02.04.2020 Aufrufe

TM_Mag_04_2020_Online

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Schöne Alben

„LESS IS MOOR“

Zebra Katz

In Sachen Timing hätte es besser

laufen können für den queeren

Rapper und Performance-Künstler

Ojay Morgan alias Zebra Katz.

„LESS IS MOOR“ ist immerhin sein

Debütalbum, das erste Ende März

erscheint, obwohl er schon mit seiner

Single „Ima Read“ 2012 große Wellen

schlug, unter anderem vor The xx im

alten Spreepark in Berlin spielte und

allerorts für seine angriffslustigen

Shows und seinen dunklen Sound

gefeiert wurde. Dann kam noch eine

lange Zusammenarbeit mit den

Gorillaz für das Album „Humanz“

samt Tour – und so dauerte es, wie

es eben dauerte. Aber scheiß drauf.

Das Debüt hat satte 15 Songs, feiert

den Zebra-Katz-Trademark-Sound

aus grimmigen Raps, grimmigem

Humor und grimmigen Beats und

bleibt eine wichtige Stimme in einem

Genre, das sonst eher von gepumpten

Testosteron-Heten dominiert

wird. Ausfälle gibt es keine, dafür

verstörende Highlights wie „LICK IT N

SPLIT“, vor dessen Industrial-Sound

auch Pennywise aus „Es“ Angst haben

dürfte, oder das pumpende „IN IN IN“,

bei dem die Drums auch mal gegen

eine irre Trillerpfeife antreten müssen.

Awal / Kobalt

„Every Bad“

Porridge Radio

„I’m bored to death, let’s argue!“ Mit

dieser grandiosen Zeile beginnt das

neue Album von Dana Margolins

Band Porridge Radio. Das junge DIY-

Kommando aus Brighton und London

hat mit „Every Bad“ seine kleinfeine

Selbstmach-Szene verlassen und den

Sound dank ordentlicher Produktion

aufgepumpt, ohne dabei etwas von

seiner rohen Energie einzubüßen.

Was weiterhin an Danas Stimme und

ihren Lyrics liegt, die beide ebenso

angriffslustig wie charmierend sein

können und ihr Seelenleben lyrisch

pointiert, aber emotional ungefiltert

in die Welt schleudern. Besonders

stark ist „Lilac“, eine Hymne, die sich

langsam steigert und immer wieder

um die starke Zeile kreist: „I don’t want

to get bitter, I want us to get better, I

want us to be kinder to ourselves and to

each others.“ Wie sie diese Worte erst

flüstert, dann singt, dann schreit – das

hat eine Dringlichkeit und eine Kraft,

die Gitarrenmusik wieder zum Leben

erwecken kann. Aber auch der eher

verspielte „Pop Song“ oder das rotzige

„Sweet“ zeigen, dass in diesem Indie-

Rock-Genre eben doch noch was geht.

Secretly Canadian / Cargo

„Boys Toys“

Mavi Phoenix

Wie fühlt es sich eigentlich an, wenn

man als Frau geboren wird, im Kopf

aber von Anfang weiß, dass man eigentlich

ein Mann ist und schließlich mit

Mitte zwanzig entscheidet, das auch der

Welt zu zeigen? Das Debütalbum des

in Wien lebenden Rappers und Sängers

Mavi Phoenix gibt diese Einblicke. Schon

im letzten Herbst wurden die Fans mit

einem Instagram-Post zum Song „Bullet

In My Heart“ über Genderdysphorie

auf das Thema vorbereitet. Mit dem

Titeltrack, der ebenfalls vorab erschien

und dem Videoclip dazu, war die Sache

dann klar: Mavi bleibt Mavi, ist aber

ein Trans-Mann. Auch wenn diese Einführung

ein wenig pädagogisch klingt,

Mavis Album ist alles andere als das:

Es ist perfektes Entertainment, mit Witz,

Wut, Liebe, Verzweiflung, Hoffnung

und fantastisch ausproduzierten Hits.

„12 Inches“ ist der Breitkreuz-Rap-Trap,

auf den er sich sein ganzes Leben

gefreut hat, „Strawberries“ hingegen

ein Autotune-Heartbreaker, bei dem

Mavi sich sorgt, ob er manns genug für

seine Freundin sein kann. „Choose Your

Fighter“ wiederum ist ein punkiger Tritt

in die Fresse aller Hater, die da kommen

mögen und „Family“ ein Akustikballade

zur großen Frage: Kann ich eine Familie

gründen?

LLT Records

42

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!