Heinz Zechner hat mich - Landesschulrat Steiermark
Heinz Zechner hat mich - Landesschulrat Steiermark
Heinz Zechner hat mich - Landesschulrat Steiermark
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Nr.<br />
200<br />
JULI 2008<br />
Zeitung kommt in die Jahre<br />
Lesen Sie die Seiten 2 bis 7<br />
www..diieeschulle-sstmk..coom
200 EXTRA/ALLER ANFANG<br />
SCHULE<br />
www.dieschule-stmk.com<br />
Mit diesem Heft feiert unsere Zeitschrift das Jubiläum ihrer 200. Ausgabe. Aus diesem Anlass kommen auf den ersten Seiten<br />
Persönlichkeiten wie „Gründungsvater“ Dr. Bernd Schilcher zu Wort, die die Geschichte der „Schule“ geprägt und/oder begleitet<br />
haben. Meinen Platz auf Seite 3 überlasse ich hier dem langjährigen Chefredakteur Regierungsrat Willi Bernhardt für eine<br />
weitere Folge seines legendären „Ad Hoc“. Ich selbst komme diesmal im Gespräch mit Werner Egger zu Wort. <strong>Heinz</strong> <strong>Zechner</strong><br />
Es war Bernd Chibici,<br />
damals noch Redakteur<br />
der „Kleinen Zeitung“,<br />
der uns auf die Idee gebracht<br />
<strong>hat</strong>, eine „Schule-Zeitung“ zu<br />
gründen. Ihm selbst schwebte<br />
freilich eine sehr kritische Postille<br />
vor, welche die Schulen<br />
und ihre Lehrer, die Schulaufsicht<br />
und die Beamten Monat<br />
für Monat „beinhart“ hinterfragen<br />
sollte. Aber das <strong>hat</strong><br />
damals ohnehin schon die<br />
„Kleine Zeitung“ getan. Also<br />
beschlossen wir im Büro<br />
(Hudabiunigg, Eck und Zirngast),<br />
eine positive Gazette ins<br />
Leben zu rufen, die auch einmal<br />
auf die guten Seiten des<br />
steirischen Schulsystems hin-<br />
H einz<br />
<strong>Zechner</strong> <strong>hat</strong> <strong>mich</strong>,<br />
seinen Vorgänger als<br />
Primus inter pares im<br />
„Schule“-Team, ersucht, einen<br />
Beitrag beizusteuern, und er<br />
<strong>hat</strong> gemeint, dass ein solcher<br />
eine schöne Aufwertung der<br />
Jubiläumsausgabe wäre. Als<br />
„Ehrenabonnent“ habe ich alle<br />
52 nach meiner Ära erschienenen<br />
Nummern mit kritischem<br />
Interesse gelesen. Hab’ ich doch<br />
bei meinem Abgang vor fünf<br />
Jahren gemeint: „Für <strong>mich</strong> ist<br />
die ,Schule‘ ein Netz, in dem<br />
eingefangen und über das weiter<br />
gegeben wird, was sonst<br />
vielleicht verloren ginge.“ Dieses<br />
Netz ist sie noch immer.<br />
Gratulation!<br />
Ich habe auch gesagt: „Ich hätte<br />
mir mehr Auseinandersetzung<br />
gewünscht!“ Was uns<br />
damals schon nicht gelungen<br />
war, nämlich eine Plattform für<br />
Diskussion und Meinungsaustausch<br />
zu sein, findet sich auch<br />
heute nur marginal in der<br />
„Zeitschrift für Lehrer, Schüler<br />
und Eltern“ (so der Untertitel<br />
bis Oktober 2005).<br />
War ich zu meiner Aktivzeit<br />
eher geneigt, uns – das „Schule“-Team<br />
– dafür verantwortlich<br />
zu machen, <strong>hat</strong> <strong>mich</strong> die<br />
Tatsache, dass jetzt in der<br />
öffentlichen Schuldiskussion<br />
die Schulleute so gut wie gar<br />
nicht vorkommen, eines anderen<br />
belehrt. Wo bleibt die Stimme<br />
der Lehrer, der Schulaufsicht,<br />
der Schulbehörde? Am<br />
ehesten sind noch die Gewerkschaftsvertreter<br />
zu hören.<br />
Da lob’ ich mir die Ärzte, die<br />
Eine Zeitung kommt in die Jahre<br />
weisen sollte. Hofrat Bruckner<br />
<strong>hat</strong> dann daran erinnert, dass<br />
wir auch einen „Amtsteil“<br />
unterbringen mussten. Schließlich<br />
suchten wir noch nach<br />
einem zumindest semiprofessionellen<br />
Zeitungsmacher bzw.<br />
Chefredakteur. Es gab dann<br />
mehrere hintereinander – einer<br />
der profiliertesten war Willi<br />
Bernhardt, dem Werner Egger<br />
zur Seite stand, der seinerseits<br />
schon zuvor die Geschicke des<br />
Blattes einige Jahre hindurch<br />
gelenkt <strong>hat</strong>te.<br />
Ich habe <strong>mich</strong> von vornherein<br />
nie in die redaktionelle Arbeit<br />
eingemischt. Bis auf eine Maxi-<br />
nicht immer<br />
sympathisch<br />
dokumentieren:<br />
Ohne uns keine<br />
Gesundheitsreform,<br />
schon gar<br />
nicht eine, in<br />
der der Arzt<br />
zum Patienten<br />
wird!<br />
Wer ist denn<br />
Fachmann für<br />
das Unterrichtsgeschehen?<br />
Wer kann<br />
denn abschätzen,<br />
was unter<br />
welchen Bedingungenmachbar<br />
ist? Wer<br />
kann Entwicklungen<br />
und<br />
Mankos besser<br />
sehen und einordnen als die,<br />
die tagtäglich mit jungen Menschen<br />
konfrontiert sind?<br />
Allerdings, nur zu reagieren<br />
und aus der Defensive heraus<br />
zu handeln ist schon im Fußball<br />
zu wenig, wo übrigens auch<br />
jeder mitredet, ob er etwas von<br />
der Materie versteht oder nicht.<br />
Ich habe vor kurzem in einer<br />
Zeitung für Senioren die<br />
„Schule auf dem Weg“ ungefähr<br />
so skizziert, als Denkanstoß:<br />
Lernraum muss Lebensraum<br />
sein! Die Vorbereitung unserer<br />
Kinder auf das Leben darf nicht<br />
bloß ein Vertrösten, ein Verschieben<br />
auf ein Später sein;<br />
Kindergärten, Schulen, Internate<br />
haben so eingerichtet und<br />
organisiert zu sein, dass das<br />
Leben, ein erfülltes Jugend-<br />
AD HOC<br />
me. Angesichts der zahllosen<br />
ähnlich gestrickten Zeitungsprodukte<br />
von Kammern,<br />
Gewerkschaften, Bünden und<br />
Behörden, aus denen meist von<br />
jeder Seite der jeweilige „Chef“<br />
auf Hochglanz herauslächelt,<br />
habe ich Bildverbot angeordnet:<br />
Ich wollte mir und anderen<br />
mein Konterfei nur im Notfall<br />
zumuten. Ich weiß nicht, wie es<br />
meine Nachfolger im Amt<br />
gehalten haben – aber eine<br />
„Präsidenten-Zeitung“ ist die<br />
„Schule“ Gott sei Dank nie<br />
geworden.<br />
Wenn ich einzelne Ausgaben<br />
dieser „Schule“ durchblättere,<br />
leben, hier<br />
geschehen<br />
kann. Hic et<br />
nunc! Das ist<br />
vielfach nicht<br />
möglich, deshalb<br />
<strong>hat</strong> dort<br />
jede Reform<br />
angedacht und<br />
angesetzt zu<br />
werden:<br />
● Die knackwurstartigeAneinanderreihung<br />
von fünf,<br />
sechs, sieben<br />
und mehr<br />
Stunden ohne<br />
vernünftige<br />
Pausen ist<br />
Raubbau.<br />
Lösungsmöglichkeit:<br />
Mehr<br />
Zeit! Entweder durch Einführung<br />
der Ganztagsschule,<br />
durch ein zusätzliches Schuljahr<br />
oder durch drastische<br />
Lehrplanentrümpelung.<br />
● Einem halbwegs organischen<br />
Schuleinstieg müssen bestimmte<br />
Voraussetzungen zugrunde<br />
liegen (Sprache, soziales Verhalten,<br />
bestimmte Fertigkeiten).<br />
Lösungsmöglichkeit:<br />
Schulung von Eltern, gezieltes<br />
Fördern in Kindergärten und<br />
anderen Betreuungseinrichtungen.<br />
● Verbindliche Mitbeteiligung<br />
der Erziehungsberechtigten am<br />
schulischen Geschehen. Lösungsmöglichkeit:Verpflichtende<br />
Elternabende; ernsthafte<br />
Projekte statt Alibiveranstaltungen<br />
( wie etwa Sprechtage).<br />
● Selektion, Spezialisierung,<br />
2<br />
Nr. 200<br />
JULI<br />
2008<br />
so bin eigentlich recht stolz auf<br />
unser „Kind“. Es <strong>hat</strong> sich<br />
gemausert – und es <strong>hat</strong> immerhin<br />
schon 18 Jahre am Buckel.<br />
Ich glaube, dass die Zeitung im<br />
Laufe der Zeit immer besser<br />
und gehaltvoller geworden ist.<br />
Als Amtsführender Präsident<br />
habe ich ja nur 50 der 200 Ausgaben<br />
miterlebt und zu verantworten<br />
gehabt.<br />
Bleibt mir nur noch, einen<br />
Wunsch auszusprechen: Lieber<br />
Herr <strong>Zechner</strong>, ich wünsche<br />
Ihnen und Ihren Mitarbeitern,<br />
dass auch die nächsten 200<br />
Ausgaben der „ Schule“ eine<br />
Erfolgsstory bleiben. Sie <strong>hat</strong> es<br />
sich jedenfalls verdient.<br />
Bernd Schilcher<br />
weite Schulwege erst dann,<br />
wenn sie sinnvoll und unumgänglich<br />
sind. Das Auseinanderdividieren<br />
mit zehn Jahren<br />
ist mit Sicherheit zu früh!<br />
Lösungsmöglichkeit: Gemeinsame<br />
Schule der Zehn- bis<br />
Zwölf- bzw. Vierzehnjährigen.<br />
● Änderung der Lehrerausbildung,<br />
Doppelgleisigkeit und<br />
soziale Ungerechtigkeiten gehören<br />
abgeschafft. Lösungsmöglichkeit:<br />
Ausbildung an<br />
pädagogischen Hochschulen<br />
für alle Lehrer; für den Unterricht<br />
an der Sekundarstufe II<br />
weiteres Studium an der Universität.<br />
● Schulorganisation und<br />
Administration vereinfachen!<br />
Lösungsmöglichkeit: Mehr<br />
Autonomie an die Schulen;<br />
Bereinigung von zwei-, dreiund<br />
mehrfacher Zuständigkeit.<br />
● Tagesbetreuungseinrichtungen<br />
anbieten, aber solche mit<br />
Qualität!<br />
Am Schluss habe ich noch vermerkt,<br />
dass ich ein überzeugter<br />
Vertreter des öffentlichen<br />
Schulwesens bin. Nur dieses<br />
garantiert in hohem Maße<br />
Chancengleichheit und Chancengerechtigkeit.Alternativund<br />
Privatschulen können das<br />
Salz in der Suppe sein.<br />
Das wär’s. Ich gratuliere nochmals<br />
zum 200er und danke für<br />
die Einladung ein AD HOC zu<br />
verfassen. Der „Schule“ (den<br />
Producern und den Leserinnen<br />
und Lesern) wünsche ich ein<br />
herzliches Glück auf!<br />
Willi Bernhardt
Nr. 200<br />
SCHULE<br />
JULI<br />
2008<br />
www.dieschule-stmk.com<br />
Liebe Leserinnen und<br />
Leser, geschätztes<br />
Redaktionsteam!<br />
3 200 EXTRA/DIE PRÄSIDENTEN<br />
200 Mal Information und<br />
Innovation<br />
Wie viele tausend Seiten<br />
sind es, die in 200 Ausgaben<br />
„Schule“ den<br />
steirischen LehrerInnen als<br />
Lesestoff dienten? Ich weiß es<br />
nicht. Aber ich weiß, dass es<br />
viele tausend waren. Und ich<br />
weiß, dass diese Seiten wichtig<br />
sind für die Lehrerschaft, stellen<br />
sie doch eine bedeutende<br />
Plattform dar. Die „Schule“ ist<br />
nicht nur ein Medium für Information<br />
über die Neuerungen im<br />
Schulwesen, sondern viel mehr<br />
noch ein Medium der Innovation.<br />
Die Zeitschrift <strong>hat</strong> schon so<br />
vielen Schulen und LehrerInnen<br />
Platz gewidmet, die enormes<br />
Engagement in ihre Ideen,<br />
ihre Projekte und in ihre neuen<br />
Ansätze für den LehrerInnen-<br />
Beruf investiert haben. Die<br />
Berichte darüber sind auch ein<br />
kleiner Dank für diesen Einsatz<br />
– aber viel mehr, und das ist<br />
noch viel wichtiger, sind sie oft<br />
der erste Knoten eines entstehenden<br />
Netzwerkes, an das<br />
andere LehrerInnen, die ebenfalls<br />
Visionen haben, anknüpfen<br />
können. So ist die „Schule“<br />
der Humus für das Miteinander,<br />
das Neues im Schulwesen<br />
wachsen lässt.<br />
Die Berichte sind aber auch<br />
Ansporn für viele LehrerInnen,<br />
ihre innovativen Gedanken<br />
nicht nur in sich zu tragen, sondern<br />
sie auch zu äußern, sie niederzuschreiben<br />
und sie zu verbreiten.<br />
Damit auch diese auf<br />
fruchtbaren Boden fallen.<br />
Doch ich möchte nicht nur den<br />
LehrerInnen danken, die die<br />
„Schule“ (im doppelten Sinne!)<br />
so lebendig machen, ich danke<br />
auch dem Team der Zeitschrift<br />
„Schule“ für seinen Einsatz,<br />
Monat für Monat dieses Medium<br />
zu realisieren. Ich wünsche<br />
Ihnen und allen MitarbeiterInnen<br />
viel Freude bei den<br />
nächsten 200 Ausgaben und<br />
weiterhin gutes Gelingen.<br />
Wolfgang Erlitz, Präsident des<br />
<strong>Landesschulrat</strong>es für <strong>Steiermark</strong><br />
Schule ist im Gespräch und<br />
in der Öffentlichkeit wird<br />
ihr immer wieder besondere<br />
Beachtung geschenkt. Sie<br />
ist und war für jeden Erwachsenen<br />
für eine bestimmte Zeit<br />
Mittelpunkt des Lebens und<br />
<strong>hat</strong> somit auch entscheidenden<br />
Einfluss auf die Persönlichkeitsentwicklung<br />
genommen –<br />
viele sehen sich daher auch als<br />
Experten in schulischen Belangen.<br />
In keinem anderen Bereich<br />
verfügt jeder Einzelne aller<br />
Generationen über diese „Erfahrung“.<br />
Es vergeht kaum ein<br />
Tag, an dem nicht bildungspolitische<br />
Maßnahmen vorgeschlagen<br />
und kritisiert, neue<br />
Organisationsstrukturen der<br />
Schulen dargestellt und diskutiert<br />
werden. Die Ergebnisse<br />
der PISA-Studie, zunehmende<br />
Gewalt an Schulen ... sind wiederkehrende<br />
Schlagzeilen in<br />
den Medien.<br />
Das differenzierte Schulsystem<br />
steht zur Debatte, mit all seinen<br />
Vorzügen und seinen<br />
Schwächen. Manchmal verläuft<br />
die Diskussion sachlich,<br />
häufig steht bei populistischen<br />
Selbstdarstellern nicht das<br />
Wohl der Kinder im Vordergrund,<br />
das Vokabular Bildungsnotstand<br />
wird in den<br />
Mund genommen. Das Gerede<br />
vom Bildungsnotstand ist völlig<br />
überzogen, weil es das<br />
Engagement der Lehrerinnen<br />
und Lehrer in unseren Schulen<br />
missachtet und den Eltern und<br />
Schülerinnen und Schülern<br />
suggeriert, sie würden sich in<br />
einem obsoleten System befinden.<br />
Dies trägt nicht zur Motivation<br />
bei und ist entbehrlich!<br />
Allerdings sind wir besonders<br />
in den Ballungsräumen enorm<br />
unter Druck geraten und eine<br />
kontinuierliche Weiterentwicklung<br />
ist unabdingbar.<br />
Über die hervorragende Arbeit<br />
der Schüler und Schülerinnen<br />
mit ihren Lehrkräften in Form<br />
von Projekten oder erfolgreichen<br />
Kooperationen mit anderen<br />
Institutionen oder Vereinen<br />
wird zu wenig in der Öffentlichkeit<br />
berichtet. Bei der<br />
medialen Berichterstattung<br />
wird vergessen, dass keine<br />
Form der Schulorganisation so<br />
entscheidend und maßgeblich<br />
ist wie die Arbeit unserer Lehrerinnen<br />
und Lehrer.<br />
Die Qualität des Unterrichts ist<br />
einer der Schlüsselfaktoren,<br />
von denen es abhängt, ob die<br />
Europäische Union ihre Wettbewerbsfähigkeit<br />
in der globalisierten<br />
Welt steigern kann.<br />
Wie Forschungsergebnisse zeigen,<br />
besteht eindeutig eine<br />
positive Korrelation zwischen<br />
der Qualität der Lehrkräfte<br />
und den Lernergebnissen der<br />
Schülerinnen und Schüler, und<br />
dies ist der wichtigste innerschulische<br />
Faktor, der die Leistung<br />
der Schülerinnen und<br />
Schüler an den Schulen beeinflusst.<br />
Dank oder aufgrund der Autonomie<br />
erhielten die Schulen<br />
mehr Freiräume und können<br />
dementsprechend auch flexibler<br />
auf gesellschaftliche Bedürfnisse<br />
bzw. Ansprüche reagieren.<br />
Gerade der Autonomiegedanke<br />
erfordert die<br />
Zuteilung der erforderlichen<br />
Werteinheiten und Stundenkontingente,<br />
ich kritisiere die<br />
Rücknahme dieser aufs<br />
Schärfste und sehe <strong>mich</strong> in dieser<br />
Frage als Verbündete für<br />
alle Schularten.<br />
Durch Schülerrückgang, Autonomieregelung,Schwerpunktsetzungen<br />
stehen Schulen im<br />
direkten Wettbewerb zueinander.<br />
Bedingt durch die vorherrschende<br />
Wettbewerbssituation<br />
haben sich auch die Erwartungen<br />
bzw. Anforderungen an die<br />
Schulleitungen so verändert,<br />
dass neue Kompetenzen im<br />
Bereich Führung und des<br />
Managements gefragt sind.<br />
Umso wichtiger ist eine professionelle<br />
Öffentlichkeitsarbeit<br />
geworden, um nicht nur jeden<br />
Schulstandort positiv zu präsentieren,<br />
sondern auch einen<br />
Beitrag zu leisten, damit sich<br />
die veröffentlichte Meinung<br />
mit der öffentlichen Meinung<br />
über unsere Schulen deckt! Die<br />
veröffentlichte ist in einigen<br />
Medien bedauernswert negativ<br />
dargestellt, worunter Pädagogen/Innen<br />
mitunter leiden.<br />
Ziel der Schulen sollte sein:<br />
Das Ansehen in der Öffentlichkeit<br />
zu erhalten und zu steigern,<br />
Kontakte zu öffentlichen<br />
Einrichtungen, Behörden,<br />
Wirtschaftsunternehmen zu<br />
pflegen und auszubauen und<br />
vor allem die mediale Arbeit zu<br />
forcieren, damit das Schulsystem<br />
und dadurch die hervorragenden<br />
Arbeiten und Leistungen<br />
unserer Schülerinnen und<br />
Schüler in Zusammenarbeit<br />
mit den PädagogenInnen in den<br />
Vordergrund treten.<br />
Dem <strong>Landesschulrat</strong> für <strong>Steiermark</strong><br />
ist es ein großes Anliegen,<br />
über die Medienarbeit in<br />
den Tageszeitungen, auch über<br />
Rundfunk und Fernsehen, die<br />
Kontakte zu den Schulen zu<br />
knüpfen aber auch eine sachliche<br />
Bildungsdiskussion zu<br />
implementieren. Über die Zeitschrift<br />
Schule mit dem engagierten<br />
Chefredakteur BSI<br />
<strong>Heinz</strong> <strong>Zechner</strong> bemühen wir<br />
uns, aktuelle bildungspolitische<br />
Themen über die Akteure,<br />
pädagogische Tendenzen und<br />
Schwerpunkte, gesetzliche<br />
Neuerungen über das Verordnungsblatt<br />
des <strong>Landesschulrat</strong>es<br />
an Sie, sehr geehrte Leserinnen<br />
und Leser, zu<br />
übermitteln.<br />
Die „Schule“ ist auch für Sie<br />
eine Plattform, großartige<br />
Ideen, Projekte, interessante<br />
Personen innerhalb und außerhalb<br />
des Schulwesens zu publizieren.<br />
Im Sinne des Vernetzungsgedankens<br />
„miteinander<br />
und voneinander Lernen“<br />
erwies sich die „Schule“ in den<br />
letzten Jahren als hervorragendes<br />
Medium. Information ist<br />
eine „Holschuld“, das kompetente<br />
Redaktionsteam sammelt<br />
mit viel Engagement, Fleiß,<br />
Konsequenz, Fachverstand und<br />
Kontinuität Ihre Beiträge aus<br />
allen Schularten, um Sie Ihnen<br />
allen in unserer steirischen Bildungslandschaft<br />
als Serviceleistung<br />
des <strong>Landesschulrat</strong>es<br />
wiederum zu präsentieren – in<br />
ihrer Buntheit, Vielfalt, auch<br />
Individualität und Einzigartigkeit!<br />
Alle Informationen<br />
betrachten wir selbstverständlich<br />
auch als Angebot berufsbegleitender<br />
Fortbildung für alle<br />
16.500 steirischen Lehrerinnen<br />
und Lehrer und auch die Eltern<br />
unserer Schülerinnen und<br />
Schüler.<br />
