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Schwarze Kellerkatzen, Kater & Kater

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„Wein zum Lesen“<br />

Liebe Mitglieder des St.Urbanus Wein Ritter Ordenskollegiums !<br />

Als Service unseres Ordenskollegiums übersenden wir Euch via Email einmal<br />

pro Monat Wissenswertes zum Thema Wein. Solltet Ihr dieses Service nicht in<br />

Anspruch nehmen wollen, so könnt Ihr „Wein zum Lesen“<br />

unter der E-Mail: office@gefas.at abbestellen.<br />

Gebt mir auch Euer Feedback, sowie Themenwünsche bekannt<br />

unter der Email: gmartin.weinkontakt@aon.at<br />

Das heutige „Wein zum Lesen“ erzählt Wissenswertes über<br />

<strong>Schwarze</strong> <strong>Kellerkatzen</strong>, <strong>Kater</strong> & <strong>Kater</strong> .........<br />

Für Euch recherchiert und zusammengestellt von Gottfried MARTIN,<br />

Kanzler des Konventikels "EINS", St. Urbanus Wein Ritter Ordenskollegium.<br />

November 2009<br />

Pro Vino et Sodalitate<br />

<strong>Kellerkatzen</strong> und <strong>Kater</strong><br />

Kaum ein Thema scheint so uferlos wie dies von <strong>Schwarze</strong>r Katze und<br />

<strong>Kater</strong>. Glücklicherweise werde ich durch die Vorgabe der Artikel - „Wein<br />

zum Lesen“ durch die Beziehung zum Wein eingeschränkt. Trotzdem<br />

komme ich nicht darum herum, neben den vielen praktischen Bedeutungen<br />

auch die vielfältige Symbolik und ihre Historie zu streifen.<br />

Katze oder <strong>Kater</strong> kommt auch recht oft in Lagen- bzw. Rieden- oder<br />

Weinbergs-Namen vor. Die Bedeutung ist nicht ganz klar, es gibt viele<br />

Varianten. Die eine ist, dass Katze und Wein die Gemeinsamkeit haben,<br />

dass sie mal „samtig und schmeichelnd”, das andere mal „kratzig bis<br />

kratzend” sind.<br />

Eine andere Bedeutung ist, dass es sich dabei um geschützte, warme Lagen<br />

handelt und dass auch Katzen gerne ein warmes Plätzchen haben.<br />

Das bekannteste Beispiel in Österreich ist in der niederösterreichischen<br />

Wachau der „Katzensprung“.<br />

Schlechte Rebsorten oder mindere Weine wurden früher ebenfalls mit der Katze in Verbindung gebracht,<br />

allerdings in negativer Beziehung: „Der Wein schmeckt wie Katzenpisse”. Damit ist ein „Stinkerl“ gemeint, das<br />

unter anderem bei den Sorten Sauvignon Blanc, Scheurebe und Cabernet Franc für unangenehme Bukettverfremdungen<br />

sorgt. Bleibt nur noch die Frage zu verifizieren, wer wirklich weiß, wie Katzenpisse schmeckt.<br />

Auch eine weitere Redewendung, die mit der Katze in Verbindung mit Wein verwendet wird, ist betrüblich.<br />

In manchen Weingegenden, z.B. in Teilen der Steiermark, wird der Gelbe Muskateller „Katzendreckler“<br />

genannt. Es hat den Anschein, dass der Genuß des Gelben Muskatellers die Weinfreunde in zwei Lager spaltete.<br />

St. URBANUS WEINRITTER ORDENSKOLLEGIUM<br />

Sitz in Wien, p.a. Richard-Wagner-Platz 7, 1160 Wien<br />

Fax: 01 405 61 69 | E-Mail: office@urbani-ritter.at | www.urbani-ritter.at | ZVR: 694882794


Während die einen dem Gelben Muskateller himmlische Duftnoten zusprechen, können ihn die anderen<br />

überhaupt nicht (er)leiden. Möglicher Weise haben die letzteren den Gelben Muskateller mit diesem häßlichen<br />

