Allgemeines Persönlichkeitsrecht
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<strong>Allgemeines</strong> <strong>Persönlichkeitsrecht</strong><br />
● Entwicklung des „APR“ zunächst im Zivilrecht:<br />
Recht am eigenen Bild<br />
● BVerfG: Art. 2 Abs. 1 iVm Art. 1 Abs. 1 GG<br />
● Bzgl. Verhältnismäßigkeit wesentlich strengere<br />
Prüfung als bei Art. 2 Abs. 1 - allgemeine<br />
Handlungsfreiheit<br />
● Ausdifferenzierung einzelner Schutzbereiche<br />
des APR in der Rechtsprechung<br />
● Grundrechtsträger: Natürliche Personen (grds<br />
nicht: jur. Personen)
APR – Überblick: Schutzbereiche<br />
● Privat- und Intimsphäre<br />
● Recht auf Selbstbestimmung<br />
● Recht am eigenen Bild und Wort<br />
● Recht auf informationelle Selbstbestimmung<br />
● Schutz informationstechnologischer Systeme
APR – Privat- und Intimsphäre<br />
● enge persönliche Lebenssphäre: sich<br />
zurückziehen, sich abschirmen, allein bleiben.<br />
Keine Begrenzung auf die eigene Wohnung.<br />
– Bsp: Politiker X begibt sich zu einem Ferienhaus<br />
auf einer Insel und bewegt sich dort ungezwungen<br />
im Garten.<br />
– Gespräch zwischen Arzt und Patient.<br />
– Tagebuchaufzeichnungen<br />
● Eingriff – Bsp: Luftüberwachung der Insel; Verlesung<br />
Tagebuchaufzeichnung im Strafverfahren; Beschlagnahme<br />
und Auswertung der Behandlungsdokumentation
APR - Selbstbestimmung<br />
● Kenntnis der eigenen Abstammung<br />
● Auswahl des Vornamens bei Kindern;<br />
Fortführung des bisherigen Namens<br />
(„Familienname“); Geschlechtsrolle,<br />
Personenstand und Sexualleben selbst<br />
bestimmen<br />
● Ehre; Selbstdarstellung<br />
● Resozialisierung von Straftätern<br />
● Passivitätsrecht des Beschuldigten
APR – Recht am eigenen Bild und<br />
Wort<br />
● Befugnis über die Darstellung gegenüber<br />
anderen Menschen zu bestimmen<br />
– Bilder<br />
– Worte (Aufnahme, Wiedergabe)<br />
– Recht auf Gegendarstellung<br />
● Eingriff<br />
– Bsp: Zivilgericht weist Klage auf Unterlassung ggü<br />
Privatem ab und verkennt grundrechtliche<br />
Bedeutung; Polizei hört Privatgespräch außerhalb<br />
der Wohnung (sonst Art. 13) heimlich ab
APR – Recht auf informationelle<br />
Selbstbestimmung<br />
● -> Volkszählungsurteil BVerfGE 65, 43<br />
● Der Einzelne darf entscheiden, wann und<br />
innerhalb welcher Grenzen persönliche<br />
Lebenssachverhalte offenbart werden.<br />
– Eingriffe setzen eine spezifische und präzise<br />
Rechtsgrundlage voraus.<br />
– Verwendung, Verarbeitung und Weitergabe nur<br />
zweckbezogen.<br />
– Sicherstellung der Geheimhaltung.<br />
– Bsp für Eingriffe: Videoüberwachung, Kennzeichenlesegerät,<br />
Kontostammdatenabfrage, genetischer Fingerabdruck,<br />
Vorratsdatenspeicherung, Rasterfahnung
APR<br />
● Integrität und Vertraulichkeit informationstechnologischer<br />
Systeme (neben RiS) BverfGE<br />
120, 174)<br />
● Wegen besonderer Bedeutung der IT in<br />
Kommunikationsgesellschaft und der Möglichkeit ein<br />
Persönlichkeitsprofil zu erstellen, ist der Staat nicht<br />
berechtigt, die dort gespeicherten Daten unkontrolliert<br />
einzusehen und zu überwachen bzw. Trojaner<br />
einzuschleusen.<br />
– Bsp für Eingriff: Onlinedurchsuchung;<br />
Standortermittlung/ Bewegungsprofil eines<br />
Mobiltelefons mittels IMSI-Catcher oder<br />
Verkehrsdatenabfrage (§ 100g, 100i StPO) emails,<br />
soweit nicht (vorrangiger) Art. 10 GG betroffen.
APR - Eingriff<br />
● Neben Eingriffen des Staates gibt es häufig<br />
eine Kollision von Interessen Privater:<br />
– Bsp: Journalist macht Foto von Straftäter vor dem<br />
Gericht.<br />
● Private sind nicht an Grundrechte gebunden.<br />
Aber: Ausstrahlungswirkung der Grundrechte.<br />
Richter muss bei Unterlassungsklage des S<br />
gegen J eine Abwägung zwischen<br />
Pressefreiheit und APR vornehmen. Urteil /<br />
Beschluss ist staatlicher Akt -><br />
Verfassungsbeschwerde nach Abschluss des<br />
Zivilrechtswegs möglich.
