21.12.2012 Aufrufe

„Wein zum Lesen“

„Wein zum Lesen“

„Wein zum Lesen“

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

<strong>„Wein</strong> <strong>zum</strong> <strong>Lesen“</strong><br />

Liebe Mitglieder des St.Urbanus Wein Ritter Ordenskollegiums !<br />

Als Service unseres Ordenskollegiums übersenden wir Euch via email, einmal pro Monat<br />

Wissenswertes <strong>zum</strong> Thema Wein. Solltet Ihr dieses Service nicht in Anspruch nehmen<br />

wollen, so könnt Ihr <strong>„Wein</strong> <strong>zum</strong> <strong>Lesen“</strong> unter der E-Mail: office@gefas.at abbestellen.<br />

Gebt mir auch Euer Feedback, sowie Themenwünsche bekannt<br />

unter der Email: gmartin.weinkontakt@aon.at<br />

Das heutige <strong>„Wein</strong> <strong>zum</strong> <strong>Lesen“</strong> erzählt Wissenswertes über die Entstehung der Schaumweine<br />

Champagner, Sekt, Prosecco, Frizzante etc.. Für Euch recherchiert und zusammengestellt von<br />

Gottfried MARTIN, Kanzler des Konventikels Wien, St. Urbanus Wein Ritter Ordenskollegium.<br />

Jänner 2009<br />

Pro Vino et Sodalitate<br />

Gottfried Martin<br />

Foto: Isabelle Mouton<br />

Champagner, Sekt, Kultgetränke ?<br />

Champagner, Sekt, Prosecco – sie stehen für sozialen Status,<br />

Ausgelassenheit, Frohsinn, Übermut, Kultgetränk und vieles<br />

mehr. Champagner wird im zweiten Akt der Operette „Die<br />

Rache einer Fledermaus“ von J. Strauss, als König „aller Weine<br />

bezeichnet“. Zu Sylvester, zu Neujahr und im Fasching gilt<br />

Sekt und Champagner als Muss; kein Galadinner, keine<br />

Haubenküche zu den Feiertagen ohne Champagner.<br />

"Ich trinke Champagner, wenn ich froh bin, und wenn ich<br />

traurig bin. Manchmal trinke ich davon, wenn ich allein bin;<br />

und wenn ich Gesellschaft habe, dann darf er nicht fehlen.<br />

Wenn ich keinen Hunger habe, mache ich mir mit ihm Appetit,<br />

und wenn ich hungrig bin, lasse ich ihn mir schmecken. Sonst<br />

aber rühre ich ihn nicht an, außer wenn ich Durst habe."<br />

Madame Lily Bollinger<br />

Im diesmaligen <strong>„Wein</strong> <strong>zum</strong> <strong>Lesen“</strong> möchte ich die Historie<br />

dieser perlenden Gottesgeschenke näher beleuchten.<br />

Die Entstehung des Champagner wie der Schaumweine<br />

liegen im Dunkeln .............<br />

................... Höchstwahrscheinlich entstanden die ersten Schaumweine<br />

vollkommen unbeabsichtigt................<br />

Nach der Ernte wurden die Trauben gepresst, gefiltert und der Most in<br />

Fässer gefüllt, um dort zu gären. Da dies im Herbst geschah, stoppte der<br />

Gärprozess sobald der Winter einsetzte. Dadurch bedingt gor der Most<br />

nicht mehr weiter, aber die erste Gärung war auch noch nicht<br />

vollständig abgeschlossen und so befand sich noch immer genug Zucker<br />

im Wein/Most, um bei steigenden Temperaturen weiter zu gären. Füllte<br />

man den jungen Wein in diesem Stadium in Gefäße und verschloss diese<br />

fest, kam es im Frühjahr bei steigenden Temperaturen unweigerlich zur<br />

zweiten Gärung.<br />

St. URBANUS WEINRITTER ORDENSKOLLEGIUM<br />

Sitz in Wien, p.a. Richard-Wagner-Platz 7, 1160 Wien<br />

Fax: 01 405 61 69 | E-Mail: office@urbani-ritter.at | www.urbani-ritter.at | ZVR: 694882794


Die bereits in der Bibel erwähnten zerrissenen Schläuche wie auch das Zerbersten der Flaschen<br />

waren die Folge. Erreicht doch der Druck in einer Flasche bis zu 6 bar<br />

(<strong>zum</strong> Vergleich: der Reifendruck in einem PKW-Reifen beträgt ca. 2 bar).<br />

