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Broschüre St Marien

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Herzlich willkommen in der

St. Marien Kirche

Prenzlau


Damit Sie sich zurechtfinden

Kirchengemeinde Prenzlau ................................... 5 - 6

Baugeschichte .................................................................. 7

Rundgang: Gewölbe ................................................. 7 - 9

Rundgang: Die historischen Orgeln ................ 10 - 13

Rundgang: Der Altar .............................................. 14 - 15

Rundgang: Die Fenster-Rosette ............................... 16

Rundgang: Margarethenkapelle ....................... 17 - 18

Rundgang: Ostgiebel ................................................... 19

Geschichte .............................................................. 20 - 21

Zur Anregung ................................................................. 22


Wer unter dem Schutz des Höchsten wohnt,

wer im Schatten des Gewaltigen übernachtet –

der sagt wie ich über den HERRN:

»Meine Zuflucht ist er und meine Burg,

mein Gott, ihm will ich vertrauen!«

Er breitet seine Schwingen aus über dir.

Unter seinen Flügeln findest du Schutz.

Wie ein Schild schützt dich seine Treue,

wie eine Schutzmauer umgibt sie dich.

Du musst keine Angst mehr haben.

Denn er wird seinen Engeln befehlen,

dich zu beschützen, wohin du auch gehst.

Auf ihren Händen sollen sie dich tragen,

damit dein Fuß nicht an einen Stein stößt.

Psalm 91

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St. Marien

© ahua – stock.adobe.com


Schön, dass Sie da sind!

Liebe Besucherinnen und Besucher,

schön, dass Sie den Weg in die St. Marien Kirche Prenzlau

gefunden haben. Sie sehen ja selbst: Eine besondere

Kirche in einer wunderschönen Umgebung. Mit

reicher Geschichte und lebendiger Gegenwart.

Dieser Kirchenbau ist die Nase der Stadt Prenzlau und

schon aus weiter Entfernung lädt er zu einem Besuch

ein. Nehmen Sie sich einen Moment Zeit, schauen Sie

sich um und seien Sie zu einem stillen Gebet eingeladen.

Ihr Rundgang durch unsere Kirche lädt Sie auf eine Reihe

von sehenswerten Details. Diese Broschüre kann

dabei Ihr Wegweiser sein – und Ihnen hoffentlich den

Weg zu mancher Entdeckung zeigen.

Viel Freude in unserer Kirche

Ihre

Evangelische Kirchengemeinde Prenzlau

EVANGELISCHE KIRCHENGEMEINDE

Prenzlau

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Kirchengemeinde Prenzlau und St. Marien

Die Kirchengemeinde Prenzlau mit ca. 2000 evangelischen

Christ*innen gehört zum Pfarramt Prenzlau mit

sechs weiteren Kirchengemeinden (Bietikow, Bertikow,

Seelübbe, Dauer, Güstow, Nieden) und insgesamt 11

Kirchen, davon allein vier in Prenzlau: St. Sabinen, St.

Marien, St. Nikolai und St. Jacobi. Lebendige Gemeinde

gestalten Mitarbeiter*innen für die Arbeit mit Kindern

und Jugendlichen, ein hauptamtlicher Kirchenmusiker

und kirchenmusikalische Honorarkräfte, drei Pfarrer*innen

im unterschiedlichen Arbeitsumfang, eine Sekretärin,

ein Hausmeister und viele ehrenamtliche Helfer.

Ob beim Weltrekordversuch im Dauersingen durch

das Singen aller Lieder des evangelischen Gesangbuches,

Pfadfindertagen im Wald, Gesprächskreisen zu

Glaubensfragen, in Posaunenklängen von den Türmen

der St. Marienkirche oder einem seifenblasenreichen

Familiengottesdienst, überall wird der christliche Glaube

in Gemeinschaft in Prenzlau erlebt.

