Thune/Walker: Die verändernde Kraft des Evangeliums
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Das sind typische Wege, wie wir mit unterschiedlichen Meinungen, Frust und Ärger,<br />
persönlichen Angriffen oder Verletzungen umgehen. <strong>Die</strong> Tatsache, dass wir diese<br />
Verhaltensweisen als normal (also „natürlich“) betrachten, zeigt uns, dass sie möglicherweise<br />
nicht biblisch sind.<br />
Wie aber können wir lernen, Konflikte auf biblische Weise zu lösen? Lasst uns von<br />
der Auseinandersetzung zwischen Paulus und Petrus in Galater 2 lernen. <strong>Die</strong>ser Streit<br />
entstand, als die frühe Gemeinde über die Grenzen von Jerusalem hinauswuchs und<br />
viele Nichtjuden zum Glauben an Jesus kamen. <strong>Die</strong> jüdischen Christen übertrugen<br />
einige ihrer jüdischen Traditionen in den christlichen Gottesdienst. Viele der Nichtjuden<br />
fühlten sich allerdings den jüdischen Sitten (wie Beschneidung und Speisevorschriften)<br />
gegenüber nicht verpflichtet, was einige Judenchristen dazu verleitete, auf<br />
die Heidenchristen herabzusehen.<br />
Petrus, ein Jude, hatte das Evangelium ausreichend verstanden. Er wusste, dass<br />
er den Nichtjuden keine besonderen Vorschriften auferlegen brauchte (vgl. Apostelgeschichte<br />
10,9-48). Aber diese Anwendung <strong>des</strong> <strong>Evangeliums</strong> wurde auf die Probe<br />
gestellt, als er sich in einer gemischten Gruppe befand. Einige gesetzliche jüdische<br />
Lehrer aus Jerusalem hatten begonnen, den nichtjüdischen Christen jüdische Vorschriften<br />
und Gesetze aufzuerlegen. Als diese Lehrer nach Antiochien kamen, wo Petrus<br />
mit einigen Nichtjuden Gemeinschaft genoss und mit ihnen aß, distanzierte sich<br />
Petrus plötzlich von den nichtjüdischen Christen.<br />
<strong>Die</strong> Zugeständnisse, die Petrus gegenüber den gesetzlichen Lehrern machte, führten<br />
zu einem großen Problem, denn er zeigte damit, dass er mit ihren Überzeugungen<br />
übereinstimmte. Schließlich folgte sogar Barnabas, ebenfalls ein gestandener Christ,<br />
seinem schlechten Beispiel. <strong>Die</strong> beiden Männer waren zu Heuchlern geworden. Sie<br />
behaupteten durch Jesus mit den nichtjüdischen Christen eine Einheit zu bilden, aber<br />
mit ihrem Verhalten zerstörten sie diese Einheit. Als Paulus dieses Verhalten beobachtete,<br />
konnte er es nicht einfach ignorieren. Es stand zu viel auf dem Spiel. Allerdings<br />
musste er es auf eine angemessene Weise zur Sprache bringen. Mit einem Wutanfall hätte<br />
Paulus die gewünschte Versöhnung sicherlich nicht bewirken können. Auch wenn der<br />
Abschnitt nicht die Details beschreibt, finden wir hier dennoch ein gutes Beispiel dafür,<br />
wie das Verständnis vom Evangelium sich auf den Umgang mit Konflikten auswirkt:<br />
11<br />
Doch als Petrus dann nach Antiochia kam, sah ich mich gezwungen, ihn vor der<br />
ganzen Gemeinde zur Rede zu stellen; denn so, wie er sich dort verhielt, sprach er<br />
sich selbst das Urteil.<br />
12<br />
Zunächst hatte er zusammen mit den nichtjüdischen ´Geschwistern` an den gemeinsamen<br />
Mahlzeiten teilgenommen. Als dann aber einige Leute aus dem Kreis<br />
um Jakobus kamen, zog sich Petrus aus Angst vor den Verfechtern der Beschneidung<br />
zurück und sonderte sich ´von den Nichtjuden` ab. 13 Und genauso unaufrichtig<br />
verhielten sich in der Folge die anderen jüdischen ´Geschwister`. Sogar Bar-<br />
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