Wirtschaftsspiegel 2017: Mobilität
Blechmaus mit Aufziehmechanik: Um etwas zu bewegen reicht es, an den richtigen Rädchen zu drehen. Lesen Sie, was die TechnologieRegion antreibt.
Blechmaus mit Aufziehmechanik: Um etwas zu bewegen reicht es, an den richtigen Rädchen zu drehen. Lesen Sie, was die TechnologieRegion antreibt.
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WIRT<br />
SCHAFTS<br />
SPIEGEL<br />
FÜR DIE TECHNOLOGIEREGION KARLSRUHE<br />
DAS MAGAZIN FÜR DEN<br />
WIRTSCHAFTSSTANDORT<br />
NR 60<br />
<strong>2017</strong><br />
800<br />
CENT<br />
SCHWERPUNKT MOBILITÄT<br />
Blechmaus mit Aufziehmechanik.<br />
Um etwas zu bewegen, reicht es, an<br />
den richtigen Rädchen zu drehen.<br />
Lesen, was die TechnologieRegion<br />
Karlsruhe antreibt.
1<br />
EDITORIAL<br />
Karlsruhe<br />
sprüht vor Ideen<br />
LIEBE LESERINNEN,<br />
LIEBE LESER,<br />
die TechnologieRegion Karlsruhe gestaltet die Zukunft der<br />
<strong>Mobilität</strong>. Projekte wie RegioMOVE, bei dem die Region<br />
insgesamt zur Vorreiterin für die Intermodalität zwischen den<br />
verschiedenen Verkehrsmitteln wird, oder efeuCampus in<br />
Bruchsal mit quartierbezogener Güterlogistik 4.0 im Fokus<br />
sind Innovationen aus und in unserer Region, die ihre Stärke<br />
aus der intensiven Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft,<br />
Wissenschaft und Politik zieht. Eingebettet in die <strong>Mobilität</strong>sstrategie<br />
„smart movement“ kommen mit der Forschungs-<br />
Profilregion <strong>Mobilität</strong>ssysteme und dem Testfeld Autonomes<br />
Fahren weitere Vorhaben von internationaler Bedeutung hinzu.<br />
Foto: Claus Morgenstern<br />
International, kreativ und wissbegierig. In der Fächerstadt sind<br />
Wirtschaft und Wissenschaft hervorragend vernetzt. Das schafft<br />
optimale Voraussetzungen, um neue Ideen, innovative Produkte<br />
und Dienstleistungen erfolgreich zur Marktreife zu bringen.<br />
Vom Existenzgründer bis zum Global Player: Wir bieten Ihnen<br />
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Wirtschaftsförderung Karlsruhe<br />
Zähringerstraße 65 a I 76124 Karlsruhe<br />
Telefon: +49 721 133-7300 I e-Mail: wifoe@karlsruhe.de<br />
www.karlsruhe.de/wirtschaft<br />
Mit der Ausdehnung des <strong>Mobilität</strong>sportals der Technologie<br />
Region auf das Nordelsass wird den Menschen im Eurodistrikt<br />
PAMINA erstmals ein grenzüberschreitendes Instrument für<br />
ihre individuelle Mobiltätsgestaltung zur Verfügung gestellt.<br />
Die EU-Projektpartnerschaft Urbane <strong>Mobilität</strong> macht Stadt<br />
und Region zu einem wichtigen Akteur bei der Gestaltung<br />
europäischer Verkehrspolitik. Karlsruhe leitet dabei gemeinsam<br />
mit der Tschechischen Republik ein mehr als 20 europäische<br />
Partner umfassendes Netzwerk zur unmittelbaren Beratung<br />
der Kommission. Ziel ist es, europäische Vorgaben für die<br />
städtische <strong>Mobilität</strong> von morgen zu entwickeln. Mit ihren<br />
Auftritten in Montréal/Kanada und mehreren Städten in<br />
Indien positioniert sich die TechnologieRegion Karlsruhe mit<br />
ihren Innovationen in der <strong>Mobilität</strong> auch außerhalb Europas.<br />
Diesen Prozess wollen wir mit erhöhter Schlagkraft weiter<br />
vorantreiben. Dafür steht auch die neue TechnologieRegion<br />
Karlsruhe GmbH. In dem neu aufgestellten, leistungsfähigen<br />
Verbund aus Unternehmen, Wissenschaftseinrichtungen und<br />
den regionalpolitischen Akteuren werden die Kompetenzen<br />
in unseren besonderen Clustern <strong>Mobilität</strong>, Energie sowie<br />
Informations- und Kommunikationstechnologie und ihre<br />
Schnittstellen noch stärker in den Mittelpunkt der regionalen<br />
Zusammenarbeit rücken.<br />
DR. FRANK MENTRUP, Oberbürgermeister der Stadt Karlsruhe,<br />
Vorsitzender der TechnologieRegion Karlsruhe
NR 60 <strong>2017</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL 2 3<br />
INHALTSVERZEICHNIS<br />
INHALTS<br />
VER<br />
ZEICHNIS<br />
WIRTSCHAFTSSPIEGEL <strong>2017</strong> NR 60<br />
INTERVIEW ZUM TITELTHEMA: DIE ZUKUNFT DER MOBILITÄT 4<br />
01<br />
STADT, LAND, FLUSS<br />
DR. FRANK MENTRUP: DIE TECHNOLOGIEREGION BEWEGT 12<br />
JAHRHUNDERT 16<br />
DIE FÄCHERSTADT BOHRT SICH INS NÄCHSTE<br />
EIN TRAUMJOB MIT GROSSER VERANTWORTUNG UND VIELEN GESTALTUNGSMÖGLICH-<br />
KEITEN 20 DIE TECHNOLOGIEREGION BEKOMMT FLÜGEL 24 BAHN GEGEN BUS – WER IST FA(HR)VORIT IM<br />
FERNVERKEHR 26 QUO VADIS, TRANSPORTWESEN? 28 VIER GLEISE UND MEHR TEMPO 30<br />
02<br />
DIGITALER WANDEL<br />
KARLSRUHE WILL DIGITALEN WANDEL AKTIV GESTALTEN 32 ALLES IN BEWEGUNG 36 BOSCH SECURE TRUCK<br />
PARKING 39 KARLSRUHE IST LERNFABRIK 4.0 - STANDORT 40 DAS TICKET(ING) DER ZUKUNFT KOMMT AUS<br />
KARLSRUHE 42<br />
03<br />
MOBILITÄT UND MENSCH<br />
LAUFEN 44 MENSCHEN IN BEWEGUNG BRINGEN 48 DESIGN TRIFFT AUF TECHNOLOGIE 50 DAS PASSENDE<br />
WERKZEUG ZUM ERREICHEN BERUFLICHER ZIELE 52 VON TRIBOLOGEN UND MEDAILLEN 54 IM OP MIT<br />
R2-D2 57 CORNELIA PETZOLD-SCHICK: DER AUFSCHWUNG SETZT SICH FORT 58<br />
EINE WELT IM UMBRUCH 62 SPARKASSE KARLSRUHE MEHRFACH AUSGEZEICHNET 65 INNOVATIVE STRASSEN-<br />
LEUCHTEN SPENDEN WEITAUS MEHR ALS NUR LICHT 66 IT-TRANS 71 HANDWERK UND ELEKTROMOBILITÄT 72<br />
NUFAM - NUTZFAHRZEUGMESSE KARLSRUHE 74 EIN FRISCHER BLICK AUF DIE FÄCHERSTADT 76 MOBILITÄTS-<br />
PIONIERE IM STADTMUSEUM 78<br />
04<br />
AUS UND UM KARLSRUHE HERUM<br />
05<br />
WAS UNS MORGEN VERBINDET<br />
DAS AUTO-AUTO 80 ALLES GUTE KOMMT VON OBEN? 86 EINER FÜR ALLE UND ALLE FÜR EINEN 88<br />
WISSENSCHAFTSFESTIVAL EFFEKTE KARLSRUHE <strong>2017</strong> 90 MARGRET MERGEN: NETWORKING ROUND THE WORLD 92<br />
STROM DER ZUKUNFT – INTELLIGENTER, SMARTER, GÜNSTIGER 94<br />
KLARES VOTUM FÜR KARLSRUHER STADT-<br />
HALLE 97 BERATERNETZ KARLSRUHE 99 NEUES BETRIEBSHOFQUARTIER NIMMT GESTALT AN 100<br />
MODERNE ARBEITSWELTEN MACHEN MOBIL 102 TECHNOLOGIEPARK KARLSRUHE RELOAD 104 ZUSAMMEN<br />
STARK: TECHNOLOGIETRANSFERMANAGEMENT IN KARLSRUHE 106<br />
06<br />
NEUE WOHN- UND ARBEITSWELTEN<br />
07<br />
ÜBER DEN TELLERRAND<br />
VERNETZT EUCH. TAUSCHT EUCH AUS. LERNT VON EINANDER 108 AUF AUGENHÖHE MIT DEM SILICON VALLEY 110<br />
MOBILITÄT AUS ALLER WELT 114 PARTNERSCHAFT KARLSRUHE UND PUNE WEITER GESTÄRKT 116<br />
EDITORIAL 1 INHALT 2 WAS BEWEGT KARLSRUHE 10 START ME UP! 60 / 68 UNTERNEHMENSPROFILE 118<br />
DIE TECHNOLOGIEREGION KARLSRUHE IM ÜBERBLICK 122 IMPRESSUM 123<br />
08<br />
RUBRIKEN
NR 60 <strong>2017</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL 4 5<br />
LEITARTIKEL<br />
DIE ZUKUNFT DER<br />
MOBILITÄT<br />
Unsere <strong>Mobilität</strong> verändert sich in atemberaubendem Tempo. Die<br />
Gründe sind vielfältig, etwa die fortschreitende Digitalisierung, die<br />
zunehmende technologische Konvergenz, neue Marktteilnehmer<br />
und verändertes Reiseverhalten. Das Beratungsunternehmen Oliver<br />
Wyman spricht in seiner Studie „Mobility 2040: Staying Ahead<br />
of Disruption“ von zu erwartenden gewaltigen Innovationssprüngen<br />
im Transportsektor in den kommenden Jahren. Als Treiber sehen<br />
die Studienteilnehmer weniger technologische als vielmehr Marktinnovationen:<br />
Als wichtigsten Trend nennen sie die so genannte<br />
„Shared Mobility“.<br />
In der TechnologieRegion Karlsruhe –<br />
führend in der <strong>Mobilität</strong>sforschung<br />
im deutschsprachigen Raum – konzentrieren<br />
sich Branchenunternehmen,<br />
Forschungsinstitute und <strong>Mobilität</strong>sexperten.<br />
Einige von ihnen hat Baden TV<br />
zum Round Table geladen: Moderator<br />
Andreas Eisinger sprach mit Dr. Wolfgang<br />
Schade (M-Five), Ralf Schairer<br />
(MiRO), Prof. Dr. Christoph Walther<br />
(PTV Group) und Stephan Wunnerlich<br />
(EnBW) über die <strong>Mobilität</strong> der Zukunft.<br />
Wie wird sich unsere<br />
<strong>Mobilität</strong> in Zukunft<br />
verändern?<br />
SCHADE: Wir haben drei Einflussfaktoren,<br />
die zu einem Wandel der<br />
<strong>Mobilität</strong> führen: Erstens, die Anforderungen<br />
des Klimaschutzes, bis 2030<br />
40-42% der Treibhausgase gegenüber<br />
1990 zu reduzieren. Zweitens, die<br />
Technologie, etwa E-<strong>Mobilität</strong> und<br />
autonomes Fahren. Drittens, die Verhaltensänderung.<br />
Da sieht man zumindest<br />
bei der jungen Generation, dass das<br />
eigene Fahrzeug weniger wichtig wird<br />
als in der Vergangenheit und Shared-<br />
Mobility Konzepte an Bedeutung gewinnen.<br />
Wann wird die E-<strong>Mobilität</strong> endlich<br />
richtig in Fahrt kommen?<br />
WUNNERLICH: Ich glaube, es geht<br />
hier um eine <strong>Mobilität</strong>srevolution. Ähnlich<br />
wie bei Handy und Smartphone wird<br />
es ein paar Jahre dauern, bis sich die<br />
Technologie in den Köpfen der Kunden<br />
festgesetzt hat und weitere Entwicklungssprünge<br />
folgen. Beispielsweise<br />
haben wir in Baden-Württemberg, als<br />
erstes Bundesland, ein flächendeckendes<br />
Netz von Schnellladestationen an<br />
Autobahnen errichtet und betreiben<br />
im Großraum Stuttgart das deutschlandweit<br />
dichteste Normalladenetz.<br />
von links: Prof. Dr. Christoph Walther, Dr. Wolfgang Schade, Andreas Eisinger, Stephan Wunnerlich, Ralf Schairer<br />
„Die Situation wird<br />
in den nächsten zehn<br />
Jahren kippen!“<br />
Stephan Wunnerlich ist Experte für<br />
Elektromobilität bei der EnBW AG.<br />
Der Energieversorger engagiert sich seit<br />
2009 in der Entwicklung von Ladeinfrastrukturlösungen<br />
von der Errichtung<br />
und dem Betrieb von Ladesäulen, bis hin<br />
zur Abrechnung der Ladevorgänge. In<br />
Baden-Württemberg betreibt die EnBW<br />
über 800 Ladepunkte und bis Ende <strong>2017</strong><br />
entstehen an 119 Autobahnraststätten<br />
weitere Schnellladesäulen.<br />
DAS ZIEL DER BUNDESREGIE-<br />
RUNG – EINE MILLION E-AUTOS<br />
AUF DEUTSCHEN STRASSEN –<br />
IST ABER IN WEITER FERNE.<br />
WUNNERLICH: Aktuell tut sich<br />
beim Thema E-<strong>Mobilität</strong> extrem viel<br />
und die Entwicklung wird schnell<br />
weitergehen. Gerade die deutschen<br />
Hersteller sind dabei, eigene Modelle<br />
zu entwickeln und auf den Markt zu<br />
bringen. Kurzum: Die Reichweiten<br />
nehmen zu, die Leistungsfähigkeit der<br />
Akkus nimmt zu und parallel dazu wird<br />
auch die Ladeinfrastruktur ausgebaut.<br />
SCHADE: Nicht zu vergessen die<br />
Batterieentwicklung: Die hat sich in den<br />
letzten ein, zwei Jahren viel schneller<br />
entwickelt, als die meisten Experten<br />
erwartet haben. Ich hoffe, dass in spätestens<br />
zwei Jahren auch E-Fahrzeuge<br />
aus Deutschland kommen – bezahlbar<br />
und schnell aufzuladen. Die deutschen<br />
Hersteller haben einfach zu lange auf<br />
die Entwicklung von Verbrennungsmotoren<br />
gesetzt.<br />
SCHAIRER: Bedenken Sie die zeitliche<br />
Dimension und CO2-Anforderungen<br />
der EU! Für eine lange Übergangszeit<br />
brauchen wir Hybridlösungen. Daher<br />
brauchen wir auch auf diesem Gebiet<br />
Innovationen.<br />
WUNNERLICH: Da haben Sie natürlich<br />
recht, innerhalb von drei Jahren wird<br />
nicht alles umgestellt sein. Dafür sind<br />
auch zu viele konventionell angetriebene<br />
Fahrzeuge unterwegs. Doch die ganze<br />
Situation wird sich in den nächsten zehn<br />
Jahren grundlegend verändern.<br />
SCHAIRER: Selbst renommierte<br />
Institute, wie etwa das DLR, prognostizieren,<br />
dass auch 2040 noch zwei<br />
Drittel der Neufahrzeuge Verbrennungsmotoren<br />
haben werden. Der
NR 60 <strong>2017</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL 6 7<br />
LEITARTIKEL<br />
„Bei einer technologieoffenen<br />
Diskussion müssen<br />
wir uns mit Hybriden oder<br />
ähnlichen Technologien beschäftigen.“<br />
Ralf Schairer ist Geschäftsführer der<br />
MiRO Mineraloelraffinerie Oberrhein<br />
GmbH & Co. KG, Deutschlands größte<br />
Raffinerie und eine der modernsten<br />
und leistungsfähigsten in Europa. Rund<br />
1.000 Mitarbeiter veredeln in Karlsruhe<br />
für Phillips 66, Esso, Rosneft und Shell<br />
Rohöl zu hochwertigen Mineralölprodukten<br />
wie Benzin, Diesel, Heizöl, Propylen und<br />
Bitumen.<br />
SCHAIRER: Sie müssen aber auch die Kernkraftwerke<br />
ersetzen, die bis 2022 abgeschaltet werden. Wenn wir davon<br />
ausgehen, dass wir einen um 20-25% höheren Strombedarf<br />
haben, wenn der Verkehr vollständig elektrifiziert wird, gibt es<br />
schon eine Versorgungslücke.<br />
WUNNERLICH: Bei 1 Million E-Fahrzeugen macht das<br />
gerade einmal 1-1,5% des deutschen Stromverbrauchs aus.<br />
Wir haben also noch Reserven, auch wenn die Kernkraftwerke<br />
abgestellt werden. Parallel dazu wird die erneuerbare Energie<br />
ausgebaut. Deshalb sehe ich das ziemlich gelassen.<br />
SCHADE: Hier steckt in neuen <strong>Mobilität</strong>skonzepten<br />
durchaus Potenzial, zum Beispiel im Sharing. Nicht nur beim<br />
Fahrzeugsharing, sondern auch beim Ridesharing, bei dem<br />
ich Fahrten teile. Früher war das mit einem schwarzen Brett<br />
verknüpft, mit mehreren Telefonanrufen, um eine Mitfahrgelegenheit<br />
zu finden. Mit neuen Tools, wie Smartphone-Apps<br />
oder Geräten, die in Fahrzeugen installiert sind, kann ich mir<br />
den Mitfahrer künftig online suchen und muss nicht lange<br />
vorausplanen. An dieser Idee arbeiten kleine Start-ups, ebenso<br />
wie große Autokonzerne.<br />
Aufwand, um erneuerbare Energien überall in Deutschland in<br />
ausreichender Menge bereitzustellen, ist einfach zu hoch.<br />
WALTHER: Dazu zwei ökonomische Aspekte: Erstens, wenn<br />
ich die Anforderungen hochschraube, werden Verbrennungsmotoren<br />
für die Hersteller unwirtschaftlich. Und zweitens,<br />
wenn die E-Fahrzeuge im Vergleich günstiger werden, kommen<br />
sie auch schneller und in größerer Zahl auf den Markt.<br />
SCHADE: Die Kostenentwicklung ist entscheidend! Irgendwann<br />
wird es einen sogenannten Tipping Point geben und<br />
dann kippt es schnell in Richtung E-<strong>Mobilität</strong>. Dann müssen<br />
Sie sich im Jahr 2020 fragen, wenn ich mir einen Diesel kaufe,<br />
kriege ich den in fünf Jahren überhaupt noch verkauft?<br />
WALTHER: Wir werden irgendwann einen Gebrauchtmarkt für<br />
E-Fahrzeuge kriegen. Das ist ein ganz entscheidender Punkt.<br />
Wenn das soweit ist, dann ist ein großer Schritt geschafft.<br />
WELCHE ROLLE SPIELT E-MOBILITÄT BEIM<br />
ERREICHEN DER KLIMAZIELE?<br />
WUNNERLICH: E-<strong>Mobilität</strong> kann durch den Einsatz<br />
erneuerbarer Energien die CO2-Emissionen drastisch<br />
reduzieren. Dazu braucht es aber auch eine große Anzahl an<br />
E-Fahrzeugen – nicht nur im Individualverkehr, sondern auch<br />
beim innerstädtischen Lieferverkehr und den Busflotten.<br />
SCHADE: Noch spielt E-<strong>Mobilität</strong> bei der Reduktion von<br />
Treibhausgasen eine geringe Rolle, aber 2030 wird der<br />
Beitrag substanziell sein.<br />
SCHAIRER: Beim Erreichen der Klimaziele bin ich skeptisch:<br />
Bis 2015 haben wir lediglich 27% geschafft. Um 40% zu<br />
erreichen, müsste man die jährlichen CO2-Emissionen<br />
gegenüber den vorangegangenen 25 Jahren um das 2,5-fache<br />
reduzieren. Das ist unrealistisch. E-<strong>Mobilität</strong> kann vielleicht<br />
langfristig einen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Dazu aber<br />
muss der Strom aus erneuerbaren Energien gewonnen werden<br />
und da sieht die Realität anders aus. Der erneuerbare Strom,<br />
der hauptsächlich im Norden gewonnen wird, muss in die<br />
Versorgungszentren des Südens transportiert werden. Dazu<br />
brauchen wir über 6.000 Kilometer Stromleitungen, von<br />
denen bisher etwa 400 Kilometer genehmigt und 80 gebaut<br />
worden sind!<br />
Bisher hat die Mineralölwirtschaft zum Rückgang der CO2-<br />
Emissionen maßgeblich beigetragen, z. B. durch Beimischung<br />
von Biodiesel und Bioethanol. Wir brauchen daher eine<br />
technologieoffene Diskussion, keine ideologische, die nur auf<br />
Elektromobilität setzt. Bei Zeiträumen von 10, 15, 20 Jahren<br />
werden wir uns mit Hybriden oder ähnlichen Technologien<br />
beschäftigen müssen. Die Wahrheit liegt u. E. nicht so sehr im<br />
Entweder-oder, als vielmehr im Sowohl-als-auch. Zumindest<br />
für eine lange Übergangszeit.<br />
WUNNERLICH: Das Thema erneuerbare Energien ist<br />
extrem wichtig für die Elektromobilität. Bei 1 bis 2 Millionen<br />
E-Fahrzeugen auf den Straßen gibt es aber mengenmäßig<br />
keine Probleme. Vielleicht muss punktuell die Netzstruktur<br />
weiterentwickelt werden. Dies muss jedoch nicht unbedingt<br />
über einen Netzausbau passieren, sondern kann durch<br />
intelligente Netzsteuerung geleistet werden. Auch hierzu<br />
entwickelt EnBW vielversprechende Ansätze.<br />
„In Städten wird sich die <strong>Mobilität</strong><br />
massiv in Richtung Sharing und Multimodalität<br />
verändern.“<br />
Dr. Wolfgang Schade ist Geschäftsführer<br />
und wissenschaftlicher Leiter der M-Five<br />
GmbH, einem Think-Tank für <strong>Mobilität</strong>sund<br />
gesamtwirtschaftliche Analysen. Er<br />
befasst sich seit Jahren mit der Entwicklung<br />
möglicher alternativer Zukünfte der<br />
<strong>Mobilität</strong> sowie deren Auswirkungen auf<br />
wirtschaftliche, ökologische und soziale<br />
Strukturen.<br />
Welchen Einfluss hat das steigende Verkehrsaufkommen<br />
auf die künftige <strong>Mobilität</strong>?<br />
WALTHER: Ich glaube nicht, dass das Verkehrswachstum so<br />
dramatisch sein wird. Das zeigen auch Prognosen der Bundesverkehrswegeplanung.<br />
Klar ist Deutschland ein Transit-Land,<br />
daran wird sich nichts ändern. Aber es gibt durchaus Aktivitäten,<br />
die Verkehrsströme stabil zu halten, etwa durch Maßnahmen<br />
des Verkehrsmanagements und ggf. auch durch Tempolimits.<br />
Außerdem gibt es durchaus noch Reserven im Bahnverkehr,<br />
wenn wir es schaffen, ihn zu takten. Bei einer besseren Verzahnung<br />
zwischen Produktion und Logistik könnten wir viel<br />
größere Gütermengen auf die Bahn verlagern.<br />
WELCHES POTENZIAL SEHEN SIE BEIM<br />
AUTONOMEN FAHREN?<br />
WUNNERLICH: Es ist natürlich hoch interessant, dass hier<br />
in der TRK ein Testfeld für autonomes Fahren realisiert wird.<br />
Da können wir Infrastruktur-Konzepte testen und Verbrauchsund<br />
Verhaltensgewohnheiten der Kunden untersuchen.<br />
WALTHER: Für uns als forschendes und Verkehrsplanungs-<br />
Unternehmen ist das hoch interessant! Beim autonomen<br />
Fahren braucht man viele verschiedene Daten, denn das<br />
Fahrzeug muss sich anhand der Umgebung orientieren.<br />
Außerdem haben wir die connected mobility, wir kommunizieren<br />
mit allen Fahrzeugen um uns herum, um dieses Auto<br />
autonom fahren lassen zu können. Dabei entstehen Daten<br />
und Bewegungsbilder, die natürlich fantastische Grundlagen<br />
für Verkehrsplanungsmodelle sind.
NR 60 <strong>2017</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL 8 9<br />
LEITARTIKEL<br />
„In Zukunft werden wir<br />
unsere <strong>Mobilität</strong> völlig<br />
anders organisieren.“<br />
Prof. Dr. Christoph Walther ist einer der<br />
international führenden Verkehrsökonomen<br />
und berät u. a. das BMVI und<br />
die World Road Association. Er leitet das<br />
Entwicklungs- und Innovationszentrum<br />
der PTV Group. Das 1979 in Karlsruhe<br />
gegründete, global tätige Unternehmen<br />
entwickelt intelligente Softwarelösungen<br />
für Transportlogistik, Verkehrsplanung<br />
und Verkehrsmanagement.<br />
SCHAIRER: Letztlich ist es eine Frage von Kosten und<br />
Sicherheit. Ich könnte mir daher vorstellen, dass so etwas vor<br />
allem im Schwerlastverkehr kommerziell Sinn macht. Da PKW-<br />
Fahren auch ein Stück weit Ausdruck von Lebensqualität und<br />
Lebensfreude ist, wird das autonome Fahren dort vermutlich<br />
nicht die erhoffte Resonanz finden.<br />
SCHADE: Ich denke auch, dass das autonome Fahren beim<br />
LKW-Verkehr schneller kommen wird, als beim PKW. Gerade<br />
was die schweren Unfälle betrifft, würde das hier Sinn machen.<br />
Und energieeffizienter ist es wahrscheinlich auch.<br />
WALTHER: Technologisch ist das autonome Fahren gar kein<br />
Problem; es ist vielmehr ein rechtliches! Wir müssten vollautomatisierten<br />
Fahrzeugen eine Ethik programmieren – davon<br />
sind wir noch ganz weit entfernt. D. h., vollautomatisiertes<br />
Fahren auf einem relativ niedrigen Geschwindigkeitsniveau,<br />
in sehr kontrollierten Systemen, könnte sehr schnell Realität<br />
werden, z. B. in Innenstädten. Für das generelle automatisierte<br />
Fahren gibt es aber noch keine rechtliche Grundlage.<br />
SCHADE: Wir gehen alle davon aus, dass es beim autonomen<br />
Fahren viel weniger Unfälle geben wird. Falls doch mal was<br />
passiert, stellt sich die Frage: Wer haftet, der Fahrer oder<br />
der Hersteller? Meines Erachtens kommt es nur zum Unfall,<br />
wenn der Hersteller etwas falsch programmiert hat, deshalb<br />
muss er aus meiner Sicht auch für den Schaden haften.<br />
WELCHE BEDEUTUNG HAT DER FORSCHUNGS-<br />
SCHWERPUNKT MOBILITÄT IN DER TRK FÜR IHR<br />
UNTERNEHMEN?<br />
WALTHER: Es ist natürlich perfekt, wenn man so renommierte<br />
Institute wie das KIT, das FZI, die Hochschule Karlsruhe und<br />
viele weitere Einrichtungen in der Nähe hat. Besonders gut<br />
ist die Vernetzung all dieser Institute. Hier in Karlsruhe sind<br />
Netzwerke entstanden, das ist ein klarer Standortvorteil.<br />
Daneben haben wir von PTV ein internationales Netz aufgebaut,<br />
um unsere Erkenntnisse auch international diskutieren<br />
zu können.<br />
SCHADE: Für uns ist es ähnlich. Gerade bei der Mitarbeitersuche<br />
ist in der TRK großes Potenzial vorhanden. Wir arbeiten<br />
auch an Forschungsprojekten für nationale Ministerien und<br />
für die Europäische Kommission – da haben wir hier die Möglichkeit,<br />
entsprechende Partner aus der Region zu finden, um<br />
gemeinsam Anträge zu stellen. Es hat viele Vorteile, dass die<br />
Kompetenzen hier in Karlsruhe wirklich geballt sind.<br />
WUNNERLICH: Das kann ich nur bestätigen. Wir haben<br />
viele Projektpartnerschaften mit dem KIT, dem Fraunhofer<br />
Institut und anderen Forschungseinrichtungen. Auch mit PTV<br />
haben wir schon zusammengearbeitet und vielleicht wird es<br />
auch mit MiRO dazu kommen. Auch die Stadtwerke Karlsruhe<br />
sind ein Partner bei der E-<strong>Mobilität</strong>, wie auch Stadtmobil.<br />
Karlsruhe ist ein sehr guter Standort. Deshalb haben wir hier<br />
unseren Innovationscampus angesiedelt. Dort entwickeln wir<br />
mit konzerneigenen Start-ups neue Geschäftsmodelle, darunter<br />
auch Lösungen für die E-<strong>Mobilität</strong> und probieren sie aus.<br />
SCHAIRER: Auch wir suchen den Schulterschluss mit dem<br />
KIT und überlegen, inwieweit wir unsere Raffinerie in die<br />
Energiewende einbinden können. In Zusammenarbeit mit<br />
Forschungsinstituten arbeiten wir beispielsweise an Ersatzkomponenten,<br />
die fossile Kraftstoffe ergänzen können –<br />
Stichwort „Power-to-Gas“ und „Power-to-Liquid“.<br />
ZUM ENDE DES GESPRÄCHS WÜRDE ICH GERNE<br />
NOCH EINEN BLICK IN DIE ZUKUNFT WERFEN.<br />
WIE SIEHT MOBILITÄT IM JAHR 2030 AUS?<br />
SCHAIRER: Sicherlich nimmt der Anteil der Elektromobilität<br />
zu. Ich glaube aber, dass 2030 immer noch 80% der<br />
Neufahrzeuge mit fossilen oder hybriden Antriebsaggregaten<br />
fahren. Vermutlich werden wir in den urbanen Zentren eine<br />
deutlich höhere E-<strong>Mobilität</strong> haben, als in ländlichen Räumen.<br />
WUNNERLICH: Ich hoffe, dass ich auch 2030 mit dem<br />
Fahrrad, auch ohne Elektroantrieb, noch überall hinkomme.<br />
(lacht) Ansonsten freue ich mich auf ein Pedelec und gehe<br />
davon aus, dass 2030 etwa 40-50% der Neufahrzeuge<br />
E-Fahrzeuge sein werden und eine beruhigende Ladeinfrastruktur<br />
in ganz Europa vorhanden ist.<br />
SCHADE: Ich würde die E-<strong>Mobilität</strong> sogar noch höher<br />
ansiedeln, bei 60-70%. Zudem ändert sich in den Städten die<br />
<strong>Mobilität</strong> massiv, da wird das Sharing eine viel größere Rolle<br />
spielen. Ebenso die Multimodalität, die Verknüpfung mit<br />
anderen Verkehrsträgern und via Apps.<br />
WALTHER: Aus der Nutzerperspektive vermute ich, dass<br />
wir unsere <strong>Mobilität</strong> völlig anders organisieren werden. Als<br />
Grundlage werden wir allerdings auch 2030 noch Infrastruktur<br />
brauchen. Und da werden wir uns ganz gewaltig anstrengen<br />
müssen, damit wir diese in einem Zustand erhalten, der all die<br />
schönen neuen <strong>Mobilität</strong>sformen möglich macht.<br />
STEFAN SCHWARZ www.wvs.de<br />
Fotos: Andrea Fabry
WAS BEWEGT KARLSRUHE?<br />
ILLUSTRATION VON LISA WALTER, PAULINE GERBERSHAGEN WERBEAGENTUR VON SCHICKH ©
NR 60 <strong>2017</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL 12 13<br />
01 STADT, LAND, FLUSS<br />
DIE TECHNOLOGIE<br />
REGION BEWEGT<br />
Foto: Stadt Karlsruhe<br />
Interview mit dem Karlsruher Oberbürgermeister Frank Mentrup über aktuelle<br />
und zukünftige <strong>Mobilität</strong>skonzepte in der TechnologieRegion Karlsruhe.<br />
IM WIRTSCHAFTSSPIEGEL DREHT<br />
SICH DIESES MAL ALLES UM<br />
MOBILITÄT. HERR MENTRUP,<br />
WAS VERBINDEN SIE MIT DEM<br />
BEGRIFF „MOBILITÄT“?<br />
<strong>Mobilität</strong> ist für uns heute eine Selbstverständlichkeit.<br />
Mit dem Begriff<br />
verbinden sich Werte wie Unabhängigkeit,<br />
Selbstbestimmung, Freiheit. Das<br />
war beileibe nicht immer so. Wer<br />
zurückschaut, wird schnell feststellen,<br />
dass politische, wirtschaftliche oder<br />
geografische Rahmenbedingungen<br />
die räumliche wie soziale <strong>Mobilität</strong> der<br />
Menschen stark eingeschränkt haben.<br />
Als Oberbürgermeister und Vorsitzender<br />
der TechnologieRegion Karlsruhe leite<br />
ich daraus die Aufgabe ab, die <strong>Mobilität</strong><br />
als Grundlage einer erfolgreichen<br />
Entwicklung unseres gemeinsamen<br />
Lebensraums zu sichern, gleichzeitig<br />
muss sie umwelt- und menschenfreundlicher<br />
werden. Das ist gerade in<br />
einer Stadt und in einer Region, deren<br />
Bevölkerungszahlen gehörig wachsen,<br />
eine enorme Herausforderung.<br />
Denken Sie nur an die wachsende<br />
Lärmbelastung durch den Verkehr!<br />
WIE KOMMT DAS EIGENTLICH,<br />
DASS KARLSRUHE SEIT<br />
JEHER MIT MOBILITÄT IN<br />
ZUSAMMENHANG GEBRACHT<br />
WIRD, KARLSRUHE WIRD<br />
SOGAR OFT ALS WIEGE DER<br />
MOBILITÄT BEZEICHNET?<br />
Ja, das ist, historisch betrachtet, wirklich<br />
eine spannende Frage. Vielleicht<br />
hat es bereits damit begonnen, dass<br />
der Auszug des Stadtgründers mitsamt<br />
seines ganzen Hofstaats aus Durlach<br />
ins neue Schloss im Wald ein erster Akt<br />
der <strong>Mobilität</strong> war. Die DNA unserer<br />
Stadt hat zudem geprägt, dass auch die<br />
Handwerker, die die neue Residenz und<br />
die Stadt gebaut haben, aus Italien und<br />
ganz Europa hierher kamen. Seitdem ist<br />
Karlsruhe dem Grunde nach bis heute<br />
in Bewegung – wie sonst wäre ein<br />
Wachstum von 0 auf über 300.000<br />
Einwohnerinnen und Einwohnern in<br />
300 Jahren möglich gewesen.<br />
Und wenn es um Fortbewegung und<br />
Modelle für die Zukunft geht: Wir sind<br />
vielleicht nicht die Wiege der <strong>Mobilität</strong>,<br />
aber auf jeden Fall die Wiege der<br />
<strong>Mobilität</strong>spioniere – mit dem Freiherrn<br />
von Drais und mit Carl Benz. Wir<br />
sind aber eben auch die Car-Sharing<br />
Bundeshauptstadt. Wir sind die Stadt<br />
mit dem berühmten Karlsruher Modell<br />
– mit unseren Stadtbahnen, die vom<br />
Stadtzentrum aus auch auf Eisenbahntrassen<br />
bis in die nächsten großen<br />
Mittelstädte fahren können. Und wir<br />
haben es geschafft, uns innerhalb<br />
weniger Jahre über ein 20-Punkte-<br />
Programm zur Fahrradstadt Nummer 2<br />
in der Bundesrepublik zu katapultieren.<br />
Es deutet alles darauf hin: Gerade das<br />
Thema <strong>Mobilität</strong> verbindet sich hier mit<br />
einer ganz besonderen Begeisterung und<br />
vor allem mit einer ganz besonderen<br />
Innovationskraft.<br />
SIE HABEN DEN ERFOLG DES<br />
CAR-SHARINGS IN DER REGION<br />
GENANNT – WELCHE ERKLÄRUNG<br />
GIBT ES DAFÜR?<br />
Ich glaube, dass Karlsruhe einfach<br />
sehr offen ist für neue Ideen und schon<br />
sehr früh das Car-Sharing begeistert<br />
aufgenommen hat. Das liegt an der<br />
vergleichsweise jungen Geschichte<br />
und dem relativ hohen Umschlag an<br />
Bevölkerung. Und ein erfolgreiches<br />
Car-Sharing ist nur dort denkbar,<br />
wo es mindestens auch einen guten<br />
öffentlichen Personennahverkehr<br />
und/oder ein gutes Radwegenetz gibt.<br />
WENN WIR ÜBER MOBILITÄT SPRECHEN, DARF<br />
DAS JAHRHUNDERTPROJEKT KOMBILÖSUNG<br />
NATÜRLICH NICHT FEHLEN. AUCH WIEDER<br />
SO EIN PROJEKT, BEI DEM DIE KARLSRUHER<br />
TROTZ ALLER WIDRIGKEITEN DIE ZÄHNE<br />
ZUSAMMENBEISSEN, ODER?<br />
Klar, wenn man die <strong>Mobilität</strong> weiterentwickeln will, hat das oft<br />
mit Bauen zu tun – ob Straßen oder eben andere <strong>Mobilität</strong>sinfrastruktur.<br />
Auch Fahrradwege entstehen eben nicht<br />
einfach so, auch dafür muss man Baustellen in Kauf nehmen<br />
und Mittel investieren. Es kommt letztlich darauf an, dass<br />
die Menschen ein Ziel vor Augen haben und nicht nur auf<br />
die beschwerlichen Wege dorthin blicken. So hat sich das<br />
auch bei der Kombilösung gezeigt, und ich bin sehr froh,<br />
dass selbst im siebten Jahr der Bauphase die Zustimmung für<br />
DR. FRANK MENTRUP, Oberbürgermeister der Stadt Karlsruhe, Vorsitzender der TechnologieRegion Karlsruhe<br />
das Projekt und die Einsicht in seine Notwendigkeit für die<br />
Stadtentwicklung nicht sinkt, eher im Gegenteil: Laut einer<br />
Untersuchung des KIT liegt die Zustimmung bei jungen<br />
Leuten gegenwärtig sogar höher als zu Beginn der Bauarbeiten.<br />
JETZT IST ES JA AUCH BALD GESCHAFFT. DIE<br />
VORFREUDE DARAUF IST SCHON SEHR GROSS!<br />
Auf jeden Fall. Gerade im Jahr <strong>2017</strong> werden sich die Arbeiten<br />
am Stadtbahntunnel auf den „Untergrund“ konzentrieren.<br />
Das bedeutet: Die Bautätigkeit wird dem unterirdischen<br />
Ausbau gelten und die oberirdischen Baustellenflächen werden<br />
sich reduzieren. Dann bekommt man auch schon ein Gefühl<br />
dafür, was es bedeutet, wenn keine Bahnen mehr über den<br />
Marktplatz fahren oder man in Zukunft am Ettlinger Tor
NR 60 <strong>2017</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL 14 15<br />
01 STADT, LAND, FLUSS<br />
Gebäude beflügeln.<br />
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unterirdisch mit dem Auto dem Kreuzungsstau entfliehen<br />
kann. Ich stelle fest: Die Vorfreude steigt. Das große Interesse<br />
an Baustellenführungen zeigt: Viele wollen schon einmal<br />
ausprobieren, wie es sich anfühlen wird, wollen sehen, wie es<br />
da unten aussieht. Ich hatte schon das Vergnügen, einmal in<br />
einer Simulation mit der Bahn durch den Tunnel zu fahren.<br />
Es ist schon erstaunlich, wie schnell man dann unter der<br />
Stadt hindurch ist, und dass es trotzdem genug Haltestellen<br />
geben wird, um die Ziele im Herzen der City direkt erreichen<br />
zu können. Der Vorteil gegenüber heute ist eben, dass die<br />
Straßenbahnlenkerinnen und –lenker künftig nicht mehr mit<br />
reduzierter Geschwindigkeit durch die Fußgängerzone fahren<br />
und dabei auf Fußgänger oder den Lieferverkehr achten müssen.<br />
STICHWORT ZUKUNFT. AUTONOMES FAHREN<br />
IST GERADE DAS THEMA. MIT DEM TESTFELD<br />
FÜR AUTONOMES FAHREN WIRD ES AUCH IN<br />
KARLSRUHE SEHR PRÄSENT SEIN!<br />
Ich bin immer wieder überrascht, wie viele Menschen sich<br />
dafür interessieren – und wie auch die überregionale Öffentlichkeit<br />
auf das Testfeld-Projekt reagiert. Es ist für uns eine<br />
Riesenchance, die modernsten Techniken der Sensorik,<br />
der Steuerung von Abläufen, der Echtzeitreaktionen von<br />
Maschinen hier im Stadtgebiet direkt ausprobieren zu können.<br />
Damit werden wir auch viele wichtige Firmen, die oft gar nicht<br />
ihren Sitz in Karlsruhe haben, in unsere Stadt und die Region<br />
bringen. Das Interesse ist groß, zu forschen, Anwendungen<br />
auszuprobieren und Systeme bis in die Alltagstauglichkeit zu<br />
entwickeln. Für unseren Innovationsstandort ist das eine<br />
ganz wichtige Zukunftsperspektive.<br />
WAS WAR DENN DER AUSSCHLAGGEBENDE<br />
PUNKT FÜR DEN ZUSCHLAG?<br />
Mit Sicherheit die Forschungslandschaft mit dem FZI,<br />
dem KIT, der Hochschule für Wirtschaft und Technik und<br />
dem außerordentlich starken IT-Standort. Dieses Netzwerk<br />
ist führend, wenn es um die Zukunft der <strong>Mobilität</strong> geht.<br />
Mit dieser geballten Kompetenz konnten wir ein Testfeld<br />
anbieten, das äußerst differenziert viele unterschiedliche<br />
Verkehrssituationen beinhaltet – Kreuzungsbereiche,<br />
Schienenquerungen, Tunnel und Brücken, bis hin zu Fußgängerbereichen.<br />
Das Spektrum reicht von verkehrsberuhigten<br />
Zonen mit Schrittgeschwindigkeit bis hin zu einem Autobahnparallelogramm<br />
über das Walldorfer Kreuz, das Weinsberger<br />
Kreuz, das Stuttgarter Kreuz und dann wieder zurück nach<br />
Karlsruhe. Außerdem war der Gemeinderat von Anfang<br />
an bereit, für eventuelle Verluste beim Betrieb in den ersten<br />
fünf Jahren einzustehen. Last but not least, haben wir mit<br />
dem KVV, als Verantwortlichen für den Betrieb, einen allseits<br />
anerkannten, verlässlichen Partner gewinnen können.<br />
IST DAS NICHT EINE GROSSE CHANCE DIE TRK<br />
BEKANNTER ZU MACHEN?<br />
Selbstverständlich. Karlsruhe und die TechnologieRegion sind<br />
in Europa führend, wenn es um IT und Energiekonzepte für<br />
die Zukunft geht. Man weiß, auf unsere Expertise kann man<br />
sich verlassen. Dass auch der Bereich der <strong>Mobilität</strong>sforschung<br />
hier so eine große Rolle spielt, das war bisher eher nur Fachkreisen<br />
bekannt. Durch das Thema autonomes Fahren erhält<br />
nun dieses dritte große Schwerpunktthema eine öffentliche<br />
Aufmerksamkeit. Es gibt allein rund 30 Institute am KIT, die<br />
sich mit dem Thema <strong>Mobilität</strong> beschäftigen. Diese Qualität<br />
hat jetzt auch das Land gewürdigt und diesem Verbund die<br />
Funktion der sogenannten „Profilregion <strong>Mobilität</strong>“ zugeschrieben,<br />
auch mit entsprechenden Forschungsmillionen.<br />
IM BEREICH MOBILITÄT IST EINIGES LOS HIER<br />
IN DER REGION, WAS SOLL DENN DA IN DER<br />
ZUKUNFT NOCH KOMMEN?<br />
In den einzelnen <strong>Mobilität</strong>sarten sind wir im Grunde<br />
Vorzeigestadt – Carsharing hatte ich genannt, dann ÖPNV,<br />
Fahrradstadt. Die große Zukunftsaufgabe wird jetzt sein,<br />
die verschiedenen <strong>Mobilität</strong>sarten in der Kundenfreundlichkeit,<br />
in der Abstimmung aufeinander und im Service<br />
vom Bestellen bis zum Bezahlen so miteinander zu verbinden,<br />
dass die Bürgerinnen und Bürger mit Echtzeitdaten kurzfristig<br />
entscheiden können, was gerade die sinnvollste Möglichkeit ist,<br />
um von A nach B zu kommen – etwa mit einer entsprechenden<br />
App. Ansätze dazu existieren bereits. Im RegioMove-Projekt<br />
arbeiten wir daran, diese Teillösungen in einem Gesamtsystem<br />
zu bündeln. Das Ergebnis wird am Ende mehr sein als die<br />
Summe der einzelnen Bestandteile. Es werden sich ganz neue<br />
Qualitäten im Bereich der <strong>Mobilität</strong> ergeben – für jede und<br />
jeden Einzelnen, aber auch für die Stadt und die Region. Und<br />
wir werden weiterhin mit dem begrenzten Verkehrsraum<br />
auskommen, den wir eben haben, obwohl es noch mehr Teilnehmerinnen<br />
und Teilnehmer geben wird – und das dann auch<br />
noch nachhaltiger weil umwelt- und menschengerechter.<br />
Das Interview führten SABINE VON SCHICKH und<br />
CAROLINE CARNEVALE
Haltestellenbau Marktplatz<br />
DIE FÄCHERSTADT<br />
BOHRT SICH INS<br />
NÄCHSTE JAHR-<br />
HUNDERT<br />
Oberirdisch, unterirdisch, überall geht es zur Sache. Es wird gebohrt,<br />
gebaggert und gebaut was das Zeug hält. Allseits gegenwärtig: Die<br />
Kombilösung – das Jahrhundert-Projekt in Karlsruhe.<br />
Das Karlsruher Modell, das 1992 an den<br />
Start gegangen ist, stellte die Weichen<br />
für den Erfolg des öffentlichen Nahverkehrs.<br />
Die Idee: nicht der Fahrgast<br />
steigt während der Fahrt vom Land<br />
in die Stadt um, sondern die Bahn<br />
wechselt ihr System. Kurzum: Die<br />
Straßenbahnen wurden so modifiziert,<br />
dass sie auch „als Stadtbahnen“ auf<br />
den Eisenbahnschienen unterwegs sein<br />
können. Das „Zweisystem-Fahrzeug“<br />
war geboren. Dass dieses Konzept am<br />
Ende so erfolgreich werden würde,<br />
damit hat zu Beginn wohl keiner<br />
gerechnet. Schlagartig stiegen die<br />
Fahrgastzahlen auf der Strecke Karlsruhe<br />
– Bretten von 2000 auf 8000 pro Tag.<br />
Im Jahr 2003 der nächste Meilenstein,<br />
der Karlsruher Verkehrsverbund zählt<br />
100 Millionen Fahrgäste. Knapp 10<br />
Jahre später schon 178 Millionen. Die<br />
Folge: Alle 60 Sekunden kam in der<br />
Karlsruher Kaiserstraße eine Bahn pro<br />
Richtung vorbei. Für alle Beteiligten,<br />
egal ob Fußgänger, Radfahrer oder die<br />
Anwohner, war diese Situation nicht<br />
mehr tragbar. Die Karlsruher Bürger<br />
entscheiden sich mit einer Mehrheit<br />
von 55,55 Prozent für die Kombilösung.<br />
Foto: KASIG - Karlsruher Schieneninfrastruktur-Gesellschaft mbH
NR 60 <strong>2017</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL 18 19<br />
01 STADT, LAND, FLUSS<br />
KOMBILÖSUNG, WAS HEISST<br />
DAS GENAU?<br />
Wie der Name schon sagt, handelt es<br />
sich um eine Kombination zweier Teilprojekte:<br />
Der Stadtbahntunnel unter<br />
der Kaiserstraße, mit dem unterirdischen<br />
Abzweig in Richtung Süden vom<br />
Marktplatz bis zur Augartenstraße<br />
– mit insgesamt sieben modernen,<br />
komfortablen und sicheren U-Haltestellen.<br />
Und in der Kriegsstraße eine<br />
Straßenbahntrasse zwischen Radwegen<br />
und Baumalleen. Unten ein durchgängiger<br />
Autotunnel vom Karlstor bis<br />
zum Mendelssohnplatz. Somit entsteht<br />
im Stadtzentrum eine völlig bahnfreie<br />
Flaniermeile für Fußgänger und für die<br />
Autos geht es nun unterirdisch schneller<br />
durch die City.<br />
DER SCHIFFSBOHRWURM<br />
ALS VORBILD<br />
Mit dem Spatenstich am Europaplatz<br />
am 21. Januar 2010 nimmt das Projekt<br />
Kombilösung Fahrt auf. Es gibt viel<br />
zu tun – ein Jahrhundertprojekt. Die<br />
größten Herausforderungen stellt der<br />
Tunnelbau dar: es wird nicht „einfach“<br />
nur im Lockergestein gebaut, sondern<br />
es geht zwischen Häusern und unter<br />
Straßenbahnschienen hindurch. Die<br />
Sicherheit steht hierbei an erster Stelle.<br />
Dafür sorgt die eingesetzte Spitzentechnologie.<br />
Für die Untertunnelung der<br />
Kaiserstraße kommt der sogenannte<br />
Schildvortrieb zum Einsatz. Dieses<br />
Verfahren ist eines der modernsten,<br />
gleichzeitig auch eines der bewährtesten.<br />
Ein Vorteil dieser maschinellen Tunnelvortriebstechnik<br />
ist das schonende<br />
Bauverfahren – an der Oberfläche<br />
sollen Anwohner und Umwelt nur<br />
wenig von den Arbeiten im Erdreich<br />
mitbekommen. Beim Bau der Londoner<br />
U-Bahn im Jahr 1869 wurde diese<br />
Bauweise zum ersten Mal eingesetzt.<br />
Das Vorbild stammt aus der Natur, der<br />
sogenannte Schiffsbohrwurm arbeitet<br />
nämlich genau nach diesem Prinzip –<br />
vorne graben und hinten sichern. Um<br />
den entstehenden Gang zu sichern,<br />
werden Betonsegmente, die 9 Tonnen<br />
schweren Tübbinge, ringweise platziert.<br />
Mit einem Durchmesser von 9,30<br />
Metern bohrt sich die Tunnelvortriebsmaschine<br />
(TVM) acht bis zehn Meter<br />
pro Tag durch den Karlsruher Boden.<br />
Die große Besonderheit dabei – das<br />
alles passiert nur knapp 4,50 bis 6,50<br />
Meter unter der Oberfläche. „In<br />
Europa ist das mit einer so geringen<br />
Überdeckung, wie wir das nennen,<br />
in einem innerstädtischen Bereich<br />
noch nicht gemacht worden“, so der<br />
Geschäftsführer der KASIG (Karlsruher<br />
Schieneninfrastruktur-Gesellschaft),<br />
Uwe Konrath. „Das komplexe Überwachungssystem,<br />
das in der Kaiserstraße<br />
installiert wurde, ermöglicht es aber, zu<br />
jeder Zeit alle nur denkbaren Parameter<br />
abzurufen und somit schnell zu erkennen,<br />
welche Auswirkung der Vortrieb auf<br />
den Baugrund oder auf die Schienen<br />
hat“, so Konrath weiter.<br />
Haltestellenbau Lammstraße<br />
Ein ganz anderes Verfahren kommt unter<br />
der Karl-Friedrich-Straße zwischen<br />
Marktplatz und Ettlinger Tor zum<br />
Tragen: Die Spritzbetonbauweise oder<br />
Neue Österreichische Tunnelbauweise<br />
(NÖT). Hier werden unterirdisch<br />
Bagger eingesetzt und anschließend<br />
Spritzbetongewölbe mit Stahlmatten<br />
sowie stählernen Bögen eingebracht.<br />
Da es sich auch hier um einen sandigen<br />
und kiesigen Untergrund handelt, wurde<br />
dieser mit einer Kombination von<br />
Weichgel und einer Zement-Suspension<br />
verbessert, um ihn stabiler zu machen.<br />
Dadurch kann das Erdreich ausgebrochen<br />
werden. Zudem werden „Ausbläser“ durch<br />
den erhöhten Luftdruck vermieden, der<br />