St. Marien zu Prenzlau

ist nicht nur die größte

Kirche des Kirchenkreises

Uckermark, sondern

wurde im 13. Jahrhundert

auch besonders prunkvoll

mit zwei Türmen gebaut.

Als 1281 ein Brand die

Vorgängerkirche vernichtet

hatte, wurde die neue

Kirche im Stil der Norddeutschen

Backsteingotik

erbaut. Sie können an der

Westseite noch sehen,

wo die alten Kirchenwände

an die Türme anschlossen.

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St. Marien, Westseite

Vor der Kirche steht an der Süd-Westseite

das Denkmal Luthers, das 1903 nach

dem Vorbild des Originals in Worms

von Ernst Rietschel geschaffen wurde.


Baugeschichte und Wiederaufbau

Der Neubau wurde mit einem plastischen Schmuckgiebel

im Osten nach Vorbild des Kölner Doms, einem

Umgang und angedeuteter dreifacher Apsis versehen.

1512 wurde die Hallenkirche mit einem wertvollen Altar

der berühmten Lübecker Schnitzschule ausgestattet.

1945 brannte die Altstadt Prenzlaus und mit ihr St. Marien,

St. Jacobi, St. Maria-Magdalena und die Heiliggeistkapelle

unterhalb von St. Marien nieder.

Erst 1972 begann der Wiederaufbau

mit der Montage

eines Dachstuhls. 2020

wurde mit einer Förderung

des Bundes von 3,24 Mill.

Euro und einer ergänzenden

Förderung des Landes

das Gewölbe wieder

fertiggestellt. Als nächste

Schritte sind der Einbau

einer Westempore sowie

die Errichtung einer historischen

Orgel aus Schottland

bis 2022 geplant.

0 5 10 20 30 m

Grundriß St Marien

Wozu ein

Gewölbe?

Zu Zeiten, als man noch

keine Stahlträger hatte,

war es nicht ganz einfach,

breite Gebäude mit

einer steinernen Decke zu

Gewölbe in St. Marien

überspannen. Die runden,

romanischen Bögen, die bis in die Anfangszeit des

Mittelalters üblich waren, übten ganz gewaltige Schubkräfte

auf die Außenwände aus.

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Rundgang: Gewölbe

Entsprechend dick und nur mit ganz kleinen Fenstern

wurden die Wände gebaut. Durch die Entwicklung der

spitzen, gotischen Rippenbögen gelang es, die nach

außen drückenden Kräfte (in St. Marien ca. 600 Tonnen

Gewölbemasse) geschickt nach unten in die Pfeiler

und Außenwände umzuleiten. Dadurch sind schlankere

Wände und große Fenster möglich.

Wie entstand unser Gewölbe?

Anhand alter Bilder und vergleichbarer Gebäude wird

zuerst festgelegt, wie stark die Wölbung sein soll. Weiter

wurde vor dem Wiedereinbau das ganze Gebäude

genau auf Schadstellen untersucht, die von dem Einsturz

oder den Jahrzehnten ohne Dach herrühren.

Dann wurde ein Spezialgerüst errichtet, um die gewaltige

Masse erschütterungsfrei zu tragen. Auf diesem

Gerüst entstand die Arbeitsebene. Auf ihr wurden

schlanke Lehrgerüste gezimmert, auf denen die hervorstehenden

Gewölberippen gemauert wurden. Die

11 000 Rippensteine sind speziell für dieses Gebäude

angefertigt worden. Dazwischen wurde aus 120 000

Mauersteinen freihändig die Wölbung gemauert.

##

Spezialgerüst für St. Marien

Lehrgerüst mit Gewölberippen

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speziell geformte Rippensteine

Der größte Teil entstand also ohne eine Stützkonstruktion

unter den Steinen – ein echtes Kunststück für die

Maurer. Sie mussten von allen Seiten gleichmäßig mauern,

damit keine einseitigen Kräfte auf das Lehrgerüst

wirken. Nur wenige Reihen konnten pro Tag geschafft

werden.

