Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Die Geschichte des <strong>Freiburger</strong> <strong>Marienbad</strong>s:<br />
Anfangs gab es Badewannen samt Wasser frei Haus<br />
Eröffnet wurde es im Jahr 1867 – 1900 war dann das neue Bade-Haus fertig<br />
Von Bernd Serger<br />
Diese Anzeige vom 1. Dezember 1868 in der „<strong>Freiburger</strong><br />
Zeitung“ war <strong>eine</strong> der ersten, in denen Franz Mentele auf<br />
s<strong>eine</strong> Badeanstalt und sein Angebot aufmerksam machte.<br />
<strong>Das</strong> alte <strong>Marienbad</strong> - so genannt, weil es<br />
an der Marienstraße liegt – wurde im<br />
Jahr 1867 gegründet und vom damaligen<br />
Besitzer, Franz Mentele, bis zum Jahr<br />
1890 geführt. Mentele hatte zum Teil<br />
kuriose Ideen, um sein Geschäft<br />
anzukurbeln.<br />
So teilte er im Januar 1869 in der<br />
„<strong>Freiburger</strong> Zeitung“ den Lesern per<br />
Anzeige mit, dass nicht nur in s<strong>eine</strong>m<br />
Haus „in geheizten Cabinetten gebadet“<br />
werden könne: Er bot den <strong>Freiburger</strong>n<br />
auch an, „Bäder in jede Privatwohnung –<br />
d.h. ein vollständiges Bad (warmes und kaltes Wasser und der hiezu nöthigen Wannen) – auf<br />
vorherige Bestellung verbringen lassen zu können“. Ein Monat später offerierte Mentele diesen<br />
erstaunlichen Service erneut: „Auf Bestellung versendet das Marien-Bad Bäder in jede Privat-<br />
Wohnung. Ein einzelnes Bad mit Wanne 49 kr. Abonnements á 5 Bäder fl. 3,30 kr.“ Man muss ich<br />
das vorstellen: Da wuchteten s<strong>eine</strong> Angestellten die Wannen und das Wasser durch die Straßen in<br />
die Häuser.<br />
Am 20. Januar 1869 bot Franz Mentele s<strong>eine</strong>n Kunden in der <strong>Freiburger</strong> Zeitung“ erstmals an, „die Bäder in<br />
jede Privatwohnung verbringen“ zu lassen, also Wanner samt warmem und kaltem Wasser.<br />
Konnte in s<strong>eine</strong>m Badhaus anfangs nur am Mittwoch und Donnerstag gebadet werden, so öffnete<br />
er von April 1869 an s<strong>eine</strong> Badezellen täglich.<br />
1
Von April 1869 an öffnete<br />
Franz Mentele s<strong>eine</strong> Bade-<br />
Anstalt nun täglich – und er<br />
ließ in der „<strong>Freiburger</strong><br />
Zeitung“ auch s<strong>eine</strong> erste<br />
Preisliste abdrucken.<br />
Bedienung war in den Preisen<br />
inbegriffen.<br />
<strong>Das</strong> <strong>Marienbad</strong> entwickelte sich mit<br />
den Jahren offensichtlich ganz gut –<br />
das Angebot, Badewannen samt<br />
Wasser frei Haus zu liefern, tauchte<br />
aber nicht mehr auf.<br />
Am 25. Juni 1876 breitete Franz<br />
Mentele in der „<strong>Freiburger</strong> Zeitung“<br />
sein gewachsenes Angebot aus.<br />
Neben normalen Bädern und Dusche<br />
gab es bei ihm „Sool-, Koch- und<br />
Seesalz-, Kreuznacher-, Mutterlaugen-<br />
, Fichten-Nadeln sowie alle<br />
künstlichen Mineral-Bäder“ im<br />
Angebot und das „pünktlich nach<br />
ärztlicher Verordnung hergerichtet“.<br />
Nach dem Tod von Franz Mentele<br />
suchte s<strong>eine</strong> Witwe im Februar<br />
1890 in der „<strong>Freiburger</strong> Zeitung“<br />
<strong>eine</strong>n Käufer für die Bade-Anstalt –<br />
und fand ihn im April 1890 in Felix<br />
Thomas.<br />
