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Podersdorf im Burgenland und die Rebsorten Bouvier

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„Wein zum Lesen“<br />

Liebe Mitglieder des St.Urbanus Wein Ritter Ordenskollegiums !<br />

Als Service unseres Ordenskollegiums übersenden wir Euch via Email einmal<br />

pro Monat Wissenswertes zum Thema Wein. Solltet Ihr <strong>die</strong>ses Service nicht in<br />

Anspruch nehmen wollen, so könnt Ihr<br />

„Wein zum Lesen“ unter der E-Mail: office@gefas.at abbestellen.<br />

Gebt mir auch Euer Feedback, sowie Themenwünsche bekannt<br />

unter der Email: gmartin.weinkontakt@aon.at<br />

Das heutige „Wein zum Lesen“ erzählt Wissenswertes über<br />

„<strong>Podersdorf</strong> <strong>im</strong> <strong>Burgenland</strong> <strong>und</strong> <strong>die</strong> <strong>Rebsorten</strong> <strong>Bouvier</strong> <strong>und</strong> Kadarker“.<br />

Für Euch recherchiert <strong>und</strong> zusammengestellt von Gottfried MARTIN,<br />

Kanzler des Konventikels „EINS“, St. Urbanus Wein Ritter Ordenskollegium.<br />

März 2010<br />

Pro Vino et Sodalitate<br />

Wenn es Abend wird, wenn <strong>die</strong> Sonne sinkt,<br />

wenn der Geige Lied von der Puszta klingt,<br />

sitz ich oft allein hier bei dem Glaserl Wein,<br />

denk, wie schön wär's, bei euch jetzt zu sein.<br />

Wenn der alte Mond dort am H<strong>im</strong>mel thront,<br />

mild herunter scheint,<br />

sag' ich, 'Prost mein Fre<strong>und</strong>',<br />

lieber Mond, unterbrich deinen Lauf,<br />

hör' mir zu, denn ich trag' dir was auf........<br />

So beginnt Tassilos Lied in der Operette Gräfin Mariza<br />

von Emmerich Kálmán.<br />

Besser lässt sich <strong>die</strong> Abendst<strong>im</strong>mung in<br />

<strong>Podersdorf</strong> am Neusiedlersee kaum<br />

beschreiben; denn ....<br />

<strong>Podersdorf</strong> ist anders ........<br />

_______________________ Konventikel EINS________________________<br />

ST. URBANUS WEINRITTER ORDENSKOLLEGIUM<br />

Sitz: p.a. Richard-Wagner-Platz 7 | 1160 Wien<br />

Fax: 01 492 40 50 - 15 | E-Mail: office@urbani-ritter.at | Bank Austria Kto. 50020 400 002 | BLZ 12000 | ZVR: 694882794<br />

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<strong>Podersdorf</strong> ist anders: Erste Besonderheit ..........<br />

Am Ostufer des Neusiedler Sees befindet sich <strong>die</strong> Marktgemeinde <strong>Podersdorf</strong> am See auf einer Seehöhe von<br />

121 Meter. Mit 2.100 Einwohnern liegt <strong>Podersdorf</strong> <strong>im</strong> nördlichen Teil des B<strong>und</strong>eslandes <strong>Burgenland</strong>. Mit einer<br />

Gesamtfläche von 42 Quadratkilometer gehörte <strong>Podersdorf</strong> bis 1919/20 zu Ungarn <strong>und</strong> trug den Ortsnamen<br />

Patfalu. <strong>Podersdorf</strong> am See gehört zum Bezirk Neusiedl am See.<br />

Die Geschichte von <strong>Podersdorf</strong> beginnt mit der<br />

erstmaligen urk<strong>und</strong>lichen Erwähnung <strong>im</strong> Jahre<br />

1217. Damals begannen <strong>die</strong> Zisterziensermönche<br />

des Stiftes Heiligenkreuz das Gebiet um den Ort<br />

urbar zu machen.<br />

<strong>Podersdorf</strong> am See ist seit 1992 Marktgemeinde,<br />

hat 1.998 Einwohner in ca. 700 Haushalten <strong>und</strong><br />

ist wirtschaftlich gesehen eine Tourismus- bzw.<br />

Weinbaugemeinde.<br />

Der Ort liegt als einzige Gemeinde direkt am<br />

Neusiedler See, d.h. am einzigen schilffreien<br />

Strand.<br />

Hervorzuheben ist außerdem das milde pannonische Kl<strong>im</strong>a <strong>und</strong> <strong>die</strong> Vielfalt der Tier- <strong>und</strong> Pflanzenwelt.<br />

