Planung und Bau eines Brunnens mit ... - GCI GmbH
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Quelle: FixEmotions(mg)<br />
Technik<br />
<strong>Planung</strong> <strong>und</strong> <strong>Bau</strong> <strong>eines</strong> <strong>Brunnens</strong><br />
<strong>mit</strong> Hochleistungsentsandung<br />
Wassergewinnung n Die Wasserwerk Gifhorn <strong>GmbH</strong> & Co. KG nutzt bei der schrittweisen<br />
Rekonstruktion ihrer Gr<strong>und</strong>wasserfassung innovative Technologien beim Brunnenbau. Auf<br />
Gr<strong>und</strong>lage einer zum DVGW-Merkblatt W 113 modifizierten Filterkornbemessung wurde ein<br />
zweischalig ausgeführter Filterbrunnen <strong>mit</strong> Konsolidierung der Hinterfüllung <strong>und</strong> Filterentwicklung<br />
<strong>mit</strong>tels Hochleistungsentsandung errichtet.<br />
Die Wasserwerk Gifhorn <strong>GmbH</strong> & Co. KG versorgt <strong>mit</strong><br />
dem seit 100 Jahren bestehenden Wasserwerk ca.<br />
35.000 Einwohner. In den 1970er-Jahren wurde die<br />
derzeit <strong>mit</strong> sieben 3 bis 37 Jahre alten Vertikalfilterbrunnen<br />
betriebene Gr<strong>und</strong>wasserfassung eingerichtet. Die sowohl bei<br />
den langjährig betriebenen als auch den nur wenige Betriebsjahre<br />
alten Brunnen voranschreitende Brunnenalterung war<br />
Veranlassung anhand der Dokumentationen zum Brunnenbau<br />
<strong>und</strong> zu Instandhaltungsmaßnahmen sowie Aufzeichnungen<br />
von Betriebsdaten eine Brunnenanalyse [1] durch die <strong>GCI</strong><br />
<strong>GmbH</strong> erstellen zu lassen. Im Ergebnis dieser Auswertung<br />
wurde im Jahr 2009 eingeschätzt, dass einerseits die aus der<br />
Gr<strong>und</strong>wasserbeschaffenheit herrührende Verockerung der<br />
Brunnenfilter die Erhöhung der Brunneneintrittswiderstände<br />
verursacht, aber andererseits auch hydromechanische Kolmation<br />
infolge Sedimenttransports aus dem Aquifer in den<br />
Filtersand/-kies <strong>und</strong> auch ungünstige Konstruktionsmerkmale<br />
einiger Brunnen zur Leistungsminderung beitragen.<br />
78 02/2012
Analyse der Gr<strong>und</strong>wasserfassung<br />
Die sieben Vertikalfilterbrunnen sind im Spülbohrverfahren<br />
<strong>mit</strong> Bohrdurchmessern zwischen 900 <strong>und</strong> 1.100 mm <strong>und</strong><br />
Teufen um ca. 45 m unter Gelände errichtet worden. Die zwischen<br />
7 <strong>und</strong> 14 m langen Brunnenfilter haben Durchmesser<br />
von DN 350 <strong>und</strong> DN 400. Sie erschließen <strong>mit</strong> Ton bedeckte<br />
pleistozäne Schmelzwassersande. Fünf Filterrohre bestehen<br />
aus quer zur Rohrachse geschlitztem PVC-Material. In zwei<br />
neueren Brunnen wurden Wickeldrahtfilter aus V4A-Edelstahl<br />
eingebaut.<br />
Alle Brunnenfilter sind wegen der vorherrschend feinkörnigen<br />
<strong>und</strong> in geringen Schichtmächtigkeiten wechselhaft abgelagerten<br />
Sedimente des erschlossenen Aquifers <strong>mit</strong> zweischaliger<br />
Filterkies/-sandhinterfüllung ausgestattet, wobei die Korngrößen<br />
der äußeren Kies- oder Filtersandschüttung dem anstehenden<br />
Gebirge teilweise zu grob angepasst wurden. Der<br />
Unterschied der Korngrößen zwischen innerer <strong>und</strong> äußerer<br />
Hinterfüllung ist bei den beiden ältesten Brunnen größer <strong>und</strong><br />
da<strong>mit</strong> hydraulisch ungünstiger gewählt worden als bei den<br />
jüngeren. An einigen Brunnen ist die Überschüttung der Fil -<br />
teroberkante <strong>mit</strong> Filterkies/-sand zu gering, sodass bei betriebs -<br />
induzierter Konsolidierung der Hinterfüllung <strong>mit</strong> deren Absinken<br />
bis unter die Filteroberkante gerechnet werden muss.<br />
Fast alle Brunnen wurden bei der Herstellung nicht vollständig<br />
entwickelt. Insbesondere die äußere Hinterfüllung wurde<br />
wahrscheinlich nicht vollständig entsandet <strong>und</strong> die Bohraureole<br />
nicht ausreichend entwickelt. Im Ergebnis der für jeden<br />
Brunnen detailliert begründeten Zustandsbeurteilung wurden<br />
für drei Brunnen konkrete Rehabilitations- <strong>und</strong> Sanierungsmaßnahmen<br />
empfohlen <strong>und</strong> im Jahr 2010 detailliert geplant<br />
<strong>und</strong> erfolgreich ausgeführt. Für zwei Brunnen wurden <strong>mit</strong>telfristige<br />
Pflegemaßnahmen sowie maßgebende Über -<br />
wachungs- <strong>und</strong> Entscheidungskriterien festgelegt. Für zwei<br />
Brunnen wurden weitere Rehabilitationsmaßnahmen als<br />
unwirtschaftlich eingeschätzt, weshalb für diese Ersatzbrunnen<br />
nach dem Stand der Technik zu errichten sind.<br />
<strong>Planung</strong> Ersatzbrunnen Nr. 20<br />
Zur Errichtung des Ersatzbrunnens Nr. 20 für den Brunnen<br />
Nr. 17 forderte der Auftraggeber ausdrücklich die Berücksichtigung<br />
des fortgeschrittenen Kenntnisstandes in der Brunnenkonstruktion<br />
<strong>und</strong> die Anwendung neuer Technologien<br />
beim Brunnenbau, worüber anlässlich der Berlin-Brandenburger<br />
Brunnentage regelmäßig berichtet worden ist. Der<br />
Brunnen soll 70 bis 80 m³/h dauerhaft fördern können <strong>und</strong><br />
<strong>mit</strong> natürlichen Sanden <strong>und</strong> Kiesen hinterfüllt sein. Die Hinterfüllung<br />
sollte beim Einbau konsolidiert <strong>und</strong> <strong>mit</strong>tels Hochleistungsentsandung<br />
