21.07.2020 Aufrufe

Wirtschaftsspiegel 2020: Klima

Ice Ice Baby: Wenn die Sommer immer wärmer werden – und die Winter auch. Dann gibt es Eis bald nur noch bei der Eisdiele um die Ecke. Lesen, was die TechnologieRegion Karlsruhe macht, um den Klimawandel aufzuhalten.

Ice Ice Baby: Wenn die Sommer immer wärmer werden – und die Winter auch. Dann gibt es Eis bald nur noch bei der Eisdiele um die Ecke. Lesen, was die TechnologieRegion Karlsruhe macht, um den Klimawandel aufzuhalten.

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WIRT<br />

SCHAFTS<br />

SPIEGEL<br />

FÜR DIE TECHNOLOGIEREGION KARLSRUHE<br />

DAS MAGAZIN FÜR DEN<br />

WIRTSCHAFTSSTANDORT<br />

NR 63<br />

<strong>2020</strong><br />

800<br />

CENT<br />

6 <strong>2020</strong>63 112134<br />

SCHWERPUNKT KLIMA<br />

Ice Ice Baby. Wenn die Sommer immer<br />

wärmer werden – und die Winter auch.<br />

Dann gibt es Eis bald nur noch bei der<br />

Eisdiele um die Ecke. Lesen, was die<br />

TechnologieRegion Karlsruhe macht, um<br />

den <strong>Klima</strong>wandel aufzuhalten.


Stadt Karlsruhe<br />

Wirtschafts för de rung<br />

EDITORIAL<br />

Foto Anya Barros – Werbeagentur von Schickh<br />

Strahlen Sie mit uns! Am Innovationsstandort Karlsruhe!<br />

Als Partner der Wirtschaft arbeiten wir Hand in Hand mit Unternehmen, Investoren und Institutionen. Mit<br />

unseren umfassenden Serviceleistungen unterstützen wir Sie in Ihrer räumlichen Entwicklung sowie in Ihrer<br />

Wettbewerbs- und Innovationsfähigkeit. Von der Gründungsberatung über Immobilien- und Ansiedlungsservice<br />

bis hin zur Internationalisierung Ihres Business: Verlassen Sie sich auf einen starken Partner, wertvolle<br />

Kontakte und etablierte Netzwerke. Sprechen Sie uns an!<br />

www.karlsruhe.de/wirtschaft<br />

Immer up to date mit dem Newsletter der Wirtschaftsförderung<br />

karlsruhe.de/wirtschaft_news<br />

© Stadt Karlsruhe | Layout: buntebüffel GmbH | Bild: iStock/atakan<br />

Stadt Karlsruhe Wirtschafts för de rung<br />

Zährin ger straße 65 | 76133 Karlsruhe<br />

Tel.: +49 721 133-7300 | Fax: +49 721 133-7309<br />

wifoe@karlsruhe.de | www.karlsruhe.de/wirtschaft<br />

1


INHALTSVERZEICHNIS<br />

INHALTS<br />

VER<br />

ZEICHNIS<br />

WIRTSCHAFTSSPIEGEL <strong>2020</strong> NR. 63<br />

KAUM EIN THEMA ERHITZT DIE GEMÜTER UND LÄSST DIE KÖPFE<br />

SO RAUCHEN. DIE TECHNOLOGIEREGION BLEIBT DABEI GANZ<br />

COOL UND HAT MIT IHRER GANZ EIGENEN ENERGIESTRATEGIE<br />

DIE VORREITERROLLE ÜBERNOMMEN.<br />

MUTIGE MEINUNG<br />

WAS DIE KÖPFE DER TECHNOLOGIEREGION KARLSRUHE BEWEGT.<br />

SANDRA KEGREIS 16 MADELINE WILLERS 17 MATTHIAS REINSCHMIDT 36 REINHARD BLAUROCK 37<br />

BRITTA WIRTZ 52 EWALD KARL SCHRADE 53 STEFAN KLOCKE 80 CHRISTOPH WERNER 81<br />

RICHARD EINSTMANN 96 UWE BAUMGART 97<br />

01 KLIMA<br />

KLIMAWANDEL, ENERGIEEINSPARUNG, UMWELTSCHUTZ - EIN THEMA MIT<br />

VIELEN FACETTEN, DAS DIE MENSCHEN UND UNTERNEHMEN IN DER TRK<br />

AUF VERSCHIEDENEN EBENEN BESCHÄFTIGT.<br />

DR. FRANK MENTRUP IM INTERVIEW – ANSPRUCHSVOLLES KLIMAKONZEPT FÜR KARLSRUHE 4<br />

MIT JOCHEN EHLGÖTZ ZUR ENERGIESTRATEGIE DER TRK 10<br />

INTERVIEW<br />

DER MARKGRAF KARL WILHELM ZUM THEMA<br />

KLIMA 12 IKEA – VERSTECKTE TECHNIK FÜRS KLIMA 14 FRIDENT FOR FUTURE – AUCH EINWEGPRODUKTE<br />

SIND GUT FÜRS KLIMA 19 HWK – HANDWERK GOES KLIMANEUTRAL 22 ENBW – NACHHALTIGKEIT UND KLIMA-<br />

SCHUTZ IM ENERGIEKONZERN 24 AL‘S KOLUMNE: ALLES SCHEISSE, DEINE ELLI 28 TRINKFAIR – INITIATIVE<br />

FÜR LEITUNGSWASSER 30 COOLINN – WENN LUFT EISKALT WIRD 33<br />

DIGITALISIERUNG 02<br />

DAS LEBEN WIRD IMMER DIGITALER: INSEKTENSTERBEN VORBEUGEN,<br />

ZAHNPROTHESEN HERSTELLEN ODER VIRTUELLE MARKTPLÄTZE.<br />

WIRTSCHAFTSFÖRDERUNG – MOTOR FÜR INNOVATION UND DIGITALISIERUNG 38<br />

KARLSRUHE: VON DER SCHLOSSFASSADE INS HEIMISCHE WOHNZIMMER 40<br />

DIGITALISIERUNG ALS WIRTSCHAFTSFÖRDERUNG 42<br />

SCHLOSSLICHTSPIELE<br />

DER ETTLINGER WEG:<br />

APIC.AI – MIT KÜNSTLICHER INTELLIGENZ GEGEN DAS<br />

BIENENSTERBEN 44 DENTALLABOR FELZMANN – DIGITALISIERUNG IM HANDWERK 48 ENBW – DAS ENDE<br />

DES DIGITALEN FLASCHENHALSES? 50<br />

ENERGIE 03<br />

OHNE ENERGIEWENDE KEIN KLIMASCHUTZ. MIT ENERGIESPARENDEN QUARTIEREN,<br />

MODERNER WÄRMETECHNIK UND EFFIZIENTER SANIERUNG TRÄGT DIE TRK DAZU BEI.<br />

EVOHAUS – ENERGIEEFFIZIENTES WOHNEN SPART GELD 54<br />

STADTWERKE KARLSRUHE – FERNWÄRME FÜR<br />

KLIMASCHUTZ 56 HWK – ZUSATZAUSBILDUNG ZUM ENERGIEBERATER 58 VOLLACK – BÜRO-PASSIV-<br />

HÄUSER GEWINNEN WETTBEWERBE 60<br />

MOBILITÄT 04<br />

DER BEWEGTE MENSCH: OB MIT DEM E-AUTO, DER BAHN,<br />

DEM RAD ODER EINEM MIX AUS ALLEM, DIE TRK IST MOBIL.<br />

DIE LETZTE MEILE – AUTONOME PAKETZUSTELLUNG MADE IN TRK 62 INIT – DIE MISCHUNG MACHTS 64<br />

GRAF HARDENBERG – STECKDOSE STATT BENZIN 66 KVV – ON-DEMAND STATT STARREM FAHRPLAN 68<br />

REGION 05<br />

HYGIENE IN CORONA-ZEITEN, STUDENTEN IM AUSLAND ODER NEUE<br />

BAUGEBIETE IN BADEN-BADEN: DIE REGION ZEIGT, WAS SIE DRAUF HAT.<br />

WIRTSCHAFTSFÖRDERUNG – KARLSRUHE MACHT SICH FIT FÜR DIE ZUKUNFT 72<br />

UNS? 76 WIRTSCHAFTSFÖRDERUNG – WACHSTUM IN DER GRÜNDERSTADT KARLSRUHE 82<br />

WAS MACHT CORONA MIT<br />

BERATUNGSMEISTER SPARKASSE 84 IWERKX – NOCH MEHR GRÜNDERGEIST 86 KARLSRUHE IST ORT<br />

DER MÖGLICHKEITEN 88<br />

AUS OBERDERDINGEN IN DIE WELT – AZUBIS UND STUDENTEN AUF GROSSER<br />

REISE 90 WIRTSCHAFTSFÖRDERUNG – NACHWUCHS IM HANDWERK GESUCHT 94 BARDUSCH –<br />

HYGIENE IN CORONA-ZEITEN 98 BAUBOOM IN BADEN-BADEN 100 HIER VERWURZELT 102<br />

RUBRIKEN 06<br />

EDITORIAL 1 INHALT 2 START-UPS 70 UNTERNEHMENSPROFILE 104 IMPRESSUM 105<br />

DIE TECHNOLOGIEREGION IM ÜBERBLICK 106<br />

2 NR 63 <strong>2020</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL<br />

3


KLIMA<br />

„DAS NEUE KLIMAKONZEPT IST NOCH<br />

ANSPRUCHSVOLLER GEWORDEN“<br />

Karlsruhes Oberbürgermeister Frank Mentrup über<br />

Photovoltaik, die Vorreiterrolle der TRK und den<br />

inneren Schweinehund<br />

Das Thema Umweltschutz und <strong>Klima</strong> ist auch in der Kommunalpolitik<br />

angekommen. Karlsruhe beispielsweise hat 2019 den<br />

<strong>Klima</strong>notstand ausgerufen. Heißt: Alle städtischen Projekte<br />

müssen nun verstärkt unter dem Aspekt <strong>Klima</strong> bewertet<br />

werden. 2050 soll Karlsruhe klimaneutral sein, das möchte<br />

der Oberbürgermeister der Fächerstadt, Dr. Frank Mentrup,<br />

erreichen und den <strong>Klima</strong>wandel aufhalten. Mit eigenen Konzepten<br />

und Strategien, aber auch mit allen Bürgerinnen und<br />

Bürgern und den Unternehmen. Denn schlussendlich ist ein<br />

Umdenken nur dann zu schaffen, wenn alle mitmachen.<br />

Herr Mentrup, was hat Sie für das<br />

Thema Umweltschutz und <strong>Klima</strong><br />

nachhaltig sensibilisiert?<br />

Das war vor allem der Bericht des<br />

„Club of Rome“, der Anfang der<br />

1970er Jahre veröffentlicht wurde und<br />

der damals die interessierte Öffentlichkeit<br />

aufgerüttelt hat. Seitdem<br />

beobachte ich, dass sich zumindest<br />

das öffentliche Bewusstsein verändert<br />

- lange Zeit allerdings sehr langsam.<br />

Gerade in den letzten Jahren hat sehr<br />

verwundert, dass die Bundespolitik<br />

dem Thema nach innen so wenig Bedeutung<br />

beigemessen hat, zeitgleich<br />

auf Weltkonferenzen aber an sehr ambitionierten<br />

Zielsetzungen mitwirkte.<br />

Wir erleben nun, dass das Thema in der<br />

Kommunalpolitik ankommt, und das<br />

ist gut so. Es ist nicht zu übersehen,<br />

was die Hitze<br />

im Super-<br />

Sommer 2018<br />

und dann auch<br />

2019 mit den<br />

Bäumen gemacht<br />

hat: Die<br />

sind reihenweise<br />

vertrocknet<br />

und sterben.<br />

Das ist ein<br />

Thema, das alle<br />

angeht!<br />

Was machen<br />

die Stadt<br />

Karlsruhe<br />

und die TRK<br />

konkret für<br />

das <strong>Klima</strong>?<br />

Die Stadt hat<br />

bereits 2009<br />

ein <strong>Klima</strong>schutzkonzept verabschiedet<br />

und darin die Zielvorgabe nach der<br />

„2-2-2-Formel“ definiert. Heißt:<br />

Die jährliche Absenkung um 2 Prozent<br />

beim Energieverbrauch und bei<br />

den CO2-Emissionen sowie die<br />

Verdopplung der Anteile an erneuerbarer<br />

Energie. Das war damals schon<br />

sehr anspruchsvoll.<br />

Wir haben nun dieses Konzept in<br />

diesem Jahr mit noch einmal ambitionierteren<br />

Zielen fortzuschreiben: Bis<br />

2050 soll die gesamte Stadt Karlsruhe<br />

klimaneutral werden und bis 2040<br />

schon die städtische Verwaltung und<br />

die städtischen Gesellschaften.<br />

Es gibt aber auch Zwischenziele. So<br />

soll die CO2-Emission bis 2030 um<br />

60 Prozent gegenüber dem Ausgangsjahr<br />

2010 reduziert werden. Dabei<br />

orientieren wir uns an den Zielen des<br />

Weltklimarates. Die besagen, dass<br />

die globale Erwärmung nicht über 1,5<br />

Grad steigen soll.<br />

Wo kann am einfachsten angesetzt<br />

werden, um diese Ziele zu erreichen?<br />

Zum einen stehen wir vor der Frage:<br />

Wie nutzen wir Solarenergie für Solarthermie<br />

oder Photovoltaik? Da haben<br />

wir in Karlsruhe selbst die größten<br />

Ausbauchancen, denn im Moment<br />

sind nur 2 Prozent der Dächer und<br />

Flächen genutzt. Wir könnten aber<br />

40 Prozent der Dächer nutzen.<br />

Das Zweite ist: Welche Energie<br />

verwenden wir? Wir bauen die Fernwärme<br />

sukzessive aus, nutzen etwa<br />

die Abwärme aus der Raffinerie.<br />

Hier streben wir an, dass mindestens<br />

40 Prozent der Haushalte und der<br />

Gewerbegebiete mit Fernwärme versorgt<br />

werden. Wir müssen uns aber<br />

darauf vorbereiten, dass wir nicht<br />

dauerhaft die Abwärme nutzen, die<br />

durch Verbrennung entsteht, sondern<br />

beispielsweise die Geothermie, die<br />

kein Verbrennen von fossilen Stoffen<br />

mehr erfordert.<br />

Der dritte Bereich ist die Mobilität:<br />

Wir wollen uns den Zielen des Landes<br />

anschließen. Die besagen, dass die<br />

Zahl der ÖPNV-Nutzer verdoppelt<br />

und der motorisierte Individualverkehr<br />

um ein Drittel gesenkt werden<br />

soll. Mit dem Verkehrsentwicklungsplan<br />

wollen wir den Autoverkehr<br />

zugunsten anderer Verkehrsteilnehmer<br />

zurückdrängen.<br />

Foto Anya Barros – Werbeagentur von Schickh<br />

Das vierte große Thema ist die<br />

Senkung des Energieverbrauchs<br />

durch entsprechende Dämmung und<br />

Sanierung der Gebäude. Wir als Stadt<br />

haben eine riesige Aufgabe vor der<br />

Brust, da wir einen sehr großen Anteil<br />

an Gebäuden aus den 1960er und<br />

1970er Jahren haben. Damals hat man<br />

beim Bau an alles gedacht, aber nicht<br />

an Energieeinsparung.<br />

2019 wurde in Karlsruhe der <strong>Klima</strong>notstand<br />

ausgerufen, war das sinnvoll?<br />

In der Sache schon. Er soll zeigen, dass<br />

der <strong>Klima</strong>schutz für den Gemeinderat<br />

höchste Priorität hat. Nur der Begriff<br />

ist in meinen Augen falsch. Er ist eine<br />

unglückliche Übersetzung, da ein<br />

„Notstand“ im Deutschen historisch<br />

vorbelastet ist und undemokratisches<br />

Handeln legitimiert. Grundlage ist<br />

aber der internationale Begriff „Climate<br />

Emergency“, und der soll zum<br />

Ausdruck bringen, dass dieses Thema<br />

existentiell von Bedeutung ist und<br />

deshalb in der Politik und der Gesellschaft<br />

einen besonderen Stellenwert<br />

bekommen soll. Das finde ich sehr<br />

angemessen, gerade jetzt, wo wir die<br />

dramatischen Folgen der <strong>Klima</strong>wandels<br />

hautnah erleben.<br />

Wirkt sich das Thema schon<br />

heute auf die Arbeitswelt aus?<br />

Jeder Arbeitnehmer und Arbeitgeber<br />

muss für den <strong>Klima</strong>schutz sensibilisiert<br />

sein, wie jeder Bürger und jede<br />

Bürgerin in seinem und ihrem privaten<br />

Umfeld auch. Da sehe ich auch bei uns<br />

in der Stadtverwaltung noch Potenzial,<br />

auch wenn ich einige Kolleginnen und<br />

Kollegen bereits bei den „Fridays for<br />

Future“-Protesten gesehen habe.<br />

Ich glaube, dass sich der <strong>Klima</strong>wandel<br />

auch auf das Arbeitsverhalten auswirken<br />

wird.<br />

Stichwort Wirtschaft: Verschreckt<br />

man eventuell Unternehmen, die sich<br />

hier niederlassen wollen, wenn die<br />

Stadt strenge Umweltauflagen vorgibt?<br />

In den Firmen arbeiten doch auch<br />

Menschen, denen die Gewächse in<br />

den Gärten absterben und die im Wald<br />

manche Bereiche nicht mehr betreten<br />

dürfen, weil die vertrockneten Bäume<br />

zur Gefahr werden.<br />

>><br />

4 NR 63 <strong>2020</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL<br />

5


KLIMA<br />

>><br />

Die Betroffenheit ist unabhängig<br />

davon, ob ich in der Wirtschaft<br />

beschäftigt bin, in der Verwaltung<br />

oder in einem anderen Bereich. Nach<br />

meinen Gesprächen mit den Unternehmen<br />

hier vor Ort warten eher alle<br />

darauf, dass es Rahmensetzungen gibt,<br />

die die Wirtschaft gleichermaßen dazu<br />

zwingt, einen klimaneutralen Weg zu<br />

gehen. Wenn alle diesen Weg gehen<br />

und es auch durchaus als gemeinsame<br />

Herausforderung begreifen, hat aus<br />

meiner Sicht niemand Angst davor.<br />

Kann die TechnologieRegion<br />

überhaupt etwas ausrichten?<br />

Global gesehen sind wir nur<br />

ein kleiner Teil der Welt.<br />

Die TRK sehe ich auf jeden Fall zweifach<br />

gefordert: Zum einen müssen alle<br />

beginnen, etwas zu tun, weil ansonsten<br />

keiner anfängt, etwas zu verändern.<br />

Wir haben in den letzten Jahrzehnten<br />

in Westeuropa, zusammen mit den<br />

USA und kleinen Teilen der übrigen<br />

Welt, auf Kosten der restlichen Welt<br />

CO2 verbraucht und das <strong>Klima</strong> erwärmt.<br />

Jetzt nur auf China oder Indien<br />

mit dem Finger zu zeigen, ist dumm<br />

und egoistisch.<br />

Der zweite Punkt ist, dass mit dieser<br />

Thematik auch eine große Chance<br />

verbunden ist. Wir sind ein Stück weit<br />

die innovativste Region, wenn es etwa<br />

um den Einsatz von IT an den Schnittstellen<br />

zu Mobilität und zu Energie<br />

geht. Deswegen wäre es noch törichter,<br />

sich zurückzuhalten.<br />

Im Gegenteil: Wir sollten eine Vorreiterregion<br />

in der Entwicklung neuer<br />

Konzepte werden. Wir müssen nach<br />

vorne treten und uns neue technische<br />

Möglichkeiten und Lösungen suchen,<br />

um den <strong>Klima</strong>wandel in den Griff zu<br />

bekommen, auch in Verbindung mit<br />

einer hohen sozialen Komponente.<br />

Es geht nämlich am Ende auch darum,<br />

dass es keine soziale Spaltung gibt,<br />

zwischen denen, die sich <strong>Klima</strong>schutz<br />

leisten können, und denen, die das<br />

nicht können.<br />

Es gibt von der TRK die Energiestrategie:<br />

Wie stolz sind Sie als<br />

TRK-Vorsitzender, dass die Region<br />

diese Vorreiterrolle hat?<br />

Das ist super, weil das auch etwas ist,<br />

das aus der TRK selbst gekommen ist.<br />

Hier hat nicht die Politik gesagt, wir<br />

machen jetzt so eine Energiestrategie<br />

– sondern das kam vor allem aus unserer<br />

engagierten regionalen Wirtschaft<br />

– in Verbindung mit unserer ebenso<br />

engagierten regionalen Wissenschaft.<br />

Letztlich ist die TRK aber ein freiwilliger<br />

Zusammenschluss und wir können<br />

niemanden zwingen, das umzusetzen.<br />

Trotzdem ist es etwas, das mich sehr<br />

„Das <strong>Klima</strong> verändert sich<br />

drastisch: In ein paar Jahren<br />

werden uns die Kinder fragen,<br />

was Schnee überhaupt ist.“<br />

stolz macht, dass alle an einem Tisch<br />

sitzen und bereit sind, möglichst schnell<br />

voneinander zu lernen und miteinander<br />

Verantwortung zu übernehmen.<br />

Neuestes Mitglied der TRK ist<br />

das französische Département Bas-<br />

Rhin. <strong>Klima</strong> kennt keine Grenzen:<br />

Warum ist es so wichtig, dass unsere<br />

Nachbarn auf der anderen Seite des<br />

Rheins nun auch dabei sind?<br />

Es ist aus zweierlei Gründen wichtig:<br />

Einerseits, weil es in einer regionalen<br />

Denke nicht sinnvoll ist, <strong>Klima</strong>schutzkonzepte<br />

am Rhein enden zu lassen.<br />

Andererseits, weil wir nochmal eine<br />

ganz andere Zusammenarbeit – über<br />

die Grenze hinweg – organisieren<br />

können. Vielleicht kann das ein bisschen<br />

den Nachteil wettmachen, den<br />

eine Grenzregion immer hat, denn die<br />

nationalen Strategien - auf der französischen<br />

Seite aus Paris und auf der<br />

deutschen Seite aus Berlin und Stuttgart<br />

- enden immer an der Grenze.<br />

Wenn ich nur von der jeweiligen Seite<br />

bis zur Grenze denke, habe ich immer<br />

die andere Hälfte der Menschen ausgeklammert.<br />

Dass das Département<br />

Bas-Rhin nun Mitglied in der TRK ist,<br />

bietet tolle Chancen: Die gemeinsame<br />

Arbeit über eine Grenze hinweg ist wie<br />

ein Pilotprojekt – sprachlich, kulturell<br />

und national, in dem wir vieles besser<br />

machen wollen als allein. Denn aus den<br />

jeweils unterschiedlichen Systemen<br />

kommen eventuell noch viel mehr<br />

kreative Ideen, wie man ein Thema<br />

angehen kann, als wenn man nur<br />

aus der eigenen Kultur heraus etwas<br />

entwickelt.<br />

Kaum ein Thema wird so hitzig<br />

diskutiert wie der <strong>Klima</strong>wandel.<br />

Was meinen Sie, warum ist das so?<br />

Vieles wird in den sozialen Netzwerken<br />

hochgekocht, aber das Thema würde<br />

auch ohne Social Media sicherlich<br />

genauso emotional diskutiert werden.<br />

Hier geht es nämlich schlichtweg um<br />

unsere Lebensgrundlagen. Eigentlich<br />

sind wir in Mitteleuropa in einer<br />

klimatisch begünstigten Region. Wir<br />

haben viel dafür getan, dass es uns gut<br />

geht: Wir haben den Rhein begradigt,<br />

Malaria ausgerottet. Durch den <strong>Klima</strong>wandel<br />

drohen diese selbstverständlich<br />

gewordenen Fortschritte verloren zu<br />

gehen und deswegen merken die Menschen,<br />

dass das System nicht mehr<br />

uneingeschränkt beherrschbar ist,<br />

es zu einer schädlichen Entwicklung<br />

kommt und am Ende die Menschen in<br />

existentielle Gefahr geraten.<br />

Schon die Jahreszeiten verändern sich<br />

drastisch: In ein paar Jahren werden<br />

uns die Kinder fragen, was Schnee<br />

Foto Roland Fränkle<br />

überhaupt ist. Da merke ich, dass eine<br />

Veränderung im Gang ist, die an unseren<br />

Grundfesten rüttelt. Daher finde<br />

ich es sehr gut, dass sich die Menschen<br />

engagieren und bereit sind, etwas zum<br />

Umweltschutz beizutragen.<br />

Wie kann jeder Einwohner in<br />

der TRK etwas für das <strong>Klima</strong> tun?<br />

Es fängt schon bei der Frage an, wie<br />

ich meine Wege in der Stadt zurücklege.<br />

Wir wissen, dass die meisten<br />

Strecken unter fünf Kilometer lang<br />

sind. Das ist eine Wegstrecke, die ich<br />

auch mit dem Fahrrad zurücklegen<br />

kann.In meinen Augen ist es zudem<br />

wichtig, dass man sich so ernährt<br />

und einkauft, dass dabei <strong>Klima</strong>aspekte<br />

berücksichtigt werden, also vorrangig<br />

regionale und saisonale Produkte<br />

auf dem Tisch landen und wir durch<br />

unseren Fleischkonsum nicht zur<br />

Zerstörung anderer Regionen beitragen<br />

und durch die katastrophale<br />

CO2-Bilanz der Fleischproduktion<br />

das <strong>Klima</strong> aller verändern.<br />

Und wie gehen Sie mit<br />

gutem Beispiel voran?<br />

Ich versuche zunehmend, meinen<br />

inneren Schweinehund zu überwinden<br />

und fahre meistens mit dem Rad,<br />

alternativ mit der Stadtbahn, und<br />

erzähle mir was von „Der Weg ist das<br />

Ziel“ oder dem gesundheitlichen Nutzen.<br />

Und doch ertappe ich mich hin<br />

und wieder bei meiner eigenen Bequemlichkeit<br />

und lege doch eine kürzere<br />

Strecke auch mal mit dem Auto<br />

zurück. Am besten wäre, ich hätte<br />

gar keines. Ich esse im Durchschnitt<br />

sechs Tage in der Woche vegetarisch<br />

oder maximal mit Fisch.<br />

Aber es ist schon so, dass es gar nicht<br />

so einfach ist, alte Gewohnheiten<br />

abzulegen (lacht). Da ist ein größerer<br />

Teil unserer Jugend doch wesentlich<br />

konsequenter und dafür bewundere<br />

ich sie.<br />

>><br />

6 NR 63 <strong>2020</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL<br />

7


DREI FRAGEN ZUR CORONA-KRISE<br />

Corona belastet die Gesellschaft,<br />

das Leben steht still, auch die Industrie<br />

– ob produzierendes Gewerbe mit<br />

mehreren hundert Mitarbeitern oder<br />

das kleine Start-Up. Was tut die TRK,<br />

um den Unternehmen unter die Arme<br />

zu greifen?<br />

Für eine Wirtschaftsregion wie die TRK<br />

hat Corona einschneidende Folgen.<br />

Zugleich hat sich gezeigt, dass Kommunen<br />

und Kammern innerhalb kürzester<br />

Zeit in der Lage waren, Maßnahmen<br />

aufzubauen, um die schwersten Folgen<br />

aufzufangen. Für die von Seiten von<br />

Bund und Länder aufgelegten Soforthilfen<br />

haben die Industrie- und<br />

Handelskammern und Handwerkskammern<br />

innerhalb weniger Tage<br />

personellen Kapazitäten aufgebaut, um<br />

die Antragsbearbeitung schnell und effizient<br />

abwickeln zu können. Das wurde<br />

flankiert durch Maßnahmen wie dem<br />

„coronakanal.de“ oder „durchblickmacher.de“,<br />

die zusätzliche unterstützende<br />

Hilfsangebote für KMU und<br />

Soloselbständige initiiert haben.<br />

Auf kommunaler Ebene ist eine große<br />

Solidarität mit dem lokalen Einzelhandel<br />

entstanden. Von Bühl, über Rastatt,<br />

Karlsruhe, Bruchsal bis nach Landau<br />

wurden in fast jeder Gemeinde Aufrufe<br />

gestartet, die Online-Angebote und<br />

Lieferservices des örtlichen Handels<br />

und der Gastronomie zu nutzen.<br />

Oftmals wurde das durch die Kommunalverwaltungen<br />

wie in Karlsruhe auch<br />

finanziell unterstützt.<br />

Wenn die härtesten Folgen von Corona<br />

überwunden sind, hoffe ich, dass sich<br />

dadurch eine stärkere Bindung an die<br />

lokalen Strukturen ergibt. Gerade in<br />

der Krise ist deutlich geworden, wie<br />

sehr unsere Lebensqualität von einem<br />

funktionierenden und attraktiven<br />

Angebot in der Nachbarschaft, vom<br />

unmittelbaren Leben vor Ort abhängt<br />

- und da hat jeder und jede von uns<br />

in der Hand, dieses zu stärken. Und<br />

gute Online-Auftritte und -Angebote<br />

des lokalen Einzelhandels und der<br />

Dienstleister vor Ort ermöglichen eine<br />

Orientierung außerhalb der Öffnungszeiten.<br />

Es ist hier wie in der Kultur und<br />

im Sozialen: Ich erlebe eine Renaissance<br />

des Wir, ausgerechnet in einer<br />

Zeit der verordneten Distanz. Und das<br />

erfolgt nicht als subversive Trotzreaktion<br />

gegen staatliche Regeln, sondern im<br />

Bewusstsein und in der Wertschätzung<br />

für das konkrete zwischenmenschliche<br />

Miteinander.<br />

Wie hat Corona die TRK getroffen?<br />

Wurden Sie kalt erwischt oder<br />

vorbereitet, damit Sie nicht kopflos<br />

reagieren mussten?<br />

Die TRK wurde vermutlich wie jede<br />

Region in Deutschland und Europa von<br />

der Pandemie von Zeitpunkt, Ausmaß<br />

und Konsequenzen überrascht. Es war<br />

den Verantwortlichen bewusst, dass ein<br />

solcher Fall eintreten könnte, auf die<br />

konkrete Situation war aber niemand<br />

vorbereitet. In der TechnologieRegion<br />

Karlsruhe waren die Notfallpläne<br />

dann aber in kurzer Zeit einsatzbereit,<br />

sowohl, was die Städte und Gemeinde,<br />

aber auch die Zusammenarbeit in der<br />

TRK angeht. Ich denke dabei etwa an<br />

die Zusammenarbeit von Stadt und<br />

Landkreis Karlsruhe im gemeinsamen<br />

Gesundheitsamt oder auch die Einrichtung<br />

der Corona-Plattform, über die<br />

wir die wesentlichen Informationen für<br />

die Bürgerinnen und Bürger eingestellt<br />

haben. Von ganz besonderer Bedeutung<br />

war auch, dass die grenzüberschreitende<br />

Versorgung von an COVID-19 erkrankten<br />

Personen funktioniert hat und<br />

die Krankenhäuser in Baden-Baden,<br />

Karlsruhe und der Pfalz französische<br />

Patienten aufgenommen haben.<br />

Auch wenn wir nicht in die Zukunft<br />

blicken können, welchen Schaden hat<br />

die TRK bisher genommen durch den<br />

teilweisen Shutdown?<br />

Wie sich die Schäden in wirtschaftlicher<br />

Art darstellen werden, können<br />

wir für die Region derzeit noch nicht<br />

sagen. Was wir aber wissen, ist, dass es<br />

durch eine restriktive Auslegung der<br />

Einreisebestimmungen an den Grenzen<br />

zu einer massiven Verärgerung bis hin<br />

zur Verbitterung gekommen ist. Wenn<br />

französische Arbeitnehmerinnen und<br />

Arbeitnehmer an der Grenze bis zu<br />

zwei Stunden warten mussten, um zu<br />

ihrer Arbeit – oftmals in kritischen Infrastrukturen<br />

wie Krankenhäusern oder<br />

Pflegeeinrichtungen - zu kommen,<br />

dann ist das für unser grenzüberschreitendes,<br />

ja europäisches Verständnis<br />

mehr als beschämend. Und wenn dann<br />

dieselben Mitarbeiter in Deutschland<br />

nicht einkaufen dürfen und Ihnen dafür<br />

sogar Bußgelder drohen, dann wird<br />

europäische Integration konterkariert.<br />

Unsere Freundschaft in der Region<br />

wurde auf eine harte Probe gestellt.<br />

Aber, und das ist gute Nachricht, die<br />

TechnologieRegion ist zusammengestanden.<br />

Auf den verschiedensten<br />

Ebenen haben über nahezu alle Akteure<br />

hinweg unseren Einfluss geltend<br />

gemacht. Aktionen wie „hiwwe wie<br />

driwwe“, auf kommunaler und bürgerschaftlicher<br />

Ebene initiiert, haben<br />

aufgezeigt: Wir lassen uns unsere<br />

Zusammenarbeit und Freundschaft im<br />

gemeinsamen Lebensraum des Eurodistrict<br />

PAMINA nicht kaputt machen<br />

– darauf bin auch ein wenig stolz.<br />

Es wird in den kommenden Monaten<br />

Aufgabe sein, hieraus zu lernen und<br />

wieder einmal Land und Bund auf die<br />

spezifische Grenzraumsituationen aufmerksam<br />

zu machen und zu sensibilisieren,<br />

so dass solche Regelungen künftig<br />

auf die Verhältnisse vor Ort ausgerichtet<br />

werden. Mit dem Aachener Vertrag<br />

und den grenzüberschreitenden Gremien<br />

sind die Grundlage und die Struktur<br />

dafür da, bei der Umsetzung hapert<br />

es in Stuttgart und Berlin noch an<br />


KLIMA<br />

MIT DER ENERGIESTRATEGIE GEGEN DEN KLIMAWANDEL<br />

TRK IST VORREITER IN<br />

SACHEN KLIMASCHUTZ<br />

Die Sommer werden heißer, im Winter wird Schnee dafür immer seltener. Der <strong>Klima</strong>wandel ist auch in der<br />

TechnologieRegion Karlsruhe spürbar. Mit der 2018 in einem breit angelegten Prozess und unter Beteiligung<br />

von über 70 Akteuren aus Wissenschaft, Wirtschaft und öffentlicher Hand entwickelten Energiestrategie<br />

der TechnologieRegion Karlsruhe will man diesem entgegenwirken, etwa mit CO2-freien Wohnquartieren<br />

mit günstigen Mieten oder dem Ausbau erneuerbarer Energien.<br />

Der <strong>Klima</strong>wandel geht alle an, auch die<br />

Menschen in der TechnologieRegion<br />

Karlsruhe (TRK) sind davon betroffen.<br />

Ob die Hitze im Sommer 2019 mit<br />

Temperaturen von mehr als 40 Grad<br />

oder die Stürme, die im Februar <strong>2020</strong><br />

über die Region hinweggefegt und<br />

denen zahlreiche Bäume in den Wäldern<br />

zum Opfer gefallen sind. Das sind nur<br />

einige der Auswirkungen des <strong>Klima</strong>wandels.<br />

„Der <strong>Klima</strong>wandel ist eine der<br />

größten Herausforderungen für unsere<br />

Region, für Europa und die Welt“, sagt<br />

Jochen Ehlgötz, Geschäftsführer der<br />

TechnologieRegion Karlsruhe GmbH, im<br />

Gespräch mit dem <strong>Wirtschaftsspiegel</strong>.<br />

EXZELLENTE WISSENSCHAFT<br />

UND UNTERNEHMEN<br />

Um die <strong>Klima</strong>schutzziele, die bei der<br />

UN-<strong>Klima</strong>konferenz 2015 in Paris<br />

verabschiedet wurden, zu erreichen, hat<br />

die TRK selbst eine Energiestrategie<br />

auf den Weg gebracht: Smart Energy –<br />

TRK Mission 2 Grad. „Damit möchten<br />

wir eine unserer Kernkompetenzen<br />

vorantreiben und substanziell aus der<br />

Region heraus beitragen, <strong>Klima</strong>schutz<br />

durch CO2-Reduktion voranzubringen.“<br />

So gibt es viele Kompetenzcluster<br />

rund um die Themen Energie in der<br />

Region: etwa am Karlsruher Institut<br />

für Technologie (KIT) oder am EIfER,<br />

dem Europäischen Institut für Energieforschung,<br />

das mit den französischen<br />

Nachbarn eng zusammenarbeitet.<br />

Unternehmen wie die evohaus GmbH,<br />

das CO2-freies Wohnen ermöglicht,<br />

die EnBW AG mit dem Ausbau der<br />

Windkraft oder die MiRO mit ihrem<br />

Pilotprojekt reFuels zur Produktion<br />

regenerativer Kraftstoffe, setzen die<br />

wissenschaftliche Expertise in marktfähige<br />

Produkte um.<br />

Eine besondere Rolle kommt dabei fokus.energie<br />

zu. Als regionales Netzwerk<br />

und Innovationsplattform der Energieakteure<br />

ist fokus.energie offen für<br />

jegliche Form nachhaltiger Erzeugung<br />

und effizienter Nutzung von Energie<br />

und setzt wesentliche Impulse für eine<br />

nachhaltige Energie- und damit<br />

<strong>Klima</strong>zukunft. „Diese Unternehmen,<br />

Wissenschaftseinrichtungen und<br />

Institutionen stehen exemplarisch für<br />

die Innovationsfähigkeit und den Willen<br />

aller Akteure in der TRK zur Erreichung<br />

der weltweiten <strong>Klima</strong>schutzziele<br />

beizutragen und <strong>Klima</strong>schutz auch als<br />

Innovations-treiber zu sehen“, so Ehlgötz<br />

weiter. „Die Energiestrategie zeigt<br />

exemplarisch unseren Standortvorteil:<br />

In der TechnologieRegion Karlsruhe haben<br />

sich Gesellschafter aus öffentlicher<br />

Hand, Wissenschaft und Wirtschaft<br />

zusammengefunden, die gemeinsam an<br />

einem Tisch sitzen und ihre spezifischen<br />

Kompetenzen für Lösungen einbringen.<br />

Das nennen wir unser Kompetenz-<br />

Dreieck, weil von Anfang an fundierte<br />

Theorie, aber auch Know-how für<br />

Genehmigung, Umsetzung und Betrieb<br />

der Projekte und Vorhaben einfließen.“<br />

Um künftig mit noch größerer<br />

Schlagkraft agieren zu können, hat die<br />

Geschäftsstelle der TRK ihr Personal<br />

im Fachbereich Energie ausgebaut.<br />

Mit der Energiestrategie möchte die<br />

TRK auch einen Handlungsrahmen<br />

vorgeben, in dem Projekte definiert<br />

Fotos Uli Deck, TRK GmbH<br />

und aufgezeigt werden, wie Energiekonzepte<br />

oder CO2-Reduzierung<br />

erstellt und umgesetzt werden können.<br />

Leuchttürme für die Region sind<br />

beispielsweise smarte Quartiere.<br />

Diese zeichnen sich unter anderem<br />

bei Energieerzeugung und -verbrauch<br />

durch beeindruckend geringe CO2-<br />

Werte aus. „Ein solches Wohnquartier<br />

entsteht derzeit mit der ‚Neuen Mitte‘<br />

in Graben-Neudorf. Dabei zeigen die<br />

beteiligten Partner auf, wie man solch<br />

ein Vorhaben, basierend auf wissenschaftlicher<br />

Expertise und langjährigem<br />

Know-how, erfolgreich realisieren<br />

kann“, so Ehlgötz. Sicht- und spürbar<br />

wird dort insbesondere auch, wie sich<br />

Energie- und damit Mietnebenkosten<br />

durch intelligente Maßnahmen signifikant<br />

reduzieren lassen.<br />

VORBILD FÜR DEUTSCHLAND<br />

Was Jochen Ehlgötz dabei besonders<br />

stolz macht: Mit der Energiestrategie<br />

ist die TRK Vorreiter in Deutschland.<br />

„Wir zeigen, dass die Energiewende in<br />

einem regionalen Kontext koordiniert<br />

in enger Abstimmung der relevanten<br />

Partner effizient umgesetzt werden<br />

kann“, sagt Ehlgötz. „Nachhaltigkeit<br />

und die damit verbundenen Geschäftsmodelle<br />

werden für uns ein zentrales<br />

Thema in den kommenden Jahren sein.“<br />

Der TRK mit ihren Partnern in Nordbaden,<br />

von Bruchsal bis Bühl, in der<br />

Südpfalz und - seit Juni 2019 - auch<br />

mit dem Département Bas-Rhin auf<br />

der französischen Seite des Rheins,<br />

bescheinigt Geschäftsführer Jochen<br />

Ehlgötz große Potenziale für die<br />

Energieeinsparung und -gewinnung.<br />

„Da wäre die Geothermie zu nennen,<br />

die ist hervorragend im Oberrheingraben.<br />

Andererseits sehe ich auch die<br />

Möglichkeit, Photovoltaik-Anlagen<br />

auszubauen, denn viele öffentliche<br />

Gebäude eignen sich gerade in unserer<br />

sonnenreichen Region dafür.“<br />

TECHNOLOGIEOFFENHEIT<br />

UND WETTBEWERB<br />

Intensiv sollte allerdings über baurechtliche<br />

Vorgaben nachgedacht<br />

und schnell entschieden werden, wie<br />

vor dem Hintergrund des <strong>Klima</strong>wandels<br />

beispielsweise Denkmalschutz<br />

und Energiegewinnung in einen neuen<br />

Einklang gebracht werden können.<br />

Innovationen eröffnen zwischenzeitlich<br />

viele Optionen damit Maßnahmen zur<br />

Gewinnung regenerativen Stroms unter<br />

neuen Rahmenbedingungen umgesetzt<br />

werden können.<br />

Photovoltaik ist jedoch nur ein Baustein<br />

auf dem Weg zur Energiewende.<br />

„Wichtig ist, dass Beschränkungen auf<br />

eine vermeintlich beste Lösung vermieden<br />

und die Ideen im Wettbewerb<br />

gegeneinander antreten. Gefragt ist<br />

die Bereitschaft zur Technologieoffenheit.<br />

Denn dann ist es möglich, wie in<br />

Karlsruhe gelungen, über Abwärmenutzung<br />

von großindustriellen Anlagen<br />

mehr als die Hälfe der Energie für das<br />

Fernwärmenetz zu nutzen“, weiß<br />

Jochen Ehlgötz.<br />

POLITISCHE LEGITIMATION<br />

IST NOTWENDIG<br />

Dass das Thema <strong>Klima</strong>, und damit eng<br />

verbunden, der Schutz der Umwelt<br />

insgesamt nun in aller Munde ist,<br />

begeistert Jochen Ehlgötz. „Ich finde es<br />

beeindruckend, dass sich so viele junge<br />

Menschen bei den ‚Fridays for Future‘-<br />

Protesten in der Region engagieren,<br />

geht es doch um die gemeinsame Zukunft.<br />

Was aber beachtet werden sollte<br />

und bei den Demonstrationen und in<br />

manchen Diskussionen etwas in den<br />

Hintergrund rückt: auch <strong>Klima</strong>schutz<br />

bedarf einer politischen Legitimation.<br />

<strong>Klima</strong>schutz als ‚Superkriterium‘ wird in<br />

demokratischen Gesellschaften keine<br />

lange Lebensdauer haben – und das<br />

zu Recht“, sagt Ehlgötz im Gespräch<br />

mit dem <strong>Wirtschaftsspiegel</strong>. Denn es<br />

gebe noch andere Interessen, die man<br />

berücksichtigen müsse. „Erinnert sei<br />

nur an die soziale Komponente. Die<br />

Menschen müssen in einem so grundlegenden<br />

Transformationsprozess wie der<br />

Energiewende von Anfang an und intensiv<br />

beteiligt werden. Nur dann kann<br />

es gelingen, Ängste von vorneherein<br />

zu vermeiden und die sich ergebenden<br />

Chancen durch den Wandel für den<br />

Einzelnen zu vermitteln.“<br />

Dass die Gesellschaft insgesamt und<br />

wie schnell jede und jeder Einzelne<br />

bereit ist, bis dahin unvorstellbare<br />

Einschränkungen des öffentlichen,<br />

wirtschaftlichen wie auch des privaten<br />

Lebens mitzutragen, hat Corona<br />

gezeigt. Ehlgötz fasst zusammen: „Es<br />

wird kein Zurück mehr zu der Zeit vor<br />

der Pandemie und der Pauschalentschuldigung<br />

geben können, dass etwas<br />

nicht möglich sei. Es ist meine feste<br />

Überzeugung: Wenn wie in der Corona-<br />

Krise die wissenschaftlichen Fakten als<br />

Entscheidungsgrundlage herangezogen<br />

und nachvollziehbar den Menschen<br />

vermittelt werden, dann werden die allermeisten<br />

bereit sein, ihr Denken, und<br />

ganz besonders ihr Handeln, zu ändern<br />

– auch wenn das oftmals heißen wird,<br />

die jeweilige Komfortzone zu verlassen<br />

und sich auf Neues einzulassen. Denn<br />

das gemeinsame Ziel des <strong>Klima</strong>schutzes<br />

heißt übersetzt: dem Erhalt unserer Lebensgrundlagen<br />

Vorrang einzuräumen“.<br />

ANYA BARROS<br />

www.wvs.de<br />

10 NR 63 <strong>2020</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL<br />

11


Illustration Felicitas Riffel – Werbeagentur von Schickh


KLIMA<br />

IKEA IN KARLSRUHE<br />

WIE REGENWASSER, LASTENRÄDER UND EINE BAHNHALTE-<br />

STELLE DAS MÖBELHAUS KLIMAFREUNDLICHER MACHEN<br />

Lange Jahre wurde diskutiert, nun wird der Traum aller Einrichtungshaus-Fans wahr: Karlsruhe hat<br />

eine IKEA Filiale. Zentral gelegen, und nicht auf der grünen Wiese, ist sie gut an das Straßenbahnnetz<br />

angebunden. So muss nicht jeder Kunde mit dem Auto kommen – zum Wohle der Umwelt.<br />

