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Leseprobe_Don Juan wird Sechzig

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DON JUAN WIRD SECHZIG


Robert Schindel<br />

DON JUAN WIRD SECHZIG<br />

Heiteres Drama<br />

Mit Zeichnungen von<br />

E.R.Denk


In Kooperation mit dem <strong>Don</strong> <strong>Juan</strong> Archiv Wien<br />

www.donjuanarchiv.at<br />

Gedruckt mit freundlicher Unterstützung von:<br />

MA 7 – Kulturabteilung der Stadt Wien<br />

Bundeskanzleramt<br />

Umschlagbild und Illustrationen: E.R.Denk<br />

Alle Rechte vorbehalten.<br />

© HOLLITZER Verlag, Wien 2015<br />

www.hollitzer.at<br />

ISBN 978-3-99012-166-5 hbk<br />

ISBN 978-3-99012-167-2 pdf<br />

ISBN 978-3-99012-168-9 epub


VORWORT<br />

Robert Schindels <strong>Don</strong> <strong>Juan</strong> <strong>wird</strong> sechzig ist ein literarischer Text<br />

der – obwohl für die Bühne geschrieben – so ausdrucksstark,<br />

unterhaltsam und flüssig zu lesen ist, dass er vom Lesepublikum<br />

mit Vergnügen wie ein Roman rezipiert werden kann. Für den<br />

Hollitzer Verlag war es ein Glücksfall, als dieses heitere Drama im<br />

Sommer 2013 über Vermittlung einer gemein samen Bekannten,<br />

Käthe Springer von der Redaktion Tagbau, den Weg ins <strong>Don</strong> <strong>Juan</strong><br />

Archiv Wien fand. In diesem Archiv, einer Wiener Forschungsinstitution,<br />

die sich der Geschichte und Rezeption des <strong>Don</strong>-<strong>Juan</strong>-<br />

Stoffes bis zu Lorenzo da Pontes und Wolfgang Amadé Mozarts<br />

<strong>Don</strong> Giovanni widmet, wurde das Libretto zunächst einmal katalogisiert<br />

und – gelesen. Ab diesem Zeitpunkt war klar: Dieses Stück<br />

ist ein literarischer Schatz, welcher der Öffentlichkeit nicht länger<br />

vorenthalten werden sollte.<br />

Wir hoffen, mit dieser Veröffentlichung dazu beizutragen, dass es<br />

in naher Zukunft auch zur Uraufführung der vollständig als zeitgenössische<br />

Oper von Dirk D’Ase komponierten Fassung kommt.<br />

Wien, im Januar 2015<br />

Michael Hüttler<br />

Verlagsleiter Hollitzer Verlag und<br />

vormaliger Direktor des <strong>Don</strong> <strong>Juan</strong> Archiv Wien<br />

