Ausgabe Nr. 7 - Dezember 2004 ( 655 KB)
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Franz Baumann ist in seinem<br />
Leben schon mehr als 20 Mal<br />
umgezogen.<br />
Die längste Zeit seines beruflichen<br />
Lebens verbrachte der<br />
Diplomat in New York.<br />
Als Untergeneralsekretär<br />
steuerte er mit 500<br />
Mitarbeitern die weltweiten<br />
Blauhelm-Einsätze.<br />
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stadtwerker<br />
Thema Top-Thema<br />
„Heimat ist, wo das Schiltachtal<br />
immer enger wird“<br />
Der gebürtige Schramberger Franz<br />
Baumann hat vor 20 Jahren der<br />
Fünftälerstadt den Rücken gekehrt.<br />
Er arbeitet bei den Vereinten Nationen,<br />
war lange Zeit in New York,<br />
und ist inzwischen Stellvertretender<br />
Generaldirektor des UNO-Amtssitzes<br />
in Wien.<br />
„Für mich beginnt Heimat, wenn ich<br />
nach langer Abwesenheit wieder einmal<br />
von Offenburg her nach Schramberg<br />
komme, wo das Schiltachtal allmählich<br />
immer enger wird.“ Ganz<br />
emotional definiert Franz Baumann<br />
seine Beziehung zur Fünftälerstadt.<br />
Vor mehr als 20 Jahren hat er diesem<br />
engen Tal „Auf Wiedersehen“ gesagt,<br />
in München, Bristol (Großbritannien),<br />
Luxemburg, Brüssel (Belgien),<br />
Lagos (Nigeria), Ottawa<br />
(Kanada), Washington und New<br />
York gelebt, um nur die wichtigsten<br />
Stationen zu nennen. Über 20 Mal ist<br />
Baumann umgezogen, er war in<br />
knapp zehn Ländern der Erde und<br />
sechs Haupstädten für eine begrenzte<br />
Zeit „zu Hause“. Seit zwei Jahren<br />
steht der Schreibtisch des gebürtigen<br />
Schrambergers in Wien, wo er als<br />
Stellvertretender Generaldirektor des<br />
nach New York und Genf dritten<br />
Amtssitzes der Vereinten Nationen<br />
arbeitet. Neben anderer wichtiger<br />
Aufgaben ist der UNO-Standort<br />
Wien das Zentrum der internationalen<br />
Zusammenarbeit bei der Bekämpfung<br />
des Drogenhandels und<br />
-missbrauchs, des Terrorismus, des<br />
organisierten Verbrechens und der<br />
Korruption. Mehr erfahren kann<br />
man über die Webseiten des UNO<br />
Drogenkontroll- und Kriminalitätsbekämpfungsbüros<br />
(www.unodc.org)<br />
sowie des Wiener UNO-Büros<br />
(www.unov.org).<br />
Blauhelm-Einsätze<br />
Der Sohn des bekannten Schramberger<br />
Bäckermeisters und VHS-Leiters<br />
ist in der Welt herumgekommen, wie<br />
man auf schwäbisch sagt. Die längste<br />
Zeit seines beruflichen Lebens verbrachte<br />
er in New York. Zeitweise<br />
war sein Büro im 36. Stockwerk<br />
des UN-Gebäudes „nur zwei Geschosse<br />
unter dem Generalsekretär“,<br />
schmunzelt der 50-Jährige. Mitte der<br />
90er Jahre war er in der „Abteilung<br />
für friedensstiftende Maßnahmen“<br />
Stabschef von Kofi Annan, steuerte<br />
als Untergeneralsekretär mit knapp<br />
500 Mitarbeitern die weltweiten<br />
Blauhelm-Einsätze mit ihren mehr als<br />
70.000 Truppen und Zivilisten in<br />
Somalia, Kambodscha, dem zerfallenden<br />
Jugoslawien, Mozambique,<br />
Haiti, Liberia, Ruanda und vielen anderen<br />
Brennpunkten.<br />
Steile Karriere<br />
20 Jahre dauerte Baumanns Weg vom<br />
„sehr engen Schiltachtal“ in die<br />
Metropole der USA, in die Völkervertretung<br />
der Welt. Schon während<br />
der Schulzeit am Schramberger<br />
Gymnasium stieß der junge Schülersprecher<br />
an die Grenzen der Denkweisen<br />
im Bernecktal. „Subversiv<br />
und pornografisch wurde unsere<br />
Schülerzeitung 1973 von der Schulleitung<br />
befunden“, erinnerte sich<br />
Baumann in einem Gespräch vor ein<br />
paar Jahren lächelnd. Mit der Konsequenz,<br />
dass das Blatt nicht in der<br />
Schule verbreitet werden durfte, sondern<br />
davor, was die Auflage aber<br />
nicht nachteilig beeinflusste. Zum<br />
Studium zog es den Wehrdienstverweigerer<br />
dann nach Konstanz. Dort<br />
wurde damals gerade ein neuer<br />
Studiengang geschaffen: Verwaltungswissenschaft.<br />
Interdisziplinär,<br />
also fächerübergreifend, wollte der<br />
junge Schramberger studieren. Und<br />
er machte sein Diplom in „Internationaler<br />
Verwaltung“ in der heute<br />
als undenkbar geltenden Regelstudienzeit<br />
von neun Semestern.<br />
Bereits in den späten 70ern war<br />
Baumanns Studium äußerst praxisnah:<br />
Neun Monate verbrachte er<br />
beim Europäischen Parlament in<br />
Luxemburg und weitere sechs<br />
Monate bei der Europäischen Kommission<br />
in Brüssel. Ein Glücksfall –<br />
vor allem persönlich. Denn Franz<br />
Franz Baumann begrüßt UN-Generalsekretär Kofi Annan bei seiner Ankunft am Flughafen<br />
in Wien.