Die zweite oder Sekundärvergärung entsteht durch das Absetzen der Hefepilze.<br />

Die natürlichen (wilden) Hefen finden sich auf der Schale von reifen Früchten. Neben anderen<br />

Mikroorganismen befinden sich ca. 10 Millionen (wilde) Hefezellen auf einer Traube. Diese haben<br />

eine durchschnittliche Größe von 1/200 Millimeter. Hefen wandeln jedoch Zucker nicht selbst in<br />

Alkohol und Kohlendioxid um, sondern produzieren Enzyme, die dieses erledigen. Unter günstigen<br />

Bedingungen kann eine Hefezelle, besser gesagt die von ihr produzierten Enzyme, bis zu 10000<br />

Zuckermoleküle spalten.<br />

Es ist davon auszugehen, dass die ersten Schaumweine wahrscheinlich jenen Winzern zu<br />

verdanken waren, die genau das Gegenteil erreichen wollten, nämlich das „Perlen des Weines“<br />

zu verhindern. Wann der erste Schaumwein gewollt hergestellt wurde, weiß niemand genau.<br />

Erste Aufzeichnungen aus Südfrankreich anno 1531 dokumentieren, dass Mönche der Saint-Hilaire-<br />

Abtei schon zu dieser Zeit schäumende Weine herstellten. Diese nannte man Vins de blanquette.<br />

Die Herstellung erfolgt noch heute im Tal der Aude südlich von Limoux nahe der Stadt Narbonne.<br />

Produziert wird dort nach der Methode rurale (Ländliche Methode).<br />

Möglicherweise waren jedoch die Mönche um den<br />

sagenhaften blinden Mönch und genialen Kellermeister<br />

„Dom Perignon“ herum im „Tal der Aude“, die ersten,<br />

die Schaumwein bewusst herstellten; doch wird auch<br />

ähnliches von den Winzern des östlichen Venetien, vom<br />

„Prosecco“ erzählt.<br />

In der Champagne wird bereits seit dem 4. Jahrhundert<br />

Wein angebaut. Damals ahnte jedoch noch niemand,<br />

welch exklusives Getränk einmal das Image dieser<br />

Region prägen würde. Aufgrund der privilegierten Lage<br />

im Herzen Europas entwickelte sich die Champagne im<br />

frühen Mittelalter schnell zu einem pulsierenden<br />

Handelszentrum.<br />

Die hochwertigen Weine der Region erlangten dadurch auch über Frankreichs Grenzen hinaus einen<br />

guten Ruf. In den europäischen Adelshäusern erfreute sich der Wein größter Beliebtheit, Louis XIV.<br />

machte ihn zu seinem Hauswein und leitete damit einen Trend ein. Doch bis etwa 1650 handelte es<br />

sich in der Regel immer um stille Weine. Die Engländer waren es, welche das Moussieren des<br />

Weines forcierten. Es entwickelte sich zu einer Gepflogenheit, den Wein mittels Zimt, Nelken,<br />

Zucker und Melasse lebendig und perlend zu machen. Die Einwohner der Champagne wären nie auf<br />

die Idee gekommen, ihren Weinen solch seltsame Zutaten hinzuzufügen.<br />

Auch Dom Perignon wollte anfangs das Schäumen des Weines verhindern, ehe er auf die Idee kam,<br />

Schaumwein herzustellen. Der Wein wurde auf die Flaschen gezogen während er sich noch in der<br />

ersten Gärphase befand.<br />

Als gesichert gilt, dass Dom Perignon der Erste war, dem es<br />

gelang, das Problem entweichender Kohlensäure zu lösen. Muss<br />

doch bedacht werden, dass zu jener Zeit die Fässer und Flaschen<br />

noch mit Holzpfropfen verschlossen wurden, die mit in Öl<br />

getränkten Hanffäden umwickelt waren. Weinbauern in Spanien<br />

gelten als die ersten, die ihre Flaschen mit Kork verschlossen<br />

hatten.<br />

Um Dom Perignon ranken sich viele mystische und fantasievolle<br />

Geschichten. Als eine der bekanntesten gilt - als ihm der erste<br />

Schaumwein (Champagner) gelang - der Aufschrei:<br />

“Brüder, ich trinke Sterne!“<br />

Dom Perignon wurde 1638 in Sainte-Menehould geboren und kam am 3. Juli 1658 als Pierre<br />