Sortenspitznamen prämiert.<br />

Die „Kellerkatze“ bei der Arbeit<br />

Die „schwarze Kellerkatze“ ist jedoch auch ein reales Tier. Sie<br />

war besonders im Weinviertel stark verbreitet. Die Kellerkatze<br />

liebte dunkle und gleichmäßig temperierte Weinkeller mit<br />

Temperaturen um 10°C. Durch die Konzentration im Weinbau und<br />

die Verlagerung der Weinproduktion von Kellern in neu errichtete<br />

Produktionshallen ist sie jedoch heute kaum mehr zu finden.<br />

Natürlich haben sich Katzen wegen der dort vorkommenden Mäuse<br />

schon immer gerne in Kellergewölben aufgehalten. Als Einzelgängerin<br />

fand man sie - zum Stolz des Winzers - meist auf dem<br />

Fass mit dem besten Wein sitzen. „Im Keller sitzt die Katz immer<br />

auf dem besten Weinfass und schleckt beim „Spundloch“ die<br />

Tropfen weg“ (...die bei der Entnahme verschüttet wurden).<br />

Ein anderes Brauchtum war, dass man eine Katzenfigur deshalb auf das beste Fass setzte, um das Personal bzw.<br />

Gesinde davon abzuhalten, für sich etwas abzuzapfen. Es gibt auch eine Redewendung, die besagt:<br />

„Gib mir vom Wein, wo die Katz drauf sitzt”.<br />

„Kellerkatze“, Wächterin vor Kohlendioxidvergiftung:<br />

"Immer wieder kommt es zu tödlichen Unfällen mit Kohlendioxid aus Gärungsprozessen in Weinkellern und<br />

dies, obwohl Kohlendioxid nur einen Toxizitätswert von ca. 30'000 ppm aufweist Ein wesentlicher Grund dafür<br />

ist, dass Kohlendioxid mit dem Geruch erst bei gefährlichen Konzentrationen von >74'000 ppm wahrgenommen<br />

wird. Fazit: Die Gefährlichkeit von Gasen hängt wesentlich von der Möglichkeit ab, ob diese mit der Nase auch<br />

wahrgenommen werden können bevor, sie gefährliche Konzentrationen erreichen.<br />

Ein alter Winzer konnte sich erinnern, wie sein Vater früher die „schwarze Hauskatz“<br />

mit in den Keller nahm. Sträubten sich dem Tier die Haare und begann es zu fauchen, so<br />

war Kohlendioxid - Gefahr im Keller. Die Katze sprang dann meistens auf das höchste<br />

Fass, machte den berühmten Katzenbuckel und fauchte von dort oben herab. Die Empfindlichkeit<br />

einer Katze gegenüber Kohlendioxid darf als vergleichbar zum Menschen<br />

angesehen werden. Ein zusätzliches Argument ist der geringere Abstand der Nase der<br />

Katze im Vergleich zum Menschen zur Bodenoberfläche. Weil Kohlendioxid schwerer<br />

als Luft ist, sammelt es sich in Bodennähe an. Die Katze ist also höheren Konzentrationen<br />

ausgesetzt. Zusätzlich rennt die Katze, ihre Atemrate ist durch die körperliche<br />

Bewegung erhöht. Eine gefährliche Kohlendioxid-Konzentration würde sich also bei<br />

einer Katze in Bewegung früher bemerkbar machen als bei einem ruhenden Tier.<br />

Und noch eine „Kellerkatz“:<br />

Dort, wo es heute noch alte Kellerröhren gibt, wird der an den<br />

Wänden anhaftende Kellerschimmel auch als „Kellerkatze“,<br />

„Kellertuch“, Kellerschwamm oder „<strong>Schwarze</strong> Katze“ bezeichnet.<br />