Herzliche Gratulation dem<br />
Redaktionsteam zum Jubiläum<br />
mit BSI <strong>Heinz</strong> <strong>Zechner</strong> als<br />
Chefredakteur an der Spitze,<br />
verbunden mit einem aufrichtigen<br />
Danke für Ihr großartiges<br />
Engagement! Allen Leserinnen<br />
und Lesern ein herzliches Danke<br />
für die Annahme unseres<br />
Angebotes!<br />
Elisabeth Meixner, Vizepräsidentin<br />
des LSR für <strong>Steiermark</strong>
200 EXTRA IM GESPRÄCH<br />
BSI <strong>Heinz</strong> <strong>Zechner</strong> ist seit<br />
fünf Jahren „Schule“-Kapitän<br />
Werner Egger seit 18 Jahren<br />
der „Mann für alles“<br />
Werner, du hast schon die<br />
Gründung dieser Zeitung 1990<br />
miterlebt. Was war damals die<br />
Idee? Welche Visionen <strong>hat</strong>ten<br />
die „Gründungsväter“?<br />
Werner Egger: Gründungsväter<br />
waren nicht da, sondern ein<br />
Gründungsvater, und zwar der<br />
damalige LSR-Präsident Dr.<br />
Bernd Schilcher. Seine Intuition<br />
war, die Schule als<br />
Gesamtes einmal im positiven,<br />
erfreulichen Licht an die Öffentlichkeit<br />
zu bringen, zumal<br />
damals wie heute Schule und<br />
ihr Umfeld stets unter dem<br />
Motto „only bad news are good<br />
news“ medial zerzaust wurden.<br />
Ein guter Rat eines Journalisten<br />
war eben, eine eigene Zeitung<br />
in den Blätterwald zu<br />
pflanzen. Und <strong>mich</strong> <strong>hat</strong> man<br />
aus reinem Zufall durch die<br />
Bekanntschaft mit Ernst Eck,<br />
im Büro Schilchers fürs<br />
Öffentliche zuständig, quasi<br />
als Zeitungsprofi ins Team<br />
geholt. Außerdem bin ich verwandtschaftlich<br />
bedingt ein<br />
bisschen im schulischen und<br />
schulpolitischen Getriebe firm<br />
gewesen. Nun denn, das Ergebnis<br />
ist eben die „Schule“.<br />
SCHULE<br />
www.dieschule-stmk.com<br />
Jeder Anfang ist<br />
stets der schwerste<br />
<strong>Heinz</strong>, wie war’s bei dir? Hat<br />
es dich damals auch – sagen<br />
wir gelinde – geärgert, dass<br />
die Schule eigentlich nur<br />
negativ über die Medien<br />
gekommen ist?<br />
BSI <strong>Heinz</strong> <strong>Zechner</strong>: Ja, das ist<br />
der eine Punkt. Ich schätze die<br />
Gelegenheit, die steirische<br />
Schullandschaft in ihrer ganzen<br />
Qualität, Buntheit und<br />
Vielfältigkeit darstellen zu<br />
können. Außerdem <strong>hat</strong> <strong>mich</strong><br />
immer die Resistenz von LehrerInnen<br />
gegenüber Theorie,<br />
Forschung und Bildungspolitik<br />
betrübt. Ich möchte auf populäre<br />
Art und Weise den KollegInnen<br />
nahebringen, was Forschung<br />
und Politik der<br />
Institution Schule bringen.<br />
Hat sich die Zielrichtung im<br />
Laufe der Zeit geändert?<br />
Werner Egger: Im Grunde gar<br />
nicht. Die Ausrichtung der<br />
Massenmedien dem heimischen<br />
Bildungswesen gegenüber<br />
<strong>hat</strong> sich nicht geändert.<br />
Es ist ja wie beim Fußball.<br />
Jeder nur annähernd Interessierte<br />
ist selbst ernannter<br />
Experte. Im Schulwesen ist es<br />
nicht viel anders. Die selbst<br />
gemachten schulischen Erfahrungen<br />
übertragen sich in die<br />
eigene Reflexion und diese<br />
wiederum wird an die Kinder<br />
weitergegeben. Die Essenz des<br />
Ganzen ist halt das schlechte<br />
Image der Schule und ihrer<br />
Beteiligten in der Öffentlichkeit.<br />
Dem soll wenigstens im<br />
eigenen Bereich die „Schule“<br />
entgegenwirken. Der Multiplikatoren<br />
gäbe es genug.<br />
Die „Schule“ ist eine<br />
Beitragszeitschrift. Wie<br />
schwierig war es, immer<br />
genug interessante Artikel zu<br />
bekommen?<br />
Werner Egger: Die ersten drei<br />
Jahre war’s dermaßen schwierig,<br />
dass ich im stillen Kämmerlein<br />
hin und wieder ans<br />
Aufgeben gedacht habe. Was<br />
ich mir damals aus den Fingern<br />
habe saugen müssen ... Naja.<br />
Ich habe <strong>mich</strong> wirklich von<br />
Ausgabe zu Ausgabe hanteln<br />
müssen und oft nicht gewusst,<br />
womit ich diese oder jene Nummer<br />
gestalten soll ... Schließlich<br />
habe ich Präsident Schilcher<br />
das Ultimatum gestellt: Entweder<br />
ich bekomme einen engagierten<br />
Schulmann/-frau zur<br />
Seite gestellt, der/die auch die<br />
Artikel „eintreibt“, oder wir<br />
hören auf. Denn eine Zeitung<br />
nur zum Selbstzweck zu produzieren<br />
ohne jeglichen Hintergrund<br />
wäre sinnlos. Die Rettung<br />
kam dann in der Person<br />
Willi Bernhardt und damit, wie<br />
heute noch erkennbar, viel neuer<br />
Schwung in die gute Sache.<br />
„<br />
4<br />
Nr. 200<br />
JULI<br />
2008<br />
Ich glaube aber, dass mit dir<br />
als Nachfolger des umrührigen<br />
Willi Bernhardt<br />
wiederum neuer Elan ins<br />
Team gekommen ist und auch<br />
das inhaltliche Antlitz der<br />
„Schule“ eine Änderung<br />
erfahren <strong>hat</strong> ...<br />
BSI <strong>Heinz</strong> <strong>Zechner</strong>: Ich glaube,<br />
dass es die „Schule“ unter meiner<br />
Führung geschafft <strong>hat</strong>, aus<br />
einem „pflichtschullastigen“<br />
Medium zu einer Zeitung für<br />
alle Schularten zu werden.<br />
Daher versuche ich immer wieder,<br />
bildungspolitische Ent-<br />
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der<br />
Steiermärkischen Landesbibliothek fühlen sich<br />
den Pädagoginnen und Pädagogen des Landes<br />
<strong>Steiermark</strong> besonders verbunden: Einerseits pflegt<br />
die Bibliothek seit Jahrzehnten besondere<br />
Kontakte zu den steirischen Schulen und führt auf<br />
Wunsch jederzeit Führungen für interessierte<br />
Schulklassen aller Altersstufen durch, stellt auf<br />
Anforderung auf dem Postweg gewünschte Literatur<br />
zu und betreut viele Schüler bei der Erstellung<br />
von Referaten und Fachbereichsarbeiten.<br />
Anderseits haben sich neben den daraus<br />
erwachsenen persönlichen Beziehungen besonders<br />
intensive Kontakte zu jenen Lehrerinnen und<br />
Lehrern entwickelt, die sich bei ihrer vielfältigen<br />
publizistischen Tätigkeit der ca. 700.000 Bände<br />
umfassenden Bestände der Landesbibliothek<br />
bedienen.<br />
Aus diesem Grunde freue ich <strong>mich</strong> besonders, der<br />
Redaktion der Zeitschrift „Schule“, die weit mehr<br />
als nur ein Verordnungsblatt des Landeschulrates<br />
für <strong>Steiermark</strong> geworden ist – nämlich eine Fachzeitschrift<br />
für aktuelle pädagogische Anliegen und<br />
eine Plattform für vielseitige kulturelle Beiträge –,<br />
zum Erscheinen der 200. Nummer herzlichst<br />
gratulieren zu dürfen!<br />
Mit der Hoffnung, die Kontakte zwischen der<br />
Lehrerschaft des Landes und der Steiermärkischen<br />
Landesbibliothek in Zukunft ausweiten<br />
und vertiefen zu können, wünsche ich dem<br />
Redaktionsteam weiterhin erfolgreiches Wirken!<br />
“<br />
Hofrat Dr. Christoph Binder
Nr. 200<br />
SCHULE<br />
JULI<br />
2008<br />
www.dieschule-stmk.com<br />
5 200 EXTRA/RÜCKBLICKE<br />
scheidungsträger für Beiträge<br />
zu gewinnen.<br />
Erst zum Jahrtausendwechsel<br />
<strong>hat</strong> die EDV gänzlich Einzug<br />
in die Schulen gefunden. Wie<br />
muss man sich die Gestaltung<br />
der Zeitung davor vorstellen?<br />
Werner Egger: Da muss ich<br />
dich enttäuschen. Ich habe die<br />
Zeitung von Anfang an, also<br />
mit der Ersterscheinung September<br />
1990, elektronisch produziert.<br />
Also nix mit Blei oder<br />
mit Kleberei also Buchdruckerromantik.<br />
Der Unterschied zur<br />
totalen elektronischen Produktion<br />
war aber, dass die meisten<br />
Texte noch via Schreibmaschine<br />
zu Papier gebracht wurden<br />
und ich diese erst in den Computer<br />
tippen musste. Oder die<br />
Texte wurden auf Disketten<br />
unterschiedlichsten Formats<br />
gespeichert, was bisweilen<br />
Kompatibilitätsprobleme aufwarf.<br />
Ebenso war’s bei den Bildern.<br />
Da musste halt hurtig mit<br />
teurem Scanner drauflos<br />
gescannt werden ...<br />
In den Lehrerzimmern oder<br />
Schuldirektion <strong>hat</strong> man zu<br />
dieser Zeit auch noch Bleistiftquietschen<br />
oder Schreibmaschinengeklapper<br />
gehört ...<br />
BSI <strong>Heinz</strong> <strong>Zechner</strong>: In der Tat<br />
<strong>hat</strong> der Einzug der EDV in den<br />
letzten Jahren zu einem Quantensprung<br />
in den Schulen<br />
geführt. Auch die von mir konstatierte<br />
„Schreibfaulheit“ vieler<br />
LehrerInnen könnte damit<br />
überwunden werden.<br />
Es <strong>hat</strong> meines Wissens einen<br />
großen Relaunch der optischen<br />
Aufmachung und des Layouts<br />
gegeben. Wann war das und<br />
wie ging das?<br />
Werner Egger: Nun, irgendwann<br />
<strong>hat</strong> man ein Erscheinungsbild<br />
satt, vor allem dann,<br />
wenn auch inhaltliche Erneuerung<br />
angesagt ist. Da war, ich<br />
weiß jetzt gar nicht mehr wann,<br />
der Versuch des damals amtierenden<br />
Präsidenten Horst Lattinger,<br />
die „Schule“ einer breiteren<br />
Öffentlichkeit zugänglich<br />
zu machen. Die Auflage sollte<br />
von 2200 Stück auf 22.000<br />
erhöht werden, was unter<br />
anderem hieß, ein Exemplar<br />
nicht nur jedem/r LehreIn<br />
zukommen zu lassen, sondern<br />
auch den Eltern, den SchülerInnen<br />
und den Schulerhaltern.<br />
Dazu war auch eine optische<br />
Änderung nötig. Um der<br />
Betriebsblindheit zu begegnen,<br />
bat ich um externe Hilfestellung.<br />
Der Rest ist „Schule neu“.<br />
Was meinst du, wäre es<br />
vielleicht an der Zeit, einen<br />
neuerlichen Relaunch zu<br />
wagen, oder ist unser Produkt<br />
schon so verankert, dass jede<br />
Änderung sich negativ auswirken<br />
würde?<br />
BSI <strong>Heinz</strong> <strong>Zechner</strong>: Verglichen<br />
mit vielen ähnlichen Medien ist<br />
die „Schule“ up to date. Ich<br />
glaub’, da können wir uns noch<br />
etwas Zeit lassen. Außerdem<br />
sind LehrerInnen LeserInnen.<br />
Wir müssen nicht den Boulevard<br />
bedienen.<br />
Was reizt dich als<br />
professionellen Journalisten<br />
an der Gestaltung einer<br />
„Schulzeitung“?<br />
Werner Egger: Es ist die<br />
Gestaltungsfreiheit, die mir<br />
viel Spielraum lässt und dass<br />
der Rezipient der Rezensent ist.<br />
Es sind nicht die Vorgaben, das<br />
heißt das Quotenspiel, das die<br />
Tagesmedien in ihrer Gestaltung<br />
behindert. Und Außerdem<br />
ist es das Team, das – man kann<br />
fast sagen – seit zwei Jahrzehnten<br />
zusammenarbeitet mit viel<br />
Herz.<br />
Ich glaube, dass es dir dabei<br />
auch so geht ...<br />
BSI <strong>Heinz</strong> <strong>Zechner</strong>: Die zwei<br />
großen Themen meines Lebens<br />
sind Schule und Schreiben. Ich<br />
war Schüler, Student, Lehrer,<br />
Schuldirektor, Elternvertreter<br />
und bin Bezirksschulinspektor.<br />
Ich war Chefredakteur der ersten<br />
Schülerzeitung am BG &<br />
BRG Leibnitz, habe Fachzeitschriften<br />
und Bücher für den<br />
Österreichischen Buchklub der<br />
Jugend redigiert, unzählige<br />
Fachartikel geschrieben und<br />
Lyrikbände veröffentlicht. Was<br />
konnte mir da Besseres als die<br />
„Schule“ passieren?<br />
Was kannst du über deine<br />
nichtprofessionellen Mitarbeiter<br />
sagen, die ja fast alle LehrerInnen<br />
sind?<br />
Werner Egger: Hätte jedes<br />
öffentlichkeitswirksame Medium<br />
solche MitarbeiterInnen ...<br />
könnte es sich glücklich schätzen.<br />
Dabei müssen ganz besonders<br />
die Ehrenamtlichkeit und<br />
Freiwilligkeit der LehrerInnen<br />
für den Dienst an diese Schulsache<br />
hervorgehoben werden.<br />
Das gilt selbstverständlich<br />
auch für dich, <strong>Heinz</strong>. Nun<br />
sollten wir uns aber auf die<br />
nächsten 200 Ausgaben<br />
freuen, oder?<br />
BSI <strong>Heinz</strong> <strong>Zechner</strong>: Freuen wir<br />
uns!<br />
Immer wieder kommt es derzeit<br />
vor, dass an einer Schule<br />
wegen Bauarbeiten die<br />
Sommerferien um<br />
eine Woche länger<br />
dauern. Im Jahr<br />
1913 jedoch ver-<br />
schaffte der „Bauernschreck“<br />
einigen<br />
Köflacher Schülern<br />
zusätzlich drei Wochen<br />
Ferien. Wer war nun dieser<br />
„Bauernschreck“? Das wusste<br />
niemand zu sagen, man kannte<br />
nur die Folgen seiner Existenz:<br />
gerissene und verendete Rinder<br />
und Schafe. Der Verlust soll an<br />
die 400 Schafe und nahezu 100<br />
Rinder betragen haben. Da<br />
man das Untier nie zu Gesicht<br />
bekam, wurde ein Luchs oder<br />
ein Wolf als Übeltäter vermutet.<br />
Es gab sogar die Theorie,<br />
ein Löwe sei aus der Tierschau<br />
eines Wanderzirkusses entsprungen<br />
und versorge sich bei<br />
Rinder- und Schafherden mit<br />
Frischfleisch.<br />
Die Bevölkerung blieb nicht<br />
untätig, doch eine Treibjagd,<br />
an der alle Jäger des Bezirkes<br />
Voitsberg teilnahmen, brachte<br />
keinen Erfolg. Die 100 Schüt-<br />
„<br />
● Der Grundstein für das Eurostar-Werk wird gelegt.<br />
● Das Grazer Frauenhaus feiert sein zehnjähriges<br />
Bestandsjubiläum.<br />
● Das Gamma-Knife für Eingriffe an Blutgefäßen und<br />
Gehirntumoren kommt nach Graz.<br />
● In Graz werden<br />
1990<br />
Hundertwasser-Bilder im Wert von rund<br />
vier Millionen Schilling gestohlen.<br />
● Das LKH Graz erhält einen Nierenzertrümmerer.<br />
● Der Bau des Mursteges zwischen Schloßbergplatz und<br />
Mariahilferplatz wird beschlossen (Architekten<br />
● Nationalratswahlen.<br />
● Feierlichkeiten zum 90. Geburtstag des Grazer<br />
Opernhauses.<br />
● Eröffnung des „Ersten steirischen Kinderschutzzentrums“<br />
in Graz.<br />
● September: Erste Ausgabe der Zeitschrift Schule.<br />
“<br />
Domenig/Eisenköck).<br />
„<br />
In der Lesecke meiner Großeltern liegt monatlich<br />
druckfrisch die „Schule“. Interessant finde ich,<br />
was in anderen Schulen gemacht wird und was<br />
Leute schreiben, die ich persönlich kenne.<br />
Sarah Mohr, Schülerin der 4. a-KLasse Neue HS der Ursulinen Graz<br />
“<br />
Verlängerte Ferien …<br />
Im Zeitspiegel<br />
zen bekamen den „Bauernschreck“<br />
nicht einmal zu<br />
Gesicht. Da im Gebiet von<br />
Kor- und Stubalpe<br />
jedoch immer noch<br />
gerissene Tiere gefunden<br />
wurden, war klar,<br />
dass das „Untier“<br />
noch lebte. Von der<br />
Regierung wurde das<br />
Gebiet von Militär besetzt.<br />
Um die Kinder mit weitem<br />
Schulweg durch das Gebiet des<br />
„Bauernschrecks“ nicht unnötig<br />
in Gefahr zu bringen,<br />
erhielten die Schüler aus Gradenberg<br />
und Purchbach drei<br />
Wochen zusätzliche Ferien.<br />
Diese Verordnung sollen diese<br />
mit dem Freudenruf „Hoch der<br />
Bauernschreck!“ quittiert haben.<br />
Das Untier – es handelte<br />
sich dabei um einen sehr alten<br />
Einsiedlerwolf von etwa 70 cm<br />
Höhe – wurde erst im März<br />
1914 in Kärnten im Henkel-<br />
Donnersmark’schen Revier<br />
ganz zufällig von einem Forstgehilfen<br />
erlegt. Dieser konnte<br />
sich über eine von Staat ausgesetzte<br />
Abschussprämie von<br />
3000 Kronen freuen.<br />
Heidrun Gollesch, Graz/Stainz
200 EXTRA/DIE LANDESRÄTIN<br />
Ich möchte diese 200. Ausgabe<br />
der Zeitschrift Schule<br />
nutzen, um allen Beteiligten<br />
meinen Dank für ihr großes<br />
Engagement auszusprechen.<br />
Sie arbeiten mit unheimlicher<br />
Energie, um in jeder Ausgabe<br />
wieder informative und wichtige<br />
Informationen für die steirischen<br />
Pädagoginnen und Pädagogen<br />
bereitzustellen. Außerdem<br />
möchte ich an dieser Stelle<br />
genau jenen danken, die sich<br />
mit ihrer tagtäglichen Arbeit<br />
für unser Schulsystem und in<br />
besonderer Weise für unsere<br />
Kinder einsetzen. Sie stehen<br />
oftmals im öffentlichen Rampenlicht,<br />
wenn sich kritische<br />
Stimmen erheben. Sie hören<br />
selten ein „Danke“ für Ihre<br />
pädagogischen Leistungen und<br />
Ihr Herzblut, das sie ihren<br />
Schützlingen widmen. Ich<br />
möchte Ihnen auf diesem Wege<br />
meine Wertschätzung und meinen<br />
Dank für den wertvollen<br />
Beitrag aussprechen, den Sie<br />
im Sinne der steirischen Schülerinnen<br />
und Schüler leisten.<br />
Die so ungemein wertvolle<br />
Arbeit von Pädagoginnen und<br />
Pädagogen wäre allerdings<br />
ohne die geeignete Infrastruktur<br />
und ohne die Organisation<br />
eines qualitätvollen Bildungssystems<br />
nicht in diesem Ausmaß<br />
möglich. Als steirische Bildungslandesrätin<br />
ist es mir ein<br />
großes Anliegen, dass neben<br />
dem Land <strong>Steiermark</strong> der Bund<br />
und die steirischen Gemeinden<br />
für die geeigneten Rahmenbedingungen<br />
sorgen, damit nicht<br />
zuletzt durch einen gesellschaftlichen<br />
Wandel notwenig<br />
gewordene Maßnahmen im Bildungsbereich<br />
gesetzt werden<br />
können.<br />
Ein großer bildungspolitischer<br />
Erfolg ist der Start der Neuen<br />
Mittelschule im kommenden<br />
Herbst in drei steirischen<br />
Modellregionen, wodurch die<br />
<strong>Steiermark</strong> österreichweit eine<br />
Vorreiterrolle einnimmt. Das<br />
steirische Konzept der Neuen<br />
Mittelschule legt den pädagogischen<br />
Fokus auf die Leistungsfähigkeit<br />
der Schule durch<br />
Individualisierung und innere<br />
Differenzierung. Durch das<br />
Eingehen auf die ganz speziellen<br />
Bedürfnisse jeder und jedes<br />
Einzelnen können Bedürfnisse<br />
erkannt und somit Defizite<br />
minimiert und Stärken gefördert<br />
werden. Zentrale Schwerpunkte<br />
des Unterrichts werden<br />
Persönlichkeitsbildung, Multikulturalität<br />
und Integration<br />
sein. Lernen soll in der Neuen<br />
Mittelschule als Beitrag zur<br />
SCHULE<br />
www.dieschule-stmk.com<br />
Besten Dank<br />
Identitätsentwicklung gesehen<br />
werden, wodurch die Schülerinnen<br />
und Schüler die Schlüsselfertigkeiten<br />
erlangen, die für<br />
die Anforderung der Lebens<br />
und Berufswelt der Zukunft<br />
erforderlich sein werden.<br />
Jene Maßnahmen sind es, die –<br />
