Ausgabe31_2019
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
reportage
Blaudruck im Kattrepel
Die Blaudruckerei in Jever stellt ein Stück alter Handwerksgeschichte dar
Beim Bummel durch die Altstadt von Jever
gehen viele Besucher zunächst an dem
unscheinbaren Holztor am Kattrepel 3, gegenüber
der Blaufärbergasse, vorbei. Doch
dann nehmen sie die Besonderheit des alten
Speicherhauses wahr, bleiben stehen und kehren um.
Die nächste Überraschung bietet sich dann auch gleich
beim Betreten des kleinen und urigen Verkaufsraums – wobei
man sich beim ersten Eindruck nicht sicher sein kann, ob
es sich um ein Geschäft oder ein Museum handelt. Georg
Stark aber, Hausherr und einer der letzten Blaufärber Europas,
heißt die Besucher willkommen: „Kommen Sie ruhig herein,
Sie können sich gerne umschauen!“ Und es lohnt sich
auf diese Entdeckungsreise zu gehen! Denn hier findet man
nicht nur schöne Stoffe, Kissen und Decken in intensiven
Blautönen mit filigranen weißen Mustern vor, sondern lernt
darüber hinaus ein Stück beeindruckender Handwerksgeschichte
kennen. Indem man, auf Wunsch, von Georg Stark
und seinem Mitarbeiter Arno Krüger faszinierende Einblick
in eine alte, lange fast vergessene und heute wieder lebendige
Handwerkskunst erhält, das Blaudrucken.
UNESCO Liste des Immateriellen
Kulturerbes der Menschheit
Vor mehr als 30 Jahren hat Georg Stark das alte Handwerk
des Blaudruckens für sich entdeckt und zu seinem Beruf
gemacht. Mit viel Enthusiasmus setzte er den alten Speicher
am Kattrepel 3 in Jever aus dem Jahr 1822 wieder in
Stand und gründete dort eine der letzten Blaudruckereien
Deutschlands. Doch damit aber nicht genug, denn Georg
Stark setzt sich engagiert für den Erhalt dieser traditionellen
Handwerkskunst ein und knüpft dazu europaweite Kontakte.
Auch dies hat Tradition, denn seit Jahrhunderten ist der
Blaudruck ein europaweit verknüpftes Handwerk. Nicht zufällig
beantragten Deutschland, Österreich, Tschechien, die
Slowakei und Ungarn gemeinsam, den Blaudruck als Immaterielles
Kulturerbe der Menschheit anzuerkennen.
Im vergangenen November 2018 war es endlich soweit
und die UNESCO nahm den Blaudruck in die Liste der Immateriellen
Kulturgüter auf. Anfang Juni diesen Jahres reiste
Georg Stark mit weiteren Blaudruckern aus ganz Europa
nach Berlin und nahm an der feierlichen Verleihung teil. „Die
Erhaltung des Immateriellen Kulturerbes ist eine wichtige
Säule zur Bewahrung und Vermittlung der kulturellen Vielfalt
weltweit“, betonte Irmgard Maria Fellner, Beauftragte
für Auswärtige Kulturpolitik im Auswärtigen Amt, anlässlich
der Urkundenübergabe und hob hervor, wie wichtig das Bewahren
und Fortführen des seit Generationen überlieferten
Wissens und Könnens als „Kulturelle Ressource“ sei. „Seine
Zukunft liegt in den Händen der Werkstätten, die diese
Technik über Jahrhunderte bewahrt haben, und in denen
der jungen Kreativen, die sie neu entdecken“, betonte Prof.
Dr. Maria Böhmer, Präsidentin der Deutschen UNESCO-Kommission,
und verband mit der Auszeichnung die Hoffnung,
dass das Blaudrucker-Handwerk erhalten bleibt und zu neuer
Blüte findet.
Das Stadtmagazin für Cloppenburg & umzu | Reportage
43