Jahresreport 2001 - ecfs

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Banken-Symposium Auswirkungen von Basel II auf die Kreditpolitik und das Eigenkapitalmanagement der Sparkassen und Landesbanken Die Revision der Mindesteigenkapitalanforderungen für das Kreditgeschäft stellt die wesentliche Neuregelung des gründlich überarbeiteten Baseler Kapitalakkords dar. Darin ist weiterhin ein Mindestkapitalkoeffizient von 8 % vorgesehen, wobei operationelle Risiken, die bislang nur implizit abgedeckt worden sind, künftig explizit erfasst werden sollen. Das Verhältnis von Kreditrisiken zu operationellen Risiken wird dabei nach einem ersten Vorschlag auf 4:1 kalibriert. Herr Prof. Waschkowski erörterte in seinem Vortrag die Konsequenzen von Basel II, die für die Kreditpolitik und das Eigenkapitalmanagement öffentlich-rechtlicher Kreditinstitute zu erwarten sind. Grundsätzlich ist eine Zielsetzung des neuen Regelwerks in der Vermeidung internationaler Finanzkrisen durch die Schaffung eines Level Playing Field für international agierende Institute zu sehen. Auf Grund der Transformation des neuen Aufsichtsrechts in EU- Recht ist es jedoch auch für die Sparkassenorganisation von hoher Relevanz. Daher startete im Mai 2000 das Projekt „Entwicklung eines einheitlichen Ratings in der Sparkassen- Finanzgruppe“, an dem auch die Landesbank Baden- Württemberg (LBBW) partizipiert. In diesem Zusammenhang werden für konkrete „spar- kassentypische“ Kundensegmente wie Ge- werbekunden, kleine und mittlere Firmen- kunden sowie Immobilien Verfahren zur differenzierten Eigenkapitalunterlegung ent- wickelt. Als äußerst problematisch erweist sich hierbei die Beschaffung der erforderlichen Daten, da diese (noch) nicht elektronisch verfügbar sind. Daher ist auf diesem Gebiet mit einem erheblichen Mehraufwand zu rechnen. Letztendlich erwartet man sich von der Kalibrierung des Systems, dass ein gleiches Ratingergebnis in jedem Kundensegment die gleiche Ausfallwahrscheinlichkeit im- pliziert. Ein Spezialrating-Projekt, an dem nahezu alle Landesbanken teilnehmen, soll darüber hinaus dazu dienen, die landesbank- 24 Prof. Dr. Hans Waschkowski, Mitglied des Vorstandes der Landesbank Baden-Württemberg, ging vor dem Hintergrund des neuen Baseler Eigenkapitalakkords insbesondere auf den Ratingprozess und seine Bedeu- tung für die Kreditkosten ein. Prof. Dr. Hans Waschkowski
Banken-Symposium spezifischen Geschäftsbereiche Staaten, Banken, Unternehmen und Projektfinanzierungen abzudecken. Speziell für das Rating eines Firmenkunden ist im Rahmen von Basel II zu beachten, dass sein individuelles Rating und damit auch seine Kreditkonditionen von einer Vielzahl von Faktoren bestimmt werden. Neben herkömmlichen Einflussgrößen wie etwa bilanziellen Kennzahlen oder dem Kontoverhalten rücken dabei auch immer mehr qualitative Gesichtspunkte in den Vordergrund. So beeinflussen beispiels- weise die Unternehmensstrategie, die Marktposition sowie die Organisations- struktur das Rating eines Unternehmens. Ein Problemfeld besteht jedoch darin, dass dieses interne Rating für ein spezifi- sches Unternehmen auf Grund unter- schiedlicher Methoden von einem extern erstellten Rating abweichen kann. Als Konsequenz könnte sich daraus wieder- um eine Substitution der Finanzierung über die Hausbank durch den Kapital- markt ergeben, die durch ein externes Rating begünstigt wird. Nicht zuletzt des- halb sollte die Chance einer intensiveren Kommunikation zwischen Bank und Kun- de über sein internes Rating genutzt werden, um eine dauerhafte Kundenbindung zu erreichen. Insgesamt werden Banken durch Basel II dazu verpflichtet, eine detaillierte be- triebswirtschaftliche Kalkulation für Kreditprodukte auf Basis eines intern erstellten Ratings durchzuführen, die es ermöglicht, sämtliche Kreditrisiken adäquat zu erfassen. Die konkrete Kalkulation eines Kredites betreffend stellte Herr Prof. Waschkowski heraus, dass für die „Kreditherstellkosten“ der Refinanzierungssatz zuzüglich der drei Kostenkomponenten Kapital-, Risiko- und Verwaltungskostensatz maßgeblich sind. Hinsichtlich der Kapitalkosten lässt sich in diesem Zusammenhang die Vermutung anstellen, dass aus einer Verwendung des IRB-Ansatzes (insbesondere des fortgeschrittenen IRB-Ansatzes) eine deutliche Minderung der Kosten für das bankaufsichtsrechtlich gebundene Eigenkapital gegenüber der bisherigen Grundsatz-I- Regelung resultiert. In Abhängigkeit von der Risikoklasse variiert darüber hinaus das gebundene Eigenkapital und damit auch der Verzinsungsanspruch. Für die Organisation des Kreditsteuerungsprozesses erwartet Herr Prof. Waschkowski eine Gliederung nach Risikoaktivaklassen, die eventuell in Unterklassen eingeteilt werden, wobei gleichzeitig Zielsetzungen für die jeweiligen Profitcenter-Verantwortlichen vorgegeben werden können. Zudem ermöglicht die Bildung von Risikoklassen einen differenzierten Einblick in das Kreditportfolio einer Bank, so dass gleichzeitig eine verbesserte Risikotransparenz erreicht wird. Mittagspause im Atrium des MicroElectronicCentrums 25
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