wie zu hoffen ist – die steigende<br />
Inanspruchnahme von<br />
Nachhilfeunterricht zu einem<br />
großen Teil obsolet machen<br />
wird. Ich bin daher sehr zuversichtlich,<br />
dass die wissenschaftliche<br />
Evaluierung, die –<br />
so wie eine Begleitung des<br />
Schulversuchs – durch die<br />
Pädagogische Hochschule Stei-<br />
„<br />
Richard Villedieu, Direktor des College Blanchard, Annecy, Frankreich<br />
“<br />
ermark durchgeführt wird, für<br />
das Pilotprojekt Neue Mittelschule<br />
ein sehr gutes Ergebnis<br />
bringen wird.<br />
Weniger erfreulich ist die Tatsache,<br />
dass aufgrund der demographischen<br />
Entwicklung im<br />
kommenden Schuljahr in der<br />
<strong>Steiermark</strong> ein SchülerInnenrückgang<br />
von 3423 zu verzeichnen<br />
sein wird. Daraus resultierend<br />
ergäbe sich ein Minus an<br />
320 Planstellen, was sowohl für<br />
<strong>mich</strong> als Bildungslandesrätin<br />
wie auch in besonderem Maße<br />
für die betroffenen Lehrerinnen<br />
und Lehrer eine untragba-<br />
re Situation bedeuten würde.<br />
Allerdings können durch verschiedenste<br />
bildungspolitische<br />
Maßnahmen trotz des massiven<br />
SchülerInnenrückgangs im<br />
gesamtsteirischen Durchschnitt<br />
fast alle Lehrerinnen<br />
und Lehrer im kommenden<br />
Schuljahr weiter beschäftig<br />
werden. Ermöglicht wird dies<br />
einerseits, da seitens des Landes<br />
<strong>Steiermark</strong> zusätzliche<br />
zweckgebundene Zuschläge für<br />
unter anderem die Senkung der<br />
KlassenschülerInnenhöchstzahl<br />
auf 25 beantragt wurden.<br />
Durch zusätzliche Kontingente<br />
für diese Senkung der Klassen-<br />
C’est un grand plaisir pour nous d’avoir participé<br />
à cet échange académique et culturel qui est au<br />
cœur de «Zeitung Schule» et d’avoir contribue a<br />
son succés continu.<br />
schülerInnenhöchstzahl sowie<br />
für die Deckung des Sonderpädagogischen<br />
Förderbedarfs ist<br />
daneben eine weitere wesentliche<br />
Verbesserung der pädagogischen<br />
Rahmenbedingungen<br />
gegeben. Weiters wird durch<br />
die Ausweitung der Sprachförderkurse<br />
auf die Hauptschulen<br />
und Polytechnischen Schulen<br />
sowie durch den kontinuierlichen<br />
Ausbau der ganztägigen<br />
Schulformen ein wichtiger<br />
Schritt für die Sicherstellung<br />
einer qualitativ hochwertigen<br />
Bildung und für eine optimale<br />
Förderung unserer Kinder<br />
6<br />
Nr. 200<br />
JULI<br />
2008<br />
getan.<br />
Durch diese für <strong>mich</strong> und alle<br />
steirischen Pädagoginnen und<br />
Pädagogen erfreulichen Maßnahmen<br />
sowie durch erfahrungsgemäß<br />
zu erwartende<br />
Pensionierungen wird die Weiterbeschäftigung<br />
beinahe aller<br />
Lehrerinnen und Lehrer im<br />
kommenden Schuljahr erreicht.<br />
Die Ausweitung ganztägiger<br />
Schulformen ist ein Thema, das<br />
mir als zuständige Bildungslandesrätin<br />
ganz besonders am<br />
Herzen liegt. Im Vergleich zum<br />
Schuljahr 2006/07 konnte das<br />
Angebot an ganztägigen Schulen<br />
steiermarkweit beträchtlich<br />
ausgebaut werden. Wurde im<br />
Schuljahr 2006/07 an 52 öffentlichen<br />
Volksschulen eine ganztägige<br />
Form angeboten, sind es<br />
mittlerweile 90 öffentliche<br />
Volksschulen, an denen ganztägige<br />
Gruppen geführt werden,<br />
und im kommenden Schuljahr<br />
wird eine weitere Steigerung<br />
erwartet. Ein kleiner Wermutstropfen<br />
dabei ist die Tatsache,<br />
dass an nur fünf der Standorte<br />
Ganztagsschule in verschränkter<br />
Form geboten wird. Ich sehe<br />
als Aufgabe für die nächsten<br />
Jahre, dieses Angebot auszubauen,<br />
da gerade in dieser<br />
Form, im Wechsel zwischen<br />
Freizeit- und Unterrichtseinheiten,<br />
Lern- und Lehrmethoden<br />
wie Gruppenarbeiten oder<br />
offenes Lernen noch stärker<br />
zur Anwendung kommen können.<br />
Auch im Hinblick auf das<br />
Ziel der Vereinbarkeit von<br />
Beruf und Familie spielen<br />
ganztägige Schulformen eine<br />
ganz wesentliche Rolle. Dadurch<br />
ist es beiden Elternteilen<br />
gleichermaßen möglich, einer<br />
ganztägigen Erwerbsarbeit<br />
nachzugehen.<br />
Einen für <strong>mich</strong> unverzichtbaren<br />
Bestandteil unseres Bildungssystems<br />
stellt die Integration<br />
all jener dar, die<br />
aufgrund ihrer ethnischen Herkunft<br />
oder auch durch körperliche<br />
oder geistige Beeinträchtigung<br />
leider immer noch ein<br />
Stück weit ausgegrenzt sind.<br />
Erfreulich ist in dieser Hinsicht,<br />
dass die Integration von<br />
behinderten Kindern an kaum<br />
einer steirischen Schule mehr<br />
Thema, sondern gelebter Alltag<br />
ist. Es muss allerdings noch<br />
verstärkt ins Bewusstsein aller<br />
dringen, dass sichtbare und<br />
unsichtbare Unterschiede im<br />
Hinblick auf den ethnischen<br />
Hintergrund für die gesamte<br />
Gesellschaft – auch außerhalb<br />
der Schule – eine Bereicherung
Nr. 200<br />
SCHULE<br />
JULI<br />
7<br />
2008<br />
bedeuten können. Hereinholen<br />
satt Ausgrenzen ist daher die<br />
Devise, die ich durch die ganz<br />
gezielte Unterstützung großer<br />
Projekte zur Integration an<br />
Schulen verstärkt forcieren<br />
möchte.<br />
Abschließend kann ich sagen,<br />
dass wir uns in der <strong>Steiermark</strong><br />
in der Bildungspolitik auf dem<br />
absolut richtigen Weg befinden<br />
in Richtung einer qualitätvollen<br />
Schule, die unseren Kindern<br />
einerseits jene Werte vermittelt,<br />
die für ihr weiteres<br />
Leben unabdingbar sein werden<br />
und ihnen andererseits<br />
selbst diese Wertschätzung<br />
zuteil werden lässt, die sie als<br />
die Zukunft unserer Gesellschaft<br />
verdienen. In diesem<br />
Sinne wünsche ich Ihnen erholsame<br />
Ferien und viel Kraft für<br />
den Start in ein neues erfolgreiches<br />
Schuljahr!<br />
Dr. in „<br />
Bettina Vollath,<br />
Bildungslandesrätin<br />
Chtìli bychom pogratulovat<br />
celému tymu<br />
redakce èasopisu<br />
„Schule“ k jeho 200.<br />
vydání. Tento<br />
zajímavy èasopis,<br />
plny informací nám<br />
dává nahlédnout do<br />
kulturního, sportovního<br />
a akademického<br />
dìní naich sousedù.<br />
Dìkujeme a pøejeme<br />
hodnì úspìchù!<br />
Mgr. Jaroslava Plichtová<br />
(Deutschhlehrerin),<br />
Mgr. Dalibor Carda (Direktor),<br />
Gymnasium Krumauu<br />
Wir möchten dem<br />
ganzen<br />
Redaktionsteam der<br />
Zeitschrift „Schule“<br />
zur 200. Ausgabe<br />
herzlich gratulieren.<br />
Diese interessante<br />
und informative Zeitschrift<br />
gibt uns einen<br />
Einblick in das<br />
kulturelle, sportliche<br />
und schulische<br />
Geschehen unseres<br />
Nachbarlandes. Danke<br />
und viel Erfolg!<br />
“<br />
Es gibt schon<br />
noch Probleme<br />
Die Zeitschrift Schule ist aus<br />
der Schullandschaft nicht mehr<br />
wegzudenken. Durch die Bereitstellung<br />
kostenloser Exemplare<br />
für die Eltern- und Schülervertretung<br />
wurde sie auch<br />
ein wichtiges Signal des<br />
Herausgebers für sein Bestreben,<br />
Schulpartnerschaft zu fördern<br />
und zu unterstützen. Dass<br />
dadurch quasi ein Gradmesser<br />
für Qualität von Schulpartnerschaft<br />
geschaffen wurde, überraschte<br />
viele.<br />
Empörte Briefe oder Anrufe<br />
von SchulleiterInnen ob der<br />
Zumutung, als Postzusteller<br />
fungieren und die Zeitschrift<br />
an die Elternvertretung weiterleiten<br />
zu müssen, verursachten<br />
ziemliche Betroffenheit bei<br />
Herausgeber und Redaktion.<br />
Über die Jahre sind Reaktionen<br />
dieser Art seltener geworden,<br />
was auch als Indiz für die Ver-<br />
Was bringt’s?<br />
Gemeint ist das Mitarbeiten an<br />
der Zeitschrift „Schule“. Denkt<br />
man an das Finanzielle, so ist es<br />
ein reines Verlustgeschäft,<br />
denn die Mitarbeit ist ehrenamtlich.<br />
Das Schreiben der<br />
Artikel, der Zeitaufwand für<br />
die Reaktionssitzungen und die<br />
Forschungsarbeiten, die notwendigen<br />
Telefonate und Mails<br />
werden finanziell in keiner<br />
Weise abgegolten. Die Studienreisen<br />
ins Ausland wurden zur<br />
Gänze von den Teilnehmern<br />
selbst bezahlt. Warum also „tue<br />
ich mir das an“ ... und nun<br />
schon seit fünfzehn Jahren?<br />
Bei den Redaktionssitzungen<br />
trifft man auf engagierte Menschen<br />
mit deren Meinungen<br />
man sich auseinandersetzen<br />
muss. Das Einbringen von<br />
Ideen und das Beraten darüber<br />
empfinde ich als schöpferischen<br />
und sozialen Prozess.<br />
Die Auslandsreisen wurden in<br />
den jeweiligen Gastländern<br />
jeweils von ortsansässigen<br />
Freunden gestaltet. So erhielt<br />
man Einblicke in die Schullandschaften<br />
und in das Leben<br />
anderer europäischer Länder.<br />
In Interviews konnte ich interessante<br />
Persönlichkeiten kennen<br />
lernen. Die Bandbreite<br />
umfasste hier sowohl preisgekrönte<br />
Schüler, Politiker, Kulturschaffende<br />
wie auch Menschen,<br />
die in Sozialbereichen<br />
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besserung des schulpartnerschaftlichen<br />
Klimas gewertet<br />
werden kann. Dennoch gibt es<br />
noch zahlreiche Schulen, wo<br />
den Eltern ihr monatliches<br />
Exemplar vorenthalten wird.<br />
Dass es sich dabei oft nicht um<br />
ein zufälliges Versäumnis, sondern<br />
um den sichtbaren Ausdruck<br />
eines zumindest unzeitgemäßen<br />
Verständnisses von<br />
Schulpartnerschaft handelt,<br />
belegen die Berichte der betroffenen<br />
Eltern(vereine) über<br />
sonstige Abläufe an diesen<br />
Schulen.<br />
Auch in einem weiteren Punkt<br />
bildet die Zeitschrift einen<br />
„wunden Punkt“ der Schulrealität<br />
ab: Personen, die ins<br />
Schulgeschehen involviert<br />
sind, verhalten sich gerne taktisch.<br />
Mit vielerlei Rechtfertigungsgründen<br />
wird das Augenmerk<br />
nur auf „schöne Ereignisse“<br />
gerichtet und Auseinandersetzungen<br />
(Berichte)<br />
über jene Vorkommnisse oder<br />
Entwicklungen werden ausgespart,<br />
die weniger gern gelesen<br />
Außergewöhnliches geleistet<br />
<strong>hat</strong>ten.<br />
Als größten Gewinn für <strong>mich</strong><br />
persönlich betrachte ich eine<br />
Forschungsarbeit über steirische<br />
Lehrerpersönlichkeiten<br />
und ihre außerschulischen Kulturleistungen.<br />
In der Serie<br />
„Lehrer und ...“ konnte ich<br />
über mehr als 60 steirische<br />
Lehrer berichten, deren Verdienste<br />
bis dahin noch nie der<br />
breiten Öffentlichkeit bekannt<br />
gemacht worden oder von<br />
deren Leistungen man nicht<br />
wusste, dass sie von steirischen<br />
Pädagogen erbracht worden<br />
waren. Wem etwa ist schon<br />
bewusst, dass die heute weltweit<br />
als Selbstverständlichkeit<br />
verwendete Zeitlupe die Erfindung<br />
eines Grazer Mittelschullehrers<br />
war!<br />
Ohne speziell danach gesucht<br />
zu haben, bin ich auf Lehrerinnen<br />
gestoßen, die als wahre<br />
Pionierinnen bezeichnet werden<br />
können. So war die erste an<br />
der Universität Graz promovierte<br />
Frau eine steirische<br />
Volksschullehrerin! Durch die<br />
Beschreibung ihres oft äußerst<br />
beschwerlichen und hindernisreichen<br />
Lebens und ihrer<br />
„Werke“ habe ich wohl auch<br />
ein Stück Frauengeschichte in<br />
der <strong>Steiermark</strong> erforscht und<br />
dokumentiert. Die Serie „Lehrer<br />
und ...“ sollte auch als Beitrag<br />
zur Imagehebung des Lehrerstandes<br />
beitragen.<br />
200 EXTRA/ELTERN & LEHRER<br />
werden oder gar „Gegenwind“<br />
erzeugen könnten (wenige Ausnahmen<br />
bestätigen die Regel).<br />
Nach Beendigung der aktiven<br />
Karriere im (gehobenen) Schuldienst<br />
erst wird „abgerechnet“<br />
und es werden Dinge angeprangert,<br />
deren So-Sein man in<br />
seiner aktiven Zeit geduldet<br />
oder verteidigt <strong>hat</strong>.<br />
Besondere Bedeutung für<br />
Eltern <strong>hat</strong> die Zeitschrift Schule<br />
insbesondere durch die<br />
Behandlung von pädagogischen,<br />
didaktischen und auch<br />
rechtlichen Fragen durch<br />
Fachleute. Diese Artikel bieten<br />
Eltern die Möglichkeit, Einblicke<br />
in und Verständnis für<br />
schulische Abläufe zu entwickeln<br />
oder ihre individuelle<br />
Situation zu reflektieren.<br />
200 Ausgaben Schule sind eine<br />
Leistung, die ohne den engagierten<br />
Einsatz von Herausgeber<br />
und Redaktion nicht möglich<br />
gewesen wäre. Ich<br />
gratuliere herzlich<br />
„<br />
und danke<br />
dafür.<br />
Ilse Schmid, Präsidentin LV-EV<br />
Zur 200. Ausgabe der<br />
„Schule“ und die<br />
Gollesch-Zeitreisen:<br />
Ob historisch oder<br />
aktuell, stets interessant<br />
und unterhaltsam,<br />
prägnant<br />
und gut recherchiert<br />
– man weiß dann oft,<br />
was man alles noch<br />
nicht gewusst <strong>hat</strong>.<br />
Dr. Bernd Moser, Departmentleiter<br />
Natur, Landesmuseum<br />
Joanneum<br />
“<br />
In letzter Zeit, da viel über Einsparungsaktionen<br />
auf allen<br />
Lebensgebieten gesprochen<br />
wird, ist es für <strong>mich</strong> als Kulturanthropologin<br />
ein besonderes<br />
Anliegen, in der Serie „Im Zeitspiegel“<br />
Querverbindungen<br />
und Bezüge herzustellen zu den<br />
Lebens-, Lern- bzw. Arbeitsbedingungen<br />
von Schülern und<br />
Lehrern in vergangenen Tagen.<br />
Da für <strong>mich</strong> Begegnungen mit<br />
Menschen und Forschungsarbeit<br />
zur Hebung meiner<br />
Lebensqualität beitragen, ist<br />
für <strong>mich</strong> die Mitarbeit an der<br />
„Schule“ ein Glücksfall.<br />
Dipl.-Päd. Mag. Heidrun Gollesch,<br />
Mitglied des<br />
Redaktionsteams seit 1993
PSYCHOLOGISCH<br />
Aus dem<br />
Inhalt<br />
S. 8–13<br />
Geballte schulpsychologische<br />
Akzente werden in der Jubiläumsausgabe<br />
gesetzt. – Der Campus 02,<br />
die Fachhochschule der Wirtschaft,<br />
stellt sich vor. Anhand von<br />
Bespielen werden Berufschancen<br />
und Karrieremöglichkeiten, gerade<br />
auch für Mädchen und junge<br />
Frauen, aufgezeigt.<br />
S. 14–15<br />
„Sprachen bauen Brücken“ war das<br />
Motto, unter dem der Tag der Muttersprachen<br />
an der NMS/HS St.<br />
Andrä in Graz stattfand. Dazu gab’s<br />
hohen Besuch. – Der Buchklub der<br />
Jugend zeigt Möglichkeiten zur<br />
Lesemotivation auf. Unter anderem<br />
sollen Ratekrimis den Lesespaß fördern.<br />
„Eigentlich wollt’ ich die<br />
200. Ausgabe dieser<br />
Zeitung im Pensionisten-<br />
Abo lesen. Na gut - dann<br />
eben die 250.!“<br />
SCHULE<br />
www.dieschule-stmk.com<br />
Faustlos …<br />
DR. GABRIELE KRONES<br />
Im<br />
Schuljahr 2008/2009<br />
startet das Projekt<br />
„Faustlos“ an über<br />
fünfzig steirischen Elementarklassen.<br />
Die Auswahl der<br />
Schulen sowie die Zuteilung<br />
der Projektkoffer wurde durch<br />
die Bezirksschulräte in Kooperation<br />
mit der Schulpsychologie<br />
durchgeführt. Weitere Koffer<br />
wurden vom Bundesministerium<br />
für Unterricht, Kunst<br />
und Kultur für das kommende<br />
Schuljahr bereits in Aussicht<br />
gestellt.<br />
Dieses ursprünglich in den<br />
USA entwickelte Projekt wurde<br />
in den letzten Jahren in<br />
Deutschland, aber auch an<br />
Kindergärten und Volksschulen<br />
in Wien erprobt.<br />
Nun beschloss man im Ministerium,<br />
dieses Instrument in ganz<br />
Österreich – zunächst in einer<br />
Testphase – einzusetzen.<br />
Im Frühsommer wurden die<br />
künftigen KlassenlehrerInnen<br />
der Versuchsklassen im Umgang<br />
mit dem „Faustlos-Koffer“<br />
vertraut gemacht.<br />
„Faustlos“ ist ein Curriculum<br />
für die Volksschule (bzw. auch<br />
schon für den Kindergarten),<br />
mit dessen Hilfe sechs- bis<br />
neunjährige Kinder ihre sozialen<br />
Kompetenzen erweitern<br />
und impulsives oder aggressi-<br />
Auf dem wissenschaftlich fundierten<br />
Ansatz der tiergestützten<br />
Therapie wird im Landeskompetenzzentrum<br />
St. Ulrich<br />
am Waasen die tiergestützte<br />
Pädagogik in der Form angewendet,<br />
als es zu einer interaktiven<br />
Begegnung zwischen Kindern<br />
und Tieren kommt, die<br />
eine positive Veränderung des<br />
Kindes in physiologischer, psychischer,<br />
mentaler und sozialer<br />
Hinsicht erwirkt. Unter Tiergestützter<br />
Therapie versteht man<br />
alle Maßnahmen, bei denen mit<br />
dem gezielten Einsatz von Tieren<br />
positive Auswirkungen auf<br />
das Erleben und Verhalten von<br />
Menschen erzielt werden, sei es<br />
bei körperlichen oder auch seelischen<br />
Erkrankungen.<br />
Dr. Gabriele Krones leitet die<br />
Schulpsychologische<br />
Beratungsstelle Weiz<br />
ves Verhalten abbauen sollten.<br />
Grundannahme ist, dass aggressives<br />
oder gewaltbereites<br />
Verhalten (soweit man in diesen<br />
Termini bei Volksschulkindern<br />
sprechen kann) im<br />
Wesentlichen aus einem Mangel<br />
an sozialen Kompetenzen<br />
resultiert.<br />
Geringe soziale Kompetenz<br />
geht oft einher mit inadäquaten<br />
Konfliktlösungsstrategien.<br />
Mit Hilfe dieses Programms<br />
sollen Kinder angehalten werden,<br />
konstruktive Problem-,<br />
Konfliktlösungsmodelle zu entwickeln,<br />
indem ihnen Kenntnisse<br />
und Fähigkeiten in den<br />
Die Zusammenarbeit mit dem<br />
Landeskompetenzzentrum bietet<br />
den Schulen die effiziente<br />
Möglichkeit einer individuumszentrierten,ressourcenorientiertenErziehungsgestaltung,<br />
die bei Schülern eine<br />
Erhöhung des Sicherheits-,<br />
Geborgenheits- und Selbstwertgefühls<br />
herbeiführt.<br />
Das Landeskompetenzzentrum<br />
bietet den Schülern durch diese<br />
tiergestützte Therapie die<br />
emotionale und soziale Unterstützung<br />
in einer urbanisierten<br />
und vertechnisierten hektischen<br />
Welt, sodass sie besser<br />
und leichter das Gleichgewicht<br />
zwischen Denken und emotionalen<br />
Instinkten herstellen<br />
können.<br />
