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se - Die Karriere des weltberühmten Tenors Richard Tauber begann 1912 in Freiburg

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<strong>Die</strong> <strong>Karriere</strong><br />

<strong>des</strong><br />

<strong>weltberühmten</strong><br />

<strong>Tenors</strong><br />

<strong>Richard</strong> <strong>Tauber</strong><br />

<strong>begann</strong> <strong>1912</strong> <strong>in</strong><br />

<strong>Freiburg</strong><br />

Von Bernd Serger<br />

Der Sänger <strong>Richard</strong> <strong>Tauber</strong> 1913 als Tam<strong>in</strong>o <strong>in</strong> Mozarts<br />

“Zauberflöte“ <strong>in</strong> Chemnitz, kurz nachdem er <strong>Freiburg</strong> verlas<strong>se</strong>n<br />

hatte. Abbildung: Daniel O’Hara: <strong>Richard</strong> <strong>Tauber</strong> - A Revi<strong>se</strong>d<br />

Chronology, 2019<br />

<strong>Freiburg</strong> war <strong>in</strong> den Jahren 1910 bis 1914 so etwas wie die erste Adres<strong>se</strong> der<br />

Gesangsausbildung im Deutschen Reich. <strong>Die</strong>s war dem Musikpädagogen Carl Be<strong>in</strong>es (1869-<br />

1950) zu verdanken, der 1909 nach <strong>Freiburg</strong> gezogen war, wo er zuvor schon als Pianist <strong>des</strong><br />

öfteren <strong>in</strong> Konzerten Sänger und Sänger<strong>in</strong>nen begleitet hatte. Berühmtester Schüler von<br />

Be<strong>in</strong>es war <strong>in</strong> den Jahren 1911 und <strong>1912</strong> der Tenor <strong>Richard</strong> <strong>Tauber</strong>, der später – vor allem<br />

als Interpret von Mozart-Opern und Operetten von Franz Lehar – Weltruhm erlangte.<br />

Se<strong>in</strong>e ersten öffentlichen Auftritte hatte <strong>Richard</strong> <strong>Tauber</strong> <strong>in</strong> <strong>Freiburg</strong>, wo der lokale<br />

Musikkritiker sofort das große Talent <strong>des</strong> damals gerade 21 Jahre alt gewordenen Sängers<br />

erkannte. Nicht alle sahen das zuvor so.<br />

In dem wikipedia-Beitrag über <strong>Richard</strong> <strong>Tauber</strong> liest man über die Jugend und die erste<br />

musikalische Ausbildung <strong>des</strong> Sohns <strong>des</strong> konvertierten jüdischen Schauspielers und<br />

späteren Opern-Intendanten <strong>Richard</strong> Anton <strong>Tauber</strong>: „Mit zwölf Jahren zog <strong>Tauber</strong> 1903 zu<br />

<strong>se</strong><strong>in</strong>em Vater nach Wiesbaden und besuchte dort für die nächsten fünf Jahre das<br />

1


Gymnasium. Anschließend studierte er von 1908 bis 1910 am Hoch’schen Kon<strong>se</strong>rvatorium<br />

<strong>in</strong> Frankfurt am Ma<strong>in</strong> Klavier und Komposition. Später kam noch das Fach Dirigieren dazu.<br />

Durch die Empfehlung <strong>se</strong><strong>in</strong>er Dozenten wurde <strong>Tauber</strong> <strong>in</strong> der Zeit zwischen 1911 und <strong>1912</strong><br />

<strong>in</strong> <strong>Freiburg</strong> im Breisgau Schüler von Carl Be<strong>in</strong>es und ließ sich im Gesang ausbilden. Dort<br />

konnte er am 12. Mai <strong>1912</strong> als Solist <strong>des</strong> Gesangsvere<strong>in</strong>s „Concordia“ öffentlich<br />

debütieren.“<br />

<strong>Tauber</strong>s Debüt war am 17. April <strong>1912</strong><br />

Das hier angegebene Datum <strong>se</strong><strong>in</strong>es öffentlichen<br />

Debüts als Sänger stimmt nicht ganz. <strong>Richard</strong> <strong>Tauber</strong><br />

debütierte e<strong>in</strong> paar Tage später und zwar am 17. Mai<br />

<strong>1912</strong> bei e<strong>in</strong>em Konzert <strong>des</strong> <strong>se</strong>hr ambitionierten<br />

<strong>Freiburg</strong>er Gesangvere<strong>in</strong>s „Concordia“ <strong>in</strong> der<br />

städtischen Turn- und Festhalle (die<strong>se</strong> fasste bis zu<br />

5.000 Besucher und versank im November 1944<br />

beim Luftangriff auf <strong>Freiburg</strong> <strong>in</strong> Schutt und Asche).<br />

<strong>Die</strong><strong>se</strong>r eher bescheidene Anfang war für <strong>Richard</strong><br />

<strong>Tauber</strong> damals mehr, als er erwarten konnte. Denn<br />

<strong>se</strong><strong>in</strong>en Wunsch, Sänger zu werden, teilten bei<br />

weitem nicht alle. Se<strong>in</strong> Vater hatte ihn zum<br />

Vors<strong>in</strong>gen zum Wiener Hofopernsänger Leopold<br />

Demuth geschickt, doch <strong>des</strong><strong>se</strong>n Urteil über die<br />

Stimme <strong>des</strong> jungen <strong>Tauber</strong> war vernichtend – auch<br />

Dirigent Jo<strong>se</strong>ph Schlaar <strong>in</strong> Wiesbaden riet dr<strong>in</strong>gend<br />

ab.<br />

<strong>Richard</strong> Anton <strong>Tauber</strong>, der Vater von<br />

<strong>Richard</strong> <strong>Tauber</strong>, der den unehelichen<br />

Sohn 1913 adoptierte.<br />

Von 1910 bis 1915 f<strong>in</strong>det man den Namen Carl Be<strong>in</strong>es <strong>in</strong> der<br />

<strong>Freiburg</strong>er Adressbüchern – stets <strong>in</strong> der Turn<strong>se</strong>estraße im Stadtteil<br />

Oberwiehre.<br />

Abbildung: Unibibliothek <strong>Freiburg</strong><br />

So wandte sich <strong>Richard</strong> Anton<br />

<strong>Tauber</strong> 1909 an Carl Be<strong>in</strong>es.<br />

<strong>Die</strong><strong>se</strong>r blickte bereits 1928 <strong>in</strong><br />

dem Buch von He<strong>in</strong>z Ludwig<br />

„Gesicht und Maske – <strong>Richard</strong><br />

<strong>Tauber</strong>“ auf die Anfänge zurück:<br />

„Der frühere Hofschauspieler<br />

und jetzige General<strong>in</strong>tendant <strong>in</strong><br />

Chemnitz, <strong>Richard</strong> <strong>Tauber</strong>, kam im Jahre 1911 mit <strong>se</strong><strong>in</strong>em Sohne <strong>Richard</strong> zu mir nach<br />

<strong>Freiburg</strong> im Breisgau, wo ich <strong>in</strong> der Hauptsache als Musikdirektor fungierte. Er stellte mir<br />

<strong>se</strong><strong>in</strong>en Sohn mit folgenden Worten vor: ‚<strong>Die</strong><strong>se</strong>r Junge hat den Wahn, Sänger werden zu<br />

müs<strong>se</strong>n, und behauptet, er hätte e<strong>in</strong>e Stimme. Ich habe ihn bei me<strong>in</strong>em Freund Demuth <strong>in</strong><br />

Wien daraufh<strong>in</strong> prüfen las<strong>se</strong>n, doch der sagte mir: ‚Mit so e<strong>in</strong>em Organ geht man nicht zur<br />