Auch sonst macht der schwedische Möbelkonzern viel fürs <strong>Klima</strong>, wie Filialleiter Tim Geitner im<br />

Gespräch mit dem <strong>Wirtschaftsspiegel</strong> erklärt.<br />

Fotos IKEA<br />

Es ist das klassische Bild einer IKEA<br />

Filiale: Irgendwo auf der grünen Wiese,<br />

meist entlang der Autobahn, steht<br />

eines der blau-gelben Einrichtungshäuser<br />

samt großem Parkplatz vor der<br />

Tür. Anders sieht die Lage in Karlsruhe<br />

aus: Da steht die Filiale mit einer<br />

hellen Fassade, die in einem Architektenwettbewerb<br />

kreiert wurde, an<br />

einem zentralen Standort am östlichen<br />

Stadteingang der Fächerstadt. Direkt<br />

daneben: die Autobahn, aber auch eine<br />

Straßenbahnhaltestelle. So erhofft<br />

sich der schwedische Möbelriese mehr<br />

Kunden anzulocken, die mit den öffentlichen<br />

Verkehrsmitteln zum Einkauf<br />

kommen. „Es ist ein Glücksfall, dass<br />

die Haltestelle direkt vor der Tür ist“,<br />

sagt Tim Geitner, Leiter der Karlsruher<br />

IKEA Filiale.<br />

MIT DEM BILLY-REGAL<br />

AUFS FAHRRAD?<br />

Zwischen 1,5 und 2 Millionen Besucher<br />

werden pro Jahr in dem Einrichtungshaus<br />

an der Durlacher Allee erwartet.<br />

„Wir rechnen damit, dass mehr als 15<br />

Prozent der Kunden mit dem ÖPNV<br />

kommen. Auch an die Radfahrer haben<br />

wir gedacht, immerhin ist Karlsruhe die<br />

Fahrradstadt Deutschlands. Deswegen<br />

haben wir viele, teilweise überdachte<br />

Stellplätze eingeplant“, so Geitner gegenüber<br />

dem <strong>Wirtschaftsspiegel</strong> weiter.<br />

Zudem gibt es Stellplätze, an denen<br />

E-Bike-Fahrer während des Einkaufs<br />

gleich noch den Akku ihres Fahrrades<br />

aufladen können.<br />

„Wir forcieren damit, dass der Kunde<br />

mit dem Rad zu uns kommt.<br />

Das Angebot für Fahrradfahrer wird<br />

von der Möglichkeit, Lastenräder zu<br />

mieten, abgerundet.“ So kann sich der<br />

Besucher seine Möbel entweder liefern<br />

lassen oder mit dem Lastenfahrrad<br />

transportieren. „Das haben wir in der<br />

City-Filiale in Hamburg getestet.<br />

Da werden selbst große Schränke<br />

so nach Hause gekarrt“, sagt<br />

Geitner lachend.<br />

REGEN FÜR DIE TOILETTE<br />

Das sind nicht die einzigen Maßnahmen,<br />

die in der 54. IKEA Filiale in<br />

Deutschland ergriffen werden, um<br />

etwas zum Umweltschutz beizutragen.<br />

„Wir haben ein paar Dinge eingebaut,<br />

die die Umwelt schonen“, erklärt Tim<br />

Geitner. „In der Abfahrtsspirale des<br />

Parkhauses versteckt sich ein Brauchwassertank.<br />

Der versorgt das Haus mit<br />

Wasser für die Toilettenspülung.“<br />

Das Dach des Gebäudes wird zusätzlich<br />

begrünt und mit Insektenhäusern und<br />

Bienenstöcken ergänzt.<br />

„Wir haben<br />

viel Technik für<br />

den <strong>Klima</strong>schutz<br />

eingebaut.“<br />

Eine <strong>Klima</strong>anlage suchen die Kunden<br />

ebenfalls vergebens: Mittels eines<br />

Wärmetauschers sorgt eine Art Fußbodenheizung<br />

dafür, dass die Räume im<br />

Winter beheizt werden und im Sommer<br />

schön kühl sind. Im ganzen Haus werden<br />

nur LED-Lampen verbaut. „Dabei<br />

setzen wir auch Bewegungsmelder ein,<br />

damit in den Räumen, die nur selten<br />

genutzt werden, das Licht nur dann<br />

angeht, wenn wir es wirklich brauchen.“<br />

SO ENERGIEEFFIZIENT<br />

WIE MÖGLICH<br />

Überall, wo der schwedische Möbelkonzern<br />

eines seiner Häuser baut, achten<br />

die Planer darauf, so umweltfreundlich<br />

wie möglich zu bauen und möglichst<br />

energieeffiziente Technik einzusetzen.<br />

Konzernweit möchte IKEA bis 2030<br />

autark sein, nicht mehr von Energielieferanten<br />

abhängig. „Wir haben mehrere<br />

Windparks gekauft, die es uns ermöglichen,<br />

den Strom zu produzieren, den<br />

wir verbrauchen. Hier beziehen wir<br />

darüber hinaus Biostrom und Fernwärme<br />

von den Stadtwerken Karlsruhe.“<br />

Tim Geitner, Leiter der neuen Karlsruher Filiale,<br />

ist seit 13 Jahren bei IKEA.<br />

VORBILDFUNKTION<br />

Tim Geitner, Leiter der Karlsruher IKEA<br />

Filiale, geht in Sachen Umwelt- und<br />

<strong>Klima</strong>schutz seinen Mitarbeitern mit gutem<br />

Beispiel voran. „Vor einigen Jahren<br />

haben wir im Familienrat beschlossen,<br />

dass wir weniger Fleisch essen wollen,<br />

denn ich denke, das ist eine der größten<br />

<strong>Klima</strong>sünden. Außerdem habe ich ein<br />

Hybridauto, so lege ich meinen Arbeitsweg<br />

rein elektrisch zurück“, so Geitner<br />

im Gespräch mit dem <strong>Wirtschaftsspiegel</strong>.<br />

Seit einigen Jahren nutzt die Familie<br />

ein Lastenrad. „Wir verzichten auch auf<br />

Plastik in unserem Haushalt, denn man<br />

kann alles durch etwas Langlebigeres<br />

ersetzen, wie Edelstahl oder Glas. Das<br />

klappt auch ganz gut!“<br />

Für die knapp 300 Mitarbeiter soll<br />

es ein Job-Ticket geben. „Viele der<br />

Kollegen kommen aus Karlsruhe und<br />

dem näheren Umland, da muss also<br />

keiner mit dem Auto zur Arbeit<br />

fahren“, erklärt Geitner. Knapp zwei<br />

Jahre war der neue Filialleiter ohne<br />

Kunden, hat stattdessen viel am<br />

Schreibtisch geplant, Mitarbeiter<br />

eingestellt und regelmäßig die Baustelle<br />

besichtigt. Für Geitner, gelernter<br />

Schreiner, ist die Eröffnung des Einrichtungshauses<br />

wie ein Ritterschlag.<br />

„Es ist meine erste Filialeröffnung, das<br />

ist sehr besonders für mich, denn ich<br />

darf das Fundament für die Zukunft<br />

legen. Ich würde es immer wieder<br />

machen, das macht wirklich viel Spaß“,<br />

sagt Tim Geitner, Filialleiter bei IKEA<br />

in Karlsruhe, mit einem Lächeln.<br />

ANYA BARROS<br />

www.wvs.de<br />

14 NR 63 <strong>2020</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL<br />

15


„ICH VERBREITE<br />

JEDEN TAG<br />

GUTE LAUNE“<br />

„ERFOLGREICHE<br />

FRAUEN MÜSSEN<br />

SICH NICHT<br />

VERSTECKEN!“<br />

SANDRA KEGREIS<br />

Inhaberin Mr&Mrs Fit Ettlingen<br />

MADELINE WILLERS<br />

Singer/Songwriterin aus Wüstenrot bei Heilbronn<br />

Wie kann Ihrer Meinung nach jeder beginnen,<br />

wenn es um nachhaltiges Handeln geht?<br />

Plastik reduzieren, das kann wirklich jeder. Obst und Gemüse<br />

in ein Gemüsenetz tun, die eigene Tasche zum Einkaufen mitnehmen,<br />

am besten zu Fuß gehen oder mit dem Fahrrad zum<br />

Supermarkt fahren.<br />

Wie ist das Thema <strong>Klima</strong> in Ihr Bewusstsein gerückt?<br />

Durch viele Dokumentationen, die man derzeit im Fernsehen<br />

sieht oder in Zeitungen liest, dringt das Thema immer weiter ins<br />

Bewusstsein. Man hat das in den letzten Jahren gemerkt: Wir<br />

hatten keinen richtigen Winter. Da stellt man schon fest, dass der<br />

<strong>Klima</strong>wandel da ist. Man muss da auf jeden Fall was tun!<br />

Was halten Sie für die größte „<strong>Klima</strong>sünde“?<br />

Den Plastik-Verpackungsmüll sehe ich als großes Problem.<br />

Sehr unbedacht benutzt die Menschheit täglich Unmengen an<br />

Plastik. Die Folgen in Form von Mikroplastik sind meiner<br />

Meinung nach sehr fatal.<br />

Was halten Sie für die größte „<strong>Klima</strong>sünde“?<br />

Da gibt es vieles, aber ich finde ganz oben stehen Kreuzfahrtschiffe.<br />

Auch Fliegen gehört dazu. Ich versuche Inlandsflüge zu<br />

vermeiden und mit dem Zug zu fahren, wenn ich es terminlich<br />

hinbekomme.<br />

Was tun Sie für ein gutes Betriebsklima?<br />

Ich sehe das Leben wie eine Sanduhr. Zeit kann man nicht<br />

mehr nachholen. Daher versuche ich, jeden Tag meine volle<br />

Lebensenergie anderen zu schenken und stets gute Stimmung<br />

im Team auszustrahlen.<br />

Womit kann jeder beginnen, um nachhaltiger zu Handeln ?<br />

Es fängt schon beim Einkaufen an. Ich versuche immer meinen<br />

eigenen Beutel mitzunehmen. Am Anfang war das schon eine<br />

Umgewöhnung, die Tasche nicht im Auto zu vergessen. Oder beim<br />

Einkauf darauf zu achten, dass die Produkte aus der Region sind.<br />

Foto Mr&MrsFit / RGG-Fotografie<br />

Wie setzen Sie sich in Ihrem Unternehmen für <strong>Klima</strong>und<br />

Umweltschutz ein?<br />

Ich versuche, Müll zu vermeiden und nutze Solarstrom,<br />

um den CO2-Ausstoß zu reduzieren.<br />

Was wollten Sie als Kind immer werden?<br />

Ich wollte als Kind Profi-Basketballerin werden.<br />

Für die Frauenliga der NBA in Amerika spielen – das war mein<br />

Traum. Seit meinem sechsten Lebensjahr spiele ich im Verein<br />

Basketball. Zur WNBA hat es nicht gereicht (lacht), die Leidenschaft,<br />

den Sport zum Beruf zu machen, das hat geklappt. Also<br />

hat sich mein Kindheitswunsch so gut wie erfüllt.<br />

Was macht Ihren Job zum „schönsten Job der Welt“?<br />

Der Kontakt mit Menschen und deren Dankbarkeit macht<br />

meinen Job aus. Man bekommt viel positive Energie zurück.<br />

Egal ob kleine oder große Erfolgsgeschichten: Jede Einzelne<br />

davon inspiriert mich und ich bekomme die Bestätigung, dass<br />

meine Vision, Menschen zufriedener mit sich und ihrem Leben<br />

zu machen, erreicht wird.<br />

Was würde der eine noch von dem anderen lernen wollen<br />

oder mit dem anderen gerne einmal tauschen?<br />

Schön singen, ja das würde ich gerne können. Ich höre in<br />

jeder freien Minute Musik und singe auch gerne mit. Das Selbstbewusstsein,<br />

das Madeline auf der Bühne ausstrahlt, finde ich<br />

bemerkenswert. Ich kann von ihr lernen, wie man vor so vielen<br />

Menschen gut performt.<br />

Was ist Ihre Meinung zum <strong>Klima</strong>schutz?<br />

Es ist ein Miteinander: Ich glaube, wenn jeder einzelne Mensch<br />

etwas dafür tut, dann wird es auch besser! Klar gibt es Personen<br />

in mächtigen Positionen, die etwas verändern könnten. Da würde<br />

ich mir sehr wünschen, dass da mehr passiert. Aber ich denke,<br />

dass jeder Mensch etwas bewirken kann.<br />

Wer hat Sie in Ihrem Leben inspiriert bzw. motiviert?<br />

Künstler wie Udo Jürgens oder Udo Lindenberg – die finde ich<br />

ganz toll! Ich habe mir gleich nachdem er ins Kino gekommen<br />

ist, den Film „Mach dein Ding“ über Udo Lindenberg angeschaut:<br />

Der Film zeigt, dass auch große Künstler teilweise Jahre<br />

gebraucht haben, um dahin zu kommen, wo sie heute sind. Das<br />

ermutigt und inspiriert mich, meinen Weg zu gehen.<br />

Was macht Ihren Job zum „schönsten Job der Welt“?<br />

Ich liebe es einfach auf der Bühne zu stehen und den Menschen<br />

mit meiner Musik Freude zu machen. Wenn ich Nachrichten bekomme<br />

oder mir die Fans sagen, dass sie mein Song berührt hat –<br />

das macht mich einfach so happy. Dafür liebe ich meinen Beruf.<br />

Was würde der eine noch von dem anderen lernen wollen<br />

oder mit dem anderen gerne einmal tauschen?<br />

Ich finde es toll, dass sie ihr eigenes Business aufgebaut und wirtschaftlichen<br />

Erfolg hat. Ich schätze Sandra Kegreis als Powerfrau<br />

ein. Ich liebe es, wenn sich Frauen nicht verstecken, sondern in<br />

einer starken Position sind. Ich kann also von ihr lernen, wie man<br />

ein Unternehmen aufbauen und erfolgreich sein kann.<br />

Foto Sandra Beuck – Werbeagentur von Schickh


KLIMA<br />

FRIDENT<br />

FOR FUTURE<br />

Greta Thunberg verweigerte am 20. August 2018 zum ersten Mal den Unterrichtsbesuch –<br />

Schulstreik fürs <strong>Klima</strong> stand auf ihrem Schild, das sie vor dem schwedischen Reichstagsgebäude<br />

in Stockholm zeigte: Der Startschuss für eine weltweite <strong>Klima</strong>bewegung –<br />

„Fridays for Future“ – die, so viel ist sicher, nicht allen passt. Sicher<br />

ist aber auch, dass wir etwas tun müssen, denn der <strong>Klima</strong>wandel ist<br />

Hier hat die Zukunft<br />

ein Zuhause.<br />

kein Märchen, das sich ein junges Mädchen ausgedacht hat – er<br />

ist bittere Realität. Mikroplastik in den Weltmeeren und Tiere,<br />

die daran sterben. Temperaturanstieg und vermehrte Unwetter.<br />

1.000 Liter für zweieinhalb Avocados – echt jetzt!? Das geht<br />

auf jeden Fall besser. Ein Beispiel gefällig? Bitteschön.<br />

Karlsruhe ist das Technologiezentrum am Oberrhein und ein starker Messe-, Kongress- und Tourismusstandort.<br />

Das IQ-Korridorthema „Wirtschafts- und Wissenschaftsstadt“ fördert diese Stärken über ausgewählte Leitprojekte<br />

sowie eine effi ziente Verzahnung von Politik, Verwaltung, Verbänden, Wirtschaft und Wissenschaft.<br />

Zusammen eine starke Basis für Ideen und Erfolgsgeschichten schaffen.<br />

Für einen innovativen Standort mit hoher Lebensqualität. Karlsruhe – Ort der Möglichkeiten.<br />

Foto Adobe Stock<br />

Die Gemeinschaftspraxis für Kieferorthopädie<br />

Schierle, Grüner und Börner<br />

aus Karlsruhe hat ihre persönliche<br />

Fridays for Future Bewegung ins Leben<br />

gerufen, Frident for Future um genauer<br />

zu sein – bei all dem Ernst der Lage, ein<br />

sehr passender Wortwitz. Worum es da<br />

geht? Natürlich um den <strong>Klima</strong>schutz.<br />

Und das, obwohl es für Kieferorthopäden,<br />

die aus hygienischen Gründen<br />

nur Einmalprodukte verwenden dürfen,<br />

nicht ganz einfach ist. Bisher<br />

war der Plastikverbrauch<br />

immens – Plastikbecher,<br />

Zahnbürsten aus Plastik<br />

und dazu noch<br />

das Silikon für die<br />

Abdrücke. Jetzt<br />

nicht mehr. Einmalbecher<br />

aus Papier<br />

oder Zuckerrohrbasis,<br />

>><br />

Entdecken Sie die Wirtschaftsund<br />

Wissenschaftsstadt Karlsruhe<br />

odm-ka.de<br />

19


Fotos Michaela Kohn Grafik Werbeagentur von Schickh<br />

Echt schöner<br />

Kinderschmuck<br />

Always keep smiling – Einmalbecher aus Papier oder Zuckerrohr statt Plastik.<br />

Eigenes Logo – Die Gemeinschaftspraxis für Kieferorthopädie<br />

Schierle, Grüner und Börner setzt auf Nachhaltigkeit.<br />

>> Einmalzahnbürsten aus<br />

Bambus oder anderen nachwachsenden<br />

Rohstoffen, recycelte Servietten und<br />

Papierhandtücher machen‘s möglich.<br />

Der neueste Clou – Dentalmodelle aus<br />

Maisstärke.<br />

MODERNSTE TECHNOLOGIEN,<br />

GANZ NATÜRLICH<br />

Diese Dentalmodelle werden zum<br />

Beispiel zur Herstellung loser Zahnspangen<br />

benötigt und heutzutage im<br />

3D-Druckverfahren erzeugt. Ganz neu,<br />

eben vollständig ökologisch abbaubar,<br />

aus einem Maisstärke-Milchsäure-Mix.<br />

Das Besondere an diesem sogenannten<br />

Filament-Biomaterial ist, dass man<br />

es durch Schreddern und Erhitzen<br />

wiederverwenden kann. Auch wenn es<br />

nicht recycelt wird, kann es trotzdem<br />

bedenkenlos entsorgt, sogar kompos-<br />

V.l.: Dr. Felicitas Schierle, Dr. Wolfgang Grüner, Dr. Nadine Börner<br />

tiert werden, heißt es. Einfach genial!<br />

Na ja, ganz so einfach war die Entwicklung<br />

mit Sicherheit nicht, aber gelohnt<br />

hat sich der Aufwand allemal.<br />

AUS LIEBE ZUR UMWELT<br />

„Nur Plastikmüll zu vermeiden, war<br />

für uns aber noch nicht genug. Wir<br />

wollten noch mehr tun und auch unsere<br />

Mitarbeiter mit ins Boot holen und<br />

für das Thema sensibilisieren.“, so Dr.<br />

Felicitas Schierle. Deshalb gibt es für<br />

die jetzt ein kostenloses Abo für die<br />

öffentlichen Verkehrsmittel. Und die<br />

Ärzte selbst? Die steigen ganz bewusst<br />

aufs Fahrrad oder nehmen die Bahn.<br />

Und mal ehrlich, wenn das die<br />

Kieferorthopäden mit ihren strengen<br />

hygienischen Auflagen schaffen, dann<br />

schaffen wir das doch auch, egal ob<br />

beruflich oder privat. Glas- anstatt<br />

Plastikflaschen –noch besser Wasser<br />

direkt aus dem Wasserhahn, mit der<br />

Tupperbox an die Käsetheke und fürs<br />

Obst und Gemüse auf den Markt<br />

oder im Supermarkt ein Mehrwegnetz<br />

benutzen. Der Müll des Einzelnen<br />

ist nur ein kleiner Bruchteil, betrachtet<br />

man die Massen großer Unternehmen.<br />

Stimmt. Aber irgendwo müssen<br />

wir anfangen.<br />


HANDWERK GOES<br />

KLIMANEUTRAL<br />

UMWELTBERATUNG DER HANDWERKSKAMMER FÜR BETRIEBE<br />

Was tun fürs <strong>Klima</strong>? Mit dieser Frage sehen sich auch viele Handwerksbetriebe in der Region konfrontiert.<br />

Dabei können Initiativen für <strong>Klima</strong>schutz in den Betrieben ein Wettbewerbsvorteil sein, etwa bei<br />

der Mitarbeitergewinnung. Die Umweltberatung der Handwerkskammer Karlsruhe (HWK) hilft, die<br />

Foto Stadt Karslruhe<br />

wichtigsten Fragen zu beantworten.<br />

Ausschließlich Schreinerbetriebe beteiligten sich 2018/19 bei der vierten ECOfit-Runde.<br />

Brigitte Dorwarth-Walter, stellvertretende Hauptgeschäftsführerin der Handwerkskammer Karlsruhe,<br />

Bürgermeisterin Bettina Lisbach und Ministerialdirektor Helmfried Meinel würdigen die Preisträger.<br />

Foto HWK<br />

Der Mensch atmet Sauerstoff ein und<br />

CO2 aus. Ein Auto stößt am Auspuff<br />

CO2 aus. Der Schornstein einer<br />

Firma pustet CO2 in die Luft. Wo<br />

man hinschaut, ist dieses Treibhausgas<br />

unser ständiger Begleiter. Doch bei<br />

den Unternehmen und den Fahrzeugen<br />

können wir etwas verändern.<br />

„CO2 entsteht bei allen Aktivitäten in<br />

einem Handwerksbetrieb: im Betriebsgebäude,<br />

bei der Herstellung und<br />

Verarbeitung von Produkten oder bei<br />

der Mobilität“, erklärt Ute Matysek,<br />

Umweltberaterin bei der HWK.<br />

MEHRWERT BIETEN<br />

Weil die Wahrnehmung der Öffentlichkeit<br />

für das Thema <strong>Klima</strong> und Umweltschutz<br />

geschärft sei, müsse sich auch<br />

im Bereich Handwerk etwas verändern.<br />

„Wir unterstützen die Firmen durch Informationen,<br />

Sensibilisierung und Beratung.<br />

Zusätzlich sind wir in zahlreichen<br />

Netzwerken und Projekten engagiert,<br />

um den Betrieben einen deutlichen<br />

Mehrwert zu bieten“, so Matysek<br />

weiter. So ist die HWK beispielsweise<br />

in den Arbeitskreisen der Stadt Karlsruhe<br />

zur Entwicklung des <strong>Klima</strong>schutzkonzepts<br />

und den darin enthaltenen<br />

Maßnahmen, im Photovoltaik-Netzwerk<br />

oder im Fachbeirat bei den<br />

Energie- und <strong>Klima</strong>schutzagenturen<br />

im Kammerbezirk der HWK dabei.<br />

IN VIER SCHRITTEN<br />

KÖNNEN BETRIEBE KLIMA-<br />

NEUTRAL WERDEN:<br />

1 Energieeinsparung, um das<br />

<strong>Klima</strong> zu entlasten<br />

Vor Ort werden Arbeitsabläufe,<br />

technische Einrichtungen<br />

und Anlagen auf Einsparmöglichkeiten<br />

hin überprüft.<br />

2 CO2-Ausstoß feststellen<br />

und bewerten<br />

Der CO2-Fußabdruck<br />

der Firma wird ermittelt.<br />

3 CO2-Emissionen verhindern<br />

und reduzieren<br />

Ziel der Beratung: Den Betrieb<br />

sensibilisieren, auf möglichst<br />

klimaneutrale Ressourcen und<br />

Rohstoffvorstufen zurückzugreifen,<br />

um die betriebliche CO2-Bilanz<br />

möglichst gering zu halten,<br />

beziehungsweise möglichst<br />

klimaneutral zu werden.<br />

4 Betrieb und Produkte<br />

klimaneutral stellen<br />

Für nicht vermeidbare CO2-<br />

Emissionen ist es möglich, durch<br />

den Erwerb von entsprechenden<br />

<strong>Klima</strong>zertifikaten die <strong>Klima</strong>bilanz<br />

auszugleichen.<br />

FÜR VIELE EIN KRITERIUM<br />

Bei der Handwerkskammer ist man<br />

sich sicher, dass Betriebe, die etwas<br />

zum Umweltschutz beitragen, einen<br />

Wettbewerbsvorteil erhalten. Heißt<br />

konkret: „Nachhaltigkeit und klimaneutrales<br />

Wirtschaften sichern auch die<br />

Zukunft von Unternehmen. Außerdem<br />

entscheiden sich Mitarbeiter vermehrt<br />

nach diesen Aspekten bei der Wahl des<br />

künftigen Arbeitgebers. Angebote wie<br />

das Jobticket oder das Engagement für<br />

mehr Nachhaltigkeit können eventuell<br />

ein Vorteil gegenüber den Mitbewerbern<br />

sein“, so Matysek im Gespräch<br />

mit dem <strong>Wirtschaftsspiegel</strong>. Kunden<br />

würden zudem vermehrt nach „grünen<br />

Produkten“ fragen. Matysek ergänzt:<br />

„Wer sich mit dem Thema Energieeinsparung<br />

beschäftigt, beschäftigt sich<br />

auch mit dem finanziellen Aspekt.<br />

Auf allen Ebenen, wie Energie,<br />

Materialeinsatz oder bei der kommenden<br />

CO2-Steuer, können Kosten<br />

gesenkt werden.“<br />

Das produzierende Handwerk braucht,<br />

je nach Gewerbe, viel Energie – wie<br />

kann ein Betrieb klimaneutral werden,<br />

mag sich mancher denken. „Das<br />

geht auf jeden Fall“, weiß Matysek<br />

von der HWK. Je nach Gewerk sei das<br />

unterschiedlich: Kreislaufwirtschaft,<br />

Energieverbrauch oder Ressourceneinsatz.<br />

„Der Bäcker kauft Mehl aus<br />

der Region und der Schreiner rüstet<br />

die Beleuchtung in der Werkstatt auf<br />

energiesparende LED-Lampen um. Der<br />

metallverarbeitende Betrieb installiert<br />

eine Photovoltaik-Anlage und stellt für<br />

den restlichen Bedarf auf Ökostrom<br />

um“, führt Matysek konkrete Beispiele<br />

an. „Analog zu den Möglichkeiten, die<br />

jeder Einzelne hat, gibt es auch jede<br />

Menge Ansätze in den Betrieben.“<br />

NETZWERK STATT<br />

EINZELKÄMPFER<br />

Die Resonanz auf die Angebote der<br />

Umweltberatung ist sehr positiv, viele<br />

Betriebe haben diesen Service schon<br />

in Anspruch genommen. „2019 haben<br />

zehn engagierte Schreinereien aus<br />

Karlsruhe bei einem Förderprogramm<br />

des Umweltministeriums des Landes<br />

teilgenommen, dem Projekt ECOfit.<br />

Ein Jahr lang haben sie sich intensiv mit<br />

den Themen Nachhaltigkeit, Umweltschutz<br />

oder Mobilität auseinandergesetzt,<br />

beispielsweise wie in Karlsruhe<br />

die Baustellen beliefert werden können,<br />

wenn nur wenig Material transportiert<br />

werden muss“, so Matysek. Eine<br />

Schreinerei schafft sich aus diesem<br />

Grund ein Lastenfahrrad an, damit die<br />

Kunden schnell und umweltfreundlich<br />

beliefert werden können.<br />

Da die Nachfrage so groß war, wird<br />

<strong>2020</strong> das Projekt fortgeschrieben.<br />

Ute Matysek, Umweltberaterin der<br />

Handwerkskammer Karlsruhe.<br />

Die Zielgruppe: metallverarbeitende<br />

Betriebe. „Die Motivation, etwas im<br />

Betrieb zu verändern, ist in einem<br />

Netzwerk nochmals deutlich größer,<br />

als wenn man sich als ‚Einzelkämpfer‘<br />

auf den Weg macht“, weiß Matysek.<br />

Zusätzlich zu diesem Projekt setzt<br />

die Handwerkskammer Karlsruhe<br />

auch weiterhin auf Informationsveranstaltungen.<br />

Umweltberaterin Ute<br />

Matysek: „Wir möchten weiterhin das<br />

Bewusstsein schärfen, informieren und<br />

die Betriebe bei ihren Aktivitäten in<br />

Sachen <strong>Klima</strong>schutz unterstützen!“<br />

ANYA BARROS<br />

www.wvs.de<br />

22 NR 63 <strong>2020</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL<br />

23


KLIMA<br />

NACHHALTIGKEIT UND<br />

KLIMASCHUTZ IM<br />

ENERGIEKONZERN – DAS GEHT<br />

Ein Interview mit EnBW-Chef Frank Mastiaux über den Ausbau<br />

Erneuerbarer Energien, den Kohleausstieg und mit welcher Strategie<br />

das Unternehmen nachhaltig werden will.<br />

sie im Vergleich zu Braunkohlekraftwerken<br />

einen höheren Wirkungsgrad und<br />

eine bessere <strong>Klima</strong>bilanz. Das derzeit<br />

geplante Gesetz sieht aber vor, dass die<br />

deutschen Braunkohlekraftwerke relativ<br />

spät stillgelegt werden.<br />

Foto EnBW<br />

Das KKW Philippsburg ist seit dem<br />

31. Dezember 2019 vom Netz, was<br />

heißt das für das <strong>Klima</strong> in der Region?<br />

Die Energiewende ist ein Gesamtprojekt<br />

und die Abschaltung eines Kraftwerks<br />

hat aber zunächst einmal keine direkten<br />

und sofortigen Auswirkungen auf das<br />

regionale <strong>Klima</strong>, denn Nuklearanlagen<br />

haben einen ohnehin vernachlässigbaren<br />

CO2-Abdruck. Es bedarf eines Mix<br />

aus einem Ausbau der Erneuerbaren<br />

Energien und der Netze, verbunden mit<br />

der sukzessiven Abschaltung CO2-<br />

intensiver Erzeugungsanlagen, um als<br />

Energiesektor unseren Beitrag zu den<br />

<strong>Klima</strong>schutzzielen von Paris zu leisten.<br />

Bis 2038, so der Beschluss der<br />

Bundesregierung, erfolgt der Kohleausstieg.<br />

Welche Herausforderung<br />

wird da auf die EnBW zukommen?<br />

Für die EnBW hat der Kohleausstieg<br />

keinesfalls erst mit dem Kohleausstiegsgesetz<br />

begonnen. Vielmehr haben<br />

wir in unserer Strategie den Umbau<br />

unseres Kraftwerksportfolios weg von<br />

fossilen Energieträgern schon früh<br />

verankert. Ganz konkret haben wir<br />

seit 2012 den Anteil CO2-intensiver<br />

Anlagen um rund 40 Prozent reduziert<br />

und gleichzeitig den Anteil der Erneu-<br />

erbaren Energien signifikant erhöht.<br />

Insofern verstehen wir uns als aktiver<br />

Gestalter der Energiewende. In den<br />

kommenden Jahren wird es darum gehen,<br />

diesen Weg fortzusetzen und den<br />

Kohleausstieg unter Berücksichtigung<br />

der Versorgungssicherheit und Netzstabilität<br />

erfolgreich umzusetzen.<br />

Die EnBW wird nach endgültiger<br />

Verabschiedung des Gesetzes prüfen,<br />

welche Kraftwerksblöcke im Rahmen<br />

der Förderung des Kraft-Wärme-<br />

Kopplungsgesetzes auf klimafreundliche<br />

Brennstoffe umgerüstet werden<br />

können, um zum Beispiel auch den<br />

regionalen Wärmebedarf weiterhin<br />

sicherzustellen. Gleichzeitig hoffen<br />

wir auf starke Ausbau- und Investitionsimpulse<br />

für die Erneuerbaren<br />

Energien im Rahmen der anstehenden<br />

EEG-Novelle.<br />

2014 wurde erst das RDK8 in<br />

Karlsruhe in Betrieb genommen.<br />

Wie steht es nach dem Kohleausstieg<br />

um die Zukunft des RDK?<br />

Zunächst einmal ist das RDK8 eine<br />

wichtige Stütze für die Stromversorgung<br />

in Baden-Württemberg und die<br />

Fernwärmeversorgung in Karlsruhe.<br />

Und als moderne Steinkohleanlage hat<br />

Das hat zur Folge, dass im Gegenzug<br />

Anlagen wie das RDK sehr früh aus<br />

dem Markt gehen müssen, sie werden<br />

quasi als „Lückenfüller“ für die später<br />

abgeschalteten Braunkohle-Kapazitäten<br />

eingesetzt, um jedes Jahr Kohlekapazitäten<br />

aus dem Markt nehmen zu<br />

können. Jüngeren Steinkohleanlagen wie<br />

dem RDK8 drohen entschädigungslose<br />

Stilllegungen vor Erreichen des 20. Betriebsjahres.<br />

Das ist weder ökonomisch<br />

noch ökologisch sinnvoll. Eine dringend<br />

notwendige finanzielle Kompensation<br />

der Stilllegungen fehlt, um Investitionen<br />

für die Umstellung unserer Kraftwerke<br />

auf klimafreundlicheres Gas zu unterstützen<br />

und die Strom- und Wärmeversorgung<br />

für die Kunden möglichst<br />

kostenneutral im derzeitigen Gesetzesentwurf<br />

hinzubekommen.<br />

Der Ausbau erneuerbarer Energien<br />

(EE) schreitet voran – auch die EnBW<br />

mischt dabei mit der Strategie EnBW<br />

<strong>2020</strong> mit. Welche der Ziele von 2013<br />

konnten Sie erreichen?<br />

In den vergangenen sieben Jahren<br />

haben wir unser Geschäftsportfolio entsprechend<br />

der Anforderungen an eine<br />

neue Energiewelt massiv umgebaut.<br />

Wir haben etwa unser Erneuerbaren-<br />

Portfolio deutlich ausgebaut und werden<br />

auch unsere Ziele für >><br />

24 NR 63 <strong>2020</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL<br />

25


2<br />

1<br />

3<br />

4<br />

1 Die EnBW Baltic 1 besteht aus 21<br />

Windenergieanlagen und einer Umspannplattform.<br />

Vom Fundament bis<br />

zur Flügelspitze messen die Windenergieanlagen<br />

rund 115 Meter.<br />

2 Blick auf die EnBW-Zentrale<br />

Karlsruhe bei Nacht.<br />

3 Das Rheinhafen-Dampfkraftwerk<br />

Karlsruhe erzeugt mit einer Leistung<br />

von insgesamt 1.260 Megawatt<br />

Strom und Fernwärme.<br />

4 Laufwasserkraftwerk Iffezheim: Bis<br />

zu 1.500 Kubikmeter Wasser fließen<br />

pro Sekunde durch die Turbinen und<br />

erzeugen CO2-freie Energie für rund<br />

250.000 Haushalte.<br />

Fotos EnBW<br />

>> <strong>2020</strong> erreichen. Wir haben das<br />

Vertriebsgeschäft stabilisiert und neue<br />

Geschäftsfelder wie E-Mobilität und<br />

PV-Speicherlösungen für Privathaushalte<br />

erschlossen. Daneben haben<br />

wir den Konzern effizienter gemacht<br />

und die Organisation umgebaut. Von<br />

2012 bis 2017 haben wir 2.400 Stellen<br />

abgebaut. Gleichzeitig aber 1.800 aufgebaut,<br />

etwa in den Bereichen Netze,<br />

Erneuerbare und Digitalisierung. Das<br />

hat dazu geführt, dass wir 2017 die<br />

Ergebniswende geschafft haben und<br />

mittlerweile wieder so profitabel sind<br />

wie vor der Krise.<br />

Was besagt die Fortschreibung der<br />

Strategie in Richtung 2025?<br />

Wir haben uns bereits 2017 Gedanken<br />

über unseren nächsten Entwicklungsschritt<br />

gemacht und eine „Strategieverlängerung”<br />

mit einem Horizont<br />

bis 2025 formuliert. Im Kern geht es<br />

darum, unseren Weg konsequent fortzusetzen,<br />

beispielsweise die Erneuerbaren<br />

Energien und das Netzgeschäft<br />

weiter auszubauen – und gleichzeitig<br />

unsere Kernkompetenzen für neue<br />

Geschäfte im Bereich Infrastruktur<br />

zu nutzen, zunehmend über den Bereich<br />

Energie hinaus.<br />

So bieten wir auf Basis unserer langjährigen<br />

Erfahrung in der Sicherung<br />

von kritischer Infrastruktur Kommunen<br />

und Unternehmen ein Paket von<br />

Sicherheitslösungen an. Ein Beispiel<br />

ist die anonymisierte Baustellenüberwachung<br />

der U-Bahn hier in Karlsruhe,<br />

um Vandalismus zu verhindern und<br />

Einbrüche frühzeitig zu erkennen.<br />

Weitere Themen sind etwa Breitbandinternet<br />

oder Quartiersentwicklung,<br />

aber auch unsere erheblichen<br />

Investitionen in die Elektromobilität.<br />

Viele Unternehmen und ganze Städte<br />

wollen klimaneutral werden. Kann das<br />

auch ein Energiekonzern schaffen?<br />

Ja, das ist machbar, sofern ein guter<br />

Plan, konkrete Maßnahmen und eine<br />

konsequente Umsetzung dahinterstehen.<br />

Für die EnBW sind die Themen<br />

Nachhaltigkeit und <strong>Klima</strong>schutz integraler<br />

Bestandteil unserer strategischen<br />

Vision. So bekennen wir uns als EnBW<br />

zu 100 Prozent zu den Zielen des<br />

Pariser <strong>Klima</strong>schutzabkommens. Wir<br />

beschäftigen uns deshalb intern sehr<br />

intensiv mit dem Thema <strong>Klima</strong>neutralität,<br />

und werden hier demnächst<br />

einen verbindlichen Umsetzungsplan<br />

mit einem klaren Ziel vorlegen.<br />

Wie geht die EnBW aktuell mit der<br />

Situation rund um Corona um?<br />

Wir haben frühzeitig umfassende und<br />

bis dato sehr wirksame Gegenmaßnahmen<br />

eingeleitet. Sie dienen einerseits<br />

dem gesundheitlichen Schutz der<br />

Mitarbeiter. Andererseits stellen sie<br />

auch die Versorgung der Bürger mit<br />

Strom, Gas und Wasser sicher. Unter<br />

den erschwerten Bedingungen machen<br />

unsere Mitarbeiter einen tollen Job!<br />

Wie beobachten Sie persönlich den<br />

<strong>Klima</strong>wandel und den „<strong>Klima</strong>-Hype“?<br />

Der Kampf gegen den <strong>Klima</strong>wandel<br />

ist – wenn wir es geschafft haben, dem<br />

Corona-Virus Herr zu werden – die<br />

vermutlich wichtigste Herausforderung<br />

unserer und mindestens der<br />

nächsten Generation. Dem fühle ich<br />

mich auch persönlich zutiefst verpflichtet<br />

– privat, aber auch aus meiner<br />

Rolle bei der EnBW heraus.