entwickelt werden. Deshalb wurde zunächst<br />
in rd. 10 m Entfernung vom Altbrunnen eine Aufschlussbohrung<br />
niedergebracht, in der über den Teufenbereich<br />
des zu erschließenden Aquifers 1 m lange Bohrkerne gewonnen<br />
wurden. Mit der Errichtung des Ersatzbrunnens an diesem<br />
Standort ist gewährleistet, dass sich möglicherweise in bis zu<br />
ca. 4 m radialer Entfernung [2] vom Altbrunnen betriebsbedingt<br />
entstandene Verockerungen nicht im un<strong>mit</strong>telbaren<br />
Anstrombereich des Filters des Ersatzbrunnens Nr. 20 befinden<br />
können. Die von 26 bis 44 m u. GOK gewonnenen 18 Bohrkerne<br />
wurden detailliert vermessen (Abb. 1) <strong>und</strong> jede visuell<br />
02/2012<br />
Brunnenbau<br />
Abb. 1 Vermessene Bohrkerne der Aufschlussbohrung<br />
für Brunnen 20 im Teufenbereich 32 bis 38 m u. GOK<br />
abgrenzbare Sedimentschicht <strong>mit</strong> einer Mächtigkeit > 0,1 m<br />
einzeln beprobt <strong>und</strong> siebanalytisch untersucht. Mängel in<br />
der Filterkonstruktion können auch dadurch entstehen, dass<br />
die Auswertung einer Aufschlussbohrung generell in 1 m-Intervallen<br />
<strong>und</strong> daraus resultierenden Mischproben durchgeführt<br />
wird. Von 35 abgegrenzten Sedimentschichten wurden Bohrgutproben<br />
<strong>mit</strong>tels Nasssiebung ausgewertet. Dabei wurden<br />
14 Siebe verwendet, <strong>mit</strong> denen insbesondere die Verteilung<br />
der kleinen Korngrößen differenzierter möglich ist, als gemäß<br />
ISO 3310-1 im DVGW-Merkblatt W 113 empfohlen wird.<br />
79<br />
Quelle: Dipl.-Ing. David Nillert Hydrogeotechnik Service
Technik<br />
Abb. 2 Anhand der Vorbohrung Br.17a-VBV3 geplantes<br />
Ausbauprofil von Brunnen 20<br />
Quelle: <strong>GCI</strong> <strong>GmbH</strong><br />
Voraussetzung für eine qualifizierte Hochleistungsentsandung<br />
ist die Möglichkeit der stringenten Entwicklung <strong>eines</strong> Stützkorngerüstes<br />
in der Bohraureole, wobei die durch hydromechanischen<br />
Transport initiierte Nachlieferung von feinkörnigem<br />
Sediment aus dem Aquifer in die Filterkornhinterfüllung durch<br />
deren richtige Bemessung begrenzt sein muss. Mit der im<br />
DVGW-Merkblatt W 113 empfohlenen Bestimmung <strong>eines</strong><br />
Schüttkorndurchmessers D S als Produkt aus dem sog. maßgeblichen<br />
Korndurchmesser d g <strong>und</strong> einem Filterfaktor F g, der<br />
auf der Einstellung <strong>eines</strong> in der DVGW-Schriftenreihe Wasser<br />
1982 [3] empirisch er<strong>mit</strong>telten „instationär stabilen“ Zustands<br />
des Filters basiert, sowie der Auswahl einer Schüttkorngruppe<br />
nach DIN 4924 kann diese Forderung nicht immer erfüllt werden.<br />
Da insbesondere Sedimentschichten <strong>mit</strong> hohem Feinkornanteil<br />
– auch wenn sie nur wenige Dezimeter mächtig<br />
sind – hydromechanische Kolmation des Brunnenfilters auch<br />
über die Schichtmächtigkeit hinausgehend verursachen <strong>und</strong><br />
zu Änderungen der Lagerungsverhältnisse in un<strong>mit</strong>telbarer<br />
Brunnenumgebung im angrenzenden Aquifer beitragen können,<br />
ist es zweckmäßig, alle erkennbaren Sedimentschichten<br />
zunächst auf ihre Wirkung in der Filterkonstruktion zu überprüfen<br />
<strong>und</strong> angemessene Schüttkorndurchmesser zu bestimmen.<br />
Anschließend ist aus diesem ersten Entwurf durch die<br />
Wahl einheitlicher Ausbauparameter im Rahmen zulässiger<br />
Kompromisse ggf. für mehrere aneinander grenzende Schichten<br />
eine brunnenbautechnisch praktikable Filterkonstruktion abzuleiten.<br />
Diese Vorgehensweise hat das Ziel, <strong>mit</strong> verhältnismäßigem<br />
Aufwand die bestmögliche Anpassung an das auszubauende<br />
geologische Schichtenprofil herzustellen.<br />
In der Entwurfsplanung für den Brunnenfilter wurden zunächst<br />
die schichtbezogene Bestimmung der Schüttkorngruppe<br />
nach W 113 <strong>und</strong> anschließend die praktisch ausführbare<br />
zweischalige Konstruktion gemäß Tabelle 1 abgeleitet.<br />
Da U d (Sp. 6) in allen Schichten kleiner als 5 ist, wurden die<br />
Korngruppen (in Sp. 7) gemäß W 113 auf Gr<strong>und</strong>lage des<br />
Filter faktors F g = 5+U d er<strong>mit</strong>telt <strong>und</strong> für praktikable Ausbauabschnitte<br />
angepasste Korngruppen (Sp. 8) gewählt <strong>und</strong><br />
danach die Werte des potenziellen Sedimentaustrages<br />
S pot, W (Sp. 9) <strong>mit</strong> e = 0,9 (lockere Lagerung) <strong>und</strong> F = 0,6<br />
(Schaltbetrieb UWM-Pumpe) er<strong>mit</strong>telt. S pot ist der prozentuale<br />
Anteil des Sediments einer Schicht, welcher aufgr<strong>und</strong> deren<br />
Korngrößen <strong>und</strong> der hydraulisch wirksamen Porenkanalweite<br />
D P,hydr der angrenzenden äußeren Hinterfüllung des Filterrohres<br />
bei Vorhandensein ausreichender Transportkräfte<br />
durch die äußere Hinterfüllung transportiert werden kann.<br />
Gleichung 1<br />
Dp , hydr<br />
0, 455*<br />
F * 6 U * e*<br />
D17<br />
Die hydraulisch wirksame Porenkanalweite kann unter Verwendung<br />
der Porenzahl e, <strong>eines</strong> Durchgangsfaktors F, der Ungleichkörnigkeit<br />
U des Filtermaterials <strong>und</strong> des Korndurchmessers<br />
D 17 bei 17 % der Kornsummenlinie des Filtermaterials<br />