APR – Schranken<br />
–Art. 2 Abs. 1:<br />
–Schrankentrias, insb. verfassungsmäßige<br />
Rechtsordnung
APR - Schranken-Schranke<br />
● Wesentlichkeitsprinzip: Gesetzgeber muss Vorgaben für<br />
den Eingriff im wesentlichen machen.<br />
● Bestimmtheit: Gesetzgeber muss hinreichend bestimmt<br />
vorsehen, welcher Eingriff und zu welchem Zweck zulässig<br />
sein soll.<br />
● Kein Zitiergebot<br />
● VHM: Besonderheit: „Sphärentheorie“, neuerdings<br />
Unterscheidung Rand-/ Kernbereich:<br />
● Intimsphäre: unantastbarer Kernbereich der<br />
Persönlichkeit –> keine Eingriffe zulässig!<br />
● Privatsphäre: engerer persönl. Lebensbereich, insb<br />
Familie -> Eingriff unter strengen Voraussetzungen,<br />
bspw. Strafverfolgung bei Verdacht schwerer Straftat.<br />
● Sozial- und Öffentlichkeitssphäre: Ansehen des<br />
Einzelnen in der Gesellschaft -> Eingriffe eher zu<br />
rechtfertigen.
APR - Kernbereich<br />
● Keine abschließende Definition<br />
Bsp:<br />
– heimliche Überwachung ganz privater Gespräche<br />
oder emails mit innersten Äußerungen<br />
– Ausdrucksformen von Sexualität<br />
– Entschlüsselung des codierenden Bereichs der<br />
DNA<br />
– Rundum-Überwachung
APR: Anwendungsbeispiele<br />
● Automatisierte Abfrage von Kontostammdaten für Steuer<br />
oder Strafverfolgung zulässig<br />
● Onlinedurchsuchung nur bei dringendem Tatverdacht bzgl<br />
schwerster Straftat – nicht im Kernbereich, nicht aufgrund<br />
Generalklausel §§ 161, 163 StPO<br />
● § 81g StPO (genet. Fingerabdruck), wenn<br />
Einzelfallprognose Wiederholungsgefahr ergibt<br />
● Offenlegung Stasi-Unterlagen: Personen der<br />
Zeitgeschichte in öffentlicher Funktion (+); im Privatbereich<br />
(-)<br />
● Automat. Kennzeichenerfassung: Nicht ohne Anlass/ ohne<br />
nähere Definition der Abgleichdatei im Gesetz<br />
● Schmähkritik: Meinungsäußerungsfreiheit tritt hier zurück,<br />
wenn Diffamierung von Person im Vordergrund steht
Art. 10<br />
● Schutz der Vertraulichkeit individueller<br />
Kommunikation während der Übermittlung<br />
● Abwehrrecht<br />
● Schutzpflicht des Staates, insb bei privaten<br />
Dienstleistern (vgl. § 39 PostG; § 88 TKG) und<br />
darüber hinaus (§ 202, 206 StGB)
Art 10 Schutzbereich<br />
● Persönlich: Jedermann (nat. + private jur.<br />
Personen)<br />
● Sachlich:<br />
– Brief: individuelle schriftliche Mitteilungen<br />
(unabhängig von Postunternehmen)<br />
– Post: Alle Sendungen im Herrschaftsbereich der<br />
Post oder privaten Dienstleistern<br />
– Fernmeldewesen: individuelle Kommunikation, die<br />
durch technische Anlage mittels unkörperlicher<br />
Signale (elektronisch/ elektromagnetisch)<br />
übermittelt wird.
Art. 10<br />
● Schutzbereich: Übermittlungsvorgang,<br />
einschließlich näherer Umstände der<br />
Kommunikation, Verbindungs- und<br />
Verkehrsdaten (Absender, Adressat, Häufigkeit,<br />
Zeit, Dauer)<br />
● Bsp:<br />
– Brief: (Selbst ausgetragener) Brief, str: Postkarte<br />
– Post: Postkarte, Paket, ...<br />
– Fernmeldegeh.: Telefonat, Fax, E-Mail, SMS<br />
● Gegenbsp: Behördeninternes Telefonat; Internetseite
Art. 10 - Eingriff<br />
● Staat nimmt Kenntnis vom<br />
Kommunikationsinhalt bzw. lässt sich Kenntnis<br />
vom Inhalt geben (Brief lesen, beschlagnahmen)<br />
● Nur während des Übermittlungsvorganges<br />
(TKÜ; str: Verkehrsdatenabfrage) – nicht außerhalb,<br />
etwa Abhören einer Wohnung durch Wanzen<br />
(ggf. Artt. 13 / 2 Abs. 1 iVm 1 Abs. 1 GG); str bei<br />
Mithören eines Telefonates am Zweithörer<br />
● Grundrechtsverzicht: Anrufer hat 110 gewählt,<br />
er weiss, dass staatliche Stelle. Einwilligung<br />
sonst nur wirksam, wenn alle TK-teilnehmer<br />
zustimmen.
Art. 10 - Schranke<br />
● Abs. 2 S 1: durch / auf Grund Gesetzes<br />
● Abs. 2 S 2: Besonderheit: G10-Gesetz –<br />
heimliche Informationsgewinnung unter<br />
parlamentarischer Kontrolle, aber ohne<br />
richterliche Kontrolle (str. ob verfassungsmäßig,<br />
Art. 79?)
Art. 10 - Schranken-Schranke<br />
● Bestimmtheit: Gesetz muss wie bei APR<br />
hinreichend bestimmt sein bzgl Zweck und<br />
Ausmaß –> RVO als Eingriffsgrundlage<br />
praktisch ohne Bdt<br />
● VHM<br />
– Kernbereich!<br />
● Zitiergebot<br />
● Richtervorbehalt nicht von Verfassungs wegen,<br />
aber verbreitet im einfachen Recht