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MAGNIFICAT November 2020

Thema des Monats November: "Mit den Psalmen leben und sterben" Inhalt (neben Morgen- und Abendgebet sowie Texten der Eucharistiefeier): · Das Bild im Blick ... das habt ihr mir getan · Thema des Monats Der 90. Psalm. Von Ewigkeit zu Ewigkeit · Unter die Lupe genommen Selig sind, die da Leid tragen. Ein deutsches Requiem Ewige Glückseligkeit · Singt dem Herrn ein neues Lied Das Weizenkorn muss sterben · Engagiertes Christsein Die Apostolische Bewegung · Die Mitte erschließen Die Wechselbeziehung von Liturgie und Leben · Themen und Termine Gebetsanliegen des Papstes Das neue Lesejahr nach Markus Diaspora-Sonntag am 15. November Seliger des Monats: Bernhard Lichtenberg Neue Orgelsprache: Vor 130 Jahren starb César Franck Buß- und Bettag am 18. November Gebetstag für Opfer des sexuellen Missbrauchs Erneuerte Hoffnung. Impulse zum Kirchenjahr 20 Jahre Weltkulturerbe Insel Reichenau Gottesdienste im ZDF DOMRADIO · Gebete und Gesänge Confiteor Erbarme dich, Herr, unser Gott Marianische Antiphon „Salve Regina“ Marianische Antiphon „Alma redemptoris mater“ · Namenstagskalender

Thema des Monats November: "Mit den Psalmen leben und sterben"

Inhalt (neben Morgen- und Abendgebet sowie Texten der Eucharistiefeier):

· Das Bild im Blick
... das habt ihr mir getan

· Thema des Monats
Der 90. Psalm. Von Ewigkeit zu Ewigkeit

· Unter die Lupe genommen
Selig sind, die da Leid tragen. Ein deutsches Requiem
Ewige Glückseligkeit

· Singt dem Herrn ein neues Lied
Das Weizenkorn muss sterben

· Engagiertes Christsein
Die Apostolische Bewegung

· Die Mitte erschließen
Die Wechselbeziehung von Liturgie und Leben

· Themen und Termine
Gebetsanliegen des Papstes
Das neue Lesejahr nach Markus
Diaspora-Sonntag am 15. November
Seliger des Monats: Bernhard Lichtenberg
Neue Orgelsprache: Vor 130 Jahren starb César Franck
Buß- und Bettag am 18. November
Gebetstag für Opfer des sexuellen Missbrauchs
Erneuerte Hoffnung. Impulse zum Kirchenjahr
20 Jahre Weltkulturerbe Insel Reichenau
Gottesdienste im ZDF
DOMRADIO

· Gebete und Gesänge
Confiteor
Erbarme dich, Herr, unser Gott
Marianische Antiphon „Salve Regina“
Marianische Antiphon „Alma redemptoris mater“

· Namenstagskalender

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Zum Titelbild<br />

Mantelteilung des heiligen Martin<br />

Meister des Riedener Altars,<br />

Schwaben um 1460/70,<br />

© Diözesanmuseum Rottenburg<br />

Die Altartafel mit der Mantelteilung des heiligen Martin wird dem Meister des<br />

Riedener Altars zugeschrieben. Dieser war um 1440–1475 tätig und erhielt<br />

seinen Notnamen von einem Altarretabel, das für die Klosterkirche St. Mang<br />

in Füssen gemalt wurde und später in Einzeltafeln in die Kirche St. Urban in<br />

Rieden bei Füssen verbracht wurde. Die Martinstafel wird um 1460/70 datiert<br />

und ist im schwäbischen Raum, vielleicht in Ulm, gemalt worden. Dies zeigt<br />

der Vergleich mit einer Johannes-Tafel des Meisters des Riedener Altars in der<br />

Staatsgalerie in Stuttgart.<br />

Unsere Tafel war Teil eines Altarflügels und bildete ursprünglich eine der<br />

Werktagsseiten eines Altarretabels aus der Pfarrkirche St. Martin in Günzburg.<br />

Eine Quelle des 19. Jahrhunderts berichtet, dass sich eine Mantelteilung von<br />

diesem Altar erhalten habe. Es war ein Klappaltar, und auf der anderen Seite<br />

befand sich ein Bild der Festtagsseite, von dem unser Titelbild aber zu unbekannter<br />

Zeit getrennt wurde. Eine Tafel mit der Anbetung der Könige im Diözesanmuseum<br />

in Rottenburg könnte eine Tafel von der Festtagsseite desselben<br />

Altars gewesen sein (eine weitere Tafel mit der Verkündigung an Maria ist<br />

wahrscheinlich in Günzburg erhalten).<br />

Der heilige Martin wird hier als Reiter gezeigt, der sich leicht zu dem am<br />

Boden kauernden Bettler herabneigt und ihm ein Stück seines roten Mantels<br />

herablässt, den er mit seinem Schwert zerteilt hat. Im Himmel aber erscheint<br />

Christus und hält denselben Mantel in der Hand.<br />

Heinz Detlef Stäps


wenn ich eintauche<br />

in Gottes<br />

Gnadenstrom<br />

kann ich nicht<br />

für mich behalten<br />

muss ich weitergeben<br />

Gottes Gabe<br />

dem<br />

sie<br />

nützt<br />

Heinz Detlef Stäps<br />

Mantelteilung des heiligen Martin,<br />

Meister des Riedener Altars,<br />

Schwaben um 1460/70,<br />

© Diözesanmuseum Rottenburg<br />

Karte aus: <strong>MAGNIFICAT</strong>. Das Stundenbuch, Ausgabe: <strong>November</strong> <strong>2020</strong><br />

© Butzon & Bercker GmbH, Kevelaer, www.magnificat.de


Benedictus<br />

epriesen sei der Herr, der Gott Israels! *<br />

Denn er hat sein Volk besucht und ihm<br />

Erlösung geschaffen;<br />

er hat uns einen starken Retter erweckt *<br />

im Hause seines Knechtes David.<br />

So hat er verheißen von alters her *<br />

durch den Mund seiner heiligen Propheten.<br />

Er hat uns errettet vor unsern Feinden *<br />

und aus der Hand aller, die uns hassen;<br />

er hat das Erbarmen mit den Vätern an uns vollendet /<br />

und an seinen heiligen Bund gedacht, *<br />

an den Eid, den er unserm Vater Abraham geschworen hat;<br />

er hat uns geschenkt, dass wir, aus Feindeshand befreit, /<br />

ihm furchtlos dienen in Heiligkeit und Gerechtigkeit *<br />

vor seinem Angesicht all unsre Tage.<br />

Und du, Kind, wirst Prophet des Höchsten heißen; /<br />

denn du wirst dem Herrn vorangehn *<br />

und ihm den Weg bereiten.<br />

Du wirst sein Volk mit der Erfahrung des Heils beschenken *<br />

in der Vergebung der Sünden.<br />

Durch die barmherzige Liebe unseres Gottes *<br />

wird uns besuchen das aufstrahlende Licht aus der Höhe,<br />

um allen zu leuchten, die in Finsternis sitzen<br />

und im Schatten des Todes, *<br />

und unsre Schritte zu lenken auf den Weg des Friedens.<br />

Ehre sei dem Vater und dem Sohn *<br />

und dem Heiligen Geist.<br />

Wie im Anfang, so auch jetzt und allezeit *<br />

und in Ewigkeit. Amen.<br />

Lk 1, 68–79 – VIII. Ton, vgl. GL 1975 681 · KG 267,<br />

alternative Melodie im V. Ton: vgl. GL 617, 2


Magnificat<br />

eine Seele preist die Größe des Herrn, *<br />

und mein Geist jubelt über Gott, meinen Retter.<br />

Denn auf die Niedrigkeit seiner Magd<br />

hat er geschaut. *<br />

Siehe, von nun an preisen mich selig alle Geschlechter.<br />

Denn der Mächtige hat Großes an mir getan, *<br />

und sein Name ist heilig.<br />

Er erbarmt sich von Geschlecht zu Geschlecht *<br />

über alle, die ihn fürchten.<br />

Er vollbringt mit seinem Arm machtvolle Taten: *<br />

Er zerstreut, die im Herzen voll Hochmut sind;<br />

er stürzt die Mächtigen vom Thron *<br />

und erhöht die Niedrigen.<br />

Die Hungernden beschenkt er mit seinen Gaben *<br />

und lässt die Reichen leer ausgehn.<br />

Er nimmt sich seines Knechtes Israel an *<br />

und denkt an sein Erbarmen,<br />

das er unsern Vätern verheißen hat, *<br />

Abraham und seinen Nachkommen auf ewig.<br />

Ehre sei dem Vater ...<br />

Lk 1, 46–55 – IX. Ton, vgl. GL 631, 4 · GL 1975 689 · KG 274<br />

Nunc dimittis<br />

un lässt du, Herr, deinen Knecht, *<br />

wie du gesagt hast, in Frieden scheiden.<br />

Denn meine Augen haben das Heil gesehen, *<br />

das du vor allen Völkern bereitet hast,<br />

ein Licht, das die Heiden erleuchtet, *<br />

und Herrlichkeit für dein Volk Israel.<br />

Ehre sei dem Vater ...<br />

Lk 2, 29–32 – III. Ton, vgl. GL 665, 3 · GL 1975 700, 3 · KG 290


<strong>November</strong> <strong>2020</strong><br />

Mit den Psalmen<br />

leben und sterben<br />

Ja, du hast mein Leben dem Tod entrissen,<br />

mein Auge den Tränen, meinen Fuß dem Straucheln.<br />

So gehe ich meinen Weg vor dem HERRN<br />

im Land der Lebenden.<br />

Psalm 116 – Verse 8–9<br />

Verlag Butzon & Bercker Kevelaer


Jahresthema 2<br />

Mit den Psalmen ...<br />

Dezember 2019<br />

Januar <strong>2020</strong><br />

Februar <strong>2020</strong><br />

März <strong>2020</strong><br />

Die Heilige Woche <strong>2020</strong><br />

April <strong>2020</strong><br />

Mai <strong>2020</strong><br />

Juni <strong>2020</strong><br />

Juli <strong>2020</strong><br />

August <strong>2020</strong><br />

September <strong>2020</strong><br />

Oktober <strong>2020</strong><br />

<strong>November</strong> <strong>2020</strong><br />

sehnen<br />

segnen<br />

loben<br />

bitten<br />

klagen<br />

jubeln<br />

verstehen<br />

singen<br />

fluchen<br />

dichten<br />

staunen<br />

danken<br />

leben und sterben<br />

<strong>MAGNIFICAT</strong> in Corona-Zeiten<br />

Aktuelle Informationen und Hinweise finden Sie<br />

im Internet unter https://www.magnificat-das-stundenbuch.de/de/corona.html


3<br />

Inhalt<br />

Editorial . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5<br />

Das Bild im Blick<br />

... das habt ihr mir getan . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6<br />

Morgengebet, Texte zur Eucharistiefeier, Abendgebet 10<br />

Thema des Monats<br />

Der 90. Psalm. Von Ewigkeit zu Ewigkeit . . . . . . . . . . . 342<br />

Unter die Lupe genommen<br />

Selig sind, die da Leid tragen. Ein deutsches Requiem . . 345<br />

Ewige Glückseligkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 349<br />

Singt dem Herrn ein neues Lied<br />

Das Weizenkorn muss sterben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 351<br />

Engagiertes Christsein<br />

Die Apostolische Bewegung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 354<br />

Die Mitte erschließen<br />

Die Wechselbeziehung von Liturgie und Leben . . . . . . . 357<br />

Themen und Termine<br />

Gebetsanliegen des Papstes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 71<br />

Das neue Lesejahr nach Markus . . . . . . . . . . . . . . . . . . 361<br />

Diaspora-Sonntag am 15. <strong>November</strong> . . . . . . . . . . . . . . . 364<br />

Seliger des Monats: Bernhard Lichtenberg . . . . . . . . . . 366<br />

Neue Orgelsprache: Vor 130 Jahren starb César Franck . . 369<br />

Buß- und Bettag am 18. <strong>November</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . 371<br />

Gebetstag für Opfer des sexuellen Missbrauchs . . . . . . . 372


Inhalt 4<br />

Erneuerte Hoffnung. Impulse zum Kirchenjahr . . . . . . . 373<br />

20 Jahre Weltkulturerbe Insel Reichenau . . . . . . . . . . . . 375<br />

Gottesdienste im ZDF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 376<br />

DOMRADIO . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 376<br />

Gebete und Gesänge<br />

Confiteor . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37<br />

Erbarme dich, Herr, unser Gott . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48<br />

Eröffnung von Morgen- und Abendgebet . . . . . . . . . . . 377<br />

Marianische Antiphon Salve Regina . . . . . . . . . . . . . . . 378<br />

Marianische Antiphon Alma redemptoris mater . . . . . . 379<br />

Namenstagskalender . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 380<br />

Impressum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 382<br />

Leserservice . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 383<br />

Quellennachweis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 384<br />

Abkürzungen:<br />

GL: Gotteslob 2013<br />

GL 1975: Gotteslob 1975<br />

KG: Kath. Gebet- und Gesangbuch der deutschsprachigen Schweiz<br />

EG: Evangelisches Gesangbuch<br />

<strong>MAGNIFICAT</strong> wird aus reinem Dünndruckpapier hergestellt und verbraucht<br />

daher 50 % weniger Nutzholz und Energie als herkömmliches<br />

Papier. Dünndruckpapier ist ein idealer Recycling-Rohstoff und leistet<br />

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5Editorial<br />

Liebe Leserinnen und Leser!<br />

Wer mit den Psalmen lebt, bekommt es darin oft mit Not<br />

und Tod zu tun. Wie ein roter Faden durchziehen Klagen<br />

das Psalmenbuch, die Gott Bedrängnis und Leid vor Augen<br />

stellen. Doch lebt darin auch das Vertrauen, dass, wer auf<br />

Gott baut, im Letzten nicht scheitert. Dieses Vertrauen kann<br />

wachsen, wenn ich Gottes Handeln in meinem Leben erkennen<br />

lerne. Deshalb spreche und singe ich Psalmen. Denn, so Paulus:<br />

„Der Glaube kommt vom Hören.“ (Röm 10, 17) Psalmen lehren<br />

mich lauschen, wahrnehmen, mit den Augen zu hören, wie<br />

Friedrich Nietzsche einmal gesagt hat. Mit Psalmen leben: das<br />

heißt, bei Gott in die Schule zu gehen. „Godgeleerdheid“, das<br />

niederländische Wort für Theologie, drückt das wunderbar aus.<br />

Wer mit Psalmen lebt, kann sich von Gott bei der Hand genommen<br />

fühlen und mit Reinhold Schneider vertrauen: „Der Weg<br />

endet ja nicht, wo wir meinen; der Weg führt uns durch die<br />

Wand hindurch, und am wahren Ende des Weges ist alles gut.“<br />

Lässt sich also mit den Psalmen sterben – und leben? Ich<br />

kann dazu nichts sagen. Ich sehe nur Verse wie Ps 149, 5: „In<br />

Herrlichkeit sollen die Frommen frohlocken, sie sollen jauchzen<br />

auf ihren Lagern.“ Dieser Psalm besingt den endzeitlichen Sieg<br />

JHWHs und seiner Getreuen (ja: singt ihn herbei; nicht umsonst<br />

kommt er im Stundengebet sonntags vor). Insofern klingt hier<br />

durchaus das Totenlager an. Ein Vor-Schein der Auferstehung?<br />

Die Begnadeten JHWHs als Verstorbene, die mit ihrem Hallelu-<br />

Jah die Unheilsmächte in die Schranken weisen? – Und ich sehe<br />

Ps 118, 17: „Ich werde nicht sterben, sondern leben, um die Taten<br />

des Herrn zu verkünden.“ Ein Vers, den die Kirche von früh<br />

an auf Jesus hin gelesen hat. Gilt er nicht auch von Menschen,<br />

die seinen Weg gegangen sind? Die mitten unter uns glaubhaft<br />

vom Leben künden, wie auf Erden, so im Himmel? Vielleicht<br />

kennen Sie solche Menschen.<br />

Ihr Johannes Bernhard Uphus


Das Bild im Blick 6<br />

… das habt ihr mir getan<br />

Wenn wir am 11. <strong>November</strong> den Gedenktag des heiligen<br />

Martin begehen, werden in vielen Gemeinden die Kinder<br />

mit Laternen durch die Straßen ziehen und ein hoch zu<br />

Ross sitzender Mann wird die Szene der Mantelteilung mit<br />

einem gespielten Bettler nachstellen. Diese Szene bezieht sich<br />

auf die Überlieferung des Sulpicius Severus, eines Zeitgenossen<br />

des heiligen Martin, der schon zu dessen Lebzeiten an einer<br />

Lebensbeschreibung arbeitete. Hierin erzählt er, wie dieser als<br />

junger römischer Soldat am Stadttor von Amiens im kalten Winter<br />

seinen Mantel mit einem unzureichend bekleideten Bettler<br />

teilte. Nachts sah Martin dann in einer Traumvision Christus<br />

mit diesem Mantelstück bekleidet.<br />

Martin (316–397) war zu dieser Zeit noch Soldat. Er war<br />

noch nicht getauft und hatte den Kriegsdienst noch nicht quittiert.<br />

Er war auch noch kein Mönch, kein Bischof von Tours, all<br />

das sind spätere Stationen seines Lebens, die hier noch nicht<br />

thematisiert werden. Seine Jugend und die eigentlich ganz andere<br />

Lebensweise als Kriegshandwerker machen die Tat des<br />

Martin umso erstaunlicher.<br />

Martin als Edelmann, der Bettler als Leprakranker<br />

Auf unserem Titelbild sehen wir Martin auf einem prächtig gezäumten<br />

Apfelschimmel sitzen. Das goldschimmernde, pelzverbrämte<br />

Gewand, die eng anliegende Hose und der modische<br />

Hut kennzeichnen Martin eher als Edelmann denn als Soldat.<br />

Das Gesicht und die langen, blonden Haare weisen auf seine<br />

Jugend hin. Der goldene Nimbus zeichnet den Heiligen aus.<br />

Über dem Wams trägt er einen leuchtend roten Mantel, den<br />

er mit der Linken hält, um ihn mit dem Schwert in der Rechten<br />

zu teilen. Das Pferd weicht in Schrittstellung zurück vor<br />

dem Bettler, der direkt vor ihm auf der Straße kniet. Durch die


7<br />

Das Bild im Blick<br />

einfache, eng anliegende Haube, die Bettlertasche, den Stock<br />

und die verbundenen und geschienten Beinstümpfe ist er nicht<br />

nur als Armer, sondern auch als Verkrüppelter, als Leprakranker,<br />

gekennzeichnet, der ganz auf die Hilfe anderer angewiesen<br />

ist. Er kann sich nur mithilfe des Stockes auf den Holzbrettern<br />

an den Unterschenkeln fortbewegen. Er trägt einen einfachen<br />

Wams, der Arme und Beine nackt lässt und ihn gegen die Kälte<br />

des Winters sicher nur unzureichend schützt. Mit der Rechten<br />

fasst er nach dem Mantelstück, das von der Hand des Martin<br />

herunterhängt. Die Blicke der beiden begegnen sich.<br />

Die Szene spielt vor dem Stadttor von Amiens, das rechts<br />

durch ein kulissenartig flaches Torgebäude angedeutet ist. Idealtypisch<br />

aufgefasste Bäume schließen die Szene nach hinten ab,<br />

wo ein dunkler Hintergrund eine Nachtstunde annehmen lässt.<br />

Der felsige Weg, der von einem Grasstück nach hinten begrenzt<br />

wird, ist mit einigen Steinen belegt, die den Weg der Malerei<br />

des 15. Jahrhunderts hin zu einer realistischen Wahrnehmung<br />

der Wirklichkeit dokumentieren, da hier (wie auch bei den beiden<br />

Standbeinen des Pferdes und beim Bettler) Schlagschatten<br />

zu sehen sind. Das Licht beleuchtet die Szene von rechts vorne.<br />

Christus erscheint dem Martin im Traum<br />

Die eigentliche Leistung des Malers besteht aber darin, dass er<br />

mit dieser Szene der Mantelteilung deren theologische Deutung<br />

verbindet, indem er oben links in einem Wolkensaum Christus<br />

als Halbfigur mit Nimbus darstellt, der das andere Ende des roten<br />

Mantels in Händen hält. Die Inschrift auf dem Spruchband<br />

in gotischer Textura nimmt auf die Überlieferung des Sulpicius<br />

Severus Bezug: „martinus adhuc kathecominus hac veste me<br />

contexit“ – „Martin, der noch Katechumene ist, hat mich mit<br />

diesem Gewand bekleidet“.<br />

Dieser Satz führt in die inhaltliche Tiefe des Bildes hinein.<br />

Die barmherzige Tat des Martin galt nur vordergründig dem


Das Bild im Blick 8<br />

Bettler. Nach Mt 25, 40 („… was ihr für einen meiner geringsten<br />

Brüder getan habt, das habt ihr mir getan“, Sulpicius Severus<br />

verweist ausdrücklich auf diese Bibelstelle) galt sie letztendlich<br />

Christus. Auch wenn weder der Bettler noch Christus das Gewand<br />

wirklich umlegen, beide halten es nur mit der Hand, ist<br />

die Bekleidung beider gemeint, wie der Text unmissverständlich<br />

darlegt.<br />

Dementsprechend ist die Diagonale die Hauptkompositionslinie<br />

des Bildes. Dabei geht es aber nicht, wie zunächst zu vermuten,<br />

um die Gabe des Martin, der auf der einen Seite den<br />

Mantel nach rechts unten zum Bettler, auf der anderen Seite<br />

aber auch nach links oben zu Christus gäbe. Der Ursprung der<br />

Gabe ist eindeutig Christus und somit wird auch die Zentralstellung,<br />

die Martin einnimmt, relativiert. Die Diagonale ist als<br />

durchgängige, herabfallende Linie aufgefasst. Wie ein Wasserfall<br />

strömt die Gabe von der Halbfigur Christi im Wolkensaum<br />

über Martin zum Bettler. Martin wird somit zum Mittler, zum<br />

Wasserrohr, durch das die Gabe Christi den Bettler erreicht.<br />

Ausgangspunkt ist aber der Herr im Himmel. Entgegen dem<br />

Text ist dieser im Bild eher der Gebende als der Empfangende.<br />

Er ist die Quelle der Barmherzigkeit, die Martin an den<br />

Bettler weitergibt. Auf diese Weise ist auch für moderne Augen<br />

einsichtig, dass Martin und der Bettler nicht auf einer Ebene<br />

stehen, sich nicht auf Augenhöhe begegnen, denn durch die<br />

Transparenz der irdischen hin zur himmlischen Wirklichkeit,<br />

mit welcher der Maler den göttlichen Ursprung des Handelns<br />

Martins sichtbar macht, muss eine formale Abstufung zwischen<br />

Gott und Mensch und in der Fortführung auch zwischen Martin<br />

und Bettler eingeführt werden.<br />

Vorbild für eine diakonale Kirche<br />

So beschreibt dieses Bild einen klaren Auftrag für jeden Einzelnen,<br />

aber auch für unsere ganze Kirche: Wir sollen Christus


9<br />

Das Bild im Blick<br />

nachahmen in seinem Dienst für die Menschen. Dafür ist der<br />

heilige Martin ein Vorbild, ein Beispiel, aber auch er ist ein<br />

Beauftragter, er handelt nicht im eigenen Ermessen. Im Grunde<br />

lädt dieses Bild den Betrachter ein, sich in diesen Strom der<br />

Gnade zu stellen, den der wunderbare Fluss des roten Mantels<br />

symbolisiert. Wir müssen keine heroischen Taten vollbringen,<br />

es geht nur darum, diesen Fluss nicht zu unterbrechen, sondern<br />

ihn weiterfließen zu lassen zu den anderen – durch uns<br />

hindurch.<br />

Heinz Detlef Stäps


Allerheiligen<br />

Sonntag, 1. <strong>November</strong> <strong>2020</strong><br />

A<br />

m Beginn des dunklen Monats <strong>November</strong>, der sehr stark vom<br />

Totengedenken geprägt ist, feiert die Kirche das Hochfest Allerheiligen.<br />

Im Orient reicht das Fest zurück bis ins vierte Jahrhundert,<br />

wo neben den Festen einzelner Märtyrer um Ostern aller Märtyrer<br />

gedacht wurde. Das Datum des Gedenktages war dort zunächst unterschiedlich<br />

am 13. Mai oder dem Sonntag nach Pfingsten. Im Westen<br />

beging man das Märtyrergedenken am 13. Mai, dem Weihetag<br />

des römischen Pantheons zu Ehren der Jungfrau Maria und aller<br />

heiligen Märtyrer (609/610). Im achten Jahrhundert begann man in<br />

Irland und England, den 1. <strong>November</strong> als Fest aller Heiligen, nicht<br />

nur der Märtyrer, zu feiern. Damit erfuhr das zu diesem Zeitpunkt<br />

begangene keltische Neujahrsfest Samhain eine christliche Umdeutung.<br />

Die Furcht vor den Toten, mit der Samhain besetzt war – man<br />

entzündete Feuer und trieb Mummenschanz zu ihrer Abschreckung;<br />

diese Bräuche leben heute kommerzialisiert in Halloween (Allhallows<br />

eve) weiter –, wurde abgelöst von der österlichen Freude über<br />

die bleibende Gemeinschaft mit allen, die bereits in Gottes Ewigkeit


11<br />

Sonntag, 1. <strong>November</strong> · Morgen<br />

leben. Vom neunten Jahrhundert an setzte sich der Allerheiligentag<br />

auch auf dem Festland durch.<br />

Die Kirche gedenkt an diesem Tag aller Heiligen, auch der nicht<br />

kanonisierten. Letztlich verehrt sie in ihnen Christus, dessen Gnade<br />

sich als machtvoll erwiesen und die Heiligen zur Vollendung geführt<br />

hat. Die Heiligen sind Zeugen für die Kraft Gottes und für den<br />

Sieg des Auferstandenen, der in seiner Kirche lebt und auch heute<br />

noch Menschen ergreift. So ist das Allerheiligenfest ein durch und<br />

durch österliches Fest. Die Heiligen, die „triumphierende Kirche“,<br />

bilden zusammen mit uns Glaubenden, der pilgernden Kirche, die<br />

eine Kirche. Wir rufen die Heiligen als unsere Fürsprecherinnen und<br />

Fürsprecher an. Zugleich sind sie für uns Wegweiser auf das Ziel hin,<br />

das sie bereits erreicht haben, zu dem wir aber noch unterwegs sind.<br />

Namenstag: hl. Harald Blaatand (dän. König, † 986) · sel. Wolfhold<br />

von Admont (Abt, † 1137) · sel. Luitpold von Breitbrunn (Einsiedler<br />

am Ammersee, † um 1250) · Arthur O’Neilly (Glaubensbote in Ägypten,<br />

Märtyrer, † 1282)<br />

Morgengebet<br />

Herr, öffne meine Lippen.<br />

Damit mein Mund dein Lob verkünde.<br />

Lasst uns hinaufziehen zum Berg des Herrn,<br />

ihn loben in der Schar seiner Heiligen.<br />

Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist.<br />

Wie im Anfang, so auch jetzt und allezeit und in Ewigkeit.<br />

Amen. Halleluja.<br />

Hymnus<br />

Jerusalem, du hochgebaute Stadt,<br />

wollt Gott, ich wär in dir!<br />

Mein sehnend Herz so groß Verlangen hat<br />

und ist nicht mehr bei mir.<br />

Weit über Berg und Tale,


Morgen · Sonntag, 1. <strong>November</strong> 12<br />

weit über Flur und Feld<br />

schwingt es sich über alle<br />

und eilt aus dieser Welt.<br />

Was für ein Volk, was für ein edle Schar<br />

kommt dort gezogen schon?<br />

Was in der Welt an Auserwählten war,<br />

seh ich: Sie sind die Kron,<br />

die Jesus mir, der Herre,<br />

entgegen hat gesandt,<br />

da ich noch war so ferne<br />

in meinem Tränenland.<br />

Propheten groß und Patriarchen hoch,<br />

auch Christen insgemein,<br />

alle, die einst trugen des Kreuzes Joch<br />

und der Tyrannen Pein,<br />

schau ich in Ehren schweben,<br />

in Freiheit überall,<br />

mit Klarheit hell umgeben,<br />

mit sonnenlichtem Strahl.<br />

Wenn dann zuletzt ich angelanget bin<br />

im schönen Paradeis,<br />

von höchster Freud erfüllet wird der Sinn,<br />

der Mund von Lob und Preis.<br />

Das Halleluja reine<br />

man spielt in Heiligkeit,<br />

das Hosianna feine<br />

ohn End in Ewigkeit,<br />

mit Jubelklang, mit Instrumenten schön,<br />

in Chören ohne Zahl,<br />

dass von dem Schall und von dem süßen Ton<br />

sich regt der Freudensaal,<br />

mit hunderttausend Zungen,<br />

mit Stimmen noch viel mehr,


13<br />

Sonntag, 1. <strong>November</strong> · Morgen<br />

wie von Anfang gesungen<br />

das große Himmelsheer.<br />

Johann Matthäus Meyfart 1626 – GL 553 · EG 150 (mehr Strophen)<br />

Psalm 8 Verse 2–10<br />

Herr, unser Herrscher, /<br />

wie gewaltig ist dein Name auf der ganzen Erde; *<br />

über den Himmel breitest du deine Hoheit aus.<br />

Aus dem Mund der Kinder und Säuglinge<br />

schaffst du dir Lob, /<br />

deinen Gegnern zum Trotz; *<br />

deine Feinde und Widersacher müssen verstummen.<br />

Seh ich den Himmel, das Werk deiner Finger, *<br />

Mond und Sterne, die du befestigt:<br />

Was ist der Mensch, dass du an ihn denkst, *<br />

des Menschen Kind, dass du dich seiner annimmst?<br />

Du hast ihn nur wenig geringer gemacht als Gott, *<br />

hast ihn mit Herrlichkeit und Ehre gekrönt.<br />

Du hast ihn als Herrscher eingesetzt<br />

über das Werk deiner Hände, *<br />

hast ihm alles zu Füßen gelegt:<br />

all die Schafe, Ziegen und Rinder *<br />

und auch die wilden Tiere,<br />

die Vögel des Himmels und die Fische im Meer, *<br />

alles, was auf den Pfaden der Meere dahinzieht.<br />

Herr, unser Herrscher, *<br />

wie gewaltig ist dein Name auf der ganzen Erde!<br />

Ehre sei dem Vater ...<br />

In deinen Heiligen, Gott, stellst du uns unsere eigene Würde<br />

vor Augen. Gib, dass wir erkennen, welche Möglichkeiten du<br />

uns eröffnest, und hilf uns, sie im Vertrauen auf dich zu verwirklichen.