Der dunkle Schimmelpilz (lat. „cladiosporium cellare“), der sich im<br />

wesentlichen vom Alkoholdunst ernährt, ist im Weinkeller als<br />

Regulator für die Luftfeuchtigkeit besonders erwünscht. Sein<br />

Vorhandensein weist auf optimale Verhältnisse für Lagerung und<br />

Ausbau hin. Die Bezeichnungen „Kellerkatze“, „Kellertuch“<br />

und „<strong>Schwarze</strong> Katze“ leiten sich von dem fellartigen<br />

Aussehen, der dunklen Farbe und der weichen Beschaffenheit<br />

des Schimmels her.<br />

Diese „Kellerkatz“ bildet sich vor allem an den Wänden und Flaschen, hingegen wird er an den Fässern meist<br />

nicht geduldet. Es soll Glück bringen, wenn man in den an den Wänden befindlichen Schimmel eine Geldmünze<br />

hineindrückt. Von der schimmligen Kellerkatz’ unterscheidet sich übrigens wesentlich der sogenannte<br />

Kellerschlatz, der mundartlich auch als „Hexenschpiazling“ bezeichnet wird („schpiazln“ bedeutet umgangssprachlich<br />

spucken).<br />

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Im Unterschied zu dem erwähnten samtenen Kellerschimmel, der ja<br />

erwünscht ist, tritt der Kellerschlatz als schleimiger, gallertartiger Pilzrasen in<br />

Erscheinung und wird von den Winzern ganz und gar nicht geliebt, weil er<br />

gemeinhin als Kellerverpester gilt. Er tritt besonders an den Gantern auf und<br />

entsteht durch allzu große Feuchtigkeit, etwa infolge von schwitzendem<br />

Beton. Die Bekämpfung erfolgt durch verbesserte Belüftung und durch<br />

gründliche Reinigung. In hartnäckigen Fällen kann man den Kellerschlatz<br />

durch Schwefeln oder Besprühen mit Bordeaux-Brühe (das ist eine Mischung<br />

aus Kupfersulfat und Kalziumhydroxid) loswerden.<br />

Dass die „<strong>Schwarze</strong> Katz“ Unheil bringt, scheint weit gefehlt:<br />

Die schwarze Katze gilt bekanntlich von alters her als ausgesprochene<br />

Unglücksbringerin oder zumindest als ein besonders mystisches Tier. In den<br />

Hexenprozess-Akten vergangener Jahrhunderte ist mitunter sogar von Verwandlungen<br />

von Menschen in schwarze Katzen die Rede. Manche Hexenbilder zeigen die<br />

schwarze Katze auch als Begleiterin des Höllenfürsten. Obwohl der Aberglaube<br />

herrschte, dass es Unglück brächte, wenn einem eine schwarze Katze über den Weg<br />

läuft, sollte man annehmen, dass die Menschen dieses scheinbar bedrohliche Tier<br />

heftig bekämpft hätten. Genau das Gegeteil war jedoch der Fall !<br />

Die Bauern dachten, es brächte Unheil, eine schwarze Katze aus dem Haus zu jagen. So verkündet ein ländliches<br />

Sprichwort: „<strong>Schwarze</strong> Katz’ und schwarzes Huhn / soll kein Bauer aus dem Hause tun.“<br />

Dass schwarze Katzen als Hexentiere angesehen wurden,<br />

ist im Glauben unserer germanischen Vorfahren begründet. Sie<br />

galt bei den Germanen als ein der Wolkengöttin Freya<br />

geheiligtes Tier. Freya war die Gattin Wotans und als solche<br />

Beschützerin der Ehe. Alljährlich fuhr sie im Frühling auf einem<br />

Katzengespann durch die Luft. In christlicher Zeit wurde aus<br />

Freya eine Hexe und die schwarze Katze zu einer ständigen<br />

Begleiterin der Hexen. Besonders den Fuhrleuten und Kutschern<br />

sagte man nach, dass sie vor schwarzen Katzen wegen ihrer<br />

dämonischen Eigenschaften Angst hätten. Wenn eine schwarze<br />

Katze einem (von rechts) über den Weg läuft, so bringt das<br />

Unglück. Um das zu verhindern, muss man 3 Steine über die<br />

Katzenspur werfen oder auf einen Stein spucken.<br />

Da die Katze aber ursprünglich als geheiligtes Tier galt, wird sie auch heute noch<br />

