Wirtschaftsspiegel 2020: Klima
Ice Ice Baby: Wenn die Sommer immer wärmer werden – und die Winter auch. Dann gibt es Eis bald nur noch bei der Eisdiele um die Ecke. Lesen, was die TechnologieRegion Karlsruhe macht, um den Klimawandel aufzuhalten.
Ice Ice Baby: Wenn die Sommer immer wärmer werden – und die Winter auch. Dann gibt es Eis bald nur noch bei der Eisdiele um die Ecke. Lesen, was die TechnologieRegion Karlsruhe macht, um den Klimawandel aufzuhalten.
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WIRT<br />
SCHAFTS<br />
SPIEGEL<br />
FÜR DIE TECHNOLOGIEREGION KARLSRUHE<br />
DAS MAGAZIN FÜR DEN<br />
WIRTSCHAFTSSTANDORT<br />
NR 63<br />
<strong>2020</strong><br />
800<br />
CENT<br />
6 <strong>2020</strong>63 112134<br />
SCHWERPUNKT KLIMA<br />
Ice Ice Baby. Wenn die Sommer immer<br />
wärmer werden – und die Winter auch.<br />
Dann gibt es Eis bald nur noch bei der<br />
Eisdiele um die Ecke. Lesen, was die<br />
TechnologieRegion Karlsruhe macht, um<br />
den <strong>Klima</strong>wandel aufzuhalten.
Stadt Karlsruhe<br />
Wirtschafts för de rung<br />
EDITORIAL<br />
Foto Anya Barros – Werbeagentur von Schickh<br />
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1
INHALTSVERZEICHNIS<br />
INHALTS<br />
VER<br />
ZEICHNIS<br />
WIRTSCHAFTSSPIEGEL <strong>2020</strong> NR. 63<br />
KAUM EIN THEMA ERHITZT DIE GEMÜTER UND LÄSST DIE KÖPFE<br />
SO RAUCHEN. DIE TECHNOLOGIEREGION BLEIBT DABEI GANZ<br />
COOL UND HAT MIT IHRER GANZ EIGENEN ENERGIESTRATEGIE<br />
DIE VORREITERROLLE ÜBERNOMMEN.<br />
MUTIGE MEINUNG<br />
WAS DIE KÖPFE DER TECHNOLOGIEREGION KARLSRUHE BEWEGT.<br />
SANDRA KEGREIS 16 MADELINE WILLERS 17 MATTHIAS REINSCHMIDT 36 REINHARD BLAUROCK 37<br />
BRITTA WIRTZ 52 EWALD KARL SCHRADE 53 STEFAN KLOCKE 80 CHRISTOPH WERNER 81<br />
RICHARD EINSTMANN 96 UWE BAUMGART 97<br />
01 KLIMA<br />
KLIMAWANDEL, ENERGIEEINSPARUNG, UMWELTSCHUTZ - EIN THEMA MIT<br />
VIELEN FACETTEN, DAS DIE MENSCHEN UND UNTERNEHMEN IN DER TRK<br />
AUF VERSCHIEDENEN EBENEN BESCHÄFTIGT.<br />
DR. FRANK MENTRUP IM INTERVIEW – ANSPRUCHSVOLLES KLIMAKONZEPT FÜR KARLSRUHE 4<br />
MIT JOCHEN EHLGÖTZ ZUR ENERGIESTRATEGIE DER TRK 10<br />
INTERVIEW<br />
DER MARKGRAF KARL WILHELM ZUM THEMA<br />
KLIMA 12 IKEA – VERSTECKTE TECHNIK FÜRS KLIMA 14 FRIDENT FOR FUTURE – AUCH EINWEGPRODUKTE<br />
SIND GUT FÜRS KLIMA 19 HWK – HANDWERK GOES KLIMANEUTRAL 22 ENBW – NACHHALTIGKEIT UND KLIMA-<br />
SCHUTZ IM ENERGIEKONZERN 24 AL‘S KOLUMNE: ALLES SCHEISSE, DEINE ELLI 28 TRINKFAIR – INITIATIVE<br />
FÜR LEITUNGSWASSER 30 COOLINN – WENN LUFT EISKALT WIRD 33<br />
DIGITALISIERUNG 02<br />
DAS LEBEN WIRD IMMER DIGITALER: INSEKTENSTERBEN VORBEUGEN,<br />
ZAHNPROTHESEN HERSTELLEN ODER VIRTUELLE MARKTPLÄTZE.<br />
WIRTSCHAFTSFÖRDERUNG – MOTOR FÜR INNOVATION UND DIGITALISIERUNG 38<br />
KARLSRUHE: VON DER SCHLOSSFASSADE INS HEIMISCHE WOHNZIMMER 40<br />
DIGITALISIERUNG ALS WIRTSCHAFTSFÖRDERUNG 42<br />
SCHLOSSLICHTSPIELE<br />
DER ETTLINGER WEG:<br />
APIC.AI – MIT KÜNSTLICHER INTELLIGENZ GEGEN DAS<br />
BIENENSTERBEN 44 DENTALLABOR FELZMANN – DIGITALISIERUNG IM HANDWERK 48 ENBW – DAS ENDE<br />
DES DIGITALEN FLASCHENHALSES? 50<br />
ENERGIE 03<br />
OHNE ENERGIEWENDE KEIN KLIMASCHUTZ. MIT ENERGIESPARENDEN QUARTIEREN,<br />
MODERNER WÄRMETECHNIK UND EFFIZIENTER SANIERUNG TRÄGT DIE TRK DAZU BEI.<br />
EVOHAUS – ENERGIEEFFIZIENTES WOHNEN SPART GELD 54<br />
STADTWERKE KARLSRUHE – FERNWÄRME FÜR<br />
KLIMASCHUTZ 56 HWK – ZUSATZAUSBILDUNG ZUM ENERGIEBERATER 58 VOLLACK – BÜRO-PASSIV-<br />
HÄUSER GEWINNEN WETTBEWERBE 60<br />
MOBILITÄT 04<br />
DER BEWEGTE MENSCH: OB MIT DEM E-AUTO, DER BAHN,<br />
DEM RAD ODER EINEM MIX AUS ALLEM, DIE TRK IST MOBIL.<br />
DIE LETZTE MEILE – AUTONOME PAKETZUSTELLUNG MADE IN TRK 62 INIT – DIE MISCHUNG MACHTS 64<br />
GRAF HARDENBERG – STECKDOSE STATT BENZIN 66 KVV – ON-DEMAND STATT STARREM FAHRPLAN 68<br />
REGION 05<br />
HYGIENE IN CORONA-ZEITEN, STUDENTEN IM AUSLAND ODER NEUE<br />
BAUGEBIETE IN BADEN-BADEN: DIE REGION ZEIGT, WAS SIE DRAUF HAT.<br />
WIRTSCHAFTSFÖRDERUNG – KARLSRUHE MACHT SICH FIT FÜR DIE ZUKUNFT 72<br />
UNS? 76 WIRTSCHAFTSFÖRDERUNG – WACHSTUM IN DER GRÜNDERSTADT KARLSRUHE 82<br />
WAS MACHT CORONA MIT<br />
BERATUNGSMEISTER SPARKASSE 84 IWERKX – NOCH MEHR GRÜNDERGEIST 86 KARLSRUHE IST ORT<br />
DER MÖGLICHKEITEN 88<br />
AUS OBERDERDINGEN IN DIE WELT – AZUBIS UND STUDENTEN AUF GROSSER<br />
REISE 90 WIRTSCHAFTSFÖRDERUNG – NACHWUCHS IM HANDWERK GESUCHT 94 BARDUSCH –<br />
HYGIENE IN CORONA-ZEITEN 98 BAUBOOM IN BADEN-BADEN 100 HIER VERWURZELT 102<br />
RUBRIKEN 06<br />
EDITORIAL 1 INHALT 2 START-UPS 70 UNTERNEHMENSPROFILE 104 IMPRESSUM 105<br />
DIE TECHNOLOGIEREGION IM ÜBERBLICK 106<br />
2 NR 63 <strong>2020</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL<br />
3
KLIMA<br />
„DAS NEUE KLIMAKONZEPT IST NOCH<br />
ANSPRUCHSVOLLER GEWORDEN“<br />
Karlsruhes Oberbürgermeister Frank Mentrup über<br />
Photovoltaik, die Vorreiterrolle der TRK und den<br />
inneren Schweinehund<br />
Das Thema Umweltschutz und <strong>Klima</strong> ist auch in der Kommunalpolitik<br />
angekommen. Karlsruhe beispielsweise hat 2019 den<br />
<strong>Klima</strong>notstand ausgerufen. Heißt: Alle städtischen Projekte<br />
müssen nun verstärkt unter dem Aspekt <strong>Klima</strong> bewertet<br />
werden. 2050 soll Karlsruhe klimaneutral sein, das möchte<br />
der Oberbürgermeister der Fächerstadt, Dr. Frank Mentrup,<br />
erreichen und den <strong>Klima</strong>wandel aufhalten. Mit eigenen Konzepten<br />
und Strategien, aber auch mit allen Bürgerinnen und<br />
Bürgern und den Unternehmen. Denn schlussendlich ist ein<br />
Umdenken nur dann zu schaffen, wenn alle mitmachen.<br />
Herr Mentrup, was hat Sie für das<br />
Thema Umweltschutz und <strong>Klima</strong><br />
nachhaltig sensibilisiert?<br />
Das war vor allem der Bericht des<br />
„Club of Rome“, der Anfang der<br />
1970er Jahre veröffentlicht wurde und<br />
der damals die interessierte Öffentlichkeit<br />
aufgerüttelt hat. Seitdem<br />
beobachte ich, dass sich zumindest<br />
das öffentliche Bewusstsein verändert<br />
- lange Zeit allerdings sehr langsam.<br />
Gerade in den letzten Jahren hat sehr<br />
verwundert, dass die Bundespolitik<br />
dem Thema nach innen so wenig Bedeutung<br />
beigemessen hat, zeitgleich<br />
auf Weltkonferenzen aber an sehr ambitionierten<br />
Zielsetzungen mitwirkte.<br />
Wir erleben nun, dass das Thema in der<br />
Kommunalpolitik ankommt, und das<br />
ist gut so. Es ist nicht zu übersehen,<br />
was die Hitze<br />
im Super-<br />
Sommer 2018<br />
und dann auch<br />
2019 mit den<br />
Bäumen gemacht<br />
hat: Die<br />
sind reihenweise<br />
vertrocknet<br />
und sterben.<br />
Das ist ein<br />
Thema, das alle<br />
angeht!<br />
Was machen<br />
die Stadt<br />
Karlsruhe<br />
und die TRK<br />
konkret für<br />
das <strong>Klima</strong>?<br />
Die Stadt hat<br />
bereits 2009<br />
ein <strong>Klima</strong>schutzkonzept verabschiedet<br />
und darin die Zielvorgabe nach der<br />
„2-2-2-Formel“ definiert. Heißt:<br />
Die jährliche Absenkung um 2 Prozent<br />
beim Energieverbrauch und bei<br />
den CO2-Emissionen sowie die<br />
Verdopplung der Anteile an erneuerbarer<br />
Energie. Das war damals schon<br />
sehr anspruchsvoll.<br />
Wir haben nun dieses Konzept in<br />
diesem Jahr mit noch einmal ambitionierteren<br />
Zielen fortzuschreiben: Bis<br />
2050 soll die gesamte Stadt Karlsruhe<br />
klimaneutral werden und bis 2040<br />
schon die städtische Verwaltung und<br />
die städtischen Gesellschaften.<br />
Es gibt aber auch Zwischenziele. So<br />
soll die CO2-Emission bis 2030 um<br />
60 Prozent gegenüber dem Ausgangsjahr<br />
2010 reduziert werden. Dabei<br />
orientieren wir uns an den Zielen des<br />
Weltklimarates. Die besagen, dass<br />
die globale Erwärmung nicht über 1,5<br />
Grad steigen soll.<br />
Wo kann am einfachsten angesetzt<br />
werden, um diese Ziele zu erreichen?<br />
Zum einen stehen wir vor der Frage:<br />
Wie nutzen wir Solarenergie für Solarthermie<br />
oder Photovoltaik? Da haben<br />
wir in Karlsruhe selbst die größten<br />
Ausbauchancen, denn im Moment<br />
sind nur 2 Prozent der Dächer und<br />
Flächen genutzt. Wir könnten aber<br />
40 Prozent der Dächer nutzen.<br />
Das Zweite ist: Welche Energie<br />
verwenden wir? Wir bauen die Fernwärme<br />
sukzessive aus, nutzen etwa<br />
die Abwärme aus der Raffinerie.<br />
Hier streben wir an, dass mindestens<br />
40 Prozent der Haushalte und der<br />
Gewerbegebiete mit Fernwärme versorgt<br />
werden. Wir müssen uns aber<br />
darauf vorbereiten, dass wir nicht<br />
dauerhaft die Abwärme nutzen, die<br />
durch Verbrennung entsteht, sondern<br />
beispielsweise die Geothermie, die<br />
kein Verbrennen von fossilen Stoffen<br />
mehr erfordert.<br />
Der dritte Bereich ist die Mobilität:<br />
Wir wollen uns den Zielen des Landes<br />
anschließen. Die besagen, dass die<br />
Zahl der ÖPNV-Nutzer verdoppelt<br />
und der motorisierte Individualverkehr<br />
um ein Drittel gesenkt werden<br />
soll. Mit dem Verkehrsentwicklungsplan<br />
wollen wir den Autoverkehr<br />
zugunsten anderer Verkehrsteilnehmer<br />
zurückdrängen.<br />
Foto Anya Barros – Werbeagentur von Schickh<br />
Das vierte große Thema ist die<br />
Senkung des Energieverbrauchs<br />
durch entsprechende Dämmung und<br />
Sanierung der Gebäude. Wir als Stadt<br />
haben eine riesige Aufgabe vor der<br />
Brust, da wir einen sehr großen Anteil<br />
an Gebäuden aus den 1960er und<br />
1970er Jahren haben. Damals hat man<br />
beim Bau an alles gedacht, aber nicht<br />
an Energieeinsparung.<br />
2019 wurde in Karlsruhe der <strong>Klima</strong>notstand<br />
ausgerufen, war das sinnvoll?<br />
In der Sache schon. Er soll zeigen, dass<br />
der <strong>Klima</strong>schutz für den Gemeinderat<br />
höchste Priorität hat. Nur der Begriff<br />
ist in meinen Augen falsch. Er ist eine<br />
unglückliche Übersetzung, da ein<br />
„Notstand“ im Deutschen historisch<br />
vorbelastet ist und undemokratisches<br />
Handeln legitimiert. Grundlage ist<br />
aber der internationale Begriff „Climate<br />
Emergency“, und der soll zum<br />
Ausdruck bringen, dass dieses Thema<br />
existentiell von Bedeutung ist und<br />
deshalb in der Politik und der Gesellschaft<br />
einen besonderen Stellenwert<br />
bekommen soll. Das finde ich sehr<br />
angemessen, gerade jetzt, wo wir die<br />
dramatischen Folgen der <strong>Klima</strong>wandels<br />
hautnah erleben.<br />
Wirkt sich das Thema schon<br />
heute auf die Arbeitswelt aus?<br />
Jeder Arbeitnehmer und Arbeitgeber<br />
muss für den <strong>Klima</strong>schutz sensibilisiert<br />
sein, wie jeder Bürger und jede<br />
Bürgerin in seinem und ihrem privaten<br />
Umfeld auch. Da sehe ich auch bei uns<br />
in der Stadtverwaltung noch Potenzial,<br />
auch wenn ich einige Kolleginnen und<br />
Kollegen bereits bei den „Fridays for<br />
Future“-Protesten gesehen habe.<br />
Ich glaube, dass sich der <strong>Klima</strong>wandel<br />
auch auf das Arbeitsverhalten auswirken<br />
wird.<br />
Stichwort Wirtschaft: Verschreckt<br />
man eventuell Unternehmen, die sich<br />
hier niederlassen wollen, wenn die<br />
Stadt strenge Umweltauflagen vorgibt?<br />
In den Firmen arbeiten doch auch<br />
Menschen, denen die Gewächse in<br />
den Gärten absterben und die im Wald<br />
manche Bereiche nicht mehr betreten<br />
dürfen, weil die vertrockneten Bäume<br />
zur Gefahr werden.<br />
>><br />
4 NR 63 <strong>2020</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL<br />
5
KLIMA<br />
>><br />
Die Betroffenheit ist unabhängig<br />
davon, ob ich in der Wirtschaft<br />
beschäftigt bin, in der Verwaltung<br />
oder in einem anderen Bereich. Nach<br />
meinen Gesprächen mit den Unternehmen<br />
hier vor Ort warten eher alle<br />
darauf, dass es Rahmensetzungen gibt,<br />
die die Wirtschaft gleichermaßen dazu<br />
zwingt, einen klimaneutralen Weg zu<br />
gehen. Wenn alle diesen Weg gehen<br />
und es auch durchaus als gemeinsame<br />
Herausforderung begreifen, hat aus<br />
meiner Sicht niemand Angst davor.<br />
Kann die TechnologieRegion<br />
überhaupt etwas ausrichten?<br />
Global gesehen sind wir nur<br />
ein kleiner Teil der Welt.<br />
Die TRK sehe ich auf jeden Fall zweifach<br />
gefordert: Zum einen müssen alle<br />
beginnen, etwas zu tun, weil ansonsten<br />
keiner anfängt, etwas zu verändern.<br />
Wir haben in den letzten Jahrzehnten<br />
in Westeuropa, zusammen mit den<br />
USA und kleinen Teilen der übrigen<br />
Welt, auf Kosten der restlichen Welt<br />
CO2 verbraucht und das <strong>Klima</strong> erwärmt.<br />
Jetzt nur auf China oder Indien<br />
mit dem Finger zu zeigen, ist dumm<br />
und egoistisch.<br />
Der zweite Punkt ist, dass mit dieser<br />
Thematik auch eine große Chance<br />
verbunden ist. Wir sind ein Stück weit<br />
die innovativste Region, wenn es etwa<br />
um den Einsatz von IT an den Schnittstellen<br />
zu Mobilität und zu Energie<br />
geht. Deswegen wäre es noch törichter,<br />
sich zurückzuhalten.<br />
Im Gegenteil: Wir sollten eine Vorreiterregion<br />
in der Entwicklung neuer<br />
Konzepte werden. Wir müssen nach<br />
vorne treten und uns neue technische<br />
Möglichkeiten und Lösungen suchen,<br />
um den <strong>Klima</strong>wandel in den Griff zu<br />
bekommen, auch in Verbindung mit<br />
einer hohen sozialen Komponente.<br />
Es geht nämlich am Ende auch darum,<br />
dass es keine soziale Spaltung gibt,<br />
zwischen denen, die sich <strong>Klima</strong>schutz<br />
leisten können, und denen, die das<br />
nicht können.<br />
Es gibt von der TRK die Energiestrategie:<br />
Wie stolz sind Sie als<br />
TRK-Vorsitzender, dass die Region<br />
diese Vorreiterrolle hat?<br />
Das ist super, weil das auch etwas ist,<br />
das aus der TRK selbst gekommen ist.<br />
Hier hat nicht die Politik gesagt, wir<br />
machen jetzt so eine Energiestrategie<br />
– sondern das kam vor allem aus unserer<br />
engagierten regionalen Wirtschaft<br />
– in Verbindung mit unserer ebenso<br />
engagierten regionalen Wissenschaft.<br />
Letztlich ist die TRK aber ein freiwilliger<br />
Zusammenschluss und wir können<br />
niemanden zwingen, das umzusetzen.<br />
Trotzdem ist es etwas, das mich sehr<br />
„Das <strong>Klima</strong> verändert sich<br />
drastisch: In ein paar Jahren<br />
werden uns die Kinder fragen,<br />
was Schnee überhaupt ist.“<br />
stolz macht, dass alle an einem Tisch<br />
sitzen und bereit sind, möglichst schnell<br />
voneinander zu lernen und miteinander<br />
Verantwortung zu übernehmen.<br />
Neuestes Mitglied der TRK ist<br />
das französische Département Bas-<br />
Rhin. <strong>Klima</strong> kennt keine Grenzen:<br />
Warum ist es so wichtig, dass unsere<br />
Nachbarn auf der anderen Seite des<br />
Rheins nun auch dabei sind?<br />
Es ist aus zweierlei Gründen wichtig:<br />
Einerseits, weil es in einer regionalen<br />
Denke nicht sinnvoll ist, <strong>Klima</strong>schutzkonzepte<br />
am Rhein enden zu lassen.<br />
Andererseits, weil wir nochmal eine<br />
ganz andere Zusammenarbeit – über<br />
die Grenze hinweg – organisieren<br />
können. Vielleicht kann das ein bisschen<br />
den Nachteil wettmachen, den<br />
eine Grenzregion immer hat, denn die<br />
nationalen Strategien - auf der französischen<br />
Seite aus Paris und auf der<br />
deutschen Seite aus Berlin und Stuttgart<br />
- enden immer an der Grenze.<br />
Wenn ich nur von der jeweiligen Seite<br />
bis zur Grenze denke, habe ich immer<br />
die andere Hälfte der Menschen ausgeklammert.<br />
Dass das Département<br />
Bas-Rhin nun Mitglied in der TRK ist,<br />
bietet tolle Chancen: Die gemeinsame<br />
Arbeit über eine Grenze hinweg ist wie<br />
ein Pilotprojekt – sprachlich, kulturell<br />
und national, in dem wir vieles besser<br />
machen wollen als allein. Denn aus den<br />
jeweils unterschiedlichen Systemen<br />
kommen eventuell noch viel mehr<br />
kreative Ideen, wie man ein Thema<br />
angehen kann, als wenn man nur<br />
aus der eigenen Kultur heraus etwas<br />
entwickelt.<br />
Kaum ein Thema wird so hitzig<br />
diskutiert wie der <strong>Klima</strong>wandel.<br />
Was meinen Sie, warum ist das so?<br />
Vieles wird in den sozialen Netzwerken<br />
hochgekocht, aber das Thema würde<br />
auch ohne Social Media sicherlich<br />
genauso emotional diskutiert werden.<br />
Hier geht es nämlich schlichtweg um<br />
unsere Lebensgrundlagen. Eigentlich<br />
sind wir in Mitteleuropa in einer<br />
klimatisch begünstigten Region. Wir<br />
haben viel dafür getan, dass es uns gut<br />
geht: Wir haben den Rhein begradigt,<br />
Malaria ausgerottet. Durch den <strong>Klima</strong>wandel<br />
drohen diese selbstverständlich<br />
gewordenen Fortschritte verloren zu<br />
gehen und deswegen merken die Menschen,<br />
dass das System nicht mehr<br />
uneingeschränkt beherrschbar ist,<br />
es zu einer schädlichen Entwicklung<br />
kommt und am Ende die Menschen in<br />
existentielle Gefahr geraten.<br />
Schon die Jahreszeiten verändern sich<br />
drastisch: In ein paar Jahren werden<br />
uns die Kinder fragen, was Schnee<br />
Foto Roland Fränkle<br />
überhaupt ist. Da merke ich, dass eine<br />
Veränderung im Gang ist, die an unseren<br />
Grundfesten rüttelt. Daher finde<br />
ich es sehr gut, dass sich die Menschen<br />
engagieren und bereit sind, etwas zum<br />
Umweltschutz beizutragen.<br />
Wie kann jeder Einwohner in<br />
der TRK etwas für das <strong>Klima</strong> tun?<br />
Es fängt schon bei der Frage an, wie<br />
ich meine Wege in der Stadt zurücklege.<br />
Wir wissen, dass die meisten<br />
Strecken unter fünf Kilometer lang<br />
sind. Das ist eine Wegstrecke, die ich<br />
auch mit dem Fahrrad zurücklegen<br />
kann.In meinen Augen ist es zudem<br />
wichtig, dass man sich so ernährt<br />
und einkauft, dass dabei <strong>Klima</strong>aspekte<br />
berücksichtigt werden, also vorrangig<br />
regionale und saisonale Produkte<br />
auf dem Tisch landen und wir durch<br />
unseren Fleischkonsum nicht zur<br />
Zerstörung anderer Regionen beitragen<br />
und durch die katastrophale<br />
CO2-Bilanz der Fleischproduktion<br />
das <strong>Klima</strong> aller verändern.<br />
Und wie gehen Sie mit<br />
gutem Beispiel voran?<br />
Ich versuche zunehmend, meinen<br />
inneren Schweinehund zu überwinden<br />
und fahre meistens mit dem Rad,<br />
alternativ mit der Stadtbahn, und<br />
erzähle mir was von „Der Weg ist das<br />
Ziel“ oder dem gesundheitlichen Nutzen.<br />
Und doch ertappe ich mich hin<br />
und wieder bei meiner eigenen Bequemlichkeit<br />
und lege doch eine kürzere<br />
Strecke auch mal mit dem Auto<br />
zurück. Am besten wäre, ich hätte<br />
gar keines. Ich esse im Durchschnitt<br />
sechs Tage in der Woche vegetarisch<br />
oder maximal mit Fisch.<br />
Aber es ist schon so, dass es gar nicht<br />
so einfach ist, alte Gewohnheiten<br />
abzulegen (lacht). Da ist ein größerer<br />
Teil unserer Jugend doch wesentlich<br />
konsequenter und dafür bewundere<br />
ich sie.<br />
>><br />
6 NR 63 <strong>2020</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL<br />
7
DREI FRAGEN ZUR CORONA-KRISE<br />
Corona belastet die Gesellschaft,<br />
das Leben steht still, auch die Industrie<br />
– ob produzierendes Gewerbe mit<br />
mehreren hundert Mitarbeitern oder<br />
das kleine Start-Up. Was tut die TRK,<br />
um den Unternehmen unter die Arme<br />
zu greifen?<br />
Für eine Wirtschaftsregion wie die TRK<br />
hat Corona einschneidende Folgen.<br />
Zugleich hat sich gezeigt, dass Kommunen<br />
und Kammern innerhalb kürzester<br />
Zeit in der Lage waren, Maßnahmen<br />
aufzubauen, um die schwersten Folgen<br />
aufzufangen. Für die von Seiten von<br />
Bund und Länder aufgelegten Soforthilfen<br />
haben die Industrie- und<br />
Handelskammern und Handwerkskammern<br />
innerhalb weniger Tage<br />
personellen Kapazitäten aufgebaut, um<br />
die Antragsbearbeitung schnell und effizient<br />
abwickeln zu können. Das wurde<br />
flankiert durch Maßnahmen wie dem<br />
„coronakanal.de“ oder „durchblickmacher.de“,<br />
die zusätzliche unterstützende<br />
Hilfsangebote für KMU und<br />
Soloselbständige initiiert haben.<br />
Auf kommunaler Ebene ist eine große<br />
Solidarität mit dem lokalen Einzelhandel<br />
entstanden. Von Bühl, über Rastatt,<br />
Karlsruhe, Bruchsal bis nach Landau<br />
wurden in fast jeder Gemeinde Aufrufe<br />
gestartet, die Online-Angebote und<br />
Lieferservices des örtlichen Handels<br />
und der Gastronomie zu nutzen.<br />
Oftmals wurde das durch die Kommunalverwaltungen<br />
wie in Karlsruhe auch<br />
finanziell unterstützt.<br />
Wenn die härtesten Folgen von Corona<br />
überwunden sind, hoffe ich, dass sich<br />
dadurch eine stärkere Bindung an die<br />
lokalen Strukturen ergibt. Gerade in<br />
der Krise ist deutlich geworden, wie<br />
sehr unsere Lebensqualität von einem<br />
funktionierenden und attraktiven<br />
Angebot in der Nachbarschaft, vom<br />
unmittelbaren Leben vor Ort abhängt<br />
- und da hat jeder und jede von uns<br />
in der Hand, dieses zu stärken. Und<br />
gute Online-Auftritte und -Angebote<br />
des lokalen Einzelhandels und der<br />
Dienstleister vor Ort ermöglichen eine<br />
Orientierung außerhalb der Öffnungszeiten.<br />
Es ist hier wie in der Kultur und<br />
im Sozialen: Ich erlebe eine Renaissance<br />
des Wir, ausgerechnet in einer<br />
Zeit der verordneten Distanz. Und das<br />
erfolgt nicht als subversive Trotzreaktion<br />
gegen staatliche Regeln, sondern im<br />
Bewusstsein und in der Wertschätzung<br />
für das konkrete zwischenmenschliche<br />
Miteinander.<br />
Wie hat Corona die TRK getroffen?<br />
Wurden Sie kalt erwischt oder<br />
vorbereitet, damit Sie nicht kopflos<br />
reagieren mussten?<br />
Die TRK wurde vermutlich wie jede<br />
Region in Deutschland und Europa von<br />
der Pandemie von Zeitpunkt, Ausmaß<br />
und Konsequenzen überrascht. Es war<br />
den Verantwortlichen bewusst, dass ein<br />
solcher Fall eintreten könnte, auf die<br />
konkrete Situation war aber niemand<br />
vorbereitet. In der TechnologieRegion<br />
Karlsruhe waren die Notfallpläne<br />
dann aber in kurzer Zeit einsatzbereit,<br />
sowohl, was die Städte und Gemeinde,<br />
aber auch die Zusammenarbeit in der<br />
TRK angeht. Ich denke dabei etwa an<br />
die Zusammenarbeit von Stadt und<br />
Landkreis Karlsruhe im gemeinsamen<br />
Gesundheitsamt oder auch die Einrichtung<br />
der Corona-Plattform, über die<br />
wir die wesentlichen Informationen für<br />
die Bürgerinnen und Bürger eingestellt<br />
haben. Von ganz besonderer Bedeutung<br />
war auch, dass die grenzüberschreitende<br />
Versorgung von an COVID-19 erkrankten<br />
Personen funktioniert hat und<br />
die Krankenhäuser in Baden-Baden,<br />
Karlsruhe und der Pfalz französische<br />
Patienten aufgenommen haben.<br />
Auch wenn wir nicht in die Zukunft<br />
blicken können, welchen Schaden hat<br />
die TRK bisher genommen durch den<br />
teilweisen Shutdown?<br />
Wie sich die Schäden in wirtschaftlicher<br />
Art darstellen werden, können<br />
wir für die Region derzeit noch nicht<br />
sagen. Was wir aber wissen, ist, dass es<br />
durch eine restriktive Auslegung der<br />
Einreisebestimmungen an den Grenzen<br />
zu einer massiven Verärgerung bis hin<br />
zur Verbitterung gekommen ist. Wenn<br />
französische Arbeitnehmerinnen und<br />
Arbeitnehmer an der Grenze bis zu<br />
zwei Stunden warten mussten, um zu<br />
ihrer Arbeit – oftmals in kritischen Infrastrukturen<br />
wie Krankenhäusern oder<br />
Pflegeeinrichtungen - zu kommen,<br />
dann ist das für unser grenzüberschreitendes,<br />
ja europäisches Verständnis<br />
mehr als beschämend. Und wenn dann<br />
dieselben Mitarbeiter in Deutschland<br />
nicht einkaufen dürfen und Ihnen dafür<br />
sogar Bußgelder drohen, dann wird<br />
europäische Integration konterkariert.<br />
Unsere Freundschaft in der Region<br />
wurde auf eine harte Probe gestellt.<br />
Aber, und das ist gute Nachricht, die<br />
TechnologieRegion ist zusammengestanden.<br />
Auf den verschiedensten<br />
Ebenen haben über nahezu alle Akteure<br />
hinweg unseren Einfluss geltend<br />
gemacht. Aktionen wie „hiwwe wie<br />
driwwe“, auf kommunaler und bürgerschaftlicher<br />
Ebene initiiert, haben<br />
aufgezeigt: Wir lassen uns unsere<br />
Zusammenarbeit und Freundschaft im<br />
gemeinsamen Lebensraum des Eurodistrict<br />
PAMINA nicht kaputt machen<br />
– darauf bin auch ein wenig stolz.<br />
Es wird in den kommenden Monaten<br />
Aufgabe sein, hieraus zu lernen und<br />
wieder einmal Land und Bund auf die<br />
spezifische Grenzraumsituationen aufmerksam<br />
zu machen und zu sensibilisieren,<br />
so dass solche Regelungen künftig<br />
auf die Verhältnisse vor Ort ausgerichtet<br />
werden. Mit dem Aachener Vertrag<br />
und den grenzüberschreitenden Gremien<br />
sind die Grundlage und die Struktur<br />
dafür da, bei der Umsetzung hapert<br />
es in Stuttgart und Berlin noch an<br />
KLIMA<br />
MIT DER ENERGIESTRATEGIE GEGEN DEN KLIMAWANDEL<br />
TRK IST VORREITER IN<br />
SACHEN KLIMASCHUTZ<br />
Die Sommer werden heißer, im Winter wird Schnee dafür immer seltener. Der <strong>Klima</strong>wandel ist auch in der<br />
TechnologieRegion Karlsruhe spürbar. Mit der 2018 in einem breit angelegten Prozess und unter Beteiligung<br />
von über 70 Akteuren aus Wissenschaft, Wirtschaft und öffentlicher Hand entwickelten Energiestrategie<br />
der TechnologieRegion Karlsruhe will man diesem entgegenwirken, etwa mit CO2-freien Wohnquartieren<br />
mit günstigen Mieten oder dem Ausbau erneuerbarer Energien.<br />
Der <strong>Klima</strong>wandel geht alle an, auch die<br />
Menschen in der TechnologieRegion<br />
Karlsruhe (TRK) sind davon betroffen.<br />
Ob die Hitze im Sommer 2019 mit<br />
Temperaturen von mehr als 40 Grad<br />
oder die Stürme, die im Februar <strong>2020</strong><br />
über die Region hinweggefegt und<br />
denen zahlreiche Bäume in den Wäldern<br />
zum Opfer gefallen sind. Das sind nur<br />
einige der Auswirkungen des <strong>Klima</strong>wandels.<br />
„Der <strong>Klima</strong>wandel ist eine der<br />
größten Herausforderungen für unsere<br />
Region, für Europa und die Welt“, sagt<br />
Jochen Ehlgötz, Geschäftsführer der<br />
TechnologieRegion Karlsruhe GmbH, im<br />
Gespräch mit dem <strong>Wirtschaftsspiegel</strong>.<br />
EXZELLENTE WISSENSCHAFT<br />
UND UNTERNEHMEN<br />
Um die <strong>Klima</strong>schutzziele, die bei der<br />
UN-<strong>Klima</strong>konferenz 2015 in Paris<br />
verabschiedet wurden, zu erreichen, hat<br />
die TRK selbst eine Energiestrategie<br />
auf den Weg gebracht: Smart Energy –<br />
TRK Mission 2 Grad. „Damit möchten<br />
wir eine unserer Kernkompetenzen<br />
vorantreiben und substanziell aus der<br />
Region heraus beitragen, <strong>Klima</strong>schutz<br />
durch CO2-Reduktion voranzubringen.“<br />
So gibt es viele Kompetenzcluster<br />
rund um die Themen Energie in der<br />
Region: etwa am Karlsruher Institut<br />
für Technologie (KIT) oder am EIfER,<br />
dem Europäischen Institut für Energieforschung,<br />
das mit den französischen<br />
Nachbarn eng zusammenarbeitet.<br />
Unternehmen wie die evohaus GmbH,<br />
das CO2-freies Wohnen ermöglicht,<br />
die EnBW AG mit dem Ausbau der<br />
Windkraft oder die MiRO mit ihrem<br />
Pilotprojekt reFuels zur Produktion<br />
regenerativer Kraftstoffe, setzen die<br />
wissenschaftliche Expertise in marktfähige<br />
Produkte um.<br />
Eine besondere Rolle kommt dabei fokus.energie<br />
zu. Als regionales Netzwerk<br />
und Innovationsplattform der Energieakteure<br />
ist fokus.energie offen für<br />
jegliche Form nachhaltiger Erzeugung<br />
und effizienter Nutzung von Energie<br />
und setzt wesentliche Impulse für eine<br />
nachhaltige Energie- und damit<br />
<strong>Klima</strong>zukunft. „Diese Unternehmen,<br />
Wissenschaftseinrichtungen und<br />
Institutionen stehen exemplarisch für<br />
die Innovationsfähigkeit und den Willen<br />
aller Akteure in der TRK zur Erreichung<br />
der weltweiten <strong>Klima</strong>schutzziele<br />
beizutragen und <strong>Klima</strong>schutz auch als<br />
Innovations-treiber zu sehen“, so Ehlgötz<br />
weiter. „Die Energiestrategie zeigt<br />
exemplarisch unseren Standortvorteil:<br />
In der TechnologieRegion Karlsruhe haben<br />
sich Gesellschafter aus öffentlicher<br />
Hand, Wissenschaft und Wirtschaft<br />
zusammengefunden, die gemeinsam an<br />
einem Tisch sitzen und ihre spezifischen<br />
Kompetenzen für Lösungen einbringen.<br />
Das nennen wir unser Kompetenz-<br />
Dreieck, weil von Anfang an fundierte<br />
Theorie, aber auch Know-how für<br />
Genehmigung, Umsetzung und Betrieb<br />
der Projekte und Vorhaben einfließen.“<br />
Um künftig mit noch größerer<br />
Schlagkraft agieren zu können, hat die<br />
Geschäftsstelle der TRK ihr Personal<br />
im Fachbereich Energie ausgebaut.<br />
Mit der Energiestrategie möchte die<br />
TRK auch einen Handlungsrahmen<br />
vorgeben, in dem Projekte definiert<br />
Fotos Uli Deck, TRK GmbH<br />
und aufgezeigt werden, wie Energiekonzepte<br />
oder CO2-Reduzierung<br />
erstellt und umgesetzt werden können.<br />
Leuchttürme für die Region sind<br />
beispielsweise smarte Quartiere.<br />
Diese zeichnen sich unter anderem<br />
bei Energieerzeugung und -verbrauch<br />
durch beeindruckend geringe CO2-<br />
Werte aus. „Ein solches Wohnquartier<br />
entsteht derzeit mit der ‚Neuen Mitte‘<br />
in Graben-Neudorf. Dabei zeigen die<br />
beteiligten Partner auf, wie man solch<br />
ein Vorhaben, basierend auf wissenschaftlicher<br />
Expertise und langjährigem<br />
Know-how, erfolgreich realisieren<br />
kann“, so Ehlgötz. Sicht- und spürbar<br />
wird dort insbesondere auch, wie sich<br />
Energie- und damit Mietnebenkosten<br />
durch intelligente Maßnahmen signifikant<br />
reduzieren lassen.<br />
VORBILD FÜR DEUTSCHLAND<br />
Was Jochen Ehlgötz dabei besonders<br />
stolz macht: Mit der Energiestrategie<br />
ist die TRK Vorreiter in Deutschland.<br />
„Wir zeigen, dass die Energiewende in<br />
einem regionalen Kontext koordiniert<br />
in enger Abstimmung der relevanten<br />
Partner effizient umgesetzt werden<br />
kann“, sagt Ehlgötz. „Nachhaltigkeit<br />
und die damit verbundenen Geschäftsmodelle<br />
werden für uns ein zentrales<br />
Thema in den kommenden Jahren sein.“<br />
Der TRK mit ihren Partnern in Nordbaden,<br />
von Bruchsal bis Bühl, in der<br />
Südpfalz und - seit Juni 2019 - auch<br />
mit dem Département Bas-Rhin auf<br />
der französischen Seite des Rheins,<br />
bescheinigt Geschäftsführer Jochen<br />
Ehlgötz große Potenziale für die<br />
Energieeinsparung und -gewinnung.<br />
„Da wäre die Geothermie zu nennen,<br />
die ist hervorragend im Oberrheingraben.<br />
Andererseits sehe ich auch die<br />
Möglichkeit, Photovoltaik-Anlagen<br />
auszubauen, denn viele öffentliche<br />
Gebäude eignen sich gerade in unserer<br />
sonnenreichen Region dafür.“<br />
TECHNOLOGIEOFFENHEIT<br />
UND WETTBEWERB<br />
Intensiv sollte allerdings über baurechtliche<br />
Vorgaben nachgedacht<br />
und schnell entschieden werden, wie<br />
vor dem Hintergrund des <strong>Klima</strong>wandels<br />
beispielsweise Denkmalschutz<br />
und Energiegewinnung in einen neuen<br />
Einklang gebracht werden können.<br />
Innovationen eröffnen zwischenzeitlich<br />
viele Optionen damit Maßnahmen zur<br />
Gewinnung regenerativen Stroms unter<br />
neuen Rahmenbedingungen umgesetzt<br />
werden können.<br />
Photovoltaik ist jedoch nur ein Baustein<br />
auf dem Weg zur Energiewende.<br />
„Wichtig ist, dass Beschränkungen auf<br />
eine vermeintlich beste Lösung vermieden<br />
und die Ideen im Wettbewerb<br />
gegeneinander antreten. Gefragt ist<br />
die Bereitschaft zur Technologieoffenheit.<br />
Denn dann ist es möglich, wie in<br />
Karlsruhe gelungen, über Abwärmenutzung<br />
von großindustriellen Anlagen<br />
mehr als die Hälfe der Energie für das<br />
Fernwärmenetz zu nutzen“, weiß<br />
Jochen Ehlgötz.<br />
POLITISCHE LEGITIMATION<br />
IST NOTWENDIG<br />
Dass das Thema <strong>Klima</strong>, und damit eng<br />
verbunden, der Schutz der Umwelt<br />
insgesamt nun in aller Munde ist,<br />
begeistert Jochen Ehlgötz. „Ich finde es<br />
beeindruckend, dass sich so viele junge<br />
Menschen bei den ‚Fridays for Future‘-<br />
Protesten in der Region engagieren,<br />
geht es doch um die gemeinsame Zukunft.<br />
Was aber beachtet werden sollte<br />
und bei den Demonstrationen und in<br />
manchen Diskussionen etwas in den<br />
Hintergrund rückt: auch <strong>Klima</strong>schutz<br />
bedarf einer politischen Legitimation.<br />
<strong>Klima</strong>schutz als ‚Superkriterium‘ wird in<br />
demokratischen Gesellschaften keine<br />
lange Lebensdauer haben – und das<br />
zu Recht“, sagt Ehlgötz im Gespräch<br />
mit dem <strong>Wirtschaftsspiegel</strong>. Denn es<br />