benötigt wird, um das Grundwasser zu<br />
verdrängen.<br />
GUT GEPLANT IST HALB<br />
GEWONNEN<br />
Natürlich lässt sich so ein großes Bauvorhaben<br />
nicht ohne Einschränkungen<br />
für die Anwohner, Pendler und Gäste<br />
realisieren, das weiß auch Geschäftsführer<br />
Uwe Konrath. „Wir muten der<br />
Stadt, den Anliegern und Fahrgästen<br />
Enormes zu, das muss man ganz klar<br />
sagen. Aber wir geben jeden Tag unser<br />
Bestes, um die Belastung erträglicher<br />
zu machen“. Vor allem den täglichen<br />
Verkehr von Autos, Radfahrern, Straßenbahnen<br />
und Fußgängern zu organisieren,<br />
ist eine große Herausforderung. Dazu<br />
kommt die Baulogistik für den Baustellenverkehr.<br />
Dafür wurde extra ein<br />
Logistikunternehmen beauftragt, das<br />
sich nicht nur um die Organisation und<br />
Steuerung der Güter- und Verkehrsströme,<br />
sondern auch um eine stetige<br />
Optimierung der einzelnen Prozesse<br />
kümmert. So müssen alle Baustellenfahrzeuge<br />
einen Tag vor Fahrtantritt<br />
ihre Fahrt beim Verkehrs-Logistik-Center<br />
(VLC) anmelden. Unter Einbezug der<br />
Verkehrsströme berechnet dieses Center<br />
schließlich die genaue Zeit, an der das<br />
Fahrzeug starten kann, damit die<br />
Lieferung das Ziel rechtzeitig erreicht.<br />
Zusätzlich unterstützt ein GPS-Gerät<br />
den Fahrer.<br />
„WIR SIND MITTENDRIN IM<br />
STÄDTISCHEN LEBEN UND KEIN<br />
REALITÄTSFERNER BAUHERR,<br />
DER DAS PROJEKT EINFACH<br />
DURCHZIEHT UND NACH<br />
FERTIGSTELLUNG WIEDER<br />
ABZIEHT“, SO UWE KONRATH.<br />
Dieser ganze Aufwand soll sich am Ende<br />
für alle lohnen. Die straßenbahnfreie<br />
Fußgängerzone soll den Einkaufsbummel<br />
in Zukunft entspannter werden lassen<br />
– ohne ständig auf anfahrende Bahnen<br />
zu achten, soll in Ruhe flaniert werden<br />
können. Auch die Fahrgäste des KVV<br />
sollen natürlich von der Kombilösung<br />
profitieren –das Bauvorhaben ist<br />
schließlich ein Projekt des Öffentlichen<br />
Personennahverkehrs (ÖPNV):<br />
Pünktlichkeit der Bahnen, schnellere<br />
Reisezeiten in der Innenstadt, barrierefreie<br />
Zugänge zu den unterirdischen<br />
Fotos: KASIG - Karlsruher Schieneninfrastruktur-Gesellschaft mbH<br />
Haltestellenbau Europaplatz<br />
Haltestellen, an denen man im Trockenen<br />
auf die nächste Bahn warten kann, sind<br />
nur einige Stichworte. Ein schöneres<br />
Stadtbild und Autoverkehr, der zu einem<br />
großen Teil durch den Tunnel unter der<br />
Kriegsstraße unter der Stadt hinwegfahren<br />
wird, sind weitere Aspekte.<br />
Die Bilder der zukünftigen Innenstadt<br />
und der „grünen“ Kaiserstraße sprechen<br />
für sich und lassen die Zeit, bis es<br />
endlich soweit ist, doch etwas leichter<br />
ertragen …<br />
FAKTEN:<br />
CAROLINE CARNEVALE www.wvs.de<br />
HALTESTELLE – DURLACHER TOR<br />
Länge: 102 m / Breite 18 m bis 37,5 m<br />
Schlitzwände Maße: 1,2 x 20 m<br />
Laufende Meter: 380<br />
Verbauter Beton: 9.120 Kubikmeter<br />
Verbauter Stahl: 1.170 Tonnen<br />
Hochdruckinjektionssohle (HDI-Sohle)<br />
Tiefe: 15,60 Meter<br />
Verbaute HDI: 5.250 Kubikmeter<br />
Verbaute Anker: 586<br />
Aushub und Anker Wände<br />
Geländeoberkante (GOK) bis<br />
Unterkante<br />
Bodenplatte: 38.250 Kubikmeter<br />
Verbaute Anker: 275<br />
Ankerlänge: 15 Meter bis maximal 27 m<br />
Ankervorspannung: 329 bis maximal<br />
806 Kilonewton<br />
DECKEL – BODENPLATTE –<br />
AUSSENWÄNDE STATION<br />
Verbauter Beton: 13.500 Kubikmeter<br />
Verbauter Stahl: 3.271 Tonnen
Foto: BAW<br />
EIN TRAUMJOB<br />
MIT GROSSER<br />
VERANTWORTUNG<br />
UND VIELEN<br />
GESTALTUNGS-<br />
MÖGLICHKEITEN<br />
In der an namhaften Instituten reichen Forschungslandschaft in<br />
der TRK ragt eines aufgrund seiner nationalen und internationalen<br />
Reputation und seiner Bedeutung für Bau, Betrieb und Unterhaltung<br />
der Wasserstraßen in Deutschland heraus: Die Bundesanstalt für<br />
Wasserbau, kurz BAW, mit Hauptsitz in der Karlsruher Nordweststadt.<br />
Rund 450 Mitarbeiter kümmern sich darum, dass die Wasserstraßen<br />
den wachsenden technischen, wirtschaftlichen und ökologischen<br />
Anforderungen gerecht werden.<br />
Blick in eine der Wasserbau-Versuchshallen.<br />
Eine Herkulesaufgabe: Die deutschen Bundeswasserstraßen<br />
haben eine Gesamtlänge von 7.300 km. Hinzu kommen<br />
Seewasserstraßen mit einer Fläche von 23.000 km². Die<br />
Bedeutung für die <strong>Mobilität</strong> hierzulande wird deutlich, wenn<br />
man sich den Umfang des Warenverkehrs auf den deutschen<br />
Wasserstraßen vor Augen hält: Die Binnenschifffahrt transportiert<br />
rund 62 Milliarden Tonnen-Kilometer pro Jahr. Und<br />
in den deutschen Seehäfen an Nord- und Ostsee werden<br />
jährlich rund 250 Millionen Tonnen Güter umgeschlagen.<br />
Allein die wasserbauliche Erhaltung der Wasserstraßen ist eine<br />
gewaltige technische, finanzielle und organisatorische Herausforderung:<br />
Rund ein Drittel, der für den Betrieb der Wasserstraßen<br />
besonders wichtigen Schleusen, hat ihre Lebensdauer<br />
von 100 Jahren bereits erreicht oder überschritten. Ähnliches<br />
gilt für die Wehranlagen. Hinzu kommt, dass Instandsetzungsarbeiten<br />
oftmals unter laufendem Schiffsbetrieb erfolgen<br />
müssen – eine ingenieurstechnische Herausforderung. Die<br />
große Anzahl von technisch-wissenschaftlichen Beratungs- und<br />
Unterstützungsleistungen der BAW für die Wasserstraßenund<br />
Schifffahrtsverwaltung und die sehr hohen Anforderungen<br />
an die Ergebnisqualität der BAW machen ein hochgradig<br />
effektives und effizientes Projektmanagement erforderlich.<br />
Denn die komplexen Aufgabenstellungen erfordern immer<br />
häufiger eine ganzheitliche, interdisziplinäre Auftragsbearbeitung<br />
durch die verschiedenen Fachbereiche der BAW.<br />
Die Profis der BAW genießen hier national und international<br />
großes Ansehen. In ihrer Aufgabenvielfalt und Professionalität<br />
gilt die Bundesanstalt als Vorbild für vergleichbare Einrichtungen<br />
weltweit.<br />
FORSCHUNGSPROGRAMM VERKEHRSWASSERBAU<br />
Neben den wasserbaulichen Aufgaben, sind Forschung und<br />
Entwicklung Kernaufgabe der BAW. Das attraktive Forschungsbudget,<br />
das in eigene Aktivitäten und Kooperationen mit<br />
Universitäten und anderen Forschungseinrichtungen fließt,<br />
ist Anziehungspunkt für Wissenschaftler verschiedenster<br />
Fachbereiche. Ob Bauingenieure, Mathematiker, Physiker,<br />
Informatiker, Geologen oder Geophysiker – sie alle finden<br />
bei der BAW herausfordernde Aufgaben, eine exzellente<br />
Ausstattung und gute Weiterbildungsmöglichkeiten. Viele<br />
lockt dabei insbesondere die Interdisziplinarität der Aufgabenstellungen.<br />
Um optimale Lösungen zu finden, forschen und<br />
testen die Experten der BAW nicht selten an wasserbaulichen<br />
Modellen. Hierzu werden in verkleinertem Maßstab Anlagen<br />
wie Schleusen oder Wehre und ganze Flussabschnitte nachgebaut.<br />
Dabei ist es wichtig, die Realität so detailgetreu wie<br />
möglich abzubilden. „Wir brauchen dafür exakte Naturdaten –<br />
die genaue Gestalt der Sohle, die Wassertiefen, dezidierte<br />
Strömungsgeschwindigkeiten und vieles mehr. Nur so können<br />
wir mit Hilfe unserer Modelle realistische Ergebnisse ermitteln,<br />
die für die spätere bauliche Umsetzung in der Natur benötigt<br />
werden.“, erklärt Prof. Dr.-Ing. Christoph Heinzelmann, Leiter<br />
der BAW.<br />
Die BAW hat aus ihrer Forschung eine Vielzahl von Innovationen<br />
an den Bundeswasserstraßen etabliert. Beispielsweise<br />
die Nutzung von Schiffführungssimulationen für die Trassierung<br />
von Fahrrinnen oder komplexe mehrdimensionale numerische<br />
Modelle für die Prognose von Auswirkungen wasserbaulicher<br />
Maßnahmen auf die Umwelt. Aber auch die effiziente<br />
Schlauchwehrtechnologie für die Bundeswasserstraßen ist<br />
eine Entwicklung der BAW. „Arbeiten an der BAW ist ein<br />
Traumjob mit großer Verantwortung und vielen Gestaltungsmöglichkeiten<br />
– nicht nur für Tüftler“, sagt Heinzelmann.<br />
HERVORRAGEND VERNETZT<br />
Natürlich kommt auch der BAW die Dichte an Hochschulen<br />
und Forschungseinrichtungen in der TRK zu Gute. Gerade<br />
für Studierende bietet die praxisorientierte Forschung und die<br />
Bearbeitung konkreter Projekte vielfältige Möglichkeiten für<br />
wissenschaftliches Arbeiten: Laufend betreut die BAW etliche
NR 60 <strong>2017</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL 22 23<br />
01 STADT, LAND, FLUSS<br />
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Foto: BAW<br />
Prof. Dr.-Ing. Christoph Heinzelmann<br />
Bachelor- und Masterarbeiten und etwa<br />
zwei Dutzend Promotionen. Die Anzahl<br />
an Forschungsarbeiten ist fulminant<br />
gestiegen und ihre Ergebnisse lassen<br />
sich regelmäßig gewinnbringend ins<br />
Alltagsgeschäft einbringen. Daneben<br />
schätzen die Nachwuchswissenschaftler<br />
die flexiblen Arbeitszeitmodelle und die<br />
eigene Kindertagesstätte der BAW.<br />
Die räumliche und fachliche Nähe zur<br />
damaligen Technischen Hochschule und<br />
ihrem Flussbau-Laboratorium, dem<br />
Theodor-Rehbock-Institut, waren schon<br />
ausschlaggebend für die Ansiedlung der<br />
BAW 1948 in Karlsruhe. Sie entstand<br />
als Nachfolgeinstitut der 1903 in Berlin<br />
gegründeten Preußischen Versuchsanstalt<br />
für Wasser-, Erd- und Schiffbau.<br />
Heute hat die BAW drei zentrale Tätigkeitsfelder:<br />
Die Bautechnik, die Geotechnik<br />
und den Wasserbau (unterteilt<br />
in Binnen- und Küstenbereich). Neben<br />
dem Hauptsitz Karlsruhe besteht eine<br />
Dienststelle in Hamburg, die vor allem<br />
die wasserbaulichen Fragestellungen<br />
an den großen Seehafenzufahrten<br />
bearbeitet. Der BAW sind außerdem<br />
Aufgaben des Spezialschiffbaus für die<br />
Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung<br />
zugewiesen. Die Bundesanstalt<br />
betreut auch die Bauplanung von Spezialschiffen<br />
für andere Bundesbehörden<br />
im nichtmilitärischen Bereich. Zuletzt<br />
war sie am Bau des 2014 in Dienst<br />
gestellten Forschungsschiffs SONNE<br />
maßgeblich beteiligt.<br />
NEUE AUFGABEN DURCH DIE<br />
EU WASSERRAHMENRICHTLINIE<br />
Galt früher allein der Schifffahrt die<br />
ungeteilte Aufmerksamkeit der BAW,<br />
gewinnen heute zunehmend Umweltaspekte<br />
im Verkehrswasserbau an<br />
Bedeutung. Hintergrund war die im<br />
Jahr 2000 verabschiedete EU-Wasserrahmenrichtlinie:<br />
Seitdem gilt es, bei Bau,<br />
Betrieb und Unterhaltung der Wasserstraßen<br />
Umweltaspekte besonders zu<br />
beachten und gegebenenfalls frühere<br />
Entscheidungen neu zu überdenken.<br />
Ein Beispiel dafür sind die Rheinufer,<br />
die überwiegend mit großen Steinen<br />
gesichert sind. Dieses Steindeckwerk<br />
hat die Funktion, die Ufer, die durch<br />
Schifffahrt und Hochwasser strapaziert<br />
werden, vor Abbrüchen zu schützen.<br />
Nun ist man auf der Suche nach einer<br />
technisch-biologischen Alternative, die<br />
ebenso stabil ist, darüber hinaus aber<br />
auch ökologisch wertvolle Lebensräume<br />
schafft. Auf einer mehr als 1000 Meter<br />
langen Versuchsstrecke am Rhein bei<br />
Worms testen BAW und Bundesanstalt<br />
für Gewässerkunde daher alternative<br />
Ufersicherungen, darunter verschiedenste<br />
pflanzliche Materialien oder<br />
auch Mattenkonstruktionen.<br />
FISCHE STATT SCHIFFE<br />
Der gute Zustand von Fließgewässern<br />
bemisst sich auch anhand einer intakten<br />
Fischpopulation. Daher müssen Fischaufstiegsanlagen<br />
an den Stauanlagen der<br />
Flüsse errichtet werden, die den Fischen<br />
Wanderungen zu ihren Laich-, Aufzuchtund<br />
Nahrungsgebieten ermöglichen.<br />
Um den Fischen ein reibungsloses Überwinden<br />
dieser Stellen zu ermöglichen,<br />
müssen allein an den Wasserstraßen<br />
in Deutschland 250 Anlagen für den<br />
Fischaufgang neu gebaut oder optimiert<br />
werden.<br />
Um das Verhalten typischer Fischarten,<br />
wie Rotauge, Gründling oder Forelle<br />
zu untersuchen, unternimmt die BAW<br />
gemeinsamen mit der Bundesanstalt<br />
für Gewässerkunde auch so genannte<br />
ethohydraulische Versuche. Ziel ist es,<br />
das Verhalten in den für den Fischaufstieg<br />
an Stauanlagen relevanten Strömungssituationen<br />
zu untersuchen. Dazu setzen<br />
die Karlsruher Wissenschaftler eine große<br />
Laborrinne ein. Mittels Kameras, die<br />
längs der Rinne angeordnet sind, wird<br />
das Schwimmverhalten der Fische erfasst.<br />
Die dreidimensional vermessenen<br />
Schwimmpfade liefern wichtige Daten,<br />
um die Wechselwirkungen zwischen<br />
Strömung und Fischverhalten besser<br />
zu verstehen und damit die Planungssicherheit<br />
für den Bau von Fischaufstiegsanlagen<br />
zu erhöhen.<br />
IMMER EINEN SCHRITT VORAUS<br />
Umwelt- wie wasserbaulichen Projekten<br />
gemein ist, dass am Ende nur eine erfolgreiche<br />
Umsetzung zählt. Deshalb kommen<br />
Folgenabschätzung und Planungssicherheit<br />
herausragende Bedeutung zu: Es<br />
muss vorab genau ermittelt werden,<br />
was später in der Natur eintritt. „Wir<br />
können nicht einfach mal was ausprobieren<br />
und schauen was passiert“, so<br />
BAW-Leiter Heinzelmann. „Vielmehr<br />
geht es darum, die Auswirkungen,<br />
die ein Projekt auf einen Fluss, einen<br />
Kanal oder einen Küstenbereich hat,<br />
im Vorfeld richtig einzuschätzen.<br />
Nachteilige Auswirkungen für den<br />
Schiffsverkehr oder die Natur müssen<br />
unbedingt vermieden werden.“<br />
STEFAN SCHWARZ www.wvs.de<br />
IHK-Bildungszentrum<br />
Karlsruhe GmbH<br />
Tel. : +49 (0721) 1 74-2 22<br />
info@ihk-biz.de
NR 60 <strong>2017</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL 24 25<br />
01 STADT, LAND, FLUSS<br />
DIE TECHNO-<br />
LOGIEREGION<br />
BEKOMMT FLÜGEL<br />
Die Überschrift ist eigentlich nicht ganz korrekt, aber sie klingt einfach<br />
so schön. Denn bevor am Flughafen Karlsruhe/Baden-Baden (FKB) am<br />
17. Mai 1997 der erste Charterflug startete, gab es bereits den Flugplatz<br />
Karlsruhe-Forchheim, der der allgemeinen Luftfahrt diente und bis zum<br />
Jahr 2000 auf dem Gelände angesiedelt war, auf dem sich heute die Messe<br />
Karlsruhe befindet. Erst danach kam der Flughafen in Rheinmünster.<br />
Foto: Baden-Airpark GmbH<br />
Alles begann mit einer Idee: aus der kanadischen Airbase<br />
Söllingen (1953-1993) sollte ein Regionalflughafen entstehen.<br />
Das 600 ha große Gelände mit seiner drei Kilometer langen<br />
Start- und Landebahn war dafür geradezu prädestiniert.<br />
Ganz so einfach war die Umstellung von militärischer auf<br />
zivile Nutzung aber nicht. „Bei Nebel gab es keinen Krieg, die<br />
Flugzeuge sind am Boden geblieben. Das geht im normalen<br />
Luftverkehr natürlich nicht“, so Geschäftsführer der Baden<br />
Airpark GmbH, Manfred Jung. Die Folge: Alle Einrichtungen,<br />
die für einen Instrumentenlandeanflug notwendig waren,<br />
mussten nachträglich angeschafft und gebaut werden. Ebenso<br />
haben sich zwischenzeitlich die Umweltrichtlinien geändert –<br />
das Wasser der Landebahn musste nun gesammelt und gereinigt<br />
werden. Alles in allem ein sehr großer Aufwand – der sich<br />
aber gelohnt hat - denn seit dem ersten Linienflug nach Palma<br />
de Mallorca vor 20 Jahren ist viel passiert.<br />
DER ZUSPRUCH WÄCHST<br />
2001 waren es noch knapp 200.000 Passagiere, die sich für<br />
einen Flug vom FKB entschieden haben. Nur sieben Jahre<br />
später wurde die Eine-Million-Grenze geknackt. Ein entscheidender<br />
Faktor für den Erfolg dieses Regionalflughafens ist<br />
das große Einzugsgebiet: Fünf Millionen Menschen erreichen<br />
den FKB innerhalb einer Autostunde. Ein weiteres Plus, der<br />
„Flughafen der kurzen Wege“ ermöglicht entspanntes Reisen<br />
ohne lange Wartezeiten und der ständigen Suche nach dem<br />
richtigen Schalter oder Gate. Das Ziel für 2020: 1,3 Millionen<br />
Passagiere. Ein realistisches Ziel, wenn man bedenkt, dass dieses<br />
Rekordergebnis 2012 schon einmal erreicht wurde. Genau<br />
in diesem Jahr hat sich Ryanair mit zwei fest stationierten<br />
Flugzeugen deutlich zum FKB bekannt.<br />
DER GEWERBEPARK IM FOKUS<br />
Nicht nur der Flughafen ist stetig gewachsen, auch der unmittelbar<br />
angrenzende Gewerbepark wächst. So sind dort unter<br />
anderem die deutsche Rettungsflugwacht, ACM Flugcharter<br />
oder Becker Flugfunkwerk angesiedelt – Firmen, die durch<br />
ihre Dienstleistungen einen Flughafen in unmittelbarer Nähe<br />
benötigen. Aber auch das Vorzeigeunternehmen Stratasys<br />
GmbH, weltweiter Marktführer im Bereich des 3D-Drucks,<br />
das ursprünglich aus Israel stammt, hat die Vorteile des Gewerbeparks<br />
erkannt und dort seine Europazentrale. Schnell zu<br />
Kunden nach Rom, London oder Berlin fliegen – kein Problem<br />
vom FKB. Den Gewerbepark weiter auszubauen – ein klares<br />
Ziel für die kommenden Jahre.<br />
DER AUTOBAHNANSCHLUSS KOMMT<br />
Ein weiteres ist die direkte Anbindung an die Autobahn,<br />
nachdem man sich aus Kostengründen und dem geringen<br />
Fahrgastpotential gegen die Schiene entschieden hat. Der<br />
Antrag auf Planfeststellung wurde vom Landratsamt Rastatt<br />
bereits eingereicht. Da in der Regel jeder Beschluss beklagt<br />
wird – kann von etwa vier Jahren ausgegangen werden, bis es<br />
mit dem Baggern endlich losgehen kann. Bis dahin wird der<br />
Bustransport optimiert. So soll es zum Beispiel einen Spätbus<br />
geben, damit die Spätankömmlinge auch ohne Taxi vom<br />
Flughafen nach Hause kommen.<br />
MIT RÜCKENWIND IN DIE ZUKUNFT<br />
Es tut sich also ständig etwas am Baden-Airpark. Und das<br />
wird auch in Zukunft so sein. Denn mit der Unterzeichnung<br />
der Vereinbarung zur Weiterführung des Baden-Airparks im<br />
Dezember 2015 haben sich das Land Baden-Württemberg, die<br />
Flughafen Stuttgart GmbH und die Baden-Airpark Beteiligungsgesellschaft<br />
mbH klar für den Baden-Airpark und somit<br />
für den Flughafen Karlsruhe/Baden-Baden ausgesprochen.<br />
„Der Baden-Airpark ist ein Vorzeigeprojekt für die erfolgreiche<br />
Zusammenarbeit der Städte und Landkreise in der TechnologieRegion<br />
Karlsruhe“, sagte damals Oberbürgermeister Dr.<br />
Frank Mentrup, auch in seiner Funktion als Vorsitzender der<br />
TechnologieRegion, und verwies damit auf das frühe Bekenntnis<br />
und das hohe finanzielle Engagement der Städte, Gemeinden<br />
und Landkreise, die Gesellschafter der Baden- Airpark Beteiligungsgesellschaft<br />
sind.<br />
„Bis 1,5 Millionen Passagiere funktioniert alles wie gehabt. Und<br />
falls es mehr werden, liegen die Ausbaupläne bereits in der<br />
Schublade“, blickt Manfred Jung zuversichtlich in die Zukunft.<br />
Am Ende bleibt nur noch zu sagen „Herzlichen Glückwunsch<br />
zum 20. Geburtstag Baden-Airpark! Mögen noch viele weitere<br />
folgen!“<br />
CAROLINE CARNEVALE www.wvs.de<br />
BADEN-AIRPARK ZAHLEN & FAKTEN<br />
Passagiere: über 1 Million jährlich<br />
Flugbewegungen: 36.000<br />
Landebahn: 3 Kilometer Länge<br />
Angesiedelte Unternehmen: 125<br />
Beschäftigte: ca. 2500 Personen<br />
24. JUNI 2003: Die letzte Concorde<br />
landet in Deutschland. Sie wird auf dem<br />
Flughafen zerlegt und in das Auto- und<br />
Technikmuseum Sinsheim gebracht.<br />
19. NOVEMBER 2007 landet das größte<br />
Flugzeug der Welt, die Antonow 225.<br />
SEPTEMBER 2009: Das Instrumentenlandesystem<br />
wird in Betrieb genommen.<br />
Ab sofort kann auch bei schlechten<br />
Sichtverhältnissen geflogen werden.<br />
MÄRZ 2010: Der Vulkan Eyjafjallajökull<br />
legt den Flugverkehr für 1 Woche lahm.<br />
31. MAI und 4. JUNI 2010: Die Lufthansa<br />
absolviert mit dem ersten Airbus<br />
A380 Pilotentrainingsflüge.<br />
2012 stationiert Ryanair zwei Flieger am<br />
FKB und befördert ca. 0,5 Mio. Passagiere.<br />
Im JAHR 2016 steigt die Anzahl der<br />
Fluggäste auf 1.114.000 Reisende.
NR 60 <strong>2017</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL 26 27<br />
01 STADT, LAND, FLUSS<br />
BAHN GEGEN BUS —<br />
WER IST FA(HR)VORIT IM<br />
FERNVERKEHR?<br />
Fernbusse liegen im Trend. Sie sind nicht nur eine kostengünstige Alternative zur Bahn, sondern auch<br />
Ausdruck des gewandelten Selbstverständnisses der „Millenials“. Das Auto gilt der Generation Y nicht<br />
mehr als Statussymbol. Mobil sein will sie trotzdem.<br />
Mit Bus, Bahn und Car-Sharing gelingt ihr das, auch ohne<br />
eigenen Wagen. Und selbst ein eigenes Fahrrad braucht man<br />
nicht mehr: Dafür gibt es „Call a Bike“, die Mietfahrräder<br />
der Deutschen Bahn. Zumindest gilt das in den Großstädten.<br />
Die sind gegenüber dem Land bei der Verkehrsinfrastruktur<br />
naturgemäß im Vorteil. Man denke nur an das Karlsruher<br />
Straßenbahnnetz.<br />
Doch Millenials sind auch „Smart Shopper“: Als technikaffine<br />
Generation suchen sie sich die besten Angebote im Internet.<br />
Was liegt also näher, als ein Vergleichsportal für Fernbusreisen?<br />
Das dachten sich auch drei Karlsruher Studenten<br />
und gründeten 2013 www.busliniensuche.de als Übersichtsund<br />
Vergleichsportal für Fernbusse. Selbsterklärtes Ziel<br />
des Karlsruher Start-up Green Parrot ist es, einerseits das<br />
Fernbusangebot transparenter zu machen, andererseits den<br />
Busunternehmen eine reichweitenstarke Plattform für ihre<br />
Verbindungen zu bieten.<br />
Der Erfolg gibt den Gründern recht. Mittlerweile gehört ihr<br />
Portal zu den größten in Deutschland. Konsequent wurde<br />
daher 2014 das Portal www.busradar.com für europaweite<br />
Busreisen gelauncht. Die Fernbus-Portale von Green Parrot<br />
stellen das zur Verfügung stehende Fernbusangebot übersichtlich<br />
zusammen und vergleichen einzelne Anbieter nicht<br />
nur anhand des Preises. Beispielsweise werden Komfortpunkte<br />
vergeben. Angezeigt werden aber auch die günstigste Bahnverbindung<br />
und mögliche Mitfahrgelegenheiten.<br />
In der Kombination aus Zug und Fernbus ist mittlerweile ein<br />
flächendeckend akzeptables Angebot im öffentlichen Fernverkehr<br />
vorhanden, das eine vergleichbare <strong>Mobilität</strong> wie der<br />
Individualverkehr bietet – allerdings mit deutlich geringerer<br />
Umweltbelastung. „Green Internet Solutions“ nennen die<br />
Karlsruher daher ihr Angebot und schreiben sich das Ziel auf<br />
die Fahnen, dem öffentlichen Fernverkehr zum Durchbruch<br />
zu verhelfen.<br />
Foto: iStock<br />
Green Parrot GmbH<br />
www.busliniensuche.de (Deutschland)<br />
www.busradar.com (Europa)<br />
Gründungsjahr: 2012<br />
Mitarbeiter: 15<br />
Dazu wird auf der Firmenfeier getanzt:<br />
„Another one rides the bus“<br />
BAHN UND BUS BIETEN EIN NAHEZU LÜCKEN-<br />
LOSES FERNREISEANGEBOT<br />
Fakt ist: Mittlerweile bietet das öffentliche Fernreiseangebot<br />
den Nutzern eine wirkliche Auswahl bzw. ein marktgerechtes<br />
Angebot. Ein paar Faustregeln helfen, sich für das geeignete<br />
Verkehrsmittel zu entscheiden: Wer Zeit hat und auf den<br />
Preis achten muss, kommt mit dem Fernbus meist günstiger<br />
von A nach B. Auch bieten die Busunternehmen Verbindungen<br />
an, die von der Bahn nur bedingt bedient werden oder<br />
umständliches Umsteigen erfordern. Das Schienennetz hat<br />
etwa weniger Ost-West-Verbindungen, die meisten Hauptlinien<br />
verlaufen von Nord nach Süd. Zudem punkten die<br />
Busse vielfach (noch) mit WLAN.<br />
Doch die Bahn rüstet hier erklärtermaßen auf. Überhaupt hat<br />
sie sich mit der größten Kundenoffensive der Unternehmensgeschichte<br />
auf die neue Konkurrenz eingestellt und bietet<br />
Sparpreise ab 19 Euro, kostenloses WLAN in der ersten und<br />
Entertainmentangebote auch in der zweiten Klasse. Dazu<br />
kommen neue, schnellere Verbindungen auf den wichtigsten<br />
Strecken. Die kürzeren Reisezeiten sind überhaupt der größte<br />
Vorteil des Systems Bahn. Dazu kommen komfortable Sitzabstände,<br />
Bordrestaurant und die Möglichkeit, sich während<br />
der Fahrt die Beine zu vertreten. Kein Wunder, dass die Bahn<br />
viele Anhänger hat, auch wenn sie aufgrund der höheren<br />
Infrastrukturkosten meist teurer ist.<br />
Im Bezug auf die Umweltbelastung können Bus und Bahn<br />
gleichermaßen als nachhaltigere Verkehrsmittel genutzt<br />
werden. Unter Umständen ist eine Fernbusreise sogar<br />
umweltfreundlicher als eine Zugfahrt. Das ist eine Frage der<br />
Auslastung: So kann ein vollbesetzter Bus umweltfreundlicher<br />
sein als ein halbleerer ICE. Das gilt natürlich auch umgekehrt.<br />
Auf jeden Fall schneiden beide Verkehrsträger in der Umweltbilanz<br />
klar besser ab als Flugzeug und Privat-PKW.<br />
PETER TREVISAN www.wvs.de
NR 60 <strong>2017</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL 28 29<br />
01 STADT, LAND, FLUSS<br />
QUO VADIS,<br />
TRANSPORTWESEN?<br />
Die Kaufhäuser in der Innenstadt brauchen jeden Morgen frische Ware, die junge Familie wartet auf die<br />
neue, online bestellte Waschmaschine, und in den Servicefahrzeugen des Heizungsmonteurs müssen jede<br />
Nacht die Ersatzteile aufgefüllt werden. Speditionen und Transportunternehmen sorgen dafür, dass Handelsware,<br />
Waschmaschine und Ersatzteile zur richtigen Zeit am richtigen Ort sind. Diese Fahrten zu planen<br />
ist ein täglicher Balanceakt, und der Markt zwingt die Betriebe, ihren Kunden kreative Lösungen mit Mehrwert<br />
anzubieten.<br />
Vernetzung in alle Richtungen spielt dabei eine entscheidende<br />
Rolle: Die Dispositionsabteilung am Unternehmensstandort<br />
steht per App mit den Fahrern in Verbindung, Kunden können<br />
per Computer den Weg ihrer Bestellung bis aufs Firmengelände<br />
oder vor die Haustür verfolgen. Und jede mittelständische<br />
Spedition arbeitet eng mit Partnerunternehmen<br />
zusammen. Partner übernehmen Strecken, die man selbst<br />
„nicht im Programm“ hat, oder erledigen Transportaufträge,<br />
wenn das passende Fahrzeug in der eigenen Flotte aktuell<br />
wegen anderer Einsätze fehlt. Kundenwünsche müssen erfüllt<br />
werden – und zwar schnell.<br />
„Wir versprechen, dass wir innerhalb einer Stunde für jeden<br />
Auftrag das richtige Fahrzeug zur Verfügung stellen“, sagt<br />
Martina Betz-Weber, Geschäftsführerin der Transport Betz<br />
Gruppe in Malsch. „Das geht nur durch ein funktionierendes<br />
Netzwerk“. Mit diesem Angebot ist das Unternehmen für<br />
manche Kunden Retter in höchster Not, wenn sich z. B. ein<br />
Lieferwagen mit einem ganz speziellen Ersatzteil nach Ungarn<br />
aufmacht, damit dort die Produktion weitergehen kann.<br />
Auch Lagerlogistik ist ein typisches Angebot mittelständischer<br />
Transportunternehmen. Sie liefern Teile just-in-sequence,<br />
d.h. rechtzeitig und in der richtigen Verarbeitungsreihenfolge<br />
ans Band und/oder übernehmen fertige Produkte ins eigene<br />
Lager zur späteren Auslieferung. Das geht nicht ohne IT, denn<br />
sowohl Kunde als auch Speditionsmitarbeiter nutzen dasselbe<br />
Warenwirtschaftssystem.<br />
Während IT-Systeme so „gebaut“ sind, dass Unbefugte nicht<br />
auf sensible Daten zugreifen können, setzen andere Mehrwertleistungen<br />
unbedingtes Vertrauen voraus: So haben die<br />
Fahrer des Transportunternehmens Schlüssel zu den Servicewagen<br />
des Heizungsmonteurs und füllen die Ersatzteile<br />
über Nacht auf. Martina Betz-Weber bietet einen ähnlichen<br />
Service für Buchhandlungen: Die Fahrer haben Schlüssel zum<br />
Laden oder Lagerraum, legen in den frühen Morgenstunden<br />
die bestellten Bücher hinter der ersten Tür am vereinbarten<br />
Platz ab und nehmen Retouren mit.<br />
WIE WIRD SICH DER TRANSPORT IN ZUKUNFT<br />
ENTWICKELN?<br />
Welche technischen Fortschritte werden Speditionen die<br />
Arbeit erleichtern? Martina Betz-Weber ist überzeugt, dass<br />
die Warenströme weiter wachsen und dass auch künftig<br />
überallhin ausgeliefert werden muss. Die Politik müsse, so die<br />
Unternehmerin, Entscheidungen treffen, wie Warenströme<br />
vor allem im Fernverkehr neu zu regeln sind. Schon heute sind<br />
auf Autobahnen überlange Lastwagen unterwegs, doch diese<br />
können aus Platzgründen nicht in alle Gewerbegebiete und<br />
Oben: Martina Betz-Weber<br />
Unten: Spedition Betz unterwegs<br />
schon gar nicht in Wohnsiedlungen fahren. Es gibt Forschungsprojekte,<br />
die zum Ziel haben, Lastwagen führerlos in riesigen<br />
Kolonnen gemeinsam über weite Strecken zu steuern: eine<br />
gute Lösung, um große Mengen auf langen Distanzen zu<br />
transportieren. Doch derartige Projekte sind noch weit von der<br />
kommerziellen Nutzung entfernt. Neben der Fahrzeugtechnik<br />
ist die IT-Sicherheit eine gewaltige Herausforderung. Wer sich<br />
die Konsequenzen eines erfolgreichen Hackerangriffs auf eine<br />
solche Fahrzeugkolonne vorstellt, findet Stoff für spannende<br />
Krimis.<br />
Beim Einsatz von Elektroautos gibt es hingegen echte Fortschritte<br />
– zumindest im kleinräumigen Bereich. Lieferwagen<br />
könnten auch per Elektroantrieb in Innenstädten unterwegs<br />
sein. Auf die Spediteure kommen dann aber größere Investitionen<br />
zu, denn sie müssen nicht nur die Fahrzeuge beschaffen,<br />
sondern auf ihrem Gelände auch Ladestationen einrichten<br />
und das nächtliche Aufladen der Fahrzeuge sicherstellen. Im<br />
Regional- und Fernverkehr ist der Elektroantrieb noch kein<br />
Thema: Es fehlen die hinreichend großen Fahrzeuge mit der<br />
erforderlichen Nutzlast und km-Leistung. „Immerhin“, sagt<br />
Martina Betz-Weber, „will Daimler bis zum Jahr 2020 einen<br />
Elektro-LKW zur Serienreife bringen. Dann sehen wir weiter.“<br />
Solange Waren mit Fahrzeugen ausgeliefert werden, bleibt der<br />
Mensch ein entscheidender Faktor im Transportwesen. Seine<br />
Arbeitsbedingungen lassen heute jedoch zu wünschen übrig:<br />
Kilometerlange Staus, zeitlich unkoordinierte Baustellen,<br />
überfüllte Parkplätze, fehlende sanitäre Anlagen und Verpflegungsmöglichkeiten<br />
– Kraftfahrern wird heute viel zugemutet,<br />
damit die Ware rechtzeitig am Bestimmungsort ankommt.<br />
Doch technologische Lösungen, die Abhilfe schaffen, sind in<br />
Sicht: Software, die es Kraftfahrern ermöglicht, freie Parkund<br />
Ruheplätze zu finden (s. Seite 39), oder GPS-Systeme,<br />
die Verkehrsströme besser verteilen. Im Brennpunkt von<br />
Raum, Zeit und Gewicht bleibt die Arbeit der Speditionen<br />
spannend und herausfordernd.<br />
ROSWITHA MENKE www.wvs.de<br />
FUHRMANNS-EID VON 1691<br />
Ich schwöre einen Eid zu Gott, dass ich das Gut, das mir zu<br />
fahren aufgeladen wird, für billigmässige Belohnung dahin<br />
fahren, treulich verwahren und redlich überliefern will, kein<br />
Stück verfahren oder irgend anderswo hinbringen als mir<br />
aufgegeben ist, was mir etwa an Geld und Wechseln zurück<br />
zubringen gereicht wird, aufrichtig und ohne einzige Hinterhaltung<br />
überreichen und mich in allen so betragen will, wie<br />
einem redlichen, aufrichtigen und getreuem Fuhrmann<br />
gebührt.<br />
(Zitiert nach Heimes, Anton; „Vom Saumpferd zur Transportindustrie“, Bonn, 1978)<br />
Fotos: Dominik Schmid
NR 60 <strong>2017</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL 30 31<br />
01 STADT, LAND, FLUSS<br />
VIER GLEISE<br />
UND<br />
MEHR TEMPO<br />
Wer auf der B 36 zwischen Rastatt und Karlsruhe<br />
unterwegs ist, hat mit Sicherheit schon die riesige<br />
Baustelle gesehen, die sichtbar auf der Höhe der<br />
Stadt Ötigheim beginnt und sich weiter in Richtung<br />
Karlsruhe zieht. Der große Graben entlang<br />
der B 36 wird endlich „befüllt“ – hier entsteht ein<br />
Teil der neuen Bahnstrecke Karlsruhe-Basel.<br />
Die 182 Kilometer lange Ausbau- und Neubaustrecke Karlsruhe<br />
-Basel hat aufgrund ihrer geografischen Lage eine herausragende<br />
Funktion für den überregionalen und internationalen<br />
Schienenverkehr. Sie gilt als Herzstück des wichtigsten<br />
europäischen Güterkorridors zwischen Rotterdam und Genua.<br />
Mit mehr als 150 Jahren ist die bestehende Rheintalbahn<br />
allerdings schon etwas in die Jahre gekommen. Die Kapazitätsgrenze<br />
ist mit täglich über 250 Zügen des Nah-, Fern- und<br />
Güterverkehrs mehr als erreicht. Durch den Ausbau und<br />
teilweisen Neubau soll die Streckenkapazität nun deutlich<br />
erhöht und die Reise- und Transportzeiten verkürzt werden.<br />
Im nördlichen Streckenabschnitt bei Rastatt starteten die<br />
Arbeiten im Sommer 2013 mit dem Bau einer Grundwasserwanne<br />
bei Niederbühl. Gefolgt vom Vortrieb des Tunnels<br />
Rastatt im Mai 2016.<br />
SCHNELLER UND LEISER DURCH RASTATT<br />
Wie die Kombilösung in Karlsruhe, kommt auch dieses Projekt<br />
nicht ohne Tunnel aus. Östlich von Ötigheim taucht die Bahn<br />
unter die Erde und kommt im Bereich Niederbühl wieder ans<br />
Tageslicht. In einer Länge von 4.270 Metern geht’s unter dem<br />
gesamten Stadtgebiet von Rastatt hindurch. Dadurch werden<br />
die Anwohner künftig vom Lärm der vorbeifahrenden Züge<br />
entlastet. Zusätzlich kommt im Tunnel Rastatt die sogenannte<br />
feste Fahrbahn zum Einsatz. Bei diesem innovativen Fahrweg<br />
liegen die Gleise nicht im Schotter, sondern direkt in einem<br />
Bett aus Beton und Stahl. Für den Reisenden bedeutet das<br />
vor allem hohen Reisekomfort, wenn die Züge künftig den<br />
Tunnel bei Höchstgeschwindigkeiten von bis zu 250 Kilometer<br />
pro Stunde durchfahren. Von Karlsruhe nach Basel geht´s<br />
künftig in nur 69 Minuten, satte 31 Minuten werden eingespart.<br />
AUS ZWEI MACH VIER<br />
Die nach der Fertigstellung durchgehend viergleisige Strecke<br />
Karlsruhe-Basel ermöglicht das Entmischen des Verkehrs:<br />
Die langsameren Güter- und Nahverkehrszüge nutzen die<br />
beiden vorhandenen Gleise; die beiden neuen Gleise sind<br />
dem schnelleren Fernverkehr und nachts dem Güterverkehr<br />
vorbehalten. Eine Beeinträchtigung des schnelleren Verkehrs<br />
durch langsamere Züge wird so vermieden.<br />
KARLSRUHE-MANNHEIM MUSS<br />
NOCH WARTEN<br />
Während die Arbeiten auf der Strecke<br />
Karlsruhe-Basel auf Hochtouren laufen,<br />
passiert zwischen Karlsruhe und Mannheim<br />
derzeit noch nichts. Und gerade<br />
hier führt die Strecke teilweise durch<br />
Wohngebiete, etwa durch Graben-<br />
Neudorf oder Blankenloch. Bislang<br />
schützen Lärmschutzwände die umliegenden<br />
Einwohner vor zu starker<br />
Lärmbelästigung, langfristig kann das<br />
aber keine Lösung sein – vor allem,<br />
wenn man bedenkt, dass die Prognosen<br />
Foto: Udo Görisch<br />
aus dem Bundesverkehswegeplan von<br />
einer Steigerung des Verkehrsaufkommens<br />
um 23 Prozent zwischen<br />
2010 und 2030 ausgehen.<br />
BUNDESVERKEHRSWEGEPLAN<br />
– DER ERSTE SCHRITT<br />
Zumindest ist der Ausbau der Strecke<br />
Karlsruhe-Mannheim im aktuellen<br />
Bundesverkehrswegeplan gelistet,<br />
sodass die Chance besteht, dass dieses<br />
Projekt auch in die Tat umgesetzt wird.<br />
Bis es allerdings soweit ist, werden Jahre,<br />
sogar Jahrzehnte vergehen. „Bevor es<br />
an den tatsächlichen Ausbau gehen<br />
kann, muss jede Menge Planungsarbeit<br />
geleistet, müssen alle nur erdenklichen<br />
Möglichkeiten berücksichtigt und die<br />
Bevölkerung mit einbezogen werden.<br />
Bei einem Projekt dieses Ausmaßes<br />
darf man von 20-30 Jahren ausgehen,<br />
bis mit dem Bauvorhaben begonnen<br />
werden kann“, weiß Prof. Dr. Gerd<br />
Hager, Verbandsdirektor vom Regionalverband<br />
Mittlerer Oberrhein.<br />
KARLSRUHE IST VERKEHRS-<br />
KNOTENPUNKT<br />
Dabei hat der Ausbau eine große<br />
Bedeutung für die TechnologieRegion,<br />
denn Karlsruhe ist eine der Hauptumschlagsorte<br />
auf der zentralen Trasse in<br />
Kontinentaleuropa, Rotterdam-Genua.<br />
Mit dem Rheinhafen und dem Güterbahnhof<br />
herrschen ideale Bedingungen,<br />
um Container vom Schiff auf die Schiene<br />
und von dort wiederum auf die LKW zu<br />
verladen. Aus diesem Grund haben sich<br />
in der Region viele Logistikunternehmen,<br />
aber auch produzierende Firmen angesiedelt.<br />
„Natürlich gibt es stets zwei<br />
Seiten der Medaille: Umschlagsplatz<br />
bedeutet immer auch mehr Verkehrsaufkommen<br />
und somit mehr Lärm.<br />
Deshalb ist für uns der Lärmschutz, der<br />
Schutz der Bevölkerung, ein zentrales<br />
Thema“, so Hager. Und weil die Bevölkerung<br />
eine so wichtige Rolle spielt, wird<br />
diese auch von Beginn an einbezogen,<br />
wenn es darum geht, die beste Lösung<br />
für den Ausbau der Trasse Karlsruhe-<br />
Mannheim zu finden. So wird es<br />
voraussichtlich im Jahr 2018 einen<br />
ersten Termin geben, bei dem der<br />
Dialog mit den Bürgern gesucht wird.<br />
CAROLINE CARNEVALE www.wvs.de
Stadtmarketing Karlsruhe GmbH, Foto: ONUK<br />
NR 60 <strong>2017</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL 32 33<br />
02 DIGITALER WANDEL<br />
HUBSCHNEIDER: Die IT-Unternehmen in Karlsruhe<br />
trauen sich zu, Gestalter zu sein. Ausdruck findet das in der<br />
Tatsache, dass im IT-Bereich auch einige Weltmarktführer<br />
in der Stadt beheimatet sind. Hinzu kommt eine unglaubliche<br />
Forscherdichte. Außerdem ist das CyberForum das<br />
führende IT-Cluster in Europa. Forschung, Ausbildung und<br />
Unternehmen bilden in Karlsruhe ein weltweit einmaliges<br />
Netzwerk.<br />
WELCHE ROLLE SPIELT DABEI DIE GEMEINSAME<br />
INITIATIVE KARLSRUHE.DIGITAL VON STADT,<br />
CYBERFORUM, WIRTSCHAFT UND WISSENSCHAFT?<br />
KARLSRUHE WILL DIGITALEN<br />
WANDEL AKTIV GESTALTEN<br />
Die Fächerstadt hat erstklassige Voraussetzungen, den digitalen Wandel als Leitstandort in Europa<br />
maßgeblich zu gestalten. Eine enge Vernetzung von Unternehmen, eine gute Infrastruktur und beste<br />
Lebensbedingungen sind Grundvoraussetzungen, die Karlsruhe bietet. Kommune, Unternehmen und<br />
Wissenschaft haben in den letzten zwei Jahren bereits die Weichen gestellt. Wirtschaftsbürgermeisterin<br />
Gabriele Luczak-Schwarz und Cyberforum-Vorstand Martin Hubschneider im Interview über karlsruhe.<br />
digital und Karlsruhe als Motor der Digitalisierung.<br />
DIE DIGITALISIERUNG VERÄNDERT DIE WELT<br />
GENAUSO RADIKAL WIE DIE INDUSTRIELLE<br />
REVOLUTION. WORAN KANN MAN DAS<br />
BESONDERS GUT ERKENNEN?<br />
LUCZAK-SCHWARZ: Das Tempo der Arbeitsabläufe<br />
hat sich rapide erhöht. Es gibt immer mehr IT-gestützte<br />
Prozesse, immer mehr Tätigkeiten werden über intelligente<br />
Technologien geregelt. Die Welt wird smart. Hierdurch<br />
wandeln sich Arbeitswelt und Gesellschaft grundlegend.<br />
Von der vierten Industriellen Revolution ist die Rede.<br />
HUBSCHNEIDER: Die Geschwindigkeit der Veränderung<br />
ist enorm. Knapp 50 Millionen Menschen in Deutschland<br />
nutzen inzwischen ein Smartphone. Die Entwicklungen<br />
haben direkte Auswirkungen etwa auf das Konsumverhalten<br />
der Menschen. Sie bestellen online, schauen Filme ondemand<br />
und die Produktion vernetzt sich immer mehr.<br />
Wenn am anderen Ende der Welt ein Ersatzteil benötigt<br />
wird, kommt das möglicherweise nach einer Stunde aus<br />
einem 3D-Drucker vor Ort.<br />
WAS IST FÜR SIE DER ENTSCHEIDENDE PUNKT,<br />
DASS KARLSRUHE IN SACHEN „DIGITALER<br />
LEITSTANDORT IN EUROPA“ SCHON HEUTE<br />
SO GUT AUFGESTELLT IST?<br />
LUCZAK-SCHWARZ: Es gibt in der Stadt bereits viele<br />
gute Grundlagen, die Maßstäbe setzen. Karlsruhe ist<br />
Internethauptstadt und Europas viertgrößter IKT-Hub.<br />
In der TechnologieRegion sind rund 4.200 IT-Unternehmen<br />
ansässig und an den Karlsruher Hochschulen etwa 10.000<br />
Studierende im IT-Bereich registriert. Damit schreibt<br />
Karlsruhe die Erfolgsgeschichte der ersten E-Mail, die in<br />
Deutschland am KIT empfangen wurde, fort. Ein konkreter<br />
Vergleich: Im B2B-Bereich haben IT-Firmen in Karlsruhe<br />
schon heute deutlich mehr Bedeutung als am Standort<br />
Berlin.<br />
LUCZAK-SCHWARZ: Eine ganz wichtige Rolle. Unser<br />
Ziel war und ist es, Karlsruhe als Motor der Digitalisierung<br />
voranzubringen. Das gelingt nur mit einer umfassenden<br />
Vernetzung aller Akteure. 150 Experten aus rund 25<br />
Institutionen und 50 IKT-Unternehmen haben die Ziele,<br />
Herausforderungen und Chancen der Digitalisierung<br />
definiert und Lösungsansätze entwickelt. Nur gemeinsam<br />
können die vielfältigen Querschnittsthemen zielführend<br />
bearbeitet werden.<br />
HUBSCHNEIDER: Wir leben hier ein „Karlsruher<br />
Modell“. Die Stadt ist von der Größe her so kompakt,<br />
dass sich praktisch alle Akteure an einen runden Tisch<br />
setzen können. Genau das haben CyberForum e.V. und<br />
die Stadt Karlsruhe gemacht und gemeinsam das Zukunftsbild<br />
„Karlsruhe – Motor der Digitalisierung“ geschaffen.<br />
AN WELCHER STELLE MUSS KARLSRUHE NOCH<br />
BESONDERS ANPACKEN, WENN DIE STADT ZUM<br />
„MOTOR DER DIGITALISIERUNG“ WERDEN WILL<br />
UND WAS MUSS DAFÜR GETAN WERDEN?<br />
LUCZAK-SCHWARZ: Wir wollen Start-up-Unternehmen<br />
sowie Gründerinnen und Gründern beste Möglichkeiten<br />
bieten, dass sie dauerhaft in Karlsruhe bleiben, beispielsweise<br />
mit Hilfe unseres IT-Gründerzentrums. Es geht<br />
zudem um bebaubare Grundstücke, um Fachkräfte, um<br />
Kinderbetreuungsplätze, also um ein attraktives Lebensumfeld.<br />
Auch ein digitales Rathaus mit bürgerfreundlichen<br />
Services in mehreren Sprachen steht auf der Agenda.
