Pressemitteilung - Filmtage Tübingen
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29. Französische <strong>Filmtage</strong> <strong>Tübingen</strong> | Stuttgart<br />
31. Oktober bis 7. November 2012<br />
<strong>Pressemitteilung</strong><br />
<strong>Tübingen</strong>, 15. Oktober 2012<br />
Französische <strong>Filmtage</strong> für Schüler und junge Erwachsene:<br />
50 Jahre Elysée-Vertrag – Unikino – Schulkino<br />
Natürlich kann man mittlerweile fast jeden Film downloaden oder als DVD auf dem<br />
PC anschauen, es soll sogar Menschen geben, denen reicht dazu ein<br />
Handybildschirm. Aber Filme werden fürs Kino gemacht und die Französischen<br />
<strong>Filmtage</strong> sind eine perfekte Gelegenheit, sich daran zu erinnern. Im parfümierten<br />
Dunkel eines Kinosaals zu sitzen und sich vollständig auf das Geschehen auf der<br />
Leinwand einzulassen hat etwas Magisches.<br />
Um auch die Generation web 2.0 mit dieser Magie zu verzaubern, arbeiten die<br />
Französischen <strong>Filmtage</strong> 2012 mit ein paar bewährten Tricks. In einer besonderen<br />
Reihe bieten wir in Zusammenarbeit mit der Robert Bosch Stiftung Filme für<br />
Schulklassen an, für die engagierte Lehrerinnen und Lehrer Unterrichtsmaterialien<br />
zusammengestellt haben. Außerdem bringen wir die Französischen <strong>Filmtage</strong> an die<br />
Universität und zeigen noch vor dem offiziellen Auftakt und durchaus Appetit<br />
anregend einen Film im Unikino <strong>Tübingen</strong> und Stuttgart, jeweils mit freiem Eintritt.<br />
Und schließlich: Kaum ein anderer Freundschaftsvertrag zwischen zwei Ländern<br />
richtet sich so sehr an junge Leute wie der Elysée-Vertrag, der seinen 50. Geburtstag<br />
feiert. Mit einer Reihe deutsch-französischer Koproduktionen feiern wir mit.<br />
50 Jahre Elysée-Vertrag<br />
Deutschland und Frankreich feiern Goldene Hochzeit: Am 22. Januar 1963<br />
unterzeichneten Charles de Gaulle und Konrad Adenauer im Elysée-Palast in Paris<br />
einen Vertrag „über die Organisation und die Grundsätze der Zusammenarbeit<br />
zwischen den beiden Staaten.“ Damit begründeten sie eine Freundschaft zwischen<br />
zwei Ländern, die heute in ihrer Dichte und Intensität einmalig ist. Vor allem, was den<br />
Jugend- und Kulturaustausch angeht, ist dieses Bekenntnis zur deutsch-
französischen Freundschaft heute fest im Bewusstsein breiter Bevölkerungskreisen<br />
verankert.<br />
Im Rahmen der Vorbereitungen zur Vertragsunterzeichnung hielt Charles de Gaulle<br />
am 9. September 1962 im Schlosshof von Ludwigsburg eine Rede an die deutsche<br />
Jugend, in der er die Vision einer deutsch-französischen Freundschaft als<br />
„Grundstein, auf dem die Einheit Europas gebaut werden muss“ entwickelte. Die<br />
Erinnerung an diese programmatische und emotionale Rede war der Anlass für ein<br />
rauschendes deutsch-französisches Fest in Ludwigsburg am 9. September 2012, mit<br />
dem beide Länder in ein deutsch-französisches Jahr starteten. Viele Veranstaltungen<br />
werden alle Facetten dieser glücklichen Verbindung ausleuchten.<br />
Auch die Französischen <strong>Filmtage</strong> <strong>Tübingen</strong> Stuttgart widmen dem 50. Geburtstag<br />
des Elysée-Vertrags eine besondere Filmauswahl. Für den Anlass besonders<br />
geeignet erschien es uns, eine spezielle Reihe mit deutsch-französischen<br />
Koproduktionen ins Leben zu rufen. Dank der wunderbaren Arbeit des CNC (Centre<br />
national du cinéma), der FFA (Filmförderungsanstalt) und anderen gibt es seit 2001<br />
den „Mini-Traité“, der diese gemeinsame Arbeit unterstützt und erleichtert. Im<br />
Rahmen dieser grenzüberschreitenden Filmförderung sind mittlerweile über 75<br />