Perignon in die Benediktinerabtei Saint Vanne in Verdun. Nach 11 Jahren bekam er den Titel "Dom"<br />

zuerkannt und wechselte als Kellermeister an die Abtei von Hautevillers. Dort wirkte er 47 Jahre<br />

und erlangte schon zu Lebzeiten legendären Ruhm. Dom Perignon stellte in der Champagne den<br />

ersten Rotwein, sowie den ersten Weißwein aus roten Trauben her. Er perfektioniert den Verschnitt<br />

verschiedener Weine, um eine gleichbleibende Cuvée zu erzielen.<br />

St. URBANUS WEINRITTER ORDENSKOLLEGIUM<br />

Sitz in Wien, p.a. Richard-Wagner-Platz 7, 1160 Wien<br />

Fax: 01 405 61 69 | E-Mail: office@urbani-ritter.at | www.urbani-ritter.at | ZVR: 694882794


Außerdem förderte Dom Perignon die Verwendung englischen Glases,<br />

welches dem Druck des Schaumweines besser standhielt und führte den<br />

Korken wieder ein. Korken aus der Rinde der Korkeichen waren für die<br />

schäumenden Weine besser geeignet, da sie den Druck besser aushielten.<br />

Dazu gibt es auch zwei Geschichten: Die eine besagt, dass Dom Perignon<br />

eine Zeitlang in der Abtei von Alcantara verbrachte und den Korken von<br />

dort mit nach Hautevillers brachte. Eine andere, dass spanische Mönche<br />

auf Ihrem Weg von Santiago de Compostela nach Norden in Hautesviller<br />

Station machten und Dom Perignon die Korkverschlüsse ihrer Flaschen<br />

auffielen. Er bat sie, ihm einen Vorrat des Materials zu schicken.<br />

Bruder Oudart war für die Weingüter von Saint-Pierre-aux-Monts verantwortlich. Wie auch<br />

Dom Perignon benutzte er Korken und war der erste, der Liqueur de tirage (Fülldosage)<br />

verwendete. Dom Perignon und Bruder Oudart besuchten sich des öfteren und tauschten Wissen<br />

aus, um zusammen den perfekten (Schaum-) Wein zu komponieren.<br />

Dom Perignon ging nun daran, den Glasbruch, welcher bei ca. 50 % lag, in den Griff zu bekommen.<br />

Das französische und das englische Glas wurde zuerst noch mit Holzkohle geschmolzen. Die<br />

Temperaturen waren entsprechend niedrig und das Glas somit nicht sonderlich stabil.<br />

Der englische Admiral Sir Robert Mansell hatte Angst um den Baumbestand in England, denn damit<br />

sollten schließlich Schiffe gebaut werden. Deshalb überredete er 1615 König Jakob I., die<br />

Holzfeuerung in Glasschmelzen zu verbieten. Die Glashersteller benutzten daraufhin Kohle als<br />

Brennmaterial. Durch höhere Temperaturen beim Glasschmelzen wurde das hergestellte Glas<br />

härter als das mit Holzfeuerung geschmolzene. Man benannte dieses Glas nach dem<br />

Herstellungsland verre anglaise - Englisches Glas.<br />

Wein in Flaschen zu lagern war eine englische Sitte. Die<br />

Franzosen lagerten ihren Wein lieber in Fässern. Bei langen<br />

Transporten, z.B. an den Königlichen Hof in Paris, ging das<br />

meiste Kohlendioxid verloren. Der Schaumwein war, so<br />

vermutet man, eine ziemlich lasche und saure<br />

Angelegenheit. In England bestand das Problem nicht in<br />

diesem Ausmaß. Der Schaumwein wurde zwar auch in<br />

Fässern nach England geliefert, doch bevor er ganz vergoren<br />

war, in Flaschen abgefüllt und konnte nochmals gären, ohne<br />

dass die stärkeren englischen Flaschen zersprangen.<br />

Wie Dom Perignon von diesem Glas erfahren hat, ist unklar. Doch somit hatte der Mönch aus<br />