Morgen · Sonntag, 1. <strong>November</strong> 14<br />

Lesung Eph 1, 17–18<br />

Der Gott Jesu Christi, unseres Herrn, der Vater der Herrlichkeit,<br />

gebe euch den Geist der Weisheit und Offenbarung,<br />

damit ihr ihn erkennt. Er erleuchte die Augen eures Herzens,<br />

damit ihr versteht, zu welcher Hoffnung ihr durch ihn berufen<br />

seid, welchen Reichtum die Herrlichkeit seines Erbes den Heiligen<br />

schenkt.<br />

Benedictus – Lobgesang des Zacharias<br />

Benedictus, Magnificat und Nunc dimittis finden Sie auf einem heraustrennbaren<br />

Gebetsblatt am Anfang des Heftes. Die dazugehörigen Antiphonen werden<br />

jeweils vor und nach diesen Gesängen aus dem Evangelium gebetet.<br />

Antiphon zum Benedictus:<br />

Die Gerechten werden leuchten wie die Sonne im Reich ihres<br />

Vaters. Halleluja.<br />

Bitten<br />

Gepriesen sei Gott, der uns in seinem Sohn Anteil an seiner<br />

Heiligkeit schenkt. Zu ihm lasst uns rufen:<br />

V: Barmherziger Vater, A: sende uns deinen Geist.<br />

Öffne uns für dein Wort,<br />

– damit uns aufgeht, was du mit uns vorhast.<br />

Mach uns Mut,<br />

– damit wir nicht verzagen vor den Aufgaben, die du uns zutraust.<br />

Gib uns Geduld,<br />

– damit wir in kleinen Schritten wirklich vorankommen, statt<br />

mit großen Aktionen zu scheitern.<br />

Vaterunser<br />

Oration<br />

Allmächtiger, ewiger Gott, du schenkst uns die Freude, am heutigen<br />

Fest die Verdienste aller deiner Heiligen zu feiern. Erfülle


15<br />

Sonntag, 1. <strong>November</strong> · Eucharistie<br />

auf die Bitten so vieler Fürsprecher unsere Hoffnung und schenke<br />

uns dein Erbarmen. Darum bitten wir durch Jesus Christus,<br />

deinen Sohn, unseren Herrn und Gott, der in der Einheit des<br />

Heiligen Geistes mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit.<br />

Bei d e n Orationen, die mit „Darum bitten wir durch Jesus Christus“ enden,<br />

soll die oben angegebene abschließende Formel gebetet werden.<br />

Der Gott der Geduld und des Trostes schenke uns,<br />

eines Sinnes untereinander zu sein, Christus Jesus gemäß,<br />

damit wir Gott, den Vater unseres Herrn Jesus Christus,<br />

einmütig und mit einem Munde preisen.<br />

Vgl. Röm 15, 5–6<br />

Eucharistiefeier<br />

Liedvorschläge: GL 380, 479, 542, 543, 548 · KG 137, 175, 534, 787<br />

Gloria<br />

Freut euch alle im Herrn am Fest aller Heiligen;<br />

mit uns freuen sich die Engel und loben Gottes Sohn.<br />

Tagesgebet (Oration des Morgengebetes)<br />

Lesung aus der Offenbarung des Johannes<br />

Offb 7, 2–4.9–14<br />

Ich, Johannes, sah vom Aufgang der Sonne her einen anderen<br />

Engel emporsteigen; er hatte das Siegel des lebendigen Gottes<br />

und rief den vier Engeln, denen die Macht gegeben war, dem<br />

Land und dem Meer Schaden zuzufügen, mit lauter Stimme zu<br />

und sprach: Fügt dem Land, dem Meer und den Bäumen keinen<br />

Schaden zu, bis wir den Knechten unseres Gottes das Siegel auf<br />

die Stirn gedrückt haben!


Eucharistie · Sonntag, 1. <strong>November</strong> 16<br />

Und ich erfuhr die Zahl derer, die mit dem Siegel gekennzeichnet<br />

waren. Es waren hundertvierundvierzigtausend aus<br />

allen Stämmen der Söhne Israels, die das Siegel trugen:<br />

Danach sah ich und siehe, eine große Schar aus allen Nationen<br />

und Stämmen, Völkern und Sprachen; niemand konnte<br />

sie zählen. Sie standen vor dem Thron und vor dem Lamm,<br />

gekleidet in weiße Gewänder, und trugen Palmzweige in den<br />

Händen. Sie riefen mit lauter Stimme und sprachen: Die Rettung<br />

kommt von unserem Gott, der auf dem Thron sitzt, und<br />

von dem Lamm.<br />

Und alle Engel standen rings um den Thron, um die Ältesten<br />

und die vier Lebewesen. Sie warfen sich vor dem Thron<br />

auf ihr Angesicht nieder, beteten Gott an und sprachen: Amen,<br />

Lob und Herrlichkeit, Weisheit und Dank, Ehre und Macht und<br />

Stärke unserem Gott in alle Ewigkeit. Amen.<br />

Da nahm einer der Ältesten das Wort und sagte zu mir: Wer<br />

sind diese, die weiße Gewänder tragen, und woher sind sie gekommen?<br />

Ich erwiderte ihm: Mein Herr, du weißt das. Und<br />

er sagte zu mir: Dies sind jene, die aus der großen Bedrängnis<br />

kommen; sie haben ihre Gewänder gewaschen und im Blut des<br />

Lammes weiß gemacht.<br />

Antwortpsalm Ps 24, 1–6<br />

Kehrvers:<br />

Aus allen Völkern hast du sie erwählt, die dein Angesicht suchen,<br />

o Herr.<br />

Dem HERRN gehört die Erde und was sie erfüllt, *<br />

der Erdkreis und seine Bewohner.<br />

Denn er hat ihn auf Meere gegründet, *<br />

ihn über Strömen befestigt. – Kehrvers<br />

Wer darf hinaufziehn zum Berg des HERRN, *<br />

wer darf stehn an seiner heiligen Stätte?


17<br />

Sonntag, 1. <strong>November</strong> · Eucharistie<br />

Der unschuldige Hände hat und ein reines Herz, /<br />

der seine Seele nicht an Nichtiges hängt *<br />

und keinen trügerischen Eid geschworen hat. – Kehrvers<br />

Er wird Segen empfangen vom HERRN *<br />

und Gerechtigkeit vom Gott seines Heils.<br />

Das ist das Geschlecht, das nach ihm fragt, *<br />

die dein Angesicht suchen, Jakob. – Kehrvers<br />

Kehrvers vgl. Vers 6, ferner GL 34, 1 (VI. Ton)<br />

oder GL 1975 119, 1 · KG 319 (VIII. Ton)<br />

Lesung aus dem ersten Johannesbrief 1 Joh 3, 1–3<br />

Schwestern und Brüder! Seht, welche Liebe uns der Vater geschenkt<br />

hat: Wir heißen Kinder Gottes und wir sind es. Deshalb<br />

erkennt die Welt uns nicht, weil sie ihn nicht erkannt hat.<br />

Geliebte, jetzt sind wir Kinder Gottes. Doch ist noch nicht<br />

offenbar geworden, was wir sein werden. Wir wissen, dass wir<br />

ihm ähnlich sein werden, wenn er offenbar wird; denn wir<br />

werden ihn sehen, wie er ist.<br />

Jeder, der diese Hoffnung auf ihn setzt, heiligt sich, so wie er<br />

heilig ist.<br />

Impuls zur Lesung<br />

Namen sind nicht bloß Schall und Rauch. Der Name Kind Gottes,<br />

den der Brief hier zum ersten Mal verwendet, sagt Wesentliches.<br />

Neue Herkunft, neues Sein. Gottes Kind ist das Bundesvolk<br />

Israel. Gottes Kind darf nun auch genannt werden, wer<br />

durch die Taufe auf den Namen Jesu zu Gott gehört. Ihre neue<br />

Existenz haben sich die Kinder Gottes nicht selbst aufgebaut, so<br />

wenig sich ein Neugeborenes das Leben alleine erarbeitet hat.<br />

Das neue Leben haben sie empfangen. Die Identität der Kinder<br />

Gottes wird nicht nur für die Zukunft erhofft, jetzt schon<br />

prägt sie ihre Wirklichkeit. Kann man aber „Gotteskindschaft“<br />

noch steigern? Der frühchristliche Weisheitslehrer ahnt etwas


Eucharistie · Sonntag, 1. <strong>November</strong> 18<br />

– das keimhaft in den Getauften angelegt, aber noch nicht voll<br />

verwirklicht ist: die reine Freude, Gott zu sehen, und durch<br />

seinen Blick, durch seinen Anblick, sich verwandeln zu lassen,<br />

durch und durch.<br />

Ruf vor dem Evangelium Mt 11, 28<br />

Halleluja. Halleluja.<br />

So spricht der Herr: Kommt alle zu mir, die ihr mühselig und<br />

beladen seid! Ich will euch erquicken.<br />

Halleluja.<br />

Aus dem hl. Evangelium nach Matthäus Mt 5, 1–12a<br />

In jener Zeit, als Jesus die vielen Menschen sah, die ihm folgten,<br />

stieg er auf den Berg. Er setzte sich und seine Jünger<br />

traten zu ihm. Und er öffnete seinen Mund, er lehrte sie und<br />

sprach:<br />

Selig, die arm sind vor Gott; denn ihnen gehört das Himmelreich.<br />

Selig die Trauernden; denn sie werden getröstet werden.<br />

Selig die Sanftmütigen; denn sie werden das Land erben.<br />

Selig, die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit; denn<br />

sie werden gesättigt werden.<br />

Selig die Barmherzigen; denn sie werden Erbarmen finden.<br />

Selig, die rein sind im Herzen; denn sie werden Gott schauen.<br />

Selig, die Frieden stiften; denn sie werden Kinder Gottes genannt<br />

werden.<br />

Selig, die verfolgt werden um der Gerechtigkeit willen; denn<br />

ihnen gehört das Himmelreich.<br />

Selig seid ihr, wenn man euch schmäht und verfolgt und alles<br />

Böse über euch redet um meinetwillen.<br />

Freut euch und jubelt: Denn euer Lohn wird groß sein im<br />

Himmel.<br />

Credo


19<br />

Sonntag, 1. <strong>November</strong> · Eucharistie<br />

Gabengebet<br />

Herr, unser Gott, nimm die Gaben entgegen, die wir am heutigen<br />

Fest darbringen. Wir glauben, dass deine Heiligen bei dir<br />

leben und dass Leid und Tod sie nicht mehr berühren. Erhöre<br />

ihr Gebet und lass uns erfahren, dass sie uns nahe bleiben und<br />

für uns eintreten. Darum bitten wir durch Christus, unseren<br />

Herrn.<br />

Präfation<br />

In Wahrheit ist es würdig und recht, dir, allmächtiger Vater, zu<br />

danken und dich mit der ganzen Schöpfung zu rühmen. Denn<br />

heute schauen wir deine heilige Stadt, unsere Heimat, das<br />

himmlische Jerusalem. Dort loben dich auf ewig die verherrlichten<br />

Glieder der Kirche, unsere Brüder und Schwestern, die<br />

schon zur Vollendung gelangt sind. Dorthin pilgern auch wir im<br />

Glauben, ermutigt durch ihre Fürsprache und ihr Beispiel, und<br />

gehen freudig dem Ziel der Verheißung entgegen. Darum preisen<br />

wir dich in der Gemeinschaft deiner Heiligen und singen<br />

mit den Chören der Engel das Lob deiner Herrlichkeit.<br />

Kommunionvers Mt 5, 8–10<br />

Selig, die ein reines Herz haben; denn sie werden Gott schauen.<br />

Selig, die Frieden stiften; denn sie werden Söhne Gottes<br />

genannt werden. Selig, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt<br />

werden; denn ihnen gehört das Himmelreich.<br />

Schlussgebet<br />

Gott, du allein bist heilig, dich ehren wir, wenn wir der Heiligen<br />

gedenken. Stärke durch dein Sakrament in uns das Leben<br />

der Gnade und führe uns auf dem Weg der Pilgerschaft zum<br />

ewigen Gastmahl, wo du selbst die Vollendung der Heiligen<br />

bist. Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.


Homilie · Sonntag, 1. <strong>November</strong> 20<br />

Schlusssegen<br />

Der gütige Gott, der die Heiligen zur Vollendung geführt hat,<br />

segne euch und bewahre euch vor allem Unheil.<br />

Das Vorbild der Heiligen lehre euch, und ihre Fürsprache helfe<br />

euch, Gott und den Menschen zu dienen.<br />

Am heutigen Festtag gedenkt die Kirche in Freude aller Heiligen;<br />

Gott führe euch nach diesem Leben zur ewigen Gemeinschaft<br />

mit ihnen.<br />

Das gewähre euch der dreieinige Gott, der Vater und der<br />

Sohn † und der Heilige Geist.<br />

Homilie zu Allerheiligen<br />

Von Bischof Dr. Franz-Josef Overbeck, Essen<br />

Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Menschen von<br />

heute … sind Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der<br />

Jünger Christi. Und es gibt nichts wahrhaft Menschliches, das<br />

nicht in ihren Herzen seinen Widerhall fände“ (vgl. Zweites Vatikanisches<br />

Konzil, Pastoralkonstitution Gaudium et spes, Nr.<br />

1). Das bezeugen Menschen, die mitten in der Weltlichkeit der<br />

Welt und der Lebendigkeit des Lebens ihr Glaubenszeugnis geben.<br />

Glaubensgeschichte und Lebensgeschichte, Glaubenswelt<br />

und Vernunftwelt, Bekenntnis und Erfahrung gehören genau<br />

hier zusammen. Gerade wenn die Gleichgültigkeit und die Unbekanntheit<br />

gegenüber dem christlichen Glauben zunimmt,<br />

müssen Christen, wie es Papst Franziskus formuliert, „neu an<br />

die Grenzen gehen“. Konkret bedeutet das, wirklich Geschichte<br />

zu wagen und sich auf die Geschichte einzelner Menschen,<br />

ganzer Gruppen und Völker wie auch der sehr konkreten Kirche<br />

einzulassen. Es braucht Menschen, die mit offenen Augen,<br />

allen Sinnen und wachem Verstand das alltägliche Leben der<br />

Menschen teilen und darin ein Zeugnis von der Gegenwart<br />

Gottes geben. Dabei kommen Christen nie daran vorbei, vor


21<br />

Sonntag, 1. <strong>November</strong> · Homilie<br />

allem mitten in den Leiden der Menschen, ihr Zeugnis im Licht<br />

der Leiden Christi zu geben, um den Weg offenzuhalten zum<br />

Geheimnis der Auferstehung und des Lebens im Licht Gottes.<br />

Die Heiligen sind solche Menschen, die sich mitten in ihren<br />

Erfahrungen von Freude und Leid von Gott haben ansprechen<br />

lassen. Sie wenden ihr Gesicht neu auf Gott hin und zugleich<br />

zur Welt, haben viel Sensibilität für die Armen und bleiben zugleich<br />

Gott Suchende, die sich nicht beruhigen lassen, weil sie<br />

die Fragen nach Gerechtigkeit und Barmherzigkeit umtreiben.<br />

Der Lehrmeister dieses Weges ist Jesus Christus, in dem das<br />

Menschliche und das Göttliche unvermischt und ungetrennt<br />

zusammenkommen. Dies führt Menschen im Glauben an ihn<br />

zu tiefen Erfahrungen der Einheit mit Gott, zugleich aber auch<br />

mit Menschen in ihren Verlassenheiten und Entfremdungen.<br />

Heilige leben im Alltag wahrhaftig in der Spur Jesu mitten in<br />

einer bleibend weltlichen Welt, die immer wieder auch in ihrer<br />

Begrenztheit deutlich wird. Gerade hier öffnet sich ihnen die<br />

Chance, die Welt in ihr Eigenes zu bringen, so wie Christen sie<br />

verstehen, nämlich sie auf Gott hin zu öffnen, um zu zeigen,<br />

woher sie kommt und wohin sie geht.<br />

Dieser Weg zeigt sich exemplarisch an den Seligpreisungen,<br />

an jenen großen Worten Jesu, die Lebensprogramm der Christen<br />

und Ausdruck ihrer Heiligkeit sind. In deren Einfachheit<br />

und Schlichtheit wird deutlich, was es heißt, dass der Glaube<br />

die Welt überwindet, indem er den Menschen ermächtigt, frei<br />

zu sein für ein Leben mit Gott und für die Liebe, die Gott selber<br />

ist. Dieses kurze Glaubensbekenntnis als Ausdruck des Christseins<br />

wird lebenspraktisch in der Übersetzung der Seligpreisungen<br />

in den Alltag. Sie sind Verheißungsworte an Menschen, die<br />

oft verfangen in der engen Weltlichkeit der Welt bleiben, denen<br />

aber die Gottesherrschaft vermittelt werden soll. So wird den<br />

Armen und denen, die um Jesu willen beschimpft, verleumdet<br />

und verfolgt werden, das Reich Gottes zugesprochen. Nicht,


Homilie · Sonntag, 1. <strong>November</strong> 22<br />

weil die Armen arm sind, sind sie seligzupreisen, und nicht die<br />

Verfolgten, weil sie verfolgt werden. Selig sind sie, weil sie zur<br />

Armut und Verfolgung ihr demütiges Einverständnis geben, um<br />

so dem Weg Jesu näherzukommen und sich mehr mit ihm zu<br />

verbinden. Wer sich nämlich diesem Weg Gottes verpflichtet,<br />

der wird vor allem in seiner eigenen Schwachheit Gottes Kraft<br />

erfahren (vgl. 1 Joh 4, 18; 2 Kor 12, 9b–10).<br />

Die Offenbarung des Johannes drückt dies am Allerheiligenfest<br />

so aus, wenn sie angesichts der Katastrophen der Weltgeschichte<br />

in einer Vision von der glanzvollen Welt der Geretteten<br />

spricht: „Alle Rettung kommt von unserem Gott … und von<br />

dem Lamm“ (Offb 7, 10). Es ist ein Hinweis darauf, dass alle<br />

Not und aller Tod für den, der sich an Christus hält und an ihn<br />

glaubt, ein Ende hat, weil es ein Hinübergehen aus Tod und<br />

Verfolgung in die Welt Gottes für jene gibt, die „ihre Gewänder<br />

gewaschen und im Blut des Lammes weiß gemacht“ (Offb 7, 14)<br />

haben. Die offiziell Heiliggesprochenen und die vielen stillen<br />

und verborgenen Heiligen sind Zeuginnen und Zeugen eines so<br />

praktisch gewordenen Auferstehungsglaubens.<br />

Denn diese Heiligen haben die Freundschaft Gottes und der<br />

Menschen gesucht, indem sie das Unvergängliche mehr geliebt<br />

haben als das Vergängliche, aber dem Vergänglichen und<br />

Menschlichen alle Solidarität schenkten. Das ist es, was zählt,<br />

wenn Allerheiligen gefeiert wird. Dieses Fest lädt ein, ein Leben<br />

lang Gottes Freundschaft mitten in der Welt und über sie<br />

hinaus zu suchen. So wird wahr, was Jesu denen verheißt, die<br />

ihm nachfolgen: „Ich nenne euch nicht mehr Knechte; denn der<br />

Knecht weiß nicht, was sein Herr tut. Vielmehr habe ich euch<br />

Freunde genannt ...“ (Joh 15, 15). Gott selbst ist es, der sich dem<br />

Menschen in dieser Freundschaft durch Jesus Christus verbunden<br />

hat. Genau das ist die Botschaft der Heiligen: Sich auf diese<br />

Freundschaft Gottes einzulassen und so, mit Jesus Christus an<br />

der Seite, im Leben den Sinn zu finden, den sie suchen. Jesus


23<br />

Sonntag, 1. <strong>November</strong> · Abend<br />

drückt dies so aus: „Ich habe euch dazu bestimmt, dass ihr euch<br />

aufmacht und Frucht bringt und dass eure Frucht bleibt“ (Joh<br />

15, 16).<br />

Abendgebet<br />

O Gott, komm mir zu Hilfe.<br />

Herr, eile, mir zu helfen.<br />

Ehre sei dem Vater ... Halleluja.<br />

Die vollständige Fassung der Eröffnungen von Morgen- und Abendgebet finden<br />

Sie mit Noten auf Seite 377.<br />

Hymnus<br />

Christus, du Heiland aller Welt,<br />

der uns des Vaters Reich verheißt,<br />

dich rühmt vor deinem ew’gen Thron<br />

die große Schar, die niemand zählt.<br />

Sie freun sich deiner Gegenwart<br />

und schauen deine Herrlichkeit;<br />

im Lichte folgen sie dem Lamm<br />

und singen dir das neue Lied.<br />

Wir jubeln über ihren Sieg<br />

und stimmen in ihr Loblied ein.<br />

Gib uns, wenn du einst wiederkommst,<br />

Anteil an ihrer Herrlichkeit.<br />

Herr Christus, dir sei Preis und Ruhm,<br />

der seine Diener herrlich krönt,<br />

dem Vater und dem Geist zugleich<br />

durch alle Zeit und Ewigkeit. Amen.<br />

Nach: Christe, Redemptor omnium; Hrabanus Maurus, † 856<br />

Melodie: GL 144 · GL 1975 474 · KG 40 · EG 288


Abend · Sonntag, 1. <strong>November</strong> 24<br />

Psalm 116 Verse 10–19<br />

Voll Vertrauen war ich, auch wenn ich sagte: *<br />

Ich bin so tief gebeugt.<br />

In meiner Bestürzung sagte ich: *<br />

Die Menschen lügen alle.<br />

Wie kann ich dem Herrn all das vergelten, *<br />

was er mir Gutes getan hat?<br />

Ich will den Kelch des Heils erheben *<br />

und anrufen den Namen des Herrn.<br />

Ich will dem Herrn meine Gelübde erfüllen *<br />

offen vor seinem ganzen Volk.<br />

Kostbar ist in den Augen des Herrn *<br />

das Sterben seiner Frommen.<br />

Ach Herr, ich bin doch dein Knecht, /<br />

dein Knecht bin ich, der Sohn deiner Magd. *<br />

Du hast meine Fesseln gelöst.<br />

Ich will dir ein Opfer des Dankes bringen *<br />

und anrufen den Namen des Herrn.<br />

Ich will dem Herrn meine Gelübde erfüllen *<br />

offen vor seinem ganzen Volk,<br />

in den Vorhöfen am Hause des Herrn, *<br />

in deiner Mitte, Jerusalem.<br />

Ehre sei dem Vater ...<br />

Durch die vertrauende Hingabe deines Sohnes, treuer Gott,<br />

sind wir überreich beschenkt. Löse unsere Fesseln und führe<br />

uns Jesu Wege. Lass unser ganzes Leben zu einem Opfer des<br />

Dankes werden.<br />

Lesung 2 Kor 6, 16b; 7, 1<br />

Wir sind der Tempel des lebendigen Gottes; denn Gott hat<br />

gesprochen: Ich will unter ihnen wohnen und mit ihnen<br />

gehen. Ich werde ihr Gott sein, und sie werden mein Volk sein.


