22.07.2020 Aufrufe

Wirtschaftsspiegel 2017: Mobilität

Blechmaus mit Aufziehmechanik: Um etwas zu bewegen reicht es, an den richtigen Rädchen zu drehen. Lesen Sie, was die TechnologieRegion antreibt.

Blechmaus mit Aufziehmechanik: Um etwas zu bewegen reicht es, an den richtigen Rädchen zu drehen. Lesen Sie, was die TechnologieRegion antreibt.

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN
  • Keine Tags gefunden...

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

WIRT<br />

SCHAFTS<br />

SPIEGEL<br />

FÜR DIE TECHNOLOGIEREGION KARLSRUHE<br />

DAS MAGAZIN FÜR DEN<br />

WIRTSCHAFTSSTANDORT<br />

NR 60<br />

<strong>2017</strong><br />

800<br />

CENT<br />

SCHWERPUNKT MOBILITÄT<br />

Blechmaus mit Aufziehmechanik.<br />

Um etwas zu bewegen, reicht es, an<br />

den richtigen Rädchen zu drehen.<br />

Lesen, was die TechnologieRegion<br />

Karlsruhe antreibt.


1<br />

EDITORIAL<br />

Karlsruhe<br />

sprüht vor Ideen<br />

LIEBE LESERINNEN,<br />

LIEBE LESER,<br />

die TechnologieRegion Karlsruhe gestaltet die Zukunft der<br />

<strong>Mobilität</strong>. Projekte wie RegioMOVE, bei dem die Region<br />

insgesamt zur Vorreiterin für die Intermodalität zwischen den<br />

verschiedenen Verkehrsmitteln wird, oder efeuCampus in<br />

Bruchsal mit quartierbezogener Güterlogistik 4.0 im Fokus<br />

sind Innovationen aus und in unserer Region, die ihre Stärke<br />

aus der intensiven Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft,<br />

Wissenschaft und Politik zieht. Eingebettet in die <strong>Mobilität</strong>sstrategie<br />

„smart movement“ kommen mit der Forschungs-<br />

Profilregion <strong>Mobilität</strong>ssysteme und dem Testfeld Autonomes<br />

Fahren weitere Vorhaben von internationaler Bedeutung hinzu.<br />

Foto: Claus Morgenstern<br />

International, kreativ und wissbegierig. In der Fächerstadt sind<br />

Wirtschaft und Wissenschaft hervorragend vernetzt. Das schafft<br />

optimale Voraussetzungen, um neue Ideen, innovative Produkte<br />

und Dienstleistungen erfolgreich zur Marktreife zu bringen.<br />

Vom Existenzgründer bis zum Global Player: Wir bieten Ihnen<br />

maßgeschneiderte Service-Leistungen, wertvolle Kontakte und<br />

etablierte Netzwerke. Sprechen Sie uns an!<br />

Wirtschaftsförderung Karlsruhe<br />

Zähringerstraße 65 a I 76124 Karlsruhe<br />

Telefon: +49 721 133-7300 I e-Mail: wifoe@karlsruhe.de<br />

www.karlsruhe.de/wirtschaft<br />

Mit der Ausdehnung des <strong>Mobilität</strong>sportals der Technologie<br />

Region auf das Nordelsass wird den Menschen im Eurodistrikt<br />

PAMINA erstmals ein grenzüberschreitendes Instrument für<br />

ihre individuelle Mobiltätsgestaltung zur Verfügung gestellt.<br />

Die EU-Projektpartnerschaft Urbane <strong>Mobilität</strong> macht Stadt<br />

und Region zu einem wichtigen Akteur bei der Gestaltung<br />

europäischer Verkehrspolitik. Karlsruhe leitet dabei gemeinsam<br />

mit der Tschechischen Republik ein mehr als 20 europäische<br />

Partner umfassendes Netzwerk zur unmittelbaren Beratung<br />

der Kommission. Ziel ist es, europäische Vorgaben für die<br />

städtische <strong>Mobilität</strong> von morgen zu entwickeln. Mit ihren<br />

Auftritten in Montréal/Kanada und mehreren Städten in<br />

Indien positioniert sich die TechnologieRegion Karlsruhe mit<br />

ihren Innovationen in der <strong>Mobilität</strong> auch außerhalb Europas.<br />

Diesen Prozess wollen wir mit erhöhter Schlagkraft weiter<br />

vorantreiben. Dafür steht auch die neue TechnologieRegion<br />

Karlsruhe GmbH. In dem neu aufgestellten, leistungsfähigen<br />

Verbund aus Unternehmen, Wissenschaftseinrichtungen und<br />

den regionalpolitischen Akteuren werden die Kompetenzen<br />

in unseren besonderen Clustern <strong>Mobilität</strong>, Energie sowie<br />

Informations- und Kommunikationstechnologie und ihre<br />

Schnittstellen noch stärker in den Mittelpunkt der regionalen<br />

Zusammenarbeit rücken.<br />

DR. FRANK MENTRUP, Oberbürgermeister der Stadt Karlsruhe,<br />

Vorsitzender der TechnologieRegion Karlsruhe


NR 60 <strong>2017</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL 2 3<br />

INHALTSVERZEICHNIS<br />

INHALTS<br />

VER<br />

ZEICHNIS<br />

WIRTSCHAFTSSPIEGEL <strong>2017</strong> NR 60<br />

INTERVIEW ZUM TITELTHEMA: DIE ZUKUNFT DER MOBILITÄT 4<br />

01<br />

STADT, LAND, FLUSS<br />

DR. FRANK MENTRUP: DIE TECHNOLOGIEREGION BEWEGT 12<br />

JAHRHUNDERT 16<br />

DIE FÄCHERSTADT BOHRT SICH INS NÄCHSTE<br />

EIN TRAUMJOB MIT GROSSER VERANTWORTUNG UND VIELEN GESTALTUNGSMÖGLICH-<br />

KEITEN 20 DIE TECHNOLOGIEREGION BEKOMMT FLÜGEL 24 BAHN GEGEN BUS – WER IST FA(HR)VORIT IM<br />

FERNVERKEHR 26 QUO VADIS, TRANSPORTWESEN? 28 VIER GLEISE UND MEHR TEMPO 30<br />

02<br />

DIGITALER WANDEL<br />

KARLSRUHE WILL DIGITALEN WANDEL AKTIV GESTALTEN 32 ALLES IN BEWEGUNG 36 BOSCH SECURE TRUCK<br />

PARKING 39 KARLSRUHE IST LERNFABRIK 4.0 - STANDORT 40 DAS TICKET(ING) DER ZUKUNFT KOMMT AUS<br />

KARLSRUHE 42<br />

03<br />

MOBILITÄT UND MENSCH<br />

LAUFEN 44 MENSCHEN IN BEWEGUNG BRINGEN 48 DESIGN TRIFFT AUF TECHNOLOGIE 50 DAS PASSENDE<br />

WERKZEUG ZUM ERREICHEN BERUFLICHER ZIELE 52 VON TRIBOLOGEN UND MEDAILLEN 54 IM OP MIT<br />

R2-D2 57 CORNELIA PETZOLD-SCHICK: DER AUFSCHWUNG SETZT SICH FORT 58<br />

EINE WELT IM UMBRUCH 62 SPARKASSE KARLSRUHE MEHRFACH AUSGEZEICHNET 65 INNOVATIVE STRASSEN-<br />

LEUCHTEN SPENDEN WEITAUS MEHR ALS NUR LICHT 66 IT-TRANS 71 HANDWERK UND ELEKTROMOBILITÄT 72<br />

NUFAM - NUTZFAHRZEUGMESSE KARLSRUHE 74 EIN FRISCHER BLICK AUF DIE FÄCHERSTADT 76 MOBILITÄTS-<br />

PIONIERE IM STADTMUSEUM 78<br />

04<br />

AUS UND UM KARLSRUHE HERUM<br />

05<br />

WAS UNS MORGEN VERBINDET<br />

DAS AUTO-AUTO 80 ALLES GUTE KOMMT VON OBEN? 86 EINER FÜR ALLE UND ALLE FÜR EINEN 88<br />

WISSENSCHAFTSFESTIVAL EFFEKTE KARLSRUHE <strong>2017</strong> 90 MARGRET MERGEN: NETWORKING ROUND THE WORLD 92<br />

STROM DER ZUKUNFT – INTELLIGENTER, SMARTER, GÜNSTIGER 94<br />

KLARES VOTUM FÜR KARLSRUHER STADT-<br />

HALLE 97 BERATERNETZ KARLSRUHE 99 NEUES BETRIEBSHOFQUARTIER NIMMT GESTALT AN 100<br />

MODERNE ARBEITSWELTEN MACHEN MOBIL 102 TECHNOLOGIEPARK KARLSRUHE RELOAD 104 ZUSAMMEN<br />

STARK: TECHNOLOGIETRANSFERMANAGEMENT IN KARLSRUHE 106<br />

06<br />

NEUE WOHN- UND ARBEITSWELTEN<br />

07<br />

ÜBER DEN TELLERRAND<br />

VERNETZT EUCH. TAUSCHT EUCH AUS. LERNT VON EINANDER 108 AUF AUGENHÖHE MIT DEM SILICON VALLEY 110<br />

MOBILITÄT AUS ALLER WELT 114 PARTNERSCHAFT KARLSRUHE UND PUNE WEITER GESTÄRKT 116<br />

EDITORIAL 1 INHALT 2 WAS BEWEGT KARLSRUHE 10 START ME UP! 60 / 68 UNTERNEHMENSPROFILE 118<br />

DIE TECHNOLOGIEREGION KARLSRUHE IM ÜBERBLICK 122 IMPRESSUM 123<br />

08<br />

RUBRIKEN


NR 60 <strong>2017</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL 4 5<br />

LEITARTIKEL<br />

DIE ZUKUNFT DER<br />

MOBILITÄT<br />

Unsere <strong>Mobilität</strong> verändert sich in atemberaubendem Tempo. Die<br />

Gründe sind vielfältig, etwa die fortschreitende Digitalisierung, die<br />

zunehmende technologische Konvergenz, neue Marktteilnehmer<br />

und verändertes Reiseverhalten. Das Beratungsunternehmen Oliver<br />

Wyman spricht in seiner Studie „Mobility 2040: Staying Ahead<br />

of Disruption“ von zu erwartenden gewaltigen Innovationssprüngen<br />

im Transportsektor in den kommenden Jahren. Als Treiber sehen<br />

die Studienteilnehmer weniger technologische als vielmehr Marktinnovationen:<br />

Als wichtigsten Trend nennen sie die so genannte<br />

„Shared Mobility“.<br />

In der TechnologieRegion Karlsruhe –<br />

führend in der <strong>Mobilität</strong>sforschung<br />

im deutschsprachigen Raum – konzentrieren<br />

sich Branchenunternehmen,<br />

Forschungsinstitute und <strong>Mobilität</strong>sexperten.<br />

Einige von ihnen hat Baden TV<br />

zum Round Table geladen: Moderator<br />

Andreas Eisinger sprach mit Dr. Wolfgang<br />

Schade (M-Five), Ralf Schairer<br />

(MiRO), Prof. Dr. Christoph Walther<br />

(PTV Group) und Stephan Wunnerlich<br />

(EnBW) über die <strong>Mobilität</strong> der Zukunft.<br />

Wie wird sich unsere<br />

<strong>Mobilität</strong> in Zukunft<br />

verändern?<br />

SCHADE: Wir haben drei Einflussfaktoren,<br />

die zu einem Wandel der<br />

<strong>Mobilität</strong> führen: Erstens, die Anforderungen<br />

des Klimaschutzes, bis 2030<br />

40-42% der Treibhausgase gegenüber<br />

1990 zu reduzieren. Zweitens, die<br />

Technologie, etwa E-<strong>Mobilität</strong> und<br />

autonomes Fahren. Drittens, die Verhaltensänderung.<br />

Da sieht man zumindest<br />

bei der jungen Generation, dass das<br />

eigene Fahrzeug weniger wichtig wird<br />

als in der Vergangenheit und Shared-<br />

Mobility Konzepte an Bedeutung gewinnen.<br />

Wann wird die E-<strong>Mobilität</strong> endlich<br />

richtig in Fahrt kommen?<br />

WUNNERLICH: Ich glaube, es geht<br />

hier um eine <strong>Mobilität</strong>srevolution. Ähnlich<br />

wie bei Handy und Smartphone wird<br />

es ein paar Jahre dauern, bis sich die<br />

Technologie in den Köpfen der Kunden<br />

festgesetzt hat und weitere Entwicklungssprünge<br />

folgen. Beispielsweise<br />

haben wir in Baden-Württemberg, als<br />

erstes Bundesland, ein flächendeckendes<br />

Netz von Schnellladestationen an<br />

Autobahnen errichtet und betreiben<br />

im Großraum Stuttgart das deutschlandweit<br />

dichteste Normalladenetz.<br />

von links: Prof. Dr. Christoph Walther, Dr. Wolfgang Schade, Andreas Eisinger, Stephan Wunnerlich, Ralf Schairer<br />

„Die Situation wird<br />

in den nächsten zehn<br />

Jahren kippen!“<br />

Stephan Wunnerlich ist Experte für<br />

Elektromobilität bei der EnBW AG.<br />

Der Energieversorger engagiert sich seit<br />

2009 in der Entwicklung von Ladeinfrastrukturlösungen<br />

von der Errichtung<br />

und dem Betrieb von Ladesäulen, bis hin<br />

zur Abrechnung der Ladevorgänge. In<br />

Baden-Württemberg betreibt die EnBW<br />

über 800 Ladepunkte und bis Ende <strong>2017</strong><br />

entstehen an 119 Autobahnraststätten<br />

weitere Schnellladesäulen.<br />

DAS ZIEL DER BUNDESREGIE-<br />

RUNG – EINE MILLION E-AUTOS<br />

AUF DEUTSCHEN STRASSEN –<br />

IST ABER IN WEITER FERNE.<br />

WUNNERLICH: Aktuell tut sich<br />

beim Thema E-<strong>Mobilität</strong> extrem viel<br />

und die Entwicklung wird schnell<br />

weitergehen. Gerade die deutschen<br />

Hersteller sind dabei, eigene Modelle<br />

zu entwickeln und auf den Markt zu<br />

bringen. Kurzum: Die Reichweiten<br />

nehmen zu, die Leistungsfähigkeit der<br />

Akkus nimmt zu und parallel dazu wird<br />

auch die Ladeinfrastruktur ausgebaut.<br />

SCHADE: Nicht zu vergessen die<br />

Batterieentwicklung: Die hat sich in den<br />

letzten ein, zwei Jahren viel schneller<br />

entwickelt, als die meisten Experten<br />

erwartet haben. Ich hoffe, dass in spätestens<br />

zwei Jahren auch E-Fahrzeuge<br />

aus Deutschland kommen – bezahlbar<br />

und schnell aufzuladen. Die deutschen<br />

Hersteller haben einfach zu lange auf<br />

die Entwicklung von Verbrennungsmotoren<br />

gesetzt.<br />

SCHAIRER: Bedenken Sie die zeitliche<br />

Dimension und CO2-Anforderungen<br />

der EU! Für eine lange Übergangszeit<br />

brauchen wir Hybridlösungen. Daher<br />

brauchen wir auch auf diesem Gebiet<br />

Innovationen.<br />

WUNNERLICH: Da haben Sie natürlich<br />

recht, innerhalb von drei Jahren wird<br />

nicht alles umgestellt sein. Dafür sind<br />

auch zu viele konventionell angetriebene<br />

Fahrzeuge unterwegs. Doch die ganze<br />

Situation wird sich in den nächsten zehn<br />

Jahren grundlegend verändern.<br />

SCHAIRER: Selbst renommierte<br />

Institute, wie etwa das DLR, prognostizieren,<br />

dass auch 2040 noch zwei<br />

Drittel der Neufahrzeuge Verbrennungsmotoren<br />

haben werden. Der


NR 60 <strong>2017</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL 6 7<br />

LEITARTIKEL<br />

„Bei einer technologieoffenen<br />

Diskussion müssen<br />

wir uns mit Hybriden oder<br />

ähnlichen Technologien beschäftigen.“<br />

Ralf Schairer ist Geschäftsführer der<br />

MiRO Mineraloelraffinerie Oberrhein<br />

GmbH & Co. KG, Deutschlands größte<br />

Raffinerie und eine der modernsten<br />

und leistungsfähigsten in Europa. Rund<br />

1.000 Mitarbeiter veredeln in Karlsruhe<br />

für Phillips 66, Esso, Rosneft und Shell<br />

Rohöl zu hochwertigen Mineralölprodukten<br />

wie Benzin, Diesel, Heizöl, Propylen und<br />

Bitumen.<br />

SCHAIRER: Sie müssen aber auch die Kernkraftwerke<br />

ersetzen, die bis 2022 abgeschaltet werden. Wenn wir davon<br />

ausgehen, dass wir einen um 20-25% höheren Strombedarf<br />

haben, wenn der Verkehr vollständig elektrifiziert wird, gibt es<br />

schon eine Versorgungslücke.<br />

WUNNERLICH: Bei 1 Million E-Fahrzeugen macht das<br />

gerade einmal 1-1,5% des deutschen Stromverbrauchs aus.<br />

Wir haben also noch Reserven, auch wenn die Kernkraftwerke<br />

abgestellt werden. Parallel dazu wird die erneuerbare Energie<br />

ausgebaut. Deshalb sehe ich das ziemlich gelassen.<br />

SCHADE: Hier steckt in neuen <strong>Mobilität</strong>skonzepten<br />

durchaus Potenzial, zum Beispiel im Sharing. Nicht nur beim<br />

Fahrzeugsharing, sondern auch beim Ridesharing, bei dem<br />

ich Fahrten teile. Früher war das mit einem schwarzen Brett<br />

verknüpft, mit mehreren Telefonanrufen, um eine Mitfahrgelegenheit<br />

zu finden. Mit neuen Tools, wie Smartphone-Apps<br />

oder Geräten, die in Fahrzeugen installiert sind, kann ich mir<br />

den Mitfahrer künftig online suchen und muss nicht lange<br />

vorausplanen. An dieser Idee arbeiten kleine Start-ups, ebenso<br />

wie große Autokonzerne.<br />

Aufwand, um erneuerbare Energien überall in Deutschland in<br />

ausreichender Menge bereitzustellen, ist einfach zu hoch.<br />

WALTHER: Dazu zwei ökonomische Aspekte: Erstens, wenn<br />

ich die Anforderungen hochschraube, werden Verbrennungsmotoren<br />

für die Hersteller unwirtschaftlich. Und zweitens,<br />

wenn die E-Fahrzeuge im Vergleich günstiger werden, kommen<br />

sie auch schneller und in größerer Zahl auf den Markt.<br />

SCHADE: Die Kostenentwicklung ist entscheidend! Irgendwann<br />

wird es einen sogenannten Tipping Point geben und<br />

dann kippt es schnell in Richtung E-<strong>Mobilität</strong>. Dann müssen<br />

Sie sich im Jahr 2020 fragen, wenn ich mir einen Diesel kaufe,<br />

kriege ich den in fünf Jahren überhaupt noch verkauft?<br />

WALTHER: Wir werden irgendwann einen Gebrauchtmarkt für<br />

E-Fahrzeuge kriegen. Das ist ein ganz entscheidender Punkt.<br />

Wenn das soweit ist, dann ist ein großer Schritt geschafft.<br />

WELCHE ROLLE SPIELT E-MOBILITÄT BEIM<br />

ERREICHEN DER KLIMAZIELE?<br />

WUNNERLICH: E-<strong>Mobilität</strong> kann durch den Einsatz<br />

erneuerbarer Energien die CO2-Emissionen drastisch<br />

reduzieren. Dazu braucht es aber auch eine große Anzahl an<br />

E-Fahrzeugen – nicht nur im Individualverkehr, sondern auch<br />

beim innerstädtischen Lieferverkehr und den Busflotten.<br />

SCHADE: Noch spielt E-<strong>Mobilität</strong> bei der Reduktion von<br />

Treibhausgasen eine geringe Rolle, aber 2030 wird der<br />

Beitrag substanziell sein.<br />

SCHAIRER: Beim Erreichen der Klimaziele bin ich skeptisch:<br />

Bis 2015 haben wir lediglich 27% geschafft. Um 40% zu<br />

erreichen, müsste man die jährlichen CO2-Emissionen<br />

gegenüber den vorangegangenen 25 Jahren um das 2,5-fache<br />

reduzieren. Das ist unrealistisch. E-<strong>Mobilität</strong> kann vielleicht<br />

langfristig einen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Dazu aber<br />

muss der Strom aus erneuerbaren Energien gewonnen werden<br />

und da sieht die Realität anders aus. Der erneuerbare Strom,<br />

der hauptsächlich im Norden gewonnen wird, muss in die<br />

Versorgungszentren des Südens transportiert werden. Dazu<br />

brauchen wir über 6.000 Kilometer Stromleitungen, von<br />

denen bisher etwa 400 Kilometer genehmigt und 80 gebaut<br />

worden sind!<br />

Bisher hat die Mineralölwirtschaft zum Rückgang der CO2-<br />

Emissionen maßgeblich beigetragen, z. B. durch Beimischung<br />

von Biodiesel und Bioethanol. Wir brauchen daher eine<br />

technologieoffene Diskussion, keine ideologische, die nur auf<br />

Elektromobilität setzt. Bei Zeiträumen von 10, 15, 20 Jahren<br />

werden wir uns mit Hybriden oder ähnlichen Technologien<br />

beschäftigen müssen. Die Wahrheit liegt u. E. nicht so sehr im<br />

Entweder-oder, als vielmehr im Sowohl-als-auch. Zumindest<br />

für eine lange Übergangszeit.<br />

WUNNERLICH: Das Thema erneuerbare Energien ist<br />

extrem wichtig für die Elektromobilität. Bei 1 bis 2 Millionen<br />

E-Fahrzeugen auf den Straßen gibt es aber mengenmäßig<br />

keine Probleme. Vielleicht muss punktuell die Netzstruktur<br />

weiterentwickelt werden. Dies muss jedoch nicht unbedingt<br />

über einen Netzausbau passieren, sondern kann durch<br />

intelligente Netzsteuerung geleistet werden. Auch hierzu<br />

entwickelt EnBW vielversprechende Ansätze.<br />

„In Städten wird sich die <strong>Mobilität</strong><br />

massiv in Richtung Sharing und Multimodalität<br />

verändern.“<br />

Dr. Wolfgang Schade ist Geschäftsführer<br />

und wissenschaftlicher Leiter der M-Five<br />

GmbH, einem Think-Tank für <strong>Mobilität</strong>sund<br />

gesamtwirtschaftliche Analysen. Er<br />

befasst sich seit Jahren mit der Entwicklung<br />

möglicher alternativer Zukünfte der<br />

<strong>Mobilität</strong> sowie deren Auswirkungen auf<br />

wirtschaftliche, ökologische und soziale<br />

Strukturen.<br />

Welchen Einfluss hat das steigende Verkehrsaufkommen<br />

auf die künftige <strong>Mobilität</strong>?<br />

WALTHER: Ich glaube nicht, dass das Verkehrswachstum so<br />

dramatisch sein wird. Das zeigen auch Prognosen der Bundesverkehrswegeplanung.<br />

Klar ist Deutschland ein Transit-Land,<br />

daran wird sich nichts ändern. Aber es gibt durchaus Aktivitäten,<br />

die Verkehrsströme stabil zu halten, etwa durch Maßnahmen<br />

des Verkehrsmanagements und ggf. auch durch Tempolimits.<br />

Außerdem gibt es durchaus noch Reserven im Bahnverkehr,<br />

wenn wir es schaffen, ihn zu takten. Bei einer besseren Verzahnung<br />

zwischen Produktion und Logistik könnten wir viel<br />

größere Gütermengen auf die Bahn verlagern.<br />

WELCHES POTENZIAL SEHEN SIE BEIM<br />

AUTONOMEN FAHREN?<br />

WUNNERLICH: Es ist natürlich hoch interessant, dass hier<br />

in der TRK ein Testfeld für autonomes Fahren realisiert wird.<br />

Da können wir Infrastruktur-Konzepte testen und Verbrauchsund<br />

Verhaltensgewohnheiten der Kunden untersuchen.<br />

WALTHER: Für uns als forschendes und Verkehrsplanungs-<br />

Unternehmen ist das hoch interessant! Beim autonomen<br />

Fahren braucht man viele verschiedene Daten, denn das<br />

Fahrzeug muss sich anhand der Umgebung orientieren.<br />

Außerdem haben wir die connected mobility, wir kommunizieren<br />

mit allen Fahrzeugen um uns herum, um dieses Auto<br />

autonom fahren lassen zu können. Dabei entstehen Daten<br />

und Bewegungsbilder, die natürlich fantastische Grundlagen<br />

für Verkehrsplanungsmodelle sind.


NR 60 <strong>2017</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL 8 9<br />

LEITARTIKEL<br />

„In Zukunft werden wir<br />

unsere <strong>Mobilität</strong> völlig<br />

anders organisieren.“<br />

Prof. Dr. Christoph Walther ist einer der<br />

international führenden Verkehrsökonomen<br />

und berät u. a. das BMVI und<br />

die World Road Association. Er leitet das<br />

Entwicklungs- und Innovationszentrum<br />

der PTV Group. Das 1979 in Karlsruhe<br />

gegründete, global tätige Unternehmen<br />

entwickelt intelligente Softwarelösungen<br />

für Transportlogistik, Verkehrsplanung<br />

und Verkehrsmanagement.<br />

SCHAIRER: Letztlich ist es eine Frage von Kosten und<br />

Sicherheit. Ich könnte mir daher vorstellen, dass so etwas vor<br />

allem im Schwerlastverkehr kommerziell Sinn macht. Da PKW-<br />

Fahren auch ein Stück weit Ausdruck von Lebensqualität und<br />

Lebensfreude ist, wird das autonome Fahren dort vermutlich<br />

nicht die erhoffte Resonanz finden.<br />

SCHADE: Ich denke auch, dass das autonome Fahren beim<br />

LKW-Verkehr schneller kommen wird, als beim PKW. Gerade<br />

was die schweren Unfälle betrifft, würde das hier Sinn machen.<br />

Und energieeffizienter ist es wahrscheinlich auch.<br />

WALTHER: Technologisch ist das autonome Fahren gar kein<br />

Problem; es ist vielmehr ein rechtliches! Wir müssten vollautomatisierten<br />

Fahrzeugen eine Ethik programmieren – davon<br />

sind wir noch ganz weit entfernt. D. h., vollautomatisiertes<br />

Fahren auf einem relativ niedrigen Geschwindigkeitsniveau,<br />

in sehr kontrollierten Systemen, könnte sehr schnell Realität<br />

werden, z. B. in Innenstädten. Für das generelle automatisierte<br />

Fahren gibt es aber noch keine rechtliche Grundlage.<br />

SCHADE: Wir gehen alle davon aus, dass es beim autonomen<br />

Fahren viel weniger Unfälle geben wird. Falls doch mal was<br />

passiert, stellt sich die Frage: Wer haftet, der Fahrer oder<br />

der Hersteller? Meines Erachtens kommt es nur zum Unfall,<br />

wenn der Hersteller etwas falsch programmiert hat, deshalb<br />

muss er aus meiner Sicht auch für den Schaden haften.<br />

WELCHE BEDEUTUNG HAT DER FORSCHUNGS-<br />

SCHWERPUNKT MOBILITÄT IN DER TRK FÜR IHR<br />

UNTERNEHMEN?<br />

WALTHER: Es ist natürlich perfekt, wenn man so renommierte<br />

Institute wie das KIT, das FZI, die Hochschule Karlsruhe und<br />

viele weitere Einrichtungen in der Nähe hat. Besonders gut<br />

ist die Vernetzung all dieser Institute. Hier in Karlsruhe sind<br />

Netzwerke entstanden, das ist ein klarer Standortvorteil.<br />

Daneben haben wir von PTV ein internationales Netz aufgebaut,<br />

um unsere Erkenntnisse auch international diskutieren<br />

zu können.<br />

SCHADE: Für uns ist es ähnlich. Gerade bei der Mitarbeitersuche<br />

ist in der TRK großes Potenzial vorhanden. Wir arbeiten<br />

auch an Forschungsprojekten für nationale Ministerien und<br />

für die Europäische Kommission – da haben wir hier die Möglichkeit,<br />

entsprechende Partner aus der Region zu finden, um<br />

gemeinsam Anträge zu stellen. Es hat viele Vorteile, dass die<br />

Kompetenzen hier in Karlsruhe wirklich geballt sind.<br />

WUNNERLICH: Das kann ich nur bestätigen. Wir haben<br />

viele Projektpartnerschaften mit dem KIT, dem Fraunhofer<br />

Institut und anderen Forschungseinrichtungen. Auch mit PTV<br />

haben wir schon zusammengearbeitet und vielleicht wird es<br />

auch mit MiRO dazu kommen. Auch die Stadtwerke Karlsruhe<br />

sind ein Partner bei der E-<strong>Mobilität</strong>, wie auch Stadtmobil.<br />

Karlsruhe ist ein sehr guter Standort. Deshalb haben wir hier<br />

unseren Innovationscampus angesiedelt. Dort entwickeln wir<br />

mit konzerneigenen Start-ups neue Geschäftsmodelle, darunter<br />

auch Lösungen für die E-<strong>Mobilität</strong> und probieren sie aus.<br />

SCHAIRER: Auch wir suchen den Schulterschluss mit dem<br />

KIT und überlegen, inwieweit wir unsere Raffinerie in die<br />

Energiewende einbinden können. In Zusammenarbeit mit<br />

Forschungsinstituten arbeiten wir beispielsweise an Ersatzkomponenten,<br />

die fossile Kraftstoffe ergänzen können –<br />

Stichwort „Power-to-Gas“ und „Power-to-Liquid“.<br />

ZUM ENDE DES GESPRÄCHS WÜRDE ICH GERNE<br />

NOCH EINEN BLICK IN DIE ZUKUNFT WERFEN.<br />

WIE SIEHT MOBILITÄT IM JAHR 2030 AUS?<br />

SCHAIRER: Sicherlich nimmt der Anteil der Elektromobilität<br />

zu. Ich glaube aber, dass 2030 immer noch 80% der<br />

Neufahrzeuge mit fossilen oder hybriden Antriebsaggregaten<br />

fahren. Vermutlich werden wir in den urbanen Zentren eine<br />

deutlich höhere E-<strong>Mobilität</strong> haben, als in ländlichen Räumen.<br />

WUNNERLICH: Ich hoffe, dass ich auch 2030 mit dem<br />

Fahrrad, auch ohne Elektroantrieb, noch überall hinkomme.<br />

(lacht) Ansonsten freue ich mich auf ein Pedelec und gehe<br />

davon aus, dass 2030 etwa 40-50% der Neufahrzeuge<br />

E-Fahrzeuge sein werden und eine beruhigende Ladeinfrastruktur<br />

in ganz Europa vorhanden ist.<br />

SCHADE: Ich würde die E-<strong>Mobilität</strong> sogar noch höher<br />

ansiedeln, bei 60-70%. Zudem ändert sich in den Städten die<br />

<strong>Mobilität</strong> massiv, da wird das Sharing eine viel größere Rolle<br />

spielen. Ebenso die Multimodalität, die Verknüpfung mit<br />

anderen Verkehrsträgern und via Apps.<br />

WALTHER: Aus der Nutzerperspektive vermute ich, dass<br />

wir unsere <strong>Mobilität</strong> völlig anders organisieren werden. Als<br />

Grundlage werden wir allerdings auch 2030 noch Infrastruktur<br />

brauchen. Und da werden wir uns ganz gewaltig anstrengen<br />

müssen, damit wir diese in einem Zustand erhalten, der all die<br />

schönen neuen <strong>Mobilität</strong>sformen möglich macht.<br />

STEFAN SCHWARZ www.wvs.de<br />

Fotos: Andrea Fabry


WAS BEWEGT KARLSRUHE?<br />

ILLUSTRATION VON LISA WALTER, PAULINE GERBERSHAGEN WERBEAGENTUR VON SCHICKH ©


NR 60 <strong>2017</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL 12 13<br />

01 STADT, LAND, FLUSS<br />

DIE TECHNOLOGIE<br />

REGION BEWEGT<br />

Foto: Stadt Karlsruhe<br />

Interview mit dem Karlsruher Oberbürgermeister Frank Mentrup über aktuelle<br />

und zukünftige <strong>Mobilität</strong>skonzepte in der TechnologieRegion Karlsruhe.<br />

IM WIRTSCHAFTSSPIEGEL DREHT<br />

SICH DIESES MAL ALLES UM<br />

MOBILITÄT. HERR MENTRUP,<br />

WAS VERBINDEN SIE MIT DEM<br />

BEGRIFF „MOBILITÄT“?<br />

<strong>Mobilität</strong> ist für uns heute eine Selbstverständlichkeit.<br />

Mit dem Begriff<br />

verbinden sich Werte wie Unabhängigkeit,<br />

Selbstbestimmung, Freiheit. Das<br />

war beileibe nicht immer so. Wer<br />

zurückschaut, wird schnell feststellen,<br />

dass politische, wirtschaftliche oder<br />

geografische Rahmenbedingungen<br />

die räumliche wie soziale <strong>Mobilität</strong> der<br />

Menschen stark eingeschränkt haben.<br />

Als Oberbürgermeister und Vorsitzender<br />

der TechnologieRegion Karlsruhe leite<br />

ich daraus die Aufgabe ab, die <strong>Mobilität</strong><br />

als Grundlage einer erfolgreichen<br />

Entwicklung unseres gemeinsamen<br />

Lebensraums zu sichern, gleichzeitig<br />

muss sie umwelt- und menschenfreundlicher<br />

werden. Das ist gerade in<br />

einer Stadt und in einer Region, deren<br />

Bevölkerungszahlen gehörig wachsen,<br />

eine enorme Herausforderung.<br />

Denken Sie nur an die wachsende<br />

Lärmbelastung durch den Verkehr!<br />

WIE KOMMT DAS EIGENTLICH,<br />

DASS KARLSRUHE SEIT<br />

JEHER MIT MOBILITÄT IN<br />

ZUSAMMENHANG GEBRACHT<br />

WIRD, KARLSRUHE WIRD<br />

SOGAR OFT ALS WIEGE DER<br />

MOBILITÄT BEZEICHNET?<br />

Ja, das ist, historisch betrachtet, wirklich<br />

eine spannende Frage. Vielleicht<br />

hat es bereits damit begonnen, dass<br />

der Auszug des Stadtgründers mitsamt<br />

seines ganzen Hofstaats aus Durlach<br />

ins neue Schloss im Wald ein erster Akt<br />

der <strong>Mobilität</strong> war. Die DNA unserer<br />

Stadt hat zudem geprägt, dass auch die<br />

Handwerker, die die neue Residenz und<br />

die Stadt gebaut haben, aus Italien und<br />

ganz Europa hierher kamen. Seitdem ist<br />

Karlsruhe dem Grunde nach bis heute<br />

in Bewegung – wie sonst wäre ein<br />

Wachstum von 0 auf über 300.000<br />

Einwohnerinnen und Einwohnern in<br />

300 Jahren möglich gewesen.<br />

Und wenn es um Fortbewegung und<br />

Modelle für die Zukunft geht: Wir sind<br />

vielleicht nicht die Wiege der <strong>Mobilität</strong>,<br />

aber auf jeden Fall die Wiege der<br />

<strong>Mobilität</strong>spioniere – mit dem Freiherrn<br />

von Drais und mit Carl Benz. Wir<br />

sind aber eben auch die Car-Sharing<br />

Bundeshauptstadt. Wir sind die Stadt<br />

mit dem berühmten Karlsruher Modell<br />

– mit unseren Stadtbahnen, die vom<br />

Stadtzentrum aus auch auf Eisenbahntrassen<br />

bis in die nächsten großen<br />

Mittelstädte fahren können. Und wir<br />

haben es geschafft, uns innerhalb<br />

weniger Jahre über ein 20-Punkte-<br />

Programm zur Fahrradstadt Nummer 2<br />

in der Bundesrepublik zu katapultieren.<br />

Es deutet alles darauf hin: Gerade das<br />

Thema <strong>Mobilität</strong> verbindet sich hier mit<br />

einer ganz besonderen Begeisterung und<br />

vor allem mit einer ganz besonderen<br />

Innovationskraft.<br />

SIE HABEN DEN ERFOLG DES<br />

CAR-SHARINGS IN DER REGION<br />

GENANNT – WELCHE ERKLÄRUNG<br />

GIBT ES DAFÜR?<br />

Ich glaube, dass Karlsruhe einfach<br />

sehr offen ist für neue Ideen und schon<br />

sehr früh das Car-Sharing begeistert<br />

aufgenommen hat. Das liegt an der<br />

vergleichsweise jungen Geschichte<br />

und dem relativ hohen Umschlag an<br />

Bevölkerung. Und ein erfolgreiches<br />

Car-Sharing ist nur dort denkbar,<br />

wo es mindestens auch einen guten<br />

öffentlichen Personennahverkehr<br />

und/oder ein gutes Radwegenetz gibt.<br />

WENN WIR ÜBER MOBILITÄT SPRECHEN, DARF<br />

DAS JAHRHUNDERTPROJEKT KOMBILÖSUNG<br />

NATÜRLICH NICHT FEHLEN. AUCH WIEDER<br />

SO EIN PROJEKT, BEI DEM DIE KARLSRUHER<br />

TROTZ ALLER WIDRIGKEITEN DIE ZÄHNE<br />

ZUSAMMENBEISSEN, ODER?<br />

Klar, wenn man die <strong>Mobilität</strong> weiterentwickeln will, hat das oft<br />

mit Bauen zu tun – ob Straßen oder eben andere <strong>Mobilität</strong>sinfrastruktur.<br />

Auch Fahrradwege entstehen eben nicht<br />

einfach so, auch dafür muss man Baustellen in Kauf nehmen<br />

und Mittel investieren. Es kommt letztlich darauf an, dass<br />

die Menschen ein Ziel vor Augen haben und nicht nur auf<br />

die beschwerlichen Wege dorthin blicken. So hat sich das<br />

auch bei der Kombilösung gezeigt, und ich bin sehr froh,<br />

dass selbst im siebten Jahr der Bauphase die Zustimmung für<br />

DR. FRANK MENTRUP, Oberbürgermeister der Stadt Karlsruhe, Vorsitzender der TechnologieRegion Karlsruhe<br />

das Projekt und die Einsicht in seine Notwendigkeit für die<br />

Stadtentwicklung nicht sinkt, eher im Gegenteil: Laut einer<br />

Untersuchung des KIT liegt die Zustimmung bei jungen<br />

Leuten gegenwärtig sogar höher als zu Beginn der Bauarbeiten.<br />

JETZT IST ES JA AUCH BALD GESCHAFFT. DIE<br />

VORFREUDE DARAUF IST SCHON SEHR GROSS!<br />

Auf jeden Fall. Gerade im Jahr <strong>2017</strong> werden sich die Arbeiten<br />

am Stadtbahntunnel auf den „Untergrund“ konzentrieren.<br />

Das bedeutet: Die Bautätigkeit wird dem unterirdischen<br />

Ausbau gelten und die oberirdischen Baustellenflächen werden<br />

sich reduzieren. Dann bekommt man auch schon ein Gefühl<br />

dafür, was es bedeutet, wenn keine Bahnen mehr über den<br />

Marktplatz fahren oder man in Zukunft am Ettlinger Tor


NR 60 <strong>2017</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL 14 15<br />

01 STADT, LAND, FLUSS<br />

Gebäude beflügeln.<br />

Mit 150 Architekten und Ingenieuren sind wir als Experte für nachhaltige,<br />

energieeffiziente Büro- und Industriegebäude bundesweit aktiv.<br />

Kundenindividuell und prozessorientiert entwickeln, planen und realisieren<br />

wir intelligente Arbeitswelten mit Profil. Wir denken heute schon an morgen.<br />

Sie auch? Dann sollten wir uns kennenlernen.<br />

Vollack Gruppe | Fon 0721 4768100 | www.vollack.de<br />

unterirdisch mit dem Auto dem Kreuzungsstau entfliehen<br />

kann. Ich stelle fest: Die Vorfreude steigt. Das große Interesse<br />

an Baustellenführungen zeigt: Viele wollen schon einmal<br />

ausprobieren, wie es sich anfühlen wird, wollen sehen, wie es<br />

da unten aussieht. Ich hatte schon das Vergnügen, einmal in<br />

einer Simulation mit der Bahn durch den Tunnel zu fahren.<br />

Es ist schon erstaunlich, wie schnell man dann unter der<br />

Stadt hindurch ist, und dass es trotzdem genug Haltestellen<br />

geben wird, um die Ziele im Herzen der City direkt erreichen<br />

zu können. Der Vorteil gegenüber heute ist eben, dass die<br />

Straßenbahnlenkerinnen und –lenker künftig nicht mehr mit<br />

reduzierter Geschwindigkeit durch die Fußgängerzone fahren<br />

und dabei auf Fußgänger oder den Lieferverkehr achten müssen.<br />

STICHWORT ZUKUNFT. AUTONOMES FAHREN<br />

IST GERADE DAS THEMA. MIT DEM TESTFELD<br />

FÜR AUTONOMES FAHREN WIRD ES AUCH IN<br />

KARLSRUHE SEHR PRÄSENT SEIN!<br />

Ich bin immer wieder überrascht, wie viele Menschen sich<br />

dafür interessieren – und wie auch die überregionale Öffentlichkeit<br />

auf das Testfeld-Projekt reagiert. Es ist für uns eine<br />

Riesenchance, die modernsten Techniken der Sensorik,<br />

der Steuerung von Abläufen, der Echtzeitreaktionen von<br />

Maschinen hier im Stadtgebiet direkt ausprobieren zu können.<br />

Damit werden wir auch viele wichtige Firmen, die oft gar nicht<br />

ihren Sitz in Karlsruhe haben, in unsere Stadt und die Region<br />

bringen. Das Interesse ist groß, zu forschen, Anwendungen<br />

auszuprobieren und Systeme bis in die Alltagstauglichkeit zu<br />

entwickeln. Für unseren Innovationsstandort ist das eine<br />

ganz wichtige Zukunftsperspektive.<br />

WAS WAR DENN DER AUSSCHLAGGEBENDE<br />

PUNKT FÜR DEN ZUSCHLAG?<br />

Mit Sicherheit die Forschungslandschaft mit dem FZI,<br />

dem KIT, der Hochschule für Wirtschaft und Technik und<br />

dem außerordentlich starken IT-Standort. Dieses Netzwerk<br />

ist führend, wenn es um die Zukunft der <strong>Mobilität</strong> geht.<br />

Mit dieser geballten Kompetenz konnten wir ein Testfeld<br />

anbieten, das äußerst differenziert viele unterschiedliche<br />

Verkehrssituationen beinhaltet – Kreuzungsbereiche,<br />

Schienenquerungen, Tunnel und Brücken, bis hin zu Fußgängerbereichen.<br />

Das Spektrum reicht von verkehrsberuhigten<br />

Zonen mit Schrittgeschwindigkeit bis hin zu einem Autobahnparallelogramm<br />

über das Walldorfer Kreuz, das Weinsberger<br />

Kreuz, das Stuttgarter Kreuz und dann wieder zurück nach<br />

Karlsruhe. Außerdem war der Gemeinderat von Anfang<br />

an bereit, für eventuelle Verluste beim Betrieb in den ersten<br />

fünf Jahren einzustehen. Last but not least, haben wir mit<br />

dem KVV, als Verantwortlichen für den Betrieb, einen allseits<br />

anerkannten, verlässlichen Partner gewinnen können.<br />

IST DAS NICHT EINE GROSSE CHANCE DIE TRK<br />

BEKANNTER ZU MACHEN?<br />

Selbstverständlich. Karlsruhe und die TechnologieRegion sind<br />

in Europa führend, wenn es um IT und Energiekonzepte für<br />

die Zukunft geht. Man weiß, auf unsere Expertise kann man<br />

sich verlassen. Dass auch der Bereich der <strong>Mobilität</strong>sforschung<br />

hier so eine große Rolle spielt, das war bisher eher nur Fachkreisen<br />

bekannt. Durch das Thema autonomes Fahren erhält<br />

nun dieses dritte große Schwerpunktthema eine öffentliche<br />

Aufmerksamkeit. Es gibt allein rund 30 Institute am KIT, die<br />

sich mit dem Thema <strong>Mobilität</strong> beschäftigen. Diese Qualität<br />

hat jetzt auch das Land gewürdigt und diesem Verbund die<br />

Funktion der sogenannten „Profilregion <strong>Mobilität</strong>“ zugeschrieben,<br />

auch mit entsprechenden Forschungsmillionen.<br />

IM BEREICH MOBILITÄT IST EINIGES LOS HIER<br />

IN DER REGION, WAS SOLL DENN DA IN DER<br />

ZUKUNFT NOCH KOMMEN?<br />

In den einzelnen <strong>Mobilität</strong>sarten sind wir im Grunde<br />

Vorzeigestadt – Carsharing hatte ich genannt, dann ÖPNV,<br />

Fahrradstadt. Die große Zukunftsaufgabe wird jetzt sein,<br />

die verschiedenen <strong>Mobilität</strong>sarten in der Kundenfreundlichkeit,<br />

in der Abstimmung aufeinander und im Service<br />

vom Bestellen bis zum Bezahlen so miteinander zu verbinden,<br />

dass die Bürgerinnen und Bürger mit Echtzeitdaten kurzfristig<br />

entscheiden können, was gerade die sinnvollste Möglichkeit ist,<br />

um von A nach B zu kommen – etwa mit einer entsprechenden<br />

App. Ansätze dazu existieren bereits. Im RegioMove-Projekt<br />

arbeiten wir daran, diese Teillösungen in einem Gesamtsystem<br />

zu bündeln. Das Ergebnis wird am Ende mehr sein als die<br />

Summe der einzelnen Bestandteile. Es werden sich ganz neue<br />

Qualitäten im Bereich der <strong>Mobilität</strong> ergeben – für jede und<br />

jeden Einzelnen, aber auch für die Stadt und die Region. Und<br />

wir werden weiterhin mit dem begrenzten Verkehrsraum<br />

auskommen, den wir eben haben, obwohl es noch mehr Teilnehmerinnen<br />

und Teilnehmer geben wird – und das dann auch<br />

noch nachhaltiger weil umwelt- und menschengerechter.<br />

Das Interview führten SABINE VON SCHICKH und<br />

CAROLINE CARNEVALE


Haltestellenbau Marktplatz<br />

DIE FÄCHERSTADT<br />

BOHRT SICH INS<br />

NÄCHSTE JAHR-<br />

HUNDERT<br />

Oberirdisch, unterirdisch, überall geht es zur Sache. Es wird gebohrt,<br />

gebaggert und gebaut was das Zeug hält. Allseits gegenwärtig: Die<br />

Kombilösung – das Jahrhundert-Projekt in Karlsruhe.<br />

Das Karlsruher Modell, das 1992 an den<br />

Start gegangen ist, stellte die Weichen<br />

für den Erfolg des öffentlichen Nahverkehrs.<br />

Die Idee: nicht der Fahrgast<br />

steigt während der Fahrt vom Land<br />

in die Stadt um, sondern die Bahn<br />

wechselt ihr System. Kurzum: Die<br />

Straßenbahnen wurden so modifiziert,<br />

dass sie auch „als Stadtbahnen“ auf<br />

den Eisenbahnschienen unterwegs sein<br />

können. Das „Zweisystem-Fahrzeug“<br />

war geboren. Dass dieses Konzept am<br />

Ende so erfolgreich werden würde,<br />

damit hat zu Beginn wohl keiner<br />

gerechnet. Schlagartig stiegen die<br />

Fahrgastzahlen auf der Strecke Karlsruhe<br />

– Bretten von 2000 auf 8000 pro Tag.<br />

Im Jahr 2003 der nächste Meilenstein,<br />

der Karlsruher Verkehrsverbund zählt<br />

100 Millionen Fahrgäste. Knapp 10<br />

Jahre später schon 178 Millionen. Die<br />

Folge: Alle 60 Sekunden kam in der<br />

Karlsruher Kaiserstraße eine Bahn pro<br />

Richtung vorbei. Für alle Beteiligten,<br />

egal ob Fußgänger, Radfahrer oder die<br />

Anwohner, war diese Situation nicht<br />

mehr tragbar. Die Karlsruher Bürger<br />

entscheiden sich mit einer Mehrheit<br />

von 55,55 Prozent für die Kombilösung.<br />

Foto: KASIG - Karlsruher Schieneninfrastruktur-Gesellschaft mbH


NR 60 <strong>2017</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL 18 19<br />