Die Schlusssteine im Mittelschiff haben jeweils

ein Bildmotiv. Von Westen nach Osten

wurden folgende Darstellungen

verwendet:

Kreuz: Symbol des Christentums

Davidsstern: Symbol für das Volk

Israel als Wurzel des Christentums

Drei Kugeln: Symbol für die Dreifaltigkeit

– Gott Vater, Sohn und Heiliger Geist

Gottesauge: Auge in einem Dreieck

und Strahlenkranz, Zeichen der

Allmächtigkeit Gottes

Fisch: altes christliches Zeichen für

Jesus Christus.

Taube: symbolisiert den Heiligen Geist

Kreuz.

Schlussstein

Die Schlusssteine wurden von einem Steinmetz jeweils

aus einem Granitfindling herausgearbeitet. Die Findlinge

wurden auf uckermärkischen Feldern geborgen.

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Rundgang: Die historischen Orgeln

Im April 1945 verbrannte nach genau 100 Dienstjahren

die ehemalige Orgel von St. Marien. Sie wurde 1845

von Carl August Buchholz aus Berlin errichtet und umfasste

30 Register, verteilt auf zwei Manuale und Pedal.

Es dauerte über 70 Jahre, bis wieder Orgelklänge

durch St. Marien tönten. Am Tag des offenen Denkmals

2017 wurde die ehemalige Hausorgel von Helge

Schneider als Leihgabe von Kantor Hannes Ludwig in

St. Marien aufgestellt, um Andachten und Konzerte zu

ermöglichen (siehe Chororgel Südseite). Damit wurde

der Grundstein für ein einzigartiges Ensemble von historischen

Orgeln in der Kirche St. Marien gelegt.

Chororgel Südseite

Emil Nielsen, Aarhus/Dänemark, 1904

(Helge Schneiders ehemalige Hausorgel)

Emil Nielsen übernahm die Firma 1903 von seinem

Vater Friedrich Nielsen, der über 40 Jahre erfolgreich

Dänemark mit Orgeln beliefert hatte. Emil Nielsen war

zwar ein guter Orgelbauer, jedoch ein schlechter Geschäftsmann,

sodass er bereits 1906 bankrott war und

die Firma an den Orgelbauer A. C. Zachariasen verkaufen

musste. In den zwei Jahren als Firmeninhaber baute

Emil Nielsen etwa 35 Instrumente, von denen nur noch

zwei erhalten sind. Die kleine dänische Orgel wurde

ursprünglich 1906 für die Dorfkirche in Øster Starup

(Jütland) gebaut. Sie ist völlig im Originalzustand erhalten

und vermittelt ein authentisches Bild des dänischromantischen

Klangideals vor 100 Jahren. 1982 wurde

das Instrument an die nahe gelegene Musikschule von

Egtved verkauft und in der Kirche Øster Starup eine

neue Orgel von Marcussen & Søn errichtet.

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Chororgel Südseite, Emil Niesen, Aarhus/Dänemark, 1904

(Helge Schneiders ehemalige Hausorgel)

Anfang der 2000er Jahre gelangte die Orgel in den

Besitz des Komikers und Musikers Helge Schneider,

der sie für verschiedene CD-Produktionen benutzte

(u. a. 2009 „Komm hier haste ne Mark“).

2017 stand die ehemalige Haus-Orgel Helge Schneiders

wieder zum Verkauf und wurde von Kantor Hannes

Ludwig privat erworben und in St. Marien Prenzlau als

Leihgabe aufgestellt. Von den etwa 2700 dänischen

Orgeln datieren nur noch ca. 15 % aus der Zeit vor

1945, wodurch dieser kleinen, völlig original erhaltenen

Orgel eine besondere Bedeutung zuwächst.

