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Best of Markus E.
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Wertgestützter Journalismus
GASTKOMMENTAR
VON JOSEF PÜHRINGER
Vor drei Jahren habe ich im
OÖ. Volksblatt die Aufgabe
übernommen, nicht nur das
Zeitgeschehen zu kommentieren,
sondern auch an bedeutsame
Jahrestage zu erinnern und
historische Persönlichkeiten zu
würdigen.
Mit seinem runden Geburtstag
rückt Markus Ebert in ein Alter
ein, das es notwendig macht,
auch ihm eine entsprechende
Würdigung angedeihen zu lassen.
Ich komme dieser Aufgabe gerne
nach. Denn mit ihm verbindet
mich eine sehr ähnliche
Erstausbildung. Markus hat Religionspädagogik
studiert, ich das
Lehramt Religion für Pflichtschulen.
Uns verbindet weiters,
dass uns der berufliche Werdegang
von dieser Erstausbildung
weggeführt hat. Oder anders
formuliert: Obwohl erlernt, haben
wir die Verkündigung zur
Weitergabe des Glaubens anderen
überlassen und uns auf die
säkuläre Verkündigung, also per
definitionem „dem nachdrücklichen
Kundtun wichtiger Sachverhalte“
beschränkt.
Markus Ebert hat sich dabei als
studierter Germanist auf die
schriftliche Seite der Verkündigung
spezialisiert und ist in den
Journalismus gegangen.
Seine erste Station war dabei in
den 80er Jahren die Verkündigung
aller „wichtigen Sachverhalte“
rund um den Wirtschaftsraum
Oberösterreich.
Sein Medium dafür waren die
„Kammernachrichten“ der damaligen
Handelskammer Oberösterreich.
Diese Redaktion
brachte gerade in den 70er und
80er Jahren eine Reihe von bedeutenden
Persönlichkeiten
hervor und hat damit reiche
Frucht getragen. Ich denke etwa
an heutige Bundesminister (Rudi
Anschober), ehemalige Bundesratspräsidenten
(Gottfried Kneifel)
und ehemalige Landeshauptmann-Stellvertreter,
die in der
Wirtschaftskammer damals das
journalistische Handwerk erlernten.
Vor nunmehr 30 Jahren wechselte
Markus Ebert von den
Kammernachrichten zum OÖ
Volksblatt, womit das Jahr 2020
auch für dieses Medium zum Jubiläums-
und Gedenkjahr wird.
Markus Ebert begleitet seit drei
Jahrzehnten das Zeitgeschehen
und die Landespolitik und verkündet
seinen Lesern, was für
ihn „wichtige Sachverhalte" sind.
Da wohl die politische – als
auch die Medienlandschaft
Oberösterreichs – kleine, überschaubare
Welten sind, haben
wir uns in dieser Zeit oft mehrmals
pro Woche gesehen. Bei
Pressekonferenzen, bei Interviews
oder wenn ich von meinem
Platz im Landtag auf die
Journalistengalerie hinaufgeschaut
habe: Dort gehört Markus
traditionell zu den verlässlichsten
Besuchern von Seiten
der schreibenden Zunft.
Natürlich hat es in dieser langen
Zeit auch oft Situationen gegeben,
in denen der Standpunkt
den Standort bestimmt hat.
Beispiel 1: Während ich naturgemäß
über schlecht besuchte
LH-Pressekonferenzen wenig
begeistert war, hat das den Markus
gefreut. Er hat dann eben
gemeint: „die Geschichte hab
ich ja fast exklusiv“.
Beispiel 2: Hintergrundgespräche
mit Journalisten sind dazu
da, um vertiefend gewisse Fragen
und Problemstellungen darzulegen.
Es gehört dabei zur Natur
der Sache, dass nicht alles
für die Öffentlichkeit bestimmt
ist. Das hat nichs mit vertuschen
zu tun. Vertrauchlichkeit ist
aber oft nötig, weil es manchmal
der Respekt gebietet, dass man
anderen politischen Akteuren
etwas nicht über die Medien
ausrichten will. Meine Ermahnung
„aber bitte nicht schreiben“
hat Markus Ebert oft mit
einem „schade“ quittiert. Und
es bedarf keiner großen Phantasie,
sich vorzustellen, was er
sich noch gedacht hat: „gerade
das wäre interessant gewesen“.
Umgekehrt bewundere ich als
Politiker immer wieder die Fähigkeit
von Journalisten, Dinge
zu verkürzen, und auf den Punkt
zu bringen.
Das versuchen natürlich auch
wir in der Politik. Ein taugliches
Stilmittel für jeden Redner ist
etwa das Zitat. Es eröffnet die
Möglichkeit, komplexe Sachverhalte
in einem Satz zusammen
zu fassen.
Bei einer Budgetrede war ich
mir sicher, mit einem Wort des
Griechen Plutarch eine derartige
Formel gefunden zu haben. Ich
habe damals gesagt: „Wir orientieren
uns an Plutarch: Ein
Haushalt ist der Beste, worin
man nichts Überflüssiges hat,
aber auch nichts Notwendiges
entbehrt“. Ich war mir sicher,
meine Botschaft mit maximaler
Prägnanz und vor allem Kürze
an die Hörer/Hörerinnen gebracht
zu haben und ebenso sicher,
dass die Medien es schwer
haben würden, diese Botschaft
noch weiter zu verkürzen.
Am nächsten Tag bin ich in der
Früh in den Dienstwagen gestiegen
und habe die von meinem
Chauffeur mitgebrachten Tageszeitungen
aufgeschlagen. Im
oberösterreichischen Volksblatt
auf Seite zwei war der Leitartikel
das Erste, was ich gesehen
habe. Markus Ebert hat dort gezeigt,
dass es noch kürzer geht.
Denn der Titel seines Leitartikels
über das Landesbudget bestand
exakt aus zwei Worten,
sie lauteten: „Plutarch verstanden“.
Ich habe von dieser Stunde
an darauf verzichtet, mich jemals
wieder in einem Verkürzungswettbewerb
mit Journalisten
einzulassen.
Markus Ebert steht aber auch
für einen wertgestützten Journalismus.
Den brauch wir – gerade
in modernen Zeiten. Denn
zu den treibenden Kräften all
derjenigen, die neue Ideen in
Politik und Gesellschaft einbringen,
brauchen wir auch prüfende
Kräfte.
„Einer weiß die Künste zu mehren,
ein anderer sie zu beurteilen“
heißt es schon in Platons
„Phaidros“. Als Gesellschaft
müssen wir beides können. Wir
brauchen die neuen Ideen genauso
wie jene, die sie einer kritischen
Beurteilung unterwerfen.
Für diese Beurteilung sorgt
unter anderem wertgestützter
Journalismus. Ein Journalismus,
den auch Markus Ebert auf seine
Fahnen geschrieben hat.
In diesem Sinne, alles erdenklich
Gute zum runden Geburtstag
und weiterhin viel
Freude und Tatkraft bei der
Verkündigung alles Wissenswerten
aus Oberösterreich
für Oberösterreich!