01 STADT, LAND, FLUSS<br />

KOMBILÖSUNG, WAS HEISST<br />

DAS GENAU?<br />

Wie der Name schon sagt, handelt es<br />

sich um eine Kombination zweier Teilprojekte:<br />

Der Stadtbahntunnel unter<br />

der Kaiserstraße, mit dem unterirdischen<br />

Abzweig in Richtung Süden vom<br />

Marktplatz bis zur Augartenstraße<br />

– mit insgesamt sieben modernen,<br />

komfortablen und sicheren U-Haltestellen.<br />

Und in der Kriegsstraße eine<br />

Straßenbahntrasse zwischen Radwegen<br />

und Baumalleen. Unten ein durchgängiger<br />

Autotunnel vom Karlstor bis<br />

zum Mendelssohnplatz. Somit entsteht<br />

im Stadtzentrum eine völlig bahnfreie<br />

Flaniermeile für Fußgänger und für die<br />

Autos geht es nun unterirdisch schneller<br />

durch die City.<br />

DER SCHIFFSBOHRWURM<br />

ALS VORBILD<br />

Mit dem Spatenstich am Europaplatz<br />

am 21. Januar 2010 nimmt das Projekt<br />

Kombilösung Fahrt auf. Es gibt viel<br />

zu tun – ein Jahrhundertprojekt. Die<br />

größten Herausforderungen stellt der<br />

Tunnelbau dar: es wird nicht „einfach“<br />

nur im Lockergestein gebaut, sondern<br />

es geht zwischen Häusern und unter<br />

Straßenbahnschienen hindurch. Die<br />

Sicherheit steht hierbei an erster Stelle.<br />

Dafür sorgt die eingesetzte Spitzentechnologie.<br />

Für die Untertunnelung der<br />

Kaiserstraße kommt der sogenannte<br />

Schildvortrieb zum Einsatz. Dieses<br />

Verfahren ist eines der modernsten,<br />

gleichzeitig auch eines der bewährtesten.<br />

Ein Vorteil dieser maschinellen Tunnelvortriebstechnik<br />

ist das schonende<br />

Bauverfahren – an der Oberfläche<br />

sollen Anwohner und Umwelt nur<br />

wenig von den Arbeiten im Erdreich<br />

mitbekommen. Beim Bau der Londoner<br />

U-Bahn im Jahr 1869 wurde diese<br />

Bauweise zum ersten Mal eingesetzt.<br />

Das Vorbild stammt aus der Natur, der<br />

sogenannte Schiffsbohrwurm arbeitet<br />

nämlich genau nach diesem Prinzip –<br />

vorne graben und hinten sichern. Um<br />

den entstehenden Gang zu sichern,<br />

werden Betonsegmente, die 9 Tonnen<br />

schweren Tübbinge, ringweise platziert.<br />

Mit einem Durchmesser von 9,30<br />

Metern bohrt sich die Tunnelvortriebsmaschine<br />

(TVM) acht bis zehn Meter<br />

pro Tag durch den Karlsruher Boden.<br />

Die große Besonderheit dabei – das<br />

alles passiert nur knapp 4,50 bis 6,50<br />

Meter unter der Oberfläche. „In<br />

Europa ist das mit einer so geringen<br />

Überdeckung, wie wir das nennen,<br />

in einem innerstädtischen Bereich<br />

noch nicht gemacht worden“, so der<br />

Geschäftsführer der KASIG (Karlsruher<br />

Schieneninfrastruktur-Gesellschaft),<br />

Uwe Konrath. „Das komplexe Überwachungssystem,<br />

das in der Kaiserstraße<br />

installiert wurde, ermöglicht es aber, zu<br />

jeder Zeit alle nur denkbaren Parameter<br />

abzurufen und somit schnell zu erkennen,<br />

welche Auswirkung der Vortrieb auf<br />

den Baugrund oder auf die Schienen<br />

hat“, so Konrath weiter.<br />

Haltestellenbau Lammstraße<br />

Ein ganz anderes Verfahren kommt unter<br />

der Karl-Friedrich-Straße zwischen<br />

Marktplatz und Ettlinger Tor zum<br />

Tragen: Die Spritzbetonbauweise oder<br />

Neue Österreichische Tunnelbauweise<br />

(NÖT). Hier werden unterirdisch<br />

Bagger eingesetzt und anschließend<br />

Spritzbetongewölbe mit Stahlmatten<br />

sowie stählernen Bögen eingebracht.<br />

Da es sich auch hier um einen sandigen<br />

und kiesigen Untergrund handelt, wurde<br />

dieser mit einer Kombination von<br />

Weichgel und einer Zement-Suspension<br />

verbessert, um ihn stabiler zu machen.<br />

Dadurch kann das Erdreich ausgebrochen<br />

werden. Zudem werden „Ausbläser“ durch<br />

den erhöhten Luftdruck vermieden, der<br />

benötigt wird, um das Grundwasser zu<br />

verdrängen.<br />

GUT GEPLANT IST HALB<br />

GEWONNEN<br />

Natürlich lässt sich so ein großes Bauvorhaben<br />

nicht ohne Einschränkungen<br />

für die Anwohner, Pendler und Gäste<br />

realisieren, das weiß auch Geschäftsführer<br />

Uwe Konrath. „Wir muten der<br />

Stadt, den Anliegern und Fahrgästen<br />

Enormes zu, das muss man ganz klar<br />

sagen. Aber wir geben jeden Tag unser<br />

Bestes, um die Belastung erträglicher<br />

zu machen“. Vor allem den täglichen<br />

Verkehr von Autos, Radfahrern, Straßenbahnen<br />

und Fußgängern zu organisieren,<br />

ist eine große Herausforderung. Dazu<br />

kommt die Baulogistik für den Baustellenverkehr.<br />

Dafür wurde extra ein<br />

Logistikunternehmen beauftragt, das<br />

sich nicht nur um die Organisation und<br />

Steuerung der Güter- und Verkehrsströme,<br />

sondern auch um eine stetige<br />

Optimierung der einzelnen Prozesse<br />

kümmert. So müssen alle Baustellenfahrzeuge<br />

einen Tag vor Fahrtantritt<br />

ihre Fahrt beim Verkehrs-Logistik-Center<br />

(VLC) anmelden. Unter Einbezug der<br />

Verkehrsströme berechnet dieses Center<br />

schließlich die genaue Zeit, an der das<br />

Fahrzeug starten kann, damit die<br />

Lieferung das Ziel rechtzeitig erreicht.<br />

Zusätzlich unterstützt ein GPS-Gerät<br />

den Fahrer.<br />

„WIR SIND MITTENDRIN IM<br />

STÄDTISCHEN LEBEN UND KEIN<br />

REALITÄTSFERNER BAUHERR,<br />

DER DAS PROJEKT EINFACH<br />

DURCHZIEHT UND NACH<br />

FERTIGSTELLUNG WIEDER<br />

ABZIEHT“, SO UWE KONRATH.<br />

Dieser ganze Aufwand soll sich am Ende<br />

für alle lohnen. Die straßenbahnfreie<br />

Fußgängerzone soll den Einkaufsbummel<br />

in Zukunft entspannter werden lassen<br />

– ohne ständig auf anfahrende Bahnen<br />

zu achten, soll in Ruhe flaniert werden<br />

können. Auch die Fahrgäste des KVV<br />

sollen natürlich von der Kombilösung<br />

profitieren –das Bauvorhaben ist<br />

schließlich ein Projekt des Öffentlichen<br />

Personennahverkehrs (ÖPNV):<br />

Pünktlichkeit der Bahnen, schnellere<br />

Reisezeiten in der Innenstadt, barrierefreie<br />

Zugänge zu den unterirdischen<br />

Fotos: KASIG - Karlsruher Schieneninfrastruktur-Gesellschaft mbH<br />

Haltestellenbau Europaplatz<br />

Haltestellen, an denen man im Trockenen<br />

auf die nächste Bahn warten kann, sind<br />

nur einige Stichworte. Ein schöneres<br />

Stadtbild und Autoverkehr, der zu einem<br />

großen Teil durch den Tunnel unter der<br />

Kriegsstraße unter der Stadt hinwegfahren<br />

wird, sind weitere Aspekte.<br />

Die Bilder der zukünftigen Innenstadt<br />

und der „grünen“ Kaiserstraße sprechen<br />

für sich und lassen die Zeit, bis es<br />

endlich soweit ist, doch etwas leichter<br />

ertragen …<br />

FAKTEN:<br />

CAROLINE CARNEVALE www.wvs.de<br />

HALTESTELLE – DURLACHER TOR<br />

Länge: 102 m / Breite 18 m bis 37,5 m<br />

Schlitzwände Maße: 1,2 x 20 m<br />

Laufende Meter: 380<br />

Verbauter Beton: 9.120 Kubikmeter<br />

Verbauter Stahl: 1.170 Tonnen<br />

Hochdruckinjektionssohle (HDI-Sohle)<br />

Tiefe: 15,60 Meter<br />

Verbaute HDI: 5.250 Kubikmeter<br />

Verbaute Anker: 586<br />

Aushub und Anker Wände<br />

Geländeoberkante (GOK) bis<br />

Unterkante<br />

Bodenplatte: 38.250 Kubikmeter<br />

Verbaute Anker: 275<br />

Ankerlänge: 15 Meter bis maximal 27 m<br />

Ankervorspannung: 329 bis maximal<br />

806 Kilonewton<br />

DECKEL – BODENPLATTE –<br />

AUSSENWÄNDE STATION<br />

Verbauter Beton: 13.500 Kubikmeter<br />

Verbauter Stahl: 3.271 Tonnen


Foto: BAW<br />

EIN TRAUMJOB<br />

MIT GROSSER<br />

VERANTWORTUNG<br />

UND VIELEN<br />

GESTALTUNGS-<br />

MÖGLICHKEITEN<br />

In der an namhaften Instituten reichen Forschungslandschaft in<br />

der TRK ragt eines aufgrund seiner nationalen und internationalen<br />

Reputation und seiner Bedeutung für Bau, Betrieb und Unterhaltung<br />

der Wasserstraßen in Deutschland heraus: Die Bundesanstalt für<br />

Wasserbau, kurz BAW, mit Hauptsitz in der Karlsruher Nordweststadt.<br />

Rund 450 Mitarbeiter kümmern sich darum, dass die Wasserstraßen<br />

den wachsenden technischen, wirtschaftlichen und ökologischen<br />

Anforderungen gerecht werden.<br />

Blick in eine der Wasserbau-Versuchshallen.<br />

Eine Herkulesaufgabe: Die deutschen Bundeswasserstraßen<br />

haben eine Gesamtlänge von 7.300 km. Hinzu kommen<br />

Seewasserstraßen mit einer Fläche von 23.000 km². Die<br />

Bedeutung für die <strong>Mobilität</strong> hierzulande wird deutlich, wenn<br />

man sich den Umfang des Warenverkehrs auf den deutschen<br />

Wasserstraßen vor Augen hält: Die Binnenschifffahrt transportiert<br />

rund 62 Milliarden Tonnen-Kilometer pro Jahr. Und<br />

in den deutschen Seehäfen an Nord- und Ostsee werden<br />

jährlich rund 250 Millionen Tonnen Güter umgeschlagen.<br />

Allein die wasserbauliche Erhaltung der Wasserstraßen ist eine<br />

gewaltige technische, finanzielle und organisatorische Herausforderung:<br />

Rund ein Drittel, der für den Betrieb der Wasserstraßen<br />

besonders wichtigen Schleusen, hat ihre Lebensdauer<br />

von 100 Jahren bereits erreicht oder überschritten. Ähnliches<br />

gilt für die Wehranlagen. Hinzu kommt, dass Instandsetzungsarbeiten<br />

oftmals unter laufendem Schiffsbetrieb erfolgen<br />

müssen – eine ingenieurstechnische Herausforderung. Die<br />

große Anzahl von technisch-wissenschaftlichen Beratungs- und<br />

Unterstützungsleistungen der BAW für die Wasserstraßenund<br />

Schifffahrtsverwaltung und die sehr hohen Anforderungen<br />

an die Ergebnisqualität der BAW machen ein hochgradig<br />

effektives und effizientes Projektmanagement erforderlich.<br />

Denn die komplexen Aufgabenstellungen erfordern immer<br />

häufiger eine ganzheitliche, interdisziplinäre Auftragsbearbeitung<br />

durch die verschiedenen Fachbereiche der BAW.<br />

Die Profis der BAW genießen hier national und international<br />

großes Ansehen. In ihrer Aufgabenvielfalt und Professionalität<br />

gilt die Bundesanstalt als Vorbild für vergleichbare Einrichtungen<br />

weltweit.<br />

FORSCHUNGSPROGRAMM VERKEHRSWASSERBAU<br />

Neben den wasserbaulichen Aufgaben, sind Forschung und<br />

Entwicklung Kernaufgabe der BAW. Das attraktive Forschungsbudget,<br />

das in eigene Aktivitäten und Kooperationen mit<br />

Universitäten und anderen Forschungseinrichtungen fließt,<br />

ist Anziehungspunkt für Wissenschaftler verschiedenster<br />

Fachbereiche. Ob Bauingenieure, Mathematiker, Physiker,<br />

Informatiker, Geologen oder Geophysiker – sie alle finden<br />

bei der BAW herausfordernde Aufgaben, eine exzellente<br />

Ausstattung und gute Weiterbildungsmöglichkeiten. Viele<br />

lockt dabei insbesondere die Interdisziplinarität der Aufgabenstellungen.<br />

Um optimale Lösungen zu finden, forschen und<br />

testen die Experten der BAW nicht selten an wasserbaulichen<br />

Modellen. Hierzu werden in verkleinertem Maßstab Anlagen<br />

wie Schleusen oder Wehre und ganze Flussabschnitte nachgebaut.<br />

Dabei ist es wichtig, die Realität so detailgetreu wie<br />

möglich abzubilden. „Wir brauchen dafür exakte Naturdaten –<br />

die genaue Gestalt der Sohle, die Wassertiefen, dezidierte<br />

Strömungsgeschwindigkeiten und vieles mehr. Nur so können<br />

wir mit Hilfe unserer Modelle realistische Ergebnisse ermitteln,<br />

die für die spätere bauliche Umsetzung in der Natur benötigt<br />

werden.“, erklärt Prof. Dr.-Ing. Christoph Heinzelmann, Leiter<br />

der BAW.<br />

Die BAW hat aus ihrer Forschung eine Vielzahl von Innovationen<br />

an den Bundeswasserstraßen etabliert. Beispielsweise<br />

die Nutzung von Schiffführungssimulationen für die Trassierung<br />

von Fahrrinnen oder komplexe mehrdimensionale numerische<br />

Modelle für die Prognose von Auswirkungen wasserbaulicher<br />

Maßnahmen auf die Umwelt. Aber auch die effiziente<br />

Schlauchwehrtechnologie für die Bundeswasserstraßen ist<br />

eine Entwicklung der BAW. „Arbeiten an der BAW ist ein<br />

Traumjob mit großer Verantwortung und vielen Gestaltungsmöglichkeiten<br />

– nicht nur für Tüftler“, sagt Heinzelmann.<br />

HERVORRAGEND VERNETZT<br />

Natürlich kommt auch der BAW die Dichte an Hochschulen<br />

und Forschungseinrichtungen in der TRK zu Gute. Gerade<br />

für Studierende bietet die praxisorientierte Forschung und die<br />

Bearbeitung konkreter Projekte vielfältige Möglichkeiten für<br />

wissenschaftliches Arbeiten: Laufend betreut die BAW etliche


NR 60 <strong>2017</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL 22 23<br />

01 STADT, LAND, FLUSS<br />

REGION DIGITAL – CHANCE,<br />

DIE ZUKUNFT ZU GESTALTEN<br />

Wir machen uns stark für Ihren Erfolg!<br />

Wir machen uns stark für Ihren Erfolg!<br />

IHK Karlsruhe | Tel. (0721) 174 - 0 | Fax (0721) 174 - 290<br />

info@karlsruhe.ihk.de | www.karlsruhe.ihk.de<br />

Ihr Erfolgsgeheimnis?<br />

Mehr Wissen I mehr Können I mehr erreichen!<br />

Bleiben Sie innovativ!<br />

Berufliche Weiterbildung –<br />

der Turbo für Ihre Karriere.<br />

Alle Lehrgänge, Termine und Fördermöglichkeiten<br />

finden Sie unter www.ihk-biz.de<br />

DIGITALISIERUNG –<br />

CHANCE,<br />

DIE ZUKUNFT<br />

ZU GESTALTEN<br />

IHK Karlsruhe<br />

Tel. (0721) 174 - 0 | Fax (0721) 174 - 290<br />

info@karlsruhe.ihk.de<br />

www.karlsruhe.ihk.de<br />

Foto: BAW<br />

Prof. Dr.-Ing. Christoph Heinzelmann<br />

Bachelor- und Masterarbeiten und etwa<br />

zwei Dutzend Promotionen. Die Anzahl<br />

an Forschungsarbeiten ist fulminant<br />

gestiegen und ihre Ergebnisse lassen<br />

sich regelmäßig gewinnbringend ins<br />

Alltagsgeschäft einbringen. Daneben<br />

schätzen die Nachwuchswissenschaftler<br />

die flexiblen Arbeitszeitmodelle und die<br />

eigene Kindertagesstätte der BAW.<br />

Die räumliche und fachliche Nähe zur<br />

damaligen Technischen Hochschule und<br />

ihrem Flussbau-Laboratorium, dem<br />

Theodor-Rehbock-Institut, waren schon<br />

ausschlaggebend für die Ansiedlung der<br />

BAW 1948 in Karlsruhe. Sie entstand<br />

als Nachfolgeinstitut der 1903 in Berlin<br />

gegründeten Preußischen Versuchsanstalt<br />

für Wasser-, Erd- und Schiffbau.<br />

Heute hat die BAW drei zentrale Tätigkeitsfelder:<br />

Die Bautechnik, die Geotechnik<br />

und den Wasserbau (unterteilt<br />

in Binnen- und Küstenbereich). Neben<br />

dem Hauptsitz Karlsruhe besteht eine<br />

Dienststelle in Hamburg, die vor allem<br />

die wasserbaulichen Fragestellungen<br />

an den großen Seehafenzufahrten<br />

bearbeitet. Der BAW sind außerdem<br />

Aufgaben des Spezialschiffbaus für die<br />

Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung<br />

zugewiesen. Die Bundesanstalt<br />

betreut auch die Bauplanung von Spezialschiffen<br />

für andere Bundesbehörden<br />

im nichtmilitärischen Bereich. Zuletzt<br />

war sie am Bau des 2014 in Dienst<br />

gestellten Forschungsschiffs SONNE<br />

maßgeblich beteiligt.<br />

NEUE AUFGABEN DURCH DIE<br />

EU WASSERRAHMENRICHTLINIE<br />

Galt früher allein der Schifffahrt die<br />

ungeteilte Aufmerksamkeit der BAW,<br />

gewinnen heute zunehmend Umweltaspekte<br />

im Verkehrswasserbau an<br />

Bedeutung. Hintergrund war die im<br />

Jahr 2000 verabschiedete EU-Wasserrahmenrichtlinie:<br />

Seitdem gilt es, bei Bau,<br />

Betrieb und Unterhaltung der Wasserstraßen<br />

Umweltaspekte besonders zu<br />

beachten und gegebenenfalls frühere<br />

Entscheidungen neu zu überdenken.<br />

Ein Beispiel dafür sind die Rheinufer,<br />

die überwiegend mit großen Steinen<br />

gesichert sind. Dieses Steindeckwerk<br />

hat die Funktion, die Ufer, die durch<br />

Schifffahrt und Hochwasser strapaziert<br />

werden, vor Abbrüchen zu schützen.<br />

Nun ist man auf der Suche nach einer<br />

technisch-biologischen Alternative, die<br />

ebenso stabil ist, darüber hinaus aber<br />

auch ökologisch wertvolle Lebensräume<br />

schafft. Auf einer mehr als 1000 Meter<br />

langen Versuchsstrecke am Rhein bei<br />

Worms testen BAW und Bundesanstalt<br />

für Gewässerkunde daher alternative<br />

Ufersicherungen, darunter verschiedenste<br />

pflanzliche Materialien oder<br />

auch Mattenkonstruktionen.<br />

FISCHE STATT SCHIFFE<br />

Der gute Zustand von Fließgewässern<br />

bemisst sich auch anhand einer intakten<br />

Fischpopulation. Daher müssen Fischaufstiegsanlagen<br />

an den Stauanlagen der<br />

Flüsse errichtet werden, die den Fischen<br />

Wanderungen zu ihren Laich-, Aufzuchtund<br />

Nahrungsgebieten ermöglichen.<br />

Um den Fischen ein reibungsloses Überwinden<br />

dieser Stellen zu ermöglichen,<br />

müssen allein an den Wasserstraßen<br />

in Deutschland 250 Anlagen für den<br />

Fischaufgang neu gebaut oder optimiert<br />

werden.<br />

Um das Verhalten typischer Fischarten,<br />

wie Rotauge, Gründling oder Forelle<br />

zu untersuchen, unternimmt die BAW<br />

gemeinsamen mit der Bundesanstalt<br />

für Gewässerkunde auch so genannte<br />

ethohydraulische Versuche. Ziel ist es,<br />

das Verhalten in den für den Fischaufstieg<br />

an Stauanlagen relevanten Strömungssituationen<br />

zu untersuchen. Dazu setzen<br />

die Karlsruher Wissenschaftler eine große<br />

Laborrinne ein. Mittels Kameras, die<br />

längs der Rinne angeordnet sind, wird<br />

das Schwimmverhalten der Fische erfasst.<br />

Die dreidimensional vermessenen<br />

Schwimmpfade liefern wichtige Daten,<br />

um die Wechselwirkungen zwischen<br />

Strömung und Fischverhalten besser<br />

zu verstehen und damit die Planungssicherheit<br />

für den Bau von Fischaufstiegsanlagen<br />

zu erhöhen.<br />

IMMER EINEN SCHRITT VORAUS<br />

Umwelt- wie wasserbaulichen Projekten<br />

gemein ist, dass am Ende nur eine erfolgreiche<br />

Umsetzung zählt. Deshalb kommen<br />

Folgenabschätzung und Planungssicherheit<br />

herausragende Bedeutung zu: Es<br />

muss vorab genau ermittelt werden,<br />

was später in der Natur eintritt. „Wir<br />

können nicht einfach mal was ausprobieren<br />

und schauen was passiert“, so<br />

BAW-Leiter Heinzelmann. „Vielmehr<br />

geht es darum, die Auswirkungen,<br />

die ein Projekt auf einen Fluss, einen<br />

Kanal oder einen Küstenbereich hat,<br />

im Vorfeld richtig einzuschätzen.<br />

Nachteilige Auswirkungen für den<br />

Schiffsverkehr oder die Natur müssen<br />

unbedingt vermieden werden.“<br />

STEFAN SCHWARZ www.wvs.de<br />

IHK-Bildungszentrum<br />

Karlsruhe GmbH<br />

Tel. : +49 (0721) 1 74-2 22<br />

info@ihk-biz.de


NR 60 <strong>2017</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL 24 25<br />

01 STADT, LAND, FLUSS<br />

DIE TECHNO-<br />

LOGIEREGION<br />

BEKOMMT FLÜGEL<br />

Die Überschrift ist eigentlich nicht ganz korrekt, aber sie klingt einfach<br />

so schön. Denn bevor am Flughafen Karlsruhe/Baden-Baden (FKB) am<br />

17. Mai 1997 der erste Charterflug startete, gab es bereits den Flugplatz<br />

Karlsruhe-Forchheim, der der allgemeinen Luftfahrt diente und bis zum<br />

Jahr 2000 auf dem Gelände angesiedelt war, auf dem sich heute die Messe<br />

Karlsruhe befindet. Erst danach kam der Flughafen in Rheinmünster.<br />

Foto: Baden-Airpark GmbH<br />

Alles begann mit einer Idee: aus der kanadischen Airbase<br />

Söllingen (1953-1993) sollte ein Regionalflughafen entstehen.<br />

Das 600 ha große Gelände mit seiner drei Kilometer langen<br />

Start- und Landebahn war dafür geradezu prädestiniert.<br />

Ganz so einfach war die Umstellung von militärischer auf<br />

zivile Nutzung aber nicht. „Bei Nebel gab es keinen Krieg, die<br />

Flugzeuge sind am Boden geblieben. Das geht im normalen<br />

Luftverkehr natürlich nicht“, so Geschäftsführer der Baden<br />

Airpark GmbH, Manfred Jung. Die Folge: Alle Einrichtungen,<br />

die für einen Instrumentenlandeanflug notwendig waren,<br />

mussten nachträglich angeschafft und gebaut werden. Ebenso<br />

haben sich zwischenzeitlich die Umweltrichtlinien geändert –<br />

das Wasser der Landebahn musste nun gesammelt und gereinigt<br />

werden. Alles in allem ein sehr großer Aufwand – der sich<br />

aber gelohnt hat - denn seit dem ersten Linienflug nach Palma<br />

de Mallorca vor 20 Jahren ist viel passiert.<br />

DER ZUSPRUCH WÄCHST<br />

2001 waren es noch knapp 200.000 Passagiere, die sich für<br />

einen Flug vom FKB entschieden haben. Nur sieben Jahre<br />

später wurde die Eine-Million-Grenze geknackt. Ein entscheidender<br />

Faktor für den Erfolg dieses Regionalflughafens ist<br />

das große Einzugsgebiet: Fünf Millionen Menschen erreichen<br />

den FKB innerhalb einer Autostunde. Ein weiteres Plus, der<br />

„Flughafen der kurzen Wege“ ermöglicht entspanntes Reisen<br />

ohne lange Wartezeiten und der ständigen Suche nach dem<br />

richtigen Schalter oder Gate. Das Ziel für 2020: 1,3 Millionen<br />

Passagiere. Ein realistisches Ziel, wenn man bedenkt, dass dieses<br />

Rekordergebnis 2012 schon einmal erreicht wurde. Genau<br />

in diesem Jahr hat sich Ryanair mit zwei fest stationierten<br />

Flugzeugen deutlich zum FKB bekannt.<br />

DER GEWERBEPARK IM FOKUS<br />

Nicht nur der Flughafen ist stetig gewachsen, auch der unmittelbar<br />

angrenzende Gewerbepark wächst. So sind dort unter<br />

anderem die deutsche Rettungsflugwacht, ACM Flugcharter<br />

oder Becker Flugfunkwerk angesiedelt – Firmen, die durch<br />

ihre Dienstleistungen einen Flughafen in unmittelbarer Nähe<br />

benötigen. Aber auch das Vorzeigeunternehmen Stratasys<br />

GmbH, weltweiter Marktführer im Bereich des 3D-Drucks,<br />

das ursprünglich aus Israel stammt, hat die Vorteile des Gewerbeparks<br />

erkannt und dort seine Europazentrale. Schnell zu<br />

Kunden nach Rom, London oder Berlin fliegen – kein Problem<br />

vom FKB. Den Gewerbepark weiter auszubauen – ein klares<br />

Ziel für die kommenden Jahre.<br />

DER AUTOBAHNANSCHLUSS KOMMT<br />

Ein weiteres ist die direkte Anbindung an die Autobahn,<br />

nachdem man sich aus Kostengründen und dem geringen<br />

Fahrgastpotential gegen die Schiene entschieden hat. Der<br />

Antrag auf Planfeststellung wurde vom Landratsamt Rastatt<br />

bereits eingereicht. Da in der Regel jeder Beschluss beklagt<br />

wird – kann von etwa vier Jahren ausgegangen werden, bis es<br />

mit dem Baggern endlich losgehen kann. Bis dahin wird der<br />

Bustransport optimiert. So soll es zum Beispiel einen Spätbus<br />

geben, damit die Spätankömmlinge auch ohne Taxi vom<br />

Flughafen nach Hause kommen.<br />

MIT RÜCKENWIND IN DIE ZUKUNFT<br />

Es tut sich also ständig etwas am Baden-Airpark. Und das<br />

wird auch in Zukunft so sein. Denn mit der Unterzeichnung<br />

der Vereinbarung zur Weiterführung des Baden-Airparks im<br />

Dezember 2015 haben sich das Land Baden-Württemberg, die<br />

Flughafen Stuttgart GmbH und die Baden-Airpark Beteiligungsgesellschaft<br />

mbH klar für den Baden-Airpark und somit<br />

für den Flughafen Karlsruhe/Baden-Baden ausgesprochen.<br />

„Der Baden-Airpark ist ein Vorzeigeprojekt für die erfolgreiche<br />

Zusammenarbeit der Städte und Landkreise in der TechnologieRegion<br />

Karlsruhe“, sagte damals Oberbürgermeister Dr.<br />

Frank Mentrup, auch in seiner Funktion als Vorsitzender der<br />

TechnologieRegion, und verwies damit auf das frühe Bekenntnis<br />

und das hohe finanzielle Engagement der Städte, Gemeinden<br />

und Landkreise, die Gesellschafter der Baden- Airpark Beteiligungsgesellschaft<br />

sind.<br />

„Bis 1,5 Millionen Passagiere funktioniert alles wie gehabt. Und<br />

falls es mehr werden, liegen die Ausbaupläne bereits in der<br />

Schublade“, blickt Manfred Jung zuversichtlich in die Zukunft.<br />

Am Ende bleibt nur noch zu sagen „Herzlichen Glückwunsch<br />

zum 20. Geburtstag Baden-Airpark! Mögen noch viele weitere<br />

folgen!“<br />

CAROLINE CARNEVALE www.wvs.de<br />

BADEN-AIRPARK ZAHLEN & FAKTEN<br />

Passagiere: über 1 Million jährlich<br />

Flugbewegungen: 36.000<br />

Landebahn: 3 Kilometer Länge<br />

Angesiedelte Unternehmen: 125<br />

Beschäftigte: ca. 2500 Personen<br />

24. JUNI 2003: Die letzte Concorde<br />

landet in Deutschland. Sie wird auf dem<br />

Flughafen zerlegt und in das Auto- und<br />

Technikmuseum Sinsheim gebracht.<br />

19. NOVEMBER 2007 landet das größte<br />

Flugzeug der Welt, die Antonow 225.<br />

SEPTEMBER 2009: Das Instrumentenlandesystem<br />

wird in Betrieb genommen.<br />

Ab sofort kann auch bei schlechten<br />

Sichtverhältnissen geflogen werden.<br />

MÄRZ 2010: Der Vulkan Eyjafjallajökull<br />

legt den Flugverkehr für 1 Woche lahm.<br />

31. MAI und 4. JUNI 2010: Die Lufthansa<br />

absolviert mit dem ersten Airbus<br />

A380 Pilotentrainingsflüge.<br />

2012 stationiert Ryanair zwei Flieger am<br />

FKB und befördert ca. 0,5 Mio. Passagiere.<br />

Im JAHR 2016 steigt die Anzahl der<br />

Fluggäste auf 1.114.000 Reisende.


NR 60 <strong>2017</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL 26 27<br />

01 STADT, LAND, FLUSS<br />

BAHN GEGEN BUS —<br />

WER IST FA(HR)VORIT IM<br />

FERNVERKEHR?<br />

Fernbusse liegen im Trend. Sie sind nicht nur eine kostengünstige Alternative zur Bahn, sondern auch<br />

Ausdruck des gewandelten Selbstverständnisses der „Millenials“. Das Auto gilt der Generation Y nicht<br />

mehr als Statussymbol. Mobil sein will sie trotzdem.<br />

Mit Bus, Bahn und Car-Sharing gelingt ihr das, auch ohne<br />

eigenen Wagen. Und selbst ein eigenes Fahrrad braucht man<br />

nicht mehr: Dafür gibt es „Call a Bike“, die Mietfahrräder<br />

der Deutschen Bahn. Zumindest gilt das in den Großstädten.<br />

Die sind gegenüber dem Land bei der Verkehrsinfrastruktur<br />

naturgemäß im Vorteil. Man denke nur an das Karlsruher<br />

Straßenbahnnetz.<br />

Doch Millenials sind auch „Smart Shopper“: Als technikaffine<br />

Generation suchen sie sich die besten Angebote im Internet.<br />

Was liegt also näher, als ein Vergleichsportal für Fernbusreisen?<br />

Das dachten sich auch drei Karlsruher Studenten<br />

und gründeten 2013 www.busliniensuche.de als Übersichtsund<br />

Vergleichsportal für Fernbusse. Selbsterklärtes Ziel<br />

des Karlsruher Start-up Green Parrot ist es, einerseits das<br />

Fernbusangebot transparenter zu machen, andererseits den<br />

Busunternehmen eine reichweitenstarke Plattform für ihre<br />

Verbindungen zu bieten.<br />

Der Erfolg gibt den Gründern recht. Mittlerweile gehört ihr<br />

Portal zu den größten in Deutschland. Konsequent wurde<br />

daher 2014 das Portal www.busradar.com für europaweite<br />

Busreisen gelauncht. Die Fernbus-Portale von Green Parrot<br />

stellen das zur Verfügung stehende Fernbusangebot übersichtlich<br />

zusammen und vergleichen einzelne Anbieter nicht<br />

nur anhand des Preises. Beispielsweise werden Komfortpunkte<br />

vergeben. Angezeigt werden aber auch die günstigste Bahnverbindung<br />

und mögliche Mitfahrgelegenheiten.<br />

In der Kombination aus Zug und Fernbus ist mittlerweile ein<br />

flächendeckend akzeptables Angebot im öffentlichen Fernverkehr<br />

vorhanden, das eine vergleichbare <strong>Mobilität</strong> wie der<br />

Individualverkehr bietet – allerdings mit deutlich geringerer<br />

Umweltbelastung. „Green Internet Solutions“ nennen die<br />

Karlsruher daher ihr Angebot und schreiben sich das Ziel auf<br />

die Fahnen, dem öffentlichen Fernverkehr zum Durchbruch<br />

zu verhelfen.<br />

Foto: iStock<br />

Green Parrot GmbH<br />

www.busliniensuche.de (Deutschland)<br />

www.busradar.com (Europa)<br />

Gründungsjahr: 2012<br />

Mitarbeiter: 15<br />

Dazu wird auf der Firmenfeier getanzt:<br />

„Another one rides the bus“<br />

BAHN UND BUS BIETEN EIN NAHEZU LÜCKEN-<br />

LOSES FERNREISEANGEBOT<br />

Fakt ist: Mittlerweile bietet das öffentliche Fernreiseangebot<br />

den Nutzern eine wirkliche Auswahl bzw. ein marktgerechtes<br />

Angebot. Ein paar Faustregeln helfen, sich für das geeignete<br />

Verkehrsmittel zu entscheiden: Wer Zeit hat und auf den<br />

Preis achten muss, kommt mit dem Fernbus meist günstiger<br />

von A nach B. Auch bieten die Busunternehmen Verbindungen<br />

an, die von der Bahn nur bedingt bedient werden oder<br />

umständliches Umsteigen erfordern. Das Schienennetz hat<br />

etwa weniger Ost-West-Verbindungen, die meisten Hauptlinien<br />

verlaufen von Nord nach Süd. Zudem punkten die<br />

Busse vielfach (noch) mit WLAN.<br />

Doch die Bahn rüstet hier erklärtermaßen auf. Überhaupt hat<br />

sie sich mit der größten Kundenoffensive der Unternehmensgeschichte<br />

auf die neue Konkurrenz eingestellt und bietet<br />

Sparpreise ab 19 Euro, kostenloses WLAN in der ersten und<br />

Entertainmentangebote auch in der zweiten Klasse. Dazu<br />

kommen neue, schnellere Verbindungen auf den wichtigsten<br />

Strecken. Die kürzeren Reisezeiten sind überhaupt der größte<br />

Vorteil des Systems Bahn. Dazu kommen komfortable Sitzabstände,<br />

Bordrestaurant und die Möglichkeit, sich während<br />

der Fahrt die Beine zu vertreten. Kein Wunder, dass die Bahn<br />

viele Anhänger hat, auch wenn sie aufgrund der höheren<br />

Infrastrukturkosten meist teurer ist.<br />

Im Bezug auf die Umweltbelastung können Bus und Bahn<br />

gleichermaßen als nachhaltigere Verkehrsmittel genutzt<br />

werden. Unter Umständen ist eine Fernbusreise sogar<br />

umweltfreundlicher als eine Zugfahrt. Das ist eine Frage der<br />

Auslastung: So kann ein vollbesetzter Bus umweltfreundlicher<br />

sein als ein halbleerer ICE. Das gilt natürlich auch umgekehrt.<br />

Auf jeden Fall schneiden beide Verkehrsträger in der Umweltbilanz<br />

klar besser ab als Flugzeug und Privat-PKW.<br />

PETER TREVISAN www.wvs.de


NR 60 <strong>2017</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL 28 29<br />

01 STADT, LAND, FLUSS<br />

QUO VADIS,<br />

TRANSPORTWESEN?<br />

Die Kaufhäuser in der Innenstadt brauchen jeden Morgen frische Ware, die junge Familie wartet auf die<br />

neue, online bestellte Waschmaschine, und in den Servicefahrzeugen des Heizungsmonteurs müssen jede<br />

Nacht die Ersatzteile aufgefüllt werden. Speditionen und Transportunternehmen sorgen dafür, dass Handelsware,<br />

Waschmaschine und Ersatzteile zur richtigen Zeit am richtigen Ort sind. Diese Fahrten zu planen<br />

ist ein täglicher Balanceakt, und der Markt zwingt die Betriebe, ihren Kunden kreative Lösungen mit Mehrwert<br />

anzubieten.<br />

Vernetzung in alle Richtungen spielt dabei eine entscheidende<br />

Rolle: Die Dispositionsabteilung am Unternehmensstandort<br />

steht per App mit den Fahrern in Verbindung, Kunden können<br />

per Computer den Weg ihrer Bestellung bis aufs Firmengelände<br />

oder vor die Haustür verfolgen. Und jede mittelständische<br />

Spedition arbeitet eng mit Partnerunternehmen<br />

zusammen. Partner übernehmen Strecken, die man selbst<br />

„nicht im Programm“ hat, oder erledigen Transportaufträge,<br />

wenn das passende Fahrzeug in der eigenen Flotte aktuell<br />

wegen anderer Einsätze fehlt. Kundenwünsche müssen erfüllt<br />

werden – und zwar schnell.<br />

„Wir versprechen, dass wir innerhalb einer Stunde für jeden<br />

Auftrag das richtige Fahrzeug zur Verfügung stellen“, sagt<br />

Martina Betz-Weber, Geschäftsführerin der Transport Betz<br />

Gruppe in Malsch. „Das geht nur durch ein funktionierendes<br />

Netzwerk“. Mit diesem Angebot ist das Unternehmen für<br />

manche Kunden Retter in höchster Not, wenn sich z. B. ein<br />

Lieferwagen mit einem ganz speziellen Ersatzteil nach Ungarn<br />

aufmacht, damit dort die Produktion weitergehen kann.<br />

Auch Lagerlogistik ist ein typisches Angebot mittelständischer<br />

Transportunternehmen. Sie liefern Teile just-in-sequence,<br />

d.h. rechtzeitig und in der richtigen Verarbeitungsreihenfolge<br />

ans Band und/oder übernehmen fertige Produkte ins eigene<br />

Lager zur späteren Auslieferung. Das geht nicht ohne IT, denn<br />

sowohl Kunde als auch Speditionsmitarbeiter nutzen dasselbe<br />

Warenwirtschaftssystem.<br />

Während IT-Systeme so „gebaut“ sind, dass Unbefugte nicht<br />

auf sensible Daten zugreifen können, setzen andere Mehrwertleistungen<br />

unbedingtes Vertrauen voraus: So haben die<br />

Fahrer des Transportunternehmens Schlüssel zu den Servicewagen<br />

des Heizungsmonteurs und füllen die Ersatzteile<br />

über Nacht auf. Martina Betz-Weber bietet einen ähnlichen<br />

Service für Buchhandlungen: Die Fahrer haben Schlüssel zum<br />

Laden oder Lagerraum, legen in den frühen Morgenstunden<br />

die bestellten Bücher hinter der ersten Tür am vereinbarten<br />

Platz ab und nehmen Retouren mit.<br />

WIE WIRD SICH DER TRANSPORT IN ZUKUNFT<br />

ENTWICKELN?<br />

Welche technischen Fortschritte werden Speditionen die<br />

Arbeit erleichtern? Martina Betz-Weber ist überzeugt, dass<br />

die Warenströme weiter wachsen und dass auch künftig<br />

überallhin ausgeliefert werden muss. Die Politik müsse, so die<br />

Unternehmerin, Entscheidungen treffen, wie Warenströme<br />

vor allem im Fernverkehr neu zu regeln sind. Schon heute sind<br />

auf Autobahnen überlange Lastwagen unterwegs, doch diese<br />

können aus Platzgründen nicht in alle Gewerbegebiete und<br />

Oben: Martina Betz-Weber<br />

Unten: Spedition Betz unterwegs<br />

schon gar nicht in Wohnsiedlungen fahren. Es gibt Forschungsprojekte,<br />

die zum Ziel haben, Lastwagen führerlos in riesigen<br />

Kolonnen gemeinsam über weite Strecken zu steuern: eine<br />

gute Lösung, um große Mengen auf langen Distanzen zu<br />

transportieren. Doch derartige Projekte sind noch weit von der<br />

kommerziellen Nutzung entfernt. Neben der Fahrzeugtechnik<br />

ist die IT-Sicherheit eine gewaltige Herausforderung. Wer sich<br />

die Konsequenzen eines erfolgreichen Hackerangriffs auf eine<br />

solche Fahrzeugkolonne vorstellt, findet Stoff für spannende<br />

Krimis.<br />

Beim Einsatz von Elektroautos gibt es hingegen echte Fortschritte<br />

– zumindest im kleinräumigen Bereich. Lieferwagen<br />

könnten auch per Elektroantrieb in Innenstädten unterwegs<br />

sein. Auf die Spediteure kommen dann aber größere Investitionen<br />

zu, denn sie müssen nicht nur die Fahrzeuge beschaffen,<br />

sondern auf ihrem Gelände auch Ladestationen einrichten<br />

und das nächtliche Aufladen der Fahrzeuge sicherstellen. Im<br />

Regional- und Fernverkehr ist der Elektroantrieb noch kein<br />

Thema: Es fehlen die hinreichend großen Fahrzeuge mit der<br />

erforderlichen Nutzlast und km-Leistung. „Immerhin“, sagt<br />

Martina Betz-Weber, „will Daimler bis zum Jahr 2020 einen<br />

Elektro-LKW zur Serienreife bringen. Dann sehen wir weiter.“<br />

Solange Waren mit Fahrzeugen ausgeliefert werden, bleibt der<br />

Mensch ein entscheidender Faktor im Transportwesen. Seine<br />

Arbeitsbedingungen lassen heute jedoch zu wünschen übrig:<br />

Kilometerlange Staus, zeitlich unkoordinierte Baustellen,<br />

überfüllte Parkplätze, fehlende sanitäre Anlagen und Verpflegungsmöglichkeiten<br />

– Kraftfahrern wird heute viel zugemutet,<br />

damit die Ware rechtzeitig am Bestimmungsort ankommt.<br />

Doch technologische Lösungen, die Abhilfe schaffen, sind in<br />

Sicht: Software, die es Kraftfahrern ermöglicht, freie Parkund<br />

Ruheplätze zu finden (s. Seite 39), oder GPS-Systeme,<br />

die Verkehrsströme besser verteilen. Im Brennpunkt von<br />

Raum, Zeit und Gewicht bleibt die Arbeit der Speditionen<br />

spannend und herausfordernd.<br />

ROSWITHA MENKE www.wvs.de<br />

FUHRMANNS-EID VON 1691<br />

Ich schwöre einen Eid zu Gott, dass ich das Gut, das mir zu<br />

fahren aufgeladen wird, für billigmässige Belohnung dahin<br />

fahren, treulich verwahren und redlich überliefern will, kein<br />

Stück verfahren oder irgend anderswo hinbringen als mir<br />

aufgegeben ist, was mir etwa an Geld und Wechseln zurück<br />

zubringen gereicht wird, aufrichtig und ohne einzige Hinterhaltung<br />

überreichen und mich in allen so betragen will, wie<br />

einem redlichen, aufrichtigen und getreuem Fuhrmann<br />

gebührt.<br />

(Zitiert nach Heimes, Anton; „Vom Saumpferd zur Transportindustrie“, Bonn, 1978)<br />

Fotos: Dominik Schmid


NR 60 <strong>2017</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL 30 31<br />

01 STADT, LAND, FLUSS<br />

VIER GLEISE<br />

UND<br />

MEHR TEMPO<br />

Wer auf der B 36 zwischen Rastatt und Karlsruhe<br />

unterwegs ist, hat mit Sicherheit schon die riesige<br />

Baustelle gesehen, die sichtbar auf der Höhe der<br />

Stadt Ötigheim beginnt und sich weiter in Richtung<br />

Karlsruhe zieht. Der große Graben entlang<br />

der B 36 wird endlich „befüllt“ – hier entsteht ein<br />

Teil der neuen Bahnstrecke Karlsruhe-Basel.<br />

Die 182 Kilometer lange Ausbau- und Neubaustrecke Karlsruhe<br />

-Basel hat aufgrund ihrer geografischen Lage eine herausragende<br />

Funktion für den überregionalen und internationalen<br />

Schienenverkehr. Sie gilt als Herzstück des wichtigsten<br />

europäischen Güterkorridors zwischen Rotterdam und Genua.<br />

Mit mehr als 150 Jahren ist die bestehende Rheintalbahn<br />

allerdings schon etwas in die Jahre gekommen. Die Kapazitätsgrenze<br />

ist mit täglich über 250 Zügen des Nah-, Fern- und<br />

Güterverkehrs mehr als erreicht. Durch den Ausbau und<br />

teilweisen Neubau soll die Streckenkapazität nun deutlich<br />

erhöht und die Reise- und Transportzeiten verkürzt werden.<br />

Im nördlichen Streckenabschnitt bei Rastatt starteten die<br />

Arbeiten im Sommer 2013 mit dem Bau einer Grundwasserwanne<br />

bei Niederbühl. Gefolgt vom Vortrieb des Tunnels<br />

Rastatt im Mai 2016.<br />

SCHNELLER UND LEISER DURCH RASTATT<br />

Wie die Kombilösung in Karlsruhe, kommt auch dieses Projekt<br />

nicht ohne Tunnel aus. Östlich von Ötigheim taucht die Bahn<br />

unter die Erde und kommt im Bereich Niederbühl wieder ans<br />

Tageslicht. In einer Länge von 4.270 Metern geht’s unter dem<br />

gesamten Stadtgebiet von Rastatt hindurch. Dadurch werden<br />

die Anwohner künftig vom Lärm der vorbeifahrenden Züge<br />

entlastet. Zusätzlich kommt im Tunnel Rastatt die sogenannte<br />

feste Fahrbahn zum Einsatz. Bei diesem innovativen Fahrweg<br />

liegen die Gleise nicht im Schotter, sondern direkt in einem<br />

Bett aus Beton und Stahl. Für den Reisenden bedeutet das<br />

vor allem hohen Reisekomfort, wenn die Züge künftig den<br />

Tunnel bei Höchstgeschwindigkeiten von bis zu 250 Kilometer<br />

pro Stunde durchfahren. Von Karlsruhe nach Basel geht´s<br />

künftig in nur 69 Minuten, satte 31 Minuten werden eingespart.<br />

AUS ZWEI MACH VIER<br />

Die nach der Fertigstellung durchgehend viergleisige Strecke<br />

Karlsruhe-Basel ermöglicht das Entmischen des Verkehrs:<br />

Die langsameren Güter- und Nahverkehrszüge nutzen die<br />

beiden vorhandenen Gleise; die beiden neuen Gleise sind<br />

dem schnelleren Fernverkehr und nachts dem Güterverkehr<br />

vorbehalten. Eine Beeinträchtigung des schnelleren Verkehrs<br />

durch langsamere Züge wird so vermieden.<br />

KARLSRUHE-MANNHEIM MUSS<br />

NOCH WARTEN<br />

Während die Arbeiten auf der Strecke<br />

Karlsruhe-Basel auf Hochtouren laufen,<br />

passiert zwischen Karlsruhe und Mannheim<br />

derzeit noch nichts. Und gerade<br />

hier führt die Strecke teilweise durch<br />

Wohngebiete, etwa durch Graben-<br />

Neudorf oder Blankenloch. Bislang<br />

schützen Lärmschutzwände die umliegenden<br />

Einwohner vor zu starker<br />

Lärmbelästigung, langfristig kann das<br />

aber keine Lösung sein – vor allem,<br />

wenn man bedenkt, dass die Prognosen<br />

Foto: Udo Görisch<br />

aus dem Bundesverkehswegeplan von<br />

einer Steigerung des Verkehrsaufkommens<br />

um 23 Prozent zwischen<br />

2010 und 2030 ausgehen.<br />

BUNDESVERKEHRSWEGEPLAN<br />

– DER ERSTE SCHRITT<br />

Zumindest ist der Ausbau der Strecke<br />

Karlsruhe-Mannheim im aktuellen<br />

Bundesverkehrswegeplan gelistet,<br />

sodass die Chance besteht, dass dieses<br />

Projekt auch in die Tat umgesetzt wird.<br />

Bis es allerdings soweit ist, werden Jahre,<br />

sogar Jahrzehnte vergehen. „Bevor es<br />

an den tatsächlichen Ausbau gehen<br />

kann, muss jede Menge Planungsarbeit<br />

geleistet, müssen alle nur erdenklichen<br />

Möglichkeiten berücksichtigt und die<br />

Bevölkerung mit einbezogen werden.<br />

Bei einem Projekt dieses Ausmaßes<br />

darf man von 20-30 Jahren ausgehen,<br />

bis mit dem Bauvorhaben begonnen<br />

werden kann“, weiß Prof. Dr. Gerd<br />

Hager, Verbandsdirektor vom Regionalverband<br />

Mittlerer Oberrhein.<br />

KARLSRUHE IST VERKEHRS-<br />

KNOTENPUNKT<br />

Dabei hat der Ausbau eine große<br />

Bedeutung für die TechnologieRegion,<br />

denn Karlsruhe ist eine der Hauptumschlagsorte<br />

auf der zentralen Trasse in<br />

Kontinentaleuropa, Rotterdam-Genua.<br />

Mit dem Rheinhafen und dem Güterbahnhof<br />

herrschen ideale Bedingungen,<br />

um Container vom Schiff auf die Schiene<br />

und von dort wiederum auf die LKW zu<br />

verladen. Aus diesem Grund haben sich<br />

in der Region viele Logistikunternehmen,<br />

aber auch produzierende Firmen angesiedelt.<br />

„Natürlich gibt es stets zwei<br />

Seiten der Medaille: Umschlagsplatz<br />

bedeutet immer auch mehr Verkehrsaufkommen<br />

und somit mehr Lärm.<br />

Deshalb ist für uns der Lärmschutz, der<br />

Schutz der Bevölkerung, ein zentrales<br />

Thema“, so Hager. Und weil die Bevölkerung<br />

eine so wichtige Rolle spielt, wird<br />

diese auch von Beginn an einbezogen,<br />

wenn es darum geht, die beste Lösung<br />

für den Ausbau der Trasse Karlsruhe-<br />

Mannheim zu finden. So wird es<br />

voraussichtlich im Jahr 2018 einen<br />

ersten Termin geben, bei dem der<br />

Dialog mit den Bürgern gesucht wird.<br />

CAROLINE CARNEVALE www.wvs.de


Stadtmarketing Karlsruhe GmbH, Foto: ONUK<br />

NR 60 <strong>2017</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL 32 33<br />

02 DIGITALER WANDEL<br />

HUBSCHNEIDER: Die IT-Unternehmen in Karlsruhe<br />

trauen sich zu, Gestalter zu sein. Ausdruck findet das in der<br />

Tatsache, dass im IT-Bereich auch einige Weltmarktführer<br />

in der Stadt beheimatet sind. Hinzu kommt eine unglaubliche<br />

Forscherdichte. Außerdem ist das CyberForum das<br />

führende IT-Cluster in Europa. Forschung, Ausbildung und<br />

Unternehmen bilden in Karlsruhe ein weltweit einmaliges<br />

Netzwerk.<br />

WELCHE ROLLE SPIELT DABEI DIE GEMEINSAME<br />

INITIATIVE KARLSRUHE.DIGITAL VON STADT,<br />

CYBERFORUM, WIRTSCHAFT UND WISSENSCHAFT?<br />

KARLSRUHE WILL DIGITALEN<br />

WANDEL AKTIV GESTALTEN<br />

Die Fächerstadt hat erstklassige Voraussetzungen, den digitalen Wandel als Leitstandort in Europa<br />

maßgeblich zu gestalten. Eine enge Vernetzung von Unternehmen, eine gute Infrastruktur und beste<br />

Lebensbedingungen sind Grundvoraussetzungen, die Karlsruhe bietet. Kommune, Unternehmen und<br />

Wissenschaft haben in den letzten zwei Jahren bereits die Weichen gestellt. Wirtschaftsbürgermeisterin<br />

Gabriele Luczak-Schwarz und Cyberforum-Vorstand Martin Hubschneider im Interview über karlsruhe.<br />

digital und Karlsruhe als Motor der Digitalisierung.<br />

DIE DIGITALISIERUNG VERÄNDERT DIE WELT<br />

GENAUSO RADIKAL WIE DIE INDUSTRIELLE<br />

REVOLUTION. WORAN KANN MAN DAS<br />

BESONDERS GUT ERKENNEN?<br />

LUCZAK-SCHWARZ: Das Tempo der Arbeitsabläufe<br />

hat sich rapide erhöht. Es gibt immer mehr IT-gestützte<br />

Prozesse, immer mehr Tätigkeiten werden über intelligente<br />

Technologien geregelt. Die Welt wird smart. Hierdurch<br />

wandeln sich Arbeitswelt und Gesellschaft grundlegend.<br />

Von der vierten Industriellen Revolution ist die Rede.<br />

HUBSCHNEIDER: Die Geschwindigkeit der Veränderung<br />

ist enorm. Knapp 50 Millionen Menschen in Deutschland<br />

nutzen inzwischen ein Smartphone. Die Entwicklungen<br />

haben direkte Auswirkungen etwa auf das Konsumverhalten<br />

der Menschen. Sie bestellen online, schauen Filme ondemand<br />

und die Produktion vernetzt sich immer mehr.<br />

Wenn am anderen Ende der Welt ein Ersatzteil benötigt<br />

wird, kommt das möglicherweise nach einer Stunde aus<br />

einem 3D-Drucker vor Ort.<br />

WAS IST FÜR SIE DER ENTSCHEIDENDE PUNKT,<br />

DASS KARLSRUHE IN SACHEN „DIGITALER<br />

LEITSTANDORT IN EUROPA“ SCHON HEUTE<br />

SO GUT AUFGESTELLT IST?<br />

LUCZAK-SCHWARZ: Es gibt in der Stadt bereits viele<br />

gute Grundlagen, die Maßstäbe setzen. Karlsruhe ist<br />

Internethauptstadt und Europas viertgrößter IKT-Hub.<br />

In der TechnologieRegion sind rund 4.200 IT-Unternehmen<br />

ansässig und an den Karlsruher Hochschulen etwa 10.000<br />

Studierende im IT-Bereich registriert. Damit schreibt<br />

Karlsruhe die Erfolgsgeschichte der ersten E-Mail, die in<br />

Deutschland am KIT empfangen wurde, fort. Ein konkreter<br />

Vergleich: Im B2B-Bereich haben IT-Firmen in Karlsruhe<br />

schon heute deutlich mehr Bedeutung als am Standort<br />

Berlin.<br />

LUCZAK-SCHWARZ: Eine ganz wichtige Rolle. Unser<br />

Ziel war und ist es, Karlsruhe als Motor der Digitalisierung<br />

voranzubringen. Das gelingt nur mit einer umfassenden<br />

Vernetzung aller Akteure. 150 Experten aus rund 25<br />

Institutionen und 50 IKT-Unternehmen haben die Ziele,<br />

Herausforderungen und Chancen der Digitalisierung<br />

definiert und Lösungsansätze entwickelt. Nur gemeinsam<br />

können die vielfältigen Querschnittsthemen zielführend<br />

bearbeitet werden.<br />

HUBSCHNEIDER: Wir leben hier ein „Karlsruher<br />

Modell“. Die Stadt ist von der Größe her so kompakt,<br />

dass sich praktisch alle Akteure an einen runden Tisch<br />

setzen können. Genau das haben CyberForum e.V. und<br />

die Stadt Karlsruhe gemacht und gemeinsam das Zukunftsbild<br />

„Karlsruhe – Motor der Digitalisierung“ geschaffen.<br />

AN WELCHER STELLE MUSS KARLSRUHE NOCH<br />

BESONDERS ANPACKEN, WENN DIE STADT ZUM<br />

„MOTOR DER DIGITALISIERUNG“ WERDEN WILL<br />

UND WAS MUSS DAFÜR GETAN WERDEN?<br />

LUCZAK-SCHWARZ: Wir wollen Start-up-Unternehmen<br />

sowie Gründerinnen und Gründern beste Möglichkeiten<br />

bieten, dass sie dauerhaft in Karlsruhe bleiben, beispielsweise<br />

mit Hilfe unseres IT-Gründerzentrums. Es geht<br />

zudem um bebaubare Grundstücke, um Fachkräfte, um<br />

Kinderbetreuungsplätze, also um ein attraktives Lebensumfeld.<br />

Auch ein digitales Rathaus mit bürgerfreundlichen<br />

Services in mehreren Sprachen steht auf der Agenda.