Bühne, das ist ke<strong>in</strong>e Bühnenstimme. Bei ihm langt es höchstens zum Varieté.‘ Nun wollte<br />

der Vater von Be<strong>in</strong>es e<strong>in</strong> Urteil über die Stimme <strong>se</strong><strong>in</strong>es Sohnes haben.<br />

„Ich habe ihn geprüft“, so Be<strong>in</strong>es, und festgestellt: „Ja, der hat Stimme, der Junge, aber es<br />

sitzt alles ganz verkehrt. Ich fand, dass die Stimme kle<strong>in</strong> und <strong>in</strong> Höhe und Tiefe <strong>se</strong>hr<br />

begrenzt war, aber dass sie doch <strong>in</strong> der Mittellage e<strong>in</strong> Timbre hatte, das mich besonders<br />

2


aufmerksam macht. Vor allem fehlte ihm der richtige Atem und die Lockerheit, denn weil<br />

ihm die fehlt, presst er die Töne tot.“ Beim Vors<strong>in</strong>gen von <strong>Richard</strong> <strong>Tauber</strong> habe er aber, so<br />

Be<strong>in</strong>es 1948 <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Interview mit Rolf Wernicke vom Südwestfunk, „vier Töne <strong>in</strong> der<br />

Mittellage entdeckt, die waren so schön“, dass er zu dem Vater sagte: „Wenn er richtig<br />

studiert, wird sich die Stimme entfalten.“ Denn Temperament und Musikalität <strong>se</strong>ien mehr<br />

als genügend vorhanden. „Es kommt aber, um zu <strong>se</strong>hen, wie sich die Stimme entwickeln<br />

kann, auf e<strong>in</strong>e Probezeit an und auf <strong>se</strong><strong>in</strong>e Fähigkeit, sich auf me<strong>in</strong>e Lehrmethode e<strong>in</strong>stellen<br />

zu können“.<br />

Von April 1911 an war <strong>Richard</strong> <strong>Tauber</strong> Schüler von<br />

Carl Be<strong>in</strong>es, nebenher hörte er Vorlesungen über<br />

Musik an der Universität <strong>Freiburg</strong>. Anfangs kam<br />

der junge Mann zwei Mal die Woche für e<strong>in</strong>e<br />

halbe Stunde zu Be<strong>in</strong>es, <strong>se</strong>tzte sich voller<br />

Tatendurst ans Klavier „und sang drauf los, die<br />

schwersten Arien mit voller Stimme“. Nach e<strong>in</strong>er<br />

Weile wandte sich der Musikpädagoge an den<br />

Vater und schrieb ihm, „wenn <strong>Richard</strong> nicht das<br />

tut, was ich ihm aufgebe und <strong>se</strong><strong>in</strong>e Übungen<br />

s<strong>in</strong>gt, dann wird das nichts.“ Er müs<strong>se</strong> mit <strong>Richard</strong><br />

nicht nur zwei Mal die Woche, sondern jeden Tag,<br />

„womöglich morgens und nachmittags je e<strong>in</strong>e<br />

halbe Stunde“, arbeiten. Und es müs<strong>se</strong> ihm<br />

„strengstens untersagt werden – was ich auch<br />

schon, erfolglos, versucht habe - , außerhalb der<br />

Unterrichtsstunden Sachen zu s<strong>in</strong>gen, die ich ihm<br />

nicht aufgegeben habe.“ Worauf <strong>Richard</strong> Anton<br />

<strong>Tauber</strong> nach <strong>Freiburg</strong> kam und den Sohn gehörig<br />

zusammenstauchte.<br />

Be<strong>in</strong>es: „Dann wurde es bes<strong>se</strong>r, und er kam jeden<br />

Tag zu mir“. Eifrig absolvierte <strong>Richard</strong> <strong>Tauber</strong> die<br />

technischen Übungen, und es g<strong>in</strong>g „stimmlich<br />

auffallend rasch vorwärts. Wir f<strong>in</strong>gen dann auch<br />

E<strong>in</strong>e lebenslange Freundschaft verband<br />

<strong>Richard</strong> <strong>Tauber</strong> mit <strong>se</strong><strong>in</strong>em Gesangslehrer<br />

Carl Be<strong>in</strong>es, der <strong>se</strong><strong>in</strong> Talent entdeckte und<br />

<strong>se</strong><strong>in</strong>e Stimme so ausbildete, dass er zum<br />

„deutschen Caruso“ werden konnte. Foto:<br />

He<strong>in</strong>z Ludwig: Gesicht und Maske – <strong>Richard</strong><br />

<strong>Tauber</strong>, 1928<br />

bald an, neben den gewöhnlichen Übungen Lüttgen und Lablach, Lieder von Schubert,<br />

Schumann, Brahms zu s<strong>in</strong>gen. Da zeigte sich nun schnell <strong>Richard</strong> <strong>Tauber</strong>s große<br />

Musikalität, und je mehr er durch die täglichen Übungen von der Stimme los kam, umso<br />

leichter und freier klangen die Töne und umso schöner wurden sie. Auch die Höhe und<br />

Tiefe löste sich immer mehr, und e<strong>in</strong>es Tages sang er die ‚Adelaide‘ von Beethoven so<br />

schön, daß ich sagte: ‚<strong>Richard</strong>, wenn du so fortfährst und im technischen Üben nicht<br />

nachläßt, wirst du e<strong>in</strong> deutscher Caruso werden.“<br />

He<strong>in</strong>rich Hen<strong>se</strong>l, großherzoglich-badischer Kammersänger <strong>in</strong> Wiesbaden und <strong>Richard</strong><br />

<strong>Tauber</strong>s Vorbild und Idol von K<strong>in</strong>dheit an, erzählte <strong>in</strong> dem Buch von He<strong>in</strong>z Ludwig, wie er<br />

anlässlich e<strong>in</strong>es Gastspiels <strong>in</strong> <strong>Freiburg</strong> den jungen Sänger <strong>in</strong> <strong>se</strong><strong>in</strong>er Pension besuchte:<br />

„Nach kurzem Studium bei Prof. Be<strong>in</strong>es sang mir <strong>Richard</strong> vor. Ich muß sagen – ich war<br />

3


sprachlos. Bildnis-Arie, José-Arie, Don Juan – mit freiem kl<strong>in</strong>gendem Ansatz, ohne Druck<br />

und üble Angewohnheiten. E<strong>in</strong>fach unglaublich. Da wußte ich: <strong>Richard</strong> wird e<strong>in</strong> großer<br />

Sänger, der Größten e<strong>in</strong>er.“<br />

Als es soweit war, suchte <strong>Richard</strong> <strong>Tauber</strong> immer noch den Rat <strong>des</strong> alten Lehrmeisters. So<br />

als er <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> die erste Uraufführung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Lehar-Operette vor sich hatte und Be<strong>in</strong>es zu<br />

sich bat, um <strong>se</strong><strong>in</strong>e Stimme für das neue Genre „unter die Lupe zu nehmen“. Carl Be<strong>in</strong>es im<br />

Interview 1048: „<strong>Richard</strong> wollte niemals Operette s<strong>in</strong>gen. Er sagte: Ich s<strong>in</strong>ge Lehar.“<br />

<strong>Richard</strong> <strong>Tauber</strong> sang beim Debüt <strong>in</strong> der Festhalle gleich <strong>se</strong>chs Lieder<br />

Doch zurück zu jenem Tag, an dem <strong>in</strong><br />

<strong>Freiburg</strong> alles so richtig anf<strong>in</strong>g. In der Anzeige<br />

vom 15. Mai <strong>1912</strong>, mit der der Gesangvere<strong>in</strong><br />