Hautevillers nun alles, was er brauchte: Eine vernünftige Gärung, einen dichten Verschluss und<br />

eine Flasche, die dem Druck einigermaßen standhält.<br />

Um den Glasverbrauch zu minimieren, gab es später weitere Experimente.<br />

Einige Franzosen versuchten Mitte des 19. Jahrhunderts, ein Großraumgärverfahren zu entwickeln,<br />

und 1903 wurde das erste Patent für ein solches Verfahren in den USA angemeldet. Doch erst<br />

Charmat und Chaussepied entwickelten ein wirklich gut funktionierendes Ablaufsystem.<br />

Die endgültige Perfektionierung des Verfahrens erfolgte in Deutschland nach dem zweiten<br />

Weltkrieg. Heute wird nahezu der ganze deutsche und österreichische Sekt auf diese Weise<br />

hergestellt.<br />

Das „versehentliche Abfüllen unfertigen Weines“ wurde in der Folge zu<br />

einer regelrechten Kunst entwickelt und immer weiter verfeinert. Dem<br />

Siegeszug des edlen Tropfens sollte sich fortan niemand mehr in den<br />

Weg stellen können. Das zunächst nur in Adelskreisen verbreitete<br />

Getränk eroberte rasch die Gunst zahlreicher Künstler und Intellektueller<br />

wie Voltaire oder Goethe, mit steigender Verbreitung dann auch das<br />

gehobene Bürgertum. Reichskanzler Bismarck wurde genau wie<br />

Preußenkönig Friedrich Wilhelm IV. ein ausgesprochenes Faible für den<br />

Champagner nachgesagt. Winston Churchill wird mit den Worten zitiert:<br />

„Bei Siegen hat man ihn verdient, bei Niederlagen braucht man ihn."<br />

Und Hoolywood Starlets sollen sogar in Champagner gebadet haben.<br />

Gleichzeitig haftete dem leicht perlenden Getränk ein Hauch von wohlig -<br />

sündiger Verruchtheit an, den es bis heute behalten hat. Kurz gesagt:<br />

Der Champagner wurde das Modegetränk der Reichen und Schönen und<br />

steht bis heute als Symbol für Exklusivität und Luxus.<br />

St. URBANUS WEINRITTER ORDENSKOLLEGIUM<br />

Sitz in Wien, p.a. Richard-Wagner-Platz 7, 1160 Wien<br />

Fax: 01 405 61 69 | E-Mail: office@urbani-ritter.at | www.urbani-ritter.at | ZVR: 694882794


Ihren Beitrag <strong>zum</strong> Erfolg des Champagners leisteten auch eine Reihe<br />

deutscher Familien wie Roederer, Bollinger, Heidsieck, Krug oder<br />

Mumm, die vor allem aus den rheinischen Anbaugebieten in die<br />

Champagne kamen. Produzierte man 1785 erst 300.000 Flaschen,<br />

waren es 1910 schon 40 Millionen. Bis <strong>zum</strong> Ende der achtziger Jahre<br />