KLIMA<br />

Alles scheiße, deine Elli!<br />

Nur so viel: Die letzten Wochen waren schlimm. Der Titel des Magazins war fertig;<br />

sehr cooles Motiv mal wieder. Die Kolumne war geschrieben und dann das:<br />

CORONA. Und dann weiter: Maulkorb statt Mundschutz! Weil es das Virus ja gar<br />

nicht gibt. Wir diskutieren plötzlich über Grundrechte. Mit Menschen, denen wir gestern<br />

noch unsere Kinder anvertraut hätten. Wo kommt das denn her, so plötzlich?<br />

Foto Adobe Stock<br />

A<br />

lle wollen doch nur das<br />

Beste. Die Kollegen vom<br />

Stammtisch glauben etwas<br />

anmaßend, sie könnten es besser machen<br />

als eine ganze Regierung, die zusammensteht<br />

und wie St. Martin den Mantel<br />

in unzählige Stücke teilt. Der riesige<br />

Dampfer Bundesrepublik bewegt sich<br />

gerade wie ein Speedboot durch die raue<br />

See. Matrosen gehen über Bord und wir<br />

haben keine Zeit zu trauern. Furchtbar!<br />

Ganze Branchen liegen perspektivlos am<br />

Boden. Branchen, deren Gewicht und<br />

deren Zusammenhänge man vielleicht<br />

unterschätzt hat.<br />

Doch erwarte ich keine Allwissenheit<br />

und keine Unfehlbarkeit von einer<br />

politischen Führung. Niemand kann im<br />

Moment seriöse Voraussagen machen.<br />

Unsere Regierung setzt Dinge um, die<br />

unter Berücksichtigung aller bekannter<br />

Faktoren den vermutlich besten Weg<br />

beschreiten, in einer Situation, die es<br />

so noch niemals gegeben hat. Weil wir<br />

Erkenntnisse und Mittel besitzen, gegen<br />

diese unsichtbare Gefahr vorzugehen.<br />

Weil wir mehr haben als die bloße Hoffnung,<br />

dass uns die Pest nicht dahinrafft.<br />

Davor ziehe ich meinen Hut.<br />

Und trotzdem: Das <strong>Klima</strong> ist schlecht.<br />

In Teilen ist die Stimmung am Boden, in<br />

Teilen ist sie dermaßen aufgeheizt, dass<br />

man sich fragen muss, wie man diese<br />

Aggression wieder beigelegt bekommt.<br />

Bis vor Kurzem hieß der gemeinsame<br />

Feind noch Covid-19 und sorgte für<br />

internationale Einigkeit und Solidarität.<br />

Heute werden die Macher verteufelt, die<br />

versuchen zu erhalten und zu retten, was<br />

zu retten geht.<br />

Und Greta? Greta war gestern. Heute<br />

ist Corona. Corona ist die neue Greta!<br />

Corona schafft, was keiner für möglich<br />

gehalten hat: Die Luft war nicht mehr<br />

so sauber, seit wir in die Schule gingen.<br />

Menschen wandern freiwillig durch den<br />

Wald. Kein Stau mehr auf der Autobahn.<br />

Entspannt, geradezu entschleunigt lebt<br />

es sich grade.<br />

Und Corona? Corona fördert den<br />

Ausbau der Digitalisierung. Weltweit<br />

und sogar auch in Deutschland. Wie war<br />

das mit dem Internet? Wird sich nicht<br />

durchsetzen, sagte 2001 ein bekannter<br />

deutscher Zukunftsforscher. Stimmt.<br />

Hätte gefördert werden müssen, damit<br />

die Unterstützung der Wirtschaft jetzt<br />

nicht ganz so viel kostet. Glasfaser!<br />

Das kann man sich auf der Zunge<br />

zergehen lassen. Wie Sahnetorte. Oder<br />

Bienenstich. Blöd gelaufen. Schnelle<br />

Datenleitungen, die haben wir leider<br />

nicht. Aber immerhin haben wir gerade<br />

so viel Internet, dass der SUV in der<br />

Garage bleiben kann. E-Mobility?<br />

Für was eigentlich? Wollen wir das Geld<br />

lieber in Forschung und Bildung<br />

stecken. Und in eine klimafreundliche<br />

Wirtschaftsförderung.<br />

Also: So richtig weiß im Moment keiner,<br />

wie wir weitermachen sollen. Dann<br />

machen wir eben so weiter wie bisher;<br />

wenn‘s noch geht. Fuß aufs Gas und<br />

keine Gefangenen!<br />

Obwohl – war doch ganz schön, so<br />

im Homeoffice. Endlich mal die alten<br />

Jogginghosen aufgetragen. Und Sport<br />

gemacht; 5 Kilo abgenommen, „Mensch<br />

ärgere Dich nicht“ gespielt und verloren.<br />

War aber egal, es gab ja ein Morgen. Man<br />

musste also nicht so tun, als gäbe es das<br />

nicht mehr.<br />

Danke Corona. Du bist ein Arsch, aber<br />

Du hast uns die Augen geöffnet. Der Preis<br />

dafür ist hoch. Unermesslich hoch. Auf<br />

der ganzen Welt. Es scheint wie ein Pakt<br />

mit dem Teufel, den die Welt geschlossen<br />

hat. Und der Teufel trägt Corona. So<br />

könnte es sein. Oder: Die Welt hat sich<br />

selbst gereinigt, weil Greta allein das gar<br />

nicht hätte schaffen können.<br />

Freuen wir uns also auf morgen. Mit<br />

einem Corona aus der Flasche. Auf dem<br />

Balkon im Homeoffice. Und genießen wir<br />

das Leben und die gute Luft. Entschleunigung<br />

at it’s best.<br />

In diesem Sinne, passt auf Euch auf,<br />

Eure Elli.<br />

28 NR 63 <strong>2020</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL<br />

29


KLIMA<br />

ÜBERNIMM<br />

FAIRANTWORTUNG!<br />

TRINKFAIR.<br />

Fotos iStock, trinkfair.de<br />

Wasserhahn auf, Glas darunter halten, trinken. Günstiger und vor allem umweltfreundlicher geht es nicht.<br />

Trotzdem kaufen die meisten Menschen ihr Wasser in Plastik- oder Glasflaschen. Warum eigentlich?<br />

DER FAKTENCHECK<br />

Wenn man sich einmal selbst die Frage<br />

stellt, hat man irgendwie auch keine<br />

Antwort darauf. Angst vor verunreinigtem<br />

Hahnenwasser, wie man hier sagen<br />

würde, kann es nicht sein, denn kein<br />

anderes Lebensmittel wird so penibel<br />

geprüft wie unser Trinkwasser. Es könnten<br />

Mineralien fehlen? Auch das kann<br />

nicht der Grund sein, denn in manchen<br />

Regionen ist der Mineralstoffgehalt im<br />

Trinkwasser sogar höher als der in<br />

gekauftem Mineralwasser. Zudem<br />

kostet das Wasser aus der Leitung nur<br />

einen Bruchteil dessen, was man für<br />

eine Kiste Wasser ausgeben muss und<br />

es ist auch noch viel umweltfreundlicher.<br />

Da fragt man sich doch: Warum<br />

kaufe ich überhaupt noch Wasser aus<br />

dem Supermarkt? Das hat sich auch<br />

die gemeinnützige Unternehmerinitiative<br />

Fairantwortung gAG gefragt<br />

und zusammen mit den Kooperationspartnern<br />

Stadtwerke Karlsruhe und<br />

Stadtwerke Ettlingen die trinkfair-<br />

Kampagne gestartet.<br />

DAS PROJEKTZIEL<br />

In erster Linie geht es darum, die Bevölkerung<br />

zu motivieren auf Leitungswasser<br />

umzusteigen – und wie macht<br />

man das am besten? Natürlich mit<br />

umfangreichen Marketing-Maßnahmen<br />

und Events. Es gibt eine eigene<br />

Webseite trinkfair.de, Social Media<br />

Kampagnen auf Facebook, im Radio<br />

waren Wasserexperten zu Gast und<br />

für Unternehmer wurde ein Rundum-<br />

Sorglos-Paket geschnürt, mit dem sie<br />

ihr Unternehmen auf Leitungswasser<br />

umstellen können. Aber am einfachsten<br />

ist es, die Menschen zu überzeugen,<br />

wenn man ihnen schwarz auf weiß die<br />

Vorteile von Leitungswasser aufzeigt.<br />

Das übernimmt der trinkfair-Rechner.<br />

Mit ein paar Klicks sieht man, wie viel<br />

zum Beispiel eine vierköpfige Familie,<br />

die in Karlsruhe lebt, einsparen kann,<br />

wenn sie sich für eine Umstellung auf<br />

Leitungswasser entscheidet. Konkret<br />

verringern sich die Ausgaben pro Jahr<br />

von 1.234 Euro auf gerade einmal 10<br />

Euro und der CO2-Verbrauch wird von<br />

496 kg auf null Kilogramm reduziert.<br />

Jedes Unternehmen und jeder Privathaushalt<br />

kann mithilfe des Rechners auf<br />

der Internetseite schnell und einfach<br />

sehen, wie hoch im Einzelfall die Einsparungen<br />

sind.<br />

DAS FAZIT<br />

Unser Trinkwasser ist unschlagbar gut.<br />

Und wer, wie auch ich selbst, dachte,<br />

der Wechsel von PET-Flaschen auf<br />

Glas sei das Maß aller Dinge, wird<br />

IHRE FRAGEN – UNSERE ANTWORTEN.<br />

durch die trinkfair-Kampagne eines<br />

Besseren belehrt. Denn auch Glasflaschen<br />

legen lange Transportwege<br />

zurück und müssen gereinigt werden,<br />

all das verursacht CO2. Und wer noch<br />

mehr Ressourcen schonen möchte,<br />

der sollte grundsätzlich sparsam mit<br />

unserem Lebenselixier umgehen: nur<br />

warmes Wasser zapfen, wenn man es<br />

wirklich benötigt, undichte Hähne abdichten<br />

und besser duschen als baden.<br />

Einfach eigentlich!<br />

CAROLINE CARNEVALE<br />

www.wvs.de<br />

Was muss ich bei Wasser aus dem Hahn beachten?<br />

Verwenden Sie zum Trinken und Kochen nur kaltes Wasser und lassen Sie Wasser, das<br />

mehrere Stunden in der Leitung gestanden hat, vorher ablaufen. Sobald das Wasser<br />

kühler wird ist das sogenannte Stagnationswasser durchgelaufen, dieses können Sie<br />

übrigens zum Gießen Ihrer Blumen verwenden.<br />

Soll man Wasserfilter verwenden?<br />

Dafür besteht keine Notwendigkeit. Ganz im Gegenteil, die Stiftung Warentest kam<br />

aufgrund der Stagnation des Wassers sogar zu dem Ergebnis, dass keines der getesteten<br />

Produkte empfehlenswert ist.<br />

Wer ist für die Qualität meines Trinkwassers verantwortlich?<br />

Bis zu Ihrem Hausanschluss ist Ihr lokaler Versorger für die Einhaltung der strengen<br />

Vorgaben der Trinkwasserverordnung zuständig. Die Verantwortung für Rohre und<br />

Leitungen innerhalb des Hauses liegt beim Hauseigentümer.<br />

Was ist mit Blei, Nitrat oder Bakterien im Leitungswasser?<br />

Die Kontrollen beim Trinkwasser sind sehr streng. Es wird akribisch darauf geachtet,<br />

dass festgelegte Grenzwerte nicht überschritten werden. Wenn es in Ihrer Nähe viele<br />

Landwirtschaftsbetriebe gibt, wird das Trinkwasser zusätzlich speziell aufbereitet,<br />

damit es nicht zu erhöhten Nitratwerten kommt. Und Bleileitungen sind in<br />

Süddeutschland bereits seit über 100 Jahren verboten. Lediglich im Norden und<br />

Osten Deutschlands können unsanierte Altbauten (Baujahr vor 1973) betroffen sein,<br />

da gilt es eine Blei-Analyse durchzuführen.<br />

30 NR 63 <strong>2020</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL<br />

31


KLIMA<br />

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Ein Angebot der Audi Leasing, Zweigniederlassung der Volkswagen Leasing GmbH, Gifhorner Straße 57, 38112 Braunschweig, für die<br />

wir als ungebundener Vermittler gemeinsam mit dem Kunden die für den Abschluss des Leasingvertrags nötigen Vertragsunterlagen<br />

zusammenstellen. Inkl. Werksabholung. Bonität vorausgesetzt. Es besteht ein gesetzliches Widerrufsrecht für Verbraucher.<br />

Etwaige Rabatte bzw. Prämien sind im Angebot bereits berücksichtigt.<br />

Abgebildete Sonderausstattungen sind im Angebot nicht unbedingt berücksichtigt. Alle Angaben basieren auf den Merkmalen des<br />

deutschen Marktes.<br />

Foto Sandra Beuck – Werbeagentur von Schickh<br />

Schon seit mehr als zwei Jahrtausenden ist die Kältetherapie bekannt<br />

und spätestens seit Kneipp auch im deutschen Raum weit verbreitet.<br />

In den 1980er Jahren wurde die heute angewandte Ganzkörperkältetherapie<br />

vom Japaner Doktor Toshima Yamauchi zur Behandlung<br />

von Rheuma eingesetzt. Die Vorteile der Behandlung bei mehr als<br />

–110 Grad Celsius: Schmerzlinderung und Regeneration des Körpers.<br />

Nachteile: Keine, auch nicht fürs <strong>Klima</strong>, denn die Kältekammer von<br />

COOLINN kühlt ohne klimaschädliche Kältemittel auf –115˚ Celsius.<br />

>><br />

Audi Zentrum Karlsruhe GmbH<br />

Gerwigstr. 83, 76131 Karlsruhe, Tel.: 07 21 / 9 62 20-0, auzka<br />

@grafhardenberg.de,<br />

www.audi-zentrum-karlsruhe-gerwigstrasse.audi<br />

Sophienstr. 135, 76135 Karlsruhe, Tel.: 07 21 / 8 50 09-0, auzka<br />

@grafhardenberg.de,<br />

www.audi-zentrum-karlsruhe-sophienstrasse.audi<br />

33


KLIMA<br />

>> Mütze, Schal, Handschuhe<br />

dürfen nicht fehlen bei einer Behandlung<br />

in der Kältekammer, auch<br />

ein Mundschutz ist essenziell. Auf<br />

was COOLINN allerdings verzichten<br />

kann, ist das umweltschädliche<br />

Kältemittel „R23“, das wie<br />

ein Treibhausgas wirkt, aber in den<br />

meisten Kältekammern als Kühlmittel<br />

eingesetzt wird. Bei COOLINN<br />

funktioniert die Kryokammer anders:<br />

Gekühlt wird mit Umgebungsluft, getreu<br />

dem Motto der Kältesauna „Pure<br />

air, nothing else“.<br />

EFFIZIENT UND<br />

KLIMAFREUNDLICH<br />

Mit einer neuartigen Kaltlufttechnologie<br />

kühlt die Kammer auf bis zu -115<br />

Grad Celsius herunter. Diese Technologie<br />

basiert auf den Eigenschaften<br />

von Luft und anderen Gasen, die sich<br />

bei Druck erwärmen und bei Expansion<br />

abkühlen. Dabei funktioniert die<br />

Kältemaschine wie ein offener<br />

Kreislauf: Luft wird angesaugt und<br />

verdichtet, dabei steigen Druck und<br />

Temperatur. Im Gaskühler wird die<br />

Prozesstemperatur durch Umgebungsluft<br />

gekühlt. Im inneren Wärmeübertrager,<br />

dem sogenannten Rekuperator,<br />

findet eine Energierückgewinnung<br />

statt: Die wärmere Luft im Rekuperator<br />

erwärmt die angesaugte Luft.<br />

Im Umkehrschluss kühlt sich die Luft<br />

im Inneren weiter ab. Anschließend<br />

erfolgt eine Entspannung im Turboexpander,<br />

die sich in einer Senkung von<br />

Druck und Temperatur äußert. Die<br />

Energieaufnahme der Kältemaschine<br />

findet durch die Erwärmung der Luft<br />

statt. Fortlaufend wird Raumluft aus<br />

der Kammer gesaugt und kühlt im Rekuperator<br />

die Luft, die sich im System<br />

befindet – und der Kreislauf beginnt<br />

von vorne. Durch den Einsatz von Luft<br />

als Kältemittel sind weder Stickstoffe<br />

noch andere umweltschädliche Chemikalien<br />

oder Öle im Einsatz. Diese<br />

Art von Kryokammer ist<br />

„Made in Europe“ und<br />

eine absolute Neuheit auf<br />

dem Markt. Die Kühlung<br />

rein durch Luft verursacht<br />

keine Emissionen, es<br />

müssen keine Kühlmittel<br />

nachgefüllt werden und<br />

Luft hat zudem kein<br />

Global Warming Potential<br />

(GWP) – das macht<br />

die Kältekammer von<br />

COOLINN zukunftssicher<br />

und außerdem sehr<br />

effizient. Die neuartige<br />

Lufttechnologie und das<br />

Kammerdesign helfen<br />

dabei, Energiekosten<br />

einzusparen. Wärmeeinbringende<br />

Komponenten<br />

wurden auf ein Minimum<br />

reduziert, um die Energieeffizienz<br />

zu erhöhen und<br />

Betriebskosten zu senken.<br />

„Das macht COOLINN<br />

nachhaltig, umweltschonend<br />

und gefahrlos“, sagt<br />

Gründerin Tatjana Utz-Erhardt. Und<br />

Rebecca Frank, Mitgründerin, ergänzt:<br />

„COOLINN bietet weltweit die erste<br />

Kältekammer, die nur mit Umgebungsluft<br />

kühlt – für uns, für unsere<br />

Gesundheit, für unser Wohlbefinden<br />

und natürlich für die Umwelt!“<br />

Auch für den Menschen ist eine Behandlung<br />

bei COOLINN ungefährlich,<br />

denn Luft kann nicht explodieren oder<br />

der Kunde daran ersticken. Im Notfall<br />

entweicht aus der Kältekammer nur<br />

Luft, nichts anderes.<br />

Diese kalte und trockene Luft soll<br />

auch medizinische Wirkung haben:<br />

Viele Rheuma- oder Schmerzpatienten<br />

berichten nach einer Sitzung bei<br />

COOLINN von positiven Effekten<br />

wie Schmerzlinderung oder verbessertem<br />

Schlaf. Studien zeigen, dass<br />

sich durch regelmäßige Anwendungen<br />

der Kältesauna auch der Verbrauch<br />

von Schmerzmitteln reduzieren kann.<br />

Das hat nicht nur einen Effekt auf<br />

den Menschen, sondern auch auf die<br />

Umwelt, denn viele Wirkstoffe in den<br />

Arzneien können nicht im Klärwerk<br />

herausgefiltert werden. Dabei ist laut<br />

Umweltbundesamt bereits klar nachgewiesen,<br />

dass die Gewässer mit hochaktiven<br />

Stoffen belastet und schädliche<br />

Auswirkungen auf Natur und Umwelt<br />

klar belegt sind.<br />

COOLINN möchte seine Kunden<br />

auf ihrem Weg in ein gesünderes Leben<br />

unterstützen – immer mit Blick<br />

auf das <strong>Klima</strong> und die Welt, die wir<br />

hinterlassen werden.<br />


„MEIN BERUF<br />

IST EIN GESCHENK“<br />

„UNSERE VISION:<br />

NACHHALTIG<br />

PLANEN UND BAUEN“<br />

MATTHIAS REINSCHMIDT<br />

Direktor Zoo Karlsruhe<br />

REINHARD BLAUROCK<br />

Geschäftsführerender Gesellschafter Vollack Gruppe<br />

Foto Timo Deible/Zoo Karlsruhe<br />

Wie ist das Thema <strong>Klima</strong> in Ihr Bewusstsein gerückt?<br />

Die <strong>Klima</strong>veränderungen sind allgegenwärtig. Für mich als Biologen<br />

wird es auch daran besonders deutlich, dass mittlerweile viele<br />

Pflanzen- und Tierarten aus Südeuropa bei uns zu finden sind, die<br />

früher in Deutschland nicht dauerhaft überlebt hätten.<br />

Was halten Sie für die größte „<strong>Klima</strong>sünde“?<br />

Die größte <strong>Klima</strong>sünde ist für mich, das Problem einfach zu<br />

ignorieren. Nur wenn ich mir bewusst bin, dass etwas falsch läuft,<br />

kann ich auch etwas ändern. Und diese Veränderungen fangen im<br />

Kleinen an. Wenn viele Menschen nur ein bisschen ihren Lebensstil<br />

ändern, macht das in Summe schon etwas aus.<br />

Wie wirkt sich das Thema <strong>Klima</strong> schon jetzt<br />

oder auch künftig auf die Arbeitswelt aus?<br />

Jedem Chef und jedem Mitarbeiter sollte das Thema wichtig<br />

sein. Was unseren Energieverbrauch angeht, sind wir bereits ein<br />

klimaneutraler Zoo. Da es aber weit mehr Punkte gibt, die dort<br />

hineinspielen, müssen wir uns auch immer wieder hinterfragen.<br />

Steht die Digitalisierung in Zusammenhang<br />

mit dem „<strong>Klima</strong>-Hype“?<br />

Es gibt keinen „<strong>Klima</strong>-Hype“, sondern eine berechtigte Sorge<br />

um die Veränderungen des Weltklimas. Die Digitalisierung ist für<br />

uns heute nicht mehr wegzudenken, beansprucht aber enorme<br />

Energiemengen. Immer mehr Server weltweit „schlucken“ riesige<br />

Mengen Strom, der erzeugt werden muss.<br />

Was wollten Sie als Kind immer werden?<br />

Mir war schon als sechsjähriges Kind klar, dass ich einmal Zoodirektor<br />

werden will. Umso schöner, dass sich dieser Wunsch<br />

erfüllt hat und ich mich in meinem Beruf sehr wohl fühle.<br />

Was macht Ihren Job zum „schönsten Job der Welt“?<br />

Es ist ein Geschenk, solch einen Beruf ausüben zu dürfen. Ich bin<br />

schon von Kindesbeinen an „positiv tierverrückt“. Vom Hobbyzüchter<br />

von Wellensittichen zu meiner heutigen Position, in der<br />

ich mich für die Tiere des Zoos, aber auch für die Artenvielfalt<br />

einsetzen kann. Gerade über unsere Artenschutzstiftung kann ich<br />

meinem wichtigsten Anliegen, dem Erhalt der Biodiversität, mehr<br />

Aufmerksamkeit verschaffen und Projekte gezielt fördern.<br />

Was würden Sie noch von dem anderen lernen wollen oder<br />

würden Sie mit dem anderen gerne einmal tauschen?<br />

Ich wünsche mir oft etwas mehr technisches Verständnis. Wenn<br />

ich sehe, welche wunderbaren Visionen die Firma Vollack unter der<br />

Leitung von Reinhard Blaurock umsetzt, würde mir dieser Sachverstand<br />

auch bei meinen Erneuerungen im Zoo zugutekommen.<br />

Wie ist das Thema <strong>Klima</strong> in Ihr Bewusstsein gerückt?<br />

Ich bin seit Kindheitstagen ein leidenschaftlicher Skifahrer. Nachdem<br />

ich 20 Jahre nicht mehr am Arlberg war und dann erstmals<br />

mit meiner Familie hingefahren bin, ist mir bewusst geworden, wie<br />

gravierend sich die Schneemengen verändert haben. Zu erwarten<br />

war das schon, aber denselben Ort so anders wieder zu erleben,<br />

war sehr eindrücklich.<br />

Womit kann jeder beginnen, um nachhaltiger zu Handeln?<br />

Wir können über ‚Fridays for Future‘ denken, wie wir wollen, aber<br />

das Bewusstsein hat sich dadurch bei vielen Menschen verändert,<br />

das ist das Wichtigste. Wenn jeder seine Gewohnheiten überdenkt<br />

und für sinnvolle Veränderungen offen ist, dann wird einiges in<br />

Gang gesetzt.<br />

Was ist Ihre Meinung zum <strong>Klima</strong>schutz?<br />

Ich diskutiere, im privaten wie im beruflichen Umfeld, gerne über<br />

Grundhaltungen. Bei Vollack haben wir eine im wahrsten Sinne<br />

des Wortes nachhaltige Vision für unser Unternehmen entwickelt.<br />

Dabei geht es um die ökologische Nachhaltigkeit im Bereich des<br />

Planens und Bauens, aber nicht nur, denn Nachhaltigkeit hat<br />

noch weitere Implikationen.<br />

Was tun Sie für ein gutes Betriebsklima?<br />

Das ist ein Ergebnis von vielen Faktoren. Dabei haben die Führungskräfte<br />

eine besondere Verantwortung. Mein größter Einfluss<br />

ist es deshalb, die Führung mit den richtigen Köpfen zu besetzen<br />

und, neben dem rein fachlichen, die Menschen besonders auch in<br />

Bezug auf die gelebten Werte auszuwählen.<br />

Wer hat Sie in Ihrem Leben inspiriert bzw. motiviert?<br />

Ich habe zwei ältere Schwestern, die in der Schule immer besser<br />

waren und vorangegangen sind. Da habe ich schon einen stillen<br />

Ehrgeiz entwickelt, anders aber mindestens so erfolgreich zu sein.<br />

Was macht Ihren Job zum „schönsten Job der Welt“?<br />

Die Menschen und die Emotion bei Vollack.<br />

Was würden Sie noch von dem anderen lernen wollen oder<br />

würden Sie mit dem anderen gerne einmal tauschen?<br />

Ich habe Matthias Reinschmidt schon gesagt, dass ich gerne<br />

mal mit ihm durch Afrika reisen würde. An der Stelle würde ich<br />

weniger mit ihm tauschen wollen, eher mit ihm als Experten in die<br />

Natur eintauchen. Die aufgrund der Erfahrung andere Sichtweise<br />

und seine ansteckende fachliche Begeisterung zu erleben, das<br />

wäre ganz bestimmt sehr bereichernd.<br />

Foto Vollack Gruppe


DIGITALISIERUNG<br />

Wissenschaftsfestival EFFEKTE: Hier werden wissenschaftliche Themen verständlich und unterhaltsam von Experten erklärt.<br />

WIRTSCHAFTS- UND WISSENSCHAFTSSTANDORT KARLSRUHE:<br />

MOTOR FÜR INNOVATION<br />

UND DIGITALISIERUNG<br />

Wissenschaft, Technologie und Hochschulen haben sich zu wesentlichen Faktoren im<br />

Wettbewerb der Standorte entwickelt. Das Wissenschaftsbüro der Stadt setzt Impulse für<br />

die Profilierung Karlsruhes als Innovationsmagnet.<br />

Beliebte und etablierte Veranstaltungen<br />

wie das EFFEKTE-Festival und<br />

die EFFEKTE-Reihe sowie das neue<br />

Format Bunte Nacht der Digitalisierung<br />

heben eines hervor: Karlsruhe<br />

hat sich zu einem fortschrittlichen und<br />

erfolgreichen Innovations-Standort<br />

entwickelt, der Unternehmen, Studierende<br />

und Fachkräfte gleichermaßen<br />

anzieht. So prägen 26 nationale und<br />

internationale Forschungseinrichtungen,<br />

darunter zehn Hochschulen mit<br />

rund 41.200 Studierenden, das Bild<br />

der Fächerstadt.<br />

VERMITTLER ZWISCHEN<br />

WISSENSCHAFT UND<br />

ÖFFENTLICHKEIT<br />

Angesiedelt bei der Wirtschaftsförderung<br />

bildet das Wissenschaftsbüro<br />

eine Schnittstelle zwischen<br />

Akteuren der Politik, den Wissenschafts-<br />

und Forschungseinrichtungen,<br />

den Kulturbetrieben sowie der<br />

Wirtschaft und der breiten Öffentlichkeit.<br />

Alle Aktivitäten zielen darauf<br />

ab, die einzigartigen Stärken der Stadt<br />

als Wissenschafts- und Digitalstandort<br />

zu fördern und überregional zu<br />

vermarkten, um die Stadt für Studierende,<br />

Wissenschaftler, Fachkräfte<br />

und Unternehmen noch attraktiver<br />

zu machen.<br />

WISSENSCHAFTSREIHE EFFEKTE:<br />

JULI <strong>2020</strong> BIS JUNI 2021<br />

Die Wissenschaftsreihe knüpft an die<br />

sehr gut besuchten Wissenschaftsdienstage<br />

„EFFEKTE im Pavillon“ im<br />

Festivalsommer 2015 rund um den<br />

300. Stadtgeburtstag an. Daraus entstand<br />

2016 das erfolgreiche Format<br />

EFFEKTE. Dieses findet <strong>2020</strong>/21<br />

bereits zum fünften Mal statt und steht<br />

unter dem Motto „<strong>Klima</strong>, Umwelt und<br />

Nachhaltigkeit“.<br />

Corona-bedingt startet die Reihe<br />

voraussichtlich im Juli <strong>2020</strong> mit einem<br />

digitalen Angebot. Später folgen dann<br />

bis Juni 2021 die Veranstaltungen auf<br />

dem Gelände des Kreativparks Alter<br />

Schlachthof mit Vorträgen, Podiumsdiskussionen<br />

und Mitmach-Angeboten.<br />

WISSENSCHAFT ZUM<br />

STAUNEN UND MITERLEBEN<br />

Den Höhepunkt der EFFEKTE-<br />

Reihe bildet das Wissenschaftsfestival<br />

EFFEKTE. Während des Festivals<br />

verwandelt sich die Stadt neun Tage<br />

lang in ein Mitmach-Labor, welches<br />

Bürger jeden Alters zum Forschen,<br />

Staunen und Entdecken einlädt. Das<br />

nächste Festival findet vom 11. bis 20.<br />

Juni 2021 statt. Das Wissenschaftsbüro,<br />

als Initiator und Ausrichter des<br />

Festivals, bringt dabei wichtige lokale<br />

Akteure aus der Wissenschaft mit der<br />

Stadtgesellschaft zusammen, mit dem<br />

Ziel, Karlsruhe als Wissenschaftsstandort<br />

in den Blickpunkt zu rücken und<br />

Wissenschaft erlebbar zu machen.<br />

INITIATIVE KARLSRUHE.DIGITAL<br />

– MOTOR DER DIGITALISIERUNG<br />

Zu den Projekten des Wissenschaftsbüros<br />

zählt auch die Initiative karlsruhe.digital.<br />

Diese ist, aufgrund ihrer<br />

zentralen Bedeutung für die Zukunftsfähigkeit<br />

Karlsruhes eines von fünf<br />

Leitprojekten des städtischen<br />

IQ-Themas<br />

„Wirtschafts- und<br />

Wissenschaftsstadt“.<br />

Die Initiative<br />

vereint Akteure aus<br />

Wirtschaft, Wissenschaft,<br />

Verwaltung<br />

und Kultur mit dem<br />

Ziel, Karlsruhe als Motor der Digitalisierung<br />

voranzutreiben. Dabei bündelt<br />

die Initiative Expertenwissen, fördert<br />

Vernetzung und sorgt dafür, dass<br />

Themen wie digitale Bildung, Wissenschaft,<br />

Smart City oder IT-Sicherheit<br />

ganzheitlich bearbeitet werden, um<br />

die digitale Zukunft der Stadt aktiv zu<br />

gestalten und Karlsruhe national und<br />

international als Digitalstandort zu<br />

positionieren.<br />

BUNTE NACHT DER<br />

DIGITALISIERUNG: ALLE<br />

KÖNNEN MITMACHEN<br />

Am 11. Oktober 2019 setzte die<br />

Initiative karlsruhe.digital erstmalig<br />

das Konzept der Bunten Nacht der<br />

Digitalisierung um. Rund 100 Partner<br />

gestalteten 220 Programmpunkte<br />

mit dem Ziel, die Digitalisierung in<br />

Karlsruhe sicht- und erlebbar zu machen.<br />

Dies stieß bei den rund 6.000<br />

Besuchern auf reges Interesse. Nach<br />

der großen Eröffnung im Rathaus am<br />

Marktplatz startete das dezentrale<br />

Programm im gesamten Stadtgebiet<br />

an den unterschiedlichsten Hotspots<br />

der Digitalisierung.<br />

Ob Vorträge für interessierte Fachkräfte,<br />

Workshops, ein Fest für<br />

Mitarbeitende sowie deren Familien<br />

und Freunde – jeder Partner gestaltete<br />

dabei sein eigenes Programm. Am<br />

Ende waren alle Gäste eingeladen, die<br />

#DigitaleNachtKA bei der gemeinsamen<br />

Abschlussparty im ZKM ausklingen<br />

zu lassen.<br />

Die Corona-Krise und die damit verbundenen<br />

Maßnahmen führen dazu,<br />

dass die für den 16. Oktober <strong>2020</strong><br />

geplante Bunte Nacht der Digitalisierung<br />

nicht in der gewohnten Form<br />

möglich sein wird. Daher wird aktuell<br />

an einem abgewandelten Veranstaltungsformat<br />

<strong>2020</strong> gearbeitet. Im<br />

gesamten Stadtgebiet mit zahlreichen<br />

Partnern aus Wissenschaft, Wirtschaft,<br />

Verwaltung und Kultur wird<br />

die Veranstaltung wieder im Sommer<br />

2021 erlebbar sein. Alle sind dann in<br />

Karlsruhe eingeladen, das Programm<br />

aktiv mitzugestalten.<br />

CLAS MEYER<br />

Leiter des Wissenschaftsbüros Karlsruhe<br />

Mit vielfältigen Aktivitäten und<br />

Veranstaltungsformaten schaffen<br />

das Wissenschaftsbüro und die<br />

Initiative karlsruhe.digital „Orte<br />

der Möglichkeiten“, die Karlsruhe<br />

als Motor für Innovation und<br />

Digitalisierung erlebbar machen.<br />

Mehr dazu im Interview „Karlsruhe ist<br />

Ort der Möglichkeiten für Wirtschaft<br />

und Wissenschaft“ mit der Ersten<br />

Bügermeisterin Gabriele Luczak-<br />

Schwarz auf den Seiten 88 und 89.<br />

Weitere Informationen unter<br />

www.odm-ka.de<br />

www.karlsruhe.digital<br />

www.effekte-karlsruhe.de<br />

www.karlsruhe.de/wissenschaftsbuero<br />

Foto Denis Dorwarth<br />

38 NR 63 <strong>2020</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL<br />

39


DIGITALISIERUNG<br />

SCHLOSSLICHTSPIELE KARLSRUHE MIT<br />

DOPPELTER WELTPREMIERE<br />

Seit dem 300. Stadtgeburtstag sind die Schlosslichtspiele aus dem Kulturkalender der Stadt Karlsruhe nicht<br />

mehr wegzudenken. Die spektakulären Lichtshows locken im Sommer mehrere hunderttausend Besucher<br />

vor die größte Leinwand Deutschlands, das Karlsruher Schloss. Die Schlosslichtspiele Karlsruhe finden auch<br />

in diesem Jahr statt – allerdings in einem ganz anderen Format als in den fünf Jahren zuvor.<br />

Maxin10sity „300 Fragments“ Foto Jürgen Rösner<br />

Zur virtuellen Eröffnung am<br />

5. August gibt es ein neues Stück,<br />

an den übrigen Tagen bis zum<br />

13. September folgt eine Auswahl<br />

der besten Stücke der vergangenen<br />

Jahre. Aber auch diese Produktionen<br />

können Betrachter aus der<br />

Ferne durch ihre Beobachterposition<br />

steuern.<br />

In Zeiten von Hygieneregeln, Abstand<br />

und Mundschutz, „macht Corona einen<br />

heftigen Strich durch die langen Planungen“,<br />

so Martin Wacker, Geschäftsführer<br />

der ausrichtenden Karlsruhe<br />

Marketing und Event GmbH: „Es trifft<br />

uns und die vielen Beteiligten emotional<br />

und auch wirtschaftlich. Aber wir<br />

lassen uns nicht unseren Optimismus<br />

und die Kreativität nehmen.“<br />

WELTWEIT ERSTES<br />

„WEB PROJECTION MAPPING“<br />

Es geht um verschiedene zeitliche und<br />

kuratorische Szenarien, um flexibel mit<br />

der jeweiligen Situation umgehen zu<br />

können: In Zeiten von Digitalisierung<br />

eröffnen die kreativen Köpfe in der<br />

„UNESCO City of Media Arts“ Karlsruhe<br />

jetzt neue künstlerische Horizonte<br />

– und bieten eine Weltpremiere! Das<br />

Digitalkunstwerk mit weltweiter Strahlkraft<br />

weicht vom 5. August bis zum 13.<br />

September mit einer neuen Show in<br />

den virtuellen Raum aus – und ist so<br />

überall kostenlos zu sehen, das weltweit<br />

erste „Web Projection Mapping“. „Wir<br />

dehnen dabei den Raum aus“, betont<br />

Peter Weibel, Vorstand des ZKM und<br />

Kurator der Schlosslichtspiele: „Wo<br />

Nähe herrscht, herrscht das Corona-<br />

Virus, deswegen werden die Schlosslichtspiele<br />

nicht wie üblich vor Ort<br />

eröffnet, sondern distanziert, entfernt,<br />

bei den Betrachtern zuhause.“<br />

SCHLOSSLICHTSPIELE<br />

WERDEN ZUM „HEIMSPIEL“<br />

Die Schlosslichtspiele erfahren dadurch<br />

„eine neue und weltweite Dimension“,<br />

so Oberbürgermeister Frank Mentrup:<br />

„Ein toller Ansatz aus Karlsruhe. Die<br />

Schlosslichtspiele sind ein innovatives<br />

Medienkunst-Projekt mit riesigem<br />

Potenzial: Die ganze Welt kann auf<br />

dem virtuellen Karlsruher Schlossplatz<br />

zusammenkommen und an der<br />

enormen Schaffenskraft unserer Stadt<br />

teilhaben.“ Denn durch die Innovation<br />

können Betrachter weltweit gleichzeitig<br />

dabei sein, auch wenn man vor<br />

Ort nichts am Schloss sieht, aber eben<br />

weltweit mobil oder zuhause.<br />

„So machen die Betrachter die<br />

Schlosslichtspiele zu einem Heimspiel“,<br />

freut sich Weibel und schmunzelt. Der<br />

besondere Clou dabei: Ob Nahaufnahme,<br />

Ausschnitte, von links, zentral,<br />

rechts oder bewegt, „der Vorteil ist,<br />

dass man seine Position wechseln<br />

kann“, erläutert Weibel: „Das ist<br />

ein völlig neues Seherlebnis bei den<br />

Schlosslichtspielen.“<br />

An der Premieren-Produktion wird<br />

schon eifrig hinter geschlossenen Türen<br />

gefeilt, doch etwas lässt sich der ZKM-<br />

Chef dabei schon in die Karten schauen:<br />

„Ein großes Thema ist aktuell der<br />

‚European Green Deal‘, ein Konzept<br />

mit dem Ziel, bis 2050 in der EU die<br />

Netto-Emissionen von Treibhausgasen<br />

auf null zu reduzieren“, so Weibel: „Das<br />

‚Greening Europe‘ stellt dann auch eine<br />

Verbindung zu ‚Fridays for Future‘ her.“<br />

AUS DEM VIRTUELLEN RAUM<br />

VIELLEICHT IN DIE REALITÄT?<br />

Ob später im Jahr die Schlosslichtspiele<br />

vielleicht doch noch real am Karlsruher<br />

Schloss zu erleben sind, ist abzuwarten.<br />

„Vielleicht im Herbst, zum Stadtfest<br />

oder zu Weihnachten“, so Wacker,<br />

„wenn es dann vernünftig möglich<br />

ist. Wir haben die Pläne dafür aber in<br />

der Schublade. Die Schlosslichtspiele<br />

haben wesentlich kürzere Aufbauzeiten<br />

als beispielsweise beim ‚Fest‘, sie wären<br />

auch verschoben machbar. Das können<br />

wir zielgerichtet und flexibel anbieten.“<br />

JOHANNES WAGNER<br />

www.schlosslichtspiele.info<br />

40 NR 63 <strong>2020</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL<br />

41


DIGITALISIERUNG<br />

Mit der Digitalstrategie führt<br />

Andreas Kraut Ettlingen in die Zukunft.<br />

Fotos Stadt Ettlingen<br />

DIGITALSTRATEGIE<br />

ALS WIRTSCHAFTSFÖRDERUNG<br />

Das Stichwort „Digitalisierung“ ist in aller Munde und so präsent wie noch nie – ob im Privatleben oder im<br />

Arbeitsalltag. Die Bedeutung wird weiterhin zunehmen und die Digitalisierung rasch voranschreiten. Ettlingen<br />

hat sich bereits 2018 mit einer digitalen Strategie auf den Weg gemacht – dem „Ettlinger Weg“.<br />

