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Das Freiburger Marienbad - eine kleine Bädergeschichte

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Die Geschichte des <strong>Freiburger</strong> <strong>Marienbad</strong>s:<br />

Anfangs gab es Badewannen samt Wasser frei Haus<br />

Eröffnet wurde es im Jahr 1867 – 1900 war dann das neue Bade-Haus fertig<br />

Von Bernd Serger<br />

Diese Anzeige vom 1. Dezember 1868 in der „<strong>Freiburger</strong><br />

Zeitung“ war <strong>eine</strong> der ersten, in denen Franz Mentele auf<br />

s<strong>eine</strong> Badeanstalt und sein Angebot aufmerksam machte.<br />

<strong>Das</strong> alte <strong>Marienbad</strong> - so genannt, weil es<br />

an der Marienstraße liegt – wurde im<br />

Jahr 1867 gegründet und vom damaligen<br />

Besitzer, Franz Mentele, bis zum Jahr<br />

1890 geführt. Mentele hatte zum Teil<br />

kuriose Ideen, um sein Geschäft<br />

anzukurbeln.<br />

So teilte er im Januar 1869 in der<br />

„<strong>Freiburger</strong> Zeitung“ den Lesern per<br />

Anzeige mit, dass nicht nur in s<strong>eine</strong>m<br />

Haus „in geheizten Cabinetten gebadet“<br />

werden könne: Er bot den <strong>Freiburger</strong>n<br />

auch an, „Bäder in jede Privatwohnung –<br />

d.h. ein vollständiges Bad (warmes und kaltes Wasser und der hiezu nöthigen Wannen) – auf<br />

vorherige Bestellung verbringen lassen zu können“. Ein Monat später offerierte Mentele diesen<br />

erstaunlichen Service erneut: „Auf Bestellung versendet das Marien-Bad Bäder in jede Privat-<br />

Wohnung. Ein einzelnes Bad mit Wanne 49 kr. Abonnements á 5 Bäder fl. 3,30 kr.“ Man muss ich<br />

das vorstellen: Da wuchteten s<strong>eine</strong> Angestellten die Wannen und das Wasser durch die Straßen in<br />

die Häuser.<br />

Am 20. Januar 1869 bot Franz Mentele s<strong>eine</strong>n Kunden in der <strong>Freiburger</strong> Zeitung“ erstmals an, „die Bäder in<br />

jede Privatwohnung verbringen“ zu lassen, also Wanner samt warmem und kaltem Wasser.<br />

Konnte in s<strong>eine</strong>m Badhaus anfangs nur am Mittwoch und Donnerstag gebadet werden, so öffnete<br />

er von April 1869 an s<strong>eine</strong> Badezellen täglich.<br />

1


Von April 1869 an öffnete<br />

Franz Mentele s<strong>eine</strong> Bade-<br />

Anstalt nun täglich – und er<br />

ließ in der „<strong>Freiburger</strong><br />

Zeitung“ auch s<strong>eine</strong> erste<br />

Preisliste abdrucken.<br />

Bedienung war in den Preisen<br />

inbegriffen.<br />

<strong>Das</strong> <strong>Marienbad</strong> entwickelte sich mit<br />

den Jahren offensichtlich ganz gut –<br />

das Angebot, Badewannen samt<br />

Wasser frei Haus zu liefern, tauchte<br />

aber nicht mehr auf.<br />

Am 25. Juni 1876 breitete Franz<br />

Mentele in der „<strong>Freiburger</strong> Zeitung“<br />

sein gewachsenes Angebot aus.<br />

Neben normalen Bädern und Dusche<br />

gab es bei ihm „Sool-, Koch- und<br />

Seesalz-, Kreuznacher-, Mutterlaugen-<br />

, Fichten-Nadeln sowie alle<br />

künstlichen Mineral-Bäder“ im<br />

Angebot und das „pünktlich nach<br />

ärztlicher Verordnung hergerichtet“.<br />

Nach dem Tod von Franz Mentele<br />

suchte s<strong>eine</strong> Witwe im Februar<br />

1890 in der „<strong>Freiburger</strong> Zeitung“<br />

<strong>eine</strong>n Käufer für die Bade-Anstalt –<br />

und fand ihn im April 1890 in Felix<br />

Thomas.<br />

Um die Jahreswende 1890 herum muss Franz Mentele gestorben sein. S<strong>eine</strong> Witwe traute sich die<br />