7


Robert Schindel<br />

DON JUAN WIRD SECHZIG<br />

Heiteres Drama


Besetzung<br />

Joseph ( Joschi) Herzog<br />

(Privatier, reicher Erbe, Jahrgang 1944,<br />

schlank, soigniert)<br />

Konstantin<br />

( Journalist, 52 Jahre, Jahrgang 1951,<br />

bester Freund des Herzog seit vielen<br />

Jahrzehnten)<br />

Juliane ( Juli)<br />

(Hausfrau, früher Philosophielehrerin,<br />

Jahrgang 1946, erste Liebe des Herzog)<br />

Katharina<br />

(Maklerin, Jahrgang 1950, große Liebe des<br />

Herzog in der 68er-Zeit, Mutter seines<br />

Sohnes)<br />

Deborah<br />

(Filmemacherin, Jahrgang 1968,<br />

Eltern flüchteten 1968 mit ihr<br />

im Mutterleib aus Prag nach Wien)<br />

Yassir-Ché<br />

(Sohn von Herzog und Katharina,<br />

drogenkrank, Jahrgang 1968)<br />

Hoher Bariton<br />

Tenor<br />

Sopran<br />

Sopran<br />

Mezzosopran<br />

Tenor<br />

Jean-Paul Sartre<br />

(Philosoph und Schriftsteller, Jahrgang 1905)<br />

Rudi Dutschke<br />

(Studentenführer, Jahrgang 1940)<br />

10


Rabbi Löw<br />

(Rabbiner zu Prag, Jahrgang 1512,<br />

angeblicher Schöpfer des Golem,<br />

Retter der Prager Juden, wegen seines<br />

guten Einvernehmens mit Rudolf II.)<br />

Simone de Beauvoir<br />

(Philosophin und Schriftstellerin,<br />

Jahrgang 1908)<br />

Maya<br />

(besonders attraktiv, Jugend und Reife<br />

verkörpernd)<br />

Silvia<br />

(Privateuse, Jahrgang 1948, alte, beste<br />

Freundin von Herzog)<br />

Passanten, Studenten, Polizisten,<br />

Demonstranten, Geburtstagsgäste<br />

Bass-Bariton*<br />

Mezzosopran**<br />

Sopran<br />

(Chorsolistin)<br />

Chor<br />

Komparsen<br />

Spielt in Wien, Paris, Berlin und Prag<br />

in den Jahren 1962, 1967, 1989 und um 2004<br />

* Die drei Rollen sollten vom selben Sänger gesungen werden.<br />

** Diese beiden Rollen sollten von einer Sängerin gesungen werden.<br />

11


ERSTER AKT<br />

Erste Szene<br />

Joschi Herzog, allein, später Konstantin<br />

2004: In der Wohnung von Joschi Herzog. Er sitzt neben einem<br />

Teetisch vor einem offenen Kamin in einem Ohrensessel, trägt einen<br />

eleganten Schlafrock. Das Wohnzimmer ist sehr eklektizistisch eingerichtet.<br />

