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Liudger Ausgabe Mai 2020

In dieser Ausgabe des Magazins für Mitarbeitende dreht sich alles um das Thema "Nur Mut!! Viel Spaß beim lesen!

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Interview<br />

Woran liegt es, dass unser Blick auf Frauen in<br />

solchen Führungspositionen oft ein anderer ist<br />

als der auf Männer?<br />

Bubenitschek: Wenn ich ein Mann wäre, hätten<br />

Sie mir die Frage natürlich so nicht gestellt. Das<br />

liegt vielleicht daran, dass Frauen in solchen<br />

Positionen leider noch immer etwas exotisch<br />

wirken oder wahrgenommen werden. In meiner<br />

Berufsbiografie bin ich oft die erste oder die einzige<br />

Frau gewesen, die eine bestimmte Aufgabe<br />

übernommen hat. Und jetzt bin ich eben die erste<br />

Hauptabteilungsleiterin. Die Herausforderung<br />

ist da, unabhängig davon, ob eine Frau oder ein<br />

Mann die Leitung inne hat.<br />

Warum gelingt es aber der Kirche nicht, mehr mutige<br />

Frauen für Führungspositionen zu gewinnen?<br />

Bubenitschek: Was ich fatal fände, wäre, wenn<br />

man Frauen nur deshalb für Führungspositionen<br />

aussucht, weil sie Frauen sind. Es muss um Qualifikation<br />

gehen. Daher bin ich auch gegen eine<br />

Quote und damit gegen Quotenfrauen. Vielleicht<br />

hat die geringe Präsens von Frauen in Führungspositionen<br />

mit damit zu tun, dass sich manche<br />

Frauen Führung und Leitung nicht zutrauen<br />

oder sich für Positionen und Aufgaben für nicht<br />

geeignet halten. Bei mir war das schon immer<br />

anders. Schon in meiner Schulzeit – ich habe auf<br />

einem Mädchengymnasium Abitur gemacht –<br />

hatte ich die Wahrnehmung, dass Mädchen die<br />

Welt offen steht. Ich hatte viele Mitschülerinnen,<br />

die in Fächern wie Mathematik oder Physik, die<br />

jungendominiert sind, tolle Leistungen erbracht<br />

haben. Ich selbst habe dann Religionspädagogik<br />

studiert und mich damit auf den Weg gemacht<br />

zu einem Arbeitgeber, der männerdominiert ist.<br />

Für mich habe ich das immer als Herausforderung<br />

und damit als Chance gesehen, mich als Frau<br />

einzubringen und zu zeigen, welche Möglichkeiten<br />

Frauen in dieser Kirche haben.<br />

Sie haben in Ihrer neuen Position viele Möglichkeiten,<br />

Dinge insbesondere in der Pastoral zu<br />

verändern und neu anzugehen. Sind Sie mutig<br />

genug, sich der Wirklichkeit tatsächlich und<br />

ungeschminkt zu stellen und grundlegende<br />

Veränderungen anzustoßen?<br />

Bubenitschek: Ich habe den Mut dazu. Und ich ermutige<br />

die Mitarbeitenden in der Hauptabteilung<br />

Seelsorge, unkonventionell<br />

zu denken und<br />

alte Zöpfe abzuschneiden.<br />

Wir müssen sehr<br />

genau schauen, was<br />

läuft gut und was nicht.<br />

Dann müssen wir<br />

mutig genug sein, zu<br />

sagen: Das machen wir<br />

nicht mehr. Das gilt in<br />

gleicher Weise für die<br />

Seelsorge vor Ort.<br />

Mit einem Gottesdienst auf Instagram hat<br />

Pastor Christian Olding aus Geldern die<br />

Online-Gemeinde auf Ostern eingestimmt.<br />

Ein Beispiel von vor Ort. In Münster werden an<br />

einem normalen Wochenende 90 Vorabendmessen<br />

und Messen am Sonntag gefeiert.<br />

Das klingt jetzt noch nicht nach einer<br />

grundlegenden Veränderung.<br />

Bubenitschek: Zum einen ist das in Münster sicher<br />

noch einmal anders als vielleicht in einem kleinen<br />

