Krakau –– Warschau nach Allenstein - Stadtgemeinschaft Tilsit eV ...
Krakau –– Warschau nach Allenstein - Stadtgemeinschaft Tilsit eV ...
Krakau –– Warschau nach Allenstein - Stadtgemeinschaft Tilsit eV ...
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
(D. Beese). Mit der organisatorischen<br />
Vorbereitung der Gottesdienste und<br />
Andachten in den großen Krankensälen<br />
oder auf den Stationsfluren des<br />
Standortlazaretts und der gleich bei<br />
Kriegsbeginn in einigen öffentlichen<br />
Schulen und in Häusern der Heil- und<br />
Pflegeanstalt Kortau neu eingerichteten<br />
Reservelazaretten hat Sanitätshauptfeldwebel<br />
Karl Hardt, ein aktives<br />
Glied der Kirchengemeinde<br />
<strong>Allenstein</strong>, Pfarrer Finger als „dienstbarer<br />
Geist mit Befehlsautorität’“ tatkräftig<br />
zur Seite gestanden. Auf eigene<br />
Verantwortung hat er die<br />
Verwundeten zum Gottesdienst eingeladen<br />
und mit seiner im Chorsingen<br />
geschulten, kräftigen Stimme die<br />
Choräle mitgesungen und manchen<br />
seiner Kameraden zum Mitsingen<br />
bewegt.<br />
Wilhelm Finger (58) wusste sich in<br />
dieser außergewöhnlichen Situation<br />
aber zuerst seinem großen Gemeindepfarramt<br />
als Prediger und Seelsorger<br />
sowie seinem an Herzasthma leidenden<br />
Amtsbruder Adalbert Schwede<br />
(50) verpflichtet. Gemeinsam mit ihm<br />
und dem hilfsbereiten Altsuperintendent<br />
Ernst Wedemann (72) haben sie<br />
es geschafft, das umfangreiche Gottesdienstangebot<br />
für die Gemeinde,<br />
einschließlich Kindern, Kranken, Behinderten<br />
und Strafgefangenen innerhalb<br />
der Stadt, sowie an fünf Außengottesdienststellen<br />
im Kreis<br />
<strong>Allenstein</strong> neben Konfirmandenunterrichten,<br />
Taufen, Trauungen, Beerdigungen<br />
und der Leitung des Gemeinde-Kirchenrates<br />
aufrecht zu<br />
erhalten. Über ein Jahr mussten die<br />
beiden Gemeindepastoren auf den<br />
dritten Amtsbruder warten, der in der<br />
Gestalt von Superintendent Friedrich<br />
Rzadtki (53) am 1. Oktober 1940 sein<br />
30<br />
Amt im Kirchenkreis und in der Kirchengemeinde<br />
<strong>Allenstein</strong> angetreten<br />
hatte. Er war der erste evangelische<br />
Pfarrer, der 1934 in einem KZ (Sonnenburg,<br />
Gau Grenzmark) zehn Wochen<br />
zubringen musste (H. Link). Aus<br />
Schneidemühl, wo er Maximilian Kaller,<br />
den Bischof von Ermland, aus<br />
gemeinsamen Erfahrungen mit dem<br />
dortigen Gauleiter kennen gelernt<br />
hatte, in seine masurische Heimat,<br />
<strong>nach</strong> Turoscheln, strafversetzt, hatte<br />
Friedrich Rzadtki sich als unerschrocken<br />
kämpferisches Mitglied der B.K.<br />
in Ostpreußen um den „Pfarrernotbund“<br />
verdient gemacht. Diese starke,<br />
geistliche, in Krisen bewährte<br />
Persönlichkeit ist in den schweren<br />
Jahren des Zweiten Weltkrieges und<br />
darüber hinaus seinen Amtsbrüdern<br />
und vielen Gemeindegliedern ein<br />
großer Halt gewesen!<br />
Mit dem Kommen des neuen Superintendenten<br />
und der tüchtigen Gemeindehelferin<br />
und Organistin Gertrud<br />
Klemm hatte sich der personelle<br />
Notstand erfreulich verändert. Außerdem<br />
„wurde insgesamt versucht, die<br />
Kirche im öffentlichen Leben wieder<br />
mehr zur Geltung zu bringen. So sollten<br />
vier monatlich in Königsberg, <strong>Allenstein</strong>,<br />
Insterburg und <strong>Tilsit</strong> tagende<br />
Kirchen-Konvente die innere Ordnung<br />
der Kirche und die Bruderschaft<br />
<strong>nach</strong> dem Kirchenkampf zwischen<br />
Deutschen Christen und Bekennender<br />
Kirche wieder herstellen. Erstaunlicherweise<br />
konnte im September<br />
1940 ein ostpreußischer Gemeindetag<br />
in Königsberg stattfinden, der im<br />
Juli 1941 unter Beteiligung von 110<br />
Pfarrern und Laien aus 26 Kirchenkreisen<br />
wiederholt wurde“ (W. Hubatsch).<br />
Diese stärkenden „Atempausen“<br />
für die evangelischen