NR 60 <strong>2017</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL 34 35<br />
02 DIGITALER WANDEL<br />
Foto: Stadt Karlsruhe, Fränkle<br />
DER BEGRIFF DES ÖKOSYSTEMS KOMMT<br />
EIGENTLICH AUS DER ÖKOLOGIE. WAS BEDEUTET<br />
DER BEGRIFF KONKRET MIT BEZUG AUF DIE<br />
„DIGITALE AGENDA“?<br />
Gabriele Luczak-Schwarz im Gespräch mit Martin Hubschneider<br />
HUBSCHNEIDER: Es geht darum, die Bürgerinnen<br />
und Bürger mitzunehmen. Dazu gehört, dass Stadt und<br />
Unternehmen in allen Bereichen vorbildlich sind. Für die<br />
Beschäftigten braucht es attraktive Wohn- und Arbeitsplätze.<br />
Und wir wollen mit dem, was wir hier tun, international<br />
wahrgenommen werden. Die Unternehmen identifizieren<br />
sich mit ihrer Stadt, das erlebe ich immer wieder. Sie weisen<br />
bei Außenauftritten immer wieder auf die Vorzüge hin.<br />
UM WAHRGENOMMEN ZU WERDEN, BRAUCHT<br />
ES PILOTPROJEKTE MIT STRAHLKRAFT. WELCHE<br />
KÖNNTEN DAS IN KARLSRUHE WERDEN?<br />
LUCZAK-SCHWARZ: Ein Schwerpunktthema ist der<br />
digitale Auftritt der Stadt. Zudem ist das Autonome Fahren<br />
ein Bereich, der stark im Fokus der Öffentlichkeit steht.<br />
HUBSCHNEIDER: Da sind wir schon ganz gut aufgestellt,<br />
beispielsweise mit den sieben Living Labs für ganz unterschiedliche<br />
Innovationsbereiche, auch beim Thema Cyber-<br />
Sicherheit oder Bürgerbeteiligung gibt es sehr gute Projekte.<br />
HUBSCHNEIDER: Hier geht es um einen wirtschaftlichen<br />
Lebensraum, in dem eine Entwicklung stattfinden kann. Als<br />
Beispiel dient das Silicon Valley, so einen Raum wollen wir<br />
auch hier schaffen. Es soll ein ideales Zusammenspiel zwischen<br />
Ausbildungs- und Start-up-Kultur, Begleitung von jungen Unternehmen<br />
und der Infrastruktur geben. Ein IT-Unternehmen<br />
lebt nicht von sich selbst, sondern will Mitgestalter finden.<br />
LUCZAK-SCHWARZ: Der Begriff Ökosystem passt<br />
perfekt zu Karlsruhe: Alle relevanten Zukunftsbranchen<br />
sind am Standort angesiedelt und eng mit der IT-Branche<br />
verknüpft. Das Beziehungsgefüge untereinander und zum<br />
Lebensumfeld stimmt. Deshalb kann Karlsruhe Zentrum<br />
des digitalen Wandels werden.<br />
WAS MUSS GETAN WERDEN, DAMIT DIE<br />
DIGITALISIERUNG BEI DEN BÜRGERINNEN<br />
UND BÜRGERN ANKOMMT?<br />
LUCZAK-SCHWARZ: Wesentlich ist, existierende Ängste<br />
abzubauen. Die Digitalisierung muss erlebbar und verständlich<br />
sein. Veranstaltungen wie „KIT im Rathaus“ oder<br />
„EFFEKTE“ sind wichtig. Das CODE_n new.New Festival<br />
muss ebenso wie eine entsprechende Messestrategie fest<br />
im Karlsruher Portfolio verankert werden.<br />
HUBSCHNEIDER: Wir müssen alle dafür gewinnen. Unser<br />
Ziel ist, Digitalisierung selbst zu gestalten, statt gestaltet<br />
zu werden. Denn die Digitalisierung kommt auf jeden Fall.<br />
Deshalb müssen wir sie nutzen, um unsere Welt besser zu<br />
machen. Dabei geht es auch um digitale Souveränität, also<br />
nicht abhängig von anderen zu sein, sondern den Wagen vom<br />
Fahrersitz aus selbst zu steuern.<br />
Die Fragen stellte MARCUS DISCHINGER.<br />
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frischer regionaler Küche, im Gourmetlokal „das kleine feine“ schwelgen<br />
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NR 60 <strong>2017</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL 36 37<br />
02 DIGITALER WANDEL<br />
ALLES IN<br />
BEWEGUNG<br />
Wie sieht die Zukunft der <strong>Mobilität</strong> aus? Eine<br />
Antwort darauf könnte das Projekt RegioMOVE<br />
bieten, das der Karlsruher Verkehrsverbund (KVV)<br />
derzeit mit dem Regionalverband Mittlerer Oberrhein<br />
(RVMO) federführend umsetzt. Die Ziele:<br />
Klassische und neue <strong>Mobilität</strong>sangebote miteinander<br />
vernetzen und dabei möglichst klimafreundlich<br />
unterwegs sein.<br />
Es ist ein historischer Umbruch. Manche sprechen gar von<br />
einer Revolution. Die <strong>Mobilität</strong> unserer Gesellschaft erlebt<br />
einen tiefgreifenden und umfassenden Wandel. Durch die<br />
voranschreitende Digitalisierung entstehen immer neue<br />
Geschäftsmodelle und Partnerschaften, innovative Start-Up-<br />
Unternehmen drängen mit ihren Dienstleistungen auf den<br />
Markt und treten dabei in Konkurrenz mit den Anbietern<br />
klassischer <strong>Mobilität</strong>. Gleichzeitig steigen die individuellen<br />
Ansprüche der Menschen an Flexibilität, Schnelligkeit und<br />
Komfort.<br />
Dieser Herausforderung muss sich auch der öffentliche<br />
Nahverkehr in der TechnologieRegion Karlsruhe stellen um<br />
weiterhin eine zentrale Rolle auf dem Gebiet der <strong>Mobilität</strong><br />
zu spielen. Helfen soll dabei RegioMOVE. Mit diesem Projekt<br />
möchte der KVV verschiedene <strong>Mobilität</strong>sangebote in der<br />
Visualisierung einer <strong>Mobilität</strong>sstation<br />
Region miteinander vernetzten. Klimaschonende Kombinationen<br />
sollen dabei im Vordergrund stehen. Das ÖPNV-Angebot im<br />
KVV besteht derzeit aus einer Vielzahl an Bus- und Bahnverbindungen,<br />
die jährlich von Millionen Kunden genutzt werden.<br />
Insbesondere Carsharing- und Leihfahrradanbieter sollen nun<br />
in das bestehende System des KVV integriert werden. „Durch<br />
RegioMOVE wird der KVV in den nächsten Jahren grundlegend<br />
umgestaltet. Wir wollen den KVV von einem klassischen Verkehrsverbund<br />
zu einem <strong>Mobilität</strong>sverbund weiterentwickeln“,<br />
erklärt KVV-Geschäftsführer Dr. Alexander Pischon. „Dies<br />
ist ein richtiger und notwendiger Schritt, um auf die künftigen<br />
Ansprüche unserer Kunden mit einem optimalen Angebot<br />
reagieren zu können.“<br />
Das Land Baden-Württemberg und die EU fördern das<br />
Gemeinschaftsprojekt von KVV und RVMO mit insgesamt<br />
4,9 Millionen Euro, weitere zwei Millionen Euro investieren<br />
die Projektpartner. „Individualisierte und umweltfreundliche<br />
<strong>Mobilität</strong>sangebote sind heute gefragter denn je. Leuchtturmprojekte<br />
wie RegioMOVE leisten einen wichtigen<br />
Beitrag zur Lebensqualität und Attraktivität der Region.<br />
Mit dem innovativen <strong>Mobilität</strong>skonzept werden nachhaltige,<br />
zeitgemäße und kundengerechte <strong>Mobilität</strong>sangebote etablierter<br />
und neuer Unternehmer sinnvoll miteinander vernetzt“, sagte<br />
Staatsekretärin Katrin Schütz vom Landes-Wirtschaftsministerium<br />
bei der Übergabe des Fördermittelbescheids.<br />
Wer sich bislang individuell fortbewegen wollte, unabhängig<br />
von den eher starren Fahrplänen und Fahrtrouten von Bussen<br />
und Bahnen, dem blieb nur ein Verkehrsmittel: das Auto.<br />
Doch gerade in urbanen Räumen verliert der eigene PKW<br />
zunehmend an Anziehungskraft. Insbesondere bei der jungen<br />
Generation lässt die emotionale Bindung an das einstige<br />
Statussymbol spürbar nach. „Nutzen statt besitzen“ lautet<br />
stattdessen die Maxime bei vielen jungen Erwachsenen. Deshalb<br />
gewinnen innovative Geschäftsmodelle wie Carsharing,<br />
Mitfahrzentralen oder andere multimodale Plattformen<br />
immer mehr an Bedeutung. Wo das nächste öffentliche<br />
Leihfahrrad oder der Mietwagen auf Zeit steht, lässt sich<br />
per Smartphone schnell ermitteln. Die nächste Fahrt ist<br />
dann meist nur einen Fingertipp entfernt.<br />
Doch bei RegioMOVE geht es nicht nur um den innerstädtischen<br />
Raum, in denen Menschen meist zwischen vielen Verkehrsmitteln<br />
wählen können. Das Projekt will erklärtermaßen in<br />
dem urbanen Umfeld und im ländlichen Raum – gerade auch<br />
hinsichtlich des demografischen Wandels – neue Perspektiven<br />
eröffnen und neue Kunden für den öffentlichen Nahverkehr<br />
gewinnen. „Unser gemeinsames Ziel ist es, mit dem Projekt<br />
auch Räume und Orte im wahrsten Sinne des Wortes zu<br />
mobilisieren, die bislang weniger gut in das ÖPNV-Netz<br />
integriert sind“, sagt Professor Gerd Hager vom RVMO.<br />
„Denn eine verbesserte <strong>Mobilität</strong> ist eine wichtige Grundlage<br />
für eine zukunftsgerichtete Siedlungsentwicklung“, hofft der<br />
Verbandsdirektor, auch bei Städten und Gemeinden in den<br />
nächsten Jahren ein Bewusstsein für den Nutzen des Projekts<br />
schaffen zu können.<br />
Mit dem Zug am Bahnhof ankommen, mit der Straßenbahn<br />
Richtung Innenstadt und dann die letzten Meter mit einem<br />
Leihfahrrad oder aber zu Fuß zum Ziel zurücklegen. So könnte<br />
eine <strong>Mobilität</strong>skette in der Zukunft aussehen – je nach den<br />
persönlichen Bedürfnissen und Vorlieben des Nutzers. Individualverkehr<br />
und ÖPNV verschmelzen immer mehr. „Unsere<br />
Kunden von morgen wollen eine für sie maßgeschneiderte<br />
<strong>Mobilität</strong> nutzen. Klassische Fortbewegungsmittel wie Autos,<br />
Fahrräder, Bahnen und Busse sind dabei nur einige von<br />
vielen Bausteinen. Vernetzung spielt hier die zentrale Rolle“,<br />
macht RegioMOVE-Projektleiter Dr. Frank Pagel vom KVV<br />
deutlich. Hierfür möchte der KVV zusammen mit weiteren<br />
Partnern eine App als zentrale Plattform entwickeln, mit der<br />
man Fahrten per Smartphone einfach planen, buchen und bezahlen<br />
kann, „ohne sich dafür immer separat bei den einzelnen<br />
Anbietern als Kunde registrieren und sich verschiedene Apps<br />
herunterladen zu müssen“, sieht Pagel für den Kunden einen<br />
deutlichen Komfortgewinn und hofft, dass später möglichst<br />
viele Menschen auf das RegioMOVE-Angebot umsteigen<br />
werden.<br />
Foto: KVV<br />
Jochen Ehlgötz, Geschäftsführer der TechnologieRegion Karlsruhe,<br />
Dr. Alexander Pischon, Geschäftsführer des Karlsruher Verkehrsverbunds,<br />
Katrin Schütz, Staatssekretärin des Ministeriums für Wirtschaft,<br />
Arbeit und Wohnungsbau Baden-Württemberg, Dr. Frank Mentrup<br />
Oberbürgermeister der Stadt Karlsruhe und Prof. Dr. Gerd Hager,<br />
Direktor des Regionalverbands Mittlerer Oberrhein (von links) bei der<br />
Übergabe des Zuwendungsbescheids für RegioMove.<br />
oder mit dem Bus fortsetzt“, beschreibt Pagel das Vorhaben,<br />
das an die etablierten Park&Ride-Konzepte anknüpft und<br />
diese in das neue digitale und vernetzte <strong>Mobilität</strong>s-Zeitalter<br />
überführt. Acht solcher Stationen sind zunächst in der Region<br />
geplant, bei einem erfolgreichen Projektverlauf sollen weitere<br />
Standorte hinzukommen.<br />
Drei Jahre sind in der ersten Projektphase für die Umsetzung<br />
von RegioMOVE veranschlagt. Wenn die organisatorischen,<br />
technischen und infrastrukturellen Grundlagen für das multimodale<br />
<strong>Mobilität</strong>skonzept geschaffen sind und die Vision von<br />
der vernetzten <strong>Mobilität</strong> Realität wird, „sind wir auf dem Weg<br />
zu einer noch umweltfreundlicheren und klimaschonenderen<br />
Fortbewegung wieder einen Schritt vorangekommen“, so<br />
Pagel. Dann könnte auch ein Szenario vielleicht der Vergangenheit<br />
angehören: wartende Fahrgäste an Haltestellenhäuschen.<br />
KARLSRUHER VERKEHRSVERBUND www.kvv.de<br />
Doch nicht nur digital, sondern auch sichtbar wollen KVV<br />
und Regionalverband im Zuge von RegioMOVE verschiedene<br />
Dienstleistungen miteinander verknüpfen. An ausgewählten<br />
Punkten im Verbundgebiet sollen in den nächsten Jahren so<br />
genannte <strong>Mobilität</strong>sstationen entstehen. „An diesen Ports<br />
kann der Kunde dann unkompliziert zwischen verschiedenen<br />
Fortbewegungsmitteln wechseln. Wer beispielsweise an einer<br />
solchen Station aus der Stadtbahn steigt, soll dort wählen<br />
können, ob er seinen Reiseweg per Leihfahrrad, Mietwagen<br />
RegioMOVE ist eines der Leuchtturmprojekte aus dem Regionalen<br />
Entwicklungskonzept, mit dem sich die TechnologieRegion<br />
Karlsruhe am Landeswettbewerb RegioWIN erfolgreich beteiligt<br />
hat (siehe auch www.regiowin.eu). RegioMOVE besteht aus zwei<br />
getrennt geförderten Teilprojekten: Das „Schwesterprojekt“<br />
namens RegioMOVE_KOMM, unter der Leitung des RVMO,<br />
ist vor allem für die Kommunikation zuständig.<br />
Grafik: Sophia von Berg 2014
NR 60 <strong>2017</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL 38 39<br />
02 DIGITALER WANDEL<br />
Machen Sie<br />
Ihre Kommune<br />
fit für die<br />
Zukunft!<br />
BOSCH SECURE TRUCK<br />
PARKING<br />
Auf Autobahnraststätten ist es ein vertrautes Bild: Reihenweise parkende Lkw, deren Fahrer regelmäßige<br />
Ruhezeiten einhalten müssen. Doch die nächtliche Stille trügt: Viele davon haben bereits eine mittlere<br />
Odyssee auf der Suche nach einem Parkplatz hinter sich. Nacht für Nacht entwickelt sich allein auf deutschen<br />
Autobahnen, auf denen geschätzte 14.000 Lkw-Stellplätze fehlen, eine regelrechte Parkplatzreise<br />
nach Jerusalem, die für etliche der übermüdeten Fahrer erfolglos endet.<br />
»» www.smight.com<br />
SMART.CITY.LIGHT<br />
MEHR ALS NUR EINE STRASSENLATERNE – FÜR EINE<br />
EFFIZIENTE, SICHERE UND LEBENSWERTE ZUKUNFT<br />
Lkw werden deswegen entweder verkehrsgefährdend abgestellt<br />
oder die Fahrer verlassen die Autobahn, um z.B. in<br />
Gewerbegebieten zu parken. Pro Jahr kommt es dabei zu 44<br />
tödlichen Unfällen mit Beteiligung verkehrswidrig geparkter<br />
Lkw (Europäische Kommission 2013), von der Überschreitung<br />
der vorgeschriebenen Lenk- und Ruhezeit und erhöhtem<br />
Spritverbrauch und CO2-Emissionen ganz zu schweigen.<br />
Wirklich erholsam ist der Schlaf auch dann nicht: Es sind nicht<br />
immer die schnellen Schlitten, auf die Beute gemacht wird,<br />
gerade Lkw werden häufig aufgebrochen, die Fracht gestohlen,<br />
denn die Parkplätze sind mehr als unsicher. Der volkswirtschaftliche<br />
Schaden in Deutschland beträgt geschätzt 3<br />
Milliarden Euro.<br />
Secure Truck Parking aus dem Hause Bosch könnte die Lösung<br />
für beide Probleme sein: den Mangel an Lkw-Parkplätzen<br />
und den Frachtdiebstahl. Die Lösung vernetzt Spedition,<br />
Lkw-Fahrer und Parkplätze miteinander. Fehlende Parkplätze<br />
werden nicht herbeigezaubert, sondern überaus clever „aus<br />
Bestand“ generiert: Auch Firmenparkplätze in Autobahnnähe<br />
können in das System mit eingebunden werden. Die Buchung<br />
erfolgt bequem online im Voraus oder während der Fahrt<br />
und funktioniert ähnlich wie ein Hotelbuchungssystem. In<br />
Echtzeit. So lassen sich Route und Ruhezeiten besser planen.<br />
„Durch die Kombination mit Sicherheitstechnik wird zudem<br />
das Kriminalitätsrisiko signifikant reduziert“, so Bosch-<br />
Projektleiter Dr. Jan-Philipp Weers. Damit wird auch der<br />
Schlaf der Lkw-Fahrer erholsamer.<br />
SABINE VON SCHICKH www.wvs.de<br />
Am Bosch-Standort in Karlsruhe an der Autobahn<br />
A5 hat das Unternehmen bereits 2016 die erste<br />
Secure Truck Parking Pilotanlage in den Testbetrieb<br />
genommen. Der Mitarbeiterparkplatz wird in den<br />
Abendstunden für Lkw zum Parken freigegeben.<br />
Ab Frühjahr <strong>2017</strong> geht Bosch Secure Truck Parking<br />
offiziell an den Start.<br />
Foto: Robert Bosch GmbH<br />
VERKEHRSSENSORIK<br />
NOTRUFSÄULE<br />
PUBLICWLAN<br />
UMWELTSENSORIK<br />
ELEKTROLADESÄULE<br />
LED-BELEUCHTUNG<br />
Eine Innovation der
Stadt Karlsruhe<br />
Kulturamt<br />
NR 60 <strong>2017</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL 40 41<br />
02 DIGITALER WANDEL<br />
KARLSRUHE IST LERNFABRIK<br />
4.0-STANDORT<br />
Innovatives Kooperationsprojekt von zwei Berufsschulen: Seit dem Frühjahr <strong>2017</strong> gibt es in Karlsruhe<br />
im Beiertheimer Feld eine Lernfabrik 4.0 mit den Standorten Carl-Benz-Schule (CBS) und Heinrich-<br />
Hertz-Schule (HHS).<br />
200 JAHRE MOBILITÄT<br />
IM STADTMUSEUM<br />
Entdecken Sie Karlsruher Erfinder, Macher und Visionäre zur<br />
Verkehrsentwicklung in der Dauerausstellung im Prinz-Max-Palais!<br />
© Stadt Karlsruhe | Layout: Reiner | Bild: Mercedes-Benz Classic Archive.<br />
Die beiden Berufsschulen für Fahrzeugund<br />
Metalltechnik, sowie Elektrotechnik<br />
und Informationstechnik, hatten sich<br />
mit einem innovativen Konzept Mitte<br />
2015 bei der Landesregierung beworben<br />
und anschließend den Zuschlag erhalten.<br />
Damit ist Karlsruhe jetzt einer von 15<br />
ausgewählten Standorten für das neue<br />
Bildungsangebot Lernfabrik 4.0 in<br />
Baden-Württemberg.<br />
Karlsruhes Lernfabrik 4.0 besteht aus<br />
zwei Teilen: Das Grundlagenlabor befindet<br />
sich an der CBS, das auch als Demonstrationszentrum<br />
nutzbare Labor ist an<br />
der HHS eingerichtet. Beide Standorte<br />
sind so konzipiert, dass die verschiedenen<br />
Bereiche rund um Industrie 4.0<br />
Automatisierungs-, Informations- und<br />
Kommunikationstechnik in verschiedenen<br />
Komplexitätsstufen erfahrbar und erlernbar<br />
werden. Durch den modellhaften<br />
Charakter der Lernfabrik 4.0 ist es zudem<br />
möglich, die gesamte Prozesskette –<br />
nämlich Entwicklung, Fertigung,<br />
Montage, Materialfluss und Auftragsabwicklung<br />
– eines modernen, an<br />
mehreren Standorten operierenden<br />
Industrieunternehmens praxisnah für<br />
die Aus- und Weiterbildung abzubilden.<br />
Die Lernfabrik 4.0 in Karlsruhe ist ein völlig neues Bildungsangebot.<br />
Die Lernfabrik 4.0 steht allen Schülern<br />
und Auszubildenden der CBS und HHS<br />
offen und spielt in den Unterrichten<br />
beider Schulen zukünftig fächerübergreifend<br />
eine wichtige Rolle. Darüber<br />
hinaus wird die Lernfabrik 4.0 ein<br />
regionales Kompetenzzentrum für<br />
Betriebe sein, die ihre Mitarbeiter in den<br />
Bereichen Automatisierungstechnik und<br />
Industrie 4.0 schulen und weiterbilden<br />
lassen möchten. Damit ist Karlsruhe<br />
bestens aufgestellt, um Kompetenzen<br />
für die Produktion der Zukunft zu<br />
vermitteln.<br />
Finanziert und getragen wird das Projekt<br />
Lernfabrik 4.0 in Karlsruhe vom<br />
Land Baden-Württemberg, der Stadt<br />
Karlsruhe und den Fördervereinen der<br />
beiden Berufsschulen. Möglich wurde<br />
das innovative Projekt auch durch die<br />
Unterstützung von 20 Unternehmen<br />
aus Karlsruhe und der Region, die die<br />
Einrichtung der Lernfabrik 4.0 mit<br />
insgesamt 100.000 Euro sponserten.<br />
Weitere Informationen unter<br />
www.lernfabrik.karlsruhe.de sowie<br />
unter www.karlsruhe.de/wirtschaft<br />
Von OLIVER WITZEMANN, bei der Wirtschaftsförderung<br />
Karlsruhe verantwortlich für den Bereich<br />
Arbeitsmarkt und Fachkräfte,<br />
Email: oliver.witzemann@wifoe.karlsruhe.de<br />
Foto: Festo Didactic DE<br />
KULTUR<br />
IN KARLSRUHE<br />
www.karlsruhe.de/stadtmuseum
NR 60 <strong>2017</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL 42 43<br />
02 DIGITALER WANDEL<br />
DAS TICKET(ING)<br />
DER ZUKUNFT KOMMT<br />
AUS KARLSRUHE<br />
DIE NEUE ART DER MOBILITÄT<br />
Und das ist noch lange nicht alles. Es gibt noch weitere<br />
Projekte. Ein großes Ziel ist es, das Ticketing-System nicht<br />
nur auf den öffentlichen Nahverkehr zu beschränken, sondern<br />
verschiedene, auch alternative Transportmittel in einem<br />
System zu vernetzen. Ganz konkret, die unterschiedlichen<br />
Zahlungssysteme für <strong>Mobilität</strong> in einer Stadt in einem System<br />
zu integrieren. Sodass vom Bus oder Carsharing, bis hin zur<br />
Straßenbahn und dem Leihfahrrad alle Optionen in einem<br />
System abgebildet werden und der Kunde somit über eine<br />
einzige Anwendung seine Fahrt planen und abrechnen kann.<br />
Diese Vereinfachung wird viele Kunden ansprechen und die<br />
nachhaltigere Form des Reisens fördern – Und damit die<br />
<strong>Mobilität</strong> revolutionieren.<br />
CAROLINE CARNEVALE www.wvs.de<br />
Wer kennt das nicht, man steht an der Straßenbahnhaltestelle<br />
und möchte am Automaten ein<br />
Ticket für die Fahrt mit der Tram kaufen. Gar<br />
nicht so einfach, da das richtige Ticket zu finden.<br />
Und ist diese Hürde genommen, gilt es die nächste<br />
zu überwinden. Zu wenig Kleingeld dabei und der<br />
Automat nimmt keinen Fünfzig-Euro-Schein. In<br />
Zeiten von Digitalisierung, Big Data und Industrie<br />
4.0 muss das doch besser gehen. Geht es auch.<br />
Das beweist das Karlsruher Unternehmen INIT. Der Vorstand<br />
des weltweit erfolgreichen Anbieters von IT-Lösungen für den<br />
ÖPNV verweist hierzu auf seine neuste Innovation: das ID- /<br />
Account-basierte Ticketing. Hierbei werden die Kundendaten<br />
und Bezahlinformationen sowie die gesamte Tariflogistik in einem<br />
Hintergrundsystem gespeichert. Der Nutzer identifiziert sich<br />
zum Beispiel anhand einer Kundenkarte, die einer eindeutigen<br />
ID zugeordnet ist. Der ID wiederum ist ein Konto zugeordnet,<br />
das Informationen zum Guthaben und den gebuchten<br />
Produkten enthält. Möchte man ein Ticket kaufen, prüft das<br />
Hintergrundsystem sofort die Anfrage und führt die Buchung<br />
in Echtzeit durch. Schnelle Mobilfunknetzwerke stellen dabei<br />
sicher, dass ein Prüfvorgang am Ticketterminal bei dieser<br />
Methode nie länger als eine halbe Sekunde dauert. Damit wird<br />
sichergestellt, dass keine Verzögerungen durch den Eincheck-<br />
Vorgang entstehen. Noch besser für den Kunden ist aber, dass<br />
er sich keinerlei Gedanken über den Tarif machen muss – das<br />
Hintergrundsystem belastet ihm ganz automatisch immer den<br />
günstigsten Preis.<br />
INIT EROBERT DIE USA<br />
Hawaii wird dieses System erfolgreich eingeführt. „Durch die<br />
Akquisition eines 26-prozentigen Anteils an Bytemark, einem<br />
Anbieter von Ticketing-Apps für Smartphones, mit dem wir in<br />
den USA schon sehr lange zusammenarbeiten und durch die<br />
Übernahme von 100 Prozent der HanseCom Public Transport<br />
Ticketing Solutions GmbH, haben wir den Bereich E-Ticketing<br />
zusätzlich verstärkt“, erläutert Dr. Gottfried Greschner,<br />
Vorstandsvorsitzender der init SE. Allein im letzten Jahr<br />
ist der Bereich Handy-Ticketing um 40 Prozent gewachsen<br />
– Tendenz steigend. Und während viele Unternehmen die<br />
aktuelle politische Situation in Amerika mit Sorge betrachten,<br />
blickt die INIT Gruppe zuversichtlich in die Zukunft. Schließlich<br />
produziert das Unternehmen schon seit vielen Jahren in den<br />
USA, da dort schon immer „Buy America“ das Credo ist.<br />
„Da ändert sich unseres Erachtens mit der neuen Regierung<br />
gar nichts. Im Gegenteil, wir erarbeiten uns vielleicht Chancen,<br />
weil Anbieter, die noch nicht in dem Umfang in Amerika<br />
produzieren wie wir, eher mit Schwierigkeiten zu rechnen<br />
haben“, so Greschner.<br />
DIGITAL GENIAL<br />
Die Digitalisierung ist derzeit in aller Munde. Musste man früher<br />
die Kunden von den Vorteilen der Digitalisierung überzeugen,<br />
so kommen diese heutzutage ganz von allein auf INIT zu.<br />
Dabei ist die Vereinheitlichung der IT-Landschaft ein großes<br />
Thema. Denn in der Regel arbeiten Verkehrsunternehmen<br />
mit unterschiedlichen Technologie-Anbietern zusammen. So<br />
kommt der Fahrscheinautomat von dem einen, das Ticketingsystem<br />
von einem anderen und das Leitsystem wiederum von<br />
einem anderen Anbieter. Aus Sicht des Vorstandsvorsitzenden<br />
Greschner, muss da eine einheitliche Lösung her: „Es muss<br />
eine zentrale Datendrehscheibe geben, die alle Systeme mit<br />
Daten versorgt und wo sich alle in Echtzeit bedienen können.<br />
Das ist der Schlüssel, wie Verkehrsbetriebe in Zukunft wettbewerbsfähiger<br />
werden können.<br />
Bild: init SE<br />
Neben Deutschland ist die INIT Gruppe auch in den USA<br />
derzeit führender Anbieter für ID-/ Account-basiertes Ticketing.<br />
Unter anderem in Tampa in Florida und in Honolulu auf<br />
“In Deutschland, in den USA und in Großbritannien hat der<br />
IT-Spezialist bereits große Projekte durchgeführt. Ziel ist es,<br />
auch auf diesem Gebiet der führende Anbieter zu werden.<br />
Den ÖPNV mit innovativen IT-Lösungen voranbringen, ist das erklärte Ziel des Vorstands der init SE.<br />
V. l. n. r.: Matthias Kühn, Dr. Gottfried Greschner, Joachim Becker, Dr. Jürgen Greschner, Bernhard Smolka
NR 60 <strong>2017</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL 44 45<br />
03 MOBILITÄT UND MENSCH<br />
LAUFEN<br />
Iran. Kavir Wüste. Ein Mann läuft. Zieht einen Wagen hinter sich her. Plötzlich kommen zwei Polizisten<br />
auf ihn zu. Er muss mit aufs Polizeirevier. Dort erfährt er, dass er nicht mehr weiter laufen darf.<br />
Ein Traum zerplatzt – nach nur 20 Kilometern. Wochenlange Vorbereitungen – alles umsonst. Das Ziel,<br />
700 Kilometer alleine durch die Wüste zu laufen, nicht geschafft. Norman Bücher ist Extremläufer.<br />
Foto: Christian Frumolt<br />
Unterwegs in der Atacama-Wüste in Chile.