Arbeiten entstanden, von denen wir mit großem Vergnügen vier neue Filme<br />
präsentieren: deutsch-französische Koproduktionen, französische Filme von<br />
deutschen Regisseuren oder mit deutschen Schauspielern:<br />
LA TERRE OUTRAGÉE, D, F, Pl, 2011, Michale Boganim<br />
April 1986 in der Nähe von Tschernobyl. Der kleine Valery und sein Vater Alexei, ein<br />
Physiker aus dem Kraftwerk, pflanzen einen Apfelbaum. Anya und Piotr feiern auf<br />
einer malerischen Lichtung ihre Hochzeit. Diese wird plötzlich unterbrochen und<br />
Piotr, freiwilliger Feuerwehrmann, wird zu einem ausgebrochenen Feuer gerufen.<br />
Nikolai, ein Förster, streift auf seiner täglichen Runde durch die sonnigen Wälder. Er<br />
bemerkt, dass sich die Armeestreitkräfte hier seltsam verhalten. Das Feuer<br />
verursacht gewisse Veränderungen: gelber Regen fällt auf die Stadt herab, die<br />
Bäume färben sich rot und die Rinder weigern sich, das Gras zu fressen. Anya wartet<br />
auf ihren Ehemann, der nie wieder zurückkommen wird. Dann wird die Stadt<br />
evakuiert und alles muss zurückgelassen werden.<br />
SPORT DE FILLES, F, 2011, Patricia Mazuy<br />
Gracieuse ist eine hochtalentierte Reiterin und versucht alles, um ihren großen<br />
Traum zu verwirklichen – ein gutes Pferd zu bekommen und Dressurreiterin auf der<br />
internationalen Bühne zu werden. Doch als Tochter eines normannischen Bauern,<br />
ohne Geld, ohne Rückhalt und ohne großen Sponsor, denkt Niemand nur im<br />
Geringsten daran, ihr diesen Traum zu ermöglichen. Als sie mal wieder eine Stelle<br />
kündigen muss, ist sie mittellos und gezwungen, in ihr Heimatdorf zurückzukehren<br />
und auf dem benachbarten, adeligen Pferdegestüt als Stallmädchen anzufangen.<br />
Hier lernt sie Franz Mann kennen, einen ehemaligen Dressurweltmeister und<br />
alternde Trainer-Legende, der insbesondere bei wohlhabenden Reiterinnen aus der<br />
ganzen Welt gefragt ist.<br />
MIKE, F, 2010, Lars Blumers<br />
LA MER À L’AUBE, F, D, 2011, Volker Schlöndorff
Unikino<br />
Kostenlose Vorstellungen für Studierende sind bei den Französischen <strong>Filmtage</strong>n<br />
<strong>Tübingen</strong> Stuttgart eine schöne Tradition. In diesem Jahr planen wir den „Unifilm“ als<br />
Hors-d’oeuvre für die gesamten Französischen <strong>Filmtage</strong>. Ein hinreißender Auftakt für<br />
eine Woche frankophones Kino in zwei Städten, mit vielen Rahmenveranstaltungen<br />
und Partys.<br />
30. Oktober 2012, 19.30 Uhr, Uni Stuttgart, Standort Stadtmitte, Hörsaal m17.01<br />
31. Oktober 2012, 19.00 Uhr, Uni <strong>Tübingen</strong>, Kupferbau, HS 24<br />
MIKE von Lars Blumers, F 2010<br />
Mike (Marc-André Grondin) ist ein charmanter, sympathischer Hans-Guck-in-die-Luft,<br />
der es nicht schafft, erwachsen zu werden. Er lebt im Elsass an der Grenze zum<br />
Schlaraffenland Schweiz, spielt Fußball, langweilt sich in einem öden Job und hängt<br />
mit seinen Kumpels ab. Aber das ist nicht alles: Er liebt Autos. Er stiehlt Autos. Nicht<br />
um sie zu besitzen, sondern um mit ihnen in der Gegend herumzufahren. Mike<br />
versucht aus seinem Leben auszubrechen, doch jeden Abend kehrt er wieder nach<br />
Hause zurück. Dann begegnet er beim Fußballspielen Sandy (Christa Theret), die<br />
aussieht wie ein Engel, aber ziemlich Rock’n Roll ist. Plötzlich scheint ein Leben<br />
jenseits der Langeweile auf völlig legale Weise möglich. Aber das junge Glück währt<br />
nicht lange, denn Mike kann dem Reiz des Verbotenen nicht widerstehen.<br />
„Blumers realisiert einen grenzwertigen Film in jeglicher Hinsicht: auf dem schmalen<br />
Grad zwischen Ernsthaftigkeit und Blödelei, Kindheit und Erwachsensein, Moral und<br />
Unmoral. Man geht ein wenig schwermütig heraus, jedoch in der Gewissheit, dass<br />