Fortführung der Badeanstalt wohl nicht zu. Im Februar 1890 suchte sie per Inserat in der<br />

„<strong>Freiburger</strong> Zeitung“ <strong>eine</strong>n Käufer und Nachfolger für das Bad samt dem großen Garten. Bereits am<br />

2. April 1890 verkündete Felix Thoma, der neue Besitzer, die Eröffnung des von ihm erworbenen<br />

2


Badehauses. Der Glasermeister hatte für das Grundstück und die gesamten Badeeinrichtung<br />

72.000 Mark bezahlt.<br />

Felix Thoma sen. konnte das<br />

<strong>Marienbad</strong> selbst nur vier<br />

Jahre führen. Nach s<strong>eine</strong>m<br />

Tode 1894 übernahm sein<br />

Sohn Felix Thoma, ebenfalls<br />

Glasermeister, die Bade-<br />

Anstalt.<br />

„Der Erbe wollte das Bad in<br />

s<strong>eine</strong>r damaligen Einfachheit<br />

nicht lange mehr weiter<br />

führen; denn es schien ihm<br />

nicht mehr den<br />

In den wärmeren Jahreszeiten, also von April bis Oktober, war das<br />

Zeitverhältnissen zu<br />

Marienabd länger geöffnet. Am Angebot änderte Felix Thoma sen.<br />

entsprechen. Jetzt ist aus dem offenichtlich wenig, wie diese Anzeige vom 17. April 1892 in der<br />

„<strong>Freiburger</strong> Zeitung“ offenbarte.<br />

bescheidenen Bad-Hause <strong>eine</strong><br />

prächtige Anstalt geworden“, so berichtete Ad. P. am 4. Februar 1900 in der „<strong>Freiburger</strong> Zeitung“.<br />

Vor der offiziellen Eröffnung des neuen <strong>Marienbad</strong>s nahm Felix Thoma den Journalisten der<br />

„<strong>Freiburger</strong> Zeitung“ mit zu <strong>eine</strong>m Rundgang durch das Gebäude. Wir zitieren aus s<strong>eine</strong>m Bericht:<br />

„Tritt man durch die Gartenpforte des Anwesens Marienstraße 4, so bedauert man, daß das<br />

Vorderhaus die neue Badeanstalt nahezu verdeckt … So aber sieht man nur den rechten Flügel des<br />

Bades. Dieser trägt in der Höhe des zweiten Stockes in goldenen Lettern den Namen des Hauses:<br />

<strong>Marienbad</strong>, umgeben von sinnreichen architektonischem Zierrath.“<br />

Die offizielle Eröffnungsanzeige für das neue <strong>Marienbad</strong> vom 10.<br />

Februar 1900 in der „<strong>Freiburger</strong> Zeitung“.<br />

„Im Vorraum“, so heißt es<br />

weiter, „ziehen uns reizvolle<br />

Reliefs an, die unter der<br />

künstlerischen Hand des Herrn<br />

Bildhauers Seitz entstanden<br />

sind und Momente aus dem<br />

Badeleben wiedergeben. Hier<br />

werden die Karten an der Kasse<br />

gelöst und von hier aus begibt<br />

man sich in sein Bad. Wir<br />

betreten zuerst die schöne<br />

Schwimmhalle: Es ist dies ein in<br />

lichten Farbentönen gehaltener<br />

heller und luftiger Raum, wohl<br />

der freundlichste im ganzen<br />

Hause. Unten sind an zwei<br />

Seiten 19 Auskleide-Stände –<br />

einfache Kabinen mit Spiegel<br />

und verschließbaren Kästchen –<br />

und oben, auf der mit<br />

kunstvollem Geländer<br />

umgebenen Gallerie, sind 45<br />

3


Nur wenige Monate nach der Eröffnung des neuen <strong>Marienbad</strong>s kursierte schon <strong>eine</strong> Ansichtskarte, auf der<br />

die prachtvolle Bade-Anstalt im Detail zu sehen ist.<br />

Abbildung: alt-freiburg.de<br />

offene Stände. Hat sich der Badlustige vorbereitet (er kann dies an mancherlei<br />

Abkühlungsapparaten thun), so steigt er in das 136 qm große Bassin, wenn er anders nicht vom<br />