Mit dem Smartphone checken, wann der Flug geht, mit dem<br />

Tablet einkaufen, im Büro am Computer Formulare ausfüllen<br />

oder Präsentationen vorbereiten. Der Alltag der Menschen ist<br />

immer digitaler geworden. Auch Ettlingen steht vor der Herausforderung<br />

der immer stärker wachsenden Digitalisierung.<br />

Die Stadt möchte in Zukunft den Menschen einen attraktiven<br />

Lebensraum bieten, die Wirtschaft und den Wirtschaftsstandort<br />

stärken, den Fachkräftemangel mindern und mittels der<br />

Digitalisierung auch alle Wege zu einer bestmöglichen Bildung<br />

in den Schulen ausbauen. Mit einem Beschluss des Gemeinderats<br />

im Frühjahr 2019 konnte der Digitalisierungsbeirat<br />

eingesetzt werden und die strategische Umsetzung beginnen.<br />

Der Beirat besteht aus dem Oberbürgermeister, dem<br />

Bürgermeister, Vertretern der Fraktionen und Gruppen im<br />

Gemeinderat, Jugendgemeinderäten und, um die wirtschaftliche<br />

Perspektive zu schärfen, aus zwei Ettlinger Unternehmern<br />

sowie den Geschäftsführern der beiden kommunalen Unternehmen<br />

(Stadtbau und Stadtwerke).<br />

„Der Beirat ist das zentrale Gremium der Strategie. Wir<br />

versuchen mit dem Mitgliederkreis alle Sichtweisen einer<br />

ausgewogenen Strategie zu vereinen. Für die Wirtschaft war<br />

es uns wichtig, nicht nur die hiesigen Unternehmen einzubinden,<br />

sondern vor allem auch den Konzern Kommune, also die<br />

privatwirtschaftlichen Gesellschaften der Stadtverwaltung, zu<br />

stärken”, betont Andreas Kraut, Digitalisierungsbeauftragter<br />

der Stadt.<br />

WIRTSCHAFT IST ZENTRALER<br />

BAUSTEIN DER DIGITALSTRATEGIE<br />

Bereits 2018 hat Oberbürgermeister Johannes Arnold mit<br />

„SmartEttlingen“ eine Initiative gestartet, die die Stadt als IT-<br />

Standort stärken soll. Deren Mitglieder, alle Unternehmer aus<br />

der Stadt, vertreten fachkundig Interessen, wie die Förderung<br />

des Breitbandausbaus, die Verbesserung der Online-Services<br />

der Stadtverwaltung oder Maßnahmen zur Fachkräftegewinnung.<br />

Die Initiative ist eine wichtige Impulsgeberin der Stadt,<br />

gut vernetzt und organisiert regelmäßig Informations-Veranstaltungen.<br />

Für die wirtschaftliche Ausrichtung der Digitalstrategie<br />

ist sie ein zentraler Baustein.<br />

Auch die „Ettlinger Platzhirsche“, die lokale Online-Einzelhandelsplattform,<br />

ist ein erfolgreiches Projekt, mit dem die<br />

Stadt die Wirtschaft ankurbelt. Nach langer und intensiver<br />

Vorbereitungszeit ging die Plattform 2018 online. Mit ihr<br />

wurde das Angebot der Händler, Gastronomen, Dienstleister<br />

und Gewerbetreibenden um einen digitalen Marktplatz<br />

ergänzt und bereichert. „Unser Ansinnen ist es aber nicht,<br />

dem Onlinehandel Paroli zu bieten. Vielmehr wollen wir dem<br />

entgegenwirken, indem wir den Bedarf der Online-Suche decken,<br />

die Konsumenten dann aber in die Geschäfte und Lokale<br />

locken“, resümiert Kraut. „ROPO“ nennt sich das Prinzip –<br />

Research Online, Purchase Offline oder auf Deutsch: Online<br />

suchen, offline kaufen. Nach mehr als einem Jahr Laufzeit<br />

haben sich die „Ettlinger Platzhirsche“ bestens bewährt. Rund<br />

70 EinzelhändlerInnen und GastronomInnen sind online und<br />

es werden immer mehr. Die Klickzahlen sind so gut, dass die<br />

Plattform mittlerweile um eine Job-Börse sowie um ein<br />

Veranstaltungsportal inklusive Ticketbörse erweitert wurde.<br />

LOKALE WERTSCHÖPFUNG DURCH<br />

REKOMMUNALISIERUNG STÄRKEN<br />

Wenn es um den Bereich Wirtschaft geht, hat der<br />

„Ettlinger Weg“, die Digitalstrategie der Stadt, noch einen<br />

weiteren Schwerpunkt, den Konzern Kommune, die Betriebe<br />

und Unternehmen der Stadt Ettlingen selbst – die<br />

Stadtbau und die Stadtwerke - fest im Blick.<br />

„Wir stellen die städtischen Betriebe zukunftsfest auf<br />

und erschließen auch datenbasierte Geschäftsmodelle im<br />

Sinne unserer Bürger. Sie genießen großes Vertrauen bei<br />

ihren Kunden und das ist eine große Verantwortung aber<br />

auch ein großes Pfund, mit dem wir wirtschaften können“,<br />

erklärt Andreas Kraut. Schon heute bieten die städtischen<br />

Betriebe immer mehr digitale Dienstleistungen für<br />

Kunden an, wie zum Beispiel den Chatbot auf der Webseite<br />

der Stadtwerke. Noch in diesem Frühjahr werden<br />

die Stadtwerke sensorbasierte Projekte starten und<br />

entsprechende Infrastruktur aufbauen.<br />

Die städtischen Betriebe und die Wirtschaft spielen<br />

auch an anderer Stelle eine nicht unwesentliche Rolle.<br />

„Wir schauen uns sehr genau die Open-Data-Entwicklung<br />

an und implementieren erste Bausteine, um hier nachhaltig<br />

agieren zu können. Ich bin der Überzeugung, dass die Stadt<br />

Ettlingen im Sinne der Rekommunalisierung sehr genau<br />

prüfen muss, welche Daten wir als Kommune erheben,<br />

wie wir mit Daten sicher und vertrauensvoll umgehen und<br />

welche Daten und Angebote wir als Stadtverwaltung offen<br />

zur Verfügung stellen, um lokale Wertschöpfung erzielen zu<br />

können“, stellt Kraut fest. Gemeinsam mit neun weiteren<br />

Kommunen im Landkreis Karlsruhe und Rastatt bringt die<br />

Stadt Ettlingen im Rahmen der interkommunalen Zusammenarbeit<br />

re@di – regional.digital derzeit ein umfangreiches<br />

Internet-der-Dinge-Projekt auf den Weg.<br />

Ziel ist es, die datenbasierte Standortentwicklung voranzutreiben<br />

– gemeinsam mit den Unternehmern sowie<br />

den Bürgern.<br />

STADT ETTLINGEN<br />

www.ettlingen.de<br />

42 NR 63 <strong>2020</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL<br />

43


DIGITALISIERUNG<br />

KÜNSTLICHE<br />

INTELLIGENZ VS.<br />

INSEKTENSTERBEN<br />

WIE EIN KARLSRUHER START-UP BIENEN RETTET<br />

„Summ summ summ, Bienchen summ‘ herum!“ Dieses Kinderlied aus der Mitte des<br />

19. Jahrhunderts könnte bald in Vergessenheit geraten, wenn das Insektensterben weiter<br />

voranschreitet. Ein Karlsruher Start-Up hat es sich zur Aufgabe gemacht, die kleinen<br />

schwarz-gelben Insekten und ihre Verwandten zu untersuchen und zu retten. Denn<br />

ohne Bienen wären die Regale im Supermarkt leer und ein Leben auf der Erde für uns<br />

Menschen quasi nicht möglich.<br />

>><br />

Foto Google<br />

44 NR 63 <strong>2020</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL<br />

45


DIGITALISIERUNG<br />

>><br />

1<br />

1 Intelligentes Kamerasystem vor dem Bienenstock.<br />

Es erfasst die Insekten und wertet die Daten aus.<br />

2 Der Mensch braucht Bienen zum Bestäuben der Pflanzen.<br />

3 Katharina Schmidt ist Imkerin in der 4. Generation,<br />

alles fing mit ihrem Ur-Großvater an.<br />

2<br />

3<br />

Fotos Thomas Müller Fotografie, Google<br />

und auch anfälliger für Krankheiten<br />

werden. Mit der künstlichen Intelligenz<br />

konnten Katharina Schmidt und ihr<br />

Team bereits aufzeigen, welche Folgen<br />

der Einsatz von Neonicotinoiden auf<br />

die Honigbienen hat. In einem wissenschaftlichen<br />

Versuch konnten sie<br />

zeigen, dass die Aktivität der Honigbienen<br />

durch die Aufnahme eines Neonicotinoids<br />

deutlich zurückging. „Diese<br />

Erkenntnisse und die Weiterentwicklung<br />

unserer Software werden nun auf<br />

die Standorte in der gesamten Region<br />

angewandt“, sagt Schmidt. An über 15<br />

Orten in Karlsruhe, Ettlingen, Lindau<br />

am Bodensee und im Schwarzwald<br />

kommt die Technologie an Bienenstöcken<br />

zum Einsatz.<br />

Mit der selbst entwickelten Technologie<br />

will apic.ai die Thesen zu den Ursachen<br />

des Bienensterbens validieren. „Wenn<br />

durch unsere Ergebnisse lokale Probleme<br />

erkannt werden können und<br />

sicherere Pflanzenschutzmittel auf<br />

den Markt kommen, hätte das<br />

einen großen Einfluss auf den<br />

Schutz von Bestäubern weltweit“,<br />

sagt Katharina Schmidt.<br />

OHNE MOOS NIX LOS<br />

Mit dem Start-Up haben Katharina<br />

Schmidt und ihr Team im Sommer 2018<br />

das erste „Latitude49“-Stipendium<br />

der Hoepfner Stiftung erhalten. Ein<br />

Jahr lang haben sie auf dem Hoepfner-<br />

Areal in der Karlsruher Oststadt einen<br />

Büro-Container zur Verfügung gestellt<br />

bekommen, eine finanzielle Förderung<br />

sowie die Möglichkeit, sich mit<br />

Mentoren aus der IT-Branche oder der<br />

Wirtschaft auszutauschen. Einer der<br />

Mentoren kommt vom benachbarten<br />

CyberForum: Geschäftsführer<br />

David Hermanns. „Ihm haben wir viel<br />

zu verdanken“, freut sich Katharina<br />

Schmidt, „er hat sich persönlich sehr<br />

stark für uns eingesetzt und durch<br />

sein Engagement konnten wir auch<br />

die Stadt Karlsruhe als Unterstützerin<br />

gewinnen!“<br />

Für die kommenden Monate plant das<br />

Team von apic.ai eine Reihe weiterer<br />

wissenschaftlicher Studien mit renommierten<br />

Produzenten und Prüfinstituten<br />

von Pflanzenschutzmitteln.<br />

„Das Projekt zur Erfassung des Lebensraums<br />

der Bestäuber in Karlsruhe werden<br />

wir ebenfalls weiterführen – ob es<br />

nach <strong>2020</strong> weitergeht hängt davon ab,<br />

ob wir eine Finanzierungsmöglichkeit<br />

finden“, so Schmidt abschließend. > Karlsruhe ist eine Hochburg<br />

für junge Unternehmen, frisch von der<br />

Uni wird ein Start-Up nach dem anderen<br />

ins Leben gerufen. So auch apic.ai,<br />

gegründet von Katharina Schmidt,<br />

Frederic Tausch und Matthias Diehl.<br />

Gemeinsam haben sie im August<br />

2018 das Unternehmen auf die Beine<br />

gestellt. „Das Insektensterben und der<br />

Verlust der Biodiversität, der damit<br />

einhergeht, sind ein großes Problem.<br />

Ein anhaltender Rückgang der Bestäuberzahlen<br />

könnte zu Nahrungsengpässen<br />

führen. Unser Team verbindet<br />

der Wunsch, unser Wissen und unsere<br />

Fähigkeiten zur Lösung dieses Problems<br />

einzusetzen.“<br />

MIT COMPUTERN GEGEN<br />

DAS INSEKTENSTERBEN<br />

Das Ziel der Hobby-Imkerin: Mit Hilfe<br />

neuer Technologien Honigbienen als<br />

Biosensor einzusetzen. „Wir haben<br />

dafür ein Messsystem entwickelt, das<br />

die Bienen beim Betreten und Verlassen<br />

ihrer Stöcke visuell erfasst. Diese<br />

Bilddaten werden mit Methoden der<br />

künstlichen Intelligenz analysiert, um<br />

Hypothesen über die Ursachen des<br />

Insektensterbens aufzustellen, zu validieren<br />

und um die Lebensbedingungen<br />

für die Bestäuber lokal zu bewerten“,<br />

so Schmidt im Gespräch mit dem<br />

<strong>Wirtschaftsspiegel</strong>.<br />

Vor den Bienenstöcken sind kleine<br />

Kamerasysteme angebracht, um die<br />

Bewegungen der Bienen zu erfassen.<br />

Erkennt der integrierte Computer,<br />

dass es eine Biene ist, wird sie gezählt.<br />

„Kommen deutlich weniger Bienen<br />

zurück in den Stock als ihn verlassen<br />

haben, fragen wir uns warum“, so<br />

Schmidt. „Das kann ein Indiz für schädliche<br />

Umgebungsfaktoren sein, die untersucht<br />

und gegebenenfalls behoben<br />

werden sollten.“ Werden beispielsweise<br />

zu wenig Blütenpollen in den Bienenstock<br />

getragen, könnte das auf einen<br />

temporären Mangel an Futterpflanzen<br />

hinweisen. Die Lösung: Etwas anpflanzen,<br />

das in diesem Zeitraum blüht<br />

und die Insekten wieder mit Nahrung<br />

versorgt, so dass sie an diesem Standort<br />

gut leben können. Davon profitieren<br />

nicht nur die Honigbienen, sondern alle<br />

Bestäuber.<br />

RISIKOFAKTOREN REDUZIEREN<br />

Der größte Faktor, der für das Insektensterben<br />

verantwortlich ist: der Mensch.<br />

Zunehmende Flächenversiegelung,<br />

intensive Landwirtschaft und der<br />

übermäßige Einsatz von Pestiziden<br />

sorgen dafür, dass die Insekten weniger<br />

Nistmöglichkeiten und Nahrung finden<br />

Die Zukunft in die<br />

Hand nehmen?<br />

nn ich.<br />

Fernwärme<br />

fürs<br />

klima<br />

Jetzt mit<br />

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46 NR 63 <strong>2020</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL<br />

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der neuen Umweltprämie. Mehr unter swka.de/praemie<br />

www.stadtwerke-karlsruhe.de


DIGITALISIERUNG<br />

WIE VIEL HIGHTECH VERTRÄGT<br />

EIN HANDWERKSBETRIEB?<br />

DAS DENTALLABOR FELZMANN ZEIGT, WIE ES GEHT<br />

Wie der Name schon sagt, in einem Handwerk wird<br />

von Hand gearbeitet. Kann ein Betrieb dann<br />

überhaupt den Sprung in die Digitalisierung wagen?<br />

Ja, das geht! Das zeigen Leon Felzmann und sein<br />

Team im Dentallabor. Er weiß auch, warum Regionalität<br />

so wichtig ist.<br />

investieren. Nur um ein paar Cent zu sparen, muss ich eine<br />

Verpackung nicht einmal um die Welt schicken. Ich kann sie<br />

auch beim Nachbarn kaufen. Dafür weiß ich, wo sie herkommt<br />

und welche Qualität sie hat, bevor ich bestelle“, sagt<br />

Felzmann. „Wenn ich sie aufgrund ihrer besseren Qualität<br />

ein zweites Mal verwenden kann, im Vergleich zum billigeren<br />

Produkt, hat es sich schon gelohnt und mein Nachbar hat<br />

auch etwas davon. Außerdem sollten wir unseren Wirtschaftsstandort<br />

gegenseitig stärken und nicht versuchen, die anderen<br />

durch Preisschlachten zu unterwandern.“<br />

Durch die regionalen Zulieferer kann das Dentallabor schneller<br />

reagieren, da der Produzent „um die Ecke“ ist. „So kann<br />

ich auch mal nur zehn Teile bestellen, statt 1.000, weil sich<br />

sonst die Bestellung nicht lohnen würde. Ich kenne jeden<br />

meiner Lieferanten und kann ‚mal eben‘ vorbeigehen, wenn<br />

ich etwas brauche oder etwas nicht stimmt und wir finden<br />

zusammen eine Lösung“, sagt Felzmann im Interview mit<br />

dem <strong>Wirtschaftsspiegel</strong>.<br />

AUS DEM LÄNDLE<br />

Viele der Partner sind in der direkten Nachbarschaft, berichtet<br />

Leon Felzmann. „Wir lassen alles bei einer benachbarten<br />

Firma drucken, Implantat-Teile kaufen wir in Karlsruhe ein.<br />

Unsere Maschinen werden in Ammerbuch, Ulm oder Rosdorf<br />

gebaut. Das ist zwar nicht mehr im Ländle, aber immer noch<br />

in Deutschland.“ Den Gips für die Modellherstellung bezieht<br />

das Dentallabor aus NRW und der Prothesenkunststoff<br />

kommt aus Hessen. „Verpackungsmaterialien wiederum kommen<br />

aus dem Ländle“, ergänzt der gelernte Zahntechniker.<br />

Oft besteht Zahnersatz jedoch nicht aus Kunststoff oder<br />

Keramik, sondern aus Gold. Auch das kommt aus der Region.<br />

„Das beziehen wir aus Wimsheim, in der Nähe von Pforzheim,<br />

dort wird verarbeitet, was wir einkaufen.“<br />

Die Vorteile, die durch die regionalen Partnerschaften entstehen,<br />

lasse sowohl die Partner als auch Felzmanns Dentallabor<br />

profitieren: „Wir sind lokal und regional für unsere Kunden<br />

da, auch wenn mal etwas schiefgehen sollte, sind wir immer<br />

verfügbar“, erklärt Leon Felzmann, Geschäftsführer des Dentallabors.<br />

„Ich denke, durch unsere fortschrittliche Technik<br />

sind wir eines der am besten aufgestellten Labore im Umkreis<br />

von 100 Kilometern. Dazu kommt, dass wir durch regelmäßige<br />

Fortbildungen ganz gut mit den Geräten umgehen können.<br />

Das rundet das Angebot ab!“<br />

ANYA BARROS<br />

www.wvs.de<br />

Ganz und gar nicht, so beschreibt Leon Felzmann, wie weit die<br />

Digitalisierung in seinem Betrieb schon Einzug gehalten hat.<br />

„Bei uns gibt es Bereiche, die so individuell sind, dass wir sie<br />

wahrscheinlich nie digitalisieren können - was auch gut ist“,<br />

sagt der gelernte Zahntechniker und Geschäftsführer von<br />

Felzmann Dental. Dann gebe es wiederum andere Bereiche, in<br />

denen es kaum noch sinnvoll wäre, analog zu arbeiten. „Alles<br />

in Allem ergänzen sich die beiden Seiten sehr gut und arbeiten<br />

‚Hand in Hand‘“, so Felzmann weiter.<br />

In dem Karlsruher Dentallabor können mit Hilfe modernster<br />

Technik neue Zähne fotorealistisch dargestellt und durch<br />

Computersimulation in das digitalisierte Patientengesicht<br />

eingefügt werden. So sitzt der Zahnersatz perfekt. Dank digitaler<br />

Frässysteme oder 3D-Druck werden die Teile passgenau<br />

hergestellt.<br />

SCHON FRÜH DAS POTENZIAL ERKANNT<br />

Seit 2014 ist der „Junior“ im Unternehmen aktiv und stellt<br />

seitdem die Zeichen auf Zukunft. „Wer nicht auf dem neuesten<br />

Stand ist, verliert den Anschluss!“ Leon Felzmann ist<br />

aufgrund seiner Expertise im digitalen Bereich ein gefragter<br />

Referent. „Dadurch bekomme ich viele Einblicke in Unter-<br />

nehmen, die gerade erst anfangen, ihre Produktion oder das<br />

Büro und Buchhaltung zu digitalisieren“, weiß Felzmann. Dabei<br />

stünden viele vor einem großen Hindernis: „Mit dem, was<br />

heute Standard ist, kommen diese Firmen oft nicht klar, weil<br />

sie lange nicht modernisiert haben. Es ist daher kaum ohne<br />

gravierende Einschnitte in die Fertigungsprozesse möglich,<br />

noch den Anschluss zu halten. Das bricht vielen Betrieben<br />

schlussendlich leider das Genick.“<br />

Die Vorteile der computerunterstützten Arbeit liegen für<br />

Leon Felzmann und sein Team klar auf der Hand. „Diese<br />

bietet uns viel mehr Möglichkeiten: Digital kann man nichts<br />

kaputt machen und die Daten sind immer wieder abrufbar“,<br />

so der Zahntechniker. Er ergänzt außerdem: „Je mehr Infos<br />

für die Zukunft gesammelt werden, desto besser die Patientenversorgung.<br />

Reproduzierbarkeit im Falle eines Schadens<br />

funktioniert innerhalb kurzer Zeit, dank der bereits vorhandenen<br />

Daten.“<br />

DIE REGION STÄRKEN<br />

Neben der Digitalisierung in der Herstellung setzt Geschäftsführer<br />

Leon Felzmann auf regionale Zulieferer. „Wir kommen<br />

aus der Region und hier wollen wir auch unser Geld<br />

Fotos Thomas Schnidl<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

Weitere Informationen unter<br />

www.felzmann.dental<br />

1 Leon Felzmann, Geschäftsführer<br />

FELZMANN.DENTAL GmbH.<br />

2 Zahnkränze auf der Bauplattform<br />

des 3D-Druckers.<br />

3 Farbüberprüfung einer vollverblendeten<br />

ZrO2-Brücke.<br />

4 Eines der Touch-Auftragsterminals<br />

im Labor.<br />

48 NR 63 <strong>2020</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL


Foto: IStock<br />

NETCOM BW TESTET BREITBANDINTERNET MIT 5G-TECHNOLOGIE IM LÄNDLE<br />

DAS ENDE DES DIGITALEN<br />

FLASCHENHALSES?<br />

Im Ellwanger Ortsteil Röhlingen hat eine neue Internet-Ära begonnen – zumindest testweise. 20 ausgewählte<br />

Kunden der Telekommunikationssparte der EnBW, NetCom BW, konnten dort von November 2019<br />

bis Februar <strong>2020</strong> den neuen Mobilfunkstandard 5G testen und in bisher unerreichter Qualität und<br />

Geschwindigkeit zuhause surfen und streamen.<br />

Die NetCom BW sieht großes Potenzial<br />

in der sogenannten „5G-Fixed-Wireless-Access-Technologie“<br />

für die Überbrückung<br />

der „letzten Meile“, das heißt<br />

dem Abschnitt der Internetleitung, der<br />

vom Hauptnetz bis zum Hausanschluss<br />

führt. Die letzte Meile stellt derzeit, insbesondere<br />

in vielen ländlichen Gegenden,<br />

den Flaschenhals in der Anbindung<br />

an schnelles Internet dar.<br />

Denn während nahezu alle Verbindungsstellen<br />

mit schnellen Glasfaserkabeln<br />

verbunden sind, werden die Bits<br />

und Bytes auf dem Weg ins heimische<br />

Wohnzimmer vielerorts noch durch<br />

zweiadrige Kupferleitungen ausgebremst.<br />

Bis das Glasfasernetz flächendeckend<br />

verfügbar ist, könnte der<br />

Internet-Hausanschluss über 5G-Fixed<br />

Wireless Access eine für viele Regionen<br />

attraktive Brückentechnologie sein.<br />

AUSWERTUNG DER<br />

TESTPHASE LÄUFT<br />

Der Testlauf in Röhlingen sollte genau<br />

das herausfinden: „Durch dieses<br />

Projekt möchten wir testen, ob sich die<br />

5G-Fixed-Wireless-Access-Technologie<br />

zukünftig für die stabile Versorgung<br />

mit hochbitratigen Festnetzdiensten<br />

eignet“, erklärt Bernhard Palm,<br />

Geschäftsführer der NetCom BW.<br />

Foto EnBW<br />

50 NR 63 <strong>2020</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL<br />

Die Signale für den 5G-Breitbandanschluss<br />

wurden dafür von einem<br />

Breitbandknotenpunkt via Funk zu den<br />

20 Test-Haushalten übertragen. Diese<br />

erhielten in Ergänzung zu ihren W-Lan-<br />

Routern ein weiteres Empfangsgerät,<br />

mit dem sie die hohen Datenraten von<br />

bis zu 1 Gbit/s nutzen konnten.<br />

Die Freude am schnellen Internet<br />

war für die Testnutzer in Röhlingen<br />

zunächst nur von begrenzter Dauer.<br />

Die installierte 5G-Hardware wurde<br />

Ende Februar wieder abgebaut. Aber:<br />

Schnelles Internet via Funk erreicht Datenraten von bis zu 1 Gbit/s.<br />

Eine Rückkehr von 5G nach Röhlingen<br />

ist nicht ausgeschlossen. NetCom BW<br />

wertet die Ergebnisse des Testlaufs<br />

derzeit aus. Nach Abschluss der technischen<br />

und wirtschaftlichen Analyse wird<br />

das Unternehmen entscheiden, ob und<br />

in welchem Umfang der funkbasierte<br />

Breitbandanschluss weiterentwickelt<br />

und möglicherweise das Ende des<br />

Flaschenhalses auf der letzten Meile<br />

flächendeckend besiegeln wird.<br />

CLEMENS VON WALZEL<br />

www.enbw.com<br />

Die Zukunft<br />

der Mobilität gestalten.<br />

Mit innovativen IT-Lösungen unterstützt INIT den öffentlichen<br />

Nahverkehr dabei, noch attraktiver, pünktlicher und effizienter<br />

zu werden. Für eine klimafreundliche Mobilität, die mehr und<br />

mehr Menschen begeistert und die sich auszahlt: Aktionäre der<br />

init SE investieren in eine nachhaltig mobile Zukunft.<br />

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sales@initse.com | www.initse.com<br />

INIT Group<br />

The Future of Mobility


„ICH WAR SCHON<br />

ALS KIND SEHR<br />

NATURVERBUNDEN“<br />

„ICH LEGE WERT<br />

AUF DIE KLASSISCHEN<br />

TUGENDEN“<br />

BRITTA WIRTZ<br />

Geschäftsführerin Messe Karlsruhe<br />

EWALD KARL SCHRADE<br />

Galerist und Kurator der art KARLSRUHE<br />

Wie ist das Thema <strong>Klima</strong> in Ihr<br />

persönliches Bewusstsein vorgedrungen?<br />

Durch meine skandinavischen Wurzeln bin ich schon immer<br />

naturverbunden gewesen; Norwegen ist absoluter Spitzenreiter bei<br />

allen maßgeblichen <strong>Klima</strong>aktivitäten, was mich sehr beeindruckt.<br />

Die besondere Relevanz hier in Deutschland ist erst seit einigen<br />

Jahren spürbar und hat durch Fridays for Future sicher neue<br />

politische Aktivität entfaltet.<br />

Was ist Ihr persönlicher Beitrag oder<br />

Ihre Meinung zum <strong>Klima</strong>schutz?<br />

Wir verzichten zu Hause vollständig auf PET-Flaschen, das heißt<br />

wir kaufen entweder Mehrweg oder „sprudeln“ das Karlsruher<br />

Leitungswasser; ich lege so oft wie möglich beim Pendeln ins Büro<br />

einen Fahrradtag beziehungsweise e-Bike-Tag ein und bevorzuge<br />

bei Dienstreisen die Bahn. Mein neues Fahrzeug wird ein Hybrid,<br />

so dass ich – wenn ich nicht mit dem Rad unterwegs bin – meine<br />

Standardstrecken elektrisch fahren kann und „tanke“ Ökostrom<br />

der Stadtwerke.<br />

Wie wirkt sich das Thema <strong>Klima</strong> Ihrer<br />

Meinung nach auf die Arbeitswelt aus?<br />

Mitarbeitende suchen sich ihre Arbeitgeber aus. Arbeitgeber, die<br />

<strong>Klima</strong>schutz nicht auf ihrer Agenda haben, werden hier mittelfristig<br />

das Nachsehen haben.<br />

Wie setzen Sie sich in Ihrem Unternehmen<br />

für <strong>Klima</strong>- und Umweltschutz ein?<br />

Unter meiner Leitung und auf meine Initiative tagt regelmäßig<br />

unsere Ressortübergreifende Fachgruppe: Verantwortliche für<br />

Gebäudetechnik, Servicepartner, Kongresse, Eigenmessen und<br />

Kommunikation sind hier zusammen und evaluieren in einem<br />

kontinuierlichen Verbesserungsprozess unsere Maßnahmen.<br />

Wie ist das Thema <strong>Klima</strong> in Ihr<br />

persönliches Bewusstsein vorgedrungen?<br />

Die Schönheit der Natur ist vielfach erst durch die Kunst in die<br />

Wahrnehmung des Betrachters gerückt. Somit ist Kunst ohne<br />

die Natur gar nicht denkbar. Ich beobachte das sich verändernde<br />

<strong>Klima</strong> mit großer Sorge um ein großartiges Motiv in der Kunst,<br />

dass es zu bewahren lohnt.<br />

Was ist Ihr persönlicher Beitrag oder<br />

Ihre Meinung zum <strong>Klima</strong>schutz?<br />

Schloss Mochental, meine Galerie, beheize ich mit nachwachsenden<br />

Rohstoffen: Pellets. Das Rohmaterial für die Pellets wächst förmlich<br />

„hinterm Haus“, muss keine langen Transportwege zurücklegen.<br />

Ich meine, dass es ein grundsätzlich wichtiges Thema ist und es sich<br />

lohnt, darüber nachzudenken, was man tun kann.<br />

Wie setzen Sie sich in Ihrem Unternehmen<br />

für <strong>Klima</strong>- und Umweltschutz ein?<br />

Im Rahmen der Messe-Vorbereitungen lasse ich mir regelmäßig<br />

vom Projektteam berichten, was es an neuen Aktivitäten der Messe<br />

Karlsruhe dazu gibt. Die Messe selbst ist mit sehr umweltgerechten<br />

Dingen ausgestattet wie Wärmerückgewinnung und bezieht schon<br />

seit Jahren Ökostrom, der natürlich auch bei der art KARLSRUHE<br />

verwendet wird.<br />

Welche Eigenschaften sind wichtig für das Betriebsklima?<br />

In meiner Mitarbeiterschaft steht erst einmal die „Leidenschaft für<br />

die Kunst“ zentral vorne an. Und dann lege ich großen Wert auf die<br />

klassischen Tugenden wie Freundlichkeit, Fleiß und den Antrieb,<br />

immer besser werden zu wollen.<br />

Was wollten Sie als Kind immer werden?<br />

Ich wäre gerne Rennfahrer geworden.<br />

Foto Jürgen Rösner<br />

Was wollten Sie als Kind immer werden?<br />

Gestütsbesitzerin.<br />

Was darf für Sie in einer Zusammenarbeit<br />

auf keinen Fall fehlen?<br />

Humor ist ganz wichtig.<br />

Was würden Sie noch von dem anderen lernen wollen<br />

oder würden Sie mit dem anderen gerne einmal tauschen?<br />

Gerne würde ich auch mal die Kunst des Kuratierens erlernen und<br />

für ein paar Tage mal in einem Schloss wohnen.<br />

Was darf für Sie in einer Zusammenarbeit<br />

auf keinen Fall fehlen?<br />

Das Zuhören ist sehr wichtig.<br />

Was würden Sie noch von dem anderen lernen wollen oder<br />

würden Sie mit dem anderen gerne einmal tauschen?<br />

Die Frau Wirtz ist manchmal nicht zu beneiden, bei so vielen Themen.<br />

Aber spricht so schön Englisch, da würde ich manchmal mit<br />

ihr tauschen wollen, aber dafür kann sie kein Schwäbisch. (lacht)<br />

Foto Henning Schacht


ENERGIE<br />

Es ist eine Premiere. Sie könnte die Energieversorgung von Wohngebieten revolutionieren. Der Einsatz<br />

von CO2-freier Energie wird in Zukunft gesetzlich gefordert. Die evohaus GmbH hat in Kooperation mit<br />

internationalen Wissenschaftlern ein intelligentes, selbst lernendes Energiemanagementsystem (EMS)<br />

entwickelt, das erstmals in der TRK in Graben-Neudorf – die „Neue Mitte“ – eingesetzt wird.<br />

Foto evohaus<br />

NEUES ENERGIEMANAGEMENTSYSTEM<br />

CO2-FREIHEIT<br />

UND REDUZIERTE<br />

KOSTEN<br />

Umsteuern, nicht irgendwann, sondern jetzt, heute. Das<br />

verlangen immer mehr Menschen von der Politik und der<br />

Wirtschaft im Zusammenhang mit der immer dramatischer<br />

werdenden <strong>Klima</strong>katastrophe. Auch die Corona-Pandemie in<br />

mittlerweile mehr als 190 Staaten werten viele als Reaktion<br />

der Natur auf die hemmungslosen Eingriffe der Menschen in<br />

das Ökosystem.<br />

„Dass wir nicht so weitermachen können wie bisher, sollte<br />

mittlerweile allen bewusst sein“, sagt Heinz Hanen. Der<br />

Karlsruher Architekt und Städteplaner setzt schon seit über<br />

25 Jahren ausschließlich auf regenerative Energiegewinnung<br />

für seine Quartiere, einen schonenden Flächenverbrauch, ein<br />

eigenes Mobilitätskonzept und bezahlbaren Wohnraum.<br />

In den vergangenen Jahren investierte sein Unternehmen<br />

evohaus GmbH zusätzlich hohe Beträge in mehrere Forschungsprojekte,<br />

um die Energienutzung mit Techniken der<br />

Künstlichen Intelligenz (KI) zu optimieren. Der Hintergrund<br />

ist denkbar einfach: Je mehr von der etwa durch Photovoltaik<br />

selbsterzeugten Energie im eigenen Wohnviertel<br />

sinnvoll verbraucht wird, umso niedriger sind die Kosten für<br />

Strom, Heizung und Warmwasser, denn die Sonne schickt<br />

nach wie vor keine Rechnung.<br />

EIGENE DATENSCHUTZTECHNOLOGIE<br />

In jahrelangen Kooperationen mit Top-Wissenschaftlern des<br />

Europäischen Instituts für Innovation und Technologie (EIT),<br />

dem KIC-InnoEnergy, dem Karlsruher Institut für Technologie<br />

(KIT), der niederländischen Organisation für Angewandte<br />

Naturwissenschaftliche Forschung (TNO) und dem Fraunhofer-Institut<br />

gelang es, mehr und mehr Stellschrauben für ein<br />

innovatives, digitales Energiemanagementsystem (EMS) zu<br />

entwickeln. Die neue KI-Technik wird inzwischen erfolgreich<br />

eingesetzt. Die Bewohner sind begeistert.<br />

Die TechnologieRegion Karlsruhe (TRK) profitiert als eine der<br />

ersten von dieser intelligenten Technik. In Graben-Neudorf<br />

baut die evohaus GmbH das neue Stadtzentrum, CO2-frei<br />

und mit dem innovativen Energiemanagement ausgestattet.<br />

Bürgermeister Christian Eheim ist stolz: „Wir wollen damit<br />

auch ökologisch Maßstäbe setzen.“<br />

In evohaus-Quartieren wird für Heizung, Warmwasser<br />

und alle anderen Energiebedarfe ausschließlich Strom<br />

eingesetzt. Das digitale selbstlernende Steuerungssystem<br />

übernimmt das komplette Energiemanagement. Es vergleicht<br />

den Bedarf mit dem bereitgestellten Strom und leitet<br />

den nicht benötigten in Batteriespeicher. Da jedes Wohnviertel<br />

über eigene E-Mobile verfügt, stehen hier zusätzliche<br />

Speicher zur Verfügung.<br />

Allerdings funktioniert das smarte Quartiermanagement<br />

nur, wenn es mit großen Mengen personenbezogener Daten<br />

gespeist wird. Zudem soll das EMS auch für jeden Haushalt<br />

die Energiekosten rechtmäßig und für jeden transparent<br />

abrechnen.<br />

LERNENDE BEWOHNER<br />

Doch je mehr sensible Daten erfasst werden, umso eher<br />

besteht die Gefahr des Missbrauchs. Gerade weil der Schutz<br />

der persönlichen Daten eine sehr hohe Bedeutung hat, hat<br />

evohaus in das EMS weitere Sicherungen implementiert. Sie<br />

sind das Ergebnis des vom Bundesministerium für Bildung<br />

und Forschung geförderten Forschungsprojekt ESQUIRE<br />

(Energiespeicherdienste für smarte Quartiere), das das<br />

Institut für Programmstrukturen und Datenorganisation des<br />

KIT und evohaus im vergangenen Jahr durchgeführt haben.<br />

„Wir haben die Verantwortung für den Bau von Wohnquartieren<br />

und damit auch die Verantwortung für die dort lebenden<br />

Menschen und ihren Persönlichkeitsschutz. Deshalb haben<br />

wir eine zusätzliche Datenschutztechnologie für das EMS<br />

entwickelt“, sagt Hanen.<br />

Das intelligente EMS bietet für die Bewohner noch einen<br />

weiteren Service. Auf einer eigenen Siedlung-Website können<br />

sie ihren aktuellen und kumulierten Verbrauch für Strom,<br />

Kalt- und Warmwasser sowie Heizung einsehen. Auch der<br />

Ertrag der Photovoltaikanlage, die Vorhersage für das Wetter<br />

sowie der aktuell zur Verfügung stehende Strom wird Ihnen<br />

individuell und im 15-Minuten-Takt angezeigt. Zudem können<br />

die Bewohner den eigenen Verbrauch mit den der anderen<br />

Haushalte vergleichen und es gibt Energiespartipps. „Jeden<br />

Tag lernt man dadurch, bewusster zu leben und ändert so<br />

sein Verhalten“, erzählt ein Bewohner lächelnd. Für seine<br />

90 Quadratmeter große Wohnung waren seine Jahresenergiekosten<br />

für Heizung, Haushaltsstrom und Warmwasser<br />

knapp 450 bis 500 Euro.<br />

FELIX KURZ<br />

www.evohaus.com<br />

54 NR 63 <strong>2020</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL<br />

55


ENERGIE<br />

FERNWÄRME DER STADTWERKE KARLSRUHE:<br />

GÜNSTIG, GEFÖRDERT,<br />

GUT FÜRS KLIMA<br />

1<br />

Bereits die alten Römer wussten, dass man in heißem Wasser nicht nur baden konnte. Vor über 2.000<br />

Jahren haben die antiken Baumeister die Wärme des Wassers als Bodenheizung in ihren Gebäuden genutzt.<br />

Fernwärme ist also schon lange bekannt. In Karlsruhe wird seit 1904 diese Art der Energienutzung für das<br />

Schloss genutzt und ist damit eine der ältesten neuzeitlichen Fernwärme-Anwendungen.<br />