<strong>Podersdorf</strong> am See ist eine Nationalparkgemeinde (Nationalpark Neusiedler See - Seewinkel).<br />

Die historische Geschichte von <strong>Podersdorf</strong> am See:<br />

F<strong>und</strong>e aus der Steinzeit <strong>und</strong> Bronzezeit weisen darauf hin, dass das Gebiet um <strong>Podersdorf</strong> ein alter<br />

Siedlungsgr<strong>und</strong> ist. Im Jahr 9 n. Chr. errichteten <strong>die</strong> Römer <strong>die</strong> Provinz Pannonien <strong>und</strong> gaben dem Land um<br />

den Neusiedler See den Namen des keltischen Volkes Boierwüste, da <strong>die</strong>se das Gebiet besiedelten. Durch <strong>die</strong><br />

Abholzung der Eichenwälder des Seewinkels durch <strong>die</strong> Römer entstand <strong>die</strong> kahle Pusztalandschaft. Zur Zeit<br />

Kaiser Probus wurden <strong>die</strong> ersten Weingärten angelegt.<br />

<strong>Podersdorf</strong> war <strong>im</strong>mer wieder einfallenden Reitervölkern wie den Hunnen, Awaren <strong>und</strong> Magyaren ausgesetzt.<br />

Ebenso war es von Eroberungen <strong>und</strong> Besiedelungen der Goten, Sueben <strong>und</strong> slawischen Stämmen bedroht. Nach<br />

der Hochzeit des magyarischen König Stefan mit der bayerischen Prinzessin Gisela <strong>im</strong> Jahr 1002 wanderten<br />

bayerische Adlige, kirchliche Orden <strong>und</strong> Siedler nach Ungarn aus. Im Jahr 1021 siedelte man <strong>die</strong> besiegten<br />

Petschengen zur Sicherung der Grenze am Neusiedlersee an.<br />

Im 13. Jahrh<strong>und</strong>ert übernahmen <strong>die</strong> Grafen Poth den Ort <strong>Podersdorf</strong> <strong>und</strong> Potzneusiedl,<br />

das <strong>die</strong> Namensänderung von Altdorf auf <strong>Podersdorf</strong> erklärt.<br />

Erstmals urk<strong>und</strong>lich wurde <strong>Podersdorf</strong> auf der Schenkungsurk<strong>und</strong>e aus dem Jahr 1217,<br />

welche König Andreas II von Ungarn zur Bestätigung der Schenkung an den<br />

Zisterzienserorden anfertigen ließ.<br />

Während der Kriegswirren des Türkenkrieges, der Schlacht am Kahlenberg, der Kuruzzenaufstände <strong>und</strong> des<br />

Dreißigjährigen Krieges wurde <strong>die</strong> Bevölkerung von <strong>Podersdorf</strong> stark dez<strong>im</strong>iert <strong>und</strong> der Ort verwüstet. Ab dem<br />

Jahr 1711 wurden Siedler aus dem süddeutschen Raum, vor allem Schwaben <strong>und</strong> Franken, in das Gebiet von<br />

<strong>Podersdorf</strong> geholt. Nach Ende des Ersten Weltkrieges wurde nach zähen Verhandlungen <strong>Podersdorf</strong>, das bis<br />

dahin zu Ungarn gehörte, in den Verträgen von Saint Germain <strong>und</strong> Trianon 1919 Österreich zugesprochen.<br />

Weinbau:<br />

Weinbau wurde in <strong>Podersdorf</strong> am See wahrscheinlich schon seit der Gründung der Ortschaft<br />

betrieben. Zu <strong>die</strong>ser Zeit wurde hauptsächlich für den Eigenbedarf auf Kleinstflächen Wein<br />

produziert. Die eigentliche Weinwirtschaft begann nach dem 2. Weltkrieg. 1947 war bereits<br />

eine Fläche von 256 ha mit Wein bepflanzt. Die Weinbau-Fläche stieg in der Folge bis 1987<br />

kontinuierlich auf 1246 ha an. Danach wurden <strong>die</strong> Flächen für den Weinbau stetig reduziert,<br />