stieg die Produktion gar auf 200 Millionen Flaschen an. Die<br />

erfolgsverwöhnten Champagnerproduzenten mussten aufgrund der<br />

hohen Produktionsmengen jedoch gewaltige Mengen an Trauben<br />

hinzukaufen. Die Preise für Trauben aus der Champagne stiegen<br />

dadurch deutlich und lagen um ein Mehrfaches höher als die für<br />

Trauben aus anderen typischen Weinanbauländern wie Italien oder<br />

Spanien. Mit dem Traubenpreis stieg auch der Preis für die einzelne<br />

Flasche Champagner. Dazu beschnitt die herannahende Rezession die<br />

finanziellen Möglichkeiten so manchen Champagner-Liebhabers. Der<br />

zwischen 1989 und 1992 eklatant sichtbar werdende Einbruch beim<br />

Champagnerabsatz war deshalb fast vorauszusehen. Bedingt durch<br />

diese Krise gerieten zahlreiche renommierte Hersteller in Bedrängnis<br />

und wurden von einigen großen Konzernen aufgekauft. Zu den<br />

selbstständig gebliebenen Häusern mit Weltruf gehören Bollinger,<br />

Pol-Roger oder Roederer.<br />

Trotzdem, dass wir von einer Finanzkrise in die nächste rutschen,<br />

erreichte die Champagnerproduktion neuerliche Rekordmarken. Doch<br />

einiges hat sich verändert: So haben geschäftstüchtige Anbieter es<br />

verstanden, in Zeiten weniger prall gefüllter Geldbörsen einen<br />

preisgünstigen „Supermarkt-Champagner", den so genannten<br />

„Premier Prix", zu etablieren, der sich hartnäckig am Markt hält. Dem<br />

Verbraucher scheint es wichtiger zu sein, sich überhaupt Champagner<br />

leisten zu können. Da kommt die Flasche unter 15 Euro aus dem<br />

Supermarktregal gerade recht – auch wenn sie natürlich nicht ganz die<br />

Qualität eines Champagners für 40, 50 oder mehr Euro erreicht. In<br />

Deutschland hat dieser Billig-Champagner in kürzester Zeit<br />

Marktanteile von rund 30 Prozent erobern können.<br />

Aber nicht nur das setzt den Champagnerproduzent zu.<br />

Prosecco, Prosecco Frizzante, Spumante, Frizzante, Frizzantino sowie Sekt tun das<br />

ihrige.<br />

Prosecco ist eine autochtone Rebsorte aus der Region um die Gemeinden Valdobbiadene und<br />

Conegliano. Im Altertum wurde Prosecco bereits als Vinum Pucinum hoch geschätzt.<br />

Frizzante ist die italienische Bezeichnung für einen Perlwein (auch Vivace). Frizzante (franz.: vin<br />

pétillant, ital.: vino frizzante, ch: Sternliwein) ist ein „halbschäumender Wein“ mit einem<br />

Mindestgehalt 8,5 Vol. % Alkohol, der einen Kohlensäureüberdruck von mindestens 1 bar und<br />

höchstens 2,5 bar aufweisen darf; bei Drücken (bei 20 °C) ab 2,5 bar spricht man von<br />

Schaumwein oder Spumante.<br />

Ein Frizzantino (sinngemäß „kleiner Frizzante”) schäumt noch weniger. Wenn Kohlensäure<br />

zugesetzt wurde (also nicht durch Gärung natürlich entstanden), muss auf dem Etikett der Text<br />

„Gassificato” oder „Vino addizionato di andride carbonica” aufscheinen.<br />

Die enthaltene Kohlensäure wird meist als exogene Kohlensäure durch verschiedene<br />

Imprägnierverfahren zugesetzt, kann aber auch aus erster oder zweiter Gärung stammen, wenn<br />

der Most oder Wein im Drucktank vergoren wurde (endogene Kohlensäure). Von endogener<br />

Kohlensäure spricht man auch dann, wenn die Kohlensäure bei der Vergärung von Traubenmost zu<br />

Wein entstanden ist und später dem Produkt wieder zugesetzt wird. Erforderlich ist nicht, dass sie<br />

im betreffenden Gebinde selbst entstanden ist (Pfirsich-Marillen-Birnenfrizzante etc.).<br />

Hauptunterscheidungkriterium hierbei ist die Verwendung von endogener Kohlensäure bzw.<br />

exogener Kohlensäure und dem weinrechtlichen Status des Ausgangsproduktes (Tafelwein,<br />

Qualitätswein, Qualitätswein).<br />

Perlwein oder Frizzante unterliegt in Deutschland nicht der Schaumweinsteuer, was letztendlich<br />

eine von vielen Motivationen für die Produktion von Millionen von Hektoliter ausgelöst haben<br />

St. URBANUS WEINRITTER ORDENSKOLLEGIUM<br />

Sitz in Wien, p.a. Richard-Wagner-Platz 7, 1160 Wien<br />

Fax: 01 405 61 69 | E-Mail: office@urbani-ritter.at | www.urbani-ritter.at | ZVR: 694882794


dürfte. Perlwein oder Frizzante darf in seiner Ausstattung nicht mit Sekt verwechselbar sein.<br />

Demnach unterliegt Perlwein/Frizzante dann der Schaumweinsteuer, wenn die Flasche mit einem<br />

Schaumweinpfropfen und Bügel verschlossen ist oder er einen Überdruck bei 20 °C von mehr als<br />

2,5 bar aufweist.<br />

Nach einer Glanzzeit in den fünfziger und sechziger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts kam<br />

Perlwein in Deutschland/Österreich weitgehend aus der Mode. Seine Renaissance erlebt er seit<br />

