Enjoy. blickpunkt Ausgabe 4 | Juli 2020
Informations-Magazin für den Kreis Herford und Melle.
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Borreliose:<br />
Die neue Volksseuche.<br />
Ralf J. Wigand<br />
Für die Einordnung von<br />
medizinischen Themen aus<br />
der Sicht der Naturheilkunde<br />
wird an dieser Stelle<br />
im Heft regelmäßig der<br />
Bielefelder Heilpraktiker Ralf<br />
Wigand seine von vielen Leserinnen<br />
und Lesern geschätzte<br />
Meinung zu Krankheiten und<br />
dem deutschen Gesundheitssystem<br />
vertreten.<br />
Mit seinem Motto „Wer Krankheiten<br />
behandelt, sollte zuerst<br />
die Ursache(n) verstehen“ hilft<br />
er seit über 25 Jahren den<br />
Menschen aus der Region.<br />
Erfahrungen, innovative<br />
Diagnostik und vor allem ausreichend<br />
Zeit sind der Schlüssel,<br />
um mit Ihnen gemeinsam<br />
Lösungen zu finden, dafür<br />
steht Ralf Wigand.<br />
Für weitere Fragen zu<br />
medizinischen Themen<br />
erreichen Sie ihn in seiner<br />
Praxis unter: 05206. 4484<br />
Die Borreliose, auch Lyme-Borreliose<br />
genannt, ist eine Infektionskrankheit, die<br />
durch die sogenannten Borrelien-Bakterien<br />
hervorgerufen wird. Übertragen werden<br />
die krankmachenden Bakterien überwiegend<br />
durch Zeckenbiss. Die jährliche<br />
Infektionsrate in Deutschland beläuft sich<br />
auf geschätzte 60.000 – 100.000 Neuinfektionen.<br />
Man spricht bei der Borreliose<br />
von einer Multisystem-Erkrankung, da<br />
gleichzeitig mehrere Organe befallen werden.<br />
Am häufigsten davon betroffen sind<br />
das Nervensystem, Herz, Augen, Gelenke<br />
und die Haut. Der älteste und wohl prominenteste<br />
Borrelien-Wirt war vor ca.<br />
5.500 Jahren der Gletschermann „Ötzi“. In<br />
forensischen Untersuchungen wurden in<br />
seinem Körper Borrelien nachgewiesen.<br />
Was soll man im Falle eines Zeckenbisses<br />
machen? Gerade Menschen die sich beruflich<br />
oder privat häufig in der Natur aufhalten,<br />
sollten sich mehrmals täglich auf Zecken-<br />
Befall absuchen. Die Borrelien befinden sich<br />
im Magen der Zecke und werden wohl erst<br />
Stunden nach dem Befall übertragen. Eine<br />
rechtzeitige Entfernung der Zecke könnte<br />
eine Infektion verhindern. Jeder Betroffene<br />
sollte die Einstichstelle über mehrere<br />
Tage beobachten. Bei 60% aller Borrelien-<br />
Infektionen bildet sich an der Einstichstelle<br />
die sogenannte „Wanderröte“. Diese optisch<br />
sichtbare Röte gilt als Nachweis einer Borrelien-Übertragung.<br />
Allerdings zeigt sich bei<br />
den restlichen 40% trotz möglicher Borrelien-Übertragung<br />
keine Verfärbung an der<br />
Einstichstelle.<br />
Stadium 1: Lässt sich eine Übertragung schulmedizinisch<br />
nachweisen? Es macht wenig<br />
Sinn bei erfolgtem Zeckenbiss in Panik zu<br />
verfallen. Viele Betroffen, die von der Übertragung<br />
etwaiger Borrelien-Bakterien subjektiv<br />
nichts mitbekommen haben, zeigen weder<br />
Symptome noch bekommen sie zukünftige<br />
gesundheitliche Probleme. Ein gut funktionierendes<br />
Immunsystem wird mit der Infektion<br />
