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Leseprobe_Kloster Schönbühel

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Inzwischen wurde 1668 der Grundstein zum <strong>Kloster</strong> gelegt, und im Jahr<br />

darauf erreichte Starhemberg die Aufwertung seiner Schönbühler Schlosskirche<br />

zu einer Pfarrkirche.<br />

1669 entstand auch der „Kalvarienberg“ als offene Kapelle vor dem <strong>Kloster</strong>tor.<br />

Das Kreuz mit dem Corpus Christi wird von Maria, Johannes und<br />

den beiden Schächern Dismas und Gestas begleitet. Der Kalvarienberg ist<br />

40 Meter von der Grabkapelle entfernt und in erhöhter Lage von 17 Stufen<br />

positioniert, eine Situation, die den Maßverhältnissen in der Grabeskirche<br />

entsprechen soll (siehe Kupfer Num. VIII).<br />

Das Projekt zur Gestaltung eines Bethlehem reicht deutlich weiter zurück:<br />

Schon in den 1650er Jahren früher bot sich Konrad Balthasar an, einen<br />

innigen Wunsch der Kaiserin Eleonora zu erfüllen. Es war ihre Absicht, die<br />

„sonsten in ganz Europa sich nirgend findente Andacht der Geburt Christi<br />

vnsers lieben Herrns / nemblich Bethlehem genand / zu bauen / vnd die<br />

erste Stiffterin zu seyn.“ Über die Geschichte und das Aussehen dieser Anlage<br />

verfasste 1675 der Servitenpater Ambros M. Sauter seine Beschreibung<br />

Kurtzer Entwurff vnd Abbildung deß New=andächtig vnd Gottseligen Hauß Bethlehem<br />

/ Dero Grüfft vnd Altärn bey denen PP. Serviten zu Schönbichel – die im<br />

vorliegenden Band vollständig wiederabgedruckt wird.<br />

Der Wunsch der hohen Frau, die erste Stifterin zu sein, ging nicht ganz<br />

in Erfüllung, denn bereits 1655 wurde in Neersen im Rheinland das „Klein-<br />

Jerusalem“ errichtet.1 Die Kaiserin beauftragte Starhemberg jedenfalls 1657,<br />

aus Bethlehem Pläne „nicht allein deß Situs, sondern auch die eigentliche Maß<br />

der Höhe / Länge vnd Breite / aller sich da befindlichen Capellen / neben<br />

vmständiger Beschreibung aller Beschaffenheiten“ besorgen zu lassen. Das<br />

erfolgte durch einen Franziskaner, der im Heiligen Land Dienst verrichtet<br />

hatte – die Franziskaner durften auch während der Osmanenzeit die heiligen<br />

Stätten betreuen. Angesichts dieser Unterlagen fand Konrad Balthasar seinen<br />

Felsen mit der Rosalienkirche und der Heiliggrabkapelle als überaus passend<br />

1 Eine weitere Bethlehemkapelle ließ Abt Bernhard Rosa 1675 in der schlesischen Zisterze<br />

Grüssau (Krzeszów) neben einer weitläufigen Kalvarienberganlage erbauen. 1697<br />

wurde im Beisein des Kaisers das Bethlehem an der Wiener Minoritenkirche geweiht.<br />

Im Prager Augustinerkloster auf dem Karlshof entstand ein Nachbau der Geburtsgrotte<br />

in den Jahren 1708 bis 1711. Dieser soll Vorbild Geburtsgrotte unterhalb der<br />

Einsiedln-Kapelle bei Schloss Favorita in Rastatt (Baden-Württemberg) aus dem Jahr<br />

1718 sein, welcher der Schönbühler Anlage sehr ähnlich ist.<br />

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