NR 60 <strong>2017</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL 34 35<br />

02 DIGITALER WANDEL<br />

Foto: Stadt Karlsruhe, Fränkle<br />

DER BEGRIFF DES ÖKOSYSTEMS KOMMT<br />

EIGENTLICH AUS DER ÖKOLOGIE. WAS BEDEUTET<br />

DER BEGRIFF KONKRET MIT BEZUG AUF DIE<br />

„DIGITALE AGENDA“?<br />

Gabriele Luczak-Schwarz im Gespräch mit Martin Hubschneider<br />

HUBSCHNEIDER: Es geht darum, die Bürgerinnen<br />

und Bürger mitzunehmen. Dazu gehört, dass Stadt und<br />

Unternehmen in allen Bereichen vorbildlich sind. Für die<br />

Beschäftigten braucht es attraktive Wohn- und Arbeitsplätze.<br />

Und wir wollen mit dem, was wir hier tun, international<br />

wahrgenommen werden. Die Unternehmen identifizieren<br />

sich mit ihrer Stadt, das erlebe ich immer wieder. Sie weisen<br />

bei Außenauftritten immer wieder auf die Vorzüge hin.<br />

UM WAHRGENOMMEN ZU WERDEN, BRAUCHT<br />

ES PILOTPROJEKTE MIT STRAHLKRAFT. WELCHE<br />

KÖNNTEN DAS IN KARLSRUHE WERDEN?<br />

LUCZAK-SCHWARZ: Ein Schwerpunktthema ist der<br />

digitale Auftritt der Stadt. Zudem ist das Autonome Fahren<br />

ein Bereich, der stark im Fokus der Öffentlichkeit steht.<br />

HUBSCHNEIDER: Da sind wir schon ganz gut aufgestellt,<br />

beispielsweise mit den sieben Living Labs für ganz unterschiedliche<br />

Innovationsbereiche, auch beim Thema Cyber-<br />

Sicherheit oder Bürgerbeteiligung gibt es sehr gute Projekte.<br />

HUBSCHNEIDER: Hier geht es um einen wirtschaftlichen<br />

Lebensraum, in dem eine Entwicklung stattfinden kann. Als<br />

Beispiel dient das Silicon Valley, so einen Raum wollen wir<br />

auch hier schaffen. Es soll ein ideales Zusammenspiel zwischen<br />

Ausbildungs- und Start-up-Kultur, Begleitung von jungen Unternehmen<br />

und der Infrastruktur geben. Ein IT-Unternehmen<br />

lebt nicht von sich selbst, sondern will Mitgestalter finden.<br />

LUCZAK-SCHWARZ: Der Begriff Ökosystem passt<br />

perfekt zu Karlsruhe: Alle relevanten Zukunftsbranchen<br />

sind am Standort angesiedelt und eng mit der IT-Branche<br />

verknüpft. Das Beziehungsgefüge untereinander und zum<br />

Lebensumfeld stimmt. Deshalb kann Karlsruhe Zentrum<br />

des digitalen Wandels werden.<br />

WAS MUSS GETAN WERDEN, DAMIT DIE<br />

DIGITALISIERUNG BEI DEN BÜRGERINNEN<br />

UND BÜRGERN ANKOMMT?<br />

LUCZAK-SCHWARZ: Wesentlich ist, existierende Ängste<br />

abzubauen. Die Digitalisierung muss erlebbar und verständlich<br />

sein. Veranstaltungen wie „KIT im Rathaus“ oder<br />

„EFFEKTE“ sind wichtig. Das CODE_n new.New Festival<br />

muss ebenso wie eine entsprechende Messestrategie fest<br />

im Karlsruher Portfolio verankert werden.<br />

HUBSCHNEIDER: Wir müssen alle dafür gewinnen. Unser<br />

Ziel ist, Digitalisierung selbst zu gestalten, statt gestaltet<br />

zu werden. Denn die Digitalisierung kommt auf jeden Fall.<br />

Deshalb müssen wir sie nutzen, um unsere Welt besser zu<br />

machen. Dabei geht es auch um digitale Souveränität, also<br />

nicht abhängig von anderen zu sein, sondern den Wagen vom<br />

Fahrersitz aus selbst zu steuern.<br />

Die Fragen stellte MARCUS DISCHINGER.<br />

GENUSSGOLFEN<br />

IM KRAICHGAU<br />

Dürfen wir Sie zu einem ganz besonderen Golferlebnis einladen?<br />

Im Golfclub Bruchsal spielen Sie in charmanter Atmosphäre auf einer<br />

wunderschönen weitläufigen Anlage mit erstklassiger Infrastruktur.<br />

In der modernen Architektur des neuen Clubhauses erwarten Sie neben<br />

einem bestens sortierten ProShop mit fachkundiger Beratung auch zwei<br />

hochklassige Restaurants. Das Clubrestaurant „lago“ verwöhnt Sie mit<br />

frischer regionaler Küche, im Gourmetlokal „das kleine feine“ schwelgen<br />

Sie in international inspirierter Haute Cuisine.<br />

Das vielfältige Trainingsangebot der Golfschule steht Ihnen ebenfalls offen,<br />

unsere Pros kümmern sich gerne und mit großem Engagement um die<br />

Verbesserung Ihres Spiels.<br />

Verbringen Sie in Bruchsal einen rundum gelungenen Golftag<br />

voller Genuss - Sie sind herzlich willkommen!<br />

Golfclub Bruchsal e. V. | Langental 2 | 76646 Bruchsal<br />

Telefon: +49 (0) 7251 30 22 7 - 0<br />

E-Mail: info@golfclub-bruchsal.de<br />

www.golfclub-bruchsal.de Herzlich Willkommen! Golfclub Bruchsal


NR 60 <strong>2017</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL 36 37<br />

02 DIGITALER WANDEL<br />

ALLES IN<br />

BEWEGUNG<br />

Wie sieht die Zukunft der <strong>Mobilität</strong> aus? Eine<br />

Antwort darauf könnte das Projekt RegioMOVE<br />

bieten, das der Karlsruher Verkehrsverbund (KVV)<br />

derzeit mit dem Regionalverband Mittlerer Oberrhein<br />

(RVMO) federführend umsetzt. Die Ziele:<br />

Klassische und neue <strong>Mobilität</strong>sangebote miteinander<br />

vernetzen und dabei möglichst klimafreundlich<br />

unterwegs sein.<br />

Es ist ein historischer Umbruch. Manche sprechen gar von<br />

einer Revolution. Die <strong>Mobilität</strong> unserer Gesellschaft erlebt<br />

einen tiefgreifenden und umfassenden Wandel. Durch die<br />

voranschreitende Digitalisierung entstehen immer neue<br />

Geschäftsmodelle und Partnerschaften, innovative Start-Up-<br />

Unternehmen drängen mit ihren Dienstleistungen auf den<br />

Markt und treten dabei in Konkurrenz mit den Anbietern<br />

klassischer <strong>Mobilität</strong>. Gleichzeitig steigen die individuellen<br />

Ansprüche der Menschen an Flexibilität, Schnelligkeit und<br />

Komfort.<br />

Dieser Herausforderung muss sich auch der öffentliche<br />

Nahverkehr in der TechnologieRegion Karlsruhe stellen um<br />

weiterhin eine zentrale Rolle auf dem Gebiet der <strong>Mobilität</strong><br />

zu spielen. Helfen soll dabei RegioMOVE. Mit diesem Projekt<br />

möchte der KVV verschiedene <strong>Mobilität</strong>sangebote in der<br />

Visualisierung einer <strong>Mobilität</strong>sstation<br />

Region miteinander vernetzten. Klimaschonende Kombinationen<br />

sollen dabei im Vordergrund stehen. Das ÖPNV-Angebot im<br />

KVV besteht derzeit aus einer Vielzahl an Bus- und Bahnverbindungen,<br />

die jährlich von Millionen Kunden genutzt werden.<br />

Insbesondere Carsharing- und Leihfahrradanbieter sollen nun<br />

in das bestehende System des KVV integriert werden. „Durch<br />

RegioMOVE wird der KVV in den nächsten Jahren grundlegend<br />

umgestaltet. Wir wollen den KVV von einem klassischen Verkehrsverbund<br />

zu einem <strong>Mobilität</strong>sverbund weiterentwickeln“,<br />

erklärt KVV-Geschäftsführer Dr. Alexander Pischon. „Dies<br />

ist ein richtiger und notwendiger Schritt, um auf die künftigen<br />

Ansprüche unserer Kunden mit einem optimalen Angebot<br />

reagieren zu können.“<br />

Das Land Baden-Württemberg und die EU fördern das<br />

Gemeinschaftsprojekt von KVV und RVMO mit insgesamt<br />

4,9 Millionen Euro, weitere zwei Millionen Euro investieren<br />

die Projektpartner. „Individualisierte und umweltfreundliche<br />

<strong>Mobilität</strong>sangebote sind heute gefragter denn je. Leuchtturmprojekte<br />

wie RegioMOVE leisten einen wichtigen<br />

Beitrag zur Lebensqualität und Attraktivität der Region.<br />

Mit dem innovativen <strong>Mobilität</strong>skonzept werden nachhaltige,<br />

zeitgemäße und kundengerechte <strong>Mobilität</strong>sangebote etablierter<br />

und neuer Unternehmer sinnvoll miteinander vernetzt“, sagte<br />

Staatsekretärin Katrin Schütz vom Landes-Wirtschaftsministerium<br />

bei der Übergabe des Fördermittelbescheids.<br />

Wer sich bislang individuell fortbewegen wollte, unabhängig<br />

von den eher starren Fahrplänen und Fahrtrouten von Bussen<br />

und Bahnen, dem blieb nur ein Verkehrsmittel: das Auto.<br />

Doch gerade in urbanen Räumen verliert der eigene PKW<br />

zunehmend an Anziehungskraft. Insbesondere bei der jungen<br />

Generation lässt die emotionale Bindung an das einstige<br />

Statussymbol spürbar nach. „Nutzen statt besitzen“ lautet<br />

stattdessen die Maxime bei vielen jungen Erwachsenen. Deshalb<br />

gewinnen innovative Geschäftsmodelle wie Carsharing,<br />

Mitfahrzentralen oder andere multimodale Plattformen<br />

immer mehr an Bedeutung. Wo das nächste öffentliche<br />

Leihfahrrad oder der Mietwagen auf Zeit steht, lässt sich<br />

per Smartphone schnell ermitteln. Die nächste Fahrt ist<br />

dann meist nur einen Fingertipp entfernt.<br />

Doch bei RegioMOVE geht es nicht nur um den innerstädtischen<br />

Raum, in denen Menschen meist zwischen vielen Verkehrsmitteln<br />

wählen können. Das Projekt will erklärtermaßen in<br />

dem urbanen Umfeld und im ländlichen Raum – gerade auch<br />

hinsichtlich des demografischen Wandels – neue Perspektiven<br />

eröffnen und neue Kunden für den öffentlichen Nahverkehr<br />

gewinnen. „Unser gemeinsames Ziel ist es, mit dem Projekt<br />

auch Räume und Orte im wahrsten Sinne des Wortes zu<br />

mobilisieren, die bislang weniger gut in das ÖPNV-Netz<br />

integriert sind“, sagt Professor Gerd Hager vom RVMO.<br />

„Denn eine verbesserte <strong>Mobilität</strong> ist eine wichtige Grundlage<br />

für eine zukunftsgerichtete Siedlungsentwicklung“, hofft der<br />

Verbandsdirektor, auch bei Städten und Gemeinden in den<br />

nächsten Jahren ein Bewusstsein für den Nutzen des Projekts<br />

schaffen zu können.<br />

Mit dem Zug am Bahnhof ankommen, mit der Straßenbahn<br />

Richtung Innenstadt und dann die letzten Meter mit einem<br />

Leihfahrrad oder aber zu Fuß zum Ziel zurücklegen. So könnte<br />

eine <strong>Mobilität</strong>skette in der Zukunft aussehen – je nach den<br />

persönlichen Bedürfnissen und Vorlieben des Nutzers. Individualverkehr<br />

und ÖPNV verschmelzen immer mehr. „Unsere<br />

Kunden von morgen wollen eine für sie maßgeschneiderte<br />

<strong>Mobilität</strong> nutzen. Klassische Fortbewegungsmittel wie Autos,<br />

Fahrräder, Bahnen und Busse sind dabei nur einige von<br />

vielen Bausteinen. Vernetzung spielt hier die zentrale Rolle“,<br />

macht RegioMOVE-Projektleiter Dr. Frank Pagel vom KVV<br />

deutlich. Hierfür möchte der KVV zusammen mit weiteren<br />

Partnern eine App als zentrale Plattform entwickeln, mit der<br />

man Fahrten per Smartphone einfach planen, buchen und bezahlen<br />

kann, „ohne sich dafür immer separat bei den einzelnen<br />

Anbietern als Kunde registrieren und sich verschiedene Apps<br />

herunterladen zu müssen“, sieht Pagel für den Kunden einen<br />

deutlichen Komfortgewinn und hofft, dass später möglichst<br />

viele Menschen auf das RegioMOVE-Angebot umsteigen<br />

werden.<br />

Foto: KVV<br />

Jochen Ehlgötz, Geschäftsführer der TechnologieRegion Karlsruhe,<br />

Dr. Alexander Pischon, Geschäftsführer des Karlsruher Verkehrsverbunds,<br />

Katrin Schütz, Staatssekretärin des Ministeriums für Wirtschaft,<br />

Arbeit und Wohnungsbau Baden-Württemberg, Dr. Frank Mentrup<br />

Oberbürgermeister der Stadt Karlsruhe und Prof. Dr. Gerd Hager,<br />

Direktor des Regionalverbands Mittlerer Oberrhein (von links) bei der<br />

Übergabe des Zuwendungsbescheids für RegioMove.<br />

oder mit dem Bus fortsetzt“, beschreibt Pagel das Vorhaben,<br />

das an die etablierten Park&Ride-Konzepte anknüpft und<br />

diese in das neue digitale und vernetzte <strong>Mobilität</strong>s-Zeitalter<br />

überführt. Acht solcher Stationen sind zunächst in der Region<br />

geplant, bei einem erfolgreichen Projektverlauf sollen weitere<br />

Standorte hinzukommen.<br />

Drei Jahre sind in der ersten Projektphase für die Umsetzung<br />

von RegioMOVE veranschlagt. Wenn die organisatorischen,<br />

technischen und infrastrukturellen Grundlagen für das multimodale<br />

<strong>Mobilität</strong>skonzept geschaffen sind und die Vision von<br />

der vernetzten <strong>Mobilität</strong> Realität wird, „sind wir auf dem Weg<br />

zu einer noch umweltfreundlicheren und klimaschonenderen<br />

Fortbewegung wieder einen Schritt vorangekommen“, so<br />

Pagel. Dann könnte auch ein Szenario vielleicht der Vergangenheit<br />

angehören: wartende Fahrgäste an Haltestellenhäuschen.<br />

KARLSRUHER VERKEHRSVERBUND www.kvv.de<br />

Doch nicht nur digital, sondern auch sichtbar wollen KVV<br />

und Regionalverband im Zuge von RegioMOVE verschiedene<br />

Dienstleistungen miteinander verknüpfen. An ausgewählten<br />

Punkten im Verbundgebiet sollen in den nächsten Jahren so<br />

genannte <strong>Mobilität</strong>sstationen entstehen. „An diesen Ports<br />

kann der Kunde dann unkompliziert zwischen verschiedenen<br />

Fortbewegungsmitteln wechseln. Wer beispielsweise an einer<br />

solchen Station aus der Stadtbahn steigt, soll dort wählen<br />

können, ob er seinen Reiseweg per Leihfahrrad, Mietwagen<br />

RegioMOVE ist eines der Leuchtturmprojekte aus dem Regionalen<br />

Entwicklungskonzept, mit dem sich die TechnologieRegion<br />

Karlsruhe am Landeswettbewerb RegioWIN erfolgreich beteiligt<br />

hat (siehe auch www.regiowin.eu). RegioMOVE besteht aus zwei<br />

getrennt geförderten Teilprojekten: Das „Schwesterprojekt“<br />

namens RegioMOVE_KOMM, unter der Leitung des RVMO,<br />

ist vor allem für die Kommunikation zuständig.<br />

Grafik: Sophia von Berg 2014


NR 60 <strong>2017</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL 38 39<br />

02 DIGITALER WANDEL<br />

Machen Sie<br />

Ihre Kommune<br />

fit für die<br />

Zukunft!<br />

BOSCH SECURE TRUCK<br />

PARKING<br />

Auf Autobahnraststätten ist es ein vertrautes Bild: Reihenweise parkende Lkw, deren Fahrer regelmäßige<br />

Ruhezeiten einhalten müssen. Doch die nächtliche Stille trügt: Viele davon haben bereits eine mittlere<br />

Odyssee auf der Suche nach einem Parkplatz hinter sich. Nacht für Nacht entwickelt sich allein auf deutschen<br />

Autobahnen, auf denen geschätzte 14.000 Lkw-Stellplätze fehlen, eine regelrechte Parkplatzreise<br />

nach Jerusalem, die für etliche der übermüdeten Fahrer erfolglos endet.<br />

»» www.smight.com<br />

SMART.CITY.LIGHT<br />

MEHR ALS NUR EINE STRASSENLATERNE – FÜR EINE<br />

EFFIZIENTE, SICHERE UND LEBENSWERTE ZUKUNFT<br />

Lkw werden deswegen entweder verkehrsgefährdend abgestellt<br />

oder die Fahrer verlassen die Autobahn, um z.B. in<br />

Gewerbegebieten zu parken. Pro Jahr kommt es dabei zu 44<br />

tödlichen Unfällen mit Beteiligung verkehrswidrig geparkter<br />

Lkw (Europäische Kommission 2013), von der Überschreitung<br />

der vorgeschriebenen Lenk- und Ruhezeit und erhöhtem<br />

Spritverbrauch und CO2-Emissionen ganz zu schweigen.<br />

Wirklich erholsam ist der Schlaf auch dann nicht: Es sind nicht<br />

immer die schnellen Schlitten, auf die Beute gemacht wird,<br />

gerade Lkw werden häufig aufgebrochen, die Fracht gestohlen,<br />

denn die Parkplätze sind mehr als unsicher. Der volkswirtschaftliche<br />

Schaden in Deutschland beträgt geschätzt 3<br />

Milliarden Euro.<br />

Secure Truck Parking aus dem Hause Bosch könnte die Lösung<br />

für beide Probleme sein: den Mangel an Lkw-Parkplätzen<br />

und den Frachtdiebstahl. Die Lösung vernetzt Spedition,<br />

Lkw-Fahrer und Parkplätze miteinander. Fehlende Parkplätze<br />

werden nicht herbeigezaubert, sondern überaus clever „aus<br />

Bestand“ generiert: Auch Firmenparkplätze in Autobahnnähe<br />

können in das System mit eingebunden werden. Die Buchung<br />

erfolgt bequem online im Voraus oder während der Fahrt<br />

und funktioniert ähnlich wie ein Hotelbuchungssystem. In<br />

Echtzeit. So lassen sich Route und Ruhezeiten besser planen.<br />

„Durch die Kombination mit Sicherheitstechnik wird zudem<br />

das Kriminalitätsrisiko signifikant reduziert“, so Bosch-<br />

Projektleiter Dr. Jan-Philipp Weers. Damit wird auch der<br />

Schlaf der Lkw-Fahrer erholsamer.<br />

SABINE VON SCHICKH www.wvs.de<br />

Am Bosch-Standort in Karlsruhe an der Autobahn<br />

A5 hat das Unternehmen bereits 2016 die erste<br />

Secure Truck Parking Pilotanlage in den Testbetrieb<br />

genommen. Der Mitarbeiterparkplatz wird in den<br />

Abendstunden für Lkw zum Parken freigegeben.<br />

Ab Frühjahr <strong>2017</strong> geht Bosch Secure Truck Parking<br />

offiziell an den Start.<br />

Foto: Robert Bosch GmbH<br />

VERKEHRSSENSORIK<br />

NOTRUFSÄULE<br />

PUBLICWLAN<br />

UMWELTSENSORIK<br />

ELEKTROLADESÄULE<br />

LED-BELEUCHTUNG<br />

Eine Innovation der


Stadt Karlsruhe<br />

Kulturamt<br />

NR 60 <strong>2017</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL 40 41<br />

02 DIGITALER WANDEL<br />

KARLSRUHE IST LERNFABRIK<br />

4.0-STANDORT<br />

Innovatives Kooperationsprojekt von zwei Berufsschulen: Seit dem Frühjahr <strong>2017</strong> gibt es in Karlsruhe<br />

im Beiertheimer Feld eine Lernfabrik 4.0 mit den Standorten Carl-Benz-Schule (CBS) und Heinrich-<br />

Hertz-Schule (HHS).<br />

200 JAHRE MOBILITÄT<br />

IM STADTMUSEUM<br />

Entdecken Sie Karlsruher Erfinder, Macher und Visionäre zur<br />

Verkehrsentwicklung in der Dauerausstellung im Prinz-Max-Palais!<br />

© Stadt Karlsruhe | Layout: Reiner | Bild: Mercedes-Benz Classic Archive.<br />

Die beiden Berufsschulen für Fahrzeugund<br />

Metalltechnik, sowie Elektrotechnik<br />

und Informationstechnik, hatten sich<br />

mit einem innovativen Konzept Mitte<br />

2015 bei der Landesregierung beworben<br />

und anschließend den Zuschlag erhalten.<br />

Damit ist Karlsruhe jetzt einer von 15<br />

ausgewählten Standorten für das neue<br />

Bildungsangebot Lernfabrik 4.0 in<br />

Baden-Württemberg.<br />

Karlsruhes Lernfabrik 4.0 besteht aus<br />

zwei Teilen: Das Grundlagenlabor befindet<br />

sich an der CBS, das auch als Demonstrationszentrum<br />

nutzbare Labor ist an<br />

der HHS eingerichtet. Beide Standorte<br />

sind so konzipiert, dass die verschiedenen<br />

Bereiche rund um Industrie 4.0<br />

Automatisierungs-, Informations- und<br />

Kommunikationstechnik in verschiedenen<br />

Komplexitätsstufen erfahrbar und erlernbar<br />

werden. Durch den modellhaften<br />

Charakter der Lernfabrik 4.0 ist es zudem<br />

möglich, die gesamte Prozesskette –<br />

nämlich Entwicklung, Fertigung,<br />

Montage, Materialfluss und Auftragsabwicklung<br />

– eines modernen, an<br />

mehreren Standorten operierenden<br />

Industrieunternehmens praxisnah für<br />

die Aus- und Weiterbildung abzubilden.<br />

Die Lernfabrik 4.0 in Karlsruhe ist ein völlig neues Bildungsangebot.<br />

Die Lernfabrik 4.0 steht allen Schülern<br />

und Auszubildenden der CBS und HHS<br />

offen und spielt in den Unterrichten<br />

beider Schulen zukünftig fächerübergreifend<br />

eine wichtige Rolle. Darüber<br />

hinaus wird die Lernfabrik 4.0 ein<br />

regionales Kompetenzzentrum für<br />

Betriebe sein, die ihre Mitarbeiter in den<br />

Bereichen Automatisierungstechnik und<br />

Industrie 4.0 schulen und weiterbilden<br />

lassen möchten. Damit ist Karlsruhe<br />

bestens aufgestellt, um Kompetenzen<br />

für die Produktion der Zukunft zu<br />

vermitteln.<br />

Finanziert und getragen wird das Projekt<br />

Lernfabrik 4.0 in Karlsruhe vom<br />

Land Baden-Württemberg, der Stadt<br />

Karlsruhe und den Fördervereinen der<br />

beiden Berufsschulen. Möglich wurde<br />

das innovative Projekt auch durch die<br />

Unterstützung von 20 Unternehmen<br />

aus Karlsruhe und der Region, die die<br />

Einrichtung der Lernfabrik 4.0 mit<br />

insgesamt 100.000 Euro sponserten.<br />

Weitere Informationen unter<br />

www.lernfabrik.karlsruhe.de sowie<br />

unter www.karlsruhe.de/wirtschaft<br />

Von OLIVER WITZEMANN, bei der Wirtschaftsförderung<br />

Karlsruhe verantwortlich für den Bereich<br />

Arbeitsmarkt und Fachkräfte,<br />

Email: oliver.witzemann@wifoe.karlsruhe.de<br />

Foto: Festo Didactic DE<br />

KULTUR<br />

IN KARLSRUHE<br />

www.karlsruhe.de/stadtmuseum


NR 60 <strong>2017</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL 42 43<br />

02 DIGITALER WANDEL<br />

DAS TICKET(ING)<br />

DER ZUKUNFT KOMMT<br />

AUS KARLSRUHE<br />

DIE NEUE ART DER MOBILITÄT<br />

Und das ist noch lange nicht alles. Es gibt noch weitere<br />

Projekte. Ein großes Ziel ist es, das Ticketing-System nicht<br />

nur auf den öffentlichen Nahverkehr zu beschränken, sondern<br />

verschiedene, auch alternative Transportmittel in einem<br />

System zu vernetzen. Ganz konkret, die unterschiedlichen<br />

Zahlungssysteme für <strong>Mobilität</strong> in einer Stadt in einem System<br />

zu integrieren. Sodass vom Bus oder Carsharing, bis hin zur<br />

Straßenbahn und dem Leihfahrrad alle Optionen in einem<br />

System abgebildet werden und der Kunde somit über eine<br />

einzige Anwendung seine Fahrt planen und abrechnen kann.<br />

Diese Vereinfachung wird viele Kunden ansprechen und die<br />

nachhaltigere Form des Reisens fördern – Und damit die<br />

<strong>Mobilität</strong> revolutionieren.<br />

CAROLINE CARNEVALE www.wvs.de<br />

Wer kennt das nicht, man steht an der Straßenbahnhaltestelle<br />

und möchte am Automaten ein<br />

Ticket für die Fahrt mit der Tram kaufen. Gar<br />

nicht so einfach, da das richtige Ticket zu finden.<br />

Und ist diese Hürde genommen, gilt es die nächste<br />

zu überwinden. Zu wenig Kleingeld dabei und der<br />

Automat nimmt keinen Fünfzig-Euro-Schein. In<br />

Zeiten von Digitalisierung, Big Data und Industrie<br />

4.0 muss das doch besser gehen. Geht es auch.<br />

Das beweist das Karlsruher Unternehmen INIT. Der Vorstand<br />

des weltweit erfolgreichen Anbieters von IT-Lösungen für den<br />

ÖPNV verweist hierzu auf seine neuste Innovation: das ID- /<br />

Account-basierte Ticketing. Hierbei werden die Kundendaten<br />

und Bezahlinformationen sowie die gesamte Tariflogistik in einem<br />

Hintergrundsystem gespeichert. Der Nutzer identifiziert sich<br />

zum Beispiel anhand einer Kundenkarte, die einer eindeutigen<br />

ID zugeordnet ist. Der ID wiederum ist ein Konto zugeordnet,<br />

das Informationen zum Guthaben und den gebuchten<br />

Produkten enthält. Möchte man ein Ticket kaufen, prüft das<br />

Hintergrundsystem sofort die Anfrage und führt die Buchung<br />

in Echtzeit durch. Schnelle Mobilfunknetzwerke stellen dabei<br />

sicher, dass ein Prüfvorgang am Ticketterminal bei dieser<br />

Methode nie länger als eine halbe Sekunde dauert. Damit wird<br />

sichergestellt, dass keine Verzögerungen durch den Eincheck-<br />

Vorgang entstehen. Noch besser für den Kunden ist aber, dass<br />

er sich keinerlei Gedanken über den Tarif machen muss – das<br />

Hintergrundsystem belastet ihm ganz automatisch immer den<br />

günstigsten Preis.<br />

INIT EROBERT DIE USA<br />

Hawaii wird dieses System erfolgreich eingeführt. „Durch die<br />

Akquisition eines 26-prozentigen Anteils an Bytemark, einem<br />

Anbieter von Ticketing-Apps für Smartphones, mit dem wir in<br />

den USA schon sehr lange zusammenarbeiten und durch die<br />

Übernahme von 100 Prozent der HanseCom Public Transport<br />

Ticketing Solutions GmbH, haben wir den Bereich E-Ticketing<br />

zusätzlich verstärkt“, erläutert Dr. Gottfried Greschner,<br />

Vorstandsvorsitzender der init SE. Allein im letzten Jahr<br />

ist der Bereich Handy-Ticketing um 40 Prozent gewachsen<br />

– Tendenz steigend. Und während viele Unternehmen die<br />

aktuelle politische Situation in Amerika mit Sorge betrachten,<br />

blickt die INIT Gruppe zuversichtlich in die Zukunft. Schließlich<br />

produziert das Unternehmen schon seit vielen Jahren in den<br />

USA, da dort schon immer „Buy America“ das Credo ist.<br />

„Da ändert sich unseres Erachtens mit der neuen Regierung<br />

gar nichts. Im Gegenteil, wir erarbeiten uns vielleicht Chancen,<br />

weil Anbieter, die noch nicht in dem Umfang in Amerika<br />

produzieren wie wir, eher mit Schwierigkeiten zu rechnen<br />

haben“, so Greschner.<br />

DIGITAL GENIAL<br />

Die Digitalisierung ist derzeit in aller Munde. Musste man früher<br />

die Kunden von den Vorteilen der Digitalisierung überzeugen,<br />

so kommen diese heutzutage ganz von allein auf INIT zu.<br />

Dabei ist die Vereinheitlichung der IT-Landschaft ein großes<br />

Thema. Denn in der Regel arbeiten Verkehrsunternehmen<br />

mit unterschiedlichen Technologie-Anbietern zusammen. So<br />

kommt der Fahrscheinautomat von dem einen, das Ticketingsystem<br />

von einem anderen und das Leitsystem wiederum von<br />

einem anderen Anbieter. Aus Sicht des Vorstandsvorsitzenden<br />

Greschner, muss da eine einheitliche Lösung her: „Es muss<br />

eine zentrale Datendrehscheibe geben, die alle Systeme mit<br />

Daten versorgt und wo sich alle in Echtzeit bedienen können.<br />

Das ist der Schlüssel, wie Verkehrsbetriebe in Zukunft wettbewerbsfähiger<br />

werden können.<br />

Bild: init SE<br />

Neben Deutschland ist die INIT Gruppe auch in den USA<br />

derzeit führender Anbieter für ID-/ Account-basiertes Ticketing.<br />

Unter anderem in Tampa in Florida und in Honolulu auf<br />

“In Deutschland, in den USA und in Großbritannien hat der<br />

IT-Spezialist bereits große Projekte durchgeführt. Ziel ist es,<br />

auch auf diesem Gebiet der führende Anbieter zu werden.<br />

Den ÖPNV mit innovativen IT-Lösungen voranbringen, ist das erklärte Ziel des Vorstands der init SE.<br />

V. l. n. r.: Matthias Kühn, Dr. Gottfried Greschner, Joachim Becker, Dr. Jürgen Greschner, Bernhard Smolka


NR 60 <strong>2017</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL 44 45<br />

03 MOBILITÄT UND MENSCH<br />

LAUFEN<br />

Iran. Kavir Wüste. Ein Mann läuft. Zieht einen Wagen hinter sich her. Plötzlich kommen zwei Polizisten<br />

auf ihn zu. Er muss mit aufs Polizeirevier. Dort erfährt er, dass er nicht mehr weiter laufen darf.<br />

Ein Traum zerplatzt – nach nur 20 Kilometern. Wochenlange Vorbereitungen – alles umsonst. Das Ziel,<br />

700 Kilometer alleine durch die Wüste zu laufen, nicht geschafft. Norman Bücher ist Extremläufer.<br />

Foto: Christian Frumolt<br />

Unterwegs in der Atacama-Wüste in Chile.


NR 60 <strong>2017</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL 46 47<br />

03 MOBILITÄT UND MENSCH<br />

Alles begann mit ersten kleinen Volksläufen. Im Jahr 2000<br />

dann der erste Marathon. Ein Jahr später schon ein Ultramarathon.<br />

Zu dieser Zeit war Norman Bücher als Unternehmensberater<br />

tätig, das Laufen war nur ein Hobby. „Wie kann<br />

ich die Leidenschaft, die Begeisterung mit dem Beruflichen<br />

verbinden?“ 2008 dann die Entscheidung, sich als Extremsportler<br />

und Vortragsredner selbstständig zu machen. Anfangs<br />

ein steiniger Weg, aber Norman Bücher hielt an seinem Traum<br />

fest: Fremde Länder und Kulturen, Menschen kennenzulernen,<br />

für den Extremläufer schon immer eine Faszination. „Mir ging<br />

es nie nur ums Sportliche. Ich laufe für mich – für meine<br />

eigenen Erfahrungen.“<br />

DIE WELT ZU FUSS ERFAHREN<br />

265 Kilometer durch das Königreich Bhutan. 600 Kilometer<br />

durch die Atacama Wüste in Chile. 161 Kilometer auf dem<br />

Himalaya. 1120 Kilometer „Run to the Rock“ in Australien.<br />

Insgesamt nahm Norman Bücher an über 120 Marathon- und<br />

Ultramarathonläufen teil und lief zahlreiche Expeditionen.<br />

„Für mich ist Laufen ein Privileg. Ich habe Zeit für mich und über<br />

verschiedenste Dinge nachzudenken. Seinen Lebenssinn zu<br />

finden ist die große Kunst.“ Oft läuft auch der Schweinehund<br />

mit, aber diesen zu überwinden, sich wieder neu zu motivieren<br />

und seine Ziele zu verfolgen, das ist es, was für Bücher am<br />

Ende zählt. Andere auf diesem Weg zu unterstützen, sieht er<br />

als Teil seiner Arbeit. Impulsvorträge, Motivationstrainings<br />

und Expeditionsseminare bei Versicherungen, Banken und<br />

Automobilherstellern gehören zu seinem Portfolio.<br />

EINS MIT SICH SELBST<br />

„Der Mensch hat in der heutigen Welt ganz selten eine Zeit<br />

der Ruhe.“ Ohne Musik auf den Ohren, lediglich mit einem<br />

Block oder Diktiergerät ausgestattet, macht sich Norman<br />

Bücher auf die Reise zu sich selbst. Alles Mögliche geht ihm<br />

während dieser Zeit durch den Kopf. Hier und da trifft er<br />

Menschen unterwegs, bleibt auch mal über Nacht bei einer<br />

Nomadenfamilie, füllt seinen Wasservorrat auf und zieht<br />

anschließend weiter. Kilometer für Kilometer. Gedanke für<br />

Gedanke.<br />

Immer mehr Menschen entdecken das Laufen für sich. Es<br />

muss nicht immer gleich ein Marathon oder mehr sein, auch<br />

für Norman Bücher nicht. Einfach mal nur im Schwarzwald<br />

wandern, sich eine Auszeit nehmen oder beim Baden-Marathon<br />

an den Start gehen und den anderen Blick auf die Stadt<br />

genießen. „Ich habe noch viele Ziele, da reicht ein Leben gar<br />

nicht aus.“ Dann kribbelt es auch schon wieder in seinen<br />

Beinen, Ideen für neue Herausforderungen entstehen.<br />

Norman Bücher läuft los. Der Weg ist das Ziel.<br />

CAROLINE CARNEVALE www.wvs.de<br />

KRAFT DER GEDANKEN<br />

Bücher möchte aufzeigen, wozu der menschliche Geist in der<br />

Lage ist und was der Mensch dank der Kraft seiner Gedanken<br />

schaffen kann. „Unser Unterbewusstsein kann nicht unterscheiden,<br />

was real ist und was nur Vorstellung.“ So bereitet er<br />

sich und seinen Körper auf die Begebenheiten der nächsten<br />

Abenteuer vor. Gedanklich bringt er sich an den Ort der<br />

Expedition – spürt so bereits den Wüstensand unter seinen<br />

Füßen oder die feuchtwarme Luft des Dschungels. Natürlich<br />

gehören auch unzählige Trainingskilometer, gezieltes Muskeltraining<br />

und die richtige Ernährung zur Vorbereitung. Und dann<br />

ist er da, der Tag X. Der Ziehwagen vollgepackt mit Schlafsack,<br />

Kocher, Klamotten, Zelt und der gesamten Lebensmittelration.<br />

Letzteres muss unbedingt leicht sein und jede Menge Kalorien<br />

enthalten. Schließlich liegt der Kalorienverbrauch von 1-2<br />

Marathonläufen bei 5000-6000 Kalorien pro Tag.<br />

Foto: Christian Frumolt<br />

Name:<br />

Norman Bücher<br />

Geburtsdatum: 2. Januar 1978<br />

Wohnort: Waldbronn<br />

Beruf:<br />

Extremläufer, Vortragsredner<br />

Aktuelles Buch: Live your adventure –<br />

40 faszinierende Ultratrails<br />

Lebensmotto: Break your limits<br />

Schwächen: Nimmt auch mal das Auto<br />

Schuhverschleiß: 8 Paar/Jahr


NR 60 <strong>2017</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL 48 49<br />

03 MOBILITÄT UND MENSCH<br />

MENSCHEN<br />

IN BEWEGUNG<br />

BRINGEN<br />

200 Jahre ist es her, dass Karl Freiherr von Drais<br />

aus Karlsruhe das Fahrrad erfand. Draisine nannte<br />

er die lenkbare Laufmaschine aus Holz. Auch heute<br />

tritt in die Pedale, wer sich schnell, gesund und umweltschonend<br />

in der Fächerstadt fortbewegen will.<br />

Dass Radfahren Körper und Psyche gleichermaßen<br />

stärkt, hat die AOK schon vor über 20 Jahren<br />

erkannt.<br />

DIE RAD-AKTION SOLL MENSCHEN MOTIVIEREN,<br />

AUF DEN DRAHTESEL UMZUSTEIGEN. MITARBEITER,<br />

DIE SICH REGELMÄSSIG BEWEGEN, SIND SELTENER<br />

KRANK. MACHEN SIE DIESE ERFAHRUNG BEI DER<br />

AOK MITTLERER OBERRHEIN AUCH?<br />

Selbstverständlich. Bereits 30 Minuten Fahrradfahren pro Tag<br />

senken das Krankheitsrisiko und stärken das Wohlbefinden aktiv.<br />

Wer sich regelmäßig bei Wind und Wetter bewegt, kurbelt<br />

zudem sein Immunsystem an, spart teuren Sprit und schont<br />

die Umwelt. Nicht zuletzt wirkt sich der Sport positiv auf die<br />

Psyche aus. Die beim Radeln ausgeschütteten Endorphine<br />

sorgen für gute Laune, man hat die Möglichkeit, angestauten<br />

Stress und Ärger einfach weg zu strampeln und kommt somit<br />

entspannter am Ziel an. Die Vorteile liegen auf der Hand. Da<br />

war es für uns nur konsequent, in Duschen, Umkleidekabine<br />

und eine überdachte, günstig platzierte Radabstellanlage zu<br />

investieren. Das Engagement haben wir uns mit der Zertifizierung<br />

„Fahrradfreundlicher Betrieb“ bestätigen lassen.<br />

Zusätzlich halten wir ein Pedelec für Dienstfahrten im Stadtgebiet<br />

vor, das unser Elektroauto ergänzt. Umweltbewusstsein<br />

und Gesundheit gehören einfach zusammen.<br />

EIN FAHRRAD AUF REZEPT – KÖNNTE SO<br />

PRÄVENTION FÜR IHRE VERSICHERTEN AUSSEHEN?<br />

Eine schöne Vorstellung, die sich finanziell allerdings kaum<br />

realisieren lassen wird. In Sachen Prävention per Pedale sitzen<br />

wir dennoch bereits seit über 20 Jahren fest im Fahrradsattel:<br />

Durch zahlreiche Kooperationen und Aktionen fördern wir<br />

den lokalen Radsport. Konkret bedeutet dies, dass wir als<br />

Vereinspartner Rad- und Mountainbike-Treffs sowie Radlerfrühstücke<br />

und Radsonntage in der Region unterstützen. Wir<br />

wollen die Menschen in Bewegung bringen. Sie für das Thema<br />

Gesundheit sensibilisieren und begeistern.<br />

KOMFORT ANSTATT MUSKELKRAFT. BLICKT<br />

MAN IN DIE AUSSTELLUNGSRÄUME EINIGER<br />

FAHRRADLÄDEN, SO DRÄNGT SICH DIE FRAGE<br />

AUF: WIRD DAS FAHRRAD NACH 200 JAHREN<br />

SUKZESSIVE VOM PEDELEC VERDRÄNGT?<br />

Wohl kaum. Ich verstehe das Pedelec als ergänzendes<br />

Angebot, das neue Möglichkeiten eröffnet.<br />

Es lockt Menschen auf die Radwege, die dort lange nicht<br />

oder noch nie waren. Menschen, die weniger sportlich sind<br />

oder eine Behinderung haben, können dank „elektrischem<br />

Rückenwind“ auch längere und schwierige Strecken fahren,<br />

Radfahrer mit unterschiedlichem Fitnesslevel gemeinsam<br />

Touren unternehmen. Egal ob Mountainbike, Rennrad,<br />

Crossbike, Hollandrad oder Pedelec: Wer sein Fahrrad<br />

regelmäßig nutzt, lebt gesünder und unabhängiger.<br />

UND WELCHES FAHRRAD-MODELL STEHT BEI<br />

IHNEN PRIVAT IN DER GARAGE?<br />

Ein drei Jahre altes rotes Tourenrad. Ehrlichkeitshalber muss<br />

ich zugeben, es in den Wintermonaten etwas vernachlässigt<br />

zu haben. Anfang März habe ich das Rad entstaubt. Wenn es<br />

nicht gerade wie aus Kübeln schüttet, erkunde ich gemeinsam<br />

mit meiner Frau an den Wochenenden per Fahrrad die bergige<br />

Region um meine Heimatstadt Aalen. Dabei lässt es sich gut<br />

abschalten. Bin ich allein unterwegs, mache ich gern auch<br />

mal Tempo.<br />

AOK MITTLERER OBERRHEIN www.aok-bw.de/mor<br />

Netzwerker für das Zweirad: Harald Röcker,<br />

Geschäftsführer der AOK Mittlerer Oberrhein, fördert den lokalen Breitensport.<br />

Interview mit Harald Röcker, Geschäftsführer der AOK<br />

Mittlerer Oberrhein<br />

Das Gespräch führte: Nina Weber-Kunt<br />

NORDIC-WALKING, SCHWIMMEN, TANZEN –<br />

ES GIBT VIELE GESUNDE SPORTARTEN.<br />

WARUM SETZT DIE AOK ALS UNTERNEHMEN<br />

AUSGERECHNET AUF DAS RAD?<br />

Radfahren ist unkompliziert, man bewegt sich an der frischen<br />

Luft und das Strampeln macht von Anfang an Spaß. Als ganzheitliches<br />

Training fördert die Breitensportart Kondition und<br />

Koordination. Ob ambitionierter Sportler oder Einsteiger, alt<br />

oder jung, allein oder in der Gruppe: In den Sattel schwingen<br />

lässt es sich fast überall, rund um die Uhr und zu jeder Jahreszeit.<br />

Ausschlaggebend ist außerdem die Tatsache, dass sich<br />

Fahrradfahren prima in den Berufsalltag integrieren lässt. Die<br />

tägliche Portion Sport zwischen Haustür und Arbeitsplatz. Als<br />

Gesundheitskasse unterstützen wir deshalb zum zwölften Mal<br />

die Aktion „Mit dem Rad zur Arbeit“ gezielt in der Region.<br />

Mit dem Rad zur Arbeit …<br />

… so lauten gleichermaßen Titel und Maxime der deutschlandweiten<br />

Mitmach-Rad-Aktion. Unter dem Motto „200<br />

Jahre Fahrrad – und wie geht es weiter …?!“ fiel am 1. Mai<br />

der Startschuss zur Initiative der AOK und des Allgemeinen<br />

Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC): Jeder, der bis zum 31.<br />