Disposition:

Manual C-f3:

Bordun 16‘

Principal 8‘

Gedackt 8‘

Salicional 8‘

Octave 4‘

Super-Octavkoppel

pneumatische

Taschenladen

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Rundgang: Die historischen Orgeln

Chororgel Nordseite

Johann Michael Röder, 1742

ab September 2020 in St. Marien

Der Arp-Schnitger-Schüler Johann Michael Röder wirkte

in der 1. Hälfte des 18. Jahrhunderts in Berlin, Brandenburg

und Schlesien. Er schuf gewaltige Orgeln in

beeindruckender Prospektornamentik: 1713 Berlin Alte

Garnisonkirche (II/P, 23), 1720-22 Crossen (III/P, 55),

1721-25 Breslau (III/P, 56), 1726-29 Hirschberg (III/P,

50). Am Ende seines Lebens kehrte er nach Brandenburg

zurück und baute kleinere Orgeln für Greiffenberg

(1742) und Prenzlau (Heilig Geist Kapelle 1744, St.

Marien 1745). Heute existieren nur noch 2 Röder-Orgeln:

Das Instrument für die Dorotheenstädtische Kirche

Berlin (1717, 1833 nach Wesenberg in Mecklenburg

umgesetzt) und die Orgel von Greiffenberg. Dieses Instrument

wurde 2019 wegen massiver Bautätigkeit in

der dortigen Kirche auf Initiative von Kantor Hannes

Ludwig gesichert und bis zur Beendigung der Arbeiten

in der Marienkirche Prenzlau aufgestellt. Durch diesen

Zufall ist es möglich, dass man zurzeit in St. Marien wieder

Rödersche Klänge erleben kann – wie einst 1745.

Disposition:

Manual C,D,E-c3: Pedal C,D,E-c1

Gedact 8‘ Subbaß 16‘

Principal 4‘ Bordun 8‘

Flöte 4‘ Octave 4‘

Octava 2‘ Rauschquint 2f.

Quinta 1 1/2‘

Sedecima 1‘

Sesquialtera 2f.

Mixtur 3f.

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Sonne

Tremulant


Hauptorgel Westempore

William Hill & Son, London, 1904

ab 2022 in St. Marien

Auf der neu zu errichtenden Empore im Westen der

Kirche wird die „Queen von der Themse“ aufgebaut

werden. Ursprünglich wurde das Instrument mit 41 Registern,

verteilt auf 3 Manuale und Pedal, für die Kirche

im schottischen Kilbarchan im Jahre 1904 errichtet. Die

Disposition entwarf damals kein geringerer als der Organist

der berühmten Westminster Abbey in London,

Sir Frederick Bridge. Das Instrument galt seiner Zeit

als schönste Orgel Schottlands. Da die Kirche Kilbarchan

2016 geschlossen und verkauft wurde, bekam

die Evangelische Kirchengemeinde Prenzlau nach Vermittlung

durch Kantor Hannes Ludwig unter mehreren

Bewerbern (u. a. aus England, Polen, Italien und Australien)

den Zuschlag zur fachgerechten Restaurierung

und Umsetzung des Werkes. Diese wird durch die

Firma „Eberswalder Orgelbau“ ausgeführt.

Die Firma Hill existierte in London als königlicher Hoforgelbauer

von 1832 bis 1916 und wird als bedeutendste

und innovativste Orgelbaufirma dieser Zeit im Vereinigten

Königreich angesehen. Sie errichtete ihr Opus

Magnum und damit gleichzeitig die damals größte

Orgel der Welt im Jahre 1890 für die Town Hall Sydney

(Australien). Dieses gigantische Werk ist bis heute

erhalten und lässt 127 Register verteilt auf 5 Manuale

und Pedal erklingen. Der Prospektentwurf wurde nach

St. Jacobi Stralsund und St. Bravo/Haarlem gestaltet.

Weitere große Orgeln entstanden z. B. für York Minster

(1832, IV/70), Birmingham Town Hall (1834, IV/P,68),

Royal Panopticon (1853, IV/P, 61), Kings College Chapel

(1876, IV/P, 76) und Westminster Abbey (1909, V/P, 79).