8<br />
Nr. 200<br />
JULI<br />
2008<br />
Bereichen Empathie, Impulskontrolle<br />
und Umgang mit<br />
Ärger und Wut vermittelt werden<br />
– in Form von angeleiteten<br />
Gesprächen, Rollenspielen und<br />
anderen Formen der Selbsterfahrung.<br />
Es ist sozusagen ein „Vehikel“,<br />
anhand dessen Fragen, Probleme<br />
und Konflikte, die in Gruppen<br />
auftreten, erörtert werden<br />
können. Schon allein die Tatsache,<br />
dass nun regelmäßig einbis<br />
zweimal pro Woche ein zeitlicher<br />
Rahmen zur Reflexion<br />
dieser Fragestellungen geschaffen<br />
wird, könnte dazu beitragen,<br />
dass das Gemeinschaftsgefühl<br />
einer Klasse<br />
gefördert und das Konfliktpotenzial<br />
verringert wird.<br />
Es wird davon ausgegangen,<br />
dass aggressives Verhalten<br />
durch unterschiedliche Bedingungen<br />
ausgelöst werden kann.<br />
Dabei spielen selbstverständlich<br />
intrapsychische, aber auch<br />
umweltbedingte Faktoren eine<br />
wesentliche Rolle.<br />
Es ist wohl unbestritten, dass<br />
eine Eingangsklasse – durch<br />
das Zusammentreffen gleichaltriger<br />
Kinder mit unterschiedlichstenAusgangsbedingungen<br />
– ein Ort erhöhter<br />
Problem- und Konfliktbeladenheit<br />
ist.<br />
„Faustlos“ soll im Wesentlichen<br />
dazu beitragen, dass<br />
einerseits das Sozialisationsfeld<br />
„Schule“ ein Ort wird, an<br />
welchem Konflikte, die in größeren<br />
Gemeinschaften vorprogrammiert<br />
sind, adäquat und<br />
zumindest ohne körperliche<br />
Es geht um tiergestützte T<br />
So werden im Landeskompetenzzentrum<br />
durch die positive<br />
Zusammenarbeit von Therapeuten,<br />
Lehrern, Schülern und<br />
Tieren nicht nur nachhaltige<br />
Fortschritte im Abbau von<br />
Aggressionen und Ängsten der<br />
Kinder erzielt, sondern auch<br />
deren eingeschränkte Selbstständigkeit<br />
und negatives Sozialverhalten<br />
in einen positiven<br />
Bereich umgelenkt.<br />
Das Landeskompetenzzentrum<br />
bietet Schulklassen nicht nur<br />
die Möglichkeit der einmal<br />
wöchentlichen Krisenintervention<br />
bei Verhaltensauffälligkeiten<br />
von Schülern, sondern <strong>hat</strong><br />
unter anderem auch Ferienangebote<br />
wie Projektwochen,<br />
tiergestützte Therapie
Nr. 200<br />
SCHULE<br />
JULI<br />
2008<br />
9 PSYCHOLOGISCH<br />
Gewalt ausgetragen werden.<br />
Andererseits sollen durch die<br />
erworbenen Kenntnisse und<br />
Fertigkeiten Schwierigkeiten<br />
und Probleme im Umgang miteinander<br />
von vornherein hintangehalten<br />
werden.<br />
„Faustlos“ ist ein therapeutisches<br />
Programm. Insbesondere<br />
kann es nicht für Kinder<br />
herangezogen werden, welche<br />
aufgrund defizitärer Entwicklungsbedingungen<br />
ein erhöhtes<br />
Bedürfnis nach Schutz, Bindung<br />
und Verlässlichkeit<br />
haben.<br />
Dieses Programm könnte<br />
jedoch bewirken, dass jene<br />
Lehrer, welche täglich mit diesen<br />
Kindern zu tun haben mehr<br />
Wissen über die Hintergründe<br />
von extensiven Verhaltensschwierigkeiten<br />
aufweisen.<br />
Letztlich resultiert daraus<br />
mehr Verständnis im Umgang<br />
mit jenen Kindern.<br />
Detailinformationen zu dieser<br />
Aktion: Amtsrätin Nadja<br />
Wambrechtshamer, Abteilung<br />
Schulpsychologie-Bildungsberatung;<br />
Tel. 0316/345-291<br />
Therapie<br />
wochen und Tiertrekking-<br />
Wandertage in seinem pädagogisch<br />
wertvollen Programm.<br />
Die Aktivitäten des Landeskompetenzzentrums<br />
werden<br />
vom <strong>Landesschulrat</strong> für <strong>Steiermark</strong><br />
(Abteilung Schulpsychologie-Bildungsberatung)ausdrücklich<br />
empfohlen.<br />
Nadja Wambrechtshamer, Schulpsychologie-Bildungsberatung<br />
Kontakt: LandesKompetenz-<br />
Zentrum für Mensch-Tier-<br />
Beziehung 8072 St. Ulrich am<br />
Waasen 128,<br />
Tel. 0664/185 83 24;<br />
Mail: mensch-tier@landeskompetenzzentrum.at<br />
Viele Schulen fordern es,<br />
die HTBLA Bulme in<br />
Graz <strong>hat</strong> es bereits seit<br />
zehn Jahren: ein regelmäßiges<br />
psychosoziales<br />
Beratungsangebot vor<br />
Ort an der Schule.<br />
Als wir 1998 damit starteten,<br />
gab es viele Hindernisse zu<br />
überwinden. Eine Einrichtung<br />
dieser Art war im Schulsystem<br />
nicht vorgesehen. BeratungslehrerInnen<br />
gab es nur im<br />
Pflichtschulbereich, für die<br />
BHS und AHS waren ausschließlich<br />
die schulpsychologischen<br />
Beratungsstellen und<br />
BildungsberaterInnen zuständig.<br />
Wie uns allen bekannt ist<br />
und auch überall beklagt wird,<br />
verfügt jedoch die Schulpsychologie<br />
über wesentlich weniger<br />
Ressourcen, als notwendig<br />
wären, und das war vor zehn<br />
Jahren nicht anders.<br />
Die BildungsberaterInnen hingegen<br />
sahen sich für eine fundierte<br />
psychosoziale Beratung<br />
nicht gut genug ausgebildet.<br />
Eine kontinuierliche Ansprechperson<br />
vor Ort kann<br />
jedoch langfristig auch die<br />
Schwellenangst, psychosoziale<br />
Beratung in Anspruch zu nehmen,<br />
senken.<br />
Ein diesbezüglicher Antrag von<br />
Mag. Martha Schweiger im<br />
SGA wurde einstimmig angenommen<br />
und ein Konzept für<br />
ein vorläufig auf zwei Jahre<br />
befristetes Projekt erarbeitet.<br />
Da es keine Vorerfahrungen an<br />
anderen Schulen gab, musste<br />
das Konzept von Grund auf<br />
erstellt werden.<br />
Die Hemmungen, ausgerechnet<br />
an einer männlich dominierten<br />
technischen Schule eine psychosoziale<br />
Beratung in Anspruch<br />
zu nehmen, wurden –<br />
wie sich bald herausstellen<br />
sollte – anfangs für zu hoch eingeschätzt.<br />
Um Unklarheiten, Befürchtungen<br />
und etwaige Gefährdungen<br />
für das Projekt einzudämmen,<br />
setzten sich daher gemeinsam<br />
mit uns 18 KollegInnen und die<br />
damalige Elternvertreterin,<br />
Erna Müller, mit all den offe-<br />
www.dieschule-stmk.com<br />
Bulme: Zehn Jahre<br />
Psychosoziale Beratung<br />
nen Fragen auseinander und<br />
schufen die Rahmenbedingungen<br />
für die psychosoziale Beratung.<br />
Nach wenigen Monaten Anlaufzeit<br />
wurde die psychosoziale<br />
Einrichtung „Wenn’s eng<br />
wird an der Bulme“ bereits<br />
bestens angenommen und sehr<br />
bald als wesentliche Bereicherung<br />
der schulischen Ressourcen<br />
gesehen.<br />
Seit 1998/99 hält Mag. Erika<br />
Michelitsch-Lickl, Psychotherapeutin<br />
und Biologielehrerin<br />
(an einer anderen Schule!), einmal<br />
wöchentlich fixe Sprechstunden<br />
im Schularztzimmer<br />
ab, aber auch außerhalb dieser<br />
Zeiten sind Terminvereinbarungen<br />
möglich.<br />
Insgesamt sind wöchentlich ca.<br />
vier Beratungsstunden vorgesehen.<br />
Die Beratungen sind<br />
streng vertraulich, anonym und<br />
kostenlos. Selbstverständlich<br />
werden keine personen- oder<br />
klassenbezogenen Daten weitergeleitet.<br />
Nach einer Evaluierung wurde<br />
die psychosoziale Einrichtung<br />
nach zwei Jahren fix an der<br />
Bulme installiert. Im Schuljahr<br />
2001/2002 wurde die Abgeltung<br />
für das Projekt reduziert,<br />
deshalb mussten administrative<br />
Tätigkeiten eingeschränkt<br />
werden, um die Beratungszeiten<br />
beibehalten zu können.<br />
Die Erfahrungen der letzten<br />
zehn Jahre haben gezeigt, was<br />
im Rahmen der psychosozialen<br />
Beratung an der Schule gut<br />
funktioniert:<br />
● Persönliche und familiäre<br />
Krisen können durch die psychosoziale<br />
Begleitung in den<br />
meisten Fällen sehr rasch<br />
gelindert oder überwunden<br />
werden. Häufig erweisen sich<br />
auch Gespräche mit den Eltern<br />
als sinnvoll und hilfreich.<br />
● Bei rechtzeitiger Beratung<br />
lassen sich Schulunlust und<br />
Lernhemmungen sehr rasch in<br />
den Griff bekommen.<br />
● Ebenso lassen sich Klassenprobleme<br />
oder -konflikte durch<br />
Klassenmoderation oder Supervision<br />
der LehrerInnen<br />
meistens lösen.<br />
● Bei Lehrer-Schüler-Konflikten<br />
reicht es im Sinne eines systemischen<br />
Ansatzes auch, wenn<br />
nur eine der beteiligten Personen<br />
die Beratung aufsucht, um<br />
eine Konfliktklärung zu bewirken.<br />
● SchülerInnen, deren Sozialverhalten<br />
als problematisch<br />
eingestuft wird, können, wenn<br />
sie von einem Vertrauenslehrer<br />
überwiesen werden, ebenfalls<br />
in ihrer Entwicklung profitieren.<br />
An der HTBLA Bulme wurde<br />
die psychosoziale Beratung, die<br />
in der Anfangszeit durchaus<br />
auch skeptisch beäugt wurde,<br />
zu einer unentbehrlichen Einrichtung,<br />
zur Selbstverständlichkeit.<br />
Und bekanntlich sehen das<br />
mittlerweile viele andere Schulen<br />
ebenso. Trotzdem sollten<br />
wir nicht vergessen, vor zehn<br />
Jahren war das heute Selbstverständliche<br />
noch schulische<br />
Utopie: ein Wunschtraum, der<br />
in der Bulme durch aktiven<br />
Einsatz von engagierten Menschen<br />
Wirklichkeit wurde.<br />
Mag. Martha Schweiger<br />
Mag. Erika Michelitsch-Lickl<br />
IMPRESSUM: Verleger und Herausgeber: <strong>Landesschulrat</strong> für <strong>Steiermark</strong> (Mag. Eva Ponsold,<br />
Büro des Präsidenten, E-Mail: eva.ponsold@lsr-stmk.gv.at, Tel. 0316/345-121).<br />
Redaktion: BSI <strong>Heinz</strong> <strong>Zechner</strong>, Bezirksschulrat, 8430 Leibnitz, Kadagasse 12; Werner Egger, Am<br />
Langedelwehr 26, 8010 Graz, Tel. 0664 443 46 12; – Satz beigestellt. – Herstellung: Medienfabrik<br />
Graz. – Die „Schule versteht sich als Beitragszeitung und somit trägt für die namentlich kennzeichneten<br />
Artikel der Autor die Verantwortung.<br />
E-Mail: heinz.zechner@stmk.gv.at – werner.egger@kleinezeitung.at (egger.w@aon.at) –<br />
Internet: www.lsr-stmk.gv.at/cms/ziel/427083/DE/ – www.dieschule-stmk.com<br />
Bei Unzustellbarkeit die Zeitung bitte an die Medienfabrik, 8020 Graz, Dreihackengasse 20,<br />
zurücksenden. Bezugsbedingungen: Die Zeitschrift „Schule“ und das Verordnungsblatt des <strong>Landesschulrat</strong>es<br />
für <strong>Steiermark</strong> werden allen Pflichtbeziehern (Bezirksschulräten, Schulleitungen<br />
und DirektorInnen aller öffentlichen und mit dem Öffentlichkeitsrecht ausgestatteten<br />
Unterrichtsanstalten) von Amts wegen zugestellt, die Bezugsgebühr ist aber zu entrichten. Die<br />
Zeitschrift „Schule“ und das Verordnungsblatt werden auch im Jahresbezug an alle Lehrpersonen<br />
des Ruhestandes, den Dienststellen, Vereine, Körperschaften, Firmen und sonstige Interessenten<br />
auf Bestellung abgegeben.<br />
Der Bezugspreis beträgt derzeit € 55,–. Die Bestellung nimmt die Medienfabrik Graz, Dreihackengasse<br />
20, 8020 Graz, Frau Zierler, Tel. 0316/8095-18, entgegen.<br />
Adressenänderungen bitte an: Büro des Präsidenten, Tel. 0316/345-221 oder 110!
STUDIENGANG SCHULE<br />
www.dieschule-stmk.com<br />
Ästhetische Spurensuche<br />
Steirische Lehrerinnen begeben<br />
sich auf ästhetische Spurensuche,<br />
zukunftweisende<br />
Weiterbildung im künstlerischen<br />
Bereich an der KPH<br />
Graz: Die scheinbar nutzlose<br />
Kunst wird von Neurowissenschaftlern<br />
wieder entdeckt und<br />
aktuell ins Rampenlicht<br />
gestellt. Spätestens seit der<br />
Weltkonferenz zu Arts Education<br />
in Lissabon (März 2006)<br />
versteht man die Kunst wieder<br />
als vierte Säule im Bildungswesen.<br />
Globale Erhebungen wie z.<br />
B. Anne Bamfords „The Wow<br />
Factor“ orten akuten Handlungsbedarf<br />
in Sachen Kunsterziehung.<br />
In Österreich wurde<br />
2007 ein Kulturmonitoring<br />
durchgeführt, bei dem sich 75<br />
Prozent der Bevölkerung für<br />
eine generelle Aufwertung der<br />
musischen Fächer ausgesprochen<br />
haben. Aus der Studie<br />
„Vielfalt und Kooperation“ von<br />
Michael Wimmer leitete Bundesministerin<br />
Claudia Schmied<br />
einen klaren Auftrag für bessere<br />
Kunst- und Kulturvermitt-<br />
lung an unseren Schulen ab:<br />
„Kunst und Kulturvermittlung<br />
muss einen zentralen Stellenwert<br />
in unserem Bildungssystem<br />
einnehmen. Wir brauchen<br />
mehr Kreativität, Innovation<br />
und Vermittlung kultureller<br />
Kompetenzen an unserer Schulen.<br />
Kreativität ist der Schlüssel<br />
zur Innovation.“ Zudem<br />
wird die EU 2009 das Jahr der<br />
Kreativität ausrufen.<br />
An der Kirchlichen Pädagogischen<br />
Hochschule wurde<br />
Kunsterziehung von jeher als<br />
zentrales Ausbildungsfach gesehen.<br />
Neu ist jedoch der Weiterbildungslehrgang„Ästhetische<br />
Spurensuche“, der in einer<br />
viersemestrigen Weiterbildung<br />
mit 30 ECTS-Lehrerinnen aller<br />
Schultypen neue didaktische<br />
Modelle der Kunsterziehung<br />
vorstellt sowie eigenständige<br />
künstlerische Arbeit ermöglicht.<br />
Der Kunstunterricht<br />
muss sich ändern, weil sich das<br />
kulturelle Verständnis der<br />
Schüler verändert und sich der<br />
Kunstbegriff wesentlich erwei-<br />
tert <strong>hat</strong>.<br />
Mehr als 25 engagierte Pädagoginnen<br />
und Künstlerinnen<br />
erproben innovative künstlerische<br />
Projektarbeit für eine<br />
neue Lernkultur in der Schule<br />
der Vielfalt. Es gilt als wissenschaftlich<br />
bestätigt, dass der<br />
Einsatz neuer ästhetischer<br />
Methoden im Unterricht nachhaltig<br />
das soziale Gefüge in der<br />
Klasse verbessert. Kein Talent<br />
soll verloren gehen. Dabei<br />
fängt alles mit der eigenen<br />
Wahrnehmung, der „aisthesis“,<br />
an. Das Gewahrwerden, was da<br />
zum Beispiel im Klassenzimmer<br />
abläuft, die Wirkung des<br />
Raumes, der Zeit, das Wahrnehmen<br />
von Stimmungen,<br />
angefangen bei sich selbst, bei<br />
den Schülern, im Lehrkörper.<br />
Unterricht bedeutet, sich auf<br />
eine Spannbreite zwischen<br />
Lustvollem und Unangenehmen<br />
einzulassen. Im eigenen<br />
praktischen Tun wird künstlerisches<br />
Denken erprobt. Wie<br />
der Didaktiker Gert Selle<br />
betont: Alle Erfahrungen müs-<br />
ANZEIGE ANZEIGE<br />
10<br />
Nr. 200<br />
JULI<br />
2008<br />
sen vorerst durch ein „Ich“ hindurchgegangen<br />
sein ... es ist<br />
immer nur diese eine Person,<br />
die spürt, ahnt, erinnert, vorstellt,<br />
ablehnt, deutet, handelt<br />
... Dies gilt auch für Lehrpersonen.<br />
Lehrerbildung sollte ein<br />
Labor sein, wo lebensnahe Prozesse<br />
erlebt und reflektiert<br />
werden, in eigenen ästhetischen<br />
Projekten, mit künstlerisch<br />
forschenden Verfahren.<br />
Um nachhaltige Veränderungen<br />
zu bewirken, muss man in<br />
die Tiefe gehen.<br />
Die beachtlichen Ergebnisse<br />
des 1. Studienjahres werden in<br />
der Ganggalerie der Kirchlichen<br />
Pädagogischen Hochschule<br />
seit 19. Juni 2008 vorgestellt.<br />
Ab September 2008<br />
besteht die Möglichkeit neu in<br />
den Kurs einzusteigen.<br />
Weitere Informationen finden<br />
Sie unter<br />
www.kphgraz.at<br />
oder<br />
www.itae.at.<br />
Übrigens: Schulen mit einem<br />
ausgewiesenen kulturellen Profil<br />
rangieren meist ganz oben in<br />
den aktuellen Rankings.<br />
Franziska Pirstinger
KONTROVERS<br />
Sehr geehrter Herr Direktor<br />
Stark!<br />
Ihr Artikel in der Mai-Ausgabe<br />
der „Schule“ <strong>hat</strong> nach meinem<br />
Empfinden ziemlich alle<br />
Rekorde an An- und Untergriffen<br />
auf die AHS-Unterstufe<br />
gebrochen, die ich in den letzten<br />
zwei Jahren im Zuge der<br />
EVA PONSOLD*<br />
Die Zeitschrift Schule versteht<br />
sich als Beitragszeitung, die vor<br />
allem auch zum Gedankenaustausch<br />
anregen soll, die einlangenden<br />
Beiträge werden redaktionell<br />
nicht bearbeitet. Der<br />
Artikel „Etikettenschwindel<br />
<strong>hat</strong> im Schulrecht keinen<br />
Platz“, der in der Maiausgabe<br />
veröffentlicht wurde, <strong>hat</strong> <strong>mich</strong><br />
dazu veranlasst, einige grundsätzliche<br />
Gedanken über die<br />
schulpolitische Diskussion in<br />
der <strong>Steiermark</strong> festzuhalten.<br />
Österreich und Deutschland<br />
sind die letzten europäischen<br />
Länder, in denen ein differenziertes<br />
Schulsystem schulrechtlich<br />
eindeutig fest gehalten<br />
ist. Selbst im neusten<br />
Entwurf der Verfassungsreform,<br />
der mittlerweile wieder<br />
vom Tisch zu sein scheint, wird<br />
SCHULE<br />
www.dieschule-stmk.com<br />
Viribus unitis<br />
Unter dem Titel „Für Etikettenschwindel ist im<br />
Schulrecht kein Platz“ <strong>hat</strong> Herwig Stark in der<br />
„Schule“ Nr. 198, Mai 2008, seine Meinung über die<br />
AHS-Unterstufe, deren Benotungs- und Aufnahmepraxis<br />
in betont kritischer Weise kundgetan.<br />
Diesem Artikel begegnen AHS-Lehrer im Folgenden<br />
mit Klarstellungen ihrerseits. Eine befruchtende<br />
Kontroverse sei hiemit eröffnet (die Redaktion).<br />
Ist dies eines Pädagogen würdig?<br />
Gesamtschuldiskussion gelesen<br />
oder gehört habe. Die Überschrift<br />
spricht reißerisch von<br />
Etikettenschwindel im Schulrecht<br />
und macht damit vorerst<br />
sehr neugierig – dann erfährt<br />
der Leser in einer quasi kausal<br />
aufgebauten Argumentationslinie<br />
aber nur, dass es sich<br />
dabei um Ihre Meinung zur<br />
AHS (Unterstufe) handelt. Sie<br />
behaupten dabei, dass die Leistungsbeurteilungen<br />
in den<br />
Volksschulen „selten die Qualitätsvorgaben<br />
der verordnungsrechtlichen<br />
Notendefinition<br />
erfüllen“ und dass sich „hinter<br />
einem Gut der Volksschule<br />
objektiv auch genügendes oder<br />
sogar nicht genügendes Leistungsvermögen<br />
verbergen<br />
kann“.<br />
Sehr geehrter Herr Direktor<br />
Stark, es mag schon sein, dass<br />
es vereinzelt zu solchen Fehlbeurteilungen<br />
kommt, aber Sie<br />
erklären diese in Ihrer Argumentationslinie<br />
zur Mehrzahl<br />
der Fälle.<br />
Ich kann Ihnen hingegen mit-<br />
teilen, dass ich in meiner Zeit<br />
als Direktor bis jetzt ungefähr<br />
2000 Schülerinnen und Schüler<br />
aus verschiedenen Volksschulen<br />
aufgenommen habe und Sie<br />
