Ausgabe 32
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Kinder schützen
In die Vergangenheit
blicken, um Kinder
künftig zu schützen
Prof. Dr. Sabine Andresen, Vorsitzende der Unabhängigen
Kommission zur Aufarbeitung sexuellen
Kindesmissbrauchs
Foto: djd-mk/aufarbeitungskommission.de
Sexueller Missbrauch beim Sport: Interview mit Prof. Dr. Sabine Andresen
Sexueller Kindesmissbrauch beim Freizeit-, Breiten- und
Leistungssport sowie beim Schulsport ist in der Gesellschaft
stark tabuisiert. Die Unabhängige Kommission zur Aufarbeitung
sexuellen Kindesmissbrauchs will dies ändern, damit
Kinder und Jugendliche künftig besser geschützt werden
können. Darum ruft sie erwachsene Betroffene auf, die
in Kindheit und Jugend sexueller Gewalt beim Sport ausgesetzt
waren, von ihren Erfahrungen zu berichten. Dazu Fragen
an Prof. Dr. Sabine Andresen, Vorsitzende der Kommission:
Die Kommission widmet sich aktuell dem Schwerpunkt
Sport. Wie kam es dazu?
Wir haben den Auftrag, sexuellen Kindesmissbrauch aufzuarbeiten.
Seit wir 2016 unsere Arbeit begonnen haben,
haben sich rund 1.800 Betroffene bei uns gemeldet. Darunter
waren auch Betroffene, die von sexuellem Kindesmissbrauch
beim Sport berichteten. Diese Zeugnisse und Medienberichte
aus den vergangenen Jahren weisen darauf hin,
dass es hier einer unabhängigen Aufarbeitung bedarf.
Warum ist diese Aufarbeitung nötig?
Um Kinder und Jugendliche wirksam schützen zu können,
braucht es den Blick in die Vergangenheit. Wir wollen erkennen,
welche Strukturen Missbrauch ermöglicht oder begünstigt
haben, warum sich Kinder nicht anvertraut haben
oder wenn doch, warum ihnen nicht geholfen wurde. Auch,
wieso es möglich war, dass Taten verschwiegen oder gar
vertuscht werden konnten.
Wie können sich Betroffene bei der Kommission melden?
Betroffene können sich bei uns über die anonyme und kostenfreie
Nummer des Infotelefons Aufarbeitung 0800-
4030040 melden. Sie können sich auch auf unserer Internetseite
www.aufarbeitungskommission.de/sport über die
verschiedenen Möglichkeiten informieren, wie sie uns berichten
können: in einer vertraulichen Anhörung oder mit einem
schriftlichen Bericht.
Und was erwartet sie dann?
Die Betroffenen bestimmen selbst, was sie uns mitteilen
möchten. Wir stellen dafür einen sicheren und geschützten
Rahmen zur Verfügung. Alles, was uns die Betroffenen
in der Anhörung oder in einem Bericht mitteilen, bleibt vertraulich.
Vor der Auswertung der Anhörungen und Berichte
werden die Inhalte pseudonymisiert, sodass die Dokumente
keine personenbezogenen Daten enthalten. Im Übrigen
können sich bei uns auch Angehörige, Freunde und andere
Zeitzeugen melden.
Wie erleben Betroffene die Anhörung?
Für viele Betroffene ist es eine neue und sehr wichtige Erfahrung,
dass ihnen jemand zuhört, ihnen Glauben schenkt
und nicht infrage stellt, was sie mitteilen. Weil sie vielleicht
schon in der Kindheit versucht haben, sich jemandem anzuvertrauen,
aber ihnen nicht geglaubt oder sogar die Schuld
für das Geschehene gegeben wurde.
(djd-mk)
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