NR 60 <strong>2017</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL 46 47<br />
03 MOBILITÄT UND MENSCH<br />
Alles begann mit ersten kleinen Volksläufen. Im Jahr 2000<br />
dann der erste Marathon. Ein Jahr später schon ein Ultramarathon.<br />
Zu dieser Zeit war Norman Bücher als Unternehmensberater<br />
tätig, das Laufen war nur ein Hobby. „Wie kann<br />
ich die Leidenschaft, die Begeisterung mit dem Beruflichen<br />
verbinden?“ 2008 dann die Entscheidung, sich als Extremsportler<br />
und Vortragsredner selbstständig zu machen. Anfangs<br />
ein steiniger Weg, aber Norman Bücher hielt an seinem Traum<br />
fest: Fremde Länder und Kulturen, Menschen kennenzulernen,<br />
für den Extremläufer schon immer eine Faszination. „Mir ging<br />
es nie nur ums Sportliche. Ich laufe für mich – für meine<br />
eigenen Erfahrungen.“<br />
DIE WELT ZU FUSS ERFAHREN<br />
265 Kilometer durch das Königreich Bhutan. 600 Kilometer<br />
durch die Atacama Wüste in Chile. 161 Kilometer auf dem<br />
Himalaya. 1120 Kilometer „Run to the Rock“ in Australien.<br />
Insgesamt nahm Norman Bücher an über 120 Marathon- und<br />
Ultramarathonläufen teil und lief zahlreiche Expeditionen.<br />
„Für mich ist Laufen ein Privileg. Ich habe Zeit für mich und über<br />
verschiedenste Dinge nachzudenken. Seinen Lebenssinn zu<br />
finden ist die große Kunst.“ Oft läuft auch der Schweinehund<br />
mit, aber diesen zu überwinden, sich wieder neu zu motivieren<br />
und seine Ziele zu verfolgen, das ist es, was für Bücher am<br />
Ende zählt. Andere auf diesem Weg zu unterstützen, sieht er<br />
als Teil seiner Arbeit. Impulsvorträge, Motivationstrainings<br />
und Expeditionsseminare bei Versicherungen, Banken und<br />
Automobilherstellern gehören zu seinem Portfolio.<br />
EINS MIT SICH SELBST<br />
„Der Mensch hat in der heutigen Welt ganz selten eine Zeit<br />
der Ruhe.“ Ohne Musik auf den Ohren, lediglich mit einem<br />
Block oder Diktiergerät ausgestattet, macht sich Norman<br />
Bücher auf die Reise zu sich selbst. Alles Mögliche geht ihm<br />
während dieser Zeit durch den Kopf. Hier und da trifft er<br />
Menschen unterwegs, bleibt auch mal über Nacht bei einer<br />
Nomadenfamilie, füllt seinen Wasservorrat auf und zieht<br />
anschließend weiter. Kilometer für Kilometer. Gedanke für<br />
Gedanke.<br />
Immer mehr Menschen entdecken das Laufen für sich. Es<br />
muss nicht immer gleich ein Marathon oder mehr sein, auch<br />
für Norman Bücher nicht. Einfach mal nur im Schwarzwald<br />
wandern, sich eine Auszeit nehmen oder beim Baden-Marathon<br />
an den Start gehen und den anderen Blick auf die Stadt<br />
genießen. „Ich habe noch viele Ziele, da reicht ein Leben gar<br />
nicht aus.“ Dann kribbelt es auch schon wieder in seinen<br />
Beinen, Ideen für neue Herausforderungen entstehen.<br />
Norman Bücher läuft los. Der Weg ist das Ziel.<br />
CAROLINE CARNEVALE www.wvs.de<br />
KRAFT DER GEDANKEN<br />
Bücher möchte aufzeigen, wozu der menschliche Geist in der<br />
Lage ist und was der Mensch dank der Kraft seiner Gedanken<br />
schaffen kann. „Unser Unterbewusstsein kann nicht unterscheiden,<br />
was real ist und was nur Vorstellung.“ So bereitet er<br />
sich und seinen Körper auf die Begebenheiten der nächsten<br />
Abenteuer vor. Gedanklich bringt er sich an den Ort der<br />
Expedition – spürt so bereits den Wüstensand unter seinen<br />
Füßen oder die feuchtwarme Luft des Dschungels. Natürlich<br />
gehören auch unzählige Trainingskilometer, gezieltes Muskeltraining<br />
und die richtige Ernährung zur Vorbereitung. Und dann<br />
ist er da, der Tag X. Der Ziehwagen vollgepackt mit Schlafsack,<br />
Kocher, Klamotten, Zelt und der gesamten Lebensmittelration.<br />
Letzteres muss unbedingt leicht sein und jede Menge Kalorien<br />
enthalten. Schließlich liegt der Kalorienverbrauch von 1-2<br />
Marathonläufen bei 5000-6000 Kalorien pro Tag.<br />
Foto: Christian Frumolt<br />
Name:<br />
Norman Bücher<br />
Geburtsdatum: 2. Januar 1978<br />
Wohnort: Waldbronn<br />
Beruf:<br />
Extremläufer, Vortragsredner<br />
Aktuelles Buch: Live your adventure –<br />
40 faszinierende Ultratrails<br />
Lebensmotto: Break your limits<br />
Schwächen: Nimmt auch mal das Auto<br />
Schuhverschleiß: 8 Paar/Jahr
NR 60 <strong>2017</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL 48 49<br />
03 MOBILITÄT UND MENSCH<br />
MENSCHEN<br />
IN BEWEGUNG<br />
BRINGEN<br />
200 Jahre ist es her, dass Karl Freiherr von Drais<br />
aus Karlsruhe das Fahrrad erfand. Draisine nannte<br />
er die lenkbare Laufmaschine aus Holz. Auch heute<br />
tritt in die Pedale, wer sich schnell, gesund und umweltschonend<br />
in der Fächerstadt fortbewegen will.<br />
Dass Radfahren Körper und Psyche gleichermaßen<br />
stärkt, hat die AOK schon vor über 20 Jahren<br />
erkannt.<br />
DIE RAD-AKTION SOLL MENSCHEN MOTIVIEREN,<br />
AUF DEN DRAHTESEL UMZUSTEIGEN. MITARBEITER,<br />
DIE SICH REGELMÄSSIG BEWEGEN, SIND SELTENER<br />
KRANK. MACHEN SIE DIESE ERFAHRUNG BEI DER<br />
AOK MITTLERER OBERRHEIN AUCH?<br />
Selbstverständlich. Bereits 30 Minuten Fahrradfahren pro Tag<br />
senken das Krankheitsrisiko und stärken das Wohlbefinden aktiv.<br />
Wer sich regelmäßig bei Wind und Wetter bewegt, kurbelt<br />
zudem sein Immunsystem an, spart teuren Sprit und schont<br />
die Umwelt. Nicht zuletzt wirkt sich der Sport positiv auf die<br />
Psyche aus. Die beim Radeln ausgeschütteten Endorphine<br />
sorgen für gute Laune, man hat die Möglichkeit, angestauten<br />
Stress und Ärger einfach weg zu strampeln und kommt somit<br />
entspannter am Ziel an. Die Vorteile liegen auf der Hand. Da<br />
war es für uns nur konsequent, in Duschen, Umkleidekabine<br />
und eine überdachte, günstig platzierte Radabstellanlage zu<br />
investieren. Das Engagement haben wir uns mit der Zertifizierung<br />
„Fahrradfreundlicher Betrieb“ bestätigen lassen.<br />
Zusätzlich halten wir ein Pedelec für Dienstfahrten im Stadtgebiet<br />
vor, das unser Elektroauto ergänzt. Umweltbewusstsein<br />
und Gesundheit gehören einfach zusammen.<br />
EIN FAHRRAD AUF REZEPT – KÖNNTE SO<br />
PRÄVENTION FÜR IHRE VERSICHERTEN AUSSEHEN?<br />
Eine schöne Vorstellung, die sich finanziell allerdings kaum<br />
realisieren lassen wird. In Sachen Prävention per Pedale sitzen<br />
wir dennoch bereits seit über 20 Jahren fest im Fahrradsattel:<br />
Durch zahlreiche Kooperationen und Aktionen fördern wir<br />
den lokalen Radsport. Konkret bedeutet dies, dass wir als<br />
Vereinspartner Rad- und Mountainbike-Treffs sowie Radlerfrühstücke<br />
und Radsonntage in der Region unterstützen. Wir<br />
wollen die Menschen in Bewegung bringen. Sie für das Thema<br />
Gesundheit sensibilisieren und begeistern.<br />
KOMFORT ANSTATT MUSKELKRAFT. BLICKT<br />
MAN IN DIE AUSSTELLUNGSRÄUME EINIGER<br />
FAHRRADLÄDEN, SO DRÄNGT SICH DIE FRAGE<br />
AUF: WIRD DAS FAHRRAD NACH 200 JAHREN<br />
SUKZESSIVE VOM PEDELEC VERDRÄNGT?<br />
Wohl kaum. Ich verstehe das Pedelec als ergänzendes<br />
Angebot, das neue Möglichkeiten eröffnet.<br />
Es lockt Menschen auf die Radwege, die dort lange nicht<br />
oder noch nie waren. Menschen, die weniger sportlich sind<br />
oder eine Behinderung haben, können dank „elektrischem<br />
Rückenwind“ auch längere und schwierige Strecken fahren,<br />
Radfahrer mit unterschiedlichem Fitnesslevel gemeinsam<br />
Touren unternehmen. Egal ob Mountainbike, Rennrad,<br />
Crossbike, Hollandrad oder Pedelec: Wer sein Fahrrad<br />
regelmäßig nutzt, lebt gesünder und unabhängiger.<br />
UND WELCHES FAHRRAD-MODELL STEHT BEI<br />
IHNEN PRIVAT IN DER GARAGE?<br />
Ein drei Jahre altes rotes Tourenrad. Ehrlichkeitshalber muss<br />
ich zugeben, es in den Wintermonaten etwas vernachlässigt<br />
zu haben. Anfang März habe ich das Rad entstaubt. Wenn es<br />
nicht gerade wie aus Kübeln schüttet, erkunde ich gemeinsam<br />
mit meiner Frau an den Wochenenden per Fahrrad die bergige<br />
Region um meine Heimatstadt Aalen. Dabei lässt es sich gut<br />
abschalten. Bin ich allein unterwegs, mache ich gern auch<br />
mal Tempo.<br />
AOK MITTLERER OBERRHEIN www.aok-bw.de/mor<br />
Netzwerker für das Zweirad: Harald Röcker,<br />
Geschäftsführer der AOK Mittlerer Oberrhein, fördert den lokalen Breitensport.<br />
Interview mit Harald Röcker, Geschäftsführer der AOK<br />
Mittlerer Oberrhein<br />
Das Gespräch führte: Nina Weber-Kunt<br />
NORDIC-WALKING, SCHWIMMEN, TANZEN –<br />
ES GIBT VIELE GESUNDE SPORTARTEN.<br />
WARUM SETZT DIE AOK ALS UNTERNEHMEN<br />
AUSGERECHNET AUF DAS RAD?<br />
Radfahren ist unkompliziert, man bewegt sich an der frischen<br />
Luft und das Strampeln macht von Anfang an Spaß. Als ganzheitliches<br />
Training fördert die Breitensportart Kondition und<br />
Koordination. Ob ambitionierter Sportler oder Einsteiger, alt<br />
oder jung, allein oder in der Gruppe: In den Sattel schwingen<br />
lässt es sich fast überall, rund um die Uhr und zu jeder Jahreszeit.<br />
Ausschlaggebend ist außerdem die Tatsache, dass sich<br />
Fahrradfahren prima in den Berufsalltag integrieren lässt. Die<br />
tägliche Portion Sport zwischen Haustür und Arbeitsplatz. Als<br />
Gesundheitskasse unterstützen wir deshalb zum zwölften Mal<br />
die Aktion „Mit dem Rad zur Arbeit“ gezielt in der Region.<br />
Mit dem Rad zur Arbeit …<br />
… so lauten gleichermaßen Titel und Maxime der deutschlandweiten<br />
Mitmach-Rad-Aktion. Unter dem Motto „200<br />
Jahre Fahrrad – und wie geht es weiter …?!“ fiel am 1. Mai<br />
der Startschuss zur Initiative der AOK und des Allgemeinen<br />
Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC): Jeder, der bis zum 31.<br />
August an mindestens 20 Tagen die Strecke zur Arbeit mit<br />
dem Fahrrad zurücklegt, gewinnt neben mehr Fitness mit<br />
etwas Glück auch einen der zahlreichen Preise. Im Jahr 2016<br />
beteiligten sich bundesweit rund 154.000 Arbeitnehmer an<br />
der Aktion. Dabei legten sie insgesamt 31,4 Millionen Kilometer<br />
zurück, wodurch etwa 6,1 Millionen Kilogramm CO2<br />
eingespart werden konnten.<br />
Anmelden können sich Einzelpersonen oder Kollegen-Teams<br />
online auf: www.mit-dem-rad-zur-arbeit.de<br />
Foto: Sebastian Heck / mit freundlicher Unterstützung des Fahrradladens „Der Ritzler“, Karlsruhe
NR 60 <strong>2017</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL 50 51<br />
03 MOBILITÄT UND MENSCH<br />
Fotos: Vincent System<br />
DESIGN<br />
TRIFFT AUF<br />
TECHNOLOGIE<br />
Function follows Form – In der modernen Prothetik<br />
ist vieles anders: Eine Hand ist zunächst mal eine<br />
Hand und erst in zweiter Linie ein Werkzeug.<br />
Den Gründern von Vincent Systems geht es darum,<br />
Menschen, die eine Hand verloren haben, ein neues<br />
Lebensgefühl zu schenken.<br />
Die Dinge anders und vor allem besser zu machen, treibt Dr.<br />
Stefan Schulz, Geschäftsführer des Start-up Unternehmens<br />
um. Für einen Neuling in einem Markt, der von einigen wenigen<br />
Anbietern beherrscht wird, ist das überlebensnotwendig. Doch<br />
wenig Wettbewerb macht auch bequem, hat Schulz festgestellt,<br />
denn die Innovationsgeschwindigkeit lässt deutlich<br />
nach. Genau hier greifen die Karlsruher an: Mit neuartigen<br />
Handprothesen, die vom Träger her konzipiert sind, nicht von<br />
der Technik.<br />
Im Gepäck haben die Gründer zehn Jahre Forschungserfahrung<br />
am KIT. Know-how, das unerlässlich ist, denn das<br />
natürliche Vorbild ist ein Meisterwerk, das sich mit heutiger<br />
Technik noch lange nicht kopieren lässt. Die menschliche<br />
Hand besteht aus 27 Knochen und 33 Muskeln, von denen die<br />
meisten im Unterarm liegen. Mit dem Kraftgriff können wir<br />
schwere Gegenstände wie einen Koffer halten, während uns<br />
der Präzisionsgriff beispielsweise das Schreiben ermöglicht.<br />
In der Handinnenfläche nehmen 17.000 Fühlkörperchen<br />
Druck-, Bewegungs- und Vibrationsreize auf. Die menschliche<br />
Hand erkennt in einem Bruchteil von Sekunden, ob der<br />
Gegenstand glatt oder rau, leicht oder schwer, nachgiebig<br />
oder nicht ist.<br />
Prothesen können das bislang nicht. Die fehlende Haptik ist<br />
ein wichtiger Faktor, den der Prothesenträger mit seiner<br />
Erfahrung wett machen muss. Vincent Systems weiß um diese<br />
Bedeutung und hat als einziger Anbieter weltweit eine Art<br />
Gefühlsmodus in seine Prothese eingebaut. Über Vibrationen<br />
bekommt der Nutzer Feedback über seine Greifkraft. Das ist<br />
natürlich nur ein Bruchteil von dem, was unsere Hand kann,<br />
aber so ist das in nahezu allen Bereichen. „Die Natur zeigt<br />
uns extrem, wo die Grenzen der Technik liegen“, sagt Schulz,<br />
der Ingenieur. Heute erreichen selbst modernste Prothesen<br />
gerade einmal 5-10 Prozent der Funktionalität der menschlichen<br />
Hand.<br />
Möglich, dass das auch in 50 Jahren noch so ist, bedenkt<br />
man die bescheidenen Fortschritte auf diesem Gebiet in den<br />
zurückliegenden 50 Jahren. Doch für das Team von Vincent<br />
Systems ist das Ansporn, Unmögliches möglich zu machen,<br />
zumal die Fortschritte in den Bereichen Materialforschung,<br />
Fertigungstechnologien und Computertechnik rasant sind.<br />
Niemand weiß heute, welche Möglichkeiten in zehn Jahren<br />
zur Verfügung stehen.<br />
TECHNIK IST NUR EINE SEITE DER MEDAILLE<br />
Neben der Technik ist die Akzeptanz der Träger entscheidend<br />
für den Geschäftserfolg. Längst haben wir uns an futuristisch<br />
anmutende High-tech Beinprothesen, etwa bei Sportlern,<br />
gewöhnt. Im Alltag kann man sie leicht unter der Kleidung<br />
verstecken. Bei der Hand geht das nicht. Sie ist immer im<br />
Blickpunkt, wird ständig gebraucht, beim Greifen wie in der<br />
Kommunikation. Die Optik spielt daher eine große Rolle.<br />
„Am Ende entscheidet der Prothesenträger“, weiß Schulz, der<br />
Unternehmer. Vincent Systems beginnt daher beim Design:<br />
Die menschliche Hand wird möglichst exakt nachempfunden,<br />
anatomisch korrekt.<br />
Das erschwert allerdings die technische Lösung. Schließlich<br />
muss die Kraft der Muskeln, die eigentlich im menschlichen<br />
Unterarm liegen, in Handfläche und Fingern der Prothese<br />
untergebracht werden. Schulz und sein Team setzen dafür<br />
miniaturisierte Hochleistungsgetriebe ein. Trotz eines<br />
vergleichsweise winzigen Durchmessers von 10 mm und<br />
grade mal 25 mm Länge können diese eine extrem hohe Kraft<br />
übertragen. Gefertigt werden diese elektro-mechanischen<br />
Wunderwerke in aufwändiger Handarbeit, ähnlich einer<br />
Schweizer Uhrenmanufaktur. Ergebnis: Die Getriebe<br />
übertragen ein bis zu 10-fach höheres Drehmoment als<br />
serienmäßige Getriebe. Dadurch wird enorm Gewicht<br />
gespart – eine Prothese von Vincent Systems wiegt etwa<br />
400 Gramm, vergleichbare Produkte der Konkurrenz sind<br />
um die Hälfte schwerer. Ein wichtiger Produktvorteil: Da<br />
eine Prothese nicht am Unterarm angewachsen, sondern ein<br />
Fremdkörper ist, wird sie von den Trägern grundsätzlich als<br />
schwer empfunden. Für den größtmöglichen Komfort ist also<br />
jedes Gramm entscheidend.<br />
Fünf Finger, 10 Gelenke, 8 Bogenfedern und 6 Motoren, so<br />
sieht die Antriebsseite der Vincent Systems Prothese aus.<br />
Zum Leben erweckt wird diese durch einen Mikrocomputer<br />
in der Mittelhand. Dieser erhält seine Befehle vom Prothesenträger<br />
über so genannten myoelektrische Sensoren,<br />
kurz EMG-Sensoren. Dafür werden ein bis zwei Muskeln im<br />
Unterarm mit EMG-Sensoren versehen. Durch gezieltes<br />
Anspannen und Entspannen der Muskulatur werden analoge<br />
Steuerungssignale erzeugt, die durch die Prothesensteuerung<br />
in Bewegungsbefehle umgesetzt werden. Mittels kurzer<br />
Muskelimpulse können unterschiedliche Griffarten ausgewählt<br />
werden. Das Prinzip der myoelektrischen Steuerung von<br />
Prothesen ist seit mehr als 50 Jahren bekannt. Es wurde<br />
schon 1964 vom zentralen Forschungsinstitut der UdSSR die<br />
erste serienmäßig produzierte myoelektrische Handprothese<br />
entwickelt.<br />
Neu hingegen ist, dass Vincent Systems auf jegliche Art<br />
von Zusatzknöpfen oder Fernbedienungen verzichtet – im<br />
Gegensatz zur Konkurrenz. „Die Prothese soll die gesunde<br />
Hand unterstützen und nicht umgekehrt. Die gesunde Hand<br />
kann einfach viel mehr, sie zum Assistenten der Prothese zu<br />
degradieren, wäre ein Fehler.“ erklärt der Gründer. Zum Üben<br />
der verschiedenen Griffarten kommt ein Tablet-PC mit einer<br />
grafischen Software zum Einsatz. So wird für den Benutzer<br />
die Signalgebung durch den Muskel und die verschiedenen<br />
Griffarten der Prothese sichtbar gemacht. Denn der Einsatz<br />
der Prothese erfordert viel Übung. Es dauert, bis die Prothese<br />
intuitiv genutzt werden kann. Doch Übung macht den<br />
Meister: „Das ist wie bei einem Musikinstrument. Irgendwann<br />
denkt man nur noch an den Ton und nicht an die Taste, die<br />
man drücken muss.“, so Schulz.<br />
Ideen und Innovationen gehen den Karlsruhern seither nicht<br />
aus: Gerade erst hat das Unternehmen einen neuartigen<br />
Handschuh für die künstliche Hand auf den Markt gebracht,<br />
nach nur sechs Monaten Entwicklung. Im Gegensatz zur<br />
Konkurrenz setzt das Startup hierbei nicht auf das übliche<br />
Silikon, sondern auf Textil. Der Vorteil: durch das weiche<br />
und hochelastische Material entstehen keine unschönen<br />
Falten, da sich der Stoff besser an die Bewegungen der Finger<br />
anpasst. Und dank einer speziellen Imprägnierung ist der<br />
Handschuh trotzdem wasserabweisend.<br />
So bleiben sich die Karlsruher treu: Was hier entwickelt wird,<br />
muss zunächst einmal dem Träger nützen. Die Technik muss<br />
sich daran anpassen, nicht umgekehrt. Ein Erfolgsprinzip, das<br />
stellt Vincent Systems seit sieben Jahren eindrucksvoll unter<br />
Beweis.<br />
STEFAN SCHWARZ www.wvs.de
NR 60 <strong>2017</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL 52 53<br />
03 MOBILITÄT UND MENSCH<br />
AGB IN VERBRAUCHERVERTRÄGEN<br />
AGB kommen in vielen Verträgen des täglichen Lebens vor.<br />
Wer AGB verwenden will, muss darauf achten, dass sie<br />
Vertragsinhalt werden – hier werden häufig vermeidbare<br />
Fehler gemacht. Ziel des Tagesseminares ist es, praktische<br />
Handlungsanweisungen für die rechtssichere Einbeziehung<br />
von AGB in einen Vertrag zu geben und die Anforderungen an<br />
den Inhalt von AGB anhand praktischer Beispiele darzustellen.<br />
www.bia-karlsruhe.de/agb<br />
STAATLICH ANERKANNTER BETRIEBSWIRT DES<br />
HANDWERKS<br />
Von Führungskräften im Handwerk wird ein umfassendes<br />
Managementwissen verlangt. Nur mit qualifizierter und<br />
praxisnaher Weiterbildung kann man diesem hohen Anspruch<br />
gerecht werden. Durch eine Ausbildung, berufliche Erfahrung<br />
und diesen Studiengang werden Teilnehmer optimal auf ihre<br />
neue Führungsposition vorbereitet.<br />
www.bia-karlsruhe.de/betriebswirt<br />
Foto: Bildungsakademie Handwerkskammer Karlsruhe<br />
DAS PASSENDE WERKZEUG<br />
ZUM ERREICHEN<br />
BERUFLICHER ZIELE<br />
Die Bildungsakademie der Handwerkskammer Karlsruhe zeichnet sich durch ein vielfältiges Bildungsangebot<br />
aus: Von der Berufsorientierung, Gesellen- und Meistervorbereitung sowie Weiterbildung bis<br />
hin zum Studium. Als zertifizierter Bildungsträger und Mitglied im Netzwerk Fortbildung bietet die<br />
Akademie eine breite Palette von praxisorientierten und gewerkspezifischen Kursen, Seminaren und<br />
Lehrgängen an, die auf die Betriebe im Handwerk zugeschnitten sind.<br />
AUSBILDUNG DER AUSBILDER (ADA)<br />
Wer junge Menschen im Betrieb ausbilden will, braucht<br />
pädagogisches Know-how, denn gute Lehrlinge brauchen<br />
gute Ausbilder. Ausbilder haben einen anspruchsvollen Job.<br />
Sie leiten Auszubildende an, motivieren und beurteilen. Sie<br />
erkennen Probleme, lösen Konflikte und nehmen Ängste. Die<br />
Vermittlung erfolgt in vier Handlungsfeldern, die dem Ablauf<br />
der Aufgabenstellungen in der Ausbildungspraxis entsprechen:<br />
Ausbildungsvoraussetzungen prüfen und Ausbildung planen,<br />
Ausbildung vorbereiten und bei der Einstellung von Auszubildenden<br />
mitwirken, Ausbildung durchführen und Ausbildung<br />
abschließen.<br />
www.bia-karlsruhe.de/ada<br />
LOHN- UND GEHALTSABRECHNUNG MIT DATEV<br />
Lohnabrechnung eigenständig abwickeln? Mit Einsatz moderner<br />
Softwarelösungen ist dies durchaus möglich. Damit können alle<br />
wichtigen Unterlagen, die der Betrieb, das Finanzamt oder die<br />
Krankenkasse benötigen, erstellt und übermittelt werden.<br />
www.bia-karlsruhe.de/datev<br />
GEPRÜFTE FACHKRAFT FÜR BERUFLICHE<br />
BILDUNG (HWK)<br />
Mit dieser Fortbildung, die sich aus Schwerpunkt 1 „Integrative<br />
Bildungsplanung“ und/oder Schwerpunkt 2 „Lernprozesse<br />
und Lernbegleitung bei besonderem Förderbedarf“ zusammensetzt,<br />
werden Ausbilder gezielt auf die neuen Anforderungen<br />
vorbereitet. Die Aufgabe der Ausbilder ist es, Auszubildende<br />
dabei zu unterstützen, ihren Beruf und ihre Tätigkeit im<br />
Betrieb in seiner Ganzheit zu verstehen und Prozesse selbständig<br />
durchzuführen. Ausgeübte berufliche Handlungen,<br />
wie Routinetätigkeiten, werden sich verändern.<br />
www.bia-karlsruhe.de/berufliche-bildung<br />
Das Team der Bildungsakademie berät gerne kostenfrei und<br />
unverbindlich in einem persönlichen Gespräch über das<br />
Bildungsprogramm, Voraussetzungen, Karrierewege sowie<br />
finanzielle Fördermöglichkeiten.<br />
www.bia-karlsruhe.de<br />
FACHWIRT FÜR GEBÄUDEMANAGEMENT (HWK)<br />
Diese Weiterbildung ist ein offiziell bundesweit anerkannter<br />
Zertifikatslehrgang für alle im Bau- und Baunebengewerke<br />
tätigen Unternehmer und Mitarbeiter. Facility Management<br />
bedeutet Prozessorientierung im Sinne der gesetzlichen<br />
Betreiberverantwortung, um eine Immobilie oder Liegenschaft<br />
zu bewirtschaften. Es wird erklärt wie die DIN EN<br />
15221-1 in der Praxis umzusetzen ist. Projekt- und Flächenmanagement<br />
sowie die Anwendung moderner CAFM-Software<br />
gehören ebenso zu den Kursinhalten.<br />
www.bia-karlsruhe.de/gebaeude<br />
VERKAUFSTRAINING IM HANDWERK<br />
In einem Tagesseminar erfahren Betriebe, wie sie ihre Kunden<br />
von der guten Qualität ihrer Produkte in einer Zeit, in der Angebote<br />
und Preise immer vergleichbarer werden, überzeugen.<br />
Mit gutem Service, sicherem Auftreten und Kommunikation<br />
auf Augenhöhe wird der Grundstein für den Verkaufserfolg<br />
gelegt. Darüber hinaus wird „handwerkliches“ Können im<br />
Verkaufsgespräch maßgeblich Anteil nehmen.<br />
www.bia-karlsruhe.de/verkaufstraining<br />
Foto: Fotolia
NR 60 <strong>2017</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL 54 55<br />
03 MOBILITÄT UND MENSCH<br />
Volle Konzentration: Martin Fleig beim Wettkampf<br />
VON TRIBOLOGEN<br />
UND MEDAILLEN<br />
Im Spitzensport geht es um Sekundenbruchteile, die über Sieg oder Niederlage entscheiden. Das falsche<br />
Wachs, der falsche Schliff und schon sind die Medaillenchancen dahin. Deshalb arbeiten Sportler und<br />
Verbände immer häufiger mit Tribologen zusammen, um bei der Reibung von Ski oder Kufen auf Schnee<br />
oder Eis nichts mehr dem Zufall zu überlassen.<br />
Der Karlsruher Prof. Dr. Matthias Scherge ist so einer: ein<br />
Tribologe. Genauer gesagt einer der weltweit führenden<br />
Experten für Reibungslehre (Tribologie). Er und sein Team<br />
Snowstorm, ein Netzwerk von Spezialisten vom Fraunhofer<br />
Institut für Werkstoffmechanik, dem Karlsruher Institut für<br />
Technologie (KIT) sowie 15 industriellen Partnern machen<br />
Skirennläufer, Biathleten und Bobsportler schneller.<br />
Schon Leonardo da Vinci hat tribologische Experimente<br />
durchgeführt. Dabei ging es um die Reibung zwischen in Bewegung<br />
befindlichen Oberflächen, und zwar sowohl zwischen<br />
Festkörpern als auch zwischen Festkörpern und Flüssigkeiten<br />
oder Gasen. Die Verminderung reibungs- und verschleißbedingter<br />
Energie- und Stoffverluste ist wichtig, etwa bei der<br />
Entwicklung von Lagern, Führungen, Getrieben und Motoren.<br />
Maschinenbauer, Physiker und Chemiker arbeiten in der<br />
Tribologie gemeinsam an der Entwicklung neuer Schmier- und<br />
Werkstoffe, Oberflächenbehandlungen und -beschichtungen.<br />
Die Einsparungen bei Energie- und Materialeinsatz bedeuten<br />
handfeste Wettbewerbsvorteile und Karlsruhe ist hierfür das<br />
Mekka im deutschsprachigen Raum.<br />
Doch zurück zum Wintersport: Im Zuge eines Projekts, bei<br />
dem Skitests gefahren werden sollen, entsteht der Kontakt zu<br />
Ralf Rombach, Bundestrainer des Paralympischen Langlauf-<br />
Teams – die Geburtsstunde von Team Snowstorm. Erste<br />
Bewährungsprobe für die Wissenschaftler um Prof. Scherge:<br />
die Langlauf- und Biathlonwettbewerbe bei den Paralympischen<br />
Winterspielen 2014.<br />
„WIR WOLLTEN ZEIGEN, WAS GEHT.“<br />
Ein Jahr zuvor im Skigebiet von Sotschi: Fieberhafte Vorbereitungen<br />
rund um das deutsche Team. Die Laufstrecke wird<br />
per GPS vermessen, Schneeproben entnommen und unter<br />
Foto: M. Scherge<br />
dem Mikroskop analysiert, Schnee- und Luftfeuchte sowie<br />
Temperatur ermittelt. Erst die Kombination mit Sonnenstrahlungsintensität,<br />
Windrichtung und Höhe der Bäume an<br />
der Strecke ergibt ein Gesamtbild der Wettkampfbedingungen.<br />
Nun muss die perfekte Abstimmung aus Ski, Wachs und Schliff<br />
ermittelt werden: Aus rund 10.000 möglichen Kombinationen<br />
wird das ideale Sportgerät für den Wettkampftag ausgewählt.<br />
Ein gewaltiger Aufwand, der sich lohnt: Mit Hilfe von Scherges<br />
Forschung gewinnt das deutsche paralympische Team insgesamt<br />
drei Gold- und eine Silbermedaille.<br />
Mit dabei in Sotschi ist Martin Fleig, einer der aufstrebenden<br />
Behindertensportler in Deutschland. Für ihn hat Team<br />
Snowstorm einen so genannten „Sitzschlitten“ entworfen,<br />
mit dem der Athlet im Langlauf und Biathlon ins Rennen<br />
geht. Dazu haben die Karlsruher Wissenschaftler Fleigs<br />
Fahrverhalten analysiert, seine Muskelaktivität gemessen<br />
und die optimale Sitzposition errechnet. Schnell wird klar,<br />
dass die Muskeln in kniender Position deutlich besser<br />
ansprechen als bei der klassischen Sitzposition mit nach vorn<br />
gestreckten Beinen. Basierend auf diesem Wissen entwickelt<br />
Team Snowstorm ein Hightech-Sportgerät, mit dem Fleigs<br />
Körper maximalen Druck auf die Piste ausüben und höchste<br />
Fahrtgeschwindigkeiten erreichen kann. Hergestellt wird der<br />
Sitzschlitten in einem 3D-Drucker.<br />
Dann erst beginnen die eigentlichen Experimente zur<br />
Ermittlung von Reibung und optimaler Skibearbeitung. Es<br />
wird gewachst, gebürstet, Wachs abgezogen, erneut gewachst,<br />
getestet. Hinzu kommt beim Wettkampf ein so genanntes<br />
„Speedfinish“, eine finale Bearbeitung des Skibelags, die beim<br />
Start und im Rennen wertvolle Sekunden gut macht. Martin<br />
Fleig kommt am Ende in Sotschi auf einen hervorragenden 9.<br />
Platz über die 12,5 km-Distanz. Bei den Weltmeisterschaften<br />
im amerikanischen Cable ein Jahr später gewinnt er schon die<br />
Bronzemedaille. Das Ziel Gold ist ausgemacht.<br />
ERFOLGSMODELL MIT AUSSENWIRKUNG<br />
Die Erfolge von Team Snowstorm haben sich inzwischen<br />
weltweit herumgesprochen und sorgen für steigendes Interesse<br />
an wissenschaftlicher Unterstützung im Profiwintersport.<br />
Immer mehr Athleten, mit und ohne Behinderung, möchten<br />
vom Know-how des Teams um Prof. Dr. Matthias Scherge<br />
profitieren. Das jedoch ist teuer. Zurzeit müssen Sportler selbst<br />
für die Zusammenarbeit mit der unabhängigen Institution<br />
aufkommen, Fördermittel gibt es nicht. Eine gewaltige<br />
Privatinvestition für die Athleten. Doch das Interesse ist<br />
mittlerweile so groß, dass etwa die Katarina Witt Stiftung<br />
Team Snowstorm finanziell unterstützt.<br />
Etliche Wintersportgrößen wie Dieter Thoma, Peter<br />
Schlickenrieder oder Marc Girardelli gehören zu den Unterstützern<br />
von Team Snowstorm und bieten den beteiligten<br />
Partnern eine attraktive PR-Plattform. Denn Ziel ist es<br />
nicht nur, Sportlern technische Unterstützung in Bezug auf<br />
Ausrüstung und Wettkampfvorbereitung zu geben, sondern<br />
auch den beteiligten Firmen interessante Kooperations- und<br />
Werbemöglichkeiten zu bieten.<br />
Auch die Hochschule Karlsruhe ist – neben anderen Hochschulpartnern<br />
und Wissenschaftlern – mittlerweile im Team<br />
Snowstorm aktiv und arbeitet mit einem Firmenpartner an<br />
der Entwicklung eines Kombigerätes zur Bestimmung von<br />
Schneestruktur, Temperaturen, Feuchten und GPS-Daten.<br />
Von der Zusammenarbeit profitieren die Partner gleichermaßen,<br />
Wissenschaftler wie Firmen und Sportler: eine<br />
„Win-win-win-Situation“.<br />
Klar, dass das Netzwerk wächst: Es hat derzeit 20 Partner,<br />
vom Ski- und Wachshersteller bis hin zum Entwickler von<br />
Ski-Schleifautomaten. Gemeinsam wird beispielsweise das<br />
Verhalten von Skiern auf Schnee bei unterschiedlichem<br />
Einsatz von Wachs- und Schleifarten untersucht. Auch für<br />
den Bobsport, wo Stahl statt Kunststoff verwendet wird und<br />
höhere Geschwindigkeiten erreicht werden, bietet das Team<br />
Snowstorm wertvolle Dienste: Für das Ingenieurbüro Gurgel<br />
+ Partner aus Leipzig, weltweit führend in der Planung von<br />
Bob- und Rodelbahnen, wird die Reibung zwischen Kufe und<br />
Eisbahn gemessen, um in einer anschließenden Simulation<br />
berechnen zu können, wie steil eine neu zu entwerfende Bahn<br />
werden darf, um die Fahrer nicht zu schnell, aber auch nicht<br />
zu langsam werden zu lassen. Denn klar ist auch: Geschwindigkeit<br />
ohne Kontrolle ist im Wettkampf wertlos.<br />
STEFAN SCHWARZ www.wvs.de<br />
Gemessen wird die Reibung eines Skibelages mit Hilfe eines<br />
Mikrotribometers. Eine winzige Siliziumkugel, die mit einer<br />
Wasserschicht umhüllt ist, wird als Modell eines Schneekorns<br />
verwendet und mit einer bestimmten Kraft auf den<br />
Wachsbelag gedrückt. Der Kraftaufwand entspricht dem<br />
Druck des Gesamtskis auf die Schneeoberfläche. Wird die<br />
Kugel mit Hilfe eines Antriebs über den Belag bewegt, misst<br />
ein mit ihr verbundener Kraftsensor den Widerstand des<br />
Wachses und damit seine Reibungseigenschaften. Außerdem<br />
hinterlässt das Korn eine Spur in der obersten Wachsschicht,<br />
die den Belag charakterisiert.<br />
www.team-snowstorm.de
www.kvv.de<br />
NR 60 <strong>2017</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL 56 57<br />
03 MOBILITÄT UND MENSCH<br />
Karlsruher Modell:<br />
Die Stadtbahn feiert 25 Jahre<br />
Erfolgsgeschichte.<br />
seit 1992 von Karlsruhe<br />
nach Bretten Gölshausen<br />
seit 2002 auf der<br />
Murgtal- und Enztalbahn<br />
seit 2010 von Wörth<br />
nach Germersheim<br />
174 Millionen Fahrgäste im Jahr<br />
IM OP<br />
MIT R2-D2<br />
Roboter sind das Symbol der Zukunft. In Literatur<br />
und Film stehen sie für eine gleichermaßen faszinierende<br />
wie beängstigende Utopie. Nämlich die,<br />
dass Maschinen dem Menschen eines Tages gleichwertig<br />
oder gar überlegen sein werden. Ob Fiktion<br />
oder nicht, Fakt ist: In immer mehr Bereichen<br />
unseres Lebens halten Roboter Einzug und bringen<br />
positiven Fortschritt. Eindrucksvolles Beispiel mit<br />
direktem Bezug zur Region ist die Medizintechnik.<br />
Würden Sie sich von einem Roboter den Blinddarm entfernen<br />
lassen? Auch nicht, wenn Sie wüssten, dass er weniger fehleranfällig<br />
arbeitet als ein Mensch? Glücklicherweise ist es<br />
unwahrscheinlich, dass sie in absehbarer Zeit vor diese Wahl<br />
gestellt werden. Dennoch kommen bereits heute robotische<br />
Assistenzsysteme im OP zum Einsatz, die Ärzte unterstützen<br />
und neue Therapiemöglichkeiten eröffnen.<br />
„KEINE HUMANOIDEN BLECHFIGUREN<br />
WIE IM SCIENCE-FICTION-FILM“<br />
Die falsche Vorstellung von Medizinrobotern, die wie Menschen<br />
aus Metall aussehen, relativiert Prof. Dr. Uwe Spetzger,<br />
Direktor der Klinik für Neurochirurgie am Städtischen Klinikum<br />
Karlsruhe, oft und gerne. Roboter könnten Chirurgen sinnvoll<br />
unterstützen, sie aber keinesfalls ersetzen, denn den Maschinen<br />
fehle die Fähigkeit, intuitiv und auf Basis langjähriger Erfahrung<br />
zu handeln, so Spetzger. Er ist führender Experte auf dem<br />
Gebiet der Gehirn- und Wirbelsäulenchirurgie sowie der<br />
medizinischen Robotik und forscht und lehrt neben seinem<br />
Klinikberuf am Institut für Anthropomatik und Robotik des<br />
Karlsruher Instituts für Technologie (KIT). Gemeinsam mit<br />
Dr.-Ing. Stefanie Speidel entwickelt Spetzger dort eine Sonderform<br />
digitaler <strong>Mobilität</strong>. Navigationssysteme, die dem Chirurg<br />
bei minimalinvasiven Eingriffen anhand eines 3D-Modells den<br />
zu operierenden Bereich veranschaulichen. In der Neurochirurgie<br />
des Städtischen Klinikums wird diese Technik bereits erfolgreich<br />
angewendet. Sie verbessert die Orientierung des Operateurs<br />
und befähigt ihn, den Eingriff „so klein und gezielt wie möglich“<br />
durchzuführen, betont Spetzger. Das verhindere beispielsweise,<br />
dass angrenzende Hirnregionen und Nervenbahnen zu Schaden<br />
kommen.<br />
EINE MEDIZINISCHE REVOLUTION?<br />
Bahnbrechend ist der Einsatz der Robotertechnik auch im Bereich<br />
der Radiochirurgie (Cyberknife), einer speziellen Form der<br />
Strahlentherapie. Hier wird der Roboter genutzt, um Tumore<br />
zu lokalisieren und sie mit Hilfe einer intensiven Strahlenmenge<br />
gezielt zu zerstören. Auch das kann Robotik heute.<br />
Für die kommenden Jahrzehnte prophezeit Spetzger eine<br />
Perfektionierung der Zusammenarbeit von Mensch und<br />
Maschine in der Medizin und die Erschließung neuer<br />
Anwendungsbereiche. „Es wird dahin gehen, dass man kleine<br />
Roboter in die Blutbahn oder den Magen-Darm-Trakt injiziert,<br />
die dort selbstständig Untersuchungen durchführen, Krebszellen<br />
erkennen und bekämpfen und Tumore klein halten,<br />
so etwas ist in Zukunft vorstellbar“. Dagegen dürften selbst<br />
harsche Kritiker der fortschreitenden Digitalisierung nichts<br />
einzuwenden haben. Denn ganz gleich ob Mensch oder<br />
Roboter, am Ende zählt für den Patienten: Wer heilt, hat Recht.<br />
PETER TREVISAN www.wvs.de<br />
Foto: Christian Ernst<br />
Prof. Dr. Uwe Spetzger im OP.<br />
KVV. Bewegt alle.
NR 60 <strong>2017</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL 58 59<br />
03 MOBILITÄT UND MENSCH<br />
DER AUFSCHWUNG SETZT<br />
SICH FORT<br />
Bruchsal hat in Sachen <strong>Mobilität</strong> einiges zu bieten. Auf den Spuren von Bertha Benz geht es in Richtung<br />
Zukunft und autonomes Fahren. Interview mit Cornelia Petzold-Schick, Oberbürgermeisterin Bruchsal.<br />
WIE GROSS WAR DIE FREUDE<br />
ÜBER DEN ZUSCHLAG DES<br />
TESTFELDES FÜR AUTONOMES<br />
FAHREN?<br />
Die Freude war riesig, weil damit der<br />
Grundstein dafür gelegt wurde, dass in<br />
der Region Arbeitsplätze gesichert und<br />
neue geschaffen werden können. Man<br />
muss sich das mal vorstellen: Die Region<br />
Nordbaden, zwischen Karlsruhe, Heilbronn<br />
und Bruchsal setzt sich mit ihrem<br />
Antrag gegen die großen schwäbischen<br />
Automobilmetropolen durch. Das ist schon<br />
einzigartig. An dieser Stelle zolle ich<br />
ausdrücklich dem Verkehrsministerium<br />
Respekt, dass es sich ausschließlich durch<br />
fachliche Auswahlkriterien hat leiten<br />
lassen. Mein Dank gilt außerdem der Stadt<br />
Karlsruhe und dem Forschungszentrum<br />
Informatik, die hier hervorragende<br />
Arbeit geleistet haben und die Bruchsal<br />
als Juniorpartner die Möglichkeit bieten<br />
unsere Stärken einzubringen.<br />
JETZT IST BRUCHSAL ABER NICHT<br />
NUR TEIL EINES GROSSEN<br />
GANZEN, SONDERN HAT AUCH<br />
EIGENE PROJEKTE INS LEBEN<br />
GERUFEN. HIGHLIGHT IST MIT<br />
SICHERHEIT DER SOGENANNTE<br />
EFEUCAMPUS. WAS STECKT<br />
DAHINTER?<br />
Wir wollen auf dem Areal der ehemaligen<br />
Dragonerkaserne ein Innovationszentrum<br />
für „umweltfreundliche experimentelle<br />
urbane Güterlogistik“ einrichten. Die<br />
Regionale Wirtschaftsförderung Bruchsal<br />
(WFG) und die Stadt Bruchsal haben<br />
verschiedene Industrie-, Forschungsund<br />
Dienstleistungsinstitutionen hinter<br />
einem Projekt vereint. Auch bei diesem<br />
Zukunftsprojekt hat es sich ausgezahlt,<br />
dass wir eng mit Karlsruhe und der<br />
Technologieregion kooperieren. Für<br />
die Umsetzung dürfen wir nun auf<br />
Fördermittel aus Brüssel und Stuttgart<br />
hoffen.<br />
CORNELIA PETZOLD-SCHICK, Oberbürgermeisterin der Stadt Bruchsal<br />
AN WELCHEN SZENARIEN DER<br />
ZUKUNFT WIRD IM EFEUCAMPUS<br />
KÜNFTIG GEFORSCHT, WAS WIRD<br />
GETESTET?<br />
Ziel dieses Projektes ist es, bei der<br />
Ver- und Entsorgung von Haushalten<br />
völlig neue Wege zu gehen. Wichtige<br />
Schlagworte sind: weniger Verkehr im<br />
Stadtquartier und mehr Flexibilität für<br />
die Bürger. Konkret ist ein Warenverteilpunkt<br />
am Eingang des Campus geplant.<br />
Dorthin liefern Paketdienste und andere<br />
die Güter des täglichen Bedarfs.<br />
Von dort aus geht es mit autonom<br />
betriebenen Robotern an die einzelnen<br />
Häuser. Diese neuartigen Fahrzeuge<br />
fahren geräuscharm und klimaneutral<br />
und könnten somit in Zukunft einen<br />
wesentlichen Beitrag zur Steigerung<br />
der Lebensqualität leisten.<br />
IM BEREICH E-MOBILITÄT,<br />
AUCH HIER IST DIE REGION<br />
BRUCHSAL MIT ZEOZWEIFREI<br />
UNTERWEGS GANZ VORNE MIT<br />
DABEI. WARUM WURDE DIESES<br />
PROJEKT INS LEBEN GERUFEN?<br />
Zeozweifrei unterwegs ist das größte<br />
E-Carsharingsystem in Baden-<br />
Württemberg außerhalb von Stuttgart.<br />
Rund 40 Elektroautos stehen an ebenso<br />
vielen Stationen in Bruchsal und den 12<br />
umliegenden Städten und Gemeinden<br />
für Bürger und Unternehmen zur Verfügung.<br />
Die Region und insbesondere<br />
auch wir in Bruchsal machen uns<br />
Gedanken, wie wir die <strong>Mobilität</strong> der<br />
Foto: Dominik Schmid<br />
Zukunft sinnvoll gestalten können.<br />
Moderne Elektrofahrzeuge leisten<br />
einen wichtigen Beitrag, die Lärmund<br />
insbesondere die Abgasemissionen<br />
deutlich zu reduzieren. Carsharing ist<br />
dem Gedanken verpflichtet, dass ein<br />
Auto vielen Nutzern zur Verfügung<br />
steht und dabei eine verantwortungsvolle<br />
<strong>Mobilität</strong> gefördert wird. Beide<br />
Ansätze haben wir im E-Carsharingprojekt<br />
integriert. Die Regionale<br />
Wirtschaftsförderung Bruchsal hat die<br />
Projektkoordination übernommen. Als<br />
deren Aufsichtsratsvorsitzende war es<br />
meine Idee, die Energie- und Wasserversorgung<br />
Bruchsal (ewb) für den<br />
dringend benötigten Ausbau der Ladeinfrastruktur<br />
einzubinden. Die Zukunft<br />
der <strong>Mobilität</strong> ist elektrisch. Wir sind in<br />
der Region Bruchsal ganz vorne dabei.<br />
Darauf können wir wirklich stolz sein.<br />
BRUCHSAL IST IN BEWEGUNG<br />
UND DAS NICHT NUR IN SACHEN<br />
E-MOBILITÄT UND AUTONOMES<br />
FAHREN – BRUCHSAL WÄCHST<br />
SOZUSAGEN ÜBER SICH HINAUS.<br />
STEIGENDE EINWOHNERZAHLEN<br />
UND ZAHLREICHE NEUE ARBEITS-<br />
PLÄTZE SPRECHEN FÜR SICH.<br />
WORAUF IST DAS ZURÜCKZU-<br />
FÜHREN?<br />
Ganz wichtig ist Bruchsals geografisch<br />
günstige Lage zwischen den Metropolen<br />
Karlsruhe, Mannheim und Stuttgart.<br />
Wir sind das Zentrum einer Wachstumsregion<br />
und werden auch in Zukunft<br />
weiter wachsen, weil die Unternehmen<br />
investieren und weitere Arbeitsplätze<br />
entstehen. Bruchsal wächst aber auch,<br />
weil wir in den vergangenen Jahren vieles<br />
richtig gemacht haben: Wir sind eine<br />
attraktive Schulstadt und in Bruchsal<br />
gibt es ein bedarfsgerechtes Betreuungsangebot,<br />
das eine gute Vereinbarkeit<br />
von Familie und Beruf ermöglicht.<br />
Bruchsal ist auch aufgrund seines<br />
hervorragenden kulturellen Angebots<br />
für alle Altersgruppen interessant. Und<br />
nicht zuletzt finden die Menschen<br />
in Bruchsal, was es im Umland immer<br />
weniger gibt – eine sehr gute medizinische<br />
Versorgung und natürlich auch<br />
die gesamte Infrastruktur, die man sich<br />
im Alter wünscht, um möglichst lange<br />
selbständig bleiben zu können.<br />
WELCHE ROLLE SPIELT BEI<br />
DIESEM WACHSTUM DIE<br />
TECHNOLOGIEREGION UND<br />
DEREN NEUE BZW. PROFESSIO-<br />
NELLERE AUSRICHTUNG?<br />
Die TRK ist unser Gesicht in Europa –<br />
eine Plattform die dafür sorgt, dass<br />
Bruchsal und insbesondere auch unsere<br />
Unternehmen im europäischen Kontext<br />
wahrgenommen werden. Eine weitere<br />
Professionalisierung begrüße ich ausdrücklich,<br />
weil wir uns natürlich auch<br />
gegenüber anderen Regionen behaupten<br />
müssen und weil ich einen gewissen<br />
Nachholbedarf gegenüber unseren<br />
kommunalen und regionalen Bemühungen<br />
erkenne. Wir haben die Regionale Wirtschaftsförderung<br />
Bruchsal vor einigen<br />
Jahren personell und konzeptionell neu<br />
aufgestellt und spüren bereits die Erfolge.<br />
Wir haben mit der Schaffung der Stelle<br />
einer Kommunalen Wirtschaftsfördererin<br />
auch die Voraussetzungen geschaffen,<br />
dass unsere Unternehmen einen zentralen<br />
Ansprechpartner haben, der sich<br />
ausschließlich um ihre Belange kümmert.<br />
Nun zurück zur TRK und zur Neuausrichtung:<br />
Besonders freut es mich, dass<br />
auch meine Vorschläge als Vorstand<br />
der TRK in diesem Prozess Berücksichtigung<br />
gefunden haben. Mit der<br />
Neuausrichtung schließen wir nun<br />
einen Prozess ab, mit dem wir für die<br />
TechnologieRegion und damit auch für<br />
Bruchsal die Voraussetzungen für ein<br />
weiteres qualitatives und quantitatives<br />
Wachstum schaffen. Meine Botschaft<br />
ist deshalb: Der Aufschwung setzt sich<br />
fort.<br />
STADT BRUCHSAL www.bruchsal.de
NR 60 <strong>2017</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL 60 61<br />
START ME UP!<br />
START ME UP!<br />
!<br />
MAMA, BALT KANN ICH<br />
RÄCHTSCHREIBUNG!<br />
Die Karlsruher Gründerszene boomt. Erfolgreiche<br />
Start-ups bestimmen die <strong>Mobilität</strong> von morgen mit<br />
und prägen mit ihren Ideen den Wirtschafts- und<br />
Technologiestandort. Grün hinter den Ohren ist<br />
dabei allenfalls die CO2-Bilanz des Firmenfahrrads.<br />
Höchste Zeit ein paar junge, aber ganz und gar<br />
nicht schüchterne Unternehmen kennenzulernen.<br />
CO2<br />
CH4<br />
H2<br />
ERNEUERBARER ENERGYDRINK<br />
„Durch die Umwandlung von regenerativ<br />
erzeugtem Strom und klimaschädlichem<br />
Kohlendioxid aus der Atmosphäre in<br />
flüssige, vielseitig nutzbare Kraftstoffe<br />
und chemische Grundstoffe will INERATEC<br />
die Energiewende mitgestalten“, fasst<br />
Dr.-Ing. Tim Böltken, Mitglied des<br />
vierköpfigen Gründerteams, die Kerntechnologie<br />
des Karlsruher Start-up-<br />
Unternehmens zusammen. Mithilfe<br />
eines mikrostrukturierten chemischen<br />
Reaktors, der am Institut für Mikroverfahrenstechnik<br />
(IMVT) des KIT<br />
entwickelt wurde, können methanhaltige<br />
Gase, die aus fossilen oder erneuerbaren<br />
Quellen stammen und zum Beispiel<br />
als Abfall bei der Erdölförderung oder<br />
der Biogasproduktion entstehen,<br />
in containergestützten, modularen<br />
Produktionseinheiten in flüssigen<br />
synthetischen Kraftstoff von höchster<br />
Qualität – Benzin, Diesel und Kerosin<br />
– verwandelt werden. INERATEC hat<br />
diese Technologie zu einer marktfähigen<br />
chemischen Kompaktanlage ausgebaut.<br />
Sie kann u.a. regenerativen Wasserstoff<br />
und treibhausgasaktives Kohlendioxid in<br />
Kraftstoffe umwandeln. Die schlüsselfertigen<br />
Anlagen der INERATEC sind<br />
mobil und passen in einen herkömmlichen<br />
Schiffscontainer. Die Kompaktanlage<br />
eignet sich nicht nur für den Einsatz in<br />
großen Chemieunternehmen und der<br />
erdölverarbeitenden Industrie, sondern<br />
auch überall dort, wo methanhaltige<br />
Gase dezentral auftreten, z.B. in Kläranlagen<br />
oder bei Biogaserzeugern, so<br />
Böltken.<br />
INERATEC ist nicht nur fachlich<br />
kompetent aufgestellt, sondern möchte<br />
auch im Bereich der Unternehmensführung<br />
innovative Wege gehen. Deshalb<br />
beschäftigt man mit Dr.-Ing. Reinhard<br />
Bott einen Senior Advisor & Coach, der<br />
INERATEC als erfolgreicher Unternehmer<br />
und Gründerexperte bei der<br />
Unternehmensentwicklung eng begleitet.<br />
Darüber hinaus unterstützt auch das<br />
KIT sein Spin-off als Mitgesellschafter.<br />
„Bei uns ist Technologietransfer mehr<br />
als bloße Fördermittelberatung“, betont<br />
Dr. Jens Fahrenberg, Leiter des Innovationsmanagements<br />
am KIT. Das KIT<br />
sieht seine Kernaufgaben nicht nur in<br />
der Forschung und Lehre, sondern auch<br />
in einer Förderung, die nicht an den<br />
Institutionsgrenzen endet.<br />
www.ineratec.com<br />
KARLSRUHE — HAMBURG FÜR 1€<br />
Das taufrische Karlsruher Unternehmen Reveox hat sich<br />
auf die Vermittlung von Überführungsfahrten spezialisiert.<br />
Fahrzeuge von Partnerunternehmen, die überführt werden<br />
müssen, können auf ausgewählten Strecken für 24 Stunden<br />
und maximal 1€ Nutzungsgebühr gemietet werden. Auf diese<br />
Weise kommen Reveox-Kunden fast umsonst ans Ziel, während<br />
die Partnerunternehmen bei ihren Flottenbewegungen<br />
die Kosten für einen extra Fahrer sparen. Eine klassische<br />
Win-win-Situation also. Seit Anfang des Jahres ist das Portal<br />
nun online und bietet derzeit zwischen 30 und 200 Fahrten<br />
täglich an. Tendenz steigend.<br />
www.reveox.com<br />
Eine der wichtigsten Aufgaben für<br />
Kinder im Grundschulalter ist das<br />
Erlernen des flüssigen Lesens und<br />
korrekten Schreibens. Leider scheitern<br />
mehr als 5% der Grundschulkinder an<br />
dieser Aufgabe und werden im Laufe<br />
ihrer Grundschulzeit als leserechtschreibschwach<br />
eingestuft. Weitere 15<br />
bis 20% gelten als „Risikokinder“, die<br />
ohne intensives Üben Schriftsprachkompetenzen<br />
nicht in angemessenem<br />
Umfang erwerben. Die mobile Lern-<br />
App Phontasia, mitentwickelt von der<br />
Ettlinger Logopädin Nadine Pflaumer,<br />
möchte dem entgegenwirken. Das<br />
multisensorische Lernspiel trainiert<br />
phonemische Bewusstheit, Wortschatz<br />
und Orthografie, wobei der Spaß<br />
am Lernen im Vordergrund steht. Es<br />
bildet die Wechselwirkungen auf der<br />
Buchstaben- und Lautebene grafisch,<br />
farblich und auditiv ab. Wörter werden<br />
gelesen, betrachtet, gesprochen, gehört<br />
und Buchstaben bzw. Laute bewegt.<br />
Dadurch werden unterschiedliche<br />
Gehirnareale beim Lernen aktiviert, es<br />
entsteht eine größere Vernetzung der<br />
Gehirnnerven und Lerninhalte können<br />
intensiver gespeichert und leichter<br />
wieder abgerufen werden.<br />
Phontasia basiert auf modernster<br />
pädagogischer und psychologischer<br />
Forschung und kombiniert Erfahrungen<br />
aus Praxis, Wissenschaft und Industrie.<br />
Erfolgreich eingesetzt wird die Lern-<br />
App auch im Schulunterricht.<br />
www.phontasia.de<br />
ILLUSTRATION VON PAULINE GERBERSHAGEN, LISA WALTER www.wvs.de
NR 60 <strong>2017</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL 62 63<br />
04 AUS UND UM KARLSRUHE HERUM<br />
EINE WELT IM UMBRUCH<br />
Graf Hardenberg gehört zu den erfolgreichsten Automobilhandelsgruppen in Deutschland. An zwölf<br />
Standorten in Baden-Württemberg beschäftigt sie mehr als 1.200 Menschen. Thomas Lämmerhirt,<br />
Vorstandsvorsitzender der Graf Hardenberg-Gruppe und Christian Welling, Geschäftsführer<br />
der Graf Hardenberg Betriebe in Karlsruhe, Bruchsal, Bretten und Eggenstein haben mit dem<br />
<strong>Wirtschaftsspiegel</strong> über die Entwicklung der Unternehmensgruppe, über Schadstoffe, E-<strong>Mobilität</strong><br />
und Fuhrparkmanagement gesprochen.<br />
An mehreren Standorten rund um<br />
Karlsruhe und im rheinland-pfälzischen<br />
Landau werden Autohäuser der<br />
Hardenberg-Gruppe um- oder neu<br />
gebaut. Im Mittelpunkt steht stets der<br />
Dienst am Kunden; man kommt ihm im<br />
wahrsten Sinne des Wortes entgegen:<br />
Im 1. Quartal 2018 wird in Landau<br />
ein neues Porsche Zentrum eröffnet.<br />
„Dann brauchen unsere Kunden nicht<br />
mehr über die Rheinbrücke zu fahren“,<br />
sagt Thomas Lämmerhirt.<br />
In der Gerwigstraße in Karlsruhe<br />
entsteht unterdessen ein neues Audi<br />
Terminal. Die Planung hatte vor zwei<br />
Jahren begonnen. 40 Fahrzeuge sollten<br />
in dem neuen Showroom gezeigt werden.<br />
„Jetzt planen wir um“, sagt Christian<br />
Wellig, „und zeigen nur noch 20 Fahrzeuge.<br />
Ausstattungsvarianten, wie<br />
Felgentyp oder Sitzfarbe erleben die<br />
Kunden mit der Computer-Brille.“<br />
Mit dieser Brille sieht man das Auto<br />
so, wie man es sich wünscht – Sitzfarbe<br />
und Felgentyp inklusive.<br />
WAS TREIBT AUTOS MORGEN AN?<br />
Was wünschen sich Kunden noch –<br />
speziell heute, wo Diesel-Fahrzeuge aus<br />
immer mehr Innenstädten verbannt<br />
werden? Thomas Lämmerhirt rät zur<br />
differenzierten Betrachtung und<br />
verweist auf einen Artikel von Holger<br />
Appel aus „Wirtschaft“ vom 3. März<br />
<strong>2017</strong>. Dort heißt es: „Wer wirklich<br />
etwas bewegen will, muss ältere Diesel,<br />
die täglich weite Strecken in der Stadt<br />
zurücklegen, aus dem Verkehr ziehen.<br />
Also Taxen, Busse, den Lieferwagen.“<br />
Moderne Dieselmotoren, die die Abgasnorm<br />
Euro 6B erfüllen, sind in allen<br />
Bereichen – also bei Feinstaub, Stickoxiden<br />
und CO2-Emission – sauberer<br />
als Benzinmotoren. Vor allem aber sind<br />
Dieselmotoren um rund 20 Prozent<br />
Grafik: Hardenberg Gruppe/ Standorte<br />
effizienter als Benziner. Wer unbeeinflusst von der aktuellen<br />
Stimmungsmache die Tatsachen überprüfe und sorgfältig<br />
nachrechne, komme aus ökologischer und ökonomischer Sicht<br />
nicht am Dieselmotor vorbei. Autohändler stellen jedoch fest,<br />
dass Privatkunden mehr und mehr Fahrzeuge mit Benzinmotor<br />
kaufen – zu groß ist die Angst, aus Innenstädten ‚ausgesperrt‘<br />
zu werden oder den Wagen nur mit großem Verlust weiterverkaufen<br />
zu können.<br />
Könnte das Problem des Schadstoffausstoßes auf einer ganz<br />
anderen Ebene gelöst werden – durch Elektrofahrzeuge? Bei<br />
Hardenberg erwartet man auf der IAA 2019 ein „Feuerwerk<br />
an erschwinglichen, alltagstauglichen Fahrzeugen mit Elektroantrieb“.<br />
Im Moment schrecken neben dem Preis – ein Auto<br />
mit Elektro- oder Hybridantrieb ist rund 10.000 Euro teurer<br />
als ein konventionelles – vor allem die fehlende Infrastruktur<br />
und die geringe Reichweite ab. „Nur 1,6 Prozent der verkauften<br />
Fahrzeuge sind Hybrid- oder Elektroautos; und bis es hier<br />
einen Gebrauchtwagenmarkt gibt, dauert es noch ein paar<br />
Jahre“, resümiert Christian Welling. Man müsse Fahrzeugherstellern,<br />
Infrastrukturanbietern und Verbrauchern Zeit lassen,<br />
den Markt aufzubauen. Immerhin hat die Netze GmbH, eine<br />
Tochter der EnBW, im vergangenen Jahr 50 Wagen vom Typ<br />
VW e-Golf gekauft, um Baustellen zu koordinieren und zu<br />
überwachen – ein wichtiges Zeichen.<br />
SPANNENDE DIENSTLEISTUNGEN FÜR DEN<br />
FUHRPARK<br />
Auch wenn der Erwerb von Elektroautos für Fuhrparkbetreiber<br />
derzeit noch die Ausnahme ist, ändern sich auch die<br />
Anforderungen an den Betrieb einer unternehmenseigenen<br />
Fahrzeugflotte. „Früher konnte eine Mitarbeiterin einen<br />
Fuhrpark mit 300 Autos problemlos managen: Kaufen oder<br />
Leasen, Reparatur und Wartung, Verkauf – das waren die<br />
Themen“, erklärt Christian Welling. Heute ist Fuhrparkmanagement<br />
mehr: Da geht es um Unfallverhütungsvorschriften,<br />
Dienstwagennutzerunterweisungen, Führerscheinkontrolle.<br />
Die Chance, etwas zu übersehen oder falsch zu machen, sei<br />
so groß, dass man‚ ständig mit einem Bein im Gefängnis stehe‘.<br />
Viele Kunden suchten nach Möglichkeiten, das Fuhrparkmanagement<br />
auszulagern – und bei Hardenberg erkannte<br />
man die Chance: Das eigene Know-how über Kauf, Leasing,<br />
Verkauf, über Wartung und Reparatur wurde durch eingekauftes<br />
Wissen ergänzt, und am 1. Juli 2016 nahm die Graf<br />
Hardenberg Fuhrparkmanagement GmbH mit Sitz in Karlsruhe<br />
ihre Arbeit auf. Der Erfolg gibt den Gründern Recht. „Wir<br />
können unseren Kunden Leistungen anbieten, die sie wirklich<br />
brauchen“, sagt Christian Welling. „Und als Mitglied des<br />
Netzwerks der Fleetcar + Service Community haben wir<br />
Foto: Dominik Schmid<br />
Links: Thomas Lämmerhirt, Vorsitzender der Graf Hardenberg-Gruppe<br />
rechts: Christian Welling, Geschäftsführer der Graf Hardenberg Betriebe<br />
in Karlsruhe, Bruchsal, Bretten und Eggenstein<br />
Ansprechpartner in ganz Deutschland vor Ort. Das macht<br />
Spaß.“ Thomas Lämmerhirt und Christian Welling schauen<br />
optimistisch in die Zukunft: „Unsere Welt ist gerade im<br />
Umbruch. Die Bedienung der Autos verändert sich enorm.<br />
In unseren Werkstätten brauchen wir mehr Elektroniker<br />
und in Zukunft vielleicht auch Instruktoren, die den Kunden<br />
Schritt für Schritt zeigen, wie man die neuen Autos bedient.“<br />
ROSWITHA MENKE www.wvs.de<br />
Graf Hardenberg ist eine der erfolgreichsten Automobilhandelsgruppen<br />
in Deutschland und vertritt die Marken<br />
Volkswagen, Volkswagen Nutzfahrzeuge, Audi, ŠKODA,<br />
SEAT, Porsche und Ford. Die Unternehmensgeschichte<br />
begann Ende der 40er Jahre mit der Gründung des<br />
Autohauses „Donau“ durch Günther Graf von Hardenberg.<br />
Nach dessen Tod wurde das Unternehmen in eine Stiftung<br />
überführt.<br />
Seit Ende der 90er Jahre ist die Hardenberg Gruppe –<br />
auch durch strategische Fusionen – stark gewachsen.<br />
Es gibt heute zwölf Standorte in Baden-Württemberg;<br />
ein neuer Standort in Rheinland-Pfalz wird 2018 eröffnet.<br />
Im Jahr 2016 hat die Gruppe 26.000 Neu- und<br />
Gebrauchtwagen verkauft.