gebe noch andere Interessen, die man<br />
berücksichtigen müsse. „Erinnert sei<br />
nur an die soziale Komponente. Die<br />
Menschen müssen in einem so grundlegenden<br />
Transformationsprozess wie der<br />
Energiewende von Anfang an und intensiv<br />
beteiligt werden. Nur dann kann<br />
es gelingen, Ängste von vorneherein<br />
zu vermeiden und die sich ergebenden<br />
Chancen durch den Wandel für den<br />
Einzelnen zu vermitteln.“<br />
Dass die Gesellschaft insgesamt und<br />
wie schnell jede und jeder Einzelne<br />
bereit ist, bis dahin unvorstellbare<br />
Einschränkungen des öffentlichen,<br />
wirtschaftlichen wie auch des privaten<br />
Lebens mitzutragen, hat Corona<br />
gezeigt. Ehlgötz fasst zusammen: „Es<br />
wird kein Zurück mehr zu der Zeit vor<br />
der Pandemie und der Pauschalentschuldigung<br />
geben können, dass etwas<br />
nicht möglich sei. Es ist meine feste<br />
Überzeugung: Wenn wie in der Corona-<br />
Krise die wissenschaftlichen Fakten als<br />
Entscheidungsgrundlage herangezogen<br />
und nachvollziehbar den Menschen<br />
vermittelt werden, dann werden die allermeisten<br />
bereit sein, ihr Denken, und<br />
ganz besonders ihr Handeln, zu ändern<br />
– auch wenn das oftmals heißen wird,<br />
die jeweilige Komfortzone zu verlassen<br />
und sich auf Neues einzulassen. Denn<br />
das gemeinsame Ziel des <strong>Klima</strong>schutzes<br />
heißt übersetzt: dem Erhalt unserer Lebensgrundlagen<br />
Vorrang einzuräumen“.<br />
ANYA BARROS<br />
www.wvs.de<br />
10 NR 63 <strong>2020</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL<br />
11
Illustration Felicitas Riffel – Werbeagentur von Schickh
KLIMA<br />
IKEA IN KARLSRUHE<br />
WIE REGENWASSER, LASTENRÄDER UND EINE BAHNHALTE-<br />
STELLE DAS MÖBELHAUS KLIMAFREUNDLICHER MACHEN<br />
Lange Jahre wurde diskutiert, nun wird der Traum aller Einrichtungshaus-Fans wahr: Karlsruhe hat<br />
eine IKEA Filiale. Zentral gelegen, und nicht auf der grünen Wiese, ist sie gut an das Straßenbahnnetz<br />
angebunden. So muss nicht jeder Kunde mit dem Auto kommen – zum Wohle der Umwelt.<br />
Auch sonst macht der schwedische Möbelkonzern viel fürs <strong>Klima</strong>, wie Filialleiter Tim Geitner im<br />
Gespräch mit dem <strong>Wirtschaftsspiegel</strong> erklärt.<br />
Fotos IKEA<br />
Es ist das klassische Bild einer IKEA<br />
Filiale: Irgendwo auf der grünen Wiese,<br />
meist entlang der Autobahn, steht<br />
eines der blau-gelben Einrichtungshäuser<br />
samt großem Parkplatz vor der<br />
Tür. Anders sieht die Lage in Karlsruhe<br />
aus: Da steht die Filiale mit einer<br />
hellen Fassade, die in einem Architektenwettbewerb<br />
kreiert wurde, an<br />
einem zentralen Standort am östlichen<br />
Stadteingang der Fächerstadt. Direkt<br />
daneben: die Autobahn, aber auch eine<br />
Straßenbahnhaltestelle. So erhofft<br />
sich der schwedische Möbelriese mehr<br />
Kunden anzulocken, die mit den öffentlichen<br />
Verkehrsmitteln zum Einkauf<br />
kommen. „Es ist ein Glücksfall, dass<br />
die Haltestelle direkt vor der Tür ist“,<br />
sagt Tim Geitner, Leiter der Karlsruher<br />
IKEA Filiale.<br />
MIT DEM BILLY-REGAL<br />
AUFS FAHRRAD?<br />
Zwischen 1,5 und 2 Millionen Besucher<br />
werden pro Jahr in dem Einrichtungshaus<br />
an der Durlacher Allee erwartet.<br />
„Wir rechnen damit, dass mehr als 15<br />
Prozent der Kunden mit dem ÖPNV<br />
kommen. Auch an die Radfahrer haben<br />
wir gedacht, immerhin ist Karlsruhe die<br />
Fahrradstadt Deutschlands. Deswegen<br />
haben wir viele, teilweise überdachte<br />
Stellplätze eingeplant“, so Geitner gegenüber<br />
dem <strong>Wirtschaftsspiegel</strong> weiter.<br />
Zudem gibt es Stellplätze, an denen<br />
E-Bike-Fahrer während des Einkaufs<br />
gleich noch den Akku ihres Fahrrades<br />
aufladen können.<br />
„Wir forcieren damit, dass der Kunde<br />
mit dem Rad zu uns kommt.<br />
Das Angebot für Fahrradfahrer wird<br />
von der Möglichkeit, Lastenräder zu<br />
mieten, abgerundet.“ So kann sich der<br />
Besucher seine Möbel entweder liefern<br />
lassen oder mit dem Lastenfahrrad<br />
transportieren. „Das haben wir in der<br />
City-Filiale in Hamburg getestet.<br />
Da werden selbst große Schränke<br />
so nach Hause gekarrt“, sagt<br />
Geitner lachend.<br />
REGEN FÜR DIE TOILETTE<br />
Das sind nicht die einzigen Maßnahmen,<br />
die in der 54. IKEA Filiale in<br />
Deutschland ergriffen werden, um<br />
etwas zum Umweltschutz beizutragen.<br />
„Wir haben ein paar Dinge eingebaut,<br />
die die Umwelt schonen“, erklärt Tim<br />
Geitner. „In der Abfahrtsspirale des<br />
Parkhauses versteckt sich ein Brauchwassertank.<br />
Der versorgt das Haus mit<br />
Wasser für die Toilettenspülung.“<br />
Das Dach des Gebäudes wird zusätzlich<br />
begrünt und mit Insektenhäusern und<br />
Bienenstöcken ergänzt.<br />
„Wir haben<br />
viel Technik für<br />
den <strong>Klima</strong>schutz<br />
eingebaut.“<br />
Eine <strong>Klima</strong>anlage suchen die Kunden<br />
ebenfalls vergebens: Mittels eines<br />
Wärmetauschers sorgt eine Art Fußbodenheizung<br />
dafür, dass die Räume im<br />
Winter beheizt werden und im Sommer<br />
schön kühl sind. Im ganzen Haus werden<br />
nur LED-Lampen verbaut. „Dabei<br />
setzen wir auch Bewegungsmelder ein,<br />
damit in den Räumen, die nur selten<br />
genutzt werden, das Licht nur dann<br />
angeht, wenn wir es wirklich brauchen.“<br />
SO ENERGIEEFFIZIENT<br />
WIE MÖGLICH<br />
Überall, wo der schwedische Möbelkonzern<br />
eines seiner Häuser baut, achten<br />
die Planer darauf, so umweltfreundlich<br />
wie möglich zu bauen und möglichst<br />
energieeffiziente Technik einzusetzen.<br />
Konzernweit möchte IKEA bis 2030<br />
autark sein, nicht mehr von Energielieferanten<br />
abhängig. „Wir haben mehrere<br />
Windparks gekauft, die es uns ermöglichen,<br />
den Strom zu produzieren, den<br />
wir verbrauchen. Hier beziehen wir<br />
darüber hinaus Biostrom und Fernwärme<br />
von den Stadtwerken Karlsruhe.“<br />
Tim Geitner, Leiter der neuen Karlsruher Filiale,<br />
ist seit 13 Jahren bei IKEA.<br />
VORBILDFUNKTION<br />
Tim Geitner, Leiter der Karlsruher IKEA<br />
Filiale, geht in Sachen Umwelt- und<br />
<strong>Klima</strong>schutz seinen Mitarbeitern mit gutem<br />
Beispiel voran. „Vor einigen Jahren<br />
haben wir im Familienrat beschlossen,<br />
dass wir weniger Fleisch essen wollen,<br />
denn ich denke, das ist eine der größten<br />
<strong>Klima</strong>sünden. Außerdem habe ich ein<br />
Hybridauto, so lege ich meinen Arbeitsweg<br />
rein elektrisch zurück“, so Geitner<br />
im Gespräch mit dem <strong>Wirtschaftsspiegel</strong>.<br />
Seit einigen Jahren nutzt die Familie<br />
ein Lastenrad. „Wir verzichten auch auf<br />
Plastik in unserem Haushalt, denn man<br />
kann alles durch etwas Langlebigeres<br />
ersetzen, wie Edelstahl oder Glas. Das<br />
klappt auch ganz gut!“<br />
Für die knapp 300 Mitarbeiter soll<br />
es ein Job-Ticket geben. „Viele der<br />
Kollegen kommen aus Karlsruhe und<br />
dem näheren Umland, da muss also<br />
keiner mit dem Auto zur Arbeit<br />
fahren“, erklärt Geitner. Knapp zwei<br />
Jahre war der neue Filialleiter ohne<br />
Kunden, hat stattdessen viel am<br />
Schreibtisch geplant, Mitarbeiter<br />
eingestellt und regelmäßig die Baustelle<br />
besichtigt. Für Geitner, gelernter<br />
Schreiner, ist die Eröffnung des Einrichtungshauses<br />
wie ein Ritterschlag.<br />
„Es ist meine erste Filialeröffnung, das<br />
ist sehr besonders für mich, denn ich<br />
darf das Fundament für die Zukunft<br />
legen. Ich würde es immer wieder<br />
machen, das macht wirklich viel Spaß“,<br />
sagt Tim Geitner, Filialleiter bei IKEA<br />
in Karlsruhe, mit einem Lächeln.<br />
ANYA BARROS<br />
www.wvs.de<br />
14 NR 63 <strong>2020</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL<br />
15
„ICH VERBREITE<br />
JEDEN TAG<br />
GUTE LAUNE“<br />
„ERFOLGREICHE<br />
FRAUEN MÜSSEN<br />
SICH NICHT<br />
VERSTECKEN!“<br />
SANDRA KEGREIS<br />
Inhaberin Mr&Mrs Fit Ettlingen<br />
MADELINE WILLERS<br />
Singer/Songwriterin aus Wüstenrot bei Heilbronn<br />
Wie kann Ihrer Meinung nach jeder beginnen,<br />
wenn es um nachhaltiges Handeln geht?<br />
Plastik reduzieren, das kann wirklich jeder. Obst und Gemüse<br />
in ein Gemüsenetz tun, die eigene Tasche zum Einkaufen mitnehmen,<br />
am besten zu Fuß gehen oder mit dem Fahrrad zum<br />
Supermarkt fahren.<br />
Wie ist das Thema <strong>Klima</strong> in Ihr Bewusstsein gerückt?<br />
Durch viele Dokumentationen, die man derzeit im Fernsehen<br />
sieht oder in Zeitungen liest, dringt das Thema immer weiter ins<br />
Bewusstsein. Man hat das in den letzten Jahren gemerkt: Wir<br />
hatten keinen richtigen Winter. Da stellt man schon fest, dass der<br />
<strong>Klima</strong>wandel da ist. Man muss da auf jeden Fall was tun!<br />
Was halten Sie für die größte „<strong>Klima</strong>sünde“?<br />
Den Plastik-Verpackungsmüll sehe ich als großes Problem.<br />
Sehr unbedacht benutzt die Menschheit täglich Unmengen an<br />
Plastik. Die Folgen in Form von Mikroplastik sind meiner<br />
Meinung nach sehr fatal.<br />
Was halten Sie für die größte „<strong>Klima</strong>sünde“?<br />
Da gibt es vieles, aber ich finde ganz oben stehen Kreuzfahrtschiffe.<br />
Auch Fliegen gehört dazu. Ich versuche Inlandsflüge zu<br />
vermeiden und mit dem Zug zu fahren, wenn ich es terminlich<br />
hinbekomme.<br />
Was tun Sie für ein gutes Betriebsklima?<br />
Ich sehe das Leben wie eine Sanduhr. Zeit kann man nicht<br />
mehr nachholen. Daher versuche ich, jeden Tag meine volle<br />
Lebensenergie anderen zu schenken und stets gute Stimmung<br />
im Team auszustrahlen.<br />
Womit kann jeder beginnen, um nachhaltiger zu Handeln ?<br />
Es fängt schon beim Einkaufen an. Ich versuche immer meinen<br />
eigenen Beutel mitzunehmen. Am Anfang war das schon eine<br />
Umgewöhnung, die Tasche nicht im Auto zu vergessen. Oder beim<br />
Einkauf darauf zu achten, dass die Produkte aus der Region sind.<br />
Foto Mr&MrsFit / RGG-Fotografie<br />
Wie setzen Sie sich in Ihrem Unternehmen für <strong>Klima</strong>und<br />
Umweltschutz ein?<br />
Ich versuche, Müll zu vermeiden und nutze Solarstrom,<br />
um den CO2-Ausstoß zu reduzieren.<br />
Was wollten Sie als Kind immer werden?<br />
Ich wollte als Kind Profi-Basketballerin werden.<br />
Für die Frauenliga der NBA in Amerika spielen – das war mein<br />
Traum. Seit meinem sechsten Lebensjahr spiele ich im Verein<br />
Basketball. Zur WNBA hat es nicht gereicht (lacht), die Leidenschaft,<br />
den Sport zum Beruf zu machen, das hat geklappt. Also<br />
hat sich mein Kindheitswunsch so gut wie erfüllt.<br />
Was macht Ihren Job zum „schönsten Job der Welt“?<br />
Der Kontakt mit Menschen und deren Dankbarkeit macht<br />
meinen Job aus. Man bekommt viel positive Energie zurück.<br />
Egal ob kleine oder große Erfolgsgeschichten: Jede Einzelne<br />
davon inspiriert mich und ich bekomme die Bestätigung, dass<br />
meine Vision, Menschen zufriedener mit sich und ihrem Leben<br />
zu machen, erreicht wird.<br />
Was würde der eine noch von dem anderen lernen wollen<br />
oder mit dem anderen gerne einmal tauschen?<br />
Schön singen, ja das würde ich gerne können. Ich höre in<br />
jeder freien Minute Musik und singe auch gerne mit. Das Selbstbewusstsein,<br />
das Madeline auf der Bühne ausstrahlt, finde ich<br />
bemerkenswert. Ich kann von ihr lernen, wie man vor so vielen<br />
Menschen gut performt.<br />
Was ist Ihre Meinung zum <strong>Klima</strong>schutz?<br />
Es ist ein Miteinander: Ich glaube, wenn jeder einzelne Mensch<br />
etwas dafür tut, dann wird es auch besser! Klar gibt es Personen<br />
in mächtigen Positionen, die etwas verändern könnten. Da würde<br />
ich mir sehr wünschen, dass da mehr passiert. Aber ich denke,<br />
dass jeder Mensch etwas bewirken kann.<br />
Wer hat Sie in Ihrem Leben inspiriert bzw. motiviert?<br />
Künstler wie Udo Jürgens oder Udo Lindenberg – die finde ich<br />
ganz toll! Ich habe mir gleich nachdem er ins Kino gekommen<br />
ist, den Film „Mach dein Ding“ über Udo Lindenberg angeschaut:<br />
Der Film zeigt, dass auch große Künstler teilweise Jahre<br />
gebraucht haben, um dahin zu kommen, wo sie heute sind. Das<br />
ermutigt und inspiriert mich, meinen Weg zu gehen.<br />
Was macht Ihren Job zum „schönsten Job der Welt“?<br />
Ich liebe es einfach auf der Bühne zu stehen und den Menschen<br />
mit meiner Musik Freude zu machen. Wenn ich Nachrichten bekomme<br />
oder mir die Fans sagen, dass sie mein Song berührt hat –<br />
das macht mich einfach so happy. Dafür liebe ich meinen Beruf.<br />
Was würde der eine noch von dem anderen lernen wollen<br />
oder mit dem anderen gerne einmal tauschen?<br />
Ich finde es toll, dass sie ihr eigenes Business aufgebaut und wirtschaftlichen<br />
Erfolg hat. Ich schätze Sandra Kegreis als Powerfrau<br />
ein. Ich liebe es, wenn sich Frauen nicht verstecken, sondern in<br />
einer starken Position sind. Ich kann also von ihr lernen, wie man<br />
ein Unternehmen aufbauen und erfolgreich sein kann.<br />
Foto Sandra Beuck – Werbeagentur von Schickh
KLIMA<br />
FRIDENT<br />
FOR FUTURE<br />
Greta Thunberg verweigerte am 20. August 2018 zum ersten Mal den Unterrichtsbesuch –<br />
Schulstreik fürs <strong>Klima</strong> stand auf ihrem Schild, das sie vor dem schwedischen Reichstagsgebäude<br />
in Stockholm zeigte: Der Startschuss für eine weltweite <strong>Klima</strong>bewegung –<br />
„Fridays for Future“ – die, so viel ist sicher, nicht allen passt. Sicher<br />
ist aber auch, dass wir etwas tun müssen, denn der <strong>Klima</strong>wandel ist<br />
Hier hat die Zukunft<br />
ein Zuhause.<br />
kein Märchen, das sich ein junges Mädchen ausgedacht hat – er<br />
ist bittere Realität. Mikroplastik in den Weltmeeren und Tiere,<br />
die daran sterben. Temperaturanstieg und vermehrte Unwetter.<br />
1.000 Liter für zweieinhalb Avocados – echt jetzt!? Das geht<br />
auf jeden Fall besser. Ein Beispiel gefällig? Bitteschön.<br />
Karlsruhe ist das Technologiezentrum am Oberrhein und ein starker Messe-, Kongress- und Tourismusstandort.<br />
Das IQ-Korridorthema „Wirtschafts- und Wissenschaftsstadt“ fördert diese Stärken über ausgewählte Leitprojekte<br />
sowie eine effi ziente Verzahnung von Politik, Verwaltung, Verbänden, Wirtschaft und Wissenschaft.<br />
Zusammen eine starke Basis für Ideen und Erfolgsgeschichten schaffen.<br />
Für einen innovativen Standort mit hoher Lebensqualität. Karlsruhe – Ort der Möglichkeiten.<br />
Foto Adobe Stock<br />
Die Gemeinschaftspraxis für Kieferorthopädie<br />
Schierle, Grüner und Börner<br />
aus Karlsruhe hat ihre persönliche<br />
Fridays for Future Bewegung ins Leben<br />
gerufen, Frident for Future um genauer<br />
zu sein – bei all dem Ernst der Lage, ein<br />
sehr passender Wortwitz. Worum es da<br />
geht? Natürlich um den <strong>Klima</strong>schutz.<br />
Und das, obwohl es für Kieferorthopäden,<br />
die aus hygienischen Gründen<br />
nur Einmalprodukte verwenden dürfen,<br />
nicht ganz einfach ist. Bisher<br />
war der Plastikverbrauch<br />
immens – Plastikbecher,<br />
Zahnbürsten aus Plastik<br />
und dazu noch<br />
das Silikon für die<br />
Abdrücke. Jetzt<br />
nicht mehr. Einmalbecher<br />
aus Papier<br />
oder Zuckerrohrbasis,<br />
>><br />
Entdecken Sie die Wirtschaftsund<br />
Wissenschaftsstadt Karlsruhe<br />
odm-ka.de<br />
19
Fotos Michaela Kohn Grafik Werbeagentur von Schickh<br />
Echt schöner<br />
Kinderschmuck<br />
Always keep smiling – Einmalbecher aus Papier oder Zuckerrohr statt Plastik.<br />
Eigenes Logo – Die Gemeinschaftspraxis für Kieferorthopädie<br />
Schierle, Grüner und Börner setzt auf Nachhaltigkeit.<br />
>> Einmalzahnbürsten aus<br />
Bambus oder anderen nachwachsenden<br />
Rohstoffen, recycelte Servietten und<br />
Papierhandtücher machen‘s möglich.<br />
Der neueste Clou – Dentalmodelle aus<br />
Maisstärke.<br />
MODERNSTE TECHNOLOGIEN,<br />
GANZ NATÜRLICH<br />
Diese Dentalmodelle werden zum<br />
Beispiel zur Herstellung loser Zahnspangen<br />
benötigt und heutzutage im<br />
3D-Druckverfahren erzeugt. Ganz neu,<br />
eben vollständig ökologisch abbaubar,<br />
aus einem Maisstärke-Milchsäure-Mix.<br />
Das Besondere an diesem sogenannten<br />
Filament-Biomaterial ist, dass man<br />
es durch Schreddern und Erhitzen<br />
wiederverwenden kann. Auch wenn es<br />
nicht recycelt wird, kann es trotzdem<br />
bedenkenlos entsorgt, sogar kompos-<br />
V.l.: Dr. Felicitas Schierle, Dr. Wolfgang Grüner, Dr. Nadine Börner<br />
tiert werden, heißt es. Einfach genial!<br />
Na ja, ganz so einfach war die Entwicklung<br />
mit Sicherheit nicht, aber gelohnt<br />
hat sich der Aufwand allemal.<br />
AUS LIEBE ZUR UMWELT<br />
„Nur Plastikmüll zu vermeiden, war<br />
für uns aber noch nicht genug. Wir<br />
wollten noch mehr tun und auch unsere<br />
Mitarbeiter mit ins Boot holen und<br />
für das Thema sensibilisieren.“, so Dr.<br />
Felicitas Schierle. Deshalb gibt es für<br />
die jetzt ein kostenloses Abo für die<br />
öffentlichen Verkehrsmittel. Und die<br />
Ärzte selbst? Die steigen ganz bewusst<br />
aufs Fahrrad oder nehmen die Bahn.<br />
Und mal ehrlich, wenn das die<br />
Kieferorthopäden mit ihren strengen<br />
hygienischen Auflagen schaffen, dann<br />
schaffen wir das doch auch, egal ob<br />
beruflich oder privat. Glas- anstatt<br />
Plastikflaschen –noch besser Wasser<br />
direkt aus dem Wasserhahn, mit der<br />
Tupperbox an die Käsetheke und fürs<br />
Obst und Gemüse auf den Markt<br />
oder im Supermarkt ein Mehrwegnetz<br />
benutzen. Der Müll des Einzelnen<br />
ist nur ein kleiner Bruchteil, betrachtet<br />
man die Massen großer Unternehmen.<br />
Stimmt. Aber irgendwo müssen<br />
wir anfangen.<br />
HANDWERK GOES<br />
KLIMANEUTRAL<br />
UMWELTBERATUNG DER HANDWERKSKAMMER FÜR BETRIEBE<br />
Was tun fürs <strong>Klima</strong>? Mit dieser Frage sehen sich auch viele Handwerksbetriebe in der Region konfrontiert.<br />
Dabei können Initiativen für <strong>Klima</strong>schutz in den Betrieben ein Wettbewerbsvorteil sein, etwa bei<br />
der Mitarbeitergewinnung. Die Umweltberatung der Handwerkskammer Karlsruhe (HWK) hilft, die<br />
Foto Stadt Karslruhe<br />
wichtigsten Fragen zu beantworten.<br />
Ausschließlich Schreinerbetriebe beteiligten sich 2018/19 bei der vierten ECOfit-Runde.<br />
Brigitte Dorwarth-Walter, stellvertretende Hauptgeschäftsführerin der Handwerkskammer Karlsruhe,<br />
Bürgermeisterin Bettina Lisbach und Ministerialdirektor Helmfried Meinel würdigen die Preisträger.<br />
Foto HWK<br />
Der Mensch atmet Sauerstoff ein und<br />
CO2 aus. Ein Auto stößt am Auspuff<br />
CO2 aus. Der Schornstein einer<br />
Firma pustet CO2 in die Luft. Wo<br />
man hinschaut, ist dieses Treibhausgas<br />
unser ständiger Begleiter. Doch bei<br />
den Unternehmen und den Fahrzeugen<br />
können wir etwas verändern.<br />
„CO2 entsteht bei allen Aktivitäten in<br />
einem Handwerksbetrieb: im Betriebsgebäude,<br />
bei der Herstellung und<br />
Verarbeitung von Produkten oder bei<br />
der Mobilität“, erklärt Ute Matysek,<br />
Umweltberaterin bei der HWK.<br />
MEHRWERT BIETEN<br />
Weil die Wahrnehmung der Öffentlichkeit<br />
für das Thema <strong>Klima</strong> und Umweltschutz<br />
geschärft sei, müsse sich auch<br />
im Bereich Handwerk etwas verändern.<br />
„Wir unterstützen die Firmen durch Informationen,<br />
Sensibilisierung und Beratung.<br />
Zusätzlich sind wir in zahlreichen<br />
Netzwerken und Projekten engagiert,<br />
um den Betrieben einen deutlichen<br />
Mehrwert zu bieten“, so Matysek<br />
weiter. So ist die HWK beispielsweise<br />
in den Arbeitskreisen der Stadt Karlsruhe<br />
zur Entwicklung des <strong>Klima</strong>schutzkonzepts<br />
und den darin enthaltenen<br />
Maßnahmen, im Photovoltaik-Netzwerk<br />
oder im Fachbeirat bei den<br />
Energie- und <strong>Klima</strong>schutzagenturen<br />
im Kammerbezirk der HWK dabei.<br />
IN VIER SCHRITTEN<br />
KÖNNEN BETRIEBE KLIMA-<br />
NEUTRAL WERDEN:<br />
1 Energieeinsparung, um das<br />
<strong>Klima</strong> zu entlasten<br />
Vor Ort werden Arbeitsabläufe,<br />
technische Einrichtungen<br />
und Anlagen auf Einsparmöglichkeiten<br />
hin überprüft.<br />
2 CO2-Ausstoß feststellen<br />
und bewerten<br />
Der CO2-Fußabdruck<br />
der Firma wird ermittelt.<br />
3 CO2-Emissionen verhindern<br />
und reduzieren<br />
Ziel der Beratung: Den Betrieb<br />
sensibilisieren, auf möglichst<br />
klimaneutrale Ressourcen und<br />
Rohstoffvorstufen zurückzugreifen,<br />
um die betriebliche CO2-Bilanz<br />
möglichst gering zu halten,<br />
beziehungsweise möglichst<br />
klimaneutral zu werden.<br />
4 Betrieb und Produkte<br />
klimaneutral stellen<br />
Für nicht vermeidbare CO2-<br />
Emissionen ist es möglich, durch<br />
den Erwerb von entsprechenden<br />
<strong>Klima</strong>zertifikaten die <strong>Klima</strong>bilanz<br />
auszugleichen.<br />
FÜR VIELE EIN KRITERIUM<br />
Bei der Handwerkskammer ist man<br />
sich sicher, dass Betriebe, die etwas<br />
zum Umweltschutz beitragen, einen<br />
Wettbewerbsvorteil erhalten. Heißt<br />
konkret: „Nachhaltigkeit und klimaneutrales<br />
Wirtschaften sichern auch die<br />
Zukunft von Unternehmen. Außerdem<br />
entscheiden sich Mitarbeiter vermehrt<br />
nach diesen Aspekten bei der Wahl des<br />
künftigen Arbeitgebers. Angebote wie<br />
das Jobticket oder das Engagement für<br />
mehr Nachhaltigkeit können eventuell<br />
ein Vorteil gegenüber den Mitbewerbern<br />
sein“, so Matysek im Gespräch<br />
mit dem <strong>Wirtschaftsspiegel</strong>. Kunden<br />
würden zudem vermehrt nach „grünen<br />
Produkten“ fragen. Matysek ergänzt:<br />
„Wer sich mit dem Thema Energieeinsparung<br />
beschäftigt, beschäftigt sich<br />
auch mit dem finanziellen Aspekt.<br />
Auf allen Ebenen, wie Energie,<br />
Materialeinsatz oder bei der kommenden<br />
CO2-Steuer, können Kosten<br />
gesenkt werden.“<br />
Das produzierende Handwerk braucht,<br />
je nach Gewerbe, viel Energie – wie<br />
kann ein Betrieb klimaneutral werden,<br />
mag sich mancher denken. „Das<br />
geht auf jeden Fall“, weiß Matysek<br />
von der HWK. Je nach Gewerk sei das<br />
unterschiedlich: Kreislaufwirtschaft,<br />
Energieverbrauch oder Ressourceneinsatz.<br />
„Der Bäcker kauft Mehl aus<br />
der Region und der Schreiner rüstet<br />
die Beleuchtung in der Werkstatt auf<br />
energiesparende LED-Lampen um. Der<br />
metallverarbeitende Betrieb installiert<br />
eine Photovoltaik-Anlage und stellt für<br />
den restlichen Bedarf auf Ökostrom<br />
um“, führt Matysek konkrete Beispiele<br />
an. „Analog zu den Möglichkeiten, die<br />
jeder Einzelne hat, gibt es auch jede<br />
Menge Ansätze in den Betrieben.“<br />
NETZWERK STATT<br />
EINZELKÄMPFER<br />
Die Resonanz auf die Angebote der<br />
Umweltberatung ist sehr positiv, viele<br />
Betriebe haben diesen Service schon<br />
in Anspruch genommen. „2019 haben<br />
zehn engagierte Schreinereien aus<br />
Karlsruhe bei einem Förderprogramm<br />
des Umweltministeriums des Landes<br />
teilgenommen, dem Projekt ECOfit.<br />
Ein Jahr lang haben sie sich intensiv mit<br />
den Themen Nachhaltigkeit, Umweltschutz<br />
oder Mobilität auseinandergesetzt,<br />
beispielsweise wie in Karlsruhe<br />
die Baustellen beliefert werden können,<br />
wenn nur wenig Material transportiert<br />
werden muss“, so Matysek. Eine<br />
Schreinerei schafft sich aus diesem<br />
Grund ein Lastenfahrrad an, damit die<br />
Kunden schnell und umweltfreundlich<br />
beliefert werden können.<br />
Da die Nachfrage so groß war, wird<br />
<strong>2020</strong> das Projekt fortgeschrieben.<br />
Ute Matysek, Umweltberaterin der<br />
Handwerkskammer Karlsruhe.<br />
Die Zielgruppe: metallverarbeitende<br />
Betriebe. „Die Motivation, etwas im<br />
Betrieb zu verändern, ist in einem<br />
Netzwerk nochmals deutlich größer,<br />
als wenn man sich als ‚Einzelkämpfer‘<br />
auf den Weg macht“, weiß Matysek.<br />
Zusätzlich zu diesem Projekt setzt<br />
die Handwerkskammer Karlsruhe<br />
auch weiterhin auf Informationsveranstaltungen.<br />
Umweltberaterin Ute<br />
Matysek: „Wir möchten weiterhin das<br />
Bewusstsein schärfen, informieren und<br />
die Betriebe bei ihren Aktivitäten in<br />
Sachen <strong>Klima</strong>schutz unterstützen!“<br />
ANYA BARROS<br />
www.wvs.de<br />
22 NR 63 <strong>2020</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL<br />
23
KLIMA<br />
NACHHALTIGKEIT UND<br />
KLIMASCHUTZ IM<br />
ENERGIEKONZERN – DAS GEHT<br />
Ein Interview mit EnBW-Chef Frank Mastiaux über den Ausbau<br />
Erneuerbarer Energien, den Kohleausstieg und mit welcher Strategie<br />
das Unternehmen nachhaltig werden will.<br />
sie im Vergleich zu Braunkohlekraftwerken<br />
einen höheren Wirkungsgrad und<br />
eine bessere <strong>Klima</strong>bilanz. Das derzeit<br />
geplante Gesetz sieht aber vor, dass die<br />
deutschen Braunkohlekraftwerke relativ<br />
spät stillgelegt werden.<br />
Foto EnBW<br />
Das KKW Philippsburg ist seit dem<br />
31. Dezember 2019 vom Netz, was<br />
heißt das für das <strong>Klima</strong> in der Region?<br />
Die Energiewende ist ein Gesamtprojekt<br />
und die Abschaltung eines Kraftwerks<br />
hat aber zunächst einmal keine direkten<br />
und sofortigen Auswirkungen auf das<br />
regionale <strong>Klima</strong>, denn Nuklearanlagen<br />
haben einen ohnehin vernachlässigbaren<br />
CO2-Abdruck. Es bedarf eines Mix<br />
aus einem Ausbau der Erneuerbaren<br />
Energien und der Netze, verbunden mit<br />
der sukzessiven Abschaltung CO2-<br />
intensiver Erzeugungsanlagen, um als<br />
Energiesektor unseren Beitrag zu den<br />
<strong>Klima</strong>schutzzielen von Paris zu leisten.<br />
Bis 2038, so der Beschluss der<br />
Bundesregierung, erfolgt der Kohleausstieg.<br />
Welche Herausforderung<br />
wird da auf die EnBW zukommen?<br />
Für die EnBW hat der Kohleausstieg<br />
keinesfalls erst mit dem Kohleausstiegsgesetz<br />
begonnen. Vielmehr haben<br />
wir in unserer Strategie den Umbau<br />
unseres Kraftwerksportfolios weg von<br />
fossilen Energieträgern schon früh<br />
verankert. Ganz konkret haben wir<br />
seit 2012 den Anteil CO2-intensiver<br />
Anlagen um rund 40 Prozent reduziert<br />
und gleichzeitig den Anteil der Erneu-<br />
erbaren Energien signifikant erhöht.<br />
Insofern verstehen wir uns als aktiver<br />
Gestalter der Energiewende. In den<br />
kommenden Jahren wird es darum gehen,<br />
diesen Weg fortzusetzen und den<br />
Kohleausstieg unter Berücksichtigung<br />
der Versorgungssicherheit und Netzstabilität<br />
erfolgreich umzusetzen.<br />
Die EnBW wird nach endgültiger<br />
Verabschiedung des Gesetzes prüfen,<br />
welche Kraftwerksblöcke im Rahmen<br />
der Förderung des Kraft-Wärme-<br />
Kopplungsgesetzes auf klimafreundliche<br />
Brennstoffe umgerüstet werden<br />
können, um zum Beispiel auch den<br />
regionalen Wärmebedarf weiterhin<br />
sicherzustellen. Gleichzeitig hoffen<br />
wir auf starke Ausbau- und Investitionsimpulse<br />
für die Erneuerbaren<br />
Energien im Rahmen der anstehenden<br />
EEG-Novelle.<br />
2014 wurde erst das RDK8 in<br />
Karlsruhe in Betrieb genommen.<br />
Wie steht es nach dem Kohleausstieg<br />
um die Zukunft des RDK?<br />
Zunächst einmal ist das RDK8 eine<br />
wichtige Stütze für die Stromversorgung<br />
in Baden-Württemberg und die<br />
Fernwärmeversorgung in Karlsruhe.<br />
Und als moderne Steinkohleanlage hat<br />
Das hat zur Folge, dass im Gegenzug<br />
Anlagen wie das RDK sehr früh aus<br />
dem Markt gehen müssen, sie werden<br />
quasi als „Lückenfüller“ für die später<br />
abgeschalteten Braunkohle-Kapazitäten<br />
eingesetzt, um jedes Jahr Kohlekapazitäten<br />
aus dem Markt nehmen zu<br />
können. Jüngeren Steinkohleanlagen wie<br />
dem RDK8 drohen entschädigungslose<br />
Stilllegungen vor Erreichen des 20. Betriebsjahres.<br />
Das ist weder ökonomisch<br />
noch ökologisch sinnvoll. Eine dringend<br />
notwendige finanzielle Kompensation<br />
der Stilllegungen fehlt, um Investitionen<br />
für die Umstellung unserer Kraftwerke<br />
auf klimafreundlicheres Gas zu unterstützen<br />
und die Strom- und Wärmeversorgung<br />
für die Kunden möglichst<br />
kostenneutral im derzeitigen Gesetzesentwurf<br />
hinzubekommen.<br />
Der Ausbau erneuerbarer Energien<br />
(EE) schreitet voran – auch die EnBW<br />
mischt dabei mit der Strategie EnBW<br />
<strong>2020</strong> mit. Welche der Ziele von 2013<br />
konnten Sie erreichen?<br />
In den vergangenen sieben Jahren<br />
haben wir unser Geschäftsportfolio entsprechend<br />
der Anforderungen an eine<br />
neue Energiewelt massiv umgebaut.<br />
Wir haben etwa unser Erneuerbaren-<br />
Portfolio deutlich ausgebaut und werden<br />
auch unsere Ziele für >><br />
24 NR 63 <strong>2020</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL<br />
25
2<br />
1<br />
3<br />
4<br />
1 Die EnBW Baltic 1 besteht aus 21<br />
Windenergieanlagen und einer Umspannplattform.<br />
Vom Fundament bis<br />
zur Flügelspitze messen die Windenergieanlagen<br />
rund 115 Meter.<br />
2 Blick auf die EnBW-Zentrale<br />
Karlsruhe bei Nacht.<br />
3 Das Rheinhafen-Dampfkraftwerk<br />
Karlsruhe erzeugt mit einer Leistung<br />
von insgesamt 1.260 Megawatt<br />
Strom und Fernwärme.<br />
4 Laufwasserkraftwerk Iffezheim: Bis<br />
zu 1.500 Kubikmeter Wasser fließen<br />
pro Sekunde durch die Turbinen und<br />
erzeugen CO2-freie Energie für rund<br />
250.000 Haushalte.<br />
Fotos EnBW<br />
>> <strong>2020</strong> erreichen. Wir haben das<br />
Vertriebsgeschäft stabilisiert und neue<br />
Geschäftsfelder wie E-Mobilität und<br />
PV-Speicherlösungen für Privathaushalte<br />
erschlossen. Daneben haben<br />
wir den Konzern effizienter gemacht<br />
und die Organisation umgebaut. Von<br />
2012 bis 2017 haben wir 2.400 Stellen<br />
abgebaut. Gleichzeitig aber 1.800 aufgebaut,<br />
etwa in den Bereichen Netze,<br />
Erneuerbare und Digitalisierung. Das<br />
hat dazu geführt, dass wir 2017 die<br />
Ergebniswende geschafft haben und<br />
mittlerweile wieder so profitabel sind<br />
wie vor der Krise.<br />
Was besagt die Fortschreibung der<br />
Strategie in Richtung 2025?<br />
Wir haben uns bereits 2017 Gedanken<br />
über unseren nächsten Entwicklungsschritt<br />
gemacht und eine „Strategieverlängerung”<br />
mit einem Horizont<br />
bis 2025 formuliert. Im Kern geht es<br />
darum, unseren Weg konsequent fortzusetzen,<br />
beispielsweise die Erneuerbaren<br />
Energien und das Netzgeschäft<br />
weiter auszubauen – und gleichzeitig<br />
unsere Kernkompetenzen für neue<br />
Geschäfte im Bereich Infrastruktur<br />
zu nutzen, zunehmend über den Bereich<br />
Energie hinaus.<br />
So bieten wir auf Basis unserer langjährigen<br />
Erfahrung in der Sicherung<br />
von kritischer Infrastruktur Kommunen<br />
und Unternehmen ein Paket von<br />
Sicherheitslösungen an. Ein Beispiel<br />
ist die anonymisierte Baustellenüberwachung<br />
der U-Bahn hier in Karlsruhe,<br />
um Vandalismus zu verhindern und<br />
Einbrüche frühzeitig zu erkennen.<br />
Weitere Themen sind etwa Breitbandinternet<br />
oder Quartiersentwicklung,<br />
aber auch unsere erheblichen<br />
Investitionen in die Elektromobilität.<br />
Viele Unternehmen und ganze Städte<br />
wollen klimaneutral werden. Kann das<br />
auch ein Energiekonzern schaffen?<br />
Ja, das ist machbar, sofern ein guter<br />
Plan, konkrete Maßnahmen und eine<br />
konsequente Umsetzung dahinterstehen.<br />
Für die EnBW sind die Themen<br />
Nachhaltigkeit und <strong>Klima</strong>schutz integraler<br />
Bestandteil unserer strategischen<br />
Vision. So bekennen wir uns als EnBW<br />
zu 100 Prozent zu den Zielen des<br />
Pariser <strong>Klima</strong>schutzabkommens. Wir<br />
beschäftigen uns deshalb intern sehr<br />
intensiv mit dem Thema <strong>Klima</strong>neutralität,<br />
und werden hier demnächst<br />
einen verbindlichen Umsetzungsplan<br />
mit einem klaren Ziel vorlegen.<br />
Wie geht die EnBW aktuell mit der<br />
Situation rund um Corona um?<br />
Wir haben frühzeitig umfassende und<br />
bis dato sehr wirksame Gegenmaßnahmen<br />
eingeleitet. Sie dienen einerseits<br />
dem gesundheitlichen Schutz der<br />
Mitarbeiter. Andererseits stellen sie<br />
auch die Versorgung der Bürger mit<br />
Strom, Gas und Wasser sicher. Unter<br />
den erschwerten Bedingungen machen<br />
unsere Mitarbeiter einen tollen Job!<br />
Wie beobachten Sie persönlich den<br />
<strong>Klima</strong>wandel und den „<strong>Klima</strong>-Hype“?<br />
Der Kampf gegen den <strong>Klima</strong>wandel<br />
ist – wenn wir es geschafft haben, dem<br />
Corona-Virus Herr zu werden – die<br />
vermutlich wichtigste Herausforderung<br />
unserer und mindestens der<br />
nächsten Generation. Dem fühle ich<br />
mich auch persönlich zutiefst verpflichtet<br />
– privat, aber auch aus meiner<br />
Rolle bei der EnBW heraus.
