Die Rehobother Baster als anthropologische ... - Golf Dornseif
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Eugen Fischers rassenbiologische Laufbahn<br />
1927 wurde der Mediziner und führende deutsche Anthropologe der ersten Hälfte des 20.<br />
Jahrhunderts, Eugen Fischer (1874 – 1967) an die Berliner Friedrich-Wilhelm-Universität berufen.<br />
Neben seiner Tätigkeit <strong>als</strong> Professor für Anthropologie ernannte man ihn zum ersten Direktor des 1927<br />
von Fischer mitbegründeten "Kaiser-Wilhelm-Instituts für Anthropologie, menschliche Erblehre und<br />
Eugenik" (KWI), einem Zentrum rassenhygienischer Forschung in Berlin-Dahlem. Fischer behielt beide<br />
Positionen bis zu seiner Emeritierung und Rückkehr an die Universität Freiburg im Breisgau im Jahr<br />
1942. Zwischen 1933 und 1935 war Fischer Rektor der Berliner Universität.<br />
Ursprünglich hatte Fischer an der Universität Freiburg (vor dem ersten Weltkrieg) zur "Untersuchung<br />
menschlicher Rassenunterschiede" eine <strong>anthropologische</strong> Sammlung aufgebaut. <strong>Die</strong> Rehoboth Studie<br />
von 1908 galt nach dem ersten Weltkrieg <strong>als</strong> Grundlagenwerk für die neue Disziplin der sogenannten<br />
Rassenbiologie. <strong>Die</strong> NS-Kommentatoren der Nürnberger Rassegesetze vom September 1935<br />
bezogen sich ausdrücklich auf Fischers Studie, <strong>als</strong> sie die Fiktion, es gebe naturwissenschaftlich und<br />
erbbiologisch begründbare Rassenunterschiede zwischen Ariern und Nicht-Ariern, zur Grundlage des<br />
Gesetzes machten.<br />
Im Schlusskapitel seines Standardwerks von 1913 griff Fischer zu erschreckenden Formulierungen:<br />
"Der <strong>Baster</strong> ist nicht lebhaft, sein Gefühlsleben ist stumpf ... Vorhanden ist deutlich diese<br />
Gefühlsarmut. Sie zeigt sich auch im Mangel an Poesie, an Kunst, an Gesang ... Man gewähre den<br />
<strong>Baster</strong>n das Mass an Schutz, das sie <strong>als</strong> minderwertige Rasse benötigen, um dauernden Bestand zu<br />
haben, nicht mehr und nur so lange wie sie uns nützen ... sonst freier Wettbewerb ... nach meiner<br />
Meinung Untergang!"<br />
Noch im Jahr 1961 wurde Fischers Buch neu aufgelegt, allerdings in einer "gereinigten Fassung" ohne<br />
die diskriminierenden Kommentare des Schlusskapitels von 1913.<br />
1921 arbeitete Fischer mit dem Vererbungsforscher Erwin Baur und dem Rassenhygieniker Fritz Lenz<br />
zusammen, und es entstand das Standardwerk "Grundriss der menschlichen Erblichkeitslehre und<br />
Rasenhygiene" mit fünf Auflagen in Folge. 1927 übernahm Fischer den Vorsitz der neu eingerichteten<br />
"Kommission zur Erforschung von Bastardisierung und Rassenmischung der International Federation<br />
of Eugenic Organizations", einem internationalen Sammelbecken für wissenschaftlich und politisch<br />
engagierte Eugeniker. 1937 erreichte Fischer eine Berufung <strong>als</strong> neues Mitglied der Preussischen<br />
Akademie der Wissenschaften. <strong>Die</strong> Nürnberger Gesetze betrachtete er <strong>als</strong> die praktische Umsetzung<br />
seines Lebenswerks, wofür der Wissenschaftler öffentlich seinen Dank an die Parteiführung der<br />
NSDAP aussprach.<br />
Fischer amtierte überdies <strong>als</strong> Richter am 1934 eingerichteten Erbgesundheits-Obergericht am Berliner<br />
Kammergericht, das über Zwangssterilisationen von sogenannten Erbkranken entschied. Als 1937<br />
farbige deutsche Kinder (aus Verbindungen zwischen französischen Rheinland-Besatzungssoldaten<br />
und deutschen Frauen) zwangssterilisiert wurden, waren Eugen Fischer und seine Mitarbeiter <strong>als</strong><br />
<strong>anthropologische</strong> Gutachter in der Sonderkommission 3 der Gestapo beteiligt.<br />
Während des Zweiten Weltkriegs nahm Eugen Fischer wiederholt an Beratungen unter der Leitung<br />
Alfred Rosenbergs teil, die der Deportation und Ermordung aller Juden Europas galten. In seinem<br />
Spruchkammerverfahren 1947 zur Entnazifizierung wurde Eugen Fischer lediglich <strong>als</strong> "Mitläufer"<br />
eingestuft und nicht weiter zur Verantwortung gezogen. Er unterhielt bis zu seinem Tod engen Kontakt<br />
zu seinen Schülern und trug wesentlich dazu bei, dass sie später in Westdeutschland Karriere machen<br />
konnten ...