Um die Jahreswende 1890 herum muss Franz Mentele gestorben sein. S<strong>eine</strong> Witwe traute sich die<br />
Fortführung der Badeanstalt wohl nicht zu. Im Februar 1890 suchte sie per Inserat in der<br />
„<strong>Freiburger</strong> Zeitung“ <strong>eine</strong>n Käufer und Nachfolger für das Bad samt dem großen Garten. Bereits am<br />
2. April 1890 verkündete Felix Thoma, der neue Besitzer, die Eröffnung des von ihm erworbenen<br />
2
Badehauses. Der Glasermeister hatte für das Grundstück und die gesamten Badeeinrichtung<br />
72.000 Mark bezahlt.<br />
Felix Thoma sen. konnte das<br />
<strong>Marienbad</strong> selbst nur vier<br />
Jahre führen. Nach s<strong>eine</strong>m<br />
Tode 1894 übernahm sein<br />
Sohn Felix Thoma, ebenfalls<br />
Glasermeister, die Bade-<br />
Anstalt.<br />
„Der Erbe wollte das Bad in<br />
s<strong>eine</strong>r damaligen Einfachheit<br />
nicht lange mehr weiter<br />
führen; denn es schien ihm<br />
nicht mehr den<br />
In den wärmeren Jahreszeiten, also von April bis Oktober, war das<br />
Zeitverhältnissen zu<br />
Marienabd länger geöffnet. Am Angebot änderte Felix Thoma sen.<br />
entsprechen. Jetzt ist aus dem offenichtlich wenig, wie diese Anzeige vom 17. April 1892 in der<br />
„<strong>Freiburger</strong> Zeitung“ offenbarte.<br />
bescheidenen Bad-Hause <strong>eine</strong><br />
prächtige Anstalt geworden“, so berichtete Ad. P. am 4. Februar 1900 in der „<strong>Freiburger</strong> Zeitung“.<br />
Vor der offiziellen Eröffnung des neuen <strong>Marienbad</strong>s nahm Felix Thoma den Journalisten der<br />
„<strong>Freiburger</strong> Zeitung“ mit zu <strong>eine</strong>m Rundgang durch das Gebäude. Wir zitieren aus s<strong>eine</strong>m Bericht:<br />
„Tritt man durch die Gartenpforte des Anwesens Marienstraße 4, so bedauert man, daß das<br />
Vorderhaus die neue Badeanstalt nahezu verdeckt … So aber sieht man nur den rechten Flügel des<br />
Bades. Dieser trägt in der Höhe des zweiten Stockes in goldenen Lettern den Namen des Hauses:<br />
<strong>Marienbad</strong>, umgeben von sinnreichen architektonischem Zierrath.“<br />
Die offizielle Eröffnungsanzeige für das neue <strong>Marienbad</strong> vom 10.<br />
Februar 1900 in der „<strong>Freiburger</strong> Zeitung“.<br />
„Im Vorraum“, so heißt es<br />
weiter, „ziehen uns reizvolle<br />
Reliefs an, die unter der<br />
künstlerischen Hand des Herrn<br />
Bildhauers Seitz entstanden<br />
sind und Momente aus dem<br />
Badeleben wiedergeben. Hier<br />
werden die Karten an der Kasse<br />
gelöst und von hier aus begibt<br />
man sich in sein Bad. Wir<br />
betreten zuerst die schöne<br />
Schwimmhalle: Es ist dies ein in<br />
lichten Farbentönen gehaltener<br />
heller und luftiger Raum, wohl<br />
der freundlichste im ganzen<br />
Hause. Unten sind an zwei<br />
Seiten 19 Auskleide-Stände –<br />
einfache Kabinen mit Spiegel<br />
und verschließbaren Kästchen –<br />
und oben, auf der mit<br />
kunstvollem Geländer<br />
umgebenen Gallerie, sind 45<br />
3
Nur wenige Monate nach der Eröffnung des neuen <strong>Marienbad</strong>s kursierte schon <strong>eine</strong> Ansichtskarte, auf der<br />
die prachtvolle Bade-Anstalt im Detail zu sehen ist.<br />
Abbildung: alt-freiburg.de<br />
offene Stände. Hat sich der Badlustige vorbereitet (er kann dies an mancherlei<br />