In Prenzlau wird mit der restaurierten Hill-Orgel die

größte, unverändert erhaltene Orgel des englischen

Orgelbaues im kontinentalen Europa erklingen.

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Rundgang: Der Altar

Der Altar

Die Schnitzfiguren des Retabels vom Hochaltar der

Prenzlauer Marienkirche zeichnen sich durch die Lebendigkeit

und einen hohen Grad an Naturalismus aus.

Wie die Inschrift verrät, wurde das Retabel 1512 von

einer Lübecker Werkstatt angefertigt. Einzig die Figuren

sind verblieben, um von der Qualität des Retabels

zu zeugen. 1945 verbrannte der Mittelschrein und die

vier bemalten Seitenflügel, die Figuren überlebten den

Feuersturm, da sie in den Türmen zuvor eingemauert

worden waren, um sie vor der anrückenden Roten Armee

zu schützen. Am 30. Januar 1991 wurden die Figuren

(mit Ausnahme einer einzigen) gestohlen, zwei

gingen dabei verloren, die anderen wurden im Kölner

Rotlichtmilieu und im Antiquitätenhandel beschlagnahmt,

sowie unter Müll an einer Kölner Autobahnraststätte

gefunden und konnten im Sommer 1991 nach

Prenzlau zurückkehren. Unter den fachkundigen Händen

der Restauratorin Christiane Thiel wurden seitdem

schon einige Figuren wieder instand gesetzt.

Schwarz-Weiß-Fotografien halten das Erscheinungsbild

vor 1945 fest: Schrein, Predella und Gesprenge

ergaben eine Höhe von rund 8 Metern. Das Retabel

zeigte ein vielseitiges Bildprogramm. Ständig sichtbar

waren die Figuren im Gesprenge: über dem Schrein

der auferstandene Christus, darüber die Madonna im

Strahlenkranz und ganz oben Christus am Kreuz.

Der gänzlich geöffneten Zustand präsentierte

Schnitzereien, von denen einiges erhalten ist:

im Zentrum die Mondsichelmadonna mit Kind

umgeben von Engeln, in den Flügeln die

12 Apostel sowie einige weitere Heilige.

Zudem erscheinen viele kleine Heiligenfigürchen

auf Fialen zwischen den

Gefachen sowie im Gesprenge.

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Einzig die Predella zeigt mit der Anbetung der Heiligen

Drei Könige eine szenische Darstellung. Diese Szene

wirkt ebenso lebendig wie die einzelnen Heiligen

in Schrein und Flügeln. Jede Figur ist in Haltung, Gesichtszügen

und Haartracht ausdifferenziert; aus den

Details und Bewegungen spricht Erzählfreude.

Perspektivisch soll der vorhandene Stahl-Glas-Schrein

durch einen neu zu bauenden, offenen Holzschrein

in Anlehnung an das alte Vorbild ersetzt werden. So

können die verbliebenen Figuren wieder in einer

klimatisch günstigen Umgebung präsentiert werden.


Rundgang: Fenster-Rosette

Fenster-Rosette im Westen

Eine durch ein Kreuz geteilte Scheibe, umgeben von

einem orangen Kreis in dessen Verlauf mehrere Klammer-Motive

integriert sind. Diese stehen für Menschen

bzw. geöffnete Hände. Ein Blitz oder Riss, rechts unten

zu einem Herz ausgeformt.

Die Fenster-Rosette wurde von Johannes Schreiter

1994 geschaffen und am 25. März 1995 durch den

Künstler übergeben. Als einer der renommiertesten

Glasmaler seiner Generation ist Johannes Schreiter

(*1930) weltweit geschätzt und angesehen. Das Werk

zum Thema „Zerstörung und Wiederaufbau“ ist dem

Philosophen und Naturwissenschaftler Prof. Max

Thürkauf gewidmet, der aus Gewissensgründen seine

Arbeit als führender Schweizer Atomphysiker aufgab.

