Volksblatt Sonderausgabe - Markus ist 60
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Keine halben Sachen
Lukas Ebert
Best of Markus E.
3
Lieber Papa,
ich weiß nicht, ob du dich erinnern
kannst, aber man schrieb
das Jahr 2009, als du mir an
einem Abend im September ein
Buch mitbrachtest. Dies überraschte
mich etwas, für gewöhnlich
beschränkte sich die
abendliche Lektüre zu dieser
Zeit nämlich auf die Sportteile
diverser Gazetten. Ich muss gestehen,
ich nahm das Geschenk
wohlwollend zur Kenntnis, hatte
aber mehr Interesse an den
mitgebrachten Sportjournalen.
Nichts desto weniger warf ich
am späteren Abend doch noch
einen genaueren Blick in das
Buch, denn es war keines, das
du wahllos ausgesucht hättest.
Es sollte mir ein Schulfach, das
ich in diesem Jahr als neues hinzubekommen
hatte, schmackhaft
machen, und einen unterhaltsamen
Einstieg in die neue
Materie ermöglichen. Es hat
sich, wie ich mir wohl erlauben
darf zu urteilen, als äußerst
glückliche Entscheidung entpuppt.
Der richtige Weg
Diese Anekdote kann stellvertretend
für unzählige Dinge gesehen
werden, die ich nicht immer
sofort vollends begriff, in
denen du mich aber auf den
richtigen Weg führtest. Manchmal
war es das morgendliche,
meistens stillschweigende Gespräch
mit der Hintergrundbeschallung
durch das Ö1 Morgenjournal,
manchmal das Sonntagsspiel
der Bundesliga, du hast mir
zur rechten Zeit immer die
rechten Ratschläge gegeben,
und viel wichtiger, du warst
auch selbst immer ein Vorbild.
Ein Satz, den ich von dir häufig
auch an freien Tagen oder nach
Dienstschluss am Telefon hörte,
der in mir bis heute nachklingt
und als Leitfaden bezüglich der
anzustrebenden Einstellung zu
allen Dingen dient, war „Schick
mir das, ich schaue es mir an“
(O-Ton: „Schick ma des, i
schau's ma an“). Du machtest
nie halbe Sachen oder Dienst
nach Vorschrift, sondern mehr
als nötig, weil du deinen eigenen
Ansprüchen, nicht lediglich dem
Nötigen gerecht werden wolltest.
Als jemand, der zur Nachlässigkeit
neigt, hätte ich kein
besseres Exempel für Disziplin,
Konsequenz und Arbeitseifer
haben können. All diese Eigenschaften,
die heute womöglich
in ausreichenden Maß auch in
mir vorhanden sind, hast du mir
vorgelebt und sie mich täglich
gelehrt. Dafür, für besagtes
Buch, das wohl mein fatum vorwegnahm
oder bestimmte, und
alles andere kann ich dir niemals
genug danken.
Alles Gute zum 60er dem besten
Vater, den ich mir hätte
wünschen können.
Lukas
(ante diem quartum idus
apriles anno bis millesimo
vicesimo primo = 10. April
2020)