Abkühlungsapparaten thun), so steigt er in das 136 qm große Bassin, wenn er anders nicht vom<br />
Sprungbrett aus den Weg ins nasse Element wagt. Die Wassertiefe des mit blauen Platten<br />
ausgemauerten Bassins beginnt mit 1 Meter und mißt an der tiefsten Stelle 2,40 Meter. Ein<br />
weitrachiger Delphin speit das temperierte Wasser in den Behälter und <strong>eine</strong> besonder Vorrichtung<br />
sorgt für Erhaltung r<strong>eine</strong>n Wassers; am Freitag hatte es 17 Grad Wärme. Stehen wir auf der<br />
Gallerie, so bietet sich uns ein freundlicher Anblick dar: unten <strong>eine</strong> leicht gekräuselte bläuliche<br />
Wasserfluth und über uns ein blaugrüne Glaskoppel, die ein gedämpftes Licht hereinläßt.“<br />
Im Keller der Bade-Anstalt war das Hundebad<br />
untergebracht, wie die Anzeige vom 17. März 1900<br />
in der „<strong>Freiburger</strong> Zeitung“ kundtat.<br />
Rheumakranken, so wird berichtet, stand damals<br />
ein Aufzug zur Verfügung. Es gab <strong>eine</strong>n<br />
Duschraum und Badezellen der ersten und<br />
zweiten Klasse. Im 2. Stock, liest man, „reihen<br />
sich demn medizinischen Bädern das Dampf- und<br />
Heißluftbad an: dieses beginnt mit mit dem<br />
Auskleide- und Ruheraum, enthaltend sechs<br />
getrennte hohe luftige Zellen. Zwei<br />
Heißluftzimmer mit bildnerischem Schmuck<br />
folgen dem Douchesaal, dem Massage-Zimmer,<br />
dem Dampf-Raum, dem Schwitzkasten- und dem<br />
Abkühlungszimmer. Aus diesem Raum führt ein direkter Weg ins Schwimmbad.“ Im Stockwerk<br />
darüber gab es die Maschinisten-Wohnung, das Inhalationszimmer, ein Ruhezimmer und die<br />
Hauptwäscheausgabe. Unterm Dach dann zwei Wasser-Reservoire von je 10 Kubikmeter für heißes<br />
und kaltes Wasser.<br />
4
Im Kesselhaus im Keller<br />
befand sich der Pulsometer,<br />
der das Wasser aus dem<br />
Boden pumpte, das von der<br />
Dreisam und vom Schlossberg<br />
zufloss: „Sollte die Quelle<br />
versiechen, so steht dem Bad<br />
die städtische Wasserleitung<br />
zur Verfügung“. Im<br />
Akkumulatorenraum im<br />
Souterrain gab es ungezählte<br />
Batterien, daneben war das<br />
Kohlenlager und „das für sich<br />
abgeschlossene Hundebad“.<br />
Der Journalist der FZ zeigte<br />
sich besonders von der<br />
„Musterhaften Reinlichkeit<br />
und Ordnung“ in dem<br />
Badgebäude angetan, das<br />
nach Plänen des in Freiburg<br />
vielbeschäftgten Architekten<br />
Joseph Ruh in zwei Jahren<br />
errichtete wurde. 155<br />
elektrische Glüh- und zwei<br />
Bogenlampen erhellten die<br />
Räume, die „allen<br />
zeitgemäßen Anforderungen“<br />
entsprachen. Auch für die Beund<br />
Entlüftung war gesorgt.<br />
Der damaligen Zeit<br />
entsprechend war das<br />
<strong>Marienbad</strong> eher ein<br />
Männerbad. „Für Damen<br />
stehen die Schwimmhalle, die<br />
Heißluft- und Dampfbäder am<br />
Montag- und Freitag-<br />
Vormittag zur Verfügung“,<br />
liest man. Die Dauer <strong>eine</strong>s<br />
Bads in der Schwimmhalle<br />
betrug „einschließlich Ausund<br />
Ankleiden für Herren 30<br />
Minuten, für Damen 45<br />
Minuten“.<br />
Zur Eröffnung am 15. Februar 1900 konnten die <strong>Freiburger</strong> in dieser<br />
Anzeige in der „<strong>Freiburger</strong> Zeitung“ die Tarife bis ins kleinste Detail<br />
studieren. Selbst für die Besichtigung der neuen Einrichtung wurde<br />
