Die Neue Hochschule Heft 4/2020
Zeitschrift des hlb Hochschullehrerbund e.V. - Themenschwerpunkt: Hochschulzulassung
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31<br />
Hochschulzulassung<br />
<strong>Hochschule</strong>ignungstests<br />
Abiturnote – nur einen stichprobenartigen<br />
Ausschnitt des Wissens und der Fähigkeiten<br />
abprüfen und sind dadurch auch nicht<br />
aussagekräftiger als die Abiturnote.“<br />
Der Hochschulzugang sowie ein gerechteres<br />
Auswahlverfahren für Studienplätze<br />
sind ein wiederkehrendes Diskussionsthema<br />
im Bildungsbereich. So gelten etwa<br />
ab diesem Jahr neue Zulassungsregeln<br />
im Medizinstudium. In vielen Auswahlverfahren<br />
bei zulassungsbeschränkten<br />
Studienplätzen spielt in Deutschland<br />
die Abiturnote noch eine zentrale Rolle.<br />
Vor dem Hintergrund der Corona-Krise<br />
und der Unsicherheit, ob reguläre Abiturprüfungen<br />
durchführbar sind, diskutieren<br />
Bildungsexperten nun den stärkeren<br />
Einsatz anderer Bewertungsverfahren,<br />
wie etwa Eignungsprüfungen. Das CHE-<br />
Format CHECK zum Hochschulzugang<br />
in Deutschland zeigt, dass aktuell rund<br />
40 Prozent aller Bachelor-Studiengänge<br />
zulassungsbeschränkt sind und daher<br />
unter anderem die Abiturnote bei der<br />
Studienplatzvergabe berücksichtigen.<br />
Kunst- oder Musikhochschulen setzen<br />
fast flächendeckend Eignungsprüfungen<br />
zur Feststellung der speziellen Eignung<br />
für die künstlerischen Fächer ein. Für<br />
ein Sportstudium muss man seine sportliche<br />
Eignung ebenfalls in einem speziellen<br />
Test nachweisen. Hier geht es um<br />
Eignung im Sinne von „ja oder nein“. Mit<br />
Auswahltests werden hingegen knappe<br />
Studienplätze an die geeignetsten Bewerberinnen<br />
und Bewerber vergeben. Prominentestes<br />
Beispiel ist der Test für medizinische<br />
Studiengänge (TMS), der mittlerweile<br />
von nahezu allen medizinischen Fakultäten<br />
bei der Bewerberinnen- und Bewerberauswahl<br />
berücksichtigt wird. Bei den übrigen<br />
Fächern spielt das Thema Tests nur<br />
eine untergeordnete Rolle. So nutzen nur<br />
18 Prozent aller Fachbereiche obligatorische<br />
Auswahl- oder Eignungstests bei der<br />
Studienplatzvergabe, wie eine Auswertung<br />
des CHE aus dem Jahr 2018 zeigt. Tests<br />
kommen beispielweise in den Bereichen<br />
Architektur (45 Prozent), Anglistik/Amerikanistik<br />
(35 Prozent), BWL (33 Prozent)<br />
und Soziale Arbeit (31 Prozent) vergleichsweise<br />
häufig zum Einsatz. Eine digitale<br />
Variante der Eignungstests, sogenannte<br />
Self-Assessments, nutzen bereits mehr als<br />
ein Drittel (35 Prozent) aller Fachbereiche.<br />
Hierbei können Studieninteressierte<br />
durch Online-Selbsttests herausfinden, ob<br />
sie die Anforderungen für ein Studium im<br />
gewünschten Fach mitbringen. Das Ergebnis<br />
des Self-Assessments wird aber nur den<br />
Studieninteressierten bekannt und fließt<br />
nicht in die Auswahlentscheidung ein.<br />
Beim Einsatz von Self-Assessments<br />
zeigt der CHECK auch regionale Unterschiede.<br />
Während etwa in Baden-Württemberg<br />
knapp die Hälfte der Fachbereiche<br />
angab, eigene obligatorische oder<br />
freiwillige Self-Assessments einzusetzen,<br />
waren es in Brandenburg nur vier Prozent.<br />
Cort-Denis Hachmeister verdeutlicht die<br />
Vor- und Nachteile beim Einsatz solcher<br />
Tests: „Einerseits bieten Eignungstests<br />
die von vielen gewünschte bundesweite<br />
Vergleichbarkeit über Wissen und Kompetenzen<br />
von Bewerberinnen und Bewerbern.<br />
Andererseits sind gut gemachte<br />
Eignungsprüfungen zeitlich und finanziell<br />
aufwendig und somit kaum flächendeckend<br />
in allen Fächern durchführbar. Auch<br />
können solche Verfahren – anders als die<br />
Foto: CHE<br />
Letztlich erlaube sowohl die Abiturnote<br />
als auch eine gute Eignungsprüfung<br />
nur eine begrenzte Vorhersage des<br />
Studienerfolgs, so der Experte für Hochschulzulassung<br />
beim CHE Centrum für<br />
<strong>Hochschule</strong>ntwicklung. Zu vielfältig seien<br />
Studienerfolgsfaktoren wie Motivation,<br />
Betreuung durch die <strong>Hochschule</strong> und<br />
nicht zuletzt finanzielle Aspekte wie eine<br />
auskömmliche Studienfinanzierung.<br />
Der Autor des „CHECK Hochschulzugang<br />
in Deutschland“ plädiert deshalb für<br />
ein stärkeres Zusammenspiel der bisher<br />
verfügbaren Auswahlelemente von der<br />
Abiturnote über Eignungstests bis zur<br />
Berücksichtigung von Praxiserfahrung, wie<br />
es etwa beim Medizinstudium der Fall ist.<br />
„Auch eine Studieneingangs- und Orientierungsphase,<br />
die man zunächst ‚bestehen‘<br />
muss, um weiterstudieren zu können,<br />
könnte für deutsche <strong>Hochschule</strong>n ein interessanter<br />
Weg für die Zukunft sein“, so<br />
Cort-Denis Hachmeister.<br />
https://www.che.de/download/<br />
check_hochschulzugang/<br />
Berlin<br />
CHE<br />
Pauschaler<br />
Zuschuss zur Krankenversicherung<br />
Nach Hamburg, Bremen, Brandenburg<br />
und Thüringen hat nun auch Berlin die<br />
„pauschale Beihilfe“ eingeführt. Beamtinnen<br />
und Beamte, die sich für diese<br />
Möglichkeit entscheiden, erhalten anstelle<br />
einer Beihilfe für konkret abgerechnete<br />
Krankheitsfälle einen Zuschuss zu<br />
den monatlichen Beiträgen für eine Vollversicherung<br />
in der gesetzlichen oder<br />
privaten Krankenversicherung.<br />
Red.<br />
DNH 06 | 2019