der Film (…) niemals sein Gleichgewicht verloren hat. Eine Spitzenleistung.“ Olivier<br />
Delcroix<br />
Lars Blumers studiert in New York an der Columbia Universität Drehbuch und Regie.<br />
1999 dreht er seinen ersten Kurzfilm Poker menteur. Für Mike, seinen ersten<br />
Spielfilm, hat er 2012 den Fritz-Raff-Drehbuchpreis erhalten.<br />
Schulkino<br />
Wir freuen uns deshalb sehr, dass es mit der freundlichen Unterstützung der Robert<br />
Bosch Stiftung wieder möglich ist, ein Angebot für Schulklassen anzubieten. Dafür<br />
wurden fünf für Jugendliche besonders geeignete aktuelle Filme ausgewählt, die<br />
neben dem Kinoerlebnis auch in den Unterrichtskontext eingebunden werden<br />
können. Die Lehrerinnen und Lehrer Ricarda Lusar, Beate Nonhoff und Tilman<br />
Kröger haben dafür spezielle Unterrichtsmaterialien entwickelt.<br />
Zum Projekt „Schülerkino“ bieten wir vier Bestandteile an:<br />
1. spezielle Schulvorstellungen, die von Montag, den 5., bis Mittwoch, den 7.<br />
November, also unmittelbar nach den Herbstferien, in <strong>Tübingen</strong>, Rottenburg und<br />
Mössingen stattfinden<br />
2. Unterrichtsanregungen zur Vor- und Nachbereitung, die ab dem 15. Oktober 2012<br />
als Download auf unserer Homepage www.filmtage-tuebingen.de zur Verfügung<br />
stehen
3. eine unkomplizierte Anmeldung direkt über das Online-Formular auf dieser Seite<br />
4. ein reduzierter Eintrittspreis von 4,00 EUR!<br />
Als Schulkinofilme zeigen wir:<br />
LA MER À L’AUBE, D,F, 2011, Volker Schlöndorff<br />
Frankreich 1941: In Nantes wird auf offener Straße ein deutscher Offizier<br />
erschossen, die Täter können entkommen. Hitler verlangt, dass innerhalb der<br />
nächsten 48 Stunden 150 Franzosen zur Strafe – und zur Abschreckung –<br />
erschossen werden. Es gelingt den von der Brutalität dieser Anordnung geschockten<br />
Offizieren des Generalstabs in Paris, diese Zahl auf 48 zu drücken, doch dann setzt<br />
sich eine gnadenlose Verwaltungsmaschinerie in Gang, die mit der Erschießung<br />
dieser willkürlich ausgewählten Geiseln enden wird.<br />
Der Film zeigt, wie alle von diesem Verbrechen Betroffenen, Opfer wie „Täter“, die<br />
wenigen Stunden bis zur Exekution erleben und erleiden: der frankophile Offizier und<br />
Schriftsteller Ernst Jünger, der für seinen Vorgesetzen General von Stülpnagel die<br />
Vorgänge dokumentieren soll, der sous-préfet , der gezwungen wird, die Liste der<br />
Opfer zu erstellen, ein junger deutscher Soldat, der zum Erschießungspeloton<br />
abkommandiert wird – und nicht zuletzt die Opfer, politische Gefangene, unter ihnen<br />
der 17-jährige Guy Môquet.<br />
Guy Môquet ist einer der großen Helden der Résistance; der Brief, den er zwei<br />
Stunden vor seiner Exekution an seine Eltern geschrieben hat, eines der<br />
berührendsten Dokumente persönlichen Mutes, das immer am 22. Oktober in allen<br />
französischen Gymnasien gelesen werden soll.<br />
Schlöndorff stellt jedoch nicht diesen Helden in den Vordergrund, sondern ein Mosaik<br />
von Personen in einer Grenzsituation, die keiner unbeschadet übersteht.<br />
Bei den Vorstellungen in <strong>Tübingen</strong> wird voraussichtlich Volker Schlöndorff anwesend<br />
sein.<br />
L’ENFANT D’EN HAUT, F, S, 2012, Ursula Meier<br />
Der zwölfjährige Simon fährt im Winter mit einer Seilbahn vom Industriegebiet „en<br />
bas“, wo er allein mit seiner „Sister“ (so auch der internationale Titel des Films)<br />
Louise lebt, in das mondäne Skigebiet „en haut“. Dort stiehlt er reichen Touristen<br />
Skier und Ausrüstung, um sie an die Kinder seines Wohnblocks zu verscherbeln, und<br />
erzielt damit ein bescheidenes, aber regelmäßiges Einkommen. Simons Gaunereien<br />