Sprungbrett aus den Weg ins nasse Element wagt. Die Wassertiefe des mit blauen Platten<br />

ausgemauerten Bassins beginnt mit 1 Meter und mißt an der tiefsten Stelle 2,40 Meter. Ein<br />

weitrachiger Delphin speit das temperierte Wasser in den Behälter und <strong>eine</strong> besonder Vorrichtung<br />

sorgt für Erhaltung r<strong>eine</strong>n Wassers; am Freitag hatte es 17 Grad Wärme. Stehen wir auf der<br />

Gallerie, so bietet sich uns ein freundlicher Anblick dar: unten <strong>eine</strong> leicht gekräuselte bläuliche<br />

Wasserfluth und über uns ein blaugrüne Glaskoppel, die ein gedämpftes Licht hereinläßt.“<br />

Im Keller der Bade-Anstalt war das Hundebad<br />

untergebracht, wie die Anzeige vom 17. März 1900<br />

in der „<strong>Freiburger</strong> Zeitung“ kundtat.<br />

Rheumakranken, so wird berichtet, stand damals<br />

ein Aufzug zur Verfügung. Es gab <strong>eine</strong>n<br />

Duschraum und Badezellen der ersten und<br />

zweiten Klasse. Im 2. Stock, liest man, „reihen<br />

sich demn medizinischen Bädern das Dampf- und<br />

Heißluftbad an: dieses beginnt mit mit dem<br />

Auskleide- und Ruheraum, enthaltend sechs<br />

getrennte hohe luftige Zellen. Zwei<br />

Heißluftzimmer mit bildnerischem Schmuck<br />

folgen dem Douchesaal, dem Massage-Zimmer,<br />

dem Dampf-Raum, dem Schwitzkasten- und dem<br />

Abkühlungszimmer. Aus diesem Raum führt ein direkter Weg ins Schwimmbad.“ Im Stockwerk<br />

darüber gab es die Maschinisten-Wohnung, das Inhalationszimmer, ein Ruhezimmer und die<br />

Hauptwäscheausgabe. Unterm Dach dann zwei Wasser-Reservoire von je 10 Kubikmeter für heißes<br />

und kaltes Wasser.<br />

4


Im Kesselhaus im Keller<br />

befand sich der Pulsometer,<br />

der das Wasser aus dem<br />

Boden pumpte, das von der<br />

Dreisam und vom Schlossberg<br />

zufloss: „Sollte die Quelle<br />

versiechen, so steht dem Bad<br />

die städtische Wasserleitung<br />

zur Verfügung“. Im<br />

Akkumulatorenraum im<br />

Souterrain gab es ungezählte<br />

Batterien, daneben war das<br />

Kohlenlager und „das für sich<br />

abgeschlossene Hundebad“.<br />

Der Journalist der FZ zeigte<br />

sich besonders von der<br />

„Musterhaften Reinlichkeit<br />

und Ordnung“ in dem<br />

Badgebäude angetan, das<br />

nach Plänen des in Freiburg<br />

vielbeschäftgten Architekten<br />

Joseph Ruh in zwei Jahren<br />

errichtete wurde. 155<br />

elektrische Glüh- und zwei<br />

Bogenlampen erhellten die<br />

Räume, die „allen<br />

zeitgemäßen Anforderungen“<br />

entsprachen. Auch für die Beund<br />

Entlüftung war gesorgt.<br />

Der damaligen Zeit<br />

entsprechend war das<br />

<strong>Marienbad</strong> eher ein<br />

Männerbad. „Für Damen<br />

stehen die Schwimmhalle, die<br />

Heißluft- und Dampfbäder am<br />

Montag- und Freitag-<br />

Vormittag zur Verfügung“,<br />

liest man. Die Dauer <strong>eine</strong>s<br />

Bads in der Schwimmhalle<br />

betrug „einschließlich Ausund<br />

Ankleiden für Herren 30<br />

Minuten, für Damen 45<br />

Minuten“.<br />

Zur Eröffnung am 15. Februar 1900 konnten die <strong>Freiburger</strong> in dieser<br />