NR 60 <strong>2017</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL 64 65<br />
04 AUS UND UM KARLSRUHE HERUM<br />
ZEITREISE WISSENSCHAFT<br />
SPARKASSE<br />
KARLSRUHE<br />
MEHRFACH<br />
AUSGE-<br />
ZEICHNET.<br />
Erstklassige Beratung attestiert!<br />
Für Qualität und Kompetenz in der Beratung gibt<br />
es eine Top-Adresse: Die Sparkasse Karlsruhe. Zu<br />
diesem Ergebnis kamen unabhängige Experten des<br />
Deutschen Instituts für Bankentests. Diese Einrichtung<br />
kümmert sich im Auftrag der renommierten<br />
Tageszeitung DIE WELT um objektive, neutrale und<br />
kompetente Ergebnisse.<br />
vielen Jahren, in denen wir die Ranglisten im City-Contest<br />
angeführt haben, für eine neue Form der Bewertung unserer<br />
Arbeit entschieden. Unser Ziel sind künftig Begutachtungen<br />
zur Zertifizierung“, so Sparkassendirektor Michael Huber.<br />
„Wir gehen davon aus, dass die Bewertung komplexer<br />
Finanzdienstleistungen durch unabhängige Institute unsere<br />
Beratungsqualität noch weitaus deutlicher bestätigen“,<br />
ergänzt Sparkassendirektor Lutz Boden.<br />
Deshalb wurde das Institut für Vermögensaufbau AG (IVA)<br />
mit der Zertifizierung der Bereiche Private Banking und<br />
Baufinanzierung beauftragt. Am Ende regnete es Sterne.<br />
Mit 5 von 5 Sternen wurde der Bereich Private Banking für<br />
das überdurchschnittlich gute Ergebnis von 1,48 belohnt. Für<br />
dieses Abschneiden gab es ein Siegel, das die „Ausgezeichnete<br />
Qualität nach dem IVA-Qualitätsindex im Private Banking“<br />
bestätigt.<br />
Die Begutachtung im Bereich Baufinanzierung ergab eine<br />
Gesamtnote von 1,63 und ebenfalls 5 von 5 Sternen. Für<br />
dieses hervorragende Ergebnis wurde der Sparkasse „Ausgezeichnete<br />
Qualität nach dem IVA-Qualitätsindex in der<br />
Baufinanzierung“ bescheinigt.<br />
24. JUNI BIS<br />
02. JULI <strong>2017</strong><br />
Rund um das Karlsruher Schloss<br />
und in der ganzen Stadt<br />
SPONSOREN:<br />
www.effekte-karlsruhe.de<br />
Die Tester bewerteten 1.500 Bankfilialen im gesamten<br />
Bundesgebiet. Darunter auch die Sparkasse Karlsruhe. Ihr<br />
bescheinigten die Experten eine überragende Kompetenz.<br />
Für die Privatkundenberatung gab es die Gesamtnote 1,15<br />
und für die Firmenkundenberatung die Gesamtnote 1,08. Mit<br />
dieser Bewertung erreichte die Sparkasse Karlsruhe regional,<br />
landesweit und bundesweit jeweils erste Plätze in den Kategorien<br />
Privat- und Firmenkundenberatung.<br />
Die Ranglisten sollen Privatpersonen und Unternehmern eine<br />
Orientierungshilfe bei der Wahl ihrer Bankverbindung geben,<br />
so DIE WELT. Für die Tests sind geschulte Profis der Bankenbranche<br />
unterwegs, die seit über 20 Jahren die Entwicklungen<br />
in der Beratung beobachten und gestalten. Firmen- und<br />
Gewerbekundenberater werden zum Beispiel von echten<br />
Unternehmern getestet.<br />
VERANSTALTER:<br />
Eigentlich verfolgte die Sparkasse Karlsruhe seit dem vergangenen<br />
Jahr eine neue Strategie. „Wir hatten uns nach
Foto: Landratsamt Karlsruhe<br />
67<br />
04 AUS UND UM KARLSRUHE HERUM<br />
Die brasilianische Delegation mit ihren deutschen Gastgebern vor einer der neuen SM!GHT-Leuchten in Eggenstein-Leopoldshafen.<br />
INNOVATIVE STRASSEN-<br />
LEUCHTEN SPENDEN WEITAUS<br />
MEHR ALS NUR LICHT<br />
<strong>Mobilität</strong> sichern. Im Landkreis Karlsruhe stehen seit kurzem vier innovative Straßenlaternen. Sie<br />
beleuchten nicht nur das Gelände einer Wohnanlage für Flüchtlinge in Eggenstein-Leopoldshafen<br />
und einen Radweg zum Karlsruher Institut für Technologie (KIT), sondern können weitaus mehr.<br />
Seit November 2016 genießen Benutzer des Geh- und Radweges<br />
entlang der Landesstraße L559 zwischen Eggenstein-<br />
Leopoldshafen und dem Campus des Karlsruher Instituts<br />
für Technologie (KIT) einen besonderen Komfort. Drei neue<br />
LED-Straßenleuchten spenden bei Dunkelheit sanftes Licht<br />
und machen damit das Gehen und Radfahren in der Dunkelheit<br />
sicherer. Die im modernen Design gestalteten Leuchten<br />
sind darüber hinaus mit einer Vielzahl weiterer Funktionen<br />
ausgestattet, unter anderem mit WLAN-Routern. Fußgänger<br />
und Radfahrer können sich bei einem Stopp schnell ins<br />
Internet einloggen, um zum Beispiel Straßenkarten oder<br />
Radrouten aufs Smartphone zu laden. Jede Leuchte verfügt<br />
daneben über einen Notrufknopf, über den man direkt mit<br />
der Notrufzentrale des Deutschen Roten Kreuzes verbunden<br />
wird, ein Blinklicht an der Spitze des Leuchtenmastes macht<br />
im Falle eines Falles von Weitem auf den Ort des Notrufs<br />
aufmerksam. Außerdem verfügen die Masten über Messtechnik,<br />
mit der sich Umweltdaten wie Luftqualität, Kohlendioxid-<br />
Gehalt oder Temperatur erfassen lassen.<br />
Die multifunktionalen Straßenleuchten tragen den Namen<br />
SM!GHT, der sich aus den Begriffen „Smart“, „City“ und<br />
„Light“ zusammensetzt. Entwickelt wurden sie am Karlsruher<br />
Innovationscampus, dem Start-up des Energiekonzerns EnBW.<br />
Die Fertigung erfolgte im nahegelegenen Graben-Neudorf<br />
und die erstmalige Aufstellung in Kooperation mit dem<br />
Landkreis Karlsruhe. Der Standort bei den neu errichteten<br />
Wohneinheiten bot sich an, weil die Räume nicht nur Flüchtlinge,<br />
sondern auch Studierende des KIT im Rahmen eines<br />
gemeinsamen Wohnprojekts nutzen könnten.<br />
„Hightech-Unternehmen sind bei uns ein bedeutender<br />
Wirtschaftsfaktor und viele von ihnen leisten einen wichtigen<br />
Beitrag zum Klimaschutz und zur Energieeffizienz“, begründet<br />
Landrat Dr. Christoph Schnaudigel, warum die Wahl auf das<br />
neuartige Produkt gefallen ist. Überzeugend sei die multifunktionale<br />
Ausstattung der Leuchten, die insbesondere einen<br />
leistungsfähigen Zugang zum Internet ermöglichen, auch an<br />
Orten, bei denen das bislang nicht möglich war. Dies sei ein<br />
wichtiger Beitrag zu einer noch besseren <strong>Mobilität</strong>.<br />
Gemeinsam mit der Gemeinde Eggenstein-Leopoldshafen hat<br />
die Kreisverwaltung die multifunktionalen SM!GHT-Leuchten<br />
nach den spezifischen Bedürfnissen vor Ort konfiguriert, was<br />
sich aufgrund des Baukastenprinzips einfach gestaltet. Die auf<br />
dem Gelände der Wohnunterkunft positionierte Leuchte ist<br />
am umfangreichsten ausgestattet: Neben dem eingebauten<br />
WLAN-Router, mittels dem sich die 100 Bewohner der<br />
Unterkunft schon heute kostenlos ins Internet einloggen<br />
können, wurde diese Leuchte zusätzlich mit Ladetechnik für<br />
Elektrofahrzeuge ausgerüstet. Dahinter stand die Überlegung,<br />
dass derjenige, der am renommierten KIT studiert, technischen<br />
Dingen zugewandt ist und die Vorzüge des elektrischen Fahrens<br />
im öffentlichen Bewusstsein voranbringen kann. An zwei<br />
Steckdosen lassen sich sowohl E-Autos als auch Pedelecs<br />
aufladen. Das Laden soll kostenlos sein, eine automatische<br />
Abrechnung wäre aber genauso möglich, da sich alle Daten<br />
per Funk an einen Zentralrechner übertragen lassen.<br />
Die SM!GHT-Technologie spielt aber nicht nur im Hinblick<br />
auf Energieeffizienz und emmissionsarme <strong>Mobilität</strong> vor Ort<br />
eine Rolle, sondern auch auf internationaler Ebene innerhalb<br />
des bundesweiten Klimaschutzprogramms „50 Kommunale<br />
Klimapartnerschaften“. In dessen Rahmen engagieren sich der<br />
Landkreis Karlsruhe und die Stadt Brusque im brasilianischen<br />
Bundesstaat Santa Catharina gemeinsam für die Schonung der<br />
Ressourcen und den Schutz der Umwelt. Als eines von mehreren<br />
Projekten ist SM!GHT am Start; geplant ist, die Straßenbeleuchtung<br />
der befreundeten Stadt mit der intelligenten<br />
Technologie und sparsamen LED-Modulen auszustatten.<br />
Dabei kommt der Messtechnik eine besondere Bedeutung<br />
zu: Mit ihr lässt sich zum Beispiel feststellen, wie hoch die<br />
Belastung mit Feinstaub, Stickoxiden oder Ozon ist. Ein im<br />
Mast eingebauter Sensor kann außerdem registrieren, wie oft<br />
Fahrzeuge und Fußgänger die Stelle passieren. Diese Daten<br />
geben wertvolle Hinweise für die Stadtplanung. Welche<br />
Schlüsse man daraus ziehen kann – das wollen Wissenschaftler<br />
der Hochschule Karlsruhe und der brasilianischen Universität<br />
UNIFEBE in einem wissenschaftlichen Projekt erforschen.<br />
Die Ergebnisse könnten helfen, den Verkehr besser zu lenken<br />
und in der Innenstadt zum Beispiel schnell freie Parkplätze zu<br />
finden und dadurch Staus und Luftbelastungen zu minimieren.<br />
Längst ist SM!GHT nicht nur in Deutschland im Einsatz. In<br />
den vergangenen Monaten hatten sich auch Gemeinden in<br />
Norwegen, Tschechien und in der Schweiz dafür entschieden.<br />
Und schon seit knapp einem Jahr setzt die westaustralische<br />
Stadt Caloundra auf die Technik aus Karlsruhe.<br />
LANDRATSAMT KARLSRUHE www.landkreis-karlsruhe.de<br />
BUNDESPROJEKT „50 KOMMUNALE<br />
KLIMAPARTNERSCHAFTEN“<br />
Das Projekt initiiert bzw. stärkt die fachliche Zusammenarbeit<br />
deutscher Städte mit Kommunen im globalen Süden in<br />
den Bereichen Klimaschutz und Klimaanpassung. Die Themen<br />
sollen dabei systematisch in die bestehende kommunale<br />
Partnerschaftsarbeit integriert werden. Dazu erarbeiten die<br />
kommunalen Partnerschaften konkrete und gemeinsame<br />
Handlungsprogramme mit Zielen, Maßnahmen und zugewiesenen<br />
Ressourcen für Klimaschutz und Klimaanpassung.<br />
Das Projekt wird von der Servicestelle Kommunen in der<br />
Einen Welt (SKEW) der Engagement Global in Kooperation<br />
mit der Landesarbeitsgemeinschaft Agenda 21 NRW (LAG<br />
21 NRW) seit 2011 durchgeführt. Der Deutsche Städtetag,<br />
der Deutsche Städte- und Gemeindebund sowie der Deutsche<br />
Landkreistag unterstützen das Projekt. Auftraggeber ist<br />
das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit<br />
und Entwicklung (BMZ). Der Abschlussworkshop, in dem<br />
die 50 Partner ihre Handlungsprogramme vorgestellt und<br />
weitere Schritte zur Zusammenarbeit festgelegt hatten, fand<br />
vom 21. bis 23. November 2016 in Karlsruhe statt. Zu den<br />
50 Partnern gehören auch der Landkreis Karlsruhe und die<br />
brasilianische Stadt Brusque.
NR 60 <strong>2017</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL 68 69<br />
START ME UP!<br />
SURVIVAL GUIDE IM<br />
GEBRAUCHTWAGENDSCHUNGEL<br />
VIRTUELLES<br />
PRODUKTIONSLABOR<br />
PelopsCar bietet einen einzigartigen Service an: Das Unternehmen<br />
berät Gebrauchtwagenkäufer, nicht Verkäufer.<br />
Interessenten können einen Gebrauchten vor Ort mit einem<br />
Experten von PelopsCar Probe fahren und bekommen im<br />
Fall eines Kaufes Gewährleistung und sogar eine 12-monatige<br />
Garantie vom Karlsruher Unternehmen. Dr. Uwe Schwellbach,<br />
Geschäftsführer und Gründer von PelopsCar: „Wir wollen den<br />
Käufern dienen, die sich wenig mit Autos und Gebrauchtwagen<br />
auskennen. Der Markt ist voller Fallstricke und unseriöser<br />
Anbieter. Schätzungen besagen, dass rund ein Drittel aller<br />
Tachostände gefälscht sind. Unfallschäden werden oft<br />
verschwiegen. Ein Laie kann dies aber leider nicht oder nur<br />
ansatzweise beurteilen.“<br />
PelopsCar ist vollkommen unabhängig und arbeitet mit<br />
Kfz-Experten zusammen, die als „Anwalt des Kunden“ den<br />
potenziellen Käufer vor Ort begleiten und einen umfangreichen<br />
Zustandsbericht erstellen, der auf einer ausgefeilten<br />
Checkliste beruht. Hierbei kommen Standardkriterien zum<br />
Tragen, es werden aber auch modell- und baujahrspezifische<br />
Schwachstellen geprüft. Die Daten beruhen auf einer umfangreichen<br />
Datenbank und werden durch die Kfz-Experten<br />
per App via Smartphone oder Tablet abgerufen. Der Kunde<br />
kann sich nach der Probefahrt entscheiden, ob er das Fahrzeug<br />
erwerben will und wenn ja, ob er eine Gewährleistung<br />
wie bei einem Händler (plus 12-monatige Garantie) wünscht<br />
oder nicht.<br />
www.pelopscar.de<br />
START ME UP!<br />
KNIGHT RIDERS ERBEN<br />
Das Start-up PACE Telematics hat mit dem PACE Link, der<br />
PACE App und der PACE Cloud ein System entwickelt, das<br />
Autos auf einfache Art und Weise zu Smartcars macht. Mit<br />
dieser innovativen Idee sicherte sich das junge Unternehmen<br />
mit Sitz in Karlsruhe beim diesjährigen CyberChampions<br />
Award den ersten Platz als Newcomer. Das Prinzip: Ein<br />
kleiner Adapter wird einfach in die Diagnoseschnittstelle des<br />
Autos gesteckt und macht sowohl alte als auch neue Autos<br />
zu Smartcars. Der PACE Link Adapter verbindet das Auto<br />
ganz einfach via Bluetooth mit dem Smartphone. Auf diese<br />
Weise bietet PACE dem Autofahrer 9 innovative Funktionen,<br />
die ihn im Alltag unterstützen und das Autofahren sicherer,<br />
günstiger und stressfreier machen. PACE holt beispielweise<br />
bei Unfällen automatisch Hilfe, führt ein finanzamtkonformes<br />
Fahrtenbuch, findet die günstigste nächstgelegene Tankstelle<br />
und analysiert Fehler im Auto, wenn wieder einmal eine<br />
Kontrollleuchte brennt.<br />
www.pace.car<br />
Die skalierbare Soft- und Hardwarelösung<br />
Cross Connected Holodeck des<br />
Karlsruher Start-ups Rüdenauer 3D<br />
Technology besteht aus Sensorkameras,<br />
Datenbrillen, Datenhandschuhen und<br />
Datenmanagement. Das System, mit<br />
dem im virtuellen Raum Produktionsund<br />
Fertigungsschritte geplant und<br />
durchgeführt werden können, ist je<br />
nach Kundenanforderung im gesamten<br />
Produktlebenszyklus von Entwicklern,<br />
Planern, Monteuren, Verkäufern, After<br />
Sales-Spezialisten und vielen mehr sowohl<br />
standort- als auch unternehmensübergreifend<br />
einsetzbar, besonders bei<br />
Maschinen- und Anlagenbauern sowie<br />
bei Automobilherstellern und -zulieferern.<br />
Dabei werden auf patentierte Weise<br />
reale 3D CAD-Daten von Produkten,<br />
Fertigungslinien oder manuellen Handarbeitsplätzen<br />
in das System gespielt<br />
und virtuell zusammengefügt. Der entscheidende<br />
Vorteil: Der Faktor Mensch<br />
wird im digitalen Planungsprozess direkt<br />
berücksichtigt, die Mitarbeiter montieren<br />
virtuell, begutachten Anlagen und<br />
Prozesse oder nehmen Produkte und<br />
Maschinen ab. Das spart Aufwand,<br />
Zeit und Kosten. Auch die direkte<br />
Zusammenarbeit von Menschen, die<br />
sich an unterschiedlichen Orten der<br />
Welt befinden, ist im virtuellen Raum<br />
möglich.<br />
KARLSRUHER<br />
KLEINSTCOMPUTER<br />
Das Start-up emmtrix Technologies<br />
ist ein aus dem KIT hervorgegangenes<br />
Spin-off-Unternehmen, das die Softwareentwicklung<br />
für eingebettete Systeme<br />
im <strong>Mobilität</strong>sbereich revolutioniert.<br />
Eingebettete Systeme sind kleine<br />
Spezialcomputer, die beispielsweise im<br />
Auto innovative Fahrerassistenzsysteme<br />
vom automatisierten Einparken bis hin<br />
zum vollautonomen Fahren realisieren.<br />
In heutigen Mittelklassefahrzeugen sind<br />
zwischen 100 und 120 eingebettete<br />
Systeme verbaut und es werden von<br />
Serie zu Serie mehr. Experten sagen<br />
voraus, dass Autos in Zukunft nicht mehr<br />
aufgrund ihres Motors, sondern aufgrund<br />
ihrer Systeme und Funktionen<br />
gekauft werden. Die Softwaresysteme<br />
von emmtrix können Autohersteller in<br />
dieser Richtung voranbringen.<br />
www.emmtrix.com<br />
www.xc-holodeck.com<br />
TEXT VON PETER TREVISAN www.wvs.de<br />
ILLUSTRATION VON PAULINE GERBERSHAGEN, LISA WALTER
NR 60 <strong>2017</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL 70 71<br />
04 AUS UND UM KARLSRUHE HERUM<br />
IT-TRANS<br />
„Es ist sinnlos zu sagen:<br />
Wir tun unser Bestes.<br />
Es muss gelingen, das zu tun,<br />
was erforderlich ist.“<br />
Winston Churchill<br />
britischer Staatsmann<br />
Douglasstraße 11–15 · 76133 Karlsruhe<br />
Tel.: +49 721 91250-0 · karlsruhe@caemmerer-lenz.de<br />
Brand desiGn eVent<br />
Products are made<br />
in the Factory.<br />
www.caemmerer-lenz.de<br />
But Brands are created<br />
in the mind. Walter landor<br />
Intelligente Lösungen für den öffentlichen<br />
Personenverkehr in der Messe Karlsruhe.<br />
Die fortschreitende Urbanisierung stellt neue Anforderungen<br />
an die <strong>Mobilität</strong> der Zukunft. Statt einzelner Verkehrsträger<br />
steht dabei immer mehr multimodale Vielfalt im Blickpunkt:<br />
Die Kombination verschiedener Verkehrsmittel zu einer<br />
möglichst nahtlosen Reisekette, die den Reisenden schnell<br />
und bequem von A nach B bringt. Digitale Services machen<br />
solche Angebote im öffentlichen Personenverkehr möglich.<br />
Den Reisenden stehen bereits an vielen Orten der Welt<br />
Echtzeitinformationen zur Verfügung: zu Verbindungen,<br />
zu Anschlusszeiten sowie zunehmend auch zu verfügbaren<br />
Verkehrsarten, die ergänzend genutzt werden können – etwa<br />
Car-Sharing, City Bikes, Fußgängerverbindungen oder mittelfristig<br />
auch autonome Fahrzeuge. Alle Leistungen kann der<br />
Fahrgast digital, häufig auf dem gleichen <strong>Mobilität</strong>sportal,<br />
bezahlen und bekommt dabei den für ihn kostengünstigsten<br />
Tarif. Digitale Services betreffen somit den gesamten Reiseverlauf<br />
von der Ticketbuchung, über das Eintreffen an einem<br />
Bahnhof, den Aufenthalt dort, das Reiseerlebnis im gewählten<br />
Verkehrsmittel bis zur Ankunft am Ziel.<br />
Die Messe Karlsruhe ist seit Jahren Schauplatz der wichtigsten<br />
internationalen Plattform für digitale <strong>Mobilität</strong> im öffentlichen<br />
Personenverkehr. Aussteller und Experten aus aller Welt<br />
präsentieren auf der IT-TRANS in Fachmesse und internationaler<br />
Konferenz intelligente Lösungen für den öffentlichen<br />
Personenverkehr. Die IT-TRANS wird vom 6. bis 8. März 2018<br />
bereits zum sechsten Mal in der Messe Karlsruhe stattfinden.<br />
Ausrichter sind die Karlsruher Messe- und Kongress-GmbH<br />
(KMK) und der Internationale Verband für öffentliches<br />
Verkehrswesen (UITP). Bei der vergangenen IT-TRANS<br />
(1. bis 3. März 2016) trafen sich rund 5.000 Vordenker in<br />
Sachen öffentlicher <strong>Mobilität</strong> in Karlsruhe. 210 Aussteller<br />
aus 34 Ländern präsentierten digitale Lösungen für den<br />
Personenverkehr von morgen. Für die sechste Ausgabe sind<br />
die Ziele noch höher gesteckt: Die Veranstalter rechnen mit<br />
etwa 6.000 Besuchern und 250 Ausstellern. Das vorläufige<br />
Konferenzprogramm wird Mitte Mai im Rahmen des Global<br />
Public Transport Summit der UITP im kanadischen Montreal<br />
vorgestellt. Zu den Schwerpunkten wird das Thema autonomes<br />
Fahren im öffentlichen Personenverkehr zählen.<br />
Foto: KMK / Jürgen Rösner<br />
IT-TRANS BIETET FORUM FÜR KOMPETENZEN<br />
DER TECHNOLOGIEREGION KARLSRUHE<br />
Stark eingebunden in die IT-TRANS 2018 sind auch Akteure<br />
aus Forschung und Industrie der TechnologieRegion Karlsruhe<br />
(TRK). Durch die Verknüpfung mit der Stärke in IT, einer<br />
großen Wissenschafts- und Forschungslandschaft sowie<br />
namhaften Unternehmen der Verkehrstechnikbranche verfügt<br />
die gesamte TRK über herausragende Kompetenzen im<br />
Bereich <strong>Mobilität</strong>. Aktuelle Beispiele für <strong>Mobilität</strong>svorhaben<br />
in der TechnologieRegion sind etwa das im November 2016<br />
gestartete Testfeld für autonomes Fahren mit dem Karlsruher<br />
Verkehrsverbund (KVV) als Betreiber und das Projekt<br />
„Profilregion <strong>Mobilität</strong>ssysteme Karlsruhe“ ein Zusammenschluss<br />
des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT), der in<br />
Karlsruhe ansässigen Fraunhofer Institute und der Hochschule<br />
Karlsruhe – Technik und Wirtschaft. Die IT-TRANS<br />
schafft somit ein Forum für die Kompetenzen der TechnologieRegion<br />
Karlsruhe im Bereich <strong>Mobilität</strong> und macht sie weit<br />
über Karlsruher hinaus sichtbar. Auch der Nachwuchs wird<br />
aktiv gefördert. Die Fachmesse bietet einen eigenen Bereich<br />
für Startups; zudem können sich junge innovative Unternehmen<br />
aus Deutschland um eine vom Bundesministerium für Wirtschaft<br />
und Energie geförderte Teilnahme als Aussteller der<br />
IT-TRANS bewerben.<br />
KARLSRUHER MESSE- UND KONGRESS-GMBH www.it-trans.de<br />
Pforzheimer Str. 134 | 76275 Ettlingen | Fon 07243-711000 | info@wvs.de<br />
www.wvs.de | www.facebook.com/werbeagenturvonschickh
NR 60 <strong>2017</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL 72 73<br />
04 AUS UND UM KARLSRUHE HERUM<br />
HANDWERK<br />
UND<br />
ELEKTRO-<br />
MOBILITÄT<br />
Handwerker von heute stehen beim Kauf eines<br />
neuen Fahrzeugs nicht mehr nur vor der Frage,<br />
welches Modell es werden soll. Viel entscheidender<br />
ist die Art des Motors, denn neben herkömmlichen<br />
Verbrennern wächst die Zahl elektrisch<br />
betriebener Fahrzeuge auch im professionellen<br />
Bereich.<br />
Blicken wir mehr als 20 Jahre zurück: Damals, als die Handwerkskammer<br />
die „Initiative e-mobiles Handwerk“ startete,<br />
waren die Voraussetzungen für den neuen Trend hoffnungsvoll.<br />
J5-Electrique, Combo+, C25, 180E, 308E, alles verheißungsvolle<br />
Modellbezeichnungen für Nutzfahrzeuge der Marken<br />
Peugeot, Opel, Renault, Mercedes-Benz, die die wichtigen<br />
<strong>Mobilität</strong>sanforderungen des Handwerks zu erfüllen schienen.<br />
Der Combo+ von Opel bot durch seine bidirektionale Ladeund<br />
Entladefunktion sogar einen doppelten Mehrwert auf<br />
der Baustelle - Bohrhammer oder Kabeltrommel konnten<br />
direkt ans Fahrzeug angeschlossen und gespeist werden. Die<br />
Begeisterung nahm weiter Fahrt auf, als die Bildungsakademie<br />
der Handwerkskammer Karlsruhe 1997 allen Interessierten<br />
die Möglichkeit bot, den Mercedes-Benz Vito 108E mit einer<br />
Reichweite bis zu 150 km und einer Höchstgeschwindigkeit von<br />
120 km/h Probe zu fahren. Parallel dazu stellte der Zweisitzer<br />
Horlacher aus der Schweiz mit 547 km einen neuen Distanzrekord<br />
auf.<br />
Inzwischen sind 20 Jahre vergangen und die elektrischen<br />
Nutzfahrzeuge immer noch nicht großflächig im Handwerk<br />
angekommen. Einzig die Handwerkskammer betreibt elektrische<br />
Zweisitzer. Fast 8 Jahre waren die Außendienst-Mitarbeiter<br />
(Unternehmensberatung und Ausbildungsberatung) mit<br />
E-Smarts im ganzen Kammerbezirk und sogar bis Stuttgart<br />
Foto: Yannick Brossard<br />
unterwegs, und das absolut zuverlässig, wenn auch in der<br />
Reichweite begrenzt. Speziell bei Minusgraden im Winter war<br />
nach 80 km Schluss, bedingt durch den Luxus der Sitzheizung<br />
und Warmluft. Doch das war nie ein Problem, denn dank<br />
des vorzüglich ausgebauten Ladepunktenetzes konnte die<br />
Reichweitengrenze mühelos durchbrochen werden. Allein<br />
im Handwerkskammerbezirk Karlsruhe stehen theoretisch<br />
mindestens 19.000 Ladepunkte zur Verfügung, sofern das<br />
Elektrofahrzeug den Steckertyp E oder F besitzt und alle<br />
Mitgliedsbetriebe ihre gängige Schuko-Steckdose zum Laden<br />
anbieten.<br />
Diese Ladepunkte könnten auch für Pedelecs dienen –<br />
elektrisch betriebene Lastenfahrräder – die z. B. von kundendienstorientierten<br />
Handwerkern wie Installateuren oder<br />
dienstleistungsorientierten Handwerkern der innerstädtischen<br />
Versorgung wie Bäckern, Konditoren und Fleischern sinnvoll<br />
eingesetzt werden können. Ein Bereich, der erhebliches Entwicklungspotential<br />
birgt und im Zweiradmechanikerhandwerk<br />
bereits jetzt zu einem Struktur- und Marktwandel geführt hat.<br />
Wer als Hersteller von Nutzfahrzeugen heute noch auf verbrennerbasierte<br />
Antriebstechnik setzt, wird sich langfristig am<br />
Markt nicht behaupten können, wenn ganze Kundenstammgruppen<br />
die <strong>Mobilität</strong>sform wechseln. Die Schweizer Post<br />
beispielsweise hat zum Jahresbeginn den letzten Benzinroller<br />
ausgemustert.<br />
Wenn Hersteller und Organisationen nicht den ersten Schritt<br />
machen, so müssen es die Handwerker eben selbst tun.<br />
So wie Bäcker Schueren (www.ladepark-kreuz-hilden.de),<br />
der gleichgesinnte Handwerker für eine besondere Art der<br />
Selbsthilfegruppe suchte und innerhalb der ersten 4 Wochen<br />
dieses Jahres weit mehr als 100 Unternehmer fand, die wie er<br />
auf elektrische Nutzfahrzeuge setzen möchten und deshalb<br />
gemeinsam mit ihm eine Ausschreibung für einen Sprinter mit<br />
150 km Reichweite an bekannte Fahrzeughersteller sendeten.<br />
Vielleicht ist es der Wunsch nach gesünderer Luft wie in China,<br />
wo bereits heute mehr als eine halbe Million Elektrofahrzeuge<br />
durch die smoggefüllten Megacities rollen. Vielleicht ist es das<br />
Streben nach mehr Nachhaltigkeit im Berufsleben. Vielleicht<br />
auch einfach der Spaß am elektrischen Fahren. Egal was der<br />
Grund ist, die E-Welle rollt an und nimmt immer mehr Fahrt<br />
auf.<br />
HWK KARLSRUHE www.hwk-karlsruhe.de
NR 60 <strong>2017</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL 74 75<br />
04 AUS UND UM KARLSRUHE HERUM<br />
WIR LIEBEN<br />
HERAUSFORDERUNGEN.<br />
GRÖSSE IST RELATIV. WIR SIND DIE WIRTSCHAFTS-<br />
EXPERTEN FÜR IHREN FUHRPARK.<br />
Foto: KMK / Jürgen Rösner<br />
NUFAM<br />
NUTZFAHR-<br />
ZEUGMESSE<br />
KARLSRUHE<br />
Nutzfahrzeuge als mobile Basis der deutschen<br />
Wirtschaft. Das volle Regal im Supermarkt, die<br />
Expresslieferung der Online-Bestellung, der<br />
24-Stunden-Service der Tankstelle – das alles<br />
scheint so selbstverständlich, setzt aber eine<br />
funktionierende Infrastruktur, effiziente Logistik<br />
und geschultes Personal voraus. Nutzfahrzeuge –<br />
Lkw wie auch leichte Transporter – und ihre<br />
Fahrer leisten hier einen wichtigen Beitrag zum<br />
ungebremsten Warenfluss.<br />
Über 70 Prozent des Güterverkehrs rollt über die Straße, laut<br />
Prognose mit steigender Tendenz. Um effiziente, rentable und<br />
klimaschonende Transporte sicher zu stellen, optimiert die<br />
Nutzfahrzeugbranche ihre Fahrzeuge sowie die zugehörige<br />
Technik stetig. So sorgt der Lang-Lkw mit einem größeren<br />
Ladevolumen für einen energie- und damit ressourcenschonenderen<br />
Gütertransport, der zudem die Straßen weniger<br />
belastet. Innovative Assistenzsysteme unterstützen den<br />
Berufskraftfahrer und tragen zur Verhinderung von Unfällen<br />
bei. Telematik-Systeme helfen dabei, Lieferwege zu optimieren,<br />
Leerfahrten zu reduzieren und so Zeit und Geld einzusparen.<br />
Laut der KEP-Studie 2016 verzeichnete der Kurier-Express-<br />
Paket-Markt für das vergangene Jahr 2,95 Milliarden<br />
Sendungen in Deutschland, was einer Steigerung um 5,9<br />
Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Die Tendenz<br />
bleibt weiterhin steigend, denn schnelle, günstige Lieferungen<br />
direkt ins Haus liegen im Trend. 58 Prozent der Versände geht<br />
an Privatpersonen. Nicht nur die Lieferdienste stellt das vor<br />
Herausforderungen, sondern auch gerade Ballungszentren,<br />
die mit Themen wie hohem Verkehrsaufkommen, Lärm und<br />
Luftbelastung zu kämpfen haben. E-Nutzfahrzeuge erhalten<br />
langsam, aber sicher Einzug in die Städte. „Die letzte Meile“<br />
bis zum Kunden ist zu einem viel diskutierten Thema geworden.<br />
E-Transporter mit Drohnen, die das Paket auf den letzten<br />
Metern zum Kunden bringen, werden bereits entwickelt.<br />
Die NUFAM-Nutzfahrzeugmesse Karlsruhe befasst sich vom<br />
28. September bis 1. Oktober <strong>2017</strong> mit diesen und weiteren<br />
aktuellen Themen der Transportbranche. In der fünften<br />
Runde setzt sie ihren Erfolg ungebrochen fort, erwartet 350<br />
Aussteller und öffnet zum ersten Mal die vierte Messehalle.<br />
Zu sehen sind die neuen Lkw- und Transporter-Modelle,<br />
Aufbauten und Anhänger, Fahrzeugeinrichtungen, Reifen,<br />
Krane, Werkstattausrüstung sowie Teile und Zubehör. Der<br />
Demo-Park im Freigelände zeigt die neueste Fahrzeugtechnik<br />
live im Einsatz.<br />
KARLSRUHER MESSE- UND KONGRESS-GMBH www.nufam.de<br />
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Gottesauer Str. 6, 76131 Karlsruhe, Tel.: 0721 38400<br />
www.grafhardenberg.de
NR 60 <strong>2017</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL 76 77<br />
04 AUS UND UM KARLSRUHE HERUM<br />
EIN FRISCHER<br />
BLICK AUF DIE<br />
FÄCHERSTADT<br />
Hand aufs Herz: Wann waren Sie zum letzten Mal<br />
im Karlsruher Zoo? Oder im ZKM? Oder auf dem<br />
Durlacher Turmberg? Viele Einheimische schenken<br />
den schönen Ecken Karlsruhes zu selten Beachtung.<br />
Dabei lohnt es sich, die eigene Stadt immer wieder<br />
neu zu entdecken.<br />
Dafür reicht oft ein Wechsel der Blickrichtung: Dass unsere<br />
Fächerstadt eine Menge zu bieten hat, ist nichts Neues. Doch<br />
die eigene Stadt mal aus einer ungewohnten Perspektive zu<br />
betrachten, führt häufig zu völlig neuen An- und Einsichten.<br />
So wird Ihr Karlsruhe-Tag zum Erlebnis:<br />
BLICKRICHTUNG: VON OBEN<br />
Seit einem Jahr ist er nun auf Karlsruhes Straßen unterwegs:<br />
der Doppeldecker-Bus. Rot wie der Sonnenbrand auf dem<br />
Kopf haupthaarloser Touristen, die im Sommer sein Obergeschoss<br />
bevölkern. Was man als Reisender bisher nur aus<br />
europäischen Metropolen kannte, erfreut seit geraumer Zeit<br />
auch die Besucher kleinerer Städte. Ein Reiseveranstalter aus<br />
Nordrhein-Westfalen, der auch Busse in Stuttgart, Dortmund,<br />
Köln und Hannover auf die Straße schickt, macht es<br />
möglich. Nach dem Hop on/Hop off-Prinzip kann man nach<br />
Herzenslust ein- und aussteigen und die schönsten Ecken<br />
Karlsruhes nach eigenem Zeitplan erkunden. Auf einer Strecke<br />
von insgesamt 34 Kilometern fährt der Bus insgesamt zehn<br />
Haltestellen an: Hauptbahnhof, ZKM/Städtische Galerie,<br />
Kongresszentrum, Badisches Staatstheater, Europaplatz,<br />
Schlossbezirk, Kreativpark Ost/Schloss Gottesaue, Talstation<br />
Turmberg, Aussichtsplattform Turmberg und Karlsburg/Altstadt<br />
Durlach. Für Menschen mit eingeschränkter <strong>Mobilität</strong><br />
stehen eine Einstiegs-Rampe und Rollstuhlstellplätze zur<br />
Verfügung. Ein Audioguide in acht verschiedenen Sprachen –<br />
darunter auch Badisch – rundet das Angebot ab.<br />
In den Wintermonaten fährt der rote Doppeldecker mit<br />
abgespecktem Fahrplan, eine Fahrt lohnt sich aber ganzjährig,<br />
für Touristen und Einheimische.<br />
BLICKRICHTUNG: AUS DER MITTE<br />
Eine Rundfahrt im Herzen der Stadt, ohne Einschränkung<br />
durch Straßen- und Verkehrsführung – das bietet eine Segways<br />
Tour. Mittlerweile wundert sich niemand mehr über die eigenartigen<br />
zweirädrigen Fahrzeuge, die wie durch Zauberhand<br />
in Balance bleiben. Sie gehören längst zum Straßenbild der<br />
Region. Die Funktionsweise ist so einfach wie genial und<br />
entspricht dem aufrechten Gang: Durch Verlagerung des<br />
Körperschwerpunktes nach vorne und hinten beschleunigt<br />
und bremst man den Segway, durch ein Schwenken der Lenkstange<br />
ändert man die Fahrtrichtung. Dabei sorgen Sensoren<br />
des Trendfahrzeugs dafür, dass der Fahrer stets im Gleichgewicht<br />
bleibt. Die Bedienung des Segway ist in wenigen<br />
Minuten zu erlernen und für jede Altersgruppe geeignet.<br />
Ähnlich ist es bei einem der neuesten Trends im Bereich<br />
Mit dem Doppeldecker-Bus durch Karlsruhe.<br />
der urbanen Elektromobilität. Optisch an einen Tretroller<br />
erinnernd, funktioniert der von einem deutschen Hersteller<br />
entwickelte Scrooser durch einen Impulsantrieb, der die<br />
eingesetzte Anstoßkraft des Fahrers erkennt und verstärkt.<br />
Der Scrooser kann im Stehen und Sitzen gefahren werden<br />
und hat eine Reichweite von ca. 50 Kilometern. Angeboten<br />
werden drei verschiedene Varianten mit den Höchstgeschwindigkeiten<br />
6, 20 und 25 km/h, wobei man für letztere<br />
Führerschein und Helm benötigt.<br />
Die Firma CitySeg bietet kleine und große Segway- und<br />
Scroosertouren in und um Karlsruhe an, von der klassischen<br />
Fächerstadtrundfahrt bis zur Rastatter Tour der Schlösser.<br />
Auch Sonderfahrten, z. B. durch den Baden-Airpark, gehören<br />
zum Programm.<br />
BLICKRICHTUNG: HYBRID<br />
Mit Hilfe eines Smartphones und dem Augmented Reality-<br />
Prinzip lassen sich die Grenzen zwischen digitaler und realer<br />
Welt verwischen und die eigenen Perspektiven auf die<br />
Heimatstadt erweitern:<br />
Die preisgekrönte App „Stadtgeist Karlsruhe“ ist eine interaktive<br />
Möglichkeit, sich von seinem Smartphone durch die<br />
Stadt führen zu lassen und dabei interessante historische<br />
Einblicke zu bekommen. Hat man sich von der App zu einer<br />
von zahlreichen so genannten Stadtmarken führen lassen,<br />
kann man die Handykamera mit Hilfe von Pfeilen auf dem<br />
Display auf ein Bauwerk oder einen Platz richten und sieht<br />
auf dem Bildschirm, wie es vor Jahren oder Jahrzehnten an<br />
selber Stelle aussah. So werden Sehenswürdigkeiten wie das<br />
Karlsruher Schloss, aber auch Orte der Zeitgeschichte wie<br />
das Buback-Denkmal zu lebendigen Schauplätzen, die mit<br />
informativen Bildern und Videos untermalt werden.<br />
Die vom ZKM entwickelte App „Karlsruhe Maptory“ ist an<br />
historische Persönlichkeiten mit Verbindung zur Fächerstadt<br />
geknüpft und verortet diese und ihre Lebens- und Wirkungsstätten<br />
auf einer virtuellen Karte. Befindet man sich in der<br />
Realität an einem dieser Orte, kann man Informationen und<br />
szenische Beiträge abrufen.<br />
Egal wie man Karlsruhe neu für sich entdeckt, ein frischer<br />
Blickwinkel ist garantiert und wird selbst so manchen Ur-<br />
Fächerstädter staunen lassen. Einfach ausprobieren!<br />
PETER TREVISAN www.wvs.de<br />
www.karlsruhe-tourismus.de<br />
www.city-seg.de<br />
www.paddelfritz.de<br />
www.stadtgeist-karlsruhe.de<br />
www.maptory.zkm.de<br />
Foto: KTG Karlsruhe Tourismus GmbH
design: goetzinger + komplizen, ettlingen<br />
NR 60 <strong>2017</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL 78 79<br />
04 AUS UND UM KARLSRUHE HERUM<br />
MOBILITÄTSPIONIERE IM<br />
STADTMUSEUM – ERFINDER,<br />
MACHER UND VISIONÄRE<br />
AUS KARLSRUHE<br />
IdeenRaum (((<br />
Kann das ein Zufall sein? Zwei der bedeutendsten Erfinder des 19. Jahrhunderts sind Karlsruher: Freiherr<br />
Karl von Drais und Carl Benz. Beide sind in Karlsruhe geboren und haben die Welt auf Räder gestellt.<br />
Foto: ONUK<br />
Drais, der Zweiraderfinder, ist hier noch aufs Gymnasium<br />
gegangen. Seine epochale Erfindung machte er aber erst<br />
in Mannheim. Im Juni 1817 stellte er dort die Laufmaschine<br />
vor, den Prototyp unseres heutigen Fahrrads. Die Karlsruher<br />
konnten dieses legendäre Zweirad bald darauf anlässlich einer<br />
Fernfahrt von Karlsruhe nach Kehl bestaunen. Auch Carl<br />
Benz machte seine eigentliche Erfindung erst in Mannheim,<br />
die Grundlagen dafür bekam er aber in Karlsruhe. In Mühlburg,<br />
damals noch selbstständige Stadt, geboren, besuchte Benz in<br />
Karlsruhe das Gymnasium und anschließend die Polytechnische<br />
Schule, an der er Maschinenbau studierte.<br />
Nachbau des Benz-Patent-Motorwagens von<br />
1886 mit Medienstation im Stadtmuseum<br />
Diese Ausbildung hat sicher, ebenso wie seine erste Arbeitsstelle<br />
bei der Maschinenbaugesellschaft Karlsruhe, wesentlich<br />
zur Erfindung des Automobils beigetragen. Und die erste<br />
Fernfahrt mit dem Automobil, die Bertha Benz 1888 mit<br />
ihren beiden Söhnen von Mannheim nach Pforzheim unternahm,<br />
führte auch durch den heutigen Karlsruher Stadtteil<br />
Grötzingen. 1898 gründete Ernst Schoemperlen in Karlsruhe<br />
das vermutlich erste Autohaus der Welt, natürlich ein Benz-<br />
Autohaus.<br />
Aber auch andere technische Visionäre haben zum Ruf von<br />
Karlsruhe als Erfinder- und Entdeckerstadt beigetragen,<br />
etwa Heinrich Hertz, der hier 1886 die elektromagnetischen<br />
Wellen entdeckte, auf denen die moderne Kommunikation<br />
beruht. Emil Keßler eröffnete 1836 die erste Maschinenfabrik<br />
Karlsruhes, in der 1841 die erste badische Lokomotive entstand.<br />
Und Friedrich Eisenlohr baute 1842 den ersten Karlsruher<br />
Bahnhof. Mit der Inbetriebnahme der elektrischen Straßenbahn<br />
im Jahre 1900 wurde der Ausbau des öffentlichen<br />
Nahverkehrs vorangetrieben bis hin zum Karlsruher Modell,<br />
das es der Stadtbahn ermöglicht, im Zweisystembetrieb<br />
auch auf Eisenbahngleisen weit in das Umland zu fahren.<br />
Dieses inzwischen weltweit vorbildliche Modell wird immer<br />
mit dem Namen von Karlsruhes „Nahverkehrspapst“ Dieter<br />
Ludwig verbunden sein.<br />
Darüber und zu den anderen Themen der <strong>Mobilität</strong> informiert<br />
das Karlsruher Stadtmuseum im Prinz-Max-Palais. Zu sehen<br />
