochen<br />
sehr klein sind und das Zusammenspiel<br />
zwischen Gelenken, Sehnen und Bändern<br />
filigraner Natur ist, bedarf es viel Erfahrung,<br />
um eine exakte Diagnose zu stellen und die<br />
anschließende Therapieform zu bestimmen.<br />
Was sind die besonderen Herausforderungen<br />
unserer Zeit an den Fuß?<br />
Wir sehen zurzeit immer häufiger Erkrankungen,<br />
die vor 20 bis 30 Jahren noch viel<br />
weniger auftraten. Viele Kinder leiden an<br />
Plattfüßen. Das ist zum Teil genetisch bedingt.<br />
Jedoch laufen die Kinder deutlich seltener<br />
barfuß und vermehrt in Schuhen auf<br />
Asphalt. Beides begünstigt diese Fehlstellung.<br />
Spezialisiert sind wir aber auch auf die<br />
Behandlung von <strong>Sport</strong>verletzungen am Fuß<br />
und seinen Gelenken.<br />
Foto: Paracelsus-Klinik Bremen<br />
Wie hat sich die chirurgische Praxis in den<br />
letzten Jahren verändert?<br />
Spezialisierungen im Bereich der Fußchirurgie<br />
gibt es in Deutschland erst seit etwa<br />
20 Jahren. Seitdem haben sich die Behandlungsmethoden<br />
stark entwickelt. Zudem<br />
gibt es neue Techniken für die vielfältigen<br />
Erkrankungen. Die Arthroskopie, ein minimalinvasives<br />
und bildgebendes Verfahren,<br />
kann heutzutage sogar an sehr feinen Gelenken<br />
durchgeführt werden. Für die Untersuchung<br />
der Sehnen verwenden wir die<br />
Kernspintomografie und Ultraschall. Aber<br />
auch konservative Verfahren finden weiter<br />
Anwendung, etwa die Stoßwellentherapie.<br />
Auch Physiotherapie kann helfen, um<br />
Schmerzen zu lindern.<br />
Welche Symptome zeigen sich besonders<br />
häufig?<br />
Da sind zunächst die degenerativen Veränderungen,<br />
die im zunehmenden Alter oft<br />
auftreten. Der Hallux vulgus, also die Fehlstellung<br />
des Großzehs, ist eine häufige Erkrankung.<br />
Bei den Betroffenen drückt dann<br />
meist der Schuh an der Innenseite. Aber<br />
auch Hammerzehen und Schwielen im Bereich<br />
des Mittelfußgelenks sehen wir oft,<br />
ebenso Reizungen im Bereich der Achillessehne.<br />
Bei akuten und alten Verletzungen,<br />
etwa bei <strong>Sport</strong>lern, fehlt oft die Stabilität.<br />
Eine Verletzung der Bänder kann später vermehrtes<br />
Umknicken nach sich ziehen. In<br />
diesem Fall empfiehlt es sich, das Gelenk<br />
zu stabilisieren, damit die <strong>Sport</strong>ler weiterhin<br />
aktiv bleiben können und keine weiteren<br />
Verletzungen davon tragen.<br />
Mit wie vielen Patienten rechnen Sie pro<br />
Jahr?<br />
In der Ambulanz mit bis zu 3000 Patienten<br />
pro Jahr. Wenn dann eine Operation nötig<br />
wird, kann ich durch meine Spezialisierung<br />
auf viel Erfahrung zurückgreifen – und diese<br />
Spezialisierung bringt Qualität.<br />
DIE FRAGEN STELLTE KRISTINA WIEDE.