August an mindestens 20 Tagen die Strecke zur Arbeit mit<br />

dem Fahrrad zurücklegt, gewinnt neben mehr Fitness mit<br />

etwas Glück auch einen der zahlreichen Preise. Im Jahr 2016<br />

beteiligten sich bundesweit rund 154.000 Arbeitnehmer an<br />

der Aktion. Dabei legten sie insgesamt 31,4 Millionen Kilometer<br />

zurück, wodurch etwa 6,1 Millionen Kilogramm CO2<br />

eingespart werden konnten.<br />

Anmelden können sich Einzelpersonen oder Kollegen-Teams<br />

online auf: www.mit-dem-rad-zur-arbeit.de<br />

Foto: Sebastian Heck / mit freundlicher Unterstützung des Fahrradladens „Der Ritzler“, Karlsruhe


NR 60 <strong>2017</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL 50 51<br />

03 MOBILITÄT UND MENSCH<br />

Fotos: Vincent System<br />

DESIGN<br />

TRIFFT AUF<br />

TECHNOLOGIE<br />

Function follows Form – In der modernen Prothetik<br />

ist vieles anders: Eine Hand ist zunächst mal eine<br />

Hand und erst in zweiter Linie ein Werkzeug.<br />

Den Gründern von Vincent Systems geht es darum,<br />

Menschen, die eine Hand verloren haben, ein neues<br />

Lebensgefühl zu schenken.<br />

Die Dinge anders und vor allem besser zu machen, treibt Dr.<br />

Stefan Schulz, Geschäftsführer des Start-up Unternehmens<br />

um. Für einen Neuling in einem Markt, der von einigen wenigen<br />

Anbietern beherrscht wird, ist das überlebensnotwendig. Doch<br />

wenig Wettbewerb macht auch bequem, hat Schulz festgestellt,<br />

denn die Innovationsgeschwindigkeit lässt deutlich<br />

nach. Genau hier greifen die Karlsruher an: Mit neuartigen<br />

Handprothesen, die vom Träger her konzipiert sind, nicht von<br />

der Technik.<br />

Im Gepäck haben die Gründer zehn Jahre Forschungserfahrung<br />

am KIT. Know-how, das unerlässlich ist, denn das<br />

natürliche Vorbild ist ein Meisterwerk, das sich mit heutiger<br />

Technik noch lange nicht kopieren lässt. Die menschliche<br />

Hand besteht aus 27 Knochen und 33 Muskeln, von denen die<br />

meisten im Unterarm liegen. Mit dem Kraftgriff können wir<br />

schwere Gegenstände wie einen Koffer halten, während uns<br />

der Präzisionsgriff beispielsweise das Schreiben ermöglicht.<br />

In der Handinnenfläche nehmen 17.000 Fühlkörperchen<br />

Druck-, Bewegungs- und Vibrationsreize auf. Die menschliche<br />

Hand erkennt in einem Bruchteil von Sekunden, ob der<br />

Gegenstand glatt oder rau, leicht oder schwer, nachgiebig<br />

oder nicht ist.<br />

Prothesen können das bislang nicht. Die fehlende Haptik ist<br />

ein wichtiger Faktor, den der Prothesenträger mit seiner<br />

Erfahrung wett machen muss. Vincent Systems weiß um diese<br />

Bedeutung und hat als einziger Anbieter weltweit eine Art<br />

Gefühlsmodus in seine Prothese eingebaut. Über Vibrationen<br />

bekommt der Nutzer Feedback über seine Greifkraft. Das ist<br />

natürlich nur ein Bruchteil von dem, was unsere Hand kann,<br />

aber so ist das in nahezu allen Bereichen. „Die Natur zeigt<br />

uns extrem, wo die Grenzen der Technik liegen“, sagt Schulz,<br />

der Ingenieur. Heute erreichen selbst modernste Prothesen<br />

gerade einmal 5-10 Prozent der Funktionalität der menschlichen<br />

Hand.<br />

Möglich, dass das auch in 50 Jahren noch so ist, bedenkt<br />

man die bescheidenen Fortschritte auf diesem Gebiet in den<br />

zurückliegenden 50 Jahren. Doch für das Team von Vincent<br />

Systems ist das Ansporn, Unmögliches möglich zu machen,<br />

zumal die Fortschritte in den Bereichen Materialforschung,<br />

Fertigungstechnologien und Computertechnik rasant sind.<br />

Niemand weiß heute, welche Möglichkeiten in zehn Jahren<br />

zur Verfügung stehen.<br />

TECHNIK IST NUR EINE SEITE DER MEDAILLE<br />

Neben der Technik ist die Akzeptanz der Träger entscheidend<br />

für den Geschäftserfolg. Längst haben wir uns an futuristisch<br />

anmutende High-tech Beinprothesen, etwa bei Sportlern,<br />

gewöhnt. Im Alltag kann man sie leicht unter der Kleidung<br />

verstecken. Bei der Hand geht das nicht. Sie ist immer im<br />

Blickpunkt, wird ständig gebraucht, beim Greifen wie in der<br />

Kommunikation. Die Optik spielt daher eine große Rolle.<br />

„Am Ende entscheidet der Prothesenträger“, weiß Schulz, der<br />

Unternehmer. Vincent Systems beginnt daher beim Design:<br />

Die menschliche Hand wird möglichst exakt nachempfunden,<br />

anatomisch korrekt.<br />

Das erschwert allerdings die technische Lösung. Schließlich<br />

muss die Kraft der Muskeln, die eigentlich im menschlichen<br />

Unterarm liegen, in Handfläche und Fingern der Prothese<br />

untergebracht werden. Schulz und sein Team setzen dafür<br />

miniaturisierte Hochleistungsgetriebe ein. Trotz eines<br />

vergleichsweise winzigen Durchmessers von 10 mm und<br />

grade mal 25 mm Länge können diese eine extrem hohe Kraft<br />

übertragen. Gefertigt werden diese elektro-mechanischen<br />

Wunderwerke in aufwändiger Handarbeit, ähnlich einer<br />

Schweizer Uhrenmanufaktur. Ergebnis: Die Getriebe<br />

übertragen ein bis zu 10-fach höheres Drehmoment als<br />

serienmäßige Getriebe. Dadurch wird enorm Gewicht<br />

gespart – eine Prothese von Vincent Systems wiegt etwa<br />

400 Gramm, vergleichbare Produkte der Konkurrenz sind<br />

um die Hälfte schwerer. Ein wichtiger Produktvorteil: Da<br />

eine Prothese nicht am Unterarm angewachsen, sondern ein<br />

Fremdkörper ist, wird sie von den Trägern grundsätzlich als<br />

schwer empfunden. Für den größtmöglichen Komfort ist also<br />

jedes Gramm entscheidend.<br />

Fünf Finger, 10 Gelenke, 8 Bogenfedern und 6 Motoren, so<br />

sieht die Antriebsseite der Vincent Systems Prothese aus.<br />

Zum Leben erweckt wird diese durch einen Mikrocomputer<br />

in der Mittelhand. Dieser erhält seine Befehle vom Prothesenträger<br />

über so genannten myoelektrische Sensoren,<br />

kurz EMG-Sensoren. Dafür werden ein bis zwei Muskeln im<br />

Unterarm mit EMG-Sensoren versehen. Durch gezieltes<br />

Anspannen und Entspannen der Muskulatur werden analoge<br />

Steuerungssignale erzeugt, die durch die Prothesensteuerung<br />

in Bewegungsbefehle umgesetzt werden. Mittels kurzer<br />

Muskelimpulse können unterschiedliche Griffarten ausgewählt<br />

werden. Das Prinzip der myoelektrischen Steuerung von<br />

Prothesen ist seit mehr als 50 Jahren bekannt. Es wurde<br />

schon 1964 vom zentralen Forschungsinstitut der UdSSR die<br />

erste serienmäßig produzierte myoelektrische Handprothese<br />

entwickelt.<br />

Neu hingegen ist, dass Vincent Systems auf jegliche Art<br />

von Zusatzknöpfen oder Fernbedienungen verzichtet – im<br />

Gegensatz zur Konkurrenz. „Die Prothese soll die gesunde<br />

Hand unterstützen und nicht umgekehrt. Die gesunde Hand<br />

kann einfach viel mehr, sie zum Assistenten der Prothese zu<br />

degradieren, wäre ein Fehler.“ erklärt der Gründer. Zum Üben<br />

der verschiedenen Griffarten kommt ein Tablet-PC mit einer<br />

grafischen Software zum Einsatz. So wird für den Benutzer<br />

die Signalgebung durch den Muskel und die verschiedenen<br />

Griffarten der Prothese sichtbar gemacht. Denn der Einsatz<br />

der Prothese erfordert viel Übung. Es dauert, bis die Prothese<br />

intuitiv genutzt werden kann. Doch Übung macht den<br />

Meister: „Das ist wie bei einem Musikinstrument. Irgendwann<br />

denkt man nur noch an den Ton und nicht an die Taste, die<br />

man drücken muss.“, so Schulz.<br />

Ideen und Innovationen gehen den Karlsruhern seither nicht<br />

aus: Gerade erst hat das Unternehmen einen neuartigen<br />

Handschuh für die künstliche Hand auf den Markt gebracht,<br />

nach nur sechs Monaten Entwicklung. Im Gegensatz zur<br />

Konkurrenz setzt das Startup hierbei nicht auf das übliche<br />

Silikon, sondern auf Textil. Der Vorteil: durch das weiche<br />

und hochelastische Material entstehen keine unschönen<br />

Falten, da sich der Stoff besser an die Bewegungen der Finger<br />

anpasst. Und dank einer speziellen Imprägnierung ist der<br />

Handschuh trotzdem wasserabweisend.<br />

So bleiben sich die Karlsruher treu: Was hier entwickelt wird,<br />

muss zunächst einmal dem Träger nützen. Die Technik muss<br />

sich daran anpassen, nicht umgekehrt. Ein Erfolgsprinzip, das<br />

stellt Vincent Systems seit sieben Jahren eindrucksvoll unter<br />

Beweis.<br />

STEFAN SCHWARZ www.wvs.de


NR 60 <strong>2017</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL 52 53<br />

03 MOBILITÄT UND MENSCH<br />

AGB IN VERBRAUCHERVERTRÄGEN<br />

AGB kommen in vielen Verträgen des täglichen Lebens vor.<br />

Wer AGB verwenden will, muss darauf achten, dass sie<br />

Vertragsinhalt werden – hier werden häufig vermeidbare<br />

Fehler gemacht. Ziel des Tagesseminares ist es, praktische<br />

Handlungsanweisungen für die rechtssichere Einbeziehung<br />

von AGB in einen Vertrag zu geben und die Anforderungen an<br />

den Inhalt von AGB anhand praktischer Beispiele darzustellen.<br />

www.bia-karlsruhe.de/agb<br />

STAATLICH ANERKANNTER BETRIEBSWIRT DES<br />

HANDWERKS<br />

Von Führungskräften im Handwerk wird ein umfassendes<br />

Managementwissen verlangt. Nur mit qualifizierter und<br />

praxisnaher Weiterbildung kann man diesem hohen Anspruch<br />

gerecht werden. Durch eine Ausbildung, berufliche Erfahrung<br />

und diesen Studiengang werden Teilnehmer optimal auf ihre<br />

neue Führungsposition vorbereitet.<br />

www.bia-karlsruhe.de/betriebswirt<br />

Foto: Bildungsakademie Handwerkskammer Karlsruhe<br />

DAS PASSENDE WERKZEUG<br />

ZUM ERREICHEN<br />

BERUFLICHER ZIELE<br />

Die Bildungsakademie der Handwerkskammer Karlsruhe zeichnet sich durch ein vielfältiges Bildungsangebot<br />

aus: Von der Berufsorientierung, Gesellen- und Meistervorbereitung sowie Weiterbildung bis<br />

hin zum Studium. Als zertifizierter Bildungsträger und Mitglied im Netzwerk Fortbildung bietet die<br />

Akademie eine breite Palette von praxisorientierten und gewerkspezifischen Kursen, Seminaren und<br />

Lehrgängen an, die auf die Betriebe im Handwerk zugeschnitten sind.<br />

AUSBILDUNG DER AUSBILDER (ADA)<br />

Wer junge Menschen im Betrieb ausbilden will, braucht<br />

pädagogisches Know-how, denn gute Lehrlinge brauchen<br />

gute Ausbilder. Ausbilder haben einen anspruchsvollen Job.<br />

Sie leiten Auszubildende an, motivieren und beurteilen. Sie<br />

erkennen Probleme, lösen Konflikte und nehmen Ängste. Die<br />

Vermittlung erfolgt in vier Handlungsfeldern, die dem Ablauf<br />

der Aufgabenstellungen in der Ausbildungspraxis entsprechen:<br />

Ausbildungsvoraussetzungen prüfen und Ausbildung planen,<br />

Ausbildung vorbereiten und bei der Einstellung von Auszubildenden<br />

mitwirken, Ausbildung durchführen und Ausbildung<br />

abschließen.<br />

www.bia-karlsruhe.de/ada<br />

LOHN- UND GEHALTSABRECHNUNG MIT DATEV<br />

Lohnabrechnung eigenständig abwickeln? Mit Einsatz moderner<br />

Softwarelösungen ist dies durchaus möglich. Damit können alle<br />

wichtigen Unterlagen, die der Betrieb, das Finanzamt oder die<br />

Krankenkasse benötigen, erstellt und übermittelt werden.<br />

www.bia-karlsruhe.de/datev<br />

GEPRÜFTE FACHKRAFT FÜR BERUFLICHE<br />

BILDUNG (HWK)<br />

Mit dieser Fortbildung, die sich aus Schwerpunkt 1 „Integrative<br />

Bildungsplanung“ und/oder Schwerpunkt 2 „Lernprozesse<br />

und Lernbegleitung bei besonderem Förderbedarf“ zusammensetzt,<br />

werden Ausbilder gezielt auf die neuen Anforderungen<br />

vorbereitet. Die Aufgabe der Ausbilder ist es, Auszubildende<br />

dabei zu unterstützen, ihren Beruf und ihre Tätigkeit im<br />

Betrieb in seiner Ganzheit zu verstehen und Prozesse selbständig<br />

durchzuführen. Ausgeübte berufliche Handlungen,<br />

wie Routinetätigkeiten, werden sich verändern.<br />

www.bia-karlsruhe.de/berufliche-bildung<br />

Das Team der Bildungsakademie berät gerne kostenfrei und<br />

unverbindlich in einem persönlichen Gespräch über das<br />

Bildungsprogramm, Voraussetzungen, Karrierewege sowie<br />

finanzielle Fördermöglichkeiten.<br />

www.bia-karlsruhe.de<br />

FACHWIRT FÜR GEBÄUDEMANAGEMENT (HWK)<br />

Diese Weiterbildung ist ein offiziell bundesweit anerkannter<br />

Zertifikatslehrgang für alle im Bau- und Baunebengewerke<br />

tätigen Unternehmer und Mitarbeiter. Facility Management<br />

bedeutet Prozessorientierung im Sinne der gesetzlichen<br />

Betreiberverantwortung, um eine Immobilie oder Liegenschaft<br />

zu bewirtschaften. Es wird erklärt wie die DIN EN<br />

15221-1 in der Praxis umzusetzen ist. Projekt- und Flächenmanagement<br />

sowie die Anwendung moderner CAFM-Software<br />

gehören ebenso zu den Kursinhalten.<br />

www.bia-karlsruhe.de/gebaeude<br />

VERKAUFSTRAINING IM HANDWERK<br />

In einem Tagesseminar erfahren Betriebe, wie sie ihre Kunden<br />

von der guten Qualität ihrer Produkte in einer Zeit, in der Angebote<br />

und Preise immer vergleichbarer werden, überzeugen.<br />

Mit gutem Service, sicherem Auftreten und Kommunikation<br />

auf Augenhöhe wird der Grundstein für den Verkaufserfolg<br />

gelegt. Darüber hinaus wird „handwerkliches“ Können im<br />

Verkaufsgespräch maßgeblich Anteil nehmen.<br />

www.bia-karlsruhe.de/verkaufstraining<br />

Foto: Fotolia


NR 60 <strong>2017</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL 54 55<br />

03 MOBILITÄT UND MENSCH<br />

Volle Konzentration: Martin Fleig beim Wettkampf<br />

VON TRIBOLOGEN<br />

UND MEDAILLEN<br />

Im Spitzensport geht es um Sekundenbruchteile, die über Sieg oder Niederlage entscheiden. Das falsche<br />

Wachs, der falsche Schliff und schon sind die Medaillenchancen dahin. Deshalb arbeiten Sportler und<br />

Verbände immer häufiger mit Tribologen zusammen, um bei der Reibung von Ski oder Kufen auf Schnee<br />

oder Eis nichts mehr dem Zufall zu überlassen.<br />

Der Karlsruher Prof. Dr. Matthias Scherge ist so einer: ein<br />

Tribologe. Genauer gesagt einer der weltweit führenden<br />

Experten für Reibungslehre (Tribologie). Er und sein Team<br />

Snowstorm, ein Netzwerk von Spezialisten vom Fraunhofer<br />

Institut für Werkstoffmechanik, dem Karlsruher Institut für<br />

Technologie (KIT) sowie 15 industriellen Partnern machen<br />

Skirennläufer, Biathleten und Bobsportler schneller.<br />

Schon Leonardo da Vinci hat tribologische Experimente<br />

durchgeführt. Dabei ging es um die Reibung zwischen in Bewegung<br />

befindlichen Oberflächen, und zwar sowohl zwischen<br />

Festkörpern als auch zwischen Festkörpern und Flüssigkeiten<br />

oder Gasen. Die Verminderung reibungs- und verschleißbedingter<br />

Energie- und Stoffverluste ist wichtig, etwa bei der<br />

Entwicklung von Lagern, Führungen, Getrieben und Motoren.<br />

Maschinenbauer, Physiker und Chemiker arbeiten in der<br />

Tribologie gemeinsam an der Entwicklung neuer Schmier- und<br />

Werkstoffe, Oberflächenbehandlungen und -beschichtungen.<br />

Die Einsparungen bei Energie- und Materialeinsatz bedeuten<br />

handfeste Wettbewerbsvorteile und Karlsruhe ist hierfür das<br />

Mekka im deutschsprachigen Raum.<br />

Doch zurück zum Wintersport: Im Zuge eines Projekts, bei<br />

dem Skitests gefahren werden sollen, entsteht der Kontakt zu<br />

Ralf Rombach, Bundestrainer des Paralympischen Langlauf-<br />

Teams – die Geburtsstunde von Team Snowstorm. Erste<br />

Bewährungsprobe für die Wissenschaftler um Prof. Scherge:<br />

die Langlauf- und Biathlonwettbewerbe bei den Paralympischen<br />

Winterspielen 2014.<br />

„WIR WOLLTEN ZEIGEN, WAS GEHT.“<br />

Ein Jahr zuvor im Skigebiet von Sotschi: Fieberhafte Vorbereitungen<br />

rund um das deutsche Team. Die Laufstrecke wird<br />

per GPS vermessen, Schneeproben entnommen und unter<br />

Foto: M. Scherge<br />

dem Mikroskop analysiert, Schnee- und Luftfeuchte sowie<br />

Temperatur ermittelt. Erst die Kombination mit Sonnenstrahlungsintensität,<br />

Windrichtung und Höhe der Bäume an<br />

der Strecke ergibt ein Gesamtbild der Wettkampfbedingungen.<br />

Nun muss die perfekte Abstimmung aus Ski, Wachs und Schliff<br />

ermittelt werden: Aus rund 10.000 möglichen Kombinationen<br />

wird das ideale Sportgerät für den Wettkampftag ausgewählt.<br />

Ein gewaltiger Aufwand, der sich lohnt: Mit Hilfe von Scherges<br />

Forschung gewinnt das deutsche paralympische Team insgesamt<br />

drei Gold- und eine Silbermedaille.<br />

Mit dabei in Sotschi ist Martin Fleig, einer der aufstrebenden<br />

Behindertensportler in Deutschland. Für ihn hat Team<br />

Snowstorm einen so genannten „Sitzschlitten“ entworfen,<br />

mit dem der Athlet im Langlauf und Biathlon ins Rennen<br />

geht. Dazu haben die Karlsruher Wissenschaftler Fleigs<br />

Fahrverhalten analysiert, seine Muskelaktivität gemessen<br />

und die optimale Sitzposition errechnet. Schnell wird klar,<br />

dass die Muskeln in kniender Position deutlich besser<br />

ansprechen als bei der klassischen Sitzposition mit nach vorn<br />

gestreckten Beinen. Basierend auf diesem Wissen entwickelt<br />

Team Snowstorm ein Hightech-Sportgerät, mit dem Fleigs<br />

Körper maximalen Druck auf die Piste ausüben und höchste<br />

Fahrtgeschwindigkeiten erreichen kann. Hergestellt wird der<br />

Sitzschlitten in einem 3D-Drucker.<br />

Dann erst beginnen die eigentlichen Experimente zur<br />

Ermittlung von Reibung und optimaler Skibearbeitung. Es<br />

wird gewachst, gebürstet, Wachs abgezogen, erneut gewachst,<br />

getestet. Hinzu kommt beim Wettkampf ein so genanntes<br />

„Speedfinish“, eine finale Bearbeitung des Skibelags, die beim<br />

Start und im Rennen wertvolle Sekunden gut macht. Martin<br />

Fleig kommt am Ende in Sotschi auf einen hervorragenden 9.<br />

Platz über die 12,5 km-Distanz. Bei den Weltmeisterschaften<br />

im amerikanischen Cable ein Jahr später gewinnt er schon die<br />

Bronzemedaille. Das Ziel Gold ist ausgemacht.<br />

ERFOLGSMODELL MIT AUSSENWIRKUNG<br />

Die Erfolge von Team Snowstorm haben sich inzwischen<br />

weltweit herumgesprochen und sorgen für steigendes Interesse<br />

an wissenschaftlicher Unterstützung im Profiwintersport.<br />

Immer mehr Athleten, mit und ohne Behinderung, möchten<br />

vom Know-how des Teams um Prof. Dr. Matthias Scherge<br />

profitieren. Das jedoch ist teuer. Zurzeit müssen Sportler selbst<br />

für die Zusammenarbeit mit der unabhängigen Institution<br />

aufkommen, Fördermittel gibt es nicht. Eine gewaltige<br />

Privatinvestition für die Athleten. Doch das Interesse ist<br />

mittlerweile so groß, dass etwa die Katarina Witt Stiftung<br />

Team Snowstorm finanziell unterstützt.<br />

Etliche Wintersportgrößen wie Dieter Thoma, Peter<br />

Schlickenrieder oder Marc Girardelli gehören zu den Unterstützern<br />

von Team Snowstorm und bieten den beteiligten<br />

Partnern eine attraktive PR-Plattform. Denn Ziel ist es<br />

nicht nur, Sportlern technische Unterstützung in Bezug auf<br />

Ausrüstung und Wettkampfvorbereitung zu geben, sondern<br />

auch den beteiligten Firmen interessante Kooperations- und<br />

Werbemöglichkeiten zu bieten.<br />

Auch die Hochschule Karlsruhe ist – neben anderen Hochschulpartnern<br />

und Wissenschaftlern – mittlerweile im Team<br />

Snowstorm aktiv und arbeitet mit einem Firmenpartner an<br />

der Entwicklung eines Kombigerätes zur Bestimmung von<br />

Schneestruktur, Temperaturen, Feuchten und GPS-Daten.<br />

Von der Zusammenarbeit profitieren die Partner gleichermaßen,<br />

Wissenschaftler wie Firmen und Sportler: eine<br />

„Win-win-win-Situation“.<br />

Klar, dass das Netzwerk wächst: Es hat derzeit 20 Partner,<br />

vom Ski- und Wachshersteller bis hin zum Entwickler von<br />

Ski-Schleifautomaten. Gemeinsam wird beispielsweise das<br />

Verhalten von Skiern auf Schnee bei unterschiedlichem<br />

Einsatz von Wachs- und Schleifarten untersucht. Auch für<br />

den Bobsport, wo Stahl statt Kunststoff verwendet wird und<br />

höhere Geschwindigkeiten erreicht werden, bietet das Team<br />

Snowstorm wertvolle Dienste: Für das Ingenieurbüro Gurgel<br />

+ Partner aus Leipzig, weltweit führend in der Planung von<br />

Bob- und Rodelbahnen, wird die Reibung zwischen Kufe und<br />

Eisbahn gemessen, um in einer anschließenden Simulation<br />

berechnen zu können, wie steil eine neu zu entwerfende Bahn<br />

werden darf, um die Fahrer nicht zu schnell, aber auch nicht<br />

zu langsam werden zu lassen. Denn klar ist auch: Geschwindigkeit<br />

ohne Kontrolle ist im Wettkampf wertlos.<br />

STEFAN SCHWARZ www.wvs.de<br />

Gemessen wird die Reibung eines Skibelages mit Hilfe eines<br />

Mikrotribometers. Eine winzige Siliziumkugel, die mit einer<br />

Wasserschicht umhüllt ist, wird als Modell eines Schneekorns<br />

verwendet und mit einer bestimmten Kraft auf den<br />

Wachsbelag gedrückt. Der Kraftaufwand entspricht dem<br />

Druck des Gesamtskis auf die Schneeoberfläche. Wird die<br />

Kugel mit Hilfe eines Antriebs über den Belag bewegt, misst<br />

ein mit ihr verbundener Kraftsensor den Widerstand des<br />

Wachses und damit seine Reibungseigenschaften. Außerdem<br />

hinterlässt das Korn eine Spur in der obersten Wachsschicht,<br />

die den Belag charakterisiert.<br />

www.team-snowstorm.de


www.kvv.de<br />

NR 60 <strong>2017</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL 56 57<br />

03 MOBILITÄT UND MENSCH<br />

Karlsruher Modell:<br />

Die Stadtbahn feiert 25 Jahre<br />

Erfolgsgeschichte.<br />

seit 1992 von Karlsruhe<br />

nach Bretten Gölshausen<br />

seit 2002 auf der<br />

Murgtal- und Enztalbahn<br />

seit 2010 von Wörth<br />

nach Germersheim<br />

174 Millionen Fahrgäste im Jahr<br />

IM OP<br />

MIT R2-D2<br />

Roboter sind das Symbol der Zukunft. In Literatur<br />

und Film stehen sie für eine gleichermaßen faszinierende<br />

wie beängstigende Utopie. Nämlich die,<br />

dass Maschinen dem Menschen eines Tages gleichwertig<br />

oder gar überlegen sein werden. Ob Fiktion<br />

oder nicht, Fakt ist: In immer mehr Bereichen<br />

unseres Lebens halten Roboter Einzug und bringen<br />

positiven Fortschritt. Eindrucksvolles Beispiel mit<br />

direktem Bezug zur Region ist die Medizintechnik.<br />

Würden Sie sich von einem Roboter den Blinddarm entfernen<br />

lassen? Auch nicht, wenn Sie wüssten, dass er weniger fehleranfällig<br />

arbeitet als ein Mensch? Glücklicherweise ist es<br />

unwahrscheinlich, dass sie in absehbarer Zeit vor diese Wahl<br />

gestellt werden. Dennoch kommen bereits heute robotische<br />

Assistenzsysteme im OP zum Einsatz, die Ärzte unterstützen<br />

und neue Therapiemöglichkeiten eröffnen.<br />

„KEINE HUMANOIDEN BLECHFIGUREN<br />

WIE IM SCIENCE-FICTION-FILM“<br />

Die falsche Vorstellung von Medizinrobotern, die wie Menschen<br />

aus Metall aussehen, relativiert Prof. Dr. Uwe Spetzger,<br />

Direktor der Klinik für Neurochirurgie am Städtischen Klinikum<br />

Karlsruhe, oft und gerne. Roboter könnten Chirurgen sinnvoll<br />

unterstützen, sie aber keinesfalls ersetzen, denn den Maschinen<br />

fehle die Fähigkeit, intuitiv und auf Basis langjähriger Erfahrung<br />

zu handeln, so Spetzger. Er ist führender Experte auf dem<br />

Gebiet der Gehirn- und Wirbelsäulenchirurgie sowie der<br />

medizinischen Robotik und forscht und lehrt neben seinem<br />

Klinikberuf am Institut für Anthropomatik und Robotik des<br />

Karlsruher Instituts für Technologie (KIT). Gemeinsam mit<br />

Dr.-Ing. Stefanie Speidel entwickelt Spetzger dort eine Sonderform<br />

digitaler <strong>Mobilität</strong>. Navigationssysteme, die dem Chirurg<br />

bei minimalinvasiven Eingriffen anhand eines 3D-Modells den<br />

zu operierenden Bereich veranschaulichen. In der Neurochirurgie<br />

des Städtischen Klinikums wird diese Technik bereits erfolgreich<br />

angewendet. Sie verbessert die Orientierung des Operateurs<br />

und befähigt ihn, den Eingriff „so klein und gezielt wie möglich“<br />

durchzuführen, betont Spetzger. Das verhindere beispielsweise,<br />

dass angrenzende Hirnregionen und Nervenbahnen zu Schaden<br />

kommen.<br />

EINE MEDIZINISCHE REVOLUTION?<br />

Bahnbrechend ist der Einsatz der Robotertechnik auch im Bereich<br />

der Radiochirurgie (Cyberknife), einer speziellen Form der<br />

Strahlentherapie. Hier wird der Roboter genutzt, um Tumore<br />

zu lokalisieren und sie mit Hilfe einer intensiven Strahlenmenge<br />

gezielt zu zerstören. Auch das kann Robotik heute.<br />

Für die kommenden Jahrzehnte prophezeit Spetzger eine<br />

Perfektionierung der Zusammenarbeit von Mensch und<br />

Maschine in der Medizin und die Erschließung neuer<br />

Anwendungsbereiche. „Es wird dahin gehen, dass man kleine<br />

Roboter in die Blutbahn oder den Magen-Darm-Trakt injiziert,<br />

die dort selbstständig Untersuchungen durchführen, Krebszellen<br />

erkennen und bekämpfen und Tumore klein halten,<br />

so etwas ist in Zukunft vorstellbar“. Dagegen dürften selbst<br />

harsche Kritiker der fortschreitenden Digitalisierung nichts<br />

einzuwenden haben. Denn ganz gleich ob Mensch oder<br />

Roboter, am Ende zählt für den Patienten: Wer heilt, hat Recht.<br />

PETER TREVISAN www.wvs.de<br />

Foto: Christian Ernst<br />

Prof. Dr. Uwe Spetzger im OP.<br />

KVV. Bewegt alle.


NR 60 <strong>2017</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL 58 59<br />

03 MOBILITÄT UND MENSCH<br />

DER AUFSCHWUNG SETZT<br />

SICH FORT<br />

Bruchsal hat in Sachen <strong>Mobilität</strong> einiges zu bieten. Auf den Spuren von Bertha Benz geht es in Richtung<br />

Zukunft und autonomes Fahren. Interview mit Cornelia Petzold-Schick, Oberbürgermeisterin Bruchsal.<br />

WIE GROSS WAR DIE FREUDE<br />

ÜBER DEN ZUSCHLAG DES<br />

TESTFELDES FÜR AUTONOMES<br />

FAHREN?<br />

Die Freude war riesig, weil damit der<br />

Grundstein dafür gelegt wurde, dass in<br />

der Region Arbeitsplätze gesichert und<br />

neue geschaffen werden können. Man<br />

muss sich das mal vorstellen: Die Region<br />

Nordbaden, zwischen Karlsruhe, Heilbronn<br />

und Bruchsal setzt sich mit ihrem<br />

Antrag gegen die großen schwäbischen<br />

Automobilmetropolen durch. Das ist schon<br />

einzigartig. An dieser Stelle zolle ich<br />

ausdrücklich dem Verkehrsministerium<br />

Respekt, dass es sich ausschließlich durch<br />

fachliche Auswahlkriterien hat leiten<br />

lassen. Mein Dank gilt außerdem der Stadt<br />

Karlsruhe und dem Forschungszentrum<br />

Informatik, die hier hervorragende<br />

Arbeit geleistet haben und die Bruchsal<br />

als Juniorpartner die Möglichkeit bieten<br />

unsere Stärken einzubringen.<br />

JETZT IST BRUCHSAL ABER NICHT<br />

NUR TEIL EINES GROSSEN<br />

GANZEN, SONDERN HAT AUCH<br />

EIGENE PROJEKTE INS LEBEN<br />

GERUFEN. HIGHLIGHT IST MIT<br />

SICHERHEIT DER SOGENANNTE<br />

EFEUCAMPUS. WAS STECKT<br />

DAHINTER?<br />

Wir wollen auf dem Areal der ehemaligen<br />

Dragonerkaserne ein Innovationszentrum<br />

für „umweltfreundliche experimentelle<br />

urbane Güterlogistik“ einrichten. Die<br />

Regionale Wirtschaftsförderung Bruchsal<br />

(WFG) und die Stadt Bruchsal haben<br />

verschiedene Industrie-, Forschungsund<br />

Dienstleistungsinstitutionen hinter<br />

einem Projekt vereint. Auch bei diesem<br />

Zukunftsprojekt hat es sich ausgezahlt,<br />

dass wir eng mit Karlsruhe und der<br />

Technologieregion kooperieren. Für<br />

die Umsetzung dürfen wir nun auf<br />

Fördermittel aus Brüssel und Stuttgart<br />

hoffen.<br />

CORNELIA PETZOLD-SCHICK, Oberbürgermeisterin der Stadt Bruchsal<br />

AN WELCHEN SZENARIEN DER<br />

ZUKUNFT WIRD IM EFEUCAMPUS<br />

KÜNFTIG GEFORSCHT, WAS WIRD<br />

GETESTET?<br />

Ziel dieses Projektes ist es, bei der<br />

Ver- und Entsorgung von Haushalten<br />

völlig neue Wege zu gehen. Wichtige<br />

Schlagworte sind: weniger Verkehr im<br />

Stadtquartier und mehr Flexibilität für<br />

die Bürger. Konkret ist ein Warenverteilpunkt<br />

am Eingang des Campus geplant.<br />

Dorthin liefern Paketdienste und andere<br />

die Güter des täglichen Bedarfs.<br />

Von dort aus geht es mit autonom<br />

betriebenen Robotern an die einzelnen<br />

Häuser. Diese neuartigen Fahrzeuge<br />

fahren geräuscharm und klimaneutral<br />

und könnten somit in Zukunft einen<br />

wesentlichen Beitrag zur Steigerung<br />

der Lebensqualität leisten.<br />

IM BEREICH E-MOBILITÄT,<br />

AUCH HIER IST DIE REGION<br />

BRUCHSAL MIT ZEOZWEIFREI<br />

UNTERWEGS GANZ VORNE MIT<br />

DABEI. WARUM WURDE DIESES<br />

PROJEKT INS LEBEN GERUFEN?<br />

Zeozweifrei unterwegs ist das größte<br />

E-Carsharingsystem in Baden-<br />

Württemberg außerhalb von Stuttgart.<br />

Rund 40 Elektroautos stehen an ebenso<br />

vielen Stationen in Bruchsal und den 12<br />

umliegenden Städten und Gemeinden<br />

für Bürger und Unternehmen zur Verfügung.<br />

Die Region und insbesondere<br />

auch wir in Bruchsal machen uns<br />

Gedanken, wie wir die <strong>Mobilität</strong> der<br />

Foto: Dominik Schmid<br />

Zukunft sinnvoll gestalten können.<br />

Moderne Elektrofahrzeuge leisten<br />

einen wichtigen Beitrag, die Lärmund<br />

insbesondere die Abgasemissionen<br />

deutlich zu reduzieren. Carsharing ist<br />

dem Gedanken verpflichtet, dass ein<br />

Auto vielen Nutzern zur Verfügung<br />

steht und dabei eine verantwortungsvolle<br />

<strong>Mobilität</strong> gefördert wird. Beide<br />

Ansätze haben wir im E-Carsharingprojekt<br />

integriert. Die Regionale<br />

Wirtschaftsförderung Bruchsal hat die<br />

Projektkoordination übernommen. Als<br />

deren Aufsichtsratsvorsitzende war es<br />

meine Idee, die Energie- und Wasserversorgung<br />

Bruchsal (ewb) für den<br />

dringend benötigten Ausbau der Ladeinfrastruktur<br />

einzubinden. Die Zukunft<br />

der <strong>Mobilität</strong> ist elektrisch. Wir sind in<br />

der Region Bruchsal ganz vorne dabei.<br />

Darauf können wir wirklich stolz sein.<br />

BRUCHSAL IST IN BEWEGUNG<br />

UND DAS NICHT NUR IN SACHEN<br />

E-MOBILITÄT UND AUTONOMES<br />

FAHREN – BRUCHSAL WÄCHST<br />

SOZUSAGEN ÜBER SICH HINAUS.<br />

STEIGENDE EINWOHNERZAHLEN<br />

UND ZAHLREICHE NEUE ARBEITS-<br />

PLÄTZE SPRECHEN FÜR SICH.<br />

WORAUF IST DAS ZURÜCKZU-<br />

FÜHREN?<br />

Ganz wichtig ist Bruchsals geografisch<br />

günstige Lage zwischen den Metropolen<br />

Karlsruhe, Mannheim und Stuttgart.<br />

Wir sind das Zentrum einer Wachstumsregion<br />

und werden auch in Zukunft<br />

weiter wachsen, weil die Unternehmen<br />

investieren und weitere Arbeitsplätze<br />

entstehen. Bruchsal wächst aber auch,<br />

weil wir in den vergangenen Jahren vieles<br />

richtig gemacht haben: Wir sind eine<br />

attraktive Schulstadt und in Bruchsal<br />

gibt es ein bedarfsgerechtes Betreuungsangebot,<br />

das eine gute Vereinbarkeit<br />

von Familie und Beruf ermöglicht.<br />

Bruchsal ist auch aufgrund seines<br />

hervorragenden kulturellen Angebots<br />

für alle Altersgruppen interessant. Und<br />

nicht zuletzt finden die Menschen<br />

in Bruchsal, was es im Umland immer<br />

weniger gibt – eine sehr gute medizinische<br />

Versorgung und natürlich auch<br />

die gesamte Infrastruktur, die man sich<br />

im Alter wünscht, um möglichst lange<br />

selbständig bleiben zu können.<br />

WELCHE ROLLE SPIELT BEI<br />

DIESEM WACHSTUM DIE<br />

TECHNOLOGIEREGION UND<br />

DEREN NEUE BZW. PROFESSIO-<br />

NELLERE AUSRICHTUNG?<br />

Die TRK ist unser Gesicht in Europa –<br />

eine Plattform die dafür sorgt, dass<br />

Bruchsal und insbesondere auch unsere<br />

Unternehmen im europäischen Kontext<br />

wahrgenommen werden. Eine weitere<br />

Professionalisierung begrüße ich ausdrücklich,<br />

weil wir uns natürlich auch<br />

gegenüber anderen Regionen behaupten<br />

müssen und weil ich einen gewissen<br />

Nachholbedarf gegenüber unseren<br />

kommunalen und regionalen Bemühungen<br />

erkenne. Wir haben die Regionale Wirtschaftsförderung<br />

Bruchsal vor einigen<br />

Jahren personell und konzeptionell neu<br />

aufgestellt und spüren bereits die Erfolge.<br />

Wir haben mit der Schaffung der Stelle<br />

einer Kommunalen Wirtschaftsfördererin<br />

auch die Voraussetzungen geschaffen,<br />

dass unsere Unternehmen einen zentralen<br />

Ansprechpartner haben, der sich<br />

ausschließlich um ihre Belange kümmert.<br />

Nun zurück zur TRK und zur Neuausrichtung:<br />

Besonders freut es mich, dass<br />

auch meine Vorschläge als Vorstand<br />

der TRK in diesem Prozess Berücksichtigung<br />

gefunden haben. Mit der<br />

Neuausrichtung schließen wir nun<br />

einen Prozess ab, mit dem wir für die<br />

TechnologieRegion und damit auch für<br />

Bruchsal die Voraussetzungen für ein<br />

weiteres qualitatives und quantitatives<br />

Wachstum schaffen. Meine Botschaft<br />

ist deshalb: Der Aufschwung setzt sich<br />

fort.<br />

STADT BRUCHSAL www.bruchsal.de


NR 60 <strong>2017</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL 60 61<br />

START ME UP!<br />

START ME UP!<br />

!<br />

MAMA, BALT KANN ICH<br />

RÄCHTSCHREIBUNG!<br />

Die Karlsruher Gründerszene boomt. Erfolgreiche<br />

Start-ups bestimmen die <strong>Mobilität</strong> von morgen mit<br />

und prägen mit ihren Ideen den Wirtschafts- und<br />

Technologiestandort. Grün hinter den Ohren ist<br />

dabei allenfalls die CO2-Bilanz des Firmenfahrrads.<br />

Höchste Zeit ein paar junge, aber ganz und gar<br />

nicht schüchterne Unternehmen kennenzulernen.<br />

CO2<br />

CH4<br />

H2<br />

ERNEUERBARER ENERGYDRINK<br />

„Durch die Umwandlung von regenerativ<br />

erzeugtem Strom und klimaschädlichem<br />

Kohlendioxid aus der Atmosphäre in<br />

flüssige, vielseitig nutzbare Kraftstoffe<br />

und chemische Grundstoffe will INERATEC<br />

die Energiewende mitgestalten“, fasst<br />

Dr.-Ing. Tim Böltken, Mitglied des<br />

vierköpfigen Gründerteams, die Kerntechnologie<br />

des Karlsruher Start-up-<br />

Unternehmens zusammen. Mithilfe<br />

eines mikrostrukturierten chemischen<br />

Reaktors, der am Institut für Mikroverfahrenstechnik<br />

(IMVT) des KIT<br />

entwickelt wurde, können methanhaltige<br />

Gase, die aus fossilen oder erneuerbaren<br />

Quellen stammen und zum Beispiel<br />

als Abfall bei der Erdölförderung oder<br />

der Biogasproduktion entstehen,<br />

in containergestützten, modularen<br />

Produktionseinheiten in flüssigen<br />

synthetischen Kraftstoff von höchster<br />

Qualität – Benzin, Diesel und Kerosin<br />

– verwandelt werden. INERATEC hat<br />

diese Technologie zu einer marktfähigen<br />

chemischen Kompaktanlage ausgebaut.<br />

Sie kann u.a. regenerativen Wasserstoff<br />

und treibhausgasaktives Kohlendioxid in<br />

Kraftstoffe umwandeln. Die schlüsselfertigen<br />

Anlagen der INERATEC sind<br />

mobil und passen in einen herkömmlichen<br />

Schiffscontainer. Die Kompaktanlage<br />

eignet sich nicht nur für den Einsatz in<br />

großen Chemieunternehmen und der<br />

erdölverarbeitenden Industrie, sondern<br />

auch überall dort, wo methanhaltige<br />

Gase dezentral auftreten, z.B. in Kläranlagen<br />

oder bei Biogaserzeugern, so<br />

Böltken.<br />

INERATEC ist nicht nur fachlich<br />

kompetent aufgestellt, sondern möchte<br />

auch im Bereich der Unternehmensführung<br />

innovative Wege gehen. Deshalb<br />

beschäftigt man mit Dr.-Ing. Reinhard<br />

Bott einen Senior Advisor & Coach, der<br />

INERATEC als erfolgreicher Unternehmer<br />

und Gründerexperte bei der<br />

Unternehmensentwicklung eng begleitet.<br />

Darüber hinaus unterstützt auch das<br />

KIT sein Spin-off als Mitgesellschafter.<br />

„Bei uns ist Technologietransfer mehr<br />

als bloße Fördermittelberatung“, betont<br />

Dr. Jens Fahrenberg, Leiter des Innovationsmanagements<br />

am KIT. Das KIT<br />

sieht seine Kernaufgaben nicht nur in<br />

der Forschung und Lehre, sondern auch<br />

in einer Förderung, die nicht an den<br />

Institutionsgrenzen endet.<br />

www.ineratec.com<br />

KARLSRUHE — HAMBURG FÜR 1€<br />

Das taufrische Karlsruher Unternehmen Reveox hat sich<br />

auf die Vermittlung von Überführungsfahrten spezialisiert.<br />

Fahrzeuge von Partnerunternehmen, die überführt werden<br />

müssen, können auf ausgewählten Strecken für 24 Stunden<br />

und maximal 1€ Nutzungsgebühr gemietet werden. Auf diese<br />

Weise kommen Reveox-Kunden fast umsonst ans Ziel, während<br />

die Partnerunternehmen bei ihren Flottenbewegungen<br />

die Kosten für einen extra Fahrer sparen. Eine klassische<br />

Win-win-Situation also. Seit Anfang des Jahres ist das Portal<br />

nun online und bietet derzeit zwischen 30 und 200 Fahrten<br />

täglich an. Tendenz steigend.<br />

www.reveox.com<br />

Eine der wichtigsten Aufgaben für<br />

Kinder im Grundschulalter ist das<br />

Erlernen des flüssigen Lesens und<br />

korrekten Schreibens. Leider scheitern<br />

mehr als 5% der Grundschulkinder an<br />

dieser Aufgabe und werden im Laufe<br />

ihrer Grundschulzeit als leserechtschreibschwach<br />

eingestuft. Weitere 15<br />

bis 20% gelten als „Risikokinder“, die<br />

ohne intensives Üben Schriftsprachkompetenzen<br />

nicht in angemessenem<br />

Umfang erwerben. Die mobile Lern-<br />

App Phontasia, mitentwickelt von der<br />

Ettlinger Logopädin Nadine Pflaumer,<br />

möchte dem entgegenwirken. Das<br />

multisensorische Lernspiel trainiert<br />

phonemische Bewusstheit, Wortschatz<br />

und Orthografie, wobei der Spaß<br />

am Lernen im Vordergrund steht. Es<br />

bildet die Wechselwirkungen auf der<br />

Buchstaben- und Lautebene grafisch,<br />

farblich und auditiv ab. Wörter werden<br />

gelesen, betrachtet, gesprochen, gehört<br />

und Buchstaben bzw. Laute bewegt.<br />

Dadurch werden unterschiedliche<br />

Gehirnareale beim Lernen aktiviert, es<br />

entsteht eine größere Vernetzung der<br />

Gehirnnerven und Lerninhalte können<br />

intensiver gespeichert und leichter<br />

wieder abgerufen werden.<br />

Phontasia basiert auf modernster<br />

pädagogischer und psychologischer<br />

Forschung und kombiniert Erfahrungen<br />

aus Praxis, Wissenschaft und Industrie.<br />

Erfolgreich eingesetzt wird die Lern-<br />

App auch im Schulunterricht.<br />

www.phontasia.de<br />

ILLUSTRATION VON PAULINE GERBERSHAGEN, LISA WALTER www.wvs.de


NR 60 <strong>2017</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL 62 63<br />

04 AUS UND UM KARLSRUHE HERUM<br />

EINE WELT IM UMBRUCH<br />

Graf Hardenberg gehört zu den erfolgreichsten Automobilhandelsgruppen in Deutschland. An zwölf<br />

Standorten in Baden-Württemberg beschäftigt sie mehr als 1.200 Menschen. Thomas Lämmerhirt,<br />

Vorstandsvorsitzender der Graf Hardenberg-Gruppe und Christian Welling, Geschäftsführer<br />

der Graf Hardenberg Betriebe in Karlsruhe, Bruchsal, Bretten und Eggenstein haben mit dem<br />

<strong>Wirtschaftsspiegel</strong> über die Entwicklung der Unternehmensgruppe, über Schadstoffe, E-<strong>Mobilität</strong><br />

und Fuhrparkmanagement gesprochen.<br />

An mehreren Standorten rund um<br />

Karlsruhe und im rheinland-pfälzischen<br />

Landau werden Autohäuser der<br />

Hardenberg-Gruppe um- oder neu<br />

gebaut. Im Mittelpunkt steht stets der<br />

Dienst am Kunden; man kommt ihm im<br />

wahrsten Sinne des Wortes entgegen:<br />

Im 1. Quartal 2018 wird in Landau<br />

ein neues Porsche Zentrum eröffnet.<br />

„Dann brauchen unsere Kunden nicht<br />

mehr über die Rheinbrücke zu fahren“,<br />

sagt Thomas Lämmerhirt.<br />

In der Gerwigstraße in Karlsruhe<br />

entsteht unterdessen ein neues Audi<br />

Terminal. Die Planung hatte vor zwei<br />

Jahren begonnen. 40 Fahrzeuge sollten<br />

in dem neuen Showroom gezeigt werden.<br />

„Jetzt planen wir um“, sagt Christian<br />

Wellig, „und zeigen nur noch 20 Fahrzeuge.<br />

Ausstattungsvarianten, wie<br />

Felgentyp oder Sitzfarbe erleben die<br />

Kunden mit der Computer-Brille.“<br />

Mit dieser Brille sieht man das Auto<br />

so, wie man es sich wünscht – Sitzfarbe<br />

und Felgentyp inklusive.<br />

WAS TREIBT AUTOS MORGEN AN?<br />

Was wünschen sich Kunden noch –<br />

speziell heute, wo Diesel-Fahrzeuge aus<br />

immer mehr Innenstädten verbannt<br />

werden? Thomas Lämmerhirt rät zur<br />

differenzierten Betrachtung und<br />

verweist auf einen Artikel von Holger<br />

Appel aus „Wirtschaft“ vom 3. März<br />

<strong>2017</strong>. Dort heißt es: „Wer wirklich<br />

etwas bewegen will, muss ältere Diesel,<br />

die täglich weite Strecken in der Stadt<br />

zurücklegen, aus dem Verkehr ziehen.<br />

Also Taxen, Busse, den Lieferwagen.“<br />

Moderne Dieselmotoren, die die Abgasnorm<br />

Euro 6B erfüllen, sind in allen<br />

Bereichen – also bei Feinstaub, Stickoxiden<br />

und CO2-Emission – sauberer<br />

als Benzinmotoren. Vor allem aber sind<br />

Dieselmotoren um rund 20 Prozent<br />

Grafik: Hardenberg Gruppe/ Standorte<br />

effizienter als Benziner. Wer unbeeinflusst von der aktuellen<br />

Stimmungsmache die Tatsachen überprüfe und sorgfältig<br />

nachrechne, komme aus ökologischer und ökonomischer Sicht<br />

nicht am Dieselmotor vorbei. Autohändler stellen jedoch fest,<br />

dass Privatkunden mehr und mehr Fahrzeuge mit Benzinmotor<br />

kaufen – zu groß ist die Angst, aus Innenstädten ‚ausgesperrt‘<br />

zu werden oder den Wagen nur mit großem Verlust weiterverkaufen<br />

zu können.<br />

Könnte das Problem des Schadstoffausstoßes auf einer ganz<br />

anderen Ebene gelöst werden – durch Elektrofahrzeuge? Bei<br />

Hardenberg erwartet man auf der IAA 2019 ein „Feuerwerk<br />

an erschwinglichen, alltagstauglichen Fahrzeugen mit Elektroantrieb“.<br />

Im Moment schrecken neben dem Preis – ein Auto<br />

mit Elektro- oder Hybridantrieb ist rund 10.000 Euro teurer<br />

als ein konventionelles – vor allem die fehlende Infrastruktur<br />

und die geringe Reichweite ab. „Nur 1,6 Prozent der verkauften<br />

Fahrzeuge sind Hybrid- oder Elektroautos; und bis es hier<br />

einen Gebrauchtwagenmarkt gibt, dauert es noch ein paar<br />

Jahre“, resümiert Christian Welling. Man müsse Fahrzeugherstellern,<br />

Infrastrukturanbietern und Verbrauchern Zeit lassen,<br />

den Markt aufzubauen. Immerhin hat die Netze GmbH, eine<br />

Tochter der EnBW, im vergangenen Jahr 50 Wagen vom Typ<br />

VW e-Golf gekauft, um Baustellen zu koordinieren und zu<br />

überwachen – ein wichtiges Zeichen.<br />

SPANNENDE DIENSTLEISTUNGEN FÜR DEN<br />

FUHRPARK<br />

Auch wenn der Erwerb von Elektroautos für Fuhrparkbetreiber<br />

derzeit noch die Ausnahme ist, ändern sich auch die<br />

Anforderungen an den Betrieb einer unternehmenseigenen<br />

Fahrzeugflotte. „Früher konnte eine Mitarbeiterin einen<br />

Fuhrpark mit 300 Autos problemlos managen: Kaufen oder<br />

Leasen, Reparatur und Wartung, Verkauf – das waren die<br />

Themen“, erklärt Christian Welling. Heute ist Fuhrparkmanagement<br />

mehr: Da geht es um Unfallverhütungsvorschriften,<br />

Dienstwagennutzerunterweisungen, Führerscheinkontrolle.<br />

Die Chance, etwas zu übersehen oder falsch zu machen, sei<br />

so groß, dass man‚ ständig mit einem Bein im Gefängnis stehe‘.<br />

Viele Kunden suchten nach Möglichkeiten, das Fuhrparkmanagement<br />

auszulagern – und bei Hardenberg erkannte<br />

man die Chance: Das eigene Know-how über Kauf, Leasing,<br />

Verkauf, über Wartung und Reparatur wurde durch eingekauftes<br />

Wissen ergänzt, und am 1. Juli 2016 nahm die Graf<br />

Hardenberg Fuhrparkmanagement GmbH mit Sitz in Karlsruhe<br />

ihre Arbeit auf. Der Erfolg gibt den Gründern Recht. „Wir<br />

können unseren Kunden Leistungen anbieten, die sie wirklich<br />

brauchen“, sagt Christian Welling. „Und als Mitglied des<br />

Netzwerks der Fleetcar + Service Community haben wir<br />

Foto: Dominik Schmid<br />

Links: Thomas Lämmerhirt, Vorsitzender der Graf Hardenberg-Gruppe<br />

rechts: Christian Welling, Geschäftsführer der Graf Hardenberg Betriebe<br />

in Karlsruhe, Bruchsal, Bretten und Eggenstein<br />

Ansprechpartner in ganz Deutschland vor Ort. Das macht<br />

Spaß.“ Thomas Lämmerhirt und Christian Welling schauen<br />

optimistisch in die Zukunft: „Unsere Welt ist gerade im<br />

Umbruch. Die Bedienung der Autos verändert sich enorm.<br />

In unseren Werkstätten brauchen wir mehr Elektroniker<br />

und in Zukunft vielleicht auch Instruktoren, die den Kunden<br />

Schritt für Schritt zeigen, wie man die neuen Autos bedient.“<br />

ROSWITHA MENKE www.wvs.de<br />

Graf Hardenberg ist eine der erfolgreichsten Automobilhandelsgruppen<br />

in Deutschland und vertritt die Marken<br />

Volkswagen, Volkswagen Nutzfahrzeuge, Audi, ŠKODA,<br />

SEAT, Porsche und Ford. Die Unternehmensgeschichte<br />

begann Ende der 40er Jahre mit der Gründung des<br />

Autohauses „Donau“ durch Günther Graf von Hardenberg.<br />

Nach dessen Tod wurde das Unternehmen in eine Stiftung<br />

überführt.<br />

Seit Ende der 90er Jahre ist die Hardenberg Gruppe –<br />

auch durch strategische Fusionen – stark gewachsen.<br />

Es gibt heute zwölf Standorte in Baden-Württemberg;<br />

ein neuer Standort in Rheinland-Pfalz wird 2018 eröffnet.<br />

Im Jahr 2016 hat die Gruppe 26.000 Neu- und<br />

Gebrauchtwagen verkauft.