sind hier auch ein Zweirad des Freiherrn Karl von Drais, ein<br />
originalgetreuer Nachbau des ersten Automobils und ein Modell<br />
des ersten Karlsruher Hauptbahnhofs.<br />
STADTMUSEUM IM PRINZ-MAX-PALAIS www.karlsruhe.de/stadtmuseum<br />
Tagungen • Seminare • private Veranstaltungen • Empfänge • Ausstellungen<br />
Mehr Informationen unter www.buhlsche-muehle.de oder telefonisch: 0 72 43/101-84 44
NR 60 <strong>2017</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL 80 81<br />
05 WAS UNS MORGEN VERBINDET<br />
DAS AUTO-AUTO<br />
Nicht mehr lange, dann wird des Deutschen liebstes Stück, das Automobil (von griechisch autós = selbst<br />
und lateinisch mobilis = beweglich), seinem Namen endlich vollständig gerecht. Im Zeitalter der Digitalisierung<br />
des Straßenverkehrs wird der Mensch als Fahrer, ob nun leider oder erfreulicherweise, zunehmend<br />
überflüssig. Die Region Karlsruhe leistet als Heimat führender Forschungsinstitute und Unternehmen, sowie<br />
eines bundesweit wichtigen Testfeldes, einen bedeutenden Beitrag zur Entwicklung autonomer Fahrzeuge ...<br />
Die Entwicklungsgeschichte menschlicher <strong>Mobilität</strong> ist<br />
geprägt von disruptiven Technologien. Der vom lateinischen<br />
Wort dirumpere (= auseinanderreißen) abstammende Begriff<br />
bezeichnet technische Fortschritte, die von solch bahnbrechender<br />
Bedeutung sind, dass sie mit ihrem Erscheinen<br />
vorangegangene Erfindungen verdrängen. Immer wieder hat<br />
es neue <strong>Mobilität</strong>sformen gegeben, die vorherige von Grund<br />
auf abgelöst haben, beispielsweise der Übergang vom Pferd<br />
zum Verbrennungsmotor. Experten prophezeien, dass auch das<br />
selbstfahrende Automobil eine solche disruptive Technologie ist.<br />
Als Chrysler 1958 mit dem Tempomat die erste automatisierte<br />
Fahrfunktion auf den Markt brachte, waren führerlose<br />
Automobile unvorstellbar. Heute sieht das anders aus. Immer<br />
mehr Neuwagen kommen mit immer besseren Assistenzsystemen<br />
auf den Markt, die den Fahrer beim Einparken<br />
entlasten, die Spur halten und bei Gefahr Notbremsungen<br />
einleiten. Längst haben die Automobilhersteller das Potenzial<br />
erkannt und treiben die neue Technologie in enger Zusammenarbeit<br />
mit Partnern aus der Wissenschaft voran.<br />
Innerhalb der nächsten drei Jahrzehnte soll die Maschine den<br />
Menschen am Steuer vollständig ablösen und das aus gutem<br />
Grund: Experten verweisen vor allem auf die Sicherheit, denn<br />
88% aller Verkehrsunfälle resultieren aus menschlichem<br />
Fehlverhalten. Dazu kommt die deutlich bessere Energiebilanz<br />
selbstfahrender Autos, die im Vergleich zum Menschen<br />
vorausschauender und damit kraftstoffsparender unterwegs<br />
sind.<br />
IST DIE MASCHINE AUCH NUR EIN MENSCH?<br />
Bis jedoch das erste Auto auf Deutschlands Straßen vollkommen<br />
selbstständig seinen Dienst tut, ist es noch ein weiter Weg.<br />
Nicht nur die technischen Voraussetzungen müssen erfüllt<br />
sein, es bedarf auch der Klärung rechtlicher und ethischer<br />
Fragen, die zwangsläufig auftauchen. Wer ist verantwortlich,<br />
wenn es zu einem Unfall kommt, der Besitzer oder der<br />
Hersteller eines Fahrzeugs? Zu wessen Gunsten entscheidet<br />
das Auto in Dilemmasituationen, in denen ein Personenschaden<br />
unvermeidbar ist? Das Wiener Übereinkommen über den<br />
Straßenverkehr von 1968, eine von weltweit 74 Staaten<br />
ratifizierte Konvention, weist dem Fahrzeugführer die dauerhafte<br />
Beherrschung seines fahrbaren Untersatzes und die<br />
Verantwortlichkeit im Falle eines Unfalls zu. Dies ist im<br />
Zeitalter teilautonomen Fahrens nicht länger haltbar, bei<br />
Vollautomatisierung schon gar nicht. Entsprechend wird<br />
derzeit an einer Anpassung des Abkommens gearbeitet.<br />
Die Fahrzeughersteller scheuen sich jedenfalls bislang, eine<br />
verbindliche Aussage zur rechtlichen Verantwortung zu<br />
treffen, auch aufgrund mangelnder Rechtssicherheit.<br />
Mercedes-Benz F 015 Luxury in Motion.<br />
Foto: Daimler AG
NR 60 <strong>2017</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL 82 83<br />
05 WAS UNS MORGEN VERBINDET<br />
Bruchsal der Wirtschaftsstandort<br />
www.bruchsal.de<br />
DAS LAND DER RICHTER UND LENKER<br />
Um laut eines Strategiepapiers der Bundesregierung in einigen<br />
Jahren das erste Land zu werden, in dem das Autopilot-Auto<br />
in den Regelbetrieb geht, muss Deutschland entsprechende<br />
gesetzliche Bestimmungen bereits heute lostreten. Im Frühjahr<br />
2016 wurde ein Gesetzesentwurf beschlossen, nach dem<br />
Computer zusätzliche Fahraufgaben im Auto übernehmen<br />
dürfen, solange der Fahrer jederzeit in der Lage ist, in die<br />
Verantwortung zu treten, d.h. zu übersteuern, wenn er vom<br />
System dazu aufgefordert wird. Der Gesetzestext verpflichtet<br />
den Fahrer dazu, stets „wahrnehmungsbereit“ zu sein, was<br />
jedoch einen unüberschaubaren Freiraum für Interpretation<br />
lässt. Ist man beim Lesen oder Filme schauen noch wahrnehmungsbereit?<br />
Im Zweifel werden am Ende die Gerichte<br />
entscheiden.<br />
Ähnlich knifflig wird es, wenn es um die Programmierung der<br />
Sicherheitssysteme eines Fahrzeugs geht. Speziell in Situationen,<br />
in denen eine unfallfreie Bremsung nicht mehr möglich<br />
ist und zwischen der Versehrtheit der Fahrzeuginsassen und<br />
der von Fußgängern entschieden werden muss, stellt sich die<br />
Frage, zu wessen Gunsten das System programmiert ist und<br />
entsprechend das Leben des oder der anderen Beteiligten<br />
„opfert“. Experten betonen zwar, dass ein selbstfahrendes<br />
Fahrzeug mit großer Wahrscheinlichkeit gar nicht erst in eine<br />
Dilemmasituation gerät, da es bereits im Vorfeld mögliche<br />
Gefahren erkannt und entsprechend reagiert hat, doch ist das<br />
wirklich auszuschließen?<br />
WEM GEHÖREN FAHRTDATEN UND AUFNAHMEN<br />
VON ON-BOARD-SYSTEMEN?<br />
Weiteren Diskussionsstoff bietet das Thema Datenschutz.<br />
Selbstfahrende Autos sind ausgestattet mit modernster<br />
Technik wie Kameras, Ortungssysteme und Sensoren, die<br />
die Umgebung jederzeit im Blick haben. Der Umgang mit<br />
diesen riesigen Datenmengen muss gesetzlich geregelt sein,<br />
um nicht nur die Privatsphäre der Fahrzeugbesitzer zu<br />
schützen, sondern auch zu regeln, ob aufgezeichnete Daten<br />
zur Klärung von Unfallsachverhalten genutzt werden dürfen.<br />
Auch auf die Versicherungsunternehmen kommen durch<br />
das autonome Fahren große Veränderungen zu. Sollten die<br />
Unfallzahlen durch autonome Automobile tatsächlich drastisch<br />
reduziert werden, hat dies beispielsweise Auswirkungen auf die<br />
Versicherungsprämien. Als einer der ersten Kfz-Versicherer<br />
hat der BGV im Jahr 2016 einen neuen Tarif eingeführt, der<br />
für Fahrzeuge mit eingebautem oder nachgerüstetem Spurwechsel-,<br />
Spurhalte- oder Notbremsassistent einen Nachlass<br />
von 5% in der Haftpflichtversicherung gewährt. Weitere<br />
Anpassungen werden mit dem Stand der Technik schrittweise<br />
folgen.<br />
TESLAS TESTLAUF<br />
Im Mai 2016 kam es in den USA zu einem tödlichen Unfall<br />
mit einem Tesla-Fahrzeug, das im Autopilot-Modus mit einem<br />
abbiegenden Sattelzug kollidierte. Die Ursachenforschung<br />
blieb weitestgehend unter Verschluss, Experten verwiesen<br />
aber immer wieder darauf, dass es sich bei Teslas „Autopilot“<br />
zu jenem Zeitpunkt lediglich um ein teilautonomes System<br />
handelte, das der ständigen Kontrolle des Fahrers bedurfte.<br />
Dennoch hätte der eingebaute Notbremsassistent zum Einsatz<br />
kommen müssen, der Sattelzug wurde aber möglicherweise<br />
von den Kameras des Tesla nicht als Hindernis wahrgenommen.<br />
Ist das unterstützte Fahren deshalb also unsicher? Nein,<br />
sagen neben Tesla auch andere Hersteller, etwa Daimler, und<br />
verweisen auf hunderttausende unfallfreie Testkilometer.<br />
SPEERSPITZE DES AUTONOMEN FAHRENS<br />
Daimler ist – neben Unternehmen wie Tesla und Google –<br />
Vorreiter bei der Entwicklung teil- und vollautonomer<br />
Fahrzeuge. Das Unternehmen ist mit den Werken Rastatt<br />
und Wörth, letzteres das weltweit größte Lkw-Werk, gleich<br />
zweimal in der TechnologieRegion Karlsruhe (TRK) vertreten.<br />
Die beiden Daimler Tech Center „a-drive“ und „i-drive“, vom<br />
Land geförderte Kooperationen mit dem KIT, dem FZI<br />
Forschungszentrum Informatik und der ebenfalls hier ansässigen<br />
Robert Bosch GmbH, sollen die Innovationskraft der<br />
TRK maximal ausschöpfen. Ein Schwerpunkt wird dabei das<br />
Forschungsfahrzeug Mercedes-Benz F 015 Luxury in Motion<br />
sein, das die technische, rechtliche und gesellschaftliche<br />
Entwicklung der <strong>Mobilität</strong> zukunftsweisend voranbringen soll.<br />
Bruchsal – der Standort für Ihr Unternehmen<br />
Der Standort für neue <strong>Mobilität</strong>:<br />
„zeozweifrei unterwegs“, „Efeu Campus“ und „autonomes Fahren“<br />
Die Wirtschaftsregion Bruchsal präsentiert sich mit dem Projekt „zeozweifrei unterwegs“ – dem größten E-Carsharing-Vorhaben<br />
in Baden-Württemberg außerhalb einer Großstadt – als Vorreiter für nachhaltige <strong>Mobilität</strong>.<br />
Eine Vielzahl von Carsharing-Nutzern aus den 13 Gemeinden der Region hat sich bereits für das neue E-Carsharing in der Wirtschaftsregion<br />
Bruchsal registriert. Die „zeo-Flotte“ besteht aus Elektroautos von 11 Gemeinden und 14 Firmen der Region, die<br />
ihre „zeos“ den Bürgern zur Verfügung stellen.<br />
Das Projekt wurde mit Mitteln des Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung und des Landes Baden-Württemberg gefördert.<br />
efeuCampus – das Forschungs- und<br />
Entwicklungszentrum für<br />
nachhaltige urbane Logistik in der<br />
Wirtschaftsregion Bruchsal<br />
Das Land Baden-Württemberg prämiert das efeuCampus-<br />
Projekt als einen der Sieger europäischer Leuchtturmprojekte.<br />
Der Projektname efeuCampus steht für „eco-friendly experimental<br />
urban logistics campus“ (Campus für umweltfreundliche,<br />
experimentelle urbane Logistik). Das Leuchtturmprojekt<br />
sieht die Einrichtung eines Forschungs- und Entwicklungszentrums<br />
am Campus Bruchsal vor.<br />
Zukunftsweisende Systeme der Ver- und Entsorgung sollen<br />
in einem europaweiten Referenzquartier entwickelt und<br />
erprobt werden. Güter aller Art können dank neuartiger<br />
Fahrzeuge emissionsfrei, generationengerecht und fahrerlos<br />
von A nach B transportiert werden.<br />
Startschuss für die 39 Elektro-Carsharingautos des Projekts „zeozweifrei<br />
unterwegs“ am Schloss Bruchsal.<br />
Die Projektpartner bündeln ihre Kompetenzen, um marktreife<br />
Lösungen für die Gütermobilität im öffentlichen Raum zu<br />
entwickeln.<br />
Standortdaten<br />
Einwohner: 44.652 (Stand 31.12.2016)<br />
Unternehmen: ca. 2000<br />
Arbeitnehmer: 23.819 (Stand <strong>2017</strong>)<br />
Gewerbesteuerhebesatz : 380<br />
Autobahnanschlüsse: A5, A6, A61, A67<br />
Bundesstraßen: B35, B36, B9, B39<br />
Deutsche Bahn: ICE/IC/S-Bahnhof<br />
Containerhafen: Mannheim, Ludwigshafen, Germersheim<br />
Binnenhafen: Speyer<br />
Flugplätze: Baden Airpark, Speyer, Mannheim<br />
Führende Akteure der Region haben sich zu einem Kompetenznetzwerk<br />
zusammengeschlossen, um die technischen<br />
und organisatorischen Herausforderungen zu lösen:<br />
Verwaltung, Wirtschaft und Wissenschaft – darunter die<br />
Stadt Bruchsal, SEW-EURODRIVE, PTV, b.i.g., ewb Bruchsal,<br />
die Hochschule Karlsruhe - Technik und Wirtschaft, das KIT<br />
sowie das FZI Forschungszentrum Informatik – forschen<br />
gemeinsam im Bereich der Elektromobilität.<br />
Stadt Bruchsal / Kommunale Wirtschaftsförderung<br />
Kaiserstraße 66 / 76646 Bruchsal<br />
Birgit Welge Dipl. Wirtsch.-Ing. (FH) Christine Dimmelmeier<br />
Telefon 0 72 51 / 79 – 58 45 Telefon: 0 72 51 / 79 – 257<br />
Mobil: 01 60 / 98 25 06 94 Telefax: 0 72 51 / 79 – 11 – 257<br />
Telefax: 0 72 51 / 79 – 11 58 45 Mail: christine.dimmelmeier@bruchsal.de<br />
Mail: birgit.welge@bruchsal.de
NR 60 <strong>2017</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL 84 85<br />
05 WAS UNS MORGEN VERBINDET<br />
Im Pkw-Bereich sind Mercedes-Benz E-Klasse-Modelle<br />
bereits heute serienmäßig in der Lage, Spur und Abstand zu<br />
halten, zu schwache Bremsmanöver bei Kollisionsgefahr automatisch<br />
zu verstärken und selbstständig einzuparken, während<br />
der Fahrer bereits ausgestiegen ist. Aufsehen erregte 2013<br />
die vollautonome Fahrt eines S-Klasse-Modells auf einer 100<br />
Kilometer-Strecke zwischen Mannheim und Pforzheim, die<br />
125 Jahre zuvor schon Bertha Benz für ihre Pionierfahrt mit<br />
dem ersten Automobil gewählt hatte.<br />
Foto: KVV<br />
Foto: Daimler AG<br />
Im Juli 2014 fuhr erstmals ein Freightliner Inspiration Truck<br />
von Daimler selbstständig auf einem Autobahnstück bei<br />
Magdeburg, ausgestattet mit dem vollautonomen Highway<br />
Pilot-System, das auf der Autobahn sämtliche Fahraufgaben<br />
übernimmt. Zwei dieser Lkw erhielten im Mai 2015 als<br />
weltweit erste vollautonome Fahrzeuge eine Straßenzulassung<br />
in den USA.<br />
Innenraum Mercedes-Benz F 015 Luxury in Motion<br />
Foto: FZI Forschungszentrum Informatik<br />
KARLSRUHE FORSCHT AN VORDERSTER FRONT<br />
Als einer der Hauptstandorte für <strong>Mobilität</strong>sforschung in<br />
Deutschland ist Karlsruhe längst führend an der Entwicklung<br />
des autonomen Fahrens beteiligt. Die Profilregion, ein<br />
Zusammenschluss aus Forschungseinrichtungen und Wirtschaftsunternehmen,<br />
wird vom Land Baden-Württemberg<br />
gefördert, um die Innovationskraft der Region weiter zu<br />
stärken. Mit dabei sind das Karlsruher Institut für Technologie<br />
(KIT), die in Karlsruhe ansässigen Fraunhofer-Institute für<br />
Chemische Technologie (ICT), Optronik, Systemtechnik und<br />
Bildauswertung (IOSB), System- und Innovationsforschung<br />
(ISI) und Werkstoffmechanik (IWM), die Hochschule Karlsruhe,<br />
das FZI Forschungszentrum Informatik sowie Daimler.<br />
Gemeinsame Forschungsprojekte sollen Synergien und<br />
Wissenstransfers ermöglichen und betreffen vor allem die<br />
Entwicklung von <strong>Mobilität</strong>skonzepten, Fahrzeugvernetzung<br />
und -kommunikation. Hinzu kommt die Optimierung elektrischer,<br />
hybridelektrischer und konventioneller Antriebe,<br />
um den Kohlendioxid-Ausstoß weiter zu reduzieren und<br />
Effizienzsteigerungen zu realisieren.<br />
Die Region selbst und ihre Bewohner werden zum Testfeld<br />
für Erforschung und Entwicklung der neuen Technologie.<br />
Ab Herbst 2018 sollen auf ausgewählten Stadt- und Landstraßen,<br />
sowie Autobahnen und in Wohngebieten der Region,<br />
Testfahrten autonomer Fahrzeuge stattfinden, um diese<br />
in sämtlichen Realsituationen zu erproben. So wird unter<br />
anderem der Prototyp „Olli“, ein autonom fahrender Elektro-<br />
Mini-Omnibus der Firma Local Motors, auf dem Testfeld<br />
unterwegs sein. Aktuell mit acht Sitzplätzen ausgestattet, soll<br />
er den öffentlichen Nahverkehr in ein neues Zeitalter führen.<br />
Autonom fahrender Elektro-Mini-Omnibus „Olli“<br />
WANN KOMMT DIE AUTO-AUTONOMIE?<br />
Das US-Unternehmen Tesla spricht von „wenigen Jahren“, bis<br />
die ersten Autos vollautonom unterwegs sind. Ende <strong>2017</strong> will<br />
Tesla zu Demonstrationszwecken ein Auto ohne Fahrer von<br />
San Francisco nach New York schicken. Es ist wahrscheinlich,<br />
dass dies technisch problemlos funktionieren wird. Die<br />
Beantwortung rechtlicher und ethischer Fragen hingegen<br />
wird noch einige Zeit in Anspruch nehmen, doch auch dort<br />
wird man Lösungen finden. Zu wichtig ist das Thema für den<br />
globalen Markt. Entscheidend ist, dass heute damit begonnen<br />
wird, über die Fragen nachzudenken, auf die wir morgen eine<br />
Antwort benötigen.<br />
BLEIBT DIE FREUDE AM FAHREN AUF DER STRECKE?<br />
Es ist kaum zu vermeiden, dass der Gedanke an selbstfahrende<br />
Autos bei manchem ein Gefühl von Freiheitsberaubung auslöst.<br />
Die Kontrolle über eine hochmotorisierte Maschine zu haben<br />
und den Adrenalinkick beim Treten des Gaspedals zu spüren,<br />
löst Gefühle in uns aus, die zwar zum Großteil werbegemacht,<br />
aber doch vorhanden sind. Auch wenn es im Alltag häufig<br />
anders aussieht und verstopfte Straßen und rücksichtslose<br />
Verkehrsteilnehmer wenig Fahrromantik aufkommen lassen<br />
– sind wir schon bereit für den Autopiloten? Für den versprochenen<br />
Beitrag zur Senkung des Unfallrisikos, zur<br />
Verringerung des Verkehrsaufkommens und zum Klimaschutz<br />
lohnt es sich zweifellos, das Steuer einmal aus der Hand zu<br />
geben. Auf Schwarzwaldhochstraße und Route 66 können<br />
wir den Autopiloten ja wieder abschalten.<br />
PETER TREVISAN www.wvs.de<br />
CoCar Forschungsfahrzeug<br />
Autonome Fahrzeuge sind mit Radarsensoren, Kameras und<br />
Ortungssystemen ausgestattet, die jederzeit die Position<br />
des Autos ermitteln und seine Umgebung scannen, um so<br />
die Geschwindigkeit anzupassen, die Spur zu halten und bei<br />
Gefahr zum Stillstand zu kommen. Die Autonomie eines<br />
Fahrzeugs wird in sechs Stufen von 0-5 eingeteilt, wobei<br />
0 einen aktiven Fahrer benötigt und 5 völlig ohne menschliches<br />
Zutun auskommt. Zurzeit werden Fahrzeuge der Stufe<br />
3 getestet, die „hochautomatisiert“ sind, jedoch noch der<br />
Überwachung eines Fahrers bedürfen. Durch die intelligente<br />
Vernetzung aller Fahrzeuge werden Menschen in Zukunft<br />
sicherer, schneller und effizienter ans Ziel kommen.
Tauchroboter DEDAVE erkundet Tiefseeregionen<br />
NR 60 <strong>2017</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL 86 87<br />
05 WAS UNS MORGEN VERBINDET<br />
ALLES GUTE<br />
KOMMT<br />
VON OBEN?<br />
Drohnen machen Spaß. Bereits für kleines Geld<br />
kann man abheben, oft sogar mit dem Blick einer<br />
hochauflösenden Kamera. Gleichzeitig werden<br />
Visionen von der automatischen Paketzustellung,<br />
Feldbearbeitung und Lebensrettung aus der Luft<br />
immer mehr zur Wirklichkeit. In der Kriegsführung<br />
sind Unmanned Aerial Vehicles (UAV), so die Fachbezeichnung,<br />
ohnehin schon lange im Einsatz. Doch<br />
was macht die Bedroh(n)ung von oben mit uns?<br />
Ein schöner Sommertag. Wir liegen im heimischen Garten<br />
und genießen die Sonne. Umgeben von Bäumen und<br />
Hecken, niemand sieht und stört uns. Plötzlich ein Geräusch.<br />
Srrrrrrrrrrrrr. Was ist das? Und was sehen unsere blinzelnden<br />
Augen am strahlend blauen Himmel? Ein unbekanntes<br />
Flugobjekt mit einer Kamera, die direkt auf uns zeigt. Halt!<br />
Das ist doch ein Angriff auf die Privatsphäre! Oder???<br />
Ja, theoretisch schon. Zwar haben Hobbydrohnen unter<br />
5 kg Gesamtgewicht und bis 100 m Flughöhe eine generelle<br />
Flugerlaubnis, solange sie nicht in die Nähe von Flughäfen,<br />
Menschenansammlungen und Polizeieinsätzen kommen,<br />
dennoch ist das Filmen von fremden Grundstücken verboten.<br />
In der Praxis bringt jedoch kaum jemand einen Fall zur<br />
Anzeige oder weiß überhaupt über die Rechtslage Bescheid.<br />
Im Zweifel wohl nicht mal die Drohnenpiloten selbst.<br />
FORTSCHRITT LIEGT IN DER LUFT<br />
Als Lieferfluggerät wird die Drohne in den kommenden Jahren<br />
an wirtschaftlicher Bedeutung gewinnen. So sollen Pakete in<br />
Zukunft auf Wunsch am selben Tag zugestellt werden können,<br />
auch in ländlichen Regionen. Die sogenannte „letzte Meile“,<br />
die von Zustellern hart umkämpften letzten Meter zum<br />
Empfänger, soll durch die Drohne effektiver gemacht werden.<br />
So hat Mercedes-Benz bereits seine Idee vom „Vision Van“,<br />
einem mit zwei Drohnen auf dem Dach ausgestatteten Lieferfahrzeug,<br />
vorgestellt. Während der Fahrer wie üblich Pakete<br />
ausliefert, schwärmen die Drohnen aus, um abgelegene<br />
Empfänger im Zustellgebiet autonom anzusteuern.<br />
Auch in der Landwirtschaft werden Drohnen zur Entdeckung<br />
von Schädlingskonzentrationen und zum gezielten Einsatz von<br />
Herbiziden eingesetzt. Die ZG Raiffeisen, Karlsruher Dienstleister<br />
für Landwirte, testet am Beispiel der Bekämpfung des<br />
Maiszünslers, eines im Maisanbau verbreiteten Schädlings,<br />
den Prototyp einer solchen Drohne. Darüber hinaus ist das<br />
Fluggerät in der Lage, mit Hilfe von Wärmebildkameras<br />
Rehkitze aufzuspüren, von denen in Deutschland jedes Jahr<br />
90.000 durch Erntemaschinen getötet werden.<br />
Neue Möglichkeiten bieten Drohnen auch bei der Wasserrettung<br />
und im Rahmen von Feuerwehreinsätzen. So können<br />
in Not geratene Schwimmer schnell mit einem Rettungsring<br />
versorgt und Gebäude im Brandfall von oben überwacht<br />
werden, um Messungen an für Menschen nicht zugänglichen<br />
Orten durchzuführen. Eine solches Drohnenprojekt, AMFIS<br />
(Aufklärung und Überwachung mittels Fluggeräten im<br />
Verbund mit Sensornetzwerken) genannt, wurde vom<br />
Fraunhofer-Institut in Zusammenarbeit mit dem Karlsruher<br />
Gas-Messgeräte-Hersteller Leopold Siegrist erfolgreich<br />
getestet. Auch Teile militärischer Drohnen werden in der<br />
Technologieregion entwickelt. So sind bereits seit Jahren<br />
Bundeswehrdrohnen mit Technik von KIT und Fraunhofer-<br />
Institut im Einsatz.<br />
FLOSSEN STATT FLÜGEL<br />
Doch nicht nur über, sondern auch unter dem Meeresspiegel<br />
könnten drohnenähnliche Objekte zukünftig eingesetzt<br />
werden. Zur Erkundung von Tiefseeregionen, in die bislang<br />
kein U-Boot vordringen konnte. Am internationalen Forschungswettbewerb<br />
der XPrize Foundation zur Erforschung<br />
des Meeresbodens nimmt auch ein Team des Karlsruher<br />
Fraunhofer-Instituts für Optronik, Systemtechnik und<br />
Bildauswertung (IOSB) teil, die Gruppe ARGGONAUTS um<br />
den Forscher Gunnar Brink. Das Karlsruher Konzept besteht<br />
darin, Unterwasserdrohnen mit autonomen Katamaranen<br />
ins Tauchgebiet zu bringen und die Tiefsee mit Spezialunterwasserdrohnen<br />
dreidimensional zu kartieren. Die TRK scheint<br />
gut gerüstet, wenn die Zukunft von Transport, Aufklärung,<br />
Sicherheit und Rettung in der Luft liegt. Forscher und Unternehmen<br />
arbeiten Hand in Hand, um die Drohnentechnik weiter<br />
voranzutreiben. Fest steht: Die unbemannten Flugobjekte sind<br />
mehr als anonymes Kriegsgerät und nerviges Nachbarshobby.<br />
PETER TREVISAN www.wvs.de<br />
Foto: Fraunhofer IOSB
NR 60 <strong>2017</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL 88 89<br />
05 WAS UNS MORGEN VERBINDET<br />
EINER FÜR<br />
ALLE UND<br />
ALLE<br />
FÜR EINEN<br />
„Wenn man als Unternehmen <strong>Mobilität</strong>sforschung<br />
betreiben will, sollte man sich erstmal am Standort<br />
Karlsruhe umschauen!“ – so die zugegeben sehr<br />
selbstbewusste Aussage von Dr.-Ing. Matthias<br />
Pfriem vom Institut für Fahrzeugsystemtechnik<br />
am KIT. Leichter gesagt als getan – nicht so in<br />
diesem Fall. Schließlich ist die Region in und um<br />
Karlsruhe bekannt für ihre vielfältige Forschungslandschaft<br />
– auch im Bereich <strong>Mobilität</strong>. Um dieses<br />
geballte, vor allem aber fundierte Wissen nach<br />
außen hin sichtbar zu machen, wurde die Profilregion<br />
<strong>Mobilität</strong>ssysteme Karlsruhe gegründet.<br />
Foto: Fraunhofer IOSB<br />
Simulation einer Ausweichsituation mit Gegenverkehr als Anwendungsbeispiel für das vernetzte, automatisierte Fahren mit besonderen Anforderungen an<br />
abgesicherte und verlässliche Kommunikation zwischen den Fahrzeugen<br />
Ziel dieses Clusters ist es vorhandene Kompetenzen in einem<br />
Leistungszentrum zu bündeln, die verschiedenen Fachbereiche<br />
unter einen Hut zu bekommen, aber vor allem auch der<br />
Industrie den Zugang zu erleichtern. Man muss wissen, dass<br />
allein am KIT 39 Institute im Bereich <strong>Mobilität</strong> forschen, dazu<br />
kommen die Fraunhofer Institute, die Hochschule Karlsruhe,<br />
sowie das FZI. Da den richtigen Ansprechpartner zu finden ist<br />
mühsam und zeitaufwendig. Durch das Cluster „Profilregion<br />
<strong>Mobilität</strong>ssysteme“ gibt es drei direkte Ansprechpartner,<br />
die Clustermanager, wie Dr.-Ing. Matthias Pfriem. Diese<br />
kümmern sich um Anfragen aus der Wirtschaft und bringen<br />
die passenden Institute und Unternehmen gezielt zusammen.<br />
DIE NACHFRAGE WÄCHST<br />
Nach etwas mehr als einem Jahr ist die Resonanz sehr positiv.<br />
Zahlreiche Projekte mit namhaften Industrieunternehmen,<br />
Autoherstellern, Zulieferern sowie IT-Playern sind schon<br />
angelaufen oder stehen kurz vor Beginn. Die Energie, die derzeit<br />
von <strong>Mobilität</strong>sthemen ausgeht ist förmlich zu spüren. „Die<br />
Unternehmen setzen im Moment auf alle Pferde, die aus<br />
der Startbox rennen, weil derzeit niemand weiß, welche neue<br />
<strong>Mobilität</strong>sform sich durchsetzen wird“, weiß Pfriem. Wobei der<br />
Experte nicht davon ausgeht, dass es in den nächsten Jahren<br />
diese eine dominante <strong>Mobilität</strong>sform geben wird, vielmehr<br />
ist er überzeugt, dass ein großer Pluralismus entstehen und<br />
dementsprechend das Optimierungspotential größer wird.<br />
Die Forschungsthemen werden also keinesfalls ausgehen.<br />
DIE ZUSAMMENARBEIT AM BEISPIEL<br />
Je größer die Aufgabenstellung, desto mehr Institute sind am<br />
Projekt beteiligt. So wie beim Thema automatisiertes Fahren.<br />
Um für die Realität gewappnet zu sein, wird zunächst virtuell<br />
getestet – mit Hilfe einer Fahrzeugsimulationsplattform.<br />
Diese wurde vom Fraunhofer IOSB ins Projekt eingebracht<br />
und auch dort entwickelt. Der Clou, die Plattform ist so offen<br />
gestaltet, dass jedes weitere beteiligte Institut seine spezifischen<br />
Parameter integrieren kann. So kann das KIT-FAST zum<br />
Beispiel sein Know-How im Bereich des Reifen-Fahrbahn-<br />
Kontakts implementieren, ein wichtiges Element, wenn es<br />
zum Beispiel um Ausweichsituationen oder Bremsmanöver<br />
geht. Von KASTEL werden Aspekte wie Hacking-Sicherheit<br />
der Fahrzeug-IT beigesteuert, KIT-ITIV und KIT-IHE liefern<br />
Expertenwissen zur Funk-Kommunikation zwischen den<br />
Fahrzeugen und KIT-MRT und FZI bringen ihre Expertise zur<br />
Manöverplanung beim automatisierten Fahren ein. „Durch<br />
das Cluster werden Kompetenzen gebündelt und eine Tiefe<br />
erreicht, die keiner alleine erreichen würde.“, fasst Pfriem<br />
zusammen. Und durch das Testfeld Autonomes Fahren,<br />
direkt vor der Haustür, können die Ergebnisse sogar im<br />
Realverkehr getestet werden – beste Voraussetzungen für<br />
die <strong>Mobilität</strong>sforschung.<br />
CAROLINE CARNEVALE www.wvs.de<br />
Die Profilregion <strong>Mobilität</strong>ssysteme ist ein Zusammenschluss<br />
aus dem KIT, den Fraunhofer-Instituten für Chemische<br />
Technologie (ICT), für Optronik, Systemtechnik und<br />
Bildauswertung (IOSB), für System- und Innovationsforschung<br />
(ISI) und für Werkstoffmechanik (IWM), der<br />
Fraunhofer-Projektgruppe Neue Antriebssysteme (NAS),<br />
der Hochschule Karlsruhe (HsKA) und dem FZI Forschungszentrum<br />
Informatik. Gefördert wird das Cluster von Seiten<br />
des Landes Baden-Württemberg zu gleichen Teilen durch<br />
das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst<br />
und das Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau<br />
sowie durch Eigenanteile der Fraunhofer-Gesellschaft,<br />
der HsKA und des KIT.<br />
www.profilregion-ka.de
NR 60 <strong>2017</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL 90 91<br />
????????<br />
WISSENSCHAFTSFESTIVAL<br />
EFFEKTE KARLSRUHE <strong>2017</strong><br />
Foto: ONUK<br />
„Zeitreise Wissenschaft“ vom 24. Juni bis 2. Juli<br />
Forschung, die eine ganz Stadt mitreißt? Das ist das Wissenschaftsfestival<br />
EFFEKTE! Vom 24. Juni bis 2. Juli <strong>2017</strong><br />
verwandelt sich Karlsruhe zum dritten Mal in eine riesige<br />
Wissenslandschaft und ein großes Mitmachlabor. Wissenschaft<br />
in Bars und Kneipen, in Ateliers oder auf der Bühne:<br />
Neun Tage lang nehmen spannende EFFEKTE die Besucherinnen<br />
und Besucher aus ganz Deutschland mit auf eine<br />
einzigartige „Zeitreise Wissenschaft“ – und zwar nicht nur in<br />
die Forschungsstätten und Hörsäle der Stadt, sondern auch<br />
dorthin, wo man sie sonst nicht erwartet.<br />
Rund 15 Hochschulen und Forschungseinrichtungen<br />
präsentieren sich und ihre Arbeit zum Motto „Zeitreise<br />
Wissenschaft“. Über 100 Veranstaltungen verteilt in der<br />
Stadt, von Live-Experimenten über Science Slams bis hin<br />
zu Wissenschaftsshows, faszinieren alle Altersgruppen und<br />
geben nicht alltägliche Einblicke in die Karlsruher Forschungslandschaft.<br />
Festival-Höhepunkt ist das Abschlusswochenende<br />
vom 1. bis 2. Juli mit großer Open Air-Bühne im Karlsruher<br />
Schlossgarten. Die Gäste des Wissenschaftsfestivals können<br />
sich auf futuristische und unterhaltsame Darbietungen, neu<br />
entwickelte Bühnenformate und beliebte Programmpunkte<br />
wie das „Fest der jungen Forscher“ freuen.<br />
Seit 2013 organisiert das Wissenschaftsbüro der Stadtmarketing<br />
Karlsruhe GmbH alle zwei Jahre das Wissenschaftsfestival.<br />
2015 war es ein Höhepunkt des Stadtgeburtstages, <strong>2017</strong><br />
findet es im Rahmen der Heimattage Baden-Württemberg<br />
statt. Der Eintritt zu den Veranstaltungen ist frei. Weitere<br />
Informationen: www.effekte-karlsruhe.de.<br />
STADTMARKETING KARLSRUHE GmbH www.stadtmarketing-karlsruhe.de<br />
Der EFFEKTE-DOME wird auch in diesem Jahr wieder zur Spielstätte für Wissenschaftstheater.<br />
© Rawpixel.com / Fotolia<br />
Berufsorientierung<br />
Schüler, Neuorientierer, Studienabbrecher, Flüchtlinge, Arbeitssuchende<br />
Ausbildung<br />
Gesellenvorbereitung, überbetriebliche Lehrlingsunterweisung,<br />
moderne Umgangsformen für Lehrlinge<br />
Weiterbildung<br />
BWL: Unternehmensführung, Arbeitspädagogik, EDV, Recht<br />
Technik: Kfz, Gebäude, Elektro, CNC, CAD, Schweißen, Holz, Umwelt<br />
Meister<br />
Fachpraxis (Teil I), Fachtheorie (Teil II), Wirtschaft und Recht (Teil III),<br />
Berufs- und Arbeitspädagogik (Teil IV)<br />
Studium<br />
Staatlich anerkannter Betriebswirt des Handwerks, Bachelor of Arts in<br />
Business Administration, „Bachelor Plus“-Studium im Kfz-Gewerbe<br />
Bildungsprogramm <strong>2017</strong><br />
Anforderung per Post:<br />
Online stöbern:<br />
0721/1600-400 ∙ info@bia-karlsruhe.de<br />
www.bia-karlsruhe.de/bildungsprogramm<br />
Hertzstraße 177 ∙ 76187 Karlsruhe ∙ Telefon 0721/1600-400 ∙ info@bia-karlsruhe.de ∙ www.bia-karlsruhe.de
NR 60 <strong>2017</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL 92 93<br />
05 WAS UNS MORGEN VERBINDET<br />
NETWORKING<br />
ROUND THE<br />
WORLD<br />
Spannung ergibt sich aus dem Gegensätzlichen.<br />
In Baden-Baden heißt das: Aus Tradition und<br />
Innovation. Für die internationale Kultur- und<br />
Bäderstadt ein Grund mehr, sich den Herausforderungen<br />
der Digitalisierung nicht nur zu<br />
stellen, sondern darin auch eine Zukunftschance<br />
zu suchen. Interview mit Margret Mergen, Oberbürgermeisterin<br />
Baden-Baden.<br />
finanzielle und personelle Ressourcen bereitgestellt, um die<br />
Wirtschaft für die Anforderungen der Digitalisierung zu<br />
sensibilisieren. Aber auch kleinere Städte, wie Baden-Baden,<br />
müssen sich trotz begrenzter Ressourcen dieser Herausforderung<br />
stellen. Dabei sind es weniger die großen Unternehmen,<br />
die um die Chancen und Risiken der Digitalisierung noch<br />
zu wenig wissen. Es sind vielmehr die kleinen und mittleren<br />
Betriebe, denen oftmals der Zugang zu diesem Thema fehlt,<br />
weil kompetente Ansprechpartner nicht vorhanden sind oder<br />
ihnen im Alltagsgeschäft schlicht weg die Zeit für zusätzliche<br />
Aufgabenstellungen fehlt.<br />
Durch unsere Allianz mit dem CyberForum e.V. wollen wir<br />
diese Angebotslücke schließen. Das CyberForum Süd versteht<br />
sich als eine Angebotserweiterung für Unternehmen in der<br />
südlichen TechnologieRegion. Es richtet sich an Unternehmen<br />
aus der IT- und Hightech-Branche, der Medien- und Kreativwirtschaft,<br />
dem produzierenden Gewerbe und dem Finanzdienstleistungssektor.<br />
Zusammen mit dem Digitalen Innovationszentrum<br />
wird es die Digitalwirtschaft im Stadtkreis<br />
Baden-Baden und in der Region unterstützen und dabei helfen,<br />
sich weiter zu entwickeln.<br />
medizinische Versorgung. Die „smarte“ Stadt ist für die<br />
moderne Stadtentwicklung Thema und Herausforderung<br />
zugleich. Die Fragen wie wir künftig mit unseren Bürgern<br />
kommunizieren, wie wir den wachsenden Verkehr in unseren<br />
Innenstädten organisieren und wie wir den Energiebedarf<br />
unserer Städte möglichst klimaneutral decken, müssen<br />
vor dem Hintergrund der Potentiale und Chancen der<br />
Digitalisierung beantwortet werden. Als Beispiele: Innerhalb<br />
ganz kurzer Zeit haben wir hier in Baden-Baden alle<br />
publikumsintensiven öffentlichen Plätze mit kostenlosem<br />
WLAN unter BADEN-WLAN ausgestattet. Inzwischen wird<br />
dieses System innerhalb der Region ebenfalls unter Baden-<br />
WLAN angeboten. Oder: die TechnologieRegion konnte aus<br />
dem Landeswettbewerb RegioWIN als einer der Gewinner<br />
hervorgehen. Mit unserem Leuchtturmprojekt RegioMOVE<br />
wird die gesamte TechnologieRegion zur „Modellregion für<br />
multimodale Personenmobilität. Baden-Baden wird sich aktiv<br />
als Partner an diesem Prozess beteiligen und somit innovative<br />
Impulse für das <strong>Mobilität</strong>sverhalten unserer Bürger setzen.<br />
STADT BADEN BADEN www.baden-baden.de<br />
IT, DIGITALISIERUNG UND<br />
DIGITALE NETZWERKE SIND<br />
HEUTE IN ALLER MUNDE.<br />
IST BADEN-BADEN FÜR DIE<br />
HERAUSFORDERUNGEN<br />
DER NEUEN DIGITALEN<br />
WELT GUT AUFGESTELLT?<br />
Als eine der renommiertesten Kulturund<br />
Bäderstädte Europas war Baden-<br />
Baden schon immer eine Drehscheibe<br />
für den Informations- und Kulturaustausch.<br />
Waren es früher Salons,<br />
Parks und Alleen, in denen Politik<br />
und Wirtschaft ihre Informationen<br />
austauschten, sind es heute digitale<br />
Netzwerke und Kommunikationstechnologien,<br />
über welche die neuesten<br />
Informationen zu ihren Adressaten und<br />
Anwendern finden. Dabei die dramatischen<br />
Veränderungen, welche die<br />
Foto: Stadt Baden-Baden<br />
MARGRET MERGEN, Oberbürgermeisterin der Stadt Baden-Baden<br />
Digitalisierung mit sich bringt, nicht als<br />
Gefahr, sondern als Herausforderung<br />
und Chance zu begreifen, ist der Weg,<br />
den Baden-Baden mit wachem Blick<br />
auf diese Veränderungen gehen will.<br />
Als moderner Dienstleistungs- und<br />
Wirtschaftsstandort sehen wir uns<br />
durch das ständige Fortschreiten der<br />
Digitalisierung besonders gefordert.<br />
Die Bereitstellung der erforderlichen<br />
Infrastruktur und die Sensibilisierung<br />
unserer Unternehmen für die Chancen<br />
und Risiken der Digitalisierung gehören<br />
heute mit zu den Kernaufgaben der<br />
Wirtschaftsförderung und einer verantwortungsvollen<br />
Stadtentwicklung. Bereits<br />
Ende der 1990er Jahre begann Baden-<br />
Baden mit neun weiteren regionalen<br />
Städten bzw. Versorgungsbetrieben<br />
eine strategische Partnerschaft. Die<br />
damals gegründete TelemaxX GmbH<br />
fokussiert sich hauptsächlich auf innovative<br />
und kommunikationsorientierte<br />
Firmen, die auf zukunftsweisende<br />
Verbindungen für Telefon-, Internet-,<br />
Video- und Datenanwendungen<br />
angewiesen sind. Gerade große<br />
Dienstleistungsfirmen wie Arvato<br />
Infoscore, Grenke Leasing, L'Tur oder<br />
Media Control, aber auch moderne<br />
Produktionsbetriebe, sind auf gut<br />
funktionierende, leistungsfähige und<br />
sichere Übertragungsnetzwerke<br />
angewiesen.<br />
WO SIEHT SICH DIE STADT IN<br />
DIESER ENTWICKLUNG BZW.<br />
WIE TREIBT DIE STADT DIESEN<br />
PROZESS AKTIV VORAN?<br />
Immer mehr sehen sich kommunalpolitische<br />
Entscheidungsträger in<br />
der Verantwortung, den Prozess der<br />
Digitalisierung aktiv mitzugestalten.<br />
Besonders in den großen Städten<br />
werden in den Verwaltungen erhebliche<br />
WO SIEHT SICH DIE STADT SELBST DURCH DEN<br />
DIGITALEN WANDEL GEFORDERT?<br />
Die Digitalisierung betrifft die Kommunen in nahezu allen<br />
Bereichen: soziales Zusammenleben, <strong>Mobilität</strong>, Energieversorgungssysteme,<br />
Einzelhandel, Bauleitplanung oder<br />
Foto: iStock<br />
Mit freundlicher Unterstützung von MERKUR ELEKTRONIK GMBH<br />
www.merkur-elektronik.de
NR 60 <strong>2017</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL 94 95<br />