KLIMA<br />
Alles scheiße, deine Elli!<br />
Nur so viel: Die letzten Wochen waren schlimm. Der Titel des Magazins war fertig;<br />
sehr cooles Motiv mal wieder. Die Kolumne war geschrieben und dann das:<br />
CORONA. Und dann weiter: Maulkorb statt Mundschutz! Weil es das Virus ja gar<br />
nicht gibt. Wir diskutieren plötzlich über Grundrechte. Mit Menschen, denen wir gestern<br />
noch unsere Kinder anvertraut hätten. Wo kommt das denn her, so plötzlich?<br />
Foto Adobe Stock<br />
A<br />
lle wollen doch nur das<br />
Beste. Die Kollegen vom<br />
Stammtisch glauben etwas<br />
anmaßend, sie könnten es besser machen<br />
als eine ganze Regierung, die zusammensteht<br />
und wie St. Martin den Mantel<br />
in unzählige Stücke teilt. Der riesige<br />
Dampfer Bundesrepublik bewegt sich<br />
gerade wie ein Speedboot durch die raue<br />
See. Matrosen gehen über Bord und wir<br />
haben keine Zeit zu trauern. Furchtbar!<br />
Ganze Branchen liegen perspektivlos am<br />
Boden. Branchen, deren Gewicht und<br />
deren Zusammenhänge man vielleicht<br />
unterschätzt hat.<br />
Doch erwarte ich keine Allwissenheit<br />
und keine Unfehlbarkeit von einer<br />
politischen Führung. Niemand kann im<br />
Moment seriöse Voraussagen machen.<br />
Unsere Regierung setzt Dinge um, die<br />
unter Berücksichtigung aller bekannter<br />
Faktoren den vermutlich besten Weg<br />
beschreiten, in einer Situation, die es<br />
so noch niemals gegeben hat. Weil wir<br />
Erkenntnisse und Mittel besitzen, gegen<br />
diese unsichtbare Gefahr vorzugehen.<br />
Weil wir mehr haben als die bloße Hoffnung,<br />
dass uns die Pest nicht dahinrafft.<br />
Davor ziehe ich meinen Hut.<br />
Und trotzdem: Das <strong>Klima</strong> ist schlecht.<br />
In Teilen ist die Stimmung am Boden, in<br />
Teilen ist sie dermaßen aufgeheizt, dass<br />
man sich fragen muss, wie man diese<br />
Aggression wieder beigelegt bekommt.<br />
Bis vor Kurzem hieß der gemeinsame<br />
Feind noch Covid-19 und sorgte für<br />
internationale Einigkeit und Solidarität.<br />
Heute werden die Macher verteufelt, die<br />
versuchen zu erhalten und zu retten, was<br />
zu retten geht.<br />
Und Greta? Greta war gestern. Heute<br />
ist Corona. Corona ist die neue Greta!<br />
Corona schafft, was keiner für möglich<br />
gehalten hat: Die Luft war nicht mehr<br />
so sauber, seit wir in die Schule gingen.<br />
Menschen wandern freiwillig durch den<br />
Wald. Kein Stau mehr auf der Autobahn.<br />
Entspannt, geradezu entschleunigt lebt<br />
es sich grade.<br />
Und Corona? Corona fördert den<br />
Ausbau der Digitalisierung. Weltweit<br />
und sogar auch in Deutschland. Wie war<br />
das mit dem Internet? Wird sich nicht<br />
durchsetzen, sagte 2001 ein bekannter<br />
deutscher Zukunftsforscher. Stimmt.<br />
Hätte gefördert werden müssen, damit<br />
die Unterstützung der Wirtschaft jetzt<br />
nicht ganz so viel kostet. Glasfaser!<br />
Das kann man sich auf der Zunge<br />
zergehen lassen. Wie Sahnetorte. Oder<br />
Bienenstich. Blöd gelaufen. Schnelle<br />
Datenleitungen, die haben wir leider<br />
nicht. Aber immerhin haben wir gerade<br />
so viel Internet, dass der SUV in der<br />
Garage bleiben kann. E-Mobility?<br />
Für was eigentlich? Wollen wir das Geld<br />
lieber in Forschung und Bildung<br />
stecken. Und in eine klimafreundliche<br />
Wirtschaftsförderung.<br />
Also: So richtig weiß im Moment keiner,<br />
wie wir weitermachen sollen. Dann<br />
machen wir eben so weiter wie bisher;<br />
wenn‘s noch geht. Fuß aufs Gas und<br />
keine Gefangenen!<br />
Obwohl – war doch ganz schön, so<br />
im Homeoffice. Endlich mal die alten<br />
Jogginghosen aufgetragen. Und Sport<br />
gemacht; 5 Kilo abgenommen, „Mensch<br />
ärgere Dich nicht“ gespielt und verloren.<br />
War aber egal, es gab ja ein Morgen. Man<br />
musste also nicht so tun, als gäbe es das<br />
nicht mehr.<br />
Danke Corona. Du bist ein Arsch, aber<br />
Du hast uns die Augen geöffnet. Der Preis<br />
dafür ist hoch. Unermesslich hoch. Auf<br />
der ganzen Welt. Es scheint wie ein Pakt<br />
mit dem Teufel, den die Welt geschlossen<br />
hat. Und der Teufel trägt Corona. So<br />
könnte es sein. Oder: Die Welt hat sich<br />
selbst gereinigt, weil Greta allein das gar<br />
nicht hätte schaffen können.<br />
Freuen wir uns also auf morgen. Mit<br />
einem Corona aus der Flasche. Auf dem<br />
Balkon im Homeoffice. Und genießen wir<br />
das Leben und die gute Luft. Entschleunigung<br />
at it’s best.<br />
In diesem Sinne, passt auf Euch auf,<br />
Eure Elli.<br />
28 NR 63 <strong>2020</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL<br />
29
KLIMA<br />
ÜBERNIMM<br />
FAIRANTWORTUNG!<br />
TRINKFAIR.<br />
Fotos iStock, trinkfair.de<br />
Wasserhahn auf, Glas darunter halten, trinken. Günstiger und vor allem umweltfreundlicher geht es nicht.<br />
Trotzdem kaufen die meisten Menschen ihr Wasser in Plastik- oder Glasflaschen. Warum eigentlich?<br />
DER FAKTENCHECK<br />
Wenn man sich einmal selbst die Frage<br />
stellt, hat man irgendwie auch keine<br />
Antwort darauf. Angst vor verunreinigtem<br />
Hahnenwasser, wie man hier sagen<br />
würde, kann es nicht sein, denn kein<br />
anderes Lebensmittel wird so penibel<br />
geprüft wie unser Trinkwasser. Es könnten<br />
Mineralien fehlen? Auch das kann<br />
nicht der Grund sein, denn in manchen<br />
Regionen ist der Mineralstoffgehalt im<br />
Trinkwasser sogar höher als der in<br />
gekauftem Mineralwasser. Zudem<br />
kostet das Wasser aus der Leitung nur<br />
einen Bruchteil dessen, was man für<br />
eine Kiste Wasser ausgeben muss und<br />
es ist auch noch viel umweltfreundlicher.<br />
Da fragt man sich doch: Warum<br />
kaufe ich überhaupt noch Wasser aus<br />
dem Supermarkt? Das hat sich auch<br />
die gemeinnützige Unternehmerinitiative<br />
Fairantwortung gAG gefragt<br />
und zusammen mit den Kooperationspartnern<br />
Stadtwerke Karlsruhe und<br />
Stadtwerke Ettlingen die trinkfair-<br />
Kampagne gestartet.<br />
DAS PROJEKTZIEL<br />
In erster Linie geht es darum, die Bevölkerung<br />
zu motivieren auf Leitungswasser<br />
umzusteigen – und wie macht<br />
man das am besten? Natürlich mit<br />
umfangreichen Marketing-Maßnahmen<br />
und Events. Es gibt eine eigene<br />
Webseite trinkfair.de, Social Media<br />
Kampagnen auf Facebook, im Radio<br />
waren Wasserexperten zu Gast und<br />
für Unternehmer wurde ein Rundum-<br />
Sorglos-Paket geschnürt, mit dem sie<br />
ihr Unternehmen auf Leitungswasser<br />
umstellen können. Aber am einfachsten<br />
ist es, die Menschen zu überzeugen,<br />
wenn man ihnen schwarz auf weiß die<br />
Vorteile von Leitungswasser aufzeigt.<br />
Das übernimmt der trinkfair-Rechner.<br />
Mit ein paar Klicks sieht man, wie viel<br />
zum Beispiel eine vierköpfige Familie,<br />
die in Karlsruhe lebt, einsparen kann,<br />
wenn sie sich für eine Umstellung auf<br />
Leitungswasser entscheidet. Konkret<br />
verringern sich die Ausgaben pro Jahr<br />
von 1.234 Euro auf gerade einmal 10<br />
Euro und der CO2-Verbrauch wird von<br />
496 kg auf null Kilogramm reduziert.<br />
Jedes Unternehmen und jeder Privathaushalt<br />
kann mithilfe des Rechners auf<br />
der Internetseite schnell und einfach<br />
sehen, wie hoch im Einzelfall die Einsparungen<br />
sind.<br />
DAS FAZIT<br />
Unser Trinkwasser ist unschlagbar gut.<br />
Und wer, wie auch ich selbst, dachte,<br />
der Wechsel von PET-Flaschen auf<br />
Glas sei das Maß aller Dinge, wird<br />
IHRE FRAGEN – UNSERE ANTWORTEN.<br />
durch die trinkfair-Kampagne eines<br />
Besseren belehrt. Denn auch Glasflaschen<br />
legen lange Transportwege<br />
zurück und müssen gereinigt werden,<br />
all das verursacht CO2. Und wer noch<br />
mehr Ressourcen schonen möchte,<br />
der sollte grundsätzlich sparsam mit<br />
unserem Lebenselixier umgehen: nur<br />
warmes Wasser zapfen, wenn man es<br />
wirklich benötigt, undichte Hähne abdichten<br />
und besser duschen als baden.<br />
Einfach eigentlich!<br />
CAROLINE CARNEVALE<br />
www.wvs.de<br />
Was muss ich bei Wasser aus dem Hahn beachten?<br />
Verwenden Sie zum Trinken und Kochen nur kaltes Wasser und lassen Sie Wasser, das<br />
mehrere Stunden in der Leitung gestanden hat, vorher ablaufen. Sobald das Wasser<br />
kühler wird ist das sogenannte Stagnationswasser durchgelaufen, dieses können Sie<br />
übrigens zum Gießen Ihrer Blumen verwenden.<br />
Soll man Wasserfilter verwenden?<br />
Dafür besteht keine Notwendigkeit. Ganz im Gegenteil, die Stiftung Warentest kam<br />
aufgrund der Stagnation des Wassers sogar zu dem Ergebnis, dass keines der getesteten<br />
Produkte empfehlenswert ist.<br />
Wer ist für die Qualität meines Trinkwassers verantwortlich?<br />
Bis zu Ihrem Hausanschluss ist Ihr lokaler Versorger für die Einhaltung der strengen<br />
Vorgaben der Trinkwasserverordnung zuständig. Die Verantwortung für Rohre und<br />
Leitungen innerhalb des Hauses liegt beim Hauseigentümer.<br />
Was ist mit Blei, Nitrat oder Bakterien im Leitungswasser?<br />
Die Kontrollen beim Trinkwasser sind sehr streng. Es wird akribisch darauf geachtet,<br />
dass festgelegte Grenzwerte nicht überschritten werden. Wenn es in Ihrer Nähe viele<br />
Landwirtschaftsbetriebe gibt, wird das Trinkwasser zusätzlich speziell aufbereitet,<br />
damit es nicht zu erhöhten Nitratwerten kommt. Und Bleileitungen sind in<br />
Süddeutschland bereits seit über 100 Jahren verboten. Lediglich im Norden und<br />
Osten Deutschlands können unsanierte Altbauten (Baujahr vor 1973) betroffen sein,<br />
da gilt es eine Blei-Analyse durchzuführen.<br />
30 NR 63 <strong>2020</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL<br />
31
KLIMA<br />
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wir als ungebundener Vermittler gemeinsam mit dem Kunden die für den Abschluss des Leasingvertrags nötigen Vertragsunterlagen<br />
zusammenstellen. Inkl. Werksabholung. Bonität vorausgesetzt. Es besteht ein gesetzliches Widerrufsrecht für Verbraucher.<br />
Etwaige Rabatte bzw. Prämien sind im Angebot bereits berücksichtigt.<br />
Abgebildete Sonderausstattungen sind im Angebot nicht unbedingt berücksichtigt. Alle Angaben basieren auf den Merkmalen des<br />
deutschen Marktes.<br />
Foto Sandra Beuck – Werbeagentur von Schickh<br />
Schon seit mehr als zwei Jahrtausenden ist die Kältetherapie bekannt<br />
und spätestens seit Kneipp auch im deutschen Raum weit verbreitet.<br />
In den 1980er Jahren wurde die heute angewandte Ganzkörperkältetherapie<br />
vom Japaner Doktor Toshima Yamauchi zur Behandlung<br />
von Rheuma eingesetzt. Die Vorteile der Behandlung bei mehr als<br />
–110 Grad Celsius: Schmerzlinderung und Regeneration des Körpers.<br />
Nachteile: Keine, auch nicht fürs <strong>Klima</strong>, denn die Kältekammer von<br />
COOLINN kühlt ohne klimaschädliche Kältemittel auf –115˚ Celsius.<br />
>><br />
Audi Zentrum Karlsruhe GmbH<br />
Gerwigstr. 83, 76131 Karlsruhe, Tel.: 07 21 / 9 62 20-0, auzka<br />
@grafhardenberg.de,<br />
www.audi-zentrum-karlsruhe-gerwigstrasse.audi<br />
Sophienstr. 135, 76135 Karlsruhe, Tel.: 07 21 / 8 50 09-0, auzka<br />
@grafhardenberg.de,<br />
www.audi-zentrum-karlsruhe-sophienstrasse.audi<br />
33
KLIMA<br />
>> Mütze, Schal, Handschuhe<br />
dürfen nicht fehlen bei einer Behandlung<br />
in der Kältekammer, auch<br />
ein Mundschutz ist essenziell. Auf<br />
was COOLINN allerdings verzichten<br />
kann, ist das umweltschädliche<br />
Kältemittel „R23“, das wie<br />
ein Treibhausgas wirkt, aber in den<br />
meisten Kältekammern als Kühlmittel<br />
eingesetzt wird. Bei COOLINN<br />
funktioniert die Kryokammer anders:<br />
Gekühlt wird mit Umgebungsluft, getreu<br />
dem Motto der Kältesauna „Pure<br />
air, nothing else“.<br />
EFFIZIENT UND<br />
KLIMAFREUNDLICH<br />
Mit einer neuartigen Kaltlufttechnologie<br />
kühlt die Kammer auf bis zu -115<br />
Grad Celsius herunter. Diese Technologie<br />
basiert auf den Eigenschaften<br />
von Luft und anderen Gasen, die sich<br />
bei Druck erwärmen und bei Expansion<br />
abkühlen. Dabei funktioniert die<br />
Kältemaschine wie ein offener<br />
Kreislauf: Luft wird angesaugt und<br />
verdichtet, dabei steigen Druck und<br />
Temperatur. Im Gaskühler wird die<br />
Prozesstemperatur durch Umgebungsluft<br />
gekühlt. Im inneren Wärmeübertrager,<br />
dem sogenannten Rekuperator,<br />
findet eine Energierückgewinnung<br />
statt: Die wärmere Luft im Rekuperator<br />
erwärmt die angesaugte Luft.<br />
Im Umkehrschluss kühlt sich die Luft<br />
im Inneren weiter ab. Anschließend<br />
erfolgt eine Entspannung im Turboexpander,<br />
die sich in einer Senkung von<br />
Druck und Temperatur äußert. Die<br />
Energieaufnahme der Kältemaschine<br />
findet durch die Erwärmung der Luft<br />
statt. Fortlaufend wird Raumluft aus<br />
der Kammer gesaugt und kühlt im Rekuperator<br />
die Luft, die sich im System<br />
befindet – und der Kreislauf beginnt<br />
von vorne. Durch den Einsatz von Luft<br />
als Kältemittel sind weder Stickstoffe<br />
noch andere umweltschädliche Chemikalien<br />
oder Öle im Einsatz. Diese<br />
Art von Kryokammer ist<br />
„Made in Europe“ und<br />
eine absolute Neuheit auf<br />
dem Markt. Die Kühlung<br />
rein durch Luft verursacht<br />
keine Emissionen, es<br />
müssen keine Kühlmittel<br />
nachgefüllt werden und<br />
Luft hat zudem kein<br />
Global Warming Potential<br />
(GWP) – das macht<br />
die Kältekammer von<br />
COOLINN zukunftssicher<br />
und außerdem sehr<br />
effizient. Die neuartige<br />
Lufttechnologie und das<br />
Kammerdesign helfen<br />
dabei, Energiekosten<br />
einzusparen. Wärmeeinbringende<br />
Komponenten<br />
wurden auf ein Minimum<br />
reduziert, um die Energieeffizienz<br />
zu erhöhen und<br />
Betriebskosten zu senken.<br />
„Das macht COOLINN<br />
nachhaltig, umweltschonend<br />
und gefahrlos“, sagt<br />
Gründerin Tatjana Utz-Erhardt. Und<br />
Rebecca Frank, Mitgründerin, ergänzt:<br />
„COOLINN bietet weltweit die erste<br />
Kältekammer, die nur mit Umgebungsluft<br />
kühlt – für uns, für unsere<br />
Gesundheit, für unser Wohlbefinden<br />
und natürlich für die Umwelt!“<br />
Auch für den Menschen ist eine Behandlung<br />
bei COOLINN ungefährlich,<br />
denn Luft kann nicht explodieren oder<br />
der Kunde daran ersticken. Im Notfall<br />
entweicht aus der Kältekammer nur<br />
Luft, nichts anderes.<br />
Diese kalte und trockene Luft soll<br />
auch medizinische Wirkung haben:<br />
Viele Rheuma- oder Schmerzpatienten<br />
berichten nach einer Sitzung bei<br />
COOLINN von positiven Effekten<br />
wie Schmerzlinderung oder verbessertem<br />
Schlaf. Studien zeigen, dass<br />
sich durch regelmäßige Anwendungen<br />
der Kältesauna auch der Verbrauch<br />
von Schmerzmitteln reduzieren kann.<br />
Das hat nicht nur einen Effekt auf<br />
den Menschen, sondern auch auf die<br />
Umwelt, denn viele Wirkstoffe in den<br />
Arzneien können nicht im Klärwerk<br />
herausgefiltert werden. Dabei ist laut<br />
Umweltbundesamt bereits klar nachgewiesen,<br />
dass die Gewässer mit hochaktiven<br />
Stoffen belastet und schädliche<br />
Auswirkungen auf Natur und Umwelt<br />
klar belegt sind.<br />
COOLINN möchte seine Kunden<br />
auf ihrem Weg in ein gesünderes Leben<br />
unterstützen – immer mit Blick<br />
auf das <strong>Klima</strong> und die Welt, die wir<br />
hinterlassen werden.<br />
„MEIN BERUF<br />
IST EIN GESCHENK“<br />
„UNSERE VISION:<br />
NACHHALTIG<br />
PLANEN UND BAUEN“<br />
MATTHIAS REINSCHMIDT<br />
Direktor Zoo Karlsruhe<br />
REINHARD BLAUROCK<br />
Geschäftsführerender Gesellschafter Vollack Gruppe<br />
Foto Timo Deible/Zoo Karlsruhe<br />
Wie ist das Thema <strong>Klima</strong> in Ihr Bewusstsein gerückt?<br />
Die <strong>Klima</strong>veränderungen sind allgegenwärtig. Für mich als Biologen<br />
wird es auch daran besonders deutlich, dass mittlerweile viele<br />
Pflanzen- und Tierarten aus Südeuropa bei uns zu finden sind, die<br />
früher in Deutschland nicht dauerhaft überlebt hätten.<br />
Was halten Sie für die größte „<strong>Klima</strong>sünde“?<br />
Die größte <strong>Klima</strong>sünde ist für mich, das Problem einfach zu<br />
ignorieren. Nur wenn ich mir bewusst bin, dass etwas falsch läuft,<br />
kann ich auch etwas ändern. Und diese Veränderungen fangen im<br />
Kleinen an. Wenn viele Menschen nur ein bisschen ihren Lebensstil<br />
ändern, macht das in Summe schon etwas aus.<br />
Wie wirkt sich das Thema <strong>Klima</strong> schon jetzt<br />
oder auch künftig auf die Arbeitswelt aus?<br />
Jedem Chef und jedem Mitarbeiter sollte das Thema wichtig<br />
sein. Was unseren Energieverbrauch angeht, sind wir bereits ein<br />
klimaneutraler Zoo. Da es aber weit mehr Punkte gibt, die dort<br />
hineinspielen, müssen wir uns auch immer wieder hinterfragen.<br />
Steht die Digitalisierung in Zusammenhang<br />
mit dem „<strong>Klima</strong>-Hype“?<br />
Es gibt keinen „<strong>Klima</strong>-Hype“, sondern eine berechtigte Sorge<br />
um die Veränderungen des Weltklimas. Die Digitalisierung ist für<br />
uns heute nicht mehr wegzudenken, beansprucht aber enorme<br />
Energiemengen. Immer mehr Server weltweit „schlucken“ riesige<br />
Mengen Strom, der erzeugt werden muss.<br />
Was wollten Sie als Kind immer werden?<br />
Mir war schon als sechsjähriges Kind klar, dass ich einmal Zoodirektor<br />
werden will. Umso schöner, dass sich dieser Wunsch<br />
erfüllt hat und ich mich in meinem Beruf sehr wohl fühle.<br />
Was macht Ihren Job zum „schönsten Job der Welt“?<br />
Es ist ein Geschenk, solch einen Beruf ausüben zu dürfen. Ich bin<br />
schon von Kindesbeinen an „positiv tierverrückt“. Vom Hobbyzüchter<br />
von Wellensittichen zu meiner heutigen Position, in der<br />
ich mich für die Tiere des Zoos, aber auch für die Artenvielfalt<br />
einsetzen kann. Gerade über unsere Artenschutzstiftung kann ich<br />
meinem wichtigsten Anliegen, dem Erhalt der Biodiversität, mehr<br />
Aufmerksamkeit verschaffen und Projekte gezielt fördern.<br />
Was würden Sie noch von dem anderen lernen wollen oder<br />
würden Sie mit dem anderen gerne einmal tauschen?<br />
Ich wünsche mir oft etwas mehr technisches Verständnis. Wenn<br />
ich sehe, welche wunderbaren Visionen die Firma Vollack unter der<br />
Leitung von Reinhard Blaurock umsetzt, würde mir dieser Sachverstand<br />
auch bei meinen Erneuerungen im Zoo zugutekommen.<br />
Wie ist das Thema <strong>Klima</strong> in Ihr Bewusstsein gerückt?<br />
Ich bin seit Kindheitstagen ein leidenschaftlicher Skifahrer. Nachdem<br />
ich 20 Jahre nicht mehr am Arlberg war und dann erstmals<br />
mit meiner Familie hingefahren bin, ist mir bewusst geworden, wie<br />
gravierend sich die Schneemengen verändert haben. Zu erwarten<br />
war das schon, aber denselben Ort so anders wieder zu erleben,<br />
war sehr eindrücklich.<br />
Womit kann jeder beginnen, um nachhaltiger zu Handeln?<br />
Wir können über ‚Fridays for Future‘ denken, wie wir wollen, aber<br />
das Bewusstsein hat sich dadurch bei vielen Menschen verändert,<br />
das ist das Wichtigste. Wenn jeder seine Gewohnheiten überdenkt<br />
und für sinnvolle Veränderungen offen ist, dann wird einiges in<br />
Gang gesetzt.<br />
Was ist Ihre Meinung zum <strong>Klima</strong>schutz?<br />
Ich diskutiere, im privaten wie im beruflichen Umfeld, gerne über<br />
Grundhaltungen. Bei Vollack haben wir eine im wahrsten Sinne<br />
des Wortes nachhaltige Vision für unser Unternehmen entwickelt.<br />
Dabei geht es um die ökologische Nachhaltigkeit im Bereich des<br />
Planens und Bauens, aber nicht nur, denn Nachhaltigkeit hat<br />
noch weitere Implikationen.<br />
Was tun Sie für ein gutes Betriebsklima?<br />
Das ist ein Ergebnis von vielen Faktoren. Dabei haben die Führungskräfte<br />
eine besondere Verantwortung. Mein größter Einfluss<br />
ist es deshalb, die Führung mit den richtigen Köpfen zu besetzen<br />
und, neben dem rein fachlichen, die Menschen besonders auch in<br />
Bezug auf die gelebten Werte auszuwählen.<br />
Wer hat Sie in Ihrem Leben inspiriert bzw. motiviert?<br />
Ich habe zwei ältere Schwestern, die in der Schule immer besser<br />
waren und vorangegangen sind. Da habe ich schon einen stillen<br />
Ehrgeiz entwickelt, anders aber mindestens so erfolgreich zu sein.<br />
Was macht Ihren Job zum „schönsten Job der Welt“?<br />
Die Menschen und die Emotion bei Vollack.<br />
Was würden Sie noch von dem anderen lernen wollen oder<br />
würden Sie mit dem anderen gerne einmal tauschen?<br />
Ich habe Matthias Reinschmidt schon gesagt, dass ich gerne<br />
mal mit ihm durch Afrika reisen würde. An der Stelle würde ich<br />
weniger mit ihm tauschen wollen, eher mit ihm als Experten in die<br />
Natur eintauchen. Die aufgrund der Erfahrung andere Sichtweise<br />
und seine ansteckende fachliche Begeisterung zu erleben, das<br />
wäre ganz bestimmt sehr bereichernd.<br />
Foto Vollack Gruppe
DIGITALISIERUNG<br />
Wissenschaftsfestival EFFEKTE: Hier werden wissenschaftliche Themen verständlich und unterhaltsam von Experten erklärt.<br />
WIRTSCHAFTS- UND WISSENSCHAFTSSTANDORT KARLSRUHE:<br />
MOTOR FÜR INNOVATION<br />
UND DIGITALISIERUNG<br />
Wissenschaft, Technologie und Hochschulen haben sich zu wesentlichen Faktoren im<br />
Wettbewerb der Standorte entwickelt. Das Wissenschaftsbüro der Stadt setzt Impulse für<br />
die Profilierung Karlsruhes als Innovationsmagnet.<br />
Beliebte und etablierte Veranstaltungen<br />
wie das EFFEKTE-Festival und<br />
die EFFEKTE-Reihe sowie das neue<br />
Format Bunte Nacht der Digitalisierung<br />
heben eines hervor: Karlsruhe<br />
hat sich zu einem fortschrittlichen und<br />
erfolgreichen Innovations-Standort<br />
entwickelt, der Unternehmen, Studierende<br />
und Fachkräfte gleichermaßen<br />
anzieht. So prägen 26 nationale und<br />
internationale Forschungseinrichtungen,<br />
darunter zehn Hochschulen mit<br />
rund 41.200 Studierenden, das Bild<br />
der Fächerstadt.<br />
VERMITTLER ZWISCHEN<br />
WISSENSCHAFT UND<br />
ÖFFENTLICHKEIT<br />
Angesiedelt bei der Wirtschaftsförderung<br />
bildet das Wissenschaftsbüro<br />
eine Schnittstelle zwischen<br />
Akteuren der Politik, den Wissenschafts-<br />
und Forschungseinrichtungen,<br />
den Kulturbetrieben sowie der<br />
Wirtschaft und der breiten Öffentlichkeit.<br />
Alle Aktivitäten zielen darauf<br />
ab, die einzigartigen Stärken der Stadt<br />
als Wissenschafts- und Digitalstandort<br />
zu fördern und überregional zu<br />
vermarkten, um die Stadt für Studierende,<br />
Wissenschaftler, Fachkräfte<br />
und Unternehmen noch attraktiver<br />
zu machen.<br />
WISSENSCHAFTSREIHE EFFEKTE:<br />
JULI <strong>2020</strong> BIS JUNI 2021<br />
Die Wissenschaftsreihe knüpft an die<br />
sehr gut besuchten Wissenschaftsdienstage<br />
„EFFEKTE im Pavillon“ im<br />
Festivalsommer 2015 rund um den<br />
300. Stadtgeburtstag an. Daraus entstand<br />
2016 das erfolgreiche Format<br />
EFFEKTE. Dieses findet <strong>2020</strong>/21<br />
bereits zum fünften Mal statt und steht<br />
unter dem Motto „<strong>Klima</strong>, Umwelt und<br />
Nachhaltigkeit“.<br />
Corona-bedingt startet die Reihe<br />
voraussichtlich im Juli <strong>2020</strong> mit einem<br />
digitalen Angebot. Später folgen dann<br />
bis Juni 2021 die Veranstaltungen auf<br />
dem Gelände des Kreativparks Alter<br />
Schlachthof mit Vorträgen, Podiumsdiskussionen<br />
und Mitmach-Angeboten.<br />
WISSENSCHAFT ZUM<br />
STAUNEN UND MITERLEBEN<br />
Den Höhepunkt der EFFEKTE-<br />
Reihe bildet das Wissenschaftsfestival<br />
EFFEKTE. Während des Festivals<br />
verwandelt sich die Stadt neun Tage<br />
lang in ein Mitmach-Labor, welches<br />
Bürger jeden Alters zum Forschen,<br />
Staunen und Entdecken einlädt. Das<br />
nächste Festival findet vom 11. bis 20.<br />
Juni 2021 statt. Das Wissenschaftsbüro,<br />
als Initiator und Ausrichter des<br />
Festivals, bringt dabei wichtige lokale<br />
Akteure aus der Wissenschaft mit der<br />
Stadtgesellschaft zusammen, mit dem<br />
Ziel, Karlsruhe als Wissenschaftsstandort<br />
in den Blickpunkt zu rücken und<br />
Wissenschaft erlebbar zu machen.<br />
INITIATIVE KARLSRUHE.DIGITAL<br />
– MOTOR DER DIGITALISIERUNG<br />
Zu den Projekten des Wissenschaftsbüros<br />
zählt auch die Initiative karlsruhe.digital.<br />
Diese ist, aufgrund ihrer<br />
zentralen Bedeutung für die Zukunftsfähigkeit<br />
Karlsruhes eines von fünf<br />
Leitprojekten des städtischen<br />
IQ-Themas<br />
„Wirtschafts- und<br />
Wissenschaftsstadt“.<br />
Die Initiative<br />
vereint Akteure aus<br />
Wirtschaft, Wissenschaft,<br />
Verwaltung<br />
und Kultur mit dem<br />
Ziel, Karlsruhe als Motor der Digitalisierung<br />
voranzutreiben. Dabei bündelt<br />
die Initiative Expertenwissen, fördert<br />
Vernetzung und sorgt dafür, dass<br />
Themen wie digitale Bildung, Wissenschaft,<br />
Smart City oder IT-Sicherheit<br />
ganzheitlich bearbeitet werden, um<br />
die digitale Zukunft der Stadt aktiv zu<br />
gestalten und Karlsruhe national und<br />
international als Digitalstandort zu<br />
positionieren.<br />
BUNTE NACHT DER<br />
DIGITALISIERUNG: ALLE<br />
KÖNNEN MITMACHEN<br />
Am 11. Oktober 2019 setzte die<br />
Initiative karlsruhe.digital erstmalig<br />
das Konzept der Bunten Nacht der<br />
Digitalisierung um. Rund 100 Partner<br />
gestalteten 220 Programmpunkte<br />
mit dem Ziel, die Digitalisierung in<br />
Karlsruhe sicht- und erlebbar zu machen.<br />
Dies stieß bei den rund 6.000<br />
Besuchern auf reges Interesse. Nach<br />
der großen Eröffnung im Rathaus am<br />
Marktplatz startete das dezentrale<br />
Programm im gesamten Stadtgebiet<br />
an den unterschiedlichsten Hotspots<br />
der Digitalisierung.<br />
Ob Vorträge für interessierte Fachkräfte,<br />
Workshops, ein Fest für<br />
Mitarbeitende sowie deren Familien<br />
und Freunde – jeder Partner gestaltete<br />
dabei sein eigenes Programm. Am<br />
Ende waren alle Gäste eingeladen, die<br />
#DigitaleNachtKA bei der gemeinsamen<br />
Abschlussparty im ZKM ausklingen<br />
zu lassen.<br />
Die Corona-Krise und die damit verbundenen<br />
Maßnahmen führen dazu,<br />
dass die für den 16. Oktober <strong>2020</strong><br />
geplante Bunte Nacht der Digitalisierung<br />
nicht in der gewohnten Form<br />
möglich sein wird. Daher wird aktuell<br />
an einem abgewandelten Veranstaltungsformat<br />
<strong>2020</strong> gearbeitet. Im<br />
gesamten Stadtgebiet mit zahlreichen<br />
Partnern aus Wissenschaft, Wirtschaft,<br />
Verwaltung und Kultur wird<br />
die Veranstaltung wieder im Sommer<br />
2021 erlebbar sein. Alle sind dann in<br />
Karlsruhe eingeladen, das Programm<br />
aktiv mitzugestalten.<br />
CLAS MEYER<br />
Leiter des Wissenschaftsbüros Karlsruhe<br />
Mit vielfältigen Aktivitäten und<br />
Veranstaltungsformaten schaffen<br />
das Wissenschaftsbüro und die<br />
Initiative karlsruhe.digital „Orte<br />
der Möglichkeiten“, die Karlsruhe<br />
als Motor für Innovation und<br />
Digitalisierung erlebbar machen.<br />
Mehr dazu im Interview „Karlsruhe ist<br />
Ort der Möglichkeiten für Wirtschaft<br />
und Wissenschaft“ mit der Ersten<br />
Bügermeisterin Gabriele Luczak-<br />
Schwarz auf den Seiten 88 und 89.<br />
Weitere Informationen unter<br />
www.odm-ka.de<br />
www.karlsruhe.digital<br />
www.effekte-karlsruhe.de<br />
www.karlsruhe.de/wissenschaftsbuero<br />
Foto Denis Dorwarth<br />
38 NR 63 <strong>2020</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL<br />
39
DIGITALISIERUNG<br />
SCHLOSSLICHTSPIELE KARLSRUHE MIT<br />
DOPPELTER WELTPREMIERE<br />
Seit dem 300. Stadtgeburtstag sind die Schlosslichtspiele aus dem Kulturkalender der Stadt Karlsruhe nicht<br />
mehr wegzudenken. Die spektakulären Lichtshows locken im Sommer mehrere hunderttausend Besucher<br />
vor die größte Leinwand Deutschlands, das Karlsruher Schloss. Die Schlosslichtspiele Karlsruhe finden auch<br />
in diesem Jahr statt – allerdings in einem ganz anderen Format als in den fünf Jahren zuvor.<br />
Maxin10sity „300 Fragments“ Foto Jürgen Rösner<br />
Zur virtuellen Eröffnung am<br />
5. August gibt es ein neues Stück,<br />
an den übrigen Tagen bis zum<br />
13. September folgt eine Auswahl<br />
der besten Stücke der vergangenen<br />
Jahre. Aber auch diese Produktionen<br />
können Betrachter aus der<br />
Ferne durch ihre Beobachterposition<br />
steuern.<br />
In Zeiten von Hygieneregeln, Abstand<br />
und Mundschutz, „macht Corona einen<br />
heftigen Strich durch die langen Planungen“,<br />
so Martin Wacker, Geschäftsführer<br />
der ausrichtenden Karlsruhe<br />
Marketing und Event GmbH: „Es trifft<br />
uns und die vielen Beteiligten emotional<br />
und auch wirtschaftlich. Aber wir<br />
lassen uns nicht unseren Optimismus<br />
und die Kreativität nehmen.“<br />
WELTWEIT ERSTES<br />
„WEB PROJECTION MAPPING“<br />
Es geht um verschiedene zeitliche und<br />
kuratorische Szenarien, um flexibel mit<br />
der jeweiligen Situation umgehen zu<br />
können: In Zeiten von Digitalisierung<br />
eröffnen die kreativen Köpfe in der<br />
„UNESCO City of Media Arts“ Karlsruhe<br />
jetzt neue künstlerische Horizonte<br />
– und bieten eine Weltpremiere! Das<br />
Digitalkunstwerk mit weltweiter Strahlkraft<br />
weicht vom 5. August bis zum 13.<br />
September mit einer neuen Show in<br />
den virtuellen Raum aus – und ist so<br />
überall kostenlos zu sehen, das weltweit<br />
erste „Web Projection Mapping“. „Wir<br />
dehnen dabei den Raum aus“, betont<br />
Peter Weibel, Vorstand des ZKM und<br />
Kurator der Schlosslichtspiele: „Wo<br />
Nähe herrscht, herrscht das Corona-<br />
Virus, deswegen werden die Schlosslichtspiele<br />
nicht wie üblich vor Ort<br />
eröffnet, sondern distanziert, entfernt,<br />
bei den Betrachtern zuhause.“<br />
SCHLOSSLICHTSPIELE<br />
WERDEN ZUM „HEIMSPIEL“<br />
Die Schlosslichtspiele erfahren dadurch<br />
„eine neue und weltweite Dimension“,<br />
so Oberbürgermeister Frank Mentrup:<br />
„Ein toller Ansatz aus Karlsruhe. Die<br />
Schlosslichtspiele sind ein innovatives<br />
Medienkunst-Projekt mit riesigem<br />
Potenzial: Die ganze Welt kann auf<br />
dem virtuellen Karlsruher Schlossplatz<br />
zusammenkommen und an der<br />
enormen Schaffenskraft unserer Stadt<br />
teilhaben.“ Denn durch die Innovation<br />
können Betrachter weltweit gleichzeitig<br />
dabei sein, auch wenn man vor<br />
Ort nichts am Schloss sieht, aber eben<br />
weltweit mobil oder zuhause.<br />
„So machen die Betrachter die<br />
Schlosslichtspiele zu einem Heimspiel“,<br />
freut sich Weibel und schmunzelt. Der<br />
besondere Clou dabei: Ob Nahaufnahme,<br />
Ausschnitte, von links, zentral,<br />
rechts oder bewegt, „der Vorteil ist,<br />
dass man seine Position wechseln<br />
kann“, erläutert Weibel: „Das ist<br />
ein völlig neues Seherlebnis bei den<br />
Schlosslichtspielen.“<br />
An der Premieren-Produktion wird<br />
schon eifrig hinter geschlossenen Türen<br />
gefeilt, doch etwas lässt sich der ZKM-<br />
Chef dabei schon in die Karten schauen:<br />
„Ein großes Thema ist aktuell der<br />
‚European Green Deal‘, ein Konzept<br />
mit dem Ziel, bis 2050 in der EU die<br />
Netto-Emissionen von Treibhausgasen<br />
auf null zu reduzieren“, so Weibel: „Das<br />
‚Greening Europe‘ stellt dann auch eine<br />
Verbindung zu ‚Fridays for Future‘ her.“<br />
AUS DEM VIRTUELLEN RAUM<br />
VIELLEICHT IN DIE REALITÄT?<br />
Ob später im Jahr die Schlosslichtspiele<br />
vielleicht doch noch real am Karlsruher<br />
Schloss zu erleben sind, ist abzuwarten.<br />
„Vielleicht im Herbst, zum Stadtfest<br />
oder zu Weihnachten“, so Wacker,<br />
„wenn es dann vernünftig möglich<br />
ist. Wir haben die Pläne dafür aber in<br />
der Schublade. Die Schlosslichtspiele<br />
haben wesentlich kürzere Aufbauzeiten<br />
als beispielsweise beim ‚Fest‘, sie wären<br />
auch verschoben machbar. Das können<br />
wir zielgerichtet und flexibel anbieten.“<br />
JOHANNES WAGNER<br />
www.schlosslichtspiele.info<br />
40 NR 63 <strong>2020</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL<br />
41
DIGITALISIERUNG<br />
Mit der Digitalstrategie führt<br />
Andreas Kraut Ettlingen in die Zukunft.<br />
Fotos Stadt Ettlingen<br />
DIGITALSTRATEGIE<br />
ALS WIRTSCHAFTSFÖRDERUNG<br />
Das Stichwort „Digitalisierung“ ist in aller Munde und so präsent wie noch nie – ob im Privatleben oder im<br />
Arbeitsalltag. Die Bedeutung wird weiterhin zunehmen und die Digitalisierung rasch voranschreiten. Ettlingen<br />
hat sich bereits 2018 mit einer digitalen Strategie auf den Weg gemacht – dem „Ettlinger Weg“.<br />
Mit dem Smartphone checken, wann der Flug geht, mit dem<br />
Tablet einkaufen, im Büro am Computer Formulare ausfüllen<br />
oder Präsentationen vorbereiten. Der Alltag der Menschen ist<br />
immer digitaler geworden. Auch Ettlingen steht vor der Herausforderung<br />
der immer stärker wachsenden Digitalisierung.<br />
Die Stadt möchte in Zukunft den Menschen einen attraktiven<br />
Lebensraum bieten, die Wirtschaft und den Wirtschaftsstandort<br />
stärken, den Fachkräftemangel mindern und mittels der<br />
Digitalisierung auch alle Wege zu einer bestmöglichen Bildung<br />
in den Schulen ausbauen. Mit einem Beschluss des Gemeinderats<br />
im Frühjahr 2019 konnte der Digitalisierungsbeirat<br />
eingesetzt werden und die strategische Umsetzung beginnen.<br />
Der Beirat besteht aus dem Oberbürgermeister, dem<br />
Bürgermeister, Vertretern der Fraktionen und Gruppen im<br />
Gemeinderat, Jugendgemeinderäten und, um die wirtschaftliche<br />
Perspektive zu schärfen, aus zwei Ettlinger Unternehmern<br />
sowie den Geschäftsführern der beiden kommunalen Unternehmen<br />
(Stadtbau und Stadtwerke).<br />
„Der Beirat ist das zentrale Gremium der Strategie. Wir<br />