25<br />

Sonntag, 1. <strong>November</strong> · Abend<br />

Das sind die Verheißungen, die wir haben, geliebte Brüder.<br />

Reinigen wir uns also von aller Unreinheit des Leibes und des<br />

Geistes und streben wir in Gottesfurcht nach vollkommener<br />

Heiligung!<br />

Magnificat – Lobgesang Mariens<br />

Antiphon zum Magnificat:<br />

Wie herrlich ist das Reich, in dem die Heiligen sich mit Christus<br />

freuen! Bekleidet mit weißen Gewändern, folgen sie dem Lamme,<br />

wohin es geht.<br />

Fürbitten<br />

Die Menschen, die wir als Heilige verehren, waren durchlässig<br />

für Gottes Liebe. Im Vertrauen auf ihre Fürsprache bitten wir:<br />

V: Gott, du Quell und Ziel unseres Lebens,<br />

A: höre unser Rufen.<br />

Stärke und belebe alle Getauften<br />

– und mach sie empfänglich für deinen Geist.<br />

Bewege die Herzen aller, die ein Leitungsamt in der Kirche innehaben,<br />

– und lass sie wachsen im Glauben und in der Liebe.<br />

Ermutige alle, die in Hilfsorganisationen tätig sind,<br />

– und hilf ihnen, sich tagtäglich für gerechtere Lebensverhältnisse<br />

einzusetzen.<br />

Sei bei den Familien, die die Last von Krankheit und Tod tragen<br />

müssen,<br />

– und lass sie solidarische Hilfe erfahren.<br />

Tröste die Sterbenden<br />

– und lass sie in der Gemeinschaft aller Heiligen des Himmels<br />

geborgen sein.<br />

Vaterunser


Abend · Sonntag, 1. <strong>November</strong> 26<br />

Oration<br />

Allmächtiger, ewiger Gott, du schenkst uns die Freude, am heutigen<br />

Fest die Verdienste aller deiner Heiligen zu feiern. Erfülle<br />

auf die Bitten so vieler Fürsprecher unsere Hoffnung und schenke<br />

uns dein Erbarmen. Darum bitten wir durch Jesus Christus.<br />

Salve Regina (Seite 378)<br />

Christus Jesus, der Auferstandene,<br />

komme den Seinen zu Hilfe.<br />

In der ewigen Herrlichkeit<br />

zähle er uns seinen Heiligen zu.<br />

Nach dem Te Deum


Montag, 2. <strong>November</strong> <strong>2020</strong><br />

Allerseelen<br />

Schon seit dem zweiten Jahrhundert ist das christliche Gedenken<br />

der Toten bezeugt. Den heutigen Allerseelentag als Gedenktag<br />

für alle Verstorbenen führte Abt Odilo von Cluny im Jahre 998<br />

ein. Er galt zunächst für die ihm unterstellten Klöster, breitete sich<br />

aber seit dem 11. Jahrhundert im Zuge der von Cluny ausgehenden<br />

Reformbewegung bald in der ganzen Kirche des Abendlandes aus.<br />

In Rom wurde er im 14. Jahrhundert erstmals gefeiert.<br />

Mit dem Allerseelentag ist der Gedanke an den Reinigungsort<br />

(Purgatorium oder Fegefeuer) verbunden. Die Bibel selbst kennt<br />

den Ausdruck Fegefeuer nicht, sehr wohl aber die Bildwelt reinigenden,<br />

läuternden Feuers (Jesaja, Maleachi). Dahinter steht zum<br />

einen die Vorstellung, dass wir mit unseren Verstorbenen über den<br />

Tod hinaus verbunden bleiben; zum anderen die, dass die Verstorbenen,<br />

die noch nicht zu den Heiligen des Himmels zählen, erst<br />

noch eine Läuterung erfahren, dann aber in den Himmel kommen.<br />

Unser Gebet will ihnen diese Zeit erleichtern. Mit dem Gebet und<br />

der Eucharistiefeier für die Verstorbenen verbindet sich häufig ein<br />

Gang zum Friedhof, mancherorts auch schon am Allerheiligentag.<br />

Blumen und Kerzen auf den Gräbern sprechen vom Leben, das<br />

Christen für ihre Toten erhoffen. Sie legen Zeugnis ab von ihrem<br />

Glauben, dass die Verstorbenen Anteil haben dürfen an der in<br />

Christus verheißenen Fülle des Lebens.<br />

Alternative Schrifttexte:<br />

Lesung: Weish 3, 1–9; Jes 25, 6a.7–9; Dan 10, 2.11a; 12, 1–3;<br />

2 Makk 12, 43–45<br />

Röm 14, 7–9.10c–12; 1 Kor 15, 20–23; 2 Kor 5, 1.6–10;<br />

1 Thess 4, 13–18<br />

Evangelium:<br />

Joh 5, 24–29; Joh 6, 37–40; Joh 11, 17–27; Joh 14,1–6<br />

Namenstag: hl. Viktorin von Pettau (ältester Erklärer der Hl. Schrift im<br />

Abendland, Bischof, Märtyrer, † um 304) · hl. Malachias von Armagh<br />

(Bischof, † 1148) · Angela von Stolberg (Ordensfrau, † 1905)


Morgen · Montag, 2. <strong>November</strong> 28<br />

Morgengebet<br />

Herr, öffne meine Lippen.<br />

Damit mein Mund dein Lob verkünde.<br />

Aus der Tiefe rufe ich, Herr, zu dir:<br />

Herr, höre meine Stimme!<br />

Wende dein Ohr mir zu, achte auf mein lautes Flehen!<br />

Ps. 130, 1 f.<br />

Ehre sei dem Vater ... Halleluja.<br />

Hymnus<br />

Mitten wir im Leben sind<br />

mit dem Tod umfangen.<br />

Wer ist, der uns Hilfe bringt,<br />

dass wir Gnad erlangen?<br />

Das bist du, Herr, alleine.<br />

Uns reuet unsre Missetat,<br />

die dich, Herr, erzürnet hat.<br />

Heiliger Herre Gott, heiliger starker Gott,<br />

heiliger, barmherziger Heiland, du ewiger Gott,<br />

lass uns nicht versinken<br />

in des bittern Todes Not.<br />

Kyrieleison.<br />

Nach: Media vita in morte sumus; 11. Jahrhundert (Alte Übertragung)<br />

GL 503 · GL 1975 654 · KG 706 · EG 518<br />

Psalm 90 Verse 1b–17<br />

Zu diesem Psalm finden Sie eine Auslegung auf den Seiten 342–345.<br />

Herr, du warst unsere Zuflucht *<br />

von Geschlecht zu Geschlecht.<br />

Ehe die Berge geboren wurden, /<br />

die Erde entstand und das Weltall, *<br />

bist du, o Gott, von Ewigkeit zu Ewigkeit.


29<br />

Montag, 2. <strong>November</strong> · Morgen<br />

Du lässt die Menschen zurückkehren zum Staub *<br />

und sprichst: „Kommt wieder, ihr Menschen!“<br />

Denn tausend Jahre sind für dich wie der Tag,<br />

der gestern vergangen ist, *<br />

wie eine Wache in der Nacht.<br />

Von Jahr zu Jahr säst du die Menschen aus; *<br />

sie gleichen dem sprossenden Gras.<br />

Am Morgen grünt es und blüht, *<br />

am Abend wird es geschnitten und welkt.<br />

Denn wir vergehen durch deinen Zorn, *<br />

werden vernichtet durch deinen Grimm.<br />

Du hast unsere Sünden vor dich hingestellt, *<br />

unsere geheime Schuld in das Licht deines Angesichts.<br />

Denn all unsere Tage gehn hin unter deinem Zorn, *<br />

wir beenden unsere Jahre wie einen Seufzer.<br />

Unser Leben währt siebzig Jahre, *<br />

und wenn es hoch kommt, sind es achtzig.<br />

Das Beste daran ist nur Mühsal und Beschwer, *<br />

rasch geht es vorbei, wir fliegen dahin.<br />

Wer kennt die Gewalt deines Zornes *<br />

und fürchtet sich vor deinem Grimm?<br />

Unsere Tage zu zählen, lehre uns! *<br />

Dann gewinnen wir ein weises Herz.<br />

Herr, wende dich uns doch endlich zu! *<br />

Hab Mitleid mit deinen Knechten!<br />

Sättige uns am Morgen mit deiner Huld! *<br />

Dann wollen wir jubeln und uns freuen all unsre Tage.<br />

Erfreue uns so viele Tage, wie du uns gebeugt hast, *<br />

so viele Jahre, wie wir Unglück erlitten.<br />

Zeig deinen Knechten deine Taten *<br />

und ihren Kindern deine erhabene Macht!


Morgen · Montag, 2. <strong>November</strong> 30<br />

Es komme über uns die Güte des Herrn, unsres Gottes! /<br />

Lass das Werk unsrer Hände gedeihen, *<br />

ja, lass gedeihen das Werk unsrer Hände!<br />

Ehre sei dem Vater ...<br />

Ewiger Gott, wie klein sind wir vor dir. Vom ersten Tag unseres<br />

Lebens an altern wir, bedrängt uns der Tod. Wende dich uns<br />

zu. Sättige uns mit deiner Huld. Du allein bist unsere Zuflucht.<br />

Lesung <br />

vgl. Ijob 19, 25–26 (Vulg.)<br />

Ich weiß: Mein Erlöser lebt. Am Letzten Tag werde ich auferstehen,<br />

und in meinem Leib werde ich meinen Gott schauen.<br />

Benedictus – Lobgesang des Zacharias<br />

Antiphon zum Benedictus:<br />

Ich bin die Auferstehung und das Leben; wer an mich glaubt,<br />

wird leben, auch wenn er stirbt; und jeder, der lebt und an mich<br />

glaubt, wird in Ewigkeit nicht sterben.<br />

Bitten<br />

Im Angesicht unserer Vergänglichkeit rufen wir zum Vater:<br />

V: Du unser Heil, A: schenke uns dein Leben.<br />

Du lebst in immerwährender Gegenwart;<br />

– mach uns bereit, dir im Hier und Heute zu begegnen.<br />

Immer wieder lässt du Augenblicke deiner Nähe in unserem<br />

Leben aufleuchten;<br />

– lass sie uns Kraft geben, unseren Alltag zu bestehen.<br />

In unseren Mitmenschen kommst du auf uns zu;<br />

– nähre in uns die Hoffnung, allen, die uns wichtig geworden<br />

sind, bei dir wieder zu begegnen.<br />

Vaterunser


31<br />

Montag, 2. <strong>November</strong> · Eucharistie<br />

Oration<br />

Allmächtiger Gott, wir glauben und bekennen, dass du deinen<br />

Sohn als Ersten von den Toten auferweckt hast. Stärke unsere<br />

Hoffnung, dass du auch unsere Brüder und Schwestern auferwecken<br />

wirst zum ewigen Leben. Darum bitten wir durch ihn,<br />

Jesus Christus.<br />

Der treue Gott,<br />

dem das Sterben seiner Frommen kostbar ist,<br />

er löse unsere Fesseln und schenke uns seinen Frieden.<br />

Vgl. Ps 116, 15 f.<br />

Eucharistiefeier<br />

Liedvorschläge: GL 423, 434, 435, 503, 507, 656 · KG 542,<br />

706, 728<br />

Wie Jesus gestorben und auferstanden ist,<br />

so wird Gott auch die in Jesus Entschlafenen<br />

mit ihm vereinen.<br />

Denn wie in Adam alle sterben,<br />

so werden in Christus einst alle lebendig gemacht.<br />

1 Thess 4; 1 Kor 15, 22<br />

Tagesgebet (Oration des Morgengebetes)<br />

Lesung aus dem Buch Ijob Ijob 19, 1.23–27a<br />

Ijob sprach: Würden meine Worte doch geschrieben, würden<br />

sie doch in ein Buch eingeritzt, mit eisernem Griffel und mit<br />

Blei, für immer gehauen in den Fels.<br />

Doch ich, ich weiß: Mein Erlöser lebt, als Letzter erhebt er<br />

sich über dem Staub. Ohne meine Haut, die so zerfetzte, und<br />

ohne mein Fleisch werde ich Gott schauen. Ihn selber werde


Eucharistie · Montag, 2. <strong>November</strong> 32<br />

ich dann für mich schauen; meine Augen werden ihn sehen,<br />

nicht mehr fremd.<br />

Antwortpsalm Ps 42, 2–3.5; Ps 43, 3–4<br />

Kehrvers:<br />

Meine Seele dürstet nach Gott, nach dem lebendigen Gott.<br />

Wie der Hirsch lechzt nach frischem Wasser, *<br />

so lechzt meine Seele, Gott, nach dir.<br />

Meine Seele dürstet nach Gott, /<br />

nach dem lebendigen Gott. *<br />

Wann darf ich kommen<br />

und erscheinen vor Gottes Angesicht? – Kehrvers<br />

Ich will in einer Schar einherziehn. *<br />

Ich will in ihr zum Hause Gottes schreiten,<br />

im Schall von Jubel und Dank *<br />

in festlich wogender Menge. – Kehrvers<br />

Sende dein Licht und deine Wahrheit; sie sollen mich leiten; *<br />

sie sollen mich bringen zu deinem heiligen Berg<br />

und zu deinen Wohnungen.<br />

So will ich kommen zu Gottes Altar, /<br />

zum Gott meiner Freude und meines Jubels. *<br />

Ich will dir danken zur Leier, Gott, du mein Gott. – Kehrvers<br />

Kehrvers siehe Vers Ps 42, 3a, ferner GL 420 · GL 1975 676, 1 ·<br />

KG 263 (II.Ton) oder GL 1975 209, 3 (VII. Ton)<br />

Lesung aus dem Römerbrief Röm 8, 14–23<br />

Schwestern und Brüder! Alle, die sich vom Geist Gottes leiten<br />

lassen, sind Kinder Gottes. Denn ihr habt nicht einen Geist<br />

der Knechtschaft empfangen, sodass ihr immer noch Furcht haben<br />

müsstet, sondern ihr habt den Geist der Kindschaft empfangen,<br />

in dem wir rufen: Abba, Vater!<br />

Der Geist selber bezeugt unserem Geist, dass wir Kinder Gottes<br />

sind.


33<br />

Montag, 2. <strong>November</strong> · Eucharistie<br />

Sind wir aber Kinder, dann auch Erben; Erben Gottes und<br />

Miterben Christi, wenn wir mit ihm leiden, um mit ihm auch<br />

verherrlicht zu werden.<br />

Ich bin nämlich überzeugt, dass die Leiden der gegenwärtigen<br />

Zeit nichts bedeuten im Vergleich zu der Herrlichkeit, die an<br />

uns offenbar werden soll. Denn die Schöpfung wartet sehnsüchtig<br />

auf das Offenbarwerden der Söhne Gottes.<br />

Gewiss, die Schöpfung ist der Nichtigkeit unterworfen, nicht<br />

aus eigenem Willen, sondern durch den, der sie unterworfen<br />

hat, auf Hoffnung hin: Denn auch sie, die Schöpfung, soll von<br />

der Knechtschaft der Vergänglichkeit befreit werden zur Freiheit<br />

und Herrlichkeit der Kinder Gottes.<br />

Denn wir wissen, dass die gesamte Schöpfung bis zum heutigen<br />

Tag seufzt und in Geburtswehen liegt. Aber nicht nur das,<br />

sondern auch wir, obwohl wir als Erstlingsgabe den Geist haben,<br />

auch wir seufzen in unserem Herzen und warten darauf,<br />

dass wir mit der Erlösung unseres Leibes als Söhne offenbar<br />

werden.<br />

Impuls zur Lesung<br />

Viel zu sehr haben wir uns an die Worte der Schrift gewöhnt,<br />

wir spüren nicht mehr das ungeheuerlich Große, das sie vom<br />

Menschen sagt: Gott wohnt in uns mit seinem Geist. So nahe<br />

ist er uns gekommen, dass wir seine Kinder, seine Erben sind,<br />

also Verwandte und Vertraute, die sich nicht fürchten müssen.<br />

Doch auch der Schöpfung als Ganzer gilt das verheißene Heil.<br />

Auch sie soll befreit werden zur Herrlichkeit und Gotteskindschaft.<br />

Das Seufzen, das Schreien, die Geburtswehen, die Verlorenheit<br />

der Schöpfung – wie konkret erfahren wir diese Not<br />

in der fortschreitenden Zerstörung der Natur heute. Die enge<br />

Verbindung, die Paulus hier herstellt zwischen dem Heil des<br />

Menschen und der Rettung der außermenschlichen Schöpfung,<br />

unterstreicht unsere Verantwortung. Es wird das eine<br />

nicht ohne das andere geben.


Eucharistie · Montag, 2. <strong>November</strong> 34<br />

Ruf vor dem Evangelium <br />

vgl. Joh 6, 51ab.58c<br />

Ehre sei dir, Christus, Sohn des lebendigen Gottes!<br />

So spricht der Herr: Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel<br />

gekommen ist. Wer dieses Brot isst, wird in Ewigkeit leben.<br />

Ehre sei dir, Christus, Sohn des lebendigen Gottes!<br />

Aus dem hl. Evangelium nach Johannes Joh 6, 51–58<br />

In jener Zeit sprach Jesus zu der Menge: Ich bin das lebendige<br />

Brot, das vom Himmel herabgekommen ist. Wer von diesem<br />

Brot isst, wird in Ewigkeit leben. Das Brot, das ich geben werde,<br />

ist mein Fleisch für das Leben der Welt.<br />

Da stritten sich die Juden und sagten: Wie kann er uns sein<br />

Fleisch zu essen geben?<br />

Jesus sagte zu ihnen: Amen, amen, ich sage euch: Wenn ihr<br />

das Fleisch des Menschensohnes nicht esst und sein Blut nicht<br />

trinkt, habt ihr das Leben nicht in euch.<br />

Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, hat das ewige<br />

Leben und ich werde ihn auferwecken am Jüngsten Tag. Denn<br />

mein Fleisch ist wahrhaft eine Speise und mein Blut ist wahrhaft<br />

ein Trank.<br />

Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, der bleibt in mir<br />

und ich bleibe in ihm. Wie mich der lebendige Vater gesandt hat<br />

und wie ich durch den Vater lebe, so wird jeder, der mich isst,<br />

durch mich leben.<br />

Dies ist das Brot, das vom Himmel herabgekommen ist. Es<br />

ist nicht wie das Brot, das die Väter gegessen haben, sie sind<br />

gestorben. Wer aber dieses Brot isst, wird leben in Ewigkeit.<br />

Gabengebet<br />

Herr, unser Gott, schau gütig auf unsere Gaben. Nimm deine<br />

Diener und Dienerinnen auf in die Herrlichkeit deines Sohnes,<br />

mit dem auch wir durch das große Sakrament der Liebe verbunden<br />

sind. Darum bitten wir durch ihn, Christus, unseren Herrn.


35<br />

Montag, 2. <strong>November</strong> · Eucharistie<br />

Präfation<br />

In Wahrheit ist es würdig und recht, dir, Herr, heiliger Vater,<br />

allmächtiger, ewiger Gott, immer und überall zu danken durch<br />

unseren Herrn Jesus Christus. In ihm erstrahlt uns die Hoffnung,<br />

dass wir zur Seligkeit auferstehn. Bedrückt uns auch das<br />

Los des sicheren Todes, so tröstet uns doch die Verheißung der<br />

künftigen Unsterblichkeit. Denn deinen Gläubigen, o Herr,<br />

wird das Leben gewandelt, nicht genommen. Und wenn die<br />

Herberge der irdischen Pilgerschaft zerfällt, ist uns im Himmel<br />

eine ewige Wohnung bereitet. Darum singen wir mit den Engeln<br />

und Erzengeln, den Thronen und Mächten und mit all den<br />

Scharen des himmlischen Heeres den Hochgesang von deiner<br />

göttlichen Herrlichkeit.<br />

Kommunionvers Joh 11, 25–26<br />

So spricht der Herr: Ich bin die Auferstehung und das Leben;<br />

wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt, und jeder,<br />

der lebt und an mich glaubt, wird in Ewigkeit nicht sterben.<br />

Schlussgebet<br />

Barmherziger Gott, wir haben das Gedächtnis des Todes<br />

und der Auferstehung Christi gefeiert für unsere Brüder und<br />

Schwestern. Führe sie vom Tod zum Leben, aus dem Dunkel<br />

zum Licht, aus der Bedrängnis in deinen Frieden. Darum bitten<br />

wir durch Christus, unseren Herrn.<br />

Schlusssegen<br />

Die Gnade seines Segens schenke euch der Gott allen Trostes,<br />

der uns aus Liebe erschaffen und uns in Christus die Hoffnung<br />

auf die selige Auferstehung geschenkt hat.<br />

Den Lebenden gewähre er die Verzeihung der Sünden, die<br />

Verstorbenen führe er in sein Licht und seinen Frieden.<br />

Der Lebenden und der Toten erbarme sich Christus, der<br />

wahrhaft aus dem Grabe erstanden ist.


Zu Allerseelen · Montag, 2. <strong>November</strong> 36<br />

Das gewähre euch der dreieinige Gott, der Vater und der<br />

Sohn † und der Heilige Geist.<br />

Zu Allerseelen<br />

Nach dieser Sintflut<br />

Nach dieser Sintflut<br />

möchte ich die Taube,<br />

und nichts als die Taube,<br />

noch einmal gerettet sehn.<br />

Ich ginge ja unter in diesem Meer!<br />

flög’ sie nicht aus,<br />

brächte sie nicht<br />

in letzter Stunde das Blatt.<br />

Ingeborg Bachmann, aus:<br />

dies., Werke, Bd. 1. Gedichte,<br />

© 1978 Piper Verlag GmbH, München<br />

Abendgebet<br />

O Gott, komm mir zu Hilfe.<br />

Herr, eile, mir zu helfen.<br />

Ehre sei dem Vater ... Halleluja.<br />

Innehalten am Abend<br />

Die Weisheit eines Menschen misst man nicht nach seinen<br />

Erfahrungen, sondern nach seiner Fähigkeit, Erfahrungen zu<br />

machen.<br />

Heute ist der 70. Todestag von George Bernard Shaw<br />

(irischer Schriftsteller und Bühnenautor, 1856–1950)


37<br />

Montag, 2. <strong>November</strong> · Abend<br />

• Wie steht es um meine Fähigkeit, Erfahrungen zu machen?<br />

• An wen denke ich besonders, wenn es um die Gabe geht,<br />

Neues zu entdecken und daraus zu lernen?<br />

Confiteor – oder – Erbarme dich (Seite 48)<br />

Ich bekenne Gott, dem Allmächtigen, und allen Brüdern und<br />

Schwestern, dass ich Gutes unterlassen und Böses getan habe –<br />

ich habe gesündigt in Gedanken, Worten und Werken – durch<br />

meine Schuld, durch meine Schuld, durch meine große Schuld.<br />

Darum bitte ich die selige Jungfrau Maria, alle Engel und Heiligen<br />

und euch, Brüder und Schwestern, für mich zu beten bei<br />

Gott, unserem Herrn.<br />

Hymnus<br />

Zu diesem Lied finden Sie eine Auslegung auf den Seiten 351–354.<br />

1. Das Weizenkorn muss sterben,<br />

sonst bleibt es ja allein,<br />

der eine lebt vom andern,<br />

für sich kann keiner sein.<br />

Geheimnis des Glaubens:<br />

Im Tod ist das Leben!<br />

2. So gab der Herr sein Leben,<br />

verschenkte sich wie Brot.<br />

Wer dieses Brot genommen,<br />

verkündet seinen Tod.<br />

Geheimnis des Glaubens:<br />

Im Tod ist das Leben!<br />

3. Wer dies Geheimnis feiert,<br />

soll selber sein wie Brot;<br />

so lässt er sich verzehren<br />

von aller Menschennot.<br />

Geheimnis des Glaubens:<br />

Im Tod ist das Leben!<br />

4. Als Brot für viele Menschen<br />

hat uns der Herr erwählt,<br />

wir leben füreinander,<br />

und nur die Liebe zählt.<br />

Geheimnis des Glaubens:<br />

Im Tod ist das Leben!<br />

aus: Lothar Zenetti, Auf Seiner Spur.<br />

Texte gläubiger Zuversicht,<br />

© Matthias Grünewald Verlag. Verlagsgruppe Patmos in<br />

der Schwabenverlag AG, Ostfildern 2011. www.verlagsgruppe-patmos.de,<br />

GL 210 · GL 1975 620 · KG 137


Abend · Montag, 2. <strong>November</strong> 38<br />

Psalm 70 Verse 2–6<br />

Gott, komm herbei, um mich zu retten, *<br />

Herr, eile mir zu Hilfe!<br />

In Schmach und Schande sollen alle fallen, *<br />

die mir nach dem Leben trachten.<br />

Zurückweichen sollen sie und vor Scham erröten, *<br />

die sich über mein Unglück freuen.<br />

Beschämt sollen sich alle abwenden, die lachen und höhnen *<br />

und sagen: „Dir geschieht recht.“<br />

Alle, die dich suchen, frohlocken; *<br />

sie mögen sich freuen in dir.<br />

Die dein Heil lieben, sollen immer sagen: *<br />

„Groß ist Gott, der Herr.“<br />

Ich aber bin arm und gebeugt. *<br />

Eile, o Gott, mir zu Hilfe!<br />

Meine Hilfe und mein Retter bist du. *<br />

Herr, säume doch nicht!<br />

Ehre sei dem Vater ...<br />

Du unser Retter, komm uns zu Hilfe, sieh unsre Armut an! Wir<br />

wollen uns freuen an dir.<br />

Lesung Jes 25, 8<br />

Gott beseitigt den Tod für immer. Gott, der Herr, wischt die<br />

Tränen ab von jedem Gesicht. Auf der ganzen Erde nimmt<br />

er von seinem Volk die Schande hinweg.<br />

Magnificat – Lobgesang Mariens<br />

Antiphon zum Magnificat:<br />

Alles, was der Vater mir gibt, wird zu mir kommen, und wer zu<br />

mir kommt, den weise ich nicht zurück.