„Concordia“ das Konzert <strong>in</strong> der „<strong>Freiburg</strong>er<br />

Zeitung“ ankündigte, war auch das<br />

Programm <strong>des</strong> Abends abgedruckt. Daraus<br />

wird klar, dass <strong>Richard</strong> <strong>Tauber</strong> bei <strong>se</strong><strong>in</strong>em<br />

allerersten Auftritt gleich e<strong>in</strong>en Hauptteil <strong>des</strong><br />

Konzerts bestritt. Er sang <strong>se</strong>chs Lieder,<br />

darunter „Frühl<strong>in</strong>gstraum“ von Franz<br />

Schubert, „Wanderlied“ von Robert<br />

Schumann und „De<strong>in</strong>“, e<strong>in</strong> Lied <strong>se</strong><strong>in</strong>es<br />

Gesanglehrers Carl Be<strong>in</strong>es, der <strong>se</strong>it 1911 auch<br />

als Dirigent der „Concordia“ amtierte und<br />

schon <strong>se</strong>it 1909 den <strong>Freiburg</strong>er<br />

Oratorienvere<strong>in</strong> leitete.<br />

<strong>Die</strong> „<strong>Freiburg</strong>er Zeitung“ verteilte <strong>in</strong> ihrer<br />

Vorbesprechung am 15. Mai <strong>1912</strong> schon<br />

e<strong>in</strong>ige Vorschusslorbeeren an <strong>Tauber</strong>. Da<br />

heißt es: „E<strong>in</strong> <strong>se</strong>hr <strong>in</strong>teressanter Neul<strong>in</strong>g auf<br />

dem hiesigen Konzertpodium ist der<br />

jugendliche Tenorist <strong>Tauber</strong>, der <strong>se</strong><strong>in</strong>em<br />

trefflichen Lehrer Karl Be<strong>in</strong>es schon dadurch<br />

große Ehre gemacht hat, daß er nach<br />

e<strong>in</strong>maligem Probes<strong>in</strong>gen sofort an die<br />

Hofoper <strong>in</strong> Wiesbaden als erster lyrischer<br />

Tenor von 1913 ab verpflichtet wurde. Er<br />

wird, am Flügel von <strong>se</strong><strong>in</strong>em Gesangsmeister<br />

begleitet, prächtige Liedergaben von<br />

Schubert, Schumann, Jen<strong>se</strong>n, Sträßer (dem<br />

erfolgreichen Kölner Symphonie-<br />

Komponisten) und von Karl Be<strong>in</strong>es<br />

Das Programm <strong>des</strong> ersten Konzertabends, an<br />

dem <strong>Richard</strong> <strong>Tauber</strong> als Sänger teilnahm – und<br />

das gleich mit <strong>se</strong>chs Liedern. Anzeige <strong>in</strong> der<br />

„<strong>Freiburg</strong>er Zeitung“ vom 15. Mai <strong>1912</strong>.<br />

4


In<br />

<strong>Freiburg</strong>s<br />

Mu<strong>se</strong>nte<br />

mpel,<br />

dem<br />

Mu<strong>se</strong>um<br />

<strong>Die</strong> s-Saal, 1854 erbaute Festhalle <strong>Freiburg</strong>. Hier trat <strong>Richard</strong> <strong>Tauber</strong> am 17.<br />

April an der <strong>1912</strong> erstmals überhaupt als Sänger auf – beim Konzert <strong>des</strong><br />

Männergesangsvere<strong>in</strong> Ecke<br />

„Concordia“ unter Leitung von Carl Be<strong>in</strong>es.<br />

Abbildung: Kai<strong>se</strong>rstr Jo<strong>se</strong>f <strong>Die</strong>l - E<strong>in</strong> Dach für Alle, Promo Verlag <strong>Freiburg</strong> 1996<br />

aße/Mün<br />

beisteuern.“ Der Kritiker der<br />

„<strong>Freiburg</strong>er Zeitung“ war von<br />

<strong>Richard</strong> <strong>Tauber</strong>s erstem<br />

Konzertauftritt durchaus<br />

angetan, wie <strong>se</strong><strong>in</strong>e<br />

Besprechung zwei Tage<br />

später verriet.<br />

„Als Gesangssolist war Herr<br />

R.<strong>Tauber</strong> gewonnen worden.<br />

Der junge Künstler verfügt<br />

über e<strong>in</strong>e weiche und<br />

äußerst sympathische<br />

<strong>Tenors</strong>timme von<br />

angenehmer Klangfarbe;<br />

wolhtuend berührte der von<br />

<strong>in</strong>nen stergas<strong>se</strong> kommende Ausdruck, mit dem Herr <strong>Tauber</strong> sang. <strong>Die</strong> Aussprache war, von<br />

Kle<strong>in</strong>igkeiten fand am abge<strong>se</strong>hen, recht gut. Am besten liegt zurzeit dem Sänger die Cantilene und<br />

das<br />

23. Mai<br />

re<strong>in</strong> Lyrische. Mit am Schönsten war Frühl<strong>in</strong>g<strong>se</strong>rwachen (Sträs<strong>se</strong>r) und die zweite<br />

<strong>1912</strong><br />

Hälfte <strong>Richard</strong> der Bitte (Fielitz). Das von Herrn Be<strong>in</strong>es komponierte, äußerst ansprechende Lied<br />

‚De<strong>in</strong>!‘ <strong>Tauber</strong>s wurde ebenfalls mit schönem Gel<strong>in</strong>gen wiedergegeben. Der Beifall veranlaßte<br />

Herrn zweites <strong>Tauber</strong> zu e<strong>in</strong>er Zugabe (W<strong>in</strong>terstürme wichen dem Wonnemond), <strong>in</strong> der die<br />

Konzert<br />

lyrischen Stellen mit großer Weichheit gesungen wurden. Bei weiteren, ernten Tonstudien<br />

statt –<br />

wird diesmal der Sänger <strong>se</strong>hr Tüchtiges leisten, denn die Anlagen dazu s<strong>in</strong>d vorhanden. Herr Be<strong>in</strong>es<br />

begleitete <strong>in</strong> gewohnter Wei<strong>se</strong> die Lieder am Flügel.“<br />

von Lilly<br />

Sarraz<strong>in</strong>.<br />

Den<br />

Flügel<br />

stellten<br />

jeweils<br />

die<br />

Musikhä<br />

u<strong>se</strong>r zur<br />

Verfügun<br />

g.<br />

In <strong>Freiburg</strong>s Mu<strong>se</strong>ntempel, dem Mu<strong>se</strong>ums-Saal, an<br />

der Ecke Kai<strong>se</strong>rstraße/Münstergas<strong>se</strong> fand am 23. Mai<br />

<strong>1912</strong> <strong>Richard</strong> <strong>Tauber</strong>s zweites Konzert statt – diesmal<br />

begleitet von Lilly Sarraz<strong>in</strong>. Den Flügel stellten jeweils<br />

die Musikhäu<strong>se</strong>r zur Verfügung.<br />

Carl Be<strong>in</strong>es mutete <strong>se</strong><strong>in</strong>em jungen Juwel<br />

damals schon e<strong>in</strong>iges zu, denn bereits knapp<br />

e<strong>in</strong>e Woche nach <strong>se</strong><strong>in</strong>em Debüt, am 23. Mai<br />

<strong>1912</strong>, gab <strong>Richard</strong> <strong>Tauber</strong> <strong>se</strong><strong>in</strong> erstes<br />