NR 60 <strong>2017</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL 64 65<br />

04 AUS UND UM KARLSRUHE HERUM<br />

ZEITREISE WISSENSCHAFT<br />

SPARKASSE<br />

KARLSRUHE<br />

MEHRFACH<br />

AUSGE-<br />

ZEICHNET.<br />

Erstklassige Beratung attestiert!<br />

Für Qualität und Kompetenz in der Beratung gibt<br />

es eine Top-Adresse: Die Sparkasse Karlsruhe. Zu<br />

diesem Ergebnis kamen unabhängige Experten des<br />

Deutschen Instituts für Bankentests. Diese Einrichtung<br />

kümmert sich im Auftrag der renommierten<br />

Tageszeitung DIE WELT um objektive, neutrale und<br />

kompetente Ergebnisse.<br />

vielen Jahren, in denen wir die Ranglisten im City-Contest<br />

angeführt haben, für eine neue Form der Bewertung unserer<br />

Arbeit entschieden. Unser Ziel sind künftig Begutachtungen<br />

zur Zertifizierung“, so Sparkassendirektor Michael Huber.<br />

„Wir gehen davon aus, dass die Bewertung komplexer<br />

Finanzdienstleistungen durch unabhängige Institute unsere<br />

Beratungsqualität noch weitaus deutlicher bestätigen“,<br />

ergänzt Sparkassendirektor Lutz Boden.<br />

Deshalb wurde das Institut für Vermögensaufbau AG (IVA)<br />

mit der Zertifizierung der Bereiche Private Banking und<br />

Baufinanzierung beauftragt. Am Ende regnete es Sterne.<br />

Mit 5 von 5 Sternen wurde der Bereich Private Banking für<br />

das überdurchschnittlich gute Ergebnis von 1,48 belohnt. Für<br />

dieses Abschneiden gab es ein Siegel, das die „Ausgezeichnete<br />

Qualität nach dem IVA-Qualitätsindex im Private Banking“<br />

bestätigt.<br />

Die Begutachtung im Bereich Baufinanzierung ergab eine<br />

Gesamtnote von 1,63 und ebenfalls 5 von 5 Sternen. Für<br />

dieses hervorragende Ergebnis wurde der Sparkasse „Ausgezeichnete<br />

Qualität nach dem IVA-Qualitätsindex in der<br />

Baufinanzierung“ bescheinigt.<br />

24. JUNI BIS<br />

02. JULI <strong>2017</strong><br />

Rund um das Karlsruher Schloss<br />

und in der ganzen Stadt<br />

SPONSOREN:<br />

www.effekte-karlsruhe.de<br />

Die Tester bewerteten 1.500 Bankfilialen im gesamten<br />

Bundesgebiet. Darunter auch die Sparkasse Karlsruhe. Ihr<br />

bescheinigten die Experten eine überragende Kompetenz.<br />

Für die Privatkundenberatung gab es die Gesamtnote 1,15<br />

und für die Firmenkundenberatung die Gesamtnote 1,08. Mit<br />

dieser Bewertung erreichte die Sparkasse Karlsruhe regional,<br />

landesweit und bundesweit jeweils erste Plätze in den Kategorien<br />

Privat- und Firmenkundenberatung.<br />

Die Ranglisten sollen Privatpersonen und Unternehmern eine<br />

Orientierungshilfe bei der Wahl ihrer Bankverbindung geben,<br />

so DIE WELT. Für die Tests sind geschulte Profis der Bankenbranche<br />

unterwegs, die seit über 20 Jahren die Entwicklungen<br />

in der Beratung beobachten und gestalten. Firmen- und<br />

Gewerbekundenberater werden zum Beispiel von echten<br />

Unternehmern getestet.<br />

VERANSTALTER:<br />

Eigentlich verfolgte die Sparkasse Karlsruhe seit dem vergangenen<br />

Jahr eine neue Strategie. „Wir hatten uns nach


Foto: Landratsamt Karlsruhe<br />

67<br />

04 AUS UND UM KARLSRUHE HERUM<br />

Die brasilianische Delegation mit ihren deutschen Gastgebern vor einer der neuen SM!GHT-Leuchten in Eggenstein-Leopoldshafen.<br />

INNOVATIVE STRASSEN-<br />

LEUCHTEN SPENDEN WEITAUS<br />

MEHR ALS NUR LICHT<br />

<strong>Mobilität</strong> sichern. Im Landkreis Karlsruhe stehen seit kurzem vier innovative Straßenlaternen. Sie<br />

beleuchten nicht nur das Gelände einer Wohnanlage für Flüchtlinge in Eggenstein-Leopoldshafen<br />

und einen Radweg zum Karlsruher Institut für Technologie (KIT), sondern können weitaus mehr.<br />

Seit November 2016 genießen Benutzer des Geh- und Radweges<br />

entlang der Landesstraße L559 zwischen Eggenstein-<br />

Leopoldshafen und dem Campus des Karlsruher Instituts<br />

für Technologie (KIT) einen besonderen Komfort. Drei neue<br />

LED-Straßenleuchten spenden bei Dunkelheit sanftes Licht<br />

und machen damit das Gehen und Radfahren in der Dunkelheit<br />

sicherer. Die im modernen Design gestalteten Leuchten<br />

sind darüber hinaus mit einer Vielzahl weiterer Funktionen<br />

ausgestattet, unter anderem mit WLAN-Routern. Fußgänger<br />

und Radfahrer können sich bei einem Stopp schnell ins<br />

Internet einloggen, um zum Beispiel Straßenkarten oder<br />

Radrouten aufs Smartphone zu laden. Jede Leuchte verfügt<br />

daneben über einen Notrufknopf, über den man direkt mit<br />

der Notrufzentrale des Deutschen Roten Kreuzes verbunden<br />

wird, ein Blinklicht an der Spitze des Leuchtenmastes macht<br />

im Falle eines Falles von Weitem auf den Ort des Notrufs<br />

aufmerksam. Außerdem verfügen die Masten über Messtechnik,<br />

mit der sich Umweltdaten wie Luftqualität, Kohlendioxid-<br />

Gehalt oder Temperatur erfassen lassen.<br />

Die multifunktionalen Straßenleuchten tragen den Namen<br />

SM!GHT, der sich aus den Begriffen „Smart“, „City“ und<br />

„Light“ zusammensetzt. Entwickelt wurden sie am Karlsruher<br />

Innovationscampus, dem Start-up des Energiekonzerns EnBW.<br />

Die Fertigung erfolgte im nahegelegenen Graben-Neudorf<br />

und die erstmalige Aufstellung in Kooperation mit dem<br />

Landkreis Karlsruhe. Der Standort bei den neu errichteten<br />

Wohneinheiten bot sich an, weil die Räume nicht nur Flüchtlinge,<br />

sondern auch Studierende des KIT im Rahmen eines<br />

gemeinsamen Wohnprojekts nutzen könnten.<br />

„Hightech-Unternehmen sind bei uns ein bedeutender<br />

Wirtschaftsfaktor und viele von ihnen leisten einen wichtigen<br />

Beitrag zum Klimaschutz und zur Energieeffizienz“, begründet<br />

Landrat Dr. Christoph Schnaudigel, warum die Wahl auf das<br />

neuartige Produkt gefallen ist. Überzeugend sei die multifunktionale<br />

Ausstattung der Leuchten, die insbesondere einen<br />

leistungsfähigen Zugang zum Internet ermöglichen, auch an<br />

Orten, bei denen das bislang nicht möglich war. Dies sei ein<br />

wichtiger Beitrag zu einer noch besseren <strong>Mobilität</strong>.<br />

Gemeinsam mit der Gemeinde Eggenstein-Leopoldshafen hat<br />

die Kreisverwaltung die multifunktionalen SM!GHT-Leuchten<br />

nach den spezifischen Bedürfnissen vor Ort konfiguriert, was<br />

sich aufgrund des Baukastenprinzips einfach gestaltet. Die auf<br />

dem Gelände der Wohnunterkunft positionierte Leuchte ist<br />

am umfangreichsten ausgestattet: Neben dem eingebauten<br />

WLAN-Router, mittels dem sich die 100 Bewohner der<br />

Unterkunft schon heute kostenlos ins Internet einloggen<br />

können, wurde diese Leuchte zusätzlich mit Ladetechnik für<br />

Elektrofahrzeuge ausgerüstet. Dahinter stand die Überlegung,<br />

dass derjenige, der am renommierten KIT studiert, technischen<br />

Dingen zugewandt ist und die Vorzüge des elektrischen Fahrens<br />

im öffentlichen Bewusstsein voranbringen kann. An zwei<br />

Steckdosen lassen sich sowohl E-Autos als auch Pedelecs<br />

aufladen. Das Laden soll kostenlos sein, eine automatische<br />

Abrechnung wäre aber genauso möglich, da sich alle Daten<br />

per Funk an einen Zentralrechner übertragen lassen.<br />

Die SM!GHT-Technologie spielt aber nicht nur im Hinblick<br />

auf Energieeffizienz und emmissionsarme <strong>Mobilität</strong> vor Ort<br />

eine Rolle, sondern auch auf internationaler Ebene innerhalb<br />

des bundesweiten Klimaschutzprogramms „50 Kommunale<br />

Klimapartnerschaften“. In dessen Rahmen engagieren sich der<br />

Landkreis Karlsruhe und die Stadt Brusque im brasilianischen<br />

Bundesstaat Santa Catharina gemeinsam für die Schonung der<br />

Ressourcen und den Schutz der Umwelt. Als eines von mehreren<br />

Projekten ist SM!GHT am Start; geplant ist, die Straßenbeleuchtung<br />

der befreundeten Stadt mit der intelligenten<br />

Technologie und sparsamen LED-Modulen auszustatten.<br />

Dabei kommt der Messtechnik eine besondere Bedeutung<br />

zu: Mit ihr lässt sich zum Beispiel feststellen, wie hoch die<br />

Belastung mit Feinstaub, Stickoxiden oder Ozon ist. Ein im<br />

Mast eingebauter Sensor kann außerdem registrieren, wie oft<br />

Fahrzeuge und Fußgänger die Stelle passieren. Diese Daten<br />

geben wertvolle Hinweise für die Stadtplanung. Welche<br />

Schlüsse man daraus ziehen kann – das wollen Wissenschaftler<br />

der Hochschule Karlsruhe und der brasilianischen Universität<br />

UNIFEBE in einem wissenschaftlichen Projekt erforschen.<br />

Die Ergebnisse könnten helfen, den Verkehr besser zu lenken<br />

und in der Innenstadt zum Beispiel schnell freie Parkplätze zu<br />

finden und dadurch Staus und Luftbelastungen zu minimieren.<br />

Längst ist SM!GHT nicht nur in Deutschland im Einsatz. In<br />

den vergangenen Monaten hatten sich auch Gemeinden in<br />

Norwegen, Tschechien und in der Schweiz dafür entschieden.<br />

Und schon seit knapp einem Jahr setzt die westaustralische<br />

Stadt Caloundra auf die Technik aus Karlsruhe.<br />

LANDRATSAMT KARLSRUHE www.landkreis-karlsruhe.de<br />

BUNDESPROJEKT „50 KOMMUNALE<br />

KLIMAPARTNERSCHAFTEN“<br />

Das Projekt initiiert bzw. stärkt die fachliche Zusammenarbeit<br />

deutscher Städte mit Kommunen im globalen Süden in<br />

den Bereichen Klimaschutz und Klimaanpassung. Die Themen<br />

sollen dabei systematisch in die bestehende kommunale<br />

Partnerschaftsarbeit integriert werden. Dazu erarbeiten die<br />

kommunalen Partnerschaften konkrete und gemeinsame<br />

Handlungsprogramme mit Zielen, Maßnahmen und zugewiesenen<br />

Ressourcen für Klimaschutz und Klimaanpassung.<br />

Das Projekt wird von der Servicestelle Kommunen in der<br />

Einen Welt (SKEW) der Engagement Global in Kooperation<br />

mit der Landesarbeitsgemeinschaft Agenda 21 NRW (LAG<br />

21 NRW) seit 2011 durchgeführt. Der Deutsche Städtetag,<br />

der Deutsche Städte- und Gemeindebund sowie der Deutsche<br />

Landkreistag unterstützen das Projekt. Auftraggeber ist<br />

das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit<br />

und Entwicklung (BMZ). Der Abschlussworkshop, in dem<br />

die 50 Partner ihre Handlungsprogramme vorgestellt und<br />

weitere Schritte zur Zusammenarbeit festgelegt hatten, fand<br />

vom 21. bis 23. November 2016 in Karlsruhe statt. Zu den<br />

50 Partnern gehören auch der Landkreis Karlsruhe und die<br />

brasilianische Stadt Brusque.


NR 60 <strong>2017</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL 68 69<br />

START ME UP!<br />

SURVIVAL GUIDE IM<br />

GEBRAUCHTWAGENDSCHUNGEL<br />

VIRTUELLES<br />

PRODUKTIONSLABOR<br />

PelopsCar bietet einen einzigartigen Service an: Das Unternehmen<br />

berät Gebrauchtwagenkäufer, nicht Verkäufer.<br />

Interessenten können einen Gebrauchten vor Ort mit einem<br />

Experten von PelopsCar Probe fahren und bekommen im<br />

Fall eines Kaufes Gewährleistung und sogar eine 12-monatige<br />

Garantie vom Karlsruher Unternehmen. Dr. Uwe Schwellbach,<br />

Geschäftsführer und Gründer von PelopsCar: „Wir wollen den<br />

Käufern dienen, die sich wenig mit Autos und Gebrauchtwagen<br />

auskennen. Der Markt ist voller Fallstricke und unseriöser<br />

Anbieter. Schätzungen besagen, dass rund ein Drittel aller<br />

Tachostände gefälscht sind. Unfallschäden werden oft<br />

verschwiegen. Ein Laie kann dies aber leider nicht oder nur<br />

ansatzweise beurteilen.“<br />

PelopsCar ist vollkommen unabhängig und arbeitet mit<br />

Kfz-Experten zusammen, die als „Anwalt des Kunden“ den<br />

potenziellen Käufer vor Ort begleiten und einen umfangreichen<br />

Zustandsbericht erstellen, der auf einer ausgefeilten<br />

Checkliste beruht. Hierbei kommen Standardkriterien zum<br />

Tragen, es werden aber auch modell- und baujahrspezifische<br />

Schwachstellen geprüft. Die Daten beruhen auf einer umfangreichen<br />

Datenbank und werden durch die Kfz-Experten<br />

per App via Smartphone oder Tablet abgerufen. Der Kunde<br />

kann sich nach der Probefahrt entscheiden, ob er das Fahrzeug<br />

erwerben will und wenn ja, ob er eine Gewährleistung<br />

wie bei einem Händler (plus 12-monatige Garantie) wünscht<br />

oder nicht.<br />

www.pelopscar.de<br />

START ME UP!<br />

KNIGHT RIDERS ERBEN<br />

Das Start-up PACE Telematics hat mit dem PACE Link, der<br />

PACE App und der PACE Cloud ein System entwickelt, das<br />

Autos auf einfache Art und Weise zu Smartcars macht. Mit<br />

dieser innovativen Idee sicherte sich das junge Unternehmen<br />

mit Sitz in Karlsruhe beim diesjährigen CyberChampions<br />

Award den ersten Platz als Newcomer. Das Prinzip: Ein<br />

kleiner Adapter wird einfach in die Diagnoseschnittstelle des<br />

Autos gesteckt und macht sowohl alte als auch neue Autos<br />

zu Smartcars. Der PACE Link Adapter verbindet das Auto<br />

ganz einfach via Bluetooth mit dem Smartphone. Auf diese<br />

Weise bietet PACE dem Autofahrer 9 innovative Funktionen,<br />

die ihn im Alltag unterstützen und das Autofahren sicherer,<br />

günstiger und stressfreier machen. PACE holt beispielweise<br />

bei Unfällen automatisch Hilfe, führt ein finanzamtkonformes<br />

Fahrtenbuch, findet die günstigste nächstgelegene Tankstelle<br />

und analysiert Fehler im Auto, wenn wieder einmal eine<br />

Kontrollleuchte brennt.<br />

www.pace.car<br />

Die skalierbare Soft- und Hardwarelösung<br />

Cross Connected Holodeck des<br />

Karlsruher Start-ups Rüdenauer 3D<br />

Technology besteht aus Sensorkameras,<br />

Datenbrillen, Datenhandschuhen und<br />

Datenmanagement. Das System, mit<br />

dem im virtuellen Raum Produktionsund<br />

Fertigungsschritte geplant und<br />

durchgeführt werden können, ist je<br />

nach Kundenanforderung im gesamten<br />

Produktlebenszyklus von Entwicklern,<br />

Planern, Monteuren, Verkäufern, After<br />

Sales-Spezialisten und vielen mehr sowohl<br />

standort- als auch unternehmensübergreifend<br />

einsetzbar, besonders bei<br />

Maschinen- und Anlagenbauern sowie<br />

bei Automobilherstellern und -zulieferern.<br />

Dabei werden auf patentierte Weise<br />

reale 3D CAD-Daten von Produkten,<br />

Fertigungslinien oder manuellen Handarbeitsplätzen<br />

in das System gespielt<br />

und virtuell zusammengefügt. Der entscheidende<br />

Vorteil: Der Faktor Mensch<br />

wird im digitalen Planungsprozess direkt<br />

berücksichtigt, die Mitarbeiter montieren<br />

virtuell, begutachten Anlagen und<br />

Prozesse oder nehmen Produkte und<br />

Maschinen ab. Das spart Aufwand,<br />

Zeit und Kosten. Auch die direkte<br />

Zusammenarbeit von Menschen, die<br />

sich an unterschiedlichen Orten der<br />

Welt befinden, ist im virtuellen Raum<br />

möglich.<br />

KARLSRUHER<br />

KLEINSTCOMPUTER<br />

Das Start-up emmtrix Technologies<br />

ist ein aus dem KIT hervorgegangenes<br />

Spin-off-Unternehmen, das die Softwareentwicklung<br />

für eingebettete Systeme<br />

im <strong>Mobilität</strong>sbereich revolutioniert.<br />

Eingebettete Systeme sind kleine<br />

Spezialcomputer, die beispielsweise im<br />

Auto innovative Fahrerassistenzsysteme<br />

vom automatisierten Einparken bis hin<br />

zum vollautonomen Fahren realisieren.<br />

In heutigen Mittelklassefahrzeugen sind<br />

zwischen 100 und 120 eingebettete<br />

Systeme verbaut und es werden von<br />

Serie zu Serie mehr. Experten sagen<br />

voraus, dass Autos in Zukunft nicht mehr<br />

aufgrund ihres Motors, sondern aufgrund<br />

ihrer Systeme und Funktionen<br />

gekauft werden. Die Softwaresysteme<br />

von emmtrix können Autohersteller in<br />

dieser Richtung voranbringen.<br />

www.emmtrix.com<br />

www.xc-holodeck.com<br />

TEXT VON PETER TREVISAN www.wvs.de<br />

ILLUSTRATION VON PAULINE GERBERSHAGEN, LISA WALTER


NR 60 <strong>2017</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL 70 71<br />

04 AUS UND UM KARLSRUHE HERUM<br />

IT-TRANS<br />

„Es ist sinnlos zu sagen:<br />

Wir tun unser Bestes.<br />

Es muss gelingen, das zu tun,<br />

was erforderlich ist.“<br />

Winston Churchill<br />

britischer Staatsmann<br />

Douglasstraße 11–15 · 76133 Karlsruhe<br />

Tel.: +49 721 91250-0 · karlsruhe@caemmerer-lenz.de<br />

Brand desiGn eVent<br />

Products are made<br />

in the Factory.<br />

www.caemmerer-lenz.de<br />

But Brands are created<br />

in the mind. Walter landor<br />

Intelligente Lösungen für den öffentlichen<br />

Personenverkehr in der Messe Karlsruhe.<br />

Die fortschreitende Urbanisierung stellt neue Anforderungen<br />

an die <strong>Mobilität</strong> der Zukunft. Statt einzelner Verkehrsträger<br />

steht dabei immer mehr multimodale Vielfalt im Blickpunkt:<br />

Die Kombination verschiedener Verkehrsmittel zu einer<br />

möglichst nahtlosen Reisekette, die den Reisenden schnell<br />

und bequem von A nach B bringt. Digitale Services machen<br />

solche Angebote im öffentlichen Personenverkehr möglich.<br />

Den Reisenden stehen bereits an vielen Orten der Welt<br />

Echtzeitinformationen zur Verfügung: zu Verbindungen,<br />

zu Anschlusszeiten sowie zunehmend auch zu verfügbaren<br />

Verkehrsarten, die ergänzend genutzt werden können – etwa<br />

Car-Sharing, City Bikes, Fußgängerverbindungen oder mittelfristig<br />

auch autonome Fahrzeuge. Alle Leistungen kann der<br />

Fahrgast digital, häufig auf dem gleichen <strong>Mobilität</strong>sportal,<br />

bezahlen und bekommt dabei den für ihn kostengünstigsten<br />

Tarif. Digitale Services betreffen somit den gesamten Reiseverlauf<br />

von der Ticketbuchung, über das Eintreffen an einem<br />

Bahnhof, den Aufenthalt dort, das Reiseerlebnis im gewählten<br />

Verkehrsmittel bis zur Ankunft am Ziel.<br />

Die Messe Karlsruhe ist seit Jahren Schauplatz der wichtigsten<br />

internationalen Plattform für digitale <strong>Mobilität</strong> im öffentlichen<br />

Personenverkehr. Aussteller und Experten aus aller Welt<br />

präsentieren auf der IT-TRANS in Fachmesse und internationaler<br />

Konferenz intelligente Lösungen für den öffentlichen<br />

Personenverkehr. Die IT-TRANS wird vom 6. bis 8. März 2018<br />

bereits zum sechsten Mal in der Messe Karlsruhe stattfinden.<br />

Ausrichter sind die Karlsruher Messe- und Kongress-GmbH<br />

(KMK) und der Internationale Verband für öffentliches<br />

Verkehrswesen (UITP). Bei der vergangenen IT-TRANS<br />

(1. bis 3. März 2016) trafen sich rund 5.000 Vordenker in<br />

Sachen öffentlicher <strong>Mobilität</strong> in Karlsruhe. 210 Aussteller<br />

aus 34 Ländern präsentierten digitale Lösungen für den<br />

Personenverkehr von morgen. Für die sechste Ausgabe sind<br />

die Ziele noch höher gesteckt: Die Veranstalter rechnen mit<br />

etwa 6.000 Besuchern und 250 Ausstellern. Das vorläufige<br />

Konferenzprogramm wird Mitte Mai im Rahmen des Global<br />

Public Transport Summit der UITP im kanadischen Montreal<br />

vorgestellt. Zu den Schwerpunkten wird das Thema autonomes<br />

Fahren im öffentlichen Personenverkehr zählen.<br />

Foto: KMK / Jürgen Rösner<br />

IT-TRANS BIETET FORUM FÜR KOMPETENZEN<br />

DER TECHNOLOGIEREGION KARLSRUHE<br />

Stark eingebunden in die IT-TRANS 2018 sind auch Akteure<br />

aus Forschung und Industrie der TechnologieRegion Karlsruhe<br />

(TRK). Durch die Verknüpfung mit der Stärke in IT, einer<br />

großen Wissenschafts- und Forschungslandschaft sowie<br />

namhaften Unternehmen der Verkehrstechnikbranche verfügt<br />

die gesamte TRK über herausragende Kompetenzen im<br />

Bereich <strong>Mobilität</strong>. Aktuelle Beispiele für <strong>Mobilität</strong>svorhaben<br />

in der TechnologieRegion sind etwa das im November 2016<br />

gestartete Testfeld für autonomes Fahren mit dem Karlsruher<br />

Verkehrsverbund (KVV) als Betreiber und das Projekt<br />

„Profilregion <strong>Mobilität</strong>ssysteme Karlsruhe“ ein Zusammenschluss<br />

des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT), der in<br />

Karlsruhe ansässigen Fraunhofer Institute und der Hochschule<br />

Karlsruhe – Technik und Wirtschaft. Die IT-TRANS<br />

schafft somit ein Forum für die Kompetenzen der TechnologieRegion<br />

Karlsruhe im Bereich <strong>Mobilität</strong> und macht sie weit<br />

über Karlsruher hinaus sichtbar. Auch der Nachwuchs wird<br />

aktiv gefördert. Die Fachmesse bietet einen eigenen Bereich<br />

für Startups; zudem können sich junge innovative Unternehmen<br />

aus Deutschland um eine vom Bundesministerium für Wirtschaft<br />

und Energie geförderte Teilnahme als Aussteller der<br />

IT-TRANS bewerben.<br />

KARLSRUHER MESSE- UND KONGRESS-GMBH www.it-trans.de<br />

Pforzheimer Str. 134 | 76275 Ettlingen | Fon 07243-711000 | info@wvs.de<br />

www.wvs.de | www.facebook.com/werbeagenturvonschickh


NR 60 <strong>2017</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL 72 73<br />

04 AUS UND UM KARLSRUHE HERUM<br />

HANDWERK<br />

UND<br />

ELEKTRO-<br />

MOBILITÄT<br />

Handwerker von heute stehen beim Kauf eines<br />

neuen Fahrzeugs nicht mehr nur vor der Frage,<br />

welches Modell es werden soll. Viel entscheidender<br />

ist die Art des Motors, denn neben herkömmlichen<br />

Verbrennern wächst die Zahl elektrisch<br />

betriebener Fahrzeuge auch im professionellen<br />

Bereich.<br />

Blicken wir mehr als 20 Jahre zurück: Damals, als die Handwerkskammer<br />

die „Initiative e-mobiles Handwerk“ startete,<br />

waren die Voraussetzungen für den neuen Trend hoffnungsvoll.<br />

J5-Electrique, Combo+, C25, 180E, 308E, alles verheißungsvolle<br />

Modellbezeichnungen für Nutzfahrzeuge der Marken<br />

Peugeot, Opel, Renault, Mercedes-Benz, die die wichtigen<br />

<strong>Mobilität</strong>sanforderungen des Handwerks zu erfüllen schienen.<br />

Der Combo+ von Opel bot durch seine bidirektionale Ladeund<br />

Entladefunktion sogar einen doppelten Mehrwert auf<br />

der Baustelle - Bohrhammer oder Kabeltrommel konnten<br />

direkt ans Fahrzeug angeschlossen und gespeist werden. Die<br />

Begeisterung nahm weiter Fahrt auf, als die Bildungsakademie<br />

der Handwerkskammer Karlsruhe 1997 allen Interessierten<br />

die Möglichkeit bot, den Mercedes-Benz Vito 108E mit einer<br />

Reichweite bis zu 150 km und einer Höchstgeschwindigkeit von<br />

120 km/h Probe zu fahren. Parallel dazu stellte der Zweisitzer<br />

Horlacher aus der Schweiz mit 547 km einen neuen Distanzrekord<br />

auf.<br />

Inzwischen sind 20 Jahre vergangen und die elektrischen<br />

Nutzfahrzeuge immer noch nicht großflächig im Handwerk<br />

angekommen. Einzig die Handwerkskammer betreibt elektrische<br />

Zweisitzer. Fast 8 Jahre waren die Außendienst-Mitarbeiter<br />

(Unternehmensberatung und Ausbildungsberatung) mit<br />

E-Smarts im ganzen Kammerbezirk und sogar bis Stuttgart<br />

Foto: Yannick Brossard<br />

unterwegs, und das absolut zuverlässig, wenn auch in der<br />

Reichweite begrenzt. Speziell bei Minusgraden im Winter war<br />

nach 80 km Schluss, bedingt durch den Luxus der Sitzheizung<br />

und Warmluft. Doch das war nie ein Problem, denn dank<br />

des vorzüglich ausgebauten Ladepunktenetzes konnte die<br />

Reichweitengrenze mühelos durchbrochen werden. Allein<br />

im Handwerkskammerbezirk Karlsruhe stehen theoretisch<br />

mindestens 19.000 Ladepunkte zur Verfügung, sofern das<br />

Elektrofahrzeug den Steckertyp E oder F besitzt und alle<br />

Mitgliedsbetriebe ihre gängige Schuko-Steckdose zum Laden<br />

anbieten.<br />

Diese Ladepunkte könnten auch für Pedelecs dienen –<br />

elektrisch betriebene Lastenfahrräder – die z. B. von kundendienstorientierten<br />

Handwerkern wie Installateuren oder<br />

dienstleistungsorientierten Handwerkern der innerstädtischen<br />

Versorgung wie Bäckern, Konditoren und Fleischern sinnvoll<br />

eingesetzt werden können. Ein Bereich, der erhebliches Entwicklungspotential<br />

birgt und im Zweiradmechanikerhandwerk<br />

bereits jetzt zu einem Struktur- und Marktwandel geführt hat.<br />

Wer als Hersteller von Nutzfahrzeugen heute noch auf verbrennerbasierte<br />

Antriebstechnik setzt, wird sich langfristig am<br />

Markt nicht behaupten können, wenn ganze Kundenstammgruppen<br />

die <strong>Mobilität</strong>sform wechseln. Die Schweizer Post<br />

beispielsweise hat zum Jahresbeginn den letzten Benzinroller<br />

ausgemustert.<br />

Wenn Hersteller und Organisationen nicht den ersten Schritt<br />

machen, so müssen es die Handwerker eben selbst tun.<br />

So wie Bäcker Schueren (www.ladepark-kreuz-hilden.de),<br />

der gleichgesinnte Handwerker für eine besondere Art der<br />

Selbsthilfegruppe suchte und innerhalb der ersten 4 Wochen<br />

dieses Jahres weit mehr als 100 Unternehmer fand, die wie er<br />

auf elektrische Nutzfahrzeuge setzen möchten und deshalb<br />

gemeinsam mit ihm eine Ausschreibung für einen Sprinter mit<br />

150 km Reichweite an bekannte Fahrzeughersteller sendeten.<br />

Vielleicht ist es der Wunsch nach gesünderer Luft wie in China,<br />

wo bereits heute mehr als eine halbe Million Elektrofahrzeuge<br />

durch die smoggefüllten Megacities rollen. Vielleicht ist es das<br />

Streben nach mehr Nachhaltigkeit im Berufsleben. Vielleicht<br />

auch einfach der Spaß am elektrischen Fahren. Egal was der<br />

Grund ist, die E-Welle rollt an und nimmt immer mehr Fahrt<br />

auf.<br />

HWK KARLSRUHE www.hwk-karlsruhe.de


NR 60 <strong>2017</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL 74 75<br />

04 AUS UND UM KARLSRUHE HERUM<br />

WIR LIEBEN<br />

HERAUSFORDERUNGEN.<br />

GRÖSSE IST RELATIV. WIR SIND DIE WIRTSCHAFTS-<br />

EXPERTEN FÜR IHREN FUHRPARK.<br />

Foto: KMK / Jürgen Rösner<br />

NUFAM<br />

NUTZFAHR-<br />

ZEUGMESSE<br />

KARLSRUHE<br />

Nutzfahrzeuge als mobile Basis der deutschen<br />

Wirtschaft. Das volle Regal im Supermarkt, die<br />

Expresslieferung der Online-Bestellung, der<br />

24-Stunden-Service der Tankstelle – das alles<br />

scheint so selbstverständlich, setzt aber eine<br />

funktionierende Infrastruktur, effiziente Logistik<br />

und geschultes Personal voraus. Nutzfahrzeuge –<br />

Lkw wie auch leichte Transporter – und ihre<br />

Fahrer leisten hier einen wichtigen Beitrag zum<br />

ungebremsten Warenfluss.<br />

Über 70 Prozent des Güterverkehrs rollt über die Straße, laut<br />

Prognose mit steigender Tendenz. Um effiziente, rentable und<br />

klimaschonende Transporte sicher zu stellen, optimiert die<br />

Nutzfahrzeugbranche ihre Fahrzeuge sowie die zugehörige<br />

Technik stetig. So sorgt der Lang-Lkw mit einem größeren<br />

Ladevolumen für einen energie- und damit ressourcenschonenderen<br />

Gütertransport, der zudem die Straßen weniger<br />

belastet. Innovative Assistenzsysteme unterstützen den<br />

Berufskraftfahrer und tragen zur Verhinderung von Unfällen<br />

bei. Telematik-Systeme helfen dabei, Lieferwege zu optimieren,<br />

Leerfahrten zu reduzieren und so Zeit und Geld einzusparen.<br />

Laut der KEP-Studie 2016 verzeichnete der Kurier-Express-<br />

Paket-Markt für das vergangene Jahr 2,95 Milliarden<br />

Sendungen in Deutschland, was einer Steigerung um 5,9<br />

Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Die Tendenz<br />

bleibt weiterhin steigend, denn schnelle, günstige Lieferungen<br />

direkt ins Haus liegen im Trend. 58 Prozent der Versände geht<br />

an Privatpersonen. Nicht nur die Lieferdienste stellt das vor<br />

Herausforderungen, sondern auch gerade Ballungszentren,<br />

die mit Themen wie hohem Verkehrsaufkommen, Lärm und<br />

Luftbelastung zu kämpfen haben. E-Nutzfahrzeuge erhalten<br />

langsam, aber sicher Einzug in die Städte. „Die letzte Meile“<br />

bis zum Kunden ist zu einem viel diskutierten Thema geworden.<br />

E-Transporter mit Drohnen, die das Paket auf den letzten<br />

Metern zum Kunden bringen, werden bereits entwickelt.<br />

Die NUFAM-Nutzfahrzeugmesse Karlsruhe befasst sich vom<br />

28. September bis 1. Oktober <strong>2017</strong> mit diesen und weiteren<br />

aktuellen Themen der Transportbranche. In der fünften<br />

Runde setzt sie ihren Erfolg ungebrochen fort, erwartet 350<br />

Aussteller und öffnet zum ersten Mal die vierte Messehalle.<br />

Zu sehen sind die neuen Lkw- und Transporter-Modelle,<br />

Aufbauten und Anhänger, Fahrzeugeinrichtungen, Reifen,<br />

Krane, Werkstattausrüstung sowie Teile und Zubehör. Der<br />

Demo-Park im Freigelände zeigt die neueste Fahrzeugtechnik<br />

live im Einsatz.<br />

KARLSRUHER MESSE- UND KONGRESS-GMBH www.nufam.de<br />

Wir übernehmen alle administrativen Tätigkeiten im Rahmen des Fuhrparkmanagements.<br />

Ohne Vertragsbindung! Lassen Sie sich beraten. Individuell, persönlich und vor Ort.<br />

www.grafhardenberg.de/fuhrparkmanagement<br />

WIR GEBEN IHNEN<br />

DAS PASSENDE OUTFIT<br />

LASSEN SIE SICH VON UNS FÜR MOBILITÄT<br />

BEGEISTERN. MIT UNSERER LEIDENSCHAFT<br />

FÜHREN WIR SIE ZU IHRER GANZ<br />

PERSÖNLICHEN LÖSUNG.<br />

BEGEISTERT FÜR MOBILITÄT.<br />

Gottesauer Str. 6, 76131 Karlsruhe,<br />

Tel.: 0721 989 730 0, www.grafhardenberg.de<br />

Mitglied der<br />

www.grafhardenberg.de<br />

Gottesauer Str. 6, 76131 Karlsruhe, Tel.: 0721 38400<br />

www.grafhardenberg.de


NR 60 <strong>2017</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL 76 77<br />

04 AUS UND UM KARLSRUHE HERUM<br />

EIN FRISCHER<br />

BLICK AUF DIE<br />

FÄCHERSTADT<br />

Hand aufs Herz: Wann waren Sie zum letzten Mal<br />

im Karlsruher Zoo? Oder im ZKM? Oder auf dem<br />

Durlacher Turmberg? Viele Einheimische schenken<br />

den schönen Ecken Karlsruhes zu selten Beachtung.<br />

Dabei lohnt es sich, die eigene Stadt immer wieder<br />

neu zu entdecken.<br />

Dafür reicht oft ein Wechsel der Blickrichtung: Dass unsere<br />

Fächerstadt eine Menge zu bieten hat, ist nichts Neues. Doch<br />

die eigene Stadt mal aus einer ungewohnten Perspektive zu<br />

betrachten, führt häufig zu völlig neuen An- und Einsichten.<br />

So wird Ihr Karlsruhe-Tag zum Erlebnis:<br />

BLICKRICHTUNG: VON OBEN<br />

Seit einem Jahr ist er nun auf Karlsruhes Straßen unterwegs:<br />

der Doppeldecker-Bus. Rot wie der Sonnenbrand auf dem<br />

Kopf haupthaarloser Touristen, die im Sommer sein Obergeschoss<br />

bevölkern. Was man als Reisender bisher nur aus<br />

europäischen Metropolen kannte, erfreut seit geraumer Zeit<br />

auch die Besucher kleinerer Städte. Ein Reiseveranstalter aus<br />

Nordrhein-Westfalen, der auch Busse in Stuttgart, Dortmund,<br />

Köln und Hannover auf die Straße schickt, macht es<br />

möglich. Nach dem Hop on/Hop off-Prinzip kann man nach<br />

Herzenslust ein- und aussteigen und die schönsten Ecken<br />

Karlsruhes nach eigenem Zeitplan erkunden. Auf einer Strecke<br />

von insgesamt 34 Kilometern fährt der Bus insgesamt zehn<br />

Haltestellen an: Hauptbahnhof, ZKM/Städtische Galerie,<br />

Kongresszentrum, Badisches Staatstheater, Europaplatz,<br />

Schlossbezirk, Kreativpark Ost/Schloss Gottesaue, Talstation<br />

Turmberg, Aussichtsplattform Turmberg und Karlsburg/Altstadt<br />

Durlach. Für Menschen mit eingeschränkter <strong>Mobilität</strong><br />

stehen eine Einstiegs-Rampe und Rollstuhlstellplätze zur<br />

Verfügung. Ein Audioguide in acht verschiedenen Sprachen –<br />

darunter auch Badisch – rundet das Angebot ab.<br />

In den Wintermonaten fährt der rote Doppeldecker mit<br />

abgespecktem Fahrplan, eine Fahrt lohnt sich aber ganzjährig,<br />

für Touristen und Einheimische.<br />

BLICKRICHTUNG: AUS DER MITTE<br />

Eine Rundfahrt im Herzen der Stadt, ohne Einschränkung<br />

durch Straßen- und Verkehrsführung – das bietet eine Segways<br />

Tour. Mittlerweile wundert sich niemand mehr über die eigenartigen<br />

zweirädrigen Fahrzeuge, die wie durch Zauberhand<br />

in Balance bleiben. Sie gehören längst zum Straßenbild der<br />

Region. Die Funktionsweise ist so einfach wie genial und<br />

entspricht dem aufrechten Gang: Durch Verlagerung des<br />

Körperschwerpunktes nach vorne und hinten beschleunigt<br />

und bremst man den Segway, durch ein Schwenken der Lenkstange<br />

ändert man die Fahrtrichtung. Dabei sorgen Sensoren<br />

des Trendfahrzeugs dafür, dass der Fahrer stets im Gleichgewicht<br />

bleibt. Die Bedienung des Segway ist in wenigen<br />

Minuten zu erlernen und für jede Altersgruppe geeignet.<br />

Ähnlich ist es bei einem der neuesten Trends im Bereich<br />

Mit dem Doppeldecker-Bus durch Karlsruhe.<br />

der urbanen Elektromobilität. Optisch an einen Tretroller<br />

erinnernd, funktioniert der von einem deutschen Hersteller<br />

entwickelte Scrooser durch einen Impulsantrieb, der die<br />

eingesetzte Anstoßkraft des Fahrers erkennt und verstärkt.<br />

Der Scrooser kann im Stehen und Sitzen gefahren werden<br />

und hat eine Reichweite von ca. 50 Kilometern. Angeboten<br />

werden drei verschiedene Varianten mit den Höchstgeschwindigkeiten<br />

6, 20 und 25 km/h, wobei man für letztere<br />

Führerschein und Helm benötigt.<br />

Die Firma CitySeg bietet kleine und große Segway- und<br />

Scroosertouren in und um Karlsruhe an, von der klassischen<br />

Fächerstadtrundfahrt bis zur Rastatter Tour der Schlösser.<br />

Auch Sonderfahrten, z. B. durch den Baden-Airpark, gehören<br />

zum Programm.<br />

BLICKRICHTUNG: HYBRID<br />

Mit Hilfe eines Smartphones und dem Augmented Reality-<br />

Prinzip lassen sich die Grenzen zwischen digitaler und realer<br />

Welt verwischen und die eigenen Perspektiven auf die<br />

Heimatstadt erweitern:<br />

Die preisgekrönte App „Stadtgeist Karlsruhe“ ist eine interaktive<br />

Möglichkeit, sich von seinem Smartphone durch die<br />

Stadt führen zu lassen und dabei interessante historische<br />

Einblicke zu bekommen. Hat man sich von der App zu einer<br />

von zahlreichen so genannten Stadtmarken führen lassen,<br />

kann man die Handykamera mit Hilfe von Pfeilen auf dem<br />

Display auf ein Bauwerk oder einen Platz richten und sieht<br />

auf dem Bildschirm, wie es vor Jahren oder Jahrzehnten an<br />

selber Stelle aussah. So werden Sehenswürdigkeiten wie das<br />

Karlsruher Schloss, aber auch Orte der Zeitgeschichte wie<br />

das Buback-Denkmal zu lebendigen Schauplätzen, die mit<br />

informativen Bildern und Videos untermalt werden.<br />

Die vom ZKM entwickelte App „Karlsruhe Maptory“ ist an<br />

historische Persönlichkeiten mit Verbindung zur Fächerstadt<br />

geknüpft und verortet diese und ihre Lebens- und Wirkungsstätten<br />

auf einer virtuellen Karte. Befindet man sich in der<br />

Realität an einem dieser Orte, kann man Informationen und<br />

szenische Beiträge abrufen.<br />

Egal wie man Karlsruhe neu für sich entdeckt, ein frischer<br />

Blickwinkel ist garantiert und wird selbst so manchen Ur-<br />

Fächerstädter staunen lassen. Einfach ausprobieren!<br />

PETER TREVISAN www.wvs.de<br />

www.karlsruhe-tourismus.de<br />

www.city-seg.de<br />

www.paddelfritz.de<br />

www.stadtgeist-karlsruhe.de<br />

www.maptory.zkm.de<br />

Foto: KTG Karlsruhe Tourismus GmbH


design: goetzinger + komplizen, ettlingen<br />

NR 60 <strong>2017</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL 78 79<br />

04 AUS UND UM KARLSRUHE HERUM<br />

MOBILITÄTSPIONIERE IM<br />

STADTMUSEUM – ERFINDER,<br />

MACHER UND VISIONÄRE<br />

AUS KARLSRUHE<br />

IdeenRaum (((<br />

Kann das ein Zufall sein? Zwei der bedeutendsten Erfinder des 19. Jahrhunderts sind Karlsruher: Freiherr<br />

Karl von Drais und Carl Benz. Beide sind in Karlsruhe geboren und haben die Welt auf Räder gestellt.<br />