Anfang der neunziger Jahre, als zunehmend italienische Perlweine (Prosecco frizzante) den<br />

deutsch/österreichischen Markt wie eine Modekrankheit eroberten. Seitdem werden auch in<br />

Deutschland und Österreich wieder nennenswerte Mengen produziert und häufig unter der<br />

Bezeichnung Secco vermarktet.<br />

Bei der traditionellen Flaschengärung, die in der<br />

Champagne entwickelt wurde und die in Italien „Metodo<br />

classico“ oder „Metodo tradizionale“ genannt wird,<br />

findet die zweite Gärung, die nach Zugabe von Hefe und<br />

Zucker zu einem bereits vergorenem Stillwein erfolgt, in<br />

der Flasche statt. Die Hefe wird dann nach einer langen<br />

Lagerung über Monate und Jahre hinweg in einem<br />

aufwendigen Verfahren per Hand in der Flasche abgerüttelt<br />

und schließlich degogiert, ohne dass der Wein die Flasche<br />

verlässt. Das heißt, die großen Spumante werden aus der<br />

Flasche getrunken, in der sie geboren wurden.<br />

Was man als Spumante traditionale oder Spumante<br />

classico genießen kann, ist ein gereiftes Produkt, das nicht<br />

nur von primärfruchtigen Aromen lebt, sondern tiefgründig,<br />

feingliedrig und nachhaltig ist.<br />

Wieder anders verfahren die Winzer bei Moscato und den meisten Frizzanti Rossi:<br />

Die alkoholische Gärung, bei der sich der Zucker der Trauben in Alkohol und Kohlensäure<br />

umwandelt, wird im geschlossenen Stahltank durchgeführt und gegebenenfalls auch frühzeitig<br />

unterbrochen. So entsteht ein Wein mit mehr oder weniger natürlicher Süße, wenig Alkohol, und<br />

erfrischenden Perlchen. In Italien haben diese Weine eine lange Tradition. Der bekannteste weiße<br />

Süße ist der Moscato d’Asti, eine Spezialität Piemonts aus der aromatischen Moscato-Traube.<br />

Aber auch aus den roten Rebsorten Bracchetto und Barbera werden dort auf diese Weise<br />

moussierende Weine erzeugt. Sie sind manchmal süß, manchmal trocken, aber auf alle Fälle durch<br />

ihre Perlage sehr lebendig und bekömmlich.<br />

Sekt (von lat.: siccus = trocken) ist die vor allem im<br />

deutschsprachigen Raum gängige Bezeichnung für Qualitäts-<br />

Schaumwein, ein alkoholisches Getränk mit Kohlensäure, dessen<br />

Alkoholgehalt mindestens zehn Volumenprozent beträgt.<br />

Grundwein und Dosage müssen aus dem gleichen Anbaugebiet<br />

stammen.<br />

1826 gründete Georg Christian von Kessler die erste deutsche<br />

Sektkellerei in Esslingen am Neckar. Er hatte sein Wissen aus der<br />

Champagne mitgebracht, wo er im Champagnerhaus Veuve<br />

Clicquot-Ponsardin gearbeitet hatte. Es dauerte jedoch längere<br />

Zeit, bis die Sektbereitung so weit perfektioniert war, dass die<br />

Ausfallquoten durch platzende Flaschen auf ein vertretbares<br />

Niveau gesenkt worden waren. Diese hohen Ausfallquoten<br />

machten Sekt erst <strong>zum</strong> Luxusgut. 1902 wurde zur Finanzierung<br />

der kaiserlichen Flotte durch Kaiser Wilhelm II. die Sektsteuer<br />

eingeführt, die nur zwischen 1933 bis 1939 in Deutschland nicht<br />

erhoben wurde. Sie hat sich seitdem – im Gegensatz zur<br />

kaiserlich-wilhelminischen Flotte – in wechselnder Form erhalten.<br />

Heute sind in Deutschland für eine 0,75-l-Flasche Sekt 1,02 € Sektsteuer zu entrichten.<br />

Die Schaumweinsteuer – wie sie offiziell heißt – ist eine Bundessteuer und erbrachte im Jahr 2004<br />

436 Mio. € für den deutschen Bundeshaushalt.<br />

Bis in die 1970er Jahre galt ein deutsches staatliches Sektmonopol, welches nur Kellereien die<br />

Sektherstellung erlaubte. Erst durch einen Gerichtsbeschluss in den 1970er Jahren erhielten auch<br />