Konzert, das er alle<strong>in</strong>e, nur mit<br />

Klavierbegleitung, bestritt. In der <strong>Freiburg</strong>er<br />

Mu<strong>se</strong>n-Weihestätte, dem Mu<strong>se</strong>umssaal, trat<br />

er mit der <strong>Freiburg</strong>er Pianist<strong>in</strong> Lilly Sarraz<strong>in</strong><br />

auf (die hochbegabte Musiker<strong>in</strong> starb 1915,<br />

kaum älter als 20 Jahre, auf tragische Wei<strong>se</strong><br />

nach e<strong>in</strong>er kurzen, schweren Krankheit). Für<br />

die „<strong>Freiburg</strong>er Zeitung“ besprach Karl<br />

Kietzmann <strong>in</strong> der Ausgabe vom 24. Mai<br />

<strong>1912</strong> das Konzert:<br />

„Es erweckt stets e<strong>in</strong> erhöhtes Interes<strong>se</strong>,<br />

wenn junge Kunstbeflis<strong>se</strong>ne zum ersten<br />

Male vor die Öffentlichkeit treten, umso mehr, wenn sie uns ihrer Persönlichkeit nach<br />

bereits nahe stehen. So hatte sich denn Donnerstag e<strong>in</strong> stattlicher Zuhörerkreis im<br />

Mu<strong>se</strong>umssaal e<strong>in</strong>gefunden, um Zeuge <strong>des</strong> künstlerischen Auftaktes zu <strong>se</strong><strong>in</strong>, der sich an den<br />

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eiden Konzertgebern, dem e<strong>in</strong>heimischen Fräule<strong>in</strong> Lilly Sarraz<strong>in</strong> und Herrn <strong>Richard</strong><br />

<strong>Tauber</strong>, über <strong>des</strong><strong>se</strong>n erfolgreiche Mitwirkung im letzten Concordiakonzert schon berichtet<br />

wurde, <strong>in</strong> erfreulicher Wei<strong>se</strong> vollzog.“<br />

<strong>Richard</strong> <strong>Tauber</strong> im Mai <strong>1912</strong> mit der <strong>Freiburg</strong>er<br />

Pianist<strong>in</strong> Lilly Sarraz<strong>in</strong>, die ihn beim Konzert im<br />

Mu<strong>se</strong>ums-Saal begleitete. Ihre Familie wohnte<br />

ebenfalls <strong>in</strong> der „Pension M<strong>in</strong>erva“. <strong>Die</strong> hochbegabte<br />

Musiker<strong>in</strong> starb 1915 auf tragische Wei<strong>se</strong> <strong>in</strong> jungen<br />

Jahren. <strong>Die</strong> Aufnahme ist wohl aus Anlass ihres<br />

geme<strong>in</strong>samen Konzerts gemacht worden<br />

belebt sang Herr <strong>Tauber</strong> Lieder von<br />

Schumann, Tschaikowsky, Fielitz, und<br />

Strauss mit so allgeme<strong>in</strong>er Zustimmung, daß<br />

er sich nach den Liebesgrüßen von Be<strong>in</strong>es<br />

noch zu e<strong>in</strong>er Zugabe entschließen mußte.“<br />

„<strong>Die</strong> Darbietungen beider Kunstjünger<br />

tragen den Stempel ernsten und gediegenen<br />

Studiums und streben, sofern sie noch nicht<br />

auf der Stufe der Vollendung angelangt s<strong>in</strong>d,<br />

zweifelsohne höchsten Zielen entgegen.“<br />

„(…) Herrn <strong>Tauber</strong>s stimmliche und<br />

gesangliche Begabung berechtigt zu den<br />

schönsten Hoffnungen. <strong>Die</strong> vortreffliche<br />

Schulung <strong>des</strong> sympathischen, noch <strong>se</strong>hr<br />

jugendlichen Organs, gereicht ihm, wie<br />

<strong>se</strong><strong>in</strong>em Gesangsmeister zu besonderer Ehre.<br />

E<strong>in</strong>ige Aufmerksamkeit dürfte noch der<br />

Aussprache der Konsonanten, namentlich<br />

der Zischlaute, und e<strong>in</strong>er weicheren<br />

Tongebung <strong>in</strong> der oberen Lage zu widmen<br />

<strong>se</strong><strong>in</strong>. <strong>Die</strong> noch im Wachstum begriffene<br />

echte <strong>Tenors</strong>timme ist heute schon von<br />

beachtenswertem Umfang und großer<br />

Ausgiebigkeit, der Registerausgleich e<strong>in</strong><br />

tadello<strong>se</strong>r. Warm empfunden und geistig<br />

„<strong>Die</strong> stürmischen Beifallsbezeugungen,<br />

Blumen- und Kranzspenden, durch welche<br />

die Konzertgeber ausgezeichnet wurden,<br />

mögen nicht alle<strong>in</strong> als Anerkennung für die<br />

heutigen Leistungen gelten, sondern auch<br />

die besten Wünsche für fernere Erfolge <strong>in</strong><br />

sich zusammenfas<strong>se</strong>n.“<br />

<strong>Die</strong> „Pension M<strong>in</strong>erva“ <strong>in</strong> der Poststraße 8 ist<br />

heutzutage immer noch e<strong>in</strong> Hotel gleichen<br />

Namens. <strong>Richard</strong> <strong>Tauber</strong> wohnte hier <strong>in</strong> den<br />

Jahren 1911 und <strong>1912</strong>. Foto: Bernd Serger<br />

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Während <strong>se</strong><strong>in</strong>er <strong>Freiburg</strong>er Zeit logierte <strong>Richard</strong> <strong>Tauber</strong> <strong>in</strong> der „Pension M<strong>in</strong>erva“ <strong>in</strong> der<br />

Poststraße 8 <strong>in</strong> <strong>Freiburg</strong>, <strong>in</strong> der auch die Familie Sarraz<strong>in</strong> lebte. Betrieben wurde die<br />

Pension von der Familie Mevi, die <strong>in</strong> der <strong>Freiburg</strong>er Gastronomie schon lange Jahre e<strong>in</strong>e<br />

namhafte Rolle spielte, so etwa um die Jahrhundertwende als Besitzer und Betreiber <strong>des</strong><br />

„Markgräfler Hofs“. Das „Hotel M<strong>in</strong>erva“ gibt es an gleicher Stelle heute noch.<br />

<strong>Richard</strong> <strong>Tauber</strong> verließ <strong>Freiburg</strong> im Jahr 1913 – g<strong>in</strong>g aber wohl nicht, wie von der<br />

„<strong>Freiburg</strong>er Zeitung“ im Vorfeld verkündet, an die Hofoper Wiesbaden, sondern nach<br />

Chemnitz, was wohl damit zu tun hatte, dass <strong>se</strong><strong>in</strong> Vater <strong>Richard</strong> Anton <strong>Tauber</strong> als Opern-<br />

Intendant von Wiesbaden nach Chemnitz gewech<strong>se</strong>lt war.<br />

Im August 1913 gaben <strong>Richard</strong> <strong>Tauber</strong> und Carl Be<strong>in</strong>es <strong>in</strong> Bad Wörishofen geme<strong>in</strong>sam e<strong>in</strong><br />

Konzert. In ihrer Kritik <strong>des</strong> Auftritts im Kas<strong>in</strong>osaal würdigte die „Wörishofener Zeitung“<br />

nicht nur den „von der Natur mit herrlichen Stimmitteln ausgezeichneten“ Sänger. <strong>Richard</strong><br />