versichern, dass die weitaus<br />
überwiegende Zahl der Beurteilungen<br />
der Kollegen und<br />
Kolleginnen aus den Volks-<br />
schulen sehr genau stimmten.<br />
Natürlich kann man diese<br />
Beurteilungen noch verbessern<br />
– vielleicht mit den von Ihnen<br />
erwähnten Bildungsstandards,<br />
aber auch diese sind nur<br />
bedingt für eine Leistungsbeurteilung<br />
geeignet und können<br />
bestenfalls die Beurteilung<br />
unserer Kinder durch Pädagogen<br />
ergänzen.<br />
Nach Ihren Ausführungen über<br />
die Leistungsbeurteilung an<br />
Volksschulen widmen Sie sich<br />
aber dann ausschließlich den<br />
AHS, die nach Ihren Worten<br />
„mit ihrem Handeln das<br />
Rechtsgefüge der Mittelstufe<br />
einseitig aufkündigen“ und Sie<br />
kritisieren, dass die AHS in<br />
Mathematik 55 Prozent im<br />
Wirkungsfeld der zweiten Leistungsgruppe<br />
und 20 Prozent im<br />
Wirkungsfeld der dritten Leistungsgruppe<br />
der Hauptschule<br />
liegen, wobei Sie mit Wirkungsfeld<br />
offensichtlich die<br />
Testergebnisse der PISA-Studie<br />
2003 meinen.<br />
Leider haben Sie die Tabelle,<br />
ausdrücklich auf das differenzierte<br />
System verwiesen. Der<br />
politische Wille zu einer umfassenden<br />
Reform und ein konsensualer<br />
Zugang auf eine Neugestaltung<br />
der Mittelstufe ist<br />
vorderhand nicht in Sicht, die<br />
Umsetzung der kleinen Schritte<br />
in Richtung gemeinsame<br />
Schule wird, wie so oft, an die<br />
Protagonisten vor Ort ausgelagert.<br />
Alle Polemiken und<br />
Feindseligkeiten „im ersten<br />
Stock“ sollen uns „zu ebener<br />
Erde“ nicht daran hindern,<br />
ohne Anfeindungen und Kritik<br />
über eine bessere Schulpolitik<br />
nachzudenken.<br />
Speziell in der <strong>Steiermark</strong> war<br />
Innovation in der Schulpolitik<br />
aus der Sie diese Werte entnommen<br />
haben, nicht fertig<br />
interpretiert, denn sonst wäre<br />
Ihnen sicher aufgefallen, dass<br />
der Vorwurf, den Sie den AHS<br />
machen, in noch größerem Maß<br />
auch Ihrem Schultyp gemacht<br />
werden kann. Die erste Leistungsgruppe<br />
der Hauptschule<br />
liegt zu 70 Prozent im Wirkungsfeld<br />
der zweiten Leistungsgruppe<br />
und zu 49 Prozent<br />
im Wirkungsfeld der dritten<br />
immer ein Thema, man denke<br />
an die Einführung der Realschule<br />
und die Gründung des<br />
Schulverbundes Graz-West vor<br />
mittlerweile 16 Jahren oder an<br />
die große Anzahl alternativer<br />
Schulen im privaten Bereich.<br />
Die Diskussion über die „Neue<br />
Mittelschule <strong>Steiermark</strong>“ wurde<br />
in den letzten 15 Monaten<br />
intensiv, aber nicht immer<br />
sachlich geführt. Zu oft haben<br />
Ängste und Missverständnisse<br />
von den eigentlichen Themen<br />
abgelenkt. In einem Prozess zur<br />
Umsetzung eines neuen<br />
Modells müssen alle Sorgen<br />
und Nachdenklichkeiten ernst<br />
genommen werden, etwas<br />
Neues kann nur gelingen, wenn<br />
10a<br />
Nr. 200<br />
JULI<br />
2008<br />
Leistungsgruppe. Trotz der<br />
Leistungsgruppen an der<br />
Hauptschule sind die Gruppen<br />
also inhomogener als an den<br />
AHS. Ich möchte Ihnen und<br />
den Lesern dieses Artikels<br />
daher die vollständige Tabelle<br />
graphisch nachreichen.<br />
Sehr geehrter Herr Dir. Stark,<br />
Sie können Tabellen selektiv<br />
interpretieren, aber Ihre Aussage,<br />
dass „der Gesetzgeber die<br />
Leistungsheterogenität durch<br />
Gegenargumente und Widerstände<br />
als Lernerfahrung verbucht<br />
werden.<br />
Die AHS genießt vor allem in<br />
den Ballungsräumen beinahe<br />
uneingeschränktes Vertrauen<br />
der Eltern, wodurch eine skeptische<br />
Haltung gegenüber<br />
Reformen der Mittelstufe<br />
durchaus berechtigt erscheint.<br />
Die „Neue Mittelschule <strong>Steiermark</strong>“<br />
will sich nicht durch<br />
Vorwürfe an die AHS von dieser<br />
abgrenzen, sondern <strong>hat</strong> ab<br />
dem nächsten Schuljahr die<br />
Möglichkeit, sich in der steirischen<br />
Schullandschaft zu positionieren.<br />
Alle Kinder haben das Recht<br />
auf professionellen und liebevollen<br />
Unterricht, auf Wertschätzung<br />
und auf Förderung<br />
und nicht zuletzt auch auf ein<br />
Schulgebäude in ansehnlichem<br />
Zustand, das in eine Wohlfühl
Nr. 200<br />
SCHULE<br />
JULI<br />
2008<br />
www.dieschule-stmk.com<br />
11 AUF SICHEREM WEG<br />
massiven Schulausbau an AHS<br />
auftragswidrig fördert“, empfinde<br />
ich gelinde gesagt als<br />
unzumutbare Argumentation!<br />
Nun noch zu Ihrer Abschlusspolemik,<br />
welches noch beliebigere<br />
Unterrichtsniveau jenen<br />
62 Prozent der Grazer Volksschulen<br />
geboten werde, die im<br />
nächsten Schuljahr in die AHS<br />
eintreten wollen? Die Prozentangabe<br />
von 62 stimmt zwar<br />
nicht ganz, da Sie Schülerinnen<br />
und Schüler aus Graz-Umgebung<br />
zu Grazern machen, aber<br />
50 Prozent der Grazer VolksschülerInnen<br />
besuchen im<br />
langjährigen Trend in der Tat<br />
eine AHS-Unterstufe.<br />
Natürlich haben wir damit<br />
auch an den AHS keine leistungshomogenenSchülergruppen,<br />
aber unsere Lehrerinnen<br />
und Lehrer leisten gute, ja<br />
großartige Arbeit und das<br />
sehen auch die Eltern so, denen<br />
man durchaus zutrauen kann,<br />
dass sie nicht auf einen „Etikettenschwindel“<br />
hereinfallen,<br />
sondern mit unserer Arbeit<br />
zufrieden sind.<br />
Sehr geehrter Herr Kollege<br />
Stark, wäre eine Diskussion<br />
über die Weiterentwicklung<br />
unseres österreichischen<br />
Schulsystems, über unsere vielen<br />
Stärken, aber auch über<br />
unsere Schwächen und über<br />
unsere gemeinsamen Probleme<br />
nicht viel konstruktiver, als die<br />
jeweils andere Schulart<br />
schlecht zu reden?<br />
Mit freundlichen Grüßen<br />
Franz Pressler, Direktor des BRG<br />
Körösistraße in Graz<br />
atmosphäre einlädt. Diese<br />
Rechte sind unabhängig davon,<br />
für welche Schulart sich ein<br />
Kind entschieden <strong>hat</strong>.<br />
Negative Argumentationslinien<br />
über Leistungsanforderungen<br />
und Beurteilungsmaßstäbe<br />
der AHS sind vor<br />
allem dann entbehrlich, wenn<br />
sie von Kolleginnen und Kollegen<br />
geführt werden, die nie in<br />
diesem Schultyp unterrichtet<br />
haben. Es wäre sehr schade,<br />
wenn durch unreflektierte und<br />
vor allem nicht notwendige<br />
Vorwürfe die ohnehin schon<br />
angespannte Gesprächssituation<br />
nachhaltig gestört würde.<br />
Ich wünsche mir, dass wir statt<br />
Gegensätzlichkeiten zu propagieren<br />
nach Gemeinsamkeiten<br />
Ausschau halten.<br />
* Eva Ponsold ist Büroleiterin des<br />
Amtsführenden Präsidenten und<br />
Projektkoordinatorin für die „Neue<br />
Mittelschule <strong>Steiermark</strong>“<br />
2007 passierten in der<br />
<strong>Steiermark</strong> 941 Verkehrsunfälle<br />
mit Radfahrern.<br />
Mit einem verkehrssicheren<br />
Fahrrad<br />
kann das Unfallrisiko<br />
verringert werden.<br />
Radfahren zählt zu den<br />
beliebtesten Freizeitbeschäftigungen<br />
der Österreicher.<br />
Rund 4,5 Millionen Österreicher<br />
ab 15 Jahren schwingen<br />
sich mehr oder weniger<br />
regelmäßig auf den Drahtesel.<br />
Es ist nicht verwunderlich,<br />
dass sich Radfahren so<br />
großer Beliebtheit erfreut.<br />
Radfahren ist leicht zu erlernen,<br />
<strong>hat</strong> positive Auswirkungen<br />
auf die Gesundheit und<br />
dient auch als praktisches<br />
Verkehrsmittel. Doch leider<br />
endet diese Betätigung für<br />
die Radfahrer nicht immer<br />
unfallfrei. Radfahrer zählen<br />
zu den nicht geschützten und<br />
daher besonders gefährdeten<br />
Verkehrsteilnehmern. Allein<br />
im Jahr 2007 verletzten sich<br />
930 Radfahrer bei Radunfällen<br />
im Straßenverkehr, vier<br />
Radfahrer wurden getötet.<br />
Gründe für Unfälle gibt es<br />
viele. Neben dem eigenen<br />
Fehlverhalten oder dem<br />
anderer Verkehrsteilnehmer<br />
kann auch die mangelnde<br />
Ausstattung des Fahrrads<br />
ausschlaggebend sein.<br />
Auf die Ausstattung kommt<br />
es an<br />
„Häufig legen Radfahrer eine<br />
Unbekümmertheit an den<br />
Tag, die fatal enden kann.<br />
Gerade wenn das Rad länger<br />
nicht benutzt wurde, sollte es<br />
unbedingt überprüft werden.<br />
Jeder, der darauf verzichtet,<br />
Verkehrs- Erziehung<br />
Auf sicherer Seite mit<br />
dem verkehrssicheren<br />
Fahrrad<br />
muss sich darüber im Klaren<br />
sein, dass er ein erhöhtes<br />
Unfallrisiko eingeht“, sagt<br />
Dipl.-Ing. Peter Felber, Leiter<br />
der Landesstelle <strong>Steiermark</strong><br />
des Kuratoriums für<br />
Verkehrssicherheit (KfV).<br />
Der Zustand des Zweirads<br />
sollte auf jeden Fall der in<br />
der Fahrradverordnung festgeschriebenenMindestausstattung<br />
entsprechen.<br />
Wie wird mein Rad<br />
verkehrssicher?<br />
Folgende Ausstattung ist<br />
nach der Fahrradverordnung<br />
Mindestausstattung:<br />
■ Zwei unabhängig voneinander<br />
wirkende Bremsen<br />
■ Helltönende Glocke<br />
■ Weiße Rückstrahler und<br />
weiße Scheinwerfer nach<br />
vorne<br />
■ Jeweils zwei gelbe „Katzenaugen“<br />
an Vorder- und<br />
Hinterrad<br />
■ Rotes Rücklicht und Rückstrahler<br />
■ Pedale mit großen gelben<br />
Rückstrahlern<br />
Das KfV empfiehlt darüber<br />
hinaus:<br />
● Radhelm mit Reflexstreifen<br />
● Befestigung der Tretkurbel<br />
ohne herausstehenden Bolzen<br />
● Geschlossener Kettenschutz<br />
und rutschsichere<br />
Pedale<br />
● Dynamo mit Standlichtanlage<br />
integriert<br />
Worauf achten beim Kauf<br />
eines neuen Rads?<br />
Beim Fahrradkauf gibt es<br />
aufgrund europäischer Normen<br />
nicht nur Informationen<br />
über das Fahrrad selbst, sondern<br />
auch über die richtige<br />
Benutzung. Diese beinhalten<br />
Empfehlungen, um die Fahrsicherheit<br />
zu erhöhen, wie z.<br />
B. das Tragen eines Fahrradhelms<br />
und die regelmäßige<br />
Überprüfung der Bremsen<br />
und Reifen. Ebenfalls enthalten<br />
sind Warnhinweise, die<br />
auf den längeren Bremsweg<br />
bei nassen Straßen aufmerksam<br />
machen oder auf Verschleißerscheinungen,<br />
die<br />
früher oder später jedes<br />
Fahrrad betreffen. Auch<br />
Eltern werden hier beraten –<br />
insbesondere zu ihrer Rolle<br />
als Betreuer für den Drahteselneuling,<br />
aber auch mit<br />
Tipps zur richtigen Montage,<br />
Einstellung und Demontage<br />
von Stützrädern.<br />
Radhelm<br />
Rund jede fünfte Radfahrverletzung<br />
ist eine Verletzung<br />
im Kopf- oder Gesichtsbereich,<br />
die durch das Tragen<br />
eines Helmes weitgehend<br />
vermeidbar wäre. Die Verletzungen<br />
im Kopf- und<br />
Gesichtsbereich sind im Vergleich<br />
zu anderen Radverletzungen<br />
besonders schwer.<br />
Sie ziehen meist längere<br />
Behandlungen mit sich und<br />
bergen eine hohe Gefahr<br />
bleibender Schäden. Anforderungen<br />
an einen sicheren,<br />
modernen und funktionsfähigen<br />
Radhelm:<br />
■ Eine harte Außenschale<br />
aus reflektierendem Material<br />
zur schnelleren Wahrnehmung.<br />
■ Eine gute Belüftung durch<br />
Luftschlitze, die mit einem<br />
Gitter zum Schutz vor Insekten<br />
versehen sind.<br />
■ die Verschlussriemen müssen<br />
fix mit dem Helm verbunden<br />
und einfach zu öffnen<br />
und zu schließen sein.<br />
■ Der Radhelm muss der EN<br />
1078 entsprechen und trägt<br />
die CE-Kennzeichnung in<br />
der Helmschale.<br />
■ Der Helm schützt nur einmal!<br />
■ Er muss nach jedem Sturz<br />
erneuert werden.<br />
VD Karl Ederer, Landesreferent<br />
für Verkehrserziehung
FASZINATION TECHNIK SCHULE<br />
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12<br />
Moderne Technik verlangt<br />
vor allem viel Praxiswissen<br />
V ermutlich<br />
wird es niemand<br />
genau erklären können,<br />
wie es dazu kam: Aus<br />
einem unerfindlichen Grund<br />
schalten viele beim Wort<br />
„Technik“ prompt auf Klischeevorstellungen<br />
um. „Technik“,<br />
das ist im Denken vieler<br />
immer eines von zwei Extremen:<br />
ölverschmierte Kraftprotze<br />
mit großen Schraubenschlüsseln<br />
oder hagere<br />
Gestalten in weißen Mänteln,<br />
die in mathematischen Formeln<br />
reden.Übertreibung? Wer mit<br />
Eltern redet, deren Töchter ihr<br />
Berufsziel in der Technik<br />
sehen, wird noch viel mehr solcher<br />
Vorurteile zu hören<br />
bekommen. Und es bedarf vieler<br />
Aufklärungsarbeit, die<br />
wahren beruflichen Chancen in<br />
der Technik zu vermitteln.<br />
Vernetzte Fachgebiete<br />
Ein gutes Bespiel, die Vielfältigkeit<br />
technischer Berufe zu<br />
illustrieren, ist die Automatisierungstechnik.<br />
Sie verbindet<br />
Maschinenbau, Elektronik und<br />
Informationstechnologien mit<br />
dem Ziel, Produkte und Prozesse<br />
zu optimieren.<br />
Ein konkretes Beispiel: Bei<br />
AVL, einem der weltweit führenden<br />
Spezialisten in der<br />
Motorenentwicklung, arbeitet<br />
Dipl.-Ing. (FH) Gudrun Kreuzwirth<br />
als Berechnungsingenieurin<br />
an der Simulation von<br />
Motoren und Motoreinzelteilen.<br />
Sie <strong>hat</strong> an der Fachhochschule<br />
CAMPUS 02 parallel<br />
zum Beruf Automatisierungstechnik<br />
studiert und sich auch<br />
in ihrer Diplomarbeit mit der<br />
Simulation von Schwingungen<br />
in Motoren beschäftigt.<br />
Ihre Studienkollegen – um einige<br />
zu nennen – <strong>hat</strong>ten zum Beispiel<br />
als Themen: den Prüfaufbau<br />
eines Online-Kohlendioxid-Messsystems,<br />
ein smartes<br />
Datenerfassungsmodul für die<br />
Automobilindustrie, ein intelligentes<br />
Fehlerdiagnosesystem<br />
für elektrisch verstellbare<br />
Möbel.<br />
Auch die drei Kollegen haben<br />
während des Studiums in technischen<br />
Funktionen gearbeitet<br />
und die Gelegenheit der<br />
Diplomarbeit genutzt, an Ent-<br />
Gudrun Kreuzwirth: „Das Spannende an der Automatisierungstechnik<br />
ist die Vielfalt der Themen“<br />
wicklungen für ihr jeweiliges<br />
Unternehmen zu arbeiten.<br />
Beruf und Studium<br />
Im Jahr 2001 – da gab es die<br />
letzte Erhebung darüber –<br />
haben bereits 24 Prozent aller<br />
Studierenden regelmäßig und<br />
60 Prozent aller Studierenden<br />
zumindest gelegentlich neben<br />
dem Studium gearbeitet.<br />
Die Studie geht darauf nicht<br />
näher ein, welcher Art diese<br />
beruflichen Beschäftigungen<br />
waren. Viele werden wohl typische<br />
Nebenjobs ausgeübt und<br />
sich mit Kellnern, Taxifahren<br />
oder an der Supermarktkassa<br />
etwas dazuverdient haben.<br />
Wäre es, so drängt sich die Frage<br />
auf, nicht wesentlich sinnvoller,<br />
wenn Beruf und Studium<br />
einander sinnvoll<br />
ergänzen? Die Fachhochschule<br />
der Wirtschaft CAMPUS 02 <strong>hat</strong><br />
ihr Studienangebot speziell<br />
darauf ausgerichtet, dass eine<br />
erfolgreiche Wechselbeziehung<br />
zwischen Beruf und Studium<br />
besteht.<br />
Auf der einen Seite sind die<br />
Studierenden – wie Gudrun<br />
Kreuzwirth und die genannten<br />
Kollegen – bereits vor Studienbeginn<br />
in technischen Berufen<br />
tätig. Auf der anderen Seite<br />
starten Maturantinnen und<br />
Maturanten mit einem technischen<br />
Hintergrund ihr Studium<br />
am CAMPUS 02 mit dem Ziel,<br />
so rasch wie möglich parallel<br />
zum Studium auch in den Beruf<br />
einzusteigen.<br />
Die Lehrveranstaltungszeiten<br />
sind daher an der Fachhochschule<br />
CAMPUS 02 für ein<br />
berufsbegleitendes Studium<br />
organisiert: Die Lehrveranstaltungen<br />
finden am Freitag ab<br />
Mittag und am Samstag statt.<br />
Rasch in den Beruf<br />
Die Unternehmen brauchen<br />
dringend qualifizierte techni-<br />
Werner Frissenbichler: „In der Technik kann jeder seine persönlichen<br />
Chancen nutzen“<br />
Nr. 200<br />
JULI<br />
2008<br />
sche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />
– und vorausschauende<br />
junge Menschen wollen<br />
möglichst rasch ihr Wissen<br />
beruflich umsetzen. Die<br />
Kooperation zwischen Fachhochschule<br />
und Wirtschaft<br />
kann beide Wünsche prompt<br />
realisieren:<br />
Am FH-Studiengang Informationstechnologien<br />
und IT-Marketing<br />
gibt es seit 2007 den ein<br />
Studienjahr umfassenden Akademischen<br />
Lehrgang für Software-Engineering.<br />
Führende<br />
steirische Unternehmen übernehmen<br />
dabei die Patenschaft<br />
für Studierende und bieten<br />
ihnen im zweiten Semester für<br />
drei Monate Praktikumsplätze<br />
an. Nach einem Jahr sind die<br />
Studierenden „Akademisch<br />
geprüfter Software-Engineer“,<br />
haben mit großer Wahrscheinlichkeit<br />
einen Job – und wenn<br />
sie dann weiterstudieren wollen,<br />
werden ihnen die Lehrveranstaltungen<br />
auf das Bachelor-<br />
Studium „Informationstechnologien<br />
und IT-Marketing“ an<br />
der Fachhochschule CAMPUS<br />
02 angerechnet.<br />
Der Weg ins Studium<br />
Technikerinnen und Techniker<br />
werden auf allen Ebenen<br />
gebraucht, von den spezialisierten<br />
Fachkräften bis zum<br />
akademischen Niveau. Aber<br />
weil hier vom technischen Studium<br />
die Rede ist: ein Blick auf<br />
die Bildungswege ins Studium.<br />
Nach landläufiger Meinung –<br />
und da sind wir wieder bei den<br />
Vorurteilen – heißt der geradlinige<br />
Weg: Höhere Schule –<br />
Matura – Studium. Dabei kann<br />
man gleich eine weitere statistische<br />
Einschränkung machen:<br />
Während Maturantinnen und<br />
Maturanten von AHS zu 72<br />
Prozent innerhalb von fünf<br />
Semestern nach der Matura ein<br />
Studium beginnen, sind es bei<br />
den Absolventen technischer<br />
und gewerblicher Höherer<br />
Schulen nur 29 Prozent.<br />
Dafür nutzen immer mehr die<br />
nun seit einigen Jahren bestehende<br />
„Durchlässigkeit“ unseres<br />
Bildungssystems und gehen<br />
ihren Weg über die berufliche<br />
Praxis.
