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The Weeknd

ÜBERALL

UND

NIRGENDS

Man darf sich als Musikjournalist*in

ruhig ein

wenig sorgen, wenn ein

„Starboy“ wie The Weeknd

daherkommt. Abel Tesfaye

hat es zwar nicht ganz ohne die Presse

bis auf den Pop-Olymp geschafft, aber

er war in der Hinsicht stets, nun ja,

freundlich formuliert: passiv. Seit er im

Jahr 2011 als der neue heiße Scheiß gehandelt

wurde – unter anderem wegen

seines fantastischen Mixtapes „House

Of Ballons“ und seinem prominenten

Fan Drake – hat Abel Tesfaye gerade

mal eine Handvoll Interviews gegeben.

2015 sprach er zum Beispiel mit

dem amerikanischen Rolling Stone und

gestand eher schüchtern: „Ich habe

damals keine Interviews zugelassen,

weil ich diese Unsicherheit habe. Ich

bin einfach von der Rolle, wenn ich

mich mit jemandem unterhalte, der

total gebildet ist. Die Menschen sollten

nicht denken, dass ich dumm bin.“ Dazu

muss man wissen, dass Abel, der in Toronto

als Sohn äthiopischer Einwanderer

aufwuchs, mit 17 die Schule schmiss

und ein paar Jahre mehr schlecht als

recht durch seine Heimatstadt driftete

– oft kiffend, manchmal auf der

Straße schlafend, hin und wieder im

Supermarkt klauend. Aber Abel merkte

auch schnell, dass es ihm gar nicht

mal schadete, wenn er kaum öffentlich

sprach. „Man mochte mich einfach,

weil ich dieser verrückte Typ war, der

niemandem geantwortet hat“, sagte

er dem Rolling Stone.

Vor zwei Jahren zierte The Weeknd

dann das Cover des renommierten

Time Magazines, als einer der „Next

Generation Leaders“ und gewährte

eine kurze Audienz in seinem Haus

in Calabasas im kalifornischen San

Fernando Valley – einer jener Orte,

Der Kanadier Abel Tesfaye alias

The Weeknd ist einer der interessantesten,

meistgestreamtesten,

rätselhaftesten und erfolgreichsten

Popstars unserer Zeit. Und das

obwohl er sich gerne extrem rar

macht – und dann plötzlich wieder

in einem hippen Mercedes-Werbespot

rumsteht. Ein Blick auf einen

enigmatischen Künstler, der mit

seinem neuen Album „After Hours“

mal wieder den Popsound der Jetztzeit

definieren wird. Im Oktober ist

er auf großer Deutschlandtour.

in denen sich viele Hollywood- oder

Pop-Größen zurückziehen, wenn sie

ihre Ruhe haben wollen. Der Time-

Autor beschrieb die The-Weeknd-Taktik

sehr treffend und nannte es „hiding in

plain sight“. In dem Gespräch sagte

Abel Tesfaye, er könne niemals ein TV-

Interview geben, er würde sich vermutlich

vor lauter Nervosität übergeben.

Dass The Weeknd mit dieser Taktik

durchkommt, liegt erstaunlicherweise

an seiner Musik. Bei ihm kommen nämlich

zwei Komponenten zusammen,

die alles andere als selbstverständlich

sind: Fantastischer Weltruhm, der auf

wirklich fantastische Musik trifft. Es mag

in Sachen Fame geholfen haben, dass

The Weeknd eine Weile Supermodel

und Instagram-Celebrity Bella Hadid

datete und eine Weile mit Sängerin und

Schauspielerin Selena Gomez liiert war

(sein düsteres 2018er-Mini-Album „My

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