Alte Möbel neben modernen etc. Gegenüber dem Kamin<br />

sind die Kommunikationsmaschinen angehäuft: Flachbildfernseher,<br />

DVD- und Videorecorder. Im Hintergrund ist ein Fenster, draußen<br />

ist es dunkel.<br />

Herzog:<br />

Es ist im Schneegehunds die Winterspur<br />

Die Flocken fallen träge ins Gebell.<br />

Da stapf ich durch. Nachtfrost beschweigt mein Haar<br />

Nur fort. Geschritten fort und fort.<br />

Da hin, alsdort sich nun mein Kreis<br />

Sich bindet an den Herzakkord.<br />

Er steht auf, geht zum Fenster, hernach dreht er den Fern seher<br />

auf, man hört die Signation zu den österreichischen Nachrichten.<br />

Noch bevor ein Sprecher am Bildschirm erscheint,<br />

dreht er den Apparat wieder ab, wandert durch das Zimmer.<br />

Wohin ich schau und was ich weiß,<br />

Verweht ist es und nicht mehr dort,<br />

Sodass, was werden sollt, auch nicht geschah.<br />

Es ist im Schneegehunds die Greisenspur<br />

Und eiserstarrt bin ich und bald zur Stell.<br />

13


Es bleibt vom Stapfen leises Echo nur<br />

Nachtfrost beschweigt mein Haar<br />

Mein allerletzter bellender Gesell.<br />

Moment<br />

Setzt sich wiederum in den Sessel.<br />

Steht wieder auf, holt sich eine Karaffe und ein Rotweinglas.<br />

Wieder zurück beim Teetisch will er sich ein Glas Rotwein<br />

einschenken, da läutet das Telefon, welches auf dem Teetisch<br />

steht.<br />

Er legt den Hörer auf den Tisch schenkt sich den Rotwein ein,<br />

setzt sich, macht einen Schluck, dann nimmt er den Hörer.<br />

Was gibt’s?<br />

––<br />

Servus Silvia.<br />

––<br />

Das ist ja ganz reizend von dir. Aber ich hab ja noch gar<br />

nicht Geburtstag<br />

––<br />

Ah dann bist du nicht da, deswegen willst du mir jetzt heut<br />

––<br />

––<br />

Das bringt aber Unglück.<br />

––<br />

Ob abergläubisch oder nicht.<br />

Dieser Geburtstag läutet mein Unglück ein<br />

Vielmehr setzt es fort.<br />

––<br />

Kind, ich bin nicht depressiv<br />

Ich weiß bloß, was es nun<br />

14


Geschlagen hat. Du tust ja<br />

Gut daran<br />

An meinem Fest nicht teilzunehmen<br />

Bin nicht beleidigt<br />

Dass meine liebste Freundin<br />

An diesem Geburtstag in den Dolomiten<br />

Schifahren muss. Ich sehs<br />

Als einen Fingerzeig<br />

Dass ich das ganze Fest nicht<br />

Hätte machen sollen.<br />

––<br />

Nein Silvia, du gehst nicht stornieren<br />

Wünsche dir besten Pulverschnee<br />

Und einen Himmel mit den Wolkenbildern<br />

Wie einst in Puchenstuben über uns<br />

Adieu.<br />

Er legt auf. Macht einen tiefen Schluck.<br />

Sie sollten fern mir bleiben alle, alle.<br />

Ich sag die ganze Party ab<br />

Und fahr nach Puchenstuben ganz allein<br />

Werde vergnügt zwischen den Tannen<br />

Mein Alter äußerln führen<br />

Und am Abend<br />

Von keiner Frau begleitet<br />

Ins Hotel<br />

Auf Du und Du mit meinem neuen Freund<br />

Dem Nachtfrost<br />

Es läutet. Herzog geht hinaus, schaltet dabei den CD- Player<br />

ein. Das Zimmer ist leer, wir hören Musik, bis Herzog mit<br />

Konstantin das Zimmer betritt.<br />

15


Konstantin:<br />

Was spielst du da?<br />

Herzog:<br />

Ach einen von den Supermodernen, wie du hörst.<br />

Konstantin:<br />

Nett.<br />

Herzog:<br />

Das ist nicht nett, das ist doch Kunst<br />

Wie Meister Brecht zu sagen pflegte.<br />

16<br />

Naja<br />

Sie setzen sich um den Teetisch. Herzog schenkt Konstantin<br />

ein. Sie schweigen und hören ein bissl der Musik zu. Herzog<br />

greift zur Fernbedienung und dreht die Musik ab.<br />

Konstantin:<br />

Mein lieber Freund, ich seh dich wieder<br />

So melancholisch auf den Alltag blicken<br />

Rennt dir dein Geist voraus und schleppt<br />

Die Augenblicke mit, sodass sie nur<br />

Beim Künftigen verweilen?<br />

Es ist still. Sie trinken und schweigen.<br />

Herzog:<br />

Wenn es bloß was Ordentliches gäb im Künftigen!<br />

Doch seh ich hinterm Hügel und bergab<br />

Die Serpentinen leise abwärts führen<br />

In einer wahrlich faden Landschaft<br />

Hin zu den Sümpfen gar nicht weit<br />

Und das Gestade voll von Nierensteinen<br />

Gallensteinen, Aortaverengungen als Schilf


Das Wasser dort stammt aus den Füßen<br />

Bisweilen aus dem Bauch, der Lunge.<br />

Näherst du dich umschwirren dich Mücken<br />

Die stechen dir den Blutdruck in die Höh<br />

