Die Rehobother Baster als anthropologische ... - Golf Dornseif
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Eugen Fischer bemühte sich während seiner <strong>anthropologische</strong>n Studien ebenfalls um die<br />
Dokumentation von Liedern, Gedichten und Erzählungen aus dem <strong>Baster</strong>-Umfeld. Hier ein Beispiel,<br />
übertragen (aus dem Kapholländischen) in die deutsche Sprache:<br />
Es ist angenehm ein Jüngling zu sein,<br />
Es ist angenehm ein Jüngling zu sein,<br />
Als ich Jüngling war, hatte ich Geld im Beutel,<br />
Aber jetzt bin ich alt und ausgelaugt.<br />
Tagsüber laufe ich auf den Strassen rum,<br />
Tagsüber laufe ich auf den Strassen rum,<br />
Aber ich darf nicht spekulieren,<br />
Wie es den jungen Mädchen so gefällt,<br />
Sonst wäre meine Alte ziemlich ärgerlich!<br />
Es ist besser, ein weisser Mann zu sein,<br />
Es ist besser, ein weisser Mann zu sein,<br />
Dann spielte ich selber den Boss<br />
Und hätte genügend Knete im Säckel,<br />
Dann bliebe ich rundlich und stets gesund!<br />
Es ist traurig ein <strong>Baster</strong> zu sein,<br />
Es ist traurig ein <strong>Baster</strong> zu sein,<br />
Weil jeder von uns so scheel in die Welt guckt,<br />
Und alles sich nur auf die Stimme beschränkt ...<br />
Heilmittel und Heilkunst<br />
Rheumatische Erkrankungen werden beim <strong>Baster</strong>-Volk meistens mit Kataplasma behandelt. Warme<br />
Kuhmist-Umschläge stehen hoch im Kurs. Bei Schwellungen der Gelenke oder Fussproblemen muss<br />
der Patient in einen heissen Magen einer gerade geschlachteten Kuh treten. Fischer beobachtete<br />
einen Fall von chronischem Rheumatismus des Kniegelenks: Der Kranke steckt sein Bein in einen<br />
Eimer voller Kuhmist, angerührt mit Sand und Wasser und stark erhitzt! Als Mediziner hatte Fischer<br />
allerdings grosse Bedenken bei der Beobachtung von Behandlungen des Auges: Kuhmist-Umschläge<br />
zur Heilung von Bindehaut-Entzündungen (Konjunktivitis) konnten eher Unheil anrichten ...<br />
Warme Steine, auf Herz und Magen plaziert, wirkten wie Brei-Umschläge. Geröstete Schalen von<br />
Strausseneiern wurden auf dem Reibstein pulverisiert, mit Wasser in Brei verwandelt und bei Fieber<br />
auf den Kopf gelegt. Erste Hilfe bei Brandwunden: Man nimmt geröstete Knochen (Kalk) und zermahlt<br />
sie, rührt mit Fett und roter Ockererde eine Paste an und macht damit Umschläge.<br />
Waren alle Heilungsversuche vergeblich und trat der Tod ein, wuschen die <strong>Baster</strong> ihre Angehörigen<br />
mit Lavendel, kleideten sie in frische Hemden und bahrten sie eine Nacht lang auf. <strong>Die</strong> Totenwäsche<br />
ist eine Sitte der Nama. Man singt die ganze Nacht gemeinsam Trauerlieder am Feuer. "Neuerdings<br />
hat der Missionar verboten, dass diese alte Sitte viele Stunden lang praktiziert wird", notierte Eugen<br />
Fischer. "Das gesellige Kaffeetrinken beim Toten artete zu oft in ein alkoholisches Trinkgelage aus ..."<br />
– Zwei oder drei Choräle sollen genügen. <strong>Die</strong> Leiche wird einfach ins Grab gesenkt (und nicht, wie bei<br />
den Hottentotten, in eine Nische in der Grube). Ein grosser Stein, senkrecht eingepflanzt, halb armlang<br />
aufragend, markiert das Kopfende des Grabes – nach Westen gerichtet.<br />
Stirbt ein Ehegatte, behält meist der andere alles in seinen Händen. Eigentlich gehört nur die Hälfte<br />
dem betreffenden Gatten – wie einige <strong>Baster</strong> erläuterten – die andere Hälfte ist Eigentum der Kinder,<br />
die wiederum unter sich aufteilen. Ältere Kinder erhielten etwas mehr <strong>als</strong> jüngere Nachkommen.<br />
Tanten, Nichten und Basen bekommen "<strong>als</strong> Andenken" Kleider und Schuhe – bei Männern ist es<br />
ähnlich.