39<br />

Montag, 2. <strong>November</strong> · Abend<br />

Fürbitten<br />

Vor dir, heiliger Gott, sind alle lebendig. Wir bitten dich:<br />

V: Du unser Ursprung und Ziel, A: stärke unsere Hoffnung.<br />

– Dass wir mit deiner Hilfe Gleichgültigkeit, Hass, Krieg und<br />

Terror, die Todesmächte in unserer Welt überwinden.<br />

– Dass wir uns offenhalten für die Möglichkeit, dass allen Unterlegenen<br />

der Geschichte einmal Recht widerfährt.<br />

– Dass wir die innere Verbindung zu Menschen früherer Zeiten<br />

suchen und heute dem zum Durchbruch verhelfen, was sie an<br />

Gutem gesät haben.<br />

– Dass wir unseren Verstorbenen verbunden bleiben und aufmerksam<br />

werden für die Zeichen ihrer bleibenden Nähe.<br />

Vaterunser<br />

Oration<br />

Allmächtiger Gott, wir glauben und bekennen, dass du deinen<br />

Sohn als Ersten von den Toten auferweckt hast. Stärke unsere<br />

Hoffnung, dass du auch unsere Brüder und Schwestern auferwecken<br />

wirst zum ewigen Leben. Darum bitten wir durch ihn,<br />

Jesus Christus.<br />

Der ewige Gott,<br />

der ist, der war und der kommen wird,<br />

bewahre uns diese und alle Nächte in seiner Hand,<br />

bis wir auf immer seinen Frieden genießen.<br />

Salve Regina (Seite 378)


Dienstag, 3. <strong>November</strong> <strong>2020</strong><br />

Heiliger Hubert<br />

Heiliger Pirmin<br />

Heiliger Martin von Porres<br />

Hubert (655–727) ist ein volkstümlicher Heiliger, über dessen<br />

Leben wenig bekannt ist. Nach der Überlieferung war er adeliger<br />

Abstammung. Sein Lehrer war der heilige Lambert, Bischof<br />

von Tongern-Maastricht. Nach dessen Ermordung wurde Hubert<br />

705 dessen Nachfolger auf dem Bischofsstuhl. 715 übertrug er die<br />

Gebeine Lamberts nach Lüttich und verlegte seinen Bischofssitz<br />

dorthin. Hubert wirkte unermüdlich für die Verbreitung des christlichen<br />

Glaubens in Südbrabant und in den Ardennen, was ihm den<br />

Beinamen „Apostel der Ardennen“ eintrug. Auf ihn wurde die ursprünglich<br />

dem heiligen Eustachius zugeschriebene Legende von<br />

der Erscheinung eines Hirsches mit einem leuchtenden Kreuz im<br />

Geweih übertragen. Deshalb gilt er u. a. als Patron der Jäger.<br />

Schrifttexte: Lesung: 1 Kor 9, 24–27; Evangelium: Mt 24, 42–47<br />

Pirmin lebte von etwa 690 bis 753. Seine genaue Herkunft ist<br />

ungewiss. Er war Abtbischof und wurde 720 zur Mission nach<br />

Nordwest-Frankreich und an den Oberrhein gesandt. Er gründete<br />

zahlreiche Klöster, darunter vermutlich Reichenau, Murbach und<br />

Amorbach. Nach 728 reformierte er zahlreiche Klöster und führte<br />

dort die Regel des heiligen Benedikt ein. Außerdem versuchte er,<br />

den Klöstern eine möglichst große Selbstständigkeit gegenüber den<br />

Diözesanbischöfen und Grundherren zu geben. Die Stadt Pirmasens<br />

ist nach ihm benannt.<br />

Schrifttexte: Lesung: Eph 3, 2–3a.5–11; Evangelium: Lk 9, 57–62<br />

M<br />

artin (1569–1639) lebte und wirkte in Lima und war der<br />

Sohn des spanischen Edelmannes Juan de Porres und einer<br />

Mulattin. Er wurde von seiner Mutter christlich erzogen. Mit 12<br />

Jahren erwarb er sich als Gehilfe eines Arztes gute Kenntnisse als<br />

Wundarzt und Apotheker. 1592/94 trat er als Laienbruder in den


41<br />

Dienstag, 3. <strong>November</strong> · Morgen<br />

Dominikanerorden von Lima ein und kümmerte sich fortan um<br />

die Armen und Kranken. Priester zu werden, war ihm als Mischling<br />

nach den damaligen Regeln versagt. Unter seiner Leitung als<br />

Krankenpfleger wurde aus dem Kloster bald ein Krankenhaus, in<br />

dem kein Unterschied nach Rasse und Hautfarbe gemacht wurde.<br />

Martin war von großer Frömmigkeit und Demut, streng gegen sich<br />

selbst, mitfühlend und aufopferungsvoll zu den Menschen und<br />

wurde schon zu Lebzeiten geschätzt und verehrt.<br />

Schrifttexte: Lesung: Phil 4, 4–9; Evangelium: Mt 22, 34–40<br />

Namenstag: hl. Silvia (Mutter Gregors des Großen, † um 592) · hl.<br />

Marian (Glaubensbote an der unteren Elbe, Märtyrer, † 782) · hl. Berthold<br />

von Engelberg (Abt, † 1197) · hl. Ida von Toggenburg (Inklusin<br />

im Thurgau, † 13. Jh.) · Johannes Baptist Stöger (österr. Redemptorist,<br />

† 1883) · sel. Rupert Mayer (Jesuit, Gegner des Nationalsozialismus,<br />

† 1945)<br />

Morgengebet<br />

Herr, öffne meine Lippen.<br />

Damit mein Mund dein Lob verkünde.<br />

Ehre sei dem Vater ... Halleluja.<br />

Hymnus<br />

Erde, singe, dass es klinge,<br />

laut und stark dein Jubellied!<br />

Himmel alle, singt zum Schalle<br />

dieses Liedes jauchzend mit!<br />

Singt ein Loblied eurem Meister!<br />

Preist ihn laut, ihr Himmelsgeister!<br />

Was er schuf, was er gebaut, preis ihn laut!<br />

Kreaturen auf den Fluren,<br />

huldigt ihm mit Jubelruf!<br />

Ihr im Meere, preist die Ehre<br />

dessen, der aus nichts euch schuf!


Morgen · Dienstag, 3. <strong>November</strong> 42<br />

Was auf Erden ist und lebet,<br />

was in hohen Lüften schwebet,<br />

lob ihn! Er haucht ja allein Leben ein.<br />

Jauchzt und singet, dass es klinget,<br />

laut ein allgemeines Lied!<br />

Wesen alle, singt zum Schalle<br />

dieses Liedes jauchzend mit!<br />

Singt ein Danklied eurem Meister,<br />

preist ihn laut, ihr Himmelsgeister!<br />

Was er schuf, was er gebaut, preis ihn laut!<br />

Nach Johannes von Geissel (1837) 1842<br />

GL 411 · GL 1975 (verschiedene Anhänge)<br />

Strophen 1, 2 und 4<br />

Psalm 50 Verse 1–6<br />

Der Gott der Götter, der Herr, spricht, /<br />

er ruft der Erde zu *<br />

vom Aufgang der Sonne bis zum Untergang.<br />

Vom Zion her, der Krone der Schönheit, *<br />

geht Gott strahlend auf.<br />

Unser Gott kommt und schweigt nicht; *<br />

Feuer frisst vor ihm her; um ihn stürmt es gewaltig.<br />

Dem Himmel droben und der Erde ruft er zu, *<br />

er werde sein Volk nun richten:<br />

„Versammelt mir all meine Frommen, *<br />

die den Bund mit mir schlossen beim Opfer.“<br />

Die Himmel sollen seine Gerechtigkeit künden; *<br />

Gott selbst wird Richter sein.<br />

Ehre sei dem Vater ...<br />

Komm und schweige nicht, Gott, unser Heil. Richte deine Gerechtigkeit<br />

unter uns auf.


43<br />

Dienstag, 3. <strong>November</strong> · Morgen<br />

Lesung Kol 1, 3–6<br />

Wir danken Gott, dem Vater Jesu Christi, unseres Herrn,<br />

jedes Mal, wenn wir für euch beten. Denn wir haben von<br />

eurem Glauben an Christus Jesus gehört und von der Liebe,<br />

die ihr zu allen Heiligen habt, weil im Himmel die Erfüllung<br />

eurer Hoffnung für euch bereitliegt. Schon früher habt ihr davon<br />

gehört durch das wahre Wort des Evangeliums, das zu euch<br />

gelangt ist. Wie in der ganzen Welt, so trägt es auch bei euch<br />

Frucht und wächst seit dem Tag, an dem ihr den Ruf der göttlichen<br />

Gnade vernommen und in Wahrheit erkannt habt.<br />

Benedictus – Lobgesang des Zacharias<br />

Antiphon zum Benedictus:<br />

Nicht ihr werdet reden, sondern der Geist eures Vaters redet<br />

durch euch.<br />

Bitten<br />

Gepriesen sei Jesus Christus, der seine Jünger zu den Menschen<br />

sendet. Zu ihm lasst uns rufen:<br />

A: Gib uns Anteil an deiner Kraft.<br />

Die Beziehung zum Vater war die Mitte deines Lebens;<br />

– lass uns zur Ruhe kommen, dass wir die Stimme des Vaters<br />

hören.<br />

Du hast den Menschen nicht nur gepredigt, sondern bist auf sie<br />

zugegangen;<br />

– lass uns jedem Menschen wahrhaft begegnen, der unsere<br />

Wege kreuzt.<br />

Die Kranken haben deine Nähe gesucht, weil sie spürten, welche<br />

Kraft von dir ausging;<br />

– erfülle uns mit deinem Geist, dass unseren Mitmenschen dein<br />

Heil zuteilwird.<br />

Vaterunser


Eucharistie · Dienstag, 3. <strong>November</strong> 44<br />

Oration<br />

Gott, du Licht der Gläubigen, du hast den heiligen Bischof Hubert<br />

dazu berufen, der Kirche durch sein Wort und Beispiel zu<br />

dienen. Seine Fürsprache helfe uns, den Glauben zu bewahren,<br />

den er in seiner Predigt gelehrt, und den Weg zu gehen, den er<br />

uns durch sein Leben gewiesen hat. Darum bitten wir durch<br />

Jesus Christus.<br />

Ach, Herr, bring doch Hilfe!<br />

Ach, Herr, gib doch Gelingen!<br />

Gott, der Herr, erleuchte uns.<br />

Ps 118, 25.27<br />

Texte zur Eucharistiefeier<br />

Tagesgebet<br />

Barmherziger Gott, lenke du selbst unsere Herzen zu dir hin;<br />

denn ohne deine Hilfe können wir dir nicht gefallen. Darum<br />

bitten wir durch Jesus Christus.<br />

Lesung aus dem Philipperbrief Phil 2, 5–11<br />

Schwestern und Brüder! Seid untereinander so gesinnt, wie es<br />

dem Leben in Christus Jesus entspricht:<br />

Er war Gott gleich, hielt aber nicht daran fest, wie Gott zu<br />

sein, sondern er entäußerte sich und wurde wie ein Sklave und<br />

den Menschen gleich. Sein Leben war das eines Menschen; er<br />

erniedrigte sich und war gehorsam bis zum Tod, bis zum Tod<br />

am Kreuz.<br />

Darum hat ihn Gott über alle erhöht und ihm den Namen verliehen,<br />

der größer ist als alle Namen, damit alle im Himmel, auf<br />

der Erde und unter der Erde ihre Knie beugen vor dem Namen<br />

Jesu und jeder Mund bekennt: „Jesus Christus ist der Herr“ –<br />

zur Ehre Gottes, des Vaters.


45<br />

Dienstag, 3. <strong>November</strong> · Eucharistie<br />

Antwortpsalm <br />

Kehrvers:<br />

Deine Treue, Herr, preise ich in großer Gemeinde.<br />

Ps 22, 26–29.30c–32<br />

Deine Treue preise ich in großer Gemeinde; *<br />

ich erfülle meine Gelübde vor denen, die Gott fürchten.<br />

Die Armen sollen essen und sich sättigen; /<br />

den Herrn sollen preisen, die ihn suchen. *<br />

Aufleben soll euer Herz für immer. – Kehrvers<br />

Alle Enden der Erde sollen daran denken /<br />

und werden umkehren zum Herrn: *<br />

Vor ihm werfen sich alle Stämme der Völker nieder.<br />

Denn der Herr regiert als König; *<br />

er herrscht über die Völker. – Kehrvers<br />

Meine Seele, sie lebt für ihn; *<br />

mein Stamm wird ihm dienen.<br />

Vom Herrn wird man dem künftigen Geschlecht erzählen, /<br />

seine Heilstat verkündet man dem kommenden Volk; *<br />

denn er hat das Werk getan. – Kehrvers<br />

Kehrvers siehe Vers 26a, ferner GL 401 · GL 1975 496 · KG 85, 7 (VI. Ton)<br />

Ruf vor dem Evangelium Mt 11, 28<br />

Halleluja. Halleluja.<br />

So spricht der Herr: Kommt alle zu mir, die ihr euch plagt und<br />

schwere Lasten zu tragen habt. Ich werde euch Ruhe verschaffen.<br />

Halleluja.<br />

Aus dem hl. Evangelium nach Lukas Lk 14, 15–24<br />

In jener Zeit sagte einer der Gäste, der zusammen mit Jesus<br />

eingeladen worden war, zu ihm: Selig, wer im Reich Gottes<br />

am Mahl teilnehmen darf.<br />

Jesus sagte zu ihm: Ein Mann veranstaltete ein großes Festmahl<br />

und lud viele dazu ein.


Eucharistie · Dienstag, 3. <strong>November</strong> 46<br />

Als das Fest beginnen sollte, schickte er seinen Diener und<br />

ließ den Gästen, die er eingeladen hatte, sagen: Kommt, es steht<br />

alles bereit! Aber einer nach dem andern ließ sich entschuldigen.<br />

Der erste ließ ihm sagen: Ich habe einen Acker gekauft und<br />

muss jetzt gehen und ihn besichtigen. Bitte, entschuldige mich!<br />

Ein anderer sagte: Ich habe fünf Ochsengespanne gekauft und<br />

bin auf dem Weg, sie mir genauer anzusehen. Bitte, entschuldige<br />

mich! Wieder ein anderer sagte: Ich habe geheiratet und<br />

kann deshalb nicht kommen.<br />

Der Diener kehrte zurück und berichtete alles seinem Herrn.<br />

Da wurde der Herr zornig und sagte zu seinem Diener: Geh<br />

schnell auf die Straßen und Gassen der Stadt und hol die Armen<br />

und die Krüppel, die Blinden und die Lahmen herbei. Bald darauf<br />

meldete der Diener: Herr, dein Auftrag ist ausgeführt; aber<br />

es ist immer noch Platz.<br />

Da sagte der Herr zu dem Diener: Dann geh auf die Landstraßen<br />

und vor die Stadt hinaus und nötige die Leute zu kommen,<br />

damit mein Haus voll wird. Das aber sage ich euch: Keiner von<br />

denen, die eingeladen waren, wird an meinem Mahl teilnehmen.<br />

Impuls zum Evangelium<br />

Meine Nichte Marie hat auf dem Smartphone eine neue<br />

„Gruppe“ eingerichtet, in der sie sich zu bestimmten Fragen<br />

mit ihrer Mutter und mir verabreden kann. Das Erkennungsbild<br />

ist ein schwebendes Herz mit einem Stromkabel, es sieht<br />

ein bisschen aus wie ein Luftballon mit Schnur. Die Bildunterschrift<br />

lautet, aus dem Englischen übersetzt: Schau genau,<br />

wem du deine Zeit und deine Energie schenkst. Das ist wohl<br />

auch die Botschaft des heutigen Gleichnisses aus dem Lukas-<br />

Evangelium. Jemand lädt Freunde und gute Bekannte, mit zeitlichem<br />

Vorlauf, zu einem großen Fest ein. Man wird unter sich<br />

sein. Dann kommt noch einmal ein Bote, zeitnah, wie man<br />

heute sagt, als alles perfekt vorbereitet ist; doch jetzt plötzlich<br />

hat jeder Gast ein ernsthaftes Problem. Es sind respektable


47<br />

Dienstag, 3. <strong>November</strong> · Abend<br />

Leute und sie haben ehrenhafte Gründe für die Absage. Keine<br />

Kinkerlitzchen. Kein Schmu. Die Gäste sind nicht irgendwer.<br />

Nicht Hinz und Kunz. Nicht jeder kann einen Acker oder zehn<br />

Ochsen erwerben. Nicht jeder respektabel heiraten. Was nun?<br />

Die Location ist gemietet, das Catering längst am Start. In Zeiten<br />

von Corona kennen wir solche Szenarien … Wer trägt die<br />

Kosten? Soll das alles in den Müll wandern? Der Gastgeber<br />

will das nicht. Hier ist es ja auch nicht höhere Gewalt, sondern<br />

es sind die Gäste, die jeder für sich und doch unisono<br />

absagen. Dann holen wir eben Hinz und Kunz, die Habenichtse,<br />

die Menschen mit allerlei Lasten, vielleicht sogar Lastern,<br />

also die, die gar nicht hierher gehören, herein. Eine schöne<br />

Gesellschaft! Würde ich meine angesagte, nun leider abgesagte,<br />

Party wirklich für diese Leute öffnen? Oder umgekehrt<br />

gefragt – würde ich mir Zeit nehmen für das Fest? Was fange<br />

ich so an mit meiner Lebens-Zeit? Was sind meine Prioritäten?<br />

Schaue ich nervös auf die Uhr, oder habe ich Zeit und inneren<br />

Spielraum für Gottes Einladung, für die liebe- und ehrenvolle<br />

Einladung, seinen „kairos“?<br />

Abendgebet<br />

O Gott, komm mir zu Hilfe.<br />

Herr, eile, mir zu helfen.<br />

Ehre sei dem Vater ... Halleluja.<br />

Innehalten am Abend<br />

Die Liebe ist die Königin des Gewissens.<br />

Franz von Sales (französischer Theologe, Schriftsteller, Fürstbischof von Genf,<br />

Ordensgründer und Kirchenlehrer, 1567–1622)<br />

• Wie viel Angst beherrscht mein Gewissen?<br />

• Wie viel Liebe ist wirksam in diesem inneren Reich?


Abend · Dienstag, 3. <strong>November</strong> 48<br />

Confiteor (Seite 37) – oder:<br />

V: Erbarme dich, Herr, unser Gott, erbarme dich.<br />

A: Denn wir haben vor dir gesündigt.<br />

V: Erweise, Herr, uns deine Huld.<br />

A: Und schenke uns dein Heil.<br />

Hymnus<br />

kommt zu gast<br />

haltet rast<br />

nehmt und esst<br />

nehmt und trinkt<br />

kommt<br />

kommt zu gast<br />

wir laden alle hungrigen zu gast<br />

wir laden zu gast<br />

kommt zu gast<br />

haltet rast<br />

nehmt und esst<br />

nehmt und trinkt<br />

wir laden alle durstigen zu gast<br />

durst nach dem leben<br />

durst nach der liebe<br />

kommt<br />

kommt<br />

kommt zu gast<br />

haltet rast<br />

nehmt und esst<br />

nehmt und trinkt<br />

wir laden alle einsamen zu gast<br />

wir suchen euch<br />

wir warten<br />

schon lange


49<br />

Dienstag, 3. <strong>November</strong> · Abend<br />

zögert nicht<br />

kommt<br />

kommt<br />

kommt zu gast<br />

haltet rast<br />

nehmt und esst<br />

nehmt und trinkt<br />

wir laden alle toten zu gast<br />

unsre freunde<br />

wir rufen euch laut<br />

hört<br />

hört wie sie lachen<br />

unsre freunde<br />

sie leben<br />

kommt zu gast<br />

haltet rast<br />

nehmt und esst<br />

nehmt und trinkt<br />

Wilhelm Willms<br />

Psalm 61 Verse 2–9<br />

Gott, höre mein Flehen, *<br />

achte auf mein Beten!<br />

Vom Ende der Erde rufe ich zu dir; /<br />

denn mein Herz ist verzagt. *<br />

Führe mich auf den Felsen, der mir zu hoch ist!<br />

Du bist meine Zuflucht, *<br />

ein fester Turm gegen die Feinde.<br />

In deinem Zelt möchte ich Gast sein auf ewig, *<br />

mich bergen im Schutz deiner Flügel.<br />

Denn du, o Gott, hast meine Gelübde gehört *<br />

und denen das Erbe gegeben, die deinen Namen fürchten.


Abend · Dienstag, 3. <strong>November</strong> 50<br />

Füge den Tagen des Königs noch viele hinzu! *<br />

Seine Jahre mögen dauern von Geschlecht zu Geschlecht.<br />

Er throne ewig vor Gottes Angesicht. *<br />

Huld und Treue mögen ihn behüten.<br />

Dann will ich allzeit deinem Namen singen und spielen *<br />

und Tag für Tag meine Gelübde erfüllen.<br />

Ehre sei dem Vater ...<br />

Unserer Verzagtheit hilf auf, Gott des Lebens und der Liebe.<br />

Führe uns in dein Zelt, dass wir auf ewig bei dir weilen.<br />

Lesung Röm 12, 9–12<br />

Eure Liebe sei ohne Heuchelei. Verabscheut das Böse, haltet<br />

fest am Guten. Seid einander in brüderlicher Liebe zugetan,<br />

übertrefft euch in gegenseitiger Achtung! Lasst nicht nach in<br />

eurem Eifer, lasst euch vom Geist entflammen und dient dem<br />

Herrn! Seid fröhlich in der Hoffnung, geduldig in der Bedrängnis,<br />

beharrlich im Gebet!<br />

Magnificat – Lobgesang Mariens<br />

Antiphon zum Magnificat:<br />

Mein Geist jubelt über Gott, meinen Herrn und meinen Retter.<br />

Fürbitten<br />

„Keiner von denen, die eingeladen waren, wird an meinem<br />

Mahl teilnehmen.“ In der Gemeinschaft mit Gott wird es keine<br />

Ungleichheit und keine Privilegien geben. Wir rufen zu Gott,<br />

dessen Maßstab allein die Liebe ist:<br />

V/A: Höre und erhöre uns.<br />

Für alle, denen Macht gegeben ist;<br />

– dass sie sie nicht missbrauchen, sondern zum Wohl der Menschen<br />

nutzen.


51<br />

Dienstag, 3. <strong>November</strong> · Abend<br />

Für alle, die ausgeschlossen und ausgegrenzt werden;<br />

– lass sie Menschen finden, die an ihrer Seite stehen.<br />

Für alle, die gefangen sind in der Überzeugung ihrer eigenen<br />

Überlegenheit und Rechtgläubigkeit;<br />

– hilf ihnen, andere nicht länger abzuwerten und dich und ihre<br />

Nächsten mit neuen Augen zu sehen.<br />

Für alle, die Abneigungen und Feindschaften zu überwinden<br />

versuchen;<br />

– bestärke sie auf ihrem Weg, der beschwerlich sein kann und<br />

doch lohnend ist.<br />

Vaterunser<br />

Oration<br />

Gott, du liebst deine Geschöpfe, und es ist deine Freude, bei<br />

den Menschen zu wohnen. Gib uns ein neues und reines Herz,<br />

das bereit ist, dich aufzunehmen. Darum bitten wir durch Jesus<br />

Christus.<br />

Eine ruhige Nacht und ein gutes Ende<br />

gewähre uns der allmächtige Herr.<br />

Salve Regina (Seite 378)


Mittwoch, 4. <strong>November</strong> <strong>2020</strong><br />

Heiliger Karl Borromäus<br />

Karl Borromäus (1538–1584) ist eine bedeutende Gestalt der Katholischen<br />

Reform. Er war bekannt für seine bescheidene Lebensweise<br />

und seine große Liebe zur Kunst. Karl stammte aus vermögender,<br />

adeliger Familie und studierte 1552–1559 Jura in Pavia.<br />

1559 ernannte ihn sein Onkel, Papst Pius IV., zum Geheimsekretär,<br />

1560 zum Kardinaldiakon und kurz darauf zum Administrator<br />

für Mailand. 1563 empfing Karl die Priester- und wenig später die<br />

Bischofsweihe. Karl war maßgeblich beteiligt an Wiedereröffnung,<br />

Durchführung und Abschluss des Konzils von Trient. Eine Kommission<br />

von vier Theologen erarbeitete unter seiner Leitung den<br />

vom Trienter Konzil beschlossenen Catechismus Romanus. 1565<br />

verließ Borromäus Rom, um als Erzbischof von Mailand dort die<br />

Beschlüsse des Konzils umzusetzen. Ein besonderes Anliegen war<br />

ihm die Reform des Klerus und die geistliche Erneuerung des Volkes.<br />

In Erinnerung an seine volkserzieherische Wirkung wurde die<br />

1844 in Bonn gegründete Organisation der katholischen Haus- und<br />

Volksbüchereien „Borromäusverein“ genannt. Unermüdlich reiste<br />

Karl durch sein Bistum, gründete Heime und Krankenhäuser, Schulen<br />

und Priesterseminare und ordnete das kirchliche Leben. Dabei<br />

half ihm u. a. eine von ihm gegründete Priestergemeinschaft, die<br />

„Oblaten des heiligen Ambrosius“. Er führte eine unentgeltliche<br />

Rechtshilfe für sozial Schwache ein und bekämpfte den Wucher.<br />

Sein ganzes Familienvermögen setzte er zur Bekämpfung der Armut<br />

ein. Als 1576 in Mailand die Pest ausbrach, floh er nicht wie<br />

andere Würdenträger, sondern blieb in Mailand, um persönlich<br />

Hilfsmaßnahmen zu organisieren und tatkräftig mitzuhelfen. Zwar<br />

überstand Karl die Pest unversehrt, doch starb er nur wenige Jahre<br />

später völlig entkräftet im Alter von nur 46 Jahren.<br />

Schrifttexte: Lesung: Röm 12, 3–13; Evangelium: Joh 10, 11–16<br />

Namenstag: hl. Modesta von Trier (Äbtissin, 7. Jh.) · hl. Emmerich<br />

(Imre, Heinrich, Sohn Stephans von Ungarn, † 1031) · sel. Reginhard<br />

von Siegburg (Reinhard, Abt, † 1105)


53<br />

Mittwoch, 4. <strong>November</strong> · Morgen<br />

Morgengebet<br />

Herr, öffne meine Lippen.<br />

Damit mein Mund dein Lob verkünde.<br />

Ehre sei dem Vater ... Halleluja.<br />

Hymnus<br />

Lasst uns lobsingen! Lasst den Herrn uns preisen!<br />

Denn hell wie Sterne schickt er in das Dunkel<br />

heilige Menschen, die den Weg uns weisen<br />

als seine Zeugen.<br />

So soll auch heute Gottes Lob erschallen,<br />

da er voll Güte seine treuen Knechte<br />

für ihre Mühen überreich belohnte<br />

mit ewger Freude.<br />

Durch seine Jünger spricht zu uns der Meister,<br />

ruft uns zur Umkehr, spendet Licht und Hoffnung.<br />

In ihren Taten wird die Botschaft Christi<br />

für uns lebendig.<br />

Dank sei dem Vater und auch seinem Sohne,<br />

Dank sei dem Geiste, der die Kirche leitet,<br />

so wie im Anfang, so auch durch die Zeiten<br />

bis zur Vollendung. Amen.<br />

© Bernardin Schellenberger 2013<br />

Melodie: GL 81 · GL 1975 671 · KG 674 · EG 447<br />

Psalm 89 Verse 20–30<br />

Einst hast du in einer Vision<br />

zu deinen Frommen gesprochen: /<br />

„Einen Helden habe ich zum König gekrönt, *<br />

einen jungen Mann aus dem Volk erhöht.<br />

Ich habe David, meinen Knecht, gefunden *<br />

und ihn mit meinem heiligen Öl gesalbt.


Morgen · Mittwoch, 4. <strong>November</strong> 54<br />

Beständig wird meine Hand ihn halten *<br />

und mein Arm ihn stärken.<br />

Kein Feind soll ihn täuschen, *<br />

kein ruchloser Mensch kann ihn bezwingen.<br />

Vor ihm will ich die Feinde zerschmettern, *<br />

und alle, die ihn hassen, schlage ich nieder.<br />

Meine Treue und meine Huld begleiten ihn, *<br />

und in meinem Namen erhebt er sein Haupt.<br />

Ich lege seine Hand auf das Meer, *<br />

über die Ströme herrscht seine Rechte.<br />

Er wird zu mir rufen: Mein Vater bist du, *<br />

mein Gott, der Fels meines Heiles.<br />

Ich mache ihn zum erstgeborenen Sohn, *<br />

zum Höchsten unter den Herrschern der Erde.<br />

Auf ewig werde ich ihm meine Huld bewahren, *<br />

mein Bund mit ihm bleibt allzeit bestehen.<br />

Sein Geschlecht lasse ich dauern für immer *<br />

und seinen Thron, solange der Himmel währt.“<br />

Ehre sei dem Vater ...<br />

Deine Macht, du unser Gott, wirkt im Verborgenen; deine Helden<br />

sind die Menschen, die dich suchen. Umgib uns mit deiner<br />

Huld und Treue, damit dein Heil in uns und durch uns zum<br />

Tragen kommt.<br />

Lesung Phil 2, 2b–4<br />

Seid eines Sinnes, einander in Liebe verbunden, einmütig und<br />

einträchtig! Tut nichts aus Ehrgeiz und nichts aus Prahlerei,<br />

sondern in Demut schätze einer den anderen höher ein als sich<br />

selbst. Jeder achte nicht nur auf das eigene Wohl, sondern auch<br />

auf das der anderen.


55<br />

Mittwoch, 4. <strong>November</strong> · Morgen<br />

Benedictus – Lobgesang des Zacharias<br />

Antiphon zum Benedictus:<br />

Ich gestehe: Wir alle sind schwach. Aber Gott, der Herr, hat uns<br />

Mittel gegeben, die uns helfen können, wenn wir nur wollen.<br />

Redaktion Magnificat nach Karl Borromäus<br />

Bitten<br />

Du Heiland der Kranken, Jesus! Deiner Hilfe bedürfend, rufen<br />

wir zu dir:<br />

A: Erbarme dich unser.<br />

In Krankheit erfahren wir deutlich unsere Grenzen;<br />

– lass uns besonders im Leiden deine Nähe spüren.<br />

Viele körperliche Beschwerden haben mit unserem rastlosen<br />

Leben zu tun;<br />

– lass uns innehalten und zur Ruhe kommen bei dir.<br />

Oft leiden wir an Undankbarkeit, solange wir körperlich gesund<br />

sind;<br />

– hilf uns wahrnehmen, wie viel wir anderen verdanken.<br />

Vaterunser<br />

Oration<br />

Herr und Gott, erhalte in deiner Kirche den Geist, von dem der<br />

heilige Karl Borromäus erfüllt war, und gib ihr die Bereitschaft,<br />

sich ständig zu erneuern. Gestalte sie nach dem Bild deines Sohnes<br />

Jesus Christus, damit die Welt ihn erkennen kann, unseren<br />

Herrn und Gott, der in der Einheit des Heiligen Geistes mit dir<br />

lebt und herrscht in alle Ewigkeit.<br />

Der ewige Gott erweise uns seine Gnade,<br />

er erfülle uns mit seinem Geist<br />

und schenke uns sein Leben.