versuchen mit dem Mitgliederkreis alle Sichtweisen einer<br />
ausgewogenen Strategie zu vereinen. Für die Wirtschaft war<br />
es uns wichtig, nicht nur die hiesigen Unternehmen einzubinden,<br />
sondern vor allem auch den Konzern Kommune, also die<br />
privatwirtschaftlichen Gesellschaften der Stadtverwaltung, zu<br />
stärken”, betont Andreas Kraut, Digitalisierungsbeauftragter<br />
der Stadt.<br />
WIRTSCHAFT IST ZENTRALER<br />
BAUSTEIN DER DIGITALSTRATEGIE<br />
Bereits 2018 hat Oberbürgermeister Johannes Arnold mit<br />
„SmartEttlingen“ eine Initiative gestartet, die die Stadt als IT-<br />
Standort stärken soll. Deren Mitglieder, alle Unternehmer aus<br />
der Stadt, vertreten fachkundig Interessen, wie die Förderung<br />
des Breitbandausbaus, die Verbesserung der Online-Services<br />
der Stadtverwaltung oder Maßnahmen zur Fachkräftegewinnung.<br />
Die Initiative ist eine wichtige Impulsgeberin der Stadt,<br />
gut vernetzt und organisiert regelmäßig Informations-Veranstaltungen.<br />
Für die wirtschaftliche Ausrichtung der Digitalstrategie<br />
ist sie ein zentraler Baustein.<br />
Auch die „Ettlinger Platzhirsche“, die lokale Online-Einzelhandelsplattform,<br />
ist ein erfolgreiches Projekt, mit dem die<br />
Stadt die Wirtschaft ankurbelt. Nach langer und intensiver<br />
Vorbereitungszeit ging die Plattform 2018 online. Mit ihr<br />
wurde das Angebot der Händler, Gastronomen, Dienstleister<br />
und Gewerbetreibenden um einen digitalen Marktplatz<br />
ergänzt und bereichert. „Unser Ansinnen ist es aber nicht,<br />
dem Onlinehandel Paroli zu bieten. Vielmehr wollen wir dem<br />
entgegenwirken, indem wir den Bedarf der Online-Suche decken,<br />
die Konsumenten dann aber in die Geschäfte und Lokale<br />
locken“, resümiert Kraut. „ROPO“ nennt sich das Prinzip –<br />
Research Online, Purchase Offline oder auf Deutsch: Online<br />
suchen, offline kaufen. Nach mehr als einem Jahr Laufzeit<br />
haben sich die „Ettlinger Platzhirsche“ bestens bewährt. Rund<br />
70 EinzelhändlerInnen und GastronomInnen sind online und<br />
es werden immer mehr. Die Klickzahlen sind so gut, dass die<br />
Plattform mittlerweile um eine Job-Börse sowie um ein<br />
Veranstaltungsportal inklusive Ticketbörse erweitert wurde.<br />
LOKALE WERTSCHÖPFUNG DURCH<br />
REKOMMUNALISIERUNG STÄRKEN<br />
Wenn es um den Bereich Wirtschaft geht, hat der<br />
„Ettlinger Weg“, die Digitalstrategie der Stadt, noch einen<br />
weiteren Schwerpunkt, den Konzern Kommune, die Betriebe<br />
und Unternehmen der Stadt Ettlingen selbst – die<br />
Stadtbau und die Stadtwerke - fest im Blick.<br />
„Wir stellen die städtischen Betriebe zukunftsfest auf<br />
und erschließen auch datenbasierte Geschäftsmodelle im<br />
Sinne unserer Bürger. Sie genießen großes Vertrauen bei<br />
ihren Kunden und das ist eine große Verantwortung aber<br />
auch ein großes Pfund, mit dem wir wirtschaften können“,<br />
erklärt Andreas Kraut. Schon heute bieten die städtischen<br />
Betriebe immer mehr digitale Dienstleistungen für<br />
Kunden an, wie zum Beispiel den Chatbot auf der Webseite<br />
der Stadtwerke. Noch in diesem Frühjahr werden<br />
die Stadtwerke sensorbasierte Projekte starten und<br />
entsprechende Infrastruktur aufbauen.<br />
Die städtischen Betriebe und die Wirtschaft spielen<br />
auch an anderer Stelle eine nicht unwesentliche Rolle.<br />
„Wir schauen uns sehr genau die Open-Data-Entwicklung<br />
an und implementieren erste Bausteine, um hier nachhaltig<br />
agieren zu können. Ich bin der Überzeugung, dass die Stadt<br />
Ettlingen im Sinne der Rekommunalisierung sehr genau<br />
prüfen muss, welche Daten wir als Kommune erheben,<br />
wie wir mit Daten sicher und vertrauensvoll umgehen und<br />
welche Daten und Angebote wir als Stadtverwaltung offen<br />
zur Verfügung stellen, um lokale Wertschöpfung erzielen zu<br />
können“, stellt Kraut fest. Gemeinsam mit neun weiteren<br />
Kommunen im Landkreis Karlsruhe und Rastatt bringt die<br />
Stadt Ettlingen im Rahmen der interkommunalen Zusammenarbeit<br />
re@di – regional.digital derzeit ein umfangreiches<br />
Internet-der-Dinge-Projekt auf den Weg.<br />
Ziel ist es, die datenbasierte Standortentwicklung voranzutreiben<br />
– gemeinsam mit den Unternehmern sowie<br />
den Bürgern.<br />
STADT ETTLINGEN<br />
www.ettlingen.de<br />
42 NR 63 <strong>2020</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL<br />
43
DIGITALISIERUNG<br />
KÜNSTLICHE<br />
INTELLIGENZ VS.<br />
INSEKTENSTERBEN<br />
WIE EIN KARLSRUHER START-UP BIENEN RETTET<br />
„Summ summ summ, Bienchen summ‘ herum!“ Dieses Kinderlied aus der Mitte des<br />
19. Jahrhunderts könnte bald in Vergessenheit geraten, wenn das Insektensterben weiter<br />
voranschreitet. Ein Karlsruher Start-Up hat es sich zur Aufgabe gemacht, die kleinen<br />
schwarz-gelben Insekten und ihre Verwandten zu untersuchen und zu retten. Denn<br />
ohne Bienen wären die Regale im Supermarkt leer und ein Leben auf der Erde für uns<br />
Menschen quasi nicht möglich.<br />
>><br />
Foto Google<br />
44 NR 63 <strong>2020</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL<br />
45
DIGITALISIERUNG<br />
>><br />
1<br />
1 Intelligentes Kamerasystem vor dem Bienenstock.<br />
Es erfasst die Insekten und wertet die Daten aus.<br />
2 Der Mensch braucht Bienen zum Bestäuben der Pflanzen.<br />
3 Katharina Schmidt ist Imkerin in der 4. Generation,<br />
alles fing mit ihrem Ur-Großvater an.<br />
2<br />
3<br />
Fotos Thomas Müller Fotografie, Google<br />
und auch anfälliger für Krankheiten<br />
werden. Mit der künstlichen Intelligenz<br />
konnten Katharina Schmidt und ihr<br />
Team bereits aufzeigen, welche Folgen<br />
der Einsatz von Neonicotinoiden auf<br />
die Honigbienen hat. In einem wissenschaftlichen<br />
Versuch konnten sie<br />
zeigen, dass die Aktivität der Honigbienen<br />
durch die Aufnahme eines Neonicotinoids<br />
deutlich zurückging. „Diese<br />
Erkenntnisse und die Weiterentwicklung<br />
unserer Software werden nun auf<br />
die Standorte in der gesamten Region<br />
angewandt“, sagt Schmidt. An über 15<br />
Orten in Karlsruhe, Ettlingen, Lindau<br />
am Bodensee und im Schwarzwald<br />
kommt die Technologie an Bienenstöcken<br />
zum Einsatz.<br />
Mit der selbst entwickelten Technologie<br />
will apic.ai die Thesen zu den Ursachen<br />
des Bienensterbens validieren. „Wenn<br />
durch unsere Ergebnisse lokale Probleme<br />
erkannt werden können und<br />
sicherere Pflanzenschutzmittel auf<br />
den Markt kommen, hätte das<br />
einen großen Einfluss auf den<br />
Schutz von Bestäubern weltweit“,<br />
sagt Katharina Schmidt.<br />
OHNE MOOS NIX LOS<br />
Mit dem Start-Up haben Katharina<br />
Schmidt und ihr Team im Sommer 2018<br />
das erste „Latitude49“-Stipendium<br />
der Hoepfner Stiftung erhalten. Ein<br />
Jahr lang haben sie auf dem Hoepfner-<br />
Areal in der Karlsruher Oststadt einen<br />
Büro-Container zur Verfügung gestellt<br />
bekommen, eine finanzielle Förderung<br />
sowie die Möglichkeit, sich mit<br />
Mentoren aus der IT-Branche oder der<br />
Wirtschaft auszutauschen. Einer der<br />
Mentoren kommt vom benachbarten<br />
CyberForum: Geschäftsführer<br />
David Hermanns. „Ihm haben wir viel<br />
zu verdanken“, freut sich Katharina<br />
Schmidt, „er hat sich persönlich sehr<br />
stark für uns eingesetzt und durch<br />
sein Engagement konnten wir auch<br />
die Stadt Karlsruhe als Unterstützerin<br />
gewinnen!“<br />
Für die kommenden Monate plant das<br />
Team von apic.ai eine Reihe weiterer<br />
wissenschaftlicher Studien mit renommierten<br />
Produzenten und Prüfinstituten<br />
von Pflanzenschutzmitteln.<br />
„Das Projekt zur Erfassung des Lebensraums<br />
der Bestäuber in Karlsruhe werden<br />
wir ebenfalls weiterführen – ob es<br />
nach <strong>2020</strong> weitergeht hängt davon ab,<br />
ob wir eine Finanzierungsmöglichkeit<br />
finden“, so Schmidt abschließend. > Karlsruhe ist eine Hochburg<br />
für junge Unternehmen, frisch von der<br />
Uni wird ein Start-Up nach dem anderen<br />
ins Leben gerufen. So auch apic.ai,<br />
gegründet von Katharina Schmidt,<br />
Frederic Tausch und Matthias Diehl.<br />
Gemeinsam haben sie im August<br />
2018 das Unternehmen auf die Beine<br />
gestellt. „Das Insektensterben und der<br />
Verlust der Biodiversität, der damit<br />
einhergeht, sind ein großes Problem.<br />
Ein anhaltender Rückgang der Bestäuberzahlen<br />
könnte zu Nahrungsengpässen<br />
führen. Unser Team verbindet<br />
der Wunsch, unser Wissen und unsere<br />
Fähigkeiten zur Lösung dieses Problems<br />
einzusetzen.“<br />
MIT COMPUTERN GEGEN<br />
DAS INSEKTENSTERBEN<br />
Das Ziel der Hobby-Imkerin: Mit Hilfe<br />
neuer Technologien Honigbienen als<br />
Biosensor einzusetzen. „Wir haben<br />
dafür ein Messsystem entwickelt, das<br />
die Bienen beim Betreten und Verlassen<br />
ihrer Stöcke visuell erfasst. Diese<br />
Bilddaten werden mit Methoden der<br />
künstlichen Intelligenz analysiert, um<br />
Hypothesen über die Ursachen des<br />
Insektensterbens aufzustellen, zu validieren<br />
und um die Lebensbedingungen<br />
für die Bestäuber lokal zu bewerten“,<br />
so Schmidt im Gespräch mit dem<br />
<strong>Wirtschaftsspiegel</strong>.<br />
Vor den Bienenstöcken sind kleine<br />
Kamerasysteme angebracht, um die<br />
Bewegungen der Bienen zu erfassen.<br />
Erkennt der integrierte Computer,<br />
dass es eine Biene ist, wird sie gezählt.<br />
„Kommen deutlich weniger Bienen<br />
zurück in den Stock als ihn verlassen<br />
haben, fragen wir uns warum“, so<br />
Schmidt. „Das kann ein Indiz für schädliche<br />
Umgebungsfaktoren sein, die untersucht<br />
und gegebenenfalls behoben<br />
werden sollten.“ Werden beispielsweise<br />
zu wenig Blütenpollen in den Bienenstock<br />
getragen, könnte das auf einen<br />
temporären Mangel an Futterpflanzen<br />
hinweisen. Die Lösung: Etwas anpflanzen,<br />
das in diesem Zeitraum blüht<br />
und die Insekten wieder mit Nahrung<br />
versorgt, so dass sie an diesem Standort<br />
gut leben können. Davon profitieren<br />
nicht nur die Honigbienen, sondern alle<br />
Bestäuber.<br />
RISIKOFAKTOREN REDUZIEREN<br />
Der größte Faktor, der für das Insektensterben<br />
verantwortlich ist: der Mensch.<br />
Zunehmende Flächenversiegelung,<br />
intensive Landwirtschaft und der<br />
übermäßige Einsatz von Pestiziden<br />
sorgen dafür, dass die Insekten weniger<br />
Nistmöglichkeiten und Nahrung finden<br />
Die Zukunft in die<br />
Hand nehmen?<br />
nn ich.<br />
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46 NR 63 <strong>2020</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL<br />
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DIGITALISIERUNG<br />
WIE VIEL HIGHTECH VERTRÄGT<br />
EIN HANDWERKSBETRIEB?<br />
DAS DENTALLABOR FELZMANN ZEIGT, WIE ES GEHT<br />
Wie der Name schon sagt, in einem Handwerk wird<br />
von Hand gearbeitet. Kann ein Betrieb dann<br />
überhaupt den Sprung in die Digitalisierung wagen?<br />
Ja, das geht! Das zeigen Leon Felzmann und sein<br />
Team im Dentallabor. Er weiß auch, warum Regionalität<br />
so wichtig ist.<br />
investieren. Nur um ein paar Cent zu sparen, muss ich eine<br />
Verpackung nicht einmal um die Welt schicken. Ich kann sie<br />
auch beim Nachbarn kaufen. Dafür weiß ich, wo sie herkommt<br />
und welche Qualität sie hat, bevor ich bestelle“, sagt<br />
Felzmann. „Wenn ich sie aufgrund ihrer besseren Qualität<br />
ein zweites Mal verwenden kann, im Vergleich zum billigeren<br />
Produkt, hat es sich schon gelohnt und mein Nachbar hat<br />
auch etwas davon. Außerdem sollten wir unseren Wirtschaftsstandort<br />
gegenseitig stärken und nicht versuchen, die anderen<br />
durch Preisschlachten zu unterwandern.“<br />
Durch die regionalen Zulieferer kann das Dentallabor schneller<br />
reagieren, da der Produzent „um die Ecke“ ist. „So kann<br />
ich auch mal nur zehn Teile bestellen, statt 1.000, weil sich<br />
sonst die Bestellung nicht lohnen würde. Ich kenne jeden<br />
meiner Lieferanten und kann ‚mal eben‘ vorbeigehen, wenn<br />
ich etwas brauche oder etwas nicht stimmt und wir finden<br />
zusammen eine Lösung“, sagt Felzmann im Interview mit<br />
dem <strong>Wirtschaftsspiegel</strong>.<br />
AUS DEM LÄNDLE<br />
Viele der Partner sind in der direkten Nachbarschaft, berichtet<br />
Leon Felzmann. „Wir lassen alles bei einer benachbarten<br />
Firma drucken, Implantat-Teile kaufen wir in Karlsruhe ein.<br />
Unsere Maschinen werden in Ammerbuch, Ulm oder Rosdorf<br />
gebaut. Das ist zwar nicht mehr im Ländle, aber immer noch<br />
in Deutschland.“ Den Gips für die Modellherstellung bezieht<br />
das Dentallabor aus NRW und der Prothesenkunststoff<br />
kommt aus Hessen. „Verpackungsmaterialien wiederum kommen<br />
aus dem Ländle“, ergänzt der gelernte Zahntechniker.<br />
Oft besteht Zahnersatz jedoch nicht aus Kunststoff oder<br />
Keramik, sondern aus Gold. Auch das kommt aus der Region.<br />
„Das beziehen wir aus Wimsheim, in der Nähe von Pforzheim,<br />
dort wird verarbeitet, was wir einkaufen.“<br />
Die Vorteile, die durch die regionalen Partnerschaften entstehen,<br />
lasse sowohl die Partner als auch Felzmanns Dentallabor<br />
profitieren: „Wir sind lokal und regional für unsere Kunden<br />
da, auch wenn mal etwas schiefgehen sollte, sind wir immer<br />
verfügbar“, erklärt Leon Felzmann, Geschäftsführer des Dentallabors.<br />
„Ich denke, durch unsere fortschrittliche Technik<br />
sind wir eines der am besten aufgestellten Labore im Umkreis<br />
von 100 Kilometern. Dazu kommt, dass wir durch regelmäßige<br />
Fortbildungen ganz gut mit den Geräten umgehen können.<br />
Das rundet das Angebot ab!“<br />
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Ganz und gar nicht, so beschreibt Leon Felzmann, wie weit die<br />
Digitalisierung in seinem Betrieb schon Einzug gehalten hat.<br />
„Bei uns gibt es Bereiche, die so individuell sind, dass wir sie<br />
wahrscheinlich nie digitalisieren können - was auch gut ist“,<br />
sagt der gelernte Zahntechniker und Geschäftsführer von<br />
Felzmann Dental. Dann gebe es wiederum andere Bereiche, in<br />
denen es kaum noch sinnvoll wäre, analog zu arbeiten. „Alles<br />
in Allem ergänzen sich die beiden Seiten sehr gut und arbeiten<br />
‚Hand in Hand‘“, so Felzmann weiter.<br />
In dem Karlsruher Dentallabor können mit Hilfe modernster<br />
Technik neue Zähne fotorealistisch dargestellt und durch<br />
Computersimulation in das digitalisierte Patientengesicht<br />
eingefügt werden. So sitzt der Zahnersatz perfekt. Dank digitaler<br />
Frässysteme oder 3D-Druck werden die Teile passgenau<br />
hergestellt.<br />
SCHON FRÜH DAS POTENZIAL ERKANNT<br />
Seit 2014 ist der „Junior“ im Unternehmen aktiv und stellt<br />
seitdem die Zeichen auf Zukunft. „Wer nicht auf dem neuesten<br />
Stand ist, verliert den Anschluss!“ Leon Felzmann ist<br />
aufgrund seiner Expertise im digitalen Bereich ein gefragter<br />
Referent. „Dadurch bekomme ich viele Einblicke in Unter-<br />
nehmen, die gerade erst anfangen, ihre Produktion oder das<br />
Büro und Buchhaltung zu digitalisieren“, weiß Felzmann. Dabei<br />
stünden viele vor einem großen Hindernis: „Mit dem, was<br />
heute Standard ist, kommen diese Firmen oft nicht klar, weil<br />
sie lange nicht modernisiert haben. Es ist daher kaum ohne<br />
gravierende Einschnitte in die Fertigungsprozesse möglich,<br />
noch den Anschluss zu halten. Das bricht vielen Betrieben<br />
schlussendlich leider das Genick.“<br />
Die Vorteile der computerunterstützten Arbeit liegen für<br />
Leon Felzmann und sein Team klar auf der Hand. „Diese<br />
bietet uns viel mehr Möglichkeiten: Digital kann man nichts<br />
kaputt machen und die Daten sind immer wieder abrufbar“,<br />
so der Zahntechniker. Er ergänzt außerdem: „Je mehr Infos<br />
für die Zukunft gesammelt werden, desto besser die Patientenversorgung.<br />
Reproduzierbarkeit im Falle eines Schadens<br />
funktioniert innerhalb kurzer Zeit, dank der bereits vorhandenen<br />
Daten.“<br />
DIE REGION STÄRKEN<br />
Neben der Digitalisierung in der Herstellung setzt Geschäftsführer<br />
Leon Felzmann auf regionale Zulieferer. „Wir kommen<br />
aus der Region und hier wollen wir auch unser Geld<br />
Fotos Thomas Schnidl<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
Weitere Informationen unter<br />
www.felzmann.dental<br />
1 Leon Felzmann, Geschäftsführer<br />
FELZMANN.DENTAL GmbH.<br />
2 Zahnkränze auf der Bauplattform<br />
des 3D-Druckers.<br />
3 Farbüberprüfung einer vollverblendeten<br />
ZrO2-Brücke.<br />
4 Eines der Touch-Auftragsterminals<br />
im Labor.<br />
48 NR 63 <strong>2020</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL
Foto: IStock<br />
NETCOM BW TESTET BREITBANDINTERNET MIT 5G-TECHNOLOGIE IM LÄNDLE<br />
DAS ENDE DES DIGITALEN<br />
FLASCHENHALSES?<br />
Im Ellwanger Ortsteil Röhlingen hat eine neue Internet-Ära begonnen – zumindest testweise. 20 ausgewählte<br />
Kunden der Telekommunikationssparte der EnBW, NetCom BW, konnten dort von November 2019<br />
bis Februar <strong>2020</strong> den neuen Mobilfunkstandard 5G testen und in bisher unerreichter Qualität und<br />
Geschwindigkeit zuhause surfen und streamen.<br />
Die NetCom BW sieht großes Potenzial<br />
in der sogenannten „5G-Fixed-Wireless-Access-Technologie“<br />
für die Überbrückung<br />
der „letzten Meile“, das heißt<br />
dem Abschnitt der Internetleitung, der<br />
vom Hauptnetz bis zum Hausanschluss<br />
führt. Die letzte Meile stellt derzeit, insbesondere<br />
in vielen ländlichen Gegenden,<br />
den Flaschenhals in der Anbindung<br />
an schnelles Internet dar.<br />
Denn während nahezu alle Verbindungsstellen<br />
mit schnellen Glasfaserkabeln<br />
verbunden sind, werden die Bits<br />
und Bytes auf dem Weg ins heimische<br />
Wohnzimmer vielerorts noch durch<br />
zweiadrige Kupferleitungen ausgebremst.<br />
Bis das Glasfasernetz flächendeckend<br />
verfügbar ist, könnte der<br />
Internet-Hausanschluss über 5G-Fixed<br />
Wireless Access eine für viele Regionen<br />
attraktive Brückentechnologie sein.<br />
AUSWERTUNG DER<br />
TESTPHASE LÄUFT<br />
Der Testlauf in Röhlingen sollte genau<br />
das herausfinden: „Durch dieses<br />
Projekt möchten wir testen, ob sich die<br />
5G-Fixed-Wireless-Access-Technologie<br />
zukünftig für die stabile Versorgung<br />
mit hochbitratigen Festnetzdiensten<br />
eignet“, erklärt Bernhard Palm,<br />
Geschäftsführer der NetCom BW.<br />
Foto EnBW<br />
50 NR 63 <strong>2020</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL<br />
Die Signale für den 5G-Breitbandanschluss<br />
wurden dafür von einem<br />
Breitbandknotenpunkt via Funk zu den<br />
20 Test-Haushalten übertragen. Diese<br />
erhielten in Ergänzung zu ihren W-Lan-<br />
Routern ein weiteres Empfangsgerät,<br />
mit dem sie die hohen Datenraten von<br />
bis zu 1 Gbit/s nutzen konnten.<br />
Die Freude am schnellen Internet<br />
war für die Testnutzer in Röhlingen<br />
zunächst nur von begrenzter Dauer.<br />
Die installierte 5G-Hardware wurde<br />
Ende Februar wieder abgebaut. Aber:<br />
Schnelles Internet via Funk erreicht Datenraten von bis zu 1 Gbit/s.<br />
Eine Rückkehr von 5G nach Röhlingen<br />
ist nicht ausgeschlossen. NetCom BW<br />
wertet die Ergebnisse des Testlaufs<br />
derzeit aus. Nach Abschluss der technischen<br />
und wirtschaftlichen Analyse wird<br />
das Unternehmen entscheiden, ob und<br />
in welchem Umfang der funkbasierte<br />
Breitbandanschluss weiterentwickelt<br />
und möglicherweise das Ende des<br />
Flaschenhalses auf der letzten Meile<br />
flächendeckend besiegeln wird.<br />
CLEMENS VON WALZEL<br />
www.enbw.com<br />
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„ICH LEGE WERT<br />
AUF DIE KLASSISCHEN<br />
TUGENDEN“<br />
BRITTA WIRTZ<br />
Geschäftsführerin Messe Karlsruhe<br />
EWALD KARL SCHRADE<br />
Galerist und Kurator der art KARLSRUHE<br />
Wie ist das Thema <strong>Klima</strong> in Ihr<br />
persönliches Bewusstsein vorgedrungen?<br />
Durch meine skandinavischen Wurzeln bin ich schon immer<br />
naturverbunden gewesen; Norwegen ist absoluter Spitzenreiter bei<br />
allen maßgeblichen <strong>Klima</strong>aktivitäten, was mich sehr beeindruckt.<br />
Die besondere Relevanz hier in Deutschland ist erst seit einigen<br />
Jahren spürbar und hat durch Fridays for Future sicher neue<br />
politische Aktivität entfaltet.<br />
Was ist Ihr persönlicher Beitrag oder<br />
Ihre Meinung zum <strong>Klima</strong>schutz?<br />
Wir verzichten zu Hause vollständig auf PET-Flaschen, das heißt<br />
wir kaufen entweder Mehrweg oder „sprudeln“ das Karlsruher<br />
Leitungswasser; ich lege so oft wie möglich beim Pendeln ins Büro<br />
einen Fahrradtag beziehungsweise e-Bike-Tag ein und bevorzuge<br />
bei Dienstreisen die Bahn. Mein neues Fahrzeug wird ein Hybrid,<br />
so dass ich – wenn ich nicht mit dem Rad unterwegs bin – meine<br />
Standardstrecken elektrisch fahren kann und „tanke“ Ökostrom<br />
der Stadtwerke.<br />
Wie wirkt sich das Thema <strong>Klima</strong> Ihrer<br />
Meinung nach auf die Arbeitswelt aus?<br />
Mitarbeitende suchen sich ihre Arbeitgeber aus. Arbeitgeber, die<br />
<strong>Klima</strong>schutz nicht auf ihrer Agenda haben, werden hier mittelfristig<br />
das Nachsehen haben.<br />
Wie setzen Sie sich in Ihrem Unternehmen<br />
für <strong>Klima</strong>- und Umweltschutz ein?<br />
Unter meiner Leitung und auf meine Initiative tagt regelmäßig<br />
unsere Ressortübergreifende Fachgruppe: Verantwortliche für<br />
Gebäudetechnik, Servicepartner, Kongresse, Eigenmessen und<br />
Kommunikation sind hier zusammen und evaluieren in einem<br />
kontinuierlichen Verbesserungsprozess unsere Maßnahmen.<br />
Wie ist das Thema <strong>Klima</strong> in Ihr<br />
persönliches Bewusstsein vorgedrungen?<br />
Die Schönheit der Natur ist vielfach erst durch die Kunst in die<br />
Wahrnehmung des Betrachters gerückt. Somit ist Kunst ohne<br />
die Natur gar nicht denkbar. Ich beobachte das sich verändernde<br />
<strong>Klima</strong> mit großer Sorge um ein großartiges Motiv in der Kunst,<br />
dass es zu bewahren lohnt.<br />
Was ist Ihr persönlicher Beitrag oder<br />
Ihre Meinung zum <strong>Klima</strong>schutz?<br />
Schloss Mochental, meine Galerie, beheize ich mit nachwachsenden<br />
Rohstoffen: Pellets. Das Rohmaterial für die Pellets wächst förmlich<br />
„hinterm Haus“, muss keine langen Transportwege zurücklegen.<br />
Ich meine, dass es ein grundsätzlich wichtiges Thema ist und es sich<br />
lohnt, darüber nachzudenken, was man tun kann.<br />
Wie setzen Sie sich in Ihrem Unternehmen<br />
für <strong>Klima</strong>- und Umweltschutz ein?<br />
Im Rahmen der Messe-Vorbereitungen lasse ich mir regelmäßig<br />
vom Projektteam berichten, was es an neuen Aktivitäten der Messe<br />
Karlsruhe dazu gibt. Die Messe selbst ist mit sehr umweltgerechten<br />
Dingen ausgestattet wie Wärmerückgewinnung und bezieht schon<br />
seit Jahren Ökostrom, der natürlich auch bei der art KARLSRUHE<br />
verwendet wird.<br />
Welche Eigenschaften sind wichtig für das Betriebsklima?<br />
In meiner Mitarbeiterschaft steht erst einmal die „Leidenschaft für<br />
die Kunst“ zentral vorne an. Und dann lege ich großen Wert auf die<br />
klassischen Tugenden wie Freundlichkeit, Fleiß und den Antrieb,<br />
immer besser werden zu wollen.<br />
Was wollten Sie als Kind immer werden?<br />
Ich wäre gerne Rennfahrer geworden.<br />
Foto Jürgen Rösner<br />
Was wollten Sie als Kind immer werden?<br />
Gestütsbesitzerin.<br />
Was darf für Sie in einer Zusammenarbeit<br />
auf keinen Fall fehlen?<br />
Humor ist ganz wichtig.<br />
Was würden Sie noch von dem anderen lernen wollen<br />
oder würden Sie mit dem anderen gerne einmal tauschen?<br />
Gerne würde ich auch mal die Kunst des Kuratierens erlernen und<br />
für ein paar Tage mal in einem Schloss wohnen.<br />
Was darf für Sie in einer Zusammenarbeit<br />
auf keinen Fall fehlen?<br />
Das Zuhören ist sehr wichtig.<br />
Was würden Sie noch von dem anderen lernen wollen oder<br />
würden Sie mit dem anderen gerne einmal tauschen?<br />
Die Frau Wirtz ist manchmal nicht zu beneiden, bei so vielen Themen.<br />
Aber spricht so schön Englisch, da würde ich manchmal mit<br />
ihr tauschen wollen, aber dafür kann sie kein Schwäbisch. (lacht)<br />
Foto Henning Schacht
ENERGIE<br />
Es ist eine Premiere. Sie könnte die Energieversorgung von Wohngebieten revolutionieren. Der Einsatz<br />
von CO2-freier Energie wird in Zukunft gesetzlich gefordert. Die evohaus GmbH hat in Kooperation mit<br />
internationalen Wissenschaftlern ein intelligentes, selbst lernendes Energiemanagementsystem (EMS)<br />
entwickelt, das erstmals in der TRK in Graben-Neudorf – die „Neue Mitte“ – eingesetzt wird.<br />
Foto evohaus<br />
NEUES ENERGIEMANAGEMENTSYSTEM<br />
CO2-FREIHEIT<br />
UND REDUZIERTE<br />
KOSTEN<br />
Umsteuern, nicht irgendwann, sondern jetzt, heute. Das<br />
verlangen immer mehr Menschen von der Politik und der<br />
Wirtschaft im Zusammenhang mit der immer dramatischer<br />
werdenden <strong>Klima</strong>katastrophe. Auch die Corona-Pandemie in<br />
mittlerweile mehr als 190 Staaten werten viele als Reaktion<br />
der Natur auf die hemmungslosen Eingriffe der Menschen in<br />
das Ökosystem.<br />
„Dass wir nicht so weitermachen können wie bisher, sollte<br />
mittlerweile allen bewusst sein“, sagt Heinz Hanen. Der<br />
Karlsruher Architekt und Städteplaner setzt schon seit über<br />
25 Jahren ausschließlich auf regenerative Energiegewinnung<br />
für seine Quartiere, einen schonenden Flächenverbrauch, ein<br />
eigenes Mobilitätskonzept und bezahlbaren Wohnraum.<br />
In den vergangenen Jahren investierte sein Unternehmen<br />
evohaus GmbH zusätzlich hohe Beträge in mehrere Forschungsprojekte,<br />
um die Energienutzung mit Techniken der<br />
Künstlichen Intelligenz (KI) zu optimieren. Der Hintergrund<br />
ist denkbar einfach: Je mehr von der etwa durch Photovoltaik<br />
selbsterzeugten Energie im eigenen Wohnviertel<br />
sinnvoll verbraucht wird, umso niedriger sind die Kosten für<br />
Strom, Heizung und Warmwasser, denn die Sonne schickt<br />
nach wie vor keine Rechnung.<br />
EIGENE DATENSCHUTZTECHNOLOGIE<br />
In jahrelangen Kooperationen mit Top-Wissenschaftlern des<br />
Europäischen Instituts für Innovation und Technologie (EIT),<br />
dem KIC-InnoEnergy, dem Karlsruher Institut für Technologie<br />
(KIT), der niederländischen Organisation für Angewandte<br />
Naturwissenschaftliche Forschung (TNO) und dem Fraunhofer-Institut<br />
gelang es, mehr und mehr Stellschrauben für ein<br />
innovatives, digitales Energiemanagementsystem (EMS) zu<br />
entwickeln. Die neue KI-Technik wird inzwischen erfolgreich<br />
eingesetzt. Die Bewohner sind begeistert.<br />
Die TechnologieRegion Karlsruhe (TRK) profitiert als eine der<br />
ersten von dieser intelligenten Technik. In Graben-Neudorf<br />
baut die evohaus GmbH das neue Stadtzentrum, CO2-frei<br />
und mit dem innovativen Energiemanagement ausgestattet.<br />
Bürgermeister Christian Eheim ist stolz: „Wir wollen damit<br />
auch ökologisch Maßstäbe setzen.“<br />
In evohaus-Quartieren wird für Heizung, Warmwasser<br />
und alle anderen Energiebedarfe ausschließlich Strom<br />
eingesetzt. Das digitale selbstlernende Steuerungssystem<br />
übernimmt das komplette Energiemanagement. Es vergleicht<br />
den Bedarf mit dem bereitgestellten Strom und leitet<br />
den nicht benötigten in Batteriespeicher. Da jedes Wohnviertel<br />
über eigene E-Mobile verfügt, stehen hier zusätzliche<br />
Speicher zur Verfügung.<br />
Allerdings funktioniert das smarte Quartiermanagement<br />
nur, wenn es mit großen Mengen personenbezogener Daten<br />
gespeist wird. Zudem soll das EMS auch für jeden Haushalt<br />
die Energiekosten rechtmäßig und für jeden transparent<br />
abrechnen.<br />
LERNENDE BEWOHNER<br />
Doch je mehr sensible Daten erfasst werden, umso eher<br />
besteht die Gefahr des Missbrauchs. Gerade weil der Schutz<br />
der persönlichen Daten eine sehr hohe Bedeutung hat, hat<br />
evohaus in das EMS weitere Sicherungen implementiert. Sie<br />
sind das Ergebnis des vom Bundesministerium für Bildung<br />
und Forschung geförderten Forschungsprojekt ESQUIRE<br />
(Energiespeicherdienste für smarte Quartiere), das das<br />
Institut für Programmstrukturen und Datenorganisation des<br />
KIT und evohaus im vergangenen Jahr durchgeführt haben.<br />
„Wir haben die Verantwortung für den Bau von Wohnquartieren<br />
und damit auch die Verantwortung für die dort lebenden<br />
Menschen und ihren Persönlichkeitsschutz. Deshalb haben<br />
wir eine zusätzliche Datenschutztechnologie für das EMS<br />
entwickelt“, sagt Hanen.<br />
Das intelligente EMS bietet für die Bewohner noch einen<br />
weiteren Service. Auf einer eigenen Siedlung-Website können<br />
sie ihren aktuellen und kumulierten Verbrauch für Strom,<br />
Kalt- und Warmwasser sowie Heizung einsehen. Auch der<br />
Ertrag der Photovoltaikanlage, die Vorhersage für das Wetter<br />
sowie der aktuell zur Verfügung stehende Strom wird Ihnen<br />
individuell und im 15-Minuten-Takt angezeigt. Zudem können<br />
die Bewohner den eigenen Verbrauch mit den der anderen<br />
Haushalte vergleichen und es gibt Energiespartipps. „Jeden<br />
Tag lernt man dadurch, bewusster zu leben und ändert so<br />
sein Verhalten“, erzählt ein Bewohner lächelnd. Für seine<br />
90 Quadratmeter große Wohnung waren seine Jahresenergiekosten<br />
für Heizung, Haushaltsstrom und Warmwasser<br />
knapp 450 bis 500 Euro.<br />
FELIX KURZ<br />
www.evohaus.com<br />
54 NR 63 <strong>2020</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL<br />
55
ENERGIE<br />
FERNWÄRME DER STADTWERKE KARLSRUHE:<br />
GÜNSTIG, GEFÖRDERT,<br />
GUT FÜRS KLIMA<br />
1<br />
Bereits die alten Römer wussten, dass man in heißem Wasser nicht nur baden konnte. Vor über 2.000<br />
Jahren haben die antiken Baumeister die Wärme des Wassers als Bodenheizung in ihren Gebäuden genutzt.<br />
Fernwärme ist also schon lange bekannt. In Karlsruhe wird seit 1904 diese Art der Energienutzung für das<br />
Schloss genutzt und ist damit eine der ältesten neuzeitlichen Fernwärme-Anwendungen.<br />
Foto ARTIS<br />
Knapp 174.000 Haushalte gibt es in<br />
Karlsruhe. Etwa 40.000 davon setzen<br />
bereits auf das Angebot der Stadtwerke<br />
Karlsruhe und nutzen Fernwärme, um<br />
ihre Häuser und Wohnungen zu heizen<br />
und Warmwasser zu erzeugen. Dazu<br />
kommen laut Energieversorger noch<br />
eine Großzahl von Gewerbeeinheiten<br />
in der Stadt, die mit dieser besonderen<br />
Form der Wärme versorgt werden.<br />
Künftig sollen es noch mehr werden:<br />
Nicht nur, weil die Stadtwerke das<br />
Fernwärmenetz ausbauen, beispielsweise<br />
in Richtung Rheinstetten oder<br />
Rüppurr. Auch eine neue Einspeisequelle<br />
kommt in zwei Jahren zu den<br />
Hauptlieferanten MiRO und dem<br />
Rheinhafen-Dampfkraftwerk (RDK)<br />
hinzu: Abwärme aus der Papierfabrik<br />
Stora Enso Maxau.<br />
Mit dem Angebot und dem Ausbau der<br />
Fernwärme will der Karlsruher Energieversorger<br />
einen wichtigen Beitrag<br />
zur Energiewende leisten. „Es ist<br />
ökologisch und wirtschaftlich sinnvoll,<br />
die Abwärme dieser Firmen für das<br />
Fernwärmenetz der Stadt nutzbar zu<br />
machen“, so Dr. Olaf Heil, Technischer<br />
Geschäftsführer der Stadtwerke Karlsruhe.<br />
Das spare Ressourcen und schone<br />
die Umwelt und das <strong>Klima</strong>.<br />
KEIN FEINSTAUB, KEIN DRECK<br />
Wer mit Fernwärme heizt, hat keine<br />
Heizung mehr im Keller. Auch einen<br />
Kamin sucht man vergeblich. Denn<br />
wo nichts verbrannt wird, entstehen<br />
auch keine Abgase. Die Fernwärme<br />
kommt in Form von heißem Wasser<br />
über Rohrleitungen ins Haus. Weitere<br />
Vorteile für Fernwärme-Kunden sind<br />
die überschaubaren Investitionskosten<br />
1 Die Rohre liegen für die Verlegung bereit.<br />
2 Durch diese Rohre wird die Abwärme der<br />
MiRO in das Netz eingespeist.<br />
3 Sascha Englert überwacht den Netzausbau.<br />
für den Hausanschluss und die<br />
Wärme-Übergabestation.<br />
Die mit über 30 Jahren veranschlagte<br />
lange Lebensdauer der Anlage hat<br />
niedrige Betriebskosten und benötigt<br />
nur wenig Platz. Es sind weder Tank,<br />
Kessel noch Schornstein notwendig.<br />
Für den Kunden zusätzlich von Interesse:<br />
Fernwärme wird mit einer gewissen<br />
Preisstabilität in die eigenen vier Wände<br />
geliefert.<br />
„ABWRACKPRÄMIE“<br />
FÜR ALTE HEIZUNGEN<br />
Da der Wärmeverbrauch in Deutschland<br />
etwa 40 Prozent des CO2-Ausstoßes<br />
ausmacht, hauptsächlich verursacht<br />
durch Öl-Heizungen, ist ab 2026 der<br />
Einbau von Öl-Heizungen verboten.<br />
Neue Technik muss also her. Um den<br />
Anschluss des eigenen Hauses an das<br />
Fernwärmenetz für die Karlsruher noch<br />
attraktiver zu machen, unterstützen die<br />
Stadtwerke den Umstieg zur Fernwärme<br />
mit mindestens 2.000 Euro und legen<br />
noch eine Prämie oben drauf. „Die<br />
Umweltprämie soll die Bürger ermuntern,<br />
sich bereits jetzt mit dem Thema<br />
Heizungsumstellung zu beschäftigen“,<br />
erläutert Michael Homann, Vorsitzender<br />
der Geschäftsführung der Stadtwerke<br />
Karlsruhe. „Man könnte sie also auch als<br />
Abwrackprämie bezeichnen!“<br />
Sowohl die Förderung als auch die<br />
Umweltprämie sind abhängig von der<br />
Größe der Heizung. Für eine Anschlussleistung<br />
von 150 Kilowatt (kW)<br />
gibt es zum Beispiel insgesamt 4.950<br />
Euro, für eine Anschlussleistung von<br />
300 kW sind es 7.900 Euro.<br />
2<br />
ANYA BARROS<br />
www.wvs.de<br />
Fotos Stadtwerke Karlsruhe<br />
