Die Rehobother Baster als anthropologische ... - Golf Dornseif

den Kopf und das Kind herausbefördern "sonst erstickt es". Bei einer schweren Geburt muss die
Gebärende knien, sich vorbeugen und eine Sturzgeburt forcieren.
Zu den beliebtesten Kinderspielen der Baster-Jugend – um 1900 – zählte das "Frachtfahren". An eine
kleine Kiste wird eine lange Schnur gebunden, die Zugkette. Daran geknüpft ist von Strecke zu Strecke
ein Querhölzchen, die Joche. Links und rechts bindet man den Hals einer entleerten Sektflasche
(liegend) ... und es ergeben sich sechs bis acht solcher eingejochten "Zugochsen". Das Schnurende
vor dem vordersten Paar (Zugochsen) musste ein kleiner Junge führen (und ziehen), während der
Tauleiter – ein älterer Knabe mit langer Peitsche – lau rufend, nebenher ging, manchmal mit einer
Tabakpfeife im Mundwinkel (nach dem Vorbild der Erwachsenen). Jede leere Flasche hat – als Ochse
– einen Rufnamen und wird direkt angesprochen wie beim Treck. Die Jungen modellieren auch
Spielzeug aus Ton (wie die Hottentotten ), naturalistisch geformte Tiere der Umwelt, während den
Mädchen originelle Puppen aus Stoffresten am Herzen liegen.
"Hier lässt sich eine interessante Erscheinung beobachten" berichtet der Forscher weiter über die
Herstellung der Tonfiguren (von Tieren aller Arten). "So ein kleiner Kunsthandwerker musste damals
für seine Herde zahlreiche Ochsen als Serie formen und mancher bevorzugte deshalb ein abgekürztes
Verfahren – er modellierte nur noch die Köpfe, den Hals und den charakteristischen, an einen Buckel
erinnernden Widerrist, wenn der Ochse mit vorgebeugtem Kopf zieht. Alles andere, also Rumpf und
Glieder, ging in einem nicht mehr modellierten Zapfen aus. Die lebenswahre Einzelfigur (des
Zugochsen) wird zu einem Schema, einem Symbol. Wo viele (Tiere) nebeneinander treten, genügt die
Andeutung, das Markieren einiger Charakteristika.
Klas Witbooi Jacobus Vries