Eucharistie · Mittwoch, 4. <strong>November</strong> 56<br />

Texte zur Eucharistiefeier<br />

Tagesgebet (Oration des Morgengebetes)<br />

Lesung aus dem Philipperbrief Phil 2, 12–18<br />

Liebe Brüder – ihr wart ja immer gehorsam, nicht nur in meiner<br />

Gegenwart, sondern noch viel mehr jetzt in meiner Abwesenheit<br />

–: müht euch mit Furcht und Zittern um euer Heil!<br />

Denn Gott ist es, der in euch das Wollen und das Vollbringen<br />

bewirkt, noch über euren guten Willen hinaus.<br />

Tut alles ohne Murren und Bedenken, damit ihr rein und<br />

ohne Tadel seid, Kinder Gottes ohne Makel mitten in einer verdorbenen<br />

und verwirrten Generation, unter der ihr als Lichter<br />

in der Welt leuchtet.<br />

Haltet fest am Wort des Lebens, mir zum Ruhm für den Tag<br />

Christi, damit ich nicht vergeblich gelaufen bin oder mich umsonst<br />

abgemüht habe.<br />

Wenn auch mein Leben dargebracht wird zusammen mit<br />

dem Opfer und Gottesdienst eures Glaubens, freue ich mich<br />

dennoch, und ich freue mich mit euch allen. Ebenso sollt auch<br />

ihr euch freuen; freut euch mit mir!<br />

Antwortpsalm Ps 27, 1.4.13–14<br />

Kehrvers:<br />

Der Herr ist mein Licht und mein Heil.<br />

Der Herr ist mein Licht und mein Heil: *<br />

Vor wem sollte ich mich fürchten?<br />

Der Herr ist die Kraft meines Lebens: *<br />

Vor wem sollte mir bangen? – Kehrvers<br />

Nur eines erbitte ich vom Herrn, danach verlangt mich: *<br />

Im Haus des Herrn zu wohnen alle Tage meines Lebens,<br />

die Freundlichkeit des Herrn zu schauen *<br />

und nachzusinnen in seinem Tempel. – Kehrvers


57<br />

Mittwoch, 4. <strong>November</strong> · Eucharistie<br />

Ich bin gewiss, zu schauen *<br />

die Güte des Herrn im Land der Lebenden.<br />

Hoffe auf den Herrn, und sei stark! *<br />

Hab festen Mut, und hoffe auf den Herrn! – Kehrvers<br />

Kehrvers siehe Vers 1a, ferner GL 38, 1 · GL 1975 487 · KG 320 (IV. Ton)<br />

Ruf vor dem Evangelium 1 Petr 4, 14<br />

Halleluja. Halleluja.<br />

Wenn man euch um des Namens Christi willen beschimpft,<br />

seid ihr seligzupreisen; denn der Geist Gottes ruht auf euch.<br />

Halleluja.<br />

Aus dem hl. Evangelium nach Lukas Lk 14, 25–33<br />

In jener Zeit, als viele Menschen Jesus begleiteten, wandte<br />

er sich an sie und sagte: Wenn jemand zu mir kommt und<br />

nicht Vater und Mutter, Frau und Kinder, Brüder und Schwestern,<br />

ja sogar sein Leben gering achtet, dann kann er nicht mein<br />

Jünger sein. Wer nicht sein Kreuz trägt und mir nachfolgt, der<br />

kann nicht mein Jünger sein. Wenn einer von euch einen Turm<br />

bauen will, setzt er sich dann nicht zuerst hin und rechnet, ob<br />

seine Mittel für das ganze Vorhaben ausreichen? Sonst könnte<br />

es geschehen, dass er das Fundament gelegt hat, dann aber den<br />

Bau nicht fertigstellen kann. Und alle, die es sehen, würden<br />

ihn verspotten und sagen: Der da hat einen Bau begonnen und<br />

konnte ihn nicht zu Ende führen.<br />

Oder wenn ein König gegen einen anderen in den Krieg zieht,<br />

setzt er sich dann nicht zuerst hin und überlegt, ob er sich mit<br />

seinen zehntausend Mann dem entgegenstellen kann, der mit<br />

zwanzigtausend gegen ihn anrückt? Kann er es nicht, dann<br />

schickt er eine Gesandtschaft, solange der andere noch weit<br />

weg ist, und bittet um Frieden.<br />

Darum kann keiner von euch mein Jünger sein, wenn er nicht<br />

auf seinen ganzen Besitz verzichtet.


Abend · Mittwoch, 4. <strong>November</strong> 58<br />

Impuls zum Evangelium<br />

Eine ausländerfeindliche Partei in Finnland nannte sich „Wahre<br />

Finnen“. Fanatiker in der islamischen Welt bezeichnen<br />

sich als die „wahren Muslime“ und erklären allen anderen,<br />

vermeintlich unwahren, unreinen, verfälschten, verwässerten<br />

muslimischen Glaubensrichtungen den Heiligen Krieg. Andersgläubige<br />

sind in ihren Augen Ungläubige. Wo immer das<br />

Wörtchen „Wahre …“ in der Selbstbezeichnung einer Gruppe<br />

auftaucht, müssen andere auf der Hut sein. Solche Radikalität<br />

grenzt aus, sät Gewalt. Und doch geht Christsein nur radikal,<br />

so sagt es Jesus hier. Damit ist nicht das selbstgerechte Wüten<br />

gegen all jene gemeint, die anders sind, anders denken, anders<br />

glauben. Radikales Christsein ist ganz anders: es ist die leise,<br />

aber dringliche Frage an mich, aus welcher Wurzel (lateinisch:<br />

radix) ich leben will.<br />

Abendgebet<br />

O Gott, komm mir zu Hilfe.<br />

Herr, eile, mir zu helfen.<br />

Ehre sei dem Vater ... Halleluja.<br />

Innehalten am Abend<br />

Frieden wird nicht zwischen Freunden, sondern zwischen<br />

Feinden geschlossen.<br />

Heute ist der 25. Todestag von Jitzchak Rabin.<br />

• Wem misstraue ich?<br />

• Wie könnte ein erster Schritt zur Verständigung aussehen?<br />

Confiteor (Seite 37) – oder – Erbarme dich (Seite 48)


59<br />

Mittwoch, 4. <strong>November</strong> · Abend<br />

Hymnus<br />

Herr und Gott, die Lichter schwinden,<br />

deine Kirche wacht.<br />

Wer dir singt, der wird dich finden:<br />

Du wohnst in der Nacht.<br />

Lass uns ein, du allein<br />

kannst uns Licht in deinem Dunkel sein.<br />

Herr und Gott, die Sterne drehen<br />

ihren Tanz dir zu.<br />

Welten steigen und vergehen,<br />

du bleibst immer du.<br />

Lass uns ein, du allein<br />

wirst im Tode unser Leben sein.<br />

Herr, den wir nicht schauen können,<br />

gib uns doch dein Licht.<br />

Menschen, deren Lampen brennen,<br />

zeigst du dein Gesicht.<br />

Lass uns ein, du allein<br />

senkst die Welt in Frieden ein.<br />

Halleluja.<br />

aus: Silja Walter, Gesamtausgabe, Band 10,<br />

© 2005 Paulusverlag in der Verlag Herder GmbH, Freiburg i. Br.<br />

Psalm 75 Verse 2–11<br />

Wir preisen dich, Gott, wir preisen dich; *<br />

dein Name ist denen nahe, die deine Wunder erzählen.<br />

„Ja, zu der Zeit, die ich selbst bestimme, *<br />

halte ich Gericht nach meinem Recht.<br />

Die Erde mit allen, die auf ihr wohnen, mag wanken; *<br />

doch ich selbst habe ihre Säulen auf festen Grund gestellt.“<br />

Ich sage zu den Stolzen: Seid nicht so vermessen!, *<br />

und zu den Frevlern: Brüstet euch nicht mit eurer Macht!


Abend · Mittwoch, 4. <strong>November</strong> 60<br />

Brüstet euch nicht stolz mit eurer Macht, *<br />

redet nicht so überheblich daher!<br />

Denn weder vom Osten noch vom Westen *<br />

noch aus der Wüste kommt die Erhöhung.<br />

Nein, der Richter ist Gott; *<br />

den einen erniedrigt er, den andern erhöht er.<br />

Ja, in der Hand des Herrn ist ein Becher, *<br />

herben, gärenden Wein reicht er dar;<br />

ihn müssen alle Frevler der Erde trinken, *<br />

müssen ihn samt der Hefe schlürfen.<br />

Ich aber werde jubeln für immer; *<br />

dem Gott Jakobs will ich singen und spielen.<br />

„Ich schlage die ganze Macht der Frevler nieder; *<br />

doch das Haupt des Gerechten wird hoch erhoben.“<br />

Ehre sei dem Vater ...<br />

Gott, du willst, dass Gerechtigkeit und Güte auf der Erde herrschen.<br />

Schenke allen Vertrauen, die sich an dir ausrichten. Stärke<br />

ihre Zuversicht, dass du ihr Bemühen zu einem guten Ende<br />

führst.<br />

Lesung Phil 3, 20–21<br />

Unsere Heimat ist im Himmel. Von dorther erwarten wir<br />

auch Jesus Christus, den Herrn, als Retter, der unseren<br />

armseligen Leib verwandeln wird in die Gestalt seines verherrlichten<br />

Leibes, in der Kraft, mit der er sich alles unterwerfen<br />

kann.<br />

Magnificat – Lobgesang Mariens<br />

Antiphon zum Magnificat:<br />

Unter allen Hilfen, die uns Jesus Christus im Evangelium zu unserem<br />

Heil empfohlen hat, nimmt das Gebet den ersten Platz ein.<br />

Redaktion Magnificat nach Karl Borromäus


61<br />

Mittwoch, 4. <strong>November</strong> · Abend<br />

Fürbitten<br />

Gott Israels, du hältst den Deinen unverbrüchlich die Treue. Am<br />

25. Jahrestag der Ermordung Jitzchak Rabins, der für den Frieden<br />

zwischen Israelis und Palästinensern sein Leben gegeben<br />

hat, bitten wir dich:<br />

A: Segne und leite dein Volk in Ewigkeit.<br />

Der Staat Israel wird in seiner Umwelt noch immer weitgehend<br />

als Fremdkörper betrachtet;<br />

– lass die Völker im Nahen Osten einsehen, dass sie nur miteinander<br />

eine Zukunft haben werden.<br />

Im Heiligen Land leben die Anhänger der abrahamitischen Religionen<br />

auf engstem Raum beieinander;<br />

– lass sie ihre Gemeinsamkeiten im geistlichen Leben erkennen<br />

und durch dich zueinanderfinden.<br />

Weltweit leben Christen eng mit Juden und Muslimen zusammen;<br />

– hilf uns tun, was wir können, um miteinander nach deinem<br />

Willen zu leben.<br />

Stärke die vielen Initiativen zur Versöhnung von Israelis und<br />

Palästinensern;<br />

– lass ihre kleinen Pflanzen der Hoffnung den Stein der Vorurteile<br />

durchbrechen.<br />

Sieh auf die Opfer von Selbstmordattentaten und Militäraktionen;<br />

– lass die Trauer über ihren Verlust die Sehnsucht nach wahrem<br />

Frieden stärken.<br />

Vaterunser<br />

Oration<br />

Herr und Gott, erhalte in deiner Kirche den Geist, von dem der<br />

heilige Karl Borromäus erfüllt war, und gib ihr die Bereitschaft,


Abend · Mittwoch, 4. <strong>November</strong> 62<br />

sich ständig zu erneuern. Gestalte sie nach dem Bild deines Sohnes<br />

Jesus Christus, damit die Welt ihn erkennen kann, unseren<br />

Herrn und Gott, der in der Einheit des Heiligen Geistes mit dir<br />

lebt und herrscht in alle Ewigkeit.<br />

Der erhabene Gott,<br />

der hinabschaut in die Tiefe<br />

und den Schwachen aus dem Staub emporhebt,<br />

er segne uns und alle, die uns nahe sind.<br />

Er schenke uns Frieden und Freude.<br />

Nach Ps 113, 6 f.<br />

Salve Regina (Seite 378)


Donnerstag, 5. <strong>November</strong> <strong>2020</strong><br />

Namenstag: hl. Berthild von Chelles (Äbtissin, † um 705) · sel. Bernhard<br />

Lichtenberg (Dompropst in Berlin, Gegner des Nationalsozialismus,<br />

† 1943; siehe den Beitrag auf den Seiten 366–369)<br />

Morgengebet<br />

Herr, öffne meine Lippen.<br />

Damit mein Mund dein Lob verkünde.<br />

Ehre sei dem Vater ... Halleluja.<br />

Hymnus<br />

Gott des Himmels und der Erden,<br />

Vater, Sohn und Heilger Geist,<br />

der es Tag und Nacht lässt werden,<br />

Sonn und Mond uns scheinen heißt,<br />

dessen starke Hand die Welt<br />

und, was drinnen ist, erhält:<br />

Hilf, dass ich mit diesem Morgen<br />

geistlich auferstehen mag<br />

und für meine Seele sorgen,<br />

dass, wenn nun dein großer Tag<br />

uns erscheint und dein Gericht,<br />

ich davor erschrecke nicht.<br />

Führe mich, o Herr, und leite<br />

meinen Gang nach deinem Wort;<br />

sei und bleibe du auch heute<br />

mein Beschützer und mein Hort.<br />

Nirgends als von dir allein<br />

kann ich recht bewahret sein.


Morgen · Donnerstag, 5. <strong>November</strong> 64<br />

Meinen Leib und meine Seele<br />

samt den Sinnen und Verstand,<br />

großer Gott, ich dir befehle<br />

unter deine starke Hand.<br />

Herr, mein Schild, mein Ehr und Ruhm,<br />

nimm mich auf, dein Eigentum.<br />

Heinrich Albert 1642<br />

EG 445, Strophen 1.4–6<br />

Psalm 119 <br />

Verse 113–120 Samech<br />

Zwiespältige Menschen sind mir von Grund auf verhasst, *<br />

doch dein Gesetz ist mir lieb.<br />

Du bist mein Schutz und mein Schild, *<br />

ich warte auf dein Wort.<br />

Weicht zurück von mir, ihr Bösen! *<br />

Ich will die Gebote meines Gottes befolgen.<br />

Stütze mich, damit ich lebe, wie du es verheißen hast. *<br />

Lass mich in meiner Hoffnung nicht scheitern!<br />

Gib mir Halt, dann finde ich Rettung; *<br />

immer will ich auf deine Gesetze schauen.<br />

Alle, die sich von deinen Gesetzen entfernen, verwirfst du; *<br />

denn ihr Sinnen und Trachten ist Lüge.<br />

Alle Frevler im Land sind für dich wie Schlacken, *<br />

darum liebe ich, was du gebietest.<br />

Aus Ehrfurcht vor dir erschauert mein Leib, *<br />

vor deinen Urteilen empfinde ich heilige Scheu.<br />

Ehre sei dem Vater ...<br />

Vater, du siehst uns, wie wir sind, zwiespältig und unerlöst.<br />

Lass unsere Hoffnung nicht scheitern: Komm uns zu Hilfe, dass<br />

wir deiner Verheißung entsprechend leben.


65<br />

Donnerstag, 5. <strong>November</strong> · Morgen<br />

Lesung 1 Petr 4, 10–11c<br />

Dient einander als gute Verwalter der vielfältigen Gnade<br />

Gottes, jeder mit der Gabe, die er empfangen hat! Wer redet,<br />

der rede mit den Worten, die Gott ihm gibt; wer dient, der<br />

diene aus der Kraft, die Gott verleiht. So wird in allem Gott<br />

verherrlicht durch Jesus Christus.<br />

Benedictus – Lobgesang des Zacharias<br />

Antiphon zum Benedictus:<br />

Dienet dem Herrn in Heiligkeit, denn er befreit uns aus der<br />

Hand unserer Feinde.<br />

Bitten<br />

Jesus, unser Hirt, du gibst das Verlorene nicht auf. Wir bitten<br />

dich:<br />

A: Hilf uns dir folgen.<br />

– Dass wir auf dich vertrauen, wenn wir keinen Ausweg mehr<br />

sehen.<br />

– Dass wir niemanden festhalten, der seinen Weg sucht.<br />

– Dass wir im Herzen allen nahebleiben, die uns je vertraut<br />

geworden sind.<br />

Vaterunser<br />

Oration<br />

Allmächtiger Gott, erleuchte die Völker, die im Schatten des Todes<br />

sitzen, mit dem Licht jener Herrlichkeit, mit der uns der<br />

Aufgang aus der Höhe heimgesucht hat, Jesus Christus, unser<br />

Herr. Der in der Einheit des Heiligen Geistes mit dir lebt und<br />

herrscht in alle Ewigkeit.<br />

Der Herr segne uns, er bewahre uns vor Unheil<br />

und führe uns zum ewigen Leben.


Eucharistie · Donnerstag, 5. <strong>November</strong> 66<br />

Texte zur Eucharistiefeier<br />

Tagesgebet<br />

Unser Herr Jesus Christus hat gesagt: „Nicht Gesunde brauchen<br />

den Arzt, sondern Kranke. Nicht Gerechte zu rufen bin ich gekommen,<br />

sondern die Sünder.“ Darum beten wir: Barmherziger<br />

Gott. Zu Unrecht halten wir uns oft für gut und glauben,<br />

gerecht vor dir zu sein. Wecke uns aus unserer falschen Sicherheit,<br />

befreie uns von unserer Selbstgerechtigkeit und heile uns<br />

durch Jesus Christus, den Arzt der Kranken, den Heiland der<br />

Sünder, der in der Einheit des Heiligen Geistes mit dir lebt und<br />

herrscht in alle Ewigkeit.<br />

Lesung aus dem Philipperbrief Phil 3, 3–8a<br />

Meine Schwestern und Brüder! Die Beschnittenen sind wir,<br />

die wir im Geist Gottes dienen und uns in Christus Jesus<br />

rühmen und nicht auf irdische Vorzüge vertrauen, obwohl ich<br />

mein Vertrauen auch auf irdische Vorzüge setzen könnte.<br />

Wenn ein anderer meint, er könne auf irdische Vorzüge vertrauen,<br />

so könnte ich es noch mehr. Ich wurde am achten Tag<br />

beschnitten, bin aus dem Volk Israel, vom Stamm Benjamin, ein<br />

Hebräer von Hebräern, lebte als Pharisäer nach dem Gesetz,<br />

verfolgte voll Eifer die Kirche und war untadelig in der Gerechtigkeit,<br />

wie sie das Gesetz vorschreibt.<br />

Doch was mir damals ein Gewinn war, das habe ich um<br />

Christi Willen als Verlust erkannt. Ja noch mehr: ich sehe alles<br />

als Verlust an, weil die Erkenntnis Christi Jesu, meines Herrn,<br />

alles übertrifft.<br />

Antwortpsalm Ps 105, 2–7<br />

Kehrvers: Halleluja – oder:<br />

Die den Herrn suchen, sollen sich von Herzen freuen.


67<br />

Donnerstag, 5. <strong>November</strong> · Eucharistie<br />

Singt dem Herrn und spielt ihm, *<br />

sinnt nach über all seine Wunder!<br />

Rühmt euch seines heiligen Namens! *<br />

Alle, die den Herrn suchen, sollen sich<br />

von Herzen freuen. – Kehrvers<br />

Fragt nach dem Herrn und seiner Macht; *<br />

sucht sein Antlitz allezeit!<br />

Denkt an die Wunder, die er getan hat, *<br />

an seine Zeichen und die Beschlüsse<br />

aus seinem Mund. – Kehrvers<br />

Bedenkt es, ihr Nachkommen seines Knechtes Abraham, *<br />

ihr Kinder Jakobs, die er erwählt hat.<br />

Er, der Herr, ist unser Gott. *<br />

Seine Herrschaft umgreift die Erde. – Kehrvers<br />

Kehrvers siehe Vers 3b, ferner GL 62, 1 (V. Ton)<br />

oder GL 1975 527, 1 · KG 85, 8 (VII. Ton)<br />

Ruf vor dem Evangelium Mt 11, 28<br />

Halleluja. Halleluja.<br />

So spricht der Herr: Kommt alle zu mir, die ihr euch plagt und<br />

schwere Lasten zu tragen habt. Ich werde euch Ruhe verschaffen.<br />

Halleluja.<br />

Aus dem hl. Evangelium nach Lukas Lk 15, 1–10<br />

In jener Zeit kamen alle Zöllner und Sünder zu Jesus, um ihn<br />

zu hören. Die Pharisäer und die Schriftgelehrten empörten<br />

sich darüber und sagten: Er gibt sich mit Sündern ab und isst<br />

sogar mit ihnen.<br />

Da erzählte er ihnen ein Gleichnis und sagte: Wenn einer von<br />

euch hundert Schafe hat und eins davon verliert, lässt er dann<br />

nicht die neunundneunzig in der Steppe zurück und geht dem


Eucharistie · Donnerstag, 5. <strong>November</strong> 68<br />

verlorenen nach, bis er es findet? Und wenn er es gefunden hat,<br />

nimmt er es voll Freude auf die Schultern, und wenn er nach<br />

Hause kommt, ruft er seine Freunde und Nachbarn zusammen<br />

und sagt zu ihnen: Freut euch mit mir; ich habe mein Schaf<br />

wiedergefunden, das verloren war.<br />

Ich sage euch: Ebenso wird auch im Himmel mehr Freude<br />

herrschen über einen einzigen Sünder, der umkehrt, als über<br />

neunundneunzig Gerechte, die es nicht nötig haben umzukehren.<br />

Oder wenn eine Frau zehn Drachmen hat und eine davon<br />

verliert, zündet sie dann nicht eine Lampe an, fegt das ganze<br />

Haus und sucht unermüdlich, bis sie das Geldstück findet? Und<br />

wenn sie es gefunden hat, ruft sie ihre Freundinnen und Nachbarinnen<br />

zusammen und sagt: Freut euch mit mir; ich habe die<br />

Drachme wiedergefunden, die ich verloren hatte.<br />

Ich sage euch: Ebenso herrscht auch bei den Engeln Gottes<br />

Freude über einen einzigen Sünder, der umkehrt.<br />

Impuls zum Evangelium<br />

Gerechte versus Sünder, das sind nicht die Kategorien, in denen<br />

wir denken. Oder vielleicht, unter anderem Namen, doch?<br />

Zur Zeit Jesu war es jedenfalls klar: Gerechte sollten den Umgang<br />

mit Sündern meiden, Sünder den Umgang mit Gerechten<br />

unterlassen. Man musste gar nicht genau sagen, wer mit Sünder<br />

gemeint war, das war klar: Einzelne, die gegen geltende<br />

Regeln verstoßen, aber auch ganze gesellschaftliche Gruppen<br />

wie die Zollpächter. Und jetzt Schlag auf Schlag Gleichnisse,<br />

die all dies auf den Kopf stellen. Jesus weckt unsere Sympathie<br />

für das verlorene Schaf, das die Herde verlassen und somit<br />

gegen die Regeln verstoßen hat. Ausgerechnet um dieses Tier<br />

sorgt sich der Besitzer mehr als um alle anderen in der Herde.<br />

Nicht nur wegen des wirtschaftlichen Verlustes zählt jedes<br />

Schaf. Wichtiger, ungleich gewichtiger, ist die Freude, dass keiner<br />

fehlt und niemand ausgeschlossen ist. Keiner und keine,


69<br />

Donnerstag, 5. <strong>November</strong> · Abend<br />

auch kein schwarzes Schaf, soll missachtet werden, niemand<br />

soll verloren gehen; das ist des Schöpfers guter Wille. Darauf<br />

gründet Gottes Königsherrschaft. Kein Grund zum Zähneknirschen,<br />

sondern zur befreiten Freude. Im Himmel wie auf Erden.<br />

Abendgebet<br />

O Gott, komm mir zu Hilfe.<br />

Herr, eile, mir zu helfen.<br />

Ehre sei dem Vater ... Halleluja.<br />

Innehalten am Abend<br />

Wenn man mit Flügeln geboren wird, sollte man alles tun, sie<br />

zum Fliegen zu benutzen.<br />

Florence Nightingale (britische Krankenschwester,<br />

Statistikerin und Reformerin, 1820–1910)<br />

• Was könnten meine Flügel sein, mit denen ich geboren bin?<br />

• Welche Gaben lasse ich möglicherweise verkümmern?<br />

Confiteor (Seite 37) – oder – Erbarme dich (Seite 48)<br />

Hymnus<br />

O Jesu Christe, wahres Licht,<br />

erleuchte, die dich kennen nicht,<br />

und bringe sie zu deiner Herd,<br />

dass ihre Seel auch selig werd.<br />

Lass alle, die im Finstern gehn,<br />

die Sonne deiner Gnade sehn;<br />

und wer den Weg verloren hat,<br />

den suche du mit deiner Gnad.


Abend · Donnerstag, 5. <strong>November</strong> 70<br />

Den Tauben öffne das Gehör,<br />

die Stummen richtig reden lehr,<br />

dass sie bekennen mögen frei,<br />

was ihres Herzens Glaube sei.<br />

Erleuchte, die da sind verblendt,<br />

bring heim, die sich von dir getrennt,<br />

versammle, die zerstreuet gehn,<br />

mach feste, die im Zweifel stehn.<br />

So werden alle wir zugleich<br />

auf Erden und im Himmelreich<br />

hier zeitlich und dort ewiglich<br />

für solche Gnade preisen dich.<br />

Johann Heermann 1630/AÖL 1971<br />

GL 485 · GL 1975 643 · EG 72<br />

Psalm 79 <br />

Verse 1b–5.8–11.13<br />

Gott, die Heiden sind eingedrungen in dein Erbe, /<br />

sie haben deinen heiligen Tempel entweiht *<br />

und Jerusalem in Trümmer gelegt.<br />

Die Leichen deiner Knechte haben sie zum Fraß gegeben<br />

den Vögeln des Himmels, *<br />

die Leiber deiner Frommen den Tieren des Feldes.<br />

Ihr Blut haben sie wie Wasser vergossen<br />

rings um Jerusalem, *<br />

und keiner hat sie begraben.<br />

Zum Schimpf sind wir geworden<br />

in den Augen der Nachbarn, *<br />

zu Spott und Hohn bei allen, die rings um uns wohnen.<br />

Wie lange noch, Herr? Willst du auf ewig zürnen? *<br />

Wie lange noch wird dein Eifer lodern wie Feuer?<br />

Rechne uns die Schuld der Vorfahren nicht an! /<br />

Mit deinem Erbarmen komm uns eilends entgegen! *<br />

Denn wir sind sehr erniedrigt.