<strong>Tauber</strong> habe, so heißt es da, das Glück gehabt, „nicht <strong>in</strong> falsche Hände geraten zu <strong>se</strong><strong>in</strong>,<br />

sondern e<strong>in</strong>en Meister der Stimmbildungskunst zum Lehrer bekommen zu haben. Se<strong>in</strong>e<br />

rationelle Atemtechnik, die Ausgeglichenheit der Register, die geschmackvolle Phrasierung<br />

las<strong>se</strong>n den gewiegten Gesangspädagogen erkennen. Und über all dem Gehörten waltete<br />

Herr Musikdirektor C. Be<strong>in</strong>es als Begleiter am Flügel. Wir müs<strong>se</strong>n gestehen: die<br />

Sonderkunst <strong>des</strong> Begleitens beherrscht er <strong>in</strong> <strong>se</strong>ltener Wei<strong>se</strong>.“<br />

Das Blatt verwies <strong>in</strong> <strong>se</strong><strong>in</strong>em Beitrag auch auf die<br />

„bekannte Leonardsche Musikzeitschrift“ <strong>in</strong><br />

Berl<strong>in</strong>, die sich unlängst über Be<strong>in</strong>es und <strong>se</strong><strong>in</strong>e<br />

gesangspädagogischen Erfolge ausgelas<strong>se</strong>n<br />

habe – am Beispiel e<strong>in</strong>er ungewöhnlich<br />

begabten Sänger<strong>in</strong>. „Wie weiterh<strong>in</strong> mitgeteilt<br />

wird, studieren zur Zeit bei Herrn Be<strong>in</strong>es drei<br />

weitere namhafte Sänger<strong>in</strong>nen von Mannheim,<br />

Berl<strong>in</strong> und Köln.“<br />

Zu <strong>se</strong><strong>in</strong>en Schüler<strong>in</strong>nen gehörte <strong>in</strong> jener Zeit<br />

auch die <strong>Freiburg</strong>er Sänger<strong>in</strong> Betty Knopf. <strong>Die</strong><br />

Altist<strong>in</strong>, 1887 <strong>in</strong> Pforzheim geboren, war die<br />

Tochter <strong>des</strong> reichen jüdischen<br />

Warenhausbesitzers Sally Knopf. Sie feierte als<br />

Konzertsänger<strong>in</strong> Erfolge bis <strong>in</strong> die 20er Jahre,<br />

hatte aber zunehmend psychische Probleme,<br />

die sich so verstärkten, dass sie um 1927 <strong>in</strong> die<br />

Heil- und Pflegeanstalt Illenau e<strong>in</strong>gewie<strong>se</strong>n<br />

werden musste. Nach Angaben ihrer<br />

Verwandten litt sie an Depressionen. Sie wurde<br />

am 10. Oktober 1940 als „lebensunwertes<br />

Leben“ <strong>in</strong> der Tötungsanstalt Grafeneck auf der<br />

Schwäbischen Alb mit Gas ermordet.<br />

Betty Knopf war ebenfalls Schüler<strong>in</strong> von Carl<br />

Be<strong>in</strong>es – hier e<strong>in</strong>e Ankündigung e<strong>in</strong>es Konzerts der<br />

jüdischen Sänger<strong>in</strong> vom 14. April 1913 <strong>in</strong> der<br />

„<strong>Freiburg</strong>er Zeitung“.<br />

7


Auch Carl Be<strong>in</strong>es verließ <strong>Freiburg</strong>, um<br />

andernorts <strong>Karriere</strong> zu machen. Bei wikipedia<br />

kann man <strong>se</strong><strong>in</strong>en Weg verfolgen: „1915 bis<br />

1917 arbeitete er als Gesangspädagoge<br />

zunächst <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>-Schöneberg, dann 1917 bis<br />

1923 <strong>in</strong> München. Ab 1923 Vortragsmeister<br />

am Lan<strong>des</strong>theater Darmstadt, ab Oktober<br />

1926 bis etwa 1944 Gesangsmeister (Lehrer<br />

für Stimmbildung und höheren Kunstgesang)<br />

an der dortigen Akademie für Tonkunst. Nach<br />

dem Krieg lebte er <strong>in</strong> Bad Wörishofen. Zu<br />

<strong>se</strong><strong>in</strong>en Schülern gehörten <strong>Richard</strong> <strong>Tauber</strong>,<br />

Herbert Ernst Groh, Jo<strong>se</strong>f Herrmann und<br />

Joachim Sattler.“<br />

Als <strong>Richard</strong> <strong>Tauber</strong> 1919 <strong>se</strong><strong>in</strong>e ersten<br />

Schallplatten aufnahm, holte er sich Carl<br />

Noch heute gibt es antiquarisch Schallplatten<br />

mit Liedern von Carl Be<strong>in</strong>es, gesungen von<br />

<strong>Richard</strong> <strong>Tauber</strong>.<br />

Be<strong>in</strong>es als <strong>se</strong><strong>in</strong>en Begleiter am Klavier. Er nahm auch Lieder von Be<strong>in</strong>es auf Platte auf, so<br />

erneut im Jahr 1923. Und er hielt mit Be<strong>in</strong>es Kontakt bis kurz vor den Tod 1950 <strong>in</strong><br />

Wörishofen. Auf You Tube kann man heute noch Aufnahmen f<strong>in</strong>den, <strong>in</strong> denen <strong>Richard</strong><br />

<strong>Tauber</strong> Lieder von Carl Be<strong>in</strong>es s<strong>in</strong>gt.<br />

1931 kam <strong>Richard</strong> <strong>Tauber</strong> wieder nach <strong>Freiburg</strong> – als gefeierter Star<br />

Der <strong>in</strong>zwischen weltberühmte Sänger kam<br />

m<strong>in</strong><strong>des</strong>tens noch zwei Mal nach <strong>Freiburg</strong> – und<br />

zwar <strong>in</strong> jenen Jahren, als Hugo Balzer (1894-<br />

1985) Generalmusikdirektor <strong>in</strong> <strong>Freiburg</strong> war<br />

(von 1929 bis 1933). Am 7. Und 8. März 1931<br />

sang <strong>Richard</strong> <strong>Tauber</strong> den Pr<strong>in</strong>zen Sou-Cong <strong>in</strong><br />

der Operette „Land <strong>des</strong> Lächelns“ von Franz<br />

Lehar. Musikkritiker der „<strong>Freiburg</strong>er Zeitung“<br />

war <strong>in</strong> jener Zeit (noch) der jüdische K<strong>in</strong>derarzt,<br />

Sanitätsrat Dr. Gustav Mohr (er starb 1937 <strong>in</strong><br />

<strong>Freiburg</strong>).<br />

Mit die<strong>se</strong>r Anzeige vom 22. Februar 1931 warb das<br />

<strong>Freiburg</strong>er Stadttheater für den Auftritt von <strong>Richard</strong><br />

<strong>Tauber</strong> <strong>in</strong> der Operette „Land <strong>des</strong> Lächelns“ von Franz<br />

Lehar. <strong>Tauber</strong> hatte sich gerade von e<strong>in</strong>em schweren<br />

Rheumaanfall erholt und konnte sich nur mit Mühe<br />

bewegen.<br />

Hier Auszüge aus <strong>se</strong><strong>in</strong>er bemerkenswerten<br />

Kritik: „Samstag brachte also das Ereignis:<br />

<strong>Tauber</strong> s<strong>in</strong>gt. Sensation. Man denkt<br />

unwillkürlich an die Kehr<strong>se</strong>ite der Medaille, an<br />

das Künstlerelend, das nicht zuletzt durch die<br />

uns<strong>in</strong>nigen Stargagen hervorgerufen ist. – Doch<br />

freuen wir uns an dem Gebotenen: <strong>Richard</strong><br />

<strong>Tauber</strong> hier bei Be<strong>in</strong>es studiert; ich er<strong>in</strong>nere<br />

mich, ihn <strong>1912</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Concordia-Konzert,<br />