Foto ARTIS<br />

Knapp 174.000 Haushalte gibt es in<br />

Karlsruhe. Etwa 40.000 davon setzen<br />

bereits auf das Angebot der Stadtwerke<br />

Karlsruhe und nutzen Fernwärme, um<br />

ihre Häuser und Wohnungen zu heizen<br />

und Warmwasser zu erzeugen. Dazu<br />

kommen laut Energieversorger noch<br />

eine Großzahl von Gewerbeeinheiten<br />

in der Stadt, die mit dieser besonderen<br />

Form der Wärme versorgt werden.<br />

Künftig sollen es noch mehr werden:<br />

Nicht nur, weil die Stadtwerke das<br />

Fernwärmenetz ausbauen, beispielsweise<br />

in Richtung Rheinstetten oder<br />

Rüppurr. Auch eine neue Einspeisequelle<br />

kommt in zwei Jahren zu den<br />

Hauptlieferanten MiRO und dem<br />

Rheinhafen-Dampfkraftwerk (RDK)<br />

hinzu: Abwärme aus der Papierfabrik<br />

Stora Enso Maxau.<br />

Mit dem Angebot und dem Ausbau der<br />

Fernwärme will der Karlsruher Energieversorger<br />

einen wichtigen Beitrag<br />

zur Energiewende leisten. „Es ist<br />

ökologisch und wirtschaftlich sinnvoll,<br />

die Abwärme dieser Firmen für das<br />

Fernwärmenetz der Stadt nutzbar zu<br />

machen“, so Dr. Olaf Heil, Technischer<br />

Geschäftsführer der Stadtwerke Karlsruhe.<br />

Das spare Ressourcen und schone<br />

die Umwelt und das <strong>Klima</strong>.<br />

KEIN FEINSTAUB, KEIN DRECK<br />

Wer mit Fernwärme heizt, hat keine<br />

Heizung mehr im Keller. Auch einen<br />

Kamin sucht man vergeblich. Denn<br />

wo nichts verbrannt wird, entstehen<br />

auch keine Abgase. Die Fernwärme<br />

kommt in Form von heißem Wasser<br />

über Rohrleitungen ins Haus. Weitere<br />

Vorteile für Fernwärme-Kunden sind<br />

die überschaubaren Investitionskosten<br />

1 Die Rohre liegen für die Verlegung bereit.<br />

2 Durch diese Rohre wird die Abwärme der<br />

MiRO in das Netz eingespeist.<br />

3 Sascha Englert überwacht den Netzausbau.<br />

für den Hausanschluss und die<br />

Wärme-Übergabestation.<br />

Die mit über 30 Jahren veranschlagte<br />

lange Lebensdauer der Anlage hat<br />

niedrige Betriebskosten und benötigt<br />

nur wenig Platz. Es sind weder Tank,<br />

Kessel noch Schornstein notwendig.<br />

Für den Kunden zusätzlich von Interesse:<br />

Fernwärme wird mit einer gewissen<br />

Preisstabilität in die eigenen vier Wände<br />

geliefert.<br />

„ABWRACKPRÄMIE“<br />

FÜR ALTE HEIZUNGEN<br />

Da der Wärmeverbrauch in Deutschland<br />

etwa 40 Prozent des CO2-Ausstoßes<br />

ausmacht, hauptsächlich verursacht<br />

durch Öl-Heizungen, ist ab 2026 der<br />

Einbau von Öl-Heizungen verboten.<br />

Neue Technik muss also her. Um den<br />

Anschluss des eigenen Hauses an das<br />

Fernwärmenetz für die Karlsruher noch<br />

attraktiver zu machen, unterstützen die<br />

Stadtwerke den Umstieg zur Fernwärme<br />

mit mindestens 2.000 Euro und legen<br />

noch eine Prämie oben drauf. „Die<br />

Umweltprämie soll die Bürger ermuntern,<br />

sich bereits jetzt mit dem Thema<br />

Heizungsumstellung zu beschäftigen“,<br />

erläutert Michael Homann, Vorsitzender<br />

der Geschäftsführung der Stadtwerke<br />

Karlsruhe. „Man könnte sie also auch als<br />

Abwrackprämie bezeichnen!“<br />

Sowohl die Förderung als auch die<br />

Umweltprämie sind abhängig von der<br />

Größe der Heizung. Für eine Anschlussleistung<br />

von 150 Kilowatt (kW)<br />

gibt es zum Beispiel insgesamt 4.950<br />

Euro, für eine Anschlussleistung von<br />

300 kW sind es 7.900 Euro.<br />

2<br />

ANYA BARROS<br />

www.wvs.de<br />

Fotos Stadtwerke Karlsruhe<br />

3<br />

Die Karlsruher Fernwärme stammt<br />

zu über 90 Prozent aus industrieller<br />

Prozessabwärme und aus Abwärme<br />

bei der Stromerzeugung, die sonst<br />

verloren gehen würde, in so genannter<br />

Kraft-Wärme-Kopplung (KWK).<br />

Die beiden Hauptlieferanten sind<br />

die Mineralölraffinerie Oberrhein<br />

(MiRO) und das Rheinhafen-<br />

Dampfkraftwerk (RDK) der EnBW.<br />

Fernwärme schneidet auch in Hinblick<br />

auf Feinstaub-, Kohlendioxidund<br />

Stickoxidausstoß besser ab, als<br />

herkömmliches Heizöl. So kann lokal<br />

die Luftqualität verbessert werden.<br />

Fernwärme ist daher eine klimaschonende<br />

und emissionsarme Heizenergie,<br />

die alle Anforderungen der<br />

Energie-Einsparverordnung und der<br />

Wärmegesetze des Bundes und des<br />

Landes Baden-Württemberg erfüllt.<br />

56 NR 63 <strong>2020</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL<br />

57


ENERGIE<br />

ANGEBOT ZUR<br />

WEITERBILDUNG<br />

DER HANDWERKSKAMMER<br />

KARLSRUHE<br />

Gebäudeenergieberater im Handwerk sind gesuchte<br />

Experten in Sachen Energie und Umwelt, insbesondere<br />

wenn es um Sanierung oder Renovierung<br />

eines Gebäudes geht. Der Bedarf steigt stetig, immer<br />

mehr Menschen wünschen sich ein energieeffizientes<br />

Haus und lassen auch ältere Gebäude nach dem neuesten<br />

Standard sanieren.<br />

Mit der Fortbildung zum Gebäudeenergieberater<br />

(HWK) bereitet die<br />

Bildungsakademie der Handwerkskammer<br />

Karlsruhe Meister aus einschlägigen<br />

Handwerksberufen im Bau- und<br />

Ausbaugewerbe wie beispielsweise<br />

Dachdecker, Elektrotechniker, Installateure<br />

und Heizungsbauer, Maurer<br />

und Betonbauer, Schornsteinfeger,<br />

Stuckateure, Wärme-, Kälte- und<br />

Schallschutzisolierer und Zimmerer<br />

aber auch Techniker, Architekten<br />

und Ingenieure auf die Anforderungen<br />

der energetischen Sanierung des<br />

Gebäudebestandes vor. Die Inhalte,<br />

die unterrichtet werden, umfassen<br />

alle Themen, die mit dem Energieverbrauch<br />

von Gebäuden zu tun haben.<br />

Dabei geht es um Baustoffe, Bauphysik<br />

und Baukonstruktion, aber<br />

auch Anlagentechnik im Sinne von<br />

Heizungs- und Lüftungstechnik<br />

sowie der Einsatz von Erneuerbaren<br />

Energien spielt eine Rolle. All das ist<br />

wichtig, um ein Gebäude in seinem<br />

Energieverbrauch beurteilen und<br />

bewerten zu können, um Maßnahmen<br />

zu entwickeln oder auch ein umfassendes<br />

Modernisierungskonzept für ein<br />

Gebäude zu erstellen. Dazu werden<br />

auch rechtliche Rahmenbedingungen<br />

wie Energieeinsparverordnung und<br />

Wärmegesetze betrachtet.<br />

Die Teilnehmer dieser Fortbildung sind<br />

nach erfolgreicher Abschlussprüfung<br />

in der Lage, unter Einbeziehung der<br />

aktuellen Energieeinsparverordnung<br />

EnEV, umfassend auf dem Gebiet des<br />

baulichen Wärmeschutzes und der<br />

Heizungsanlagentechnik zu beraten<br />

und konkret Modernisierungskonzepte<br />

unter Beachtung der Wirtschaftlichkeit<br />

zu entwickeln. Sie erhalten nach<br />

erfolgreichem Abschluss die Berechtigung<br />

zur Ausstellung von Energieausweisen<br />

im Wohngebäudebestand<br />

und können sich in die Energieeffizienz-Expertenliste<br />

der Deutschen<br />

Energie-Agentur eintragen, KfW-<br />

Förderanträge für ihre Kunden stellen<br />

und baubegleitend tätig werden.<br />

Professionelle Energieberatung ist im<br />

Neubau und in der Sanierung notwendiger<br />

denn je. Mit diesem Kurs können<br />

angehende Gebäudeenergieberater<br />

ihre Beratungskompetenz beim Kunden<br />

erhöhen und sich neue Kunden erschließen.<br />

Die Kurse beginnen jeweils<br />

im Herbst eines jeden Jahres und sind<br />

als Wochenendangebot an die Bedürfnisse<br />

Berufstätiger angepasst.<br />

INGRID LEHR-BINDER<br />

Handwerkskammer Karlsruhe<br />

Foto © guy - stock.adobe.com<br />

Info und Anmeldung: 0721/1600-400<br />

und www.bia-karlsruhe.de/gebaeudeenergie<br />

58 NR 63 <strong>2020</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL<br />

59


ENERGIE<br />

1<br />

FOR FUTURE: KLIMAFREUNDLICH<br />

PLANEN, BAUEN UND ARBEITEN<br />

Mit dem Neubau oder der Revitalisierung ihres Firmensitzes investieren Unternehmen in die Zukunft.<br />

Dabei setzen die Überlegungen oft bei den räumlichen Kapazitäten und den Arbeitsprozessen ein.<br />

Vermehrt spielen auch geringe Energie- und Betriebskosten eine wichtige Rolle. Erkenntnisse zeigen:<br />

2<br />

1 „Butz.Eins.Zwo“ wird das<br />

größte zertifizierte Büro-<br />

Passivhaus in NRW.<br />

2 Das Gebäude von Termotek<br />

in Baden-Baden erfüllt den<br />

KfW-55-Effizienzstandard.<br />

3 Der Neubau von GfA wurde<br />

2019 mit dem Düsseldorfer<br />

Umweltpreis ausgezeichnet.<br />

3<br />

Die Entscheidung für ein besonders energieeffizientes Gebäude, zum Beispiel ein Passivhaus, lohnt sich –<br />

auch angesichts des <strong>Klima</strong>wandels. Schließlich ist Energiesparen der einfachste und schnellste Weg,<br />

um unsere Umwelt zu schützen.<br />

Etwa 35 Prozent des Energieverbrauchs<br />

und rund 30 Prozent der<br />

CO2-Emissionen in Deutschland<br />

werden von Gebäuden verursacht.<br />

Um dem entgegenzuwirken, bauen<br />

heute viele Unternehmen nach<br />

Kriterien der Energieeffizienz. Dabei<br />

entscheiden sich immer mehr Bauherren<br />

bewusst für ein Passivhaus –<br />

wie Jörn Böhl, Geschäftsführer von<br />

GfA Elektromaten in Düsseldorf.<br />

Der Marktführer für Antriebe und<br />

Steuerungen im Bereich Industrietore<br />

realisierte gemeinsam mit der Vollack<br />

Gruppe aus Karlsruhe das zweitgrößte<br />

zertifizierte Büropassivhaus in<br />

Nordrhein-Westfalen. Der Neubau,<br />

der 2019 beim Düsseldorfer Umweltpreis<br />

ausgezeichnet wurde, spart 75<br />

Prozent Heizwärme gegenüber einem<br />

konventionellen Gebäude und punktet<br />

so mit einem geringen CO2-Ausstoß<br />

und dauerhaft niedrigen Energiekosten.<br />

Eine Solaranlage deckt ein<br />

Viertel des Gesamtenergiebedarfs.<br />

Und eine teilweise Dachbegrünung<br />

leistet einen Beitrag zur Verbesserung<br />

des Stadtklimas.<br />

Auch die Tatsache, dass das Arbeitsumfeld<br />

einen wesentlichen Einfluss auf<br />

die Leistungsfähigkeit der Mitarbeiter<br />

und ihre Arbeitszufriedenheit hat, war<br />

für Jörn Böhl ein wichtiger Ansporn.<br />

Für Wohlfühlatmosphäre bei GfA sorgt<br />

unter anderem eine Komfortlüftung,<br />

die kontinuierlich und ohne Zugerscheinungen<br />

frische, saubere Luft in das<br />

Gebäude bringt: „Wir bieten unseren<br />

Mitarbeitern Arbeitsplätze von hoher<br />

Qualität. So können wir Kollegen an das<br />

Unternehmen binden und gleichzeitig<br />

neue qualifizierte Talente gewinnen“,<br />

sagt der GfA-Geschäftsführer.<br />

ARBEITSWELTEN<br />

MIT ZUKUNFTSGEN<br />

Ein weiteres energetisch richtungsweisendes<br />

Gebäude planen die Karlsruher<br />

Gebäudestrategen aktuell in Köln. Nach<br />

seiner Fertigstellung wird das Gebäudeensemble<br />

namens „Butz.Eins.Zwo“<br />

das größte zertifizierte Büro-Passivhaus<br />

Nordrhein-Westfalens sein. Vollack<br />

zeichnet für Design + Build verantwortlich,<br />

die vollumfängliche Projektentwicklung,<br />

Planung und Bauausführung.<br />

Reinhard Blaurock, Geschäftsführender<br />

Gesellschafter der Vollack Gruppe,<br />

erklärt die Besonderheit des Gebäudeensembles:<br />

„Im ‚Butz.Eins.Zwo‘<br />

realisieren wir nachhaltige Büroflächen,<br />

die veranschaulichen, wie das Arbeiten<br />

der Zukunft aussehen kann. Entscheidend<br />

ist die Option, Flächen an die<br />

individuellen Bedürfnisse anpassen zu<br />

können. Über Ebenen und Stockwerke<br />

Fotos Vollack<br />

hinweg entstehen so maßgeschneiderte<br />

Arbeitswelten mit Zukunftsgen.“<br />

424 TONNEN WENIGER CO2<br />

Rund 330 Kilometer weiter südlich,<br />

in Baden-Baden, arbeiten die Mitarbeiter<br />

von Termotek bereits seit<br />

vergangenem Sommer in ihrer neuen<br />

Arbeitswelt – entwickelt, geplant und<br />

realisiert von Vollack. In nur 14 Monaten<br />

Bauzeit ist ein Ort der Innovation,<br />

der Inspiration und des Wohlfühlens<br />

entstanden. Auch in technischer<br />

Hinsicht und im Sinne einer verantwortungsvollen<br />

Produktion setzt der<br />

Neubau Zeichen: „Dank eines nachhaltigen<br />

Energiemanagements kann<br />

Termotek jetzt Ressourcen deutlich<br />

effizienter nutzen und etwa 424<br />

Tonnen CO2 pro Jahr einsparen. Das<br />

entspricht dem Strom- und Heizenergiebedarf<br />

von zirka 170 Vier-Personen-Haushalten“,<br />

erklärt Reinhard<br />

Blaurock. Das Gebäude von Termotek<br />

erfüllt den KfW-55-Effizienzstandard.<br />

Somit verbraucht es 45 Prozent weniger<br />

Primärenergie im Vergleich zu einem<br />

konventionellen Neubau nach der<br />

Energieeinsparverordnung (EnEV).<br />

NACHHALTIGKEIT<br />

RECHNET SICH<br />

Bevor Unternehmen wie GfA und<br />

Termotek mit ihrem Gebäude Energie-<br />

und Betriebskosten sowie CO2-<br />

Emissionen einsparen können, müssen<br />

sie erst einmal investieren. So fällt für<br />

die Einhaltung des Passivhaus-Standards<br />

im Vergleich zum gesetzlichen Mindeststandard<br />

nach EnEV zunächst ein finanzieller<br />

Mehraufwand an, zum Beispiel<br />

für spezielle Fenster. Zudem ist für den<br />

Bau jedes Gebäudes Energie notwendig.<br />

Diese sogenannte Graue Energie entsteht<br />

beispielsweise bei der Herstellung<br />

und dem Transport der Baumaterialien.<br />

Dabei entstehen CO2-Emissionen.<br />

Den Energieexperten bei Vollack gelingt<br />

anhand von Büro-Passivhäusern jedoch<br />

der Nachweis: Der Mehraufwand an<br />

Grauer Energie und CO2-Emissionen in<br />

der Bauphase amortisiert sich durch die<br />

damit einhergehenden Einsparungen im<br />

Gebäudebetrieb bereits nach zwei Jahren.<br />

Und das Vorurteil, dass Passivhäuser<br />

deutlich teurer seien als konventionelle<br />

Gebäude, können die Spezialisten von<br />

Vollack ebenfalls entkräften. „Durch<br />

Untersuchungen, die wir an Gebäuden<br />

unserer Kunden durchgeführt haben,<br />

wissen wir: Nachhaltigkeit rentiert sich“,<br />

bestätigt Reinhard Blaurock. „Auch die<br />

Mehrkosten für innovative Energiekonzepte<br />

wie eine Wärmepumpe mit<br />

Eisspeicher amortisieren sich im Betrieb<br />

des Gebäudes schon nach wenigen<br />

Jahren. Damit ist ein energetisch optimiertes<br />

Gebäude und im speziellen Fall<br />

ein Passivhaus ein besonders zukunftsfähiger<br />

Standard.“<br />

„Und mit Corona“, so Blaurock, „heißt<br />

Nachhaltigkeit ganz besonders auch:<br />

Gesundheit. Die Pandemie verstehen<br />

wir als Ansporn, denn idealerweise<br />

wird aus dem neuen Normal dann ein<br />

zukunftsweisendes Besser.“<br />

VOLLACK GRUPPE<br />

www.vollack.de<br />

60 NR 63 <strong>2020</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL<br />

61


LETZTE MEILE<br />

WIE DIGITALISIERUNG DIE STÄDTE VON PAKETDIENSTEN BEFREIEN KANN<br />

Kaum etwas ist, gerade in den verstopften Innenstädten, nerviger als der Lieferverkehr. Kann sich das ändern?<br />

Wie wird in Zukunft der Transport auf der „Letzten Meile“ aussehen? Martina Betz-Weber hat Antworten.<br />

Foto SEW-EURODRIVE GmbH & Co KG<br />

Mal eben was im Internet-Online-Shop<br />

bestellt und wenige Tage später ist das<br />

Paket fast bis ins Wohnzimmer geliefert.<br />

13 Millionen Pakete werden pro<br />

Tag verschickt. Wie praktisch für den<br />

Kunden, weniger praktisch für Anwohner.<br />

Oftmals darf in den Innenstädten<br />

auch nur in bestimmten Zeitfenstern<br />

angeliefert werden, was die Logistik<br />

für die Transportunternehmen vor<br />

eine große Herausforderung stellt.<br />

„Das ist dann in der Wahrnehmung<br />

der Menschen sehr geballt, wenn alle<br />

Lieferungen auf einmal ankommen“,<br />

sagt Martina Betz-Weber, Geschäftsführerin<br />

von Transport Betz aus Malsch.<br />

„In Karlsruhe zum Beispiel, wo in der<br />

Innenstadt viele Menschen wohnen,<br />

muss man etwas machen, denn der<br />

Lieferverkehr ist für die Anwohner ein<br />

echtes Problem!“<br />

Die Idee: Die „Letzte Meile“ muss neu<br />

überdacht werden. Gemeinsam mit<br />

dem Karlsruher Institut für Technologie<br />

(KIT), dem Forschungszentrum Informatik<br />

(FZI), der Firma Leuze und SEW<br />

Eurodrive wird mit Transport Betz eine<br />

Idee entwickelt, wie roboterbasierte<br />

Fahrzeuge autonom in die Innenstädte<br />

fahren und Pakete zu Paketboxen<br />

transportieren: der LieferBot-E.<br />

Gefördert wird das Projekt vom<br />

Bundesministerium für Wirtschaft<br />

und Energie (BMWi).<br />

VIELE IDEEN UND EIN ZIEL<br />

Der LieferBot-E basiert auf einer in<br />

der industriellen Intralogostik eingesetzten<br />

autonomen Fahrplattform<br />

von SEW Eurodrive. Somit liefert das<br />

Bruchsaler Unternehmen das Skelett,<br />

die Muskulatur und die Stimme für die<br />

Aufgaben des LieferBot-E-n und sorgt<br />

außerdem für genug Energie, damit er<br />

ohne Pause durcharbeiten kann.<br />

Die Augen liefert Leuze electronic,<br />

damit das Fahrzeug durch die Straßen<br />

navigieren kann. Die künstliche Intelligenz,<br />

die Hindernissen ausweichen oder<br />

die beste Route planen kann, kommt<br />

vom KIT. Das FZI überwacht die Flotte<br />

in Echtzeit, vergibt die Aufträge und<br />

behebt eventuelle Fehler und analysiert<br />

diese auch.<br />

Transport Betz ist in diesem Forschungsprojekt<br />

für die „Letzte Meile“<br />

zuständig und bewertet, welche<br />

Geschäftsmodelle für die Einbindung<br />

einer LieferBot-E-n-Flotte in eine Lieferkette<br />

am besten geeignet sind. Das<br />

Unternehmen aus Malsch kümmert<br />

sich damit um die Umgebung, in der die<br />

autonomen Fahrzeuge arbeiten werden.<br />

Das Projekt wird im Rahmen des<br />

Testfelds Autonomes Fahren und der<br />

Testbetrieb auf dem Forschungscampus<br />

in Bruchsal durchgeführt.<br />

ENTZERREN DER LIEFERZEITEN<br />

„Das Prinzip mit den autonomen Lieferfahrzeugen<br />

würde auch nachts sehr<br />

gut funktionieren, dann wären die Straßen<br />

nicht so verstopft“, so Betz-Weber<br />

weiter. Hier käme ein Umschlagplatz<br />

in Frage, der etwas außerhalb liegt<br />

und an dem die autonomen Fahrzeuge<br />

beladen werden. Außerdem könnte das<br />

leere Auto dann die Verpackungen der<br />

zugestellten Waren wieder einsammeln<br />

und der Entsorgung zuführen.<br />

Klingt alles einfach, ist es laut Martina<br />

Betz-Weber nicht. „Es gibt nicht ‚das<br />

eine‘ Konzept, denn jede Stadt hat andere<br />

Anforderungen, etwa Mannheim“,<br />

sagt Betz-Weber, „da ist viel Industrie<br />

in der Innenstadt, wo auch mal große<br />

Paletten angeliefert werden müssen.<br />

Die verschiedenen Ideen müssen daher<br />

Hand in Hand gehen!“<br />

Noch ist der autonome Lieferverkehr<br />

Zukunftsmusik, aber bei Transport Betz<br />

ist man offen für neue Ideen. Martina<br />

Betz-Weber ist sicher: „Es liegt eine<br />

spannende Zeit vor uns!“<br />

ANYA BARROS<br />

www.wvs.de<br />

62 NR 63 <strong>2020</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL


MOBILITÄT<br />

DIE MOBILITÄT<br />

DER ZUKUNFT<br />

MADE IN KARLSRUHE<br />

Bei der Erreichung der im Pariser Abkommen vereinbarten <strong>Klima</strong>ziele spielt die<br />

Mobilität eine ganz zentrale Rolle. Allein im Verkehrsbereich sollen die Emissionen bis<br />

2030 um 40 bis 42 Prozent gesenkt werden. Doch wie kann es gelingen, dass mehr<br />

Menschen auf ihr Auto verzichten? Das Karlsruher IT-Unternehmen INIT hat innovative<br />

Lösungen für den öffentlichen Nahverkehr, die die Zukunft der Mobilität mitgestalten.<br />

Fotos INIT<br />

INNOVATIVE LÖSUNGEN<br />

FÜR DEN ÖPNV<br />

Mit innovativen Hard- und Software-<br />

Lösungen sorgt INIT zum Beispiel<br />

dafür, dass Menschen über verschiedenste<br />

Kanäle – von den Fahrgastanzeigen<br />

auf den Bahnsteigen über Apps<br />

und Social Media – in Echtzeit über<br />

die aktuellen Abfahrtszeiten informiert<br />

sind, mit ihrer Kreditkarte oder dem<br />

Smartphone kontaktlos Tickets kaufen<br />

und dabei stets den günstigsten Preis<br />

bezahlen. Oder mit einer einzigen<br />

App eine Fahrt mit verschiedenen<br />

Verkehrsmitteln planen und buchen<br />

– egal ob Bahn, Bus, Leihfahrrad oder<br />

Carsharing. Für die Mobilitätsplattform<br />

„regiomove“, die im September in der<br />

Region Karlsruhe live gehen soll, hat<br />

INIT die dazugehörige Buchungs- und<br />

Bezahlplattform entwickelt. „regiomove“<br />

wird das gesamte Mobilitätsangebot<br />

der Fächerstadt mit dem des Umlandes<br />

in einer App vernetzen und so Mobilität<br />

vereinfachen. Ganz ohne eigenes Auto.<br />

Zugangshemmnisse abbauen, das steht<br />

auch im Mittelpunkt einer weiteren innovativen<br />

Lösung von INIT. Speziell für<br />

Fahrgäste mit Seh-, Hör- und Mobilitätseinschränkungen<br />

bietet diese unter<br />

anderem eine App, die die Nutzung des<br />

ÖPNV durch verschiedene Features<br />

erleichtert. Das Testprojekt in Singapur<br />

wurde bereits mit einigen Awards<br />

ausgezeichnet.<br />

Häufig sind es aber auch Sicherheitsbedenken,<br />

die Menschen davon abhalten,<br />

auf den ÖPNV umzusteigen. Gerade in<br />

den Abend- und Nachtstunden scheuen<br />

viele davor zurück, in einen Bus oder<br />

eine Bahn zu steigen. Wer also mehr<br />

Menschen vom ÖPNV überzeugen<br />

möchte, muss mögliche Gefährdungen<br />

minimieren. Genau darauf zielte<br />

ein Forschungsprojekt von INIT ab:<br />

Sicherheitsrelevante Situationen sollen<br />

durch den Einsatz technischer Systeme<br />

und Künstlicher Intelligenz automatisch<br />

erkannt und an ein zentrales Eventmanagementsystem<br />

weitergeleitet werden,<br />

sodass im Ernstfall schnell reagiert<br />

werden kann.<br />

Ob hier vor Ort beim Karlsruher Verkehrsverbund<br />

oder in Dubai, San Diego,<br />

Portland, Seattle, Neuseeland oder<br />

Turku: Überall auf der Welt unterstützt<br />

INIT Verkehrsunternehmen dabei,<br />

mehr Fahrgäste zu gewinnen.<br />

LÖSUNGEN FÜR<br />

MEHR KLIMASCHUTZ<br />

Doch mehr noch: INIT versteht sich<br />

als Impulsgeber für die Mobilität der<br />

Zukunft und unterstützt daher jetzt<br />

schon Verkehrsunternehmen bei der<br />

Umstellung auf Elektromobilität. INITs<br />

umfassende E-Mobilitätslösung ermöglicht<br />

nicht nur eine genaue Reichweitenprognose,<br />

sondern auch einen<br />

effizienten Betrieb der neuen E-Busse.<br />

Damit trägt INIT zur Reduktion der<br />

Lärm- und CO2-Belastung bei und ist<br />

Teil der ökologischen Verkehrswende.<br />

Denn die Mobilität der Zukunft<br />

stellt den <strong>Klima</strong>schutz in den<br />

Mittelpunkt. Sie zielt deshalb<br />

auch auf einen nachhaltigen<br />

Umgang mit den<br />

vorhandenen Ressourcen<br />

ab. Genau dabei unterstützt<br />

auch ein Assistenzsystem<br />

von INIT, das Busfahrern<br />

in Echtzeit Rückmeldungen<br />

über ihr Fahrverhalten<br />

übermittelt. Zum Beispiel<br />

bei zu starkem Bremsen oder<br />

Beschleunigen oder zu langem<br />

Stehen bei laufendem<br />

Motor. Das Ergebnis: eine effizientere<br />

Fahrweise, durch die im kanadischen<br />

Toronto bereits eine beträchtliche<br />

Menge an Kraftstoff eingespart werden<br />

konnte.<br />

Die Mobilität der Zukunft – sie hat bei<br />

INIT viele Facetten: Die Forschung<br />

rund um autonomes Fahren gehört<br />

ebenso dazu wie ein Fahrgastleitsystem,<br />

mit dessen Hilfe Fahrgäste in<br />

hochfrequentierten Bahnsystemen<br />

auf freie Plätze hingewiesen werden.<br />

Zum Einsatz kommen dafür Verfahren<br />

der Künstlichen Intelligenz, die bei<br />

INIT schon lange keine Zukunftsmusik<br />

mehr sind, sondern auch bei der Abfahrtszeit-<br />

und Reichweitenprognose<br />

genutzt werden. Bei so viel innovativem<br />

Potenzial nimmt es nicht wunder, dass<br />

sich INIT als Unternehmen seit Jahren<br />

auf der Erfolgsspur befindet: Mit einem<br />

positiv verlaufenden Aktienkurs und<br />

einer dauerhaften Expansionsstrategie.<br />

Und nicht zuletzt mit einer Belegschaft,<br />

die stolz darauf ist, die Mobilität<br />

der Zukunft mitzugestalten.<br />

INIT<br />

www.initse.com<br />

64 NR 63 <strong>2020</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL<br />

65


MOBILITÄT<br />

MIT GUTEM<br />

BEISPIEL VORAN<br />

WIE DER ABGAS-SKANDAL E-MOBILITÄT<br />

UND KLIMASCHUTZ VORANTREIBT<br />

Wenn es um das Thema <strong>Klima</strong>schutz geht, zeigen viele Menschen auf<br />

den Bereich der Mobilität. Die Graf Hardenberg-Gruppe mit mehreren<br />

Autohäusern in Karlsruhe und der Region engagiert sich sehr für mehr<br />

Nachhaltigkeit, wie Geschäftsführer Christian Welling weiß.<br />

Die Themen <strong>Klima</strong>schutz, Nachhaltigkeit und Umweltverträglichkeit<br />

sind spätestens seit Greta in aller Munde, wie gehen<br />

Sie damit um?<br />

Nicht erst seit Greta und der wirklich eindrucksvollen Umweltbewegung<br />

beschäftigen wir uns damit, Individual-Mobilität in<br />

Gänze nachhaltiger zu gestalten. Obwohl wir Automobilisten<br />

grundsätzlich immer mit diesem Thema konfrontiert werden,<br />

gibt es wahrscheinlich wenige Branchen, die sich derzeit so<br />

intensiv damit beschäftigen. Insbesondere die Diesel-Thematik<br />

der Jahre 2015 bis 2018 hat in unserer Branche viel bewegt und<br />

signifikante Auswirkungen gehabt. So haben viele Hersteller die<br />

Entwicklung und das Vorantreiben der Elektromobilität sehr<br />

stark gepusht.<br />

Welche Entwicklung der Herstellung meinen Sie hier explizit?<br />

Insbesondere Volkswagen hat mit der ID. Familie, die in<br />

wenigen Wochen mit der Einführung des ID.3 startet, signifikante<br />

Meilensteine gesetzt. So ist der ID.3 das erste Auto, das<br />

eigentlich alle Kriterien erfüllt, die ein Elektroauto im Alltag<br />

praktikabel machen. Mit einer Reichweite von 550 Kilometer,<br />

ein mehr als eindrucksvoller Preis und die Tatsache, dass dieses<br />

Auto das erste E-Auto ist, das CO2-neutral produziert und<br />

CO2-neutral an den Kunden übergeben wird sind wichtige<br />

Faktoren, die dafür sorgen werden, dass dieses Auto auch in<br />

großen Stückzahlen und in der Fläche nachgefragt wird. Ende<br />

<strong>2020</strong> startet dann der ID.4 und auch in den darauffolgenden<br />

Monaten wird das elektrische<br />

Produktfeuerwerk bei Volkswagen<br />

und den Schwestermarken<br />

weitergehen. Parallel hierzu<br />

werden moderne und effiziente<br />

Diesel- und Hybridmodelle<br />

weiterhin optimiert, denn es<br />

gibt Einsatzbereiche, in denen ein reines Elektroauto derzeit<br />

noch nicht optimal ist, etwa im Kurierdienst.<br />

Wie hat es Volkswagen so schnell geschafft, ein Auto zu<br />

produzieren, welches diese Kriterien erfüllt?<br />

Ein praktikables und volumentaugliches Elektroauto kann man<br />

nur bauen, wenn man in extrem hohen Stückzahlen skalieren<br />

kann. Vor einigen Jahren haben uns viele Kunden den Vorwurf<br />

gemacht, deutsche Automobilhersteller hätten die E-Mobilität<br />

verschlafen - diese Behauptung ist sicherlich nur bedingt<br />

begründet. Um ein Auto in der Qualität, Praktikabilität und<br />

Effizienz massentauglich zu machen, brauchen Sie natürlich<br />

etwas mehr Entwicklung als bei einem Tesla für 100.000<br />

Euro, der preisbedingt eine relativ kleine Kundengruppe<br />

anspricht. Die Batterietechnik und die Skalierung machen es<br />

Volkswagen möglich, einen ID. für unter 30.000 Euro anzubieten.<br />

Abzüglich der staatlichen Förderung sprechen wir so<br />

über Einstiegspreise für unsere Kunden, die bei zirka 24.000<br />

Euro liegen, einen Innenraum haben, der knapp unter einem<br />

Passat liegt, Batteriegarantien von acht Jahren und einer<br />

umfassenden Serienausstattung.<br />

Ist es nicht auffällig, dass gerade Volkswagen, der Auslöser des<br />

Diesel-Skandals, nun einen so konsequenten Weg geht?<br />

Absolut, Volkswagen ist sich der Verantwortung, die der Konzern<br />

als größter Automobilbauer der Welt hat, absolut bewusst.<br />

Foto Klaus Dienberg<br />

Die Forschung und Entwicklung zur ID. Familie, also zur<br />

elektrischen Zukunft von Volkswagen, startete bereits 2013 und<br />

wurde sicherlich durch den Abgas-Skandal nicht weniger konsequent<br />

weitergeführt. Noch bemerkenswerter finde ich, dass<br />

die Volkswagen AG sich ein selbstauferlegtes sehr ambitioniertes<br />

Ziel gesetzt hat: Bis zum Jahre 2050 als Gesamtkonzern<br />

zu 100 Prozent CO2-neutral zu sein. Auch wenn es auf den<br />

ersten Blick noch 30 Jahre sind, für ein Unternehmen dieser<br />

Größe ein beeindruckendes Ziel.<br />

Ist die Elektromobilität nicht nur eine Brückentechnologie?<br />

Kann sich nicht doch der Antrieb mit Wasserstoff am Markt<br />

etablieren?<br />

Nein das glaube ich nicht, die Effizienz eines batteriebetriebenen<br />

Fahrzeuges und die Bilanz ist wesentlich besser als bei<br />

einem Wasserstofffahrzeug. Zum einem braucht es die 4-fache<br />

Energie, um Wasserstoff zu produzieren, zum anderen werden<br />

wir Preise wie beim Batterie-Elektroauto mittelfristig kaum<br />

erreichen. Nichts desto trotz forschen alle großen Hersteller<br />

auf diesem Gebiet weiter.<br />

In welchen Bereichen arbeiten Sie auf Handelsebene in der<br />

Graf Hardenberg-Gruppe zum Thema <strong>Klima</strong>schutz?<br />

Unser Denken und unser Handeln drehen sich derzeit in<br />

einem sehr hohen Maße um das Thema Elektromobilität und<br />

Nachhaltigkeit. Zum einen schaffen wir gerade in der Graf<br />

Hardenberg-Gruppe die Grundlage dafür: Wir bauen in allen<br />

34 Betrieben ein Ladeinfrastrukturnetz auf. Das finden wir<br />

auch vernünftig, denn wie sollen wir glaubhaft Elektroautos an<br />

Kunden vermarkten, wenn sie Ihre Fahrzeuge bei uns nicht laden<br />

könnten? Hier arbeiten wir eng mit der EnBW AG zusammen<br />

– vom Ökostrom bis zur Schnellladesäule – denn dieses<br />

Unternehmen ist nach unserer Erfahrung absolut führend und<br />

sehr innovativ in diesem Bereich.<br />

Zum anderen rüsten wir unsere Betriebe gerade für die Zukunft<br />

um, gestalten Neuprojekte energetisch völlig neu und rüsten<br />

alte Betriebe auf neue Standards um, um sie so für die Zukunft<br />

nachhaltiger aufzustellen.<br />

Von welchen Projekten können Sie uns heute schon berichten?<br />

Unser aktuell größtes und eindrucksvollstes Projekt ist unser<br />

Neubau in der Gerwigstraße in Karlsruhe. Hier bauen wir<br />

einen neuen Audi-Terminal, ein neues Nutzfahrzeugzentrum,<br />

sowie einen 108 Meter langen Serviceriegel, der unseren Kunden<br />

ab Juli 2021 ein völlig neues Dienstleistungskonzept und<br />

-spektrum bieten wird. Das Karosserie- und Lackzentrum,<br />

das ebenfalls auf dem 22.000 Quadratmeter-Areal entsteht,<br />

erfüllt die modernsten energetischen Ansprüche. So bauen<br />

wir hier zwei auf Energieeffizienz ausgelegte Lackierstraßen,<br />

die über eine Kraft-Wärme-Kopplungsanlage mit Energie und<br />

Wärme versorgt werden. Für unsere Gebäudebeheizung nutzen<br />

wir das Fernwärme-Angebot der Stadtwerke Karlsruhe.<br />

Das Laden von E-Fahrzeugen soll künftig unter anderem über<br />

Charge-Boxen erfolgen, die mit selbst erzeugtem Solarstrom<br />

gespeist werden. Zusätzlich werden zum Schutz bedrohter<br />

Tierarten auf rund 530 Quadratmeter des Grundstücks neue<br />

Lebensräume geschaffen.<br />

In Bestandsbetrieben wie am Durlacher Tor, unserem Volkswagen,<br />

Seat- und Skoda-Standort, haben wir komplett umgestellt<br />

auf LED-Lichttechnik und betreiben hier eine Großphotovoltaik<br />

Anlage mit 800 Großmodulen der Firma Bosch. Hier<br />

konnten wir seit 2012 mitten in Karlsruhe über 1,6 Millionen<br />

Kilowattstunden in das Netz einspeisen.<br />

So viele Maßnahmen vermuten die meisten Bürger von einer<br />

Autohausgruppe wahrscheinlich nicht, oder?<br />

Die Verantwortung für unsere Zukunft und die Welt unserer<br />

Kinder tragen wir alle gemeinsam. Dennoch wollen wir alle<br />

mobil sein und uns in einer immer globaler werdenden Welt frei<br />

bewegen. Dies muss aber nicht im Widerspruch stehen. Unsere<br />

Aufgabe für die Zukunft ist es, Individual-Mobilität zu gewährleisten<br />

und das mit so wenig Emission und CO2-Ausstoß wie<br />

nur irgendwie möglich - und die heutigen Möglichkeiten der<br />

Technologie geben das mit Sicherheit her.<br />

GRAF HARDENBERG<br />

www.grafhardenberg.de<br />

66 NR 63 <strong>2020</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL<br />

67


MOBILITÄT<br />

ON-DEMAND<br />

STATT STARRER FAHRPLAN<br />

App downloaden, Shuttle buchen, abholen lassen: Der Karlsruher Verkehrsverbund (KVV) baut sein<br />

Mobilitätsangebot weiter aus. Im Dezember brachte der KVV in den Gemeinden Dettenheim und<br />

Graben-Neudorf sein zweites „MyShuttle“-Angebot auf die Straße. Es ergänzt das bestehende ÖPNV-<br />

Angebot im nördlichen Landkreis.<br />

Fotos Paul Gärtner, KVV<br />

Drei schwarze Kleinbusse vom Typ Mercedes Vito befördern<br />

in den Abendstunden und am Wochenende Fahrgäste auf<br />

Abruf von A nach B kostengünstig zu ihren individuellen Reisezielen<br />

und bedienen dabei 80 virtuelle Haltestellen in den<br />

beiden Gemeinden sowie den Haltepunkt „Grenzstraße“ der<br />

Stadtbahnlinie S1/S11 im benachbarten Linkenheim-Hochstetten.<br />

Die Shuttle-Busse verkehren dabei nicht nach einem<br />

festen Fahrplan. Fahrgäste mit ähnlichen Zielen oder Routen<br />

werden durch einen intelligenten Algorithmus automatisch zu<br />

Fahrgemeinschaften (Ride Pooling) gebündelt und gemeinsam<br />

auf der schnellsten Route befördert. Dadurch ist der<br />

neue Service auch ökonomisch und ökologisch nachhaltig.<br />

Eine erfolgreiche Premiere feierten die On-Demand-Verkehre<br />

im Juni 2019 in Ettlingen. In der Barockstadt an der Alb bringen<br />

drei elektrisch betriebene<br />

Mini-Busse im Stile der<br />

bekannten London-Taxis auf<br />

Abruf Fahrgäste an ihr Ziel.<br />

Finanziert werden die beiden<br />

Pilotprojekte vom Landkreis<br />

Karlsruhe. Angelegt ist das<br />

Reallabor für die Mobilität der<br />

Zukunft zunächst auf jeweils<br />

zwei Jahre.<br />

„Wir sind sehr zufrieden damit, wie die ‚MyShuttle‘-<br />

Angebote in den ersten Monaten von den Bürgern angenommen<br />

wurden. Das Feedback der Kunden fällt durchweg<br />

sehr positiv aus und zeigt, dass ein solches individuelles<br />

Angebot den Nerv trifft“, sagt KVV-Geschäftsführer<br />

Dr. Alexander Pischon. „Mit den On-Demand-Verkehren<br />

wollen wir unser leistungsstarkes ÖPNV-Angebot sinnvoll<br />

ergänzen und individuelle Mobilität ohne eigenes Auto<br />

möglich machen. Gerade für die erste oder letzte Meile<br />

zwischen Haustür und Haltestelle schaffen wir damit für<br />

unsere Kunden ein attraktives Angebot.“<br />

Mit dem neuen On-Demand-Verkehr vollzieht der Karlsruher<br />

Verkehrsverbund (KVV) einen weiteren wichtigen Schritt auf<br />

dem Weg zu einem multimodalen Mobilitätsverbund. Schon<br />

jetzt können die KVV-<br />

Kunden über die App „KVV.<br />

mobil“, neben den klassischen<br />

Verkehrsmitteln Bus und<br />

Bahn, auch die Nextbike-<br />

Leihräder, das Carsharing-<br />

Angebot von Stadtmobil<br />

und die E-Scooter von TIER<br />

für ihren Reiseweg buchen<br />

und bezahlen.<br />

Seit Dezember 2019 fährt das „MyShuttle“ auch in Dettenheim und Graben-Neudorf. Das On-Demand-<br />

Angebot ergänzt den öffentlichen Nahverkehr in den Abendstunden und am Wochenende.<br />

KARLSRUHER VERKEHRSVERBUND<br />

www.kvv.de<br />

Unterwegs mit Bus, Bahn, Leihfahrrad, Carsharing oder E-Scootern: Über<br />

die App „KVV.mobil“ können Kunden ihre Route zusammenstellen.<br />

68 NR 63 <strong>2020</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL<br />

69


START-UPS<br />

KI ON POINT<br />

Künstliche Intelligenz (KI) soll einen entscheidenden<br />

Beitrag zur Wettbewerbsfähigkeit der deutschen<br />

Wirtschaft beitragen. Doch was muss KI dafür<br />

können? Und wie funktioniert das alles überhaupt?<br />

Hier kommt Prenode ins Spiel. Das Karlsruher<br />

Start-Up unterstützt Unternehmen bei der<br />

Entwicklung und Anwendung passender<br />

KI-Technologien und hilft somit neue<br />

Geschäftsmodelle zu erschließen.<br />

Mithilfe ihrer individuellen Technologie<br />

wird die Entwicklungszeit der KI-<br />

Modelle erheblich reduziert und<br />

der Austausch über Unternehmensgrenzen<br />

hinweg<br />

ermöglicht.<br />

www.prenode.de<br />

NEUES AUS<br />

DER GRÜNDERSZENE<br />

Von Smartphonesteckern, die einen Insektenstich lindern, bis zu regionalen<br />

UNVERPACKT-Läden, in denen Lebensmittel, Haushaltswaren<br />

und Hygieneartikel ohne Verpackungsmüll angeboten werden. An Kreativität<br />

mangelt es den Gründern aus Karlsruhe und Umgebung nicht.<br />

Einige davon erleichtern mit ihren Start-Ups den Alltag, andere leisten<br />

einen wichtigen Beitrag zum <strong>Klima</strong>schutz.<br />

MULTITASKING AN DER DECKE<br />

HEISSES AUS DER HOSENTASCHE<br />

Was absurd klingt, könnte dank vier junger Wissenschaftler<br />

aus Karlsruhe bald Realität werden.<br />

heat_it heißt das Gerät der Kamedi GmbH, das<br />

mithilfe eines handelsüblichen Smartphones lästige<br />

Insektenstiche bekämpfen soll. Wer in Zukunft<br />

von einer Mücke gestochen wird, greift zu heat_it<br />

und verbindet es mit dem Smartphone. Innerhalb<br />

weniger Minuten heizt sich das Gerät selbstständig<br />

auf und wird bei Erklingen des Signals auf die<br />

betroffene Hautstelle gedrückt. heat_it funktioniert<br />

mithilfe des wissenschaftlichen Prinzips der<br />

Hyperthermie – der Schmerz und die Schwellung<br />

wird durch die Wärme verringert. Genial!<br />

Illustration Felicitas Riffel – Werbeagentur von Schickh<br />

Wie hört sich ein Gerät an, das weniger ist, aber mehr<br />

hat? Unglaubwürdig? Nicht für die Liquid Beam<br />

GmbH, die die Deckenleuchte ELIAH entwickelt hat.<br />

Sie ist darauf ausgelegt, Heizfunktion und Beleuchtung<br />

zu vereinen. ELIAH sieht auf den ersten Blick wie eine<br />

moderne Lampe aus, hat es aber in sich! Nicht nur die<br />

Lichttemperatur, sondern die komplette Raumtemperatur<br />

lässt sich auf Wunsch auf die für Sie perfekte<br />

Einstellung anpassen. ELIAH nutzt sparsame LEDs und<br />

ist somit sicher, energiesparend und umweltschonend.<br />

www.liquidbeam.de<br />

www.heatit.de<br />

70 NR 63 <strong>2020</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL<br />

71


REGION<br />

KARLSRUHE MACHT SICH<br />

FIT FÜR<br />

DIE ZUKUNFT<br />

Foto Vector Informatik GmbH<br />

Es ist nicht zu übersehen: In Karlsruhe wird kräftig investiert und<br />

gebaut – auch in schwierigen und unruhigen Zeiten.<br />

Im Technologiepark errichtet die Firma Vector einen neuen Unternehmenssitz.<br />