71<br />

Donnerstag, 5. <strong>November</strong> · Abend<br />

Um der Ehre deines Namens willen hilf uns,<br />

du Gott unsres Heils! *<br />

Um deines Namens willen reiß uns heraus<br />

und vergib uns die Sünden!<br />

Warum dürfen die Heiden sagen: *<br />

„Wo ist nun ihr Gott?“<br />

Lass kund werden an den Heiden vor unsern Augen, *<br />

wie du das vergossene Blut deiner Knechte vergiltst.<br />

Das Stöhnen der Gefangenen dringe zu dir. *<br />

Befrei die Todgeweihten durch die Kraft deines Armes!<br />

Wir aber, dein Volk, die Schafe deiner Weide, /<br />

wollen dir ewig danken, *<br />

deinen Ruhm verkünden von Geschlecht zu Geschlecht.<br />

Ehre sei dem Vater ...<br />

Komm uns zu Hilfe mit deinem Erbarmen, lebendiger Gott, steh<br />

uns bei in Bedrängnis! Du unsere Hoffnung, wir wollen dich<br />

allezeit loben.<br />

Lesung 1 Petr 3, 8–9<br />

Seid alle eines Sinnes, voll Mitgefühl und brüderlicher Liebe,<br />

seid barmherzig und demütig! Vergeltet nicht Böses mit Bösem<br />

noch Kränkung mit Kränkung! Statt dessen segnet; denn<br />

ihr seid dazu berufen, Segen zu erlangen.<br />

Magnificat – Lobgesang Mariens<br />

Antiphon zum Magnificat:<br />

Gott stürzt die Mächtigen vom Thron und erhöht die Niedrigen.<br />

Fürbitten (Gebetsanliegen des Papstes)<br />

– Beten wir, dass die Entwicklung von Robotern und künstlicher<br />

Intelligenz stets dem Wohl der Menschheit dient.<br />

Näheres zu diesem Gebetsanliegen erfahren Sie auf www.magnificat.de/aktuelles.


Abend · Donnerstag, 5. <strong>November</strong> 72<br />

Vaterunser<br />

Oration<br />

Allmächtiger Gott, wir sagen dir Dank für den Tag, der nun<br />

zu Ende geht. Bewahre uns deine Huld und verzeihe uns, was<br />

wir in unserer Schwachheit gesündigt haben. Darum bitten wir<br />

durch Jesus Christus.<br />

Eine ruhige Nacht und ein gutes Ende<br />

gewähre uns der allmächtige Herr.<br />

Salve Regina (Seite 378)


Freitag, 6. <strong>November</strong> <strong>2020</strong><br />

Heiliger Leonhard<br />

Herz-Jesu-Freitag<br />

Der Einsiedler Leonhard lebte wahrscheinlich im sechsten Jahrhundert.<br />

Über sein Leben wissen wir hauptsächlich aus Legenden.<br />

Danach soll er aus fränkischem Adel stammen und von<br />

Remigius von Reims getauft und unterrichtet worden sein. Er soll<br />

sich besonders für Gefangene und deren Freilassung eingesetzt haben.<br />

Das mag ein Grund dafür sein, dass ihm geweihte Kirchen<br />

außen mit Ketten umspannt oder innen damit behängt sind. Weiter<br />

erzählt eine Legende, dass er die Bischofswürde abgelehnt, sich in<br />

die Einsamkeit des Waldes von Limoges zurückgezogen und dort<br />

das Kloster Saint-Léonard-de-Noblac gegründet habe. Dort habe er<br />

von seiner Zelle aus gepredigt und Kranke geheilt.<br />

Schrifttexte: Lesung: Phil 3, 8–14; Evangelium: Mt 13, 44–46<br />

Namenstag: hl. Protasius von Lausanne (Bischof, 7. Jh.) · sel. Rudolf<br />

von Büren (Bischof von Paderborn, † 1052) · sel. Christina von Stommeln<br />

(Mystikerin, † 1312)<br />

Ökumenischer Gedenktag: Gustav II. Adolf von Schweden (1594–<br />

1632) · Heinrich Schütz (Komponist, 1585–1672)<br />

Morgengebet<br />

Herr, öffne meine Lippen.<br />

Damit mein Mund dein Lob verkünde.<br />

Ehre sei dem Vater ... Halleluja.<br />

Hymnus<br />

Du Licht des Himmels, großer Gott,<br />

der ausgespannt das Sternenzelt


Morgen · Freitag, 6. <strong>November</strong> 74<br />

und der es hält mit starker Hand,<br />

du sendest Licht in unsre Welt.<br />

Die Morgenröte zieht herauf<br />

und überstrahlt das Sternenheer,<br />

der graue Nebel löst sich auf,<br />

Tau netzt die Erde segensschwer.<br />

Das Reich der Schatten weicht zurück,<br />

das Tageslicht nimmt seinen Lauf;<br />

und strahlend, gleich dem Morgenstern,<br />

weckt Christus uns vom Schlafe auf.<br />

Du, Christus, bist der helle Tag,<br />

das Licht, dem unser Licht entspringt,<br />

Gott, der mit seiner Allmacht Kraft<br />

die tote Welt zum Leben bringt.<br />

Erlöser, der ins Licht uns führt<br />

und aller Finsternis entreißt,<br />

dich preisen wir im Morgenlied<br />

mit Gott, dem Vater, und dem Geist. Amen.<br />

Nach: Deus, qui caeli lumen es; 5.–6. Jahrhundert<br />

GL 615 · GL 1979 229 · KG 473 – andere Melodie: EG 437<br />

Psalm 100 Verse 1b–5<br />

Jauchzt vor dem Herrn, alle Länder der Erde! /<br />

Dient dem Herrn mit Freude! *<br />

Kommt vor sein Antlitz mit Jubel!<br />

Erkennt: Der Herr allein ist Gott. /<br />

Er hat uns geschaffen, wir sind sein Eigentum, *<br />

sein Volk und die Herde seiner Weide.<br />

Tretet mit Dank durch seine Tore ein! /<br />

Kommt mit Lobgesang in die Vorhöfe seines Tempels! *<br />

Dankt ihm, preist seinen Namen!


75<br />

Freitag, 6. <strong>November</strong> · Morgen<br />

Denn der Herr ist gütig, /<br />

ewig währt seine Huld, *<br />

von Geschlecht zu Geschlecht seine Treue.<br />

Ehre sei dem Vater ...<br />

Du allein bist Gott, du befreist uns von falschen Göttern. Dir<br />

wollen wir dienen mit Freude.<br />

Lesung 2 Kor 12, 9b–10<br />

Ich will mich meiner Schwachheit rühmen, damit die Kraft<br />

Christi auf mich herabkommt. Deswegen bejahe ich meine<br />

Ohnmacht, alle Misshandlungen und Nöte, Verfolgungen und<br />

Ängste, die ich für Christus ertrage; denn wenn ich schwach<br />

bin, dann bin ich stark.<br />

Benedictus – Lobgesang des Zacharias<br />

Antiphon zum Benedictus:<br />

Der Herr hat sein Volk besucht und ihm Erlösung geschaffen.<br />

Bitten<br />

Jesus hat uns nahegebracht, dass es darauf ankommt, Gottes<br />

Weisung in unserem Innern zu vernehmen. Darum rufen wir:<br />

V: Jesus, Meister, A: höre unsere Bitten.<br />

– Um Offenheit für dein Wort.<br />

– Um eine glaubwürdige Lebensführung.<br />

– Um leidenschaftlichen Einsatz für deine Sache.<br />

Vaterunser<br />

Oration<br />

Allmächtiger Vater, komm in unser Herz und erleuchte es durch<br />

dein Licht, damit wir deine Weisungen erkennen und dir als


Eucharistie · Freitag, 6. <strong>November</strong> 76<br />

unserem König folgen auf dem Weg, den du uns führst. Darum<br />

bitten wir durch Jesus Christus.<br />

Der Herr segne uns, er bewahre uns vor Unheil<br />

und führe uns zum ewigen Leben.<br />

Texte zur Eucharistiefeier<br />

Tagesgebet<br />

Allmächtiger Gott, übe Nachsicht mit unserer Schwäche, und,<br />

damit wir imstande sind, den Kampf mit den Mächten des Bösen<br />

zu bestehen, strecke deine Hand aus und schütze uns. Darum<br />

bitten wir durch Jesus Christus.<br />

Lesung aus dem Philipperbrief Phil 3, 17 – 4, 1<br />

Ahmt auch ihr mich nach, Brüder, und achtet auf jene, die<br />

nach dem Vorbild leben, das ihr an uns habt.<br />

Denn viele – von denen ich oft zu euch gesprochen habe,<br />

doch jetzt unter Tränen spreche – leben als Feinde des Kreuzes<br />

Christi. Ihr Ende ist das Verderben, ihr Gott der Bauch; ihr<br />

Ruhm besteht in ihrer Schande; Irdisches haben sie im Sinn.<br />

Unsere Heimat aber ist im Himmel. Von dorther erwarten<br />

wir auch Jesus Christus, den Herrn, als Retter, der unseren armseligen<br />

Leib verwandeln wird in die Gestalt seines verherrlichten<br />

Leibes, in der Kraft, mit der er sich alles unterwerfen kann.<br />

Darum, meine geliebten Brüder, nach denen ich mich sehne,<br />

meine Freude und mein Ehrenkranz, steht fest in der Gemeinschaft<br />

mit dem Herrn, liebe Brüder.<br />

Impuls zur Lesung<br />

„Ihr Gott der Bauch“ – ein schroffes Wort. Muss das sein?<br />

Paulus sagt es, und er deutet damit an: Wer sich Christ und<br />

Christin nennt, kann unmöglich sein persönliches Wohlerge-


77<br />

Freitag, 6. <strong>November</strong> · Eucharistie<br />

hen zur obersten Richtschnur machen – ohne Rücksicht darauf,<br />

wie es den anderen geht. Das geschieht ja zumeist nicht<br />

durch lautstarke Deklarationen, sondern im alltäglichen Tun<br />

und Lassen. Die eigene „Wellness“, auch das eigene geistliche<br />

Heil, als höchstes Gut zu betrachten, ist für Paulus praktischer<br />

Götzendienst, auch dann, wenn man dem ausdrücklichen Bekenntnis<br />

nach an den einen und einzigen Gott glaubt. „Ihr<br />

Gott der Bauch“ – Paulus liegt nichts daran, jemandem die<br />

Freude am Essen zu verderben. Es geht ihm darum, dass wir<br />

nur dann gut essen, wenn wir nicht alleine essen.<br />

Antwortpsalm Ps 122, 1–5<br />

Kehrvers:<br />

Zum Haus des Herrn wollen wir pilgern.<br />

Ich freute mich, als man mir sagte: *<br />

„Zum Haus des Herrn wollen wir pilgern.“<br />

Schon stehen wir in deinen Toren, Jerusalem: /<br />

Jerusalem, du starke Stadt, *<br />

dicht gebaut und fest gefügt. – Kehrvers<br />

Dorthin ziehen die Stämme hinauf,<br />

die Stämme des Herrn, /<br />

wie es Israel geboten ist, *<br />

den Namen des Herrn zu preisen.<br />

Denn dort stehen Throne bereit für das Gericht, *<br />

die Throne des Hauses David. – Kehrvers<br />

Kehrvers siehe Vers 1b, ferner GL 68, 1 (VI. Ton)<br />

oder GL 1975 645, 2 (VIII. Ton) oder KG 648 (I. Ton)<br />

Ruf vor dem Evangelium 1 Joh 2, 5<br />

Halleluja. Halleluja.<br />

Wer sich an Christi Wort hält, in dem ist die Gottesliebe wahrhaft<br />

vollendet.<br />

Halleluja.


Abend · Freitag, 6. <strong>November</strong> 78<br />

Aus dem hl. Evangelium nach Lukas Lk 16, 1–8<br />

In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Ein reicher Mann<br />

hatte einen Verwalter. Diesen beschuldigte man bei ihm, er<br />

verschleudere sein Vermögen. Darauf ließ er ihn rufen und sagte<br />

zu ihm: Was höre ich über dich? Leg Rechenschaft ab über<br />

deine Verwaltung! Du kannst nicht länger mein Verwalter sein.<br />

Da überlegte der Verwalter: Mein Herr entzieht mir die Verwaltung.<br />

Was soll ich jetzt tun? Zu schwerer Arbeit tauge ich<br />

nicht, und zu betteln schäme ich mich. Doch – ich weiß, was<br />

ich tun muss, damit mich die Leute in ihre Häuser aufnehmen,<br />

wenn ich als Verwalter abgesetzt bin.<br />

Und er ließ die Schuldner seines Herrn, einen nach dem andern,<br />

zu sich kommen und fragte den ersten: Wieviel bist du<br />

meinem Herrn schuldig?<br />

Er antwortete: Hundert Fass Öl. Da sagte er zu ihm: Nimm<br />

deinen Schuldschein, setz dich gleich hin, und schreib „fünfzig“.<br />

Dann fragte er einen andern: Wieviel bist du schuldig? Der<br />

antwortete: Hundert Sack Weizen. Da sagte er zu ihm: Nimm<br />

deinen Schuldschein, und schreib „achtzig“.<br />

Und der Herr lobte die Klugheit des unehrlichen Verwalters<br />

und sagte: Die Kinder dieser Welt sind im Umgang mit ihresgleichen<br />

klüger als die Kinder des Lichtes.<br />

Abendgebet<br />

O Gott, komm mir zu Hilfe.<br />

Herr, eile, mir zu helfen.<br />

Ehre sei dem Vater ... Halleluja.


79<br />

Freitag, 6. <strong>November</strong> · Abend<br />

Innehalten am Abend<br />

Man braucht, um über einen Menschen richtig zu urteilen, oft<br />

ein ganzes Leben.<br />

Heute ist der 140. Geburtstag von Robert Musil.<br />

• Wie schnell bin ich in meinem Urteil über andere?<br />

• Fällt es mir schwer, mein eigenes Urteil zu revidieren?<br />

Confiteor (Seite 37) – oder – Erbarme dich (Seite 48)<br />

Hymnus<br />

Du starker Gott, der diese Welt<br />

im Innersten zusammenhält,<br />

du Angelpunkt, der unbewegt<br />

den Wandel aller Zeiten trägt.<br />

Geht unser Erdentag zu End,<br />

schenk Leben, das kein Ende kennt:<br />

Führ uns, dank Jesu Todesleid,<br />

ins Licht der ew’gen Herrlichkeit.<br />

Vollenden wir den Lebenslauf,<br />

nimm uns in deine Liebe auf,<br />

dass unser Herz dich ewig preist,<br />

Gott Vater, Sohn und Heil’ger Geist. Amen.<br />

Nach: Rerum, Deus, tenax vigor; Ambrosius (?), † 397<br />

Melodie: GL 297 · GL 1975 178 · KG 395 · EG 79<br />

Psalm 88 Verse 10–19<br />

Mein Auge wird trübe vor Elend. /<br />

Jeden Tag, Herr, ruf ich zu dir; *<br />

ich strecke nach dir meine Hände aus.<br />

Wirst du an den Toten Wunder tun, *<br />

werden Schatten aufstehn, um dich zu preisen?


Abend · Freitag, 6. <strong>November</strong> 80<br />

Erzählt man im Grab von deiner Huld, *<br />

von deiner Treue im Totenreich?<br />

Werden deine Wunder in der Finsternis bekannt, *<br />

deine Gerechtigkeit im Land des Vergessens?<br />

Herr, darum schreie ich zu dir, *<br />

früh am Morgen tritt mein Gebet vor dich hin.<br />

Warum, o Herr, verwirfst du mich, *<br />

warum verbirgst du dein Gesicht vor mir?<br />

Gebeugt bin ich und todkrank von früher Jugend an, *<br />

deine Schrecken lasten auf mir, und ich bin zerquält.<br />

Über mich fuhr die Glut deines Zorns dahin, *<br />

deine Schrecken vernichten mich.<br />

Sie umfluten mich allzeit wie Wasser *<br />

und dringen auf mich ein von allen Seiten.<br />

Du hast mir die Freunde und Gefährten entfremdet; *<br />

mein Vertrauter ist nur noch die Finsternis.<br />

Ehre sei dem Vater ...<br />

Viele Menschen werden von den Wechselfällen des Lebens getroffen;<br />

auch heute dringt ihre Klage zu dir. Treuer Gott, lass<br />

das Kreuz deines Sohnes ihnen verlässliches Zeichen sein, dass<br />

du sie nicht vergisst.<br />

Lesung <br />

Jer 14, 9bc<br />

Du bist in unsrer Mitte, Herr, und dein Name ist über uns<br />

ausgerufen. Verlass uns nicht, Herr, unser Gott!<br />

Nunc dimittis – Lobgesang des Simeon<br />

Antiphon zum Nunc dimittis:<br />

Sei unser Heil, o Herr, wenn wir wachen, und unser Schutz,<br />

wenn wir schlafen; damit wir wachen mit Christus und ruhen<br />

in seinem Frieden.


81<br />

Freitag, 6. <strong>November</strong> · Abend<br />

Fürbitten<br />

Gelobt sei Gott, der uns beruft, seinem Frieden den Weg zu<br />

bereiten. Zu ihm lasst uns beten:<br />

A: Dein Reich komme.<br />

Jedem von uns ist es aufgegeben, deine Güter schöpferisch zu<br />

verwalten;<br />

– hilf, dass alle Menschen ihre Möglichkeiten entdecken und<br />

zum Wohl aller einsetzen.<br />

Deinen Willen zu tun, befreit uns;<br />

– lass die Menschen deine Stimme hören und ihr folgen.<br />

Du führst uns Menschen zu gemeinsamem Handeln zusammen;<br />

– mach alle, die sich dir anvertrauen, zu einem Netzwerk deiner<br />

Liebe.<br />

Der Krieg macht alle Beteiligten zu Verlierern;<br />

– lass jeden Menschen erkennen, wo er selbst Frieden schaffen<br />

kann.<br />

Gedenke aller, die durch Gewalt zu Tode gekommen sind;<br />

– schenke ihnen dein unvergängliches Leben.<br />

Vaterunser<br />

Oration<br />

Allmächtiger Gott, dein eingeborener Sohn ist hinabgestiegen<br />

in die Nacht des Todes und auferstanden. Gib, dass wir alle Tage<br />

durch den Glauben ihm verbunden bleiben, damit wir einst mit<br />

ihm auferstehen zum neuen Leben. Darum bitten wir durch<br />

ihn, Christus, unseren Herrn.<br />

Eine ruhige Nacht und ein gutes Ende<br />

gewähre uns der allmächtige Herr.<br />

Salve Regina (Seite 378)


Samstag, 7. <strong>November</strong> <strong>2020</strong><br />

Heiliger Willibrord<br />

Willibrord (658–739) trägt den Titel „Apostel der Friesen“. Er<br />

war ein tatkräftiger Mann, streng gegen sich selbst und gütig<br />

zu seinen Mitmenschen. Willibrord stammte aus Nordengland und<br />

wurde schon früh in klösterliche Erziehung ins Benediktinerkloster<br />

Ripon unter die Obhut des hl. Wilfrid (Wilfrith) gegeben. Mit 30<br />

Jahren empfing er die Priesterweihe und wurde 690 mit weiteren<br />

Gefährten als Missionar nach Friesland gesandt. Bei seiner Missionsarbeit<br />

ging er klug und planmäßig vor. Er stellte sich ganz unter<br />

den Schutz Pippins II., der das südliche Friesland erobert hatte.<br />

Gleichzeitig suchte er die Verbindung mit Rom und holte sich dort<br />

die Missionsvollmacht. 695 weihte der Papst ihn zum Erzbischof<br />

der Friesen. Willibrord wählte Utrecht zu seinem Bischofssitz. Vom<br />

fränkischen Adel reichlich mit Gütern beschenkt, konnte er zahlreiche<br />

Kirchen und Klöster errichten. Aufgrund von Schenkungen<br />

war es ihm möglich, um 700 das Benediktinerkloster Echternach<br />

(Luxemburg) als Missionsstützpunkt zu gründen, wohin er sich<br />

immer wieder zurückzog. Mit dem Tode Pippins (714) brach die<br />

Missionsarbeit zunächst zusammen. Erst fünf Jahre später konnte<br />

er sie mit der Unterstützung von Karl Martell und Bonifatius fortsetzen.<br />

Er starb im Kloster Echternach.<br />

Schrifttexte: Lesung: 1 Kor 1, 18–25; Evangelium: Mk 16, 15–20<br />

Namenstag: hl. Karina (Märtyrerin, 4. Jh.) · Ernst von Zwiefalten (Abt,<br />

Kreuzfahrer, Märtyrer, † um 1146) · Gisbert von Bebenhausen (Zisterzienser,<br />

† um 1200) · hl. Engelbert von Köln (Bischof, Märtyrer, † 1225)<br />

Morgengebet<br />

Herr, öffne meine Lippen.<br />

Damit mein Mund dein Lob verkünde.<br />

Ehre sei dem Vater ... Halleluja.


83<br />

Samstag, 7. <strong>November</strong> · Morgen<br />

Hymnus<br />

Licht, das uns anstößt, früh am Morgen,<br />

zeitloses Licht, in dem wir stehn,<br />

kalt, jeder einzeln, ungeborgen,<br />

Licht, fach mich an und lass mich gehn.<br />

Dass keiner ausfällt, dass wir alle,<br />

so schwer und traurig wir auch sind,<br />

nicht aus des andern Gnade fallen<br />

und ziellos, unauffindbar sind.<br />

Licht, meiner Stadt getreuer Hüter,<br />

bleibendes Licht, das einst gewinnt.<br />

Wie meines Vaters feste Schulter,<br />

trag mich, dein Ausschau haltend Kind.<br />

Licht, Kind in mir, mit meinen Augen,<br />

schau aus, ob schon die Welt ersteht,<br />

wo Menschen würdig leben dürfen<br />

und jeder Name Friede trägt.<br />

Alles wird weichen und verwehen,<br />

was nicht geeicht ist auf das Licht.<br />

Sprache wird nur Verwüstung säen<br />

und unsre Taten haften nicht.<br />

Vielstimmig Licht in unsren Ohren,<br />

solang das Herz in uns noch schlägt.<br />

Liebster der Menschen, erstgeboren,<br />

Licht, letztes Wort von ihm, der lebt.<br />

Huub Oosterhuis (Übertragung: Cornelis Kok)<br />

Psalm 119 <br />

Verse 121–128 Ajin<br />

Ich tue, was recht und gerecht ist. *<br />

Gib mich meinen Bedrückern nicht preis!<br />

Verbürg dich für das Wohl deines Knechtes, *<br />

damit die Stolzen mich nicht unterdrücken.


Morgen · Samstag, 7. <strong>November</strong> 84<br />

Meine Augen sehnen sich nach deiner Hilfe, *<br />

nach deiner gerechten Verheißung.<br />

Handle an deinem Knecht nach deiner Huld *<br />

und lehre mich deine Gesetze!<br />

Ich bin dein Knecht. Gib mir Einsicht, *<br />

damit ich verstehe, was du gebietest.<br />

Herr, es ist Zeit zu handeln; *<br />

man hat dein Gesetz gebrochen.<br />

Darum liebe ich deine Gebote *<br />

mehr als Rotgold und Weißgold.<br />

Darum lebe ich genau nach deinen Befehlen; *<br />

ich hasse alle Pfade der Lüge.<br />

Ehre sei dem Vater ...<br />

Deine Gebote, Vater im Himmel, sind unser Reichtum. Gib uns<br />

Einsicht, damit wir die Güter deiner Schöpfung in deinem Sinn<br />

gebrauchen.<br />

Lesung Phil 2, 14–15<br />

Tut alles ohne Murren und Bedenken, damit ihr rein und<br />

ohne Tadel seid, Kinder Gottes ohne Makel mitten in einer<br />

verdorbenen und verwirrten Generation, unter der ihr als Lichter<br />

in der Welt leuchtet.<br />

Benedictus – Lobgesang des Zacharias<br />

Antiphon zum Benedictus:<br />

Licht aus der Höhe, leuchte allen, die in Finsternis sind und im<br />

Schatten des Todes.<br />

Bitten<br />

Gepriesen sei Gott, der seine Gerechtigkeit durch Erbarmen zur<br />

Geltung bringt. Zu ihm lasst uns rufen:<br />

A: Lehre uns deine Wege.


85<br />

Samstag, 7. <strong>November</strong> · Eucharistie<br />

– Dass wir erkennen, wie sehr wir deiner Barmherzigkeit bedürfen.<br />

– Dass wir niemanden verurteilen, sondern bereit bleiben für<br />

einen Neuanfang.<br />

– Dass wir lernen, mit uns selbst und unseren Mitmenschen<br />

Geduld zu haben, wie du geduldig mit uns bist.<br />

Vaterunser<br />

Oration<br />

Gott, du Quell und Ursprung unseres Heils, mach unser ganzes<br />

Leben zu einem Loblied deiner Herrlichkeit, damit wir einst<br />

im Himmel dich preisen können ohne Ende. Darum bitten wir<br />

durch Jesus Christus.<br />

Der Herr segne uns, er bewahre uns vor Unheil<br />

und führe uns zum ewigen Leben.<br />

Texte zur Eucharistiefeier<br />

Tagesgebet<br />

Allmächtiger Gott, erhöre unser Gebet und beschütze uns, denn<br />

wir setzen unsere ganze Hoffnung auf dich. Reinige uns von<br />

aller Sünde und hilf uns, in deiner Gnade zu leben, damit wir<br />

Erben deiner Verheißung werden. Darum bitten wir durch Jesus<br />

Christus.<br />

Lesung aus dem Philipperbrief Phil 4, 10–19<br />

Meine geliebten Brüder! Ich habe mich im Herrn besonders<br />

gefreut, dass ihr eure Sorge für mich wieder einmal entfalten<br />

konntet. Ihr hattet schon daran gedacht, aber es fehlte euch<br />

die Gelegenheit dazu.


