KÄNGURUplus Juni 2020
Das Stadtmagazin für Familien mit Teenagern in Köln, Bonn und Region erscheint mit folgenden Themen: Familienleben: Let's talk about Sex Zukunft: Wie tickt die GEneration Z? Berufe-Check: Was macht eigentlich ein Dachdecker? Zoom-Interview: Studieren in Corona-Zeiten Themen, Tipps und Termine rund um Berufsorientierung, Ausbildung, Studium, Freiwilligendienst
Das Stadtmagazin für Familien mit Teenagern in Köln, Bonn und Region erscheint mit folgenden Themen:
Familienleben: Let's talk about Sex
Zukunft: Wie tickt die GEneration Z?
Berufe-Check: Was macht eigentlich ein Dachdecker?
Zoom-Interview: Studieren in Corona-Zeiten
Themen, Tipps und Termine rund um Berufsorientierung, Ausbildung, Studium, Freiwilligendienst
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FAMILIENLEBEN<br />
© AdobeStock.com_Jürgen Fälchle<br />
Was ist an „Pass auf dich<br />
auf“ falsch?<br />
Erst einmal gar nichts, allerdings ist<br />
Angst kein guter Ratgeber. Mädchen,<br />
die mit dieser Botschaft aufwachsen,<br />
müssen vor allen Dingen aufpassen,<br />
was sie nicht mögen, und Stopp<br />
sagen, wenn ihnen etwas nicht gefällt.<br />
Neben dem „Nein“ ist auch gut zu<br />
wissen, wozu ich Ja“ sagen möchte.<br />
Das stellt die Gestaltungskraft und<br />
Selbstwirksamkeit der Mädchen in den<br />
Vordergrund.<br />
Haben es Jungs da leichter?<br />
Die Botschaft an Jungs lautet:<br />
Pass gut auf das Mädchen auf. Tu<br />
nichts, was sie nicht möchte. Die<br />
Verantwortung für das „erste Mal“ und<br />
dessen Gelingen liegt oft nach wie vor<br />
beim Jungen. Das macht auch Druck<br />
auf Jungen. Die eigenen Versagens-<br />
ängste kommen dabei oft zu kurz.<br />
Und auch, dass Jungs selbst Opfer<br />
sein können, von unangenehmen<br />
Erfahrungen bis zu sexuellen Übergriffen.<br />
Das ist im Rollenbild nicht vorgesehen,<br />
obwohl wir über Geschlech-<br />
terbilder so stark reflektieren. Das,<br />
was den Mädchen zu oft gesagt wird,<br />
sagen wir Jungs oft zu wenig. Und mit<br />
der Peergroup über Wissenslücken,<br />
Scham oder Probleme zu sprechen,<br />
ist nach wie vor auch schwierig, das<br />
kann Jungs im Ranking schnell nach<br />
ganz unten katapultieren.<br />
„Das erste Mal“ erleben die<br />
meisten Jugendlichen immer<br />
noch mit durchschnittlich 16 Jahren.<br />
Trotzdem machen sich Eltern oft<br />
Sorgen, dass es zu früh passiert.<br />
Es gibt natürlich auch genauso<br />
Mädchen und Jungen, die sich über<br />
ein frühes sexuelles Erleben definie-<br />
ren und daraus Selbstbewusstsein<br />
ziehen. Daran ist grundsätzlich nichts<br />
Schlechtes. Nur wir haben die Idee:<br />
Je später, desto besser – aber wer<br />
setzt diesen Maßstab? Was spricht<br />
eigentlich dagegen, sich auszuprobie-<br />
ren, seine Lust zu kennen? Oft steht<br />
das Alter, das „Wann“ im Vordergrund,<br />
dabei ist das „Wie“ viel interessanter.<br />
War es liebevoll, geschützt? Und wenn<br />
es nicht so gut gelaufen ist, hat mein<br />
Kind Ressourcen, um es zu verarbeiten,<br />
sich mit mir oder dem Freundes-<br />
kreis auszutauschen?<br />
Gibt es heute noch Tabus<br />
oder Themen, die in Familien<br />
ausgeklammert werden?<br />
Ja, sexuelle Orientierungen zum<br />
Beispiel. Wir leben in einer hetero-<br />
sexuell-dominierten Gesellschaft, die<br />
meisten Eltern sind hetero. In unserer<br />
Gesellschaft wird man so lange für<br />
heterosexuell gehalten, bis man sich<br />
traut, das Gegenteil zu beweisen.<br />
Dass ihr Kind homosexuell sein könnte<br />
oder unterschiedlich wechselnd,<br />
ziehen die meisten nicht in Betracht,<br />
sagen der Tochter zum Beispiel<br />
„wenn du mal einen Freund hast“,<br />
dem Sohn „mit deiner ersten Freun-<br />
din“. Queere Jugendliche haben es in<br />
der Pubertät schwer, zum Beispiel<br />
ist die Suizid rate bei ihnen signifikant<br />
höher als bei Gleichaltrigen. Wenn<br />
Eltern so formulieren, dass jede<br />
sexuelle Orientierung für sie in<br />
Ordnung ist, hilft das und macht es<br />
dem Kind einfacher, auch mit diesen<br />
Themen zu ihnen zu kommen.<br />
Manche Themen sind peinlich,<br />
entweder den Eltern oder dem<br />
Kind, manchmal auch beiden. Gibt es<br />
etwas, was gleich geblieben ist?<br />
Ja, es gibt einen roten Faden, der sich<br />
durch die Generationen zieht: Liebes-<br />
kummer. Der fühlt sich immer richtig<br />
schlimm und existenziell an. Auch das<br />
Gefühl, dazugehören zu wollen. Die<br />
Verunsicherungen durch die körper-<br />
lichen Veränderungen. Und Fragen<br />
nach dem „Bin ich okay, also normal,<br />
oder zu früh, zu spät dran“ – das ist<br />
alles gleichgeblieben.<br />
<strong>KÄNGURUplus</strong> 06/20 13