fertig und die Gefahr einer möglichen<br />
chronischen Borreliose ist verfrüht. Hier<br />
bewahrheitet sich wieder einmal das weise<br />
Zitat: „Nicht der Erreger ist entscheidend,<br />
sondern nur das Milieu auf das er trifft“.<br />
Einen Bluttest beim Arzt (sog. Western-Blot-<br />
Test) kann man sich im Anfangsstadium<br />
ersparen, da ein IGM-Blut-Antikörpernachweis<br />
erst mehrere Wochen nach erfolgter<br />
Infektion möglich ist. Der Nachweis von<br />
IGG-Antikörpern ist aussagefähiger, weist<br />
aber nur aus, ob eine Infektion in früheren<br />
Zeiten durchgemacht wurde. Ein wohl<br />
etwas genauerer Nachweis einer Borrelien-<br />
Infektion ist durch den Lymphozyten-Transformations-Test<br />
(LTT) möglich. Bei diesem<br />
Laborverfahren werden Lymphozyten<br />
(weiße Abwehrzellen aus dem Patientenblut)<br />
mit Borrelien-Bestandteilen im Labor<br />
zusammengeführt. Im Anschluss daran<br />
wird gemessen, ob sich die Lymphozyten<br />
im Reagenzglas langsam oder schnell vermehren.<br />
Man geht davon aus, dass, falls<br />
keine Borrelien-Infektion stattgefunden<br />
hat, sich die Lymphozyten nur sehr langsam<br />
vermehren, da die Abwehrzellen die<br />
Borrelien nicht kennen. Bei einer durchgemachten<br />
Infektion sind die Lymphozyten<br />
auf Abwehr gedrillt und vermehren sich<br />
deutlich schneller. Ist die Infektion vorbei,<br />
geht die Anzahl der Lymphozyten stark<br />
zurück. Die Schwachstelle an diesem Test ist<br />
der Umstand, dass die Anzahl der abgekapselten<br />
Borrelien nicht nachgewiesen wird.<br />
Eine prophylaktische Antibiotika-Behandlung<br />
im frühen Stadium 1 ohne körperliche<br />
Symptome – ist meiner Meinung nach –<br />
aufgrund der multiplen Nebenwirkungen<br />
und der Gefahr einer Chronifizierung der<br />
Borreliose indiskutabel. Sollten allerdings<br />
Symptome wie z. B. Fieber, Bindehautentzündungen,<br />
Kopf-, Gelenk- und Muskelschmerzen<br />
auftreten, kann eine zweiwöchige<br />
Antibiotika-Behandlung sinnvoll sein.<br />
Allerdings werden nur die im Blut zirkulierenden<br />
Borrelien abgetötet und die nicht<br />
erfassten, resistenten Borrelien können zu<br />
einer tickenden Zeitbombe werden. Aus<br />
Sicht der Patienten-Sorgfaltspflicht würde<br />
ich einem Betroffenen nicht von der zweiwöchigen,<br />
initialen Antibiose abraten. Zusätzlich<br />
unterstützende Maßnahmen sollten<br />
obligatorisch sein.<br />
Stadium 2: Die Ausbreitung im Organismus<br />
Kommt es nach Wochen/Monaten zu brennenden,<br />
unerträglichen Nervenschmerzen,<br />
spricht man von einer Neuro-Borreliose. Da<br />
nun das Nervensystem betroffen ist, können<br />
sogar Lähmungen im Gesicht und Gefühlsstörungen<br />
in Armen und Beinen auftreten.<br />
Besonders gefürchtet ist eine Infektion des<br />
Gehirns, die eine sofortige Behandlung im<br />
Krankenhaus rechtfertigt.<br />
Teil 2 über die chronische Borreliose und die<br />
Vor- und Nachteile der Antibiotika-Behandlung<br />
aus naturheilkundlicher Sicht lesen Sie<br />
in der nächsten <strong>Ausgabe</strong>!<br />
18<br />
<strong>Ausgabe</strong> 4 | <strong>2020</strong>