Kreative Ideen, um bestehende Flächenpotenziale<br />

optimal zu nutzen, ein<br />

großer Pool an hervorragend ausgebildetem<br />

Fachpersonal, eine gute Erreichbarkeit<br />

in zentraler Lage – dies sind nur<br />

drei Argumente, die für die Fächerstadt<br />

als starken Wirtschafts- und Wissenschaftsstandort<br />

und damit als attraktiven<br />

Investitionsstandort sprechen.<br />

Dazu kommt, dass Zukunftsthemen wie<br />

Informationstechnologie, Künstliche<br />

Intelligenz oder Smart Production<br />

im Oberzentrum Karlsruhe zu einer<br />

eigenständigen und stetig wachsenden<br />

Wirtschaftssäule geworden sind, ohne<br />

dabei die etablierten Branchen zu verdrängen.<br />

Eine nachhaltige Vernetzung<br />

der unterschiedlichen Bereiche führt<br />

vielmehr zu einem gesunden Miteinander<br />

und dazu, dass sich ortsansässige<br />

Unternehmen zum Standort bekennen<br />

und sich neue Unternehmen in Karlsruhe<br />

ansiedeln. Aktuell werden am<br />

Standort Karlsruhe durch neue Investitionsprojekte<br />

4.500 bis 5.000 neue<br />

Arbeitsplätze geschaffen und gesichert.<br />

Insgesamt sprechen die Zahlen für sich:<br />

In Karlsruhe, dem Zentrum der TechnologieRegion,<br />

gibt es mehr als 13.800<br />

Unternehmen, rund 312.000 Ein-<br />

wohner sowie 179.000 sozialversicherungspflichtige<br />

Beschäftigte. Gerade in<br />

dieser schwierigen Zeit, in der sich die<br />

Folgen der globalen Corona-Krise nicht<br />

abschließend in nackten Zahlen ausdrücken<br />

lassen, ist es umso wichtiger, dass<br />

die Menschen sich in Karlsruhe wohl<br />

fühlen und dass sich in der Stadt sichtbar<br />

Zukunftsperspektiven eröffnen. In<br />

der Innenstadt geben die Baugruben<br />

der Kombi-Lösung den Takt vor, an<br />

den Stadteingängen wachsen markante<br />

Gebäudeensembles in exponierter Lage<br />

in die Höhe.<br />

MARKANTE STADTEINGÄNGE<br />

Im Osten der Entwicklungsachse<br />

Durlacher Allee ist das dm-dialogicum,<br />

die Unternehmenszentrale der Drogeriemarktkette<br />

dm, entstanden. Das<br />

architektonisch hochwertige Gebäude<br />

bietet Platz für 1.800 Mitarbeiter. dm<br />

ist es eindrucksvoll gelungen, Aspekte<br />

nachhaltigen Bauens wie Photovoltaik<br />

und Fernwärmenutzung mit rein<br />

nutzungsorientierten Erfordernissen in<br />

Einklang zu bringen. Auf gleicher Achse<br />

liegt der Neubau des Möbelkonzerns<br />

IKEA, der dank seiner exzellenten und<br />

innenstadtnahen Lage künftig auch<br />

mit Fahrrad und ÖPNV optimal zu<br />

erreichen ist. Hier werden etwa 200<br />

neue Arbeitsplätze entstehen und<br />

zugleich wird IKEA mit E-Tankstellen<br />

und Fernwärmenutzung seinen Beitrag<br />

zur Nachhaltigkeit leisten.<br />

Weiter stadteinwärts schließt sich das<br />

neue Großprojekt der Karlsruher Verkehrsbetriebe<br />

an. Dort werden neben<br />

den Verkehrsbetrieben auch IT-Firmen<br />

sowie Unternehmen aus dem Finanzbereich<br />

einziehen. Im gegenüberliegenden<br />

Kreativpark Alter Schlachthof<br />

ist der Baufortschritt des Zwillingsgebäudes<br />

zum FUX - Festigungs- und<br />

Wachstumszentrum zu beobachten.<br />

Dieses bietet dynamischen Unternehmen<br />

aus der Kreativwirtschaft,<br />

die der Gründungsphase entwachsen<br />

sind, Entwicklungsmöglichkeiten. Das<br />

inspirierende Umfeld des Kreativparks<br />

Alter Schlachthof mit dem bereits<br />

etablierten und weit über die Grenzen<br />

Karlsruhes hinaus bekannten Perfekt<br />

Futur wird mit dem FUX um einen<br />

neuen „Ort der Möglichkeiten“ bereichert.<br />

In der Nachbarschaft erweitert<br />

die Graf Hardenberg-Gruppe an der<br />

Gerwigstraße ihr Mobilitätszentrum<br />

um ein zweigeschossiges Gebäude<br />

und vergrößert damit ihr bestehendes<br />

Dienstleistungsangebot. Das geplante<br />

Kontorhaus der Firma Dreßler Bau, das<br />

auf dem Gelände des Großmarkts entstehen<br />

wird, vervollständigt schließlich<br />

die Bauaktivitäten im Osten der Stadt.<br />

KARLSRUHE ZIEHT WEITER<br />

UNTERNEHMEN AN<br />

Am südlichen Stadteingang Karlsruhes<br />

schreiten hinter dem Hauptbahnhof die<br />

Bauarbeiten für die beiden Bürogebäude,<br />

projektiert von der S.K.E.T GmbH,<br />

zügig voran. Diese bieten Raum für<br />

rund 2.200 Arbeitsplätze. Neben der<br />

DB AG wird das zur United Internet<br />

Gruppe gehörende Unternehmen<br />

1 & 1 IONOS SE Hauptmieter sein.<br />

Auch die weiteren Bauprojekte, geplant<br />

auf den östlich und westlich angrenzenden<br />

Grundstücken, sind bereits in der<br />

nächsten Umsetzungsphase.<br />

Im Osten wird ein weiteres Bürogebäude<br />

errichtet. Für das Westgrundstück<br />

wird der Architektenwettbewerb für<br />

ein Hochhaus vorbereitet, bei dem<br />

auch ein denkmalgeschütztes Gebäude<br />

einzubeziehen ist. Um das Gesamtareal<br />

Hauptbahnhof Süd künftig stärker<br />

zu beleben, wird eine Mischnutzung<br />

angestrebt.<br />

An der innenstadtnahen Ludwig-Erhard-Allee<br />

wächst derzeit die Weisenburger-Zentrale<br />

empor.<br />

Für Karlsruhe ein doppelter Gewinn:<br />

Mit dem Umzug verlagert Weisenburger,<br />

familiengeführtes Bauunternehmen<br />

und Projektentwickler aus<br />

Rastatt, seinen Hauptsitz nach Karlsruhe.<br />

Gleichzeitig wertet das Gebäude,<br />

das nach Entwürfen des japanischen<br />

Stararchitekten Tadao Ando errichtet<br />

wird, das architektonische Stadtbild auf.<br />

In der in unmittelbarer Nähe gelegenen<br />

Zimmerstraße entsteht ein Hotspot für<br />

Cyber-Security. Hier investiert Wibu-<br />

Systems in einen neuen Hauptsitz für<br />

seine 90 Mitarbeiter sowie das „House<br />

of IT-Security“, wo künftig Start-ups,<br />

Forschungseinrichtungen und Wirtschaft<br />

zusammen arbeiten sollen.<br />

BAUBOOM IM<br />

OSTEN DER STADT<br />

Im Technologiepark Karlsruhe (TPK)<br />

und damit in direkter Nachbarschaft<br />

zum KIT Campus Ost errichtet die<br />

Firma Vector, ein international aufgestellter<br />

Partner der Automobilindustrie<br />

und anderer Branchen, einen neuen<br />

Unternehmenssitz für mehr als 600<br />

Mitarbeiter und Studenten. >><br />

72 NR 63 <strong>2020</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL<br />

73


kvv.de/nextbike<br />

>> Ebenfalls auf dem TPK-<br />

Gelände werden im neuen LTC-Linder<br />

Technologie Campus ab Herbst <strong>2020</strong><br />

mehr als 300 kreative Köpfe ihre Arbeit<br />

aufnehmen.<br />

In der Karlsruher Oststadt, direkt<br />

an der Technologieachse Haid-und-<br />

Neu-Straße, realisiert die Hoepfner<br />

Bräu Verwaltungsgesellschaft auf dem<br />

Hoepfner-Areal das Projekt iWerkx, ein<br />

neues Zentrum für Industrie 4.0. Es soll<br />

Gründern sowie etablierten Unternehmen,<br />

die sich mit neuen Anwendungen<br />

und Verfahren rund um die vernetzte<br />

und intelligente Produktion beschäftigen,<br />

attraktive Räume bieten. Hier, wo<br />

sich künftig alles um die Entwicklung<br />

von Prototypen und Versuchsanlagen<br />

für die Kleinserienproduktion drehen<br />

wird, ist der richtige Platz für den von<br />

der Stadt Karlsruhe und dem Land<br />

Baden-Württemberg mit EU-Mitteln<br />

geförderten Inkubator Smart Production<br />

Park. Betrieben wird dieses neue<br />

Gründungszentrum vom CyberForum,<br />

der auf über 20 Jahre Erfahrung im<br />

Bereich Gründungsbetreuung zurückblicken<br />

kann. Zudem zeichnet der<br />

CyberForum verantwortlich für den<br />

landesweiten IT Accelerator und kann<br />

auf vielfältige Kompetenzen aus seinem<br />

bereits bestehenden Unternehmernetzwerk<br />

zugreifen.<br />

Und nicht zuletzt wurde und wird in<br />

den Karlsruher Höhenstadtteilen in<br />

Zukunftstechnologien investiert. Im<br />

verkehrsgünstig an der A8 gelegenen<br />

Gebiet Winterrot errichtete das<br />

Unternehmen Physik Instrumente<br />

(PI), ein führender Hersteller von<br />

Nanopositioniertechnik, ein neues<br />

Technologiezentrum, dessen Herzstück<br />

das Schulungszentrum bildet. Der<br />

Neubau bietet Platz für 200 Mitarbeiter,<br />

mittelfristig sollen bis zu 1.000<br />

Arbeitsplätze entstehen. Auch die international<br />

ausgerichtete CML Group,<br />

führend in den Bereichen<br />

Leiterplattenherstellung sowie Sourcing-Lösungen<br />

für die Automobilindustrie,<br />

baut hier ihre neue Firmenzentrale<br />

für rund 100 Mitarbeiter.<br />

INVESTITIONEN IN<br />

WISSENSCHAFT STÄRKEN<br />

ZUKUNFTSFÄHIGKEIT<br />

Auch am Karlsruher Institut für Technologie<br />

(KIT) herrscht rege Bautätigkeit<br />

in wichtigen Zukunftsbereichen. So<br />

entsteht derzeit als gemeinsames Projekt<br />

der Fraunhofer-Gesellschaft und<br />

des KIT am Campus Ost die Karlsruher<br />

Forschungsfabrik®. Dort sollen künftig<br />

neue, noch unreife Fertigungsprozesse<br />

schnell zur Serienreife kommen. Und<br />

dass die renommierten Karlsruher<br />

Hochschuleinrichtungen regelmäßig<br />

namhafte Partner anziehen, belegt<br />

der neue ZEISS Innovation Hub, der<br />

auf dem KIT Campus Nord fertiggestellt<br />

wurde. Neben der gemeinsamen<br />

Ausgründung Nanoscribe, welche<br />

Lösungen für den 3D-Druck in der<br />

Mikrofabrikation entwickelt, soll dieser<br />

neuen Start-ups und Studenten Raum<br />

für zukunftsweisende Projekte und berufliche<br />

Perspektiven bieten. Die Klaus-<br />

Tschira-Stiftung realisiert ebenfalls ein<br />

großes Projekt in Karlsruhe: Ab <strong>2020</strong><br />

entsteht auf dem KIT-Campus Süd<br />

unter anderem das „InformatiKOM“ als<br />

neuartiges Forum für Informatik und<br />

Wissenschaftskommunikation sowie für<br />

den Austausch zwischen Hochschule<br />

und Gesellschaft.<br />

GROSSES POTENZIAL<br />

FÜR DIE ZUKUNFT<br />

Der Blick von außen bestätigt die Zukunftsfähigkeit<br />

der Fächerstadt: Von 81<br />

untersuchten deutschen Großstädten<br />

belegt Karlsruhe beim City-Ranking<br />

2019 des Digitalverbands Bitkom Platz<br />

zwei gleich hinter Hamburg und punktet<br />

in den Bereichen Mobilität und Verwaltung.<br />

Das Zukunftsranking 2019 der<br />

WirtschaftsWoche sieht Karlsruhe –<br />

im Vergleich mit allen kreisfreien<br />

Foto raumkontakt<br />

Städten mit mehr als 100.000 Einwohnern<br />

– auf Platz acht unter den<br />

Top 10-Städten Deutschlands. Karlsruhe<br />

ist damit hervorragend gerüstet für<br />

die Zukunft und wird mit diesem<br />

Ausgangspotenzial seinen Platz in der<br />

digitalen und vernetzten Wirtschaft<br />

weiter festigen können.<br />

Eine wichtige Aufgabe der Stadt wird<br />

es dabei weiterhin sein, gemeinsam mit<br />

den Unternehmen räumliche Entwicklungspotenziale<br />

auszuschöpfen und<br />

kreative Ideen zu entwickeln, damit<br />

diese sich langfristig an den Standort<br />

Karlsruhe binden. Hierzu zählt auch die<br />

Förderung des Breitbandausbaus im<br />

Rheinhafen.<br />

Die Corona-Krise führt dazu, dass<br />

viele Aktivitäten und Initiativen mit<br />

angezogener Handbremse laufen, sie<br />

darf aber nicht zu einer Vollbremsung<br />

führen. Karlsruhe ist ein zukunftsfähiges<br />

Zentrum für Innovationen und<br />

muss alles dafür tun, damit dies auch<br />

in der Zukunft so bleibt.<br />


REGION<br />

WAS MACHT CORONA MIT UNS?<br />

Seit Mitte März hat die Corona-Krise das Land und die Region lahmgelegt. Abstandsregelungen,<br />

Mundschutz, geschlossene Geschäfte, Existenzängste der Unternehmer. Was macht Corona mit uns<br />

Menschen? Was passiert mit der Wirtschaft in der TechnologieRegion? Warum ist Unterhaltung so<br />

wichtig in schweren Zeiten? Der <strong>Wirtschaftsspiegel</strong> hat bei Experten nachgefragt:<br />

Foto Markus Kümmerle, Städtisches Klinikum Karlsruhe<br />

UWE SPETZGER,<br />

Medizinischer Geschäftsführer Städtisches Klinikum Karlsruhe<br />

„Bereits Ende Februar haben wir mit der entsprechenden<br />

Umstrukturierung unseres Klinikums begonnen und<br />

somit auf die außergewöhnliche Situation reagiert. Die<br />

Corona-Pandemie brachte bislang nicht die befürchtete<br />

Zahl an Sars-CoV-2 erkrankten Patienten ins Klinikum<br />

und die Intensiv- und Beatmungskapazitäten stießen<br />

daher nicht an ihre Grenzen.<br />

Bisher haben wir in den Krankenhäusern und Praxen in<br />

ganz Deutschland bewiesen, dass unser so häufig geschmähtes<br />

deutsches Gesundheitssystem europaweit –<br />

ja sogar weltweit – zu den besten gehört.<br />

Die wirtschaftliche Situation im Krankenhaus sieht durch<br />

die Krise bedingt jedoch düster aus. Zur Kompensation<br />

der Einnahmeausfälle durch Verschiebung oder Aussetzung<br />

planbarer Eingriffe wurde eine bundeseinheitliche<br />

tagesbezogene Ausgleichszahlung von 560 Euro für<br />

jedes zusätzliche freie Bett pro Tag auf Basis der Belegungssituation<br />

im Jahr 2019 eingeführt. In Einklang<br />

mit meinem Kollegen Markus Heming, kaufmännischer<br />

Geschäftsführer, halten wir diese Ausgleichszahlungen<br />

für nicht kostendeckend. Dazu kommt eine einmalige<br />

Bonuszahlung von 50.000 Euro pro geschaffenem<br />

Intensivbett, was nach unserer Einschätzung ebenfalls<br />

zu knapp bemessen ist. Auch der Zuschlag von 50 Euro<br />

pro Patienten für anfallende Mehrkosten ist definitiv<br />

zu gering, insbesondere aufgrund der derzeit massiv<br />

überhöhten Beschaffungskosten bei der persönlichen<br />

Schutzausrüstung.<br />

Solange die Gefahr<br />

eines erneuten<br />

Aufflammens der<br />

Corona-Pandemie<br />

nicht gebannt ist, haben<br />

die neugeschaffenen<br />

Strukturen zur Versorgung<br />

von COVID-19-Patienten in<br />

unserem Klinikum weiterhin Bestand. Auch wenn die<br />

strikte Trennung des laufenden Klinikbetriebs auf unserem<br />

Campus in ein COVID- und ein Non-COVID-<br />

Krankenhaus mit einem außerordentlich hohen<br />

Personal-, Ressourcen- und Logistikaufwand einhergeht,<br />

sind diese Sicherheitsvorkehrungen bis auf<br />

weiteres notwendig.<br />

Die Menschheit, die Bundesrepublik Deutschland und<br />

auch das Städtische Klinikum Karlsruhe werden in dieser<br />

Krise nicht untergehen. Die Situation macht deutlich,<br />

dass nur wenige Dinge wirklich lebenswichtig sind: eine<br />

funktionierende Grundversorgung und Gesundheit.<br />

Jede Krise bietet eine Chance für einen Neuanfang:<br />

Erzwungenermaßen sind wir plötzlich an vielen Stellen<br />

flexibler, schneller und innovativer geworden. Auch<br />

unsere Tätigkeit im Krankenhaus ist nun plötzlich ins<br />

Rampenlicht und in das Bewusstsein vieler Menschen<br />

gerückt. Ich bin überzeugt, dass diese Krise auch eine<br />

neue Wertschätzung für die Gesundheitsberufe<br />

bringen wird.“<br />

Foto Baden-Airpark GmbH<br />

Foto M-Five<br />

DR. WOLFGANG SCHADE,<br />

Zukunfts- und Mobilitätsforscher, Inhaber M-Five<br />

„Was macht Corona mit uns, das<br />

ist eine gute Frage. Die Auswirkungen<br />

werden massiv sein. So<br />

wird das Bruttoinlandsprodukt<br />

auch im Jahr 2021 um 6 bis 9<br />

Prozent niedriger liegen. Die<br />

Erwerbstätigkeit könnte ohne<br />

staatliche Stützung bis 2021 um<br />

8 bis 14 Prozent zurückgehen.<br />

Beispielsweise wird der Luftverkehr<br />

starke Einbußen hinnehmen<br />

müssen, während auf der<br />

anderen Seite der Einzelhandel<br />

eine Reduktion der Nachfrage<br />

erlebt, jedoch keinen kompletten<br />

Shutdown.<br />

Die Frage ist aber, ob der<br />

Wunsch nach der ‚alten‘ Normalität‘<br />

wirklich umgesetzt werden<br />

MANFRED JUNG, Geschäftsführer Baden-Airpark GmbH<br />

„Das Corona-Virus<br />

ist dauerhaft in<br />

der Gesellschaft<br />

angekommen.<br />

Wir müssen<br />

unser Verhalten,<br />

wie etwa<br />

die einfachsten<br />

Hygieneregeln,<br />

verändern und die<br />

Abläufe im Kaufhaus,<br />

am Bahnhof,<br />

im Museum und am<br />

Flughafen müssen dementsprechend<br />

angepasst werden. Eine Begrüßung ohne<br />

Handschlag und mit Abstand zum Gegenüber hat<br />

genauso viel Wertschätzung, wie wir diese früher<br />

mit einem Handschlag oder gar einer Umarmung<br />

ausgedrückt haben. In zwei bis drei Jahren wird<br />

das dann als ‚ganz normal‘ empfunden werden. Am<br />

Flughafen Karlsruhe / Baden-Baden (FKB) (Baden<br />

Airpark) sind wir darauf angewiesen, dass die<br />

kann. Ich bin mir sicher, dass<br />

es das ‚Zurück zum normalen<br />

Leben‘ von vor der Krise nicht<br />

geben wird! Weder im familiären<br />

Bereich noch im wirtschaftlichen.<br />

Denn vielleicht haben viele Eltern<br />

Gefallen daran gefunden, dass die<br />

Kinder zuhause sind und sie nun<br />

mehr Zeit miteinander verbringen,<br />

oder dass mehr Menschen<br />

nun gerne selbst kochen, weil die<br />

Restaurants geschlossen haben.<br />

Das System wird sich wandeln<br />

und auch wieder ein Stück weit<br />

erholen, aber nicht mehr auf<br />

dasselbe Niveau kommen, das wir<br />

bisher hatten. Die Verluste aus<br />

finanzieller Sicht wieder aufzuholen<br />

wird lange dauern.<br />

Grenzen in Europa wieder geöffnet werden<br />

und dass das Reisen dann auch Spaß macht.<br />

Heißt: Hotels, Gastronomie und kulturelle<br />

Einrichtungen sind wieder offen.<br />

Ich<br />

denke,<br />

dass<br />

gerade diese neuen gesellschaftlichen<br />

Strukturen auch<br />

überdauern werden und sich die<br />

Menschen wieder mehr auf ihr<br />

direktes Umfeld konzentrieren,<br />

mehr auf die Nachbarn und die<br />

nähere Familie achten.<br />

Corona ist auch eine Chance für<br />

die Gesellschaft, weil wir Dinge<br />

ändern müssen, beispielsweise<br />

muss mehr für den <strong>Klima</strong>schutz<br />

getan werden. Jetzt ist der richtige<br />

Zeitpunkt für Veränderung<br />

und der Druck ist da, kreativ<br />

Neues zu tun.“<br />

Uns ist es nicht wichtig, die verlorenen Einnahmen<br />

aufzuholen, das würde außerdem<br />

gar nicht gehen. Für uns ist es wichtig, mit<br />

unseren Partnern - Airlines, Reiseveranstaltern,<br />

Reisbüros, Mietwagenfirmen, Gastronomie<br />

- die Prozesse am Flughafen so zu<br />

verändern, dass der Fluggast das Produkt<br />

‚Fliegen‘ auch in Zukunft als sicher, gesund<br />

und erlebnisreich empfindet. Der Mensch<br />

ist ein soziales Wesen, will sich mit anderen<br />

treffen und Neues erleben. Sobald aus medizinischer<br />

Sicht das freie Reisen in Europa<br />

wieder möglich ist, wird der Tourismus und<br />

das Fliegen wieder Konjunktur haben, da bin<br />

ich sicher! Vorausgesetzt, der Fluggast hat<br />

Vertrauen in die Maßnahmen zur Absicherung<br />

seiner Gesundheit.“ >><br />

76 NR 63 <strong>2020</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL<br />

77


BERNHARD ZEPF, Inhaber Hotel-Restaurant Erbprinz, Ettlingen<br />

Foto Bodo Skudlawsk<br />

„In meinen Augen wurden bei den<br />

Maßnahmen der Regierung, die Totalschließungen<br />

der Hotels und Gastronomiebeitriebe,<br />

das Kind mit dem Bad<br />

ausgeschüttet. Dabei sind wir in unserer<br />

Branche bestens auf strenge Hygienestandards<br />

trainiert. Meine Kollegen und ich verstehen<br />

deshalb diese Totalschließung nicht.<br />

Unser Hotel- und Restaurantbetrieb ist 100 auf Null<br />

zurückgegangen. Die laufenden Kosten im Gegensatz<br />

können wir nicht unter 40 Prozent senken. Aber wir<br />

halten durch! Corona wird mit Sicherheit die Branche<br />

verändern. Jedoch will der Mensch reisen, aber er wird<br />

sich besinnen, auf welche Werte es ankommt. Er wird<br />

auch überlegen: Muss ich wirklich jedes Wochenende<br />

nach Mallorca fliegen, denn das ist schlecht für die<br />

Umwelt. Geschäftsreisen hingegen werden bestimmt<br />

auch bis ins Jahr 2021 nur in stark reduziertem Ausmaß<br />

durchgeführt. Vielleicht sind wir in zwei bis drei Jahren<br />

wieder da, wo wir vorher waren.<br />

Der Umgang mit Corona ist für mich eine vertane<br />

Chance, die Menschen mitzunehmen, ihnen die<br />

Verantwortung für die Eindämmung zuzumuten sowie<br />

den vielen Unternehmen Ziele aufzuzeigen, wohin wir<br />

gelangen müssen, um die Kreativität der Gesellschaft<br />

zu fordern und zu fördern. Anstatt dessen wurde mit<br />

einem Shutdown alles runtergefahren und in Unverhältnismäßigkeit<br />

gehandelt. Das enttäuscht mich. Unsere<br />

Freiheit und Kreativität wurden nicht zur Lösung<br />

des Problems verwendet, sondern wird auf Befehl vom<br />

Staat erstickt mit allen Folgen für die Gesellschaft,<br />

Demokratie, Kreativität, Freiheit und Wohlstand.“<br />

BERND GNANN, Geschäftsführer Kammertheater Karlsruhe &<br />

INGMAR OTTO, Intendant Kammertheater Karlsruhe<br />

Foto Sandra Beuck – Werbeagentur von Schickh<br />

Ingmar Otto: „Die Situation ist für alle<br />

Veranstalter, aber auch die Zuschauer,<br />

sehr traurig. Wir als Kammertheater,<br />

aber auch alle anderen Bühnen merken,<br />

wie wenig systemrelevant wir sind.<br />

Wir haben von der Politik keine Ansage,<br />

wie es weitergeht. Auch nach mehreren<br />

Wochen der Schließung sieht die<br />

Lage nicht rosiger aus. Wir haben zwar<br />

alle Aufführungen und Premieren auf<br />

den Herbst verschoben, jedoch bin ich<br />

mir nicht sicher, ob selbst das klappt.<br />

Dabei ist Ablenkung und Unterhaltung<br />

in diesen Tagen besonders wichtig. Die<br />

Corona-Krise bestärkt uns in unserem<br />

Tun. Das merkt man am Autokino: nur<br />

strahlende Gesichter.<br />

Das Theater und die Unterhaltungsbranche<br />

mag vielleicht nicht<br />

systemrelevant sein, aber wir sind<br />

glücksrelevant! Es ist nun unser Auftrag,<br />

von allen Häusern und Bühnen<br />

gleichermaßen, einen Raum zu schaffen,<br />

in dem wir entspannen können,<br />

denn schon der Einkauf im<br />

Supermarkt stresst uns.<br />

Das Theater in den digitalen Raum<br />

legen ist zwar machbar. Theater<br />

lebt aber von den Zuschauern, denn<br />

keine Aufführung ist wie die andere.<br />

Die Theaterlandschaft wird sich verändern,<br />

das ist sicher. Viele Unternehmen<br />

werden die Krise nicht überstehen. Ich<br />

wünsche daher allen Kultureinrichtungen,<br />

dass nach der Öffnung der<br />

Zuspruch schnell wieder da ist.“<br />

Bernd Gnann: „Wir müssen durchhalten!<br />

Je länger das Kammertheater<br />

geschlossen hat, desto länger dauert<br />

die ‚Aufholjagd‘ der entstandenen<br />

Verluste. Das Kammertheater Karlsruhe<br />

und das dazugehörige K2 sind<br />

Privattheater, wir finanzieren uns durch<br />

die Ticketverkäufe selbst, also liegt das<br />

Risiko auch während der Krise allein<br />

bei uns! Fördergelder haben wir keine<br />

erhalten. Wir werden wieder öffnen,<br />

wann auch immer das sein mag, das ist<br />

sicher. Trotz Corona-Krise und<br />

Shutdown habe ich keine Angst,<br />

sondern<br />

sehe die<br />

Lage als eine enorme Chance.<br />

Das sieht man nun an unserem<br />

Projekt Autokino.<br />

Damit nutzen wir die Lockerungen:<br />

Die Menschen sind isoliert und genießen<br />

trotzdem Unterhaltung am<br />

Abend. Ähnlich planen wir für das<br />

Kammertheater: Wenn von 250 Sitzplätzen<br />

nur 80 belegt werden können<br />

durch die Abstandsregelungen, ist das<br />

nicht wirtschaftlich. Daher arbeiten<br />

wir an einem Konzept, wie die Stücke<br />

von der Theaterbühne vor den Autos<br />

gespielt werden können. Das Tolle ist:<br />

Die Schauspieler gehen all diese<br />

Schritte mit. Auch nach Corona wird<br />

es das Autokino und das ‚Autotheater‘<br />

weiterhin geben.“<br />


„WIR MACHEN<br />

URBAN AIR<br />

MOBILITY REALITÄT“<br />

„DIE FRAGE NACH<br />

ACHTSAMKEIT RÜCKT<br />

IN DEN FOKUS“<br />

STEFAN KLOCKE<br />

Chairman Advisory Board Volocopter GmbH<br />

CHRISTOPH WERNER<br />

Vorsitzender der dm-Geschäftsführung<br />

Foto Volocopter GmbH<br />

Womit kann jeder beginnen, um nachhaltiger zu handeln?<br />

Wie bei so vielen Dingen im Leben halte ich „to lead by example“<br />

für das Beste: Mutig vorangehen, denn der erhobene<br />

Zeigefinger ist hier wenig effektiv. Als Unternehmer oder in der<br />

Politik, hat man natürlich größere Hebel.<br />

Was halten Sie für die größte <strong>Klima</strong>sünde?<br />

Die Diskussionskultur rund um das Thema ist so emotional<br />

geworden, dass Argumente nicht mehr nüchtern betrachtet<br />

werden und ein gemeinsamer Weg schwer gefunden werden kann.<br />

Diese Verhärtung führt dazu, dass es länger dauert, Lösungen zu<br />

finden. Dabei ist Zeit genau das, was uns aktuell fehlt.<br />

Was tun Sie für ein gutes Betriebsklima?<br />

Dadurch, dass wir so ein spannendes Projekt haben, ziehen wir<br />

talentierte und engagierte Leute aus der ganzen Welt an. Das<br />

Team hat große Lust darauf, eine nachhaltige Veränderung der<br />

Mobilität zu bewirken. Wir pflegen eine offene Kommunikation<br />

und flache Hierarchien, jeder kann sich einbringen und die<br />

Früchte seiner Arbeit direkt sehen.<br />

Welche (positiven) Eigenschaften eines Mitarbeiters sind<br />

wichtig für das Betriebsklima?<br />

Offenheit ist unglaublich wichtig: Offenheit, etwas Neues<br />

auszuprobieren und zu lernen, anderen Menschen und Themen<br />

gegenüber und auch mit der eigenen Meinung. So entsteht eine<br />

Kultur des gegenseitigen Respekts.<br />

Was macht ihren Job zum „schönsten Job der Welt“?<br />

Als Chairman des Advisory Boards bei Volocopter habe ich<br />

die Möglichkeit mitzugestalten, wie die Städte unserer Zukunft<br />

aussehen werden. Dabei haben wir ein Team aufgebaut, mit dem<br />

die Arbeit wirklich Spaß macht. Gemeinsam werden wir<br />

Urban Air Mobility zur Realität machen.<br />

Was darf für Sie in einer Zusammenarbeit auf keinen Fall fehlen?<br />

Besonders wichtig sind gegenseitiges Vertrauen und absolute<br />

Ehrlichkeit. Nur durch einen offenen und aktiven Austausch ist<br />

es möglich, die Ziele zu erreichen. Der Spaß darf bei der Arbeit<br />

natürlich auch nicht zu kurz kommen, schließlich verbringen wir<br />

hier viel Zeit miteinander.<br />

Was würden Sie noch von dem anderen lernen wollen oder<br />

würden Sie mit dem anderen gerne einmal tauschen?<br />

Es fasziniert mich immer wieder, wie geschickt der Mythos dm als<br />

„Frauenparadies“ aufgebaut wurde. Ein Drogeriemarkt, in dem<br />

das ganze Einkaufserlebnis stimmt, ist sehr erfolgreiche Markenbildung.<br />

Hier können wir bei Volocopter viel lernen auf dem Weg,<br />

zur erfolgreichen globalen Marke.<br />

Womit kann jeder beginnen, um nachhaltiger zu handeln?<br />

Da wir als Menschen immer einen Fußabdruck hinterlassen,<br />

sollten wir uns fragen, ob wir diese Abdrücke auch wirklich<br />

verantworten wollen. Denn durch diese Perspektive nehmen wir<br />

die Folgen unserer Handlungen in den Blick und beschäftigen<br />

uns mit der Zukunft.<br />

Wie wirkt sich das Thema <strong>Klima</strong> schon jetzt<br />

oder auch künftig auf die Arbeitswelt aus?<br />

Durch das Thema <strong>Klima</strong> beschäftigen wir uns in der Arbeitswelt<br />

mehr mit den Fragestellungen von Achtsamkeit und Angemessenheit.<br />

Dies wird zu höherer Qualität von Produkten und Dienstleistungen<br />

führen.<br />

Was tun Sie für ein gutes Betriebsklima?<br />

Wir bemühen uns immer wieder auch die Frage nach dem<br />

‚Warum?‘ zu stellen und nicht nur über das ‚Wie?‘ und das ‚Was?‘<br />

zu sprechen. Durch die Beschäftigung mit dem ‚Warum?‘ richtet<br />

sich der Blick auf den Sinn. Und am Sinn entzündet sich die<br />

intrinsische Motivation. Dies wirkt sich positiv auf das Betriebsklima<br />

aus.<br />

Welche (positiven) Eigenschaften eines<br />

Mitarbeiters sind wichtig für das Betriebsklima?<br />

Eine Haltung der ‚konstruktiven Unzufriedenheit‘! Denn durch<br />

die Haltung der ‚Unzufriedenheit‘ mit den herrschenden Verhältnissen<br />

bleiben wir lernwillig. Und durch das ‚Konstruktive‘<br />

kommen wir in die Gestaltung, die uns davor bewahrt, als Opfer<br />

in einen Klagechor einzustimmen und die Hände sinken zu lassen.<br />

Was wollten Sie als Kind (beruflich gesehen) immer werden?<br />

Pilot. Die Vorstellung einer grenzenlosen Freiheit über den<br />

Wolken faszinierte mich.<br />

Wer hat Sie in Ihrem Leben inspiriert bzw. motiviert?<br />

Neben meinem Vater waren es Bücher von Reinhard K. Sprenger<br />

über Motivation und Selbstverantwortung, die Schriften von<br />

Viktor Frankl zu Fragen des Lebenssinnes und die Biografie von<br />

Abraham Lincoln zur Frage von Lebenszielen.<br />

Was würden Sie noch von dem anderen lernen wollen oder<br />

würden Sie mit dem anderen gerne einmal tauschen?<br />

Lernen kann ich sicherlich von Herrn Klockes Fähigkeit<br />

eine Technologie neu zu denken und zu konfigurieren, indem<br />

konsequent vom Kundennutzen her gedacht wird. Dies ist eine<br />

Kompetenz, die Zukunftsfähigkeit ermöglicht.<br />

Foto ARTIS – Uli Deck


REGION<br />

START-UP-ÖKOSYSTEM FÜR GESUNDES WACHSTUM:<br />

GRÜNDERSTADT KARLSRUHE<br />

Die Fächerstadt hat ein Herz für junge Unternehmen:<br />

Acceleratoren und Inkubatoren unterstützen Gründungswillige<br />

beim Schritt ins Unternehmertum.<br />

Mit dem Privilegienbrief zur Stadtgründung<br />

wurde das Thema Gründung<br />

quasi in die städtische DNA eingeschrieben.<br />

Heute ist die Fächerstadt<br />

geprägt von einer mittelständischen<br />

Wirtschaftsstruktur: Von den 15.085<br />

in Karlsruhe ansässigen Betrieben<br />

haben 99,4 Prozent weniger als 250<br />

Beschäftigte. Auf der Suche nach<br />

Partnern oder Mentoren haben es<br />

Gründer daher oft mit klein- und<br />

mittelständischen Unternehmen zu<br />

tun, die den besonderen Gründerspirit<br />

gut verstehen.<br />

KARLSRUHER PRINZIP DER<br />

KURZEN WEGE<br />

Bei genauer Betrachtung zeigt die<br />

hiesige Wirtschaft eine Fokussierung<br />

auf die Kompetenzschwerpunkte<br />

Informations- und Kommunikationstechnologie,<br />

Energie, Automotive,<br />

Künstliche Intelligenz (KI) sowie Kultur-<br />

und Kreativwirtschaft. Dieser Mix<br />

ist alles andere als beliebig. Karlsruhe<br />

hat durch gezielte Netzwerkarbeit<br />

die Stärken des Standorts herausgearbeitet<br />

und weiter gefestigt. Dabei<br />

entwickelte sich auch ein System<br />

der kurzen Wege, das als Karlsruher<br />

Prinzip bekannt ist. Dazu gehören die<br />

enge Verzahnung zwischen Wirtschaft,<br />

Wissenschaft und Politik, unbürokratische<br />

Unterstützung sowie aktive<br />

Netzwerke in den Kompetenzfeldern<br />

wie der CyberForum e. V. (IT), das<br />

AEN (Mobilität und Engineering), das<br />

K3 (Kultur- und Kreativwirtschaft)<br />

sowie das EnergieForum Karlsruhe und<br />

fokus.energie e. V. (Energie).<br />

GRÜNDERALLIANZ KARLS-<br />

RUHE – DAS KARLSRUHER<br />

PARTNERNETZWERK FÜR<br />

GRÜNDUNGEN<br />

Die 26 Forschungs- und Entwicklungseinrichtungen<br />

und 41.200 Studierenden<br />

in der Fächerstadt bilden<br />

den Nährboden für Wissen und Ideen.<br />

Unsere Hochschulen und Forschungseinrichtungen<br />

sind Innovationszentren,<br />

hier entstehen neue Produktideen,<br />

aus denen im besten Fall erfolgreiche<br />

Ausgründungen hervorgehen.<br />

Gründern steht in Karlsruhe ein<br />

breites Unterstützungsangebot zur<br />

Verfügung: von der Begleitung der<br />

ersten Idee bis zur Festigung des<br />

Unternehmens. Geballte Beratungskompetenz<br />

rund um Gründung<br />

und Finanzierung bietet die von der<br />

Wirtschaftsförderung Karlsruhe<br />

koordinierte Gründerallianz, in der sich<br />

rund 20 Partner aus Karlsruhe und der<br />

Region zusammengeschlossen haben.<br />

Zu diesem Angebot gehört auch, die<br />

Gründer schnell und umfassend über<br />

Hilfsangebote rund um Corona zu<br />

informieren.<br />

RÄUME FÜR NEUE IDEEN<br />

Hinzu kommen die sogenannten<br />

Acceleratoren, die Start-ups innerhalb<br />

eines festgelegten Zeitraums durch intensives<br />

Coaching unterstützen. Gute<br />

Beispiele hierfür sind das 2013 eröffnete<br />

CyberLab des CyberForum e. V.<br />

für Gründungen im IT- und Hightech-<br />

Bereich oder der Energie-Accelerator<br />

AXEL von fokus.energie.<br />

Im Aufbau befindet sich der Smart<br />

Production Park, wo Gründungen an<br />

der Schnittstelle zwischen Hightech-<br />

Produktion und Digitalisierung aktiv<br />

begleitet und die Verzahnung von IT<br />

und Produktion vorangetrieben werden<br />

soll. Bis zu 20 Start-ups können<br />

zunächst in einer Accelerator-Umgebung<br />

ihre Startphase durchlaufen.<br />

Allgemeiner und mittelfristig tätig<br />

sind sogenannte Inkubatoren, auch<br />

Gründerzentren genannt. Sie bieten<br />

Räume, Infrastruktur, Netzwerke und<br />

Foto Stadt Karlsruhe – Monika Müller-Gmelin<br />

1<br />

1 Im Kreativ-Gründungszentrum Perfekt Futur (vorne) finden junge Unternehmen beste Startmöglichkeiten.<br />

Das benachbarte FUX (r. hinten) bietet Raum für Unternehmen auf Wachstumskurs.<br />

