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Ausgabe31_2019

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reportage

Blaudruck im Kattrepel

Die Blaudruckerei in Jever stellt ein Stück alter Handwerksgeschichte dar

Beim Bummel durch die Altstadt von Jever

gehen viele Besucher zunächst an dem

unscheinbaren Holztor am Kattrepel 3, gegenüber

der Blaufärbergasse, vorbei. Doch

dann nehmen sie die Besonderheit des alten

Speicherhauses wahr, bleiben stehen und kehren um.

Die nächste Überraschung bietet sich dann auch gleich

beim Betreten des kleinen und urigen Verkaufsraums – wobei

man sich beim ersten Eindruck nicht sicher sein kann, ob

es sich um ein Geschäft oder ein Museum handelt. Georg

Stark aber, Hausherr und einer der letzten Blaufärber Europas,

heißt die Besucher willkommen: „Kommen Sie ruhig herein,

Sie können sich gerne umschauen!“ Und es lohnt sich

auf diese Entdeckungsreise zu gehen! Denn hier findet man

nicht nur schöne Stoffe, Kissen und Decken in intensiven

Blautönen mit filigranen weißen Mustern vor, sondern lernt

darüber hinaus ein Stück beeindruckender Handwerksgeschichte

kennen. Indem man, auf Wunsch, von Georg Stark

und seinem Mitarbeiter Arno Krüger faszinierende Einblick

in eine alte, lange fast vergessene und heute wieder lebendige

Handwerkskunst erhält, das Blaudrucken.

UNESCO Liste des Immateriellen

Kulturerbes der Menschheit

Vor mehr als 30 Jahren hat Georg Stark das alte Handwerk

des Blaudruckens für sich entdeckt und zu seinem Beruf

gemacht. Mit viel Enthusiasmus setzte er den alten Speicher

am Kattrepel 3 in Jever aus dem Jahr 1822 wieder in

Stand und gründete dort eine der letzten Blaudruckereien

Deutschlands. Doch damit aber nicht genug, denn Georg

Stark setzt sich engagiert für den Erhalt dieser traditionellen

Handwerkskunst ein und knüpft dazu europaweite Kontakte.

Auch dies hat Tradition, denn seit Jahrhunderten ist der

Blaudruck ein europaweit verknüpftes Handwerk. Nicht zufällig

beantragten Deutschland, Österreich, Tschechien, die

Slowakei und Ungarn gemeinsam, den Blaudruck als Immaterielles

Kulturerbe der Menschheit anzuerkennen.

Im vergangenen November 2018 war es endlich soweit

und die UNESCO nahm den Blaudruck in die Liste der Immateriellen

Kulturgüter auf. Anfang Juni diesen Jahres reiste

Georg Stark mit weiteren Blaudruckern aus ganz Europa

nach Berlin und nahm an der feierlichen Verleihung teil. „Die

Erhaltung des Immateriellen Kulturerbes ist eine wichtige

Säule zur Bewahrung und Vermittlung der kulturellen Vielfalt

weltweit“, betonte Irmgard Maria Fellner, Beauftragte

für Auswärtige Kulturpolitik im Auswärtigen Amt, anlässlich

der Urkundenübergabe und hob hervor, wie wichtig das Bewahren

und Fortführen des seit Generationen überlieferten

Wissens und Könnens als „Kulturelle Ressource“ sei. „Seine

Zukunft liegt in den Händen der Werkstätten, die diese

Technik über Jahrhunderte bewahrt haben, und in denen

der jungen Kreativen, die sie neu entdecken“, betonte Prof.

Dr. Maria Böhmer, Präsidentin der Deutschen UNESCO-Kommission,

und verband mit der Auszeichnung die Hoffnung,

dass das Blaudrucker-Handwerk erhalten bleibt und zu neuer

Blüte findet.

Das Stadtmagazin für Cloppenburg & umzu | Reportage

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