3<br />
Die Karlsruher Fernwärme stammt<br />
zu über 90 Prozent aus industrieller<br />
Prozessabwärme und aus Abwärme<br />
bei der Stromerzeugung, die sonst<br />
verloren gehen würde, in so genannter<br />
Kraft-Wärme-Kopplung (KWK).<br />
Die beiden Hauptlieferanten sind<br />
die Mineralölraffinerie Oberrhein<br />
(MiRO) und das Rheinhafen-<br />
Dampfkraftwerk (RDK) der EnBW.<br />
Fernwärme schneidet auch in Hinblick<br />
auf Feinstaub-, Kohlendioxidund<br />
Stickoxidausstoß besser ab, als<br />
herkömmliches Heizöl. So kann lokal<br />
die Luftqualität verbessert werden.<br />
Fernwärme ist daher eine klimaschonende<br />
und emissionsarme Heizenergie,<br />
die alle Anforderungen der<br />
Energie-Einsparverordnung und der<br />
Wärmegesetze des Bundes und des<br />
Landes Baden-Württemberg erfüllt.<br />
56 NR 63 <strong>2020</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL<br />
57
ENERGIE<br />
ANGEBOT ZUR<br />
WEITERBILDUNG<br />
DER HANDWERKSKAMMER<br />
KARLSRUHE<br />
Gebäudeenergieberater im Handwerk sind gesuchte<br />
Experten in Sachen Energie und Umwelt, insbesondere<br />
wenn es um Sanierung oder Renovierung<br />
eines Gebäudes geht. Der Bedarf steigt stetig, immer<br />
mehr Menschen wünschen sich ein energieeffizientes<br />
Haus und lassen auch ältere Gebäude nach dem neuesten<br />
Standard sanieren.<br />
Mit der Fortbildung zum Gebäudeenergieberater<br />
(HWK) bereitet die<br />
Bildungsakademie der Handwerkskammer<br />
Karlsruhe Meister aus einschlägigen<br />
Handwerksberufen im Bau- und<br />
Ausbaugewerbe wie beispielsweise<br />
Dachdecker, Elektrotechniker, Installateure<br />
und Heizungsbauer, Maurer<br />
und Betonbauer, Schornsteinfeger,<br />
Stuckateure, Wärme-, Kälte- und<br />
Schallschutzisolierer und Zimmerer<br />
aber auch Techniker, Architekten<br />
und Ingenieure auf die Anforderungen<br />
der energetischen Sanierung des<br />
Gebäudebestandes vor. Die Inhalte,<br />
die unterrichtet werden, umfassen<br />
alle Themen, die mit dem Energieverbrauch<br />
von Gebäuden zu tun haben.<br />
Dabei geht es um Baustoffe, Bauphysik<br />
und Baukonstruktion, aber<br />
auch Anlagentechnik im Sinne von<br />
Heizungs- und Lüftungstechnik<br />
sowie der Einsatz von Erneuerbaren<br />
Energien spielt eine Rolle. All das ist<br />
wichtig, um ein Gebäude in seinem<br />
Energieverbrauch beurteilen und<br />
bewerten zu können, um Maßnahmen<br />
zu entwickeln oder auch ein umfassendes<br />
Modernisierungskonzept für ein<br />
Gebäude zu erstellen. Dazu werden<br />
auch rechtliche Rahmenbedingungen<br />
wie Energieeinsparverordnung und<br />
Wärmegesetze betrachtet.<br />
Die Teilnehmer dieser Fortbildung sind<br />
nach erfolgreicher Abschlussprüfung<br />
in der Lage, unter Einbeziehung der<br />
aktuellen Energieeinsparverordnung<br />
EnEV, umfassend auf dem Gebiet des<br />
baulichen Wärmeschutzes und der<br />
Heizungsanlagentechnik zu beraten<br />
und konkret Modernisierungskonzepte<br />
unter Beachtung der Wirtschaftlichkeit<br />
zu entwickeln. Sie erhalten nach<br />
erfolgreichem Abschluss die Berechtigung<br />
zur Ausstellung von Energieausweisen<br />
im Wohngebäudebestand<br />
und können sich in die Energieeffizienz-Expertenliste<br />
der Deutschen<br />
Energie-Agentur eintragen, KfW-<br />
Förderanträge für ihre Kunden stellen<br />
und baubegleitend tätig werden.<br />
Professionelle Energieberatung ist im<br />
Neubau und in der Sanierung notwendiger<br />
denn je. Mit diesem Kurs können<br />
angehende Gebäudeenergieberater<br />
ihre Beratungskompetenz beim Kunden<br />
erhöhen und sich neue Kunden erschließen.<br />
Die Kurse beginnen jeweils<br />
im Herbst eines jeden Jahres und sind<br />
als Wochenendangebot an die Bedürfnisse<br />
Berufstätiger angepasst.<br />
INGRID LEHR-BINDER<br />
Handwerkskammer Karlsruhe<br />
Foto © guy - stock.adobe.com<br />
Info und Anmeldung: 0721/1600-400<br />
und www.bia-karlsruhe.de/gebaeudeenergie<br />
58 NR 63 <strong>2020</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL<br />
59
ENERGIE<br />
1<br />
FOR FUTURE: KLIMAFREUNDLICH<br />
PLANEN, BAUEN UND ARBEITEN<br />
Mit dem Neubau oder der Revitalisierung ihres Firmensitzes investieren Unternehmen in die Zukunft.<br />
Dabei setzen die Überlegungen oft bei den räumlichen Kapazitäten und den Arbeitsprozessen ein.<br />
Vermehrt spielen auch geringe Energie- und Betriebskosten eine wichtige Rolle. Erkenntnisse zeigen:<br />
2<br />
1 „Butz.Eins.Zwo“ wird das<br />
größte zertifizierte Büro-<br />
Passivhaus in NRW.<br />
2 Das Gebäude von Termotek<br />
in Baden-Baden erfüllt den<br />
KfW-55-Effizienzstandard.<br />
3 Der Neubau von GfA wurde<br />
2019 mit dem Düsseldorfer<br />
Umweltpreis ausgezeichnet.<br />
3<br />
Die Entscheidung für ein besonders energieeffizientes Gebäude, zum Beispiel ein Passivhaus, lohnt sich –<br />
auch angesichts des <strong>Klima</strong>wandels. Schließlich ist Energiesparen der einfachste und schnellste Weg,<br />
um unsere Umwelt zu schützen.<br />
Etwa 35 Prozent des Energieverbrauchs<br />
und rund 30 Prozent der<br />
CO2-Emissionen in Deutschland<br />
werden von Gebäuden verursacht.<br />
Um dem entgegenzuwirken, bauen<br />
heute viele Unternehmen nach<br />
Kriterien der Energieeffizienz. Dabei<br />
entscheiden sich immer mehr Bauherren<br />
bewusst für ein Passivhaus –<br />
wie Jörn Böhl, Geschäftsführer von<br />
GfA Elektromaten in Düsseldorf.<br />
Der Marktführer für Antriebe und<br />
Steuerungen im Bereich Industrietore<br />
realisierte gemeinsam mit der Vollack<br />
Gruppe aus Karlsruhe das zweitgrößte<br />
zertifizierte Büropassivhaus in<br />
Nordrhein-Westfalen. Der Neubau,<br />
der 2019 beim Düsseldorfer Umweltpreis<br />
ausgezeichnet wurde, spart 75<br />
Prozent Heizwärme gegenüber einem<br />
konventionellen Gebäude und punktet<br />
so mit einem geringen CO2-Ausstoß<br />
und dauerhaft niedrigen Energiekosten.<br />
Eine Solaranlage deckt ein<br />
Viertel des Gesamtenergiebedarfs.<br />
Und eine teilweise Dachbegrünung<br />
leistet einen Beitrag zur Verbesserung<br />
des Stadtklimas.<br />
Auch die Tatsache, dass das Arbeitsumfeld<br />
einen wesentlichen Einfluss auf<br />
die Leistungsfähigkeit der Mitarbeiter<br />
und ihre Arbeitszufriedenheit hat, war<br />
für Jörn Böhl ein wichtiger Ansporn.<br />
Für Wohlfühlatmosphäre bei GfA sorgt<br />
unter anderem eine Komfortlüftung,<br />
die kontinuierlich und ohne Zugerscheinungen<br />
frische, saubere Luft in das<br />
Gebäude bringt: „Wir bieten unseren<br />
Mitarbeitern Arbeitsplätze von hoher<br />
Qualität. So können wir Kollegen an das<br />
Unternehmen binden und gleichzeitig<br />
neue qualifizierte Talente gewinnen“,<br />
sagt der GfA-Geschäftsführer.<br />
ARBEITSWELTEN<br />
MIT ZUKUNFTSGEN<br />
Ein weiteres energetisch richtungsweisendes<br />
Gebäude planen die Karlsruher<br />
Gebäudestrategen aktuell in Köln. Nach<br />
seiner Fertigstellung wird das Gebäudeensemble<br />
namens „Butz.Eins.Zwo“<br />
das größte zertifizierte Büro-Passivhaus<br />
Nordrhein-Westfalens sein. Vollack<br />
zeichnet für Design + Build verantwortlich,<br />
die vollumfängliche Projektentwicklung,<br />
Planung und Bauausführung.<br />
Reinhard Blaurock, Geschäftsführender<br />
Gesellschafter der Vollack Gruppe,<br />
erklärt die Besonderheit des Gebäudeensembles:<br />
„Im ‚Butz.Eins.Zwo‘<br />
realisieren wir nachhaltige Büroflächen,<br />
die veranschaulichen, wie das Arbeiten<br />
der Zukunft aussehen kann. Entscheidend<br />
ist die Option, Flächen an die<br />
individuellen Bedürfnisse anpassen zu<br />
können. Über Ebenen und Stockwerke<br />
Fotos Vollack<br />
hinweg entstehen so maßgeschneiderte<br />
Arbeitswelten mit Zukunftsgen.“<br />
424 TONNEN WENIGER CO2<br />
Rund 330 Kilometer weiter südlich,<br />
in Baden-Baden, arbeiten die Mitarbeiter<br />
von Termotek bereits seit<br />
vergangenem Sommer in ihrer neuen<br />
Arbeitswelt – entwickelt, geplant und<br />
realisiert von Vollack. In nur 14 Monaten<br />
Bauzeit ist ein Ort der Innovation,<br />
der Inspiration und des Wohlfühlens<br />
entstanden. Auch in technischer<br />
Hinsicht und im Sinne einer verantwortungsvollen<br />
Produktion setzt der<br />
Neubau Zeichen: „Dank eines nachhaltigen<br />
Energiemanagements kann<br />
Termotek jetzt Ressourcen deutlich<br />
effizienter nutzen und etwa 424<br />
Tonnen CO2 pro Jahr einsparen. Das<br />
entspricht dem Strom- und Heizenergiebedarf<br />
von zirka 170 Vier-Personen-Haushalten“,<br />
erklärt Reinhard<br />
Blaurock. Das Gebäude von Termotek<br />
erfüllt den KfW-55-Effizienzstandard.<br />
Somit verbraucht es 45 Prozent weniger<br />
Primärenergie im Vergleich zu einem<br />
konventionellen Neubau nach der<br />
Energieeinsparverordnung (EnEV).<br />
NACHHALTIGKEIT<br />
RECHNET SICH<br />
Bevor Unternehmen wie GfA und<br />
Termotek mit ihrem Gebäude Energie-<br />
und Betriebskosten sowie CO2-<br />
Emissionen einsparen können, müssen<br />
sie erst einmal investieren. So fällt für<br />
die Einhaltung des Passivhaus-Standards<br />
im Vergleich zum gesetzlichen Mindeststandard<br />
nach EnEV zunächst ein finanzieller<br />
Mehraufwand an, zum Beispiel<br />
für spezielle Fenster. Zudem ist für den<br />
Bau jedes Gebäudes Energie notwendig.<br />
Diese sogenannte Graue Energie entsteht<br />
beispielsweise bei der Herstellung<br />
und dem Transport der Baumaterialien.<br />
Dabei entstehen CO2-Emissionen.<br />
Den Energieexperten bei Vollack gelingt<br />
anhand von Büro-Passivhäusern jedoch<br />
der Nachweis: Der Mehraufwand an<br />
Grauer Energie und CO2-Emissionen in<br />
der Bauphase amortisiert sich durch die<br />
damit einhergehenden Einsparungen im<br />
Gebäudebetrieb bereits nach zwei Jahren.<br />
Und das Vorurteil, dass Passivhäuser<br />
deutlich teurer seien als konventionelle<br />
Gebäude, können die Spezialisten von<br />
Vollack ebenfalls entkräften. „Durch<br />
Untersuchungen, die wir an Gebäuden<br />
unserer Kunden durchgeführt haben,<br />
wissen wir: Nachhaltigkeit rentiert sich“,<br />
bestätigt Reinhard Blaurock. „Auch die<br />
Mehrkosten für innovative Energiekonzepte<br />
wie eine Wärmepumpe mit<br />
Eisspeicher amortisieren sich im Betrieb<br />
des Gebäudes schon nach wenigen<br />
Jahren. Damit ist ein energetisch optimiertes<br />
Gebäude und im speziellen Fall<br />
ein Passivhaus ein besonders zukunftsfähiger<br />
Standard.“<br />
„Und mit Corona“, so Blaurock, „heißt<br />
Nachhaltigkeit ganz besonders auch:<br />
Gesundheit. Die Pandemie verstehen<br />
wir als Ansporn, denn idealerweise<br />
wird aus dem neuen Normal dann ein<br />
zukunftsweisendes Besser.“<br />
VOLLACK GRUPPE<br />
www.vollack.de<br />
60 NR 63 <strong>2020</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL<br />
61
LETZTE MEILE<br />
WIE DIGITALISIERUNG DIE STÄDTE VON PAKETDIENSTEN BEFREIEN KANN<br />
Kaum etwas ist, gerade in den verstopften Innenstädten, nerviger als der Lieferverkehr. Kann sich das ändern?<br />
Wie wird in Zukunft der Transport auf der „Letzten Meile“ aussehen? Martina Betz-Weber hat Antworten.<br />
Foto SEW-EURODRIVE GmbH & Co KG<br />
Mal eben was im Internet-Online-Shop<br />
bestellt und wenige Tage später ist das<br />
Paket fast bis ins Wohnzimmer geliefert.<br />
13 Millionen Pakete werden pro<br />
Tag verschickt. Wie praktisch für den<br />
Kunden, weniger praktisch für Anwohner.<br />
Oftmals darf in den Innenstädten<br />
auch nur in bestimmten Zeitfenstern<br />
angeliefert werden, was die Logistik<br />
für die Transportunternehmen vor<br />
eine große Herausforderung stellt.<br />
„Das ist dann in der Wahrnehmung<br />
der Menschen sehr geballt, wenn alle<br />
Lieferungen auf einmal ankommen“,<br />
sagt Martina Betz-Weber, Geschäftsführerin<br />
von Transport Betz aus Malsch.<br />
„In Karlsruhe zum Beispiel, wo in der<br />
Innenstadt viele Menschen wohnen,<br />
muss man etwas machen, denn der<br />
Lieferverkehr ist für die Anwohner ein<br />
echtes Problem!“<br />
Die Idee: Die „Letzte Meile“ muss neu<br />
überdacht werden. Gemeinsam mit<br />
dem Karlsruher Institut für Technologie<br />
(KIT), dem Forschungszentrum Informatik<br />
(FZI), der Firma Leuze und SEW<br />
Eurodrive wird mit Transport Betz eine<br />
Idee entwickelt, wie roboterbasierte<br />
Fahrzeuge autonom in die Innenstädte<br />
fahren und Pakete zu Paketboxen<br />
transportieren: der LieferBot-E.<br />
Gefördert wird das Projekt vom<br />
Bundesministerium für Wirtschaft<br />
und Energie (BMWi).<br />
VIELE IDEEN UND EIN ZIEL<br />
Der LieferBot-E basiert auf einer in<br />
der industriellen Intralogostik eingesetzten<br />
autonomen Fahrplattform<br />
von SEW Eurodrive. Somit liefert das<br />
Bruchsaler Unternehmen das Skelett,<br />
die Muskulatur und die Stimme für die<br />
Aufgaben des LieferBot-E-n und sorgt<br />
außerdem für genug Energie, damit er<br />
ohne Pause durcharbeiten kann.<br />
Die Augen liefert Leuze electronic,<br />
damit das Fahrzeug durch die Straßen<br />
navigieren kann. Die künstliche Intelligenz,<br />
die Hindernissen ausweichen oder<br />
die beste Route planen kann, kommt<br />
vom KIT. Das FZI überwacht die Flotte<br />
in Echtzeit, vergibt die Aufträge und<br />
behebt eventuelle Fehler und analysiert<br />
diese auch.<br />
Transport Betz ist in diesem Forschungsprojekt<br />
für die „Letzte Meile“<br />
zuständig und bewertet, welche<br />
Geschäftsmodelle für die Einbindung<br />
einer LieferBot-E-n-Flotte in eine Lieferkette<br />
am besten geeignet sind. Das<br />
Unternehmen aus Malsch kümmert<br />
sich damit um die Umgebung, in der die<br />
autonomen Fahrzeuge arbeiten werden.<br />
Das Projekt wird im Rahmen des<br />
Testfelds Autonomes Fahren und der<br />
Testbetrieb auf dem Forschungscampus<br />
in Bruchsal durchgeführt.<br />
ENTZERREN DER LIEFERZEITEN<br />
„Das Prinzip mit den autonomen Lieferfahrzeugen<br />
würde auch nachts sehr<br />
gut funktionieren, dann wären die Straßen<br />
nicht so verstopft“, so Betz-Weber<br />
weiter. Hier käme ein Umschlagplatz<br />
in Frage, der etwas außerhalb liegt<br />
und an dem die autonomen Fahrzeuge<br />
beladen werden. Außerdem könnte das<br />
leere Auto dann die Verpackungen der<br />
zugestellten Waren wieder einsammeln<br />
und der Entsorgung zuführen.<br />
Klingt alles einfach, ist es laut Martina<br />
Betz-Weber nicht. „Es gibt nicht ‚das<br />
eine‘ Konzept, denn jede Stadt hat andere<br />
Anforderungen, etwa Mannheim“,<br />
sagt Betz-Weber, „da ist viel Industrie<br />
in der Innenstadt, wo auch mal große<br />
Paletten angeliefert werden müssen.<br />
Die verschiedenen Ideen müssen daher<br />
Hand in Hand gehen!“<br />
Noch ist der autonome Lieferverkehr<br />
Zukunftsmusik, aber bei Transport Betz<br />
ist man offen für neue Ideen. Martina<br />
Betz-Weber ist sicher: „Es liegt eine<br />
spannende Zeit vor uns!“<br />
ANYA BARROS<br />
www.wvs.de<br />
62 NR 63 <strong>2020</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL
MOBILITÄT<br />
DIE MOBILITÄT<br />
DER ZUKUNFT<br />
MADE IN KARLSRUHE<br />
Bei der Erreichung der im Pariser Abkommen vereinbarten <strong>Klima</strong>ziele spielt die<br />
Mobilität eine ganz zentrale Rolle. Allein im Verkehrsbereich sollen die Emissionen bis<br />
2030 um 40 bis 42 Prozent gesenkt werden. Doch wie kann es gelingen, dass mehr<br />
Menschen auf ihr Auto verzichten? Das Karlsruher IT-Unternehmen INIT hat innovative<br />
Lösungen für den öffentlichen Nahverkehr, die die Zukunft der Mobilität mitgestalten.<br />
Fotos INIT<br />
INNOVATIVE LÖSUNGEN<br />
FÜR DEN ÖPNV<br />
Mit innovativen Hard- und Software-<br />
Lösungen sorgt INIT zum Beispiel<br />
dafür, dass Menschen über verschiedenste<br />
Kanäle – von den Fahrgastanzeigen<br />
auf den Bahnsteigen über Apps<br />
und Social Media – in Echtzeit über<br />
die aktuellen Abfahrtszeiten informiert<br />
sind, mit ihrer Kreditkarte oder dem<br />
Smartphone kontaktlos Tickets kaufen<br />
und dabei stets den günstigsten Preis<br />
bezahlen. Oder mit einer einzigen<br />
App eine Fahrt mit verschiedenen<br />
Verkehrsmitteln planen und buchen<br />
– egal ob Bahn, Bus, Leihfahrrad oder<br />
Carsharing. Für die Mobilitätsplattform<br />
„regiomove“, die im September in der<br />
Region Karlsruhe live gehen soll, hat<br />
INIT die dazugehörige Buchungs- und<br />
Bezahlplattform entwickelt. „regiomove“<br />
wird das gesamte Mobilitätsangebot<br />
der Fächerstadt mit dem des Umlandes<br />
in einer App vernetzen und so Mobilität<br />
vereinfachen. Ganz ohne eigenes Auto.<br />
Zugangshemmnisse abbauen, das steht<br />
auch im Mittelpunkt einer weiteren innovativen<br />
Lösung von INIT. Speziell für<br />
Fahrgäste mit Seh-, Hör- und Mobilitätseinschränkungen<br />
bietet diese unter<br />
anderem eine App, die die Nutzung des<br />
ÖPNV durch verschiedene Features<br />
erleichtert. Das Testprojekt in Singapur<br />
wurde bereits mit einigen Awards<br />
ausgezeichnet.<br />
Häufig sind es aber auch Sicherheitsbedenken,<br />
die Menschen davon abhalten,<br />
auf den ÖPNV umzusteigen. Gerade in<br />
den Abend- und Nachtstunden scheuen<br />
viele davor zurück, in einen Bus oder<br />
eine Bahn zu steigen. Wer also mehr<br />
Menschen vom ÖPNV überzeugen<br />
möchte, muss mögliche Gefährdungen<br />
minimieren. Genau darauf zielte<br />
ein Forschungsprojekt von INIT ab:<br />
Sicherheitsrelevante Situationen sollen<br />
durch den Einsatz technischer Systeme<br />
und Künstlicher Intelligenz automatisch<br />
erkannt und an ein zentrales Eventmanagementsystem<br />
weitergeleitet werden,<br />
sodass im Ernstfall schnell reagiert<br />
werden kann.<br />
Ob hier vor Ort beim Karlsruher Verkehrsverbund<br />
oder in Dubai, San Diego,<br />
Portland, Seattle, Neuseeland oder<br />
Turku: Überall auf der Welt unterstützt<br />
INIT Verkehrsunternehmen dabei,<br />
mehr Fahrgäste zu gewinnen.<br />
LÖSUNGEN FÜR<br />
MEHR KLIMASCHUTZ<br />
Doch mehr noch: INIT versteht sich<br />
als Impulsgeber für die Mobilität der<br />
Zukunft und unterstützt daher jetzt<br />
schon Verkehrsunternehmen bei der<br />
Umstellung auf Elektromobilität. INITs<br />
umfassende E-Mobilitätslösung ermöglicht<br />
nicht nur eine genaue Reichweitenprognose,<br />
sondern auch einen<br />
effizienten Betrieb der neuen E-Busse.<br />
Damit trägt INIT zur Reduktion der<br />
Lärm- und CO2-Belastung bei und ist<br />
Teil der ökologischen Verkehrswende.<br />
Denn die Mobilität der Zukunft<br />
stellt den <strong>Klima</strong>schutz in den<br />
Mittelpunkt. Sie zielt deshalb<br />
auch auf einen nachhaltigen<br />
Umgang mit den<br />
vorhandenen Ressourcen<br />
ab. Genau dabei unterstützt<br />
auch ein Assistenzsystem<br />
von INIT, das Busfahrern<br />
in Echtzeit Rückmeldungen<br />
über ihr Fahrverhalten<br />
übermittelt. Zum Beispiel<br />
bei zu starkem Bremsen oder<br />
Beschleunigen oder zu langem<br />
Stehen bei laufendem<br />
Motor. Das Ergebnis: eine effizientere<br />
Fahrweise, durch die im kanadischen<br />
Toronto bereits eine beträchtliche<br />
Menge an Kraftstoff eingespart werden<br />
konnte.<br />
Die Mobilität der Zukunft – sie hat bei<br />
INIT viele Facetten: Die Forschung<br />
rund um autonomes Fahren gehört<br />
ebenso dazu wie ein Fahrgastleitsystem,<br />
mit dessen Hilfe Fahrgäste in<br />
hochfrequentierten Bahnsystemen<br />
auf freie Plätze hingewiesen werden.<br />
Zum Einsatz kommen dafür Verfahren<br />
der Künstlichen Intelligenz, die bei<br />
INIT schon lange keine Zukunftsmusik<br />
mehr sind, sondern auch bei der Abfahrtszeit-<br />
und Reichweitenprognose<br />
genutzt werden. Bei so viel innovativem<br />
Potenzial nimmt es nicht wunder, dass<br />
sich INIT als Unternehmen seit Jahren<br />
auf der Erfolgsspur befindet: Mit einem<br />
positiv verlaufenden Aktienkurs und<br />
einer dauerhaften Expansionsstrategie.<br />
Und nicht zuletzt mit einer Belegschaft,<br />
die stolz darauf ist, die Mobilität<br />
der Zukunft mitzugestalten.<br />
INIT<br />
www.initse.com<br />
64 NR 63 <strong>2020</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL<br />
65
MOBILITÄT<br />
MIT GUTEM<br />
BEISPIEL VORAN<br />
WIE DER ABGAS-SKANDAL E-MOBILITÄT<br />
UND KLIMASCHUTZ VORANTREIBT<br />
Wenn es um das Thema <strong>Klima</strong>schutz geht, zeigen viele Menschen auf<br />
den Bereich der Mobilität. Die Graf Hardenberg-Gruppe mit mehreren<br />
Autohäusern in Karlsruhe und der Region engagiert sich sehr für mehr<br />
Nachhaltigkeit, wie Geschäftsführer Christian Welling weiß.<br />
Die Themen <strong>Klima</strong>schutz, Nachhaltigkeit und Umweltverträglichkeit<br />
sind spätestens seit Greta in aller Munde, wie gehen<br />
Sie damit um?<br />
Nicht erst seit Greta und der wirklich eindrucksvollen Umweltbewegung<br />
beschäftigen wir uns damit, Individual-Mobilität in<br />
Gänze nachhaltiger zu gestalten. Obwohl wir Automobilisten<br />
grundsätzlich immer mit diesem Thema konfrontiert werden,<br />
gibt es wahrscheinlich wenige Branchen, die sich derzeit so<br />
intensiv damit beschäftigen. Insbesondere die Diesel-Thematik<br />
der Jahre 2015 bis 2018 hat in unserer Branche viel bewegt und<br />
signifikante Auswirkungen gehabt. So haben viele Hersteller die<br />
Entwicklung und das Vorantreiben der Elektromobilität sehr<br />
stark gepusht.<br />
Welche Entwicklung der Herstellung meinen Sie hier explizit?<br />
Insbesondere Volkswagen hat mit der ID. Familie, die in<br />
wenigen Wochen mit der Einführung des ID.3 startet, signifikante<br />
Meilensteine gesetzt. So ist der ID.3 das erste Auto, das<br />
eigentlich alle Kriterien erfüllt, die ein Elektroauto im Alltag<br />
praktikabel machen. Mit einer Reichweite von 550 Kilometer,<br />
ein mehr als eindrucksvoller Preis und die Tatsache, dass dieses<br />
Auto das erste E-Auto ist, das CO2-neutral produziert und<br />
CO2-neutral an den Kunden übergeben wird sind wichtige<br />
Faktoren, die dafür sorgen werden, dass dieses Auto auch in<br />
großen Stückzahlen und in der Fläche nachgefragt wird. Ende<br />
<strong>2020</strong> startet dann der ID.4 und auch in den darauffolgenden<br />
Monaten wird das elektrische<br />
Produktfeuerwerk bei Volkswagen<br />
und den Schwestermarken<br />
weitergehen. Parallel hierzu<br />
werden moderne und effiziente<br />
Diesel- und Hybridmodelle<br />
weiterhin optimiert, denn es<br />
gibt Einsatzbereiche, in denen ein reines Elektroauto derzeit<br />
noch nicht optimal ist, etwa im Kurierdienst.<br />
Wie hat es Volkswagen so schnell geschafft, ein Auto zu<br />
produzieren, welches diese Kriterien erfüllt?<br />
Ein praktikables und volumentaugliches Elektroauto kann man<br />
nur bauen, wenn man in extrem hohen Stückzahlen skalieren<br />
kann. Vor einigen Jahren haben uns viele Kunden den Vorwurf<br />
gemacht, deutsche Automobilhersteller hätten die E-Mobilität<br />
verschlafen - diese Behauptung ist sicherlich nur bedingt<br />
begründet. Um ein Auto in der Qualität, Praktikabilität und<br />
Effizienz massentauglich zu machen, brauchen Sie natürlich<br />
etwas mehr Entwicklung als bei einem Tesla für 100.000<br />
Euro, der preisbedingt eine relativ kleine Kundengruppe<br />
anspricht. Die Batterietechnik und die Skalierung machen es<br />
Volkswagen möglich, einen ID. für unter 30.000 Euro anzubieten.<br />
Abzüglich der staatlichen Förderung sprechen wir so<br />
über Einstiegspreise für unsere Kunden, die bei zirka 24.000<br />
Euro liegen, einen Innenraum haben, der knapp unter einem<br />
Passat liegt, Batteriegarantien von acht Jahren und einer<br />
umfassenden Serienausstattung.<br />
Ist es nicht auffällig, dass gerade Volkswagen, der Auslöser des<br />
Diesel-Skandals, nun einen so konsequenten Weg geht?<br />
Absolut, Volkswagen ist sich der Verantwortung, die der Konzern<br />
als größter Automobilbauer der Welt hat, absolut bewusst.<br />
Foto Klaus Dienberg<br />
Die Forschung und Entwicklung zur ID. Familie, also zur<br />
elektrischen Zukunft von Volkswagen, startete bereits 2013 und<br />
wurde sicherlich durch den Abgas-Skandal nicht weniger konsequent<br />
weitergeführt. Noch bemerkenswerter finde ich, dass<br />
die Volkswagen AG sich ein selbstauferlegtes sehr ambitioniertes<br />
Ziel gesetzt hat: Bis zum Jahre 2050 als Gesamtkonzern<br />
zu 100 Prozent CO2-neutral zu sein. Auch wenn es auf den<br />
ersten Blick noch 30 Jahre sind, für ein Unternehmen dieser<br />
Größe ein beeindruckendes Ziel.<br />
Ist die Elektromobilität nicht nur eine Brückentechnologie?<br />
Kann sich nicht doch der Antrieb mit Wasserstoff am Markt<br />
etablieren?<br />
Nein das glaube ich nicht, die Effizienz eines batteriebetriebenen<br />
Fahrzeuges und die Bilanz ist wesentlich besser als bei<br />
einem Wasserstofffahrzeug. Zum einem braucht es die 4-fache<br />
Energie, um Wasserstoff zu produzieren, zum anderen werden<br />
wir Preise wie beim Batterie-Elektroauto mittelfristig kaum<br />
erreichen. Nichts desto trotz forschen alle großen Hersteller<br />
auf diesem Gebiet weiter.<br />
In welchen Bereichen arbeiten Sie auf Handelsebene in der<br />
Graf Hardenberg-Gruppe zum Thema <strong>Klima</strong>schutz?<br />
Unser Denken und unser Handeln drehen sich derzeit in<br />
einem sehr hohen Maße um das Thema Elektromobilität und<br />
Nachhaltigkeit. Zum einen schaffen wir gerade in der Graf<br />
Hardenberg-Gruppe die Grundlage dafür: Wir bauen in allen<br />
34 Betrieben ein Ladeinfrastrukturnetz auf. Das finden wir<br />
auch vernünftig, denn wie sollen wir glaubhaft Elektroautos an<br />
Kunden vermarkten, wenn sie Ihre Fahrzeuge bei uns nicht laden<br />
könnten? Hier arbeiten wir eng mit der EnBW AG zusammen<br />
– vom Ökostrom bis zur Schnellladesäule – denn dieses<br />
Unternehmen ist nach unserer Erfahrung absolut führend und<br />
sehr innovativ in diesem Bereich.<br />
Zum anderen rüsten wir unsere Betriebe gerade für die Zukunft<br />
um, gestalten Neuprojekte energetisch völlig neu und rüsten<br />
alte Betriebe auf neue Standards um, um sie so für die Zukunft<br />
nachhaltiger aufzustellen.<br />
Von welchen Projekten können Sie uns heute schon berichten?<br />
Unser aktuell größtes und eindrucksvollstes Projekt ist unser<br />
Neubau in der Gerwigstraße in Karlsruhe. Hier bauen wir<br />
einen neuen Audi-Terminal, ein neues Nutzfahrzeugzentrum,<br />
sowie einen 108 Meter langen Serviceriegel, der unseren Kunden<br />
ab Juli 2021 ein völlig neues Dienstleistungskonzept und<br />
-spektrum bieten wird. Das Karosserie- und Lackzentrum,<br />
das ebenfalls auf dem 22.000 Quadratmeter-Areal entsteht,<br />
erfüllt die modernsten energetischen Ansprüche. So bauen<br />
wir hier zwei auf Energieeffizienz ausgelegte Lackierstraßen,<br />
die über eine Kraft-Wärme-Kopplungsanlage mit Energie und<br />
Wärme versorgt werden. Für unsere Gebäudebeheizung nutzen<br />
wir das Fernwärme-Angebot der Stadtwerke Karlsruhe.<br />
Das Laden von E-Fahrzeugen soll künftig unter anderem über<br />
Charge-Boxen erfolgen, die mit selbst erzeugtem Solarstrom<br />
gespeist werden. Zusätzlich werden zum Schutz bedrohter<br />
Tierarten auf rund 530 Quadratmeter des Grundstücks neue<br />
Lebensräume geschaffen.<br />
In Bestandsbetrieben wie am Durlacher Tor, unserem Volkswagen,<br />
Seat- und Skoda-Standort, haben wir komplett umgestellt<br />
auf LED-Lichttechnik und betreiben hier eine Großphotovoltaik<br />
Anlage mit 800 Großmodulen der Firma Bosch. Hier<br />
konnten wir seit 2012 mitten in Karlsruhe über 1,6 Millionen<br />
Kilowattstunden in das Netz einspeisen.<br />
So viele Maßnahmen vermuten die meisten Bürger von einer<br />
Autohausgruppe wahrscheinlich nicht, oder?<br />
Die Verantwortung für unsere Zukunft und die Welt unserer<br />
Kinder tragen wir alle gemeinsam. Dennoch wollen wir alle<br />
mobil sein und uns in einer immer globaler werdenden Welt frei<br />
bewegen. Dies muss aber nicht im Widerspruch stehen. Unsere<br />
Aufgabe für die Zukunft ist es, Individual-Mobilität zu gewährleisten<br />
und das mit so wenig Emission und CO2-Ausstoß wie<br />
nur irgendwie möglich - und die heutigen Möglichkeiten der<br />
Technologie geben das mit Sicherheit her.<br />
GRAF HARDENBERG<br />
www.grafhardenberg.de<br />
66 NR 63 <strong>2020</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL<br />
67
MOBILITÄT<br />
ON-DEMAND<br />
STATT STARRER FAHRPLAN<br />
App downloaden, Shuttle buchen, abholen lassen: Der Karlsruher Verkehrsverbund (KVV) baut sein<br />
Mobilitätsangebot weiter aus. Im Dezember brachte der KVV in den Gemeinden Dettenheim und<br />
Graben-Neudorf sein zweites „MyShuttle“-Angebot auf die Straße. Es ergänzt das bestehende ÖPNV-<br />
Angebot im nördlichen Landkreis.<br />
Fotos Paul Gärtner, KVV<br />
Drei schwarze Kleinbusse vom Typ Mercedes Vito befördern<br />
in den Abendstunden und am Wochenende Fahrgäste auf<br />
Abruf von A nach B kostengünstig zu ihren individuellen Reisezielen<br />
und bedienen dabei 80 virtuelle Haltestellen in den<br />
beiden Gemeinden sowie den Haltepunkt „Grenzstraße“ der<br />
Stadtbahnlinie S1/S11 im benachbarten Linkenheim-Hochstetten.<br />
Die Shuttle-Busse verkehren dabei nicht nach einem<br />
festen Fahrplan. Fahrgäste mit ähnlichen Zielen oder Routen<br />
werden durch einen intelligenten Algorithmus automatisch zu<br />
Fahrgemeinschaften (Ride Pooling) gebündelt und gemeinsam<br />
auf der schnellsten Route befördert. Dadurch ist der<br />
neue Service auch ökonomisch und ökologisch nachhaltig.<br />
Eine erfolgreiche Premiere feierten die On-Demand-Verkehre<br />
im Juni 2019 in Ettlingen. In der Barockstadt an der Alb bringen<br />
drei elektrisch betriebene<br />
Mini-Busse im Stile der<br />
bekannten London-Taxis auf<br />
Abruf Fahrgäste an ihr Ziel.<br />
Finanziert werden die beiden<br />
Pilotprojekte vom Landkreis<br />
Karlsruhe. Angelegt ist das<br />
Reallabor für die Mobilität der<br />
Zukunft zunächst auf jeweils<br />
zwei Jahre.<br />
„Wir sind sehr zufrieden damit, wie die ‚MyShuttle‘-<br />
Angebote in den ersten Monaten von den Bürgern angenommen<br />
wurden. Das Feedback der Kunden fällt durchweg<br />
sehr positiv aus und zeigt, dass ein solches individuelles<br />
Angebot den Nerv trifft“, sagt KVV-Geschäftsführer<br />
Dr. Alexander Pischon. „Mit den On-Demand-Verkehren<br />
wollen wir unser leistungsstarkes ÖPNV-Angebot sinnvoll<br />
ergänzen und individuelle Mobilität ohne eigenes Auto<br />
möglich machen. Gerade für die erste oder letzte Meile<br />
zwischen Haustür und Haltestelle schaffen wir damit für<br />
unsere Kunden ein attraktives Angebot.“<br />
Mit dem neuen On-Demand-Verkehr vollzieht der Karlsruher<br />
Verkehrsverbund (KVV) einen weiteren wichtigen Schritt auf<br />
dem Weg zu einem multimodalen Mobilitätsverbund. Schon<br />
jetzt können die KVV-<br />
Kunden über die App „KVV.<br />
mobil“, neben den klassischen<br />
Verkehrsmitteln Bus und<br />
Bahn, auch die Nextbike-<br />
Leihräder, das Carsharing-<br />
Angebot von Stadtmobil<br />
und die E-Scooter von TIER<br />
für ihren Reiseweg buchen<br />
und bezahlen.<br />
Seit Dezember 2019 fährt das „MyShuttle“ auch in Dettenheim und Graben-Neudorf. Das On-Demand-<br />
Angebot ergänzt den öffentlichen Nahverkehr in den Abendstunden und am Wochenende.<br />
KARLSRUHER VERKEHRSVERBUND<br />
www.kvv.de<br />
Unterwegs mit Bus, Bahn, Leihfahrrad, Carsharing oder E-Scootern: Über<br />
die App „KVV.mobil“ können Kunden ihre Route zusammenstellen.<br />
68 NR 63 <strong>2020</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL<br />
69
START-UPS<br />
KI ON POINT<br />
Künstliche Intelligenz (KI) soll einen entscheidenden<br />
Beitrag zur Wettbewerbsfähigkeit der deutschen<br />
Wirtschaft beitragen. Doch was muss KI dafür<br />
können? Und wie funktioniert das alles überhaupt?<br />
Hier kommt Prenode ins Spiel. Das Karlsruher<br />
Start-Up unterstützt Unternehmen bei der<br />
Entwicklung und Anwendung passender<br />
KI-Technologien und hilft somit neue<br />
Geschäftsmodelle zu erschließen.<br />
Mithilfe ihrer individuellen Technologie<br />
wird die Entwicklungszeit der KI-<br />
Modelle erheblich reduziert und<br />
der Austausch über Unternehmensgrenzen<br />
hinweg<br />
ermöglicht.<br />
www.prenode.de<br />
NEUES AUS<br />
DER GRÜNDERSZENE<br />
Von Smartphonesteckern, die einen Insektenstich lindern, bis zu regionalen<br />
UNVERPACKT-Läden, in denen Lebensmittel, Haushaltswaren<br />
und Hygieneartikel ohne Verpackungsmüll angeboten werden. An Kreativität<br />
mangelt es den Gründern aus Karlsruhe und Umgebung nicht.<br />
Einige davon erleichtern mit ihren Start-Ups den Alltag, andere leisten<br />
einen wichtigen Beitrag zum <strong>Klima</strong>schutz.<br />
MULTITASKING AN DER DECKE<br />
HEISSES AUS DER HOSENTASCHE<br />
Was absurd klingt, könnte dank vier junger Wissenschaftler<br />
aus Karlsruhe bald Realität werden.<br />
heat_it heißt das Gerät der Kamedi GmbH, das<br />
mithilfe eines handelsüblichen Smartphones lästige<br />
Insektenstiche bekämpfen soll. Wer in Zukunft<br />
von einer Mücke gestochen wird, greift zu heat_it<br />
und verbindet es mit dem Smartphone. Innerhalb<br />
weniger Minuten heizt sich das Gerät selbstständig<br />
auf und wird bei Erklingen des Signals auf die<br />
betroffene Hautstelle gedrückt. heat_it funktioniert<br />
mithilfe des wissenschaftlichen Prinzips der<br />
Hyperthermie – der Schmerz und die Schwellung<br />
wird durch die Wärme verringert. Genial!<br />
Illustration Felicitas Riffel – Werbeagentur von Schickh<br />
Wie hört sich ein Gerät an, das weniger ist, aber mehr<br />
hat? Unglaubwürdig? Nicht für die Liquid Beam<br />
GmbH, die die Deckenleuchte ELIAH entwickelt hat.<br />