Nr. 200<br />
SCHULE<br />
JULI<br />
2008<br />
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13 FASZINATION TECHNIK<br />
Man kann immer wählen<br />
Tief beeindruckt waren 15-jährige<br />
Schülerinnen und Schüler<br />
in einer Gesprächsrunde über<br />
berufliche Möglichkeiten von<br />
dem, was ihnen Werner Frissenbichler,<br />
der Leiter der Entwicklungsabteilung<br />
bei Knapp<br />
Logisitik Automation, einem<br />
weltweit erfolgreich tätigen<br />
Unternehmen in der Lagerautomation,<br />
erzählte: „Wir<br />
brauchen beides: Wir brauchen<br />
nicht nur die studierten Leute,<br />
die die großen Ideen haben,<br />
sondern genau so die Fachleute,<br />
die diese Ideen auch umsetzen<br />
können.<br />
Wenn du also eine technische<br />
Lehre machst, bist auch du ein<br />
gefragter Spezialist. Und wenn<br />
du eines Tages draufkommst,<br />
dass du statt der blauen Montur<br />
lieber den weißen Mantel<br />
tragen willst, kannst du genauso<br />
auch noch studieren.“<br />
Ing. Dipl.-Ing. (FH) Werner<br />
Frissenbichler konnte auch<br />
gleich illustrieren, wie er das<br />
gemeint <strong>hat</strong>te: Er <strong>hat</strong>te eine<br />
Lehre als Werkzeugmacher<br />
abgeschlossen, dann die Werkmeisterschule,<br />
dann berufsbegleitend<br />
die HTL-Matura und<br />
schließlich sein Studium der<br />
Automatisierungstechnik an<br />
der Grazer Fachhochschule<br />
CAMPUS 02.<br />
Durch die Berufsmatura, die<br />
man als Absolvent(in) einer<br />
Lehre zum Beispiel am WIFI<br />
ablegen kann – mit vier Teilprüfungen,<br />
auf die man sich<br />
parallel zum Beruf vorbereitet,<br />
ist der Weg ins Studium offen.<br />
Erfahrene Unternehmer<br />
Im Jahr 2000 wurde in Lebring<br />
die Firma AUTFORCE gegründet,<br />
die ein wichtiges Gebiet<br />
der Automatisierungstechnik<br />
betreut: die Programmierung<br />
von Steuerungen. Softwareentwicklung,<br />
Visualisierung und<br />
Christian Herzog: „Erst die Praxis erschließt die ganze<br />
Bandbreite der Faszination Technik“<br />
Leittechnik werden von der<br />
Konzepterstellung über die<br />
Projektleitung bis zur Implementierung<br />
und Wartung<br />
betreut. Der erste Auftrag war<br />
das Supervising für die Errichtung<br />
einer Lackieranlage im<br />
VW-Werk in Pueblo in Mexiko.<br />
Gegründet <strong>hat</strong> das Unternehmen<br />
Dipl.-Ing. (FH) Christian<br />
Herzog gemeinsam mit Oliver<br />
Honhold. Christian Herzog <strong>hat</strong><br />
am CAMPUS 02 Automatisierungstechnik<br />
studiert.<br />
Dass sein Berufsziel in der<br />
Technik liegt, war Christian<br />
Herzog schon in der Jugend<br />
klar. Er absolvierte die Lehre<br />
als Kfz-Techniker und arbeitete<br />
beim Bundesheer als Luftfahrzeugmechanikergehilfe.<br />
Neben der beruflichen Tätigkeit<br />
in der Instandhaltung in<br />
der Automobilindustrie und in<br />
der Projektbetreuung in einem<br />
Automationsunternehmen<br />
absolvierte er am WIFI eine<br />
Ausbildung in der Automatisierungstechnik<br />
und die<br />
Berufsmatura. Kurz nach<br />
Beginn des Studiums machte er<br />
sich selbstständig, beschäftigte<br />
sich mit Softwareentwicklung<br />
und Steuerungstechnik im<br />
Energiebereich.<br />
Und nach dem Abschluss des<br />
Studiums gründete<br />
er AUTFORCE.<br />
Profis unter sich<br />
Am FH-StudiengangAutomatisierungstechnik<br />
der<br />
Grazer FH CAM-<br />
PUS 02 treffen also<br />
Technikerinnen und<br />
Techniker zusammen,<br />
die aus unterschiedlichenBildungs-<br />
und<br />
Berufskarrieren<br />
kommen. Gemeinsam<br />
ist ihnen: Sie<br />
sehen ganz klar die<br />
beruflichen Heraus-<br />
forderungen, die in der Technik<br />
gestellt werden. Worauf es<br />
ihnen entscheidend ankommt,<br />
ist der enge Praxisbezug des<br />
Studiums.<br />
Durch konkrete Beispiele aus<br />
der Wirtschaft, durch viele<br />
Projekte und Kooperationen<br />
mit Unternehmen und durch<br />
die gemeinsame Lehre von<br />
hauptberuflichen Lektorinnen<br />
und Lektoren mit erfahrenen<br />
Fachleuten aus der Wirtschaft<br />
wird diese wichtige Vernetzung<br />
sichergestellt. Die berufstätigen<br />
Studierenden bringen ihr<br />
jeweiliges Fachwissen ein:<br />
„Auf diese Weise bekommen<br />
viele Spezialthemen auch eine<br />
persönliche Komponente“,<br />
hebt zum Beispiel Gudrun<br />
Kreuzwirth hervor.<br />
Und noch etwas beeinflusst die<br />
Effizienz des Studienfortschritts<br />
besonders: Der Studienablauf<br />
ist jahrgangsweise<br />
strukturiert. „So konnte sich in<br />
der überschaubaren Gruppe<br />
ein starker Gemeinschaftsgeist<br />
entwickeln. Der enge Zusammenhalt<br />
<strong>hat</strong> eine starke Motivationskraft“,<br />
betont Gudrun<br />
Kreuzwirth.<br />
Den Beruf im Blick<br />
Und nun zum Schluss noch einmal<br />
ein Klischee: „Technik ist<br />
ja so schwierig!“ Zu diesem<br />
Vorurteil kann man nur kommen,<br />
wenn man übersieht, dass<br />
nicht das Studium das Ziel ist,<br />
sondern der Beruf. Wer Talent<br />
und Interesse <strong>hat</strong>, sich mit<br />
Technik zu beschäftigen, wer<br />
die beruflichen Möglichkeiten<br />
sieht, die sich in der Technik<br />
bieten, sieht nicht die Schwierigkeiten,<br />
sondern die Chancen.<br />
Vielleicht konnten die Beispiele<br />
aus der Fachhochschule der<br />
Wirtschaft CAMPUS 02 den<br />
Blick etwas mehr für die Faszination<br />
Technik öffnen.<br />
Schule des<br />
Monats<br />
„Die freundliche Schule mit<br />
Zukunft“, die im April ihr 25jähriges<br />
Bestandjubiläum feierte,<br />
wurde im Mai von der<br />
„Wiener Zeitung“ zur Schule<br />
des Monats auserkoren. Als<br />
„Leuchtturm in der Bildungslandschaft“<br />
bezeichnete eine<br />
fachkundige Jury, bestehend<br />
aus Sektionschefin Mag. Heidrun<br />
Strohmeyer, Bundesministerium<br />
für Bildung, Wissenschaft<br />
und Kultur, Dr. Heiner<br />
Boberski, Leiter des Ressorts<br />
Wissen in der Redaktion der<br />
„Wiener Zeitung“ und Univ.-<br />
Prof. Dr. Stefan T. Hopmann,<br />
Professor für Schul- und Bildungsforschung,<br />
die BAKIP<br />
Hartberg. Zur diesmal von der<br />
Jury gewählten Schule des<br />
Monats meinte Jurymitglied<br />
Heidrun Strohmeyer: „Gerade<br />
in der vorschulischen Bildung<br />
wird der wesentliche Grundstein<br />
für die Lernmotivation<br />
und den Lernerfolg der Kinder<br />
gesetzt. Team-Teaching, fächerübergreifendeZusammenarbeit,Schulentwicklungsprojekte<br />
wie die Evaluierung des<br />
Unterrichts und eine aktiv<br />
gelebte Schulpartnerschaft<br />
machen die BAKIP Hartberg<br />
zur Schule des Monats.“<br />
Laut Heiner Boberski liegen<br />
die „Stärken dieser Schule im<br />
Miteinander“. Die Hartberger<br />
Bildungsanstalt für Kindergartenpädagogik<br />
vermittelt vor<br />
allem soziale Kompetenz und<br />
bereitet sorgfältig auf berufliche<br />
Praxis vor.<br />
Große Freude kam auf anlässlich<br />
der Verleihung des<br />
Goldenen Ehrenzeichens des<br />
Landes <strong>Steiermark</strong> an FI Prof.<br />
Dr. <strong>Heinz</strong> Recla. Wir gratulieren<br />
ganz herzlich und danken<br />
für seinen unermüdlichen<br />
Einsatz für den steirischen<br />
Schulsport.
SPRACHLICH<br />
SCHULE<br />
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Tag der Muttersprachen 2008<br />
„Sprachen bauen<br />
Brücken“ war das Motto,<br />
unter dem der Tag der<br />
Muttersprachen am<br />
4. April an der NMS/HS<br />
St. Andrä in Graz<br />
stattfand. Zu unserer<br />
ganz besonderen Freude<br />
durften wir an diesem<br />
Projekttag Unterrichtsministerin<br />
Dr. Claudia<br />
Schmied als Gast an<br />
unserer Schule begrüßen.<br />
ELFRIEDE GAISBACHER-<br />
WEBER<br />
Die Schülerinnen und Schüler<br />
unserer Schule sprechen 16<br />
verschiedene Muttersprachen,<br />
so dass Mehrsprachigkeit nicht<br />
nur im internationalen Jahr der<br />
Sprachen und des interkulturellen<br />
Dialogs für die schulische<br />
Arbeit an unseren Standort<br />
ein wichtiges Thema ist.<br />
Viele unserer SchülerInnen<br />
haben eine andere Erstsprache<br />
als Deutsch, erlernen Deutsch<br />
als Zweitsprache und stimmen<br />
die Wahl der Sprache auf ihr<br />
Gegenüber ab. Sie bewegen<br />
sich also ständig zwischen verschiedenen<br />
Sprachwelten. Sie<br />
wechseln je nach Anprechpartnern<br />
und Notwendigkeiten<br />
zwischen ihrer bzw. ihren Muttersprache(n)<br />
und Deutsch und<br />
übernehmen sowohl im familiären<br />
wie im schulischen Kontext<br />
die wichtige Aufgabe, dort,<br />
wo es notwendig ist, sprachlich<br />
zu vermitteln. Auf der Ebene<br />
der Schule sind wir ganz<br />
besonders auf diese SchülerInnen<br />
angewiesen, wenn SeiteneinsteigerInnen<br />
ohne jegliche<br />
Deutschkenntnisse zu uns<br />
kommen. Sie tragen dazu bei,<br />
Kommunikation zu ermöglichen,<br />
Informationen weiterzugeben,<br />
Missverständnisse auszuräumen,<br />
kurz: sprachliche<br />
Brücken im Alltag zu bauen.<br />
Der themenzentrierte Unterricht<br />
im Vorfeld des Projekttages<br />
sollte dazu dienen, diese<br />
Qualität von Mehrsprachigkeit,<br />
den SchülerInnen am Beispiel<br />
ihrer eigenen Sprachbiografien<br />
wieder stärker bewusst zu<br />
machen.<br />
Wie gut und sicher sich jene<br />
SchülerInnen in diesen verschiedenen<br />
Sprach- und<br />
Lebenswelten bewegen und<br />
welche persönliche Entwicklung<br />
sie dabei machen, hängt<br />
von mehreren Faktoren ab. Auf<br />
der eine Seite von der inneren<br />
Einstellung und Haltung<br />
gegenüber der Muttersprache<br />
und der zu erlernenden Zweitsprache.<br />
Welche Erfahrungen<br />
sind damit verbunden, welche<br />
Vorstellungen und Hoffnungen?<br />
So verbergen sich hinter<br />
der Mehrsprachigkeit vieler<br />
unserer SchülerInnen schmerzliche<br />
Erfahrungen, denn die<br />
verschiedenen Sprachen, die<br />
sie sprechen, sind gleichzusetzen<br />
mit dem Weg ihrer Migration,<br />
der fast immer ein sehr<br />
leidvoller war.<br />
So gibt es tschetschenische<br />
SchülerInnen an unserer Schule,<br />
die neben Tschetschenisch<br />
und Russisch auch noch Polnisch<br />
sprechen, da der Fluchtweg<br />
der Familie über Polen<br />
geführt <strong>hat</strong>. Die Kinder wurden<br />
in Polen eingeschult und es<br />
dauerte oft Jahre, bis die Familie<br />
weiter nach Österreich auswandern<br />
konnte. Oder afghanische<br />
Kinder, die in ihrer<br />
Sprachbiografie Russisch aufweisen,<br />
weil eine Station ihres<br />
Fluchtweges Russland war,<br />
bevor sie nach Österreich<br />
gekommen sind und nun an der<br />
Hauptschule Deutsch und Englisch<br />
als neue Sprachen erlernen<br />
müssen.<br />
„Ich spreche mit meinen Eltern<br />
Albanisch.<br />
Ich spreche mit meinen<br />
Geschwistern Deutsch.<br />
Ich spreche mit meinen Freundinnen<br />
Deutsch.<br />
Ich träume auf Albanisch.<br />
Ich rechne in Deutsch und in<br />
Albanisch.<br />
Ich lerne Deutsch und Englisch.<br />
Ich höre manchmal englische<br />
Lieder.<br />
Ich sehe englische, deutsche<br />
und albanische Filme.“<br />
Schülerin der 1b-Klasse<br />
Die positivste Variante von<br />
Mehrsprachigkeit ist die, wenn<br />
es den SchülerInnen gelingt,<br />
beide oder mehrere Sprachen<br />
gleichwertig in ihr Leben zu<br />
integrieren und sich dieser<br />
auch gerne zu bedienen. In diesem<br />
Sinne ist Mehrsprachigkeit<br />
eine Ressource und von großem<br />
persönlichem wie gesellschaftlichem<br />
Wert.<br />
Auf der anderen Seite hängt<br />
das Erreichen einer bestimmten<br />
Sprachkompetenz, egal, um<br />
welche Sprache es sich dabei<br />
handelt, vom Erlernen, Üben<br />
und Anwenden dieser ab. So<br />
weisen wir von Seiten der<br />
Schule Eltern und SchülerInnen<br />
immer wieder darauf hin,<br />
dass auch die Muttersprache<br />
gepflegt, geübt und weiterentwickelt<br />
werden muss, um<br />
bestimmte Kompetenzen in<br />
beiden Sprachen zu erwerben.<br />
Muttersprachlicher Unterricht<br />
ist unserer Meinung nach eine<br />
14<br />
Nr. 192<br />
NOVEMBER<br />
2007<br />
wichtige Voraussetzung dafür.<br />
Die NMS/HS St. Andrä weist<br />
nicht nur ein breites Spektrum<br />
an verschiedenen Muttersprachen<br />
auf, sie ist auch die<br />
Stammschule für alle MuttersprachenlehrerInnen,<br />
die in<br />
Graz unterrichten. Gerade diese<br />
Tatsache ermöglichte eine<br />
enge Zusammenarbeit für diesen<br />
Projekttag.<br />
Zwölf der dreizehn Workshops<br />
wurden nämlich von MuttersprachenlehrerInnengeleitet,<br />
die die SchülerInnen mit<br />
unterschiedlichsten Themenschwerpunkten<br />
begeisterten:<br />
angefangen von Schnupperkursen<br />
in den verschiedensten<br />
Sprachen, virtuellen Entdeckungsreisen,<br />
dem Entziffern<br />
geheimer Schriftzeichen, dem<br />
Heben verborgener Schätze,<br />
der Begegnung mit berühmten<br />
Persönlichkeiten bis hin zum<br />
Erlernen eines traditionellen<br />
Kunsthandwerkes. Musik,<br />
Tanz und Spiel standen ebenso<br />
auf dem Programm wie das<br />
Genießen unterschiedlichster<br />
Köstlichkeiten, die diese multikulturelle<br />
Küche zu bieten<br />
<strong>hat</strong>te.<br />
Der 13. Workshop fand in der<br />
Bibliothek statt und stellte die<br />
Verbindung zum Lesefreitag<br />
her. Die Bibliothek wurde in<br />
eine Rallystrecke durch Österreich<br />
verwandelt. Insgesamt<br />
mussten neun interaktive Stationen<br />
durchlaufen werden, an<br />
denen die verschiedensten Aufgaben<br />
zu bewältigen waren.<br />
Lesen stand dabei im Mittelpunkt,<br />
wenn auch auf unterschiedlichste<br />
Art und Weise.<br />
Die zehnte Station diente zur<br />
Erholung nach dieser langen<br />
Reise und stand im Zeichen der<br />
Stärkung und Erfrischung der<br />
RallyeteilnehmerInnen.<br />
Unsere Gäste, allen voran<br />
Unterrichtsministerin<br />
Schmied, <strong>Landesschulrat</strong>spräsident<br />
Mag. Wolfgang Erlitz<br />
und Vizepräsidentin Elisabeth<br />
Meixner, BSI Lickl sowie<br />
Eltern unserer Schule konnten<br />
sich beim Besuch der Workshops,<br />
in Gesprächen mit SchülerInnen<br />
und LehrerInnen<br />
überzeugen, welche Bedeutung<br />
dieser Projekttag für die<br />
gesamte Schulgemeinschaft<br />
<strong>hat</strong>te und mit wie viel Freude<br />
und Interesse unsere SchülerInnen<br />
sich daran beteiligten.