Foto: ONUK<br />

Drais, der Zweiraderfinder, ist hier noch aufs Gymnasium<br />

gegangen. Seine epochale Erfindung machte er aber erst<br />

in Mannheim. Im Juni 1817 stellte er dort die Laufmaschine<br />

vor, den Prototyp unseres heutigen Fahrrads. Die Karlsruher<br />

konnten dieses legendäre Zweirad bald darauf anlässlich einer<br />

Fernfahrt von Karlsruhe nach Kehl bestaunen. Auch Carl<br />

Benz machte seine eigentliche Erfindung erst in Mannheim,<br />

die Grundlagen dafür bekam er aber in Karlsruhe. In Mühlburg,<br />

damals noch selbstständige Stadt, geboren, besuchte Benz in<br />

Karlsruhe das Gymnasium und anschließend die Polytechnische<br />

Schule, an der er Maschinenbau studierte.<br />

Nachbau des Benz-Patent-Motorwagens von<br />

1886 mit Medienstation im Stadtmuseum<br />

Diese Ausbildung hat sicher, ebenso wie seine erste Arbeitsstelle<br />

bei der Maschinenbaugesellschaft Karlsruhe, wesentlich<br />

zur Erfindung des Automobils beigetragen. Und die erste<br />

Fernfahrt mit dem Automobil, die Bertha Benz 1888 mit<br />

ihren beiden Söhnen von Mannheim nach Pforzheim unternahm,<br />

führte auch durch den heutigen Karlsruher Stadtteil<br />

Grötzingen. 1898 gründete Ernst Schoemperlen in Karlsruhe<br />

das vermutlich erste Autohaus der Welt, natürlich ein Benz-<br />

Autohaus.<br />

Aber auch andere technische Visionäre haben zum Ruf von<br />

Karlsruhe als Erfinder- und Entdeckerstadt beigetragen,<br />

etwa Heinrich Hertz, der hier 1886 die elektromagnetischen<br />

Wellen entdeckte, auf denen die moderne Kommunikation<br />

beruht. Emil Keßler eröffnete 1836 die erste Maschinenfabrik<br />

Karlsruhes, in der 1841 die erste badische Lokomotive entstand.<br />

Und Friedrich Eisenlohr baute 1842 den ersten Karlsruher<br />

Bahnhof. Mit der Inbetriebnahme der elektrischen Straßenbahn<br />

im Jahre 1900 wurde der Ausbau des öffentlichen<br />

Nahverkehrs vorangetrieben bis hin zum Karlsruher Modell,<br />

das es der Stadtbahn ermöglicht, im Zweisystembetrieb<br />

auch auf Eisenbahngleisen weit in das Umland zu fahren.<br />

Dieses inzwischen weltweit vorbildliche Modell wird immer<br />

mit dem Namen von Karlsruhes „Nahverkehrspapst“ Dieter<br />

Ludwig verbunden sein.<br />

Darüber und zu den anderen Themen der <strong>Mobilität</strong> informiert<br />

das Karlsruher Stadtmuseum im Prinz-Max-Palais. Zu sehen<br />

sind hier auch ein Zweirad des Freiherrn Karl von Drais, ein<br />

originalgetreuer Nachbau des ersten Automobils und ein Modell<br />

des ersten Karlsruher Hauptbahnhofs.<br />

STADTMUSEUM IM PRINZ-MAX-PALAIS www.karlsruhe.de/stadtmuseum<br />

Tagungen • Seminare • private Veranstaltungen • Empfänge • Ausstellungen<br />

Mehr Informationen unter www.buhlsche-muehle.de oder telefonisch: 0 72 43/101-84 44


NR 60 <strong>2017</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL 80 81<br />

05 WAS UNS MORGEN VERBINDET<br />

DAS AUTO-AUTO<br />

Nicht mehr lange, dann wird des Deutschen liebstes Stück, das Automobil (von griechisch autós = selbst<br />

und lateinisch mobilis = beweglich), seinem Namen endlich vollständig gerecht. Im Zeitalter der Digitalisierung<br />

des Straßenverkehrs wird der Mensch als Fahrer, ob nun leider oder erfreulicherweise, zunehmend<br />

überflüssig. Die Region Karlsruhe leistet als Heimat führender Forschungsinstitute und Unternehmen, sowie<br />

eines bundesweit wichtigen Testfeldes, einen bedeutenden Beitrag zur Entwicklung autonomer Fahrzeuge ...<br />

Die Entwicklungsgeschichte menschlicher <strong>Mobilität</strong> ist<br />

geprägt von disruptiven Technologien. Der vom lateinischen<br />

Wort dirumpere (= auseinanderreißen) abstammende Begriff<br />

bezeichnet technische Fortschritte, die von solch bahnbrechender<br />

Bedeutung sind, dass sie mit ihrem Erscheinen<br />

vorangegangene Erfindungen verdrängen. Immer wieder hat<br />

es neue <strong>Mobilität</strong>sformen gegeben, die vorherige von Grund<br />

auf abgelöst haben, beispielsweise der Übergang vom Pferd<br />

zum Verbrennungsmotor. Experten prophezeien, dass auch das<br />

selbstfahrende Automobil eine solche disruptive Technologie ist.<br />

Als Chrysler 1958 mit dem Tempomat die erste automatisierte<br />

Fahrfunktion auf den Markt brachte, waren führerlose<br />

Automobile unvorstellbar. Heute sieht das anders aus. Immer<br />

mehr Neuwagen kommen mit immer besseren Assistenzsystemen<br />

auf den Markt, die den Fahrer beim Einparken<br />

entlasten, die Spur halten und bei Gefahr Notbremsungen<br />

einleiten. Längst haben die Automobilhersteller das Potenzial<br />

erkannt und treiben die neue Technologie in enger Zusammenarbeit<br />

mit Partnern aus der Wissenschaft voran.<br />

Innerhalb der nächsten drei Jahrzehnte soll die Maschine den<br />

Menschen am Steuer vollständig ablösen und das aus gutem<br />

Grund: Experten verweisen vor allem auf die Sicherheit, denn<br />

88% aller Verkehrsunfälle resultieren aus menschlichem<br />

Fehlverhalten. Dazu kommt die deutlich bessere Energiebilanz<br />

selbstfahrender Autos, die im Vergleich zum Menschen<br />

vorausschauender und damit kraftstoffsparender unterwegs<br />

sind.<br />

IST DIE MASCHINE AUCH NUR EIN MENSCH?<br />

Bis jedoch das erste Auto auf Deutschlands Straßen vollkommen<br />

selbstständig seinen Dienst tut, ist es noch ein weiter Weg.<br />

Nicht nur die technischen Voraussetzungen müssen erfüllt<br />

sein, es bedarf auch der Klärung rechtlicher und ethischer<br />

Fragen, die zwangsläufig auftauchen. Wer ist verantwortlich,<br />

wenn es zu einem Unfall kommt, der Besitzer oder der<br />

Hersteller eines Fahrzeugs? Zu wessen Gunsten entscheidet<br />

das Auto in Dilemmasituationen, in denen ein Personenschaden<br />

unvermeidbar ist? Das Wiener Übereinkommen über den<br />

Straßenverkehr von 1968, eine von weltweit 74 Staaten<br />

ratifizierte Konvention, weist dem Fahrzeugführer die dauerhafte<br />

Beherrschung seines fahrbaren Untersatzes und die<br />

Verantwortlichkeit im Falle eines Unfalls zu. Dies ist im<br />

Zeitalter teilautonomen Fahrens nicht länger haltbar, bei<br />

Vollautomatisierung schon gar nicht. Entsprechend wird<br />

derzeit an einer Anpassung des Abkommens gearbeitet.<br />

Die Fahrzeughersteller scheuen sich jedenfalls bislang, eine<br />

verbindliche Aussage zur rechtlichen Verantwortung zu<br />

treffen, auch aufgrund mangelnder Rechtssicherheit.<br />

Mercedes-Benz F 015 Luxury in Motion.<br />

Foto: Daimler AG


NR 60 <strong>2017</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL 82 83<br />

05 WAS UNS MORGEN VERBINDET<br />

Bruchsal der Wirtschaftsstandort<br />

www.bruchsal.de<br />

DAS LAND DER RICHTER UND LENKER<br />

Um laut eines Strategiepapiers der Bundesregierung in einigen<br />

Jahren das erste Land zu werden, in dem das Autopilot-Auto<br />

in den Regelbetrieb geht, muss Deutschland entsprechende<br />

gesetzliche Bestimmungen bereits heute lostreten. Im Frühjahr<br />

2016 wurde ein Gesetzesentwurf beschlossen, nach dem<br />

Computer zusätzliche Fahraufgaben im Auto übernehmen<br />

dürfen, solange der Fahrer jederzeit in der Lage ist, in die<br />

Verantwortung zu treten, d.h. zu übersteuern, wenn er vom<br />

System dazu aufgefordert wird. Der Gesetzestext verpflichtet<br />

den Fahrer dazu, stets „wahrnehmungsbereit“ zu sein, was<br />

jedoch einen unüberschaubaren Freiraum für Interpretation<br />

lässt. Ist man beim Lesen oder Filme schauen noch wahrnehmungsbereit?<br />

Im Zweifel werden am Ende die Gerichte<br />

entscheiden.<br />

Ähnlich knifflig wird es, wenn es um die Programmierung der<br />

Sicherheitssysteme eines Fahrzeugs geht. Speziell in Situationen,<br />

in denen eine unfallfreie Bremsung nicht mehr möglich<br />

ist und zwischen der Versehrtheit der Fahrzeuginsassen und<br />

der von Fußgängern entschieden werden muss, stellt sich die<br />

Frage, zu wessen Gunsten das System programmiert ist und<br />

entsprechend das Leben des oder der anderen Beteiligten<br />

„opfert“. Experten betonen zwar, dass ein selbstfahrendes<br />

Fahrzeug mit großer Wahrscheinlichkeit gar nicht erst in eine<br />

Dilemmasituation gerät, da es bereits im Vorfeld mögliche<br />

Gefahren erkannt und entsprechend reagiert hat, doch ist das<br />

wirklich auszuschließen?<br />

WEM GEHÖREN FAHRTDATEN UND AUFNAHMEN<br />

VON ON-BOARD-SYSTEMEN?<br />

Weiteren Diskussionsstoff bietet das Thema Datenschutz.<br />

Selbstfahrende Autos sind ausgestattet mit modernster<br />

Technik wie Kameras, Ortungssysteme und Sensoren, die<br />

die Umgebung jederzeit im Blick haben. Der Umgang mit<br />

diesen riesigen Datenmengen muss gesetzlich geregelt sein,<br />

um nicht nur die Privatsphäre der Fahrzeugbesitzer zu<br />

schützen, sondern auch zu regeln, ob aufgezeichnete Daten<br />

zur Klärung von Unfallsachverhalten genutzt werden dürfen.<br />

Auch auf die Versicherungsunternehmen kommen durch<br />

das autonome Fahren große Veränderungen zu. Sollten die<br />

Unfallzahlen durch autonome Automobile tatsächlich drastisch<br />

reduziert werden, hat dies beispielsweise Auswirkungen auf die<br />

Versicherungsprämien. Als einer der ersten Kfz-Versicherer<br />

hat der BGV im Jahr 2016 einen neuen Tarif eingeführt, der<br />

für Fahrzeuge mit eingebautem oder nachgerüstetem Spurwechsel-,<br />

Spurhalte- oder Notbremsassistent einen Nachlass<br />

von 5% in der Haftpflichtversicherung gewährt. Weitere<br />

Anpassungen werden mit dem Stand der Technik schrittweise<br />

folgen.<br />

TESLAS TESTLAUF<br />

Im Mai 2016 kam es in den USA zu einem tödlichen Unfall<br />

mit einem Tesla-Fahrzeug, das im Autopilot-Modus mit einem<br />

abbiegenden Sattelzug kollidierte. Die Ursachenforschung<br />

blieb weitestgehend unter Verschluss, Experten verwiesen<br />

aber immer wieder darauf, dass es sich bei Teslas „Autopilot“<br />

zu jenem Zeitpunkt lediglich um ein teilautonomes System<br />

handelte, das der ständigen Kontrolle des Fahrers bedurfte.<br />

Dennoch hätte der eingebaute Notbremsassistent zum Einsatz<br />

kommen müssen, der Sattelzug wurde aber möglicherweise<br />

von den Kameras des Tesla nicht als Hindernis wahrgenommen.<br />

Ist das unterstützte Fahren deshalb also unsicher? Nein,<br />

sagen neben Tesla auch andere Hersteller, etwa Daimler, und<br />

verweisen auf hunderttausende unfallfreie Testkilometer.<br />

SPEERSPITZE DES AUTONOMEN FAHRENS<br />

Daimler ist – neben Unternehmen wie Tesla und Google –<br />

Vorreiter bei der Entwicklung teil- und vollautonomer<br />

Fahrzeuge. Das Unternehmen ist mit den Werken Rastatt<br />

und Wörth, letzteres das weltweit größte Lkw-Werk, gleich<br />

zweimal in der TechnologieRegion Karlsruhe (TRK) vertreten.<br />

Die beiden Daimler Tech Center „a-drive“ und „i-drive“, vom<br />

Land geförderte Kooperationen mit dem KIT, dem FZI<br />

Forschungszentrum Informatik und der ebenfalls hier ansässigen<br />

Robert Bosch GmbH, sollen die Innovationskraft der<br />

TRK maximal ausschöpfen. Ein Schwerpunkt wird dabei das<br />

Forschungsfahrzeug Mercedes-Benz F 015 Luxury in Motion<br />

sein, das die technische, rechtliche und gesellschaftliche<br />

Entwicklung der <strong>Mobilität</strong> zukunftsweisend voranbringen soll.<br />

Bruchsal – der Standort für Ihr Unternehmen<br />

Der Standort für neue <strong>Mobilität</strong>:<br />

„zeozweifrei unterwegs“, „Efeu Campus“ und „autonomes Fahren“<br />

Die Wirtschaftsregion Bruchsal präsentiert sich mit dem Projekt „zeozweifrei unterwegs“ – dem größten E-Carsharing-Vorhaben<br />

in Baden-Württemberg außerhalb einer Großstadt – als Vorreiter für nachhaltige <strong>Mobilität</strong>.<br />

Eine Vielzahl von Carsharing-Nutzern aus den 13 Gemeinden der Region hat sich bereits für das neue E-Carsharing in der Wirtschaftsregion<br />

Bruchsal registriert. Die „zeo-Flotte“ besteht aus Elektroautos von 11 Gemeinden und 14 Firmen der Region, die<br />

ihre „zeos“ den Bürgern zur Verfügung stellen.<br />

Das Projekt wurde mit Mitteln des Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung und des Landes Baden-Württemberg gefördert.<br />

efeuCampus – das Forschungs- und<br />

Entwicklungszentrum für<br />

nachhaltige urbane Logistik in der<br />

Wirtschaftsregion Bruchsal<br />

Das Land Baden-Württemberg prämiert das efeuCampus-<br />

Projekt als einen der Sieger europäischer Leuchtturmprojekte.<br />

Der Projektname efeuCampus steht für „eco-friendly experimental<br />

urban logistics campus“ (Campus für umweltfreundliche,<br />

experimentelle urbane Logistik). Das Leuchtturmprojekt<br />

sieht die Einrichtung eines Forschungs- und Entwicklungszentrums<br />

am Campus Bruchsal vor.<br />

Zukunftsweisende Systeme der Ver- und Entsorgung sollen<br />

in einem europaweiten Referenzquartier entwickelt und<br />

erprobt werden. Güter aller Art können dank neuartiger<br />

Fahrzeuge emissionsfrei, generationengerecht und fahrerlos<br />

von A nach B transportiert werden.<br />

Startschuss für die 39 Elektro-Carsharingautos des Projekts „zeozweifrei<br />

unterwegs“ am Schloss Bruchsal.<br />

Die Projektpartner bündeln ihre Kompetenzen, um marktreife<br />

Lösungen für die Gütermobilität im öffentlichen Raum zu<br />

entwickeln.<br />

Standortdaten<br />

Einwohner: 44.652 (Stand 31.12.2016)<br />

Unternehmen: ca. 2000<br />

Arbeitnehmer: 23.819 (Stand <strong>2017</strong>)<br />

Gewerbesteuerhebesatz : 380<br />

Autobahnanschlüsse: A5, A6, A61, A67<br />

Bundesstraßen: B35, B36, B9, B39<br />

Deutsche Bahn: ICE/IC/S-Bahnhof<br />

Containerhafen: Mannheim, Ludwigshafen, Germersheim<br />

Binnenhafen: Speyer<br />

Flugplätze: Baden Airpark, Speyer, Mannheim<br />

Führende Akteure der Region haben sich zu einem Kompetenznetzwerk<br />

zusammengeschlossen, um die technischen<br />

und organisatorischen Herausforderungen zu lösen:<br />

Verwaltung, Wirtschaft und Wissenschaft – darunter die<br />

Stadt Bruchsal, SEW-EURODRIVE, PTV, b.i.g., ewb Bruchsal,<br />

die Hochschule Karlsruhe - Technik und Wirtschaft, das KIT<br />

sowie das FZI Forschungszentrum Informatik – forschen<br />

gemeinsam im Bereich der Elektromobilität.<br />

Stadt Bruchsal / Kommunale Wirtschaftsförderung<br />

Kaiserstraße 66 / 76646 Bruchsal<br />

Birgit Welge Dipl. Wirtsch.-Ing. (FH) Christine Dimmelmeier<br />

Telefon 0 72 51 / 79 – 58 45 Telefon: 0 72 51 / 79 – 257<br />

Mobil: 01 60 / 98 25 06 94 Telefax: 0 72 51 / 79 – 11 – 257<br />

Telefax: 0 72 51 / 79 – 11 58 45 Mail: christine.dimmelmeier@bruchsal.de<br />

Mail: birgit.welge@bruchsal.de


NR 60 <strong>2017</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL 84 85<br />

05 WAS UNS MORGEN VERBINDET<br />

Im Pkw-Bereich sind Mercedes-Benz E-Klasse-Modelle<br />

bereits heute serienmäßig in der Lage, Spur und Abstand zu<br />

halten, zu schwache Bremsmanöver bei Kollisionsgefahr automatisch<br />

zu verstärken und selbstständig einzuparken, während<br />

der Fahrer bereits ausgestiegen ist. Aufsehen erregte 2013<br />

die vollautonome Fahrt eines S-Klasse-Modells auf einer 100<br />

Kilometer-Strecke zwischen Mannheim und Pforzheim, die<br />

125 Jahre zuvor schon Bertha Benz für ihre Pionierfahrt mit<br />

dem ersten Automobil gewählt hatte.<br />

Foto: KVV<br />

Foto: Daimler AG<br />

Im Juli 2014 fuhr erstmals ein Freightliner Inspiration Truck<br />

von Daimler selbstständig auf einem Autobahnstück bei<br />

Magdeburg, ausgestattet mit dem vollautonomen Highway<br />

Pilot-System, das auf der Autobahn sämtliche Fahraufgaben<br />

übernimmt. Zwei dieser Lkw erhielten im Mai 2015 als<br />

weltweit erste vollautonome Fahrzeuge eine Straßenzulassung<br />

in den USA.<br />

Innenraum Mercedes-Benz F 015 Luxury in Motion<br />

Foto: FZI Forschungszentrum Informatik<br />

KARLSRUHE FORSCHT AN VORDERSTER FRONT<br />

Als einer der Hauptstandorte für <strong>Mobilität</strong>sforschung in<br />

Deutschland ist Karlsruhe längst führend an der Entwicklung<br />

des autonomen Fahrens beteiligt. Die Profilregion, ein<br />

Zusammenschluss aus Forschungseinrichtungen und Wirtschaftsunternehmen,<br />

wird vom Land Baden-Württemberg<br />

gefördert, um die Innovationskraft der Region weiter zu<br />

stärken. Mit dabei sind das Karlsruher Institut für Technologie<br />

(KIT), die in Karlsruhe ansässigen Fraunhofer-Institute für<br />

Chemische Technologie (ICT), Optronik, Systemtechnik und<br />

Bildauswertung (IOSB), System- und Innovationsforschung<br />

(ISI) und Werkstoffmechanik (IWM), die Hochschule Karlsruhe,<br />

das FZI Forschungszentrum Informatik sowie Daimler.<br />

Gemeinsame Forschungsprojekte sollen Synergien und<br />

Wissenstransfers ermöglichen und betreffen vor allem die<br />

Entwicklung von <strong>Mobilität</strong>skonzepten, Fahrzeugvernetzung<br />

und -kommunikation. Hinzu kommt die Optimierung elektrischer,<br />

hybridelektrischer und konventioneller Antriebe,<br />

um den Kohlendioxid-Ausstoß weiter zu reduzieren und<br />

Effizienzsteigerungen zu realisieren.<br />

Die Region selbst und ihre Bewohner werden zum Testfeld<br />

für Erforschung und Entwicklung der neuen Technologie.<br />

Ab Herbst 2018 sollen auf ausgewählten Stadt- und Landstraßen,<br />

sowie Autobahnen und in Wohngebieten der Region,<br />

Testfahrten autonomer Fahrzeuge stattfinden, um diese<br />

in sämtlichen Realsituationen zu erproben. So wird unter<br />

anderem der Prototyp „Olli“, ein autonom fahrender Elektro-<br />

Mini-Omnibus der Firma Local Motors, auf dem Testfeld<br />

unterwegs sein. Aktuell mit acht Sitzplätzen ausgestattet, soll<br />

er den öffentlichen Nahverkehr in ein neues Zeitalter führen.<br />

Autonom fahrender Elektro-Mini-Omnibus „Olli“<br />

WANN KOMMT DIE AUTO-AUTONOMIE?<br />

Das US-Unternehmen Tesla spricht von „wenigen Jahren“, bis<br />

die ersten Autos vollautonom unterwegs sind. Ende <strong>2017</strong> will<br />

Tesla zu Demonstrationszwecken ein Auto ohne Fahrer von<br />

San Francisco nach New York schicken. Es ist wahrscheinlich,<br />

dass dies technisch problemlos funktionieren wird. Die<br />

Beantwortung rechtlicher und ethischer Fragen hingegen<br />

wird noch einige Zeit in Anspruch nehmen, doch auch dort<br />

wird man Lösungen finden. Zu wichtig ist das Thema für den<br />

globalen Markt. Entscheidend ist, dass heute damit begonnen<br />

wird, über die Fragen nachzudenken, auf die wir morgen eine<br />

Antwort benötigen.<br />

BLEIBT DIE FREUDE AM FAHREN AUF DER STRECKE?<br />

Es ist kaum zu vermeiden, dass der Gedanke an selbstfahrende<br />

Autos bei manchem ein Gefühl von Freiheitsberaubung auslöst.<br />

Die Kontrolle über eine hochmotorisierte Maschine zu haben<br />

und den Adrenalinkick beim Treten des Gaspedals zu spüren,<br />

löst Gefühle in uns aus, die zwar zum Großteil werbegemacht,<br />

aber doch vorhanden sind. Auch wenn es im Alltag häufig<br />

anders aussieht und verstopfte Straßen und rücksichtslose<br />

Verkehrsteilnehmer wenig Fahrromantik aufkommen lassen<br />

– sind wir schon bereit für den Autopiloten? Für den versprochenen<br />

Beitrag zur Senkung des Unfallrisikos, zur<br />

Verringerung des Verkehrsaufkommens und zum Klimaschutz<br />

lohnt es sich zweifellos, das Steuer einmal aus der Hand zu<br />

geben. Auf Schwarzwaldhochstraße und Route 66 können<br />

wir den Autopiloten ja wieder abschalten.<br />

PETER TREVISAN www.wvs.de<br />

CoCar Forschungsfahrzeug<br />

Autonome Fahrzeuge sind mit Radarsensoren, Kameras und<br />

Ortungssystemen ausgestattet, die jederzeit die Position<br />

des Autos ermitteln und seine Umgebung scannen, um so<br />

die Geschwindigkeit anzupassen, die Spur zu halten und bei<br />

Gefahr zum Stillstand zu kommen. Die Autonomie eines<br />

Fahrzeugs wird in sechs Stufen von 0-5 eingeteilt, wobei<br />

0 einen aktiven Fahrer benötigt und 5 völlig ohne menschliches<br />

Zutun auskommt. Zurzeit werden Fahrzeuge der Stufe<br />

3 getestet, die „hochautomatisiert“ sind, jedoch noch der<br />

Überwachung eines Fahrers bedürfen. Durch die intelligente<br />

Vernetzung aller Fahrzeuge werden Menschen in Zukunft<br />

sicherer, schneller und effizienter ans Ziel kommen.


Tauchroboter DEDAVE erkundet Tiefseeregionen<br />

NR 60 <strong>2017</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL 86 87<br />

05 WAS UNS MORGEN VERBINDET<br />

ALLES GUTE<br />

KOMMT<br />

VON OBEN?<br />

Drohnen machen Spaß. Bereits für kleines Geld<br />

kann man abheben, oft sogar mit dem Blick einer<br />

hochauflösenden Kamera. Gleichzeitig werden<br />

Visionen von der automatischen Paketzustellung,<br />

Feldbearbeitung und Lebensrettung aus der Luft<br />

immer mehr zur Wirklichkeit. In der Kriegsführung<br />

sind Unmanned Aerial Vehicles (UAV), so die Fachbezeichnung,<br />

ohnehin schon lange im Einsatz. Doch<br />

was macht die Bedroh(n)ung von oben mit uns?<br />

Ein schöner Sommertag. Wir liegen im heimischen Garten<br />

und genießen die Sonne. Umgeben von Bäumen und<br />

Hecken, niemand sieht und stört uns. Plötzlich ein Geräusch.<br />

Srrrrrrrrrrrrr. Was ist das? Und was sehen unsere blinzelnden<br />

Augen am strahlend blauen Himmel? Ein unbekanntes<br />

Flugobjekt mit einer Kamera, die direkt auf uns zeigt. Halt!<br />

Das ist doch ein Angriff auf die Privatsphäre! Oder???<br />

Ja, theoretisch schon. Zwar haben Hobbydrohnen unter<br />

5 kg Gesamtgewicht und bis 100 m Flughöhe eine generelle<br />

Flugerlaubnis, solange sie nicht in die Nähe von Flughäfen,<br />

Menschenansammlungen und Polizeieinsätzen kommen,<br />

dennoch ist das Filmen von fremden Grundstücken verboten.<br />

In der Praxis bringt jedoch kaum jemand einen Fall zur<br />

Anzeige oder weiß überhaupt über die Rechtslage Bescheid.<br />

Im Zweifel wohl nicht mal die Drohnenpiloten selbst.<br />

FORTSCHRITT LIEGT IN DER LUFT<br />

Als Lieferfluggerät wird die Drohne in den kommenden Jahren<br />

an wirtschaftlicher Bedeutung gewinnen. So sollen Pakete in<br />

Zukunft auf Wunsch am selben Tag zugestellt werden können,<br />

auch in ländlichen Regionen. Die sogenannte „letzte Meile“,<br />

die von Zustellern hart umkämpften letzten Meter zum<br />

Empfänger, soll durch die Drohne effektiver gemacht werden.<br />

So hat Mercedes-Benz bereits seine Idee vom „Vision Van“,<br />

einem mit zwei Drohnen auf dem Dach ausgestatteten Lieferfahrzeug,<br />

vorgestellt. Während der Fahrer wie üblich Pakete<br />

ausliefert, schwärmen die Drohnen aus, um abgelegene<br />

Empfänger im Zustellgebiet autonom anzusteuern.<br />

Auch in der Landwirtschaft werden Drohnen zur Entdeckung<br />

von Schädlingskonzentrationen und zum gezielten Einsatz von<br />

Herbiziden eingesetzt. Die ZG Raiffeisen, Karlsruher Dienstleister<br />

für Landwirte, testet am Beispiel der Bekämpfung des<br />

Maiszünslers, eines im Maisanbau verbreiteten Schädlings,<br />

den Prototyp einer solchen Drohne. Darüber hinaus ist das<br />

Fluggerät in der Lage, mit Hilfe von Wärmebildkameras<br />

Rehkitze aufzuspüren, von denen in Deutschland jedes Jahr<br />

90.000 durch Erntemaschinen getötet werden.<br />

Neue Möglichkeiten bieten Drohnen auch bei der Wasserrettung<br />

und im Rahmen von Feuerwehreinsätzen. So können<br />

in Not geratene Schwimmer schnell mit einem Rettungsring<br />

versorgt und Gebäude im Brandfall von oben überwacht<br />

werden, um Messungen an für Menschen nicht zugänglichen<br />

Orten durchzuführen. Eine solches Drohnenprojekt, AMFIS<br />

(Aufklärung und Überwachung mittels Fluggeräten im<br />

Verbund mit Sensornetzwerken) genannt, wurde vom<br />

Fraunhofer-Institut in Zusammenarbeit mit dem Karlsruher<br />

Gas-Messgeräte-Hersteller Leopold Siegrist erfolgreich<br />

getestet. Auch Teile militärischer Drohnen werden in der<br />

Technologieregion entwickelt. So sind bereits seit Jahren<br />

Bundeswehrdrohnen mit Technik von KIT und Fraunhofer-<br />

Institut im Einsatz.<br />

FLOSSEN STATT FLÜGEL<br />

Doch nicht nur über, sondern auch unter dem Meeresspiegel<br />

könnten drohnenähnliche Objekte zukünftig eingesetzt<br />

werden. Zur Erkundung von Tiefseeregionen, in die bislang<br />

kein U-Boot vordringen konnte. Am internationalen Forschungswettbewerb<br />

der XPrize Foundation zur Erforschung<br />

des Meeresbodens nimmt auch ein Team des Karlsruher<br />

Fraunhofer-Instituts für Optronik, Systemtechnik und<br />

Bildauswertung (IOSB) teil, die Gruppe ARGGONAUTS um<br />

den Forscher Gunnar Brink. Das Karlsruher Konzept besteht<br />

darin, Unterwasserdrohnen mit autonomen Katamaranen<br />

ins Tauchgebiet zu bringen und die Tiefsee mit Spezialunterwasserdrohnen<br />

dreidimensional zu kartieren. Die TRK scheint<br />

gut gerüstet, wenn die Zukunft von Transport, Aufklärung,<br />

Sicherheit und Rettung in der Luft liegt. Forscher und Unternehmen<br />

arbeiten Hand in Hand, um die Drohnentechnik weiter<br />

voranzutreiben. Fest steht: Die unbemannten Flugobjekte sind<br />

mehr als anonymes Kriegsgerät und nerviges Nachbarshobby.<br />

PETER TREVISAN www.wvs.de<br />

Foto: Fraunhofer IOSB


NR 60 <strong>2017</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL 88 89<br />

05 WAS UNS MORGEN VERBINDET<br />

EINER FÜR<br />

ALLE UND<br />

ALLE<br />

FÜR EINEN<br />

„Wenn man als Unternehmen <strong>Mobilität</strong>sforschung<br />

betreiben will, sollte man sich erstmal am Standort<br />

Karlsruhe umschauen!“ – so die zugegeben sehr<br />

selbstbewusste Aussage von Dr.-Ing. Matthias<br />

Pfriem vom Institut für Fahrzeugsystemtechnik<br />

am KIT. Leichter gesagt als getan – nicht so in<br />

diesem Fall. Schließlich ist die Region in und um<br />

Karlsruhe bekannt für ihre vielfältige Forschungslandschaft<br />

– auch im Bereich <strong>Mobilität</strong>. Um dieses<br />

geballte, vor allem aber fundierte Wissen nach<br />

außen hin sichtbar zu machen, wurde die Profilregion<br />

<strong>Mobilität</strong>ssysteme Karlsruhe gegründet.<br />

Foto: Fraunhofer IOSB<br />

Simulation einer Ausweichsituation mit Gegenverkehr als Anwendungsbeispiel für das vernetzte, automatisierte Fahren mit besonderen Anforderungen an<br />

abgesicherte und verlässliche Kommunikation zwischen den Fahrzeugen<br />

Ziel dieses Clusters ist es vorhandene Kompetenzen in einem<br />

Leistungszentrum zu bündeln, die verschiedenen Fachbereiche<br />

unter einen Hut zu bekommen, aber vor allem auch der<br />

Industrie den Zugang zu erleichtern. Man muss wissen, dass<br />

allein am KIT 39 Institute im Bereich <strong>Mobilität</strong> forschen, dazu<br />

kommen die Fraunhofer Institute, die Hochschule Karlsruhe,<br />

sowie das FZI. Da den richtigen Ansprechpartner zu finden ist<br />

mühsam und zeitaufwendig. Durch das Cluster „Profilregion<br />

<strong>Mobilität</strong>ssysteme“ gibt es drei direkte Ansprechpartner,<br />

die Clustermanager, wie Dr.-Ing. Matthias Pfriem. Diese<br />

kümmern sich um Anfragen aus der Wirtschaft und bringen<br />

die passenden Institute und Unternehmen gezielt zusammen.<br />

DIE NACHFRAGE WÄCHST<br />

Nach etwas mehr als einem Jahr ist die Resonanz sehr positiv.<br />

Zahlreiche Projekte mit namhaften Industrieunternehmen,<br />

Autoherstellern, Zulieferern sowie IT-Playern sind schon<br />

angelaufen oder stehen kurz vor Beginn. Die Energie, die derzeit<br />

von <strong>Mobilität</strong>sthemen ausgeht ist förmlich zu spüren. „Die<br />

Unternehmen setzen im Moment auf alle Pferde, die aus<br />

der Startbox rennen, weil derzeit niemand weiß, welche neue<br />

<strong>Mobilität</strong>sform sich durchsetzen wird“, weiß Pfriem. Wobei der<br />

Experte nicht davon ausgeht, dass es in den nächsten Jahren<br />

diese eine dominante <strong>Mobilität</strong>sform geben wird, vielmehr<br />

ist er überzeugt, dass ein großer Pluralismus entstehen und<br />

dementsprechend das Optimierungspotential größer wird.<br />

Die Forschungsthemen werden also keinesfalls ausgehen.<br />

DIE ZUSAMMENARBEIT AM BEISPIEL<br />

Je größer die Aufgabenstellung, desto mehr Institute sind am<br />

Projekt beteiligt. So wie beim Thema automatisiertes Fahren.<br />

Um für die Realität gewappnet zu sein, wird zunächst virtuell<br />

getestet – mit Hilfe einer Fahrzeugsimulationsplattform.<br />

Diese wurde vom Fraunhofer IOSB ins Projekt eingebracht<br />

und auch dort entwickelt. Der Clou, die Plattform ist so offen<br />

gestaltet, dass jedes weitere beteiligte Institut seine spezifischen<br />

Parameter integrieren kann. So kann das KIT-FAST zum<br />

Beispiel sein Know-How im Bereich des Reifen-Fahrbahn-<br />

Kontakts implementieren, ein wichtiges Element, wenn es<br />

zum Beispiel um Ausweichsituationen oder Bremsmanöver<br />

geht. Von KASTEL werden Aspekte wie Hacking-Sicherheit<br />

der Fahrzeug-IT beigesteuert, KIT-ITIV und KIT-IHE liefern<br />

Expertenwissen zur Funk-Kommunikation zwischen den<br />

Fahrzeugen und KIT-MRT und FZI bringen ihre Expertise zur<br />

Manöverplanung beim automatisierten Fahren ein. „Durch<br />

das Cluster werden Kompetenzen gebündelt und eine Tiefe<br />

erreicht, die keiner alleine erreichen würde.“, fasst Pfriem<br />

zusammen. Und durch das Testfeld Autonomes Fahren,<br />

direkt vor der Haustür, können die Ergebnisse sogar im<br />

Realverkehr getestet werden – beste Voraussetzungen für<br />

die <strong>Mobilität</strong>sforschung.<br />

CAROLINE CARNEVALE www.wvs.de<br />

Die Profilregion <strong>Mobilität</strong>ssysteme ist ein Zusammenschluss<br />

aus dem KIT, den Fraunhofer-Instituten für Chemische<br />

Technologie (ICT), für Optronik, Systemtechnik und<br />

Bildauswertung (IOSB), für System- und Innovationsforschung<br />

(ISI) und für Werkstoffmechanik (IWM), der<br />

Fraunhofer-Projektgruppe Neue Antriebssysteme (NAS),<br />

der Hochschule Karlsruhe (HsKA) und dem FZI Forschungszentrum<br />

Informatik. Gefördert wird das Cluster von Seiten<br />

des Landes Baden-Württemberg zu gleichen Teilen durch<br />

das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst<br />

und das Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau<br />

sowie durch Eigenanteile der Fraunhofer-Gesellschaft,<br />

der HsKA und des KIT.<br />

www.profilregion-ka.de


NR 60 <strong>2017</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL 90 91<br />

????????<br />

WISSENSCHAFTSFESTIVAL<br />

EFFEKTE KARLSRUHE <strong>2017</strong><br />

Foto: ONUK<br />

„Zeitreise Wissenschaft“ vom 24. Juni bis 2. Juli<br />

Forschung, die eine ganz Stadt mitreißt? Das ist das Wissenschaftsfestival<br />

EFFEKTE! Vom 24. Juni bis 2. Juli <strong>2017</strong><br />

verwandelt sich Karlsruhe zum dritten Mal in eine riesige<br />

Wissenslandschaft und ein großes Mitmachlabor. Wissenschaft<br />

in Bars und Kneipen, in Ateliers oder auf der Bühne:<br />

Neun Tage lang nehmen spannende EFFEKTE die Besucherinnen<br />

und Besucher aus ganz Deutschland mit auf eine<br />

einzigartige „Zeitreise Wissenschaft“ – und zwar nicht nur in<br />

die Forschungsstätten und Hörsäle der Stadt, sondern auch<br />

dorthin, wo man sie sonst nicht erwartet.<br />

Rund 15 Hochschulen und Forschungseinrichtungen<br />

präsentieren sich und ihre Arbeit zum Motto „Zeitreise<br />

Wissenschaft“. Über 100 Veranstaltungen verteilt in der<br />

Stadt, von Live-Experimenten über Science Slams bis hin<br />

zu Wissenschaftsshows, faszinieren alle Altersgruppen und<br />

geben nicht alltägliche Einblicke in die Karlsruher Forschungslandschaft.<br />

Festival-Höhepunkt ist das Abschlusswochenende<br />

vom 1. bis 2. Juli mit großer Open Air-Bühne im Karlsruher<br />

Schlossgarten. Die Gäste des Wissenschaftsfestivals können<br />

sich auf futuristische und unterhaltsame Darbietungen, neu<br />

entwickelte Bühnenformate und beliebte Programmpunkte<br />

wie das „Fest der jungen Forscher“ freuen.<br />

Seit 2013 organisiert das Wissenschaftsbüro der Stadtmarketing<br />

Karlsruhe GmbH alle zwei Jahre das Wissenschaftsfestival.<br />

2015 war es ein Höhepunkt des Stadtgeburtstages, <strong>2017</strong><br />

findet es im Rahmen der Heimattage Baden-Württemberg<br />

statt. Der Eintritt zu den Veranstaltungen ist frei. Weitere<br />

Informationen: www.effekte-karlsruhe.de.<br />

STADTMARKETING KARLSRUHE GmbH www.stadtmarketing-karlsruhe.de<br />

Der EFFEKTE-DOME wird auch in diesem Jahr wieder zur Spielstätte für Wissenschaftstheater.<br />

© Rawpixel.com / Fotolia<br />

Berufsorientierung<br />

Schüler, Neuorientierer, Studienabbrecher, Flüchtlinge, Arbeitssuchende<br />

Ausbildung<br />

Gesellenvorbereitung, überbetriebliche Lehrlingsunterweisung,<br />

moderne Umgangsformen für Lehrlinge<br />

Weiterbildung<br />

BWL: Unternehmensführung, Arbeitspädagogik, EDV, Recht<br />

Technik: Kfz, Gebäude, Elektro, CNC, CAD, Schweißen, Holz, Umwelt<br />

Meister<br />

Fachpraxis (Teil I), Fachtheorie (Teil II), Wirtschaft und Recht (Teil III),<br />

Berufs- und Arbeitspädagogik (Teil IV)<br />

Studium<br />

Staatlich anerkannter Betriebswirt des Handwerks, Bachelor of Arts in<br />

Business Administration, „Bachelor Plus“-Studium im Kfz-Gewerbe<br />

Bildungsprogramm <strong>2017</strong><br />

Anforderung per Post:<br />

Online stöbern:<br />

0721/1600-400 ∙ info@bia-karlsruhe.de<br />

www.bia-karlsruhe.de/bildungsprogramm<br />

Hertzstraße 177 ∙ 76187 Karlsruhe ∙ Telefon 0721/1600-400 ∙ info@bia-karlsruhe.de ∙ www.bia-karlsruhe.de


NR 60 <strong>2017</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL 92 93<br />

05 WAS UNS MORGEN VERBINDET<br />

NETWORKING<br />

ROUND THE<br />

WORLD<br />

Spannung ergibt sich aus dem Gegensätzlichen.<br />

In Baden-Baden heißt das: Aus Tradition und<br />

Innovation. Für die internationale Kultur- und<br />

Bäderstadt ein Grund mehr, sich den Herausforderungen<br />

der Digitalisierung nicht nur zu<br />

stellen, sondern darin auch eine Zukunftschance<br />

zu suchen. Interview mit Margret Mergen, Oberbürgermeisterin<br />

Baden-Baden.<br />

finanzielle und personelle Ressourcen bereitgestellt, um die<br />

Wirtschaft für die Anforderungen der Digitalisierung zu<br />

sensibilisieren. Aber auch kleinere Städte, wie Baden-Baden,<br />

müssen sich trotz begrenzter Ressourcen dieser Herausforderung<br />

stellen. Dabei sind es weniger die großen Unternehmen,<br />

die um die Chancen und Risiken der Digitalisierung noch<br />

zu wenig wissen. Es sind vielmehr die kleinen und mittleren<br />

Betriebe, denen oftmals der Zugang zu diesem Thema fehlt,<br />

weil kompetente Ansprechpartner nicht vorhanden sind oder<br />

ihnen im Alltagsgeschäft schlicht weg die Zeit für zusätzliche<br />

Aufgabenstellungen fehlt.<br />

Durch unsere Allianz mit dem CyberForum e.V. wollen wir<br />

diese Angebotslücke schließen. Das CyberForum Süd versteht<br />

sich als eine Angebotserweiterung für Unternehmen in der<br />

südlichen TechnologieRegion. Es richtet sich an Unternehmen<br />

aus der IT- und Hightech-Branche, der Medien- und Kreativwirtschaft,<br />

dem produzierenden Gewerbe und dem Finanzdienstleistungssektor.<br />

Zusammen mit dem Digitalen Innovationszentrum<br />

wird es die Digitalwirtschaft im Stadtkreis<br />

Baden-Baden und in der Region unterstützen und dabei helfen,<br />

sich weiter zu entwickeln.<br />

medizinische Versorgung. Die „smarte“ Stadt ist für die<br />

moderne Stadtentwicklung Thema und Herausforderung<br />

zugleich. Die Fragen wie wir künftig mit unseren Bürgern<br />

kommunizieren, wie wir den wachsenden Verkehr in unseren<br />

Innenstädten organisieren und wie wir den Energiebedarf<br />

unserer Städte möglichst klimaneutral decken, müssen<br />

vor dem Hintergrund der Potentiale und Chancen der<br />

Digitalisierung beantwortet werden. Als Beispiele: Innerhalb<br />

ganz kurzer Zeit haben wir hier in Baden-Baden alle<br />

publikumsintensiven öffentlichen Plätze mit kostenlosem<br />

WLAN unter BADEN-WLAN ausgestattet. Inzwischen wird<br />

dieses System innerhalb der Region ebenfalls unter Baden-<br />

WLAN angeboten. Oder: die TechnologieRegion konnte aus<br />

dem Landeswettbewerb RegioWIN als einer der Gewinner<br />

hervorgehen. Mit unserem Leuchtturmprojekt RegioMOVE<br />

wird die gesamte TechnologieRegion zur „Modellregion für<br />

multimodale Personenmobilität. Baden-Baden wird sich aktiv<br />

als Partner an diesem Prozess beteiligen und somit innovative<br />

Impulse für das <strong>Mobilität</strong>sverhalten unserer Bürger setzen.<br />

STADT BADEN BADEN www.baden-baden.de<br />

IT, DIGITALISIERUNG UND<br />

DIGITALE NETZWERKE SIND<br />

HEUTE IN ALLER MUNDE.<br />

IST BADEN-BADEN FÜR DIE<br />

HERAUSFORDERUNGEN<br />

DER NEUEN DIGITALEN<br />

WELT GUT AUFGESTELLT?<br />

Als eine der renommiertesten Kulturund<br />

Bäderstädte Europas war Baden-<br />

Baden schon immer eine Drehscheibe<br />

für den Informations- und Kulturaustausch.<br />

Waren es früher Salons,<br />

Parks und Alleen, in denen Politik<br />

und Wirtschaft ihre Informationen<br />

austauschten, sind es heute digitale<br />

Netzwerke und Kommunikationstechnologien,<br />

über welche die neuesten<br />

Informationen zu ihren Adressaten und<br />

Anwendern finden. Dabei die dramatischen<br />

Veränderungen, welche die<br />

Foto: Stadt Baden-Baden<br />

MARGRET MERGEN, Oberbürgermeisterin der Stadt Baden-Baden<br />

Digitalisierung mit sich bringt, nicht als<br />

Gefahr, sondern als Herausforderung<br />

und Chance zu begreifen, ist der Weg,<br />

den Baden-Baden mit wachem Blick<br />

auf diese Veränderungen gehen will.<br />

Als moderner Dienstleistungs- und<br />

Wirtschaftsstandort sehen wir uns<br />

durch das ständige Fortschreiten der<br />

Digitalisierung besonders gefordert.<br />

Die Bereitstellung der erforderlichen<br />

Infrastruktur und die Sensibilisierung<br />

unserer Unternehmen für die Chancen<br />

und Risiken der Digitalisierung gehören<br />

heute mit zu den Kernaufgaben der<br />

Wirtschaftsförderung und einer verantwortungsvollen<br />

Stadtentwicklung. Bereits<br />

Ende der 1990er Jahre begann Baden-<br />

Baden mit neun weiteren regionalen<br />

Städten bzw. Versorgungsbetrieben<br />

eine strategische Partnerschaft. Die<br />

damals gegründete TelemaxX GmbH<br />

fokussiert sich hauptsächlich auf innovative<br />

und kommunikationsorientierte<br />

Firmen, die auf zukunftsweisende<br />

Verbindungen für Telefon-, Internet-,<br />

Video- und Datenanwendungen<br />

angewiesen sind. Gerade große<br />

Dienstleistungsfirmen wie Arvato<br />

Infoscore, Grenke Leasing, L'Tur oder<br />

Media Control, aber auch moderne<br />

Produktionsbetriebe, sind auf gut<br />

funktionierende, leistungsfähige und<br />

sichere Übertragungsnetzwerke<br />

angewiesen.<br />

WO SIEHT SICH DIE STADT IN<br />

DIESER ENTWICKLUNG BZW.<br />

WIE TREIBT DIE STADT DIESEN<br />

PROZESS AKTIV VORAN?<br />

Immer mehr sehen sich kommunalpolitische<br />

Entscheidungsträger in<br />

der Verantwortung, den Prozess der<br />

Digitalisierung aktiv mitzugestalten.<br />

Besonders in den großen Städten<br />

werden in den Verwaltungen erhebliche<br />

WO SIEHT SICH DIE STADT SELBST DURCH DEN<br />

DIGITALEN WANDEL GEFORDERT?<br />

Die Digitalisierung betrifft die Kommunen in nahezu allen<br />

Bereichen: soziales Zusammenleben, <strong>Mobilität</strong>, Energieversorgungssysteme,<br />

Einzelhandel, Bauleitplanung oder<br />

Foto: iStock<br />

Mit freundlicher Unterstützung von MERKUR ELEKTRONIK GMBH<br />

www.merkur-elektronik.de


NR 60 <strong>2017</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL 94 95<br />

06 NEUE WOHN- UND ARBEITSWELTEN<br />

STROM DER ZUKUNFT –<br />

INTELLIGENTER,<br />

SMARTER, GÜNSTIGER<br />

Klimaschutzziele, erneuerbare Energien, neue Energiekonzepte – die<br />

Energiewende ist in vollem Gange. Vom Umbruch in der Energiewirtschaft<br />

ist sogar die Rede. Contracting ist heute angesagt. Hierbei liefert<br />

ein Dienstleister komplette Energielösungen, stellt vom kleinen, im<br />

Wohnkomplex integrierten Kraftwerk, über erneuerbare Energiequellen,<br />

wie Photovoltaikanlagen, bis hin zur Organisation des Energiebedarfs,<br />

alles aus einer Hand.<br />

Visualisierung: Rothweiler + Färber Architekten GmbH, Freiburg


Foto: Rendering der netzwerkarchitekten, Darmstadt<br />

NR 60 <strong>2017</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL 96 97<br />