Fenster-Rosette von Johannes Schreiter, 1994

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Margarethenkapelle, © Thomas Schulze – stock.adobe.com

Margarethenkapelle

Rundgang: Margarethenkapelle

Der südliche Anbau entstand

aus einer ursprünglichen

Friedhofskapelle (vor 1325)

und umfasste nur den Polygonchor

und zwei Joche.

Um 1350 wurde die Kapelle

durch einen Zwischenbau

mit der Kirche verbunden.

Die im Chor zu sehenden

Wandmalereien sind eine

rekonstruktive Fassung aus

den 1930er Jahren. Die verschiedenen

Figuren auf den

Gesimsen geben der Forschung

bisher Rätsel auf.

Figur auf den Gesims

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Rundgang: Margarethenkapelle

Es wird vermutet, dass sie noch aus dem Vorgängerbau

(1235-1250) der heutigen Marienkirche stammen

und ursprünglich der Abwehr von Dämonen galten.

Seit der Reformation steht die Margarethenkapelle leer

und wird nur gelegentlich zu Andacht und Konzert genutzt.

St. Marien mit Margarethenkapelle, Südseite

© ArTo – stock.adobe.com

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Ostgiebel

Rundgang: Ostgiebel

Prächtigster Maßwerkgiebel der Norddeutschen Backsteingotik.

Weiterentwicklung des Neubrandenburger

Marienkirchen-Giebels. In Prenzlau wurden 7 Chorfenster

realisiert gegenüber 3 Fenstern in Neubrandenburg.

Der Giebel ist 22 Meter hoch, sechs in Filialen

endigende Wandpfeiler begrenzen und teilen ihn

senkrecht. Zwischen ihnen entfaltet sich frei vor der

Wand ein Stab- und Maßwerk allerreichster teppichähnlicher

Komposition, das den Eindruck eines ins Gewaltige

gesteigerten hanseatischen Patrizierhauses

macht. In den Farben des satt ziegelroten Materials

und der rot/schwarzen Glasuren, in dem mehrfachen

Licht- und Schattenspiel, liegt im Ostgiebel ein besonderer

Reiz der Backsteinbaukunst. Als ein mögliches

Vorbild wird die Ost- und Südfassade des Kölner Doms

angenommen.

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Geschichte von St. Marien

1235-1250 Vorgängerbau aus Feldsteinen entsteht

1289-1340 Kirchenneubau als gotische Hallenkirche

in 2 Abschnitten: Kirchenschiff und Chor mit Ostgiebel,

Fertigstellung der Türme mit gotischem Helmabschluss

1320 Markgraf Heinrich das Kind, der letzte Askanierfürst,

stirbt in Prenzlau und wird „unter der Orgel“, an der

Südseite der Kirche, bestattet.

1350 Südliche Anbauten der Margareten- und

Christophoruskapelle

1400 Südliche Portalvorhalle

1412 Nördliche Portalvorhalle

1512 Aufstellung des spätgotischen Flügelaltars

1546 Nordturm erhält heutigen Abschluss

1567/68 Orgelneubau durch Fabian Peterzoon aus Sneek (NL)

1632 der Leichnam des schwedischen Königs Gustav Adolf II.

wird während der Überführung nach Schweden drei

Tage in der Kirche aufgebahrt

1737 Friedrich Wilhelm I. (Soldatenkönig) besucht die Kirche

1743 Orgelneubau durch Johann Michael Röder (II/P, 20)

auf einer doppelte Empore im Westen

seit 1776 Südturm in heutiger Gestalt

22.10.1806 2000 preußische Soldaten werden von den Franzosen

in St. Marien auf dem Weg in die französische

Kriegsgefangenschaft eingeschlossen, anschließend

wird St. Marien von den Franzosen als Heeresmagazin

benutzt

1820 Friedrich Wilhelm III. besucht die Kirche

1845 Friedrich Wilhelm IV besucht die Kirche

1844-1847 Umgestaltung des Innenraums in neogotischer

Fassung

1847 Orgelneubau durch Carl August Buchholz,

Berlin (II/P, 30)