Ort am Niederrhein. Im Bistum Aachen, in dem<br />

ich 28 Jahre gearbeitet habe, sind die pastoralen<br />

Bedingungen und Eucharistieangebote schon lange<br />

völlig anders. Ich habe in einem Pastoralteam mit<br />

‚zweieinhalb Priestern‘ gearbeitet – einer von dreien<br />

war krank, daher ‚zweieinhalb‘ – und wir waren für<br />

zwölf Kirchengemeinden zuständig. Da war nur alle<br />

drei Wochen in jeder Pfarrkirche eine Eucharistiefeier<br />

möglich. In der Zeit „dazwischen“ waren<br />

Ehren- und Hauptamtliche dafür verantwortlich,<br />

Formen zu finden, in denen die Menschen Leben<br />

und Glauben feiern können.<br />

Auch im Bistum Münster wird sich sehr viel verändern.<br />

Hierzu wird auch die Corona-Krise beitragen,<br />

macht sie doch manches sehr offensichtlich. Es<br />

werden auf einmal Gottesdienste gefeiert, die fast<br />

an urchristliche Formen anknüpfen. Wenn wir das<br />

ernst nehmen, dann wird sich unser liturgisches<br />

Vollziehen verändern und verändern müssen.<br />

Von Münster einmal kurz der Blick in die Weltkirche:<br />

Welche Entscheidung des Papstes fänden<br />

Sie mutig?<br />

Bubenitschek: Ich fände es mutig, wenn die<br />

Verantwortung für die einzelnen Bistümer wirklich<br />

den jeweiligen Ortsbischöfen zugesprochen würde.<br />

Die Bischöfe hätten dann mehr Verantwortung<br />

für das, was sich gerade auch pastoral in ihren<br />

Bistümern entwickelt.<br />

Sie heißen mit Vornamen Maria. Inwieweit ist<br />

die Gottesmutter für Sie Vorbild … auch im Blick<br />

auf ein mutiges Verhalten?<br />

Bubenitschek: Ja, die ‚Magnificat Maria‘, die finde<br />

ich richtig klasse. Sie singt ein großes Loblied, auf<br />

den, der sich ihr und allen Machtlosen, Hungernden<br />

und Geringen zuwendet und der aufruft,<br />

die Mächtigen vom Thron zu stoßen. Was mich<br />

darüber hinaus an Maria beeindruckt, ist, dass<br />

sie „Ja“ gesagt hat und sich so auf etwas völlig<br />

Unvorstellbares wie das Gebären von Gottes Sohn<br />

eingelassen hat.<br />

Gegen Ende unseres Gesprächs würde ich Sie<br />

bitten, zu sagen, ob Sie bei den folgenden<br />

Ereignissen eher mutig oder ängstlich wären:<br />

Mit dem Fallschirm springen:<br />

Würde mich total reizen. Finde ich spannend.<br />

Heuschrecken in Mexiko essen:<br />

Da wäre ich eher ängstlich.<br />

„Maria 2.0 -Button“ im Bischöflichen Rat tragen:<br />

Würde ich tun.<br />

Live-Übertragung an Ostern aus dem fast menschenleeren Dom.<br />

Eingreifen, wenn Schwächere angegriffen werden:<br />

Habe ich schon gemacht.<br />

Radikal nachhaltig und klimabewusst leben:<br />

Da könnte ich noch mutiger sein.<br />

Und zum Schluss gebe ich Ihnen Halbsätze vor<br />

und bitte Sie, diese zu ergänzen:<br />

Wenn ich einmal all meinen Mut zusammennehme,<br />

dann würde ich etwas ganz Verrücktes<br />

tun, zum Beispiel einen Trip durch die Wüste.<br />

Wenn ich mutlos bin, dann hilft es mir,<br />

einen Milchkaffee zu trinken und mit<br />

jemandem zu sprechen.<br />

Die mutigste Frau in der Geschichte ist für mich<br />

eine erdachte, fiktive junge Frau oder besser ein<br />

Mädchen, nämlich Pippi Langstrumpf, weil sie<br />

völlig unkonventionell ist.<br />

Der mutigste Mann in der Geschichte ist für<br />

mich – neben Jesus – aufgrund seines gesamten<br />

Lebenszeugnisses Mahatma Gandhi.<br />

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