als Botin des Glückes betrachtet. So bekommen z.B. Mädchen, denen Katzen<br />

entgegenlaufen, einen guten Mann und wenn am Hochzeitstage eine Katze bis<br />

zur Kirchtüre nachläuft, so bringt sie dem Brautpaar Glück in der Ehe.<br />

Wenn sie sich am Morgen putzt, kommen Gäste. Sportler, besonders Flieger und<br />

Rennfahrer, lieben Katzen als glücksbringenden Talisman.<br />

Auch als Wetterprophetin der Winzer muss die „<strong>Schwarze</strong> Katze“ herhalten:<br />

• Leckt sich die Katze gegen den Haarstrich, so folgt Regen.<br />

• Frisst die Katze Gras, regnet es auch bald.<br />

• Kratzt die Katze am Tischbein oder an einem Brett, dann wird es windig.<br />

• Geht sie längere Zeit nicht aus dem Haus, so wird es kalt.<br />

„<strong>Schwarze</strong> Katzen und Weinmarketing“.<br />

Nach Erläuterungen über die „<strong>Kellerkatzen</strong>“ soll nun die Sicht der Katze in der<br />

Weinwelt beleuchtet werden. Zunächst ist zu vermerken, dass es in Deutschland,<br />

Österreich und der Schweiz in verschiedensten Weingegenden eine Reihe von<br />

„kätzischen“ Wein- und Lagenbezeichnungen gibt.<br />

Auch marketingstrategisch kommt die „<strong>Schwarze</strong> Katze“ effizient zum Einsatz. Das<br />

Weingut „Mayer am Pfarrplatz“ in Wien-Grinzing hatte schon in den 1970er-Jahren<br />

unter der Bezeichnung „<strong>Schwarze</strong> Katz“ einen Riesling vom Nussberg im Sortiment.<br />

Und das Gourmet-Periodikum „Wo isst Österreich?“ adelt in seinem Weinteil die<br />

einzelnen Weingüter, je nach deren Renommee, mit ein bis drei schwarzen Katzen.<br />

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Überaus werbewirksam haben sich vor ca. zehn Jahren Winzerinnen aus Göttlesbrunn unter der Bezeichnung<br />

„<strong>Schwarze</strong> Katzen“ zu einer Präsentationsgemeinschaft zusammengeschlossen. Die Winzerinnengruppe,<br />

die inzwischen um weitere Mitglieder angewachsen ist, keltert alljährlich eine gemeinsame „Cuvée <strong>Schwarze</strong><br />

Katze“. Die „<strong>Schwarze</strong>n Katzen“ aus Göttlesbrunn bringen immer wieder hervorragende Weine zustande.<br />

Siehe >> www.schwarzekatzen.com


Das Raubtier im Kopf, der <strong>Kater</strong>:<br />

Grafik: „Der KATER“ Gottfried MARTIN<br />

Als "<strong>Kater</strong>" (Englisch: Hangover) wird ein Symptomkomplex bezeichnet,<br />

der Folge einer akuten Alkoholvergiftung ist und eine hohe Prävalenz<br />

aufweist. Der Begriff <strong>Kater</strong> stellt die Verballhornung des griechischen<br />

Wortes katarhein (= herunter fließen) dar. Der wissenschaftliche Begriff<br />

für <strong>Kater</strong> - Veisalgie - leitet sich von dem norwegischen Wort kveis<br />

(="Unwohlsein als Folge einer Ausschweifung oder Prasserei") und dem<br />

griechischen Wortstamm algia (Schmerz) ab (Haas et al., 2006).<br />

Swift & Davidson (1998) fassen basierend auf die Literatur zusammen,<br />

dass etwa 75% der nicht abstinent lebenden Menschen mindestens einmal<br />

in ihrem Leben einen <strong>Kater</strong> gehabt haben und dass bei einer Aufnahme<br />

von 1,5g Alkohol pro Kilogramm Körpergewicht bei mindestens der<br />

Hälfte der Personen <strong>Kater</strong>symptome auftreten. Hinsichtlich der Frage, ob<br />