2 Die mit neuester Technik ausgestatteten Veranstaltungsräume im FUX können für Seminare<br />

und Workshops gebucht werden.<br />

begleiten ein Start-up idealerweise<br />

auf seinem gesamten Weg. Inklusive<br />

Acceleratoren gibt es in Karlsruhe<br />

neun Gründungszentren mit einer<br />

Gesamtfläche von rund 33.000<br />

Quadratmeter. Dort sind derzeit<br />

rund 260 Unternehmen eingemietet.<br />

Dass Karlsruhe Best Practice bietet,<br />

die zum Nachahmen einlädt, zeigt<br />

sich am Beispiel der Kultur- und<br />

Kreativwirtschaft im Kreativpark<br />

Alter Schlachthof. Hier werden<br />

Gründungen vom K3 Kultur- und<br />

Kreativwirtschaftsbüro Karlsruhe<br />

begleitet, das neben Räumlichkeiten<br />

– wie etwa im Gründungszentrum<br />

Perfekt Futur – ein breites Beratungs-<br />

und Veranstaltungsangebot bietet.<br />

Dieses Gesamtkonzept wurde im<br />

November 2019 beim Award<br />

„Innovative Wirtschaftsförderung“<br />

ausgezeichnet und belegte unter<br />

den 85 eingereichten Beiträgen den<br />

zweiten Platz in der Kategorie der<br />

Städte ab 100.000 Einwohnern.<br />

Weitere Entwicklungsperspektiven<br />

in der Fächerstadt für Unternehmen<br />

auf Wachstumskurs bietet das Anfang<br />

2019 in direkter Nachbarschaft zum<br />

Perfekt Futur eröffnete Festigungsund<br />

Expansionszentrum (FUX).<br />

Neben einem maßgeschneiderten<br />

Beratungsangebot bietet Karlsruhe<br />

damit auch spannende Orte, an denen<br />

Start-ups weiterwachsen können.<br />

Foto Sandra Jacques<br />

2<br />

MICHAEL KAISER,<br />

Direktor der Wirtschaftsförderung Karlsruhe<br />

www.karlsruhe.de\wirtschaft<br />

82 NR 63 <strong>2020</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL<br />

83


UND ERNEUT –<br />

BADENS BESTE BANK.<br />

Seit 2015 prüft das Deutsche Institut für Bankentests<br />

in Kooperation mit der Zeitschrift „DIE WELT“<br />

die Qualität der Bankberatung von knapp 1.500<br />

Foto Philip Nürnberger<br />

deutschen Geldhäusern. Aus diesen Untersuchungen<br />

gehen die besten Banken Deutschlands hervor – ganz<br />

vorne dabei: die Sparkasse Karlsruhe. Sie belegte in<br />

diesem Jahr erneut Platz 1 in Baden-Württemberg bei<br />

der Beratung von Privatkunden und sogar bundesweit<br />

Platz 1 bei der Beratung zur Baufinanzierung.<br />

Die Beratung der Sparkasse Karlsruhe<br />

ist auf Top-Niveau – in der Region<br />

und in ganz Deutschland. Mit Stolz<br />

und Freude nahm Vorstandsmitglied<br />

Lutz Boden im Namen der Sparkasse<br />

Karlsruhe die einzigartige Sonderauszeichnung<br />

entgegen.<br />

„Ich freue mich sehr über diese besondere<br />

Auszeichnung für unser Haus,<br />

die mir und all meinen Mitarbeitern,<br />

Kollegen und Partnern zeigt, dass wir<br />

für unsere Kunden richtig handeln.<br />

Die Auszeichnung gebührt unseren<br />

Teams in den Filialen, die ihren<br />

Kunden persönlich mit Rat und Tat in<br />

allen Lebenslagen zur Seite stehen“,<br />

lobt Boden. „Zudem ist ein solcher<br />

Qualitätspreis von renommierter<br />

und unabhängiger Stelle ein Zeichen<br />

für uns, kompetent und zukunftsorientiert<br />

aufgestellt zu sein – mit der<br />

richtigen Strategie für die Sparkasse<br />

Karlsruhe, für all unsere Mitarbeiter<br />

und vor allem unsere Kunden, die<br />

uns vertrauen und die auf uns auch<br />

zukünftig vertrauen dürfen.“<br />

Die Sparkasse Karlsruhe belegt beim<br />

bundesweiten Qualitäts-Bankentest<br />

nicht nur Platz 1 in Baden-Württemberg,<br />

sondern auch Platz 3 in<br />

Deutschland bei der Beratung von<br />

Privatkunden. Bei der Beratung zur<br />

Vorstandsmitglied der Sparkasse Karlsruhe, Lutz Boden,<br />

mit dem Qualitätspreis „Beste Bank in Baden-Württemberg“.<br />

Baufinanzierung erreicht sie neben<br />

Platz 1 in Baden-Württemberg sogar<br />

noch Platz 1 in Deutschland und das<br />

zum dritten Mal in Folge. Zudem belegte<br />

sie Platz 2 bei der Beratung von<br />

vermögenden Privatkunden (Private<br />

Banking) in Baden-Württemberg und<br />

Platz 3 bei der Beratung von Firmenkunden<br />

in Baden-Württemberg.<br />

Als regionales Kreditinstitut ist die<br />

Sparkasse Karlsruhe mächtig stolz auf<br />

diese herausragenden Ergebnisse. Die<br />

Siegesserie bei anonymen Qualitätstests<br />

hält bereits seit mehreren Jahren<br />

an und beweist die dauerhaft hohe,<br />

verlässliche Qualität des Hauses.<br />

Und erneut –<br />

Badens beste Bank.<br />

Die „Beste Bank“ in Karlsruhe, der Region und im Ländle.<br />

#BesteBankInBaWü<br />

www.sparkasse-karlsruhe.de<br />

84 NR 63 <strong>2020</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL


REGION<br />

1<br />

iWerkx – EIN AGILES BAUWERK FÜR INDUSTRIE 4.0<br />

NOCH MEHR<br />

GRÜNDERGEIST<br />

Ein großes Gebäude in S-Form, mit einer sorgfältig gegliederten Fassade im rotbraunen<br />

Sandsteinton der benachbarten Burg, das sich zu zwei Plätzen hin öffnet – nicht nur der<br />

Name iWerkx ist ungewöhnlich an diesem Projekt.<br />

86<br />

NR 63 <strong>2020</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL<br />

Entwurf und Visualisierung archis Architekten + Ingenieure GmbH, Karlsruhe<br />

Landläufig stehen Immobilien für<br />

Standfestigkeit, Stabilität und Überstehen<br />

des Wandels. Hier aber soll Wandel<br />

gestaltet werden. Dafür braucht man<br />

eine agile Immobilie. Diese ist so<br />

konzipiert, dass sie sich den Anforderungen<br />

junger Hightech-Unternehmen<br />

anpassen kann.<br />

Die Zuschnitte der Mieteinheiten sind<br />

gestaltbar, die Flächengröße kann<br />

angepasst werden, damit eignen sich<br />

die Räume für verschiedenste Arbeiten.<br />

Auch können in Zusammenarbeit mit<br />

den Mietern die Räume schnell umgerüstet<br />

oder von den Mietern selbst<br />

ausgebaut werden. Die Gebäudetiefe<br />

von 16 Metern lässt eine besonders<br />

1 Hier werden in Zukunft junge<br />

Unternehmen ihr Zuhause finden.<br />

2 Früher Versandhalle,<br />

morgen Gründerzentrum.<br />

3 Vorbereitungen für den Neubau:<br />

Das Ausheben der Baugrube.<br />

praktische Einrichtung der Räume zu,<br />

so dass der Anteil der Verkehrsflächen<br />

gering bleibt und viel Platz für Büros,<br />

Besprechungsräume, Werkstätten und<br />

Labors entsteht.<br />

WETTBEWERBSVORSPRUNG<br />

Es sind Büroeinheiten in vielen Größen,<br />

von 300 bis 3.000 Quadratmeter pro<br />

Einheit, möglich. Unterstützend für<br />

größtmögliche Flexibilität vertragen die<br />

Räume große Bodenbelastungen - und<br />

es herrscht Gründergeist!<br />

Für junge und innovative Firmen<br />

wurden diese Räume konzipiert, aber<br />

wer denkt, es handle sich um „Bastler-<br />

Labore“, der liegt ganz<br />

falsch. Im Gegenteil, weil<br />

2 hier hochwertige Entwicklungs-<br />

und Konstruktionsarbeit<br />

ausgeführt werden<br />

soll, bietet iWerkx seinen<br />

Mietern den zeitgemäßen<br />

Komfort, der Höchstleistungen<br />

ermöglicht. Erklärtes<br />

Ziel ist es, dass die dort<br />

ansässigen Firmen einen<br />

Wettbewerbsvorsprung<br />

beim „War for Talents“, also<br />

dem Kampf um Nachwuchstalente,<br />

haben sollen.<br />

3<br />

Fotos 2+3 Ras Rotter<br />

Das liegt nicht nur daran,<br />

dass sich hier Firmen<br />

mit innovativen Ideen an<br />

einer Stelle konzentrieren.<br />

Eine Rolle spielt auch das<br />

kooperative <strong>Klima</strong>, das im<br />

Haus herrscht und durch<br />

Kommunikationsräume,<br />

Veranstaltungen und einer<br />

agilen Architektur gefördert<br />

wird. Wichtig ist die<br />

ideale Lage in der quirligen<br />

Karlsruher Oststadt. Die<br />

ermöglicht einerseits eine<br />

gute Kommunikation mit<br />

den Forschungseinrichtungen<br />

von KIT, Hochschule,<br />

Fraunhofer und FZI - und<br />

andererseits mit den<br />

Zukunftslabors des CyberForum e.V.<br />

und potenziellen Kunden.<br />

NETZWERK AUFBAUEN<br />

LEICHT GEMACHT<br />

Netzwerken kann man auf dem<br />

Hoepfner-Areal ganz „easy“! Hier<br />

finden die Interessenten nicht nur<br />

Räumlichkeiten, sondern auch Betreuung<br />

durch Coaching, Fortbildung und<br />

Mentoring sowie die Chance zu einer<br />

zielgerichteten Vernetzung. Die spezialisierten<br />

Unternehmen profitieren dabei<br />

von einem deutlichen Kostenvorteil und<br />

Flexibilitätsgewinn.<br />

ENERGIEEFFIZIENT<br />

IN ALLEN BEREICHEN<br />

Durch die hauseigene Stromversorgung,<br />

hochwertige Isolierung der<br />

Außenwände und die Ausstattung der<br />

Fenster mit außenliegenden Schattenspendern<br />

sind günstige Energiekosten<br />

für dieses auch architektonisch<br />

außergewöhnliche Gebäude zu erwarten.<br />

Benutzerfreundliche <strong>Klima</strong>segel<br />

sorgen darüber hinaus dafür, dass die<br />

Temperatur stets im grünen Bereich<br />

bleibt und verhelfen mit ihren zusätzlichen<br />

Akustikfunktionen den Arbeitenden<br />

zu einem geräusch- und damit<br />

stressarmen Alltag. In Verbindung mit<br />

der hochwertigen Isolation der Außenwände<br />

erlauben die <strong>Klima</strong>segel bei einer<br />

Raumhöhe von mindestens 3 Metern<br />

Heizung und Kühlung ohne störende<br />

Zugluft. Nicht nur die Tiefgarage ist mit<br />

einer leistungsstarken Stromversorgung<br />

ausgestattet, denn neben Ladestationen<br />

für Elektrofahrzeuge werden hier<br />

auch Maschinen zum Bau von Prototypen<br />

und leistungsfähige Rechnerstrukturen<br />

installiert.<br />

Bei Redaktionsschluss wurde die<br />

Baugrube gerade ausgehoben und das<br />

Objekt war schon knapp zur Hälfte<br />

vermietet. Wer die Performance seiner<br />

Firma durch diese innovative Umgebung<br />

fördern will, wird sich bald melden<br />

müssen. Die Vermietung ist am Laufen.<br />

HOEPFNER BRÄU<br />

www.hoepfner-braeu.de/iwerkx<br />

87


REGION<br />

KARLSRUHE IST „ORT<br />

Foto raumkontakt<br />

DER MÖGLICHKEITEN“<br />

FÜR WIRTSCHAFT UND WISSENSCHAFT<br />

Karlsruhe ist das Technologiezentrum am Oberrhein und zugleich ein starker Messe-, Kongress- und<br />

Tourismusstandort. Mit dem IQ-Korridorthema „Wirtschafts- und Wissenschaftsstadt“ werden über<br />

ausgewählte Leitprojekte und eine effiziente Verzahnung von Politik, Verwaltung, Verbänden, Wirtschaft<br />

und Wissenschaft diese Stärken gezielt gefördert. Ein Interview mit Erster Bürgermeisterin<br />

Gabriele Luczak-Schwarz, verantwortlich für die „Wirtschafts- und Wissenschaftsstadt“.<br />

Welche Zielrichtung verfolgt<br />

das Korridorthema „Wirtschaftsund<br />

Wissenschaftsstadt“?<br />

Karlsruhe soll als innovativer und<br />

attraktiver Standort mit hoher<br />

Lebensqualität, der zugleich neue<br />

Entwicklungen in Wirtschaft und<br />

Wissenschaft aktiv fördert, gestärkt<br />

werden. Um dieses Strategieziel mit<br />

Leben zu füllen, wurden fünf Leitprojekte<br />

entwickelt.<br />

Diese Leitprojekte sind für die<br />

Zukunftsfähigkeit des Standorts<br />

Karlsruhe von zentraler Bedeutung.<br />

Es handelt sich hierbei um das Entwicklungsquartier<br />

Hauptbahnhof<br />

Süd, die Initiative karlsruhe.digital,<br />

das Thema Innenentwicklung und<br />

Flächen, den Ausbau des Kongressstandorts<br />

Karlsruhe sowie das Aktionsprogramm<br />

Handwerk.<br />

Was ist der wesentliche<br />

Inhalt dieser Leitprojekte?<br />

Auf den verkehrlich optimal erreichbaren<br />

Flächen im Bereich Hauptbahnhof<br />

Süd soll ein gesunder Nutzungsmix<br />

entstehen. Die ersten beiden Bürokomplexe<br />

werden bereits im Spätjahr<br />

<strong>2020</strong> bezugsfertig sein und attraktive<br />

Flächen für Unternehmen, insbesondere<br />

aus dem Dienstleistungs-, Finanzund<br />

Forschungssektor bieten. Des<br />

Weiteren soll ein modernes Fernbusterminal<br />

entstehen und für die Verwertung<br />

weiterer Flächen werden aktuell<br />

Konzepte entwickelt.<br />

Mit der Initiative karlsruhe.digital, in<br />

der sich Experten aus Verwaltung,<br />

Wirtschaft, Wissenschaft, Kultur und<br />

Gesellschaft engagieren, soll die digitale<br />

Zukunft der Fächerstadt aktiv gestaltet<br />

werden. Ziel ist es, Karlsruhe zum<br />

Motor der Digitalisierung zu machen.<br />

Das Thema Innenentwicklung und<br />

Flächen hat mindergenutzte Flächen<br />

für Wohnbau und Gewerbe im Blick.<br />

Die Entwicklung von Perspektiven<br />

und innovativen Konzepten für solche<br />

Flächen ist ein wesentlicher Baustein,<br />

um Karlsruhe nachhaltig und zukunftsfähig<br />

aufzustellen.<br />

Beim Ausbau des Kongressstandorts<br />

steht derzeit die Modernisierung<br />

der Stadthalle im Fokus, denn diese<br />

bildet die Basis für die Positionierung<br />

Karlsruhes als führenden Kongress- und<br />

Veranstaltungsstandort.<br />

Mit dem Aktionsprogramm Handwerk<br />

sollen optimale Rahmenbedingungen<br />

für ein starkes und leistungsfähiges<br />

Handwerk geschaffen werden. Hierzu<br />

zählen neben einer zuverlässigen<br />

Versorgung der Bevölkerung mit<br />

handwerklichen Dienstleistungen auch<br />

die Fachkräftesicherung, Nachwuchsförderung<br />

und Qualifizierung.<br />

Welche konkreten Erfolge haben Sie<br />

im Themenkorridor zu verzeichnen?<br />

In allen Leitprojekten wird bereichsund<br />

fachübergreifend, losgelöst von der<br />

bisherigen Hierarchie gearbeitet. Externe<br />

Akteure und Stakeholder werden<br />

eng in die Projektarbeit eingebunden.<br />

Durch die agile und interdisziplinäre<br />

Quervernetzung ist es gelungen, Ziele<br />

klarer zu formulieren und komplexe<br />

Aufgabenstellungen effizient zu lösen.<br />

Hierdurch konnten Meilensteine wie<br />

die zügige Entwicklung der Teilprojekte<br />

im Entwicklungsquartier Hauptbahnhof<br />

Süd, die Etablierung einer festen<br />

Organisationsstruktur bei karlsruhe.<br />

digital, die Durchführung der ersten<br />

Bunten Nacht der Digitalisierung, der<br />

Abschluss des Modellprojekts<br />

REGEKO im Gewerbegebiet Grünwinkel<br />

oder die Durchführung der<br />

craft.ROADSHOWS an Schulen zur<br />

Nachwuchsgewinnung im Handwerk<br />

umgesetzt werden.<br />

Stichwort „Ort der Möglichkeiten“:<br />

Was versprechen Sie sich von diesem<br />

Konzept?<br />

Von Anfang an sollte auch die Kommunikation<br />

im Themenkorridor verstärkt<br />

werden. Karlsruhe soll als Wirtschaftsund<br />

Wissenschaftsstadt mit großer<br />

Strahlkraft, mit unterschiedlichen<br />

Standortperspektiven und Potenzialen<br />

besser wahrgenommen werden. Genau<br />

hierzu wurde das neue Signet „Ort<br />

der Möglichkeiten“ entwickelt. Seit<br />

Herbst 2019 rückt dieses Signet bereits<br />

vorhandene und neue Zukunftsprojekte<br />

der Wirtschafts- und Wissenschaftsstadt<br />

Karlsruhe in den Blickpunkt und<br />

macht transparent, welche kleinen und<br />

großen Projekte die Stadt Karlsruhe<br />

zukunftsfähig und besonders lebenswert<br />

machen. Die Kommunikationskampagne<br />

will Leitprojekte genauso<br />

sichtbar machen wie „Leuchttürme“<br />

und „Hidden Champions“.<br />

Zum Abschluss noch ein Blick in<br />

die Zukunft des Themenkorridors:<br />

Was können Sie hierzu sagen?<br />

Die Leitprojekte im Themenkorridor<br />

Wirtschafts- und Wissenschaftsstadt<br />

waren von Anfang an auf die Dauer<br />

von mindestens vier Jahren angelegt.<br />

An den Themen wird deshalb kontinuierlich<br />

und quervernetzt weitergearbeitet<br />

werden. Damit soll Karlsruhes<br />

Position als führender Standort im<br />

Herzen Europas weiter ausgebaut und<br />

gefestigt werden. Karlsruhe ist eine<br />

weltoffene, innovative und internationale<br />

Stadt mit hoher Lebensqualität<br />

und damit ein attraktiver Ort<br />

der Möglichkeiten.<br />

Das Interview führte<br />

MARKUS POMMERENING<br />

IQ steht für innovativ und<br />

quervernetzt, die neue und agile<br />

Arbeitsweise der Stadt Karlsruhe.<br />

Mehr zu aktuellen Zukunftsprojekten<br />

und Veranstaltungsformaten<br />

unter dem Dach „Ort der<br />

Möglichkeiten“ im Beitrag „Motor<br />

für Innovation und Digitalisierung“,<br />

Seiten 38-39, sowie im<br />

Beitrag zum Aktionsprogramm<br />

Handwerk, Seiten 94-95.<br />

Mehr unter www.odm-ka.de<br />

88 NR 63 <strong>2020</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL<br />

89


REGION<br />

VON OBERDERDINGEN<br />

Fotos privat<br />

IN DIE WELT<br />

VIER JUNGE MENSCHEN ZOGEN AUS, UM ERFAHRUNGEN ZU SAMMELN<br />

Das Thema Ausbildung steht bei den<br />

Unternehmen der BLANC & FISCHER<br />

Familienholding stark im Fokus:<br />

Gerade in Zeiten des Fachkräftemangels<br />

ist es besonders wichtig, die<br />

Ausbildungsaktivitäten attraktiv zu<br />

gestalten und mehr zu bieten. Das<br />

macht die Unternehmensgruppe mit<br />

Stammsitz in Oberderdingen in der<br />

eigenen Ausbildungsakademie. Dabei<br />

haben die deutschen Standorte von<br />

vier Teilkonzernen ihre Ausbildungsprogramme<br />

zusammengeführt – um<br />

so die Qualität der Ausbildung noch<br />

besser zu machen.<br />

Bei BLANC & FISCHER sind die Auszubildenden<br />

und Studenten zwar bei einer<br />

der Firmen angestellt, können aber unternehmensübergreifend<br />

einige Wochen bei<br />

einer anderen Firma verbringen, um neue<br />

Erfahrungen zu sammeln – auch an einem<br />

der Standorte im Ausland, von Kanada<br />

bis China, von Amerika bis Brasilien. Seit<br />

2018 gibt es die BLANC & FISCHER<br />

Ausbildungsakademie, ein guter Anlass<br />

im Kraichgau nachzufragen, wie das bei<br />

den Mitarbeitern ankommt. Und wer wäre<br />

besser geeignet als die, die es betrifft –<br />

die Studenten und Auszubildenden der<br />

Unternehmensgruppe?<br />

Verena Schulz: How was Canada, eh?<br />

An welchem Standort waren Sie und warum?<br />

Ich war in der Abteilung Technical Department im<br />

BLANCO Produktionswerk für SILGRANIT-Spülen<br />

in Toronto, Kanada. Hier wollte ich sprachliche, interkulturelle<br />

Erfahrungen sammeln. Für Kanada habe ich<br />

mich entschieden, weil ich mit diesen Produkten, die<br />

hier produziert werden, sehr vertraut bin.<br />

Konnten Sie sich direkt am ersten<br />

Arbeitstag einbringen und mitarbeiten?<br />

Ja, das war ohne Probleme möglich, denn ich<br />

habe meine eigenen Teilprojekte in der Abteilung<br />

zugewiesen bekommen.<br />

Wo lagen die Herausforderungen für Sie im Ausland?<br />

Das ist schnell beantwortet: Die Einarbeitung in die<br />

kanadischen Gesundheits- und Sicherheitsvorschriften<br />

für die Bearbeitung eines Projektes, denn das<br />

Regelwerk umfasst mehr als 1.000 Seiten! (lacht)<br />

Was hat Sie am meisten beeindruckt?<br />

Vor allem die kulturelle Vielfalt in der Stadt hat mich<br />

begeistert, außerdem die Aufgeschlossenheit und<br />

Freundlichkeit, mit der die Menschen hier aufeinander<br />

zugehen!<br />

Duale Studentin Wirtschaftsingenieurwesen bei BLANCO, 3. Studienjahr<br />

Ni hao aus China – Alexander Matthias<br />

An welchem Standort waren Sie und warum?<br />

Ich war in China bei E.G.O., in Taicang, etwa<br />

50 km von Shanghai entfernt. Ich habe mich<br />

für den Standort entschieden, weil ich ein<br />

vollkommen unbekanntes Land und seine<br />

Kultur kennenlernen wollte.<br />

Im chinesischen Büro wurde ich im Bereich<br />

Innovation, Forschung und Entwicklung<br />

eingesetzt.<br />

Wo lagen die Herausforderungen für Sie?<br />

Oh, die gab es von Beginn an: Im Büro<br />

kam ich ja noch mit Englisch durch, aber<br />

außerhalb der Firma war das ein Problem:<br />

Ich konnte nichts mehr lesen, mit niemandem<br />

sprechen. Nur mit Hilfe einer Übersetzer-App<br />

auf dem Handy kam ich zurecht.<br />

Bei so mancher Essensbestellung gab es<br />

die ein oder andere Überraschung. (lacht)<br />

Was haben Sie nach Feierabend<br />

und an den Wochenenden erlebt?<br />

Ich habe oft die Umgebung rund um mein<br />

Hotel erkundet. Von meinen Kollegen wurde<br />

ich ab und an auch zum Dinner eingeladen<br />

oder wir waren gemeinsam Fußball spielen.<br />

Nach Shanghai habe ich es leider nicht<br />

geschafft.<br />

Konnten Sie sich gleich vom<br />

ersten Arbeitstag an einbringen?<br />

Ja, das war kein Problem, denn ich<br />

kannte das Projekt schon im Vorfeld und<br />

konnte nach einer kurzen Einarbeitung<br />

direkt loslegen.<br />

Was hat Sie in diesen vier<br />

Wochen am meisten beeindruckt?<br />

Besonders beeindruckt hat mich die Digitalisierung<br />

im Alltag. Während ich noch<br />

versucht habe, mein Kleingeld zu sortieren,<br />

bezahlen die Chinesen in Sekundenschnelle<br />

alles mit dem Smartphone.<br />

Was vermissen Sie am meisten<br />

nach Ihrem Aufenthalt in China?<br />

Das Gefühl, immer wieder etwas völlig<br />

Neues zu erleben und zu entdecken.<br />

Und natürlich Dumplinge: gefüllte,<br />

chinesische Teigtaschen. (lacht)<br />

Dualer Student Maschinenbau bei BLANCO, 3. Studienjahr<br />

>><br />

90 NR 63 <strong>2020</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL<br />

91


SOMMER <strong>2020</strong> IM HISTORISCHEN SCHLOSSHOF ETTLINGEN<br />

SOMMER <strong>2020</strong> IM HISTORISCHEN SCHLOSSHOF ETTLINGEN<br />

>><br />

Welcome to America!<br />

Leonie Baumgärtner 1 & Alina Schmidt 2<br />

An welchem Standort waren Sie beide?<br />

Wir waren beide am E.G.O. Standort in Newnan,<br />

in der Nähe von Atlanta, Georgia, in den USA.<br />

Dort sind wir bei einer Gastfamilie untergekommen.<br />

Sie waren so unglaublich nett zu uns und<br />

haben uns gut aufgenommen.<br />

Baumgärtner: Ich war im Team Corporate Sales<br />

NAFTA, sie vertreiben die E.G.O. Produkte im<br />

nordamerikanischen Markt.<br />

Schmidt: Ich wurde in einer Abteilung eingesetzt,<br />

die sich mit der kontinuierlichen Verbesserung<br />

von Abläufen beschäftigt.<br />

Welche Unterschiede gibt es zwischen<br />

Oberderdingen und Newnan?<br />

Baumgärtner: Grundsätzlich unterscheiden sich<br />

die beiden Standorte kaum, da die Prozesse<br />

und Abläufe innerhalb der Gruppe standardisiert<br />

sind. Lediglich in der Größe gibt es einen<br />

Unterschied: Newnan ist viel überschaubarer,<br />

denn Oberderdingen hat etwa zehn Mal mehr<br />

Mitarbeiter. (lacht)<br />

Konnten Sie sich gleich vom<br />

ersten Arbeitstag an einbringen?<br />

Schmidt: Ja! Nach dem ersten Kennenlernen<br />

habe ich direkt eine Aufgabe zugewiesen<br />

bekommen, das hat mir gut gefallen.<br />

Denn so habe ich auch gleich die Kollegen<br />

kennenlernen können, das hat mir die Eingewöhnung<br />

erleichtert.<br />

Wo lagen die Herausforderungen für Sie?<br />

Baumgärtner: Puh, am Anfang war der Südstaaten-Akzent<br />

sehr schwierig zu verstehen, aber<br />

daran haben wir uns dann schnell gewöhnt.<br />

Was haben Sie in den USA gelernt, was Sie<br />

auch in Oberderdingen einsetzen können?<br />

Baumgärtner: Das sind vor allem die<br />

neuen Sprachkenntnisse und der Mut,<br />

sie auch einzusetzen.<br />

Schmidt: Außerdem die Erfahrung, mit Menschen<br />

aus anderen Kulturen zu kommunizieren.<br />

Haben Sie auch Ausflüge am Wochenende gemacht?<br />

Was haben Sie abseits der Arbeit erlebt?<br />

Schmidt: Wir haben jedes Wochenende<br />

Ausflüge gemacht: Wir waren in Atlanta oder<br />

wandern. Wir durften aber auch Kurztrips an<br />

die Küste machen und sogar eine viertägige<br />

Reise nach New York!<br />

Baumgärtner: Nach Feierabend waren<br />

wir mit unserer Gastfamilie auch mal<br />

beim Bowling oder im Kino.<br />

1 | Duale Studentin Wirtschaftsingenieurwesen bei BLANCO Professional, 3. Studienjahr<br />

2 | Duale Studentin Wirtschaftsingenieurwesen bei E.G.O., 3. Studienjahr<br />


REGION<br />

AKTIONSPROGRAMM HANDWERK<br />

INTERESSEN<br />

GEMEINSAM<br />

Die vielfältigen Aktivitäten und<br />

neuen Veranstaltungsformate des<br />

Aktionsprogramms Handwerk<br />

machen Karlsruhe als innovative<br />

Wirtschafts- und Wissenschaftsstadt<br />

sicht- und erlebbar.<br />

VERTRETEN<br />

Bei der craft.ROADSHOW lernen Schüler spielerisch verschiedene Handwerksberufe kennen.<br />

Foto Monika John<br />

Mehr dazu im Interview „Karlsruhe ist<br />

Ort der Möglichkeiten für Wirtschaft<br />

und Wissenschaft“ mit der Ersten<br />

Bügermeisterin Gabriele Luczak-<br />

Schwarz auf den Seiten 88 und 89.<br />

Siehe auch www.odm-ka.de<br />

Das Handwerk steht aktuell vor greifbaren Herausforderungen. Im<br />

Rahmen des Projekts Aktionsprogramm Handwerk entwickelt die<br />

Wirtschaftsförderung Karlsruhe in Kooperation mit ihren Partnern<br />

tragfähige Lösungen.<br />

Das Handwerk ist ein wichtiger Faktor<br />

am Wirtschaftsstandort Karlsruhe.<br />

Erste Bürgermeisterin und Wirtschaftsdezernentin<br />

Gabriele Luczak-<br />

Schwarz macht sich deshalb für das<br />

Handwerk stark: „Die Stadt Karlsruhe<br />

trägt weiterhin nach Kräften dazu bei,<br />

dass die Rahmenbedingungen für das<br />

Handwerk stetig verbessert und die<br />

wichtigen Zukunftsthemen aus diesem<br />

Bereich auch künftig aktiv angegangen<br />

werden.Gerade während der Corona-<br />

Krise ist die zielgerichtete Kooperation<br />

aller Akteure zur Unterstützung des<br />

lokalen Handwerks wichtig.“<br />

Das Aktionsprogramm Handwerk gehört<br />

aufgrund seiner Bedeutung für den<br />

Standort Karlsruhe zu den Leitprojekten<br />

des städtischen IQ-Prozesses innerhalb<br />

des Korridorthemas „Wirtschafts- und<br />

Wissenschaftsstadt“ unter Federführung<br />

der Wirtschaftsdezernentin. Zu den Akteuren<br />

im Aktionsprogramm Handwerk<br />

zählen, neben der Wirtschaftsförderung<br />

als Initiatorin, die Handwerkskammer<br />

Karlsruhe, die Kreishandwerkerschaft<br />

Region Karlsruhe, die Industrie- und<br />

Handelskammer Karlsruhe, die Agentur<br />

für Arbeit Karlsruhe-Rastatt, der DGB<br />

Stadtverband sowie das Welcome Center<br />

der TechnologieRegion. Sie arbeiten<br />

aktuell gemeinsam an diesen sechs<br />

Strategiefeldern:<br />

NETZWERKE AUSBAUEN<br />

UND STÄRKEN<br />

Netzwerkarbeit ist ein wichtiges<br />

strategisches Ziel und ein starkes<br />

Fundament für eine vertrauensvolle<br />

Zusammenarbeit. Hierzu dient etwa das<br />

Format „Wirtschaftsgespräche mit dem<br />

Handwerk“. Dieses bietet eine Plattform<br />

für den regelmäßigen Ausstausch<br />

zwischen den Vertretern der Innungen,<br />

der Kreishandwerkerschaft, der Handwerkskammer<br />

sowie der Wirtschaftsförderung<br />

und Erster Bürgermeisterin<br />

Gabriele Luczak-Schwarz.<br />

NACHWUCHSGEWINNUNG<br />

FÜR DAS HANDWERK<br />

Zum Jahresbeginn beschäftigten<br />

rund 19.300 Handwerksbetriebe im<br />

Kammerbezirk mehr als 100.000<br />

Menschen, davon knapp 6.000 Auszubildende.<br />

Auch wenn derzeit noch keine<br />

Prognose zur weiteren Entwicklung<br />

möglich ist, wird das Thema Nachwuchsgewinnung<br />

sicherlich weiterhin<br />

eine wichtige Rolle spielen. Deshalb<br />

muss das Handwerk Schüler sowie<br />

deren Eltern auch künftig rund um den<br />

Ausbildungsberuf mit seinem vielversprechenden<br />

Bildungsweg informieren.<br />

In enger Kooperation mit der Kreis-<br />

handwerkerschaft Region Karlsruhe<br />

wurde deshalb die craft.ROADSHOW<br />

entwickelt, die mit einem abwechslungsreichen<br />

Programm an Karlsruher<br />

Schulen für das Handwerk wirbt. Das<br />

2019 gestartete Format kommt bei der<br />

Zielgruppe bestens an. Aufgrund von<br />

Corona wird derzeit an der Entwicklung<br />

eines digitalen Formats gearbeitet.<br />

Michael Kaiser, Direktor der Wirtschaftsförderung<br />

Karlsruhe, erläutert:<br />

„Die Wirtschaftsförderung ist gerne<br />

Partnerin, um zusammen mit dem<br />

Handwerk und den Schulen den eingeschlagenen<br />

Weg voranzutreiben und so<br />

für Handwerksberufe zu begeistern.“<br />

GRÜNDUNGEN FÖRDERN<br />

Existenzgründungen hatten und haben<br />

schon immer einen hohen Stellenwert<br />

in Karlsruhe. Sie haben den Wirtschaftsstandort<br />

entscheidend geprägt.<br />

Die Förderung von Gründungen ist<br />

deshalb eine wichtige strategische<br />

Aufgabe der Wirtschaftsförderung.<br />

Und auch für Gründer im Handwerk<br />

ist die Entwicklung maßgeschneiderter<br />

Rahmenbedingungen erklärtes Ziel.<br />

INNOVATIONSFÖRDERUNG<br />

Digitale Planungstools und Apps unterstützen<br />

heute dabei, Unternehmensabläufe<br />

effizienter zu gestalten. Ziel ist<br />

es, diesen technologischen Fortschritt<br />

für die Handwerksbetriebe nutzbar zu<br />

machen und die Betriebe kontinuierlich<br />

weiterzuentwickeln. Deshalb unterstützt<br />

das Aktionsprogramm Handwerk Weiterbildung<br />

und Erfahrungsaustausch. Die<br />

Technologietransfermanager bei der<br />

Handwerkskammer wie bei der Wirtschaftsförderung<br />

identifizieren darüber<br />

hinaus zukunftsträchtige Ideen und Anwendungsmöglichkeiten<br />

aus der Forschung<br />

und unterstützen dabei, dass<br />

diese bei den Betrieben in der Praxis umgesetzt<br />

und eingesetzt werden können.<br />

RAHMENBEDINGUNGEN<br />

VERBESSERN<br />

Gute Rahmenbedingungen für Unternehmen<br />

zu schaffen, gehört zu den<br />

Kernaufgaben der Wirtschaftsförderung.<br />

Dazu zählt die Flächenentwicklung<br />

ebenso wie die Verbesserung der<br />

Infrastruktur. Hier setzt sich die Wirtschaftsförderung<br />

dafür ein, dass bei der<br />

Entwicklung von Gewerbeflächen die<br />

Bedürfnisse von Handwerksbetrieben in<br />

besonderem Maße Beachtung finden.<br />

HANDWERK IN<br />

DER ÖFFENTLICHKEIT<br />

Das Handwerk leistet einen entscheidenden<br />

Beitrag für Gesellschaft und<br />

Wirtschaft. Diese Wahrnehmung in der<br />

Öffentlichkeit zu stärken, ist ein weiteres<br />

Ziel des Aktionsprogramms Handwerk.<br />

Die Stadt Karlsruhe unterstützt<br />

und begleitet in diesem Sinne das lokale<br />

Handwerk mit verschiedenen Maßnahmen<br />

und Projekten, etwa auch durch<br />

einen Auftritt auf der Verbrauchermesse<br />

offerta. Damit soll das Image der<br />

Handwerkerschaft insgesamt gestärkt<br />

und verbessert werden. Das städtische<br />

IQ-Leitprojekt Aktionsprogramm<br />

Handwerk ist ein agiles Konzept, das<br />

offen ist für Impulse und weitere Entwicklungen,<br />

um das positive Image des<br />

Handwerks auf der Basis dieser sechs<br />

Handlungsfelder weiter zu stärken.<br />

OLIVER WITZEMANN,<br />

Wirtschaftsförderung Karlsruhe<br />

94 NR 63 <strong>2020</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL<br />

95


„KLIMAWANDEL UND<br />

DIGITALISIERUNG<br />

HÄNGEN ZUSAMMEN“<br />

„JEDER KANN<br />

SEINEN BEITRAG<br />

FÜRS KLIMA LEISTEN“<br />

RICHARD EINSTMANN<br />

Geschäftsführer Bechtle GmbH<br />

UWE BAUMGART<br />

Geschäftsführer IT Asset Management GmbH<br />

Wie ist das Thema <strong>Klima</strong> in Ihr persönliches<br />

Bewusstsein vorgedrungen?<br />

Als mehrfacher Familienvater befasst man sich automatisch mit<br />

diesem Thema, denn man möchte den eigenen Kindern eine schöne<br />

Zukunft bieten. Richtig ins Bewusstsein kam mir das Thema<br />

<strong>Klima</strong>, als ich mich mit dem Nachhaltigkeitsbericht von Bechtle<br />

beschäftigt habe. Diesen verfassen wir für unseren Konzern seit<br />

ein paar Jahren. Hierdurch wurde mir noch stärker bewusst,<br />

welchen Einfluss alles unter anderem auf unsere Arbeitswelt hat.<br />

Was halten Sie für die größte „<strong>Klima</strong>sünde“?<br />

Inlandsflüge! Es gibt hervorragende Video-Konferenzlösungen,<br />

mittels derer diese „<strong>Klima</strong>sünde“ vermieden werden kann. Viel zu viele<br />

Menschen fliegen für einfache und kurze Meetings durch die Gegend.<br />

Womit kann jeder mit nachhaltigen Handlungen beginnen?<br />

Gerade beim bedarfsgerechten Konsum kann jeder einen Beitrag<br />

leisten. Die Leistungsfähigkeit neuer Geräte, auch in Hinblick auf<br />

den Energieverbrauch, übersteigt meist den Bedarf. Ein Beispiel:<br />

Ein gebrauchtes, aber wiederaufbereitetes Gerät deckt diesen realen<br />

Bedarf ab und das bei einer deutlich besseren Energiebilanz.<br />

Was halten Sie für die größte „<strong>Klima</strong>sünde“?<br />

Dass nicht alle Konzepte in der Gesamtbilanz auf das <strong>Klima</strong><br />

untersucht werden. Etwa bei den E-Autos: Da wird oft die extrem<br />

umweltschädliche Wertschöpfungskette außer Acht gelassen.<br />

Ebenso wird die Möglichkeit zur Reparatur und der Entsorgung<br />

selten erwähnt. Ein Problem, das auch in der IT-Beschaffung eine<br />

zunehmend größere Rolle spielt.<br />

Welche Eigenschaften sind wichtig für das Betriebsklima?<br />

Kollegialität, Teamfähigkeit, Freundlichkeit, Fairness, Vertrauen,<br />

Offenheit, Optimismus.<br />

Steht die Digitalisierung in Zusammenhang<br />

mit dem „<strong>Klima</strong>-Hype“?<br />

Ja, negativ und positiv. Positiv in Bezug auf die intelligente<br />

Steuerung und Stabilisierung der Stromnetze. Negativ in Bezug<br />

auf den durch die Digitalisierung erzeugten CO2-Ausstoß. Bis<br />

2025 erzeugt die „Digitalisierung“ mehr CO2 als der gesamte,<br />

weltweite Kfz-Verkehr. Video-Streaming hat im Jahr 2018 mehr<br />

CO2 erzeugt als das komplette Land „Spanien“ ausgestoßen hat.<br />

Es gibt viele Beispiele, die zeigen wie wichtig es ist, sich ernsthafte<br />

Gedanken über „<strong>Klima</strong> und Digitalisierung“ zu machen.<br />

Was macht Ihren Job zum „schönsten Job der Welt“?<br />

Die Möglichkeit, jeden Tag etwas Neues zu erleben und<br />

weitestgehend frei agieren zu können.<br />

Wie wirkt sich das Thema <strong>Klima</strong> auf die Arbeitswelt aus?<br />

Schon heute spielt der ökologische Fußabdruck, etwa bei der<br />

Anschaffung neuer Geräte oder Autos, eine große Rolle. Bei einem<br />

Büro-Neubau kann man heute schon auf Energieeffizienz achten,<br />

ebenso bei den Elektrogeräten wie Drucker oder Computer.<br />

Welche Eigenschaften sind wichtig für das Betriebsklima?<br />

Kompromissbereitschaft und Fokussierung auf die gemeinsame Vision<br />

ist wichtig. Die Kollegen müssen sich über ihre Rolle im Team klar sein<br />

und sie ausfüllen. Es müssen alle verstehen, dass wir gemeinsam mehr<br />

sind als ein Einzelner.<br />

Wer hat Sie in Ihrem Leben inspiriert?<br />

Zu Beginn meines Berufslebens war mein Patenonkel Werner ein<br />

wichtiger Impulsgeber für mich. Er hat mich ermutigt, dass man<br />

nur mit einem Hauptschulabschluss etwas erreichen kann – und<br />

das habe ich auch geschafft. Es war schwer und es hat viel Herzblut<br />

gekostet, aber ohne ihn wäre ich heute nicht da, wo ich jetzt bin!<br />

Foto Bechtle GmbH Karlsruhe<br />

Was darf für Sie in einer Zusammenarbeit auf<br />

keinen Fall fehlen?<br />

Vertrauen und gegenseitiges Verständnis.<br />

Was würden Sie noch von dem anderen lernen wollen<br />

oder würden Sie mit dem anderen gerne einmal tauschen?<br />

Da ich mit meinem Job sehr zufrieden bin, möchte ich eigentlich<br />

nicht tauschen, aber ich würde gerne mehr über Entwicklung und<br />

Entstehung von Softwareprodukten wissen.<br />

Was macht Ihren Job zum „schönsten Job der Welt“?<br />

Heute ein Kundengespräch irgendwo in Deutschland, morgen nur<br />

am Schreibtisch: Kein Tag ist wie der andere. Diese verschiedenen<br />

Aufgaben sind zu meistern, was meinen Beruf so abwechslungsreich<br />

macht. Mit den Kollegen und Kunden an der Zukunft arbeiten zu<br />

dürfen und diese schon heute Realität werden zu lassen, macht<br />

mich stolz.<br />

Was würden Sie noch von dem anderen lernen wollen oder<br />

würden Sie mit dem anderen gerne einmal tauschen?<br />

Ich finde seine Perspektive aufgrund seiner Erfahrungen sehr<br />

spannend. Ich habe Herrn Einstmann schon mehrfach bei Veranstaltungen<br />

gesehen. Was mich an ihm persönlich fasziniert: Er<br />

hat eine starke Ausstrahlung und kann seine Themen auch gut<br />

rüberbringen. Das ist eine Gabe, die hat nicht jeder.<br />

Foto Sandra Beuck – Werbeagentur von Schickh


REGION<br />

SCHWERE ZEITEN<br />

BARDUSCH AUS<br />

1<br />

2<br />

1 Kleidungsstücke auf ihrem Weg durch<br />

die Wäscherei.<br />

2 Kein normaler Trockner: In Ettlingen werden<br />

54 Tonnen Wäsche am Tag verarbeitet.<br />

3 Matthias Bardusch, Inhaber<br />

des Familienunternehmens aus Ettlingen.<br />

4 Blick in die Endkontrolle und Sortierung.<br />

ETTLINGEN SORGT<br />

FÜR HYGIENE<br />

3<br />

4<br />

Fotos R2N Studios<br />

Mehrmals am Tag Hände waschen ist wichtig, Abstand halten ebenso.<br />

Während der Corona-Krise dreht sich viel um das Thema Hygiene. Das<br />

Familienunternehmen Bardusch aus Ettlingen, ein Unternehmen im<br />

Bereich textiler Dienstleistungen, leistet hierbei einen wichtigen Beitrag.<br />