abgeschätzt werden ([4], S. 125 ff.). Die für den oberen Filterabschnitt<br />
er<strong>mit</strong>telte Korngruppe 1 bis 2 mm könnte ent-<br />
80 02/2012<br />
=
sprechend dem Regelwerk in der inneren Schale <strong>mit</strong> Filterkies<br />
der Korngröße 3,15 bis 5,6 mm kombiniert werden. Die äußere<br />
Hinterfüllung des unteren Filterabschnitts <strong>mit</strong> der Kornklasse<br />
2 bis 3,15 mm könnte <strong>mit</strong> Kies der Kornklasse 5,6 bis 8 mm<br />
oder auch noch eine Klasse größer in der inneren Schale kombiniert<br />
werden.<br />
Die Überwachungsergebnisse der Hochleistungsentsandung<br />
einer Vielzahl von Brunnenfiltern zeigen, dass bei korrekt<br />
nach W 113 bemessenen Kornfiltern, jedoch hohen S pot -Werten,<br />
eine sog. instationär stabile Filterstruktur nicht entsteht,<br />
sondern unter den Bedingungen kontinuierlicher oder auch<br />
schockartiger Gr<strong>und</strong>wasserförderung bei simultanem Impulseintrag<br />
fortdauernd hohe Sedimentaustragsraten auftreten.<br />
Mithin ist davon auszugehen, dass die in [3] unterstellte Entwicklung<br />
von Filterstufen in der Bohraureole – in W 113, S. 9,<br />
auch als verbleibendes „Stützkorngerüst“ bezeichnet – nicht<br />
zustande kommt. Dieses Phänomen tritt insbesondere bei<br />
02/2012<br />
Brunnenbau<br />
Lfd. von bis SEP-Code kf (BEYER) Ud Korngr. n. W 113 (1 30…~300 sehr hoch<br />
> 25…35 hoch > 10…30 hoch<br />
> 15…25 moderat > 1…5 (..10) gering<br />
≤ 15 gering > 0…1 sehr gering<br />
Tabelle 2 Beurteilung des Aufwandes für HLE sowie der potenziellen<br />
Gefahr hydromechanischer Kolmation bei Brunnen -<br />
betrieb <strong>und</strong> Schätzung der restlichen Sedimentaustragsrate<br />
in Abhängigkeit des potenziellen Sedimentaustragswertes<br />
einer Sedimentschicht<br />
kleinen Ungleichkörnigkeiten U d < 2,5…3 auf. Die zulässige<br />
Grenze für qualitativ hochwertige Filterentwicklung <strong>und</strong> Vermeidung<br />
betriebsbedingter hydromechanischer Kolmation<br />
beim Ausbau solcher Sedimente liegt bei S pot ≈ 30 % <strong>und</strong> verringert<br />
sich <strong>mit</strong> kleiner werdender Ungleichkörnigkeit. Die<br />
Beurteilung der S pot,W -Werte der gemäß W113 bemessenen<br />
Filterkonstruktion in Sp. 9 der Tabelle 1 unter Beachtung<br />
der in Tabelle 2 angegebenen Richtwerte zeigt, dass weniger<br />
als 5 % der möglichen Ausbaulänge durch akzeptable S pot -<br />
Werte gekennzeichnet ist. Alternativ wurde die Bemessung<br />
gemäß W 113 <strong>mit</strong> F g = 5 für „Erschütterungen im Boden …<br />
bzw. inter<strong>mit</strong>tierenden Betrieb des <strong>Brunnens</strong>“ (Zitat aus<br />
W 113, S. 12) in den Sp. 10 bis 12 durchgeführt. Auch dieses<br />
Ergebnis ist <strong>mit</strong> nur ca. 43 % Filterlänge, die sich durch Werte<br />
von S pot,W* < 30…50 % ausweisen, unbefriedigend, weil dies<br />
bedeutet, dass über die Hälfte des Filters nicht optimal entwickelt<br />
werden können, sondern bereits bei der Entwicklung<br />
durch irreversiblen Sedimenteintrag in das Porengerüst des<br />
Kornfilters hydromechanische Kolmation initialisiert wird.<br />
Über zwei weitere Entwürfe – davon einer <strong>mit</strong> Stufenfilter<br />
<strong>und</strong> Vollrohr im Teufenabschnitt 32 bis 33 m u. GOK – wurde<br />
schließlich <strong>mit</strong> dem Auftraggeber die in Tabelle 1 ab Sp. 13<br />
angegebene Ausführungsvariante gemäß Abbildung 2 abgestimmt.<br />
Dazu wurde zunächst für jede durch den in Sp. 4<br />
der Tabelle 1 angegebenen SEP-Code bezeichnete Schicht<br />
anhand der Kornsummenlinie für den höchstens zulässigen<br />
S pot -Wert die größte zulässige hydraulisch wirksame Porenkanalweite<br />
der äußeren Hinterfüllung er<strong>mit</strong>telt <strong>und</strong> dafür<br />
die passende Korngruppe bestimmt. Diese wurde in einigen<br />
Schichten im Ergebnis der nachfolgend dargelegten Konstruktionskriterien<br />
noch präzisiert <strong>und</strong> in größeren Ausbauabschnitten<br />
vereinheitlicht. Die von 29,5 bis 42,0 m u. GOK<br />
geplante Filterstrecke bezieht die hydraulisch wenig attraktiven<br />
Sedimentschichten oberhalb 33,84 m u. GOK <strong>mit</strong> ein, um<br />
DK<br />
81
Technik<br />
einen annähernd vollkommenen Ausbau zu erzielen. Würde<br />
man nur den unteren Abschnitt ausbauen, so würde etwa ein<br />
Fünftel der Förderrate oberhalb der Filteroberkante (FOK)<br />
zum Brunnen strömen <strong>und</strong> un<strong>mit</strong>telbar unter der FOK in<br />
das Filterrohr eintreten. Eine derartige strömungsmechanische<br />
Stresssituation am Filterkopf würde dort die Brunnenalterung<br />
forcieren. Auch die Vermeidung <strong>eines</strong> Blindrohrstücks über<br />
den Filterabschnitt der {fS, u1}-Schicht von 32,66 bis<br />
33 m u. GOK in Verbindung <strong>mit</strong> der durchgehenden inneren<br />
Hinterfüllung <strong>mit</strong> der Korngruppe 2 bis 3,15 mm bei einer<br />
einheitlichen Filterschlitzweite von 1,5 mm des 12,5 m langen<br />
Wickeldrahtfilters tragen zur Harmonisierung der Filteranströmung<br />
im Brunnenbetrieb bei <strong>und</strong> erleichtern gleichzeitig<br />
die bautechnische Ausführung. Die <strong>mit</strong> e = 0,7 (verdichtete<br />
Lagerung) <strong>und</strong> F = 0,6 er<strong>mit</strong>telten S pot,Betr -Werte in Sp. 14 der<br />