1990 waren es noch 1157 ha – 2000 nur mehr 520 ha.<br />

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Der Gr<strong>und</strong> war, dass der Weinmarkt nach dem Weinskandal 1985 total eingebrochen war <strong>und</strong> dadurch viele<br />

Winzer (d.h. zum größten Teil reine Traubenerzeuger) den Weinbau aufgaben. Heute wird in <strong>Podersdorf</strong> am See<br />

auf einer Fläche von 507 ha (2002) Weinbau betrieben.<br />

Nach dem Weltkrieg wurden vorwiegend einfache Weine in Massenproduktion gekeltert. Der Wein wurde<br />

großteils <strong>im</strong> Gebinde (Fass) verkauft. Teilweise wurde <strong>die</strong> Ernte auch als Trauben vermarktet.<br />

Durch den Weinskandal setzte ein Umdenken ein. Viele Weinbauern gaben auf. Die wenigen verbliebenen<br />

Winzer begannen, den Weinbau auf einer ganz anderen Ebene zu betreiben. Es wurde auf Qualität gesetzt <strong>und</strong><br />

begonnen, <strong>die</strong> Weine auch selbst in Flaschen zu vermarkten. Der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten. Neben<br />

wirtschaftlichem Erfolg stellte sich auch bald Anerkennung ein. <strong>Podersdorf</strong>er Winzer wurden bei nationalen <strong>und</strong><br />

internationalen Ausstellungen <strong>und</strong> Prämierungen vielfach ausgezeichnet.<br />

<strong>Podersdorf</strong> ist anders: Zweite Besonderheit: „BOUVIER“<br />

Die <strong>Bouvier</strong>-Traube wurde ursprünglich aus der französischen Schweiz<br />

von Clothar <strong>Bouvier</strong> um 1890 aufgef<strong>und</strong>en <strong>und</strong> in Vermehrung<br />

genommen. Die Traube erinnert einigermaßen durch ihren lockeren Bau<br />

<strong>und</strong> ihre Färbung an einen gutgereiften weißen Gutedel, <strong>im</strong> Blatt an den<br />

gelben Muskateller.<br />

Der Geschmack ist angenehm gewürzt, ähnlich der Müller-Thurgau-Rebe,<br />

mit der sie auch eine gewisse Ähnlichkeit hat. Die Traube reift sehr früh,<br />

gibt einen guten Ertrag <strong>und</strong> einen gewürzten, gehaltvollen Wein.<br />

Clothar <strong>Bouvier</strong> gehörte zu jenen großen <strong>und</strong> praktischen<br />

Weinbauförderern, <strong>die</strong> zur Erhaltung, Erneuerung <strong>und</strong> Fortentwicklung<br />

des Weinbaues Unvergängliches geleistet haben, von der Mit- <strong>und</strong><br />

Nachwelt aber vielfach vergessen werden.<br />

Clothar <strong>Bouvier</strong> wurde am 12. 4. 1853 in Weiz geboren <strong>und</strong> ist am 26. 9. 1930 in Oberradkersburg gestorben.<br />

<strong>Bouvier</strong> besuchte <strong>die</strong> Handelsakademie in Graz, anschließend Praxis bei Sparkassen in Radkersburg.<br />

Seine Lebensaufgabe sah <strong>Bouvier</strong> jedoch <strong>im</strong> Weinbau, wo ihm der Familienbetrieb in Herzogenberg bei<br />

Radkersburg viele Möglichkeiten bot.<br />

Synonyme:<br />

<strong>Bouvier</strong>traube, RANINA , Radgonska - Ranina. Weniger bekannt sein dürfte, dass in der Untersteiermark<br />

(auf slowenisch : „Stajerska“) der <strong>Bouvier</strong> „Kindermacher“ genannt wird.<br />

Der von der Thronfolge ausgeschlossene österreichische Kronprinz<br />

Erzherzog Johann kaufte in der ersten Hälfte des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts das<br />

Gut auf dem Gipfel Prinčev vrh, auf dem er Weingärten anlegte <strong>und</strong><br />

<strong>die</strong> erste Weinbauschule mit Clothar <strong>Bouvier</strong> gründete.<br />