Eucharistie · Samstag, 7. <strong>November</strong> 86<br />

Ich sage das nicht, weil ich etwa Mangel leide. Denn ich habe<br />

gelernt, mich in jeder Lage zurechtzufinden: Ich weiß Entbehrungen<br />

zu ertragen, ich kann im Überfluss leben. In jedes und<br />

alles bin ich eingeweiht: in Sattsein und Hungern, Überfluss<br />

und Entbehrung. Alles vermag ich durch ihn, der mir Kraft gibt.<br />

Trotzdem habt ihr recht daran getan, an meiner Bedrängnis teilzunehmen.<br />

Ihr wisst selbst, ihr Philipper, dass ich beim Beginn der Verkündigung<br />

des Evangeliums, als ich aus Mazedonien aufbrach,<br />

mit keiner Gemeinde durch Geben und Nehmen verbunden<br />

war außer mit euch und dass ihr mir in Thessalonich und auch<br />

sonst das eine und andere Mal etwas geschickt habt, um mir<br />

zu helfen.<br />

Es geht mir nicht um die Gabe, es geht mir um den Gewinn,<br />

der euch mit Zinsen gutgeschrieben wird. Ich habe alles empfangen<br />

und habe jetzt mehr als genug. Mir fehlt nichts mehr,<br />

seit ich von Epaphroditus eure Gaben erhielt, ein schönes Opfer,<br />

eine angenehme Opfergabe, die Gott gefällt.<br />

Mein Gott aber wird euch durch Christus Jesus alles, was ihr<br />

nötig habt, aus dem Reichtum seiner Herrlichkeit schenken.<br />

Antwortpsalm <br />

Ps 112, 1–2.5–6.8a.9<br />

Kehrvers: Halleluja – oder:<br />

Selig der Mensch, der den Herrn fürchtet und ehrt.<br />

Wohl dem Mann, der den Herrn fürchtet und ehrt *<br />

und sich herzlich freut an seinen Geboten.<br />

Seine Nachkommen werden mächtig im Land, *<br />

das Geschlecht der Redlichen wird gesegnet. – Kehrvers<br />

Wohl dem Mann, der gütig und zum Helfen bereit ist, *<br />

der das Seine ordnet, wie es recht ist.<br />

Niemals gerät er ins Wanken; *<br />

ewig denkt man an den Gerechten. – Kehrvers


87<br />

Samstag, 7. <strong>November</strong> · Eucharistie<br />

Sein Herz ist getrost, er fürchtet sich nie; *<br />

reichlich gibt er den Armen,<br />

sein Heil hat Bestand für immer; *<br />

er ist mächtig und hoch geehrt. – Kehrvers<br />

Kehrvers vgl. Vers 1a, ferner GL 31, 1 oder GL 1975 708, 1<br />

oder KG 606 (IV. Ton)<br />

Ruf vor dem Evangelium vgl. 2 Kor 8, 9<br />

Halleluja. Halleluja.<br />

Jesus Christus, der reich war, wurde aus Liebe arm. Und durch<br />

seine Armut hat er uns reich gemacht.<br />

Halleluja.<br />

Aus dem hl. Evangelium nach Lukas Lk 16, 9–15<br />

In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Ich sage euch:<br />

Macht euch Freunde mit Hilfe des ungerechten Mammons,<br />

damit ihr in die ewigen Wohnungen aufgenommen werdet,<br />

wenn es mit euch zu Ende geht.<br />

Wer in den kleinsten Dingen zuverlässig ist, der ist es auch<br />

in den großen, und wer bei den kleinsten Dingen unrecht tut,<br />

der tut es auch bei den großen. Wenn ihr im Umgang mit dem<br />

ungerechten Reichtum nicht zuverlässig gewesen seid, wer wird<br />

euch dann das wahre Gut anvertrauen? Und wenn ihr im Umgang<br />

mit dem fremden Gut nicht zuverlässig gewesen seid, wer<br />

wird euch dann euer wahres Eigentum geben?<br />

Kein Sklave kann zwei Herren dienen; er wird entweder den<br />

einen hassen und den andern lieben, oder er wird zu dem einen<br />

halten und den andern verachten. Ihr könnt nicht beiden<br />

dienen, Gott und dem Mammon.<br />

Das alles hörten auch die Pharisäer, die sehr am Geld hingen,<br />

und sie lachten über ihn.<br />

Da sagte er zu ihnen: Ihr redet den Leuten ein, dass ihr gerecht<br />

seid; aber Gott kennt euer Herz. Denn was die Menschen<br />

für großartig halten, das ist in den Augen Gottes ein Gräuel.


Abend · Samstag, 7. <strong>November</strong> 88<br />

Impuls zum Evangelium<br />

Mammon – das Vermögen, das Eigentum, der Besitz, das Geld<br />

– ist ein guter Diener, aber ein schlimmer, ein Schinder-Herr.<br />

Geld kann hervorragende Dienste leisten; recht eingesetzt,<br />

trägt es dazu bei, menschenwürdiges Leben zu ermöglichen<br />

und zu sichern. Doch wo Eigentum, Vermögen, Besitz nicht<br />

lebensfördernd und gemeinschaftsdienlich genutzt werden,<br />

sondern als in sich großartig, als Selbstzweck gelten, da liegt<br />

nicht nur Irrtum vor, optische Täuschung, sondern, wie das<br />

Evangelium scharf formuliert, „Gräuel“. Nicht bloß der Unterschied<br />

zwischen menschlichem und göttlichem Überblick ist<br />

hier angesprochen. Was uns Menschen in seiner Riesengröße<br />

überwältigt, das ist für Gott weniger als ein Stäubchen, ein<br />

Nichts. Das Evangelium zielt aber noch weiter. Das hier verwendete<br />

Wort Gräuel begegnet biblisch oft im Zusammenhang<br />

mit den menschenfeindlichen Folgen von Götzendienst. Genau<br />

darum geht es. Welche Rolle spielt das Geld, das Haben,<br />

in meinem Leben? Ist es unser aller guter, bescheidener Diener<br />

– oder tyrannischer und von uns, von mir, vergötterter Herr?<br />

Abendgebet am Vorabend<br />

O Gott, komm mir zu Hilfe.<br />

Herr, eile, mir zu helfen.<br />

Ehre sei dem Vater ... Halleluja.<br />

Hymnus<br />

Das erfragte ich unter den Menschen<br />

als gewaltigstes Wunder:<br />

Als Erde nicht war noch hoher Himmel,<br />

noch Baum noch Berg nicht war,<br />

noch Sonne nicht schien noch Stern,


89<br />

Samstag, 7. <strong>November</strong> · Abend<br />

noch Mond nicht leuchtete,<br />

noch das mächtige Meer,<br />

als nirgends nichts war aller Enden und Wenden:<br />

da war der eine allmächtige Gott,<br />

der Herren mildester;<br />

bei ihm viele Geister voll Herrlichkeit.<br />

Doch eher als sie war der heilige Gott.<br />

Allmächtiger Gott, der du Himmel und Erde geschaffen<br />

und den Menschen viel Gutes gegeben hast,<br />

verleihe mir in deiner Huld den rechten Glauben,<br />

gewähre mir Weisheit und Klugheit und Kraft,<br />

dem Verderber zu widerstehen,<br />

das Böse zu meiden<br />

und deinen Willen zu vollbringen. Amen.<br />

Wessobrunner Gebet; 8. Jahrhundert<br />

Canticum vgl. 1 Petr 1, 3–9<br />

Antiphon:<br />

Die Antiphon wird zu Beginn und am Ende eines Canticums gebetet.<br />

Gottes Macht behütet euch durch den Glauben, damit ihr das<br />

Heil erlangt, das am Ende der Zeit offenbart werden soll.<br />

Gepriesen sei der Gott und Vater<br />

unseres Herrn Jesus Christus: *<br />

Er hat uns in seinem großen Erbarmen neu geboren,<br />

damit wir durch die Auferstehung Jesu Christi<br />

von den Toten *<br />

eine lebendige Hoffnung haben<br />

und das unzerstörbare, makellose<br />

und unvergängliche Erbe empfangen, *<br />

das im Himmel für euch aufbewahrt ist.<br />

Gottes Macht behütet euch durch den Glauben, /<br />

damit ihr das Heil erlangt, *<br />

das am Ende der Zeit offenbart werden soll.


Abend · Samstag, 7. <strong>November</strong> 90<br />

Deshalb seid ihr voll Freude,*<br />

obwohl ihr jetzt vielleicht kurze Zeit<br />

unter mancherlei Prüfungen leiden müsst.<br />

Dadurch soll sich euer Glaube bewähren, /<br />

und es wird sich zeigen, *<br />

dass er wertvoller ist als Gold, das doch vergänglich ist.<br />

So wird eurem Glauben<br />

Lob, Herrlichkeit und Ehre zuteil *<br />

bei der Offenbarung Jesu Christi.<br />

Ihn habt ihr nicht gesehen, *<br />

und dennoch liebt ihr ihn;<br />

ihr seht ihn auch jetzt nicht; *<br />

aber ihr glaubt an ihn<br />

und jubelt in unsagbarer Freude, *<br />

da ihr das Ziel des Glaubens erreichen werdet: euer Heil.<br />

Ehre sei dem Vater ...<br />

Antiphon:<br />

Gottes Macht behütet euch durch den Glauben, damit ihr das<br />

Heil erlangt, das am Ende der Zeit offenbart werden soll.<br />

Lesung Eph 1, 17–18<br />

Der Gott Jesu Christi, unseres Herrn, der Vater der Herrlichkeit,<br />

gebe euch den Geist der Weisheit und Offenbarung,<br />

damit ihr ihn erkennt. Er erleuchte die Augen eures Herzens,<br />

damit ihr versteht, zu welcher Hoffnung ihr durch ihn berufen<br />

seid, welchen Reichtum die Herrlichkeit seines Erbes den Heiligen<br />

schenkt.<br />

Magnificat – Lobgesang Mariens<br />

Antiphon zum Magnificat:<br />

Wer nach der Weisheit verlangt, wird sie erkennen. Wer ihretwegen<br />

wacht und an sie denkt, dem kommt sie entgegen.


91<br />

Samstag, 7. <strong>November</strong> · Abend<br />

Fürbitten<br />

Christus Jesus, du Weisheit des ewigen Gottes, wir bitten dich:<br />

A: Zeige uns deine Wege.<br />

– Stehe den Lehrern und Erziehern bei in ihrer Sorge um Kinder<br />

und Jugendliche.<br />

– Lass die Lehrherren und Berufsausbilder ihre Auszubildenden<br />

zu verantwortlichen Menschen heranbilden.<br />

– Lass Professorinnen und Professoren ihren Studenten die Bedeutung<br />

ihres Faches für ein gelingendes gesellschaftliches<br />

Zusammenleben erschließen.<br />

– Gib, dass die alten Menschen den jüngeren Anteil geben an<br />

ihrer Lebenserfahrung und nicht allein sind, wenn ihr Leben<br />

zu Ende geht.<br />

Vaterunser<br />

Oration<br />

Allmächtiger und barmherziger Gott, wir sind dein Eigentum,<br />

du hast uns in deine Hand geschrieben. Halte von uns fern,<br />

was uns gefährdet, und nimm weg, was uns an Seele und Leib<br />

bedrückt, damit wir freien Herzens deinen Willen tun. Darum<br />

bitten wir durch Jesus Christus.<br />

Gott sei uns gnädig und segne uns!<br />

Er lasse über uns sein Angesicht leuchten,<br />

damit auf Erden sein Weg erkannt wird<br />

und unter allen Völkern sein Heil.<br />

Ps 67, 2 f.<br />

Salve Regina (Seite 378)


Von Woche zu Woche · Samstag, 7. <strong>November</strong> 92<br />

Von Woche zu Woche<br />

Bewährung<br />

(zu Mt 25, 1–13)<br />

Jesus erzählt die Geschichte<br />

von zehn jungen Frauen,<br />

berufen,<br />

bei einer Hochzeit<br />

den Bräutigam zu begrüßen.<br />

Er verspätet sich – und<br />

die Wartenden schlafen ein.<br />

Als er endlich kommt,<br />

merken die Unvorsichtigen,<br />

was ihnen fehlt: das Öl!<br />

Beim nächtlichen Festzug<br />

können sie nun nicht leuchten:<br />

welche Schmach!<br />

Aus der erhofften Begegnung<br />

mit dem Bräutigam<br />

wird die Trennung von ihm!<br />

Entscheidend ist nicht die Berufung,<br />

sondern die Bewährung,<br />

warnt der Evangelist.<br />

Entscheidend<br />

ist nicht die Lampe,<br />

sondern das Öl – das brennt!<br />

Dorothee Sandherr-Klemp


8. <strong>November</strong> <strong>2020</strong><br />

32. Sonntag im Jahreskreis<br />

Namenstag: hl. Willehad von Bremen (Bischof, Glaubensbote in Friesland,<br />

† 789) · sel. Gregor von Einsiedeln (Abt, † 996) · hl. Gottfried<br />

von Amiens (Kartäuser, Bischof, † 1115) · sel. Johannes Duns Skotus<br />

(Franziskaner, Theologe, † 1308)<br />

Morgengebet<br />

Herr, öffne meine Lippen.<br />

Damit mein Mund dein Lob verkünde.<br />

Nach dir halte ich Ausschau im Heiligtum,<br />

dich preisen meine Lippen.<br />

Nach Ps 63, 3.4<br />

Ehre sei dem Vater ... Halleluja.<br />

Hymnus<br />

„Wachet auf“, ruft uns die Stimme<br />

der Wächter sehr hoch auf der Zinne,<br />

„wach auf, du Stadt Jerusalem.“<br />

Mitternacht heißt diese Stunde;<br />

sie rufen uns mit hellem Munde:<br />

„Wo seid ihr klugen Jungfrauen?<br />

Wohlauf, der Bräutgam kommt,<br />

steht auf, die Lampen nehmt. Halleluja.


Morgen · Sonntag, 8. <strong>November</strong> 94<br />

Macht euch bereit zu der Hochzeit,<br />

ihr müsset ihm entgegengehn.“<br />

Zion hört die Wächter singen,<br />

das Herz tut ihr vor Freude springen,<br />

sie wachet und steht eilend auf.<br />

Ihr Freund kommt vom Himmel prächtig,<br />

von Gnaden stark, von Wahrheit mächtig;<br />

ihr Licht wird hell, ihr Stern geht auf.<br />

„Nun komm, du werte Kron,<br />

Herr Jesu, Gottes Sohn. Hosianna.<br />

Wir folgen all zum Freudensaal<br />

und halten mit das Abendmahl.“<br />

Gloria sei dir gesungen<br />

mit Menschen- und mit Engelzungen,<br />

mit Harfen und mit Zimbeln schön.<br />

Von zwölf Perlen sind die Tore<br />

an deiner Stadt; wir stehn im Chore<br />

der Engel hoch um deinen Thron.<br />

Kein Aug hat je gespürt,<br />

kein Ohr hat mehr gehört solche Freude.<br />

Des jauchzen wir und singen dir<br />

das Halleluja für und für.<br />

Philipp Nicolai 1599<br />

GL 554 · GL 1975 110 · KG 210 · EG 147<br />

Canticum Jes 62, 4–7<br />

Antiphon:<br />

Wie der Bräutigam sich freut über die Braut, so freut sich dein<br />

Gott über dich.<br />

Nicht länger nennt man dich „Die Verlassene“, *<br />

und dein Land nicht mehr „Das Ödland“,<br />

sondern man nennt dich „Meine Wonne“ *<br />

und dein Land „Die Vermählte“.


95<br />

Sonntag, 8. <strong>November</strong> · Morgen<br />

Denn der Herr hat an dir seine Freude, *<br />

und dein Land wird mit ihm vermählt.<br />

Wie der junge Mann sich mit der Jungfrau vermählt, *<br />

so vermählt sich mit dir dein Erbauer.<br />

Wie der Bräutigam sich freut über die Braut, *<br />

so freut sich dein Gott über dich.<br />

Auf deine Mauern, Jerusalem, stelle ich Wächter. *<br />

Weder bei Tag noch bei Nacht dürfen sie schweigen.<br />

Ihr, die ihr den Herrn an Zion erinnern sollt, *<br />

gönnt euch keine Ruhe!<br />

Lasst auch ihm keine Ruhe, bis er Jerusalem wieder aufbaut, *<br />

bis er es auf der ganzen Erde berühmt macht.<br />

Ehre sei dem Vater ...<br />

Lesung Röm 5, 1–2.5<br />

Gerecht gemacht aus Glauben, haben wir Frieden mit Gott<br />

durch Jesus Christus, unseren Herrn. Durch ihn haben wir<br />

auch den Zugang zu der Gnade erhalten, in der wir stehen, und<br />

rühmen uns unserer Hoffnung auf die Herrlichkeit Gottes. Die<br />

Hoffnung aber lässt nicht zugrunde gehen; denn die Liebe Gottes<br />

ist ausgegossen in unsere Herzen durch den Heiligen Geist,<br />

der uns gegeben ist.<br />

Benedictus – Lobgesang des Zacharias<br />

Antiphon zum Benedictus:<br />

Seid wachsam! Denn ihr kennt nicht den Tag, noch wisst ihr<br />

die Stunde.<br />

Bitten<br />

Jesus, du bist vom Vater zu uns gesandt und rufst uns zur Wachsamkeit<br />

auf. Wir bitten dich:<br />

A: Erbarme dich unserer Schwachheit.


Eucharistie · Sonntag, 8. <strong>November</strong> 96<br />

Auch wir fordern Zeichen, damit wir glauben können;<br />

– gib uns den Mut, den ersten vertrauenden Schritt zu wagen.<br />

A: Erbarme dich unserer Schwachheit.<br />

Immer wieder kommen Momente, in denen wir verzagen<br />

möchten;<br />

– lass uns zur Ruhe kommen und spüren, dass du uns hältst.<br />

Oft fühlen wir uns von deinem Anspruch überfordert;<br />

– erschließe uns, wie leicht es ist, dir zu folgen, wenn du uns<br />

nahe bist.<br />

Vaterunser<br />

Oration<br />

Allmächtiger und barmherziger Gott, wir sind dein Eigentum,<br />

du hast uns in deine Hand geschrieben. Halte von uns fern,<br />

was uns gefährdet, und nimm weg, was uns an Seele und Leib<br />

bedrückt, damit wir freien Herzens deinen Willen tun. Darum<br />

bitten wir durch Jesus Christus.<br />

Unser Heiland Jesus Christus<br />

öffne uns Augen, Ohren und Herz,<br />

damit wir die Zeichen seines Kommens erkennen<br />

und ihm froh entgegengehen.<br />

Eucharistiefeier<br />

Liedvorschläge: GL 103, 233, 417, 549, 656 · KG 38, 210, 213, 229<br />

Gloria<br />

Herr, lass mein Gebet zu dir dringen,<br />

wende dein Ohr meinem Flehen zu.<br />

Ps 88, 3


97<br />

Sonntag, 8. <strong>November</strong> · Eucharistie<br />

Tagesgebet (Oration des Morgengebetes)<br />

Lesung aus dem Buch der Weisheit Weish 6, 12–16<br />

Strahlend und unvergänglich ist die Weisheit; wer sie liebt,<br />

erblickt sie schnell, und wer sie sucht, findet sie. Denen, die<br />

nach ihr verlangen, kommt sie zuvor und gibt sich zu erkennen.<br />

Wer sie am frühen Morgen sucht, braucht keine Mühe, er<br />

findet sie vor seiner Türe sitzen. Über sie nachzusinnen, ist vollkommene<br />

Klugheit; wer ihretwegen wacht, wird schnell von<br />

Sorge frei.<br />

Sie geht selbst umher, um die zu suchen, die ihrer würdig<br />

sind; freundlich erscheint sie ihnen auf allen Wegen und kommt<br />

ihnen entgegen bei jedem Gedanken.<br />

Impuls zur Lesung<br />

Ist das so? „Wer sie liebt, erblickt sie schnell.“ Vielleicht liebe<br />

ich sie also nicht – genug? Sie ist voller Liebe. Sie ist erfinderisch.<br />

Am frühen Morgen schon lässt sie sich finden. Wenn<br />

alle Cafés und Bäckereien noch geschlossen haben, wenn alle<br />

Hotlines im Tiefschlafmodus sind, wartet sie schon auf mich,<br />

vor meiner Türe. Freundlich und entgegenkommend ist sie, sie<br />

ist so gut und so zuvorkommend! Sie kommt mir zuvor; dabei<br />

will ich doch etwas von ihr? Kann das wahr sein? Ich will es<br />

so sehr! Ich will dankbar an sie denken: mit ihren Gedanken.<br />

Antwortpsalm Ps 63, 2–8<br />

Kehrvers: Meine Seele dürstet nach dir, mein Gott.<br />

Gott, mein Gott bist du, dich suche ich, *<br />

es dürstet nach dir meine Seele.<br />

Nach dir schmachtet mein Fleisch *<br />

wie dürres, lechzendes Land ohne Wasser. – Kehrvers<br />

Darum halte ich Ausschau nach dir im Heiligtum, *<br />

zu sehen deine Macht und Herrlichkeit.


Eucharistie · Sonntag, 8. <strong>November</strong> 98<br />

Denn deine Huld ist besser als das Leben. *<br />

Meine Lippen werden dich rühmen.<br />

Kehrvers: Meine Seele dürstet nach dir, mein Gott.<br />

So preise ich dich in meinem Leben, *<br />

in deinem Namen erhebe ich meine Hände.<br />

Wie an Fett und Mark wird satt meine Seele, *<br />

mein Mund lobt dich mit jubelnden Lippen. – Kehrvers<br />

Ich gedenke deiner auf meinem Lager *<br />

und sinne über dich nach, wenn ich wache.<br />

Ja, du wurdest meine Hilfe, *<br />

ich juble im Schatten deiner Flügel. – Kehrvers<br />

Kehrvers vgl. Vers 2, ferner GL 420 · GL 1975 676,1 · KG 263 (II. Ton)<br />

Lesung aus dem ersten Thessalonicherbrief<br />

1 Thess 4, 13–18<br />

Kurzfassung: 1 Thess 4, 13–14<br />

Schwestern und Brüder, wir wollen euch über die Entschlafenen<br />

nicht in Unkenntnis lassen, damit ihr nicht trauert wie<br />

die anderen, die keine Hoffnung haben.<br />

Denn wenn wir glauben, dass Jesus gestorben und auferstanden<br />

ist, so wird Gott die Entschlafenen durch Jesus in die<br />

Gemeinschaft mit ihm führen. Denn dies sagen wir euch nach<br />

einem Wort des Herrn: Wir, die Lebenden, die noch übrig sind<br />

bei der Ankunft des Herrn, werden den Entschlafenen nichts<br />

voraushaben.<br />

Denn der Herr selbst wird vom Himmel herabkommen, wenn<br />

der Befehl ergeht, der Erzengel ruft und die Posaune Gottes<br />

erschallt. Zuerst werden die in Christus Verstorbenen auferstehen;<br />

dann werden wir, die Lebenden, die noch übrig sind,<br />

zugleich mit ihnen auf den Wolken in die Luft entrückt zur Begegnung<br />

mit dem Herrn. Dann werden wir immer beim Herrn<br />

sein.<br />

Tröstet also einander mit diesen Worten!


99<br />

Sonntag, 8. <strong>November</strong> · Eucharistie<br />

Ruf vor dem Evangelium vgl. Mt 24, 42a.44<br />

Halleluja. Halleluja.<br />

Seid wachsam und haltet euch bereit! Denn der Menschensohn<br />

kommt zu einer Stunde, in der ihr es nicht erwartet.<br />

Halleluja.<br />

Aus dem hl. Evangelium nach Matthäus Mt 25, 1–13<br />

In jener Zeit erzählte Jesus seinen Jüngern das folgende<br />

Gleichnis: Mit dem Himmelreich wird es sein wie mit zehn<br />

Jungfrauen, die ihre Lampen nahmen und dem Bräutigam entgegengingen.<br />

Fünf von ihnen waren töricht und fünf waren<br />

klug. Die Törichten nahmen ihre Lampen mit, aber kein Öl, die<br />

Klugen aber nahmen mit ihren Lampen noch Öl in Krügen mit.<br />

Als nun der Bräutigam lange nicht kam, wurden sie alle müde<br />

und schliefen ein.<br />

Mitten in der Nacht aber erscholl der Ruf: Siehe, der Bräutigam!<br />

Geht ihm entgegen! Da standen die Jungfrauen alle auf<br />

und machten ihre Lampen zurecht.<br />

Die Törichten aber sagten zu den Klugen: Gebt uns von eurem<br />

Öl, sonst gehen unsere Lampen aus! Die Klugen erwiderten<br />

ihnen: Dann reicht es nicht für uns und für euch; geht lieber<br />

zu den Händlern und kauft es euch!<br />

Während sie noch unterwegs waren, um es zu kaufen, kam<br />

der Bräutigam. Die Jungfrauen, die bereit waren, gingen mit<br />

ihm in den Hochzeitssaal und die Tür wurde zugeschlossen.<br />

Später kamen auch die anderen Jungfrauen und riefen: Herr,<br />

Herr, mach uns auf! Er aber antwortete ihnen und sprach:<br />

Amen, ich sage euch: Ich kenne euch nicht.<br />

Seid also wachsam! Denn ihr wisst weder den Tag noch die<br />

Stunde.<br />

Credo


Eucharistie · Sonntag, 8. <strong>November</strong> 100<br />

Gabengebet<br />

Gott, unser Vater, nimm unsere Opfergaben gnädig an und gib,<br />

dass wir mit gläubigem Herzen das Leidensgeheimnis deines<br />

Sohnes feiern, der mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit.<br />

Präfation<br />

In Wahrheit ist es würdig und recht, dir, allmächtiger Vater, zu<br />

danken und dein Erbarmen zu rühmen. Die Sünde hatte die<br />

Menschen von dir getrennt, du aber hast sie zu dir zurückgeführt<br />

durch das Blut deines Sohnes und die Kraft deines Geistes.<br />

Wie du eins bist mit dem Sohn und dem Heiligen Geist, so ist<br />

deine Kirche geeint nach dem Bild des dreieinigen Gottes. Sie<br />

ist dein heiliges Volk, der Leib Christi und der Tempel des Heiligen<br />

Geistes zum Lob deiner Weisheit und Liebe. Darum preisen<br />

wir dich in deiner Kirche und vereinen uns mit den Engeln und<br />

Heiligen zum Hochgesang von deiner göttlichen Herrlichkeit.<br />

Kommunionvers Vgl. Lk 24, 35<br />

Die Jünger erkannten den Herrn Jesus, als er das Brot brach.<br />

Schlussgebet<br />

Wir danken dir, gütiger Gott, für die heilige Gabe, in der wir die<br />

Kraft von oben empfangen. Erhalte in uns deinen Geist und lass<br />

uns dir stets aufrichtig dienen. Darum bitten wir durch Christus,<br />

unseren Herrn.<br />

Schlusssegen<br />

Der Friede Gottes, der alles Begreifen übersteigt, bewahre eure<br />

Herzen und eure Gedanken in der Gemeinschaft mit Christus<br />

Jesus.<br />

Das gewähre euch der dreieinige Gott, der Vater und der<br />

Sohn † und der Heilige Geist.


101<br />

Sonntag, 8. <strong>November</strong> · Auslegung<br />

Auslegung zum Sonntagsevangelium<br />

Von Aurelius Augustinus<br />

Ich denke, dass mit Öl die Freude selbst bezeichnet wird, gemäß<br />

jenem Schriftwort: „Dein Herr hat dich gesalbt mit dem<br />

Öl der Freude“ (Ps 45, 8). Wer sich also nicht deswegen freut,<br />

weil er in seinem Innern Gott gefällt, der hat kein Öl bei sich.<br />

Denn man erfährt keine wahre Freude, solange man nur von<br />

den Menschen gelobt wird. Die Klugen aber haben Öl in ihren<br />

Lampen mitgenommen, das heißt, sie haben die Freude der guten<br />

Werke in ihre Gefäße, das heißt in ihr Herz und Gewissen<br />

gefüllt, so wie der Apostel mahnt: „Der Mensch prüfe sich aber<br />

selbst und dann wird er die Ehre in sich selbst und nicht in<br />

einem anderen haben“ (Gal 6, 4 Vg).<br />

Aurelius Augustinus (Bischof von Hippo, Kirchenlehrer, 354–430),<br />

hier nach: Thomas von Aquin, Catena Aurea. Kommentar zu den Evangelien<br />

im Jahreskreis, hg. v. Marianne Schlosser und Florian Kolbinger,<br />

© EOS Verlag, St. Ottilien, 2. Auflage 2012, 311<br />

Abendgebet<br />

O Gott, komm mir zu Hilfe.<br />

Herr, eile, mir zu helfen.<br />

Ehre sei dem Vater ... Halleluja.<br />

Hymnus<br />

1. Wie soll ich dich empfangen<br />

und wie begegn ich dir,<br />

o aller Welt Verlangen,<br />

o meiner Seelen Zier?<br />

O Jesu, Jesu, setze<br />

mir selbst die Fackel bei,<br />

damit, was dich ergötze,<br />

mir kund und wissend sei.


