Lesenzwert_September_2020
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- Anzeige -<br />
Jochen Sämann und Christiane Sämann-Welschenbach.<br />
v.l. Vertriebsleiter Marcel Knodel und der Leiter Instandhaltung<br />
Kfz-Meister Sven Schauer vor der neuen „Sicher mit System“<br />
Wand mit Defibrillator.<br />
Fotos: Tilo Keller<br />
Laborleiter und Geologe Benjamin<br />
Meier betreut die Coburger Fuchsschafe<br />
auf dem Solarpark in Illingen.<br />
Rohstoffabbau im Einklang mit der Natur<br />
Summende Bienen und grasende<br />
Schafe unter einer Photovoltaikanlage<br />
– dieses Bild kommt<br />
einem nicht gleich in den Sinn,<br />
wenn man an das Unternehmen<br />
Sämann Stein- und Kieswerke<br />
denkt. Es ist aber passend,<br />
wie man auf einem rekultivierten<br />
Gelände am Rande des aktiven<br />
Steinbruchs in Illingen sehen<br />
kann. „Zuerst gewinnen wir den<br />
Rohstoff und danach wird das<br />
Gelände mit unbelasteter Erde<br />
aufgefüllt, so dass am Ende wieder<br />
wertvolle Ackerböden entstehen“,<br />
erklärt Geschäftsführer<br />
Jochen Sämann. „Ein Steinbruch<br />
ist ein vorübergehender Eingriff<br />
in die Natur. Mit der Rekultivierung<br />
schließt sich der Kreislauf<br />
des heimischen Rohstoffabbaus.“<br />
Sämann berichtet, dass vor dem<br />
Rohstoffabbau langwierige Genehmigungsverfahren<br />
stehen, die<br />
fünf bis zehn Jahre dauern können.<br />
Aber da Stein ein Material<br />
ist, das vielfältig eingesetzt und<br />
in großen Mengen benötigt wird,<br />
ist der regionale Abbau auch ökologisch<br />
sinnvoll, um lange Lieferwege<br />
zu vermeiden. Vor allem<br />
wenn man bedenkt, dass statistisch<br />
gesehen jeder Bürger pro<br />
Stunde über ein Kilo Naturstein,<br />
Sand, Kies, Gips oder Steinmehl<br />
verbraucht - vom Hausbau oder<br />
Straßenbau bis hin zur Zahnpasta.<br />
„Das abgebaute Material landet<br />
im Umkreis bis 50 Kilometer “,<br />
sagt Sämann.<br />
Im Werk in Illingen wird Muschelkalk<br />
abgebaut, der sich vor etwa<br />
240 Millionen Jahren hier abgelagert<br />
hat. Das Schichtgestein wird<br />
gesprengt, mit Hilfe von Brechern<br />
zerkleinert und mit Siebmaschinen<br />
nach Größe sortiert. Weiteren<br />
Kalksteinabbau betreibt Sämann<br />
in den Werken in Knittlingen<br />
und in Ersingen. In Rastatt wird<br />
nahe dem Rhein Kies und Edelsplitt<br />
abgebaut. Hierbei holt ein<br />
Schwimmgreifer das Material aus<br />
bis zu 44 Metern Tiefe.<br />
Nach Abschluss der Rohstoffgewinnung<br />
folgen stets Rekultivierungsmaßnahmen,<br />
damit neue<br />
Biotope entstehen können oder<br />
landwirtschaftliche oder forstliche<br />
Nutzung möglich wird. So<br />
Imker Gerhard Haffner<br />
kümmert sich um<br />
die Steinbruch-Bienen<br />
und den Honig.<br />
wurde beispielsweise der ehemalige<br />
Standort bei Ettlingen inzwischen<br />
vollständig rekultiviert<br />
und bietet heute einen attraktiven<br />
Rückzugsort für Tiere und<br />
Pflanzen. Die Renaturierung einer<br />
Teilfläche am Illinger Standort<br />
wurde von Thomas Köberle vom<br />
Landschaftserhaltungsverband<br />
begleitet. Im Jahr 2012 entstand<br />
auf 2,2 Hektar Fläche eine Photovoltaikanlage,<br />
die Strom für<br />
etwa 400 Haushalte erzeugt und<br />
damit jährlich etwa 890 Tonnen<br />
Kohlendioxid-Emissionen vermeidet.<br />
Auf der Fläche wurden<br />
außerdem insektenfreundliche<br />
Am Standort Kämpfelbach-Ersingen wurden<br />
ca. 4.500 m² Feldgehölze und Hecken angelegt<br />
mit rund 2.000 Pflanzen.<br />
Pflanzen angesiedelt, die vor allem<br />
Bienen Nahrung geben. Der<br />
Bezirksimkerverein Vaihingen/<br />
Enz hat dort seine Bienenvölker<br />
stehen. Damit das Grün nicht alles<br />
überwuchert, werden Schafe<br />
als Landschaftspfleger eingesetzt.<br />
Ausgewählt wurde das<br />
Coburger Fuchsschaf, eine vom<br />
Aussterben bedrohte Nutztierrasse.<br />
Ein fachkundiger Mitarbeiter<br />
kümmert sich um die Tiere<br />
und die nötigen Formalitäten mit<br />
dem Veterinäramt. Sämann erinnert<br />
sich gerne an einen Besuch<br />
vom grünen Landtagsabgeordneten<br />
Dr. Markus Rösler. „Wenn<br />
alle Rohstoffabbaustätten in<br />
Deutschland so arbeiten würden,<br />
wäre das ein großer Gewinn für<br />
die biologische Vielfalt“, lobte<br />
der Politiker damals das Engagement<br />
von Sämann. Inzwischen<br />
ist die Erweiterung des Solarparks<br />
für die Eigennutzung im<br />
Blick, sowie die schrittweise Umstellung<br />
auf erneuerbare Energien.<br />
Selbstverständlich steht bei<br />
Sämann nicht nur die Umwelt,<br />
sondern auch der Mensch im<br />
Mittelpunkt. Deutlich wird dies<br />
unter anderem mit dem Gütesiegel<br />
„Sicher mit System“, das<br />
vorbildlichen Arbeitsschutz weit<br />
über gesetzliche Forderungen hinaus<br />
bestätigt. Betriebszugehörigkeiten<br />
von 40 Jahren und mehrj<br />
sind keine Seltenheit. Manche<br />
Familien bleiben dem Unternehmen<br />
sogar über mehrere Generationen<br />
treu. Derzeit werden 75<br />
Mitarbeiter beschäftigt, darunter<br />
sieben Auszubildende. Regelmäßig<br />
werden Kfz-Mechatroniker,<br />
Baustoffprüfer, Baugeräteführer,<br />
Aufbereitungsmechaniker oder<br />
Bürokaufleute ausgebildet. Als A<br />
Partner der Dualen Hochschule<br />
Baden-Württemberg ist das<br />
Unternehmen auch für BWL-<br />
Studenten der Fachrichtungen<br />
Industrie oder Bauwesen interessant.<br />
Bei Sämann geht der Blick<br />
aber auch über den Betrieb hinaus.<br />
„Soziales Engagement ist<br />
uns ein großes Anliegen“, sagt<br />
Christiane Sämann-Welschenbach.<br />
Regelmäßig werden zahlreiche<br />
Initiativen und Vereine in<br />
der Region und an den verschiedenen<br />
Standortgemeinden unterstützt.<br />
Claudia Keller