In Marburg befindet sich ein vierh<strong>und</strong>ert Jahre<br />

alter Rebstock, der noch <strong>im</strong>mer Trauben trägt (siehe<br />

„Wein zum Lesen“ Jän. 2010 Stara Trta -<br />

Zametovka-Rebe), sowie <strong>die</strong> von Clothar <strong>Bouvier</strong><br />

gegründete erste Weinbauschule der Monarchie; ihr<br />

erster Leiter hieß Hermann Goethe. In den Zeiten<br />

der Monarchie galten <strong>die</strong> Weißweine aus Jeruzalem,<br />

Kog <strong>und</strong> Ljutomer als <strong>die</strong> besten – <strong>und</strong> teuersten –<br />

der Welt (<strong>die</strong> hügeligen Lagen unterscheiden sich<br />

weder topographisch noch geologisch auffällig von<br />

der Südsteiermark).<br />

Zu den wichtigsten Aufgaben Clothar <strong>Bouvier</strong>s<br />

gehörte <strong>die</strong> Verhinderung des Reblausbefalls <strong>und</strong> <strong>die</strong><br />

Bekämpfung der Peronospora.<br />

<strong>Bouvier</strong> be<strong>die</strong>nte sich der von H. Goethe gezüchteten Unterlagsrebe Rupestris Nr. 9, <strong>die</strong> eine schnelle<br />

Rekonstruktion ermöglichte. Sie wurde von ihm weit verbreitet. In der Rebenzüchtung gelang ihm mit der<br />

Rebsorte „<strong>Bouvier</strong>“ ein schöner Erfolg; eine Rebsorte, <strong>die</strong> in Slowenien, der Steiermark, <strong>Burgenland</strong> <strong>und</strong> in<br />

Ungarn größere Verbreitung fand.<br />

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Ab 1924 arbeitete der ehemalige Direktor der<br />

Weinbauschule Marburg, Franz Zweifler, mit<br />

<strong>Bouvier</strong> zusammen <strong>und</strong> konnte 1929 <strong>die</strong><br />

Erstbeschreibung der Rebsorte <strong>Bouvier</strong>traube<br />

erstellen. 1882 gründete <strong>Bouvier</strong> in<br />

Oberradkersburg eine Sektkellerei, <strong>die</strong> heute<br />

noch besteht. Die dazugehörende Rebfläche<br />

konnte <strong>Bouvier</strong> auf 200 Morgen erweitern. Im<br />

Alter von 70 Jahren übergab er seinen beiden<br />

Söhnen den Betrieb. Während das Gut in<br />

Slowenien 1945 enteignet wurde, konnte sein<br />

Sohn Fritz den Betrieb in der Steiermark<br />

fortführen <strong>und</strong> weiter entwickeln.<br />

<strong>Bouvier</strong>, <strong>die</strong>se früh reifenden Sorte wird in Österreich heute eher selten gekeltert.<br />

In <strong>Podersdorf</strong> am Neusiedlersee wird sie jedoch besonders gepflegt. Die Rebsorte wird nicht nur für Sturm,<br />

sondern auch als Tafeltraube <strong>und</strong> zur Erzeugung von Jungwein kultiviert ( „<strong>Podersdorf</strong>er – Jungwein“).<br />

Winzer Julius STEINER mit Gattin aus <strong>Podersdorf</strong> vor ihrem <strong>Bouvier</strong> Winzer Johann Wachtler aus <strong>Podersdorf</strong> mit seinem <strong>Bouvier</strong><br />

Charakteristik:<br />

Geringe Ansprüche an <strong>die</strong> Lage, bevorzugt tiefgründige Böden, geringer Ertrag, frühreif, bringt hohe<br />

Mostgewichte, wenig anfällig gegen Botrytis.<br />

Wein:<br />

Goldgelb, meist betonter Muskatduft, mild, vollm<strong>und</strong>ig, häufig mit leichter<br />

Restsüße.<br />

In Österreich finden sich <strong>die</strong> besten <strong>Bouvier</strong>s <strong>im</strong> Prädikatswein-Bereich<br />

(insbesondere Beerenauslesen, Eisweine etc.)<br />

Blatt:<br />

Drei- bis fünflappig, waffelig strukturiert, glänzend, scharf bezahnt,<br />

Unterseite dicht behaart.<br />

Traube:<br />

Mittelgroß, einfache bis leicht geschulterte Formen; Beeren mittelgroß,<br />

gelb, in der Vollreife braunfleckig, dickschalig<br />

Eigenschaften:<br />

Sehr früh reifend, verlangt nährstoffreiche Böden, geringe Lageansprüche<br />

Wein:<br />

Muskatähnliches, fruchtiges Bukett, voll, mild, baut sich sehr früh aus; beachtliche Ausleseweine.<br />