Alkoholiker beim Konsum vergleichbarer Alkoholmengen infolge von<br />

Toleranzentwicklung und genetischen Faktoren seltener <strong>Kater</strong>symptome<br />

erleben oder ob das Gegenteil der Fall ist, stellen die Autoren fest, dass<br />

sich das anhand der Literatur derzeit nicht eindeutig klären lasse. Die<br />

Befunde, die letztere Position bekräftigen, sind allerdings als eher<br />

fragwürdig zu qualifizieren.<br />

Ein „KATER“ ist die Folge einer Vergiftung ! Daher der beste Rat: Gar nicht zu viel trinken!<br />

Slutske et al. (2003) entwickelten einen <strong>Kater</strong>-Symptom-Fragebogen und identifizierten faktorenanalytisch<br />

13 <strong>Kater</strong>symptome: Die sind in der Reihenfolge ihres Auftretens<br />

- Durstgefühl/Dehydrierung<br />

- überdurchschnittliche Müdigkeit<br />

- Kopfschmerzen<br />

- Übelkeit<br />

- Erbrechen<br />

- Schwächegefühl<br />

- Konzentrationsschwierigkeiten<br />

- Licht- und Geräuschempfindlichkeit<br />

- vermehrte Schweißneigung, Schlafprobleme<br />

- Ängstlichkeit<br />

- depressive Verstimmung<br />

- Zittern (Tremor)<br />

Haas et al. (2006b) erwähnen darüber hinaus noch<br />

"Reizbarkeit", "Durchfall", sowie "gerötete und<br />

trockene Augen" als <strong>Kater</strong>symptome.<br />

Grafik: Gottfried MARTIN / Besoffen<br />

<strong>Kater</strong>symptome treten typischerweise erst Stunden nach Beendigung des<br />

Alkoholkonsums auf, erreichen in der Regel den Höhepunkt, wenn der Alkohol bereits<br />

vollständig abgebaut ist und können bis 24 Stunden danach anhalten. <strong>Kater</strong>symptome<br />

ähneln denen eines leichten Alkoholentzugs, die Mechanismen dahinter unterscheiden<br />

sich allerdings erheblich. Die Wahrscheinlichkeit für einen <strong>Kater</strong> nimmt mit der Menge<br />

des konsumierten Alkohols zu, mitunter wird ein <strong>Kater</strong> aber schon nach sehr geringen<br />

Alkoholmengen berichtet (Swift & Davidson, 1998).<br />

Es gibt eine Reihe von physiologischen Mechanismen, die für die Entstehung des<br />

<strong>Kater</strong>s verantwortlich gemacht werden. Swift & Davidson (1998) heben besonders<br />

hervor: Flüssigkeitsverlust und Entgleisung des Elektrolythaushalts:<br />

Alkohol hemmt die Produktion des antidiuretischen Hormons (ADH, Vasopressin), was zu Flüssigkeitsverlust<br />

führt, der sich in Durstgefühl, trockenen Schleimhäuten, Schwächegefühl, Schwindel, Benommenheit<br />

manifestiert. Durch Schwitzen, Erbrechen und Durchfall wird dieser Flüssigkeitsverlust noch verstärkt - und<br />

zusätzlich eine Entgleisung des Elektrolythaushalts begünstigt. Da sich bis dato empirisch keine<br />

Elektrolytveränderungen in Zusammenhang mit <strong>Kater</strong> nachweisen ließen, gilt es laut Haas et al. (2006) als<br />

fraglich, ob Elektrolytveränderungen im Blut eine wesentliche Rolle in Zusammenhang mit der Entstehung des<br />

<strong>Kater</strong>s zukommt.<br />

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Weitere „KATERPROBLEME“:<br />