06 NEUE WOHN- UND ARBEITSWELTEN<br />
STROM DER ZUKUNFT –<br />
INTELLIGENTER,<br />
SMARTER, GÜNSTIGER<br />
Klimaschutzziele, erneuerbare Energien, neue Energiekonzepte – die<br />
Energiewende ist in vollem Gange. Vom Umbruch in der Energiewirtschaft<br />
ist sogar die Rede. Contracting ist heute angesagt. Hierbei liefert<br />
ein Dienstleister komplette Energielösungen, stellt vom kleinen, im<br />
Wohnkomplex integrierten Kraftwerk, über erneuerbare Energiequellen,<br />
wie Photovoltaikanlagen, bis hin zur Organisation des Energiebedarfs,<br />
alles aus einer Hand.<br />
Visualisierung: Rothweiler + Färber Architekten GmbH, Freiburg
Foto: Rendering der netzwerkarchitekten, Darmstadt<br />
NR 60 <strong>2017</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL 96 97<br />
06 NEUE WOHN- UND ARBEITSWELTEN<br />
Die Stadtwerke Karlsruhe und die Hoepfner Bräu Friedrich<br />
Hoepfner Verwaltungsgesellschaft mbH und Co. KG haben<br />
diesen Trend längst erkannt und im Jahr 2016 die Badische<br />
Energie-Gesellschaft mbH (BES) gegründet. Das Konzept<br />
dahinter: Die Entwicklung passgenauer Energielösungen.<br />
EIN SMART QUARTER ENTSTEHT<br />
Es gibt sogar schon konkrete Projekte. Auf dem Hoepfner-<br />
Areal, neben der Hoepfner Burg zum Beispiel, plant die<br />
Hoepfner Bräu ein „Smart Quarter“: Mit Pflegeheim,<br />
Betreutem Wohnen, Kita, Bäckerei-Café, Wohnungen und<br />
Hightech-Büroflächen im „House of IT“ soll ein generationsübergreifendes<br />
Wohn- und Gewerbegebiet entstehen.<br />
Ökologie, „Smartheit“ und Wirtschaftlichkeit waren die<br />
Anforderungen, dementsprechend wurde das Energiekonzept<br />
der BES für das Quartier aufgebaut. Unter anderem wird<br />
ein Blockheizkraftwerk integriert – das zugleich Wärme und<br />
Strom produziert – Fernwärme soll eingesetzt werden und<br />
über eine Photovoltaikanlage wird nachgedacht. Auch das<br />
Thema Kälte wird nicht außer Acht gelassen. Schließlich<br />
werden die Sommer auch hierzulande immer heißer. Kurzum<br />
es geht um zukunftsfähige Konzepte, die auch in zwanzig<br />
Jahren noch aktuell sind.<br />
DER ENERGIEBEDARF VERÄNDERT SICH<br />
Und diese Entwicklungen gilt es vorauszusehen. So wird das<br />
Thema Elektromobilität eine immer größere Rolle spielen,<br />
die Voraussetzungen für das Laden der Autos in der Garage<br />
müssen gewährleistet sein, ebenso wie der grundsätzlich<br />
erhöhte Bedarf an Strom, Wärme und Kälte. Genau da liegt<br />
auch die Herausforderung, nämlich zu wissen, wann welcher<br />
Kunde wieviel Bedarf hat und diesem letztendlich die benötigte<br />
Energie zur Verfügung zu stellen. „Die Wärme zu organisieren<br />
und gleichzeitig smarten Strom zu haben, ist eines der Zukunftsthemen,<br />
das wir lösen müssen“, so Geschäftsführer der BES,<br />
Lars F. Ziegenbein. Auch zeigt das Hoepfner Areal, dass diese<br />
Zukunftsthemen nur gemeinsam zwischen Betreiber von<br />
Arealen und Quartierslösungen und Energiedienstleistern<br />
gelöst werden können. Zunächst gilt es den Mietern wohlige<br />
Wärme, kühlende Kälte und gleichzeitig ihren Strom verfügbar<br />
zu machen. Und dies durchgängig vom Elektroladen zu Hause,<br />
über den konventionellen Stromkonsum bis hin zum Elektroladen<br />
unterwegs. Obwohl die Organisation im Hintergrund<br />
immer komplexer wird, soll der Kunde, bzw. der Nutzer davon<br />
natürlich nichts merken und seinen Strom oder seine Heizung<br />
so einfach wie bisher nutzen können.<br />
ERFAHRUNG TROTZ NEUGRÜNDUNG<br />
Man muss wissen, dass die Stadtwerke Karlsruhe auf<br />
dem Gebiet des Contracting schon lange zuhause sind.<br />
Geschäftsführer Ziegenbein ist zugleich Leiter des Bereichs<br />
Anlagencontracting bei den Stadtwerken und bringt somit<br />
auf diesem Gebiet sehr viel Know-how mit. „Die BES ist<br />
zwar eine junge Gesellschaft, aber bereits jetzt etabliert in der<br />
Marktbearbeitung“, bestätigt Ziegenbein. So sind die Stadtwerke<br />
Marktführer in der Region beim Betreiben besagter<br />
dezentraler Energielösungen. Und auch die Hoepfner Bräu<br />
ist nicht neu auf dem Markt, seit über 100 Jahren verwaltet<br />
und entwickelt das Unternehmen eigene Immobilien. Zwei<br />
starke Partner also, die gemeinsam zuversichtlich in die<br />
Zukunft blicken. „Wir glauben fest daran, dass zukünftige<br />
Nutzer das Thema Energie ganz anders leben werden.“,<br />
betont Ziegenbein.<br />
SPAREN LEICHT GEMACHT<br />
Ein weiterer Vorteil dieser dezentralen Lösung ist die<br />
Kosteneinsparung. Die aktuelle Strompreisanalyse besagt,<br />
dass die deutschen Stromkunden mehr als 35 Milliarden<br />
Euro an Steuern und Umlagen zahlen. Nur knapp 20 % des<br />
Strompreises entfallen auf den Energieversorger. Wer seinen<br />
Strom, wie im Fall der dezentralen Anlagen selbst produziert,<br />
spart Steuern und Abgaben – die Netztransportkosten<br />
(Netzentgelte) entfallen sogar gänzlich. Das Fazit: Es gibt<br />
eigentlich nur Gewinner, durch selbst produzierten, grünen<br />
Strom, wird nicht nur die Umwelt, sondern auch der Geldbeutel<br />
geschont.<br />
CAROLINE CARNEVALE www.wvs.de<br />
KLARES VOTUM FÜR<br />
KARLSRUHER STADTHALLE<br />
Modernisierung der Stadthalle von <strong>2017</strong> bis Ende 2019. Am 15.11.2016 stimmte der Gemeinderat<br />
der Stadt Karlsruhe mit großer Mehrheit einer Modernisierung der Stadthalle im Umfang von<br />
58,13 Millionen Euro zu. Das war ein klares Votum. Damit kann sich Karlsruhe weiterhin erfolgreich<br />
als Kongress- und Tagungs-Destination positionieren.<br />
Seit 30 Jahren ist die Stadthalle das Herzstück des innerstädtischen<br />
Kongresszentrums. Knapp 100 Kongresse, Tagungen<br />
und Konzerte waren hier pro Jahr zu Gast. Die Stadt ist<br />
Eigentümerin der Halle, die von der Karlsruher Messe- und<br />
Kongress-GmbH gepachtet und betrieben wird, und ihr obliegen<br />
auch die nun anstehenden Modernisierungsmaßnahmen.<br />
Im Juli <strong>2017</strong> starten die Bauarbeiten und die Halle wird für<br />
das Veranstaltungsgeschäft bis voraussichtlich Ende 2019<br />
nicht zur Verfügung stehen. In dieser Zeit muss auf alternative<br />
Räume, wie beispielsweise die Gartenhalle, ausgewichen werden.<br />
Ein Rückgang der Veranstaltungen wird sich trotzdem nicht<br />
vermeiden lassen.<br />
Um einen Ersatz für die Stadthalle anbieten zu können, wird<br />
die benachbarte Gartenhalle während der Schließphase mit<br />
Konferenzräumen ausgestattet. Geplant sind zwei fest eingebaute<br />
Räume mit Kapazitäten von 150 bzw. 221 Sitzplätzen.<br />
Zusätzlich schafft ein mit Akustikvorhängen abgetrennter<br />
Bereich mit bis zu 1.000 Sitzplätzen und fest installierter<br />
Konferenztechnik auch eine adäquate Plenarsituation für<br />
Kongressveranstaltungen. Die Umsetzung der temporären<br />
Kongresseinbauten wird im Sommer <strong>2017</strong> erfolgen. Mit dieser<br />
Maßnahme kann ein Großteil der Bestandskongresse während<br />
der Umbauarbeiten weiterhin am Standort Karlsruhe stattfinden.<br />
Foyer-Situation nach der Modernisierung.<br />
TECHNISCHE MODERNISIERUNG, BRANDSCHUTZ<br />
UND GESTALTERISCHE AUFARBEITUNG DER<br />
STADTHALLE<br />
Die modernen Brandschutzanforderungen machen es notwendig,<br />
eine neue Entrauchungsanlage einzubauen, die bestehende<br />
Sprinkleranlage auszutauschen, die Fluchtwege zu ertüchtigen<br />
und die Brandmeldeanlage zu erneuern. In der Haustechnik<br />
werden beispielsweise die Beleuchtungsanlagen, die Aufzüge<br />
im Foyer Ost, Süd und West und die Lüftungsanlage sowie die<br />
Großkältetechnik komplett erneuert.<br />
Nach der Schließzeit werden in erster Linie die gestalterische<br />
Aufarbeitung der Foyer-Flächen und das neue Erscheinungsbild<br />
der Säle und der Seminarräume erlebbar sein. In den Foyers<br />
werden die Oberflächen überarbeitet und farblich reduziert.<br />
Highlight wird hier im wahrsten Sinne des Wortes die neue<br />
Beleuchtung, ein Zusammenspiel aus digitalen Komponenten,<br />
Effektbeleuchtung und Leitsystem. Über eine zentrale Steuerung<br />
können zukünftig in der Halle verschiedenste Stimmungen<br />
erzeugt werden. Je nach Kundenwunsch und Anlass.<br />
KARLSRUHER MESSE- UND KONGRESS-GMBH www.messe-karlsruhe.de
NR 60 <strong>2017</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL 98<br />
99<br />
06 NEUE WOHN- UND ARBEITSWELTEN<br />
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BERATERNETZ KARLSRUHE<br />
Das Experten-Netzwerk liefert<br />
seit sechs Jahren innovative Impulse<br />
für Unternehmen und den<br />
oft wichtigen Blick von außen.<br />
Was ist das Geheimnis eines guten<br />
Werbeslogans? Wie kann die Nachfolge<br />
in Unternehmen angegangen werden?<br />
Und was ist bei Kreditverhandlungen<br />
mit der Bank unbedingt zu beachten?<br />
Antworten auf diese und weitere Fragen<br />
liefert das Beraternetz Karlsruhe mit<br />
seiner Wissensdatenbank oder mittels<br />
Online-Anfrage.<br />
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Existenzgründer müssen sich angesichts<br />
wandelnder Märkte und fortschreitender<br />
Globalisierung mit immer neuen<br />
Herausforderungen auseinandersetzen.<br />
Zunehmende Komplexität, kürzere<br />
Innovationszyklen sowie neue rechtliche<br />
Rahmenbedingungen führen dazu, dass<br />
speziell kleine und mittelständische<br />
Unternehmen verstärkt auf externes<br />
Expertenwissen zugreifen. Davor steht<br />
oft die langwierige Suche nach einer<br />
passenden Beraterin bzw. Berater.<br />
Hier bietet das Beraternetz Karlsruhe<br />
Orientierung.<br />
Das Netzwerk wurde 2011 von der<br />
Wirtschaftsstiftung Südwest und der<br />
Wirtschaftsförderung Karlsruhe ins<br />
Leben gerufen und bündelt derzeit<br />
130 geprüfte Rechtsanwälte, Steuer-,<br />
Wirtschafts-, Technologie- und<br />
Unternehmensberater mit langjähriger<br />
Berufserfahrung und Kenntnis der<br />
regionalen Gegebenheiten. Die<br />
gemeinnützige Wirtschaftsstiftung –<br />
eine Gründung von der Stadt Karlsruhe,<br />
der Sparkasse Karlsruhe und der<br />
Volksbank Karlsruhe – hat den Auftrag,<br />
Unternehmerwissen zu verbreiten und<br />
damit Arbeitsplätze in der Region zu<br />
sichern.<br />
Das besondere ist, dass Unternehmen die<br />
Beraterinnen und Berater jederzeit auch<br />
für kostenfreie Kurzseminare zu betriebswirtschaftlichen<br />
Themen engagieren<br />
können. Den oft wichtigen „Blick von<br />
außen“ holen sich Unternehmen zudem,<br />
wenn sie eine Beraterin oder einen<br />
Berater als Beirat berufen. Eine<br />
Checkliste sowie hierfür qualifizierte<br />
Experten finden sich auf der Homepage<br />
des Beraternetzes. Dort wird<br />
auch zu Zuschüssen für Beratungen zu<br />
Wachstumsprozessen, Innovationen,<br />
Umstrukturierung, gelingende Ausbildung,<br />
Fachkräftesicherung sowie<br />
Unternehmensübergabe informiert.<br />
Weitere Informationen unter<br />
www.beraternetz-karlsruhe.de.<br />
von PETRA BADER, Leiterin der Geschäftsstelle<br />
der Wirtschaftsstiftung Südwest<br />
Email: info@wirtschaftsstiftung.de<br />
Foto: Stadt Karlsruhe, Fränkle<br />
Foto: iStock
NR 60 <strong>2017</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL 100 101<br />
06 NEUE WOHN- UND ARBEITSWELTEN<br />
NEUES BETRIEBSHOF-<br />
QUARTIER NIMMT<br />
GESTALT AN<br />
Sie ist eine der wichtigsten Verkehrsachsen der Fächerstadt. In den kommenden<br />
Jahren wird sich das Gesicht der Durlacher Allee im Zuge des Stadtentwicklungskonzepts<br />
spürbar wandeln. Ein zentraler Baustein ist dabei die Neugestaltung des<br />
Betriebshofs der kommunalen Verkehrsbetriebe. Auf dem Areal gegenüber dem<br />
Kreativpark Ost soll ein attraktives Quartier mit Flächen für Büros und Dienstleistungen<br />
entstehen. Bauherr ist die Albtal-Verkehrs-Gesellschaft (AVG).<br />
Foto: Sacker Architekten<br />
Attraktiver Stadteingang: So könnte der Betriebshof der kommunalen Verkehrsbetriebe bereits in ein paar Jahren aussehen.<br />
Durch das Projekt wird die Durlacher Allee städtebaulich aufgewertet.<br />
Einst säumten Pappeln die Durlacher Allee, die bis 1887<br />
noch als reine Landstraße die frühere markgräfliche Residenz<br />
Durlach mit dem noch jungen Karlsruhe verband. In den<br />
kommenden Jahren werden Baukräne das Straßenbild dieser<br />
Hauptverkehrsader prägen. Der schwedische Möbelriese<br />
IKEA baut hier ein neues Einrichtungshaus, die Drogeriemarktkette<br />
dm investiert über 120 Millionen Euro in ihre neue<br />
Unternehmenszentrale und vor allem das Betriebshof-Projekt<br />
der kommunalen Verkehrsbetriebe wird den östlichen Stadteingang<br />
deutlich aufwerten.<br />
Foto: AVG<br />
Die richtige Wahl: AVG-Prokurist Christian Höglmeier und die beiden<br />
AVG-Geschäftsführer Ascan Egerer und Dr. Alexander Pischon<br />
präsentieren gemeinsam mit Prof. Anke Karmann-Woessner, der<br />
Leiterin des Stadtplanungsamtes, Baubürgermeister Michael Obert<br />
und dem Preisgerichts-Vorsitzenden Professor Tobias Wulf (v.l.n.r.)<br />
den siegreichen Entwurf des Architekturwettbewerbs.<br />
Bis 2021 wird die AVG auf dem Areal an der Durlacher Allee<br />
und Tullastraße ein Quartier mit Flächen für Büros und<br />
Dienstleistungen realisieren. Ende Februar kürte eine Jury<br />
im Karlsruher Bürgerzentrum Südwerk den Sieger des<br />
Architekturwettbewerbs, den das Verkehrsunternehmen<br />
2016 ausgelobt hatte. Die Wahl des Preisgerichts fiel dabei<br />
auf den gemeinsamen Entwurf des Freiburger Büros Sacker<br />
Architekten und Westpol Landschaftsarchitekten aus Basel.<br />
Insgesamt hatten 25 Büros ihre Entwürfe für das Projekt<br />
eingereicht.<br />
„Die hohe Qualität der Wettbewerbsbeiträge hat uns die<br />
Wahl nicht einfach gemacht“, erklärte AVG-Geschäftsführer<br />
Dr. Alexander Pischon. „Der Entwurf von Sacker Architekten<br />
und Westpol hat uns sowohl aus städtebaulicher und architektonischer<br />
Sicht als auch aus der Perspektive der zukünftigen<br />
Nutzung am meisten überzeugt. Wir schaffen mit diesem<br />
neuen Gebäudeensemble eine attraktive Adresse für Gewerbe<br />
und Dienstleistungen. Karlsruhe darf sich auf eine echte Bereicherung<br />
für den östlichen Stadteingang freuen“, verspricht<br />
Pischon. In den kommenden zwei Jahren sollen die Planungen<br />
bis zum offiziellen Spatenstich 2019 weiter vorangetrieben<br />
werden, 2021 sollen die Arbeiten entlang der Durlacher Allee<br />
und Tullastraße abgeschlossen sein.<br />
Zwei versetzt angeordnete Baukörper und ein Brückenbau<br />
bilden dann die klaren Kanten für das neue Quartier<br />
„Betriebshof“. Die geforderte Traufhöhe von durchgehend<br />
18 Metern wird entlang der Durlacher Allee und Tullastraße<br />
eingehalten, so dass ein respektvoller Umgang zu den<br />
benachbarten Gebäuden entsteht. Zwei Öffnungen im<br />
Gebäudeensemble sorgen für die notwendige Durchlässigkeit<br />
in Nord-Süd-Richtung, eine Freifläche am östlichen Grundstücksrand<br />
führt den öffentlichen Grünzug aus dem Otto-<br />
Dullenkopf-Park in die städtische Bebauung. „Wir haben uns<br />
im Rahmen des Wettbewerbs intensiv mit der komplexen<br />
Aufgabenstellung beschäftigt und freuen uns sehr, dass<br />
unsere Arbeit mit dem ersten Preis honoriert wurde“, erklärt<br />
Christopher Höfler von Sacker Architekten.<br />
Mit den unterschiedlichen Gebäudetiefen schafft der<br />
siegreiche Entwurf vielfältige Nutzungsmöglichkeiten. Das<br />
Erdgeschoss bietet Raum für Nahversorger, deren Attraktivität<br />
durch die sehr gute Anbindung an den öffentlichen<br />
Nahverkehr gesteigert wird, während in den Etagen darüber<br />
Büroeinheiten verschiedener Größe bereitgestellt werden.<br />
In seiner äußeren Erscheinung wird sich das Gebäudeensemble<br />
auf die örtliche Baukultur beziehen. „Der gelblich<br />
eingefärbte Beton nimmt die Farbigkeit des gelben Sandsteins<br />
auf, der auch für die Bauten der Tullastraße und des alten<br />
Schlachthofes gegenüber verwendet wurde. Die Reduktion<br />
von durchgefärbtem Sichtbeton im Bereich der geschlossenen<br />
Fassaden und metallischen Fensterrahmen verleiht dem<br />
Gebäude eine zurückhaltende Eleganz“, führt Höfler aus.<br />
Durch die Neugestaltung des Areals eröffnen sich auch für<br />
die kommunalen Verkehrsunternehmen neue Perspektiven:<br />
Die AVG, die Verkehrsbetriebe Karlsruhe (VBK), der<br />
Karlsruher Verkehrsverbund (KVV) und die Karlsruher<br />
Schieneninfrastruktur-Gesellschaft (KASIG) werden ihre<br />
Verwaltungsmitarbeiter dann im Osten der Fächerstadt<br />
zusammenführen. Eine Brücke verbindet die neuen Büroräume<br />
mit dem Bestandsgebäude. Zudem wird im Erdgeschoss<br />
ein neues KVV-Kundenzentrum in den Gebäudekomplex<br />
integriert, welches auch Raum für alle Themen rund um die<br />
<strong>Mobilität</strong> bietet. Über ein Foyer gelangt der Besucher zu den<br />
Ausstellungsräumlichkeiten mit wechselnden Präsentationen<br />
– so wird der Betriebshof schrittweise umgestaltet, ohne den<br />
Bezug zu seiner Geschichte zu verlieren.<br />
ALBTAL-VERKEHRS-GESELLSCHAFT www.avg.info<br />
Mit ihren Bahnen und Bussen bringt die Albtal-Verkehrs-<br />
Gesellschaft pro Jahr über 73 Millionen Fahrgäste sicher und<br />
umweltfreundlich ans Ziel. In diesem Jahr feiert die AVG ihr<br />
60-jähriges Bestehen. Zudem ist das Verkehrsunternehmen<br />
mit rund 850 Mitarbeitern eine elementare Säule des<br />
„Karlsruher Modells“, das durch seinen Erfolg seit 25 Jahren<br />
weltweite Beachtung und Nachahmer findet. Es verknüpft<br />
als TramTrain-System das innerstädtische Straßenbahnnetz<br />
von Karlsruhe mit den Eisenbahnstrecken in der Region.
Foto: Vollack Gruppe, Karlsruhe<br />
NR 60 <strong>2017</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL 102 103<br />
06 NEUE WOHN- UND ARBEITSWELTEN<br />
Kommunikative Transparenz im Vollack FORUM 1<br />
MODERNE ARBEITSWELTEN<br />
MACHEN MOBIL<br />
Spontane Meetings finden im Stand-up-Bereich statt, für konzentriertes Arbeiten stehen Thinktanks zur<br />
Verfügung und zu Besprechungen treffen sich die Teams in eigens dafür geschaffenen Rückzugsräumen.<br />
Den Bürotag an einem Schreibtisch verbringen, das war gestern. Moderne Arbeitswelten bieten für unterschiedliche<br />
Aufgaben die geeigneten Bereiche und machen Büroarbeiter so mobil. Doch das ist nur ein<br />
Effekt. Offene und flexible Raumkonzepte können den Dialog und damit die Zusammenarbeit fördern<br />
und das Wohlbefinden, die Produktivität und letztlich auch den Erfolg steigern.<br />
„Wenn Arbeitswelten unsere aktive, mobile Realität abbilden<br />
können, sind sie sinnstiftend und bieten für Unternehmen ein<br />
enormes Potenzial“, ist Reinhard Blaurock, geschäftsführender<br />
Gesellschafter der Vollack Gruppe überzeugt. Zukunftsweisende<br />
Arbeitswelten und nachhaltige Gebäudelösungen gehen bei<br />
den Experten für methodische Gebäudekonzeption Hand in<br />
Hand. Das 2010 bezogene FORUM 1, Sitz des Unternehmens<br />
in Karlsruhe und einer von insgesamt zehn Standorten in<br />
Deutschland, steht für dieses Gebäude- und Arbeitsmodell.<br />
Geplant und realisiert wurde es wie die Kundenprojekte nach<br />
der eigenen 4-Phasen-Methode, beginnend mit der Phase<br />
NULL ® , in der das individuelle Anforderungsprofil erarbeitet<br />
wurde. Eine langfristige Investition, zumal in Zeiten schnellen<br />
Wandels, wird dadurch für Bauherren im Prozess jederzeit<br />
transparent und im Ergebnis verlässlich.<br />
Auf elf Ebenen und 5.500 Quadratmetern finden sich<br />
heute bei Vollack komplett offene und flexible Raumkonzepte.<br />
Open Spaces für Teams, unterschiedlich gestaltete Konferenzund<br />
Besprechungsräume sowie großzügige Aulen für Workshops<br />
und Events mit Kunden erlauben alle gewünschten<br />
Raumformate. Kommunikation wird groß geschrieben. Das<br />
beweisen auch die Rampen und Brücken,<br />
die das Gebäude durchziehen. Statt<br />
Treppen sind sie nicht nur Verbindungen<br />
innerhalb des Hauses, sondern zugleich<br />
Kommunikationswege, auf denen sich<br />
Mitarbeiter begegnen und Informationen<br />
austauschen können. „Die Bürostruktur<br />
kann das Gemeinschaftsgefühl sehr stark<br />
beeinflussen“, weiß Reinhard Blaurock.<br />
Zum Wohlfühlen tragen auch Akustik,<br />
Kühlung und Lüftung sowie Tageslicht<br />
bei. Die Atmosphäre sorgt im wahrsten<br />
Sinn für Raum, um Inspiration, Kreativität<br />
und Effizienz zur Entfaltung zu<br />
bringen. So ist das FORUM 1 eine<br />
motivierende Arbeitswelt für Menschen,<br />
die sich selbst täglich als Experten mit<br />
zukunftsweisenden Gebäudelösungen<br />
beschäftigen.<br />
Im Raum Karlsruhe und bundesweit hat<br />
Vollack zahlreiche maßgeschneiderte<br />
Lösungen für Kunden entwickelt, geplant<br />
und realisiert. Sie verbinden beispielhaft<br />
nachhaltiges, energieeffizientes Bauen<br />
mit methodisch konzipierten Workspaces.<br />
2015 wurde das größte zertifizierte<br />
Büro-Passivhaus Baden-Württembergs<br />
im Karlsruher Kreativpark eingeweiht.<br />
Die Mieter schätzen die niedrigen<br />
Energiekosten und sind begeistert von<br />
der Atmosphäre ihrer Räume. Durch<br />
eine optimale Planung ist es gelungen,<br />
alle Gestaltungsmöglichkeiten voll<br />
auszuschöpfen. Das Ergebnis ist offen,<br />
flexibel, fördert den Dialog und damit<br />
die Zusammenarbeit. „So modern sind<br />
nicht einmal die Citrix-Standorte in San<br />
Francisco, Santa Barbara oder London“,<br />
sagt Andreas Heinkel, Senior Manager<br />
Real Estate & Facilities EMEA bei<br />
Hauptmieter Citrix. „Hier ist alles ein<br />
bisschen anders, ein bisschen hipper,<br />
ein bisschen offener.“<br />
Auch die Mitarbeiter von Dr. Thomas +<br />
Partner in Stutensee profitieren seit Ende<br />
vergangenen Jahres von einer innovativen<br />
Arbeitswelt. Vollack konzipierte für den<br />
Spezialisten in Intralogistik-Lösungen einen<br />
Campus, der sowohl Arbeitsprozesse<br />
als auch soziales Miteinander unterstützt.<br />
„Wir haben Begegnungs- und Kommunikationstreffpunkte<br />
und gleichzeitig<br />
ausreichend Raum für konzentriertes<br />
Arbeiten“, freut sich Mathias Thomas,<br />
einer der Bauherren. Technisch intelligent<br />
und nachhaltig ist das Gebäude,<br />
das ebenfalls als Passivhaus zertifiziert<br />
wurde, außerdem. Mit seiner sogenannten<br />
Eisspeicher-Technologie hat<br />
es sogar eine Journalistengruppe auf<br />
Einladung des Passivhaus-Instituts nach<br />
Stutensee geführt. Das intelligente<br />
Speichermedium macht Dr. Thomas +<br />
Partner energieautark. Nur der Strom<br />
für die Lüftungsanlage muss eingekauft<br />
werden. Das Gebäude ist das vierte<br />
zertifizierte von Vollack, zwei weitere<br />
befinden sich in der Region Berlin-<br />
Brandenburg.<br />
Ein in der Fächerstadt schon länger<br />
bekanntes und gelungenes Projekt ist<br />
die Zentrale der Badischen Versicherungen<br />
BGV in Karlsruhe, eines der<br />
umweltfreundlichsten Bürogebäude in<br />
Deutschland. Nach dem Umbau ist der<br />
Energieverbrauch stark gesunken. Und<br />
aus den ehemaligen kleinen Zellenbüros<br />
sind offene Bürowelten entstanden.<br />
“Aus unserer Sicht können energetischer<br />
Baustandard und intelligente Arbeitsplatzplanung<br />
eine besonders gut<br />
Leuchtturmprojekt: Büro-Passivhaus im Kreativpark<br />
funktionierende Allianz eingehen“,<br />
sagt Reinhard Blaurock. Und wem die<br />
mobile Arbeitswelt noch nicht mobil<br />
genug ist, der kommt mit dem Elektrofahrrad<br />
oder dem E-Car zur Arbeit<br />
und lädt es während der Arbeitszeit<br />
wieder auf. Denn auch an Ladestationen<br />
denken die Experten. Eine steht vor<br />
dem FORUM 1.<br />
VOLLACK GRUPPE www.vollack.de<br />
Mit 300 Mitarbeitern, davon 150<br />
Architekten und Ingenieuren, ist<br />
Vollack Spezialist für methodische<br />
Planung, Bau oder Revitalisierung<br />
nachhaltiger, energieeffizienter<br />
Gebäude im Bereich Büro, Industrie<br />
und Gesundheit. Jedes Projekt startet<br />
gemeinsam mit dem Kunden nach<br />
der eigenen 4-Phasen-Methode mit<br />
der Phase NULL ® , um eine maßgeschneiderte<br />
Gebäudelösung zu<br />
entwickeln. Ganz nach Kundenwunsch:<br />
Generalplanung und Projektsteuerung,<br />
komplett schlüsselfertige Ausführung<br />
oder individuelle Mietflächen als<br />
Projektentwicklung.<br />
www.vollack.de<br />
Foto: Vollack Gruppe, Karlsruhe
NR 60 <strong>2017</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL 104 105<br />
06 NEUE WOHN- UND ARBEITSWELTEN<br />
TECHNOLOGIEPARK<br />
KARLSRUHE RELOAD<br />
GUTE RAHMEN-<br />
BEDINGUNGEN FÜR<br />
DIE IT-BRANCHE<br />
Der Technologiepark Karlsruhe (TPK) im Nordosten der Stadt bietet<br />
Unternehmen aus dem IT- und Hightech-Sektor bereits seit mehr als<br />
zwei Jahrzehnten Raum für Entwicklung. Damit das auch in Zukunft<br />
so bleibt – und als Antwort auf die große Nachfrage nach Flächen –<br />
wurde das Konzept nun einem Face-Lift unterzogen.<br />
Foto: Stadtplanungsamt Karlsruhe<br />
Zukunftsfähig weiterentwickelt –<br />
der Technologiepark Karlsruhe verbindet künftig mehr Raum zum Wachsen mit modernen Arbeitswelten, Urbanität und innovativen Technologien.<br />
Foto: Stadt Karlsruhe<br />
Hubert Hartmann, Wirtschaftsförderung Bereich Unternehmensservice<br />
Karlsruhe ist laut einer Studie der Europäischen Kommission<br />
Europas viertgrößter IKT-Hub und beherbergt mit seinen<br />
4.200 IT-Unternehmen und dem CyberForum Europas<br />
besten IT-Cluster. Die IT-Branche ist ein maßgeblicher<br />
Treiber der gesamtstädtischen wirtschaftlichen Entwicklung<br />
– Tendenz weiter steigend.<br />
Der TPK, der in Zusammenarbeit mit der L-Bank entwickelt<br />
wird, ist die größte zusammenhängende Ansiedlungsfläche<br />
für technologieorientierte Unternehmen – mit ausgezeichneten<br />
Standortvorteilen. Mit seiner Lage im Nordosten der<br />
Stadt bildet er den Abschluss einer „Technologie-Achse“,<br />
entlang derer eine Vielzahl an Technologie- und Forschungseinrichtungen<br />
beheimatet sind. In direkter Nachbarschaft<br />
befindet sich zudem der Campus Ost des Karlsruher Instituts<br />
für Technologie (KIT), mit dem Schwerpunkt <strong>Mobilität</strong>.<br />
Als Antwort auf das dynamische Wachstum der IT-Branche<br />
und dem damit verbundenen Flächenbedarf, wurde der<br />
strategische Rahmenplan für den TPK jetzt zukunftsfähig<br />
weiterentwickelt.<br />
Mieter, Eigentümer, Vertreter der Stadt, der Technologiepark<br />
GmbH, des KIT und der Bürgervereine erarbeiteten dazu<br />
gemeinsam das Konzept „TPK Reload“. Ein wichtiges Ziel<br />
war es, den derzeit gültigen Bebauungsplan des Areals an die<br />
geänderten Bedürfnisse anzupassen. Darüber hinaus ging es<br />
auch um Themen moderne Arbeitswelten, Verkehrsanbindung<br />
und <strong>Mobilität</strong>, Infrastruktur, Dienstleistungsangebote, Energie<br />
und innovative Technologien.<br />
Um die vorhandenen Flächen effizienter und nachhaltiger<br />
zu nutzen, sieht der Bebauungsplan künftig eine optimierte<br />
bauliche Ausnutzung hinsichtlich Dichte der Bebauung sowie<br />
der Gebäudehöhen vor. Damit wird insgesamt ein Plus von<br />
25 Prozent an Büroflächen erreicht. Vorgesehen ist ebenfalls<br />
eine Zone für Hightech-Produktion, die den geänderten Anforderungen<br />
des produzierenden Gewerbes Rechnung trägt.<br />
Ein Schwerpunkt liegt auch auf dem Themenbereich <strong>Mobilität</strong>:<br />
Mit dezentralen Parkmöglichkeiten sowie einer <strong>Mobilität</strong>szentrale<br />
im südlichen Einfahrtbereich soll das Gebiet weitgehend<br />
vom ruhenden Verkehr entlastet werden. Darüber hinaus soll<br />
der TPK zum Forschungs- und Anwendungsmodell für innovative<br />
<strong>Mobilität</strong>skonzepte werden. Dazu gehört neben der Ladeinfrastruktur<br />
für E-Fahrzeuge auch der TPK Bus Loop als Pilotprojekt<br />
für autonomes Fahren: Dazu würde ein automatisch fahrendes<br />
Fahrzeug auf einen Rundkurs im Technologiepark geschickt, das<br />
von Beschäftigten sowie von Besucherinnen und Besuchern innerhalb<br />
des Parks genutzt werden kann. Langfristig ist zudem eine<br />
Nordzufahrt mit direkter Anbindung an die Autobahn geplant.<br />
Auch den geänderten Anforderungen an das Arbeitsumfeld – vor<br />
allem in der Technologie-Branche – wird Rechnung getragen.<br />
Neben dem Wunsch nach zeitgemäßen Arbeitswelten geht es<br />
um „Work-Life-Balance“ und ein Mehr an Urbanität. Für eine<br />
gute Arbeitsatmosphäre außerhalb der Büros sollen künftig<br />
öffentliche Grün-Räume etwa mit WLAN-Verbindung sorgen.<br />
Einen Beitrag zur „Work-Life-Balance“ leisten bereits das<br />
Element-i-Kinderhaus und die angeschlossene Grundschule,<br />
die jetzt durch eine Gemeinschaftsschule mit Ganztagsangebot<br />
ergänzt wird. Ein erweitertes gastronomisches Angebot,<br />
Einkaufmöglichkeiten für den täglichen Bedarf sowie weitere<br />
Dienstleistungen sollen künftig ein breiteres Publikum auf das<br />
Areal bringen. Darüber hinaus sind auch ein Boardinghouse<br />
und ein Hotel vorgesehen. So wird der TPK zum attraktiven<br />
Arbeits- und Lebensraum.<br />
Mit dieser strategischen Neuausrichtung sind die Weichen<br />
gestellt, damit der TPK – als „Schaufenster Ost“ – auch<br />
künftig die Adresse für Hightech-orientiere Unternehmensansiedlungen<br />
am Hightech- und IT-Standort Karlsruhe bleibt.<br />
www.karlsruhe.de/wirtschaft<br />
Von HUBERT HARTMANN, bei der Wirtschaftsförderung verantwortlich für<br />
den Bereich Unternehmensservice, Email: hubert.hartmann@wifoe.karlsruhe.de
NR 60 <strong>2017</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL 106<br />
Foto: Fotolia<br />
ZUSAMMEN STARK:<br />
TECHNOLOGIETRANSFER-<br />
MANAGEMENT IN KARLSRUHE<br />
In kaum einer Region Deutschlands trifft so viel wissenschaftliche Exzellenz auf eine so hohe Dichte<br />
technologiegetriebener Unternehmen wie in Karlsruhe. Die Chancen, die sich aus einer Zusammenarbeit<br />
ergeben, sind enorm. Genau hier setzt die Arbeit der Technologietransfermanager an.<br />
Andrea Bühler von der Wirtschaftsförderung und Bodo Koltze<br />
von der Handwerkskammer sind angetreten, um die schlummernden<br />
Potenziale der Region zu entfalten. Seit 2016 bauen<br />
sie Brücken zwischen Wissenschaft und Wirtschaft, um<br />
aktuelles Wissen aus den Hochschuleinrichtungen für<br />
Unternehmen nutzbar zu machen. Technologietransfermanager<br />
sind dabei Trendforscher, Analysten und Netzwerker zugleich.<br />
„Unser Ziel ist es, neue wissenschaftliche Erkenntnisse in<br />
praxisgerechte Anwendung zu bringen. Hier beraten wir<br />
Unternehmen, die ihre Produkte und Prozesse mit neuen<br />
Technologien optimieren wollen, “ erklärt Andrea Bühler.<br />
Dazu gehört das Anstoßen von Kooperationsprojekten.<br />
Derzeit unterstützt sie den von den Stadtwerken betriebenen<br />
Ausbau eines innovativen Datennetzwerks (LoRaWAN)<br />
und die von der Hochschule Karlsruhe vorangetriebene<br />
Optimierung eines Kalt-Nahwärmenetzes.<br />
Ein Highlight des letzten Jahres war die „Energy4u: Technologie<br />
für den Mittelstand“ – ein Event, das exemplarisch für die<br />
Arbeit des Technologietransfermanagements steht. Über<br />
300 Teilnehmer aus Handwerk, Wirtschaft und Forschung<br />
kamen zusammen, es gab 30 inspirierende Fachvorträge,<br />
viele Best-Practice-Beispiele sowie Gelegenheit für den<br />
Ideenaustausch. Dabei entstanden zahlreiche neue Technologiepartnerschaften<br />
und damit weitere Ansatzpunkte für<br />
Kooperationsprojekte. Aufgrund der positiven Resonanz wird<br />
die „Energy4u“ im Herbst <strong>2017</strong> erneut stattfinden.<br />
Ein wichtiger Termin ist die CEB Energie-Effizienz-Messe<br />
am 28. und 29. Juni <strong>2017</strong>. Interessenten können sich hier<br />
über erfolgreiche Projekte im Energiebereich informieren,<br />
die auch den Wert des Technologietransfers für Karlsruhe<br />
und die Region unterstreichen. Andrea Bühler und Bodo<br />
Koltze wollen die Erfolgsgeschichte des Karlsruher Technologietransfers<br />
weiterschreiben. Mit Veranstaltungen,<br />
Beratungen, Firmenbesuchen sowie „Technologie-Touren“<br />
zu Leuchtturmprojekten unterstützen sie auch künftig den<br />
intensiven Austausch von Wirtschaft und Wissenschaft.<br />
Kontaktdaten, Termine und weitere Informationen gibt es<br />
unter www.technologietransfer-aus-karlsuhe.de.<br />
Von EDITH TOEPELL, bei der Wirtschaftsförderung Karlsruhe<br />
verantwortlich für Kommunikation und Marketing
NR 60 <strong>2017</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL 108 109<br />
07 ÜBER DEN TELLERRAND<br />
VERNETZT<br />
EUCH.<br />
TAUSCHT<br />
EUCH AUS.<br />
LERNT VON-<br />
EINANDER.<br />
Cluster. In Baden-Württemberg der Trend<br />
schlechthin. Insgesamt 120 solcher regionalen<br />
Zusammenschlüsse von Unternehmen, Forschungseinrichtungen<br />
und öffentlichen Stellen gibt es im<br />
Südwesten Deutschlands – und die Landesregierung<br />
tut gut daran, diese zu unterstützen. Denn Cluster<br />
bündeln Wissen, fördern die Innovationsdynamik<br />
von Unternehmen und erhöhen die Wettbewerbsfähigkeit<br />
der Region.<br />
Automotive Engineering Network e.V. (AEN) ist ein solches<br />
Cluster im Bereich <strong>Mobilität</strong>. Vor mehr als zehn Jahren<br />
gegründet – werden jetzt die Weichen für die Zukunft gelegt.<br />
Ein neues Team. Eine neue Strategie. Ein neues Konzept.<br />
Das Ziel: Unternehmen und Forschungseinrichtungen<br />
zusammenzubringen, damit Innovationen realisiert werden<br />
können. Soweit, so gut. Strategien festlegen ist das eine,<br />
diese auch erfolgreich umzusetzen, das andere. Waldemar<br />
Epple, neuer Vorstandsvorsitzender des AEN, war 19 Jahre<br />
lang Leiter der Mercedes-Benz-Kundencenter in Rastatt<br />
und Sindelfingen – er bringt jede Menge Know-how rund<br />
um die Automobilbranche mit, noch mehr aber brennt er<br />
für die Neuausrichtung des AEN. „Nur wer selbst für etwas<br />
brennt, kann andere entzünden!“, zitiert Epple und spricht<br />
sich damit ganz klar für seine neue Aufgabe aus. In einem<br />
komplexen Umfeld gibt es so gut wie keine einfachen Lösungen<br />
mehr. Nur durch das Einbringen von verschiedenen<br />
Foto: iStock<br />
Perspektiven und speziellen Fähigkeiten können die komplexen<br />
Lösungen geschaffen werden, die nachhaltig erfolgreich sind.<br />
Von dieser intelligenten Vernetzung sollen am Ende natürlich<br />
die Mitgliedsbetriebe profitieren, indem sie gewinnbringende<br />
Kontakte zu Forschungseinrichtungen und anderen Trägern von<br />
Wissen erhalten und somit aus Ideen Innovationen entstehen,<br />
die auch umgesetzt werden. Denn das sogenannte „Valley<br />
of Death“ lässt viele Innovationen scheitern. Dafür gibt es<br />
unterschiedliche Gründe: zu wenig Kapital, der fehlende<br />
Kontakt zum richtigen Abnehmer, falsche Entscheidungen<br />
im Management. AEN möchte die Brücke sein, die verhindert,<br />
dass Innovationen im Valley of Death untergehen. Wichtig<br />
dabei ist, den gesamten Prozess, von der Idee bis zur Anwendung,<br />
zu begleiten und zu jeder Zeit Hilfestellung zu leisten.<br />
Nicht die Idee ist entscheidend, sondern nur die realisierte<br />
Idee, die einen Kunden findet.<br />
Autonomes Fahren, Elektromobilität, Digitalisierung in<br />
Fahrzeugen und neue <strong>Mobilität</strong>skonzepte auf Basis der<br />
sharing economy- AEN bearbeitet für und mit seinen<br />
Mitgliedern die „Megathemen“ der <strong>Mobilität</strong> und Automobilindustrie.<br />
Dabei ist nicht die Fokussierung auf Basistechnologien,<br />
sondern ein systemischer Ansatz entscheidend. „Wir haben<br />
in Deutschland schmerzvoll festgestellt, dass ohne Elektro-<br />
Tankstellen das Thema Elektromobilität nicht funktioniert.<br />
Wir müssen also immer das ganze Ökosystem betrachten.<br />
Genau im Ökosystem liegen aber enorm viele neue Geschäftsideen<br />
und Business Modelle, die noch nicht realisiert sind“,<br />
so Epple.<br />
Die nächsten Schritte des AEN liegen klar auf der Hand:<br />
„Ziel ist es, systematisch die Fähigkeiten der Mitgliedsfirmen<br />
und Forschungseinrichtungen zu erfassen. Die aus diesem<br />
Prozess entstandenen Ideen sollen, in einem lebendigen Labor,<br />
mit der Wirklichkeit konfrontiert werden. Denn Innovationen<br />
in der Region entstehen nur, wenn Menschen Neues ausprobieren<br />
wollen“, fasst der Vorstandsvorsitzende des AEN die<br />
Pläne zusammen.<br />
CAROLINE CARNEVALE www.wvs.de<br />
STECKBRIEF: WALDEMAR EPPLE<br />
Vorstandsvorsitzender des AEN e.V.<br />
Er war 19 Jahre lang Leiter des Center of Excellence,<br />
dem Mercedes-Benz-Kundencenter in Sindelfingen<br />
und Rastatt. Sein Studium absolvierte er an der tech.<br />
Hochschule Karlsruhe zum Dipl. Wirtschaftsingenieur.