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<strong>Bouvier</strong>:<br />

Farbe:<br />

Die Farbe des Weines ist goldgelb<br />

Geschmack:<br />

Ist in höheren Prädikatsstufen bei entsprechend hoher Säure<br />

von guter bis ausgezeichneter Qualität, mild, vollm<strong>und</strong>ig <strong>und</strong><br />

extraktreich, mit feinem Muskatton <strong>und</strong> meist hoher Restsüße.<br />

Bedeutung:<br />

Erreicht auch in Durchschnittsjahren sehr hohe<br />

Zuckergradationen, in guten Jahren regelmäßig beachtliche<br />

Beeren- <strong>und</strong> Trockenbeerenauslesen.<br />

Glas <strong>und</strong> Serviertemperatur:<br />

Als passendes Weinglas wählt man am besten ein<br />

„Chardonnay-Glas“; ca. 10° - 12° C<br />

<strong>Podersdorf</strong> ist anders: Dritte Besonderheit .........<br />

...... oder ........ Kadarker, woher kommst Du <strong>und</strong> was bist Du ?<br />

In <strong>Podersdorf</strong> gibt es eine Weinrebe, deren Herkunft so rätselhaft ist wie das angeblich in den Sanddünen der<br />

„Hölle“ verborgene Grab Attilas des Hunnenkönigs.<br />

Der „Kadarker“.... seine Herkunft liegt <strong>im</strong> Dunklem. Am Scutari – See, der <strong>die</strong> Grenze zwischen Albanien <strong>und</strong><br />

Montenegro bildet, gibt es eine Rebsorte mit dem Namen „Skardarsko“. Es gibt vermehrt Indizien dafür, dass<br />

der Kadarker von <strong>die</strong>ser Rebsorte abstammt oder zuminderst mit ihr verwandt ist.<br />

Sicher ist, dass <strong>die</strong> Region „Illyrien“ generell (wie Albanien früher mit den ionischen Inseln, dem heutigen<br />

Bosnien – Herzegowina genannt wurde) nach der letzten Eiszeit, aus ökologischer Sicht das letzte Rückzugsgebiet<br />

der Weinrebe war.<br />

Aus dem 8. Jhdt. v. Chr. ist urk<strong>und</strong>lich belegt, dass in Illyrien Weinreben kultiviert wurden. Deshalb betonen<br />

auch frühe römische Autoren <strong>im</strong>mer wieder Illyrien als Herkunftsland nach Italien eingeführter Reben.<br />

Dies legt weiters den Schluss nahe, dass der Kadarker eine uralte Rebsorte ist <strong>und</strong> wie <strong>die</strong> meisten <strong>Rebsorten</strong><br />

aus dem Mesopotamischen Raum <strong>im</strong>portiert wurde. Der Nebel um <strong>die</strong> Herkunft des Kadarkers oder Skardarsko<br />

darf einen nicht w<strong>und</strong>ern, wenn man bedenkt, dass in unseren Breitegraden - zur Zeit als <strong>die</strong> Weinkultur dank<br />

der Zisterziensermönche wieder erst in Wehen lag - <strong>im</strong> Vorderen Orient unter Einfluss des Islam <strong>die</strong> Weinkultur<br />

bereits etwa 400 Jahre in Vergessenheit geraten war.<br />

Mitte des 18. Jhdt. wurde durch <strong>die</strong> Reblaus der Rebanbau in Albanien jedoch nahezu völlig vernichtet <strong>und</strong> <strong>die</strong><br />

letzten spärlichen Quellen verlieren sich in der Dunkelheit von Mythen <strong>und</strong> Vergessenheit.<br />

Noch spannender als der Ursprung der Rebsorte Kadarker ist jedoch <strong>die</strong> Herkunft seines Namens.<br />