• Alkoholkonsum irritiert Magen- und Darmschleimhaut und führt dadurch zu akuten Entzündungen. Direkt<br />

auf die Magenschleimhaut aufgetragene Alkohollösungen bewirken eine bis zu 24 Stunden nachweisbare<br />

Schleimhautrötung und ein Schleimhautödem (Knoll et al., 1998).<br />

• Gefäßverengende Wirkung von Ethanol auf die Hirnarterie.<br />

• Bei prädisponierten Personen können aber auch andere Begleitstoffe wie Tyramin bzw. phenolische<br />

Verbindungen in Rotwein zu einer Histaminfreisetzung und Gefäßerweiterung im Gehirn führen, wodurch<br />

in diesem Fall schon geringe Alkoholmengen Kopfschmerz auslösen können (Haas et al., 2006).<br />

Einem <strong>Kater</strong> kann man am besten vorbeugen:<br />

- Indem man geringere Mengen Alkohol trinkt,<br />

- indem man qualitativ hochwertigere alkoholische Getränke<br />

(Produkte mit weniger Begleitstoffen wie Methanol oder Fuselstoffe)<br />

wählt,<br />

- indem man zusätzlich auch Speisen zu sich nimmt, was einerseits<br />

einen gewissen Schutz vor Reizungen oder Entzündungen der<br />

Magenschleimhaut durch Alkohol bietet und anderseits das Anfluten<br />

des Alkoholspiegels verzögert,<br />

- indem man zwischen alkoholischen Getränken regelmäßig nichtalkoholhältige<br />

Flüssigkeiten zu sich nimmt, um so den Wasserverlust<br />

auszugleichen und<br />

- indem man den Alkoholkonsum über einen längeren Zeitraum<br />

hinweg ausdehnt, und so keinen sehr hohen Alkoholspiegel erzielt.<br />

Der Alkoholabbau lässt sich nicht relevant beschleunigen, aber da am Höhepunkt des <strong>Kater</strong>s die Blutalkoholkonzentration<br />

ohnehin bereits nahe Null ist, ist diese Erkenntnis in Zusammenhang mit dem <strong>Kater</strong> ohne<br />

Relevanz.<br />

Es kursieren in der Bevölkerung zahlreiche, oft länderspezifisch recht unterschiedliche und teilweise skurril<br />

anmutende Tipps zur Behandlung von manifesten <strong>Kater</strong>symptomen. Dazu gibt es aber nur wenige<br />

wissenschaftlich fundierte Ergebnisse. Außer Frage steht, dass Maßnahmen, die konkrete Ursachen für<br />

<strong>Kater</strong>symptome gezielt bekämpfen, wie die Zufuhr von Flüssigkeit bei Dehydrierung, die Wiederherstellung des<br />

Normalzustandes beschleunigen können.<br />

Grafik: Gottfried MARTIN / Flaschengeist<br />

Ich erinnere mich an eine Geschichte, die mir ein Navayo<br />

Schamane im Zusammenhang mit dem Tabak erzählt hat:<br />

„Tabak ist für uns etwas Heiliges, wir verwenden ihn nur<br />

zu bestimmten Anlässen und mit dem nötigen Maß und mit<br />

dem nötigen Respekt. Ihr habt den Tabak entweiht, weil ihr<br />

das rechte Maß verloren habt, deswegen kommen die<br />

Geister jetzt über Euch ....................“.<br />

Ich meine, dies gilt auch für den Wein. Wein als bloßer<br />

Konsum ohne das richtige Maß, ohne die Achtung derer,<br />

die ihn produzierten und achtlos getrunken, ruft Geister<br />

herbei ....<br />

„Die Kellerkatze“ warnt uns, Maß zu halten ............<br />

sonst kommt der <strong>Kater</strong> über Euch und es gibt<br />

„Katzenjammer“.....<br />

Dies meint Euer Gottfried MARTIN, November 2009<br />

Pro VINO et SODALITATE<br />

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