Neue Karriereperspektiven im Hochschul - Hlb
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28 WINZKER<br />
Prof. Dr.-Ing.<br />
Marco Winzker<br />
Fachhochschule Bonn-<br />
Rhein-Sieg<br />
53754 Sankt Augustin<br />
marco.winzker@fh-brs.de<br />
Dr.-Ing. Marco Winzker ist<br />
Professor für Digitaltechnik<br />
und Grundlagen der Elektrotechnik<br />
und derzeit Prodekan<br />
des Fachbereichs<br />
Elektrotechnik, Maschinenbau<br />
und Technikjournalismus.<br />
DNH 5 ❘ 2008<br />
Marco Winzker<br />
Technikkenntnisse<br />
für Nichttechniker<br />
am Beispiel „Elektronik“<br />
Technik ist heutzutage allgegenwärtig<br />
und beeinflusst Wirtschaft und Gesellschaft.<br />
Die Bundesrepublik Deutschland<br />
erwirtschaftet als Industriestaat ihr<br />
Bruttosozialprodukt zu einem bedeutenden<br />
Anteil aus der Entwicklung und<br />
Produktion von technischen Gütern.<br />
Hieran sind Personen mit unterschiedlicher<br />
Ausbildung in verschiedenen<br />
Tätigkeiten beteiligt. Ingenieure kümmern<br />
sich um die Technik, Betriebswirte<br />
um die Finanzen, Juristen um rechtliche<br />
Fragen. So zumindest die Theorie.<br />
In der Praxis lassen sich die Arbeitsbereiche<br />
aber nicht strikt voneinander<br />
trennen. An Ingenieure besteht (zu<br />
Recht) die Anforderung, sich Gedanken<br />
über Wirtschaftlichkeit und rechtliche<br />
Hintergründe ihrer Arbeit zu machen.<br />
Genauso wichtig ist ein technisches<br />
Grundwissen für Manager, Betriebswirte<br />
und Juristen, wenn sie <strong>im</strong> industriellen<br />
Umfeld arbeiten, denn sie müssen technische<br />
Entwicklungen einschätzen können<br />
und Chancen und Risiken von Projekten<br />
erkennen. Mit technischem<br />
Grundwissen können sie die Aussagen<br />
der Ingenieure ein Stück weit hinterfragen.<br />
Sie müssen weder alle Aussagen<br />
vorbehaltlos übernehmen noch allem<br />
Technischen skeptisch gegenüberstehen.<br />
Technisches Grundwissen kann dadurch<br />
karrierefördernd sein. Für den Erfolg<br />
einer Firma wurde dies auch empirisch<br />
belegt. Laut [1] sind Firmen aus der<br />
Computerbranche erfolgreicher, wenn<br />
Geschäftsführer oder Vorstände über<br />
Technikkenntnisse verfügen. Das Vorhandensein<br />
eines technischen Leiters<br />
hat laut der Untersuchung keinen Einfluss<br />
auf den Firmenerfolg, das heißt,<br />
Technikwissen lässt sich nicht vollständig<br />
delegieren.<br />
Auch für die Kulturwissenschaften<br />
<strong>Neue</strong> technische Möglichkeiten beeinflussen<br />
auch die Gesellschaft. Dies können<br />
fundamentale Technologien sein,<br />
wie die Kernenergie oder Gentechnik.<br />
Hier gab und gibt es hitzige Debatten<br />
darüber, was erlaubt und was verboten<br />
sein soll. Aber auch weniger existenzielle<br />
Technologien können gesellschaftlichen<br />
Einfluss haben. Als Beispiel sei die<br />
MP3-Codierung genannt, die den einfachen<br />
Tausch von Musikdateien ermöglichte<br />
und nach Protesten der Musikindustrie<br />
zu verschärften Gesetzen zum<br />
Urheberrecht führte.<br />
Um neue Technologien und ihre gesellschaftlichen<br />
Auswirkungen beurteilen<br />
zu können, benötigen auch Kulturwissenschaftler<br />
wie Journalisten und Soziologen<br />
technisches Grundwissen. Sie sollen<br />
über Technik berichten und diskutieren,<br />
beispielsweise ob eine Videoüberwachung<br />
eher die öffentliche<br />
Sicherheit erhöht oder die Privatsphäre<br />
gefährdet.<br />
Technik in<br />
nichttechnischen Studiengängen<br />
Der Einfluss von Technik auf Wirtschaft<br />
und Gesellschaft ist anerkannt und wird<br />
in interdisziplinären Studiengängen wie<br />
Wirtschaftsingenieurwesen und Technikjournalismus<br />
berücksichtigt. Aber<br />
auch für alle Studiengänge ohne einen<br />
expliziten interdisziplinären Ansatz<br />
wird die Vermittlung von fachübergreifendem<br />
Wissen gefordert [2].<br />
Als Themen für fachübergreifendes Wissen<br />
werden vielfach Sprachen und „Soft<br />
Skills“ wie Moderation und Rhetorik