Weingärtnergenossenschaften und Winzer das Recht zur Versektung und Vermarktung ihrer Weine.<br />

Dies führte dazu, dass seit Mitte der Achtzigerjahre viele sektproduzierende Betriebe neu<br />

gegründet wurden. Betrug die Zahl der Betriebe 1985 noch unter 100, so waren es 2004<br />

St. URBANUS WEINRITTER ORDENSKOLLEGIUM<br />

Sitz in Wien, p.a. Richard-Wagner-Platz 7, 1160 Wien<br />

Fax: 01 405 61 69 | E-Mail: office@urbani-ritter.at | www.urbani-ritter.at | ZVR: 694882794


knapp 1300 Erzeuger. Die meisten davon - knapp 1200 - sind Kleinproduzenten wie Winzer und<br />

Genossenschaften, die unter 10.000 Flaschen im Jahr produzieren. Die sechs Großunternehmen,<br />

die über fünf Millionen Flaschen im Jahr produzieren, decken 87,5 Prozent der Sektnachfrage in<br />

Deutschland ab. Durch die Zunahme der Erzeuger gibt es mittlerweile eine große Auswahl an<br />

Sekten aller Qualitäten und Preisklassen. In Österreich ist seit 2005 keine Sektsteuer mehr zu<br />

entrichten.<br />

Im Deutschen ist das Wort "Sekt", entstanden aus dem<br />

Lehnwort "sec" mit auslautendem unorganischen "t", seit dem<br />

17. Jahrhundert belegt und bedeutete in dieser Zeit<br />

"vinum hispanicum" (iberischer Wein). In dieser Bedeutung<br />

wurde es aus dem Hochdeutschen ins Dänische und Schwedische<br />

entlehnt.<br />

Die heutige Bedeutung des Wortes Sekt soll auf den Berliner Schauspieler Ludwig Devrient<br />

zurückgehen, der in der Gaststätte von Lutter & Wegner am Gendarmenmarkt allabendlich seinen<br />

Champagner trank. Eines Abends im November 1825 gab er seine Bestellung mit einem Zitat aus<br />

Shakespeares Heinrich IV. auf: „Bring er mir Sekt, Bube – ist keine Tugend mehr auf Erden ?“.<br />

Der Kellner hätte, da Sekt zu dieser Zeit das deutsche Wort für Sherry war, eigentlich einen Sherry<br />

bringen müssen; da er aber nicht hingehört hatte, brachte er den gleichen schäumenden Wein wie<br />

immer, und schon bürgerte sich die neue Sitte ein: erst am Stammtisch von Lutter und Wegner,<br />

dann in Berlin, Jahrzehnte später in Norddeutschland, und erst um 1890 im ganzen Deutschen<br />

Reich.<br />

Seit dem Friedensvertrag von Versailles 1919<br />

müssen deutsche Produzenten auf die<br />

Bezeichnung Champagner verzichten<br />

(Champagnerparagraph). Inzwischen ist der<br />

Name „Champagne“ weltweit geschützt. In<br />

Frankreich darf ebenfalls nur Sekt aus der<br />

Champagne mit Champagner in Verbindung<br />

gebracht werden. Schaumweine nach der<br />

„méthode champenoise“ aus anderen<br />

Anbaugebieten werden unter der Bezeichnung<br />

„Crémant“ (ursprünglich eine Bezeichnung für<br />

feinperligen Champagner) vermarktet: Crémant<br />

d’Alsace, Crémant de Bourgogne, Crémant de<br />

Limoux, Crémant de Loire.<br />

Im Großherzogtum Luxemburg wird der<br />

Crémant de Luxembourg hergestellt. Spanische<br />

Sekte nach der Flaschengärmethode nennen<br />

sich Cava. Deutsche Sekte, die von Winzern in<br />

Flaschengärung hergestellt werden, dürfen sich<br />

Winzersekt nennen, in Österreich heißen diese<br />

Produkte offiziell „Hauer- oder Winzersekt“.<br />

In Östereich, im Poysdorfer - Weinviertler – Veltlinerland werden 40% der Ernte an<br />