nehmen immer größere Ausmaße an. Louise, zwar älter, aber unreif und egoistisch,<br />
profitiert davon und wird immer abhängiger von ihm…<br />
Der auf der Berlinale mit einem Silbernen Bären ausgezeichnete Film „L’enfant d’en<br />
haut“ geht unter die Haut und regt auf vielen Ebenen zum Nachdenken und<br />
Diskutieren an: Angefangen von konkret an den Figuren Simons und Louises<br />
abzuleitenden Themen wie „Familienstrukturen“, „Nestwärme versus Verwahrlosung“<br />
oder „Schuld“ über gesamtgesellschaftliche wie „soziale Benachteiligung“,<br />
„Kinderarbeit“ oder „Teenagerschwangerschaft“ bis hin zu Fragen der Filmästhetik –<br />
denn eines ist gewiss:
„L’enfant d’en haut“ ist ein ausgesprochen sorgfältig und kunstvoll gestalteter Film,<br />
nicht zuletzt aufgrund der Arbeit von Kamerafrau Agnès Godard.<br />
VOL SPÉCIAL, S, 2011, Fernand Melgar<br />
In der Schweiz wandern jedes Jahr tausende Männer und Frauen ins Gefängnis –<br />
ohne Prozess, ohne Verurteilung –, nur weil sie illegal in diesem Staat leben. Manche<br />
von ihnen sind schon seit 20 Jahren in der Schweiz, haben eine<br />
Arbeitsbescheinigung, zahlen Steuern, haben ein Haus für ihre Familie gebaut und<br />
sollen dennoch das Land verlassen – eine unerträgliche Situation. Sie bewahren ihre<br />
Würde, unterstützen sich gegenseitig und versuchen, sich dieser Politik der<br />
,Ausschaffungshaft’ (Abschiebehaft) zu widersetzen: „Ein Dokumentarfilm, der unter<br />
die Haut geht und eine gewaltige Herausforderung an die Einwanderungspolitik<br />
darstellt, nicht nur in der Schweiz, sondern in der gesamten westlichen Welt.“ Jay<br />
Weissberg<br />
LE TABLEAU, F, 2012, Jean-François Laguionie<br />
Machtgierige Alldunns reißen die Herrschaft an sich, jagen die Halfies davon und<br />
unterjochen die Sketchies. Dieses dramatische Geschehen vollzieht sich in einem<br />
halbfertig gemalten Bild. Ramo, ein junger Alldunn, liebt eine Halfie. Er will seiner<br />
Angebeteten helfen und macht sich auf eine Reise quer durch Raum und Zeit, um<br />
den Maler des Bildes zurückzuholen. Dabei entdeckt er, dass es außerhalb des<br />
Bilderrahmens eine Welt gibt, die jenseits seiner Vorstellungskraft lag …<br />
„Wir haben hier zweifellos eines der einfallsreichsten und poetischsten Drehbücher,<br />
die uns das französische Kino dieses Jahr vorgelegt hat. Mit diesem vierten Spielfilm<br />
realisiert Laguionie, selbst Maler, sein Meisterwerk.“ François-Guillaume Lorrain<br />
CAMILLE REDOUBLE, F, 2011, Noémie Lvovsky<br />
Was wäre wenn…? Was wäre, wenn ich damals eine andere Antwort gegeben<br />
hätte? Was wäre, wenn ich damals etwas anderes gemacht hätte? Oder in eine<br />
andere Richtung gegangen wäre? Oder „Nein“ statt „Ja“ gesagt hätte? Oder „Ja“ statt<br />
„Nein“? Oder…<br />
Diese Fragen stellen sich Menschen immer wieder. Und Camille kommt in genau<br />
eine solche Situation – sie wird in die Vergangenheit zurückversetzt und lebt ihr<br />
Leben als Teenager ein zweites Mal.<br />
Von vorne: Camille ist eine frustrierte 40-jährige Frau mit Alkoholproblem. Und ihr<br />
Mann Éric ist dabei, sich von ihr zu trennen, um mit einer jüngeren Frau zusammen<br />
zu leben. Camille sucht Nähe und beschließt auf die Silvesterparty ihrer alten<br />
Schulfreundinnen zu gehen. Und plötzlich – nach einem kräftigen Rausch – wacht<br />
sie als 16-jähriges Mädchen auf. Sie trifft ihre Eltern und Schulfreunde, sie (er)lebt<br />
ihre Jugend in den 80er-Jahren ein zweites Mal und trifft auf ihre große Liebe: Éric!<br />
Wird sie ihm aus dem Weg gehen oder wird sie versuchen, ihre<br />
Beziehungsgeschichte zu verändern? Wird sie sich trotzdem in ihn verlieben, obwohl<br />
sie das Ende kennt?