kassiert.<br />
Es war nun nicht so, dass das<br />
<strong>Marienbad</strong> die erste und einzige Bade-Anstalt in jener Zeit in Freiburg war. Noch früher als das<br />
<strong>Marienbad</strong> eröffnete die Wirtschaft „Zum Pfauen“ ihre Badestuben für das nach Reinlichkeit<br />
strebende <strong>Freiburger</strong> Publikum. So warb der „Pfauen“ bereits im Mai 1861 in der „<strong>Freiburger</strong><br />
5
Zeitung“ für s<strong>eine</strong> „Bad-<br />
Anstalt“. Mit Unterbrechung<br />
Mitte der 1870er Jahre<br />
bestand die Bade-Gelegenheit<br />
bis etwa 1900 – vielleicht<br />
bedeutete die Eröffnung des<br />
neuen <strong>Marienbad</strong>s im selben<br />
Jahr hier das Ende.<br />
Noch ein Jahr früher als der<br />
„Pfauen“ war im Mai 1860<br />
Ernst Müller mit s<strong>eine</strong>m<br />
„Bädle“ in der Kartäuserstraße<br />
dran. Der „Badwirth“ Müller bot in s<strong>eine</strong>r Eröffnungsanzeige<br />
(rechts) sein täglich geöffnetes „russisches Dampf- und<br />
Douchebad“ an und für Donnerstag und Sonntag s<strong>eine</strong><br />
„Schröpfbäder“. Wie lange Ernst Müller sein Bad betrieb, ist<br />
unklar, die letzte Anzeige in m<strong>eine</strong>m Archiv ist von 1866.<br />
Noch früher als das <strong>Marienbad</strong> bot die Wirtschaft „Zum Pfauen“ am Ende der<br />
Friedrichstraße Bade-Gelegenheiten fü die Freiburg an, wie diese Anzeige vom<br />
25. Mai 1861 in der „<strong>Freiburger</strong> Zeitung“ dokumentiert.<br />
Auch das Mineral-Bad in Littenweiler gehörte zur Konkurrenz des<br />
<strong>Marienbad</strong>s. Hier die Eröffnungsanzeige vom 12. Mai 1860 in der<br />
„<strong>Freiburger</strong> Zeitung“. Carl Hensler betrieb das Bad bis 1873, dann<br />
übernahm es ein Dr. Müller.<br />
Die Eröffnungsanzeige von Ernst<br />
Müllers „Bädle“ in der<br />
Kartäuserstraße, veröffentlich am 8.<br />
Mai 1860 in der „<strong>Freiburger</strong><br />
Zeitung“.<br />
Nur vier Tage später als Müller<br />
verkündete am 12. Mai 1860 Carl<br />
Hensler die Eröffnung des<br />
Mineral-Bads Littenweiler, in<br />
dem er gleich den Nahverkehr<br />
von Freiburg her mit dem<br />
„Omnibus“, nichts anderes als<br />
<strong>eine</strong> Pferdebahn, organisierte.<br />
Die Bade-Anstalt mit dem<br />
Restaurant wurde danach zu<br />
<strong>eine</strong>r Attraktion, die auch die<br />
„<strong>Freiburger</strong> Zeitung“ zu rühmen<br />
wusste.<br />
„<strong>Das</strong> dreistöckige Hauptgebäude, in großartigem Style erbaut“ – so<br />
pries die „<strong>Freiburger</strong> Zeitung“ schon 1863 die Baulichkeiten des<br />
Mineralbads in Littenweiler und die großartige „Aus- und Rundsicht“.<br />
Abbildung: alt-freiburg.de<br />
So schrieb sie am 14. Juni 1863:<br />
„Die aufmerksame und gefällige<br />
Behandlung und Bedienung, die<br />
6
der Badgast hier findet, der treffliche Tisch und die Wohlfeilheit und vorzügliche Beschaffenheit<br />
aller Lebensbedürfnisse machen in Verbindung mit der landschaftlichen Schönheit der Umgebung<br />
den hiesigen Aufenthalt zum angenehmsten und Jedem, der an Gicht, Rheumatismus und<br />
verwandten Uebeln leidet, ist der Besuch des Bades Littenweiler umso mehr zu empfehlen, als hier<br />
schon zahlreiche und merkwürdige Kuren derartiger Krankheiten gemacht wurden“. <strong>Das</strong> Wort<br />