Sie ist darauf ausgelegt, Heizfunktion und Beleuchtung<br />
zu vereinen. ELIAH sieht auf den ersten Blick wie eine<br />
moderne Lampe aus, hat es aber in sich! Nicht nur die<br />
Lichttemperatur, sondern die komplette Raumtemperatur<br />
lässt sich auf Wunsch auf die für Sie perfekte<br />
Einstellung anpassen. ELIAH nutzt sparsame LEDs und<br />
ist somit sicher, energiesparend und umweltschonend.<br />
www.liquidbeam.de<br />
www.heatit.de<br />
70 NR 63 <strong>2020</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL<br />
71
REGION<br />
KARLSRUHE MACHT SICH<br />
FIT FÜR<br />
DIE ZUKUNFT<br />
Foto Vector Informatik GmbH<br />
Es ist nicht zu übersehen: In Karlsruhe wird kräftig investiert und<br />
gebaut – auch in schwierigen und unruhigen Zeiten.<br />
Im Technologiepark errichtet die Firma Vector einen neuen Unternehmenssitz.<br />
Kreative Ideen, um bestehende Flächenpotenziale<br />
optimal zu nutzen, ein<br />
großer Pool an hervorragend ausgebildetem<br />
Fachpersonal, eine gute Erreichbarkeit<br />
in zentraler Lage – dies sind nur<br />
drei Argumente, die für die Fächerstadt<br />
als starken Wirtschafts- und Wissenschaftsstandort<br />
und damit als attraktiven<br />
Investitionsstandort sprechen.<br />
Dazu kommt, dass Zukunftsthemen wie<br />
Informationstechnologie, Künstliche<br />
Intelligenz oder Smart Production<br />
im Oberzentrum Karlsruhe zu einer<br />
eigenständigen und stetig wachsenden<br />
Wirtschaftssäule geworden sind, ohne<br />
dabei die etablierten Branchen zu verdrängen.<br />
Eine nachhaltige Vernetzung<br />
der unterschiedlichen Bereiche führt<br />
vielmehr zu einem gesunden Miteinander<br />
und dazu, dass sich ortsansässige<br />
Unternehmen zum Standort bekennen<br />
und sich neue Unternehmen in Karlsruhe<br />
ansiedeln. Aktuell werden am<br />
Standort Karlsruhe durch neue Investitionsprojekte<br />
4.500 bis 5.000 neue<br />
Arbeitsplätze geschaffen und gesichert.<br />
Insgesamt sprechen die Zahlen für sich:<br />
In Karlsruhe, dem Zentrum der TechnologieRegion,<br />
gibt es mehr als 13.800<br />
Unternehmen, rund 312.000 Ein-<br />
wohner sowie 179.000 sozialversicherungspflichtige<br />
Beschäftigte. Gerade in<br />
dieser schwierigen Zeit, in der sich die<br />
Folgen der globalen Corona-Krise nicht<br />
abschließend in nackten Zahlen ausdrücken<br />
lassen, ist es umso wichtiger, dass<br />
die Menschen sich in Karlsruhe wohl<br />
fühlen und dass sich in der Stadt sichtbar<br />
Zukunftsperspektiven eröffnen. In<br />
der Innenstadt geben die Baugruben<br />
der Kombi-Lösung den Takt vor, an<br />
den Stadteingängen wachsen markante<br />
Gebäudeensembles in exponierter Lage<br />
in die Höhe.<br />
MARKANTE STADTEINGÄNGE<br />
Im Osten der Entwicklungsachse<br />
Durlacher Allee ist das dm-dialogicum,<br />
die Unternehmenszentrale der Drogeriemarktkette<br />
dm, entstanden. Das<br />
architektonisch hochwertige Gebäude<br />
bietet Platz für 1.800 Mitarbeiter. dm<br />
ist es eindrucksvoll gelungen, Aspekte<br />
nachhaltigen Bauens wie Photovoltaik<br />
und Fernwärmenutzung mit rein<br />
nutzungsorientierten Erfordernissen in<br />
Einklang zu bringen. Auf gleicher Achse<br />
liegt der Neubau des Möbelkonzerns<br />
IKEA, der dank seiner exzellenten und<br />
innenstadtnahen Lage künftig auch<br />
mit Fahrrad und ÖPNV optimal zu<br />
erreichen ist. Hier werden etwa 200<br />
neue Arbeitsplätze entstehen und<br />
zugleich wird IKEA mit E-Tankstellen<br />
und Fernwärmenutzung seinen Beitrag<br />
zur Nachhaltigkeit leisten.<br />
Weiter stadteinwärts schließt sich das<br />
neue Großprojekt der Karlsruher Verkehrsbetriebe<br />
an. Dort werden neben<br />
den Verkehrsbetrieben auch IT-Firmen<br />
sowie Unternehmen aus dem Finanzbereich<br />
einziehen. Im gegenüberliegenden<br />
Kreativpark Alter Schlachthof<br />
ist der Baufortschritt des Zwillingsgebäudes<br />
zum FUX - Festigungs- und<br />
Wachstumszentrum zu beobachten.<br />
Dieses bietet dynamischen Unternehmen<br />
aus der Kreativwirtschaft,<br />
die der Gründungsphase entwachsen<br />
sind, Entwicklungsmöglichkeiten. Das<br />
inspirierende Umfeld des Kreativparks<br />
Alter Schlachthof mit dem bereits<br />
etablierten und weit über die Grenzen<br />
Karlsruhes hinaus bekannten Perfekt<br />
Futur wird mit dem FUX um einen<br />
neuen „Ort der Möglichkeiten“ bereichert.<br />
In der Nachbarschaft erweitert<br />
die Graf Hardenberg-Gruppe an der<br />
Gerwigstraße ihr Mobilitätszentrum<br />
um ein zweigeschossiges Gebäude<br />
und vergrößert damit ihr bestehendes<br />
Dienstleistungsangebot. Das geplante<br />
Kontorhaus der Firma Dreßler Bau, das<br />
auf dem Gelände des Großmarkts entstehen<br />
wird, vervollständigt schließlich<br />
die Bauaktivitäten im Osten der Stadt.<br />
KARLSRUHE ZIEHT WEITER<br />
UNTERNEHMEN AN<br />
Am südlichen Stadteingang Karlsruhes<br />
schreiten hinter dem Hauptbahnhof die<br />
Bauarbeiten für die beiden Bürogebäude,<br />
projektiert von der S.K.E.T GmbH,<br />
zügig voran. Diese bieten Raum für<br />
rund 2.200 Arbeitsplätze. Neben der<br />
DB AG wird das zur United Internet<br />
Gruppe gehörende Unternehmen<br />
1 & 1 IONOS SE Hauptmieter sein.<br />
Auch die weiteren Bauprojekte, geplant<br />
auf den östlich und westlich angrenzenden<br />
Grundstücken, sind bereits in der<br />
nächsten Umsetzungsphase.<br />
Im Osten wird ein weiteres Bürogebäude<br />
errichtet. Für das Westgrundstück<br />
wird der Architektenwettbewerb für<br />
ein Hochhaus vorbereitet, bei dem<br />
auch ein denkmalgeschütztes Gebäude<br />
einzubeziehen ist. Um das Gesamtareal<br />
Hauptbahnhof Süd künftig stärker<br />
zu beleben, wird eine Mischnutzung<br />
angestrebt.<br />
An der innenstadtnahen Ludwig-Erhard-Allee<br />
wächst derzeit die Weisenburger-Zentrale<br />
empor.<br />
Für Karlsruhe ein doppelter Gewinn:<br />
Mit dem Umzug verlagert Weisenburger,<br />
familiengeführtes Bauunternehmen<br />
und Projektentwickler aus<br />
Rastatt, seinen Hauptsitz nach Karlsruhe.<br />
Gleichzeitig wertet das Gebäude,<br />
das nach Entwürfen des japanischen<br />
Stararchitekten Tadao Ando errichtet<br />
wird, das architektonische Stadtbild auf.<br />
In der in unmittelbarer Nähe gelegenen<br />
Zimmerstraße entsteht ein Hotspot für<br />
Cyber-Security. Hier investiert Wibu-<br />
Systems in einen neuen Hauptsitz für<br />
seine 90 Mitarbeiter sowie das „House<br />
of IT-Security“, wo künftig Start-ups,<br />
Forschungseinrichtungen und Wirtschaft<br />
zusammen arbeiten sollen.<br />
BAUBOOM IM<br />
OSTEN DER STADT<br />
Im Technologiepark Karlsruhe (TPK)<br />
und damit in direkter Nachbarschaft<br />
zum KIT Campus Ost errichtet die<br />
Firma Vector, ein international aufgestellter<br />
Partner der Automobilindustrie<br />
und anderer Branchen, einen neuen<br />
Unternehmenssitz für mehr als 600<br />
Mitarbeiter und Studenten. >><br />
72 NR 63 <strong>2020</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL<br />
73
kvv.de/nextbike<br />
>> Ebenfalls auf dem TPK-<br />
Gelände werden im neuen LTC-Linder<br />
Technologie Campus ab Herbst <strong>2020</strong><br />
mehr als 300 kreative Köpfe ihre Arbeit<br />
aufnehmen.<br />
In der Karlsruher Oststadt, direkt<br />
an der Technologieachse Haid-und-<br />
Neu-Straße, realisiert die Hoepfner<br />
Bräu Verwaltungsgesellschaft auf dem<br />
Hoepfner-Areal das Projekt iWerkx, ein<br />
neues Zentrum für Industrie 4.0. Es soll<br />
Gründern sowie etablierten Unternehmen,<br />
die sich mit neuen Anwendungen<br />
und Verfahren rund um die vernetzte<br />
und intelligente Produktion beschäftigen,<br />
attraktive Räume bieten. Hier, wo<br />
sich künftig alles um die Entwicklung<br />
von Prototypen und Versuchsanlagen<br />
für die Kleinserienproduktion drehen<br />
wird, ist der richtige Platz für den von<br />
der Stadt Karlsruhe und dem Land<br />
Baden-Württemberg mit EU-Mitteln<br />
geförderten Inkubator Smart Production<br />
Park. Betrieben wird dieses neue<br />
Gründungszentrum vom CyberForum,<br />
der auf über 20 Jahre Erfahrung im<br />
Bereich Gründungsbetreuung zurückblicken<br />
kann. Zudem zeichnet der<br />
CyberForum verantwortlich für den<br />
landesweiten IT Accelerator und kann<br />
auf vielfältige Kompetenzen aus seinem<br />
bereits bestehenden Unternehmernetzwerk<br />
zugreifen.<br />
Und nicht zuletzt wurde und wird in<br />
den Karlsruher Höhenstadtteilen in<br />
Zukunftstechnologien investiert. Im<br />
verkehrsgünstig an der A8 gelegenen<br />
Gebiet Winterrot errichtete das<br />
Unternehmen Physik Instrumente<br />
(PI), ein führender Hersteller von<br />
Nanopositioniertechnik, ein neues<br />
Technologiezentrum, dessen Herzstück<br />
das Schulungszentrum bildet. Der<br />
Neubau bietet Platz für 200 Mitarbeiter,<br />
mittelfristig sollen bis zu 1.000<br />
Arbeitsplätze entstehen. Auch die international<br />
ausgerichtete CML Group,<br />
führend in den Bereichen<br />
Leiterplattenherstellung sowie Sourcing-Lösungen<br />
für die Automobilindustrie,<br />
baut hier ihre neue Firmenzentrale<br />
für rund 100 Mitarbeiter.<br />
INVESTITIONEN IN<br />
WISSENSCHAFT STÄRKEN<br />
ZUKUNFTSFÄHIGKEIT<br />
Auch am Karlsruher Institut für Technologie<br />
(KIT) herrscht rege Bautätigkeit<br />
in wichtigen Zukunftsbereichen. So<br />
entsteht derzeit als gemeinsames Projekt<br />
der Fraunhofer-Gesellschaft und<br />
des KIT am Campus Ost die Karlsruher<br />
Forschungsfabrik®. Dort sollen künftig<br />
neue, noch unreife Fertigungsprozesse<br />
schnell zur Serienreife kommen. Und<br />
dass die renommierten Karlsruher<br />
Hochschuleinrichtungen regelmäßig<br />
namhafte Partner anziehen, belegt<br />
der neue ZEISS Innovation Hub, der<br />
auf dem KIT Campus Nord fertiggestellt<br />
wurde. Neben der gemeinsamen<br />
Ausgründung Nanoscribe, welche<br />
Lösungen für den 3D-Druck in der<br />
Mikrofabrikation entwickelt, soll dieser<br />
neuen Start-ups und Studenten Raum<br />
für zukunftsweisende Projekte und berufliche<br />
Perspektiven bieten. Die Klaus-<br />
Tschira-Stiftung realisiert ebenfalls ein<br />
großes Projekt in Karlsruhe: Ab <strong>2020</strong><br />
entsteht auf dem KIT-Campus Süd<br />
unter anderem das „InformatiKOM“ als<br />
neuartiges Forum für Informatik und<br />
Wissenschaftskommunikation sowie für<br />
den Austausch zwischen Hochschule<br />
und Gesellschaft.<br />
GROSSES POTENZIAL<br />
FÜR DIE ZUKUNFT<br />
Der Blick von außen bestätigt die Zukunftsfähigkeit<br />
der Fächerstadt: Von 81<br />
untersuchten deutschen Großstädten<br />
belegt Karlsruhe beim City-Ranking<br />
2019 des Digitalverbands Bitkom Platz<br />
zwei gleich hinter Hamburg und punktet<br />
in den Bereichen Mobilität und Verwaltung.<br />
Das Zukunftsranking 2019 der<br />
WirtschaftsWoche sieht Karlsruhe –<br />
im Vergleich mit allen kreisfreien<br />
Foto raumkontakt<br />
Städten mit mehr als 100.000 Einwohnern<br />
– auf Platz acht unter den<br />
Top 10-Städten Deutschlands. Karlsruhe<br />
ist damit hervorragend gerüstet für<br />
die Zukunft und wird mit diesem<br />
Ausgangspotenzial seinen Platz in der<br />
digitalen und vernetzten Wirtschaft<br />
weiter festigen können.<br />
Eine wichtige Aufgabe der Stadt wird<br />
es dabei weiterhin sein, gemeinsam mit<br />
den Unternehmen räumliche Entwicklungspotenziale<br />
auszuschöpfen und<br />
kreative Ideen zu entwickeln, damit<br />
diese sich langfristig an den Standort<br />
Karlsruhe binden. Hierzu zählt auch die<br />
Förderung des Breitbandausbaus im<br />
Rheinhafen.<br />
Die Corona-Krise führt dazu, dass<br />
viele Aktivitäten und Initiativen mit<br />
angezogener Handbremse laufen, sie<br />
darf aber nicht zu einer Vollbremsung<br />
führen. Karlsruhe ist ein zukunftsfähiges<br />
Zentrum für Innovationen und<br />
muss alles dafür tun, damit dies auch<br />
in der Zukunft so bleibt.<br />
REGION<br />
WAS MACHT CORONA MIT UNS?<br />
Seit Mitte März hat die Corona-Krise das Land und die Region lahmgelegt. Abstandsregelungen,<br />
Mundschutz, geschlossene Geschäfte, Existenzängste der Unternehmer. Was macht Corona mit uns<br />
Menschen? Was passiert mit der Wirtschaft in der TechnologieRegion? Warum ist Unterhaltung so<br />
wichtig in schweren Zeiten? Der <strong>Wirtschaftsspiegel</strong> hat bei Experten nachgefragt:<br />
Foto Markus Kümmerle, Städtisches Klinikum Karlsruhe<br />
UWE SPETZGER,<br />
Medizinischer Geschäftsführer Städtisches Klinikum Karlsruhe<br />
„Bereits Ende Februar haben wir mit der entsprechenden<br />
Umstrukturierung unseres Klinikums begonnen und<br />
somit auf die außergewöhnliche Situation reagiert. Die<br />
Corona-Pandemie brachte bislang nicht die befürchtete<br />
Zahl an Sars-CoV-2 erkrankten Patienten ins Klinikum<br />
und die Intensiv- und Beatmungskapazitäten stießen<br />
daher nicht an ihre Grenzen.<br />
Bisher haben wir in den Krankenhäusern und Praxen in<br />
ganz Deutschland bewiesen, dass unser so häufig geschmähtes<br />
deutsches Gesundheitssystem europaweit –<br />
ja sogar weltweit – zu den besten gehört.<br />
Die wirtschaftliche Situation im Krankenhaus sieht durch<br />
die Krise bedingt jedoch düster aus. Zur Kompensation<br />
der Einnahmeausfälle durch Verschiebung oder Aussetzung<br />
planbarer Eingriffe wurde eine bundeseinheitliche<br />
tagesbezogene Ausgleichszahlung von 560 Euro für<br />
jedes zusätzliche freie Bett pro Tag auf Basis der Belegungssituation<br />
im Jahr 2019 eingeführt. In Einklang<br />
mit meinem Kollegen Markus Heming, kaufmännischer<br />
Geschäftsführer, halten wir diese Ausgleichszahlungen<br />
für nicht kostendeckend. Dazu kommt eine einmalige<br />
Bonuszahlung von 50.000 Euro pro geschaffenem<br />
Intensivbett, was nach unserer Einschätzung ebenfalls<br />
zu knapp bemessen ist. Auch der Zuschlag von 50 Euro<br />
pro Patienten für anfallende Mehrkosten ist definitiv<br />
zu gering, insbesondere aufgrund der derzeit massiv<br />
überhöhten Beschaffungskosten bei der persönlichen<br />
Schutzausrüstung.<br />
Solange die Gefahr<br />
eines erneuten<br />
Aufflammens der<br />
Corona-Pandemie<br />
nicht gebannt ist, haben<br />
die neugeschaffenen<br />
Strukturen zur Versorgung<br />
von COVID-19-Patienten in<br />
unserem Klinikum weiterhin Bestand. Auch wenn die<br />
strikte Trennung des laufenden Klinikbetriebs auf unserem<br />
Campus in ein COVID- und ein Non-COVID-<br />
Krankenhaus mit einem außerordentlich hohen<br />
Personal-, Ressourcen- und Logistikaufwand einhergeht,<br />
sind diese Sicherheitsvorkehrungen bis auf<br />
weiteres notwendig.<br />
Die Menschheit, die Bundesrepublik Deutschland und<br />
auch das Städtische Klinikum Karlsruhe werden in dieser<br />
Krise nicht untergehen. Die Situation macht deutlich,<br />
dass nur wenige Dinge wirklich lebenswichtig sind: eine<br />
funktionierende Grundversorgung und Gesundheit.<br />
Jede Krise bietet eine Chance für einen Neuanfang:<br />
Erzwungenermaßen sind wir plötzlich an vielen Stellen<br />
flexibler, schneller und innovativer geworden. Auch<br />
unsere Tätigkeit im Krankenhaus ist nun plötzlich ins<br />
Rampenlicht und in das Bewusstsein vieler Menschen<br />
gerückt. Ich bin überzeugt, dass diese Krise auch eine<br />
neue Wertschätzung für die Gesundheitsberufe<br />
bringen wird.“<br />
Foto Baden-Airpark GmbH<br />
Foto M-Five<br />
DR. WOLFGANG SCHADE,<br />
Zukunfts- und Mobilitätsforscher, Inhaber M-Five<br />
„Was macht Corona mit uns, das<br />
ist eine gute Frage. Die Auswirkungen<br />
werden massiv sein. So<br />
wird das Bruttoinlandsprodukt<br />
auch im Jahr 2021 um 6 bis 9<br />
Prozent niedriger liegen. Die<br />
Erwerbstätigkeit könnte ohne<br />
staatliche Stützung bis 2021 um<br />
8 bis 14 Prozent zurückgehen.<br />
Beispielsweise wird der Luftverkehr<br />
starke Einbußen hinnehmen<br />
müssen, während auf der<br />
anderen Seite der Einzelhandel<br />
eine Reduktion der Nachfrage<br />
erlebt, jedoch keinen kompletten<br />
Shutdown.<br />
Die Frage ist aber, ob der<br />
Wunsch nach der ‚alten‘ Normalität‘<br />
wirklich umgesetzt werden<br />
MANFRED JUNG, Geschäftsführer Baden-Airpark GmbH<br />
„Das Corona-Virus<br />
ist dauerhaft in<br />
der Gesellschaft<br />
angekommen.<br />
Wir müssen<br />
unser Verhalten,<br />
wie etwa<br />
die einfachsten<br />
Hygieneregeln,<br />
verändern und die<br />
Abläufe im Kaufhaus,<br />
am Bahnhof,<br />
im Museum und am<br />
Flughafen müssen dementsprechend<br />
angepasst werden. Eine Begrüßung ohne<br />
Handschlag und mit Abstand zum Gegenüber hat<br />
genauso viel Wertschätzung, wie wir diese früher<br />
mit einem Handschlag oder gar einer Umarmung<br />
ausgedrückt haben. In zwei bis drei Jahren wird<br />
das dann als ‚ganz normal‘ empfunden werden. Am<br />
Flughafen Karlsruhe / Baden-Baden (FKB) (Baden<br />
Airpark) sind wir darauf angewiesen, dass die<br />
kann. Ich bin mir sicher, dass<br />
es das ‚Zurück zum normalen<br />
Leben‘ von vor der Krise nicht<br />
geben wird! Weder im familiären<br />
Bereich noch im wirtschaftlichen.<br />
Denn vielleicht haben viele Eltern<br />
Gefallen daran gefunden, dass die<br />
Kinder zuhause sind und sie nun<br />
mehr Zeit miteinander verbringen,<br />
oder dass mehr Menschen<br />
nun gerne selbst kochen, weil die<br />
Restaurants geschlossen haben.<br />
Das System wird sich wandeln<br />
und auch wieder ein Stück weit<br />
erholen, aber nicht mehr auf<br />
dasselbe Niveau kommen, das wir<br />
bisher hatten. Die Verluste aus<br />
finanzieller Sicht wieder aufzuholen<br />
wird lange dauern.<br />
Grenzen in Europa wieder geöffnet werden<br />
und dass das Reisen dann auch Spaß macht.<br />
Heißt: Hotels, Gastronomie und kulturelle<br />
Einrichtungen sind wieder offen.<br />
Ich<br />
denke,<br />
dass<br />
gerade diese neuen gesellschaftlichen<br />
Strukturen auch<br />
überdauern werden und sich die<br />
Menschen wieder mehr auf ihr<br />
direktes Umfeld konzentrieren,<br />
mehr auf die Nachbarn und die<br />
nähere Familie achten.<br />
Corona ist auch eine Chance für<br />
die Gesellschaft, weil wir Dinge<br />
ändern müssen, beispielsweise<br />
muss mehr für den <strong>Klima</strong>schutz<br />
getan werden. Jetzt ist der richtige<br />
Zeitpunkt für Veränderung<br />
und der Druck ist da, kreativ<br />
Neues zu tun.“<br />
Uns ist es nicht wichtig, die verlorenen Einnahmen<br />
aufzuholen, das würde außerdem<br />
gar nicht gehen. Für uns ist es wichtig, mit<br />
unseren Partnern - Airlines, Reiseveranstaltern,<br />
Reisbüros, Mietwagenfirmen, Gastronomie<br />
- die Prozesse am Flughafen so zu<br />
verändern, dass der Fluggast das Produkt<br />
‚Fliegen‘ auch in Zukunft als sicher, gesund<br />
und erlebnisreich empfindet. Der Mensch<br />
ist ein soziales Wesen, will sich mit anderen<br />
treffen und Neues erleben. Sobald aus medizinischer<br />
Sicht das freie Reisen in Europa<br />
wieder möglich ist, wird der Tourismus und<br />
das Fliegen wieder Konjunktur haben, da bin<br />
ich sicher! Vorausgesetzt, der Fluggast hat<br />
Vertrauen in die Maßnahmen zur Absicherung<br />
seiner Gesundheit.“ >><br />
76 NR 63 <strong>2020</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL<br />
77
BERNHARD ZEPF, Inhaber Hotel-Restaurant Erbprinz, Ettlingen<br />
Foto Bodo Skudlawsk<br />
„In meinen Augen wurden bei den<br />
Maßnahmen der Regierung, die Totalschließungen<br />
der Hotels und Gastronomiebeitriebe,<br />
das Kind mit dem Bad<br />
ausgeschüttet. Dabei sind wir in unserer<br />
Branche bestens auf strenge Hygienestandards<br />
trainiert. Meine Kollegen und ich verstehen<br />
deshalb diese Totalschließung nicht.<br />
Unser Hotel- und Restaurantbetrieb ist 100 auf Null<br />
zurückgegangen. Die laufenden Kosten im Gegensatz<br />
können wir nicht unter 40 Prozent senken. Aber wir<br />
halten durch! Corona wird mit Sicherheit die Branche<br />
verändern. Jedoch will der Mensch reisen, aber er wird<br />
sich besinnen, auf welche Werte es ankommt. Er wird<br />
auch überlegen: Muss ich wirklich jedes Wochenende<br />
nach Mallorca fliegen, denn das ist schlecht für die<br />
Umwelt. Geschäftsreisen hingegen werden bestimmt<br />
auch bis ins Jahr 2021 nur in stark reduziertem Ausmaß<br />
durchgeführt. Vielleicht sind wir in zwei bis drei Jahren<br />
wieder da, wo wir vorher waren.<br />
Der Umgang mit Corona ist für mich eine vertane<br />
Chance, die Menschen mitzunehmen, ihnen die<br />
Verantwortung für die Eindämmung zuzumuten sowie<br />
den vielen Unternehmen Ziele aufzuzeigen, wohin wir<br />
gelangen müssen, um die Kreativität der Gesellschaft<br />
zu fordern und zu fördern. Anstatt dessen wurde mit<br />
einem Shutdown alles runtergefahren und in Unverhältnismäßigkeit<br />
gehandelt. Das enttäuscht mich. Unsere<br />
Freiheit und Kreativität wurden nicht zur Lösung<br />
des Problems verwendet, sondern wird auf Befehl vom<br />
Staat erstickt mit allen Folgen für die Gesellschaft,<br />
Demokratie, Kreativität, Freiheit und Wohlstand.“<br />
BERND GNANN, Geschäftsführer Kammertheater Karlsruhe &<br />
INGMAR OTTO, Intendant Kammertheater Karlsruhe<br />
Foto Sandra Beuck – Werbeagentur von Schickh<br />
Ingmar Otto: „Die Situation ist für alle<br />
Veranstalter, aber auch die Zuschauer,<br />
sehr traurig. Wir als Kammertheater,<br />
aber auch alle anderen Bühnen merken,<br />
wie wenig systemrelevant wir sind.<br />
Wir haben von der Politik keine Ansage,<br />
wie es weitergeht. Auch nach mehreren<br />
Wochen der Schließung sieht die<br />
Lage nicht rosiger aus. Wir haben zwar<br />
alle Aufführungen und Premieren auf<br />
den Herbst verschoben, jedoch bin ich<br />
mir nicht sicher, ob selbst das klappt.<br />
Dabei ist Ablenkung und Unterhaltung<br />
in diesen Tagen besonders wichtig. Die<br />
Corona-Krise bestärkt uns in unserem<br />
Tun. Das merkt man am Autokino: nur<br />
strahlende Gesichter.<br />
Das Theater und die Unterhaltungsbranche<br />
mag vielleicht nicht<br />
systemrelevant sein, aber wir sind<br />
glücksrelevant! Es ist nun unser Auftrag,<br />
von allen Häusern und Bühnen<br />
gleichermaßen, einen Raum zu schaffen,<br />
in dem wir entspannen können,<br />
denn schon der Einkauf im<br />
Supermarkt stresst uns.<br />
Das Theater in den digitalen Raum<br />
legen ist zwar machbar. Theater<br />
lebt aber von den Zuschauern, denn<br />
keine Aufführung ist wie die andere.<br />
Die Theaterlandschaft wird sich verändern,<br />
das ist sicher. Viele Unternehmen<br />
werden die Krise nicht überstehen. Ich<br />
wünsche daher allen Kultureinrichtungen,<br />
dass nach der Öffnung der<br />
Zuspruch schnell wieder da ist.“<br />
Bernd Gnann: „Wir müssen durchhalten!<br />
Je länger das Kammertheater<br />
geschlossen hat, desto länger dauert<br />
die ‚Aufholjagd‘ der entstandenen<br />
Verluste. Das Kammertheater Karlsruhe<br />
und das dazugehörige K2 sind<br />
Privattheater, wir finanzieren uns durch<br />
die Ticketverkäufe selbst, also liegt das<br />
Risiko auch während der Krise allein<br />
bei uns! Fördergelder haben wir keine<br />
erhalten. Wir werden wieder öffnen,<br />
wann auch immer das sein mag, das ist<br />
sicher. Trotz Corona-Krise und<br />
Shutdown habe ich keine Angst,<br />
sondern<br />
sehe die<br />
Lage als eine enorme Chance.<br />
Das sieht man nun an unserem<br />
Projekt Autokino.<br />
Damit nutzen wir die Lockerungen:<br />
Die Menschen sind isoliert und genießen<br />
trotzdem Unterhaltung am<br />
Abend. Ähnlich planen wir für das<br />
Kammertheater: Wenn von 250 Sitzplätzen<br />
nur 80 belegt werden können<br />
durch die Abstandsregelungen, ist das<br />
nicht wirtschaftlich. Daher arbeiten<br />
wir an einem Konzept, wie die Stücke<br />
von der Theaterbühne vor den Autos<br />
gespielt werden können. Das Tolle ist:<br />
Die Schauspieler gehen all diese<br />
Schritte mit. Auch nach Corona wird<br />
es das Autokino und das ‚Autotheater‘<br />
weiterhin geben.“<br />
„WIR MACHEN<br />
URBAN AIR<br />
MOBILITY REALITÄT“<br />
„DIE FRAGE NACH<br />
ACHTSAMKEIT RÜCKT<br />
IN DEN FOKUS“<br />
STEFAN KLOCKE<br />
Chairman Advisory Board Volocopter GmbH<br />
CHRISTOPH WERNER<br />
Vorsitzender der dm-Geschäftsführung<br />
Foto Volocopter GmbH<br />
Womit kann jeder beginnen, um nachhaltiger zu handeln?<br />
Wie bei so vielen Dingen im Leben halte ich „to lead by example“<br />
für das Beste: Mutig vorangehen, denn der erhobene<br />
Zeigefinger ist hier wenig effektiv. Als Unternehmer oder in der<br />
Politik, hat man natürlich größere Hebel.<br />
Was halten Sie für die größte <strong>Klima</strong>sünde?<br />
Die Diskussionskultur rund um das Thema ist so emotional<br />
geworden, dass Argumente nicht mehr nüchtern betrachtet<br />
werden und ein gemeinsamer Weg schwer gefunden werden kann.<br />
Diese Verhärtung führt dazu, dass es länger dauert, Lösungen zu<br />
finden. Dabei ist Zeit genau das, was uns aktuell fehlt.<br />
Was tun Sie für ein gutes Betriebsklima?<br />
Dadurch, dass wir so ein spannendes Projekt haben, ziehen wir<br />
talentierte und engagierte Leute aus der ganzen Welt an. Das<br />
Team hat große Lust darauf, eine nachhaltige Veränderung der<br />
Mobilität zu bewirken. Wir pflegen eine offene Kommunikation<br />
und flache Hierarchien, jeder kann sich einbringen und die<br />
Früchte seiner Arbeit direkt sehen.<br />
Welche (positiven) Eigenschaften eines Mitarbeiters sind<br />
wichtig für das Betriebsklima?<br />
Offenheit ist unglaublich wichtig: Offenheit, etwas Neues<br />
auszuprobieren und zu lernen, anderen Menschen und Themen<br />
gegenüber und auch mit der eigenen Meinung. So entsteht eine<br />
Kultur des gegenseitigen Respekts.<br />
Was macht ihren Job zum „schönsten Job der Welt“?<br />
Als Chairman des Advisory Boards bei Volocopter habe ich<br />
die Möglichkeit mitzugestalten, wie die Städte unserer Zukunft<br />
aussehen werden. Dabei haben wir ein Team aufgebaut, mit dem<br />
die Arbeit wirklich Spaß macht. Gemeinsam werden wir<br />
Urban Air Mobility zur Realität machen.<br />
Was darf für Sie in einer Zusammenarbeit auf keinen Fall fehlen?<br />
Besonders wichtig sind gegenseitiges Vertrauen und absolute<br />
Ehrlichkeit. Nur durch einen offenen und aktiven Austausch ist<br />
es möglich, die Ziele zu erreichen. Der Spaß darf bei der Arbeit<br />
natürlich auch nicht zu kurz kommen, schließlich verbringen wir<br />
hier viel Zeit miteinander.<br />
Was würden Sie noch von dem anderen lernen wollen oder<br />
würden Sie mit dem anderen gerne einmal tauschen?<br />
Es fasziniert mich immer wieder, wie geschickt der Mythos dm als<br />
„Frauenparadies“ aufgebaut wurde. Ein Drogeriemarkt, in dem<br />
das ganze Einkaufserlebnis stimmt, ist sehr erfolgreiche Markenbildung.<br />
Hier können wir bei Volocopter viel lernen auf dem Weg,<br />
zur erfolgreichen globalen Marke.<br />
Womit kann jeder beginnen, um nachhaltiger zu handeln?<br />
Da wir als Menschen immer einen Fußabdruck hinterlassen,<br />
sollten wir uns fragen, ob wir diese Abdrücke auch wirklich<br />
verantworten wollen. Denn durch diese Perspektive nehmen wir<br />
die Folgen unserer Handlungen in den Blick und beschäftigen<br />
uns mit der Zukunft.<br />
Wie wirkt sich das Thema <strong>Klima</strong> schon jetzt<br />
oder auch künftig auf die Arbeitswelt aus?<br />
Durch das Thema <strong>Klima</strong> beschäftigen wir uns in der Arbeitswelt<br />
mehr mit den Fragestellungen von Achtsamkeit und Angemessenheit.<br />
Dies wird zu höherer Qualität von Produkten und Dienstleistungen<br />
führen.<br />
Was tun Sie für ein gutes Betriebsklima?<br />
Wir bemühen uns immer wieder auch die Frage nach dem<br />
‚Warum?‘ zu stellen und nicht nur über das ‚Wie?‘ und das ‚Was?‘<br />
zu sprechen. Durch die Beschäftigung mit dem ‚Warum?‘ richtet<br />
sich der Blick auf den Sinn. Und am Sinn entzündet sich die<br />
intrinsische Motivation. Dies wirkt sich positiv auf das Betriebsklima<br />
aus.<br />
Welche (positiven) Eigenschaften eines<br />
Mitarbeiters sind wichtig für das Betriebsklima?<br />
Eine Haltung der ‚konstruktiven Unzufriedenheit‘! Denn durch<br />
die Haltung der ‚Unzufriedenheit‘ mit den herrschenden Verhältnissen<br />
bleiben wir lernwillig. Und durch das ‚Konstruktive‘<br />
kommen wir in die Gestaltung, die uns davor bewahrt, als Opfer<br />
in einen Klagechor einzustimmen und die Hände sinken zu lassen.<br />
Was wollten Sie als Kind (beruflich gesehen) immer werden?<br />
Pilot. Die Vorstellung einer grenzenlosen Freiheit über den<br />
Wolken faszinierte mich.<br />
Wer hat Sie in Ihrem Leben inspiriert bzw. motiviert?<br />
Neben meinem Vater waren es Bücher von Reinhard K. Sprenger<br />
über Motivation und Selbstverantwortung, die Schriften von<br />
Viktor Frankl zu Fragen des Lebenssinnes und die Biografie von<br />
Abraham Lincoln zur Frage von Lebenszielen.<br />
Was würden Sie noch von dem anderen lernen wollen oder<br />
würden Sie mit dem anderen gerne einmal tauschen?<br />
Lernen kann ich sicherlich von Herrn Klockes Fähigkeit<br />
eine Technologie neu zu denken und zu konfigurieren, indem<br />
konsequent vom Kundennutzen her gedacht wird. Dies ist eine<br />
Kompetenz, die Zukunftsfähigkeit ermöglicht.<br />
Foto ARTIS – Uli Deck
REGION<br />
START-UP-ÖKOSYSTEM FÜR GESUNDES WACHSTUM:<br />
GRÜNDERSTADT KARLSRUHE<br />
Die Fächerstadt hat ein Herz für junge Unternehmen:<br />
Acceleratoren und Inkubatoren unterstützen Gründungswillige<br />
beim Schritt ins Unternehmertum.<br />
Mit dem Privilegienbrief zur Stadtgründung<br />
wurde das Thema Gründung<br />
quasi in die städtische DNA eingeschrieben.<br />
Heute ist die Fächerstadt<br />
geprägt von einer mittelständischen<br />
Wirtschaftsstruktur: Von den 15.085<br />
in Karlsruhe ansässigen Betrieben<br />
haben 99,4 Prozent weniger als 250<br />
Beschäftigte. Auf der Suche nach<br />
Partnern oder Mentoren haben es<br />
Gründer daher oft mit klein- und<br />
mittelständischen Unternehmen zu<br />
tun, die den besonderen Gründerspirit<br />
gut verstehen.<br />
KARLSRUHER PRINZIP DER<br />
KURZEN WEGE<br />
Bei genauer Betrachtung zeigt die<br />
hiesige Wirtschaft eine Fokussierung<br />
auf die Kompetenzschwerpunkte<br />
Informations- und Kommunikationstechnologie,<br />
Energie, Automotive,<br />
Künstliche Intelligenz (KI) sowie Kultur-<br />
und Kreativwirtschaft. Dieser Mix<br />
ist alles andere als beliebig. Karlsruhe<br />
hat durch gezielte Netzwerkarbeit<br />
die Stärken des Standorts herausgearbeitet<br />
und weiter gefestigt. Dabei<br />
entwickelte sich auch ein System<br />
der kurzen Wege, das als Karlsruher<br />
Prinzip bekannt ist. Dazu gehören die<br />
enge Verzahnung zwischen Wirtschaft,<br />
Wissenschaft und Politik, unbürokratische<br />
Unterstützung sowie aktive<br />
Netzwerke in den Kompetenzfeldern<br />
wie der CyberForum e. V. (IT), das<br />
AEN (Mobilität und Engineering), das<br />
K3 (Kultur- und Kreativwirtschaft)<br />
sowie das EnergieForum Karlsruhe und<br />
fokus.energie e. V. (Energie).<br />
GRÜNDERALLIANZ KARLS-<br />
RUHE – DAS KARLSRUHER<br />
PARTNERNETZWERK FÜR<br />
GRÜNDUNGEN<br />
Die 26 Forschungs- und Entwicklungseinrichtungen<br />
und 41.200 Studierenden<br />
in der Fächerstadt bilden<br />
den Nährboden für Wissen und Ideen.<br />
Unsere Hochschulen und Forschungseinrichtungen<br />
sind Innovationszentren,<br />
hier entstehen neue Produktideen,<br />
aus denen im besten Fall erfolgreiche<br />
Ausgründungen hervorgehen.<br />
Gründern steht in Karlsruhe ein<br />
breites Unterstützungsangebot zur<br />
Verfügung: von der Begleitung der<br />
ersten Idee bis zur Festigung des<br />
Unternehmens. Geballte Beratungskompetenz<br />
rund um Gründung<br />
und Finanzierung bietet die von der<br />
Wirtschaftsförderung Karlsruhe<br />
koordinierte Gründerallianz, in der sich<br />
rund 20 Partner aus Karlsruhe und der<br />
Region zusammengeschlossen haben.<br />
Zu diesem Angebot gehört auch, die<br />
Gründer schnell und umfassend über<br />
Hilfsangebote rund um Corona zu<br />
informieren.<br />
RÄUME FÜR NEUE IDEEN<br />
Hinzu kommen die sogenannten<br />
Acceleratoren, die Start-ups innerhalb<br />
eines festgelegten Zeitraums durch intensives<br />
Coaching unterstützen. Gute<br />
Beispiele hierfür sind das 2013 eröffnete<br />
CyberLab des CyberForum e. V.<br />
für Gründungen im IT- und Hightech-<br />
Bereich oder der Energie-Accelerator<br />
AXEL von fokus.energie.<br />
Im Aufbau befindet sich der Smart<br />
Production Park, wo Gründungen an<br />
der Schnittstelle zwischen Hightech-<br />
Produktion und Digitalisierung aktiv<br />
begleitet und die Verzahnung von IT<br />
und Produktion vorangetrieben werden<br />
soll. Bis zu 20 Start-ups können<br />
zunächst in einer Accelerator-Umgebung<br />
ihre Startphase durchlaufen.<br />
Allgemeiner und mittelfristig tätig<br />
sind sogenannte Inkubatoren, auch<br />
Gründerzentren genannt. Sie bieten<br />
Räume, Infrastruktur, Netzwerke und<br />
Foto Stadt Karlsruhe – Monika Müller-Gmelin<br />
1<br />
1 Im Kreativ-Gründungszentrum Perfekt Futur (vorne) finden junge Unternehmen beste Startmöglichkeiten.<br />
Das benachbarte FUX (r. hinten) bietet Raum für Unternehmen auf Wachstumskurs.<br />
2 Die mit neuester Technik ausgestatteten Veranstaltungsräume im FUX können für Seminare<br />
und Workshops gebucht werden.<br />
begleiten ein Start-up idealerweise<br />
auf seinem gesamten Weg. Inklusive<br />
Acceleratoren gibt es in Karlsruhe<br />
neun Gründungszentren mit einer<br />
Gesamtfläche von rund 33.000<br />
Quadratmeter. Dort sind derzeit<br />
rund 260 Unternehmen eingemietet.<br />
Dass Karlsruhe Best Practice bietet,<br />
die zum Nachahmen einlädt, zeigt<br />
sich am Beispiel der Kultur- und<br />