Tabelle 1 garantieren sehr geringe bis geringe Gefahr für hydromechanische<br />
Kolmation während des Brunnenbetriebes.<br />
Weiterhin belegen die für jede Sedimentschicht bestimmten<br />
Durchlässigkeitskontrastwerte zwischen dem Sediment <strong>und</strong><br />
der äußeren Hinterfüllung (Sp. 17) sehr günstige Strömungsbedingungen<br />
bzw. sehr geringe Grenzflächenprobleme sowie<br />
zwischen dieser <strong>und</strong> der inneren Hinterfüllung (Sp. 16) überwiegend<br />
sehr günstige bis moderate Verhältnisse <strong>und</strong> nur im<br />
oberen Filterabschnitt ungünstigere Kontrastwerte. Dies ist<br />
Abb. 3 hypop® zur Kornfilter-Konsolidierung von Br. 20<br />
im Demonstrationsmodus<br />
Quelle: FixEmotions(mg)<br />
bei den hier verwendeten relativ kleinen Filterkorngrößen<br />
jedoch weniger problematisch als bei größeren, weil die Gefahr<br />
turbulenter Strömung <strong>mit</strong> der Porengröße wächst. Als Durchlässigkeitskontrast<br />
DK wird der Quotient aus den Durchlässigkeitswerten<br />
(k f-Werten) aneinander grenzender Sedimente<br />
bezeichnet, wobei der k f-Wert des Sediments, welches in Strömungsrichtung<br />
zuerst durchflossen wird, den Divisor bildet.<br />
Für die Grenzfläche zwischen äußerer Hinterfüllung <strong>und</strong><br />
natürlichem Sediment können Werte DK < 50 als günstig,<br />
50 ≤ DK < 150 als moderat <strong>und</strong> größere Werte als ungünstig<br />
gelten. Ein gut ausgebildetes Stützkornskelett in der Bohr -<br />
aureole mildert die Grenzflächenproblematik. Für die Grenzfläche<br />
zwischen innerer <strong>und</strong> äußerer Hinterfüllung gelten<br />
wegen der infolge größerer Porenkanalweiten wachsenden<br />
Gefahr turbulenter Fließverhältnisse aufgr<strong>und</strong> theoretischer<br />
Ableitungen <strong>und</strong> praktischer Feldtestergebnisse deutlich<br />
kleinere Grenzen für DK (günstig: DK < 3,5; moderat:<br />
3,5 ≤ DK < 8). Große Kontrastwerte bewirken sprunghafte<br />
Änderungen der physikalischen Bedingungen an den Grenzflächen.<br />
Dies begünstigt hydromechanische Kolmationsprozesse<br />
<strong>und</strong> Ausfällungen, sofern im Wasser gelöste Gase vorhanden<br />
sind, die infolge Partialdruckabfall entweichen <strong>und</strong><br />
dadurch das Lösungsgleichgewicht beeinflussen können.<br />
Das Fassungsvermögen Q Fass des Brunnenfilters <strong>mit</strong> Bohrdurchmesser<br />
d B = 1.000 mm wurde über die Filterlänge<br />
schichtweise (Δh i) nach dem Grenzgefälle von Sichardt [5]<br />
unter Berücksichtigung <strong>eines</strong> Sicherheitszuschlages nach<br />
Huismann [6] von 100 % (σ = 2 in Gl. 2) unter Verwendung<br />
von k f,Aq -Werten der Aquifersedimente nach Beyer [7] zu rd.<br />
86 m³/h bestimmt.<br />
Gleichung 2<br />
B<br />
Q Fass = hi<br />
* k f,<br />
Aq,<br />
i<br />
� * 15 i<br />
Um zu gewährleisten, dass der Brunnenfilter <strong>mit</strong> Durchmesser<br />
d F gleich DN 400 über seine gesamte Länge möglichst nur<br />
radial angeströmt wird bzw. dass vertikale Ströme in der zweischaligen<br />
Hinterfüllung <strong>und</strong> da<strong>mit</strong> auch der Brunneneintrittswiderstand<br />
zumindest im Neubauzustand konstruktiv<br />
minimiert werden, wurde der äußere Durchmesser d SR der<br />
inneren Hinterfüllung <strong>mit</strong> 600 bis 700 mm so festgelegt, dass<br />
das Fassungsvermögen der jeweiligen inneren Schale jeder<br />
Schicht „i“ größer ist als dasjenige der äußeren (Hfa: Hinterfüllung<br />
außen; Hfi: Hinterfüllung innen).<br />
Gleichung 3<br />
� * d<br />
� �<br />
d F * k f,<br />
Hfi,<br />
i > dSR<br />
* k f,<br />
Hfa,<br />
i > dB<br />
* k f,<br />
Aq,<br />
i<br />
Schließlich wurde unter der plausiblen Annahme, dass die<br />
gewählte Filterkonstruktion den ausschließlichen radialen<br />
Zufluss gewährleistet, die gemäß Technischer Regel DVGW-<br />
W 118 empfohlene kritische Geschwindigkeit v krit von 2 bis<br />
82 02/2012
Kornsummen KS, Kornverteilung KV,<br />
potentieller Sedimentaustrag S pot [%]<br />
100<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
0,63-1<br />
1,4-2,2<br />
1 - 2<br />
3 mm/s beim Verlassen des Kornfilters am äußeren Filterdurchmesser<br />
d F ebenfalls für jede einzelne Schicht i der Mächtigkeit<br />
Δh i überprüft <strong>und</strong> bestätigt.<br />
Gleichung 4<br />
= � * � * * �<br />
Q zul,<br />
i h i dF<br />
vkrit<br />
QFass,<br />
i<br />
In Gleichung 4 wird die aus v krit resultierende schichtbezogene<br />
zulässige Zuflussrate Q zul,i <strong>mit</strong> der sich bei normalem Brunnen -<br />
betrieb <strong>mit</strong> einer Förderrate Q Betrieb einstellenden anteiligen<br />
Zuflussrate verglichen. In den potenziell am stärksten beanspruchten<br />
Zuflussabschnitten direkt unter der Filteroberkante<br />
<strong>und</strong> über der Filterunterkante wurden die jeweiligen Zuflüsse<br />
aus nicht ausgebauten hangenden <strong>und</strong> liegenden Aquifer -<br />
bereichen <strong>mit</strong> berücksichtigt. Weitere Nachweise betreffend<br />
Filterrohr, Stabilität <strong>und</strong> Einbau einer UWM-Pumpe vervollständigen<br />
die <strong>Planung</strong> des <strong>Brunnens</strong>.<br />
Konsolidierung der Hinterfüllung<br />
Die Brunnenbohrung wurde von der Firma Wilhelm Kolkhorst<br />