06 NEUE WOHN- UND ARBEITSWELTEN<br />

Die Stadtwerke Karlsruhe und die Hoepfner Bräu Friedrich<br />

Hoepfner Verwaltungsgesellschaft mbH und Co. KG haben<br />

diesen Trend längst erkannt und im Jahr 2016 die Badische<br />

Energie-Gesellschaft mbH (BES) gegründet. Das Konzept<br />

dahinter: Die Entwicklung passgenauer Energielösungen.<br />

EIN SMART QUARTER ENTSTEHT<br />

Es gibt sogar schon konkrete Projekte. Auf dem Hoepfner-<br />

Areal, neben der Hoepfner Burg zum Beispiel, plant die<br />

Hoepfner Bräu ein „Smart Quarter“: Mit Pflegeheim,<br />

Betreutem Wohnen, Kita, Bäckerei-Café, Wohnungen und<br />

Hightech-Büroflächen im „House of IT“ soll ein generationsübergreifendes<br />

Wohn- und Gewerbegebiet entstehen.<br />

Ökologie, „Smartheit“ und Wirtschaftlichkeit waren die<br />

Anforderungen, dementsprechend wurde das Energiekonzept<br />

der BES für das Quartier aufgebaut. Unter anderem wird<br />

ein Blockheizkraftwerk integriert – das zugleich Wärme und<br />

Strom produziert – Fernwärme soll eingesetzt werden und<br />

über eine Photovoltaikanlage wird nachgedacht. Auch das<br />

Thema Kälte wird nicht außer Acht gelassen. Schließlich<br />

werden die Sommer auch hierzulande immer heißer. Kurzum<br />

es geht um zukunftsfähige Konzepte, die auch in zwanzig<br />

Jahren noch aktuell sind.<br />

DER ENERGIEBEDARF VERÄNDERT SICH<br />

Und diese Entwicklungen gilt es vorauszusehen. So wird das<br />

Thema Elektromobilität eine immer größere Rolle spielen,<br />

die Voraussetzungen für das Laden der Autos in der Garage<br />

müssen gewährleistet sein, ebenso wie der grundsätzlich<br />

erhöhte Bedarf an Strom, Wärme und Kälte. Genau da liegt<br />

auch die Herausforderung, nämlich zu wissen, wann welcher<br />

Kunde wieviel Bedarf hat und diesem letztendlich die benötigte<br />

Energie zur Verfügung zu stellen. „Die Wärme zu organisieren<br />

und gleichzeitig smarten Strom zu haben, ist eines der Zukunftsthemen,<br />

das wir lösen müssen“, so Geschäftsführer der BES,<br />

Lars F. Ziegenbein. Auch zeigt das Hoepfner Areal, dass diese<br />

Zukunftsthemen nur gemeinsam zwischen Betreiber von<br />

Arealen und Quartierslösungen und Energiedienstleistern<br />

gelöst werden können. Zunächst gilt es den Mietern wohlige<br />

Wärme, kühlende Kälte und gleichzeitig ihren Strom verfügbar<br />

zu machen. Und dies durchgängig vom Elektroladen zu Hause,<br />

über den konventionellen Stromkonsum bis hin zum Elektroladen<br />

unterwegs. Obwohl die Organisation im Hintergrund<br />

immer komplexer wird, soll der Kunde, bzw. der Nutzer davon<br />

natürlich nichts merken und seinen Strom oder seine Heizung<br />

so einfach wie bisher nutzen können.<br />

ERFAHRUNG TROTZ NEUGRÜNDUNG<br />

Man muss wissen, dass die Stadtwerke Karlsruhe auf<br />

dem Gebiet des Contracting schon lange zuhause sind.<br />

Geschäftsführer Ziegenbein ist zugleich Leiter des Bereichs<br />

Anlagencontracting bei den Stadtwerken und bringt somit<br />

auf diesem Gebiet sehr viel Know-how mit. „Die BES ist<br />

zwar eine junge Gesellschaft, aber bereits jetzt etabliert in der<br />

Marktbearbeitung“, bestätigt Ziegenbein. So sind die Stadtwerke<br />

Marktführer in der Region beim Betreiben besagter<br />

dezentraler Energielösungen. Und auch die Hoepfner Bräu<br />

ist nicht neu auf dem Markt, seit über 100 Jahren verwaltet<br />

und entwickelt das Unternehmen eigene Immobilien. Zwei<br />

starke Partner also, die gemeinsam zuversichtlich in die<br />

Zukunft blicken. „Wir glauben fest daran, dass zukünftige<br />

Nutzer das Thema Energie ganz anders leben werden.“,<br />

betont Ziegenbein.<br />

SPAREN LEICHT GEMACHT<br />

Ein weiterer Vorteil dieser dezentralen Lösung ist die<br />

Kosteneinsparung. Die aktuelle Strompreisanalyse besagt,<br />

dass die deutschen Stromkunden mehr als 35 Milliarden<br />

Euro an Steuern und Umlagen zahlen. Nur knapp 20 % des<br />

Strompreises entfallen auf den Energieversorger. Wer seinen<br />

Strom, wie im Fall der dezentralen Anlagen selbst produziert,<br />

spart Steuern und Abgaben – die Netztransportkosten<br />

(Netzentgelte) entfallen sogar gänzlich. Das Fazit: Es gibt<br />

eigentlich nur Gewinner, durch selbst produzierten, grünen<br />

Strom, wird nicht nur die Umwelt, sondern auch der Geldbeutel<br />

geschont.<br />

CAROLINE CARNEVALE www.wvs.de<br />

KLARES VOTUM FÜR<br />

KARLSRUHER STADTHALLE<br />

Modernisierung der Stadthalle von <strong>2017</strong> bis Ende 2019. Am 15.11.2016 stimmte der Gemeinderat<br />

der Stadt Karlsruhe mit großer Mehrheit einer Modernisierung der Stadthalle im Umfang von<br />

58,13 Millionen Euro zu. Das war ein klares Votum. Damit kann sich Karlsruhe weiterhin erfolgreich<br />

als Kongress- und Tagungs-Destination positionieren.<br />

Seit 30 Jahren ist die Stadthalle das Herzstück des innerstädtischen<br />

Kongresszentrums. Knapp 100 Kongresse, Tagungen<br />

und Konzerte waren hier pro Jahr zu Gast. Die Stadt ist<br />

Eigentümerin der Halle, die von der Karlsruher Messe- und<br />

Kongress-GmbH gepachtet und betrieben wird, und ihr obliegen<br />

auch die nun anstehenden Modernisierungsmaßnahmen.<br />

Im Juli <strong>2017</strong> starten die Bauarbeiten und die Halle wird für<br />

das Veranstaltungsgeschäft bis voraussichtlich Ende 2019<br />

nicht zur Verfügung stehen. In dieser Zeit muss auf alternative<br />

Räume, wie beispielsweise die Gartenhalle, ausgewichen werden.<br />

Ein Rückgang der Veranstaltungen wird sich trotzdem nicht<br />

vermeiden lassen.<br />

Um einen Ersatz für die Stadthalle anbieten zu können, wird<br />

die benachbarte Gartenhalle während der Schließphase mit<br />

Konferenzräumen ausgestattet. Geplant sind zwei fest eingebaute<br />

Räume mit Kapazitäten von 150 bzw. 221 Sitzplätzen.<br />

Zusätzlich schafft ein mit Akustikvorhängen abgetrennter<br />

Bereich mit bis zu 1.000 Sitzplätzen und fest installierter<br />

Konferenztechnik auch eine adäquate Plenarsituation für<br />

Kongressveranstaltungen. Die Umsetzung der temporären<br />

Kongresseinbauten wird im Sommer <strong>2017</strong> erfolgen. Mit dieser<br />

Maßnahme kann ein Großteil der Bestandskongresse während<br />

der Umbauarbeiten weiterhin am Standort Karlsruhe stattfinden.<br />

Foyer-Situation nach der Modernisierung.<br />

TECHNISCHE MODERNISIERUNG, BRANDSCHUTZ<br />

UND GESTALTERISCHE AUFARBEITUNG DER<br />

STADTHALLE<br />

Die modernen Brandschutzanforderungen machen es notwendig,<br />

eine neue Entrauchungsanlage einzubauen, die bestehende<br />

Sprinkleranlage auszutauschen, die Fluchtwege zu ertüchtigen<br />

und die Brandmeldeanlage zu erneuern. In der Haustechnik<br />

werden beispielsweise die Beleuchtungsanlagen, die Aufzüge<br />

im Foyer Ost, Süd und West und die Lüftungsanlage sowie die<br />

Großkältetechnik komplett erneuert.<br />

Nach der Schließzeit werden in erster Linie die gestalterische<br />

Aufarbeitung der Foyer-Flächen und das neue Erscheinungsbild<br />

der Säle und der Seminarräume erlebbar sein. In den Foyers<br />

werden die Oberflächen überarbeitet und farblich reduziert.<br />

Highlight wird hier im wahrsten Sinne des Wortes die neue<br />

Beleuchtung, ein Zusammenspiel aus digitalen Komponenten,<br />

Effektbeleuchtung und Leitsystem. Über eine zentrale Steuerung<br />

können zukünftig in der Halle verschiedenste Stimmungen<br />

erzeugt werden. Je nach Kundenwunsch und Anlass.<br />

KARLSRUHER MESSE- UND KONGRESS-GMBH www.messe-karlsruhe.de


NR 60 <strong>2017</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL 98<br />

99<br />

06 NEUE WOHN- UND ARBEITSWELTEN<br />

Sicher online<br />

verkaufen<br />

ist einfach.<br />

Wenn die Zahlung Ihrer<br />

Kunden garantiert ist und<br />

Sie rund 50 Millionen<br />

potentielle paydirekt-<br />

Nutzer* erreichen können,<br />

die auch online auf<br />

ihre Hausbank vertrauen.<br />

Jetzt informieren auf<br />

www.sparkasse-karlsruhe.de<br />

*Anzahl der für das Online-Banking registrierten Kunden aller<br />

Sparkassen und deutschen Banken.<br />

BERATERNETZ KARLSRUHE<br />

Das Experten-Netzwerk liefert<br />

seit sechs Jahren innovative Impulse<br />

für Unternehmen und den<br />

oft wichtigen Blick von außen.<br />

Was ist das Geheimnis eines guten<br />

Werbeslogans? Wie kann die Nachfolge<br />

in Unternehmen angegangen werden?<br />

Und was ist bei Kreditverhandlungen<br />

mit der Bank unbedingt zu beachten?<br />

Antworten auf diese und weitere Fragen<br />

liefert das Beraternetz Karlsruhe mit<br />

seiner Wissensdatenbank oder mittels<br />

Online-Anfrage.<br />

Unternehmenslenker, Entscheider und<br />

Existenzgründer müssen sich angesichts<br />

wandelnder Märkte und fortschreitender<br />

Globalisierung mit immer neuen<br />

Herausforderungen auseinandersetzen.<br />

Zunehmende Komplexität, kürzere<br />

Innovationszyklen sowie neue rechtliche<br />

Rahmenbedingungen führen dazu, dass<br />

speziell kleine und mittelständische<br />

Unternehmen verstärkt auf externes<br />

Expertenwissen zugreifen. Davor steht<br />

oft die langwierige Suche nach einer<br />

passenden Beraterin bzw. Berater.<br />

Hier bietet das Beraternetz Karlsruhe<br />

Orientierung.<br />

Das Netzwerk wurde 2011 von der<br />

Wirtschaftsstiftung Südwest und der<br />

Wirtschaftsförderung Karlsruhe ins<br />

Leben gerufen und bündelt derzeit<br />

130 geprüfte Rechtsanwälte, Steuer-,<br />

Wirtschafts-, Technologie- und<br />

Unternehmensberater mit langjähriger<br />

Berufserfahrung und Kenntnis der<br />

regionalen Gegebenheiten. Die<br />

gemeinnützige Wirtschaftsstiftung –<br />

eine Gründung von der Stadt Karlsruhe,<br />

der Sparkasse Karlsruhe und der<br />

Volksbank Karlsruhe – hat den Auftrag,<br />

Unternehmerwissen zu verbreiten und<br />

damit Arbeitsplätze in der Region zu<br />

sichern.<br />

Das besondere ist, dass Unternehmen die<br />

Beraterinnen und Berater jederzeit auch<br />

für kostenfreie Kurzseminare zu betriebswirtschaftlichen<br />

Themen engagieren<br />

können. Den oft wichtigen „Blick von<br />

außen“ holen sich Unternehmen zudem,<br />

wenn sie eine Beraterin oder einen<br />

Berater als Beirat berufen. Eine<br />

Checkliste sowie hierfür qualifizierte<br />

Experten finden sich auf der Homepage<br />

des Beraternetzes. Dort wird<br />

auch zu Zuschüssen für Beratungen zu<br />

Wachstumsprozessen, Innovationen,<br />

Umstrukturierung, gelingende Ausbildung,<br />

Fachkräftesicherung sowie<br />

Unternehmensübergabe informiert.<br />

Weitere Informationen unter<br />

www.beraternetz-karlsruhe.de.<br />

von PETRA BADER, Leiterin der Geschäftsstelle<br />

der Wirtschaftsstiftung Südwest<br />

Email: info@wirtschaftsstiftung.de<br />

Foto: Stadt Karlsruhe, Fränkle<br />

Foto: iStock


NR 60 <strong>2017</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL 100 101<br />

06 NEUE WOHN- UND ARBEITSWELTEN<br />

NEUES BETRIEBSHOF-<br />

QUARTIER NIMMT<br />

GESTALT AN<br />

Sie ist eine der wichtigsten Verkehrsachsen der Fächerstadt. In den kommenden<br />

Jahren wird sich das Gesicht der Durlacher Allee im Zuge des Stadtentwicklungskonzepts<br />

spürbar wandeln. Ein zentraler Baustein ist dabei die Neugestaltung des<br />

Betriebshofs der kommunalen Verkehrsbetriebe. Auf dem Areal gegenüber dem<br />

Kreativpark Ost soll ein attraktives Quartier mit Flächen für Büros und Dienstleistungen<br />

entstehen. Bauherr ist die Albtal-Verkehrs-Gesellschaft (AVG).<br />

Foto: Sacker Architekten<br />

Attraktiver Stadteingang: So könnte der Betriebshof der kommunalen Verkehrsbetriebe bereits in ein paar Jahren aussehen.<br />

Durch das Projekt wird die Durlacher Allee städtebaulich aufgewertet.<br />

Einst säumten Pappeln die Durlacher Allee, die bis 1887<br />

noch als reine Landstraße die frühere markgräfliche Residenz<br />

Durlach mit dem noch jungen Karlsruhe verband. In den<br />

kommenden Jahren werden Baukräne das Straßenbild dieser<br />

Hauptverkehrsader prägen. Der schwedische Möbelriese<br />

IKEA baut hier ein neues Einrichtungshaus, die Drogeriemarktkette<br />

dm investiert über 120 Millionen Euro in ihre neue<br />

Unternehmenszentrale und vor allem das Betriebshof-Projekt<br />

der kommunalen Verkehrsbetriebe wird den östlichen Stadteingang<br />

deutlich aufwerten.<br />

Foto: AVG<br />

Die richtige Wahl: AVG-Prokurist Christian Höglmeier und die beiden<br />

AVG-Geschäftsführer Ascan Egerer und Dr. Alexander Pischon<br />

präsentieren gemeinsam mit Prof. Anke Karmann-Woessner, der<br />

Leiterin des Stadtplanungsamtes, Baubürgermeister Michael Obert<br />

und dem Preisgerichts-Vorsitzenden Professor Tobias Wulf (v.l.n.r.)<br />

den siegreichen Entwurf des Architekturwettbewerbs.<br />

Bis 2021 wird die AVG auf dem Areal an der Durlacher Allee<br />

und Tullastraße ein Quartier mit Flächen für Büros und<br />

Dienstleistungen realisieren. Ende Februar kürte eine Jury<br />

im Karlsruher Bürgerzentrum Südwerk den Sieger des<br />

Architekturwettbewerbs, den das Verkehrsunternehmen<br />

2016 ausgelobt hatte. Die Wahl des Preisgerichts fiel dabei<br />

auf den gemeinsamen Entwurf des Freiburger Büros Sacker<br />

Architekten und Westpol Landschaftsarchitekten aus Basel.<br />

Insgesamt hatten 25 Büros ihre Entwürfe für das Projekt<br />

eingereicht.<br />

„Die hohe Qualität der Wettbewerbsbeiträge hat uns die<br />

Wahl nicht einfach gemacht“, erklärte AVG-Geschäftsführer<br />

Dr. Alexander Pischon. „Der Entwurf von Sacker Architekten<br />

und Westpol hat uns sowohl aus städtebaulicher und architektonischer<br />

Sicht als auch aus der Perspektive der zukünftigen<br />

Nutzung am meisten überzeugt. Wir schaffen mit diesem<br />

neuen Gebäudeensemble eine attraktive Adresse für Gewerbe<br />

und Dienstleistungen. Karlsruhe darf sich auf eine echte Bereicherung<br />

für den östlichen Stadteingang freuen“, verspricht<br />

Pischon. In den kommenden zwei Jahren sollen die Planungen<br />

bis zum offiziellen Spatenstich 2019 weiter vorangetrieben<br />

werden, 2021 sollen die Arbeiten entlang der Durlacher Allee<br />

und Tullastraße abgeschlossen sein.<br />

Zwei versetzt angeordnete Baukörper und ein Brückenbau<br />

bilden dann die klaren Kanten für das neue Quartier<br />

„Betriebshof“. Die geforderte Traufhöhe von durchgehend<br />

18 Metern wird entlang der Durlacher Allee und Tullastraße<br />

eingehalten, so dass ein respektvoller Umgang zu den<br />

benachbarten Gebäuden entsteht. Zwei Öffnungen im<br />

Gebäudeensemble sorgen für die notwendige Durchlässigkeit<br />

in Nord-Süd-Richtung, eine Freifläche am östlichen Grundstücksrand<br />

führt den öffentlichen Grünzug aus dem Otto-<br />

Dullenkopf-Park in die städtische Bebauung. „Wir haben uns<br />

im Rahmen des Wettbewerbs intensiv mit der komplexen<br />

Aufgabenstellung beschäftigt und freuen uns sehr, dass<br />

unsere Arbeit mit dem ersten Preis honoriert wurde“, erklärt<br />

Christopher Höfler von Sacker Architekten.<br />

Mit den unterschiedlichen Gebäudetiefen schafft der<br />

siegreiche Entwurf vielfältige Nutzungsmöglichkeiten. Das<br />

Erdgeschoss bietet Raum für Nahversorger, deren Attraktivität<br />

durch die sehr gute Anbindung an den öffentlichen<br />

Nahverkehr gesteigert wird, während in den Etagen darüber<br />

Büroeinheiten verschiedener Größe bereitgestellt werden.<br />

In seiner äußeren Erscheinung wird sich das Gebäudeensemble<br />

auf die örtliche Baukultur beziehen. „Der gelblich<br />

eingefärbte Beton nimmt die Farbigkeit des gelben Sandsteins<br />

auf, der auch für die Bauten der Tullastraße und des alten<br />

Schlachthofes gegenüber verwendet wurde. Die Reduktion<br />

von durchgefärbtem Sichtbeton im Bereich der geschlossenen<br />

Fassaden und metallischen Fensterrahmen verleiht dem<br />

Gebäude eine zurückhaltende Eleganz“, führt Höfler aus.<br />

Durch die Neugestaltung des Areals eröffnen sich auch für<br />

die kommunalen Verkehrsunternehmen neue Perspektiven:<br />

Die AVG, die Verkehrsbetriebe Karlsruhe (VBK), der<br />

Karlsruher Verkehrsverbund (KVV) und die Karlsruher<br />

Schieneninfrastruktur-Gesellschaft (KASIG) werden ihre<br />

Verwaltungsmitarbeiter dann im Osten der Fächerstadt<br />

zusammenführen. Eine Brücke verbindet die neuen Büroräume<br />

mit dem Bestandsgebäude. Zudem wird im Erdgeschoss<br />

ein neues KVV-Kundenzentrum in den Gebäudekomplex<br />

integriert, welches auch Raum für alle Themen rund um die<br />

<strong>Mobilität</strong> bietet. Über ein Foyer gelangt der Besucher zu den<br />

Ausstellungsräumlichkeiten mit wechselnden Präsentationen<br />

– so wird der Betriebshof schrittweise umgestaltet, ohne den<br />

Bezug zu seiner Geschichte zu verlieren.<br />

ALBTAL-VERKEHRS-GESELLSCHAFT www.avg.info<br />

Mit ihren Bahnen und Bussen bringt die Albtal-Verkehrs-<br />

Gesellschaft pro Jahr über 73 Millionen Fahrgäste sicher und<br />

umweltfreundlich ans Ziel. In diesem Jahr feiert die AVG ihr<br />

60-jähriges Bestehen. Zudem ist das Verkehrsunternehmen<br />

mit rund 850 Mitarbeitern eine elementare Säule des<br />

„Karlsruher Modells“, das durch seinen Erfolg seit 25 Jahren<br />

weltweite Beachtung und Nachahmer findet. Es verknüpft<br />

als TramTrain-System das innerstädtische Straßenbahnnetz<br />

von Karlsruhe mit den Eisenbahnstrecken in der Region.


Foto: Vollack Gruppe, Karlsruhe<br />

NR 60 <strong>2017</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL 102 103<br />

06 NEUE WOHN- UND ARBEITSWELTEN<br />

Kommunikative Transparenz im Vollack FORUM 1<br />

MODERNE ARBEITSWELTEN<br />

MACHEN MOBIL<br />

Spontane Meetings finden im Stand-up-Bereich statt, für konzentriertes Arbeiten stehen Thinktanks zur<br />

Verfügung und zu Besprechungen treffen sich die Teams in eigens dafür geschaffenen Rückzugsräumen.<br />

Den Bürotag an einem Schreibtisch verbringen, das war gestern. Moderne Arbeitswelten bieten für unterschiedliche<br />

Aufgaben die geeigneten Bereiche und machen Büroarbeiter so mobil. Doch das ist nur ein<br />

Effekt. Offene und flexible Raumkonzepte können den Dialog und damit die Zusammenarbeit fördern<br />

und das Wohlbefinden, die Produktivität und letztlich auch den Erfolg steigern.<br />

„Wenn Arbeitswelten unsere aktive, mobile Realität abbilden<br />

können, sind sie sinnstiftend und bieten für Unternehmen ein<br />

enormes Potenzial“, ist Reinhard Blaurock, geschäftsführender<br />

Gesellschafter der Vollack Gruppe überzeugt. Zukunftsweisende<br />

Arbeitswelten und nachhaltige Gebäudelösungen gehen bei<br />

den Experten für methodische Gebäudekonzeption Hand in<br />

Hand. Das 2010 bezogene FORUM 1, Sitz des Unternehmens<br />

in Karlsruhe und einer von insgesamt zehn Standorten in<br />

Deutschland, steht für dieses Gebäude- und Arbeitsmodell.<br />

Geplant und realisiert wurde es wie die Kundenprojekte nach<br />

der eigenen 4-Phasen-Methode, beginnend mit der Phase<br />

NULL ® , in der das individuelle Anforderungsprofil erarbeitet<br />

wurde. Eine langfristige Investition, zumal in Zeiten schnellen<br />

Wandels, wird dadurch für Bauherren im Prozess jederzeit<br />

transparent und im Ergebnis verlässlich.<br />

Auf elf Ebenen und 5.500 Quadratmetern finden sich<br />

heute bei Vollack komplett offene und flexible Raumkonzepte.<br />

Open Spaces für Teams, unterschiedlich gestaltete Konferenzund<br />

Besprechungsräume sowie großzügige Aulen für Workshops<br />

und Events mit Kunden erlauben alle gewünschten<br />

Raumformate. Kommunikation wird groß geschrieben. Das<br />

beweisen auch die Rampen und Brücken,<br />

die das Gebäude durchziehen. Statt<br />

Treppen sind sie nicht nur Verbindungen<br />

innerhalb des Hauses, sondern zugleich<br />

Kommunikationswege, auf denen sich<br />

Mitarbeiter begegnen und Informationen<br />

austauschen können. „Die Bürostruktur<br />

kann das Gemeinschaftsgefühl sehr stark<br />

beeinflussen“, weiß Reinhard Blaurock.<br />

Zum Wohlfühlen tragen auch Akustik,<br />

Kühlung und Lüftung sowie Tageslicht<br />

bei. Die Atmosphäre sorgt im wahrsten<br />

Sinn für Raum, um Inspiration, Kreativität<br />

und Effizienz zur Entfaltung zu<br />

bringen. So ist das FORUM 1 eine<br />

motivierende Arbeitswelt für Menschen,<br />

die sich selbst täglich als Experten mit<br />

zukunftsweisenden Gebäudelösungen<br />

beschäftigen.<br />

Im Raum Karlsruhe und bundesweit hat<br />

Vollack zahlreiche maßgeschneiderte<br />

Lösungen für Kunden entwickelt, geplant<br />

und realisiert. Sie verbinden beispielhaft<br />

nachhaltiges, energieeffizientes Bauen<br />

mit methodisch konzipierten Workspaces.<br />

2015 wurde das größte zertifizierte<br />

Büro-Passivhaus Baden-Württembergs<br />

im Karlsruher Kreativpark eingeweiht.<br />

Die Mieter schätzen die niedrigen<br />

Energiekosten und sind begeistert von<br />

der Atmosphäre ihrer Räume. Durch<br />

eine optimale Planung ist es gelungen,<br />

alle Gestaltungsmöglichkeiten voll<br />

auszuschöpfen. Das Ergebnis ist offen,<br />

flexibel, fördert den Dialog und damit<br />

die Zusammenarbeit. „So modern sind<br />

nicht einmal die Citrix-Standorte in San<br />

Francisco, Santa Barbara oder London“,<br />

sagt Andreas Heinkel, Senior Manager<br />

Real Estate & Facilities EMEA bei<br />

Hauptmieter Citrix. „Hier ist alles ein<br />

bisschen anders, ein bisschen hipper,<br />

ein bisschen offener.“<br />

Auch die Mitarbeiter von Dr. Thomas +<br />

Partner in Stutensee profitieren seit Ende<br />

vergangenen Jahres von einer innovativen<br />

Arbeitswelt. Vollack konzipierte für den<br />

Spezialisten in Intralogistik-Lösungen einen<br />

Campus, der sowohl Arbeitsprozesse<br />

als auch soziales Miteinander unterstützt.<br />

„Wir haben Begegnungs- und Kommunikationstreffpunkte<br />

und gleichzeitig<br />

ausreichend Raum für konzentriertes<br />

Arbeiten“, freut sich Mathias Thomas,<br />

einer der Bauherren. Technisch intelligent<br />

und nachhaltig ist das Gebäude,<br />

das ebenfalls als Passivhaus zertifiziert<br />

wurde, außerdem. Mit seiner sogenannten<br />

Eisspeicher-Technologie hat<br />

es sogar eine Journalistengruppe auf<br />

Einladung des Passivhaus-Instituts nach<br />

Stutensee geführt. Das intelligente<br />

Speichermedium macht Dr. Thomas +<br />

Partner energieautark. Nur der Strom<br />

für die Lüftungsanlage muss eingekauft<br />

werden. Das Gebäude ist das vierte<br />

zertifizierte von Vollack, zwei weitere<br />

befinden sich in der Region Berlin-<br />

Brandenburg.<br />

Ein in der Fächerstadt schon länger<br />

bekanntes und gelungenes Projekt ist<br />

die Zentrale der Badischen Versicherungen<br />

BGV in Karlsruhe, eines der<br />

umweltfreundlichsten Bürogebäude in<br />

Deutschland. Nach dem Umbau ist der<br />

Energieverbrauch stark gesunken. Und<br />

aus den ehemaligen kleinen Zellenbüros<br />

sind offene Bürowelten entstanden.<br />

“Aus unserer Sicht können energetischer<br />

Baustandard und intelligente Arbeitsplatzplanung<br />

eine besonders gut<br />

Leuchtturmprojekt: Büro-Passivhaus im Kreativpark<br />

funktionierende Allianz eingehen“,<br />

sagt Reinhard Blaurock. Und wem die<br />

mobile Arbeitswelt noch nicht mobil<br />

genug ist, der kommt mit dem Elektrofahrrad<br />

oder dem E-Car zur Arbeit<br />

und lädt es während der Arbeitszeit<br />

wieder auf. Denn auch an Ladestationen<br />

denken die Experten. Eine steht vor<br />

dem FORUM 1.<br />

VOLLACK GRUPPE www.vollack.de<br />

Mit 300 Mitarbeitern, davon 150<br />

Architekten und Ingenieuren, ist<br />

Vollack Spezialist für methodische<br />

Planung, Bau oder Revitalisierung<br />

nachhaltiger, energieeffizienter<br />

Gebäude im Bereich Büro, Industrie<br />

und Gesundheit. Jedes Projekt startet<br />

gemeinsam mit dem Kunden nach<br />

der eigenen 4-Phasen-Methode mit<br />

der Phase NULL ® , um eine maßgeschneiderte<br />

Gebäudelösung zu<br />

entwickeln. Ganz nach Kundenwunsch:<br />

Generalplanung und Projektsteuerung,<br />

komplett schlüsselfertige Ausführung<br />

oder individuelle Mietflächen als<br />

Projektentwicklung.<br />

www.vollack.de<br />

Foto: Vollack Gruppe, Karlsruhe


NR 60 <strong>2017</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL 104 105<br />

06 NEUE WOHN- UND ARBEITSWELTEN<br />

TECHNOLOGIEPARK<br />

KARLSRUHE RELOAD<br />

GUTE RAHMEN-<br />

BEDINGUNGEN FÜR<br />

DIE IT-BRANCHE<br />

Der Technologiepark Karlsruhe (TPK) im Nordosten der Stadt bietet<br />

Unternehmen aus dem IT- und Hightech-Sektor bereits seit mehr als<br />

zwei Jahrzehnten Raum für Entwicklung. Damit das auch in Zukunft<br />

so bleibt – und als Antwort auf die große Nachfrage nach Flächen –<br />

wurde das Konzept nun einem Face-Lift unterzogen.<br />

Foto: Stadtplanungsamt Karlsruhe<br />

Zukunftsfähig weiterentwickelt –<br />

der Technologiepark Karlsruhe verbindet künftig mehr Raum zum Wachsen mit modernen Arbeitswelten, Urbanität und innovativen Technologien.<br />

Foto: Stadt Karlsruhe<br />

Hubert Hartmann, Wirtschaftsförderung Bereich Unternehmensservice<br />

Karlsruhe ist laut einer Studie der Europäischen Kommission<br />

Europas viertgrößter IKT-Hub und beherbergt mit seinen<br />

4.200 IT-Unternehmen und dem CyberForum Europas<br />

besten IT-Cluster. Die IT-Branche ist ein maßgeblicher<br />

Treiber der gesamtstädtischen wirtschaftlichen Entwicklung<br />

– Tendenz weiter steigend.<br />

Der TPK, der in Zusammenarbeit mit der L-Bank entwickelt<br />

wird, ist die größte zusammenhängende Ansiedlungsfläche<br />

für technologieorientierte Unternehmen – mit ausgezeichneten<br />

Standortvorteilen. Mit seiner Lage im Nordosten der<br />

Stadt bildet er den Abschluss einer „Technologie-Achse“,<br />

entlang derer eine Vielzahl an Technologie- und Forschungseinrichtungen<br />

beheimatet sind. In direkter Nachbarschaft<br />

befindet sich zudem der Campus Ost des Karlsruher Instituts<br />

für Technologie (KIT), mit dem Schwerpunkt <strong>Mobilität</strong>.<br />

Als Antwort auf das dynamische Wachstum der IT-Branche<br />

und dem damit verbundenen Flächenbedarf, wurde der<br />

strategische Rahmenplan für den TPK jetzt zukunftsfähig<br />

weiterentwickelt.<br />

Mieter, Eigentümer, Vertreter der Stadt, der Technologiepark<br />

GmbH, des KIT und der Bürgervereine erarbeiteten dazu<br />

gemeinsam das Konzept „TPK Reload“. Ein wichtiges Ziel<br />

war es, den derzeit gültigen Bebauungsplan des Areals an die<br />

geänderten Bedürfnisse anzupassen. Darüber hinaus ging es<br />

auch um Themen moderne Arbeitswelten, Verkehrsanbindung<br />

und <strong>Mobilität</strong>, Infrastruktur, Dienstleistungsangebote, Energie<br />

und innovative Technologien.<br />

Um die vorhandenen Flächen effizienter und nachhaltiger<br />

zu nutzen, sieht der Bebauungsplan künftig eine optimierte<br />

bauliche Ausnutzung hinsichtlich Dichte der Bebauung sowie<br />

der Gebäudehöhen vor. Damit wird insgesamt ein Plus von<br />

25 Prozent an Büroflächen erreicht. Vorgesehen ist ebenfalls<br />

eine Zone für Hightech-Produktion, die den geänderten Anforderungen<br />

des produzierenden Gewerbes Rechnung trägt.<br />

Ein Schwerpunkt liegt auch auf dem Themenbereich <strong>Mobilität</strong>:<br />

Mit dezentralen Parkmöglichkeiten sowie einer <strong>Mobilität</strong>szentrale<br />

im südlichen Einfahrtbereich soll das Gebiet weitgehend<br />

vom ruhenden Verkehr entlastet werden. Darüber hinaus soll<br />

der TPK zum Forschungs- und Anwendungsmodell für innovative<br />

<strong>Mobilität</strong>skonzepte werden. Dazu gehört neben der Ladeinfrastruktur<br />

für E-Fahrzeuge auch der TPK Bus Loop als Pilotprojekt<br />

für autonomes Fahren: Dazu würde ein automatisch fahrendes<br />

Fahrzeug auf einen Rundkurs im Technologiepark geschickt, das<br />

von Beschäftigten sowie von Besucherinnen und Besuchern innerhalb<br />

des Parks genutzt werden kann. Langfristig ist zudem eine<br />

Nordzufahrt mit direkter Anbindung an die Autobahn geplant.<br />

Auch den geänderten Anforderungen an das Arbeitsumfeld – vor<br />

allem in der Technologie-Branche – wird Rechnung getragen.<br />

Neben dem Wunsch nach zeitgemäßen Arbeitswelten geht es<br />

um „Work-Life-Balance“ und ein Mehr an Urbanität. Für eine<br />

gute Arbeitsatmosphäre außerhalb der Büros sollen künftig<br />

öffentliche Grün-Räume etwa mit WLAN-Verbindung sorgen.<br />

Einen Beitrag zur „Work-Life-Balance“ leisten bereits das<br />

Element-i-Kinderhaus und die angeschlossene Grundschule,<br />

die jetzt durch eine Gemeinschaftsschule mit Ganztagsangebot<br />

ergänzt wird. Ein erweitertes gastronomisches Angebot,<br />

Einkaufmöglichkeiten für den täglichen Bedarf sowie weitere<br />

Dienstleistungen sollen künftig ein breiteres Publikum auf das<br />

Areal bringen. Darüber hinaus sind auch ein Boardinghouse<br />

und ein Hotel vorgesehen. So wird der TPK zum attraktiven<br />

Arbeits- und Lebensraum.<br />

Mit dieser strategischen Neuausrichtung sind die Weichen<br />

gestellt, damit der TPK – als „Schaufenster Ost“ – auch<br />

künftig die Adresse für Hightech-orientiere Unternehmensansiedlungen<br />

am Hightech- und IT-Standort Karlsruhe bleibt.<br />

www.karlsruhe.de/wirtschaft<br />

Von HUBERT HARTMANN, bei der Wirtschaftsförderung verantwortlich für<br />

den Bereich Unternehmensservice, Email: hubert.hartmann@wifoe.karlsruhe.de


NR 60 <strong>2017</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL 106<br />

Foto: Fotolia<br />

ZUSAMMEN STARK:<br />

TECHNOLOGIETRANSFER-<br />

MANAGEMENT IN KARLSRUHE<br />

In kaum einer Region Deutschlands trifft so viel wissenschaftliche Exzellenz auf eine so hohe Dichte<br />

technologiegetriebener Unternehmen wie in Karlsruhe. Die Chancen, die sich aus einer Zusammenarbeit<br />

ergeben, sind enorm. Genau hier setzt die Arbeit der Technologietransfermanager an.<br />

Andrea Bühler von der Wirtschaftsförderung und Bodo Koltze<br />

von der Handwerkskammer sind angetreten, um die schlummernden<br />

Potenziale der Region zu entfalten. Seit 2016 bauen<br />

sie Brücken zwischen Wissenschaft und Wirtschaft, um<br />

aktuelles Wissen aus den Hochschuleinrichtungen für<br />

Unternehmen nutzbar zu machen. Technologietransfermanager<br />

sind dabei Trendforscher, Analysten und Netzwerker zugleich.<br />

„Unser Ziel ist es, neue wissenschaftliche Erkenntnisse in<br />

praxisgerechte Anwendung zu bringen. Hier beraten wir<br />

Unternehmen, die ihre Produkte und Prozesse mit neuen<br />

Technologien optimieren wollen, “ erklärt Andrea Bühler.<br />

Dazu gehört das Anstoßen von Kooperationsprojekten.<br />

Derzeit unterstützt sie den von den Stadtwerken betriebenen<br />

Ausbau eines innovativen Datennetzwerks (LoRaWAN)<br />

und die von der Hochschule Karlsruhe vorangetriebene<br />

Optimierung eines Kalt-Nahwärmenetzes.<br />

Ein Highlight des letzten Jahres war die „Energy4u: Technologie<br />

für den Mittelstand“ – ein Event, das exemplarisch für die<br />

Arbeit des Technologietransfermanagements steht. Über<br />

300 Teilnehmer aus Handwerk, Wirtschaft und Forschung<br />

kamen zusammen, es gab 30 inspirierende Fachvorträge,<br />

viele Best-Practice-Beispiele sowie Gelegenheit für den<br />

Ideenaustausch. Dabei entstanden zahlreiche neue Technologiepartnerschaften<br />

und damit weitere Ansatzpunkte für<br />

Kooperationsprojekte. Aufgrund der positiven Resonanz wird<br />

die „Energy4u“ im Herbst <strong>2017</strong> erneut stattfinden.<br />

Ein wichtiger Termin ist die CEB Energie-Effizienz-Messe<br />

am 28. und 29. Juni <strong>2017</strong>. Interessenten können sich hier<br />

über erfolgreiche Projekte im Energiebereich informieren,<br />

die auch den Wert des Technologietransfers für Karlsruhe<br />

und die Region unterstreichen. Andrea Bühler und Bodo<br />

Koltze wollen die Erfolgsgeschichte des Karlsruher Technologietransfers<br />

weiterschreiben. Mit Veranstaltungen,<br />

Beratungen, Firmenbesuchen sowie „Technologie-Touren“<br />

zu Leuchtturmprojekten unterstützen sie auch künftig den<br />

intensiven Austausch von Wirtschaft und Wissenschaft.<br />

Kontaktdaten, Termine und weitere Informationen gibt es<br />

unter www.technologietransfer-aus-karlsuhe.de.<br />

Von EDITH TOEPELL, bei der Wirtschaftsförderung Karlsruhe<br />

verantwortlich für Kommunikation und Marketing


NR 60 <strong>2017</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL 108 109<br />

07 ÜBER DEN TELLERRAND<br />

VERNETZT<br />

EUCH.<br />

TAUSCHT<br />

EUCH AUS.<br />

LERNT VON-<br />

EINANDER.<br />

Cluster. In Baden-Württemberg der Trend<br />

schlechthin. Insgesamt 120 solcher regionalen<br />

Zusammenschlüsse von Unternehmen, Forschungseinrichtungen<br />

und öffentlichen Stellen gibt es im<br />

Südwesten Deutschlands – und die Landesregierung<br />

tut gut daran, diese zu unterstützen. Denn Cluster<br />

bündeln Wissen, fördern die Innovationsdynamik<br />

von Unternehmen und erhöhen die Wettbewerbsfähigkeit<br />

der Region.<br />

Automotive Engineering Network e.V. (AEN) ist ein solches<br />

Cluster im Bereich <strong>Mobilität</strong>. Vor mehr als zehn Jahren<br />

gegründet – werden jetzt die Weichen für die Zukunft gelegt.<br />

Ein neues Team. Eine neue Strategie. Ein neues Konzept.<br />

Das Ziel: Unternehmen und Forschungseinrichtungen<br />

zusammenzubringen, damit Innovationen realisiert werden<br />

können. Soweit, so gut. Strategien festlegen ist das eine,<br />

diese auch erfolgreich umzusetzen, das andere. Waldemar<br />

Epple, neuer Vorstandsvorsitzender des AEN, war 19 Jahre<br />

lang Leiter der Mercedes-Benz-Kundencenter in Rastatt<br />

und Sindelfingen – er bringt jede Menge Know-how rund<br />

um die Automobilbranche mit, noch mehr aber brennt er<br />

für die Neuausrichtung des AEN. „Nur wer selbst für etwas<br />

brennt, kann andere entzünden!“, zitiert Epple und spricht<br />

sich damit ganz klar für seine neue Aufgabe aus. In einem<br />

komplexen Umfeld gibt es so gut wie keine einfachen Lösungen<br />

mehr. Nur durch das Einbringen von verschiedenen<br />

Foto: iStock<br />

Perspektiven und speziellen Fähigkeiten können die komplexen<br />

Lösungen geschaffen werden, die nachhaltig erfolgreich sind.<br />

Von dieser intelligenten Vernetzung sollen am Ende natürlich<br />

die Mitgliedsbetriebe profitieren, indem sie gewinnbringende<br />

Kontakte zu Forschungseinrichtungen und anderen Trägern von<br />

Wissen erhalten und somit aus Ideen Innovationen entstehen,<br />

die auch umgesetzt werden. Denn das sogenannte „Valley<br />

of Death“ lässt viele Innovationen scheitern. Dafür gibt es<br />

unterschiedliche Gründe: zu wenig Kapital, der fehlende<br />

Kontakt zum richtigen Abnehmer, falsche Entscheidungen<br />

im Management. AEN möchte die Brücke sein, die verhindert,<br />

dass Innovationen im Valley of Death untergehen. Wichtig<br />

dabei ist, den gesamten Prozess, von der Idee bis zur Anwendung,<br />

zu begleiten und zu jeder Zeit Hilfestellung zu leisten.<br />

Nicht die Idee ist entscheidend, sondern nur die realisierte<br />

Idee, die einen Kunden findet.<br />

Autonomes Fahren, Elektromobilität, Digitalisierung in<br />

Fahrzeugen und neue <strong>Mobilität</strong>skonzepte auf Basis der<br />

sharing economy- AEN bearbeitet für und mit seinen<br />

Mitgliedern die „Megathemen“ der <strong>Mobilität</strong> und Automobilindustrie.<br />

Dabei ist nicht die Fokussierung auf Basistechnologien,<br />

sondern ein systemischer Ansatz entscheidend. „Wir haben<br />

in Deutschland schmerzvoll festgestellt, dass ohne Elektro-<br />

Tankstellen das Thema Elektromobilität nicht funktioniert.<br />

Wir müssen also immer das ganze Ökosystem betrachten.<br />

Genau im Ökosystem liegen aber enorm viele neue Geschäftsideen<br />

und Business Modelle, die noch nicht realisiert sind“,<br />

so Epple.<br />

Die nächsten Schritte des AEN liegen klar auf der Hand:<br />

„Ziel ist es, systematisch die Fähigkeiten der Mitgliedsfirmen<br />

und Forschungseinrichtungen zu erfassen. Die aus diesem<br />

Prozess entstandenen Ideen sollen, in einem lebendigen Labor,<br />

mit der Wirklichkeit konfrontiert werden. Denn Innovationen<br />

in der Region entstehen nur, wenn Menschen Neues ausprobieren<br />

wollen“, fasst der Vorstandsvorsitzende des AEN die<br />

Pläne zusammen.<br />

CAROLINE CARNEVALE www.wvs.de<br />

STECKBRIEF: WALDEMAR EPPLE<br />

Vorstandsvorsitzender des AEN e.V.<br />

Er war 19 Jahre lang Leiter des Center of Excellence,<br />

dem Mercedes-Benz-Kundencenter in Sindelfingen<br />

und Rastatt. Sein Studium absolvierte er an der tech.<br />

Hochschule Karlsruhe zum Dipl. Wirtschaftsingenieur.