Kreativwirtschaft im Kreativpark<br />
Alter Schlachthof. Hier werden<br />
Gründungen vom K3 Kultur- und<br />
Kreativwirtschaftsbüro Karlsruhe<br />
begleitet, das neben Räumlichkeiten<br />
– wie etwa im Gründungszentrum<br />
Perfekt Futur – ein breites Beratungs-<br />
und Veranstaltungsangebot bietet.<br />
Dieses Gesamtkonzept wurde im<br />
November 2019 beim Award<br />
„Innovative Wirtschaftsförderung“<br />
ausgezeichnet und belegte unter<br />
den 85 eingereichten Beiträgen den<br />
zweiten Platz in der Kategorie der<br />
Städte ab 100.000 Einwohnern.<br />
Weitere Entwicklungsperspektiven<br />
in der Fächerstadt für Unternehmen<br />
auf Wachstumskurs bietet das Anfang<br />
2019 in direkter Nachbarschaft zum<br />
Perfekt Futur eröffnete Festigungsund<br />
Expansionszentrum (FUX).<br />
Neben einem maßgeschneiderten<br />
Beratungsangebot bietet Karlsruhe<br />
damit auch spannende Orte, an denen<br />
Start-ups weiterwachsen können.<br />
Foto Sandra Jacques<br />
2<br />
MICHAEL KAISER,<br />
Direktor der Wirtschaftsförderung Karlsruhe<br />
www.karlsruhe.de\wirtschaft<br />
82 NR 63 <strong>2020</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL<br />
83
UND ERNEUT –<br />
BADENS BESTE BANK.<br />
Seit 2015 prüft das Deutsche Institut für Bankentests<br />
in Kooperation mit der Zeitschrift „DIE WELT“<br />
die Qualität der Bankberatung von knapp 1.500<br />
Foto Philip Nürnberger<br />
deutschen Geldhäusern. Aus diesen Untersuchungen<br />
gehen die besten Banken Deutschlands hervor – ganz<br />
vorne dabei: die Sparkasse Karlsruhe. Sie belegte in<br />
diesem Jahr erneut Platz 1 in Baden-Württemberg bei<br />
der Beratung von Privatkunden und sogar bundesweit<br />
Platz 1 bei der Beratung zur Baufinanzierung.<br />
Die Beratung der Sparkasse Karlsruhe<br />
ist auf Top-Niveau – in der Region<br />
und in ganz Deutschland. Mit Stolz<br />
und Freude nahm Vorstandsmitglied<br />
Lutz Boden im Namen der Sparkasse<br />
Karlsruhe die einzigartige Sonderauszeichnung<br />
entgegen.<br />
„Ich freue mich sehr über diese besondere<br />
Auszeichnung für unser Haus,<br />
die mir und all meinen Mitarbeitern,<br />
Kollegen und Partnern zeigt, dass wir<br />
für unsere Kunden richtig handeln.<br />
Die Auszeichnung gebührt unseren<br />
Teams in den Filialen, die ihren<br />
Kunden persönlich mit Rat und Tat in<br />
allen Lebenslagen zur Seite stehen“,<br />
lobt Boden. „Zudem ist ein solcher<br />
Qualitätspreis von renommierter<br />
und unabhängiger Stelle ein Zeichen<br />
für uns, kompetent und zukunftsorientiert<br />
aufgestellt zu sein – mit der<br />
richtigen Strategie für die Sparkasse<br />
Karlsruhe, für all unsere Mitarbeiter<br />
und vor allem unsere Kunden, die<br />
uns vertrauen und die auf uns auch<br />
zukünftig vertrauen dürfen.“<br />
Die Sparkasse Karlsruhe belegt beim<br />
bundesweiten Qualitäts-Bankentest<br />
nicht nur Platz 1 in Baden-Württemberg,<br />
sondern auch Platz 3 in<br />
Deutschland bei der Beratung von<br />
Privatkunden. Bei der Beratung zur<br />
Vorstandsmitglied der Sparkasse Karlsruhe, Lutz Boden,<br />
mit dem Qualitätspreis „Beste Bank in Baden-Württemberg“.<br />
Baufinanzierung erreicht sie neben<br />
Platz 1 in Baden-Württemberg sogar<br />
noch Platz 1 in Deutschland und das<br />
zum dritten Mal in Folge. Zudem belegte<br />
sie Platz 2 bei der Beratung von<br />
vermögenden Privatkunden (Private<br />
Banking) in Baden-Württemberg und<br />
Platz 3 bei der Beratung von Firmenkunden<br />
in Baden-Württemberg.<br />
Als regionales Kreditinstitut ist die<br />
Sparkasse Karlsruhe mächtig stolz auf<br />
diese herausragenden Ergebnisse. Die<br />
Siegesserie bei anonymen Qualitätstests<br />
hält bereits seit mehreren Jahren<br />
an und beweist die dauerhaft hohe,<br />
verlässliche Qualität des Hauses.<br />
Und erneut –<br />
Badens beste Bank.<br />
Die „Beste Bank“ in Karlsruhe, der Region und im Ländle.<br />
#BesteBankInBaWü<br />
www.sparkasse-karlsruhe.de<br />
84 NR 63 <strong>2020</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL
REGION<br />
1<br />
iWerkx – EIN AGILES BAUWERK FÜR INDUSTRIE 4.0<br />
NOCH MEHR<br />
GRÜNDERGEIST<br />
Ein großes Gebäude in S-Form, mit einer sorgfältig gegliederten Fassade im rotbraunen<br />
Sandsteinton der benachbarten Burg, das sich zu zwei Plätzen hin öffnet – nicht nur der<br />
Name iWerkx ist ungewöhnlich an diesem Projekt.<br />
86<br />
NR 63 <strong>2020</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL<br />
Entwurf und Visualisierung archis Architekten + Ingenieure GmbH, Karlsruhe<br />
Landläufig stehen Immobilien für<br />
Standfestigkeit, Stabilität und Überstehen<br />
des Wandels. Hier aber soll Wandel<br />
gestaltet werden. Dafür braucht man<br />
eine agile Immobilie. Diese ist so<br />
konzipiert, dass sie sich den Anforderungen<br />
junger Hightech-Unternehmen<br />
anpassen kann.<br />
Die Zuschnitte der Mieteinheiten sind<br />
gestaltbar, die Flächengröße kann<br />
angepasst werden, damit eignen sich<br />
die Räume für verschiedenste Arbeiten.<br />
Auch können in Zusammenarbeit mit<br />
den Mietern die Räume schnell umgerüstet<br />
oder von den Mietern selbst<br />
ausgebaut werden. Die Gebäudetiefe<br />
von 16 Metern lässt eine besonders<br />
1 Hier werden in Zukunft junge<br />
Unternehmen ihr Zuhause finden.<br />
2 Früher Versandhalle,<br />
morgen Gründerzentrum.<br />
3 Vorbereitungen für den Neubau:<br />
Das Ausheben der Baugrube.<br />
praktische Einrichtung der Räume zu,<br />
so dass der Anteil der Verkehrsflächen<br />
gering bleibt und viel Platz für Büros,<br />
Besprechungsräume, Werkstätten und<br />
Labors entsteht.<br />
WETTBEWERBSVORSPRUNG<br />
Es sind Büroeinheiten in vielen Größen,<br />
von 300 bis 3.000 Quadratmeter pro<br />
Einheit, möglich. Unterstützend für<br />
größtmögliche Flexibilität vertragen die<br />
Räume große Bodenbelastungen - und<br />
es herrscht Gründergeist!<br />
Für junge und innovative Firmen<br />
wurden diese Räume konzipiert, aber<br />
wer denkt, es handle sich um „Bastler-<br />
Labore“, der liegt ganz<br />
falsch. Im Gegenteil, weil<br />
2 hier hochwertige Entwicklungs-<br />
und Konstruktionsarbeit<br />
ausgeführt werden<br />
soll, bietet iWerkx seinen<br />
Mietern den zeitgemäßen<br />
Komfort, der Höchstleistungen<br />
ermöglicht. Erklärtes<br />
Ziel ist es, dass die dort<br />
ansässigen Firmen einen<br />
Wettbewerbsvorsprung<br />
beim „War for Talents“, also<br />
dem Kampf um Nachwuchstalente,<br />
haben sollen.<br />
3<br />
Fotos 2+3 Ras Rotter<br />
Das liegt nicht nur daran,<br />
dass sich hier Firmen<br />
mit innovativen Ideen an<br />
einer Stelle konzentrieren.<br />
Eine Rolle spielt auch das<br />
kooperative <strong>Klima</strong>, das im<br />
Haus herrscht und durch<br />
Kommunikationsräume,<br />
Veranstaltungen und einer<br />
agilen Architektur gefördert<br />
wird. Wichtig ist die<br />
ideale Lage in der quirligen<br />
Karlsruher Oststadt. Die<br />
ermöglicht einerseits eine<br />
gute Kommunikation mit<br />
den Forschungseinrichtungen<br />
von KIT, Hochschule,<br />
Fraunhofer und FZI - und<br />
andererseits mit den<br />
Zukunftslabors des CyberForum e.V.<br />
und potenziellen Kunden.<br />
NETZWERK AUFBAUEN<br />
LEICHT GEMACHT<br />
Netzwerken kann man auf dem<br />
Hoepfner-Areal ganz „easy“! Hier<br />
finden die Interessenten nicht nur<br />
Räumlichkeiten, sondern auch Betreuung<br />
durch Coaching, Fortbildung und<br />
Mentoring sowie die Chance zu einer<br />
zielgerichteten Vernetzung. Die spezialisierten<br />
Unternehmen profitieren dabei<br />
von einem deutlichen Kostenvorteil und<br />
Flexibilitätsgewinn.<br />
ENERGIEEFFIZIENT<br />
IN ALLEN BEREICHEN<br />
Durch die hauseigene Stromversorgung,<br />
hochwertige Isolierung der<br />
Außenwände und die Ausstattung der<br />
Fenster mit außenliegenden Schattenspendern<br />
sind günstige Energiekosten<br />
für dieses auch architektonisch<br />
außergewöhnliche Gebäude zu erwarten.<br />
Benutzerfreundliche <strong>Klima</strong>segel<br />
sorgen darüber hinaus dafür, dass die<br />
Temperatur stets im grünen Bereich<br />
bleibt und verhelfen mit ihren zusätzlichen<br />
Akustikfunktionen den Arbeitenden<br />
zu einem geräusch- und damit<br />
stressarmen Alltag. In Verbindung mit<br />
der hochwertigen Isolation der Außenwände<br />
erlauben die <strong>Klima</strong>segel bei einer<br />
Raumhöhe von mindestens 3 Metern<br />
Heizung und Kühlung ohne störende<br />
Zugluft. Nicht nur die Tiefgarage ist mit<br />
einer leistungsstarken Stromversorgung<br />
ausgestattet, denn neben Ladestationen<br />
für Elektrofahrzeuge werden hier<br />
auch Maschinen zum Bau von Prototypen<br />
und leistungsfähige Rechnerstrukturen<br />
installiert.<br />
Bei Redaktionsschluss wurde die<br />
Baugrube gerade ausgehoben und das<br />
Objekt war schon knapp zur Hälfte<br />
vermietet. Wer die Performance seiner<br />
Firma durch diese innovative Umgebung<br />
fördern will, wird sich bald melden<br />
müssen. Die Vermietung ist am Laufen.<br />
HOEPFNER BRÄU<br />
www.hoepfner-braeu.de/iwerkx<br />
87
REGION<br />
KARLSRUHE IST „ORT<br />
Foto raumkontakt<br />
DER MÖGLICHKEITEN“<br />
FÜR WIRTSCHAFT UND WISSENSCHAFT<br />
Karlsruhe ist das Technologiezentrum am Oberrhein und zugleich ein starker Messe-, Kongress- und<br />
Tourismusstandort. Mit dem IQ-Korridorthema „Wirtschafts- und Wissenschaftsstadt“ werden über<br />
ausgewählte Leitprojekte und eine effiziente Verzahnung von Politik, Verwaltung, Verbänden, Wirtschaft<br />
und Wissenschaft diese Stärken gezielt gefördert. Ein Interview mit Erster Bürgermeisterin<br />
Gabriele Luczak-Schwarz, verantwortlich für die „Wirtschafts- und Wissenschaftsstadt“.<br />
Welche Zielrichtung verfolgt<br />
das Korridorthema „Wirtschaftsund<br />
Wissenschaftsstadt“?<br />
Karlsruhe soll als innovativer und<br />
attraktiver Standort mit hoher<br />
Lebensqualität, der zugleich neue<br />
Entwicklungen in Wirtschaft und<br />
Wissenschaft aktiv fördert, gestärkt<br />
werden. Um dieses Strategieziel mit<br />
Leben zu füllen, wurden fünf Leitprojekte<br />
entwickelt.<br />
Diese Leitprojekte sind für die<br />
Zukunftsfähigkeit des Standorts<br />
Karlsruhe von zentraler Bedeutung.<br />
Es handelt sich hierbei um das Entwicklungsquartier<br />
Hauptbahnhof<br />
Süd, die Initiative karlsruhe.digital,<br />
das Thema Innenentwicklung und<br />
Flächen, den Ausbau des Kongressstandorts<br />
Karlsruhe sowie das Aktionsprogramm<br />
Handwerk.<br />
Was ist der wesentliche<br />
Inhalt dieser Leitprojekte?<br />
Auf den verkehrlich optimal erreichbaren<br />
Flächen im Bereich Hauptbahnhof<br />
Süd soll ein gesunder Nutzungsmix<br />
entstehen. Die ersten beiden Bürokomplexe<br />
werden bereits im Spätjahr<br />
<strong>2020</strong> bezugsfertig sein und attraktive<br />
Flächen für Unternehmen, insbesondere<br />
aus dem Dienstleistungs-, Finanzund<br />
Forschungssektor bieten. Des<br />
Weiteren soll ein modernes Fernbusterminal<br />
entstehen und für die Verwertung<br />
weiterer Flächen werden aktuell<br />
Konzepte entwickelt.<br />
Mit der Initiative karlsruhe.digital, in<br />
der sich Experten aus Verwaltung,<br />
Wirtschaft, Wissenschaft, Kultur und<br />
Gesellschaft engagieren, soll die digitale<br />
Zukunft der Fächerstadt aktiv gestaltet<br />
werden. Ziel ist es, Karlsruhe zum<br />
Motor der Digitalisierung zu machen.<br />
Das Thema Innenentwicklung und<br />
Flächen hat mindergenutzte Flächen<br />
für Wohnbau und Gewerbe im Blick.<br />
Die Entwicklung von Perspektiven<br />
und innovativen Konzepten für solche<br />
Flächen ist ein wesentlicher Baustein,<br />
um Karlsruhe nachhaltig und zukunftsfähig<br />
aufzustellen.<br />
Beim Ausbau des Kongressstandorts<br />
steht derzeit die Modernisierung<br />
der Stadthalle im Fokus, denn diese<br />
bildet die Basis für die Positionierung<br />
Karlsruhes als führenden Kongress- und<br />
Veranstaltungsstandort.<br />
Mit dem Aktionsprogramm Handwerk<br />
sollen optimale Rahmenbedingungen<br />
für ein starkes und leistungsfähiges<br />
Handwerk geschaffen werden. Hierzu<br />
zählen neben einer zuverlässigen<br />
Versorgung der Bevölkerung mit<br />
handwerklichen Dienstleistungen auch<br />
die Fachkräftesicherung, Nachwuchsförderung<br />
und Qualifizierung.<br />
Welche konkreten Erfolge haben Sie<br />
im Themenkorridor zu verzeichnen?<br />
In allen Leitprojekten wird bereichsund<br />
fachübergreifend, losgelöst von der<br />
bisherigen Hierarchie gearbeitet. Externe<br />
Akteure und Stakeholder werden<br />
eng in die Projektarbeit eingebunden.<br />
Durch die agile und interdisziplinäre<br />
Quervernetzung ist es gelungen, Ziele<br />
klarer zu formulieren und komplexe<br />
Aufgabenstellungen effizient zu lösen.<br />
Hierdurch konnten Meilensteine wie<br />
die zügige Entwicklung der Teilprojekte<br />
im Entwicklungsquartier Hauptbahnhof<br />
Süd, die Etablierung einer festen<br />
Organisationsstruktur bei karlsruhe.<br />
digital, die Durchführung der ersten<br />
Bunten Nacht der Digitalisierung, der<br />
Abschluss des Modellprojekts<br />
REGEKO im Gewerbegebiet Grünwinkel<br />
oder die Durchführung der<br />
craft.ROADSHOWS an Schulen zur<br />
Nachwuchsgewinnung im Handwerk<br />
umgesetzt werden.<br />
Stichwort „Ort der Möglichkeiten“:<br />
Was versprechen Sie sich von diesem<br />
Konzept?<br />
Von Anfang an sollte auch die Kommunikation<br />
im Themenkorridor verstärkt<br />
werden. Karlsruhe soll als Wirtschaftsund<br />
Wissenschaftsstadt mit großer<br />
Strahlkraft, mit unterschiedlichen<br />
Standortperspektiven und Potenzialen<br />
besser wahrgenommen werden. Genau<br />
hierzu wurde das neue Signet „Ort<br />
der Möglichkeiten“ entwickelt. Seit<br />
Herbst 2019 rückt dieses Signet bereits<br />
vorhandene und neue Zukunftsprojekte<br />
der Wirtschafts- und Wissenschaftsstadt<br />
Karlsruhe in den Blickpunkt und<br />
macht transparent, welche kleinen und<br />
großen Projekte die Stadt Karlsruhe<br />
zukunftsfähig und besonders lebenswert<br />
machen. Die Kommunikationskampagne<br />
will Leitprojekte genauso<br />
sichtbar machen wie „Leuchttürme“<br />
und „Hidden Champions“.<br />
Zum Abschluss noch ein Blick in<br />
die Zukunft des Themenkorridors:<br />
Was können Sie hierzu sagen?<br />
Die Leitprojekte im Themenkorridor<br />
Wirtschafts- und Wissenschaftsstadt<br />
waren von Anfang an auf die Dauer<br />
von mindestens vier Jahren angelegt.<br />
An den Themen wird deshalb kontinuierlich<br />
und quervernetzt weitergearbeitet<br />
werden. Damit soll Karlsruhes<br />
Position als führender Standort im<br />
Herzen Europas weiter ausgebaut und<br />
gefestigt werden. Karlsruhe ist eine<br />
weltoffene, innovative und internationale<br />
Stadt mit hoher Lebensqualität<br />
und damit ein attraktiver Ort<br />
der Möglichkeiten.<br />
Das Interview führte<br />
MARKUS POMMERENING<br />
IQ steht für innovativ und<br />
quervernetzt, die neue und agile<br />
Arbeitsweise der Stadt Karlsruhe.<br />
Mehr zu aktuellen Zukunftsprojekten<br />
und Veranstaltungsformaten<br />
unter dem Dach „Ort der<br />
Möglichkeiten“ im Beitrag „Motor<br />
für Innovation und Digitalisierung“,<br />
Seiten 38-39, sowie im<br />
Beitrag zum Aktionsprogramm<br />
Handwerk, Seiten 94-95.<br />
Mehr unter www.odm-ka.de<br />
88 NR 63 <strong>2020</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL<br />
89
REGION<br />
VON OBERDERDINGEN<br />
Fotos privat<br />
IN DIE WELT<br />
VIER JUNGE MENSCHEN ZOGEN AUS, UM ERFAHRUNGEN ZU SAMMELN<br />
Das Thema Ausbildung steht bei den<br />
Unternehmen der BLANC & FISCHER<br />
Familienholding stark im Fokus:<br />
Gerade in Zeiten des Fachkräftemangels<br />
ist es besonders wichtig, die<br />
Ausbildungsaktivitäten attraktiv zu<br />
gestalten und mehr zu bieten. Das<br />
macht die Unternehmensgruppe mit<br />
Stammsitz in Oberderdingen in der<br />
eigenen Ausbildungsakademie. Dabei<br />
haben die deutschen Standorte von<br />
vier Teilkonzernen ihre Ausbildungsprogramme<br />
zusammengeführt – um<br />
so die Qualität der Ausbildung noch<br />
besser zu machen.<br />
Bei BLANC & FISCHER sind die Auszubildenden<br />
und Studenten zwar bei einer<br />
der Firmen angestellt, können aber unternehmensübergreifend<br />
einige Wochen bei<br />
einer anderen Firma verbringen, um neue<br />
Erfahrungen zu sammeln – auch an einem<br />
der Standorte im Ausland, von Kanada<br />
bis China, von Amerika bis Brasilien. Seit<br />
2018 gibt es die BLANC & FISCHER<br />
Ausbildungsakademie, ein guter Anlass<br />
im Kraichgau nachzufragen, wie das bei<br />
den Mitarbeitern ankommt. Und wer wäre<br />
besser geeignet als die, die es betrifft –<br />
die Studenten und Auszubildenden der<br />
Unternehmensgruppe?<br />
Verena Schulz: How was Canada, eh?<br />
An welchem Standort waren Sie und warum?<br />
Ich war in der Abteilung Technical Department im<br />
BLANCO Produktionswerk für SILGRANIT-Spülen<br />
in Toronto, Kanada. Hier wollte ich sprachliche, interkulturelle<br />
Erfahrungen sammeln. Für Kanada habe ich<br />
mich entschieden, weil ich mit diesen Produkten, die<br />
hier produziert werden, sehr vertraut bin.<br />
Konnten Sie sich direkt am ersten<br />
Arbeitstag einbringen und mitarbeiten?<br />
Ja, das war ohne Probleme möglich, denn ich<br />
habe meine eigenen Teilprojekte in der Abteilung<br />
zugewiesen bekommen.<br />
Wo lagen die Herausforderungen für Sie im Ausland?<br />
Das ist schnell beantwortet: Die Einarbeitung in die<br />
kanadischen Gesundheits- und Sicherheitsvorschriften<br />
für die Bearbeitung eines Projektes, denn das<br />
Regelwerk umfasst mehr als 1.000 Seiten! (lacht)<br />
Was hat Sie am meisten beeindruckt?<br />
Vor allem die kulturelle Vielfalt in der Stadt hat mich<br />
begeistert, außerdem die Aufgeschlossenheit und<br />
Freundlichkeit, mit der die Menschen hier aufeinander<br />
zugehen!<br />
Duale Studentin Wirtschaftsingenieurwesen bei BLANCO, 3. Studienjahr<br />
Ni hao aus China – Alexander Matthias<br />
An welchem Standort waren Sie und warum?<br />
Ich war in China bei E.G.O., in Taicang, etwa<br />
50 km von Shanghai entfernt. Ich habe mich<br />
für den Standort entschieden, weil ich ein<br />
vollkommen unbekanntes Land und seine<br />
Kultur kennenlernen wollte.<br />
Im chinesischen Büro wurde ich im Bereich<br />
Innovation, Forschung und Entwicklung<br />
eingesetzt.<br />
Wo lagen die Herausforderungen für Sie?<br />
Oh, die gab es von Beginn an: Im Büro<br />
kam ich ja noch mit Englisch durch, aber<br />
außerhalb der Firma war das ein Problem:<br />
Ich konnte nichts mehr lesen, mit niemandem<br />
sprechen. Nur mit Hilfe einer Übersetzer-App<br />
auf dem Handy kam ich zurecht.<br />
Bei so mancher Essensbestellung gab es<br />
die ein oder andere Überraschung. (lacht)<br />
Was haben Sie nach Feierabend<br />
und an den Wochenenden erlebt?<br />
Ich habe oft die Umgebung rund um mein<br />
Hotel erkundet. Von meinen Kollegen wurde<br />
ich ab und an auch zum Dinner eingeladen<br />
oder wir waren gemeinsam Fußball spielen.<br />
Nach Shanghai habe ich es leider nicht<br />
geschafft.<br />
Konnten Sie sich gleich vom<br />
ersten Arbeitstag an einbringen?<br />
Ja, das war kein Problem, denn ich<br />
kannte das Projekt schon im Vorfeld und<br />
konnte nach einer kurzen Einarbeitung<br />
direkt loslegen.<br />
Was hat Sie in diesen vier<br />
Wochen am meisten beeindruckt?<br />
Besonders beeindruckt hat mich die Digitalisierung<br />
im Alltag. Während ich noch<br />
versucht habe, mein Kleingeld zu sortieren,<br />
bezahlen die Chinesen in Sekundenschnelle<br />
alles mit dem Smartphone.<br />
Was vermissen Sie am meisten<br />
nach Ihrem Aufenthalt in China?<br />
Das Gefühl, immer wieder etwas völlig<br />
Neues zu erleben und zu entdecken.<br />
Und natürlich Dumplinge: gefüllte,<br />
chinesische Teigtaschen. (lacht)<br />
Dualer Student Maschinenbau bei BLANCO, 3. Studienjahr<br />
>><br />
90 NR 63 <strong>2020</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL<br />
91
SOMMER <strong>2020</strong> IM HISTORISCHEN SCHLOSSHOF ETTLINGEN<br />
SOMMER <strong>2020</strong> IM HISTORISCHEN SCHLOSSHOF ETTLINGEN<br />
>><br />
Welcome to America!<br />
Leonie Baumgärtner 1 & Alina Schmidt 2<br />
An welchem Standort waren Sie beide?<br />
Wir waren beide am E.G.O. Standort in Newnan,<br />
in der Nähe von Atlanta, Georgia, in den USA.<br />
Dort sind wir bei einer Gastfamilie untergekommen.<br />
Sie waren so unglaublich nett zu uns und<br />
haben uns gut aufgenommen.<br />
Baumgärtner: Ich war im Team Corporate Sales<br />
NAFTA, sie vertreiben die E.G.O. Produkte im<br />
nordamerikanischen Markt.<br />
Schmidt: Ich wurde in einer Abteilung eingesetzt,<br />
die sich mit der kontinuierlichen Verbesserung<br />
von Abläufen beschäftigt.<br />
Welche Unterschiede gibt es zwischen<br />
Oberderdingen und Newnan?<br />
Baumgärtner: Grundsätzlich unterscheiden sich<br />
die beiden Standorte kaum, da die Prozesse<br />
und Abläufe innerhalb der Gruppe standardisiert<br />
sind. Lediglich in der Größe gibt es einen<br />
Unterschied: Newnan ist viel überschaubarer,<br />
denn Oberderdingen hat etwa zehn Mal mehr<br />
Mitarbeiter. (lacht)<br />
Konnten Sie sich gleich vom<br />
ersten Arbeitstag an einbringen?<br />
Schmidt: Ja! Nach dem ersten Kennenlernen<br />
habe ich direkt eine Aufgabe zugewiesen<br />
bekommen, das hat mir gut gefallen.<br />
Denn so habe ich auch gleich die Kollegen<br />
kennenlernen können, das hat mir die Eingewöhnung<br />
erleichtert.<br />
Wo lagen die Herausforderungen für Sie?<br />
Baumgärtner: Puh, am Anfang war der Südstaaten-Akzent<br />
sehr schwierig zu verstehen, aber<br />
daran haben wir uns dann schnell gewöhnt.<br />
Was haben Sie in den USA gelernt, was Sie<br />
auch in Oberderdingen einsetzen können?<br />
Baumgärtner: Das sind vor allem die<br />
neuen Sprachkenntnisse und der Mut,<br />
sie auch einzusetzen.<br />
Schmidt: Außerdem die Erfahrung, mit Menschen<br />
aus anderen Kulturen zu kommunizieren.<br />
Haben Sie auch Ausflüge am Wochenende gemacht?<br />
Was haben Sie abseits der Arbeit erlebt?<br />
Schmidt: Wir haben jedes Wochenende<br />
Ausflüge gemacht: Wir waren in Atlanta oder<br />
wandern. Wir durften aber auch Kurztrips an<br />
die Küste machen und sogar eine viertägige<br />
Reise nach New York!<br />
Baumgärtner: Nach Feierabend waren<br />
wir mit unserer Gastfamilie auch mal<br />
beim Bowling oder im Kino.<br />
1 | Duale Studentin Wirtschaftsingenieurwesen bei BLANCO Professional, 3. Studienjahr<br />
2 | Duale Studentin Wirtschaftsingenieurwesen bei E.G.O., 3. Studienjahr<br />
REGION<br />
AKTIONSPROGRAMM HANDWERK<br />
INTERESSEN<br />
GEMEINSAM<br />
Die vielfältigen Aktivitäten und<br />
neuen Veranstaltungsformate des<br />
Aktionsprogramms Handwerk<br />
machen Karlsruhe als innovative<br />
Wirtschafts- und Wissenschaftsstadt<br />
sicht- und erlebbar.<br />
VERTRETEN<br />
Bei der craft.ROADSHOW lernen Schüler spielerisch verschiedene Handwerksberufe kennen.<br />
Foto Monika John<br />
Mehr dazu im Interview „Karlsruhe ist<br />
Ort der Möglichkeiten für Wirtschaft<br />
und Wissenschaft“ mit der Ersten<br />
Bügermeisterin Gabriele Luczak-<br />
Schwarz auf den Seiten 88 und 89.<br />
Siehe auch www.odm-ka.de<br />
Das Handwerk steht aktuell vor greifbaren Herausforderungen. Im<br />
Rahmen des Projekts Aktionsprogramm Handwerk entwickelt die<br />
Wirtschaftsförderung Karlsruhe in Kooperation mit ihren Partnern<br />
tragfähige Lösungen.<br />
Das Handwerk ist ein wichtiger Faktor<br />
am Wirtschaftsstandort Karlsruhe.<br />
Erste Bürgermeisterin und Wirtschaftsdezernentin<br />
Gabriele Luczak-<br />
Schwarz macht sich deshalb für das<br />
Handwerk stark: „Die Stadt Karlsruhe<br />
trägt weiterhin nach Kräften dazu bei,<br />
dass die Rahmenbedingungen für das<br />
Handwerk stetig verbessert und die<br />
wichtigen Zukunftsthemen aus diesem<br />
Bereich auch künftig aktiv angegangen<br />
werden.Gerade während der Corona-<br />
Krise ist die zielgerichtete Kooperation<br />
aller Akteure zur Unterstützung des<br />
lokalen Handwerks wichtig.“<br />
Das Aktionsprogramm Handwerk gehört<br />
aufgrund seiner Bedeutung für den<br />
Standort Karlsruhe zu den Leitprojekten<br />
des städtischen IQ-Prozesses innerhalb<br />
des Korridorthemas „Wirtschafts- und<br />
Wissenschaftsstadt“ unter Federführung<br />
der Wirtschaftsdezernentin. Zu den Akteuren<br />
im Aktionsprogramm Handwerk<br />
zählen, neben der Wirtschaftsförderung<br />
als Initiatorin, die Handwerkskammer<br />
Karlsruhe, die Kreishandwerkerschaft<br />
Region Karlsruhe, die Industrie- und<br />
Handelskammer Karlsruhe, die Agentur<br />
für Arbeit Karlsruhe-Rastatt, der DGB<br />
Stadtverband sowie das Welcome Center<br />
der TechnologieRegion. Sie arbeiten<br />
aktuell gemeinsam an diesen sechs<br />
Strategiefeldern:<br />
NETZWERKE AUSBAUEN<br />
UND STÄRKEN<br />
Netzwerkarbeit ist ein wichtiges<br />
strategisches Ziel und ein starkes<br />
Fundament für eine vertrauensvolle<br />
Zusammenarbeit. Hierzu dient etwa das<br />
Format „Wirtschaftsgespräche mit dem<br />
Handwerk“. Dieses bietet eine Plattform<br />
für den regelmäßigen Ausstausch<br />
zwischen den Vertretern der Innungen,<br />
der Kreishandwerkerschaft, der Handwerkskammer<br />
sowie der Wirtschaftsförderung<br />
und Erster Bürgermeisterin<br />
Gabriele Luczak-Schwarz.<br />
NACHWUCHSGEWINNUNG<br />
FÜR DAS HANDWERK<br />
Zum Jahresbeginn beschäftigten<br />
rund 19.300 Handwerksbetriebe im<br />
Kammerbezirk mehr als 100.000<br />
Menschen, davon knapp 6.000 Auszubildende.<br />
Auch wenn derzeit noch keine<br />
Prognose zur weiteren Entwicklung<br />
möglich ist, wird das Thema Nachwuchsgewinnung<br />
sicherlich weiterhin<br />
eine wichtige Rolle spielen. Deshalb<br />
muss das Handwerk Schüler sowie<br />
deren Eltern auch künftig rund um den<br />
Ausbildungsberuf mit seinem vielversprechenden<br />
Bildungsweg informieren.<br />
In enger Kooperation mit der Kreis-<br />
handwerkerschaft Region Karlsruhe<br />
wurde deshalb die craft.ROADSHOW<br />
entwickelt, die mit einem abwechslungsreichen<br />
Programm an Karlsruher<br />
Schulen für das Handwerk wirbt. Das<br />
2019 gestartete Format kommt bei der<br />
Zielgruppe bestens an. Aufgrund von<br />
Corona wird derzeit an der Entwicklung<br />
eines digitalen Formats gearbeitet.<br />
Michael Kaiser, Direktor der Wirtschaftsförderung<br />
Karlsruhe, erläutert:<br />
„Die Wirtschaftsförderung ist gerne<br />
Partnerin, um zusammen mit dem<br />
Handwerk und den Schulen den eingeschlagenen<br />
Weg voranzutreiben und so<br />
für Handwerksberufe zu begeistern.“<br />
GRÜNDUNGEN FÖRDERN<br />
Existenzgründungen hatten und haben<br />
schon immer einen hohen Stellenwert<br />
in Karlsruhe. Sie haben den Wirtschaftsstandort<br />
entscheidend geprägt.<br />
Die Förderung von Gründungen ist<br />
deshalb eine wichtige strategische<br />
Aufgabe der Wirtschaftsförderung.<br />
Und auch für Gründer im Handwerk<br />
ist die Entwicklung maßgeschneiderter<br />
Rahmenbedingungen erklärtes Ziel.<br />
INNOVATIONSFÖRDERUNG<br />
Digitale Planungstools und Apps unterstützen<br />
heute dabei, Unternehmensabläufe<br />
effizienter zu gestalten. Ziel ist<br />
es, diesen technologischen Fortschritt<br />
für die Handwerksbetriebe nutzbar zu<br />
machen und die Betriebe kontinuierlich<br />
weiterzuentwickeln. Deshalb unterstützt<br />
das Aktionsprogramm Handwerk Weiterbildung<br />
und Erfahrungsaustausch. Die<br />
Technologietransfermanager bei der<br />
Handwerkskammer wie bei der Wirtschaftsförderung<br />
identifizieren darüber<br />
hinaus zukunftsträchtige Ideen und Anwendungsmöglichkeiten<br />
aus der Forschung<br />
und unterstützen dabei, dass<br />
diese bei den Betrieben in der Praxis umgesetzt<br />
und eingesetzt werden können.<br />
RAHMENBEDINGUNGEN<br />
VERBESSERN<br />
Gute Rahmenbedingungen für Unternehmen<br />
zu schaffen, gehört zu den<br />
Kernaufgaben der Wirtschaftsförderung.<br />
Dazu zählt die Flächenentwicklung<br />
ebenso wie die Verbesserung der<br />
Infrastruktur. Hier setzt sich die Wirtschaftsförderung<br />
dafür ein, dass bei der<br />
Entwicklung von Gewerbeflächen die<br />
Bedürfnisse von Handwerksbetrieben in<br />
besonderem Maße Beachtung finden.<br />
HANDWERK IN<br />
DER ÖFFENTLICHKEIT<br />
Das Handwerk leistet einen entscheidenden<br />
Beitrag für Gesellschaft und<br />
Wirtschaft. Diese Wahrnehmung in der<br />
Öffentlichkeit zu stärken, ist ein weiteres<br />
Ziel des Aktionsprogramms Handwerk.<br />
Die Stadt Karlsruhe unterstützt<br />
und begleitet in diesem Sinne das lokale<br />
Handwerk mit verschiedenen Maßnahmen<br />
und Projekten, etwa auch durch<br />
einen Auftritt auf der Verbrauchermesse<br />
offerta. Damit soll das Image der<br />
Handwerkerschaft insgesamt gestärkt<br />
und verbessert werden. Das städtische<br />
IQ-Leitprojekt Aktionsprogramm<br />
Handwerk ist ein agiles Konzept, das<br />
offen ist für Impulse und weitere Entwicklungen,<br />
um das positive Image des<br />
Handwerks auf der Basis dieser sechs<br />
Handlungsfelder weiter zu stärken.<br />
OLIVER WITZEMANN,<br />
Wirtschaftsförderung Karlsruhe<br />
94 NR 63 <strong>2020</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL<br />
95
„KLIMAWANDEL UND<br />
DIGITALISIERUNG<br />
HÄNGEN ZUSAMMEN“<br />
„JEDER KANN<br />
SEINEN BEITRAG<br />
FÜRS KLIMA LEISTEN“<br />
RICHARD EINSTMANN<br />
Geschäftsführer Bechtle GmbH<br />
UWE BAUMGART<br />
Geschäftsführer IT Asset Management GmbH<br />
Wie ist das Thema <strong>Klima</strong> in Ihr persönliches<br />
Bewusstsein vorgedrungen?<br />
Als mehrfacher Familienvater befasst man sich automatisch mit<br />
diesem Thema, denn man möchte den eigenen Kindern eine schöne<br />
Zukunft bieten. Richtig ins Bewusstsein kam mir das Thema<br />
<strong>Klima</strong>, als ich mich mit dem Nachhaltigkeitsbericht von Bechtle<br />
beschäftigt habe. Diesen verfassen wir für unseren Konzern seit<br />
ein paar Jahren. Hierdurch wurde mir noch stärker bewusst,<br />
welchen Einfluss alles unter anderem auf unsere Arbeitswelt hat.<br />
Was halten Sie für die größte „<strong>Klima</strong>sünde“?<br />
Inlandsflüge! Es gibt hervorragende Video-Konferenzlösungen,<br />
mittels derer diese „<strong>Klima</strong>sünde“ vermieden werden kann. Viel zu viele<br />
Menschen fliegen für einfache und kurze Meetings durch die Gegend.<br />
Womit kann jeder mit nachhaltigen Handlungen beginnen?<br />
Gerade beim bedarfsgerechten Konsum kann jeder einen Beitrag<br />
leisten. Die Leistungsfähigkeit neuer Geräte, auch in Hinblick auf<br />
den Energieverbrauch, übersteigt meist den Bedarf. Ein Beispiel:<br />
Ein gebrauchtes, aber wiederaufbereitetes Gerät deckt diesen realen<br />
Bedarf ab und das bei einer deutlich besseren Energiebilanz.<br />
Was halten Sie für die größte „<strong>Klima</strong>sünde“?<br />
Dass nicht alle Konzepte in der Gesamtbilanz auf das <strong>Klima</strong><br />
untersucht werden. Etwa bei den E-Autos: Da wird oft die extrem<br />
umweltschädliche Wertschöpfungskette außer Acht gelassen.<br />
Ebenso wird die Möglichkeit zur Reparatur und der Entsorgung<br />
selten erwähnt. Ein Problem, das auch in der IT-Beschaffung eine<br />
zunehmend größere Rolle spielt.<br />
Welche Eigenschaften sind wichtig für das Betriebsklima?<br />
Kollegialität, Teamfähigkeit, Freundlichkeit, Fairness, Vertrauen,<br />
Offenheit, Optimismus.<br />
Steht die Digitalisierung in Zusammenhang<br />
mit dem „<strong>Klima</strong>-Hype“?<br />
Ja, negativ und positiv. Positiv in Bezug auf die intelligente<br />
Steuerung und Stabilisierung der Stromnetze. Negativ in Bezug<br />
auf den durch die Digitalisierung erzeugten CO2-Ausstoß. Bis<br />
2025 erzeugt die „Digitalisierung“ mehr CO2 als der gesamte,<br />
weltweite Kfz-Verkehr. Video-Streaming hat im Jahr 2018 mehr<br />
CO2 erzeugt als das komplette Land „Spanien“ ausgestoßen hat.<br />
Es gibt viele Beispiele, die zeigen wie wichtig es ist, sich ernsthafte<br />
Gedanken über „<strong>Klima</strong> und Digitalisierung“ zu machen.<br />
Was macht Ihren Job zum „schönsten Job der Welt“?<br />
Die Möglichkeit, jeden Tag etwas Neues zu erleben und<br />
weitestgehend frei agieren zu können.<br />
Wie wirkt sich das Thema <strong>Klima</strong> auf die Arbeitswelt aus?<br />
Schon heute spielt der ökologische Fußabdruck, etwa bei der<br />
Anschaffung neuer Geräte oder Autos, eine große Rolle. Bei einem<br />
Büro-Neubau kann man heute schon auf Energieeffizienz achten,<br />
ebenso bei den Elektrogeräten wie Drucker oder Computer.<br />
Welche Eigenschaften sind wichtig für das Betriebsklima?<br />
Kompromissbereitschaft und Fokussierung auf die gemeinsame Vision<br />
ist wichtig. Die Kollegen müssen sich über ihre Rolle im Team klar sein<br />
und sie ausfüllen. Es müssen alle verstehen, dass wir gemeinsam mehr<br />
sind als ein Einzelner.<br />
Wer hat Sie in Ihrem Leben inspiriert?<br />
Zu Beginn meines Berufslebens war mein Patenonkel Werner ein<br />
wichtiger Impulsgeber für mich. Er hat mich ermutigt, dass man<br />
nur mit einem Hauptschulabschluss etwas erreichen kann – und<br />
das habe ich auch geschafft. Es war schwer und es hat viel Herzblut<br />
gekostet, aber ohne ihn wäre ich heute nicht da, wo ich jetzt bin!<br />
Foto Bechtle GmbH Karlsruhe<br />
Was darf für Sie in einer Zusammenarbeit auf<br />
keinen Fall fehlen?<br />
Vertrauen und gegenseitiges Verständnis.<br />
Was würden Sie noch von dem anderen lernen wollen<br />
oder würden Sie mit dem anderen gerne einmal tauschen?<br />