Vor mindestens 50.000 Jahren haben Menschen das heutige<br />

Kurdistan besiedelt; indogermanische Stämme drangen bis<br />

weit nach In<strong>die</strong>n vor. Bereits 2000 v. Chr. gab es einen<br />

Volksstamm namens KaRdaker, <strong>die</strong> - neben einigen<br />

anderen Bergvölkern - als Vorfahren der heutigen Kurden<br />

gelten. Sie waren sesshaft, betrieben Ackerbau <strong>und</strong> waren<br />

vor allem als Krieger (obwohl sie Indogermanen waren) bei<br />

den Persern äußerst gefragt.<br />

Khukri – Kardak/ wörtlich: Waffe von Söldnern<br />

In historischen Aufzeichnungen werden <strong>die</strong> Kardaker so<br />

wohl in der Schlacht von Raphia, der Entscheidungsschlacht<br />

des Vierten Syrischen Kriegs (219-217 v. Chr.)<br />

zwischen dem ptolemäischen Ägypten gegen das Reich der Seleukiden als auch in der Alexanderschlacht gegen<br />

Darius den Perserkönig um 333 v. Chr. erwähnt.<br />

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Zwar berichtet Eumenius II. (ca. 160 v. Chr.) über ein Dorf der Kardarker: .....“ jene, <strong>die</strong> sich vom Diebstahl<br />

ernähren, in Wasser gekochtes <strong>und</strong> gebratenes Fleisch essen <strong>und</strong> Wasser trinken, werden Kardarker<br />

genannt........ Kap.4(8) “. Doch scheint das Hervorheben auf „das Wassertrinken“ (damals wurde oft allein aus<br />

hygienischen Gründen Wein getrunken; Wasser war eine Kostbarkeit) ein Hinweis auf eine Besonderheit zu<br />

sein. Kardar bedeutet auch männlich, kriegerisch <strong>und</strong> kräftig.<br />

In der östlichen Ägäis erinnern zwei unbewohnte Inseln mit dem Namen „kardak“ (türkisch) noch heute an<br />

<strong>die</strong>sen Volksstamm.<br />

Fazit: Dass eine Verbindung zwischen dem Volksstamm der Kardarker <strong>und</strong> dem Namen der Rebsorte<br />

„Skardarsko“ (Kadarker) besteht, ist anzunehmen, kann jedoch nicht eindeutig belegt werden. Sicher ist, dass<br />

<strong>die</strong> Rebsorte des heutigen Kadarkers (oder deren Vorfahre „KaRdarker“ oder Skardarsko) über den<br />

Irak, Persien, Mesopotamien, Albanien, Rumänien, Bulgarien <strong>und</strong> Ungarn in unsere Regionen kam.<br />

KADARKER WEIN:<br />

Die von Natur aus sehr ertragreiche Rebe (idealerweise in<br />

Buschform) muss sorgfältig unter Kontrolle gehalten werden, da sie<br />

nur dann opt<strong>im</strong>ale Ergebnisse bringt. Kardaker ist, wie öfters<br />

fälschlich behauptet, kein Direktträger; Die Rebsorte benötigt eine<br />

Unterlagsrebe <strong>und</strong> wird <strong>im</strong>mer veredelt ausgepflanzt.<br />

Synonyme: Skardarsko, Skodra, Skutari, Cadark<br />

Gamza, Izsàki (Weißer Kadarka)<br />

Voll ausgereifter Roter Szekszàrdi Kadarker ist ein feiner eleganter,<br />

tannin – <strong>und</strong> körperreicher Wein. Oft wird Kadarker mit Cabernet<br />

Sauvignon cuveètiert oder aber auch verwechselt.<br />

Z.B. „Erlauer Stierblut“ in Ungarn: Hierbei handelt es sich um einen Verschnitt der einhe<strong>im</strong>ischen Traubensorten<br />

Kadarker, Kekfrankos, mit dem geläufigeren Merlot, blauen Portugieser <strong>und</strong> Cabernet Sauvignon.<br />

Es gibt den Kadarker Weiss– <strong>und</strong> Rotwein. Der Kadarker Rot, reinsortig wird heute eher selten gekeltert;<br />

vorzugsweise noch in Rumänien, Albanien <strong>und</strong> Ungarn. Oft wird Kadarker jedoch, vor allem in Deutschland,<br />

„lieblich“ ausgebaut (Rosenthaler Kadarker).<br />

In <strong>die</strong> Region <strong>Podersdorf</strong> kam der Kadarker über Ungarn. Vor etwa 15 Jahren <strong>im</strong>portierte der Winzer Franz<br />

KLEIN aus Illmitz – mit Genehmigung des zuständigen B<strong>und</strong>esministerium – für einen Versuchsweingarten <strong>die</strong><br />