NR 60 <strong>2017</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL 110 111<br />

07 ÜBER DEN TELLERRAND<br />

Fotos: IHK Karlsruhe<br />

„Zum Thema Technologie brauche ich Ihnen nichts zu sagen.<br />

Was hier fehlt, sind lediglich Selbstvertrauen in die Umsetzung<br />

eigener Ideen und der Mut, Fehler zuzulassen.“<br />

AUF AUGENHÖHE MIT<br />

DEM SILICON VALLEY<br />

Neujahrsempfang <strong>2017</strong> der IHK Karlsruhe.<br />

Pferdt hat mit seinem Vortrag den Horizont der rund 1500<br />

Besucher ein Stück weit geöffnet und sie bunte Papierflieger<br />

mit „Was-wäre-wenn-Fragen“ in die Luft schießen lassen.<br />

„Die typisch deutsche Antwort auf solche Fragen wäre: Ja,<br />

aber. Ich bitte Sie jetzt jedoch, die Antwort durch ein „Ja,<br />

und“ zu ersetzen.“<br />

„Die Umgebung für Kreativität und Innovation muss stimmen“,<br />

erklärte Pferdt, der für die Google-Mitarbeiter ein Co-Creation-<br />

Space namens „The Garage“ eingerichtet hat. Bunt, mit<br />

Nähmaschinen und Bastelbedarf. Ein Spielzimmer für Mitarbeiter<br />

eines Unternehmens, in dem man 20 Prozent seiner<br />

Arbeitszeit in eigene Projekte investieren darf. „Man muss<br />

den Mitarbeitern Raum geben, aber auch emotionale Sicherheit,<br />

eine Atmosphäre, in der auch Fehler verziehen werden.“<br />

Sein Credo: „Eine gesunde Missachtung des Unmöglichen.“<br />

Das sah Prof. Dr. Gisela Lanza, Leiterin des Instituts für<br />

Produktionstechnik am KIT, im Expertentalk mit IHK-<br />

Hauptgeschäftsführer Prof. Hans-Peter Mengele ähnlich. So,<br />

wie sie auch Pferdts Meinung von der deutschen Mentalität<br />

teilt: „Wir haben viele Stärken hier, aber wir trauen uns nicht.<br />

Wir scheuen das Risiko, alles über Bord zu werfen.“<br />

Die Professorin warnte davor, zu sehr auf das Altbewährte<br />

und Vertraute zu setzen. „Irgendwann ist es überholt. Ich<br />

fürchte nur, dass es uns noch zu gut geht, um das Wagnis<br />

der Innovation einzugehen“.<br />

Der rasch voranschreitende technologische Wandel verändert nicht nur unsere Gesellschaft, sondern<br />

auch die Arbeitswelt. Er stellt Unternehmen und Politik vor immer neue Herausforderungen. Die IHK<br />

versteht sich als eine Art Transmissionsriemen, der die Digitalisierung in den Mittelstand überträgt.<br />

Die TechnologieRegion Karlsruhe auf Augenhöhe mit dem<br />

Silicon Valley: Mindestens drei der Ehrengäste des Neujahrsempfangs<br />

der IHK Karlsruhe sehen deutliche Parallelen zwischen<br />

der badischen und der kalifornischen Innovationsregion. Für<br />

Peter Lockemann, ehemaliger Professor für Informatik am<br />

KIT und Mitbegründer des Forschungszentrums Informatik,<br />

ist die TRK auf dem Gebiet der IT hervorragend aufgestellt.<br />

„Wir haben ausgezeichnete Universitäten und selbstbestimmte,<br />

gut ausgebildete Absolventen. Was wir brauchen, ist nur eine<br />

lockere, offene Atmosphäre, eine Denkweise, wie sie dort<br />

vorherrscht und hier nicht. Wenn wir diesen kalifornischen<br />

Mindset übernehmen und mit den Stärken zusammentragen,<br />

die wir in Deutschland haben, mit unserer Exzellenz in Informatik<br />

und Ingenieurwissenschaften, dann sehe ich positiv in<br />

die Zukunft.“<br />

Genau hierum ging es auch dem Keynote-Speaker des<br />

Neujahrsempfangs, Dr. Frederik G. Pferdt, Chief Innovation<br />

Evangelist und Head of Innovation & Creativity Programs<br />

bei Google im kalifornischen Mountain View. Pferdt sieht<br />

die Fächerstadt, was die Vorreiterrolle bei IT und Technologie<br />

betrifft, auf Augenhöhe mit seiner beruflichen Heimat in den<br />

USA.<br />

Angesichts der Herausforderungen durch die fortschreitende<br />

Digitalisierung verspricht IHK-Präsident Wolfgang Grenke den<br />

Mitgliedsunternehmen Hilfe, wo es nötig ist. „Wir verstehen<br />

uns als eine Art Transmissionsriemen, der die Digitalisierung<br />

in den Mittelstand überträgt. Das Thema Digitalisierung ist<br />

so schnelllebig und so komplex, dass es eher noch zu wenige<br />

Unternehmen sind, die sich dem Thema nähern. Insbesondere<br />

für kleine und mittlere Betriebe sind noch viele Fragen offen.<br />

Speziell mit Blick auf Innovation und auf die Aus- und<br />

Weiterbildung ist die IHK Partner, um Mitgliedsbetriebe<br />

zukunftsfest zu machen.“<br />

Eine engmaschige Kooperation verbindet die IHK mit dem<br />

Cyberforum, dem größten regional aktiven Hightech-<br />

Unternehmer-Netzwerk in Europa. Es ermöglicht gerade<br />

jungen Startup-Unternehmen, sich mit Unternehmern,<br />

Wissenschaftlern, Technikern und vielerlei Experten auszutauschen<br />

und innerhalb der IT-Wirtschaft Wege in die<br />

digitale Welt zu finden.<br />

IHK-Präsident W. Grenke, Dr. Frederik G. Pferdt, Prof. Hans-Peter Mengele<br />

Auch Initiativen wie das Cyberforum oder „Karlsruhe Digital“,<br />

mit denen die IHK eng zusammenarbeitet, zeigen, wie vielfältig<br />

Karlsruhes IT-Szene ist und bestätigt die Rolle der Region als<br />

Antreiber der Digitalisierung.<br />

Eine im November veröffentlichte Studie der deutschen<br />

Akademie der Technikwissenschaften (acatech) hat Deutschland<br />

und der Innovationsfreudigkeit hierzulande zunächst<br />

einmal ein hervorragendes Zeugnis ausgestellt: Industrie 4.0<br />

hat demnach in Deutschland eine hohe innovationspolitische


NR 60 <strong>2017</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL 112 113<br />

07 ÜBER DEN TELLERRAND<br />

IT-Bereich sind über die Branchen hinweg gefragt. Um stets<br />

auf dem neuesten Stand zu sein, ist die Qualifizierung unverzichtbarer<br />

Bestandteil eines jeden Arbeitsplatzes.<br />

Foto: IHK Karlsruhe<br />

Dynamik entfaltet, und der intensive Austausch zwischen<br />

Unternehmen, Verbänden, Wissenschaft, Gewerkschaften und<br />

Politik habe Deutschland einen Wettbewerbsvorsprung von<br />

zwei bis drei Jahren gegenüber anderen Ländern verschafft.<br />

Der Schlüssel in die Zukunft liegt nach Ansicht Grenkes in der<br />

internationalen Zusammenarbeit auf Basis großer Plattformen,<br />

vorausgesetzt, der Blick geht zunächst einmal gründlich nach<br />

innen. Die digitale Wirtschaft kennt keine realen Grenzen, sie<br />

bietet ungemein vielfältige Chancen.<br />

Aber, so fragt sich der IHK-Präsident, wie steht es mit der<br />

künstlichen Intelligenz, mit Robotern, die immer mehr können?<br />

Ist meine Arbeitsleistung – ist der Mensch – künftig ersetzbar?<br />

„Nein“, lautet seine Antwort, „denn es werden zwar Berufsbilder<br />

entfallen aber – davon bin ich fest überzeugt – mehr neue<br />

entstehen.“<br />

Diese Fragen werden die Transformationsprozesse immer<br />

begleiten, und sie müssen immer wieder neu beantwortet<br />

werden. Lebenslanges Lernen ist dabei unerlässlich. Und die<br />

Mitarbeiterin, der Mitarbeiter 4.0 der Zukunft wird anders<br />

ausgebildet sein.<br />

Der rapide voranschreitende technologische Wandel verändert<br />

nicht nur unsere Gesellschaft, sondern auch die Arbeitswelt.<br />

Er stellt Unternehmen und Politik vor immer neue Herausforderungen.<br />

Berufsinhalte und Tätigkeiten werden sich durch<br />

die Digitalisierung nachhaltig verändern. Die Vielzahl neuartiger<br />

Technologien, die mit dem digitalen Wandel einhergehen,<br />

können Unternehmen aber nur dann nutzen, wenn sie ihre<br />

Beschäftigten ausreichend dafür qualifizieren.<br />

Nicht nur Beschäftigte in Softwareunternehmen müssen<br />

heute über IT-bezogene Kenntnisse und Fähigkeiten verfügen.<br />

Sowohl digitale Grundfähigkeiten als auch Spezialwissen im<br />

Die Weiterbildungskultur muss vor Ort in den Betrieben<br />

gelebt werden. Speziell älteren Mitarbeitern muss die<br />

Möglichkeit gegeben werden, sich am Arbeitsplatz weiterzubilden.<br />

Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer benötigen in<br />

der digitalen Zukunft allerdings nicht nur berufsspezifisches<br />

Fachwissen, sondern auch so genannte Soft Skills wie Kommunikationsfähigkeit,<br />

interkulturelle Kompetenzen, rasche<br />

Auffassungsgabe, systematisches Denken und Kreativität. Das<br />

Weiterbildungsengagement von Betrieben, Arbeitnehmerinnen<br />

und Arbeitnehmern muss künftig ausgebaut werden.<br />

Die fortschreitende Digitalisierung könnte auch für frischen<br />

Wind bei deutschen Unternehmensgründungen sorgen.<br />

Gründerinnen, Gründer und Unternehmen treiben sie<br />

immer weiter voran.<br />

Die IT-Branche zählt inzwischen zu einer der stärksten<br />

Wachstumsbranchen in Deutschland. Unternehmen der<br />

Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT) haben<br />

inzwischen einen Anteil von 4,7 Prozent (2013) an der<br />

Bruttowertschöpfung, das entspricht 84 Milliarden Euro.<br />

Zum Vergleich: Der Maschinenbau kommt auf 4,4 Prozent.<br />

Der Grund für den Erfolg der IKT-Branche liegt nicht zuletzt<br />

darin, dass immer mehr kleine und mittlere Unternehmen neue<br />

Technologien, branchenspezifische Software und webbasierte<br />

Services einsetzen. Unternehmerinnen und Unternehmer<br />

nutzen die vielfältigen digitalen Möglichkeiten, um ihr Angebot<br />

zu erweitern oder zu verbessern und um ihre Geschäfts- und<br />

Arbeitsprozesse schneller und kostengünstiger abzuwickeln.<br />

Wichtiger als rasantes Wachstum einzelner Start-ups ist<br />

allerdings, dass die Unternehmen mit einem nachhaltigen<br />

Geschäftsmodell an den Start gehen.<br />

Auch der Mittelstand sollte Kooperationen eingehen, um zu<br />

profitieren. „Die Start-ups von heute sind der Mittelstand<br />

von morgen“, so die Präsidentin des Instituts für Mittelstandsforschung<br />

(IfM), Friederike Welter.<br />

Auch die jungen Gründer sagen derzeit: Das europäische<br />

Umfeld ist viel interessanter als das Silicon Valley. In einigen<br />

Städten etabliert sich eine lebendige Szene. Hierfür ist<br />

Karlsruhe ein hervorragendes Beispiel.<br />

IHK KARLSRUHE www.ihk.karlsruhe.de<br />

Foto: IHK Karlsruhe


NR 60 <strong>2017</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL 114 115<br />

07 ÜBER DEN TELLERRAND<br />

USA<br />

Unterwegs im Untergrund<br />

Die Bandbreite an Transportmöglichkeiten<br />

ist ausgeschöpft? Stimmt nicht.<br />

Das Projekt „Hyperloop“ plant Rohrpost<br />

in neuem Ausmaß. Das Konzept<br />

des amerikanischen Unternehmers<br />

Elon Musk ist ein hypermodernes<br />

Röhren-Transport-System. Waren und<br />

Menschen werden in einer speziellen<br />

Kapsel mit Hochgeschwindigkeit durch<br />

den Untergrund befördert. Die Kapseln<br />

schießen auf Luftkissen durch die Röhre<br />

und sind mit einer Geschwindigkeit<br />

von bis zu 1500 km/h schneller als ein<br />

Zivilflugzeug. Extrem schnell und umweltfreundlich<br />

könnte Hyperloop das<br />

zukünftige Reisen revolutionieren. An<br />

der Umsetzung dieser Vision arbeiten<br />

die Unternehmen Hyperloop One und<br />

Hyperloop Transportation Technologies.<br />

Auf verschiedenen Teststrecken in<br />

Nevada und Kalifornien wird das System<br />

gerade erprobt. Auch andere Nationen<br />

spielen mit dem Gedanken, das System<br />

auszuprobieren. Nach bisherigen Ankündigungen<br />

soll der Hyperloop im Jahr<br />

2020 einsatzbereit sein.<br />

MALMÖ, SCHWEDEN<br />

Ein Wohnparadies für Radliebhaber<br />

Viele Menschen verzichten im urbanen<br />

Raum mittlerweile auf das Auto und<br />

steigen auf das umweltfreundliche<br />

Fahrrad um. Das Projekt „Ohboy“ der<br />

Architektengruppe Hauschild + Siegel<br />

Architecture in Malmö entwirft ein<br />

Wohnkonzept, in dem ein autofreies<br />

Leben problemlos möglich ist. Mittelpunkt<br />

ist ein Wohnhaus über 7 Etagen,<br />

das Platz für 55 Wohnungen und 33<br />

Motelzimmer bietet. Diese Wohnanlage<br />

ist konsequent auf die Bedürfnisse von<br />

Radfahrern zugeschnitten. Bis auf einen<br />

Behindertenparkplatz gibt es keine<br />

Abstellplätze für PKWs. Aufzug,<br />

MOBILITÄT<br />

AUS ALLER<br />

WELT<br />

Rund um den Globus setzen sich kreative Köpfe und<br />

Ingenieure mit dem Thema <strong>Mobilität</strong> auseinander.<br />

Menschen werden vernetzt, Transportwege effektiver<br />

gestaltet. Entfernungen spielen dabei kaum<br />

noch eine Rolle. Manche Ideen bleiben Visionen,<br />

andere gestalten aktiv unsere Zukunft. Ein Blick<br />

auf aktuelle Projekte aus aller Welt.<br />

Wohnungseingänge und Flure sind<br />

so großzügig dimensioniert, dass man<br />

mühelos seine Einkäufe mit dem<br />

Lastenfahrrad bis zum Kühlschrank<br />

transportieren kann. Außerdem steht<br />

jeder Wohnung eine große Paketbox<br />

im Erdgeschoss zur Verfügung. Über<br />

ein buchbares <strong>Mobilität</strong>sabo nutzen<br />

Bewohner günstig den öffentlichen<br />

Nahverkehr sowie Bike- und Carsharing.<br />

Kleinere Fahrradreparaturen können in<br />

der hauseigenen Werkstatt durchgeführt<br />

werden. Neugierig? Wohnungen<br />

und Motelzimmer können seit diesem<br />

Jahr bezogen werden.<br />

DIE WELT<br />

Don Parrish, 72 Jahre, Most<br />

Travelled Person of the World<br />

Der Südpol, das Nordkap, die Bouventinsel (das Eiland in<br />

Rekorddistanz zu jedem Kontinent) – ein Mann hat sie alle<br />

gesehen. Don Parrish führt das Ranking des Online-Clubs<br />

Most Travelled People mit 850 von 875 bereisten Destinationen<br />

an. Ziele, die ihm noch fehlen, sind entweder militärische<br />

Sperrgebiete oder strikte Naturreservate. Er ist auf Sondergenehmigungen<br />

oder günstige Witterungsbedingungen<br />

angewiesen. Wie ein gegerbter Abenteurer sieht der Frührentner<br />

aus Dowers Grove bei Chicago aber nicht aus. Keine<br />

Trophäensammlungen oder Weltkarten voller Pins. Nur wenig<br />

deutet in seinem unauffälligen Reihenhaus darauf hin, dass<br />

Don Parrish Extrem Traveller ist. Zeitlebens hatte er eine<br />

Festanstellung als Computertechniker und nutzte seine 3-5<br />

Wochen Jahresurlaub für ausgiebige Reisen. Ein Ländersammler<br />

mit Tunnelblick ist er dabei nicht geworden. Er kennt sich<br />

politisch und geschichtlich hervorragend aus und hat über die<br />

Hälfte aller 1.052 Weltkulturstätten besichtigt. Eine Handvoll<br />

Verhaftungen hat er dabei auch schon hinter sich. Seine<br />

Heimat bleibt jedoch Amerika. „Manche Reisende sind wie<br />

Entwurzelte“, so Don, „I need to come home.“<br />

AUSTRALIEN<br />

Solange die Sonne scheint<br />

Alle zwei Jahre findet in Australien die World Solar Challenge<br />

statt – die Weltmeisterschaft der Solarwagen schlängelt sich<br />

auf öffentlichen Straßen 3000 km von Darwin im Norden<br />

quer durch das Land bis nach Adelaide im Süden. Teilnehmer<br />

reisen mittlerweile aus aller Welt an, um ihre neuesten Forschungsarbeiten<br />

im Bereich der solarbetriebenen Fahrzeuge<br />

zur Schau zu stellen. Der zu schlagende Rekord über eine<br />

Durchschnittsgeschwindigkeit von 102 km/h liegt seit dem<br />

Jahr 2005 bei der niederländischen Universität Delft.<br />

TAIPEH, TAIWAN<br />

Als hätten Vespa und iPhone ein<br />

Kind bekommen<br />

Der Smartscooter des taiwanesischen<br />

Herstellers Gogoro sieht nicht nur<br />

verdammt gut aus. Das eigentlich innovative<br />

liegt in seinem Energiekonzept.<br />

Angetrieben wird der smarte Cityflitzer<br />

durch zwei Lithium-Ionen-Akkus, mit<br />

denen er es auf beachtliche 95 km/h<br />

bringt. Der Clou: Neigt sich die Akkuladung<br />

dem Ende zu, werden die leeren<br />

Akkus einfach am Automaten gegen<br />

volle eingetauscht. Laut Hersteller in<br />

weniger als 6 Sekunden! Die Tankstelle<br />

wird also künftig eine Tauschstelle, ohne<br />

Steckdose und stundenlange Ladezeiten.<br />

Komfortabler lässt sich ein Roller nicht<br />

aufladen. Kein Wunder, dass das Konzept<br />

in Taiwan bereits der Renner ist. Gogoro<br />

plant, seinen schicken Elektroroller, der<br />

übrigens von zwei ehemaligen Mitarbeitern<br />

des Smartphone-Herstellers<br />

HTC entwickelt wurde, auch in andere<br />

Weltmetropolen zu exportieren. Bald<br />

könnte er also auch auf unseren Straßen<br />

unterwegs sein.<br />

Momentan noch in der Konstruktionsphase, tüftelt das Team<br />

Sonnenwagen der RWTH Aachen an seinem Rennwagen. Am<br />

8. Oktober <strong>2017</strong> wollen sie sich der Herausforderung stellen.<br />

Gestartet wird in der Challenger-Klasse für einsitzige Autos.<br />

Hier liegt der Fokus vor allem auf der Performance, während<br />

Fahrzeugmodelle der Cruiser-Klasse in Form und Funktion<br />

dem klassischen Auto schon sehr nahe kommen. Bereits in<br />

Vorjahren vorgestellte Fahrzeuge und skurrile Blickfänge<br />

gehen in der Adventure-Klasse an den Start.<br />

Text und Illustration<br />

LISA WALTER, PAULINE GERBERSHAGEN www.wvs.de


NR 60 <strong>2017</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL 116 117<br />

07 ÜBER DEN TELLERRAND<br />

PARTNERSCHAFT<br />

KARLSRUHE UND<br />

PUNE WEITER<br />

GESTÄRKT<br />

Die auf Nachhaltigkeit angelegte Internationalisierungsstrategie der<br />

Stadt Karlsruhe zielt darauf ab, Investitionsmöglichkeiten für ausländische<br />

Unternehmen aufzuzeigen und Kooperationsmöglichkeiten<br />

für Karlsruher Firmen mit internationalen Partnern zu schaffen. Die<br />

Zusammenarbeit mit Indien, vor allem mit der Wirtschaftsmetropole<br />

Pune ist hier beispielhaft.<br />

Foto: Staatsministerium Baden-Württemberg<br />

Ergebnis erfolgreicher Netzwerkarbeit: die Unterzeichnung eines Memorandum of Understanding zwischen der Hochschule Karlsruhe und den<br />

Projektpartnern von Gathagram in Pune, im Rahmen der Delegationsreise unter der Leitung von Ministerpräsident Kretschmann.<br />

Pune ist eine der erfolgreichsten Smart Cities Indiens. Seit<br />

2012 vereinbarte die Wirtschaftsförderung Karlsruhe eine<br />

engere Zusammenarbeit, heute ist Karlruhe ein wichtiger<br />

Partner der indischen Metropole. Neben Wirtschaft stehen<br />

längst auch Bildung, Kultur und Tourismus im Fokus der<br />

Kooperation, auf der Hochschulen, Unternehmen, Netzwerke<br />

und kulturelle Einrichtungen aufsetzten. Das Karlsruher<br />

„India Board“, 2015 gegründet, gilt dabei als wegweisend,<br />

weil es deutsche und indische Akteure aus Wirtschaft und<br />

Gesellschaft vernetzt.<br />

Das gegenseitige Interesse ist ausgesprochen groß: Seit 2013<br />

besuchten mehr als 500 indische Entscheidungsträger aus<br />

Wirtschaft und Politik in 13 Fachdelegationen den Wirtschaftsstandort<br />

Karlsruhe – im Fokus IT, Energie und <strong>Mobilität</strong>. Rund<br />

85 Karlsruher Unternehmen und Einrichtungen wiederum<br />

wurden im Rahmen von Delegationsprogrammen nach Indien<br />

begleitet. Bei der 120-köpfigen Delegation unter der Leitung<br />

von Ministerpräsident Kretschmann im Januar <strong>2017</strong> kamen<br />

40 Teilnehmer aus Karlsruhe und der TechnologieRegion.<br />

Mit über 330 deutschen Firmenansiedlungen gilt die Millionenstadt<br />

Pune als äußerst deutsch-affin, darunter Karlsruher<br />

Unternehmen wie Abas Software und Bokela. In Indien aktiv<br />

sind zudem Dr. Willmar Schwabe, Aluplast mit einer Produktionsstätte,<br />

sowie Frenell mit einem Solarthermie-Projekt bei<br />

Delhi. Mit dem Aufbau eines Indien-Kompetenz-Zentrums<br />

sowie eines Büros in Pune beschritt Karlsruhe neue, erfolgreiche<br />

Wege in der internationalen Zusammenarbeit. Das<br />

Kooperationsbüro verfügt mit mehr als 1.000 qualifizierten<br />

Adressen über ausgezeichnete Verbindungen zu Entscheidern<br />

und Multiplikatoren vor Ort. Firmen aus Karlsruhe und<br />

Region können auf die Einrichtung zugehen, um erfolgreich<br />

in Indien anzukommen, indischen Firmen wiederum wird der<br />

Weg nach Karlsruhe erleichtert, wie etwa bei den Ansiedlungen<br />

der Firmen SIKRAFT Infotech und Mestech Services sowie<br />

Technosoft in Ettlingen. Die Arbeit der Karlsruher Repräsentanz<br />

kommt so gut an, dass künftig auch das Land Baden-Württemberg<br />

auf diesen Dienst zugreifen wird, wie Ministerpräsident<br />

Kretschmann bei der Delegationsreise verkündete.<br />

INDIENS ERSTE KLIMANEUTRALE SIEDLUNG<br />

Weitere Anknüpfungspunkte bietet das Indien-Kompetenz-<br />

Zentrum, wo Investitionsmöglichkeiten in die ‚SmarterCity‘<br />

Karlsruhe vorgestellt werden und indische Partner sich über<br />

intelligente Lösungen für moderne Stadtgesellschaften<br />

informieren können. Aktuelles Beispiel ist „Gathagram“,<br />

Indiens erste klimaneutrale Siedlung für 30.000 Menschen,<br />

die nahe Pune entsteht. Know-how aus Karlsruhe und der<br />

Region ist dabei sehr gefragt, koordiniert vom EnergieForum<br />

Karlsruhe. Bei der Delegationsreise vereinbarte die Hochschule<br />

Karlsruhe eine Zusammenarbeit und wird ihre Kompetenzen im<br />

Bereich Simulation einbringen. Ziel ist es, die Stadtplanung so<br />

zu optimieren, dass der Energieverbrauch für Klimatisierung<br />

deutlich reduziert wird. Fraunhofer ICT ist mit den Themen<br />

erneuerbare Energien und innovative Speichermethoden an<br />

Bord. „Gathagram“ ist ein Beleg für die erfolgreiche Netzwerkarbeit<br />

der vergangenen Jahre. Das besondere: Karlsruhe<br />

kann hier auch mittelständische Lösungen einbringen und so<br />

eigene Akzente setzen. Unterstützend wirkt dabei die 2015<br />

vereinbarte Partnerschaft zwischen Baden-Württemberg und<br />

dem indischen Bundesstaat Maharashtra, die jetzt unter dem<br />

Motto „innovative Technologien aus Baden-Württemberg“<br />

weiter mit Leben gefüllt wird.<br />

„Karlsruhe arbeitet gemeinsam mit seinen indischen Partnern<br />

an Zukunftskonzepten rund um Netzwerkausbau, Technologietransfer<br />

und neue Geschäftsmodelle. Dabei geht es uns vor<br />

allem um die internationale Positionierung des Wirtschaftsstandorts<br />

Karlsruhe im globalen Wettbewerb um Fachkräfte<br />

und Unternehmen“, so Michael Kaiser, Direktor der Wirtschaftsförderung.<br />

Dabei immer im Blick: Ansiedlung von<br />

Unternehmen, Unterstützung von Investoren und die<br />

Vermarktung der Fächerstadt als „Innovation Hub“, vor<br />

allem im Bereich Smarter City.<br />

www.karlsruhe.de/wirtschaft, www.india-karlsruhe.com<br />

Von SIMONE PFLIEGER, bei der Wirtschaftsförderung verantwortlich für den Bereich<br />

Internationales, Indien und Pamina, Email: simone.pflieger@wifoe.karlsruhe.de


NR 60 <strong>2017</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL 118 119<br />

UNTERNEHMENSPROFILE<br />

AUS DER REGION, FÜR DIE REGION. INDIVIDUELL, MIT INDUS-<br />

TRIELLER PRÄZISION. MARCUS UND JÜRGEN STOBER HABEN<br />

MIT DER STOBER GMBH AUS EINEM TRADITIONSUNTERNEHMEN<br />

EIN MODERNES DRUCK- UND MEDIENHAUS GEFORMT.<br />

„QUALITÄTSDRUCKSACHEN und JUWELEN glänzen mit Wertbeständigkeit.<br />

Wegwerfflyer sind wie Glasperlen – einfach billig.“ So bringt es Martin Liebscher,<br />

einer von fünf Kundenberatern bei Stober auf den Punkt. Gemeinsam betreuen<br />

sie Kunden wie das Karlsruher ZKM, den Schmuckhersteller JÖRG HEINZ oder<br />

die Messegesellschaft KMK. Für hochwertige Printmedien, kommt die Wirtschaft<br />

aus der Technologieregion Karlsruhe und dem Nordschwarzwald gerne zum Druckdienstleister<br />

an der nördlichen Stadtgrenze Karlsruhes. Wo die B36 Richtung<br />

Mannheim führt, finden die Kunden VOLLES PROGRAMM und FULLSERVICE.<br />

Produziert wird mit modernsten Maschinen, egal, ob es um Drucken, Stanzen und<br />

Prägen, Falztechnik oder Broschürenbindung geht. Im Digitaldruck entstehen<br />

personalisierte Drucksachen. Geht es um handwerkliche Konfektionierung oder<br />

punktgenauen Mailingversand steht die eidos marketing services GmbH bereit,<br />

geführt von Sabine Stober.<br />

www.stober.de<br />

STOBER GmbH, Druckerei und Verlag<br />

Industriestraße 12, 76344 Eggenstein<br />

Fon 0721 97830-0, Fax 0721 97830-40<br />

info@stober.de, www.stober.de<br />

TECHNOLOGIEFABRIK KARLSRUHE – GRÜNDUNGSSCHMIEDE<br />

IN KARLSRUHE<br />

Die Technologiefabrik ist ein Gründerzentrum, in dem besonders viele Startups aus<br />

dem Hightech-Bereich ansässig sind. 1983 als 100%-Tochter der IHK Karlsruhe<br />

gegründet, kann sie heute auf viel Erfahrung und Wissen zur Unterstützung von<br />

Gründern zurückgreifen. Derzeit sind 80 Startups unter dem Dach des Innovationszentrums<br />

angesiedelt. Das Leistungsspektrum der Technologiefabrik ist breit<br />

gefächert. Neben Räumlichkeiten bietet sie auch Coaching zu Betriebswirtschaft<br />

und Technologietransfer an. 97 Prozent der bis heute über 370 betreuten Unternehmensgründer<br />

haben den Schritt in die Unabhängigkeit erfolgreich gemeistert.<br />

Durch diese Unternehmen wurden im Laufe der Jahre insgesamt über 6.500<br />

hochqualifizierte Arbeitsplätze geschaffen.<br />

www.technologiefabrik-ka.de<br />

TECHNOLOGIEFABRIK KARLSRUHE GmbH<br />

Haid-und-Neu-Straße 7, 76131 Karlsruhe<br />

www.technologiefabrik-ka.de<br />

EINE DER BESTEN IN DER<br />

„WELT“<br />

Nachdem die Volksbank Karlsruhe<br />

bereits im vergangenen Jahr vom<br />

Wirtschaftsmagazin Focus Money als<br />

„Beste Bank der Stadt“ ausgezeichnet<br />

wurde, setzt das Traditionshaus <strong>2017</strong><br />

noch einen drauf: In einem Ranking<br />

der Zeitung „Die Welt“ wird die<br />

Volksbank Karlsruhe nun erstmals<br />

auch deutschlandweit auf einem<br />

Spitzenplatz in der Beratung zur<br />

Baufinanzierung geführt. Dies ist das<br />

Ergebnis einer Untersuchung des<br />

Deutschen Instituts für Bankentests<br />

GmbH, Sylt, das rund 1.500 Banken<br />

und Sparkassen „auf den Zahn gefühlt“<br />

hat.<br />

Die Volksbank Karlsruhe fühlt sich<br />

der Tradition verpflichtet, Handwerk<br />

und Mittelstand über das klassische<br />

Bankgeschäft hinaus Förderer zu sein.<br />

Sie übernimmt zudem soziale Verantwortung<br />

in ihrem Geschäftsgebiet<br />

und stellt für gemeinnützige Zwecke<br />

jährlich rund 400.000 Euro zur<br />

Verfügung. Ein wichtiger Baustein<br />

ist die eigene Spendenplattform<br />

im Internet, die es den Bürgerinnen<br />

und Bürgern ermöglicht, unter<br />

www.gemeinsam-fuer-unsere-stadt.com<br />

„Hand in Hand“ mit der Volksbank<br />

Karlsruhe gemeinnützige Institutionen<br />

zu unterstützen.<br />

www.volksbank-karlsruhe.de<br />

VOLKSBANK KARLSRUHE EG<br />

Ludwig-Erhard-Allee 1, 76131 Karlsruhe<br />

Fon 0721 9350-0<br />

info@volksbank-karlsruhe.de<br />

www.volksbank-karlsruhe.de<br />

THINKING FUTURE MOBILITY<br />

M-Five is a Think Tank providing systemic and independent research and consulting<br />

services in the field of future mobility with a focus on the German and European<br />

markets. Our interdisciplinary team of experts is designing customized strategic<br />

advice on the transformation of mobility in the years to come. We combine the<br />

knowledge of the political framework, who is setting the agenda, the behaviour of<br />

market actors and consumers with competencies in new technologies and economics.<br />

Our services include:<br />

• Economic forecasting and analyses<br />

• Collaborating in research projects<br />

• Analysis and development of new business models and value chains<br />

• Due diligence<br />

• Future Lab workshops<br />

With more than 20 years of expertise the senior experts of M-Five GmbH Mobility,<br />

Futures, Innovation, Economics can consult your business and assist to prosper in<br />

the future mobility markets in Germany and in Europe.<br />

Mobility, Futures, Innovation, Economics<br />

www.m-five.de<br />

GmbH<br />

M-FIVE GmbH<br />

Mobility, Futures, Innovation, Economics<br />

Bahnhofstraße 46, 76137 Karlsruhe<br />

Fon 0721 824818-90, Fax 0721 824818-91<br />

contact@m-five.de, www.m-five.de<br />

Das Städtische Klinikum Karlsruhe ist das größte Krankenhaus in der Region<br />

Mittlerer Oberrhein. Es ist im Krankenhausbedarfsplan des Landes Baden-Württemberg<br />

als Haus der Maximalversorgung ausgewiesen und Lehrkrankenhaus der<br />

Universität Freiburg. Mit 1.538 Betten und tagesklinischen Plätzen sowie mehr<br />

als 63.000 stationär und rund 185.000 ambulant versorgten Patienten pro Jahr<br />

nimmt es einen überregionalen Versorgungsauftrag wahr. Über 4.300 qualifizierte<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter stellen die Versorgung der Patienten sicher. 22<br />

medizinische Fachabteilungen, 4 Institute, eine Blutspendezentrale, eine Zentrale<br />

Notaufnahme sowie eine Kindernotaufnahme bieten den Bürgerinnen und Bürgern<br />

der Stadt Karlsruhe und der Region ein umfangreiches Angebot an Gesundheitsdienstleistungen.<br />

Das Klinikum hat eine lange Tradition. Seit 1907 ist es in der<br />

Moltkestraße lokalisiert. Mit seinen Neubauprojekten macht es sich fit für die<br />

Zukunft.<br />

STÄDTISCHES KLINIKUM KARLSRUHE GmbH<br />

Moltkestraße 90, 76133 Karlsruhe, Fon 0721 974-0<br />

oeffentlichkeitsarbeit@klinikum-karlsruhe.de, www.klinikum-karlsruhe.de<br />

LAUB IMMOBILIEN: 35 JAHRE<br />

IMMOBILIEN KOMPETENZ IN<br />

KARLSRUHE<br />

Wenn aus einer Immobilie ein Zuhause<br />

wird, oder umgekehrt, sind wir<br />

an Ihrer Seite. Wir erledigen Aufträge<br />

dank unserer vertrauensvollen und<br />

professionellen Arbeitsweise zügig<br />

und sicher. Unser Team kennt die<br />

regionalen Gegebenheiten für<br />

Neubau und Gebrauchtimmobilien<br />

gleichermaßen und begleitet Sie<br />

persönlich durch den gesamten<br />

Prozess – von der Erstberatung<br />

bis zum Notar.<br />

Als Makler ermitteln wir den Wert<br />

eines Objektes anhand sachlicher<br />

Kriterien und bieten es zu einem<br />

realistischen Preis am Markt an. In<br />

Vermögensauseinandersetzungen<br />

treten wir erfolgreich als Vermittler<br />

auf, so dass ein Eigentumswechsel<br />

für alle Beteiligten stressfrei erfolgen<br />

kann. Wir beraten darüber hinaus unabhängig<br />

bei der Finanzierung Ihrer<br />

Traumimmobilie und analysieren<br />

bestehende Baufinanzierungen.<br />

LAUB Immobilien steht für Kompetenz,<br />

Menschlichkeit und Offenheit<br />

als wichtigste Basis für gemeinsamen<br />

Erfolg.<br />

www.laub-immobilien.de<br />

LAUB IMMOBILIEN<br />

Steinhäuserstraße 7, 76135 Karlsruhe<br />

Fon 0721 982040, Fax 0721 9820444<br />

info@laub-immobilien.de<br />

www.laub-immobilien.de


NR 60 <strong>2017</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL 120 121<br />

UNTERNEHMENSPROFILE<br />

DIE KÜCHENWELT REVOLUTIONIERT.<br />

Die E.G.O.-Gruppe (E.G.O.) ist ein typischer „Hidden Champion“ aus dem<br />

baden-württembergischen Weinort Oberderdingen. In der Branche allen ein<br />

Begriff, außerhalb nur Wenigen bekannt. Dabei haben sehr viele Menschen täglich<br />

mit den Produkten des Unternehmens zu tun. Rund zwölf E.G.O. Produkte sind<br />

durchschnittlich in jedem deutschen Haushalt zu finden. Auch weltweit nimmt<br />

die Zahl ständig zu. Firmengründer Karl Fischer hat 1931 die erste serientaugliche<br />

elektrische Kochplatte entwickelt und damit das Kochen revolutioniert. Heute<br />

entwickelt und produziert das Unternehmen alle Heiz- und Steuerelemente, die<br />

zum Kochen und Backen, zum Waschen, Trocknen und Geschirrspülen benötigt<br />

werden. Überdies liefert E.G.O. auch Komponenten, Systeme und Technologien<br />

für Gastronomie und professionelle Wäschepflege sowie anspruchsvolle Komponenten<br />

für die Medizin- und Gebäudetechnik oder die Automobilindustrie.<br />

www.egoproducts.com<br />

E.G.O. Blanc und Fischer & Co. GmbH<br />

Rote-Tor-Straße 14, 75038 Oberderdingen<br />

Fon 0721 97830 0, Fax 0721 97830 40<br />

info.germany@egoproducts.de,<br />

www.egoproducts.com<br />

SMARTE ENERGIE – VON DER EFFIZIENTEN UND ÖKOLOGISCHEN<br />

ERZEUGUNG BIS ZUR INDIVIDUELLEN NUTZUNG DURCH INTELLI-<br />

GENTES UND SMARTES ENERGIEMANAGEMENT<br />

Die BES entwickelt passgenaue Lösungen nach den jeweiligen Anforderungen der<br />

Projekte und verkauft Nutzenergie in Form von Wärme, Kälte oder Strom an die<br />

Kunden – das können Wohnviertel, gemischte Quartiere oder Industrieanlagen<br />

sein. Typische Lösungen sind Blockheizkraftwerke, Photovoltaik-Anlagen, Batteriespeicher<br />

oder andere erneuerbare Energiequellen.<br />

Die Vorteile für unsere Kunden liegen auf der Hand:<br />

• Komplett: Wärme, Kälte und Strom aus einer Hand<br />

• Dezentral: Die Energie wird vor Ort aufbereitet und verteilt.<br />

• Umweltfreundlich: Die BES konzentriert sich auf Lösungen, die primär Energie<br />

einsparen, Emissionen vermindern und erneuerbare Energien bevorzugen.<br />

• Kostengünstig: Durch die smarte Kombination moderner Technologien und<br />

intelligenter Anwendungsszenarien können Investitionen und laufende Kosten<br />

gespart werden.<br />

• Flexibel: Als kleiner Anbieter vor Ort kann die BES besser auf Kundenwünsche<br />

eingehen und sich an neue Entwicklungen anpassen.<br />

www.badische-energie.de<br />

BES Badischen Energie-Servicegesellschaft mbh<br />

Lars F. Ziegenbein, Geschäftsführer<br />

Daxlander Straße 72, 76185 Karlsruhe<br />

Fon 0721 599 3400<br />

l.ziegenbein@badische-energie.de<br />

MOBILITÄT – UNSERE KERN-<br />

KOMPETENZ<br />

• Durch Zuverlässigkeit, Flexibilität<br />

und enge Kundenbetreuung zeichnen<br />

wir uns aus.<br />

• Regionale Verbundenheit ist die emotionale<br />

Grundlage unseres Wirkens.<br />

• Individuallösungen stehen bei uns vor<br />

standardisierten Mengenlösungen.<br />

Seit 1953 setzen wir uns als Transport<br />

Betz mit Leidenschaft für Ihre klassischen<br />

Transport- und Logistikherausforderungen<br />

in unserer Region ein.<br />

Seit 1998 sind wir erste Adresse für<br />

zeitkritische Transportlösungen und<br />

Express Logistik und haben uns stetig<br />

weiterentwickelt.<br />

Seit 2015 bieten wir mit cargomando,<br />

unserer Sonderfahrtenkooperation,<br />

ein zuverlässiges, überregionales<br />

Leistungsportfolio an zeitkritischen<br />

Inbound und Outboundtransporten<br />

an. Bundesweite Sendungsübernahme<br />

in 60 Minuten ist garantiert.<br />

Spezialisierte, regionale Tourenverteilung<br />

mit kundenspezifischen<br />

Zusatzleistungen sind heute unser<br />

Tagesgeschäft im Transport.<br />

Seit 2016 spezialisieren wir uns für<br />

Sie im Rahmen unserer LogCoop<br />

Kooperation zusätzlich in Speziallogistiklösungen.<br />

Aerosollagerung, Just in<br />

sequence Zustellung, Kleinteilepicking<br />

und Service Added Value ist heute<br />

unsere Welt.<br />

www.transportbetz.de<br />

TRANSPORT BETZ GmbH<br />

Daimlerstr. 22, 76316 Malsch<br />

Fon 07246 305-100, info@transportbetz.de<br />

STATISTISCH GESEHEN KOMMT JEDER 4. LITER BENZIN AN<br />

DEUTSCHEN ZAPFSÄULEN AUS KARLSRUHE – AUS DER MIRO,<br />

DEUTSCHLANDS GRÖSSTER RAFFINERIE.<br />

1.000 Mitarbeiter veredeln das Rohöl der Gesellschafter Esso, Phillips 66, Rosneft<br />

und Shell zu Produkten wie Benzin, Diesel, Heizöl, Bitumen und Einsatzstoffe für<br />

die chemische Industrie. 14 Millionen Tonnen werden pro Jahr verarbeitet – 43<br />

Millionen Liter am Tag oder 500 Liter in der Sekunde.<br />

MiRO deckt den Kraftstoff- und Heizölbedarf von rund 10 Millionen Verbrauchern<br />

und ist damit im Südwesten die wichtigste Quelle für Energie aus Mineralöl.<br />

Außerdem speist die Raffinerie Prozessabwärme in das Fernwärmenetz der Stadt<br />

und sorgt so für wohlige Wärme in tausenden Haushalten. Als einer der größten<br />

Arbeitgeber in Karlsruhe, Steuerzahler und Auftraggeber stärkt MiRO die Wirtschaftskraft<br />

der Technologie-Region Karlsruhe.<br />

OB AUTO ODER FAHRRAD – PARKEN SIE BEI UNS<br />

Als städtische Tochtergesellschaft entwickeln, errichten, modernisieren und<br />

betreiben wir Gewerbeobjekte. Außerdem arbeiten wir an Stadtentwicklungsmaßnahmen<br />

im Stadtgebiet Karlsruhe.<br />

Auch zum Thema „<strong>Mobilität</strong> in Karlsruhe“ leisten wir unseren Beitrag. Wir<br />

betreiben die Parkhäuser am Kronenplatz, am Hauptbahnhof und am ZKM –<br />

und kümmern uns darum, dass ihr Auto gut, preiswert und für Sie komfortabel<br />

untergebracht ist. Wir arbeiten ständig am Ausbau unseres Services – zum<br />

Beispiel durch Öffnungszeiten rund um die Uhr, bargeldloses Bezahlen oder<br />

verbesserte Barrierefreiheit.<br />

Lieber auf zwei als auf vier Rädern zum Bahnhof unterwegs? Auch hier haben<br />

wir etwas im Angebot. In unserer Fahrradstation am Hauptbahnhof steht Ihr<br />

Zweirad geschützt und sicher – bis Sie wiederkommen. Und das zu günstigen<br />

Tarifen.<br />

Sprechen Sie uns gerne an!<br />

www.karlsruherfaecher.de<br />

MINERALOELRAFFINERIE OBERRHEIN GmbH & Co. KG<br />

Nördliche Raffineriestraße 1, 76187 Karlsruhe<br />

Telefon 0721 958-3465, Fax 0721 958-3627<br />

info@miro-ka.de<br />

KARLSRUHER FÄCHER GmbH<br />

Zähringerstraße 72 , 76133 Karlsruhe<br />

Fon 0721 133 2401, kfg@karlsruhe.de


NR 60 <strong>2017</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL 122 123<br />

STANDORTINFORMATIONEN<br />

DIE TECHNOLOGIEREGION KARLSRUHE IM ÜBERBLICK<br />

Merkmal Maßeinheit Stadtkreis Landkreis<br />

Stadtkreis<br />

Landkreis Landkreis<br />

Landkreis TechnologieRegion<br />

Karlsruhe Karlsruhe Baden-Baden<br />

Rastatt Germersheim Südliche Weinstraße<br />

insgesamt<br />

Fläche* km 2 173,46 1.084,95 140,21 738,75 463,35 639,84 3.240,56<br />

Bevölkerung am 31.12.2015** Anzahl 307.755 435.841 54.160 227.474 127.303 110.526 1.263.059<br />

Kaufkraftkennziffer <strong>2017</strong>* je Einwohner 104,5 108,4 113,8 105,6 102,8 103,9 106,2<br />

(Bundesgebiet = 100)<br />

Einzelhandelsumsatz <strong>2017</strong>* je Einwohner 125,1 83,7 119,7 75,3 65,5 70,2 90,8<br />

(Bundesgebiet = 100)<br />

Zentralitätsindex <strong>2017</strong>* je Einwohner 119,7 77,2 105,2 71,3 63,7 67,6 85,5<br />

Bruttoinlandsprodukt 2014** in Euro 75.160 73.514 66.615 76.268 72.133 56.956 72.963<br />

(je Erwerbstätigen)<br />

Erwerbstätige 2014** in Tausend 238,3 195,2 40,4 112,9 58,9 44,1 689,8<br />

Versicherungspflichtig Beschäftigte Anzahl 173.336 147.895 29.480 88.299 43.634 29.531 512.175<br />

am Arbeitsort am 30.06.2016**<br />

darunter<br />

Land- und Forstwirtschaft, Fischerei Anzahl 125 552 113 438 505 823 2.556<br />

Produzierendes Gewerbe Anzahl 27.090 53.745 7.112 46.953 21.303 8.684 164.887<br />

Handel, Verkehr und Gastgewerbe Anzahl 37.609 30.774 6.696 14.906 9.861 7.928 107.774<br />

Sonstige Dienstleistungen Anzahl 108.511 62.823 15.559 26.002 11.965 12.095 236.955<br />

Verarbeitendes Gewerbe am 30.09.2015**<br />

Betriebe (mit 20 und mehr Beschäftigten) Betriebe 99 299 30 162 73 56 719<br />

Beschäftigte Anzahl 18.697 39.164 4.235 37.973 17.153 5.587 122.809<br />

Umsatz 2015 in Mrd. Euro 9,5 10,0 0,8 21,9 10,6 1,7 54,5<br />

Arbeitslosenquote am 30.06.2016*** % 4,8 3,0 5,5 3,2 3,9 3,9 3,7<br />

(bezogen auf alle zivilen Erwerbspersonen)<br />

STUDIERENDE AUSGEWÄHLTER FACHRICHTUNGEN IN KARLSRUHE<br />

Fakultät / Fachrichtungen KIT Hochschule Karlsruhe Duale zusammen<br />

Technik und Wirtschaft Hochschule<br />

Anzahl Anzahl %<br />

Elektro- und Informationstechnik 2.197 1.133 115 3.445 9,2<br />

Maschinenbau und Mechatronik 6.297 1.657 662 8.616 23,1<br />

Informatik und Wirtschaftsinformatik 3.008 1.332 794 5.134 13,8<br />

Wirtschaftswissenschaften 3.624 2.437 1.354 7.415 19,9<br />

Architektur, Bauwesen, Geo- und Umweltwissenschaften 3.479 1.677 - 5.156 13,8<br />

Mathematik 760 - - 760 2,0<br />

Physik, Chemie und Biowissenschaften 4.635 - - 4.635 12,4<br />

Studierende der ausgewählten Fachrichtungen zusammen 24.000 8.236 2.925 35.161 94,3<br />

Studierende insgesamt 25.892 8.344 3.051 37.287 100,0<br />

* Quellen: GfK, Nürnberg; Amt für Stadtentwicklung, Karlsruhe<br />

** Quellen: Statistische Landesämter Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz (aktuellere Daten liegen nicht vor)<br />

*** Quelle: Bundesagentur für Arbeit<br />

STUDIERENDE IN KARLSRUHE<br />

WS 2016/17 %<br />

Karlsruher Institut für Technologie (KIT) 25.892 59,9<br />

Hochschule Karlsruhe - Technik und Wirtschaft 8.344 19,3<br />

Pädagogische Hochschule 3.791 8,8<br />

Duale Hochschule Baden-Württemberg 3.051 7,1<br />

Hochschule für Musik 621 1,4<br />

Staatliche Akademie der Bildenden Künste 296 0,7<br />

Staatliche Hochschule für Gestaltung 409 0,9<br />

Karlshochschule International University (privat) 493 1,1<br />

EC Europa Campus (privat) 350 0,8<br />

Insgesamt 43.247 100,0<br />

IMPRESSUM<br />

Herausgeber:<br />

Baden TV GmbH<br />

Haid-und-Neu-Str. 18<br />

76131 Karlsruhe<br />

Telefon: 0721 989773-500<br />

Fax: 0721 989773-501<br />

Handelsregister: HRB 709715<br />

Geschäftsführer Baden TV GmbH:<br />

Bernd Gnann<br />

Gesamtproduktion, Copyright:<br />

WERBEAGENTUR VON<br />

SCHICKH GmbH<br />

Pforzheimer Str. 134<br />

76275 Ettlingen<br />

Telefon: 07243 71100-0<br />

info@wvs.de, www.wvs.de<br />

Redaktionsleitung, Konzeption:<br />

Sabine Edle von Schickh<br />

Redaktion: Caroline Carnevale,<br />

Roswitha Menke, Stefan Schwarz,<br />

Peter Trevisan<br />

Layout, Illustration:<br />

Patric Barysch, Pauline Gerbershagen,<br />

Lisa Walter<br />

Produktion: Patric Barysch<br />

Koordination: Claudia Wollasch<br />

Titelbild: ©Paul_Bev –<br />

istockphoto.com<br />

Anzeigen:<br />

Baden TV GmbH, Susanne Sauer<br />

Haid-und-Neu-Str. 18, 76131 Karlsruhe<br />

Telefon: 0721 989773-500<br />

Fax: 0721 989773-501<br />

wirtschaftsspiegel@baden-tv.com<br />

Druck:<br />

Stober GmbH, Eggenstein<br />

Der „<strong>Wirtschaftsspiegel</strong> der<br />

TechnologieRegion Karlsruhe” ist<br />

direkt über den Herausgeber oder<br />

über ausgewählte Vertriebspartner<br />

zu beziehen.<br />

Quelle: Amt für Stadtentwicklung, Karlsruhe<br />

Quelle: Amt für Stadtentwicklung, Karlsruhe


NR 60 <strong>2017</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL 124<br />

DATEN UND FAKTEN ZUM WIRTSCHAFTSSTANDORT KARLSRUHE<br />

IM VERGLEICH ZU DEN STÄDTEN MANNHEIM UND STUTTGART<br />

Karlsruhe Mannheim Stuttgart<br />

Bevölkerung am Ort der Hauptwohnung*<br />

Bevölkerung am 31.12.2015 307.755 305.780 623.738<br />

Veränderung 2011 - 2015 in % 5,4 4,9 5,5<br />

Wir sind die mit Bits und<br />

Bytes und Herz und Blut.<br />

Erwerbstätige am Arbeitsort*<br />

Erwerbstätige im Jahr 2014 (Jahresdurchschnitt, Berechnungsstand August 2015) 238.300 238.500 504.300<br />

Veränderung 2011 - 2014 in % 4,1 4,3 5,6<br />

Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Arbeitsort*<br />

SV-Beschäftigte am 30.06.2016 173.336 183.055 396.516<br />

Veränderung 2011 - 2016 in % 7,6 9,1 13,4<br />

Betriebe*<br />

Betriebe im Februar 2016 15.475 15.235 34.060<br />

Anteil kleinerer und mittlerer Betriebe 99,40 99,34 99,43<br />

(Betriebe mit weniger als 250 Beschäftigten. SV-Beschäftigte am 31.12.2014)<br />

Arbeitslose**<br />

Arbeitslose am 30.06.2016 7.784 9.159 17.264<br />

Arbeitslosenquote (bezogen auf alle zivilen Erwerbspersonen) 4,8 5,7 5,3<br />

Bruttoinlandsprodukt je Erwerbstätigen*<br />

Euro je Erwerbstätigen 2014 (Berechnungsstand August 2015/Februar 2016) 75.160 75.373 95.678<br />

Veränderung 2011 - 2014 in % 3,4 1,4 3,4<br />

Bruttowertschöpfung zu Herstellungspreisen*<br />

Bruttowertschöpfung in Millionen Euro 16.110 16.171 43.410<br />

darunter Anteil in %<br />

Produzierendes Gewerbe 19,3 35,7 32,0<br />

Dienstleistungsbereiche 80,6 64,3 68,0<br />

Gewerbesteuer*<br />

Hebesatz 2016 in % 430 430 420<br />

Einzelhandelsrelevante Kaufkraftkennziffern***<br />

Kaufkraft je Einwohner <strong>2017</strong> (Bundesdurchschnitt = 100) 104,5 97,6 111,8<br />

Umsatzkennziffer je Einwohner <strong>2017</strong> (Bundesdurchschnitt = 100) 125,1 153,3 132,4<br />

Zentralitätskennziffer <strong>2017</strong> (Umsatzkennziffer je EW/Kaufkraft je EW) 119,7 157,1 118,4<br />

Quellen:<br />

* Statistisches Landesamt Baden-Württemberg<br />

** Bundesagentur für Arbeit<br />

*** GfK, Nürnberg<br />

Sie haben vielleicht schon mal unseren Namen gelesen.<br />

Aber was wir machen, ist Ihnen nicht ganz klar?<br />

Wir machen Banken-IT.<br />

Wie bitte?<br />

O. k., etwas konkreter: Wir sorgen dafür,<br />

dass Ihr Geld aus dem Automaten kommt,<br />

Diebe aber nicht an Ihr Konto.<br />

Wir machen, dass die App auf dem Handy nicht zickt,<br />

wenn Sie mitten im Wald eine Überweisung tätigen.<br />

Wir stellen sicher, dass auf dem Server Ihrer Volksund<br />

Raiffeisenbank jeder Cent da ist, wo er hingehört.<br />

Superordentlich! Schließlich geht es um Ihr Geld.<br />

Und weil wir das mit viel Leidenschaft schon<br />

Jahrzehnte machen, können wir versprechen,<br />

dass wir das auch in Zukunft picobello hinkriegen.<br />

Denn: Nur mit Erfahrung wird man fit für die Zukunft.


Wohnung gesucht –<br />

Zuhause gefunden!<br />

Seit über 90 Jahren bietet die VOLKSWOHNUNG Karlsruher Bürgerinnen und Bürgern bezahlbaren<br />

und hochwertigen Wohnraum. Durch Quartiers- und Energiekonzepte, Mieterservice-Büros und<br />

viele Kooperationen schafft der mit über 13.000 Mietwohnungen und rund 200 Gewerberäumen<br />

größte Vermieter der Fächerstadt attraktive, lebenswerte Stadtteile für Jung und Alt.<br />

Bis zum Jahr 2020 sind über 1.500 neue Mietwohnungen geplant, davon unterliegen rund 60 %<br />

der Mietpreisbindung. Hierfür investiert die VOLKSWOHNUNG über 215 Mio. Euro. Flankiert<br />

werden die Neubauaktivitäten von Modernisierungsmaßnahmen mit hohem Energieeinsparpotenzial.<br />

Als Bauträger hat die VOLKSWOHNUNG mehr als 3.000 Eigentumsobjekte erstellt und verwaltet<br />

darüber hinaus für Dritte Einheiten in Wohn- und Gewerbeimmobilien.<br />

VOLKSWOHNUNG GmbH • Ettlinger-Tor-Platz 2<br />

76137 Karlsruhe • Telefon 0721 3506-0<br />

info@volkswohnung.com • www.volkswohnung.com

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!