Und Tümpel siehst du voll mit Krebsen<br />

Konstantin<br />

Die Krebse kannst du auch schon früher haben.<br />

lachend:<br />

Herzog:<br />

In der Zusammenrottung nicht. Und näher ich mich<br />

schnell<br />

Dem Superort, denn stehen bleiben<br />

Gelang noch keinem, höchstens hin sich beamen<br />

Rinnen mir im nackten Dasein unaufhaltsam<br />

Gedanken aus dem Hirn und plumpsen<br />

Mir vor die Füße, die bald nicht<br />

Mehr gehen.<br />

Dann, wenn die Silvia kommt zurück<br />

Aus ihren Dolomiten, kann sie mich<br />

Von da nach dort rollen, das gönn ich ihr.<br />

Konstantin:<br />

Die Silvia kommt also gar nicht zum Fest.<br />

Das ist die Einzige, sonst kommen alle, alle<br />

Und die dich nicht so mögen<br />

Kommen gern.<br />

Herzog:<br />

Das glaub ich, wie beim Grab, da<br />

Sind sie auch die Ersten<br />

Um sich zu überzeugen, dass …<br />

Macht Selbstmordgeste.<br />

17


Konstantin:<br />

Jetzt ists genug. Die Viertelstunde ist vorbei<br />

Jetzt wende dich dem prallen Leben zu<br />

Zeigt auf sich.<br />

Und red mit mir.<br />

Joschi, mein Gott, mit sechzig heutzutag<br />

Sind weit die Todessümpfe, kokettier<br />

Mir nicht so stark, sonst …<br />

Herzog:<br />

Ich kokettiere nicht.<br />

Blick ich zurück,<br />

Was seh ich dann?<br />

Was ist passiert,<br />

Was habe ich erreicht in diesem Leben?<br />

Konstantin:<br />

Vom Kanzler aufwärts bis zum<br />

Von keinem wahrgenommenen Genie<br />

Kann einer sagen, dass er was erreicht hat.<br />

Was brüstest du dich pünktlich mit der Frage?<br />

Droht mit dem Finger.<br />

Herzog<br />

steht auf, tigert durch den Raum:<br />

Seit ich begonnen hab zu zählen<br />

Schamhaare unten, ich war dreizehn<br />

Von tief unten kam die Lust<br />

Fuhr mir ins Becken, in den Leib<br />

Ich wusst von nichts, doch wie ein Käfer<br />

Kroch eine Süße mir den Rücken lang<br />

Verbimmelte mir wohl die Jugend<br />

18


Emphatisch.<br />

Die Linienführung eines andren Menschen<br />

Anderen Geschlechts von dem kompakten Blick<br />

Abwärts zu den rätselhaften Herrlichkeiten<br />

Des Leibes, seis ein Honigtopf<br />

Seis eine zugeschnitzte Landschaft<br />

Oder, was mich besonders<br />

Ins aberwitzige Geschwitz verbrachte<br />

Der helle Geist inmitten von Gestalt.<br />

Geht herum, wischt sich das Gesicht, greift sich in den<br />

Schritt, wirft sich in den Ohrensessel.<br />

Dann hab ich sie, ihr wundersamtner Blick<br />

In meinen Achselhöhlen, und ich atme<br />

Mich rauf die Jakobsleiter der Glückseligkeit.<br />

Wend mich ihr zu, fremd und harmlos<br />

Liegt sie mir bei und jede jede<br />

Verliert, kaum wohne ich in ihr.<br />

Und alles <strong>wird</strong> mir fad<br />

Und ganz gewöhnlich.<br />

Funkelt Konstantin an.<br />

Verliere immer immer die Begierde<br />

Kaum, dass ich sie gewonnen<br />

Und genommen<br />

Ohn Ausnahm und nun steh ich da<br />

Hab nichts von allen wunderbaren Frauen<br />

In mein Dasein mitgebracht und steh<br />

Als hätt ich keine je gekannt.<br />

Konstantin:<br />

Der Funkenflug, um den herum<br />

Du dich da drehst und wendest<br />

Verliert sich mit der Zeit bei jedem.<br />

19


20<br />

Du willst den Sabbat immerzu<br />

Bei jedem Akt, bei jedem Tun<br />

Der Alltag ist dir Feind, doch leben<br />

Wir ungenierte Menschen stets im Alltag<br />

Bescheiden uns und händeln<br />

Was auf uns kommt an großen und an kleinen<br />

Ereignissen, beschirmen uns mit ihnen.<br />

Du aber willst Besonderheiten<br />

In jedem Augenblick.<br />

Die schönste Frau<br />

Naht sie als Wiederholung<br />

Wird dir fad.<br />

Herzog:<br />

Was redest du mir nach dem Mund?<br />

Was kann ich tun dagegen, denn das Arge<br />

Meiner Sehnsucht geht gen Sicherheit<br />

Ich möchte steif sein beim Gedanken<br />

Dass eine lustdurchdrungne Frau<br />

Mit großem Augenrund<br />

Die Linke am Geländer<br />

Die Rechte fest an meinen Hoden<br />

Mit mir die Serpentinen abwärts steigt<br />

Zu jenem Ort und noch im Sterben<br />

Will ich die Brüste und den Hintern<br />

Haben in der letzten schmächtigen Umarmung.<br />

Ach, Konstantin, ich kann<br />

Begierde nicht bei mir behalten<br />

Sodass aus ihr die Liebe nicht und nicht<br />

Erwächst, erwachsen kann.<br />

Steht wieder auf.