NR 60 <strong>2017</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL 110 111<br />
07 ÜBER DEN TELLERRAND<br />
Fotos: IHK Karlsruhe<br />
„Zum Thema Technologie brauche ich Ihnen nichts zu sagen.<br />
Was hier fehlt, sind lediglich Selbstvertrauen in die Umsetzung<br />
eigener Ideen und der Mut, Fehler zuzulassen.“<br />
AUF AUGENHÖHE MIT<br />
DEM SILICON VALLEY<br />
Neujahrsempfang <strong>2017</strong> der IHK Karlsruhe.<br />
Pferdt hat mit seinem Vortrag den Horizont der rund 1500<br />
Besucher ein Stück weit geöffnet und sie bunte Papierflieger<br />
mit „Was-wäre-wenn-Fragen“ in die Luft schießen lassen.<br />
„Die typisch deutsche Antwort auf solche Fragen wäre: Ja,<br />
aber. Ich bitte Sie jetzt jedoch, die Antwort durch ein „Ja,<br />
und“ zu ersetzen.“<br />
„Die Umgebung für Kreativität und Innovation muss stimmen“,<br />
erklärte Pferdt, der für die Google-Mitarbeiter ein Co-Creation-<br />
Space namens „The Garage“ eingerichtet hat. Bunt, mit<br />
Nähmaschinen und Bastelbedarf. Ein Spielzimmer für Mitarbeiter<br />
eines Unternehmens, in dem man 20 Prozent seiner<br />
Arbeitszeit in eigene Projekte investieren darf. „Man muss<br />
den Mitarbeitern Raum geben, aber auch emotionale Sicherheit,<br />
eine Atmosphäre, in der auch Fehler verziehen werden.“<br />
Sein Credo: „Eine gesunde Missachtung des Unmöglichen.“<br />
Das sah Prof. Dr. Gisela Lanza, Leiterin des Instituts für<br />
Produktionstechnik am KIT, im Expertentalk mit IHK-<br />
Hauptgeschäftsführer Prof. Hans-Peter Mengele ähnlich. So,<br />
wie sie auch Pferdts Meinung von der deutschen Mentalität<br />
teilt: „Wir haben viele Stärken hier, aber wir trauen uns nicht.<br />
Wir scheuen das Risiko, alles über Bord zu werfen.“<br />
Die Professorin warnte davor, zu sehr auf das Altbewährte<br />
und Vertraute zu setzen. „Irgendwann ist es überholt. Ich<br />
fürchte nur, dass es uns noch zu gut geht, um das Wagnis<br />
der Innovation einzugehen“.<br />
Der rasch voranschreitende technologische Wandel verändert nicht nur unsere Gesellschaft, sondern<br />
auch die Arbeitswelt. Er stellt Unternehmen und Politik vor immer neue Herausforderungen. Die IHK<br />
versteht sich als eine Art Transmissionsriemen, der die Digitalisierung in den Mittelstand überträgt.<br />
Die TechnologieRegion Karlsruhe auf Augenhöhe mit dem<br />
Silicon Valley: Mindestens drei der Ehrengäste des Neujahrsempfangs<br />
der IHK Karlsruhe sehen deutliche Parallelen zwischen<br />
der badischen und der kalifornischen Innovationsregion. Für<br />
Peter Lockemann, ehemaliger Professor für Informatik am<br />
KIT und Mitbegründer des Forschungszentrums Informatik,<br />
ist die TRK auf dem Gebiet der IT hervorragend aufgestellt.<br />
„Wir haben ausgezeichnete Universitäten und selbstbestimmte,<br />
gut ausgebildete Absolventen. Was wir brauchen, ist nur eine<br />
lockere, offene Atmosphäre, eine Denkweise, wie sie dort<br />
vorherrscht und hier nicht. Wenn wir diesen kalifornischen<br />
Mindset übernehmen und mit den Stärken zusammentragen,<br />
die wir in Deutschland haben, mit unserer Exzellenz in Informatik<br />
und Ingenieurwissenschaften, dann sehe ich positiv in<br />
die Zukunft.“<br />
Genau hierum ging es auch dem Keynote-Speaker des<br />
Neujahrsempfangs, Dr. Frederik G. Pferdt, Chief Innovation<br />
Evangelist und Head of Innovation & Creativity Programs<br />
bei Google im kalifornischen Mountain View. Pferdt sieht<br />
die Fächerstadt, was die Vorreiterrolle bei IT und Technologie<br />
betrifft, auf Augenhöhe mit seiner beruflichen Heimat in den<br />
USA.<br />
Angesichts der Herausforderungen durch die fortschreitende<br />
Digitalisierung verspricht IHK-Präsident Wolfgang Grenke den<br />
Mitgliedsunternehmen Hilfe, wo es nötig ist. „Wir verstehen<br />
uns als eine Art Transmissionsriemen, der die Digitalisierung<br />
in den Mittelstand überträgt. Das Thema Digitalisierung ist<br />
so schnelllebig und so komplex, dass es eher noch zu wenige<br />
Unternehmen sind, die sich dem Thema nähern. Insbesondere<br />
für kleine und mittlere Betriebe sind noch viele Fragen offen.<br />
Speziell mit Blick auf Innovation und auf die Aus- und<br />
Weiterbildung ist die IHK Partner, um Mitgliedsbetriebe<br />
zukunftsfest zu machen.“<br />
Eine engmaschige Kooperation verbindet die IHK mit dem<br />
Cyberforum, dem größten regional aktiven Hightech-<br />
Unternehmer-Netzwerk in Europa. Es ermöglicht gerade<br />
jungen Startup-Unternehmen, sich mit Unternehmern,<br />
Wissenschaftlern, Technikern und vielerlei Experten auszutauschen<br />
und innerhalb der IT-Wirtschaft Wege in die<br />
digitale Welt zu finden.<br />
IHK-Präsident W. Grenke, Dr. Frederik G. Pferdt, Prof. Hans-Peter Mengele<br />
Auch Initiativen wie das Cyberforum oder „Karlsruhe Digital“,<br />
mit denen die IHK eng zusammenarbeitet, zeigen, wie vielfältig<br />
Karlsruhes IT-Szene ist und bestätigt die Rolle der Region als<br />
Antreiber der Digitalisierung.<br />
Eine im November veröffentlichte Studie der deutschen<br />
Akademie der Technikwissenschaften (acatech) hat Deutschland<br />
und der Innovationsfreudigkeit hierzulande zunächst<br />
einmal ein hervorragendes Zeugnis ausgestellt: Industrie 4.0<br />
hat demnach in Deutschland eine hohe innovationspolitische
NR 60 <strong>2017</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL 112 113<br />
07 ÜBER DEN TELLERRAND<br />
IT-Bereich sind über die Branchen hinweg gefragt. Um stets<br />
auf dem neuesten Stand zu sein, ist die Qualifizierung unverzichtbarer<br />
Bestandteil eines jeden Arbeitsplatzes.<br />
Foto: IHK Karlsruhe<br />
Dynamik entfaltet, und der intensive Austausch zwischen<br />
Unternehmen, Verbänden, Wissenschaft, Gewerkschaften und<br />
Politik habe Deutschland einen Wettbewerbsvorsprung von<br />
zwei bis drei Jahren gegenüber anderen Ländern verschafft.<br />
Der Schlüssel in die Zukunft liegt nach Ansicht Grenkes in der<br />
internationalen Zusammenarbeit auf Basis großer Plattformen,<br />
vorausgesetzt, der Blick geht zunächst einmal gründlich nach<br />
innen. Die digitale Wirtschaft kennt keine realen Grenzen, sie<br />
bietet ungemein vielfältige Chancen.<br />
Aber, so fragt sich der IHK-Präsident, wie steht es mit der<br />
künstlichen Intelligenz, mit Robotern, die immer mehr können?<br />
Ist meine Arbeitsleistung – ist der Mensch – künftig ersetzbar?<br />
„Nein“, lautet seine Antwort, „denn es werden zwar Berufsbilder<br />
entfallen aber – davon bin ich fest überzeugt – mehr neue<br />
entstehen.“<br />
Diese Fragen werden die Transformationsprozesse immer<br />
begleiten, und sie müssen immer wieder neu beantwortet<br />
werden. Lebenslanges Lernen ist dabei unerlässlich. Und die<br />
Mitarbeiterin, der Mitarbeiter 4.0 der Zukunft wird anders<br />
ausgebildet sein.<br />
Der rapide voranschreitende technologische Wandel verändert<br />
nicht nur unsere Gesellschaft, sondern auch die Arbeitswelt.<br />
Er stellt Unternehmen und Politik vor immer neue Herausforderungen.<br />
Berufsinhalte und Tätigkeiten werden sich durch<br />
die Digitalisierung nachhaltig verändern. Die Vielzahl neuartiger<br />
Technologien, die mit dem digitalen Wandel einhergehen,<br />
können Unternehmen aber nur dann nutzen, wenn sie ihre<br />
Beschäftigten ausreichend dafür qualifizieren.<br />
Nicht nur Beschäftigte in Softwareunternehmen müssen<br />
heute über IT-bezogene Kenntnisse und Fähigkeiten verfügen.<br />
Sowohl digitale Grundfähigkeiten als auch Spezialwissen im<br />
Die Weiterbildungskultur muss vor Ort in den Betrieben<br />
gelebt werden. Speziell älteren Mitarbeitern muss die<br />
Möglichkeit gegeben werden, sich am Arbeitsplatz weiterzubilden.<br />
Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer benötigen in<br />
der digitalen Zukunft allerdings nicht nur berufsspezifisches<br />
Fachwissen, sondern auch so genannte Soft Skills wie Kommunikationsfähigkeit,<br />
interkulturelle Kompetenzen, rasche<br />
Auffassungsgabe, systematisches Denken und Kreativität. Das<br />
Weiterbildungsengagement von Betrieben, Arbeitnehmerinnen<br />
und Arbeitnehmern muss künftig ausgebaut werden.<br />
Die fortschreitende Digitalisierung könnte auch für frischen<br />
Wind bei deutschen Unternehmensgründungen sorgen.<br />
Gründerinnen, Gründer und Unternehmen treiben sie<br />
immer weiter voran.<br />
Die IT-Branche zählt inzwischen zu einer der stärksten<br />
Wachstumsbranchen in Deutschland. Unternehmen der<br />
Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT) haben<br />
inzwischen einen Anteil von 4,7 Prozent (2013) an der<br />
Bruttowertschöpfung, das entspricht 84 Milliarden Euro.<br />
Zum Vergleich: Der Maschinenbau kommt auf 4,4 Prozent.<br />
Der Grund für den Erfolg der IKT-Branche liegt nicht zuletzt<br />
darin, dass immer mehr kleine und mittlere Unternehmen neue<br />
Technologien, branchenspezifische Software und webbasierte<br />
Services einsetzen. Unternehmerinnen und Unternehmer<br />
nutzen die vielfältigen digitalen Möglichkeiten, um ihr Angebot<br />
zu erweitern oder zu verbessern und um ihre Geschäfts- und<br />
Arbeitsprozesse schneller und kostengünstiger abzuwickeln.<br />
Wichtiger als rasantes Wachstum einzelner Start-ups ist<br />
allerdings, dass die Unternehmen mit einem nachhaltigen<br />
Geschäftsmodell an den Start gehen.<br />
Auch der Mittelstand sollte Kooperationen eingehen, um zu<br />
profitieren. „Die Start-ups von heute sind der Mittelstand<br />
von morgen“, so die Präsidentin des Instituts für Mittelstandsforschung<br />
(IfM), Friederike Welter.<br />
Auch die jungen Gründer sagen derzeit: Das europäische<br />
Umfeld ist viel interessanter als das Silicon Valley. In einigen<br />
Städten etabliert sich eine lebendige Szene. Hierfür ist<br />
Karlsruhe ein hervorragendes Beispiel.<br />
IHK KARLSRUHE www.ihk.karlsruhe.de<br />
Foto: IHK Karlsruhe
NR 60 <strong>2017</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL 114 115<br />
07 ÜBER DEN TELLERRAND<br />
USA<br />
Unterwegs im Untergrund<br />
Die Bandbreite an Transportmöglichkeiten<br />
ist ausgeschöpft? Stimmt nicht.<br />
Das Projekt „Hyperloop“ plant Rohrpost<br />
in neuem Ausmaß. Das Konzept<br />
des amerikanischen Unternehmers<br />
Elon Musk ist ein hypermodernes<br />
Röhren-Transport-System. Waren und<br />
Menschen werden in einer speziellen<br />
Kapsel mit Hochgeschwindigkeit durch<br />
den Untergrund befördert. Die Kapseln<br />
schießen auf Luftkissen durch die Röhre<br />
und sind mit einer Geschwindigkeit<br />
von bis zu 1500 km/h schneller als ein<br />
Zivilflugzeug. Extrem schnell und umweltfreundlich<br />
könnte Hyperloop das<br />
zukünftige Reisen revolutionieren. An<br />
der Umsetzung dieser Vision arbeiten<br />
die Unternehmen Hyperloop One und<br />
Hyperloop Transportation Technologies.<br />
Auf verschiedenen Teststrecken in<br />
Nevada und Kalifornien wird das System<br />
gerade erprobt. Auch andere Nationen<br />
spielen mit dem Gedanken, das System<br />
auszuprobieren. Nach bisherigen Ankündigungen<br />
soll der Hyperloop im Jahr<br />
2020 einsatzbereit sein.<br />
MALMÖ, SCHWEDEN<br />
Ein Wohnparadies für Radliebhaber<br />
Viele Menschen verzichten im urbanen<br />
Raum mittlerweile auf das Auto und<br />
steigen auf das umweltfreundliche<br />
Fahrrad um. Das Projekt „Ohboy“ der<br />
Architektengruppe Hauschild + Siegel<br />
Architecture in Malmö entwirft ein<br />
Wohnkonzept, in dem ein autofreies<br />
Leben problemlos möglich ist. Mittelpunkt<br />
ist ein Wohnhaus über 7 Etagen,<br />
das Platz für 55 Wohnungen und 33<br />
Motelzimmer bietet. Diese Wohnanlage<br />
ist konsequent auf die Bedürfnisse von<br />
Radfahrern zugeschnitten. Bis auf einen<br />
Behindertenparkplatz gibt es keine<br />
Abstellplätze für PKWs. Aufzug,<br />
MOBILITÄT<br />
AUS ALLER<br />
WELT<br />
Rund um den Globus setzen sich kreative Köpfe und<br />
Ingenieure mit dem Thema <strong>Mobilität</strong> auseinander.<br />
Menschen werden vernetzt, Transportwege effektiver<br />
gestaltet. Entfernungen spielen dabei kaum<br />
noch eine Rolle. Manche Ideen bleiben Visionen,<br />
andere gestalten aktiv unsere Zukunft. Ein Blick<br />
auf aktuelle Projekte aus aller Welt.<br />
Wohnungseingänge und Flure sind<br />
so großzügig dimensioniert, dass man<br />
mühelos seine Einkäufe mit dem<br />
Lastenfahrrad bis zum Kühlschrank<br />
transportieren kann. Außerdem steht<br />
jeder Wohnung eine große Paketbox<br />
im Erdgeschoss zur Verfügung. Über<br />
ein buchbares <strong>Mobilität</strong>sabo nutzen<br />
Bewohner günstig den öffentlichen<br />
Nahverkehr sowie Bike- und Carsharing.<br />
Kleinere Fahrradreparaturen können in<br />
der hauseigenen Werkstatt durchgeführt<br />
werden. Neugierig? Wohnungen<br />
und Motelzimmer können seit diesem<br />
Jahr bezogen werden.<br />
DIE WELT<br />
Don Parrish, 72 Jahre, Most<br />
Travelled Person of the World<br />
Der Südpol, das Nordkap, die Bouventinsel (das Eiland in<br />
Rekorddistanz zu jedem Kontinent) – ein Mann hat sie alle<br />
gesehen. Don Parrish führt das Ranking des Online-Clubs<br />
Most Travelled People mit 850 von 875 bereisten Destinationen<br />
an. Ziele, die ihm noch fehlen, sind entweder militärische<br />
Sperrgebiete oder strikte Naturreservate. Er ist auf Sondergenehmigungen<br />
oder günstige Witterungsbedingungen<br />
angewiesen. Wie ein gegerbter Abenteurer sieht der Frührentner<br />
aus Dowers Grove bei Chicago aber nicht aus. Keine<br />
Trophäensammlungen oder Weltkarten voller Pins. Nur wenig<br />
deutet in seinem unauffälligen Reihenhaus darauf hin, dass<br />
Don Parrish Extrem Traveller ist. Zeitlebens hatte er eine<br />
Festanstellung als Computertechniker und nutzte seine 3-5<br />
Wochen Jahresurlaub für ausgiebige Reisen. Ein Ländersammler<br />
mit Tunnelblick ist er dabei nicht geworden. Er kennt sich<br />
politisch und geschichtlich hervorragend aus und hat über die<br />
Hälfte aller 1.052 Weltkulturstätten besichtigt. Eine Handvoll<br />
Verhaftungen hat er dabei auch schon hinter sich. Seine<br />
Heimat bleibt jedoch Amerika. „Manche Reisende sind wie<br />
Entwurzelte“, so Don, „I need to come home.“<br />
AUSTRALIEN<br />
Solange die Sonne scheint<br />
Alle zwei Jahre findet in Australien die World Solar Challenge<br />
statt – die Weltmeisterschaft der Solarwagen schlängelt sich<br />
auf öffentlichen Straßen 3000 km von Darwin im Norden<br />
quer durch das Land bis nach Adelaide im Süden. Teilnehmer<br />
reisen mittlerweile aus aller Welt an, um ihre neuesten Forschungsarbeiten<br />
im Bereich der solarbetriebenen Fahrzeuge<br />
zur Schau zu stellen. Der zu schlagende Rekord über eine<br />
Durchschnittsgeschwindigkeit von 102 km/h liegt seit dem<br />
Jahr 2005 bei der niederländischen Universität Delft.<br />
TAIPEH, TAIWAN<br />
Als hätten Vespa und iPhone ein<br />
Kind bekommen<br />
Der Smartscooter des taiwanesischen<br />
Herstellers Gogoro sieht nicht nur<br />
verdammt gut aus. Das eigentlich innovative<br />
liegt in seinem Energiekonzept.<br />
Angetrieben wird der smarte Cityflitzer<br />
durch zwei Lithium-Ionen-Akkus, mit<br />
denen er es auf beachtliche 95 km/h<br />
bringt. Der Clou: Neigt sich die Akkuladung<br />
dem Ende zu, werden die leeren<br />
Akkus einfach am Automaten gegen<br />
volle eingetauscht. Laut Hersteller in<br />
weniger als 6 Sekunden! Die Tankstelle<br />
wird also künftig eine Tauschstelle, ohne<br />
Steckdose und stundenlange Ladezeiten.<br />
Komfortabler lässt sich ein Roller nicht<br />
aufladen. Kein Wunder, dass das Konzept<br />
in Taiwan bereits der Renner ist. Gogoro<br />
plant, seinen schicken Elektroroller, der<br />
übrigens von zwei ehemaligen Mitarbeitern<br />
des Smartphone-Herstellers<br />
HTC entwickelt wurde, auch in andere<br />
Weltmetropolen zu exportieren. Bald<br />
könnte er also auch auf unseren Straßen<br />
unterwegs sein.<br />
Momentan noch in der Konstruktionsphase, tüftelt das Team<br />
Sonnenwagen der RWTH Aachen an seinem Rennwagen. Am<br />
8. Oktober <strong>2017</strong> wollen sie sich der Herausforderung stellen.<br />
Gestartet wird in der Challenger-Klasse für einsitzige Autos.<br />
Hier liegt der Fokus vor allem auf der Performance, während<br />
Fahrzeugmodelle der Cruiser-Klasse in Form und Funktion<br />
dem klassischen Auto schon sehr nahe kommen. Bereits in<br />
Vorjahren vorgestellte Fahrzeuge und skurrile Blickfänge<br />
gehen in der Adventure-Klasse an den Start.<br />
Text und Illustration<br />
LISA WALTER, PAULINE GERBERSHAGEN www.wvs.de
NR 60 <strong>2017</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL 116 117<br />
07 ÜBER DEN TELLERRAND<br />
PARTNERSCHAFT<br />
KARLSRUHE UND<br />
PUNE WEITER<br />
GESTÄRKT<br />
Die auf Nachhaltigkeit angelegte Internationalisierungsstrategie der<br />
Stadt Karlsruhe zielt darauf ab, Investitionsmöglichkeiten für ausländische<br />
Unternehmen aufzuzeigen und Kooperationsmöglichkeiten<br />
für Karlsruher Firmen mit internationalen Partnern zu schaffen. Die<br />
Zusammenarbeit mit Indien, vor allem mit der Wirtschaftsmetropole<br />
Pune ist hier beispielhaft.<br />
Foto: Staatsministerium Baden-Württemberg<br />
Ergebnis erfolgreicher Netzwerkarbeit: die Unterzeichnung eines Memorandum of Understanding zwischen der Hochschule Karlsruhe und den<br />
Projektpartnern von Gathagram in Pune, im Rahmen der Delegationsreise unter der Leitung von Ministerpräsident Kretschmann.<br />
Pune ist eine der erfolgreichsten Smart Cities Indiens. Seit<br />
2012 vereinbarte die Wirtschaftsförderung Karlsruhe eine<br />
engere Zusammenarbeit, heute ist Karlruhe ein wichtiger<br />
Partner der indischen Metropole. Neben Wirtschaft stehen<br />
längst auch Bildung, Kultur und Tourismus im Fokus der<br />
Kooperation, auf der Hochschulen, Unternehmen, Netzwerke<br />
und kulturelle Einrichtungen aufsetzten. Das Karlsruher<br />
„India Board“, 2015 gegründet, gilt dabei als wegweisend,<br />
weil es deutsche und indische Akteure aus Wirtschaft und<br />
Gesellschaft vernetzt.<br />
Das gegenseitige Interesse ist ausgesprochen groß: Seit 2013<br />
besuchten mehr als 500 indische Entscheidungsträger aus<br />
Wirtschaft und Politik in 13 Fachdelegationen den Wirtschaftsstandort<br />
Karlsruhe – im Fokus IT, Energie und <strong>Mobilität</strong>. Rund<br />
85 Karlsruher Unternehmen und Einrichtungen wiederum<br />
wurden im Rahmen von Delegationsprogrammen nach Indien<br />
begleitet. Bei der 120-köpfigen Delegation unter der Leitung<br />
von Ministerpräsident Kretschmann im Januar <strong>2017</strong> kamen<br />
40 Teilnehmer aus Karlsruhe und der TechnologieRegion.<br />
Mit über 330 deutschen Firmenansiedlungen gilt die Millionenstadt<br />
Pune als äußerst deutsch-affin, darunter Karlsruher<br />
Unternehmen wie Abas Software und Bokela. In Indien aktiv<br />
sind zudem Dr. Willmar Schwabe, Aluplast mit einer Produktionsstätte,<br />
sowie Frenell mit einem Solarthermie-Projekt bei<br />
Delhi. Mit dem Aufbau eines Indien-Kompetenz-Zentrums<br />
sowie eines Büros in Pune beschritt Karlsruhe neue, erfolgreiche<br />
Wege in der internationalen Zusammenarbeit. Das<br />
Kooperationsbüro verfügt mit mehr als 1.000 qualifizierten<br />
Adressen über ausgezeichnete Verbindungen zu Entscheidern<br />
und Multiplikatoren vor Ort. Firmen aus Karlsruhe und<br />
Region können auf die Einrichtung zugehen, um erfolgreich<br />
in Indien anzukommen, indischen Firmen wiederum wird der<br />
Weg nach Karlsruhe erleichtert, wie etwa bei den Ansiedlungen<br />
der Firmen SIKRAFT Infotech und Mestech Services sowie<br />
Technosoft in Ettlingen. Die Arbeit der Karlsruher Repräsentanz<br />
kommt so gut an, dass künftig auch das Land Baden-Württemberg<br />
auf diesen Dienst zugreifen wird, wie Ministerpräsident<br />
Kretschmann bei der Delegationsreise verkündete.<br />
INDIENS ERSTE KLIMANEUTRALE SIEDLUNG<br />
Weitere Anknüpfungspunkte bietet das Indien-Kompetenz-<br />
Zentrum, wo Investitionsmöglichkeiten in die ‚SmarterCity‘<br />
Karlsruhe vorgestellt werden und indische Partner sich über<br />
intelligente Lösungen für moderne Stadtgesellschaften<br />
informieren können. Aktuelles Beispiel ist „Gathagram“,<br />
Indiens erste klimaneutrale Siedlung für 30.000 Menschen,<br />
die nahe Pune entsteht. Know-how aus Karlsruhe und der<br />
Region ist dabei sehr gefragt, koordiniert vom EnergieForum<br />
Karlsruhe. Bei der Delegationsreise vereinbarte die Hochschule<br />
Karlsruhe eine Zusammenarbeit und wird ihre Kompetenzen im<br />
Bereich Simulation einbringen. Ziel ist es, die Stadtplanung so<br />
zu optimieren, dass der Energieverbrauch für Klimatisierung<br />
deutlich reduziert wird. Fraunhofer ICT ist mit den Themen<br />
erneuerbare Energien und innovative Speichermethoden an<br />
Bord. „Gathagram“ ist ein Beleg für die erfolgreiche Netzwerkarbeit<br />
der vergangenen Jahre. Das besondere: Karlsruhe<br />
kann hier auch mittelständische Lösungen einbringen und so<br />
eigene Akzente setzen. Unterstützend wirkt dabei die 2015<br />
vereinbarte Partnerschaft zwischen Baden-Württemberg und<br />
dem indischen Bundesstaat Maharashtra, die jetzt unter dem<br />
Motto „innovative Technologien aus Baden-Württemberg“<br />
weiter mit Leben gefüllt wird.<br />
„Karlsruhe arbeitet gemeinsam mit seinen indischen Partnern<br />
an Zukunftskonzepten rund um Netzwerkausbau, Technologietransfer<br />
und neue Geschäftsmodelle. Dabei geht es uns vor<br />
allem um die internationale Positionierung des Wirtschaftsstandorts<br />
Karlsruhe im globalen Wettbewerb um Fachkräfte<br />
und Unternehmen“, so Michael Kaiser, Direktor der Wirtschaftsförderung.<br />
Dabei immer im Blick: Ansiedlung von<br />
Unternehmen, Unterstützung von Investoren und die<br />
Vermarktung der Fächerstadt als „Innovation Hub“, vor<br />
allem im Bereich Smarter City.<br />
www.karlsruhe.de/wirtschaft, www.india-karlsruhe.com<br />
Von SIMONE PFLIEGER, bei der Wirtschaftsförderung verantwortlich für den Bereich<br />
Internationales, Indien und Pamina, Email: simone.pflieger@wifoe.karlsruhe.de
NR 60 <strong>2017</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL 118 119<br />
UNTERNEHMENSPROFILE<br />
AUS DER REGION, FÜR DIE REGION. INDIVIDUELL, MIT INDUS-<br />
TRIELLER PRÄZISION. MARCUS UND JÜRGEN STOBER HABEN<br />
MIT DER STOBER GMBH AUS EINEM TRADITIONSUNTERNEHMEN<br />
EIN MODERNES DRUCK- UND MEDIENHAUS GEFORMT.<br />
„QUALITÄTSDRUCKSACHEN und JUWELEN glänzen mit Wertbeständigkeit.<br />
Wegwerfflyer sind wie Glasperlen – einfach billig.“ So bringt es Martin Liebscher,<br />
einer von fünf Kundenberatern bei Stober auf den Punkt. Gemeinsam betreuen<br />
sie Kunden wie das Karlsruher ZKM, den Schmuckhersteller JÖRG HEINZ oder<br />
die Messegesellschaft KMK. Für hochwertige Printmedien, kommt die Wirtschaft<br />
aus der Technologieregion Karlsruhe und dem Nordschwarzwald gerne zum Druckdienstleister<br />
an der nördlichen Stadtgrenze Karlsruhes. Wo die B36 Richtung<br />
Mannheim führt, finden die Kunden VOLLES PROGRAMM und FULLSERVICE.<br />
Produziert wird mit modernsten Maschinen, egal, ob es um Drucken, Stanzen und<br />
Prägen, Falztechnik oder Broschürenbindung geht. Im Digitaldruck entstehen<br />
personalisierte Drucksachen. Geht es um handwerkliche Konfektionierung oder<br />
punktgenauen Mailingversand steht die eidos marketing services GmbH bereit,<br />
geführt von Sabine Stober.<br />
www.stober.de<br />
STOBER GmbH, Druckerei und Verlag<br />
Industriestraße 12, 76344 Eggenstein<br />
Fon 0721 97830-0, Fax 0721 97830-40<br />
info@stober.de, www.stober.de<br />
TECHNOLOGIEFABRIK KARLSRUHE – GRÜNDUNGSSCHMIEDE<br />
IN KARLSRUHE<br />
Die Technologiefabrik ist ein Gründerzentrum, in dem besonders viele Startups aus<br />
dem Hightech-Bereich ansässig sind. 1983 als 100%-Tochter der IHK Karlsruhe<br />
gegründet, kann sie heute auf viel Erfahrung und Wissen zur Unterstützung von<br />
Gründern zurückgreifen. Derzeit sind 80 Startups unter dem Dach des Innovationszentrums<br />
angesiedelt. Das Leistungsspektrum der Technologiefabrik ist breit<br />
gefächert. Neben Räumlichkeiten bietet sie auch Coaching zu Betriebswirtschaft<br />
und Technologietransfer an. 97 Prozent der bis heute über 370 betreuten Unternehmensgründer<br />
haben den Schritt in die Unabhängigkeit erfolgreich gemeistert.<br />
Durch diese Unternehmen wurden im Laufe der Jahre insgesamt über 6.500<br />
hochqualifizierte Arbeitsplätze geschaffen.<br />
www.technologiefabrik-ka.de<br />
TECHNOLOGIEFABRIK KARLSRUHE GmbH<br />
Haid-und-Neu-Straße 7, 76131 Karlsruhe<br />
www.technologiefabrik-ka.de<br />
EINE DER BESTEN IN DER<br />
„WELT“<br />
Nachdem die Volksbank Karlsruhe<br />
bereits im vergangenen Jahr vom<br />
Wirtschaftsmagazin Focus Money als<br />
„Beste Bank der Stadt“ ausgezeichnet<br />
wurde, setzt das Traditionshaus <strong>2017</strong><br />
noch einen drauf: In einem Ranking<br />
der Zeitung „Die Welt“ wird die<br />
Volksbank Karlsruhe nun erstmals<br />
auch deutschlandweit auf einem<br />
Spitzenplatz in der Beratung zur<br />
Baufinanzierung geführt. Dies ist das<br />
Ergebnis einer Untersuchung des<br />
Deutschen Instituts für Bankentests<br />
GmbH, Sylt, das rund 1.500 Banken<br />
und Sparkassen „auf den Zahn gefühlt“<br />
hat.<br />
Die Volksbank Karlsruhe fühlt sich<br />
der Tradition verpflichtet, Handwerk<br />
und Mittelstand über das klassische<br />
Bankgeschäft hinaus Förderer zu sein.<br />
Sie übernimmt zudem soziale Verantwortung<br />
in ihrem Geschäftsgebiet<br />
und stellt für gemeinnützige Zwecke<br />
jährlich rund 400.000 Euro zur<br />
Verfügung. Ein wichtiger Baustein<br />
ist die eigene Spendenplattform<br />
im Internet, die es den Bürgerinnen<br />
und Bürgern ermöglicht, unter<br />
www.gemeinsam-fuer-unsere-stadt.com<br />
„Hand in Hand“ mit der Volksbank<br />
Karlsruhe gemeinnützige Institutionen<br />
zu unterstützen.<br />
www.volksbank-karlsruhe.de<br />
VOLKSBANK KARLSRUHE EG<br />
Ludwig-Erhard-Allee 1, 76131 Karlsruhe<br />
Fon 0721 9350-0<br />
info@volksbank-karlsruhe.de<br />
www.volksbank-karlsruhe.de<br />
THINKING FUTURE MOBILITY<br />
M-Five is a Think Tank providing systemic and independent research and consulting<br />
services in the field of future mobility with a focus on the German and European<br />
markets. Our interdisciplinary team of experts is designing customized strategic<br />
advice on the transformation of mobility in the years to come. We combine the<br />
knowledge of the political framework, who is setting the agenda, the behaviour of<br />
market actors and consumers with competencies in new technologies and economics.<br />
Our services include:<br />
• Economic forecasting and analyses<br />
• Collaborating in research projects<br />
• Analysis and development of new business models and value chains<br />
• Due diligence<br />
• Future Lab workshops<br />
With more than 20 years of expertise the senior experts of M-Five GmbH Mobility,<br />
Futures, Innovation, Economics can consult your business and assist to prosper in<br />
the future mobility markets in Germany and in Europe.<br />
Mobility, Futures, Innovation, Economics<br />
www.m-five.de<br />
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M-FIVE GmbH<br />
Mobility, Futures, Innovation, Economics<br />
Bahnhofstraße 46, 76137 Karlsruhe<br />
Fon 0721 824818-90, Fax 0721 824818-91<br />
contact@m-five.de, www.m-five.de<br />
Das Städtische Klinikum Karlsruhe ist das größte Krankenhaus in der Region<br />
Mittlerer Oberrhein. Es ist im Krankenhausbedarfsplan des Landes Baden-Württemberg<br />
als Haus der Maximalversorgung ausgewiesen und Lehrkrankenhaus der<br />
Universität Freiburg. Mit 1.538 Betten und tagesklinischen Plätzen sowie mehr<br />
als 63.000 stationär und rund 185.000 ambulant versorgten Patienten pro Jahr<br />
nimmt es einen überregionalen Versorgungsauftrag wahr. Über 4.300 qualifizierte<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter stellen die Versorgung der Patienten sicher. 22<br />
medizinische Fachabteilungen, 4 Institute, eine Blutspendezentrale, eine Zentrale<br />
Notaufnahme sowie eine Kindernotaufnahme bieten den Bürgerinnen und Bürgern<br />
der Stadt Karlsruhe und der Region ein umfangreiches Angebot an Gesundheitsdienstleistungen.<br />
Das Klinikum hat eine lange Tradition. Seit 1907 ist es in der<br />
Moltkestraße lokalisiert. Mit seinen Neubauprojekten macht es sich fit für die<br />
Zukunft.<br />
STÄDTISCHES KLINIKUM KARLSRUHE GmbH<br />
Moltkestraße 90, 76133 Karlsruhe, Fon 0721 974-0<br />
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dank unserer vertrauensvollen und<br />
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und sicher. Unser Team kennt die<br />
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gleichermaßen und begleitet Sie<br />
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UNTERNEHMENSPROFILE<br />
DIE KÜCHENWELT REVOLUTIONIERT.<br />
Die E.G.O.-Gruppe (E.G.O.) ist ein typischer „Hidden Champion“ aus dem<br />
baden-württembergischen Weinort Oberderdingen. In der Branche allen ein<br />
Begriff, außerhalb nur Wenigen bekannt. Dabei haben sehr viele Menschen täglich<br />
mit den Produkten des Unternehmens zu tun. Rund zwölf E.G.O. Produkte sind<br />
durchschnittlich in jedem deutschen Haushalt zu finden. Auch weltweit nimmt<br />
die Zahl ständig zu. Firmengründer Karl Fischer hat 1931 die erste serientaugliche<br />
elektrische Kochplatte entwickelt und damit das Kochen revolutioniert. Heute<br />
entwickelt und produziert das Unternehmen alle Heiz- und Steuerelemente, die<br />
zum Kochen und Backen, zum Waschen, Trocknen und Geschirrspülen benötigt<br />
werden. Überdies liefert E.G.O. auch Komponenten, Systeme und Technologien<br />
für Gastronomie und professionelle Wäschepflege sowie anspruchsvolle Komponenten<br />
für die Medizin- und Gebäudetechnik oder die Automobilindustrie.<br />
www.egoproducts.com<br />
E.G.O. Blanc und Fischer & Co. GmbH<br />
Rote-Tor-Straße 14, 75038 Oberderdingen<br />
Fon 0721 97830 0, Fax 0721 97830 40<br />
info.germany@egoproducts.de,<br />
www.egoproducts.com<br />
SMARTE ENERGIE – VON DER EFFIZIENTEN UND ÖKOLOGISCHEN<br />
ERZEUGUNG BIS ZUR INDIVIDUELLEN NUTZUNG DURCH INTELLI-<br />
GENTES UND SMARTES ENERGIEMANAGEMENT<br />
Die BES entwickelt passgenaue Lösungen nach den jeweiligen Anforderungen der<br />
Projekte und verkauft Nutzenergie in Form von Wärme, Kälte oder Strom an die<br />
Kunden – das können Wohnviertel, gemischte Quartiere oder Industrieanlagen<br />
sein. Typische Lösungen sind Blockheizkraftwerke, Photovoltaik-Anlagen, Batteriespeicher<br />
oder andere erneuerbare Energiequellen.<br />
Die Vorteile für unsere Kunden liegen auf der Hand:<br />
• Komplett: Wärme, Kälte und Strom aus einer Hand<br />
• Dezentral: Die Energie wird vor Ort aufbereitet und verteilt.<br />
• Umweltfreundlich: Die BES konzentriert sich auf Lösungen, die primär Energie<br />
einsparen, Emissionen vermindern und erneuerbare Energien bevorzugen.<br />
• Kostengünstig: Durch die smarte Kombination moderner Technologien und<br />
intelligenter Anwendungsszenarien können Investitionen und laufende Kosten<br />
gespart werden.<br />
• Flexibel: Als kleiner Anbieter vor Ort kann die BES besser auf Kundenwünsche<br />
eingehen und sich an neue Entwicklungen anpassen.<br />
www.badische-energie.de<br />
BES Badischen Energie-Servicegesellschaft mbh<br />
Lars F. Ziegenbein, Geschäftsführer<br />
Daxlander Straße 72, 76185 Karlsruhe<br />
Fon 0721 599 3400<br />
l.ziegenbein@badische-energie.de<br />
MOBILITÄT – UNSERE KERN-<br />
KOMPETENZ<br />
• Durch Zuverlässigkeit, Flexibilität<br />
und enge Kundenbetreuung zeichnen<br />
wir uns aus.<br />
• Regionale Verbundenheit ist die emotionale<br />
Grundlage unseres Wirkens.<br />
• Individuallösungen stehen bei uns vor<br />
standardisierten Mengenlösungen.<br />
Seit 1953 setzen wir uns als Transport<br />
Betz mit Leidenschaft für Ihre klassischen<br />
Transport- und Logistikherausforderungen<br />
in unserer Region ein.<br />
Seit 1998 sind wir erste Adresse für<br />
zeitkritische Transportlösungen und<br />
Express Logistik und haben uns stetig<br />
weiterentwickelt.<br />
Seit 2015 bieten wir mit cargomando,<br />
unserer Sonderfahrtenkooperation,<br />
ein zuverlässiges, überregionales<br />
Leistungsportfolio an zeitkritischen<br />
Inbound und Outboundtransporten<br />
an. Bundesweite Sendungsübernahme<br />
in 60 Minuten ist garantiert.<br />
Spezialisierte, regionale Tourenverteilung<br />
mit kundenspezifischen<br />
Zusatzleistungen sind heute unser<br />
Tagesgeschäft im Transport.<br />
Seit 2016 spezialisieren wir uns für<br />
Sie im Rahmen unserer LogCoop<br />
Kooperation zusätzlich in Speziallogistiklösungen.<br />
Aerosollagerung, Just in<br />
sequence Zustellung, Kleinteilepicking<br />
und Service Added Value ist heute<br />
unsere Welt.<br />
www.transportbetz.de<br />
TRANSPORT BETZ GmbH<br />
Daimlerstr. 22, 76316 Malsch<br />
Fon 07246 305-100, info@transportbetz.de<br />
STATISTISCH GESEHEN KOMMT JEDER 4. LITER BENZIN AN<br />
DEUTSCHEN ZAPFSÄULEN AUS KARLSRUHE – AUS DER MIRO,<br />
DEUTSCHLANDS GRÖSSTER RAFFINERIE.<br />
1.000 Mitarbeiter veredeln das Rohöl der Gesellschafter Esso, Phillips 66, Rosneft<br />
und Shell zu Produkten wie Benzin, Diesel, Heizöl, Bitumen und Einsatzstoffe für<br />
die chemische Industrie. 14 Millionen Tonnen werden pro Jahr verarbeitet – 43<br />
Millionen Liter am Tag oder 500 Liter in der Sekunde.<br />
MiRO deckt den Kraftstoff- und Heizölbedarf von rund 10 Millionen Verbrauchern<br />
und ist damit im Südwesten die wichtigste Quelle für Energie aus Mineralöl.<br />
Außerdem speist die Raffinerie Prozessabwärme in das Fernwärmenetz der Stadt<br />
und sorgt so für wohlige Wärme in tausenden Haushalten. Als einer der größten<br />
Arbeitgeber in Karlsruhe, Steuerzahler und Auftraggeber stärkt MiRO die Wirtschaftskraft<br />
der Technologie-Region Karlsruhe.<br />
OB AUTO ODER FAHRRAD – PARKEN SIE BEI UNS<br />
Als städtische Tochtergesellschaft entwickeln, errichten, modernisieren und<br />
betreiben wir Gewerbeobjekte. Außerdem arbeiten wir an Stadtentwicklungsmaßnahmen<br />
im Stadtgebiet Karlsruhe.<br />
Auch zum Thema „<strong>Mobilität</strong> in Karlsruhe“ leisten wir unseren Beitrag. Wir<br />
betreiben die Parkhäuser am Kronenplatz, am Hauptbahnhof und am ZKM –<br />
und kümmern uns darum, dass ihr Auto gut, preiswert und für Sie komfortabel<br />
untergebracht ist. Wir arbeiten ständig am Ausbau unseres Services – zum<br />
Beispiel durch Öffnungszeiten rund um die Uhr, bargeldloses Bezahlen oder<br />
verbesserte Barrierefreiheit.<br />
Lieber auf zwei als auf vier Rädern zum Bahnhof unterwegs? Auch hier haben<br />
wir etwas im Angebot. In unserer Fahrradstation am Hauptbahnhof steht Ihr<br />
Zweirad geschützt und sicher – bis Sie wiederkommen. Und das zu günstigen<br />
Tarifen.<br />
Sprechen Sie uns gerne an!<br />
www.karlsruherfaecher.de<br />
MINERALOELRAFFINERIE OBERRHEIN GmbH & Co. KG<br />
Nördliche Raffineriestraße 1, 76187 Karlsruhe<br />
Telefon 0721 958-3465, Fax 0721 958-3627<br />
info@miro-ka.de<br />
KARLSRUHER FÄCHER GmbH<br />
Zähringerstraße 72 , 76133 Karlsruhe<br />
Fon 0721 133 2401, kfg@karlsruhe.de
NR 60 <strong>2017</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL 122 123<br />
STANDORTINFORMATIONEN<br />
DIE TECHNOLOGIEREGION KARLSRUHE IM ÜBERBLICK<br />
Merkmal Maßeinheit Stadtkreis Landkreis<br />
Stadtkreis<br />
Landkreis Landkreis<br />
Landkreis TechnologieRegion<br />
Karlsruhe Karlsruhe Baden-Baden<br />
Rastatt Germersheim Südliche Weinstraße<br />
insgesamt<br />
Fläche* km 2 173,46 1.084,95 140,21 738,75 463,35 639,84 3.240,56<br />
Bevölkerung am 31.12.2015** Anzahl 307.755 435.841 54.160 227.474 127.303 110.526 1.263.059<br />
Kaufkraftkennziffer <strong>2017</strong>* je Einwohner 104,5 108,4 113,8 105,6 102,8 103,9 106,2<br />
(Bundesgebiet = 100)<br />
Einzelhandelsumsatz <strong>2017</strong>* je Einwohner 125,1 83,7 119,7 75,3 65,5 70,2 90,8<br />
(Bundesgebiet = 100)<br />
Zentralitätsindex <strong>2017</strong>* je Einwohner 119,7 77,2 105,2 71,3 63,7 67,6 85,5<br />
Bruttoinlandsprodukt 2014** in Euro 75.160 73.514 66.615 76.268 72.133 56.956 72.963<br />
(je Erwerbstätigen)<br />
Erwerbstätige 2014** in Tausend 238,3 195,2 40,4 112,9 58,9 44,1 689,8<br />
Versicherungspflichtig Beschäftigte Anzahl 173.336 147.895 29.480 88.299 43.634 29.531 512.175<br />
am Arbeitsort am 30.06.2016**<br />
darunter<br />
Land- und Forstwirtschaft, Fischerei Anzahl 125 552 113 438 505 823 2.556<br />
Produzierendes Gewerbe Anzahl 27.090 53.745 7.112 46.953 21.303 8.684 164.887<br />
Handel, Verkehr und Gastgewerbe Anzahl 37.609 30.774 6.696 14.906 9.861 7.928 107.774<br />
Sonstige Dienstleistungen Anzahl 108.511 62.823 15.559 26.002 11.965 12.095 236.955<br />
Verarbeitendes Gewerbe am 30.09.2015**<br />
Betriebe (mit 20 und mehr Beschäftigten) Betriebe 99 299 30 162 73 56 719<br />
Beschäftigte Anzahl 18.697 39.164 4.235 37.973 17.153 5.587 122.809<br />
Umsatz 2015 in Mrd. Euro 9,5 10,0 0,8 21,9 10,6 1,7 54,5<br />
Arbeitslosenquote am 30.06.2016*** % 4,8 3,0 5,5 3,2 3,9 3,9 3,7<br />
(bezogen auf alle zivilen Erwerbspersonen)<br />
STUDIERENDE AUSGEWÄHLTER FACHRICHTUNGEN IN KARLSRUHE<br />
Fakultät / Fachrichtungen KIT Hochschule Karlsruhe Duale zusammen<br />
Technik und Wirtschaft Hochschule<br />
Anzahl Anzahl %<br />
Elektro- und Informationstechnik 2.197 1.133 115 3.445 9,2<br />
Maschinenbau und Mechatronik 6.297 1.657 662 8.616 23,1<br />
Informatik und Wirtschaftsinformatik 3.008 1.332 794 5.134 13,8<br />
Wirtschaftswissenschaften 3.624 2.437 1.354 7.415 19,9<br />
Architektur, Bauwesen, Geo- und Umweltwissenschaften 3.479 1.677 - 5.156 13,8<br />
Mathematik 760 - - 760 2,0<br />
Physik, Chemie und Biowissenschaften 4.635 - - 4.635 12,4<br />
Studierende der ausgewählten Fachrichtungen zusammen 24.000 8.236 2.925 35.161 94,3<br />
Studierende insgesamt 25.892 8.344 3.051 37.287 100,0<br />
* Quellen: GfK, Nürnberg; Amt für Stadtentwicklung, Karlsruhe<br />
** Quellen: Statistische Landesämter Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz (aktuellere Daten liegen nicht vor)<br />
*** Quelle: Bundesagentur für Arbeit<br />
STUDIERENDE IN KARLSRUHE<br />
WS 2016/17 %<br />
Karlsruher Institut für Technologie (KIT) 25.892 59,9<br />
Hochschule Karlsruhe - Technik und Wirtschaft 8.344 19,3<br />
Pädagogische Hochschule 3.791 8,8<br />
Duale Hochschule Baden-Württemberg 3.051 7,1<br />
Hochschule für Musik 621 1,4<br />
Staatliche Akademie der Bildenden Künste 296 0,7<br />
Staatliche Hochschule für Gestaltung 409 0,9<br />
Karlshochschule International University (privat) 493 1,1<br />
EC Europa Campus (privat) 350 0,8<br />
Insgesamt 43.247 100,0<br />
IMPRESSUM<br />
Herausgeber:<br />
Baden TV GmbH<br />
Haid-und-Neu-Str. 18<br />
76131 Karlsruhe<br />
Telefon: 0721 989773-500<br />
Fax: 0721 989773-501<br />
Handelsregister: HRB 709715<br />
Geschäftsführer Baden TV GmbH:<br />
Bernd Gnann<br />
Gesamtproduktion, Copyright:<br />
WERBEAGENTUR VON<br />
SCHICKH GmbH<br />
Pforzheimer Str. 134<br />
76275 Ettlingen<br />
Telefon: 07243 71100-0<br />
info@wvs.de, www.wvs.de<br />
Redaktionsleitung, Konzeption:<br />
Sabine Edle von Schickh<br />
Redaktion: Caroline Carnevale,<br />
Roswitha Menke, Stefan Schwarz,<br />
Peter Trevisan<br />
Layout, Illustration:<br />
Patric Barysch, Pauline Gerbershagen,<br />
Lisa Walter<br />
Produktion: Patric Barysch<br />
Koordination: Claudia Wollasch<br />
Titelbild: ©Paul_Bev –<br />
istockphoto.com<br />
Anzeigen:<br />
Baden TV GmbH, Susanne Sauer<br />
Haid-und-Neu-Str. 18, 76131 Karlsruhe<br />
Telefon: 0721 989773-500<br />
Fax: 0721 989773-501<br />
wirtschaftsspiegel@baden-tv.com<br />
Druck:<br />
Stober GmbH, Eggenstein<br />
Der „<strong>Wirtschaftsspiegel</strong> der<br />
TechnologieRegion Karlsruhe” ist<br />
direkt über den Herausgeber oder<br />
über ausgewählte Vertriebspartner<br />
zu beziehen.<br />
Quelle: Amt für Stadtentwicklung, Karlsruhe<br />
Quelle: Amt für Stadtentwicklung, Karlsruhe
NR 60 <strong>2017</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL 124<br />
DATEN UND FAKTEN ZUM WIRTSCHAFTSSTANDORT KARLSRUHE<br />
IM VERGLEICH ZU DEN STÄDTEN MANNHEIM UND STUTTGART<br />
Karlsruhe Mannheim Stuttgart<br />
Bevölkerung am Ort der Hauptwohnung*<br />
Bevölkerung am 31.12.2015 307.755 305.780 623.738<br />
Veränderung 2011 - 2015 in % 5,4 4,9 5,5<br />
Wir sind die mit Bits und<br />
Bytes und Herz und Blut.<br />
Erwerbstätige am Arbeitsort*<br />
Erwerbstätige im Jahr 2014 (Jahresdurchschnitt, Berechnungsstand August 2015) 238.300 238.500 504.300<br />
Veränderung 2011 - 2014 in % 4,1 4,3 5,6<br />
Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Arbeitsort*<br />
SV-Beschäftigte am 30.06.2016 173.336 183.055 396.516<br />
Veränderung 2011 - 2016 in % 7,6 9,1 13,4<br />
Betriebe*<br />
Betriebe im Februar 2016 15.475 15.235 34.060<br />
Anteil kleinerer und mittlerer Betriebe 99,40 99,34 99,43<br />
(Betriebe mit weniger als 250 Beschäftigten. SV-Beschäftigte am 31.12.2014)<br />
Arbeitslose**<br />
Arbeitslose am 30.06.2016 7.784 9.159 17.264<br />
Arbeitslosenquote (bezogen auf alle zivilen Erwerbspersonen) 4,8 5,7 5,3<br />
Bruttoinlandsprodukt je Erwerbstätigen*<br />
Euro je Erwerbstätigen 2014 (Berechnungsstand August 2015/Februar 2016) 75.160 75.373 95.678<br />
Veränderung 2011 - 2014 in % 3,4 1,4 3,4<br />
Bruttowertschöpfung zu Herstellungspreisen*<br />
Bruttowertschöpfung in Millionen Euro 16.110 16.171 43.410<br />
darunter Anteil in %<br />
Produzierendes Gewerbe 19,3 35,7 32,0<br />
Dienstleistungsbereiche 80,6 64,3 68,0<br />
Gewerbesteuer*<br />
Hebesatz 2016 in % 430 430 420<br />
Einzelhandelsrelevante Kaufkraftkennziffern***<br />
Kaufkraft je Einwohner <strong>2017</strong> (Bundesdurchschnitt = 100) 104,5 97,6 111,8<br />
Umsatzkennziffer je Einwohner <strong>2017</strong> (Bundesdurchschnitt = 100) 125,1 153,3 132,4<br />
Zentralitätskennziffer <strong>2017</strong> (Umsatzkennziffer je EW/Kaufkraft je EW) 119,7 157,1 118,4<br />
Quellen:<br />
* Statistisches Landesamt Baden-Württemberg<br />
** Bundesagentur für Arbeit<br />
*** GfK, Nürnberg<br />
Sie haben vielleicht schon mal unseren Namen gelesen.<br />
Aber was wir machen, ist Ihnen nicht ganz klar?<br />
Wir machen Banken-IT.<br />
Wie bitte?<br />
O. k., etwas konkreter: Wir sorgen dafür,<br />
dass Ihr Geld aus dem Automaten kommt,<br />
Diebe aber nicht an Ihr Konto.<br />
Wir machen, dass die App auf dem Handy nicht zickt,<br />
wenn Sie mitten im Wald eine Überweisung tätigen.<br />
Wir stellen sicher, dass auf dem Server Ihrer Volksund<br />
Raiffeisenbank jeder Cent da ist, wo er hingehört.<br />
Superordentlich! Schließlich geht es um Ihr Geld.<br />
Und weil wir das mit viel Leidenschaft schon<br />
Jahrzehnte machen, können wir versprechen,<br />
dass wir das auch in Zukunft picobello hinkriegen.<br />
Denn: Nur mit Erfahrung wird man fit für die Zukunft.
Wohnung gesucht –<br />
Zuhause gefunden!<br />
Seit über 90 Jahren bietet die VOLKSWOHNUNG Karlsruher Bürgerinnen und Bürgern bezahlbaren<br />
und hochwertigen Wohnraum. Durch Quartiers- und Energiekonzepte, Mieterservice-Büros und<br />
viele Kooperationen schafft der mit über 13.000 Mietwohnungen und rund 200 Gewerberäumen<br />
größte Vermieter der Fächerstadt attraktive, lebenswerte Stadtteile für Jung und Alt.<br />
Bis zum Jahr 2020 sind über 1.500 neue Mietwohnungen geplant, davon unterliegen rund 60 %<br />
der Mietpreisbindung. Hierfür investiert die VOLKSWOHNUNG über 215 Mio. Euro. Flankiert<br />
werden die Neubauaktivitäten von Modernisierungsmaßnahmen mit hohem Energieeinsparpotenzial.<br />
Als Bauträger hat die VOLKSWOHNUNG mehr als 3.000 Eigentumsobjekte erstellt und verwaltet<br />
darüber hinaus für Dritte Einheiten in Wohn- und Gewerbeimmobilien.<br />
VOLKSWOHNUNG GmbH • Ettlinger-Tor-Platz 2<br />
76137 Karlsruhe • Telefon 0721 3506-0<br />
info@volkswohnung.com • www.volkswohnung.com