Sektproduzenten in ganz Europa versendet.<br />

Der Boden und das Kleinklima der Region<br />

bringen einen Wein hervor, der sich vorzüglich<br />

für die Sektproduktion eignet. Welschriesling<br />

und Grüner Veltliner mit feiner Säure sind<br />

dabei die Leitsorten. Nirgendwo sonst sind die<br />

Voraussetzungen für die Herstellung eines<br />

hochwertigen Sektes so ideal. Alle bekannten<br />

Marken des Landes beziehen für ihre<br />

Qualitätsprodukte den Sektgrundwein aus dem<br />

Poysdorfer Anbaugebiet. Da ist es nicht<br />

verwunderlich, dass das größte Sektglas der<br />

Welt (mit 1,98 Meter) und die bedeutendste<br />

Sammlung an Sektkühlern im Klosterkeller zu<br />

besichtigen sind.<br />

Max Riegelhofer hat in mühevoller jahrelanger Suche eine Sektkühlersammlung zusammen-<br />

getragen, die es kein zweites Mal gibt. Alle Epochen, Materialien und Stilrichtungen sind vertreten.<br />

Genauso selbstverständlich ist es, dass einige Weinbaubetriebe auch ihren ganz speziellen<br />

Winzersekt anbieten.<br />

St. URBANUS WEINRITTER ORDENSKOLLEGIUM<br />

Sitz in Wien, p.a. Richard-Wagner-Platz 7, 1160 Wien<br />

Fax: 01 405 61 69 | E-Mail: office@urbani-ritter.at | www.urbani-ritter.at | ZVR: 694882794


Diese allgemeine (Über)-Schwemme an Schaumweinen gefällt den renommierten<br />

Champagnerproduzenten ebenso wenig, wie die hohen Traubenpreise, welche die nordfranzösischen<br />

Winzer zur Zeit verlangen. Es benötigte schon den guten Willen der Weinbauern,<br />

um den Traubenpreis 2001 auf dem nicht gerade niedrigen Level von (ehemalig) knapp<br />

4 € pro Kilogramm einzufrieren.<br />

Nichtsdestoweniger haben aber auch absolut edle Champagnersorten<br />

nach wie vor ihre Berechtigung. Am begehrtesten sind hier zweifellos<br />

die mit einem Jahrgang, auch Millesimes genannt. Sie zeichnen sich<br />

durch ein individuelles Bouquet aus, das stärker an Wein erinnert.<br />

Ganz oben auf der Beliebtheitsskala der echten Kenner stehen die<br />

Champagnersorten, die nur aus den am höchsten kultivierten Trauben<br />

eines Jahrganges gekeltert wurden.<br />

Zu diesen „Cuvées de Prestige" zählen beispielsweise Moets „Dom Pérignon",<br />

Roederers „Cristal", Abel Lepitres „Prince André de Bourbon Parme",<br />

Perrier-Jouets „Belle Epoque“ und natürlich<br />

„Grand Dame Veuve Clicquote“.<br />

Über die schwindelerregenden Preise spricht man in diesen Qualitätsregionen nicht<br />

– man zahlt und genießt. Wenn heutzutage dann ein Formel 1-Star wie Michael<br />

Schumacher auf dem Siegerpodest unter dem Sprühregen eines exquisiten<br />

Tropfens ein Duschbad nimmt, dürfte dies echten Genießern die Tränen in die<br />

Augen treiben.<br />

Soweit eine Kurzübersicht zur Geschichte der Schaumweine.<br />

Bleibt nur noch übrig, ein Lob auf den König aller Weine anzustimmen:<br />

Dies meint auch Euer<br />

" Champagner<br />

Du bist für mich süßer<br />

als Pralinen,<br />

heißer als der<br />

Wüstenwind, prickelnder<br />

als Frühlingsregen und<br />

Morgentau,<br />

sinnvoller als ein<br />

Kuss,<br />

unerreichbar wie die<br />

Sterne,<br />

- jedoch in meinem Glas<br />

!"<br />

(unbekannt)<br />

Gottfried MARTIN, Jänner 2009 Pro VINO et SODALITATE<br />

PS.:<br />

Im Februar dann mehr über Champagner - Trauben und Herstellung<br />

St. URBANUS WEINRITTER ORDENSKOLLEGIUM<br />

Sitz in Wien, p.a. Richard-Wagner-Platz 7, 1160 Wien<br />

Fax: 01 405 61 69 | E-Mail: office@urbani-ritter.at | www.urbani-ritter.at | ZVR: 694882794

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!