„merkwürdig“ hatte damals ganz sicher <strong>eine</strong> andere Bedeutung …<br />
Die später „Stahlbad“ genannte<br />
Institution existierte - in immer<br />
kl<strong>eine</strong>r werdenden Umfang und<br />
sinkender Bedeutung - bis 2009.<br />
Mit dieser Anzeige in der „<strong>Freiburger</strong> Zeitung“ eröffnete Max Daniel<br />
Lasker am 25. Mai 1891 s<strong>eine</strong> „Kuranstalt Rebhaus“, die für<br />
Badefreunde ein breites Sortiment an Leistungen anbot.<br />
Seit 1841 gibt es das Heim’sche Schwimmbad. Anfangs ein reienes<br />
Männerbad, wurde 1886 ein separates Damenschwimmbad<br />
hinzugefügt, das auch über Einzelbäder verfügte. Hier <strong>eine</strong> Anzeige<br />
vom Mai 1888 in der „<strong>Freiburger</strong> Zeitung“.<br />
Da war die „Kuranstalt Rebhaus“<br />
schon lange Geschichte. Sie hatte<br />
der 1827 in Posen geborene<br />
jüdische Lederfabrikant Max<br />
Daniel Lasker 1891 in der<br />
Wonnhalde im Süden Freiburgs<br />
errichtet. Zuvor ließ er das<br />
Wasser des Hölderlebachs<br />
untersuchen, ob es für s<strong>eine</strong><br />
Zwecke geeignet ist. Und er<br />
musste auch noch die Bedenken<br />
des Besitzer des Heim’schen<br />
Damenschwimmbads (des<br />
heutigen Lorettobads)<br />
überwinden, der sein Wasser ja<br />
auch aus dem Hölderlebach<br />
bezog.<br />
1891 gegründet, befand<br />
sich die „Kuranstalt<br />
Rebhaus“ zuerst in der<br />
Villa der Familie Lasker<br />
(links), wo auch die<br />
ersten Kurgäste<br />
untergebracht wurden.<br />
Im Lauf der Jahre bis<br />
etwa 1900 folgten dann<br />
das Badehaus (im<br />
Vordergrund) und<br />
andere Einrichtungen für<br />
den Kur- und<br />
Badebetrieb. Abbildung:<br />
akpool.de<br />
7
Die 1902 errichtete Glashalle wurde zum Treffpunkt vieler Ausflügler, die dort nicht nur an den<br />
Sonntagen ihren Kaffee und Kuchen einnahmen und die schöne Aussicht Richtung Günterstal<br />
genossengenossen. Oft gab es dazu noch ein Konzert zu hören. Abbildung: <strong>Freiburger</strong> Almanach<br />
Die „Kuranstalt Rebhaus“, von Anfang an professionell, auch mit ausgezeichnetem medizinischen<br />
Personal, geführt, hatte die Voraussetzungen, um aus Freiburg <strong>eine</strong> Kurstadt zu machen – wenn<br />
das Sanatorium, Kurhotel und Restaurant nicht in jüdischem Besitz gewesen wäre. Den Ersten<br />
Weltkrieg, die Inflation und auch die Wirtschaftskrise Ende der 20er Jahre (letztere schon nur mit<br />
Mühe) überstand es noch, die Nachkommen von Max Daniel Lasker planten 1932 sogar noch, ein<br />
„Park-Familienbad“ in der Wonnhalde anzulegen, doch mit der Machtübernahme der Nazis<br />
wurden all diese Pläne Makulatur. Die jüdische Familie musste sich ins Ausland retten, die Anlage,<br />
ohne die vielen jüdischen Gäste nicht mehr zu halten, wurde zerteilt und verscherbelt. Als Bade-<br />
Anstalt wurden die Gebäude nicht mehr genutzt.<br />
Doch zurück zum <strong>Marienbad</strong>, das im Februar 1900 neu eröffnet wurde. Im Mai 1901 befasste sich<br />
die Stadtverordnetenversammlung mit dem Bad. Oberbürgermeister Otto Winterer hatten <strong>eine</strong>n<br />
Zuschuss von 4.000 Mark in den Etatentwurf gestellt – und dies, obwohl der Stadtrat, wie er sagte,<br />
„in Anbetracht des später kommenden städtischen Bades nicht für das <strong>Marienbad</strong> gewesen“ sei.<br />