Nr. 192<br />
SCHULE<br />
NOVEMBER<br />
2007<br />
www.dieschule-stmk.com<br />
Buchklub aktuell<br />
15 BUCHKLUB AKTIV<br />
Lesemotivation Ratekrimi<br />
Unlängst begeisterte<br />
Dipl.-Päd. Karin<br />
Ammerer vierzig VolksschullehrerInnen<br />
des<br />
Bezirkes Hartberg (und<br />
Teilnehmer aus den<br />
angrenzenden Bezirken)<br />
für Ratekrimis.<br />
Frau Ammerer ist freiberufliche<br />
Autorin. Die Bücher „Die<br />
verschwundene Keksdose“,<br />
„Drei mörderische Tanten“<br />
und „Die Männer aus dem<br />
Moor“ beinhalten kurze Ratekrimis<br />
und Detektivtraining<br />
in mehrere Lektionen.<br />
Was motiviert unsere<br />
Kinder?<br />
Kurze Kapitel „entschärfen“<br />
die tatsächliche Länge eines<br />
Buches. Es wird überschaubar<br />
und ein Ende ist in Sicht.<br />
Bilder, Rätsel usw. sind eine<br />
willkommene Abwechslung.<br />
Vorteile des Ratekrimis?<br />
● Kurze, in sich abgeschlossene<br />
Geschichten: Man muss<br />
nicht den Inhalt eines ganzen<br />
Buches im Kopf haben, die<br />
Ratekrimis sind eine bis<br />
maximal drei Seiten lang.<br />
● Schulung des genauen<br />
Lesens: Ein kleiner Hinweis<br />
im Text ist der Schlüssel zur<br />
Lösung. Das erfordert genaues<br />
und sinnerfassendes<br />
Lesen.<br />
● Förderung der Konzentrationsfähigkeit:<br />
Nur wer konzentriert<br />
bei der Sache ist und<br />
genau liest, kann den Krimi<br />
lösen.<br />
● Interesse: Die Ratekrimis<br />
entsprechend voll und ganz<br />
dem Leseinteresse der<br />
Jugendlichen.<br />
● Erfolgserlebnisse: Ratekrimis<br />
wecken den Ehrgeiz der<br />
„Ermittler“.<br />
Mit einem Minutentest für<br />
„Meisterdetektive“ (zwei<br />
Minuten Zeit) begann der<br />
Einstieg zum Workshop. Die<br />
Stationen wurden erklärt, die<br />
TeilnehmerInnen bildeten<br />
Fünfer- bzw. Sechsergruppen.<br />
Jede Gruppe bestimmte einen<br />
Schreiber und bekam ein<br />
Ergebnisblatt. Ein Gruppenname<br />
(der etwas mit Detektiven<br />
zu tun haben sollte) wurde<br />
ausgewählt.<br />
Folgende Stationen wurden<br />
bearbeitet:<br />
a) Fingerabdrücke vergleichen:<br />
In der Verbrecherkartei<br />
finden sich zwei identische<br />
Fingerabdrücke, die gefunden<br />
werden müssen.<br />
b) Geheime Nachricht: Einzelne<br />
Buchstaben werden<br />
durch Symbole ersetzt oder<br />
eine Geheimschrift wird verwendet.<br />
c) Intelligenztest: Fünf bis<br />
zehn Fragen aus allen möglichen<br />
Wissensgebieten (eben<br />
alles, was ein Detektiv wissen<br />
sollte) sind zu beantworten.<br />
d) Memory: 30 bis 60 Sekunden<br />
sind Zeit, sich ein Bild<br />
einzuprägen. Danach gibt es<br />
Fragen dazu.<br />
e) Wanted: An Hand eines<br />
Steckbriefes muss der richtige<br />
Täter gefunden werden<br />
(sechs Bilder, die sich durch<br />
Kleinigkeiten unterscheiden).<br />
Waren die Teilnehmer mit<br />
einer Station fertig, wurde<br />
das Ergebnis von Frau<br />
Ammerer ausgewertet, es gab<br />
Punkte. Zuletzt wurden die<br />
Meisterdetektive mit der<br />
höchsten, zweithöchsten,<br />
dritthöchsten Punkteanzahl<br />
ermittelt. Es bereitete allen<br />
Teilnehmern sichtlich Spaß!<br />
Während einer Pause konnte<br />
man beim Bücherstand (von<br />
der Fa. Leykam vorbereitet)<br />
interessante Bücher zum Thema<br />
erwerben. Zuletzt gab es<br />
von Frau Ammerer für die<br />
Belohnung der Detektivarbeit<br />
eine CD mit entsprechenden<br />
Unterlagen.<br />
Die Buchklubreferentin teilte<br />
als kleine Zugabe CDs<br />
(Gedichtekartei, Witzekartei,<br />
Lesens- u. Wissenskartei) aus.<br />
Es war ein beschwingter<br />
Nachmittag!<br />
Dipl.-Päd. Karin Ammerer ist<br />
mit ihren Workshops und<br />
Lesungen an Schulen weiterzuempfehlen!<br />
Roswitha Czadul, VS Bad<br />
Waltersdorf, Bezirk Hartberg<br />
Lesefreitag<br />
an der PTS<br />
Gleisdorf<br />
Wie üblich wurde auch in diesem<br />
Schuljahr am Lesefreitag<br />
der Stundenplan an der Polytechnischen<br />
Schule Gleisdorf<br />
aufgelöst.<br />
Sechs Stationen, die die<br />
SchülerInnen in ihren Seminargruppen<br />
durchkreisten,<br />
verlockten in die fantasievolle<br />
Welt des Lesens.<br />
Ob Literaturwerkstätte, Märchenquiz,<br />
Büchereirally oder<br />
Lesestationen am Computer,<br />
die SchülerInnen waren mit<br />
Spaß und Motivation dabei!<br />
Ein literarisches Beispiel:<br />
Welt der Fantasie<br />
Lesend tauche ich ein in meine<br />
Träume, / auch wenn ich<br />
dadurch einige Filme versäume.<br />
Ein gutes Buch regt <strong>mich</strong> so<br />
sehr an, / dass ich gar nicht<br />
mehr aufhören kann.<br />
Um <strong>mich</strong> herum beginnt sich<br />
alles zu drehen, / im selben<br />
Moment kann ich <strong>mich</strong> schon<br />
in der Geschichte sehen.<br />
Es überkommt <strong>mich</strong> eine<br />
Abenteuerlichkeit, / es<br />
scheint fast so wie Wirklichkeit.<br />
Eine kurze Pause, / zur Verstärkung<br />
eine gute Jause.<br />
Jetzt tauche ich wieder in<br />
mein Buch ein ... / und denke<br />
mir, warum kann’s nicht im<br />
wahren Leben auch so sein?<br />
Die Zeit scheint förmlich<br />
davon zu laufen, / und ich<br />
gedenke schon das nächste<br />
Buch zu kaufen.<br />
Bianca Grabner
HINTER DEM HORIZONT<br />
SCHULE<br />
www.dieschule-stmk.com<br />
Homeschooling – der Schulen<br />
THOMAS AITITSCH<br />
In Großbritannien und in den<br />
USA ist Homeschooling durchaus<br />
kein „exotischer“ Bildungsweg.<br />
Weltweit gibt es<br />
rund drei Millionen Homeschooler,<br />
die Tendenz ist steigend.<br />
In Deutschland ist diese<br />
Art von Bildungserwerb gesetzlich<br />
weitgehend ungeregelt<br />
und Ausnahmegenehmigungen<br />
selten. Nun sprechen ein Erziehungswissenschaftler,<br />
ein Diplomökonom,<br />
eine Buchautorin<br />
und ein Journalist klare Worte.<br />
„Education is compulsory,<br />
school attendance is not.“ Diesen<br />
britischen Grundsatz vermissen<br />
deutsche Eltern in der<br />
Schulgesetzgebung. Vor allem<br />
der § 41/5 aus Nordrhein-Westfalen<br />
erhitzt die deutschen<br />
Gemüter, heißt es dort nämlich:<br />
Die Eltern können von der<br />
Schulaufsichtsbehörde durch<br />
Zwangsmittel zur Erfüllung<br />
ihrer Pflichten angehalten werden.<br />
„Es ist immer wieder<br />
erschreckend, wie das Reichsschulpflichtgesetz<br />
von 1938<br />
hier im Wortlaut übernommen<br />
wurde“, so empfindet der<br />
Gestalter der Homepage<br />
„Homeschooling in Deutschland“<br />
Jan Edel aus Lüdenscheid<br />
diese Gesetzespassage<br />
und sieht in dieser Zwangsmaßnahme<br />
eine „Kriminalisierung<br />
und Diskriminierung“ des<br />
schulfreien Lernens in<br />
Deutschland.<br />
Robert Grötzinger, Diplomökonom<br />
und freier Journalist, sieht<br />
es so: „Einige wenige und mutige<br />
Eltern haben sich entschlossen,<br />
ihre Kinder vor dem abso-<br />
Bequemlichkeit<br />
Nach einer Internet-Umfrage 2007 waren<br />
95 Prozent der Deutschen für eine gesetzliche<br />
Regelung des Homeschooling in<br />
Deutschland und ein verschwindend<br />
geringer Prozentsatz dagegen. Auf den<br />
zweiten Blick bekam man gleich den<br />
wirklichen Grad öffentlichen Interesses<br />
vor Augen geführt. Lediglich 77 User<br />
gaben ihre Stimme ab und erzeugten<br />
somit den prozentuellen Eindruck, eine<br />
überwiegende Mehrheit der Deutschen<br />
sei für Homeschooling. In der Tat sind es<br />
nur einige wenige, rund 500 Aufrechte,<br />
sagt die Statistik, die ihr Bildungsszepter<br />
selbst in die Hand nehmen und gegen das<br />
Bildungsmonopol Staat antreten.<br />
luten Schulzwang in Schutz zu<br />
nehmen und schon flippen Vertreter<br />
des deutschen Staates<br />
total aus.“ Er stellt die Frage,<br />
ob Politiker befürchten, „einen<br />
nicht unerheblichen Teil ihrer<br />
Macht über deutsche Köpfe zu<br />
verlieren“, wenn sie bei der<br />
gegenwärtigen Kraftprobe den<br />
Eltern, die für Homeschooling<br />
plädieren, Konzessionen machen<br />
würden.<br />
Volker Ladenthin, Professor<br />
für historische und systematische<br />
Erziehungswissenschaft<br />
an der Universität Bonn, ortet<br />
steigendes Interesse an dieser<br />
Bildungsform und meint zum<br />
Thema: „Ich finde es viel<br />
bequemer, die Kinder zu Hause<br />
zu haben. Dann ist man mit<br />
ihnen in einer Lebenswelt und<br />
weiß, was sie interessiert.“ Seine<br />
Prognose: „Vielleicht wird<br />
es noch Jahre dauern, bis auch<br />
Deutschland mehr Freiheiten<br />
im Schulsystem toleriert. Aber<br />
so ähnlich haben Beobachter<br />
auch 1988 über den Ostblock<br />
geredet ...“<br />
Buchautorin Edith Schaeffer<br />
(Lebensraum Familie) spricht<br />
von einer „Verinselung der<br />
Erziehung“. „Der Alltag des<br />
Kindes findet auf verschiedenen<br />
Inseln wie Schule, Freizeit,<br />
Familie, Sport, Freunde oder<br />
Musik statt, die jede für sich<br />
Erziehungsansprüche innehaben.<br />
Normalerweise lernt das<br />
Kind, hier mit verschiedenen<br />
Situationen umzugehen. Aber<br />
je jünger das Kind, umso unsicherer<br />
wird es bei diesem<br />
Springen von Insel zu Insel,<br />
weil es sich immer wieder auf<br />
neue Regeln, Menschen und<br />
Situationen einstellen muss. Es<br />
Die Zahl ist gering, Mut und Engagement<br />
jedoch groß, so groß, dass man im Bildungsmonopol<br />
nervös wird. Und das <strong>hat</strong><br />
gute Gründe, denn setzt sich die Minderheit<br />
durch, verliert der Staat und damit<br />
seine Politiker einen nicht unerheblichen<br />
Machtanteil. Dieser Einfluss steht auf<br />
dem Spiel. Der Unsicherheitsfaktor dabei<br />
ist, ob das engagierte Tun auch weite<br />
Kreise zieht oder ob der Großteil der<br />
Eltern weiterhin der staatlichen Suggestion<br />
Folge leistet: Es ist ja viel bequemer,<br />
die Kinder „abzugeben“, sich der Selbstverwirklichung<br />
zu widmen und am eigenen<br />
Erfolg zu arbeiten, der ja dann auch<br />
mehr Geld bedeutet. Und der Staat als<br />
Bildungsmonopol ist zu verbürokratisiert,<br />
erstarrt, ebenso bequem und träge.<br />
Politiker stellen zwar in Sonntagsreden<br />
das „Kind in den Mittelpunkt, für das<br />
alles getan werden müsse“, in Wirklichkeit<br />
halten sie nur zu gerne den Status<br />
Quo aufrecht, der ihre wohlerworbenen<br />
Rechte sichert. Neues wird zwar nicht<br />
von vornherein abgelehnt, bleibt jedoch<br />
unbeachtet, in der Hoffnung, es laufe sich<br />
von selbst tot. Der unflexible Staat baut<br />
auf die Bequemlichkeit seiner Eltern.<br />
Für die ist es nämlich bequemer, die<br />
Schuld für die Misere im „Schulsystem<br />
bei den „schlecht ausgebildeten Lehrern“<br />
zu suchen.<br />
Würden sie sich für Homeschooling entscheiden,<br />
müssten sie im Problemfall versuchen,<br />
im eigenen Familienbereich fündig<br />
zu werden. Thomas Aititsch<br />
16<br />
Nr. 200<br />
JULI<br />
2008<br />
<strong>hat</strong> Schwierigkeiten, Liebe,<br />
Vertrauen und Bindungsfähigkeit<br />
zu entfalten“, schreibt sie.<br />
Beispiel Schwimmkurs: Fragt<br />
man Eltern nach dem Grund<br />
der Teilnahme, hört man Folgendes:<br />
„Ich kann ihr/ihm das<br />
nicht beibringen. – Von mir<br />
lässt sie/er sich sowieso nichts<br />
sagen. – Ich hab’ doch keine<br />
Zeit, ihr/ihm auch noch das<br />
Schwimmen beizubringen.“ In<br />
Wirklichkeit jedoch, so die<br />
Buchautorin weiter, hätten die<br />
Eltern nicht mehr den Mut, ihre<br />
Kinder selbst etwas zu lehren,<br />
weil ihnen pausenlos eingeredet<br />
wird, dass sie dafür nicht<br />
zuständig sind, dass sie das<br />
nicht können und dass das<br />
Kind das lieber von anderen<br />
Person lernt.“ Und so kommt es<br />
dann zu immer voller werdenden<br />
Terminkalender der Kin-
Nr. 200<br />
SCHULE<br />
JULI<br />
2008<br />
www.dieschule-stmk.com<br />
17 HINTER DEM HORIZONT<br />
Ende?<br />
der und natürlich auch der<br />
Eltern.<br />
Ob Homeschooling der öffentlichen<br />
Schule in Zukunft so viele<br />
Schüler wegnehmen werde,<br />
dass leere Klassen übrig bleiben,<br />
ist mehr als fraglich, wenn<br />
keine plötzliche Wende im<br />
Denken erfolgt, denn Homeschooling<br />
im Familienverband<br />
ist sehr zeitaufwändig. „Wenn<br />
die Leute weiterhin durch Politiker<br />
genötigt werden, ganztags<br />
außer Haus zu arbeiten, haben<br />
sie für das, was früher Privatsphäre<br />
oder Familienleben<br />
hieß, immer weniger Zeit und<br />
überlassen sogar dieses Stückchen<br />
Freiraum für Frau und<br />
Kinder zwangsläufig dem<br />
Staat. Der sieht’s mit Freude,<br />
denn damit steigt seine Aussicht<br />
auf Machtgewinn. Und<br />
Macht ist die Währung, in der<br />
Politiker rechnen“, meint Konrad<br />
Adam in einem Kommentar<br />
in der „Zeit“ und fügt hinzu,<br />
dass Politiker Eltern folgende<br />
Botschaft suggerieren: „Kinder<br />
sind lästig, weil sie Zeit beanspruchen,<br />
Zeit, die woanders<br />
abgeht. Daher, wenn sie sich<br />
schon nicht vermeiden lassen,<br />
ab mit ihnen in die Kinderkrippe,<br />
Tagesstätte und später in<br />
die Ganztagsschule. Nur nicht<br />
selbst kümmern! Denn das<br />
bedeutet Verzicht auf Selbstverwirklichung<br />
und Karriere.“<br />
Homeschooling geht auf biblische<br />
Wurzeln zurück. „Die<br />
Bibel betont häufig die Pflicht<br />
der Eltern, ihre Kinder zu<br />
erziehen. ... Wo ein biblischer<br />
Auftrag besteht, kann kein<br />
Staat ihn als Monopol an sich<br />
ziehen“, so Dr. Thomas Schirrmacher,<br />
Vorsitzender der<br />
christlichen Gemeinschaft pro-<br />
Mundis. Dieser religiöse Aspekt<br />
ruft bei Kritikern auch<br />
gleich Befürchtungen hervor,<br />
Homeschooling könne von<br />
„Sekten missbraucht werden,<br />
um den eigenen Nachwuchs<br />
daraus zu rekrutieren“. Erziehungswissenschafter<br />
Volker<br />
Ladenthin will eine solche<br />
Möglichkeit nicht von vornherein<br />
ausschließen, gibt jedoch<br />
zu bedenken, dass auch die<br />
Zeugen Jehovas das tun,<br />
obwohl sie ihre Kinder an<br />
öffentliche Schulen schicken<br />
und dies keinen aufrege. Ein<br />
„Sektenwahn“ sei im Zusammenhang<br />
mit Homeschooling<br />
kaum zu befürchten.<br />
Die Fakten<br />
Großbritannien: Die Eltern jedes Kindes<br />
haben dafür zu sorgen, dass es<br />
eine effektive Schulbildung erhält,<br />
entweder durch den regelgerechten<br />
Besuch einer Schule oder in anderer<br />
Weise.<br />
Irland: Der Staat erkennt an, dass die<br />
Bildung jeden Kindes in erster Linie<br />
der Familie obliegt.<br />
Norwegen: Homeschooling als Alternativunterricht<br />
ist ganz eindeutig und<br />
explizit schon im Grundgesetz geregelt.<br />
Schweden: Einem Schulkind soll die<br />
Option gegeben werden, seine Schulpflicht<br />
auch in alternativer Art und<br />
Weise zu erfüllen.<br />
Dänemark: Kinder haben Anspruch<br />
auf unentgeltlichen Unterricht in der<br />
Volksschule. Eltern oder Vormünder<br />
können aber auch selbst dafür sor-<br />
Volker Ladenthin ist der einzige<br />
deutsche Pädagogikprofessor,<br />
der sich offiziell für Homeschooling<br />
einsetzt. Sein<br />
Vorschlag: Die Allgemeine<br />
Schulpflicht sollte auch in<br />
Deutschland in eine Bildungspflicht<br />
umgewandelt werden.<br />
Auch in seinem 2006 im Ergon<br />
Verlag in Würzburg erschienenen<br />
Buch „Homeschooling“<br />
versucht er zu erklären, warum<br />
diese Bildungsform Zukunft<br />
<strong>hat</strong>. Birgitta vom Lehn führte<br />
mit Volker Ladenthin das folgende<br />
Gespräch.<br />
Herr Ladenthin, warum <strong>hat</strong><br />
sich bisher außer Ihnen noch<br />
kein Pädagogikprofessor ernsthaft<br />
mit Hausunterricht beschäftigt?<br />
Es dauert meistens<br />
ein paar Jahre, bis Wirklichkeitsphänomene<br />
auch von der<br />
Wissenschaft auf genommen<br />
werden. ... Ich glaube, Homeschooling<br />
ist eine soziale Bewegung,<br />
mit der wir in Zukunft<br />
rechnen müssen. Bevor sich die<br />
Positionen noch mehr verhärten,<br />
hielt ich es für sinnvoll,<br />
einmal die Argumente zur<br />
Kenntnis zu bringen.<br />
Und was sind die Argumente?<br />
Es ist doch viel bequemer, die<br />
Kinder in die Schule zu schicken?<br />
Ich finde, es ist viel<br />
bequemer, die Kinder zu Hause<br />
zu haben. Dann ist man mit<br />
ihnen in ihrer Lebenswelt. Kinder<br />
wegzuschicken ist immer<br />
Arbeit. Man muss sie auf die<br />
Schule vorbereiten und wenn<br />
sie zurückkommen, muss man<br />
ja trotzdem mit ihnen arbeiten.<br />
In der Tat sagen viele Eltern:<br />
Nach der Schule gehe die<br />
Arbeit richtig los. Hausarbei-<br />
gen, dass die Kinder Unterricht erhalten.<br />
Finnland: Jeder <strong>hat</strong> Anspruch auf<br />
unentgeltlichen Grundunterricht. Er<br />
kann aber gemäß dem Gesetz auch<br />
anderen Unterricht als den üblichen<br />
Grunduntericht erhalten, um sich weiterzuentwickeln.<br />
Frankreich: Die Bildungspflicht kann<br />
in öffentlichen oder privaten Schulen<br />
erfüllt werden oder aber auch innerhalb<br />
der Familien durch die Eltern.<br />
Belgien: Die Erziehungsberechtigten<br />
entscheiden über Schul- oder Hausunterricht.<br />
Holland: Der Hausunterricht ist in den<br />
ersten fünf Stufen mit regelmäßiger<br />
staatlicher Überprüfung erlaubt.<br />
Luxemburg: Der Staat trägt die Sorge<br />
für den Primärunterricht, der obligatorisch<br />
und unentgeltlich ist und jedermann<br />
zugänglich sein muss.<br />
Österreich: Die allgemeine<br />
ten, Üben, Lernen. Da kann ich<br />
auch gleich alles selber<br />
machen? Richtig. Politiker meinen<br />
zwar, sie wollen keine Minderheiten<br />
oder Subgruppenbildung.<br />
Aber der Nachmittag ist<br />
voll und ganz in privater Hand.<br />
Meist sind es die Mütter, die<br />
aktiv sind oder man schickt die<br />
Kinder gleich in die Nachhilfe.<br />
Wir haben de facto ein gutes<br />
Drittel unserer Schüler zur<br />
Hälfte bereits im Homeschooling.<br />
Welche Elterngruppe plädiert<br />
besonders für die Selbstbeschulung<br />
ihrer Kinder? Genau<br />
genommen sind es drei Gruppen:<br />
Zuerst einmal jene Eltern,<br />
die ein Kind mit körperlichem<br />
Gebrechen haben und dieses<br />
weit zur Schule transportieren<br />
müssen. Zweitens Eltern von<br />
Kindern, die wegen psychischer<br />
Probleme nicht in die<br />
Schule passen, oder jene von<br />
sensiblen Kindern, die mit den<br />
übergroßen Klassen nicht<br />
zurechtkommen, und drittens<br />
sind es jene Eltern, die sehr bildungsbewusst<br />
sind und wollen,<br />
dass ihr Kind die bestmögliche<br />
Bildung bekommt. Wenn Kinder<br />
in der Schule ein halbes<br />
Jahr nur Mandalas malen, dann<br />
wollen sie sich deshalb um die<br />
Bildung ihrer Kinder selbst<br />
kümmern.<br />
Sind es Eltern aus bildungsnahen<br />
Schichten? Ja, aber vorerst<br />
zum Hintergrund: Die Schulpflicht<br />
wurde ja ursprünglich<br />
eingeführt, weil bildungsferne<br />
Schichten ihre Kinder lieber<br />
zum Kartoffelbuddeln und zur<br />
Getreideernte zu Hause behielten.<br />
Heute haben wir hoch<br />
Schulpflicht kann auch durch Teilnahme<br />
am häuslichen Unterricht erfüllt<br />
werden.<br />
Schweiz: Unterschiedliche Regelungen<br />
von Kanton zu Kanton<br />
Italien: Es ist Elternpflicht, ihren Kindern<br />
Unterhalt zu gewähren, sie zu<br />
bilden und zu erziehen, selbst wenn<br />
sie außerhalb der Ehe geboren werden.<br />
Spanien: Die Freiheit des Unterrichts<br />
wird anerkannt.<br />
Portugal: Die Lern- und Lehrfreiheit<br />
wird gewährleistet.<br />
Tschechien: Die Schulleitung soll<br />
individuelle Unterweisung erlauben,<br />
wenn die unterrichtende Person den<br />
Schulabschluss einer weiterführenden<br />
Schule nachweisen kann.<br />
Russland, Polen, Ungarn und Slowakei:<br />
Homeschooling ist möglich.<br />
Bildungs- statt Schulpflicht<br />
gebildete Eltern, fünfzig Prozent<br />
von ihnen haben gymnasiale<br />
Bildung. Und die sagen: In<br />
der Schule lernen die Kinder zu<br />
wenig oder das Falsche.<br />
Warum tut man sich in<br />
Deutschland mit dem Homeschooling<br />
so schwer? In<br />
Deutschland ist die staatliche<br />
Tradition stark ausgeprägt.<br />
Deutschland war auch eines<br />
der ersten Länder in Europa,<br />
das die staatliche Schule eingeführt<br />
<strong>hat</strong>. Diese Tradition<br />
wirkt fort.<br />
Bis zu welchem Alter halten<br />
Sie es möglich, Kinder zu Hause<br />
zu beschulen? Ich würde<br />
sagen bis zur 7. Klasse. Danach<br />
kann man nur noch Fächer<br />
unterrichten, in denen man<br />
selbst spezialisiert ist.<br />
Kritiker befürchten beim<br />
Homeschooling, dass religiöse<br />
Gruppen sich abkapseln? Ich<br />
sehe da schon eine gewisse<br />
Gefahr, dass Sekten hier ihren<br />
Nachwuchs rekrutieren. Das<br />
passiert aber trotz staatlicher<br />
Schule heutzutage, ohne dass<br />
es jemand stört, etwa bei den<br />
Zeugen Jehovas. Da werden<br />
Kinder zwar in die staatliche<br />
Schule geschickt, sonst aber<br />
aus dem gesamten sozialen<br />
Leben isoliert. Das ist auch der<br />
Punkt, wo ich mit den Homeschoolern<br />
in Konflikt gerate.<br />
Ich sage nämlich: Ihr dürft eure<br />
Kinder nicht nach euren Wünschen<br />
formen, sondern sie nach<br />
ihren eigenen Wünschen erziehen.<br />
Eltern müssten sich testen lassen,<br />
ob sie den Ansprüchen<br />
genügen? Ja, das Ganze müsste<br />
professionalisiert werden.
