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Das Restless-legs-Syndrom 2 - Dr. Goesmann/Dr. Zwickert

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Also.... seit dem 01. 01. 2000 verschlüsseln wir deutschen Ärztinnen und Ärzte die<br />

Diagnosen, die wir glauben, bei unseren Patientinnen und Patienten festgestellt zu haben,<br />

nach ICD-10-SGB V. Wir tun dies, weil<br />

1. ein Gesetz es so vorschreibt;<br />

2. es die ganze Bandbreite unseres ärztlichen Könnens und Wissens beweisen wird;<br />

3. damit unser Abrechnungsverhalten und unsere diagnostischen/therapeutischen Strategien<br />

glasklar untermauert (oder belauert?) werden können;<br />

4. dadurch die Wissenschaft der ganzen Welt hinsichtlich der internationalen Morbiditäts-<br />

und Mortalitätsstatistiken enorm vorankommen wird.<br />

Es ist auch nicht so richtig schwer, es ordentlich zu machen. Ich, also ich mache es,<br />

nachdem ich ca. zehnmal die 18 Seiten Verschlüsselungshinweise im Handbuch des<br />

Deutschen Ärzteverlages sowie die Anweisungen der KVN-Bezirksstelle studiert habe,<br />

jedenfalls ganz korrekt. Für eine deutsche Ärztin, die mehrere tausend EBM-Ziffern und<br />

daneben die alte wie die neue GOÄ anwenden kann, dazu in Kürze (die völlig<br />

umgeänderten) Ziffern des neuen EBM zu lernen weiß, für diese stellen doch wohl 14 479<br />

Diagnosen auf 710 Seiten (vor allem nach dem "Minimalstandard für Hausärzte") keinerlei<br />

Problem dar. Und schon gar nicht die Zusätze VZARLBT*!-.<br />

Als erstes habe ich die verschiedenen Krankheitsbilder unserer 110 gerontopsychiatrischen<br />

Heimpatienten verschlüsselt. <strong>Das</strong> hat in den Weihnachtsferien elf Stunden gedauert, aber<br />

nur deshalb solange, weil ich wohl innerlich noch nicht bereit war, diese 110 Persönlichkeiten<br />

auf rund 300 Zahlen zu abstrahieren.<br />

Inzwischen macht mir das Verschlüsseln aber richtig viel Freude. In der Mittagspause und<br />

nach der Abendsprechstunde verschlüssele ich meine Patienten, so penibel es geht. Und<br />

nachdem ich feststellen mußte, daß meine beiden Praxiskollegen das Problem nicht so ernst<br />

nehmen, wie sie sollten, klassifiziere ich ihre Diagnosen auch noch nach. Und wie viele<br />

Fehler sich bei rund 200 Patienten täglich da einschleichen! Inzwischen entschlüssele ich<br />

abends unsere Ziffern zurück und verbessere alles nochmals. Es muß doch seine Ordnung<br />

haben!<br />

So sitze ich oft bis Mitternacht vor dem PC. Leider konnte ich dadurch viele meiner<br />

Sitzungstermine bei Kammer und KV nicht mehr wahrnehmen, aber gerade dort hat man<br />

doch wohl Verständnis!?<br />

In unserem Stadtteil haben wir jetzt auch für alle Kolleginnen und Kollegen einen "ICD-10-<br />

Kreis" gegründet. Hier geben wir uns gegenseitig eine möglichst komplizierte Diagnose vor<br />

und prämieren dann die ICD-10-SGB V-Ziffer, die ihr am exaktesten nahekommt!<br />

Leider mußten wir aus Zeitmangel die Balintgruppe und den Qualitätszirkel auflösen. So<br />

sparen wir viel Geld, ungefähr das, was wir fürs Verschlüsseln nicht bekommen. Es ist auch<br />

einfach lustiger, nach Feierabend die Krankheiten der Patienten in Zahlen zu verpacken,

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