Fraenkische-Nacht-Oktober-2020-ALLES
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„Wir gehen
mit gleich drei
Premieren
an den Start“
Intendantin Sibylle Broll-Pape Foto: Matthias Hoch
Interview mit Intendantin Sibylle Broll-Pape
vom ETA Hoffmann Theater
2020 hätte ein glänzendes Jahr für das Bamberger ETA
Hoffmann Theater werden können! Ein Jahr der überregionalen
Auszeichnungen. Ein Jahr, in dem sich das
Theater als kultureller Botschafter der Stadt Bamberg
hätte präsentieren und in der ersten Liga der Theaterhäuser
mitspielen können! Denn gleich fünf Einladungen
zu hochkarätigen Festivals lagen vor. Doch dann
kam die Corona-Krise und alle Festivals wurden abgesagt.
„Für das Renommee unseres Theaters war dies sicher
das Bitterste, was uns durch Corona widerfahren
ist“, bedauert Intendantin Sibylle Broll-Pape, die die
Wertschätzung für jahrelange gute Theaterarbeit verwehrt
sieht. FN-Mitarbeiter Nevfel Cumart sprach mit
ihr auch über die neuen Premieren, über Probleme und
Herausforderungen und einen Blick in die Zukunft.
Das Motto der neuen Spielzeit
lautet „Wo stehen wir?“ Fangen
wir doch damit an: Wo stehen
wir derzeit mit Ihrem Theater?
Dieses Spielzeit-Motto „Wo stehen
wir?“ ist ja noch aus der Vor-Corona-Zeit.
Wir wollten eigentlich
eine Bestandsaufnahme machen.
Wo die deutsche Gesellschaft, die
Gesellschaft insgesamt, steht. Dass
uns das Virus dazwischenkommt,
konnten wir ja nicht ahnen. Nun
sieht es so aus, als wäre dieses
Motto wie für Corona gemacht.
Die Probleme und Herausforderungen
liegen auf einmal viel stärker
auf dem Tablett.
Wie verliefen die letzten Monate?
Seit wann proben Sie wieder
intensiv?
Wir mussten sehr schnell den
Spielbetrieb einstellen. Dann kam
teilweise die Kurzarbeit. Es war
eine sehr schwierige Zeit von Mitte
März bis Anfang Juli, bis endlich das
Ensemble wieder proben konnte.
Wir haben zwar geprobt, aber
immer noch nicht gespielt. Dann
kamen erstmal die Theaterferien.
Jetzt proben wir seit drei Wochen
wieder intensiv und haben noch
gut zwei Wochen bis zur Premiere.
Wie probt man in Zeiten von
Corona?
Wir haben zunächst drei Wochen
lang mit Abstandshaltern gearbeitet.
Die brauchen wir nun nicht
mehr, weil das Ensemble ein Gefühl
für die geforderten Abstände entwickelt
hat. Wir müssen nicht mit
Maske spielen, das ist schon mal
gut. Das größte Problem bleibt, dass
man auf die Abstände achten muss.
Und wie löst man das Problem
in manchen Szenen? Was
ist etwa mit Liebesszenen, in denen
ja Nähe gefordert ist?
Ich finde, dass man auch Liebe
zeigen kann, ohne dass man sich
körperlich nahe ist. Ich weiß, das
ist sehr schwierig für die Schauspieler.
Sie müssen einen anderen
körperlichen Ausdruck finden, um
es über den Abstand hinweg zu
transportieren.
Dann war das auch eine kreative
Herausforderung für Sie als
Regisseurin? Vielleicht auch eine
ungewollte Neuentdeckung dramaturgischer
Möglichkeiten?
Kann man so sagen. Das ist auch
eine Möglichkeit gewesen, das
eigene Werkzeug zu überprüfen.
Im ersten Moment jammert man.
Dann überlegt man sich, wie man
diese Herausforderung bewältigen
kann. Es muss eben anders
funktionieren, als es ursprünglich
im Stück vorgesehen ist. Das war
gelegentlich sehr interessant, aber
ich möchte das nicht immer so
machen müssen! Aber aus diesem
Grunde nicht zu spielen, wäre für
uns nicht in Frage gekommen.
Ich traue mich kaum zu fragen:
Wie viele Menschen dürfen
unter den vorgeschriebenen
Maßnahmen rein?
Leider wenige. Ins Große Haus mit
400 Plätzen dürfen 113 Menschen.
Im Studio dürfen nur 38 von 100
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