00_Freizeitschrift_Ausg_Nr_48--07-2020_GESAMT
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Grüß Gott ... !<br />
Herausgeber Sascha Ruck<br />
(Foto: Anja Ostermann)<br />
Jaja, das sind schon wirklich<br />
verrückte Zeiten. Monate, die<br />
uns allen auf vielen Ebenen<br />
einen dicken Strich durch die<br />
Rechnung machen. Und da wir<br />
nicht so wirklich wissen, wo<br />
das alles noch hinführt, tasten<br />
auch wir uns lieber erst einmal<br />
mit einer dünneren, vorsichtigen<br />
FreiZeitSchrift wieder<br />
ganz langsam nach vorne.<br />
Eine Art sommerlich-bunte Orientierungshilfe<br />
für das, was<br />
mittlerweile im Fünfseenland,<br />
im Pfaffenwinkel und in der<br />
Ammersee-Lech-Region bereits<br />
wieder möglich ist.<br />
Aber es waren auch Monate, die<br />
von Angst und Hoffnung gleichermaßen<br />
geprägt waren und<br />
die einmal mehr aufzeigten,<br />
wie sinnvoll es sein kann, bei<br />
sich selbst „zuhause zu bleiben“,<br />
einfach nur zu beobachten<br />
und mehr der Inspiration statt<br />
der Information zu vertrauen.<br />
Die Schattenseite eines solchen<br />
Stillstands: Man taucht viel zu<br />
oft in die Abgründe verschiedener<br />
Social-Media-Kanäle ein<br />
und kommt - selbst bei kritischem<br />
Hinterfragen - aus dem<br />
Staunen nicht mehr heraus! Unfassbar,<br />
was da alles für Hirngespinste<br />
durchs Netz geistern,<br />
die von sich behaupten, „erwacht“<br />
und im „Besitz der Wahrheit“<br />
zu sein und gleichzeitig<br />
Hetz- und Giftpfeile gegen Andersdenkende<br />
abschießen. Uns<br />
allen, aber jenen ganz besonders,<br />
sei folgende Geschichte<br />
ans Herz gelegt - in der Hoffnung,<br />
dass Humor und Mitgefühl<br />
sowohl online wie auch offline<br />
bald wieder die Oberhand gewinnen:<br />
Der Tempel<br />
der 1<strong>00</strong>0 Spiegel<br />
„Es war einmal in Indien, in<br />
einem großen Tempel, dessen<br />
Wände und Türme aus reinem<br />
Gold bestanden. Im Inneren des<br />
Tempels spiegelte sich das Licht<br />
tausendfach, denn die Wände<br />
waren alle mit Spiegeln ausgekleidet.<br />
Der undurchdringliche<br />
indische Urwald umhüllte das<br />
Gold des sagenhaften Tempels<br />
wie ein sanftes Tuch und so haben<br />
nur sehr wenige Geschöpfe<br />
ihn jemals zu Gesicht bekommen.<br />
Ein Hund jedoch, der in einem<br />
Dorf am Rand des Dschungels<br />
lebte, verirrte sich einst in<br />
dem Dickicht. Er lief immer<br />
weiter und suchte nach seinem<br />
Weg, bis er plötzlich vor den<br />
goldenen Ruinen stand. Seine<br />
Entdeckung ließ sein Herz<br />
freudig pochen, denn wenn<br />
er auch noch nicht den Heimweg<br />
gefunden hatte, so fand<br />
er doch diesen Goldschatz, der<br />
ihn reich machen würde. Erregt<br />
lief er durch den Eingang in<br />
das Innere des Tempels, der von<br />
einem seltsamen Lichtglanz erfüllt<br />
war.<br />
Doch wie erschrak er, als er<br />
sich plötzlich tausend Hunden<br />
gegenüber sah. Sofort dachte<br />
er, die anderen seien ihm<br />
zuvor gekommen, und mit bösem<br />
Blick schaute er sie an. Doch<br />
wohin er sich auch wandte, er<br />
sah lauter Hunde, die ihn mit<br />
bösem Blick anstarrten. Er<br />
fletschte die Zähne und knurrte<br />
leise und überall knurrte es<br />
zwischen gefletschten Zähnen<br />
zurück. In seine Enttäuschung<br />
mischte sich Wut, und er begann<br />
laut zu bellen und zu kläffen.<br />
Doch aus allen Richtungen sah<br />
er Hunde ebenso zurückbellen.<br />
Nun mischte sich Angst in seine<br />
Wut, er fühlte sich umkreist<br />
und bedroht bei jedem Schritt.<br />
Wild rannte er im Kreis herum,<br />
versuchte zu entkommen und<br />
Panik machte sich breit. Doch<br />
die anderen Hunde blieben ihm<br />
immer auf den Fersen und ließen<br />
sich durch keinen Sprung<br />
und keine List abschütteln.<br />
Erschöpft vor Enttäuschung,<br />
Wut und Angst taumelte er und<br />
rannte schließlich aus dem<br />
Tempel davon.<br />
Einige Zeit später jedoch kam<br />
ein anderer Hund zu diesem<br />
Tempel. Auch dieser Hund freute<br />
sich über seine Entdeckung<br />
und gespannt lief er ins Innere.<br />
Wie staunte er, als er sich<br />
plötzlich von tausend Hunden<br />
umringt sah. Doch sein Herz<br />
machte einen Freudensprung,<br />
denn da waren so viele andere<br />
lieben Hunde rund um ihn.<br />
Freudig wedelte er mit seinem<br />
Schwanz und tausend Hunde<br />
wedelten<br />
zurück.<br />
Darüber<br />
freute er<br />
sich noch<br />
mehr und<br />
sah, wie<br />
sich auch die<br />
anderen noch<br />
mehr freuten. So<br />
nahm die Freude<br />
ständig zu.<br />
Und noch<br />
viele Jahre<br />
später, als<br />
er schon<br />
längst wieder den Weg zurück<br />
zu seinem Dorf gefunden hatte,<br />
besuchte der Hund immer wieder<br />
den Tempel der tausend Spiegel,<br />
um sich mit den anderen Hunden<br />
zu freuen“.<br />
Alles Liebe!<br />
Ihr Sascha Ruck<br />
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