Winterer hielt dagegen, dass das <strong>Marienbad</strong> „zur Zeit über <strong>eine</strong> Kalamität hinweg“ helfe. Damit<br />
das Bad erhalten bleibe, habe der Stadtrat „die einmalige Gewährung <strong>eine</strong>r Subvention dem<br />
Bürgerausschuss gegenüber vertreten zu können geglaubt“. Mit dem Bad sei zweifellos ein<br />
öffentliches Interesse verbunden.<br />
Was das von Winterer angesprochene städtische Bad angeht, so meinte dieser, das Bad werde,<br />
„sobald es die Verhältnisse erlaubten, in Angriff genommen werden“. Indessen werde auch <strong>eine</strong><br />
eigene Badeanstalt „im Anfange <strong>eine</strong> noch weit größere Subvention erfordern“.<br />
8
<strong>Das</strong> mit vielen<br />
Vorschusslorbeeren bedachte<br />
<strong>Marienbad</strong> ließ sich auch gut<br />
an. Die „<strong>Freiburger</strong> Zeitung“,<br />
die das Projekt von Kräften<br />
förderte, veröffentlichte nach<br />
<strong>eine</strong>m halben Jahr <strong>eine</strong> Bilanz<br />
der Nutzer des <strong>Marienbad</strong>s.<br />
Doch die Erfolgsmeldungen<br />
wurden spärlicher und<br />
verstummten dann ganz.<br />
Im Mai 1914 klagte Badbetreiber<br />
Felix Thoma<br />
öffentlich in der „<strong>Freiburger</strong><br />
Zeitung“, dass die <strong>Freiburger</strong><br />
Damen da von ihm erweiterte<br />
Stunden-Kontingent am<br />
Montag-Nachmittag nicht<br />
ausgenutzt hätten: „Der<br />
Besuch seitens im Berufe<br />
stehender eifriger<br />
Schwimmerinnen betrug 4<br />
Damen für den Nachmittag,<br />
fürwelche dann jedesmal ca. 50<br />
Herren fortgeschickt werden<br />
mussten“.<br />
Am 22. August 1900 veröffentlichte die „<strong>Freiburger</strong> Zeitung“ diese<br />
Bilanz des Bad-Besuchs in den erste sechs Monaten. Fats 2.800 Kilo<br />
Badesalz wurden ausgegeben, erfuhren die Freiburg – und auch 60<br />
Hunde wurden gebadet.<br />
Rentabel , so liest man im wikipedia-Beitrag über das<br />
<strong>Marienbad</strong>, konnte das Bad nicht geführt werden, so<br />
wurde es 1924 von der Stadt Freiburg übernommen,<br />
nachdem es zuvor bereits stark von der Stadt<br />
subventioniert worden war. 1938 wurde das<br />
<strong>Marienbad</strong> um die Große Halle erweitert und erhielt<br />
ein zweites, größeres Becken. Diese Große Halle<br />
dient seit 1997 mit ihren knapp 400 m² Fläche und<br />
<strong>eine</strong>r umlaufenden Galerie heute dem Kunstverein<br />
Freiburg als Sitz und Ausstellungshalle. <strong>Das</strong> kl<strong>eine</strong>re<br />
Becken wurde während des Zweiten Weltkriegs<br />
überwiegend von Soldaten genutzt.<br />
<strong>Das</strong> Bad wurde Anfang der 1970er Jahre geschlossen<br />
und diente danach <strong>eine</strong>r Theatertruppe als<br />
Spielstätte. Auf Grund von Protesten wurde 1984<br />
Am 7. Mai 1914 beschwerte sich Felix<br />
Thoma in der „<strong>Freiburger</strong> Zeitung“ über das<br />
mangelnde Interesse der <strong>Freiburger</strong> Frauen<br />
an s<strong>eine</strong>m Schwimmbad.<br />
nochmals der Badebetrieb aufgenommen und im folgenden Jahr wieder eingestellt. Seit 1989 wird<br />
es endgültig als Theater genutzt. Große Teile des Gebäudes stehen unter Denkmalschutz und<br />
werden während des laufenden Spielbetriebs gepflegt und in Stand gehalten.<br />
9
10