Anzeige in der „<strong>Freiburger</strong> Zeitung“ die Tarife bis ins kleinste Detail<br />

studieren. Selbst für die Besichtigung der neuen Einrichtung wurde<br />

kassiert.<br />

Es war nun nicht so, dass das<br />

<strong>Marienbad</strong> die erste und einzige Bade-Anstalt in jener Zeit in Freiburg war. Noch früher als das<br />

<strong>Marienbad</strong> eröffnete die Wirtschaft „Zum Pfauen“ ihre Badestuben für das nach Reinlichkeit<br />

strebende <strong>Freiburger</strong> Publikum. So warb der „Pfauen“ bereits im Mai 1861 in der „<strong>Freiburger</strong><br />

5


Zeitung“ für s<strong>eine</strong> „Bad-<br />

Anstalt“. Mit Unterbrechung<br />

Mitte der 1870er Jahre<br />

bestand die Bade-Gelegenheit<br />

bis etwa 1900 – vielleicht<br />

bedeutete die Eröffnung des<br />

neuen <strong>Marienbad</strong>s im selben<br />

Jahr hier das Ende.<br />

Noch ein Jahr früher als der<br />

„Pfauen“ war im Mai 1860<br />

Ernst Müller mit s<strong>eine</strong>m<br />

„Bädle“ in der Kartäuserstraße<br />

dran. Der „Badwirth“ Müller bot in s<strong>eine</strong>r Eröffnungsanzeige<br />

(rechts) sein täglich geöffnetes „russisches Dampf- und<br />

Douchebad“ an und für Donnerstag und Sonntag s<strong>eine</strong><br />

„Schröpfbäder“. Wie lange Ernst Müller sein Bad betrieb, ist<br />

unklar, die letzte Anzeige in m<strong>eine</strong>m Archiv ist von 1866.<br />

Noch früher als das <strong>Marienbad</strong> bot die Wirtschaft „Zum Pfauen“ am Ende der<br />

Friedrichstraße Bade-Gelegenheiten fü die Freiburg an, wie diese Anzeige vom<br />

25. Mai 1861 in der „<strong>Freiburger</strong> Zeitung“ dokumentiert.<br />

Auch das Mineral-Bad in Littenweiler gehörte zur Konkurrenz des<br />

<strong>Marienbad</strong>s. Hier die Eröffnungsanzeige vom 12. Mai 1860 in der<br />

„<strong>Freiburger</strong> Zeitung“. Carl Hensler betrieb das Bad bis 1873, dann<br />

übernahm es ein Dr. Müller.<br />

Die Eröffnungsanzeige von Ernst<br />

Müllers „Bädle“ in der<br />

Kartäuserstraße, veröffentlich am 8.<br />

Mai 1860 in der „<strong>Freiburger</strong><br />

Zeitung“.<br />

Nur vier Tage später als Müller<br />

verkündete am 12. Mai 1860 Carl<br />

Hensler die Eröffnung des<br />

Mineral-Bads Littenweiler, in<br />

dem er gleich den Nahverkehr<br />

von Freiburg her mit dem<br />

„Omnibus“, nichts anderes als<br />

<strong>eine</strong> Pferdebahn, organisierte.<br />

Die Bade-Anstalt mit dem<br />

Restaurant wurde danach zu<br />

<strong>eine</strong>r Attraktion, die auch die<br />

„<strong>Freiburger</strong> Zeitung“ zu rühmen<br />

wusste.<br />

„<strong>Das</strong> dreistöckige Hauptgebäude, in großartigem Style erbaut“ – so<br />

pries die „<strong>Freiburger</strong> Zeitung“ schon 1863 die Baulichkeiten des<br />

Mineralbads in Littenweiler und die großartige „Aus- und Rundsicht“.<br />

Abbildung: alt-freiburg.de<br />

So schrieb sie am 14. Juni 1863:<br />

„Die aufmerksame und gefällige<br />

Behandlung und Bedienung, die<br />

6


der Badgast hier findet, der treffliche Tisch und die Wohlfeilheit und vorzügliche Beschaffenheit<br />

aller Lebensbedürfnisse machen in Verbindung mit der landschaftlichen Schönheit der Umgebung<br />

den hiesigen Aufenthalt zum angenehmsten und Jedem, der an Gicht, Rheumatismus und<br />

verwandten Uebeln leidet, ist der Besuch des Bades Littenweiler umso mehr zu empfehlen, als hier<br />

schon zahlreiche und merkwürdige Kuren derartiger Krankheiten gemacht wurden“. <strong>Das</strong> Wort<br />