1925 im Theater als Don José gehört zu haben.<br />

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<strong>Richard</strong> <strong>Tauber</strong> mit dem Komponisten Franz Lehar. <strong>Die</strong><strong>se</strong>r schrieb <strong>in</strong> den 20er Jahren <strong>se</strong><strong>in</strong>e Operetten<br />

dem <strong>in</strong>zwischen berühmten Sänger auf den Leib. <strong>Tauber</strong> legte aber stets Wert darauf, dass er ke<strong>in</strong>e<br />

Operetten s<strong>in</strong>gt, sondern: „Ich s<strong>in</strong>ge Lehar“.<br />

<strong>Tauber</strong> kommt von der Oper, und das war der Grund, weshalb er aus Lehars romantischer<br />

Operette ‚Das Land <strong>des</strong> Lächelns‘, die allerd<strong>in</strong>gs auf der Grenze beider Kunstformen steht,<br />

nahezu e<strong>in</strong>e Oper gemacht hat. <strong>Die</strong>s Durchdramatisieren <strong>des</strong> Werkes hat zweifellos <strong>se</strong><strong>in</strong>e<br />

Vorzüge: es br<strong>in</strong>gt Leben und Fluß <strong>in</strong> den Gang der Handlung; doch bleibt es natürlich e<strong>in</strong>e<br />

Frage, ob das der Musik letztlich angemes<strong>se</strong>n ist. Hier hat Hugo Balzer und <strong>se</strong><strong>in</strong>, gegenüber<br />

der Vorbe<strong>se</strong>tzung verstärktes Orchester das Verdienst, nicht etwa nur <strong>in</strong> dem oder jenem<br />

nach Tempo oder Dynamik nachgegeben zu haben. Vielmehr war es ordentlich e<strong>in</strong> neues<br />

Werk, das uns da <strong>in</strong> <strong>se</strong>hr guter Wiedergabe zu Gehör kam.“<br />

„ (…) Was nun Kammersänger <strong>Tauber</strong> <strong>se</strong>lbst betrifft, so liegt nicht nur e<strong>in</strong>e schöne<br />

Stimme, sondern auch e<strong>in</strong> bis <strong>in</strong>s Aeußerste vollendetes Studium vor, e<strong>in</strong> Studium, das<br />

auch nach der Seite <strong>des</strong> Spiels, namentlich der Mimik, <strong>se</strong>hr beachtenswert ist. <strong>Die</strong> Partie<br />

<strong>des</strong> Pr<strong>in</strong>zen Son-Chong kennt <strong>Tauber</strong> aufs Genaueste, so genau, daß er sich vollständig <strong>se</strong><strong>in</strong><br />

Stimmung überläßt, was e<strong>in</strong>e strenge Kritik vielleicht beanstanden könnte, doch aber die<br />

Sache um vieles <strong>in</strong>teressanter macht. Wenn wir die gestrige Stimmung als liebenswürdigen<br />

Übermut bezeichnen, gehen wir vielleicht nicht ganz fehl. Leider läuft da auch etwa unter,<br />

was uns weniger gefallen will: es ist e<strong>in</strong>e bedenkliche und nicht geschmackvolle<br />

Übersteigerung <strong>des</strong> erotischen Elements (‚Wer hat die Liebe‘).“<br />

In politisch schon hochbrisanter Zeit, im April 1932, kam <strong>Richard</strong> <strong>Tauber</strong> zum letzten Mal<br />

nach <strong>Freiburg</strong>. Er sang am Wochenende 9. und 10. April im Stadttheater <strong>in</strong> zwei<br />

Vorstellungen den Pagan<strong>in</strong>i <strong>in</strong> der gleichnamigen Operette von Franz Lehar. Und er wird<br />

sich sicher gleich nach der Aufführung am Sonntagabend erkundigt haben, ob es schon<br />

erste Ergebnis<strong>se</strong> der Wahl zum Reichspräsidenten gibt, die am <strong>se</strong>lben Tag zwischen Paul<br />

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von H<strong>in</strong>denburg und Adolf Hitler stattfand – H<strong>in</strong>denburg gewann bekanntlich, versagte<br />

aber danach als bestellter Schützer der Demokratie kläglich.<br />

„Kammersänger <strong>Richard</strong> <strong>Tauber</strong> trifft heute Donnerstag 10.07 Uhr hier e<strong>in</strong>, um an den<br />

Proben zu ‚Pagan<strong>in</strong>i‘ teilzunehme“ – was früher das Privileg der erlauchten Kai<strong>se</strong>r, Könige<br />

und Großherzoge war, nämlich die Nachricht <strong>in</strong> der Zeitung, dass sie am Bahnhof<br />

angekommen oder nur an <strong>Freiburg</strong> voreigefahren s<strong>in</strong>d, galt nun dem <strong>weltberühmten</strong><br />

Sänger. So wurde die Stadt am 4. April 1932 e<strong>in</strong>gestimmt – und der Pres<strong>se</strong>reigen g<strong>in</strong>g<br />

natürlich weiter, denn <strong>Richard</strong> <strong>Tauber</strong> gab noch e<strong>in</strong>e dritte Vorstellung <strong>des</strong> „Pagan<strong>in</strong>i“ und<br />

am Sonntag, 17. April noch e<strong>in</strong> Abschiedskonzert – und das als Sänger, Komponist und<br />

Dirigent.<br />

Wieder ist Dr. Gustav Mohr, der <strong>in</strong> der<br />

„<strong>Freiburg</strong>er Zeitung“ die Kritik zu „Pagan<strong>in</strong>i“<br />

schrieb. Sie erschien am 11. April 1932. Hier<br />

e<strong>in</strong> Auszug daraus:<br />

„Auffallenderwei<strong>se</strong> gibt <strong>Tauber</strong> Pagan<strong>in</strong>is<br />

Gestalt ganz unhistorisch. Se<strong>in</strong>e<br />

schauspielerische Kunst erstreckt sich auch<br />

<strong>in</strong> ke<strong>in</strong>er Wei<strong>se</strong> auf das Psychologische. Er<br />

gibt nie e<strong>in</strong>en anderen, immer nur sich, oder<br />

richtiger: <strong>Tauber</strong> kennt nur sich, <strong>se</strong><strong>in</strong>e<br />

Mitspieler und das Publikum. Aber<br />

allerd<strong>in</strong>gs, <strong>se</strong><strong>in</strong> Genie ermöglicht ihm e<strong>in</strong>e<br />

viel<strong>se</strong>itige Auswertung jeder Stimmung. Se<strong>in</strong><br />

Gesang ist großartig, wenn auch die Stimme<br />

nicht eben rhythmisch bewegt ist und<br />

<strong>in</strong>folge<strong>des</strong><strong>se</strong>n nicht eigentlich trägt. Dabei<br />

steht dem Sänger das fe<strong>in</strong>ste Pianissimo<br />

ebenso zu Gebote wie er spielend zum<br />

starken Forte übergehen kann. Durch die<strong>se</strong>n<br />

Partner fasz<strong>in</strong>iert, hat Il<strong>se</strong> Wald ihr Format<br />

überschritten. In solcher Umgebung würde<br />

die Künstler<strong>in</strong> wohl ohne weiteres <strong>in</strong>s Große<br />

wach<strong>se</strong>n.“ In der Tat machte auch Il<strong>se</strong> Wald<br />

als Sänger<strong>in</strong> <strong>Karriere</strong>. Auf You Tube s<strong>in</strong>d auch von ihr e<strong>in</strong>ige Arien zu entdecken.<br />