<strong>GmbH</strong> im Trockenbohrverfahren niedergebracht <strong>und</strong> die<br />
zweischalige Hinterfüllung in Abschnitten von etwa 2 bis<br />
< 4 m oder bis zum Wechsel der Korngruppe <strong>mit</strong>tels Füllrohr<br />
02/2012<br />
SSchluff<br />
Feinsand Mittelsand Grobsand Feinkies Mittelkies Grobkies<br />
KS,Pr13,Spline<br />
Spot,zul,Pr13<br />
Ds,KS,Pr13-Z(1)<br />
Ds,KS,Pr13-Z(2)<br />
Ds,KS,Pr13-Z(3)<br />
Pr13-KS,W113<br />
Pr13-KV,W113<br />
Ds,Pr13,W113<br />
KS,Pr14,Spline<br />
Spot,zul,Pr14<br />
Ds,KS,Pr14-Z(1)<br />
Ds,KS,Pr14-Z(2)<br />
Ds,KS,Pr14-Z(3)<br />
Pr14-KS,W113<br />
Pr14-KV,W113<br />
Ds,Pr14,W113<br />
KS,Pr29,Spline<br />
Spot,zul,Pr29<br />
Ds,KS,Pr29-Z(1)<br />
Ds,KS,Pr29-Z(2)<br />
Ds,KS,Pr29-Z(3)<br />
Pr29-KS,W113<br />
Pr29-KV,W113<br />
Ds,Pr29,W113<br />
Q<br />
Q<br />
Betrieb<br />
Fass<br />
1-2<br />
0,71- 1,25<br />
1,4-2,2<br />
1,4-2,2<br />
2-3,15<br />
2-3,15<br />
Brunnenbau<br />
0,01 0,10 1,00 10,00 100,00<br />
Maschenweite Sieb, Porenkanalweite DP,hydr. ,KorndurchmesserdS [mm]<br />
Pr13 Pr14 Pr29<br />
Abb. 4 Kornsummenlinien der drei Sedimentproben Pr13, Pr14 <strong>und</strong> Pr29 <strong>und</strong> entsprechend W 113 <strong>und</strong> S pot gewählte Filterkorngrößen<br />
sowie für HLE <strong>und</strong> Brunnenbetrieb geschätzte D P,hydr <strong>und</strong> S pot -Werte<br />
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eingespült <strong>und</strong> von der Fa. Teftorec® <strong>GmbH</strong> <strong>mit</strong> dem Impulshochdruckverfahren<br />
hypop® verdichtet, wobei ein <strong>mit</strong><br />
rd. 280 bar erzeugter Wasserhochdruckstrahl <strong>mit</strong> einer Frequenz<br />
von 4 Hz pulsierend in die Rohrwassersäule abgegeben<br />
<strong>und</strong> das Werkzeug (Abb. 3) jeweils über den neu hinterfüllten<br />
Ausbauabschnitt abwechselnd aufwärts <strong>und</strong> abwärts bewegt<br />
wurde. Bei zweischaliger Hinterfüllung darf die innere Hinterfüllung<br />
– auch wenn diese <strong>mit</strong> einheitlicher Korngruppe<br />
ausgeführt wird – nicht zu hoch über die Unterkante des die<br />
innere <strong>und</strong> die äußere Hinterfüllung trennenden Schüttrohres<br />
eingebaut werden, da durch die Impulsverdichtung eine kraftschlüssige<br />
Verbindung zwischen dem Schüttrohr <strong>und</strong> dem<br />
Filterrohr entstehen kann. Aufgr<strong>und</strong> der relativ kleinen bis<br />
sehr kleinen Filterkorngrößen betrug die Setzung der Hinterfüllung<br />
innen rd. 0,45 m <strong>und</strong> außen nur rd. 0,23 m. Dennoch<br />
ist die Konsolidierung gerade bei den auszubauenden<br />
Wechsellagerungen <strong>mit</strong>tlerer <strong>und</strong> feiner Sande erforderlich,<br />
wenn bei der anschließenden Filterentwicklung der irreversible<br />
Eintrag von Schluff <strong>und</strong> Feinsand aus dem Aquifer in das Filterkorngerüst<br />
<strong>und</strong> daraus resultierende Kolmation dessen<br />
Porenraumes vermieden werden sollen. In Abbildung 4 sind<br />
die Kornsummenlinien der ausgewählten Proben 13, 14 <strong>und</strong><br />
29 aus dem Filterbereich des <strong>Brunnens</strong> <strong>mit</strong>tels einer spezifischen<br />
Spline-Interpolation, die alle Messwerte reproduziert<br />
<strong>und</strong> monoton stetig verläuft, abgebildet (z. B. „KS,Pr13,Spline“).<br />
Vergleichsweise sind die aus dem in W 113, Abschn.<br />
Hochleistungsentsandung von Vertikal- <strong>und</strong> Horizontal filterbrunnen<br />
bei Neubau, Regenerierung <strong>und</strong> Sanierung<br />
Tel. 0 28 41-1 69 56 89 oder 0 28 41-9 79 16 93<br />
Fax 0 28 41-1 69 56 88 oder 0 28 41-9 79 16 95<br />
info@teftorec-gmbh.de | www.teftorec-gmbh.de<br />
83<br />
Quelle: <strong>GCI</strong> <strong>GmbH</strong>
Quelle: FixEmotions(mg)<br />
Technik<br />
Abb. 5 Symmetrische Doppelkolbenkammer SDKK®-400.500<br />
<strong>mit</strong> integriertem Impulsgeber hypop® <strong>und</strong> Duplexsiebbehälteranlage<br />
(Bildhintergr<strong>und</strong>) zur Prozessüberwachung <strong>und</strong><br />
-steuerung<br />
5.2.2 „Analysensiebe“, empfohlenen Siebsatz <strong>mit</strong> jeweils doppelter<br />
Maschenweite sich ergebenden Kornsummenlinien als<br />
Polygone (z. B. „Pr13-KS,W113“) <strong>und</strong> die zugehörigen Kornverteilungslinien<br />
(z. B. „Pr13-KV,W113“) dargestellt. Die sich<br />
nach dem Merkblatt W 113 ergebenden Filterkorngruppen<br />
(vgl. Tab. 1) sind in der Grafik erwähnt <strong>und</strong> durch Marker<br />
(z. B. „Ds,Pr13,W113“) so platziert, dass sie für eine Porenzahl<br />
e = 0,9 (locker, nicht verdichtet) <strong>und</strong> einen im Regelwerk als<br />
Durchschnittswert empfohlenen Durchgangswert F = 0,6 auf<br />
der Abszisse die hydraulisch wirksame Porenkanalweite des<br />
Kornfilters (bei Probe 13 D P,hydr = 0,29 mm) <strong>und</strong> auf der<br />
Ordi nate den für die angrenzende Sedimentschicht anzunehmenden<br />
potenziellen Sedimentaustrag (93,1 % für Filtersand<br />
1-2 mm) kennzeichnen. In [4], Bild 3/7, wird für den Durchgangswert<br />
0,12 < F < 0,4 in Gleichung 1 eine funktionale<br />
Abhängigkeit vom charakteristischen Korndurchmesser, der<br />
von der Korngröße der transportierten <strong>und</strong> der den Porenkanal<br />
bildenden Körner abhängig ist, angegeben. Busch &<br />