FRISCH & G’SUND SCHULE<br />
www.dieschule-stmk.com<br />
Thema Suchtprävention<br />
„Das Leben ist eine Chance –<br />
nutze sie!“ Dies war der Leitsatz<br />
eines groß angelegten Projektes<br />
zur Suchtprävention, das<br />
am 28. Mai in der Aula der<br />
Hauptschule Bad Mitterndorf<br />
präsentiert wurde. Dazu konnten<br />
HS-Dir. OSR Friedrich<br />
Pollhammer und Projektleiterin<br />
Evamaria Frieß viele<br />
Ehrengäste sowie viele Eltern<br />
und Interessierte willkommen<br />
heißen.<br />
Auf vielfältige und lebendige<br />
Weise präsentierten die Schülerinnen<br />
und Schüler der beiden<br />
4. Klassen die Inhalte, die<br />
sie seit September in vielen<br />
Unterrichtsstunden und<br />
-gegenständen zum Thema<br />
Drogenvorbeugung erarbeitet<br />
<strong>hat</strong>ten.<br />
Schön gestaltete Schautafeln,<br />
eine gut gemachte Powerpoint-<br />
Präsentation, passende Texte<br />
und die „Big-Band“ der 4.<br />
Klassen sorgten für eine eindrucksvolleProjektpräsentation.<br />
Maßgebliche Unterstützung<br />
bekamen die Schüler von<br />
zwei Polizeiinspektoren, die<br />
den Jugendlichen in vielen<br />
Stunden die wesentlichen<br />
Informationen über Sucht, verschiedene<br />
Arten von Drogen,<br />
Gewalt und Jugendschutzgesetz<br />
vermittelt <strong>hat</strong>ten.<br />
Bei einer Exkursion zum Landesgericht<br />
Leoben konnten die<br />
Schüler auch die Konsequenzen<br />
von strafbaren Handlungen<br />
hautnah erleben. Dabei stellte<br />
sich auch heraus, dass den 14-<br />
Jährigen die Tragweite von<br />
Drogendelikten wenig bekannt<br />
war. Karina aus der 4a: „Das<br />
Projekt war für uns alle sehr<br />
wichtig, weil uns dadurch erst<br />
die Augen geöffnet wurden,<br />
welchen gesetzlichen Rahmen<br />
es gibt und wie schnell man<br />
eine Vorstrafe haben kann.“<br />
Wichtigstes Ziel des Projektes<br />
war es, die eigene Persönlichkeit<br />
zu stärken und dadurch<br />
der Versuchung, Drogen zu<br />
probieren, widerstehen zu können.<br />
Melanie, 14 Jahre: „Ich<br />
habe überhaupt nicht gewusst,<br />
welche genauen Auswirkungen<br />
Alkohol und Drogen im<br />
menschlichen Körper haben<br />
und wie schnell sich ein Suchtverhalten<br />
entwickeln kann.<br />
Jetzt weiß ich es!“<br />
Die Bedeutung einer sinnvollen<br />
Freizeitbeschäftigung für die<br />
Stärkung der Persönlichkeit<br />
wurde bei der Präsentation<br />
besonders hervorgehoben. Eindrucksvoll<br />
zeigten die Mädchen<br />
und Burschen der 4. Klassen,<br />
wie stark sie in das Vereinsleben<br />
ihrer Heimatgemeinden<br />
eingebunden sind. Ob Wintersportverein,<br />
Alpenverein,<br />
Feuerwehr oder die verschiedenen<br />
Musikkapellen – sie alle<br />
bieten den jungen Menschen<br />
die Möglichkeit, ihre Freizeit<br />
aktiv zu gestalten.<br />
Die Religionslehrerin Evamaria<br />
Frieß, die in engagierter<br />
Weise die Gesamtleitung des<br />
Projektes inne <strong>hat</strong>te:<br />
„Es muss uns bewusst sein,<br />
dass wir nicht alles verhindern<br />
können, aber wenn es uns<br />
gelingt, auch nur einen einzigen<br />
Schüler davon abzuhalten,<br />
dass er im späteren Leben zu<br />
Drogen greift, dann haben wir<br />
schon viel erreicht!“<br />
Hannes Preßl<br />
Seit Jahren finden Gesundheitsthemen einen besonderen<br />
Eingang in unser Schulleben. Aus diesem Grund haben sich die<br />
Gesundheitsberaterinnen des Bezirkes Mürzzuschlag im April<br />
2008 entschlossen, eine Ausstellung im Siglhof (Langenwang) zu<br />
organisieren, die auch der Öffentlichkeit zugänglich ist. Gesundheit<br />
umfasst viele Aspekt, die sich in den vielfältigen Präsentationen<br />
der einzelnen Schulen widerspiegeln. Jede Schule ist<br />
bemüht, einen gesundheitsfördernden Arbeits-, Lern- und<br />
Lebensraum zu schaffen und somit den SchülerInnen ein<br />
gesundheitsbewusstes, eigenverantwortliches Handeln und<br />
Wissen zu vermitteln.<br />
18<br />
Gesunde<br />
Schulen<br />
Nr. 200<br />
JULI<br />
2008<br />
Wir müssen die zielorientierten<br />
Maßnahmen zur Verbesserung<br />
des Gesundheitszustandes unserer<br />
Kinder verstärken. Daher<br />
<strong>hat</strong> <strong>Landesschulrat</strong>spräsident<br />
Wolfgang Erlitz die Zertifizierung<br />
der „Gesunden Schulen“<br />
in der <strong>Steiermark</strong> und die<br />
„Gesundheits-Awards“ ins<br />
Leben gerufen. Der Gesundheitszustand<br />
vieler SteirerInnen<br />
ist erschreckend, wie regelmäßige<br />
Erhebungen belegen: 49<br />
Prozent aller 15- bis 29-Jährigen<br />
sind Raucher, das<br />
Einstiegsalter für die beginnende<br />
Nikotinsucht liegt bei elf<br />
Jahren. Jedes zweite Kind <strong>hat</strong><br />
Haltungsschäden bzw. -schwächen,<br />
mehr als 30 Prozent der<br />
Kinder und Jugendlichen sind<br />
übergewichtig.<br />
Laut Weltgesundheitsorganisation<br />
ist Bewegungsmangel<br />
der größte Risikofaktor für<br />
Herz- und Herz-Kreislauf-<br />
Erkrankungen.<br />
Diese Reihe von Fakten kann<br />
beliebig fortgesetzt werden –<br />
die Folgen sind gravierend. 35<br />
Prozent der der übergewichtigen<br />
Kinder haben bereits eine<br />
Vorstufe zum Typ-II-Diabetes<br />
und Diabetes ist eine der größten<br />
gesundheitspolitischen Herausforderungen<br />
unserer Zeit:<br />
Zwei Drittel der Dialyse-<br />
Patienten sind Diabetiker,<br />
ebenso 84 Prozent der Zivilblinden,<br />
erklärt <strong>Landesschulrat</strong>spräsident<br />
Wolfgang Erlitz.<br />
„Wir müssen zielorientierte<br />
Maßnahmen ergreifen, um<br />
unsere Kinder in eine gute und<br />
gesundheitsfördernde Zukunft<br />
zu führen“, betont Erlitz.<br />
Aufklärung, Prävention und<br />
Gesundheitsförderung seien<br />
dafür die beste Medizin. Um<br />
diese die Zukunft entscheidenden<br />
Faktoren im Schulbereich<br />
stärker zu verankern, <strong>hat</strong> er die<br />
Schuljahre 2006/07 und<br />
2007/08 zu „Jahren der<br />
Gesundheit“ ernannt.<br />
Alle steirischen Schulen sollten<br />
Gesundheitsprojekte durchführen,<br />
um den SchülerInnen<br />
den Wert der Gesundheit zu<br />
verdeutlichen. Um ihnen zu<br />
zeigen, dass sie schon in ihrem<br />
Alter den Grundstein für ihr<br />
späteres gesundes Leben legen.<br />
Schon im ersten Jahr haben die
Nr. 200<br />
SCHULE<br />
JULI<br />
2008<br />
www.dieschule-stmk.com<br />
19 FRISCH & G’SUND<br />
VS Graz-Peter Rosegger<br />
PTS Köflach<br />
HLW Graz-Schrödingerstraße<br />
Schulen großartig mitgezogen –<br />
die Bilanz war grandios.<br />
Höhepunkt dieser Gesundheitsjahre<br />
war nun die erste<br />
Verleihung der von Erlitz ins<br />
Leben gerufenen Zertifikate<br />
„Gesunde Schule“. 53 engagierte<br />
Schulen und Lehrerteams<br />
erhielten diese Auszeichnung,<br />
drei davon wurden<br />
darüber hinaus für ihre besonders<br />
innovativen Projekte mit<br />
dem „Gesundheits-Award“<br />
gewürdigt: die VS Peter Rosegger<br />
in Graz, die PTS Köflach<br />
und die HLW Graz-Schrödingerstraße.<br />
Im Herbst startet bereits die<br />
Bewerbungsfrist für die Zertifikate<br />
und Awards 2009 (alle<br />
Informationen unter www.lsrstmk.gv.at).<br />
„Ich hoffe, dass<br />
sich wieder viele Schulen beteiligen.<br />
Denn von der Auszeichnung<br />
profitieren alle. Die<br />
Schule, die Lehrer und vor<br />
allem: die Schüler“, so Erlitz.<br />
19<br />
AH<br />
S<br />
Gesundheit in<br />
der Schule<br />
Ein Projekt zur regionalen<br />
Schulentwicklung am<br />
BORG Eisenerz, das mit<br />
dem Pädagogischen Panther<br />
des Landes<br />
<strong>Steiermark</strong> 2008<br />
ausgezeichnet wurde!<br />
MAG. PETRA NÖMAYER<br />
Es ist Freitag morgens: Aus<br />
dem Eisenerzer Hallenbad<br />
dringt lautes Kindergelächter.<br />
Insgesamt 39 kleine Wasserratten<br />
aus den beiden 4.<br />
Klassen der Volksschule<br />
Eisenerz tummeln sich<br />
im warmen Wasser.<br />
Inmitten dieser<br />
Schar sind neun<br />
Jugendliche zu<br />
finden, die eifrig<br />
Anweisungen<br />
erteilen. „Alles<br />
herhören, wir<br />
tauchen jetzt<br />
alle auf mein<br />
Kommando.<br />
Eins, zwei,<br />
drei und<br />
...“, ruft ein<br />
junger<br />
Mann laut.<br />
Und im selbenAugenblick<br />
sind<br />
die Köpfe<br />
der sich im<br />
Wasser<br />
tummelnden<br />
Kinder verschwunden.<br />
Der junge<br />
Mann ist übrigens<br />
einer von<br />
neun MaturantInnen<br />
des Sportzweiges<br />
am BORG<br />
Eisenerz, die an<br />
einem Projekt zur<br />
regionalen Schulentwicklung<br />
mit der Volksschule<br />
Eisenerz, das bereits<br />
zum insgesamt sechsten Mal<br />
durchgeführt wird, teilnehmen.<br />
Unter der Oberaufsicht der<br />
Sportakademie Graz erhalten<br />
die AbsolventInnen der Sportabschlussklasse<br />
alljährlich die<br />
Möglichkeit, sich zu geprüften<br />
Fitlehrwarten ausbilden zu lassen.<br />
Ein Schwerpunkt dabei ist,<br />
den Kleinen an insgesamt fünf<br />
Tagen, jeweils freitags von 7.30<br />
bis 9 Uhr, methodisch sinnvoll<br />
Wasserlöwen & Co.<br />
die oft lebensrettende Sportart<br />
Schwimmen zu vermitteln und<br />
auf spielerische Art und Weise<br />
die Angst vor dem Wasser zu<br />
nehmen. Um auf diese Aufgabe<br />
bestens vorbereitet zu sein,<br />
absolvieren die teilnehmenden<br />
MaturantInnen im Vorfeld die<br />
Ausbildung zum Rettungsschwimmer<br />
bzw. zur Rettungsschwimmerin.<br />
Gut betreut von ihren Sportlehrern<br />
Mag. Susanne Niederhofer<br />
und<br />
OStR Mag. Wolfgang Meixner<br />
arbeiten die Jugendlichen<br />
unter den wachsamen Blicken<br />
von Bezirksschulinspektor<br />
Mag. <strong>Heinz</strong> Fischböck intensiv<br />
mit den Viertklasslern, die<br />
begeistert bei der Sache waren.<br />
„Dieses Projekt sollte auf alle<br />
Fälle auf weitere Schulen des<br />
Bezirks ausgeweitet werden“,<br />
so Fischböck begeistert.<br />
Für Elfriede Moherndl, Direktorin<br />
der Eisenerzer Volksschule,<br />
und Klassenlehrerin Elfriede<br />
Jammernegg ist die<br />
Schwimmausbildung ihrer<br />
Schützlinge wichtig.„Wenn die<br />
Kinder in der 1. Klasse zu uns<br />
kommen, können mehr als 50<br />
Prozent nicht schwimmen“,<br />
betont Moherndl.<br />
Einen großen Gewinn stellt<br />
diese Form der Ausbildung<br />
jedenfalls für alle Beteiligten<br />
dar. Die VolksschülerInnen<br />
genießen eine freudvolle<br />
und intensive Betreuung<br />
im Schwimmunterricht<br />
und sind hoch motiviert<br />
bei der Sache.<br />
Für Eltern und<br />
VolksschullehrerInnen<br />
bietet<br />
dieses Projekt<br />
eine Hilfestellung<br />
und<br />
Abwechslung<br />
beim<br />
Schwimmunterricht,<br />
wie er in<br />
dieser<br />
Form im<br />
täglichen<br />
Unterrichtsgeschehen<br />
leider aus<br />
gesetzlichenErwägungen<br />
nicht<br />
geleistet<br />
werden<br />
kann. Denn<br />
im Wasser<br />
spielerisch in<br />
Kleinstgruppen<br />
(bis zu zehn<br />
Gruppen) zu<br />
unterrichten, ist<br />
nicht organisierbar<br />
bzw. leistbar.<br />
Die MaturantInnen<br />
erhalten nicht zuletzt die<br />
Gelegenheit, praktische Erfahrungen<br />
bei der Planung und<br />
Durchführung des Sportunterrichts<br />
zu sammeln und frühzeitig<br />
die schönen und anstrengenden<br />
Seiten des Unterrichtens<br />
kennen zu lernen.<br />
Und es wird gemunkelt, dass<br />
so manche Berufswahl deshalb<br />
in den letzten Jahren im Hallenbad<br />
Eisenerz entschieden<br />
wurde!
LAST, BUT NOT LEAST<br />
Flächen & Formen<br />
Regina Uedl, Lehrerin am<br />
BG/BRG Köflach, ist bis Ende<br />
September 2008 artist in residence<br />
bei „A4_art“. Die Vernissage,<br />
bei der die Köflacher<br />
Schulband konzertierte und<br />
Geschäftsführer Manfred<br />
Brandner „bitmedia“ vorstellte,<br />
wurde vom Amtsführenden<br />
Präsidenten Mag. Wolfgang<br />
Erlitz und von Vizepräsidentin<br />
Elisabeth Meixner eröffnet.<br />
In den Arbeiten von Regina<br />
Uedl treffen Flächen und Formen<br />
aufeinander, die in einem<br />
Dialog zwischen Emotion und<br />
Verstand stehen, deren<br />
Ursprung in der Natur zu<br />
suchen sind: Nicht, um sie<br />
kopieren zu wollen, sondern<br />
durch sie wird bei der Künstlerin<br />
ein Prozess in Gang gesetzt,<br />
der manchmal, wie sie sagt,<br />
nicht mehr zu stoppen ist. Striche<br />
und Flecken einer Farbe,<br />
die skizzenhaft aus der spontanen<br />
Bewegung heraus auf den<br />
Bildgrund gelangen, spiegeln<br />
ihre sensiblen Empfindungen,<br />
Überlegungen, ihr Herantasten<br />
und Wissen wider. „Eine enorme<br />
Konzentration ist dafür<br />
notwendig, um wach zu bleiben,<br />
den differenzierten Dialog<br />
zwischen mir und dem Bild<br />
nicht zu zerstören.“ Die<br />
Erkennbarkeit eines Gegenstandes<br />
reiht sich oft hinter die<br />
Spannkraft und Wertigkeit von<br />
Kolorit und Bildaufbau.<br />
Namhafte Künstler wie Claus<br />
Pack von der Akademie der bildenden<br />
Künste in Wien, Leon<br />
Golub und Nancy Spero aus<br />
New York zählten zu den Lehrern<br />
der Künstlerin. Sie ermutigten<br />
Regina Uedl mit ihren<br />
Arbeiten in die Öffentlichkeit<br />
zu gehen. Studien bei Jim Dine,<br />
den Zhou-Brothers, wo informelle<br />
Malerei, und Körperstudien<br />
im Vordergrund standen,<br />
folgten.<br />
Ein Studienaufenthalt an der<br />
International School of Art<br />
ergänzte die künstlerische Ausbildung<br />
von Regina Uedl und<br />
seither ist sie mit vielen Einzelund<br />
Gruppenausstellungen im<br />
In- und Ausland vertreten.<br />
„Aus Farbe muss für <strong>mich</strong><br />
Malerei werden, dafür gilt es<br />
jene Zwischenbereiche zu<br />
erzielen, die sie zur nuancierten<br />
Mitteilung, zur Darstellung<br />
,innerer Zustände‘ befähigt“,<br />
so die Worte der Künstlerin.<br />
HR Dr. Roman Koller<br />
SCHULE<br />
Bozzetti in Schloss<br />
Eggenberg<br />
20<br />
Nr. 181<br />
NOVEMBBER<br />
2006<br />
Die Alte Galerie in Schloss Eggenberg präsentiert in der Sonderausstellung<br />
Mit kühnen Pinselstrichen von 4. Juli 2008 bis<br />
11. Jänner 2009 barocke Ölskizzen des 17. und 18. Jahrhunderts<br />
aus eigenen Beständen. Diese Bozzetti sind vorbereitende<br />
Malereien in kleinerem Maßstab für Altar- und Staffeleibilder<br />
sowie für Fresken. Frei, virtuos und kühn spiegeln<br />
sie die Handschrift des Meisters wider und dokumentieren<br />
Aufträge und Arbeitsweisen.<br />
Führungen und<br />
Workshops zur<br />
Sonderausstellung:<br />
Über Farben<br />
und viele Ideen<br />
(1. bis 8. Schulstufe)<br />
In diesem Vermittlungsprogramm<br />
machen<br />
wir uns auf die<br />
Suche nach<br />
versteckten<br />
Details, fragen<br />
uns, welche<br />
Ideen sich<br />
hinter den<br />
Ölskizzen verbergen,<br />
und<br />
lösen so<br />
manches<br />
Rätsel.<br />
Interaktive Jugendführung<br />
(9. bis 13. Schulstufe)<br />
Nach einer Einführung zum Thema Ölmalerei und Ölskizzen<br />
werden wir mit Hilfe von Arbeitsblättern unterschiedliche<br />
Aspekte analysieren und im Anschluss gemeinsam diskutieren.<br />
Das Münzkabinett in Schloss Eggenberg <strong>hat</strong> immer Saison<br />
und bietet ebenso interessante wie spannende Vermittlungsprogramme<br />
an:<br />
Führungen im Münzkabinett<br />
(1. bis 13. Schulstufe)<br />
Münzen gehören so selbstverständlich zu unserem Leben,<br />
dass wir ihnen kaum noch Beachtung schenken. Sieht man<br />
sie jedoch genauer an, eröffnet sich eine faszinierende Welt.<br />
Nach einer Reise in die Vergangenheit werden wir die Münzen<br />
mit anderen Augen sehen.<br />
Anmeldung bitte eine Woche vor dem gewünschten Termin<br />
unter T: 0664/8017-9560.<br />
Eggenberger Allee 90, 8020 Graz<br />
T: 0664/8017-9560<br />
vermittlung@museum-joanneum.at<br />
www.museum-joanneum.at<br />
Öffnungszeiten:<br />
1. April bis 31. Oktober: Di – So 10-18 Uhr<br />
1. November bis 31. März: Di – So 10-17 Uhr<br />
P. R.