„merkwürdig“ hatte damals ganz sicher <strong>eine</strong> andere Bedeutung …<br />

Die später „Stahlbad“ genannte<br />

Institution existierte - in immer<br />

kl<strong>eine</strong>r werdenden Umfang und<br />

sinkender Bedeutung - bis 2009.<br />

Mit dieser Anzeige in der „<strong>Freiburger</strong> Zeitung“ eröffnete Max Daniel<br />

Lasker am 25. Mai 1891 s<strong>eine</strong> „Kuranstalt Rebhaus“, die für<br />

Badefreunde ein breites Sortiment an Leistungen anbot.<br />

Seit 1841 gibt es das Heim’sche Schwimmbad. Anfangs ein reienes<br />

Männerbad, wurde 1886 ein separates Damenschwimmbad<br />

hinzugefügt, das auch über Einzelbäder verfügte. Hier <strong>eine</strong> Anzeige<br />

vom Mai 1888 in der „<strong>Freiburger</strong> Zeitung“.<br />

Da war die „Kuranstalt Rebhaus“<br />

schon lange Geschichte. Sie hatte<br />

der 1827 in Posen geborene<br />

jüdische Lederfabrikant Max<br />

Daniel Lasker 1891 in der<br />

Wonnhalde im Süden Freiburgs<br />

errichtet. Zuvor ließ er das<br />

Wasser des Hölderlebachs<br />

untersuchen, ob es für s<strong>eine</strong><br />

Zwecke geeignet ist. Und er<br />

musste auch noch die Bedenken<br />

des Besitzer des Heim’schen<br />

Damenschwimmbads (des<br />

heutigen Lorettobads)<br />

überwinden, der sein Wasser ja<br />

auch aus dem Hölderlebach<br />

bezog.<br />

1891 gegründet, befand<br />

sich die „Kuranstalt<br />

Rebhaus“ zuerst in der<br />

Villa der Familie Lasker<br />

(links), wo auch die<br />

ersten Kurgäste<br />

untergebracht wurden.<br />

Im Lauf der Jahre bis<br />

etwa 1900 folgten dann<br />

das Badehaus (im<br />

Vordergrund) und<br />

andere Einrichtungen für<br />

den Kur- und<br />

Badebetrieb. Abbildung:<br />

akpool.de<br />

7


Die 1902 errichtete Glashalle wurde zum Treffpunkt vieler Ausflügler, die dort nicht nur an den<br />

Sonntagen ihren Kaffee und Kuchen einnahmen und die schöne Aussicht Richtung Günterstal<br />

genossengenossen. Oft gab es dazu noch ein Konzert zu hören. Abbildung: <strong>Freiburger</strong> Almanach<br />

Die „Kuranstalt Rebhaus“, von Anfang an professionell, auch mit ausgezeichnetem medizinischen<br />

Personal, geführt, hatte die Voraussetzungen, um aus Freiburg <strong>eine</strong> Kurstadt zu machen – wenn<br />

das Sanatorium, Kurhotel und Restaurant nicht in jüdischem Besitz gewesen wäre. Den Ersten<br />

Weltkrieg, die Inflation und auch die Wirtschaftskrise Ende der 20er Jahre (letztere schon nur mit<br />

Mühe) überstand es noch, die Nachkommen von Max Daniel Lasker planten 1932 sogar noch, ein<br />

„Park-Familienbad“ in der Wonnhalde anzulegen, doch mit der Machtübernahme der Nazis<br />

wurden all diese Pläne Makulatur. Die jüdische Familie musste sich ins Ausland retten, die Anlage,<br />

ohne die vielen jüdischen Gäste nicht mehr zu halten, wurde zerteilt und verscherbelt. Als Bade-<br />

Anstalt wurden die Gebäude nicht mehr genutzt.<br />

Doch zurück zum <strong>Marienbad</strong>, das im Februar 1900 neu eröffnet wurde. Im Mai 1901 befasste sich<br />

die Stadtverordnetenversammlung mit dem Bad. Oberbürgermeister Otto Winterer hatten <strong>eine</strong>n<br />

Zuschuss von 4.000 Mark in den Etatentwurf gestellt – und dies, obwohl der Stadtrat, wie er sagte,<br />