<strong>Richard</strong> <strong>Tauber</strong> <strong>in</strong> der Rolle <strong>des</strong> Teufelsgeigers<br />

Pagan<strong>in</strong>i <strong>in</strong> der gleichnamigen Operette von<br />

Franz Lehar. Damit trat er 1932 zum letzten Mal<br />

<strong>in</strong> <strong>Freiburg</strong> auf.<br />

Und auch über das abschließende Konzert von <strong>Richard</strong> <strong>Tauber</strong> am Sonntag, 17. April 1932<br />

schrieb Dr. Gustav Mohr e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Kritik. Sie war zwei Tage später <strong>in</strong> der „<strong>Freiburg</strong>er<br />

Zeitung“ zu le<strong>se</strong>n:<br />

„Weder die Mes<strong>se</strong> noch das schöne Wetter hatten dem Besuch <strong>des</strong> <strong>Tauber</strong>schen<br />

Abschiedskonzerts we<strong>se</strong>ntlich E<strong>in</strong>trag getan. Es gelang dem Künstler, Beifallsstürme zu<br />

entfes<strong>se</strong>ln, vor allem natürlich durch <strong>se</strong><strong>in</strong>e Operettenschlager ‚Immer nur lächeln‘, ‚De<strong>in</strong><br />

ist me<strong>in</strong> ganzes Herz‘ (er hat freigebig unter die <strong>Freiburg</strong>er verteilt) und ‚Gern hab’ ich die<br />

Frau’n geküßt‘. Interessanter und e<strong>in</strong> großer Genuß war es , <strong>in</strong> Arien aus der ‚Zauberflöte‘,<br />

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Am 12. April 1932 erschien <strong>in</strong> der „<strong>Freiburg</strong>er<br />

Zeitung“ die<strong>se</strong> Anzeige, die auch auf das<br />

Abschieds-Konzert von <strong>Richard</strong> <strong>Tauber</strong> h<strong>in</strong>wies.<br />

Es sollte e<strong>in</strong> Abschied für immer von <strong>Freiburg</strong><br />

werden – mit e<strong>in</strong>em fulm<strong>in</strong>anten Konzert, <strong>in</strong><br />

der <strong>Tauber</strong> alles war: Sänger, Komponist und<br />

Dirigent.<br />

aus ‚Carmen‘ und ‚Taska‘ den Opernsänger<br />

<strong>Tauber</strong> wieder kennenzulernen, und möchten<br />

wir der Blumenarie aus ‚Carmen‘ entschieden<br />

den ersten Rang <strong>in</strong> die<strong>se</strong>m Sonntag-Nachmittag-<br />

Programm zuerkennen. Generalmusikdirektor<br />

Balzer hatte die Leitung der Arienbegleitung<br />

übernommen.“<br />

„Sichtlich Freude machte es dem großen Sänger,<br />

sich auch als Dirigent ‚herauszustellen‘. Er tat<br />

dies mit Feuereifer und, wie wir gerne zugeben,<br />

mit e<strong>in</strong>er gewis<strong>se</strong>n Eigenart. Unter <strong>se</strong><strong>in</strong>er<br />

Stabführung erfaßte das Orchester den Geist<br />

der Weberschen (‚Freischütz‘-Ouvertüre) und<br />

der <strong>Richard</strong> <strong>Tauber</strong>schen Komposition gleich<br />

bereitwillig. <strong>Tauber</strong> hat nämlich auch <strong>se</strong><strong>in</strong><br />

kompositorisches Talent nicht unter den<br />

Scheffel gestellt. Und <strong>se</strong><strong>in</strong>en ‚Prolog und Epilog<br />

zu e<strong>in</strong>em dramatischen Gedicht für Orchester‘<br />

dirigiert. Fürwahr e<strong>in</strong>e stupende Viel<strong>se</strong>itigkeit,<br />

die das <strong>Freiburg</strong>er Publikum restlos entzückte.“<br />

Und damit nicht genug. <strong>Die</strong> „Harmonie-<br />

Lichtspiele“ <strong>in</strong> der Grünwälderstraße, die es<br />

heute noch gibt, legten gleich nach und rückten<br />

den von <strong>Richard</strong> <strong>Tauber</strong> <strong>se</strong>lbst produzierten<br />

„Großtonfilm“ mit dem Titel „<strong>Die</strong> große<br />

Attraktion“ <strong>in</strong> ihr Programm – dies „auf<br />

vielhundertfachen Wunsch“. Worum g<strong>in</strong>g es da?<br />

„In das Leben <strong>des</strong> <strong>in</strong>ternationalen Varietés führt der neue <strong>Richard</strong> <strong>Tauber</strong>-Großfilm, <strong>des</strong><strong>se</strong>n<br />

Geschichte - die Liebe der kle<strong>in</strong>en Tänzer<strong>in</strong> Kitty zu dem berühmten Sänger Riccardo (sic!)<br />

– von Max Reichmann <strong>in</strong> packend ge<strong>se</strong>henen Bildern aus der bunten Welt der Artisten<br />

gestaltet ist.“ <strong>Die</strong> Musik stammte, natürlich, von Franz Lehar.<br />

<strong>Die</strong> SA prügelte <strong>Richard</strong> <strong>Tauber</strong> zu Boden – da verließ er das Land<br />

Mit der Machtübergabe an Adolf Hitler und die NSDAP Ende Januar 1933 ist der bis dato<br />

umjubelte Sänger <strong>in</strong> Deutschland nun plötzlich unerwünscht. <strong>Richard</strong> <strong>Tauber</strong> galt nach den<br />

Ras<strong>se</strong>ge<strong>se</strong>tzen der Nazis als Halbjude. <strong>Tauber</strong>, ganz Künstler und eher unpolitisch, hatte<br />

das anfänglich gar nicht so mitbekommen, bis er brutal darauf gestoßen wurde: Nicht nur<br />

dass die Nazis e<strong>in</strong>e Vorstellung im Theater im Admiralspalast <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> störten, am Abend<br />

wurde <strong>Tauber</strong> vor dem We<strong>in</strong>lokal Kemp<strong>in</strong>ski am Kurfürstendamm unter den Rufen<br />

„Judenlümmel! Raus aus Deutschland!“ von Schlägern der SA zusammengeschlagen. Noch<br />

<strong>in</strong> der<strong>se</strong>lben Nacht verließ <strong>Richard</strong> <strong>Tauber</strong> Deutschland endgültig – und er das Land <strong>se</strong><strong>in</strong>er<br />

größten Erfolge nicht mehr wieder<strong>se</strong>hen.<br />

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Er kehrte <strong>in</strong> <strong>se</strong><strong>in</strong> Geburtsland Österreich zurück,<br />

lebte und arbeitete noch e<strong>in</strong> paar Jahre <strong>in</strong> Wien.<br />

Er machte Tourneen durch etliche Länder und<br />

konnte auch <strong>in</strong> England künstlerisch Fuß fas<strong>se</strong>n –<br />

obwohl er mit der englischen Sprache so <strong>se</strong><strong>in</strong>e<br />

Mühe hatte.<br />

Michael Huemer zeichnete im Januar 2018 <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em ORF-Porträt <strong>Tauber</strong>s weiteren Weg nach:<br />

„Als am 12. März 1938 die nationalsozialistischen<br />

Truppen die Grenze zu Österreich überschreiten,<br />

bedeutet das für <strong>Tauber</strong> e<strong>in</strong>e Katastrophe. Schon<br />

<strong>se</strong>it längerer Zeit sah er sich als gefeierter Star<br />

anti<strong>se</strong>mitischer Hetze ausge<strong>se</strong>tzt. Er wird <strong>in</strong> dem<br />