Drum steh ich da,<br />

Ein Mann von sechzig<br />

Kaum geboren.<br />

Konstantin steht auf, schaltet den CD-Player ein. Die vorige<br />

moderne Musik erklingt. Nun geht er etwas im Zimmer<br />

auf und ab. Schließlich stellt er den Player ab, baut sich vor<br />

Herzog auf.<br />

Konstantin:<br />

Dem Menschen kann geholfen werden, dem Manne<br />

Es gibt in deinem Streben nach dem Andern<br />

Ein Ichgezwist, ein Fehler, der dich<br />

Ins Äußere der Liebessachverhalte<br />

Verbannt. Doch dieser Fehler,<br />

Den immer du begehst, der dir passiert,<br />

Den löst du nicht mit immer neuen Frauen<br />

Mit immer neuem Abgesenk deiner Begierde.<br />

Konstantin schenkt sich Wein ein, nach Zögern auch seinem<br />

Freund.<br />

Du musst, mein lieber Schwan<br />

Die größten deiner Lieben, alle<br />

Die dir die Nerven aufgekratzt und die<br />

Du nicht vergessen hast, aufs Neue eingemeinden<br />

Mit Leib und Geist betunken kurz und um:<br />

Machs nochmal Joschi, krieg heraus<br />

Was dir den Trieb beim feinsten aller Leiber<br />

Beim klügsten aller Geister<br />

Beim pochendsten aller Herzen<br />

Verschrumpelt hat.<br />

21


Machs nochmal Joschi, suche dir von allen<br />

Die du, die dich geliebt, die Wichtigsten<br />

Die Schwierigsten, die Wachesten heraus<br />

Und lege ihnen noch einmal<br />

Kopf, Bauch und Hoden<br />

Vor die Füße.<br />

Herzog:<br />

Ich soll nochmals<br />

Die Wichtigsten meines Trümmerlebens<br />

Aufrufen, nochmals<br />

Die geschwundenen Begierden<br />

Onanieren?<br />

Herzog ist aufgesprungen, hellwach.<br />

Konstantin:<br />

Du blöder Kerl. Das Onanieren<br />

Ist füglich stets das Hauptgeschäft der Männer,<br />

Grad das vermeid. Hinein<br />

Hinein ins ganze Leben deiner großen Lieben<br />

Voran mit Herz und Arsch und Hirn<br />

Das rat ich dir.<br />

Dann ists zu Ende mit dem Allgejeier<br />

Und sogar du kannst eingehn ins Gemeine<br />

Der Liebe.<br />

Herzog:<br />

Krieg ich wahrlich<br />

Für ganz gemeine Liebe einen hoch?<br />

Konstantin:<br />

Nur so.<br />

22


Herzog:<br />

Das will ich allerdings<br />

Nun wissen. Weißt du noch<br />

Die Juli?<br />

Konstantin:<br />

Die Juli? Klar. Die Existenz.<br />

Herzog:<br />

Die Juli<br />

Sie wollte fort<br />

Von dem Tyrannenvater<br />

Ins Quartier Latin<br />

Zu den bärtigen Künstlern<br />

Sie liebte mich ganz<br />

Ohne Trauschein<br />

Die Juli in Paris,<br />

Der großen Herbstzeitlosen.<br />

Verwandlung.<br />

Zweite Szene<br />

1962: Der Platz vor der Kirche St.-Germain-des-Prés. Passanten,<br />

im Hintergrund das Café Les Deux Magots, auf der anderen Seite<br />

das Café de Flore. Im Café de Flore sitzt Jean-Paul Sartre vor einem<br />

Glas Pernod. Er liest Le Monde. Ein Verehrer kommt und bringt ihm<br />

die Post. Sartre weist auf den Stuhl neben sich, der Verehrer setzt sich.<br />

Sartre öffnet ein Kuvert.<br />

Sartre:<br />

Von meinem jungen Dichterfreund Rob Weiss<br />

Zwei neue Texte auf Paris. Er ist gebannt von dieser Stadt<br />

Hören Sie zu:<br />

23

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