Da ich mit meinem Job sehr zufrieden bin, möchte ich eigentlich<br />
nicht tauschen, aber ich würde gerne mehr über Entwicklung und<br />
Entstehung von Softwareprodukten wissen.<br />
Was macht Ihren Job zum „schönsten Job der Welt“?<br />
Heute ein Kundengespräch irgendwo in Deutschland, morgen nur<br />
am Schreibtisch: Kein Tag ist wie der andere. Diese verschiedenen<br />
Aufgaben sind zu meistern, was meinen Beruf so abwechslungsreich<br />
macht. Mit den Kollegen und Kunden an der Zukunft arbeiten zu<br />
dürfen und diese schon heute Realität werden zu lassen, macht<br />
mich stolz.<br />
Was würden Sie noch von dem anderen lernen wollen oder<br />
würden Sie mit dem anderen gerne einmal tauschen?<br />
Ich finde seine Perspektive aufgrund seiner Erfahrungen sehr<br />
spannend. Ich habe Herrn Einstmann schon mehrfach bei Veranstaltungen<br />
gesehen. Was mich an ihm persönlich fasziniert: Er<br />
hat eine starke Ausstrahlung und kann seine Themen auch gut<br />
rüberbringen. Das ist eine Gabe, die hat nicht jeder.<br />
Foto Sandra Beuck – Werbeagentur von Schickh
REGION<br />
SCHWERE ZEITEN<br />
BARDUSCH AUS<br />
1<br />
2<br />
1 Kleidungsstücke auf ihrem Weg durch<br />
die Wäscherei.<br />
2 Kein normaler Trockner: In Ettlingen werden<br />
54 Tonnen Wäsche am Tag verarbeitet.<br />
3 Matthias Bardusch, Inhaber<br />
des Familienunternehmens aus Ettlingen.<br />
4 Blick in die Endkontrolle und Sortierung.<br />
ETTLINGEN SORGT<br />
FÜR HYGIENE<br />
3<br />
4<br />
Fotos R2N Studios<br />
Mehrmals am Tag Hände waschen ist wichtig, Abstand halten ebenso.<br />
Während der Corona-Krise dreht sich viel um das Thema Hygiene. Das<br />
Familienunternehmen Bardusch aus Ettlingen, ein Unternehmen im<br />
Bereich textiler Dienstleistungen, leistet hierbei einen wichtigen Beitrag.<br />
Unter anderem werden dabei infektiöse Kleidung und Textilien aus Krankenhäusern<br />
oder Pflegeheimen nach strengsten Kriterien und unter strikter<br />
Einhaltung der zertifizierten Verfahren bearbeitet. Inhaber Matthias<br />
Bardusch äußert sich im Interview mit dem <strong>Wirtschaftsspiegel</strong> über die<br />
schwere Lage während der Corona-Pandemie.<br />
„Neben Pflege-, Altenheimen und<br />
Krankenhäusern, zählen zu unseren<br />
Kunden auch Industrie, Handwerk,<br />
Gewerbe, Gastronomie und Hotellerie.<br />
Im Gegensatz zu den zuletzt<br />
genannten Branchen, in denen ein<br />
zum Teil sehr starker Einbruch zu<br />
verzeichnen ist, blieb die Nachfrage<br />
im Gesundheits- und Pflegebereich<br />
relativ stabil. Wir mussten dennoch<br />
bei einigen Wäschereien Kurzarbeit<br />
anmelden und konnten dadurch Entlassungen<br />
von Mitarbeitern vermeiden“,<br />
sagt Matthias Bardusch.<br />
„Außerdem konnten wir der regional<br />
unterschiedlichen Nachfrage, dank<br />
der Flexibilität unserer Mitarbeiter,<br />
gerecht werden.“ Einige Mitarbeiter<br />
der weniger ausgelasteten Wäschereien<br />
wurden kurzerhand<br />
verlegt und sind<br />
nun deutschlandweit<br />
im Einsatz.<br />
ZERTIFIZIERTE<br />
WÄSCHEREI<br />
Die Corona-Krise hat<br />
das knapp 150 Jahre alte<br />
Unternehmen, ebenso wie<br />
weite Teile der Wirtschaft,<br />
unerwartet getroffen. „Bis<br />
Mitte Februar sah man den<br />
Schwerpunkt in erster Linie<br />
in Asien. Dass Europa, und<br />
in der Folge auch alle Bereiche<br />
unserer Wirtschaft<br />
und Gesellschaft, so schnell<br />
und so stark betroffen<br />
werden, damit haben auch<br />
wir nicht gerechnet“, so<br />
Bardusch im Interview mit dem <strong>Wirtschaftsspiegel</strong>.<br />
Da Bardusch neben Bekleidung und<br />
anderen Textilien von Krankenhäusern<br />
und Alten- und Pflegeheimen, auch<br />
Reinraumkleidung an Chemie- und<br />
Pharmaunternehmen sowie Forschungseinrichtungen<br />
liefert und<br />
bearbeitet, sind die Wäschereien und<br />
Reinräume vom Robert-Koch-Institut<br />
(RKI) zertifiziert. „Unsere Anlagen, die<br />
eingesetzten Wasch- und Desinfektionsmittel<br />
sowie unsere Bearbeitungsprozesse<br />
entsprechen den strengen<br />
Vorgaben und darauf werden wir auch<br />
regelmäßig überprüft und zertifiziert“,<br />
so Inhaber Matthias Bardusch. „Wir<br />
sind in der Lage, infektiöse oder infektionsverdächtige<br />
Textilien zu bearbeiten!“<br />
HYGIENE IST NORMALZUSTAND<br />
Hygiene ist in dem Ettlinger Unternehmen<br />
von jeher ein absolutes Muss.<br />
Die Mitarbeiter sind im Umgang mit<br />
eventuell infektiöser Wäsche geschult.<br />
„Wir machen kaum etwas, was wir nicht<br />
schon vorher beachten mussten: Wir<br />
desinfizieren regelmäßig unsere Lkw,<br />
die Servicemitarbeiter sind geschult,<br />
tragen Handschuhe und Mundschutz<br />
und halten Abstand zu anderen Personen,<br />
wenn sie Wäsche bringen oder<br />
abholen“, erklärt Matthias Bardusch.<br />
„In der Wäscherei selbst wird zwischen<br />
der reinen und der unreinen Seite<br />
unterschieden. Hier ist die strikte<br />
Trennung zwischen den beiden Seiten<br />
wichtig. Im unreinen Bereich tragen die<br />
Mitarbeiter Schutzanzüge, Handschuhe<br />
und Mundschutz. ‚Einfach so‘ die<br />
Bereiche wechseln geht außerdem<br />
nicht, weil die Bereiche voneinander<br />
getrennt sind. Das ist wichtig, sonst<br />
wäre unser Service nicht gewährleistet“,<br />
sagt Bardusch.<br />
POSITIVE GEDANKEN<br />
TROTZ KRISENZEITEN<br />
Für die Dauer der Corona-Krise und bis<br />
zum Zeitpunkt der Rückkehr zu einer<br />
gewissen Normalität, passen Matthias<br />
Bardusch und die Bardusch-Mitarbeiter<br />
sich der aktuellen Lage an. Kurzarbeit,<br />
Homeoffice, Umbesetzungen und weitere<br />
Maßnahmen erfordern Flexibilität<br />
während dieser neuen Herausforderung.<br />
„Ansonsten geht bei uns alles seinen<br />
gewohnten Gang, unsere Kunden<br />
vertrauen auf unseren Service“, sagt er.<br />
Was nun zähle, sei laut Bardusch der<br />
Zusammenhalt. „Natürlich müssen wir<br />
uns an die Empfehlungen und Vorgaben<br />
halten, Hygiene und Abstand wahren<br />
und unsere Aktivitäten auf das Nötigste<br />
beschränken“, rät Matthias Bardusch.<br />
„Das Wichtigste ist jetzt aber, dass wir<br />
mit Mut und positiv denkend dieser<br />
Herausforderung begegnen, auch wenn<br />
das nicht immer leichtfällt!“<br />
Das Familienunternehmen wurde<br />
1871 von Caroline Bardusch in Ettlingen<br />
gegründet. Bardusch bietet<br />
Miettextilien in allen Branchen an,<br />
ob Berufs- und Schutzbekleidung,<br />
Tisch- und Bettwäsche, Handtuchund<br />
Seifenspender oder Schmutzfangmatten.<br />
Hierbei übernimmt<br />
das Unternehmen die Bearbeitung,<br />
wo nötig die Instandhaltung, die<br />
Logistik und nicht zuletzt die Qualitätssicherung.<br />
Bei dieser Aufgabe<br />
unterstützen über 2.500 Mitarbeiter<br />
an über 15 deutschen Standorten<br />
sowie über 1.000 Mitarbeiter in<br />
weiteren fünf Ländern in Europa,<br />
das Traditionsunternehmen. Einzig<br />
am Stammsitz des Unternehmens in<br />
Ettlingen werden täglich 54 Tonnen<br />
Wäsche verarbeitet und in der<br />
Region gewährleisten 60 Lkw die<br />
tägliche Logistik, um den Anforderungen<br />
der Kunden zu entsprechen.<br />
Matthias Bardusch führt<br />
das Familienunternehmen, gemeinsam<br />
mit seiner Schwester Christina<br />
Ritzer, mittlerweile in der<br />
5. Generation.<br />
ANYA BARROS<br />
www.wvs.de<br />
98 NR 63 <strong>2020</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL<br />
99
REGION<br />
Foto Peter W. Schmidt, Architekten GmbH<br />
ALLES EINE FRAGE<br />
DER LAGE<br />
PREMIUMSTANDORTE IN MITTELBADEN<br />
Die langfristige Wertigkeit einer Investitionsentscheidung ist nicht nur<br />
abhängig in was und wie man investiert, sondern entscheidend auch davon,<br />
wo man sein Geld anlegt. Wenige Standorte in Mittelbaden können unter<br />
dieser Perspektive mit Baden-Baden konkurrieren. Ein paar Top-Standorte<br />
im Überblick.<br />
Baden-Baden ist Vieles: Internationale<br />
Kultur- und Bäderstadt,<br />
Medienstadt, Einkaufsstadt und<br />
Kongressstadt. Der Bereich, in dem<br />
die Stadt in den letzten drei Jahrzehnten<br />
aber am meisten punktete, ist der<br />
Finanz- und Dienstleistungssektor.<br />
International agierende Unternehmen<br />
wie Grenke AG, Arvato Bertelsmann<br />
oder lohn-ag.de AG haben sich in den<br />
vergangenen Jahren mit ihrem Hauptsitz<br />
in Baden-Baden niedergelassen.<br />
Die Szene ist lebhaft und das hat<br />
seine Gründe. Wo findet man auf<br />
so engem Raum ein so dichtes und<br />
hochwertiges Angebot von Lebensart,<br />
Kultur, wirtschaftsnaher Infrastruktur<br />
und einer abwechslungsreichen und<br />
intakten Kulturlandschaft.<br />
In keiner anderen Stadt im mittelbadischen<br />
Raum wurden die verfügbaren<br />
Gewerbeflächen in so kurzer Zeit an<br />
attraktive Unternehmen vermarket<br />
wie in Baden-Baden. Aber damit nicht<br />
genug, Baden-Baden will mehr und vor<br />
allem eines nicht: Stillstand. Deshalb<br />
legt die Stadt auch ein besonderes<br />
Augenmerk auf ihre Start-up-Szene<br />
und kooperiert eng mit dem CyberForum<br />
e.V., dem mit über 1.200 Mitgliedern<br />
größten Hightech-Netzwerk<br />
in Europa. Dessen Angebot richtet<br />
sich an Unternehmen aus der IT- und<br />
Hightech-Branche, der Finanztechnologie<br />
und der Kreativwirtschaft.<br />
Städtebauliche Entwicklung braucht<br />
Raum. Diese Prämisse findet in<br />
Baden-Baden auch im Planungsrecht<br />
ihren Niederschlag. Der<br />
Planungs- und Erweiterungsbedarf<br />
für künftige Gewerbeflächen wird<br />
durch die Bauleitplanung langfristig<br />
abgesichert. Dennoch sind auch in<br />
Baden-Baden die Flächenreserven<br />
endlich. Aber noch immer gibt es<br />
Standorte in exklusiven Lagen. Für<br />
Investoren, die langfristig denken<br />
und sich mit zweitbesten Lösungen<br />
nicht zufriedengeben.<br />
Ein Überblick:<br />
DIENSTLEISTUNGSZENTRUM AM BAHNHOF<br />
In allen Städten sind Bahnhöfe wichtige Impulsgeber für die<br />
Entwicklung ihres städtebaulichen Umfeldes. Sie sind Drehscheibe,<br />
Begegnungsort, Frequenzbringer und somit Magnete<br />
für Dienstleistungen und Handel. Auch in Baden-Baden.<br />
Durch die Verlagerung des ehemaligen Zollamtes entsteht in<br />
unmittelbarer Nähe zum Bahnhof ein hochattraktives Ansiedlungspotential<br />
für Dienstleister. Und dies in einem Umfeld,<br />
welches durch jüngst abgeschlossene Sanierungsmaßnahmen<br />
sichtbar an städtebaulicher Qualität gewinnen konnte. Kein<br />
anderer Standort in Baden-Baden ist so umfassend an die lokalen,<br />
überregionalen und internationalen Verkehrsadern angeschlossen<br />
(Bundesautobahn A5, Bundesstraße B3, ÖPNV,<br />
ICE-Netz, TGV-Anbindung, Regionalflughafen Karlsruhe-<br />
Baden-Baden, Carsharing und Pedelec-Verleih).<br />
Die Stadt verfolgt somit nicht ohne Grund das städtebauliche<br />
Ziel, diesen exzellenten Standort für hochwertiges<br />
Dienstleistungsgewerbe zur Verfügung zu stellen. Durch<br />
einen städtebaulichen Wettbewerb sind Raumpotentiale und<br />
Fluchten definiert. Die städtebaulichen Vorgaben sehen zwei<br />
Baukörper mit drei beziehungsweise vier Geschossen auf einer<br />
Grundstücksfläche von zirka 2.800 Quadratmetern mit einer<br />
oberirdischen Bruttogeschossfläche von etwa 3.340 Quadratmetern<br />
vor. Die architektonische Ausgestaltung bleibt interessierten<br />
Investoren in Absprache mit der Stadtverwaltung<br />
vorbehalten. Auch bei der Wahl eigentumsrechtlicher Modelle<br />
stehen grundsätzlich alle Optionen offen, wobei langfristige<br />
Standortbindungen das Ziel aller Überlegungen sein müssen.<br />
BÜROGEBÄUDE AM BOULEVARD<br />
IM GEWERBEGEBIET OOS-WEST<br />
Die Ansiedlungen der Dienstleistungsunternehmen Grenke<br />
AG und lohn-ag.de AG im Gewerbepark Oos-West unterstreichen<br />
die Wertigkeit dieses Standortes mit Nachdruck.<br />
Um auch bei zunehmender Verknappung der Flächenpotentiale<br />
interessierten Dienstleistungsunternehmen Ansiedlungsoptionen<br />
im Gewerbepark bieten zu können, wurde unter der<br />
Visualisierung Peter W. Schmidt, Architekten GmbH<br />
Foto Markus Börsig Visualisierung Kühnl + Schmidt Architekten AG<br />
Federführung der Gewerbeentwicklung Baden-Baden GmbH<br />
ein Bürogebäude konzipiert, das auf unterschiedliche Raumansprüche<br />
mehrerer Dienstleistungsunternehmen reagieren<br />
kann. Auch hier sind unterschiedliche Eigentumsmodelle<br />
denkbar, von Miete bis zum Teileigentum. Die derzeitigen<br />
Überlegungen gehen von vier Geschossen aus und zielen auf<br />
eine Nutzfläche von knapp 3.000 Quadratmetern. Mit der<br />
unmittelbaren Anbindung an den Bahnhof Baden-Baden Oos<br />
zählt der Gewerbepark zu den am besten angeschlossenen<br />
Standorten im gesamten mittelbadischen Raum.<br />
DIENSTLEISTUNGSSTANDORT ALLEE CITÉ<br />
Mit über 30.000 Fahrzeugen am Tag ist die B500 die am<br />
stärksten frequentierte Straße und gleichzeitig die Hauptzufahrtsachse<br />
in die Innenstadt Baden-Badens. Die Standortgunst<br />
am neu entstandenen 4-spurigen Europa-Kreisel haben<br />
bereits der Arbeitgeberverband Chemie Baden-Württemberg<br />
sowie das Cineplex-Kino mit ihren hochwertigen Gebäuden<br />
erkannt und genutzt. Aktuell entsteht dort der Deutschlandsitz<br />
des deutsch-französischen Kultursenders ARTE.<br />
In direkter Nachbarschaft verfügt das städtische Beteiligungsunternehmen<br />
Entwicklungsgesellschaft Cité noch über zwei<br />
Grundstücke (2.838 Quadratmeter sowie 4.788 Quadratmeter)<br />
mit Mischgebiets-Ausweisung. Zwei hervorragende<br />
Standort für Unternehmen, welche Wert auf Sichtbarkeit<br />
und nachhaltige Wahrnehmbarkeit legen und die überregionale<br />
und internationale Reputation von Baden-Baden für die<br />
Vermarktung ihrer Dienstleistungen nutzen wollen.<br />
STADT BADEN-BADEN<br />
www.baden-baden.de<br />
100 NR 63 <strong>2020</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL<br />
101
HIER VERWURZELT<br />
PRODUKTE AUS KARLSRUHE UND DER REGION<br />
EINGEFASST<br />
Im Schmuckatelier von Wiebke und Jan<br />
Goos gibt es Schmuckstücke aus fair<br />
gehandeltem Gold und Silber, das umweltfreundlich gewonnen und verarbeitet<br />
wurde. Der respektvolle Umgang mit der Natur liegt Schmuckdesignerin<br />
Wiebke am Herzen. Alle Produkte, ob Trauring oder Kettenanhänger, werden<br />
in der Karlsruher Werkstatt als Unikat oder Kleinserie von Hand hergestellt.<br />
Wer seine eigene Idee umgesetzt haben möchte, ist in der Galerie Goldaffairs<br />
gut beraten. Gemeinsam mit dem Kunden werden die Wünsche besprochen<br />
und verwirklicht.<br />
Foto Paul Gärtner<br />
Foto Wiebke Goos<br />
Mehrmals täglich Hände waschen, am besten mit Seife, die nicht aus der<br />
Plastikverpackung kommt und industriell hergestellt wird, sondern mit<br />
den handgemachten Naturseifen der Karlsruher Manufaktur Soap Mystic.<br />
Neu im Sortiment sind mittlerweile auch Haarseifen. Im Kaltrührverfahren<br />
werden die Seifen von Hand produziert. Das kleine Unternehmen bietet<br />
Seifenstücke aus Olivenöl an, viele Zutaten stammen aus biologischem<br />
Anbau, etwa die ätherischen Öle. Seit 2002 gibt es Soap Mystic, seit<br />
2013 auch mit einem kleinen Laden in Karlsruhe-Durlach. Darüber hinaus<br />
werden die Seifenstücke, die nach Lavendel, Rose oder Bergamotte duften,<br />
auf Kunsthandwerkermärkten in der Region verkauft.<br />
102 NR 63 <strong>2020</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL<br />
galerie-goldaffairs.de<br />
EINGESEIFT<br />
soapmystic.com<br />
EINVERLEIBT<br />
Ob kleine Törtchen, köstliche Macarons oder ausgefallene Hochzeitstorten.<br />
In der Pâtisserie Ludwig kommt jede Naschkatze auf ihre<br />
Kosten. Die beiden Pâtissiers, Miriam Kungl und Sven Ludwig,<br />
entwerfen all ihre Kreationen selbst. Ständig arbeiten sie an neuen<br />
Rezepturen. Mit viel Leidenschaft und Liebe stehen die beiden<br />
täglich in der Backstube und bringen so ein kleines Stück Frankreich<br />
nach Karlsruhe. Wer sich traut, kann die Rezepte der Pâtisserie<br />
auch zu Hause nachbacken: Kungl und Ludwig haben nach ihrer<br />
Teilnahme an einer TV-Back-Show ihr eigenes Backbuch („Secret of<br />
little yummy things“) veröffentlicht.<br />
patisserie-ludwig.net<br />
Foto Soap Mystic<br />
Nussbaum Medien ist ein innovativer<br />
Vorreiter lokaler Kommunikation<br />
Geschäftsführung<br />
Klaus Nussbaum<br />
Andreas Tews<br />
Timo Bechtold<br />
Michael Schmidt<br />
Geschäftstätigkeit<br />
Mitteilungsblätter:<br />
(Auflage von ca. 1,1 Mio. Expl.<br />
in über 380 Kommunen)<br />
Stellenportal: jobsucheBW.de<br />
im Aufbau: Portal lokalmatador.de<br />
Online-Marktplatz kaufinBW.de<br />
mit Kundenbindungssystem<br />
Anschrift<br />
Nussbaum Medien<br />
Verwaltungs GmbH<br />
Opelstraße 29<br />
68789 St. Leon-Rot<br />
Tel. +49 6227 873-0<br />
rot@nussbaum-medien.de<br />
www.nussbaum-medien.de<br />
Seit nunmehr 60 Jahren basiert das<br />
Geschäftsmodell von Nussbaum Medien<br />
auf einem intelligenten Konzept,<br />
das einen großen Nutzen für gleich<br />
mehrere Zielgruppen schafft. Nussbaum<br />
Medien organisiert die Verbrei -<br />
tung lokaler Informationen zum Vorteil<br />
vieler Zielgruppen bzw. Partner.<br />
Dazu gehören neben den Lesern beispiels<br />
weise Verwaltungen, Vereine/<br />
Institutionen und Gewerbetreibende.<br />
Ein klassisches Win-Win-Modell, das<br />
Nussbaum Medien zum Marktführer<br />
für Amtsblätter und Lokalzeitungen<br />
in Baden-Württemberg gemacht hat.<br />
Im Rahmen der „Digitalen Transfor mation“<br />
befindet sich Nussbaum Me dien<br />
aktuell in einem massiven Veränderungsprozess.<br />
Das Medienhaus hat sich auf den<br />
Weg gemacht, die Chancen der Digitalisierung<br />
zu nutzen, um seine lokalen Lösungsangebote<br />
konsequent an die sich<br />
verändernden Kundenbe dürf nisse aller<br />
seiner Zielgruppen anzupassen.<br />
Aus dem Produkt „Amtsblatt“ wird zukünftig<br />
ein medienübergreifendes<br />
1 Company profile<br />
PlattformModell für BadenWürttem <br />
berg – mit lokalen Inhalten, Kommuni -<br />
kation und Transaktionen. Die Digita -<br />
lisierung ermöglicht es Nussbaum Medien,<br />
die Menschen und Institutionen einer<br />
Region noch besser kennen zulernen<br />
und digital miteinander zu vernetzen.<br />
Durch die Erweiterung des Printmo -<br />
dells auf ein crossmediales Plattform-<br />
Modell ergeben sich für die Kunden<br />
und Partner in Zukunft noch umfangreichere<br />
Möglichkeiten, umfassende<br />
Marke ting und Kommunikationskonzepte<br />
auf lokaler bzw. regionaler Ebene<br />
umzusetzen.<br />
Nussbaum Medien ermöglicht zukünftig,<br />
die auf künstlicher Intelligenz basierende<br />
Ausspielung hochrelevanter<br />
lokaler Informationen, u.a. über einen<br />
personalisierten Newsstream in der<br />
Lokalmatador-App. Lokales/Regionales<br />
ContentMarketing wird über einen<br />
landesweiten Online-Marktplatz (kaufinBW.de)<br />
und ein regionales Cashback-<br />
Kundenbindungssystem mit Transaktionen<br />
kombiniert.
UNTERNEHMENSPROFILE<br />
Hoepfner Bräu – Häuser zum Wohlfühlen<br />
Die beste Bank der Stadt<br />
IMPRESSUM<br />
Die Hoepfner Bräu Friedrich Hoepfner Verwaltungsgesellschaft mbH & Co. KG,<br />
die vollständig der Familie Hoepfner gehört, betreibt ein aktives Immobilienmanagement<br />
mit gemischt genutzten Objekten. Im Jahre 1798 gegründet, beschäftigt<br />
sich das Unternehmen mit der Verwaltung und Entwicklung eigener Immobilien.<br />
In vielfältigen Projekten setzt die Hoepfner Bräu immer wieder auf den behutsamen<br />
Erhalt des Schönen und Althergebrachten, gleichzeitig verbunden mit<br />
modernster Ausstattung. Besonders gut erkennt man dies an Objekten wie dem<br />
„Alten Malzwerk“, einem Teil der Hoepfner-Burg in Karlsruhe. An Top-Standorten<br />
in Süddeutschland wie Karlsruhe, Heidelberg und in der Hauptstadt Berlin wird<br />
für den eigenen Bestand gebaut. Die Tochtergesellschaft Hoepfner HI-TECH<br />
Beteiligungsgesellschaft mbH arbeitet als Business Angel zur Unterstützung junger<br />
Hightech-Unternehmen, die Hoepfner BauInvest Plus GmbH & Co. KG als<br />
Immobilienentwickler für anspruchsvolle Kunden.<br />
www.hoepfner-braeu.de<br />
HOEPFNER BRÄU Friedrich Hoepfner<br />
Verwaltungsgesellschaft mbH & Co. KG<br />
Haid-und-Neu-Str. 18-20, 76131 Karlsruhe<br />
Fon 0721 480886-66<br />
presse@hoepfner-braeu.de<br />
www.hoepfner-braeu.de<br />
AOK Mittlerer Oberrhein – Die Gesundheitskasse in der Region<br />
Die AOK Mittlerer Oberrhein mit Hauptsitz in Karlsruhe ist der größte Krankenversicherer<br />
in der Region. Das Gebiet des Unternehmens erstreckt sich von<br />
Philippsburg bis Bühl und von Gaggenau bis Oberderdingen. Die rund 353.000<br />
Privatkunden und 18.500 Firmenkunden werden in 20 KundenCentern regional<br />
vor Ort betreut. Denn die Nähe zum Kunden und zur Region ist die Basis für die<br />
guten Serviceleistungen der AOK. Mit einer qualitativ hochwertigen medizinischen<br />
Versorgung, persönlicher Beratung und innovativen Angeboten wie dem AOK-<br />
Hausarzt- und FacharztProgramm, der ärztlichen ZweitMeinung oder dem AOK-<br />
Curaplan für chronisch Kranke bietet die AOK ihren Versicherten mehr Sicherheit<br />
und zusätzlichen Schutz. Mitglieder profitieren außerdem von maßgeschneiderten<br />
und kostenfreien Gesundheitsangeboten in den Bereichen Ernährung, Bewegung<br />
und Entspannung. Die AOK unterstützt mit ihren Angeboten zum Betrieblichen<br />
Gesundheitsmanagement Unternehmen dabei, arbeitsbedingte Gesundheitsbelastungen<br />
zu analysieren, Lösungen für ein gesundes Arbeitsumfeld zu schaffen sowie<br />
das Gesundheitsbewusstsein der Beschäftigten zu verbessern.<br />
www.aok-bw.de<br />
AOK – DIE GESUNDHEITSKASSE MITTLERER OBERRHEIN<br />
Kriegsstraße 41, 76133 Karlsruhe<br />
Fon 0721 9158-2678<br />
aok.mittlerer-oberrhein@bw.aok.de<br />
www.aok.de/bw<br />
Auch 2019 hat sich die Volksbank<br />
Karlsruhe beim größten Verbrauchertest<br />
2019 der Gesellschaft für<br />
Qualitätsprüfung mbH durchgesetzt<br />
und darf sich daher weiterhin als die<br />
„Beste Bank vor Ort“ bezeichnen.<br />
Zudem geht sie beim unabhängigen<br />
City Contest „Privatkundenberatung“<br />
bzw. „Geschäftskundenberatung“<br />
des Instituts für<br />
Vermögensaufbau ebenfalls als<br />
Sieger ihrer Stadt hervor und hat<br />
in allen Kategorien Spitzenwerte<br />
erzielt. Bei Baufinanzierungen gilt<br />
die Volksbank Karlsruhe zudem als<br />
Top-Adresse: So zeigen verdeckte<br />
Testberatungen, dass sie die Forderungen<br />
des Verbraucherschutzes<br />
bestens umgesetzt hat.<br />
Neben den Ergebnissen aus verdeckten<br />
Käufen setzt die Volksbank<br />
Karlsruhe auf die ungefilterte<br />
Meinung ihrer Kunden. Auch hier<br />
wird dem Institut auf „eKomi“, ein<br />
Portal für Internet-Bewertungen,<br />
eine herausragende Beratungsqualität<br />
attestiert: Von maximal 5<br />
möglichen Sternen vergeben die<br />
Kunden der Volksbank Karlsruhe<br />
4,9 Sterne.<br />
www.volksbank-karlsruhe.de<br />
VOLKSBANK KARLSRUHE EG<br />
Ludwig-Erhard-Allee 1, 76131 Karlsruhe<br />
Fon 0721 9350-0<br />
info@volksbank-karlsruhe.de<br />
www.volksbank-karlsruhe.de<br />
Ihren Ideen Ausdruck geben.<br />
„Sicher und auf kurzem Weg, mit Fingerspitzengefühl und Freude an der richtigen<br />
Lösung, einfach und kompakt.“ 50 Fachleute bringen Ideen ins Ziel. Von der<br />
Beratung und Produktentwicklung bis zur Herstellung über alle Etappen.<br />
Druckpartner für Unternehmen, Kreative und Kultur.<br />
Stober Print, Stober Letterpress, Stober Services bietet alles aus einer Hand. Mit<br />
einem zukunftsweisenden Mix aus Offset- und Digitaldruck, Verarbeitung und<br />
Veredelung, Konfektionierung und Logistik.<br />
www.stober.de<br />
STOBER GmbH, Druckerei und Verlag<br />
Industriestraße 12, 76344 Eggenstein<br />
Die E.G.O.-Gruppe: weltweit tätig – in der Region verwurzelt<br />
Die E.G.O.-Gruppe (E.G.O.) mit Stammsitz im baden-württembergischen Oberderdingen<br />
gilt als einer der weltweit führenden Zulieferer für Hersteller von Hausgeräten.<br />
Wer heute auf der Welt mit Strom oder Gas kocht, macht das in deutlich<br />
mehr als der Hälfte aller Fälle mit Technik und Produkten von E.G.O. Alles begann<br />
vor rund 90 Jahren, als Firmengründer Karl Fischer die erste serientaugliche<br />
Elektro-Kochplatte entwickelte. Aber nicht nur im Herd, sondern auch in Waschmaschinen,<br />
Wäschetrocknern, Kühlschränken oder vielen anderen Haushaltsgeräten<br />
und gewerblichen Maschinen sind „innere Werte“ made by E.G.O. enthalten.<br />
Vier verschiedene Handlungsfelder deckt der Zulieferer mit seinen Technologien<br />
und Produkten ab: Beheizen, Steuern, Umwandeln und Verbinden. Weltweit arbeiten<br />
in der E.G.O.-Gruppe rund 5.600 Mitarbeiter in 20 Vertriebs- und Produktionsgesellschaften<br />
in 17 Ländern. Ihr Antrieb: Innovationen, die den Alltag der<br />
Menschen einfacher machen, Nutzen stiften und gleichzeitig natürliche Ressourcen<br />
schonen. Die Gruppe erwirtschaftete 2019 einen Umsatz von 602 Millionen Euro.<br />
Die E.G.O.-Gruppe ist ein Mitglied der BLANC & FISCHER Familienholding.<br />
www.egoproducts.com<br />
E.G.O. ELEKTRO-GERÄTEBAU GMBH<br />
Blanc-und-Fischer-Platz 1-3, 75038 Oberderdingen<br />
Fon 07045 45-0<br />
info.germany@egoproducts.com<br />
www.egoprodcts.com<br />
Herausgeber:<br />
Baden TV GmbH<br />
Haid-und-Neu-Str. 18<br />
76131 Karlsruhe<br />
Telefon: 0721 989773-500<br />
Fax: 0721 989773-501<br />
Handelsregister: HRB 709715<br />
Geschäftsführer Baden TV GmbH:<br />
Bernd Gnann<br />
Gesamtproduktion, Copyright:<br />
WERBEAGENTUR VON<br />
SCHICKH GmbH<br />
Pforzheimer Str. 134<br />
76275 Ettlingen<br />
Telefon: 07243 71100-0<br />
info@wvs.de, www.wvs.de<br />
Redaktionsleitung, Konzeption:<br />
Sabine Edle von Schickh<br />
Redaktion: Anya Barros,<br />
Caroline Carnevale, Elena Emmert<br />
Andreas Lütke<br />
Layout, Illustration:<br />
Felicitas Riffel, Mirjam Hüttner<br />
Produktion: Felicitas Riffel<br />
Koordination: Anya Barros<br />
Titelbild: ©ink drop – stock.adobe.com<br />
Anzeigen:<br />
Baden TV GmbH, Susanne Sauer<br />
Haid-und-Neu-Str. 18<br />
76131 Karlsruhe<br />
Telefon: 0721 989773-500<br />
Fax: 0721 989773-501<br />
wirtschaftsspiegel@baden-tv.com<br />
Druck:<br />
Stober GmbH, Eggenstein<br />
Der „<strong>Wirtschaftsspiegel</strong> der<br />
TechnologieRegion Karlsruhe” ist<br />
direkt über den Herausgeber oder<br />
über ausgewählte Vertriebspartner<br />
zu beziehen.<br />
104 NR 63 <strong>2020</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL<br />
105
STANDORTINFORMATIONEN<br />
DIE TECHNOLOGIEREGION KARLSRUHE IM ÜBERBLICK<br />
Merkmal Maßeinheit Stadtkreis Landkreis<br />
Stadtkreis<br />
Landkreis<br />
Landkreis<br />
Landkreis<br />
Departement TechnologieRegion<br />
Karlsruhe Karlsruhe Baden-Baden<br />
Rastatt Germersheim Südliche Weinstraße<br />
Bas-Rhin****<br />
insgesamt<br />
Fläche* km 2 173,42 1.085,28 140,19 738,44 463,32 639,95 4.755,00 7.995,60<br />
Bevölkerung am 30.09.2019** Anzahl 312.227 445.335 55.161 231.757 129.075 110.356 1.125.559 2.409.470<br />
Kaufkraftkennziffer <strong>2020</strong> 1, * je Einwohner 102,2 109,7 118,6 107,1 102,1 103,7 · 106,5<br />
(Bundesgebiet = 100)<br />
Einzelhandelsumsatz <strong>2020</strong> 1, * je Einwohner 122,2 85,7 115,8 75,6 65,6 79,1 · 91,5<br />
(Bundesgebiet = 100)<br />
Zentralitätsindex <strong>2020</strong> 1, * je Einwohner 119,6 78,1 97,6 70,6 64,3 76,3 · 85,9<br />
Bruttoinlandsprodukt 2017 1, ** in Euro 82.321 82.321 67.986 77.931 79.460 63.366 · 77.984<br />
(je Erwerbstätigen)<br />
Erwerbstätige 2018** in Tausend 240,7 213,9 42,4 120,3 59,7 46,3 497,6 (p) 1.220,9<br />
Versicherungspflichtig Beschäftigte Anzahl 178.857 158.434 30.704 94.741 46.072 31.611 459.466 (p) 999.885<br />
am Arbeitsort am 30.06.2019**<br />
darunter<br />
Land- und Forstwirtschaft, Fischerei 1 Anzahl 96 611 114 414 480 903 · 2.618<br />
Produzierendes Gewerbe 1 Anzahl 27.136 56.324 6.853 49.391 20.886 9.645 · 170.235<br />
Handel, Verkehr und Gastgewerbe 1 Anzahl 39.020 33.203 6.889 16.291 11.297 8.377 · 115.077<br />
Sonstige Dienstleistungen 1 Anzahl 112.604 68.296 16.848 28.644 13.509 12.686 · 252.587<br />
Verarbeitendes Gewerbe am 30.09.2019 1, **<br />
Betriebe (mit 20 und mehr Beschäftigten) Betriebe 98 309 31 173 77 57 · 745<br />
Beschäftigte Anzahl 18.672 39.611 4.563 40.411 17.135 6.523 · 126.915<br />
Umsatz in Mrd. Euro 10,6 11,0 0,9 22,1 13,0 1,7 · 59,3<br />
Arbeitslosenquote am 30.06.2019 1, *** % 3,7 2,7 4,2 2,7 3,7 3,5 7,1 3,2<br />
(bezogen auf alle zivilen Erwerbspersonen)<br />
STUDIERENDE AUSGEWÄHLTER FACHRICHTUNGEN IN KARLSRUHE<br />
Fakultät / Fachrichtungen (WS 2019/20) KIT Hochschule Karlsruhe – Duale zusammen<br />
Technik und Wirtschaft Hochschule<br />
Anzahl Anzahl %<br />
Elektro- und Informationstechnik 2.069 840 112 3.021 8,5<br />
Maschinenbau und Mechatronik 5.873 1.438 619 7.930 22,3<br />
Informatik und Wirtschaftsinformatik 2.887 1.258 961 5.106 14,4<br />
Wirtschaftswissenschaften 3.590 2.481 1.250 7.321 20,6<br />
Architektur, Bauwesen, Geo- und Umweltwissenschaften 3.210 1.733 - 4.943 13,9<br />
Mathematik 652 - - 652 1,8<br />
Physik, Chemie und Biowissenschaften 4.288 - - 4.288 12,1<br />
Studierende der ausgewählten Fachrichtungen zusammen 22.569 7.750 2.942 33.261 93,6<br />
Studierende insgesamt 24.381 7.898 3.268 35.547 100,0<br />
STUDIERENDE IN KARLSRUHE<br />
WS 2019/20 %<br />
Karlsruher Institut für Technologie (KIT) 24.381 59,0<br />
Hochschule Karlsruhe - Technik und Wirtschaft 7.898 19,1<br />
Pädagogische Hochschule 3.620 8,8<br />
Duale Hochschule Baden-Württemberg 3.268 7,9<br />
Hochschule für Musik 571 1,4<br />
Staatliche Akademie der Bildenden Künste 326 0,8<br />
Staatliche Hochschule für Gestaltung 358 0,9<br />
Karlshochschule International University (privat) 370 0,9<br />
EC Europa Campus (privat) 350 0,8<br />
FOM Hochschule für Ökonomie & Management (privat) 182 0,4<br />
Insgesamt 41.324 100<br />
1<br />
Ohne Departement Bas-Rhin<br />
* Quellen GfK, Nürnberg; Amt für Stadtentwicklung, Karlsruhe<br />
** Quellen Statistische Landesämter Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz;<br />
Institut National de la Statistique et des Etudes Economiques – Insee Grand Est<br />
*** Quelle Bundesagentur für Arbeit<br />
****Stand der Daten 2017 und 2018, (p) = vorläufige Daten<br />
Quelle Amt für Stadtentwicklung, Karlsruhe<br />
Quelle Amt für Stadtentwicklung, Karlsruhe<br />
106 NR 63 <strong>2020</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL<br />
107
DATEN UND FAKTEN ZUM WIRTSCHAFTSSTANDORT KARLSRUHE<br />
IM VERGLEICH ZU DEN STÄDTEN MANNHEIM UND STUTTGART<br />
Karlsruhe Mannheim Stuttgart<br />
Bevölkerung am Ort der Hauptwohnung*<br />
Bevölkerung am 30.09.2019 312.227 310.837 635.933<br />
Veränderung 2014 - 09/2019 in % 4,1 3,7 3,8<br />
Erwerbstätige am Arbeitsort*<br />
Erwerbstätige im Jahr 2018 (Jahresdurchschnitt, Berechnungsstand August 2019) 240.700 242.500 541.500<br />
Veränderung 2015 - 2018 in % 1,9 2,4 4,6<br />
Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Arbeitsort*<br />
SV-Beschäftigte am 30.06.2019 178.857 191.615 426.014<br />
Veränderung 2014 - 2019 in % 4,4 7,6 12,2<br />
Betriebe*<br />
Betriebe 2018 15.085 15.419 32.798<br />
Anteil kleiner und mittlerer Betriebe in % 99,4 99,3 99,4<br />
(Betriebe mit weniger als 250 Beschäftigten. SV-Beschäftigte am 31.12.2018.)<br />
Arbeitslose**<br />
Arbeitslose am 30.06.2019 6.319 9.023 13.503<br />
Arbeitslosenquote (bezogen auf alle zivilen Erwerbspersonen) 3,7 5,3 3,9<br />
Bruttoinlandsprodukt je Erwerbstätigen*<br />
Euro je Erwerbstätigen 2017 (Berechnungsstand August 2018) 82.321 82.727 101.246<br />
Veränderung 2014 - 2017 in % 10,7 10,0 8,3<br />
Bruttowertschöpfung zu Herstellungspreisen*<br />
Bruttowertschöpfung 2017 in Millionen Euro 17.559 18.077 47.842<br />
darunter Anteil in %<br />
Produzierendes Gewerbe 20,2 36,9 35,2<br />
Dienstleistungsbereiche 79,7 63,0 64,7<br />
Gewerbesteuer*<br />
Hebesatz 2019 in % 430 430 420<br />
Einzelhandelsrelevante Kaufkraftkennziffern***<br />
Kaufkraft je Einwohner <strong>2020</strong> (Bundesdurchschnitt = 100) 102,2 100,3 113,6<br />
Umsatzkennziffer je Einwohner <strong>2020</strong> (Bundesdurchschnitt = 100) 122,2 149,2 130,0<br />
Zentralitätskennziffer <strong>2020</strong> (Umsatzkennziffer je EW/Kaufkraft je EW) 119,6 148,8 114,4<br />
Quellen<br />
* Statistisches Landesamt Baden-Württemberg<br />
** Bundesagentur für Arbeit<br />
*** GfK, Nürnberg<br />
Wir machen,<br />
dass das eine Bank ist.<br />
Ja, ganz richtig.<br />
Denn wir machen aus jeder Parkbank,<br />
jedem Café-Stuhl,<br />
jedem Baumstumpf eine Bankfiliale.<br />
Dank unserer bequemen Apps,<br />
die wir für die Volks- und Raiffeisenbanken<br />
entwickeln.<br />
Und wir sind die, die zig Millionen<br />
Kontobewegungen auf dem absolut<br />
genauesten Stand halten.<br />
In mehreren Rechenzentren natürlich –<br />
doppelt gemoppelt hält besser!<br />
Wir sind also eine von diesen sagenhaften Firmen,<br />
von denen man als Normalsterblicher<br />
noch nie gehört hat,<br />
die aber Deutschland am Laufen halten.<br />
Schon seit Jahrzehnten.<br />
Nun, jetzt haben Sie ja von uns gehört.<br />
Und denken vielleicht auf der nächsten<br />
Parkbank an uns.<br />
108 NR 63 <strong>2020</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL
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13.350 Mietwohnungen sind wir der größte Vermieter in<br />
Karlsruhe. Wir bemühen uns um soziale Ausgewogenheit<br />
und setzen uns für Nachhaltigkeit ein.<br />
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