Luckner [4] erwähnen: „Bei pulsierender Strömung <strong>und</strong> Er-<br />
schütterungen können die F-Werte bis zum Doppelten ansteigen.“<br />
Durch Beschränkung auf den Maximalwert von<br />
F = 0,4 (für Sediment <strong>mit</strong> d 50 > 2 mm) <strong>und</strong> dessen 1,5-fache<br />
Erhöhung zur Berücksichtigung hydromechanischer Kräfte<br />
beim Pumpbetrieb resultiert daraus der üblicherweise verwendete<br />
Durchgangswert F = 0,6. Wendet man Gleichung 1<br />
auf den Kornfilter an, um zu prüfen, welche Kornfraktionen<br />
aus dem in der Bohraureole angrenzenden Sediment den<br />
Kornfilter in Abhängigkeit von dessen Verdichtung (e = 0,7:<br />
verdichtet; e = 0,9: unverdichtet) <strong>und</strong> vom Strömungszustand<br />
(pulsierend, Impulseintrag: F = 0,8; inter<strong>mit</strong>tierender Pumpbetrieb:<br />
F = 0,6) passieren können, so ergeben sich in Abhängigkeit<br />
von der Ungleichkörnigkeit des Aquifersediments unterschiedlich<br />
große Spannweiten des potenziellen Sedimentaustrages,<br />
wie z. B. die für drei Zustände er<strong>mit</strong>telten S pot -Werte<br />
Ds,KS,Pr13-Z(1), –Z(2) <strong>und</strong> –Z(3) in Abbildung 4 belegen.<br />
Zustand Z(1) beschreibt <strong>mit</strong> e = 0,9 <strong>und</strong> F = 0,8 die größtmöglichen<br />
hydraulisch wirksamen Porenkanalweiten, Z(2)<br />
kennzeichnet den Kornfilterzustand bei der HLE nach erfolgter<br />
Impulskonsolidierung (e = 0,7; F = 0,72) <strong>und</strong> Z(3) den künftigen<br />
Brunnenbetrieb <strong>mit</strong> UWM-Pumpe (e = 0,7; F = 0,6)<br />
nach der HLE. Mit der äußeren Hinterfüllung gemäß Sp. 13<br />
in Tabelle 1 werden sich die Schichten 14 <strong>und</strong> 29 sehr gut<br />
<strong>mit</strong>tels HLE entwickeln lassen (s. Sp. 15), während die Schicht<br />
13 <strong>mit</strong> S pot,HLE ≈ 50 % eine erhöhte Restaustragsrate kennzeichnet.<br />
Im normalen Betrieb (Sp. 14) sind alle drei Filterabschnitte<br />
<strong>mit</strong> S pot,Betr-Werten von 23 %, 5 % <strong>und</strong> 3 % gering<br />
bzw. nicht gefährdet hinsichtlich hydromechanischer Kolmation<br />
des Kornfilters durch Sedimenteintrag aus der angrenzenden<br />
Schicht. Würden auf Gr<strong>und</strong>lage der Empfehlung<br />
W 113 die in Sp. 8 oder Sp. 11 bautechnisch angepassten Korngruppen<br />
eingebaut, nicht konsolidiert <strong>und</strong> konventionell entwickelt<br />
werden, ergäben sich die S pot,W-Werte in Sp. 9 bzw. 12<br />
der Tabelle 1, wobei die Ampelfarbe rot hohe hydromechanische<br />
Kolmationsgefahr anzeigt, gelb moderate <strong>und</strong> grün<br />
geringe. Die in Sp. 13 unter Beachtung von S pot,Betr <strong>und</strong> S pot,HLE<br />
gewählte technisch noch gut herstellbare äußere Hinterfüllung<br />
gewährleistet normalen Brunnenbetrieb ohne Gefahr hydromechanischer<br />
Kolmation (Sp. 14), erfordert allerdings wegen<br />
der ausgeprägten Wechsellagerungen in einigen Abschnitten<br />
besondere Sorgfalt bei der HLE (s. Sp. 15).<br />
Hochleistungsentwicklung des Brunnenfilters<br />
Ziel der HLE ist eine ein- oder mehrschalige verdichtete „instationär<br />
stabile“ Filterkornschüttung, deren Poren keine Verschmutzungen<br />
<strong>und</strong> kein Sediment aus dem angrenzenden<br />
Aquifer enthalten <strong>und</strong> an die sich in der Bohraureole ein in<br />
radialer Richtung abgestuftes Stützkornskelett anschließt, das<br />
den Transport von Sedimentkörnern in den Kornfilter beim<br />
Brunnenbetrieb verhindert. Am Br. 20 wurde die HLE von<br />
der Teftorec® <strong>GmbH</strong> durch Intensiventnahme <strong>mit</strong> einer gemantelten<br />
UWM-Pumpe über eine symmetrische Doppelkolbenkammer<br />
SDKK®-400.500 durchgeführt. Der Sedimenttransport<br />
wurde durch simultanen Impulseintrag <strong>mit</strong>tels <strong>eines</strong><br />
im unteren Kolben der SDKK integriertem hypop®-Impulsgenerators<br />
(s. Abb. 5) <strong>mit</strong> 270 bar Impulsdruck <strong>und</strong> 1,7 Hz<br />
Impulsfrequenz stimuliert. Die HLE wurde in zwei Phasen<br />
ausgeführt. In Phase 1 wurde der Filter <strong>mit</strong> der 1,5 m langen<br />
SDKK® in 25 Arbeitsabschnitten der Länge 0,5 m von oben<br />
84 02/2012
Quelle: Teftorec® <strong>GmbH</strong><br />
Feststoffaustragsmenge [L/AA].<br />
12<br />
11<br />
10<br />
9<br />
8<br />
7<br />
6<br />
5<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
0<br />
AA: 29,3 - 29,8 m<br />
nach unten <strong>mit</strong> einer für die Filterkonstruktion berechneten<br />
erforderlichen Förderrate von 80 m³/h zur Reinigung des<br />
Kornfilters sowie zum Aufbau des Stützkornskeletts in der<br />
Bohraureole während insgesamt 27,6 St<strong>und</strong>en behandelt, was<br />
einschl. Verrücken der Kammer 30,1 Arbeitsst<strong>und</strong>en erforderte.<br />
Die Behandlung jedes Arbeitsabschnittes (AA) wurde gemäß<br />
Abbildung 6 überwiegend bei geringer Sedimentrestaustragsrate<br />
zwischen < 0,1 <strong>und</strong> 1 ml/m³ beendet, wobei sich die AA<br />
an der realisierten Filtereinbauteufe von 29,3 bis 41,8 m u.<br />
GOK orientieren. Anschließend wurde in Phase 2 <strong>mit</strong> der<br />
Doppelkolbenspaltkammer DKSK®-400.500.250 in 10 jeweils<br />
1,25 m langen Arbeitsabschnitten <strong>mit</strong> einer auf den Filter abgestimmten<br />
Kammerförderrate von 30 m³/h eine Feinreinigung<br />