Unter anderem werden dabei infektiöse Kleidung und Textilien aus Krankenhäusern<br />

oder Pflegeheimen nach strengsten Kriterien und unter strikter<br />

Einhaltung der zertifizierten Verfahren bearbeitet. Inhaber Matthias<br />

Bardusch äußert sich im Interview mit dem <strong>Wirtschaftsspiegel</strong> über die<br />

schwere Lage während der Corona-Pandemie.<br />

„Neben Pflege-, Altenheimen und<br />

Krankenhäusern, zählen zu unseren<br />

Kunden auch Industrie, Handwerk,<br />

Gewerbe, Gastronomie und Hotellerie.<br />

Im Gegensatz zu den zuletzt<br />

genannten Branchen, in denen ein<br />

zum Teil sehr starker Einbruch zu<br />

verzeichnen ist, blieb die Nachfrage<br />

im Gesundheits- und Pflegebereich<br />

relativ stabil. Wir mussten dennoch<br />

bei einigen Wäschereien Kurzarbeit<br />

anmelden und konnten dadurch Entlassungen<br />

von Mitarbeitern vermeiden“,<br />

sagt Matthias Bardusch.<br />

„Außerdem konnten wir der regional<br />

unterschiedlichen Nachfrage, dank<br />

der Flexibilität unserer Mitarbeiter,<br />

gerecht werden.“ Einige Mitarbeiter<br />

der weniger ausgelasteten Wäschereien<br />

wurden kurzerhand<br />

verlegt und sind<br />

nun deutschlandweit<br />

im Einsatz.<br />

ZERTIFIZIERTE<br />

WÄSCHEREI<br />

Die Corona-Krise hat<br />

das knapp 150 Jahre alte<br />

Unternehmen, ebenso wie<br />

weite Teile der Wirtschaft,<br />

unerwartet getroffen. „Bis<br />

Mitte Februar sah man den<br />

Schwerpunkt in erster Linie<br />

in Asien. Dass Europa, und<br />

in der Folge auch alle Bereiche<br />

unserer Wirtschaft<br />

und Gesellschaft, so schnell<br />

und so stark betroffen<br />

werden, damit haben auch<br />

wir nicht gerechnet“, so<br />

Bardusch im Interview mit dem <strong>Wirtschaftsspiegel</strong>.<br />

Da Bardusch neben Bekleidung und<br />

anderen Textilien von Krankenhäusern<br />

und Alten- und Pflegeheimen, auch<br />

Reinraumkleidung an Chemie- und<br />

Pharmaunternehmen sowie Forschungseinrichtungen<br />

liefert und<br />

bearbeitet, sind die Wäschereien und<br />

Reinräume vom Robert-Koch-Institut<br />

(RKI) zertifiziert. „Unsere Anlagen, die<br />

eingesetzten Wasch- und Desinfektionsmittel<br />

sowie unsere Bearbeitungsprozesse<br />

entsprechen den strengen<br />

Vorgaben und darauf werden wir auch<br />

regelmäßig überprüft und zertifiziert“,<br />

so Inhaber Matthias Bardusch. „Wir<br />

sind in der Lage, infektiöse oder infektionsverdächtige<br />

Textilien zu bearbeiten!“<br />

HYGIENE IST NORMALZUSTAND<br />

Hygiene ist in dem Ettlinger Unternehmen<br />

von jeher ein absolutes Muss.<br />

Die Mitarbeiter sind im Umgang mit<br />

eventuell infektiöser Wäsche geschult.<br />

„Wir machen kaum etwas, was wir nicht<br />

schon vorher beachten mussten: Wir<br />

desinfizieren regelmäßig unsere Lkw,<br />

die Servicemitarbeiter sind geschult,<br />

tragen Handschuhe und Mundschutz<br />

und halten Abstand zu anderen Personen,<br />

wenn sie Wäsche bringen oder<br />

abholen“, erklärt Matthias Bardusch.<br />

„In der Wäscherei selbst wird zwischen<br />

der reinen und der unreinen Seite<br />

unterschieden. Hier ist die strikte<br />

Trennung zwischen den beiden Seiten<br />

wichtig. Im unreinen Bereich tragen die<br />

Mitarbeiter Schutzanzüge, Handschuhe<br />

und Mundschutz. ‚Einfach so‘ die<br />

Bereiche wechseln geht außerdem<br />

nicht, weil die Bereiche voneinander<br />

getrennt sind. Das ist wichtig, sonst<br />

wäre unser Service nicht gewährleistet“,<br />

sagt Bardusch.<br />

POSITIVE GEDANKEN<br />

TROTZ KRISENZEITEN<br />

Für die Dauer der Corona-Krise und bis<br />

zum Zeitpunkt der Rückkehr zu einer<br />

gewissen Normalität, passen Matthias<br />

Bardusch und die Bardusch-Mitarbeiter<br />

sich der aktuellen Lage an. Kurzarbeit,<br />

Homeoffice, Umbesetzungen und weitere<br />

Maßnahmen erfordern Flexibilität<br />

während dieser neuen Herausforderung.<br />

„Ansonsten geht bei uns alles seinen<br />

gewohnten Gang, unsere Kunden<br />

vertrauen auf unseren Service“, sagt er.<br />

Was nun zähle, sei laut Bardusch der<br />

Zusammenhalt. „Natürlich müssen wir<br />

uns an die Empfehlungen und Vorgaben<br />

halten, Hygiene und Abstand wahren<br />

und unsere Aktivitäten auf das Nötigste<br />

beschränken“, rät Matthias Bardusch.<br />

„Das Wichtigste ist jetzt aber, dass wir<br />

mit Mut und positiv denkend dieser<br />

Herausforderung begegnen, auch wenn<br />

das nicht immer leichtfällt!“<br />

Das Familienunternehmen wurde<br />

1871 von Caroline Bardusch in Ettlingen<br />

gegründet. Bardusch bietet<br />

Miettextilien in allen Branchen an,<br />

ob Berufs- und Schutzbekleidung,<br />

Tisch- und Bettwäsche, Handtuchund<br />

Seifenspender oder Schmutzfangmatten.<br />

Hierbei übernimmt<br />

das Unternehmen die Bearbeitung,<br />

wo nötig die Instandhaltung, die<br />

Logistik und nicht zuletzt die Qualitätssicherung.<br />

Bei dieser Aufgabe<br />

unterstützen über 2.500 Mitarbeiter<br />

an über 15 deutschen Standorten<br />

sowie über 1.000 Mitarbeiter in<br />

weiteren fünf Ländern in Europa,<br />

das Traditionsunternehmen. Einzig<br />

am Stammsitz des Unternehmens in<br />

Ettlingen werden täglich 54 Tonnen<br />

Wäsche verarbeitet und in der<br />

Region gewährleisten 60 Lkw die<br />

tägliche Logistik, um den Anforderungen<br />

der Kunden zu entsprechen.<br />

Matthias Bardusch führt<br />

das Familienunternehmen, gemeinsam<br />

mit seiner Schwester Christina<br />

Ritzer, mittlerweile in der<br />

5. Generation.<br />

ANYA BARROS<br />

www.wvs.de<br />

98 NR 63 <strong>2020</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL<br />

99


REGION<br />

Foto Peter W. Schmidt, Architekten GmbH<br />

ALLES EINE FRAGE<br />

DER LAGE<br />

PREMIUMSTANDORTE IN MITTELBADEN<br />

Die langfristige Wertigkeit einer Investitionsentscheidung ist nicht nur<br />

abhängig in was und wie man investiert, sondern entscheidend auch davon,<br />

wo man sein Geld anlegt. Wenige Standorte in Mittelbaden können unter<br />

dieser Perspektive mit Baden-Baden konkurrieren. Ein paar Top-Standorte<br />

im Überblick.<br />

Baden-Baden ist Vieles: Internationale<br />

Kultur- und Bäderstadt,<br />

Medienstadt, Einkaufsstadt und<br />

Kongressstadt. Der Bereich, in dem<br />

die Stadt in den letzten drei Jahrzehnten<br />

aber am meisten punktete, ist der<br />

Finanz- und Dienstleistungssektor.<br />

International agierende Unternehmen<br />

wie Grenke AG, Arvato Bertelsmann<br />

oder lohn-ag.de AG haben sich in den<br />

vergangenen Jahren mit ihrem Hauptsitz<br />

in Baden-Baden niedergelassen.<br />

Die Szene ist lebhaft und das hat<br />

seine Gründe. Wo findet man auf<br />

so engem Raum ein so dichtes und<br />

hochwertiges Angebot von Lebensart,<br />

Kultur, wirtschaftsnaher Infrastruktur<br />

und einer abwechslungsreichen und<br />

intakten Kulturlandschaft.<br />

In keiner anderen Stadt im mittelbadischen<br />

Raum wurden die verfügbaren<br />

Gewerbeflächen in so kurzer Zeit an<br />

attraktive Unternehmen vermarket<br />

wie in Baden-Baden. Aber damit nicht<br />

genug, Baden-Baden will mehr und vor<br />

allem eines nicht: Stillstand. Deshalb<br />

legt die Stadt auch ein besonderes<br />

Augenmerk auf ihre Start-up-Szene<br />

und kooperiert eng mit dem CyberForum<br />

e.V., dem mit über 1.200 Mitgliedern<br />

größten Hightech-Netzwerk<br />

in Europa. Dessen Angebot richtet<br />

sich an Unternehmen aus der IT- und<br />

Hightech-Branche, der Finanztechnologie<br />

und der Kreativwirtschaft.<br />

Städtebauliche Entwicklung braucht<br />

Raum. Diese Prämisse findet in<br />

Baden-Baden auch im Planungsrecht<br />

ihren Niederschlag. Der<br />

Planungs- und Erweiterungsbedarf<br />

für künftige Gewerbeflächen wird<br />

durch die Bauleitplanung langfristig<br />

abgesichert. Dennoch sind auch in<br />

Baden-Baden die Flächenreserven<br />

endlich. Aber noch immer gibt es<br />

Standorte in exklusiven Lagen. Für<br />

Investoren, die langfristig denken<br />

und sich mit zweitbesten Lösungen<br />

nicht zufriedengeben.<br />

Ein Überblick:<br />

DIENSTLEISTUNGSZENTRUM AM BAHNHOF<br />

In allen Städten sind Bahnhöfe wichtige Impulsgeber für die<br />

Entwicklung ihres städtebaulichen Umfeldes. Sie sind Drehscheibe,<br />

Begegnungsort, Frequenzbringer und somit Magnete<br />

für Dienstleistungen und Handel. Auch in Baden-Baden.<br />

Durch die Verlagerung des ehemaligen Zollamtes entsteht in<br />

unmittelbarer Nähe zum Bahnhof ein hochattraktives Ansiedlungspotential<br />

für Dienstleister. Und dies in einem Umfeld,<br />

welches durch jüngst abgeschlossene Sanierungsmaßnahmen<br />

sichtbar an städtebaulicher Qualität gewinnen konnte. Kein<br />

anderer Standort in Baden-Baden ist so umfassend an die lokalen,<br />

überregionalen und internationalen Verkehrsadern angeschlossen<br />

(Bundesautobahn A5, Bundesstraße B3, ÖPNV,<br />

ICE-Netz, TGV-Anbindung, Regionalflughafen Karlsruhe-<br />

Baden-Baden, Carsharing und Pedelec-Verleih).<br />

Die Stadt verfolgt somit nicht ohne Grund das städtebauliche<br />

Ziel, diesen exzellenten Standort für hochwertiges<br />

Dienstleistungsgewerbe zur Verfügung zu stellen. Durch<br />

einen städtebaulichen Wettbewerb sind Raumpotentiale und<br />

Fluchten definiert. Die städtebaulichen Vorgaben sehen zwei<br />

Baukörper mit drei beziehungsweise vier Geschossen auf einer<br />

Grundstücksfläche von zirka 2.800 Quadratmetern mit einer<br />

oberirdischen Bruttogeschossfläche von etwa 3.340 Quadratmetern<br />

vor. Die architektonische Ausgestaltung bleibt interessierten<br />

Investoren in Absprache mit der Stadtverwaltung<br />

vorbehalten. Auch bei der Wahl eigentumsrechtlicher Modelle<br />

stehen grundsätzlich alle Optionen offen, wobei langfristige<br />

Standortbindungen das Ziel aller Überlegungen sein müssen.<br />

BÜROGEBÄUDE AM BOULEVARD<br />

IM GEWERBEGEBIET OOS-WEST<br />

Die Ansiedlungen der Dienstleistungsunternehmen Grenke<br />

AG und lohn-ag.de AG im Gewerbepark Oos-West unterstreichen<br />

die Wertigkeit dieses Standortes mit Nachdruck.<br />

Um auch bei zunehmender Verknappung der Flächenpotentiale<br />

interessierten Dienstleistungsunternehmen Ansiedlungsoptionen<br />

im Gewerbepark bieten zu können, wurde unter der<br />

Visualisierung Peter W. Schmidt, Architekten GmbH<br />

Foto Markus Börsig Visualisierung Kühnl + Schmidt Architekten AG<br />

Federführung der Gewerbeentwicklung Baden-Baden GmbH<br />

ein Bürogebäude konzipiert, das auf unterschiedliche Raumansprüche<br />

mehrerer Dienstleistungsunternehmen reagieren<br />

kann. Auch hier sind unterschiedliche Eigentumsmodelle<br />

denkbar, von Miete bis zum Teileigentum. Die derzeitigen<br />

Überlegungen gehen von vier Geschossen aus und zielen auf<br />

eine Nutzfläche von knapp 3.000 Quadratmetern. Mit der<br />

unmittelbaren Anbindung an den Bahnhof Baden-Baden Oos<br />

zählt der Gewerbepark zu den am besten angeschlossenen<br />

Standorten im gesamten mittelbadischen Raum.<br />

DIENSTLEISTUNGSSTANDORT ALLEE CITÉ<br />

Mit über 30.000 Fahrzeugen am Tag ist die B500 die am<br />

stärksten frequentierte Straße und gleichzeitig die Hauptzufahrtsachse<br />

in die Innenstadt Baden-Badens. Die Standortgunst<br />

am neu entstandenen 4-spurigen Europa-Kreisel haben<br />

bereits der Arbeitgeberverband Chemie Baden-Württemberg<br />

sowie das Cineplex-Kino mit ihren hochwertigen Gebäuden<br />

erkannt und genutzt. Aktuell entsteht dort der Deutschlandsitz<br />

des deutsch-französischen Kultursenders ARTE.<br />

In direkter Nachbarschaft verfügt das städtische Beteiligungsunternehmen<br />

Entwicklungsgesellschaft Cité noch über zwei<br />

Grundstücke (2.838 Quadratmeter sowie 4.788 Quadratmeter)<br />

mit Mischgebiets-Ausweisung. Zwei hervorragende<br />

Standort für Unternehmen, welche Wert auf Sichtbarkeit<br />

und nachhaltige Wahrnehmbarkeit legen und die überregionale<br />

und internationale Reputation von Baden-Baden für die<br />

Vermarktung ihrer Dienstleistungen nutzen wollen.<br />

STADT BADEN-BADEN<br />

www.baden-baden.de<br />

100 NR 63 <strong>2020</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL<br />

101


HIER VERWURZELT<br />

PRODUKTE AUS KARLSRUHE UND DER REGION<br />

EINGEFASST<br />

Im Schmuckatelier von Wiebke und Jan<br />

Goos gibt es Schmuckstücke aus fair<br />

gehandeltem Gold und Silber, das umweltfreundlich gewonnen und verarbeitet<br />

wurde. Der respektvolle Umgang mit der Natur liegt Schmuckdesignerin<br />

Wiebke am Herzen. Alle Produkte, ob Trauring oder Kettenanhänger, werden<br />

in der Karlsruher Werkstatt als Unikat oder Kleinserie von Hand hergestellt.<br />

Wer seine eigene Idee umgesetzt haben möchte, ist in der Galerie Goldaffairs<br />

gut beraten. Gemeinsam mit dem Kunden werden die Wünsche besprochen<br />

und verwirklicht.<br />

Foto Paul Gärtner<br />

Foto Wiebke Goos<br />

Mehrmals täglich Hände waschen, am besten mit Seife, die nicht aus der<br />

Plastikverpackung kommt und industriell hergestellt wird, sondern mit<br />

den handgemachten Naturseifen der Karlsruher Manufaktur Soap Mystic.<br />

Neu im Sortiment sind mittlerweile auch Haarseifen. Im Kaltrührverfahren<br />

werden die Seifen von Hand produziert. Das kleine Unternehmen bietet<br />

Seifenstücke aus Olivenöl an, viele Zutaten stammen aus biologischem<br />

Anbau, etwa die ätherischen Öle. Seit 2002 gibt es Soap Mystic, seit<br />

2013 auch mit einem kleinen Laden in Karlsruhe-Durlach. Darüber hinaus<br />

werden die Seifenstücke, die nach Lavendel, Rose oder Bergamotte duften,<br />

auf Kunsthandwerkermärkten in der Region verkauft.<br />

102 NR 63 <strong>2020</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL<br />

galerie-goldaffairs.de<br />

EINGESEIFT<br />

soapmystic.com<br />

EINVERLEIBT<br />

Ob kleine Törtchen, köstliche Macarons oder ausgefallene Hochzeitstorten.<br />

In der Pâtisserie Ludwig kommt jede Naschkatze auf ihre<br />

Kosten. Die beiden Pâtissiers, Miriam Kungl und Sven Ludwig,<br />

entwerfen all ihre Kreationen selbst. Ständig arbeiten sie an neuen<br />

Rezepturen. Mit viel Leidenschaft und Liebe stehen die beiden<br />

täglich in der Backstube und bringen so ein kleines Stück Frankreich<br />

nach Karlsruhe. Wer sich traut, kann die Rezepte der Pâtisserie<br />

auch zu Hause nachbacken: Kungl und Ludwig haben nach ihrer<br />

Teilnahme an einer TV-Back-Show ihr eigenes Backbuch („Secret of<br />

little yummy things“) veröffentlicht.<br />

patisserie-ludwig.net<br />

Foto Soap Mystic<br />

Nussbaum Medien ist ein innovativer<br />

Vorreiter lokaler Kommunikation<br />

Geschäftsführung<br />

Klaus Nussbaum<br />

Andreas Tews<br />

Timo Bechtold<br />

Michael Schmidt<br />

Geschäftstätigkeit<br />

Mitteilungsblätter:<br />

(Auflage von ca. 1,1 Mio. Expl.<br />

in über 380 Kommunen)<br />

Stellenportal: jobsucheBW.de<br />

im Aufbau: Portal lokalmatador.de<br />

Online-Marktplatz kaufinBW.de<br />

mit Kundenbindungssystem<br />

Anschrift<br />

Nussbaum Medien<br />

Verwaltungs GmbH<br />

Opelstraße 29<br />

68789 St. Leon-Rot<br />

Tel. +49 6227 873-0<br />

rot@nussbaum-medien.de<br />

www.nussbaum-medien.de<br />

Seit nunmehr 60 Jahren basiert das<br />

Geschäftsmodell von Nussbaum Medien<br />

auf einem intelligenten Konzept,<br />

das einen großen Nutzen für gleich<br />

mehrere Zielgruppen schafft. Nussbaum<br />

Medien organisiert die Verbrei -<br />

tung lokaler Informationen zum Vorteil<br />

vieler Zielgruppen bzw. Partner.<br />

Dazu gehören neben den Lesern beispiels<br />

weise Verwaltungen, Vereine/<br />

Institutionen und Gewerbetreibende.<br />

Ein klassisches Win-Win-Modell, das<br />

Nussbaum Medien zum Marktführer<br />

für Amtsblätter und Lokalzeitungen<br />

in Baden-Württemberg gemacht hat.<br />

Im Rahmen der „Digitalen Transfor mation“<br />

befindet sich Nussbaum Me dien<br />

aktuell in einem massiven Veränderungsprozess.<br />

Das Medienhaus hat sich auf den<br />

Weg gemacht, die Chancen der Digitalisierung<br />

zu nutzen, um seine lokalen Lösungsangebote<br />

konsequent an die sich<br />

verändernden Kundenbe dürf nisse aller<br />

seiner Zielgruppen anzupassen.<br />

Aus dem Produkt „Amtsblatt“ wird zukünftig<br />

ein medienübergreifendes<br />

1 Company profile<br />

Plattform­Modell für Baden­Württem ­<br />

berg – mit lokalen Inhalten, Kommuni -<br />

kation und Transaktionen. Die Digita -<br />

lisierung ermöglicht es Nussbaum Medien,<br />

die Menschen und Institutionen einer<br />

Region noch besser kennen zulernen<br />

und digital miteinander zu vernetzen.<br />

Durch die Erweiterung des Printmo -<br />

dells auf ein crossmediales Plattform-<br />

Modell ergeben sich für die Kunden<br />

und Partner in Zukunft noch umfangreichere<br />

Möglichkeiten, umfassende<br />

Marke ting­ und Kommunikationskonzepte<br />

auf lokaler bzw. regionaler Ebene<br />

umzusetzen.<br />

Nussbaum Medien ermöglicht zukünftig,<br />

die auf künstlicher Intelligenz basierende<br />

Ausspielung hochrelevanter<br />

lokaler Informationen, u.a. über einen<br />

personalisierten Newsstream in der<br />

Lokalmatador-App. Lokales/Regionales<br />

Content­Marketing wird über einen<br />

landesweiten Online-Marktplatz (kaufinBW.de)<br />

und ein regionales Cashback-<br />

Kundenbindungssystem mit Transaktionen<br />

kombiniert.


UNTERNEHMENSPROFILE<br />

Hoepfner Bräu – Häuser zum Wohlfühlen<br />

Die beste Bank der Stadt<br />

IMPRESSUM<br />

Die Hoepfner Bräu Friedrich Hoepfner Verwaltungsgesellschaft mbH & Co. KG,<br />

die vollständig der Familie Hoepfner gehört, betreibt ein aktives Immobilienmanagement<br />

mit gemischt genutzten Objekten. Im Jahre 1798 gegründet, beschäftigt<br />

sich das Unternehmen mit der Verwaltung und Entwicklung eigener Immobilien.<br />

In vielfältigen Projekten setzt die Hoepfner Bräu immer wieder auf den behutsamen<br />

Erhalt des Schönen und Althergebrachten, gleichzeitig verbunden mit<br />

modernster Ausstattung. Besonders gut erkennt man dies an Objekten wie dem<br />

„Alten Malzwerk“, einem Teil der Hoepfner-Burg in Karlsruhe. An Top-Standorten<br />

in Süddeutschland wie Karlsruhe, Heidelberg und in der Hauptstadt Berlin wird<br />

für den eigenen Bestand gebaut. Die Tochtergesellschaft Hoepfner HI-TECH<br />

Beteiligungsgesellschaft mbH arbeitet als Business Angel zur Unterstützung junger<br />

Hightech-Unternehmen, die Hoepfner BauInvest Plus GmbH & Co. KG als<br />

Immobilienentwickler für anspruchsvolle Kunden.<br />

www.hoepfner-braeu.de<br />

HOEPFNER BRÄU Friedrich Hoepfner<br />

Verwaltungsgesellschaft mbH & Co. KG<br />

Haid-und-Neu-Str. 18-20, 76131 Karlsruhe<br />

Fon 0721 480886-66<br />

presse@hoepfner-braeu.de<br />

www.hoepfner-braeu.de<br />

AOK Mittlerer Oberrhein – Die Gesundheitskasse in der Region<br />

Die AOK Mittlerer Oberrhein mit Hauptsitz in Karlsruhe ist der größte Krankenversicherer<br />

in der Region. Das Gebiet des Unternehmens erstreckt sich von<br />

Philippsburg bis Bühl und von Gaggenau bis Oberderdingen. Die rund 353.000<br />

Privatkunden und 18.500 Firmenkunden werden in 20 KundenCentern regional<br />

vor Ort betreut. Denn die Nähe zum Kunden und zur Region ist die Basis für die<br />

guten Serviceleistungen der AOK. Mit einer qualitativ hochwertigen medizinischen<br />

Versorgung, persönlicher Beratung und innovativen Angeboten wie dem AOK-<br />

Hausarzt- und FacharztProgramm, der ärztlichen ZweitMeinung oder dem AOK-<br />

Curaplan für chronisch Kranke bietet die AOK ihren Versicherten mehr Sicherheit<br />

und zusätzlichen Schutz. Mitglieder profitieren außerdem von maßgeschneiderten<br />

und kostenfreien Gesundheitsangeboten in den Bereichen Ernährung, Bewegung<br />

und Entspannung. Die AOK unterstützt mit ihren Angeboten zum Betrieblichen<br />

Gesundheitsmanagement Unternehmen dabei, arbeitsbedingte Gesundheitsbelastungen<br />

zu analysieren, Lösungen für ein gesundes Arbeitsumfeld zu schaffen sowie<br />

das Gesundheitsbewusstsein der Beschäftigten zu verbessern.<br />

www.aok-bw.de<br />

AOK – DIE GESUNDHEITSKASSE MITTLERER OBERRHEIN<br />

Kriegsstraße 41, 76133 Karlsruhe<br />

Fon 0721 9158-2678<br />

aok.mittlerer-oberrhein@bw.aok.de<br />

www.aok.de/bw<br />

Auch 2019 hat sich die Volksbank<br />

Karlsruhe beim größten Verbrauchertest<br />

2019 der Gesellschaft für<br />

Qualitätsprüfung mbH durchgesetzt<br />

und darf sich daher weiterhin als die<br />

„Beste Bank vor Ort“ bezeichnen.<br />

Zudem geht sie beim unabhängigen<br />

City Contest „Privatkundenberatung“<br />

bzw. „Geschäftskundenberatung“<br />

des Instituts für<br />

Vermögensaufbau ebenfalls als<br />

Sieger ihrer Stadt hervor und hat<br />

in allen Kategorien Spitzenwerte<br />

erzielt. Bei Baufinanzierungen gilt<br />

die Volksbank Karlsruhe zudem als<br />

Top-Adresse: So zeigen verdeckte<br />

Testberatungen, dass sie die Forderungen<br />

des Verbraucherschutzes<br />

bestens umgesetzt hat.<br />

Neben den Ergebnissen aus verdeckten<br />

Käufen setzt die Volksbank<br />

Karlsruhe auf die ungefilterte<br />

Meinung ihrer Kunden. Auch hier<br />

wird dem Institut auf „eKomi“, ein<br />

Portal für Internet-Bewertungen,<br />

eine herausragende Beratungsqualität<br />

attestiert: Von maximal 5<br />

möglichen Sternen vergeben die<br />

Kunden der Volksbank Karlsruhe<br />

4,9 Sterne.<br />

www.volksbank-karlsruhe.de<br />

VOLKSBANK KARLSRUHE EG<br />

Ludwig-Erhard-Allee 1, 76131 Karlsruhe<br />

Fon 0721 9350-0<br />

info@volksbank-karlsruhe.de<br />

www.volksbank-karlsruhe.de<br />

Ihren Ideen Ausdruck geben.<br />

„Sicher und auf kurzem Weg, mit Fingerspitzengefühl und Freude an der richtigen<br />

Lösung, einfach und kompakt.“ 50 Fachleute bringen Ideen ins Ziel. Von der<br />

Beratung und Produktentwicklung bis zur Herstellung über alle Etappen.<br />

Druckpartner für Unternehmen, Kreative und Kultur.<br />

Stober Print, Stober Letterpress, Stober Services bietet alles aus einer Hand. Mit<br />

einem zukunftsweisenden Mix aus Offset- und Digitaldruck, Verarbeitung und<br />

Veredelung, Konfektionierung und Logistik.<br />

www.stober.de<br />

STOBER GmbH, Druckerei und Verlag<br />

Industriestraße 12, 76344 Eggenstein<br />

Die E.G.O.-Gruppe: weltweit tätig – in der Region verwurzelt<br />

Die E.G.O.-Gruppe (E.G.O.) mit Stammsitz im baden-württembergischen Oberderdingen<br />

gilt als einer der weltweit führenden Zulieferer für Hersteller von Hausgeräten.<br />

Wer heute auf der Welt mit Strom oder Gas kocht, macht das in deutlich<br />

mehr als der Hälfte aller Fälle mit Technik und Produkten von E.G.O. Alles begann<br />

vor rund 90 Jahren, als Firmengründer Karl Fischer die erste serientaugliche<br />

Elektro-Kochplatte entwickelte. Aber nicht nur im Herd, sondern auch in Waschmaschinen,<br />

Wäschetrocknern, Kühlschränken oder vielen anderen Haushaltsgeräten<br />

und gewerblichen Maschinen sind „innere Werte“ made by E.G.O. enthalten.<br />

Vier verschiedene Handlungsfelder deckt der Zulieferer mit seinen Technologien<br />

und Produkten ab: Beheizen, Steuern, Umwandeln und Verbinden. Weltweit arbeiten<br />

in der E.G.O.-Gruppe rund 5.600 Mitarbeiter in 20 Vertriebs- und Produktionsgesellschaften<br />

in 17 Ländern. Ihr Antrieb: Innovationen, die den Alltag der<br />

Menschen einfacher machen, Nutzen stiften und gleichzeitig natürliche Ressourcen<br />

schonen. Die Gruppe erwirtschaftete 2019 einen Umsatz von 602 Millionen Euro.<br />

Die E.G.O.-Gruppe ist ein Mitglied der BLANC & FISCHER Familienholding.<br />

www.egoproducts.com<br />

E.G.O. ELEKTRO-GERÄTEBAU GMBH<br />

Blanc-und-Fischer-Platz 1-3, 75038 Oberderdingen<br />

Fon 07045 45-0<br />

info.germany@egoproducts.com<br />

www.egoprodcts.com<br />

Herausgeber:<br />

Baden TV GmbH<br />

Haid-und-Neu-Str. 18<br />

76131 Karlsruhe<br />

Telefon: 0721 989773-500<br />

Fax: 0721 989773-501<br />

Handelsregister: HRB 709715<br />

Geschäftsführer Baden TV GmbH:<br />

Bernd Gnann<br />

Gesamtproduktion, Copyright:<br />

WERBEAGENTUR VON<br />

SCHICKH GmbH<br />

Pforzheimer Str. 134<br />

76275 Ettlingen<br />

Telefon: 07243 71100-0<br />

info@wvs.de, www.wvs.de<br />

Redaktionsleitung, Konzeption:<br />

Sabine Edle von Schickh<br />

Redaktion: Anya Barros,<br />

Caroline Carnevale, Elena Emmert<br />

Andreas Lütke<br />

Layout, Illustration:<br />

Felicitas Riffel, Mirjam Hüttner<br />

Produktion: Felicitas Riffel<br />

Koordination: Anya Barros<br />

Titelbild: ©ink drop – stock.adobe.com<br />

Anzeigen:<br />

Baden TV GmbH, Susanne Sauer<br />

Haid-und-Neu-Str. 18<br />

76131 Karlsruhe<br />

Telefon: 0721 989773-500<br />

Fax: 0721 989773-501<br />

wirtschaftsspiegel@baden-tv.com<br />

Druck:<br />

Stober GmbH, Eggenstein<br />

Der „<strong>Wirtschaftsspiegel</strong> der<br />

TechnologieRegion Karlsruhe” ist<br />

direkt über den Herausgeber oder<br />

über ausgewählte Vertriebspartner<br />

zu beziehen.<br />

104 NR 63 <strong>2020</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL<br />

105


STANDORTINFORMATIONEN<br />

DIE TECHNOLOGIEREGION KARLSRUHE IM ÜBERBLICK<br />

Merkmal Maßeinheit Stadtkreis Landkreis<br />

Stadtkreis<br />

Landkreis<br />

Landkreis<br />

Landkreis<br />

Departement TechnologieRegion<br />

Karlsruhe Karlsruhe Baden-Baden<br />

Rastatt Germersheim Südliche Weinstraße<br />

Bas-Rhin****<br />

insgesamt<br />

Fläche* km 2 173,42 1.085,28 140,19 738,44 463,32 639,95 4.755,00 7.995,60<br />

Bevölkerung am 30.09.2019** Anzahl 312.227 445.335 55.161 231.757 129.075 110.356 1.125.559 2.409.470<br />

Kaufkraftkennziffer <strong>2020</strong> 1, * je Einwohner 102,2 109,7 118,6 107,1 102,1 103,7 · 106,5<br />

(Bundesgebiet = 100)<br />

Einzelhandelsumsatz <strong>2020</strong> 1, * je Einwohner 122,2 85,7 115,8 75,6 65,6 79,1 · 91,5<br />

(Bundesgebiet = 100)<br />

Zentralitätsindex <strong>2020</strong> 1, * je Einwohner 119,6 78,1 97,6 70,6 64,3 76,3 · 85,9<br />

Bruttoinlandsprodukt 2017 1, ** in Euro 82.321 82.321 67.986 77.931 79.460 63.366 · 77.984<br />

(je Erwerbstätigen)<br />

Erwerbstätige 2018** in Tausend 240,7 213,9 42,4 120,3 59,7 46,3 497,6 (p) 1.220,9<br />

Versicherungspflichtig Beschäftigte Anzahl 178.857 158.434 30.704 94.741 46.072 31.611 459.466 (p) 999.885<br />

am Arbeitsort am 30.06.2019**<br />

darunter<br />

Land- und Forstwirtschaft, Fischerei 1 Anzahl 96 611 114 414 480 903 · 2.618<br />

Produzierendes Gewerbe 1 Anzahl 27.136 56.324 6.853 49.391 20.886 9.645 · 170.235<br />

Handel, Verkehr und Gastgewerbe 1 Anzahl 39.020 33.203 6.889 16.291 11.297 8.377 · 115.077<br />

Sonstige Dienstleistungen 1 Anzahl 112.604 68.296 16.848 28.644 13.509 12.686 · 252.587<br />

Verarbeitendes Gewerbe am 30.09.2019 1, **<br />

Betriebe (mit 20 und mehr Beschäftigten) Betriebe 98 309 31 173 77 57 · 745<br />

Beschäftigte Anzahl 18.672 39.611 4.563 40.411 17.135 6.523 · 126.915<br />

Umsatz in Mrd. Euro 10,6 11,0 0,9 22,1 13,0 1,7 · 59,3<br />

Arbeitslosenquote am 30.06.2019 1, *** % 3,7 2,7 4,2 2,7 3,7 3,5 7,1 3,2<br />

(bezogen auf alle zivilen Erwerbspersonen)<br />

STUDIERENDE AUSGEWÄHLTER FACHRICHTUNGEN IN KARLSRUHE<br />

Fakultät / Fachrichtungen (WS 2019/20) KIT Hochschule Karlsruhe – Duale zusammen<br />

Technik und Wirtschaft Hochschule<br />

Anzahl Anzahl %<br />

Elektro- und Informationstechnik 2.069 840 112 3.021 8,5<br />

Maschinenbau und Mechatronik 5.873 1.438 619 7.930 22,3<br />

Informatik und Wirtschaftsinformatik 2.887 1.258 961 5.106 14,4<br />

Wirtschaftswissenschaften 3.590 2.481 1.250 7.321 20,6<br />

Architektur, Bauwesen, Geo- und Umweltwissenschaften 3.210 1.733 - 4.943 13,9<br />

Mathematik 652 - - 652 1,8<br />

Physik, Chemie und Biowissenschaften 4.288 - - 4.288 12,1<br />

Studierende der ausgewählten Fachrichtungen zusammen 22.569 7.750 2.942 33.261 93,6<br />

Studierende insgesamt 24.381 7.898 3.268 35.547 100,0<br />

STUDIERENDE IN KARLSRUHE<br />

WS 2019/20 %<br />

Karlsruher Institut für Technologie (KIT) 24.381 59,0<br />

Hochschule Karlsruhe - Technik und Wirtschaft 7.898 19,1<br />

Pädagogische Hochschule 3.620 8,8<br />

Duale Hochschule Baden-Württemberg 3.268 7,9<br />

Hochschule für Musik 571 1,4<br />

Staatliche Akademie der Bildenden Künste 326 0,8<br />

Staatliche Hochschule für Gestaltung 358 0,9<br />

Karlshochschule International University (privat) 370 0,9<br />

EC Europa Campus (privat) 350 0,8<br />

FOM Hochschule für Ökonomie & Management (privat) 182 0,4<br />

Insgesamt 41.324 100<br />

1<br />

Ohne Departement Bas-Rhin<br />

* Quellen GfK, Nürnberg; Amt für Stadtentwicklung, Karlsruhe<br />

** Quellen Statistische Landesämter Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz;<br />

Institut National de la Statistique et des Etudes Economiques – Insee Grand Est<br />

*** Quelle Bundesagentur für Arbeit<br />

****Stand der Daten 2017 und 2018, (p) = vorläufige Daten<br />

Quelle Amt für Stadtentwicklung, Karlsruhe<br />

Quelle Amt für Stadtentwicklung, Karlsruhe<br />

106 NR 63 <strong>2020</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL<br />

107


DATEN UND FAKTEN ZUM WIRTSCHAFTSSTANDORT KARLSRUHE<br />

IM VERGLEICH ZU DEN STÄDTEN MANNHEIM UND STUTTGART<br />

Karlsruhe Mannheim Stuttgart<br />

Bevölkerung am Ort der Hauptwohnung*<br />

Bevölkerung am 30.09.2019 312.227 310.837 635.933<br />

Veränderung 2014 - 09/2019 in % 4,1 3,7 3,8<br />

Erwerbstätige am Arbeitsort*<br />

Erwerbstätige im Jahr 2018 (Jahresdurchschnitt, Berechnungsstand August 2019) 240.700 242.500 541.500<br />

Veränderung 2015 - 2018 in % 1,9 2,4 4,6<br />

Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Arbeitsort*<br />

SV-Beschäftigte am 30.06.2019 178.857 191.615 426.014<br />

Veränderung 2014 - 2019 in % 4,4 7,6 12,2<br />

Betriebe*<br />

Betriebe 2018 15.085 15.419 32.798<br />

Anteil kleiner und mittlerer Betriebe in % 99,4 99,3 99,4<br />

(Betriebe mit weniger als 250 Beschäftigten. SV-Beschäftigte am 31.12.2018.)<br />

Arbeitslose**<br />

Arbeitslose am 30.06.2019 6.319 9.023 13.503<br />

Arbeitslosenquote (bezogen auf alle zivilen Erwerbspersonen) 3,7 5,3 3,9<br />

Bruttoinlandsprodukt je Erwerbstätigen*<br />

Euro je Erwerbstätigen 2017 (Berechnungsstand August 2018) 82.321 82.727 101.246<br />

Veränderung 2014 - 2017 in % 10,7 10,0 8,3<br />

Bruttowertschöpfung zu Herstellungspreisen*<br />

Bruttowertschöpfung 2017 in Millionen Euro 17.559 18.077 47.842<br />

darunter Anteil in %<br />

Produzierendes Gewerbe 20,2 36,9 35,2<br />

Dienstleistungsbereiche 79,7 63,0 64,7<br />

Gewerbesteuer*<br />

Hebesatz 2019 in % 430 430 420<br />

Einzelhandelsrelevante Kaufkraftkennziffern***<br />

Kaufkraft je Einwohner <strong>2020</strong> (Bundesdurchschnitt = 100) 102,2 100,3 113,6<br />

Umsatzkennziffer je Einwohner <strong>2020</strong> (Bundesdurchschnitt = 100) 122,2 149,2 130,0<br />

Zentralitätskennziffer <strong>2020</strong> (Umsatzkennziffer je EW/Kaufkraft je EW) 119,6 148,8 114,4<br />

Quellen<br />

* Statistisches Landesamt Baden-Württemberg<br />

** Bundesagentur für Arbeit<br />

*** GfK, Nürnberg<br />

Wir machen,<br />

dass das eine Bank ist.<br />

Ja, ganz richtig.<br />

Denn wir machen aus jeder Parkbank,<br />

jedem Café-Stuhl,<br />

jedem Baumstumpf eine Bankfiliale.<br />

Dank unserer bequemen Apps,<br />

die wir für die Volks- und Raiffeisenbanken<br />

entwickeln.<br />

Und wir sind die, die zig Millionen<br />

Kontobewegungen auf dem absolut<br />

genauesten Stand halten.<br />

In mehreren Rechenzentren natürlich –<br />

doppelt gemoppelt hält besser!<br />

Wir sind also eine von diesen sagenhaften Firmen,<br />

von denen man als Normalsterblicher<br />

noch nie gehört hat,<br />

die aber Deutschland am Laufen halten.<br />

Schon seit Jahrzehnten.<br />

Nun, jetzt haben Sie ja von uns gehört.<br />

Und denken vielleicht auf der nächsten<br />

Parkbank an uns.<br />

108 NR 63 <strong>2020</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL


Wohnung gesucht –<br />

Zuhause gefunden!<br />

Wir schaffen und erhalten bezahlbaren Wohnraum. Mit über<br />

13.350 Mietwohnungen sind wir der größte Vermieter in<br />

Karlsruhe. Wir bemühen uns um soziale Ausgewogenheit<br />

und setzen uns für Nachhaltigkeit ein.<br />

www.volkswohnung.com

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