<strong>Rebsorten</strong> Rubin – <strong>und</strong> Color - Kadarker.<br />

Poderdorfer <strong>und</strong> Illmitzer „Hölle“<br />

Kadarker ist sehr frostempfindlich, daher wird er in den Rieden von <strong>Podersdorf</strong> in der Nähe des Neusiedlersees<br />

ausgepflanzt; Kadarker liebt sandigen Boden (<strong>Podersdorf</strong>er <strong>und</strong> Illmitzer „Hölle“). Dort herrscht ein extremer<br />

Schwemmsand vor, der nicht nur, wie viele <strong>Podersdorf</strong>er meinen, das Grab des Hunnenkönigs Attila verbirgt,<br />

sondern auch <strong>die</strong> idealen Böden für das Gedeihen des „Weissen - Kadarker“ bereitstellt.<br />

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Da der sandige Boden so heiß ist, dass man <strong>im</strong> Sommer nicht barfuss darauf gehen kann, bzw. der heiße Sand an<br />

Kunststoffsohlen kleben bleibt, wird <strong>die</strong>se Region als „Hölle“ bezeichnet.<br />

Be<strong>im</strong> Roter Kadarker verfärbt sich das Laub sehr früh. Blütezeit ist <strong>im</strong> Juni, Anfang August beginnt bereits <strong>die</strong><br />

Verfärbung). Die Haltbarkeit eines sauber gemachten Roten Kadarkers liegt bei ca. 8 – 10 Jahren.<br />

Geschmacklich erinnert er an einen guten Cabernet Sauvignon. Roter Kardaker gehört in Bordeauxgläser bei 16°<br />

- 18° C getrunken.<br />

Kadarker Weiss ist ein leichter, bis max. 11% Vol <strong>und</strong> mit 7 – 8‰ Säure Sommerwein. Er gehört binnen eines<br />

Jahres getrunken. Speziell in den wirtschaftlich schweren Zeiten der Nachkriegszeit war der Weiße Kadarker<br />

(<strong>und</strong> ist es noch <strong>im</strong>mer) ein starke Konkurrenz zum Welschriesling. Dazu kommt, dass er äußerst pflegeleicht ist.<br />

Winzer Franz Klein aus Illmitz mit seinem Roten .......K - darker<br />

Franz KLEIN, Assemblage Rubin <strong>und</strong> Color Kadarker, dezenter Barriqueausbau ca. 13% - 13,5% Vol<br />

In Österreich hat der Wein unter der Bezeichnung „Kadarker“ derzeit noch Veräußerungsverbot; <strong>die</strong> Rebsorte ist<br />

<strong>im</strong> Weingesetz (noch) nicht verankert. Der Wein darf zwar unter dem Namen „Kadarker“ auf der Weinkarte<br />

eines Restaurants stehen, jedoch darf eine Flasche mit dem Etikett Kadarker nicht zum Verkauf angeboten<br />

werden. Kadarker Weiß <strong>und</strong> Rot wird derzeit entweder unter einem Phantasienamen oder einfach als „unser<br />

Tischwein“ o.ä. angeboten ........<br />

<strong>Podersdorf</strong> ist eben anders ..............<br />

Jedoch: Nach neuester EU – Best<strong>im</strong>mung (<strong>die</strong> sich zur Erhaltung der <strong>Rebsorten</strong>vielfalt bekennt), darf<br />

„KADARKER“ ab dem Herbst 2010 in Österreich wieder unter seinem Namen erscheinen.<br />

Grafik, Gottfried MARTIN /Abendreben<br />

Der Nebel steigt, es fällt das Laub;<br />

Schenk ein den Wein, den holden!<br />

Wir wollen uns den grauen Tag<br />

Vergolden, ja Vergolden!<br />

Und geht es draußen noch so toll,<br />

Unchristlich oder christlich,<br />

Ist doch <strong>die</strong> Welt, <strong>die</strong> schöne Welt,<br />

So gänzlich unverwüstlich!<br />

Und w<strong>im</strong>mert auch einmal das Herz,<br />

Stoß an <strong>und</strong> laß es klingen!<br />

Wir wissen’s doch, ein rechtes Herz<br />

Ist gar nicht umzubringen.<br />

Theodor Storm<br />

Dies meint auch Euer Gottfried MARTIN, März 2010 Pro VINO et SODALITATE<br />

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