des Kornfilters in insgesamt 5,1 St<strong>und</strong>en Behandlungszeit<br />
durchgeführt, wobei die Abschnittbehandlung überwiegend<br />
bei Sedimentaustragsraten < 0,1 ml/m³ beendet worden ist.<br />
Die Prozessüberwachung wurde kontinuierlich <strong>mit</strong> Intervallmessungen<br />
über jeweils 6 Minuten im Teilförderstrom von<br />
10 m³/h über abwechselnd beschickte Siebbehälter (s. Abb.<br />
5, Hintergr<strong>und</strong>) <strong>mit</strong> Maschenweite 0,063 mm <strong>und</strong> Sediment-<br />
Beratung Gutachten <strong>Planung</strong><br />
<strong>Bau</strong>überwachung Projektmanagement<br />
Gr<strong>und</strong>wasser Hydrogeologie Wasserwirtschaft<br />
Gr<strong>und</strong>wassermanagement Monitoring Altlasten Sanierung<br />
Gr<strong>und</strong>wassermodellierung Softwareentwicklung<br />
Brunnen<br />
Zustandsanalyse <strong>und</strong> <strong>Planung</strong> für Neubau, Regenerierung <strong>und</strong> Sanierung<br />
02/2012<br />
Kontrollmessungen in Arbeitsabschnitten (AA)<br />
bei 80 m³/h Intensiventnahme <strong>mit</strong>tels SDKK ®<br />
<strong>und</strong> hypop ® -Impulstechnologie <strong>mit</strong> 270 bar <strong>und</strong> 1,7 Hz<br />
AA: 29,8 - 30,3 m<br />
AA: 30,3 - 30,8 m<br />
AA: 30,8 - 31,3 m<br />
AA: 31,3 - 31,8 m<br />
AA: 31,8 - 32,3 m<br />
AA: 32,3 - 32,8 m<br />
AA: 32,8 - 33,3 m<br />
AA: 33,3 - 33,8 m<br />
AA: 33,8 - 34,3 m<br />
AA: 34,3 - 34,8 m<br />
AA: 34,8 - 35,3 m<br />
AA: 35,3 - 35,8 m<br />
AA: 35,8 - 36,3 m<br />
Brunnenbau<br />
� Schlamm/Sand/Kies � Sand � Schlamm � Kies Abschnittbearbeitungszeit Abbruchkriterium<br />
Abb. 6 Ergebnisse der Prozessüberwachung in jedem Arbeitsabschnitt (AA) der SDKK® bei der HLE von Br. 20 in Phase 1<br />
AA: 36,3 - 36,8 m<br />
AA: 36,8 - 37,3 m<br />
AA: 37,3 - 37,8 m<br />
AA: 37,8 - 38,3 m<br />
AA: 38,3 - 38,8 m<br />
AA: 38,8 - 39,3 m<br />
AA: 39,3 - 39,8 m<br />
messungen im Imhofftrichter realisiert. Ins gesamt wurden<br />
<strong>mit</strong> der HLE in Phase 1 rd. 48,5 L <strong>und</strong> in Phase 2 noch rd. 0,5 L<br />
Sediment ausgetragen. Der abschließend in vier Stufen <strong>mit</strong><br />
60, 80, 100 <strong>und</strong> 120 m³/h durchgeführte Brunnentest ergab<br />
in jeder Stufe <strong>mit</strong> < 0,1 ml/m³ keinen technisch messbaren<br />
restlichen Sedimentaustrag <strong>und</strong> eine spezifische Ergiebigkeit<br />
von 21,5 (m³/h)/m bei einer Förderrate von 80 m³/h. Die Leistungsparameter<br />
der HLE Impulsdruck, Impulsfrequenz <strong>und</strong><br />
Kammerförderraten in den Phasen 1 <strong>und</strong> 2 wurden bereits<br />
bei der <strong>Planung</strong> des <strong>Brunnens</strong> gewählt <strong>und</strong> im Leistungsverzeichnis<br />
(LV) der Ausschreibung festgelegt. Die im LV für die<br />
Angebotskalkulation anhand des Filterausbaues geplante Filterbehandlungszeit<br />
von 30 St<strong>und</strong>en wurde <strong>mit</strong> 32,7 St<strong>und</strong>en<br />
bei Einhaltung aller Qualitätskriterien nur geringfügig überschritten.<br />
Die Prüfung der bei der HLE ausgetragenen Feststoffe zeigte,<br />
dass nur Sedimente aus dem Aquifer ausgetragen wurden, jedoch<br />
kaum Filtermaterial. Abrieb aus dem gut ger<strong>und</strong>eten<br />
Filtermaterial war als Menge zu gering für eine separate<br />
<strong>GCI</strong> <strong>GmbH</strong> <strong>GCI</strong><br />
Gr<strong>und</strong>wasser Consulting Ingenieurgesellschaft<br />
AA: 39,8 - 40,3 m<br />
AA: 40,3 - 40,8 m<br />
15711 Königs Wusterhausen, Bahnhofstraße 19<br />
Tel. 0 33 75 / 29 47 85; Fax 0 33 75 / 29 47 18<br />
E-Mail mail@gci-kw.de; Internet: www.gci-kw.de<br />
AA: 40,8 - 41,3 m<br />
AA: 41,3 - 41,8 m<br />
120<br />
110<br />
100<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
Abschnittbearbeitungszeit [min],<br />
Feststoffaustrag-Abbruchkriterium [ml/m³].<br />
85
Technik<br />
Erfassung. Die maximalen Korngrößen der abschnittweise<br />
ausgebrachten Sedimente entsprachen sehr gut den anhand<br />
der äußeren Hinterfüllung abgeschätzten hydraulisch wirksamen<br />
Porenkanalweiten der drei Filtersande. Bezieht man<br />
die ausgebrachten 49 L Sediment <strong>mit</strong> Korngrößen < ~0,4 mm<br />
auf die Bohraureole <strong>und</strong> verwendet einen über die Schichtmächtigkeiten<br />
der 12,5 m Filterlänge gewichteten <strong>mit</strong>tleren<br />
potenziellen Sedimentaustrag von rd. 28 %, so resultiert daraus<br />
eine durchschnittliche Dicke des Stützkorngerüsts der Bohr -<br />
aureole von ca. 9 mm. Dieses Maß erscheint in Anbetracht<br />
der relativ kleinen Korndurchmesser der ausgebauten Sedimente<br />
für die Realisierung der in [2] postulierten Filterstufen<br />
in der Bohraureole nach deren Konsolidierung plausibel.<br />
Die bohrlochgeophysikalische Kontrolle des <strong>Brunnens</strong> bestätigte<br />
den planungstreuen Ausbau <strong>mit</strong> vernachlässigbaren<br />
Maßtoleranzen betreffend die Hinterfüllung <strong>mit</strong> Kornfiltern<br />
<strong>und</strong> Ringraumsperren, die alle ohne Hohlräume <strong>und</strong> gleichmäßig<br />
verdichtet nachgewiesen wurden. Der spezifische Zufluss<br />
ist oberhalb der Filterunterkante am größten <strong>und</strong> deutet<br />
auf größere Aquifermächtigkeit oder bessere Zuflussbedingungen<br />