31.10.1847 Feierliche Einweihung der Kirche nach dem Umbau

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1905 Erweiterung der Orgel durch Wilhelm Sauer,

Frankfurt/Oder

27./28.04.1945 Zerstörung der Kirche durch Kriegseinwirkung

07.11.1972 Montagebeginn des Dachstuhls

21.12.1972 Richtfest

1973/74 Eindeckung des 2600 m² großen Daches mit

Kupferplatten Instandsetzen der Treppenanlage

in den Türmen, Eindecken der

Margaretenkapelle

1972-1988 Instandsetzen der Turmfassaden

1978/79 Innenausbau der Südkapellen

bis 1979 Restaurierung Ostgiebel und östlicher

Abschnitt der Südfassade

1982 Fertigstellung des Nordturms

1984 Südturm erhält neues Dach

1988 Eindeckung und Einwölbung der Nordvorhalle

1990/91 Abschluss der Fassadensanierung, Elektrifizierung

der Türme und Anbringen der Handläufe

07.10.1990 Gottesdienst zur 650. Wiederkehr der Kirchweihe

1995 neuer Fußboden im Kirchenschiff

25.04.1995 50. Jahrestag der Zerstörung, Feierliche

Übergabe der Rosette im Turm durch den

Glaskünstler Johannes Schreiter

31.10.1997 Gottesdienst zur Wiederaufstellung des Altars

13.07.2007 erste Glocke der Marienkirche wird geweiht

14.06.2009 Weihe der 2.+3. Kirchenglocke

2014 die Bundesregierung bewilligt Fördermittel

i. H. v. 3,24 Mill. Euro zum Aufbau des

Gewölbes und einer Empore nebst Orgel

2017 Beginn der Gewölbe-Aufmauerung

2020 Abschluss der Gewölbe-Rekonstruktion

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Und was nehmen Sie mit?

Zur Anregung

Was manche Menschen gerne in unserer St. Marienkirche

erleben und für sich entdecken, kann zu Hause

weitergehen. Natürlich haben Sie dort weder Kirchenbank

noch Gewölbe, weder Orgel noch Altar.

Doch auch im Alltag können Sie sich Ruhepausen gönnen

und sich ganz bewusst Zeit zur Stille, zum Nachdenken

oder zum Gebet nehmen.

Bleiben Sie behütet!

Ihre Evangelische Kirchengemeinde Prenzlau

Impressum

Texte und Redaktion:

Sophie Ludwig, Dr. Reinhart Müller-Zetzsche, Hannes Ludwig

Fotos: Ev. Kirchengemeinde Prenzlau, Hannes Ludwig,

Thomas Schulze, ahua, ArTo – stock.adobe.com, u. a.

Gestaltung: Maria Avetisyan, www.maria-design.de

Quellen: Archiv der Evangelischen Kirchengemeinde Prenzlau;

Hannes Ludwig: Orgelhandbuch Brandenburg. Berlin 2005-2008,

Band 1 + 2; Jan Friedrich Richter (Hrsg.): Lübeck 1500. Petersberg

2015, S. 292-294; Emil Schwarz: Geschichte der St. Marienkirche zu

Prenzlau, Celle 1957; Georg Dehio: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler.

Berlin 1980; Fritz Löffler (Hrsg.): Das Christliche Denkmal,

Heft 14, Die Marienkirche zu Prenzlau. Berlin 1954; Arthur Erich: Die

Sprache des Marienkirchengebäudes, Prenzlau, 1912; Johannes-

Schreiter-Stiftung (Hrsg.): Wortfenster. Regensburg 2008

22



Kontakt

Evangelische Kirchengemeinde Prenzlau

Friedrichstr. 40, 17291 Prenzlau

www.kirche-uckermark.de

www.kirchenmusik-prenzlau.de

Telefon 03984 7191500

buero@kirche-uckermark.de

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