„in Anbetracht des später kommenden städtischen Bades nicht für das <strong>Marienbad</strong> gewesen“ sei.<br />

Winterer hielt dagegen, dass das <strong>Marienbad</strong> „zur Zeit über <strong>eine</strong> Kalamität hinweg“ helfe. Damit<br />

das Bad erhalten bleibe, habe der Stadtrat „die einmalige Gewährung <strong>eine</strong>r Subvention dem<br />

Bürgerausschuss gegenüber vertreten zu können geglaubt“. Mit dem Bad sei zweifellos ein<br />

öffentliches Interesse verbunden.<br />

Was das von Winterer angesprochene städtische Bad angeht, so meinte dieser, das Bad werde,<br />

„sobald es die Verhältnisse erlaubten, in Angriff genommen werden“. Indessen werde auch <strong>eine</strong><br />

eigene Badeanstalt „im Anfange <strong>eine</strong> noch weit größere Subvention erfordern“.<br />

8


<strong>Das</strong> mit vielen<br />

Vorschusslorbeeren bedachte<br />

<strong>Marienbad</strong> ließ sich auch gut<br />

an. Die „<strong>Freiburger</strong> Zeitung“,<br />

die das Projekt von Kräften<br />

förderte, veröffentlichte nach<br />

<strong>eine</strong>m halben Jahr <strong>eine</strong> Bilanz<br />

der Nutzer des <strong>Marienbad</strong>s.<br />

Doch die Erfolgsmeldungen<br />

wurden spärlicher und<br />

verstummten dann ganz.<br />

Im Mai 1914 klagte Badbetreiber<br />

Felix Thoma<br />

öffentlich in der „<strong>Freiburger</strong><br />

Zeitung“, dass die <strong>Freiburger</strong><br />

Damen da von ihm erweiterte<br />

Stunden-Kontingent am<br />

Montag-Nachmittag nicht<br />

ausgenutzt hätten: „Der<br />

Besuch seitens im Berufe<br />

stehender eifriger<br />

Schwimmerinnen betrug 4<br />

Damen für den Nachmittag,<br />

fürwelche dann jedesmal ca. 50<br />

Herren fortgeschickt werden<br />

mussten“.<br />

Am 22. August 1900 veröffentlichte die „<strong>Freiburger</strong> Zeitung“ diese<br />

Bilanz des Bad-Besuchs in den erste sechs Monaten. Fats 2.800 Kilo<br />

Badesalz wurden ausgegeben, erfuhren die Freiburg – und auch 60<br />

Hunde wurden gebadet.<br />

Rentabel , so liest man im wikipedia-Beitrag über das<br />

<strong>Marienbad</strong>, konnte das Bad nicht geführt werden, so<br />

wurde es 1924 von der Stadt Freiburg übernommen,<br />

nachdem es zuvor bereits stark von der Stadt<br />

subventioniert worden war. 1938 wurde das<br />

<strong>Marienbad</strong> um die Große Halle erweitert und erhielt<br />

ein zweites, größeres Becken. Diese Große Halle<br />

dient seit 1997 mit ihren knapp 400 m² Fläche und<br />

<strong>eine</strong>r umlaufenden Galerie heute dem Kunstverein<br />

Freiburg als Sitz und Ausstellungshalle. <strong>Das</strong> kl<strong>eine</strong>re<br />

Becken wurde während des Zweiten Weltkriegs<br />

überwiegend von Soldaten genutzt.<br />

<strong>Das</strong> Bad wurde Anfang der 1970er Jahre geschlossen<br />

und diente danach <strong>eine</strong>r Theatertruppe als<br />

Spielstätte. Auf Grund von Protesten wurde 1984<br />

Am 7. Mai 1914 beschwerte sich Felix<br />

Thoma in der „<strong>Freiburger</strong> Zeitung“ über das<br />

mangelnde Interesse der <strong>Freiburger</strong> Frauen<br />

an s<strong>eine</strong>m Schwimmbad.<br />

nochmals der Badebetrieb aufgenommen und im folgenden Jahr wieder eingestellt. Seit 1989 wird<br />

es endgültig als Theater genutzt. Große Teile des Gebäudes stehen unter Denkmalschutz und<br />

werden während des laufenden Spielbetriebs gepflegt und in Stand gehalten.<br />

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