an der Basis des <strong>Brunnens</strong> hin als in der Aufschlussbohrung<br />
festgestellt werden konnte. Das Zuflussprofil über<br />
die Filterlänge ist sehr ausgeglichen <strong>und</strong> zeigt im oberen Filterabschnitt<br />
erwartungsgemäß sehr geringen spezifischen<br />
Zufluss <strong>mit</strong> einer moderaten Zuflusserhöhung unter der Fil -<br />
teroberkante.<br />
Schlussfolgerungen<br />
Die Herstellung einer qualitativ hochwertigen Hinterfüllung<br />
<strong>eines</strong> Brunnenfilterrohres muss den größtmöglichen freien<br />
Porenraum in einem instationär stabilen Kornfilter gewährleisten<br />
<strong>und</strong> ein Stützkornskelett in der Bohraureole erzeugen,<br />
das Sedimenteintrag beim Brunnenbetrieb unterbindet. Dazu<br />
dient die sog. Entwicklung (auch Entsandung oder Aktivierung)<br />
des Filters, die <strong>mit</strong> verschiedenen Verfahren durchgeführt<br />
werden kann <strong>und</strong> deren Art bei der Filterkornbemessung zu<br />
berücksichtigen ist. Da betriebsbedingt immer eine Konsolidierung<br />
der Hinterfüllung eintritt, kann unerwünschter<br />
irreversibler Sedimenteintrag nur verhindert werden, wenn<br />
die Hinterfüllung bereits bei der Herstellung endgültig verdichtet<br />
wird.<br />
Die Filterkornbemessung gemäß DVGW-Merkblatt W 113<br />
gewährleistet bei kleinen Ungleichkörnigkeiten auszubauender<br />
Sedimente nicht immer die Möglichkeit optimaler Filterentwicklung.<br />
Unter Einbeziehung der Werte des potenziellen Sedimentaustrages<br />
kann für jedes Sediment <strong>und</strong> jede Art der<br />
Filterentwicklung eine zuverlässige Ausführung geplant werden.<br />
Die Qualität einer Brunnenkonstruktion kann dadurch<br />
erhöht werden, dass die Bemessung für jede erkannte Sedi -<br />
mentschicht durchgeführt <strong>und</strong> anschließend eine bautechnisch<br />
praktikable Konstruktion gewählt <strong>und</strong> deren Zulässigkeit geprüft<br />
wird. Die schichtweise Bemessung betrifft sowohl die<br />
Korngrößen des Kornfilters <strong>und</strong> die Entwicklung <strong>eines</strong> Stützkornskeletts<br />
in der Bohraureole für sandfreie Wasserförderung<br />
als auch die technische Durchführbarkeit einer optimalen<br />
Filterentwicklung wie auch strömungsmechanisch stressarmen<br />
Zufluss über die gesamte Filterlänge.<br />
86<br />
In Verbindung <strong>mit</strong> vorausgehender Impuls-Konsolidierung<br />
der Hinterfüllung kann die Hochleistungsentsandung <strong>mit</strong>tels<br />
Doppelkolbenkammer <strong>und</strong> simultanem Impulseintrag bei<br />
richtig bemessenem Kornfilter in verhältnismäßig kurzer Arbeitszeit<br />
zur Herstellung qualitativ hochwertiger instationär<br />
stabiler Kornfilter <strong>mit</strong> ausgeprägtem Stützkornskelett in der<br />
Bohraureole angewandt werden. Das technische Verfahren<br />
der HLE kann z. B. bei „Verockerung“ wiederholt zur hydromechanischen<br />
Regenerierung in einem so entwickelten Brunnen<br />
eingesetzt werden, ohne dass Veränderungen in der Struktur<br />
des Kornfilters zu befürchten sind.<br />
Literatur<br />
[1] <strong>GCI</strong>, Nillert, P. (2009): Wasserwerk Gifhorn – Analyse der Brunnenfassung<br />
<strong>und</strong> Empfehlungen zu Erhaltungs- <strong>und</strong> Ersatzbaumaßnahmen.<br />
<strong>GCI</strong> <strong>GmbH</strong> für Wasserwerk Gifhorn <strong>GmbH</strong> & Co. KG, Königs Wusterhausen,<br />
36 S., unveröff.<br />
[2] Houben, G. & U. Weihe (2011): Verockerung im Gr<strong>und</strong>wasserleiter <strong>eines</strong><br />
<strong>Brunnens</strong> nach 38 Jahren Laufzeit. bbr 62 (11): 42-47.<br />
[3] Nahrgang, G. & W. Schweizer (1982): Untersuchung über die Stabilität<br />
<strong>und</strong> das Dichtfahren von Filtern aus Sanden <strong>und</strong> Kiesen bei Bohrbrunnen.<br />
Stufe I <strong>und</strong> II. DVGW-Schriftenreihe Wasser Nr. 11, Eschborn.<br />
[4] Busch, K.-F., & L. Luckner (1973): Geohydraulik. – VEB Deutscher Verlag<br />
für Gr<strong>und</strong>stoffindustrie, Leipzig.<br />
[5] Sichardt, W. (1928): Das Fassungsvermögen von Rohrbrunnen <strong>und</strong><br />
seine Bedeutung für die Gr<strong>und</strong>wasserabsenkung, insbesondere für größere<br />
Absenkungstiefen 89 S., Berlin (Springer).<br />
[6] Huisman, L. (1972): Gro<strong>und</strong>water Recovery. Winchester Press, New York.<br />
[7] Beyer, W. (1964): Zur Bestimmung der Wasserdurchlässigkeit von Kiesen<br />
<strong>und</strong> Sanden aus der Kornverteilungskurve. WWT 14(6), 165-168.<br />
Autoren:<br />
Dr.-Ing. Peter Nillert<br />
<strong>GCI</strong> <strong>GmbH</strong> Gr<strong>und</strong>wasser Consulting Ingenieurgesellschaft<br />
Bahnhofstr. 19<br />
15711 Königs Wusterhausen<br />
Tel.: 03375 294785<br />
Fax: 03375 294718<br />
E-Mail: peter.nillert@gci-kw.de<br />
Internet: www.gci-kw.de<br />
Dipl.-Ing. Manfred Gades<br />
Wasserwerk Gifhorn<br />
Im Heidland 1<br />
38518 Gifhorn<br />
Tel.: 05371 8022140<br />
Fax: 05371 14244<br />
E-Mail: gades@wasserwerk-gifhorn.de<br />
www.wasserwerk-gifhorn.de<br />
Uwe Sch<strong>mit</strong>z-Habben<br />
Teftorec® <strong>GmbH</strong><br />
Liebrechtstr. 87d<br />
47445 Moers<br />
Tel.: 02841 16956-89<br />
Fax: 02841 16956-88<br />
E-Mail: u.sch<strong>mit</strong>z-habben@teftorec-gmbh.de<br />
Internet: www.teftorec-gmbh.de<br />
02/2012