Film ‚Der ewige Jude‘, e<strong>in</strong>em der zynischsten<br />

Propagandafilme <strong>des</strong> Drittes Reiches, angegriffen,<br />

ebenso <strong>in</strong> der gleichgeschalteten Pres<strong>se</strong>. Se<strong>in</strong>e<br />

Platten werden e<strong>in</strong>gestampft, sämtliche<br />

Pres<strong>se</strong>unterlagen bei der Plattenfirma Odeon<br />

zerstört. Als <strong>Tauber</strong> von Hitlers Machtübernahme<br />

auch <strong>in</strong> Österreich erfährt, bef<strong>in</strong>det sich der<br />

Sänger gerade auf e<strong>in</strong>em Gastspiel <strong>in</strong> Mailand.<br />

<strong>Tauber</strong> konnte nicht mehr nach Österreich zurück.<br />

Er sperrt sich drei Tage e<strong>in</strong> und verlässt nicht das<br />

Zimmer. Er sprach nichts, aß nichts, sang nichts,<br />

redete nichts, es kam zum Bruch <strong>in</strong> <strong>se</strong><strong>in</strong>er<br />

Persönlichkeit.“<br />

Nach e<strong>in</strong>em Aufenthalt, nun wieder als gefeierter<br />

Sänger, <strong>in</strong> den USA verbrachte <strong>Richard</strong> <strong>Tauber</strong> den<br />

Zweiten Weltkrieg <strong>in</strong> England, wo er sich e<strong>in</strong>deutig<br />

auf die Seite der Alliierten schlug. Er trat <strong>in</strong> vielen<br />

englischen Städten als Star der Truppenbetreuung<br />

“<strong>Die</strong> große Attraktion“ – so der Titel<br />

die<strong>se</strong>s Films von 1931 – war der Star-<br />

Tenor <strong>Richard</strong> <strong>Tauber</strong> 1933 plötzlich nicht<br />

mehr. Auch wenn Adolf Hitler e<strong>in</strong> großer<br />

Fan der Operetten-Lieder von Franz Lehar<br />

war, <strong>des</strong><strong>se</strong>n Sänger war, da „Halbjude“,<br />

<strong>in</strong> Deutschland nicht mehr erwünscht.<br />

Anzeige vom 18. April 1932 <strong>in</strong> der<br />

„<strong>Freiburg</strong>er Zeitung“<br />

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auf, sang <strong>in</strong> Krankenhäu<strong>se</strong>rn und<br />

Lazaretten. <strong>Tauber</strong> arbeitete<br />

unermüdlich, gönnte <strong>se</strong><strong>in</strong>er<br />

Stimme kaum Ruhepau<strong>se</strong>n und<br />

hetzte von e<strong>in</strong>em Auftritt zum<br />

nächsten. Vielleicht war das auch<br />

der Grund, warum er die<br />

Dirigentenlaufbahn e<strong>in</strong>schlagen<br />

wollte. Er trat e<strong>in</strong>es Tages an das<br />

London Philharmonic Orchestra<br />

heran und schlug vor, zu <strong>des</strong><strong>se</strong>n<br />

Gunsten e<strong>in</strong> Konzert zu<br />

veranstalten, bei dem er, wie 1932<br />

<strong>in</strong> <strong>Freiburg</strong>, sowohl als Sänger als<br />

auch als Dirigent auftreten wollte.<br />

Das Orchester hatte Bedenken –<br />

doch es wurde e<strong>in</strong> voller Erfolg.<br />

Nach dem Krieg gab der Sänger <strong>in</strong><br />

Zürich am 5. Juni 1946 für Radio<br />

Was <strong>Richard</strong> <strong>Tauber</strong> 1932 schon <strong>in</strong> <strong>Freiburg</strong>mit großem<br />

Erfolg praktiziert hatte – e<strong>in</strong> Konzert mit ihm als Sänger<br />

und Dirigent – schlug er während <strong>des</strong> Zweiten Weltkriegs<br />

auch dem London Philharmonic Orchestra vor – auch hier<br />

mit Erfolg.<br />

Beromünster e<strong>in</strong> Konzert mit Franz Lehar, das von vielen Sendern Europas ausgestrahlt<br />

und später als „Abschiedskonzert“ bezeichnet wurde. Se<strong>in</strong>e Abschiedsvorstellung auf der<br />

Bühne fand am 27. September 1947 <strong>in</strong> London beim Gastspiel mit dem Tournee-En<strong>se</strong>mble<br />

der Wiener Staatsoper statt. Er sang noch e<strong>in</strong>mal die Rolle <strong>des</strong> Don Ottavio <strong>in</strong> Mozarts<br />

Oper „Don Giovanni“, mit der 1913 <strong>in</strong> Chemnitz debütiert hatte – dies, wie sich später<br />

herausstellte, mit nur e<strong>in</strong>em funktionierenden Lungenflügel, denn der l<strong>in</strong>ke war bereits<br />

vom Krebs zerfres<strong>se</strong>n.<br />

<strong>Richard</strong> <strong>Tauber</strong>, auch f<strong>in</strong>anziell am Boden, starb am 8. Januar 1948 im Alter von nur 56<br />

Jahren <strong>in</strong> London. Se<strong>in</strong>e Lebensgefährt<strong>in</strong> (er war zuvor diver<strong>se</strong> Male verheiratet) hatte<br />

noch Geld für die letzte Operation gesammelt, für die Beerdigungskosten mussten Freunde<br />

aufkommen. Se<strong>in</strong>e letzte Ruhestätte fand er auf dem Londoner Brompton Cemetery <strong>in</strong><br />

Kens<strong>in</strong>gton.<br />

Vielleicht kann man ja <strong>in</strong> <strong>Freiburg</strong> am „Hotel M<strong>in</strong>erva“ darauf h<strong>in</strong>wei<strong>se</strong>n, dass <strong>Richard</strong><br />

<strong>Tauber</strong> hier zwei – wohl glückliche - Jahre <strong>se</strong><strong>in</strong>es Lebens verbracht hat …<br />

Quellen:<br />

Abbildungen:<br />

Wo nicht gesondert angegeben, stammen die Fotos von: Daniel O’Hara: <strong>Richard</strong> <strong>Tauber</strong> - A Revi<strong>se</strong>d<br />

Chronology, 2019, https://www.richard-tauber.de/wp-content/pdf/TAUBER-CHRONOLOGY.pdf<br />

Anzeigen aus der „<strong>Freiburg</strong>er Zeitung“, digitales Angebot der Unibibliothek <strong>Freiburg</strong><br />

Tonaufnahmen:<br />

Interview von Rolf Wernicke mit Carl Be<strong>in</strong>es über <strong>Richard</strong> <strong>Tauber</strong>, etwa 1948 im SWF:<br />

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https://www.richard-tauber.de/2014/02/<strong>in</strong>terview-carl-be<strong>in</strong>es-ueber-richard-tauber/<br />

Weitere Quellen:<br />

<strong>Freiburg</strong>er Zeitung, Ankündigungen und Kritiken zu den Auftritten von <strong>Richard</strong> <strong>Tauber</strong> und Carl Be<strong>in</strong>es<br />

Jürgs Michael: Gern hab' ich die Frau'n geküßt. <strong>Die</strong> <strong>Richard</strong>-<strong>Tauber</strong>-Biographie. List, München 2000<br />

Ludwig He<strong>in</strong>z: Gesicht und Maske – <strong>Richard</strong> <strong>Tauber</strong>, Otto Elsner Verlagsanstalt Berl<strong>in</strong>, 1928<br />

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