Abend · Sonntag, 8. <strong>November</strong> 102<br />

2. Dein Zion streut dir Palmen<br />

und grüne Zweige hin,<br />

und ich will dir in Psalmen<br />

ermuntern meinen Sinn.<br />

Mein Herze soll dir grünen<br />

in stetem Lob und Preis<br />

und deinem Namen dienen,<br />

so gut es kann und weiß.<br />

3. Das schreib dir in dein Herze,<br />

du hochbetrübtes Heer,<br />

bei denen Gram und Schmerze<br />

sich häuft je mehr und mehr;<br />

seid unverzagt, ihr habet<br />

die Hilfe vor der Tür;<br />

der eure Herzen labet<br />

und tröstet, steht allhier.<br />

4. Ihr dürft euch nicht bemühen<br />

noch sorgen Tag und Nacht,<br />

wie ihr ihn wollet ziehen<br />

mit eures Armes Macht.<br />

Er kommt, er kommt mit Willen,<br />

ist voller Lieb und Lust,<br />

all Angst und Not zu stillen,<br />

die ihm an euch bewusst.<br />

Paul Gerhardt, 1653, EG 11, Strophen 1, 2, 6 und 7,<br />

alternative Melodie: Gott ist dreifaltig einer (GL 354 · GL 1975 489 · KG 97),<br />

oder: O Haupt voll Blut und Wunden (GL 289 · GL 1975 179 · KG 389)<br />

Psalm 112<br />

Wohl dem Mann, der den Herrn fürchtet und ehrt *<br />

und sich herzlich freut an seinen Geboten.<br />

Seine Nachkommen werden mächtig im Land, *<br />

das Geschlecht der Redlichen wird gesegnet.<br />

Wohlstand und Reichtum füllen sein Haus, *<br />

sein Heil hat Bestand für immer.<br />

Den Redlichen erstrahlt im Finstern ein Licht: *<br />

der Gnädige, Barmherzige und Gerechte.<br />

Wohl dem Mann, der gütig und zum Helfen bereit ist, *<br />

der das Seine ordnet, wie es recht ist.<br />

Niemals gerät er ins Wanken; *<br />

ewig denkt man an den Gerechten.


103<br />

Sonntag, 8. <strong>November</strong> · Abend<br />

Er fürchtet sich nicht vor Verleumdung; *<br />

sein Herz ist fest, er vertraut auf den Herrn.<br />

Sein Herz ist getrost, er fürchtet sich nie; *<br />

denn bald wird er herabschauen auf seine Bedränger.<br />

Reichlich gibt er den Armen, /<br />

sein Heil hat Bestand für immer; *<br />

er ist mächtig und hoch geehrt.<br />

Voll Verdruss sieht es der Frevler, /<br />

er knirscht mit den Zähnen und geht zugrunde. *<br />

Zunichte werden die Wünsche der Frevler.<br />

Ehre sei dem Vater ...<br />

Du bist unser Licht in der Finsternis, barmherziger Gott, auf<br />

dich vertrauen wir. Stärke uns, lass uns nicht wanken.<br />

Lesung Offb 3, 19–20<br />

Wen ich liebe, den weise ich zurecht und nehme ich in<br />

Zucht. Mach also Ernst und kehr um! Ich stehe vor der<br />

Tür und klopfe an. Wer meine Stimme hört und die Tür öffnet,<br />

bei dem werde ich eintreten, und wir werden Mahl halten, ich<br />

mit ihm und er mit mir.<br />

Magnificat – Lobgesang Mariens<br />

Antiphon zum Magnificat:<br />

Um Mitternacht erscholl der Ruf: Seht, der Bräutigam kommt!<br />

Auf, ihm entgegen, Christus, dem Herrn!<br />

Fürbitten<br />

Die Jungfrauen im heutigen Evangelium haben ein Gespür für<br />

den rechten Augenblick. Sie stehlen sich nicht aus der Verantwortung,<br />

verschlafen nicht die Zeichen der Zeit. Wir erbitten<br />

Gottes Beistand:<br />

V: Du, Gott der Hoffnung, A: höre unser Gebet.


Abend · Sonntag, 8. <strong>November</strong> 104<br />

In vielen Ländern dieser Erde werden noch immer Frauen und<br />

Mädchen missachtet und abgewertet:<br />

– Stärke unsere Aufmerksamkeit und Hilfsbereitschaft, dass<br />

auch sie ihren Begabungen gemäß leben können.<br />

V: Du, Gott der Hoffnung, A: höre unser Gebet.<br />

Die Erde, unser blauer Planet, ächzt unter der Last, die wir ihr<br />

auferlegen:<br />

– Ermutige Menschen aller Generationen und Länder, gemeinsam<br />

zum Erhalt deiner Schöpfung beizutragen.<br />

Unsere Kirchen werden immer leerer, viel Vertrauen ist verspielt<br />

und verloren:<br />

– Begleite alle, die eine Erneuerung der Kirche im Geist des<br />

Evangeliums anstreben, und lass sie verbindende Wege finden.<br />

Vaterunser<br />

Oration<br />

Allmächtiger und barmherziger Gott, wir sind dein Eigentum,<br />

du hast uns in deine Hand geschrieben. Halte von uns fern,<br />

was uns gefährdet, und nimm weg, was uns an Seele und Leib<br />

bedrückt, damit wir freien Herzens deinen Willen tun. Darum<br />

bitten wir durch Jesus Christus.<br />

Salve Regina (Seite 378)<br />

Gnade sei mit uns und Friede<br />

von Gott, unserem Vater,<br />

und dem Herrn Jesus Christus.<br />

Vgl. Röm 1, 7


eihetag der Lateranbasilika<br />

Montag, 9. <strong>November</strong> <strong>2020</strong><br />

Kaiser Konstantin ließ die Lateranbasilika (San Giovanni in<br />

Laterano) errichten und stellte sie mit dem gesamten Gebiet<br />

um den Lateran 324 dem Papst zur Verfügung. Die Kirche wurde<br />

ursprünglich von Papst Silvester I. dem Allerheiligsten Erlöser geweiht<br />

und später auch Johannes dem Täufer und dem Evangelisten<br />

Johannes. Das Gotteshaus wurde zur Bischofskirche für die Päpste,<br />

denen bis 1308 der angrenzende Lateranpalast als Residenz diente.<br />

Nach der Rückkehr aus dem Exil in Avignon wählten die Päpste<br />

den vatikanischen Palast als ihren Hauptsitz, um damit ihre universale<br />

Bischofsstellung zu bekunden. Im Laufe der wechselvollen<br />

Geschichte wurde die Lateranbasilika – „Mutter und Haupt aller<br />

Kirchen der Stadt Rom und des Erdkreises“ – mehrfach durch Plünderungen,<br />

Brand oder Erdbeben zerstört und immer wieder aufgebaut.<br />

Nach erforderlichen größeren Umbaumaßnahmen weihte<br />

Papst Benedikt XIII. die Basilika am 28. April 1726 neu ein und<br />

bestimmte den 9. <strong>November</strong> als Weihetag der Kirche, der heute<br />

in der gesamten katholischen Kirche als Festtag gefeiert wird. Die<br />

Feier des Weihetages einer Kirche erinnert daran, dass das Haus<br />

Gottes uns als besonderer Ort des Gebetes und der gottesdienstlichen<br />

Versammlung gegeben ist. Zugleich können Kirchen, deren<br />

eigener Weihetag nicht mehr bekannt ist, diesen Tag auch für ihr<br />

Gotteshaus mitfeiern.<br />

Lesung zur Auswahl: Ez 47, 1–2.8–9.12; 1 Kor 3, 9c–11.16–17<br />

Namenstag: sel. Herfried (Einsiedler in Northumberland, † 747) · hl.<br />

Roland von Hasnon (Abt, † 1084) · hl. Erpho (Bischof von Münster,<br />

weihte den Paulusdom, † 1097)


Morgen · Montag, 9. <strong>November</strong> 106<br />

Morgengebet<br />

Herr, öffne meine Lippen.<br />

Damit mein Mund dein Lob verkünde.<br />

Reicht dem Herrn die Hand und kommt in sein Heiligtum;<br />

er hat es für immer geheiligt.<br />

Vgl. 2 Chr 30, 8<br />

Ehre sei dem Vater ... Halleluja.<br />

Hymnus<br />

„Halleluja“ hebt an, hallendes Gotteslob,<br />

Bürger himmlischer Stadt, singt ohne Unterlass<br />

– ewiges Halleluja!<br />

Euer seliges Lob nehmen die Engel auf,<br />

die Bewohner des Lichts jubeln im Chore laut<br />

– ewiges Halleluja!<br />

Gottes herrliche Stadt tönt im Gesange auf,<br />

wirft im Echo zurück euer frohlockend’ Lied<br />

– ewiges Halleluja!<br />

Großer Schöpfer der Welt, siehe, auch unser Mund<br />

singt dir jauchzend das Lob, das deiner Größe ziemt:<br />

– ewiges Halleluja!<br />

Dich, o Christus, erhebt unserer Stimmen Preis,<br />

dir, allmächtiger Gott, rufen wir jubelnd zu<br />

– ewiges Halleluja!<br />

Nach: Alleluia piis edite laudibus; 6./8. Jahrhundert<br />

Melodie: GL 1975 260 · KG 185<br />

Psalm 84 Verse 2–13<br />

Wie liebenswert ist deine Wohnung, Herr der Heerscharen! /<br />

Meine Seele verzehrt sich in Sehnsucht *<br />

nach dem Tempel des Herrn.


107<br />

Montag, 9. <strong>November</strong> · Morgen<br />

Mein Herz und mein Leib jauchzen ihm zu, *<br />

ihm, dem lebendigen Gott.<br />

Auch der Sperling findet ein Haus *<br />

und die Schwalbe ein Nest für ihre Jungen –<br />

deine Altäre, Herr der Heerscharen, *<br />

mein Gott und mein König.<br />

Wohl denen, die wohnen in deinem Haus, *<br />

die dich allezeit loben.<br />

Wohl den Menschen, die Kraft finden in dir, *<br />

wenn sie sich zur Wallfahrt rüsten.<br />

Ziehen sie durch das trostlose Tal, /<br />

wird es für sie zum Quellgrund, *<br />

und Frühregen hüllt es in Segen.<br />

Sie schreiten dahin mit wachsender Kraft; *<br />

dann schauen sie Gott auf dem Zion.<br />

Herr der Heerscharen, höre mein Beten, *<br />

vernimm es, Gott Jakobs!<br />

Gott, sieh her auf unsern Schild, *<br />

schau auf das Antlitz deines Gesalbten!<br />

Denn ein einziger Tag in den Vorhöfen deines Heiligtums *<br />

ist besser als tausend andere.<br />

Lieber an der Schwelle stehen im Haus meines Gottes *<br />

als wohnen in den Zelten der Frevler.<br />

Denn Gott der Herr ist Sonne und Schild. *<br />

Er schenkt Gnade und Herrlichkeit;<br />

der Herr versagt denen, die rechtschaffen sind, keine Gabe. *<br />

Herr der Heerscharen, wohl dem, der dir vertraut!<br />

Ehre sei dem Vater ...<br />

Du menschenfreundlicher Gott, wo wir deinen Ruf vernehmen<br />

und deinem Willen entsprechen, entsteht Raum für Heilung,<br />

Trost, für neues Leben. Mach unser Herz bereit, dir zu begegnen,<br />

und lass unsere Taten dich loben.


Morgen · Montag, 9. <strong>November</strong> 108<br />

Lesung Jes 56, 7<br />

Ich bringe sie zu meinem heiligen Berg und erfülle sie in meinem<br />

Bethaus mit Freude. Ihre Brandopfer und Schlachtopfer<br />

finden Gefallen auf meinem Altar, denn mein Haus wird ein<br />

Haus des Gebets für alle Völker genannt.<br />

Benedictus – Lobgesang des Zacharias<br />

Antiphon zum Benedictus:<br />

Zachäus, steige schnell herab, in deinem Hause muss ich heute<br />

bleiben. Da stieg er schnell herab und nahm Jesus voll Freude<br />

auf. – Heute ist Gottes Heil in dieses Haus gekommen.<br />

Bitten<br />

Gott, dir sind Unterdrückung und Terror verhasst. Wir bitten<br />

dich:<br />

A: Lass uns dem Frieden dienen.<br />

– Dass wir kein Unrecht gutheißen und unsere Stimme erheben,<br />

wo es nötig ist.<br />

– Dass wir Fremde und Andersdenkende vor Benachteiligung<br />

und Verfolgung schützen.<br />

– Dass wir uns für Versöhnung einsetzen, wo wir auf verhärtete<br />

Fronten stoßen.<br />

Vaterunser<br />

Oration<br />

Erhabener Gott, du erbaust dir aus lebendigen und erlesenen<br />

Steinen ein ewiges Haus. Mache die Kirche reich an Früchten<br />

des Geistes, den du ihr geschenkt hast, und lass alle Gläubigen<br />

in der Gnade wachsen, bis das Volk, das dir gehört, im himmlischen<br />

Jerusalem vollendet wird. Darum bitten wir durch Jesus<br />

Christus.


109<br />

Montag, 9. <strong>November</strong> · Eucharistie<br />

Der Gott Israels, der uns aus der Knechtschaft Ägyptens<br />

befreit hat, er wohne in unserer Mitte<br />

und führe uns in das Land der Verheißung.<br />

Eucharistiefeier<br />

Liedvorschläge: GL 144, 386, 414, 477, 482 · KG 40, 508, 519<br />

Gloria<br />

Ich sah die heilige Stadt, das neue Jerusalem,<br />

von Gott her aus dem Himmel herabkommen.<br />

Sie war bereit wie eine Braut,<br />

die sich für ihren Mann geschmückt hat.<br />

Offb 21, 2<br />

Tagesgebet (Oration des Morgengebetes)<br />

Lesung aus dem ersten Korintherbrief<br />

<br />

1 Kor 3, 9c–11.16–17<br />

Schwestern und Brüder! Ihr seid Gottes Bau. Der Gnade Gottes<br />

entsprechend, die mir geschenkt wurde, habe ich wie ein<br />

weiser Baumeister den Grund gelegt; ein anderer baut darauf<br />

weiter. Aber jeder soll darauf achten, wie er weiterbaut.<br />

Denn einen anderen Grund kann niemand legen als den, der<br />

gelegt ist: Jesus Christus.<br />

Wisst ihr nicht, dass ihr Gottes Tempel seid und der Geist Gottes<br />

in euch wohnt? Wer den Tempel Gottes zerstört, den wird<br />

Gott zerstören. Denn Gottes Tempel ist heilig und der seid ihr.<br />

Impuls zur Lesung<br />

„Auf diese Steine können Sie bauen.“ Mit diesem Slogan machte<br />

vor Jahren eine Bausparkasse auf ihre Angebote aufmerk-


Eucharistie · Montag, 9. <strong>November</strong> 110<br />

sam. Auf welche Steine bauen wir? Wohlstand, Gesundheit,<br />

Sicherheit, das sind zweifellos wichtige Güter. Wenn sie aber<br />

zum Grund- und Eckstein eines Lebens werden, versteinert das<br />

Leben: Wir mauern uns selbst ein. Paulus macht auf eine andere<br />

Möglichkeit aufmerksam, auf eine andere Wirklichkeit:<br />

Die Getauften selbst sind Gottes Bau, und Jesus Christus ist<br />

das Fundament. Doch wie kann das gehen: ein Fundament,<br />

das wirklich trägt – und wirklich lebt? Ein Gebäude, das eine<br />

verlässliche Heimat – und zugleich eine belebte Baustelle ist?<br />

Wie kann das gehen? Wie könnte es anders gehen? Finden wir<br />

es furchtlos heraus: Wir sind getauft!<br />

Antwortpsalm Ps 46, 2–3.5–6.8–9<br />

Kehrvers:<br />

Des Stromes Wasser erfreuen die Gottesstadt, des Höchsten heilige<br />

Wohnung.<br />

Gott ist uns Zuflucht und Stärke, *<br />

als mächtig erfahren, als Helfer in allen Nöten.<br />

Darum fürchten wir uns nicht, wenn die Erde auch wankt, *<br />

wenn Berge stürzen in die Tiefe des Meeres. – Kehrvers<br />

Eines Stromes Arme erfreuen die Gottesstadt, *<br />

des Höchsten heilige Wohnung.<br />

Gott ist in ihrer Mitte, sie wird nicht wanken. *<br />

Gott hilft ihr, wenn der Morgen anbricht. – Kehrvers<br />

Mit uns ist der HERR der Heerscharen, *<br />

der Gott Jakobs ist unsre Burg.<br />

Kommt und schaut die Taten des HERRN, *<br />

der Schauder erregt auf der Erde. – Kehrvers<br />

Kehrvers vgl. Vers 5, ferner GL 653, 5 oder KG 615 (VII. Ton)<br />

oder GL 1975 645, 2 (VIII. Ton)


111<br />

Montag, 9. <strong>November</strong> · Eucharistie<br />

Ruf vor dem Evangelium vgl. 2 Chr 7, 16<br />

Halleluja. Halleluja.<br />

So spricht Gott, der Herr: Ich habe dieses Haus erwählt und<br />

geheiligt, damit mein Name hier sei auf ewig.<br />

Halleluja.<br />

Aus dem hl. Evangelium nach Johannes Joh 2, 13–22<br />

Das Paschafest der Juden war nahe und Jesus zog nach Jerusalem<br />

hinauf. Im Tempel fand er die Verkäufer von Rindern,<br />

Schafen und Tauben und die Geldwechsler, die dort saßen.<br />

Er machte eine Geißel aus Stricken und trieb sie alle aus dem<br />

Tempel hinaus samt den Schafen und Rindern; das Geld der<br />

Wechsler schüttete er aus, ihre Tische stieß er um und zu den<br />

Taubenhändlern sagte er: Schafft das hier weg, macht das Haus<br />

meines Vaters nicht zu einer Markthalle! Seine Jünger erinnerten<br />

sich, dass geschrieben steht: Der Eifer für dein Haus wird<br />

mich verzehren.<br />

Da ergriffen die Juden das Wort und sagten zu ihm: Welches<br />

Zeichen lässt du uns sehen, dass du dies tun darfst?<br />

Jesus antwortete ihnen: Reißt diesen Tempel nieder und in<br />

drei Tagen werde ich ihn wieder aufrichten.<br />

Da sagten die Juden: Sechsundvierzig Jahre wurde an diesem<br />

Tempel gebaut und du willst ihn in drei Tagen wieder aufrichten?<br />

Er aber meinte den Tempel seines Leibes.<br />

Als er von den Toten auferweckt war, erinnerten sich seine<br />

Jünger, dass er dies gesagt hatte, und sie glaubten der Schrift<br />

und dem Wort, das Jesus gesprochen hatte.<br />

Gabengebet<br />

Herr und Gott, nimm unsere Gaben an, schenke uns durch<br />

deine Sakramente Kraft und Zuversicht und erhöre alle, die<br />

an deiner heiligen Stätte zu dir beten. Darum bitten wir durch<br />

Christus, unseren Herrn.


Eucharistie · Montag, 9. <strong>November</strong> 112<br />

Präfation<br />

In Wahrheit ist es würdig und recht, dir, Vater im Himmel, zu<br />

danken und deine Größe zu rühmen. In jedem Haus des Gebetes<br />

wohnst du als Spender der Gnade, als Geber alles Guten:<br />

Denn du erbaust uns zum Tempel des Heiligen Geistes, dessen<br />

Glanz im Leben der Gläubigen aufstrahlt. Im sichtbaren Bau<br />

erkennen wir das Bild deiner Kirche, die du zur Braut deines<br />

Sohnes erwählt hast. Du heiligst sie Tag für Tag, bis du sie, unsere<br />

Mutter, in die Herrlichkeit aufnimmst mit der unzählbaren<br />

Schar ihrer Kinder. Darum preisen wir dich in deiner Kirche<br />

und vereinen uns mit allen Engeln und Heiligen zum Hochgesang<br />

von deiner göttlichen Herrlichkeit.<br />

Kommunionvers 1 Petr 2, 5<br />

Lasst euch als lebendige Steine zu einem geistigen Haus aufbauen,<br />

zu einer heiligen Priesterschaft.<br />

Schlussgebet<br />

Allmächtiger Gott, du hast uns in der Kirche auf Erden ein Abbild<br />

des himmlischen Jerusalem geschenkt. Mache uns durch<br />

diese heilige Kommunion zum Tempel deiner Gnade und lass<br />

uns dorthin gelangen, wo deine Herrlichkeit thront. Darum bitten<br />

wir durch Christus, unseren Herrn.<br />

Schlusssegen<br />

Den Reichtum seines Segens schenke euch der Herr des Himmels<br />

und der Erde, der uns versammelt hat zum Weihefest der<br />

Lateranbasilika.<br />

Er hat Christus zum Eckstein seiner Kirche gemacht; er füge<br />

euch darin ein als lebendige Steine.<br />

Der Heilige Geist wohne in euren Herzen und mache sie zum<br />

Tempel Gottes, damit ihr einst wohnen dürft im himmlischen<br />

Jerusalem.<br />

Das gewähre euch der dreieinige Gott, der Vater und der<br />

Sohn † und der Heilige Geist.


113<br />

Montag, 9. <strong>November</strong> · Abend<br />

Abendgebet<br />

O Gott, komm mir zu Hilfe.<br />

Herr, eile, mir zu helfen.<br />

Ehre sei dem Vater ... Halleluja.<br />

Innehalten am Abend<br />

Alles, was sonst getrennt auftritt, ist im Glauben verschmolzen:<br />

Erkenntnis, Liebe, Tat.<br />

Edith Stein (Ordensname Teresia Benedicta a Cruce OCD,<br />

deutsche Philosophin und Frauenrechtlerin jüdischer Herkunft,<br />

konvertierte 1922 zur katholischen Kirche und wurde als Jüdin und Christin<br />

zum Opfer des Nationalsozialismus, 1891–1942)<br />

• Erkenntnis, Liebe, Tat: wo liegen meine Stärken?<br />

• Was davon bedarf der Vernetzung und der Belebung?<br />

Confiteor (Seite 37) – oder – Erbarme dich (Seite 48)<br />

Hymnus<br />

Sel’ge Stätte voll des Friedens,<br />

neue Stadt Jerusalem,<br />

die erbaut ist in den Himmeln<br />

aus lebendigem Gestein<br />

und im Lichtgeleit der Engel<br />

strahlt wie eine junge Braut.<br />

Im Geschmeide ihrer Schönheit<br />

steigt vom Himmel sie herab,<br />

hold bereitet, voll Verlangen,<br />

ihrem Herrn vermählt zu sein.<br />

Ihre Straßen, ihre Mauern<br />

sind aus reinem Gold erbaut.<br />

Perlen schimmern auf den Toren,<br />

deren Flügel offenstehn,


Abend · Montag, 9. <strong>November</strong> 114<br />

freundlich Einlass zu gewähren<br />

in des Lammes Heiligtum<br />

jedem, der für Christi Namen<br />

in der Welt Bedrängnis litt.<br />

Fremd ist dieser Stadt das Dunkel:<br />

Ihre Sonne ist das Lamm.<br />

Unaufhörlich tönt ihr Jubel,<br />

niemals endet ihr Gesang,<br />

ewig preisen ihre Lieder<br />

den, der strahlend in ihr wohnt.<br />

Dank und Preis sei ohne Ende<br />

allezeit dem höchsten Gott,<br />

wie dem Vater, so dem Sohne<br />

und dem Geist, der beide eint.<br />

Seiner Macht gebührt die Ehre,<br />

Lob und Ruhm in Ewigkeit. Amen.<br />

Nach: Urbs Ierusalem beata; 6./8. Jahrhundert<br />

Melodie: GL 493 oder 495 · GL 1975 541 oder 543 · KG 219 oder 221<br />

Psalm 46 Verse 2–12<br />

Gott ist uns Zuflucht und Stärke, *<br />

ein bewährter Helfer in allen Nöten.<br />

Darum fürchten wir uns nicht, wenn die Erde auch wankt, *<br />

wenn Berge stürzen in die Tiefe des Meeres,<br />

wenn seine Wasserwogen tosen und schäumen *<br />

und vor seinem Ungestüm die Berge erzittern.<br />

Der Herr der Heerscharen ist mit uns, *<br />

der Gott Jakobs ist unsre Burg.<br />

Die Wasser eines Stromes erquicken die Gottesstadt, *<br />

des Höchsten heilige Wohnung.<br />

Gott ist in ihrer Mitte, darum wird sie niemals wanken; *<br />

Gott hilft ihr, wenn der Morgen anbricht.


115<br />

Montag, 9. <strong>November</strong> · Abend<br />

Völker toben, Reiche wanken, *<br />

es dröhnt sein Donner, da zerschmilzt die Erde.<br />

Der Herr der Heerscharen ist mit uns, *<br />

der Gott Jakobs ist unsre Burg.<br />

Kommt und schaut die Taten des Herrn, *<br />

der Furchtbares vollbringt auf der Erde.<br />

Er setzt den Kriegen ein Ende *<br />

bis an die Grenzen der Erde;<br />

er zerbricht die Bogen, zerschlägt die Lanzen, *<br />

im Feuer verbrennt er die Schilde.<br />

„Lasst ab und erkennt, dass ich Gott bin, *<br />

erhaben über die Völker, erhaben auf Erden.“<br />

Der Herr der Heerscharen ist mit uns, *<br />

der Gott Jakobs ist unsre Burg.<br />

Ehre sei dem Vater ...<br />

Du, Herr, bist in unserer Mitte. Lass uns nicht wanken, wenn<br />

uns angst wird. Stärke uns durch dein Wort, dass wir einander<br />

beistehen.<br />

Lesung <br />

Jer 7, 2b.4–5a.7a<br />

Hört das Wort des Herrn, ganz Juda, alle, die ihr durch diese<br />

Tore kommt, um dem Herrn zu huldigen! Vertraut nicht<br />

auf die trügerischen Worte: Der Tempel des Herrn, der Tempel<br />

des Herrn, der Tempel des Herrn ist hier. Denn nur wenn ihr<br />

euer Verhalten und euer Tun von Grund auf bessert, will ich bei<br />

euch wohnen hier an diesem Ort.<br />

Magnificat – Lobgesang Mariens<br />

Antiphon zum Magnificat:<br />

Geheiligt hat der Herr sein Zelt; hier ist Gottes Haus, in dem er<br />

angerufen wird, wie geschrieben steht: Dort wird mein Name<br />

sein – Spruch des Herrn.


Abend · Montag, 9. <strong>November</strong> 116<br />

Fürbitten<br />

Am 50. Todestag des französischen Staatsmanns Charles de<br />

Gaulle beten wir für unser gemeinsames Haus Europa:<br />

V: Du unser König, A: segne Volk und Land.<br />

– Dass wir Europäer unsere biblischen Wurzeln neu entdecken.<br />

– Dass wir unsere Verantwortung füreinander und für die<br />

Menschheit wahrnehmen.<br />

– Dass wir überwinden, was uns trennt, und aus dem leben,<br />

was uns verbindet.<br />

– Dass wir der Menschen gedenken, die sich für die Versöhnung<br />

der Völker eingesetzt haben.<br />

Vaterunser<br />

Oration<br />

Erhabener Gott, du erbaust dir aus lebendigen und erlesenen<br />

Steinen ein ewiges Haus. Mache die Kirche reich an Früchten<br />

des Geistes, den du ihr geschenkt hast, und lass alle Gläubigen<br />

in der Gnade wachsen, bis das Volk, das dir gehört, im himmlischen<br />

Jerusalem vollendet wird. Darum bitten wir durch Jesus<br />

Christus.<br />

Der Gott des Friedens<br />

mache uns tüchtig in allem Guten,<br />

damit wir seinen Willen tun.<br />

Er bewirke in uns, was ihm gefällt,<br />

durch Jesus Christus, dem die Ehre sei in alle Ewigkeit.<br />

Vgl. Hebr 13, 20.21<br />

Salve Regina (Seite 378)


Dienstag, 10. <strong>November</strong> <strong>2020</strong><br />

Heiliger Leo der Große<br />

Leo der Große (um 400–461) kann mit Recht der erste wirkliche<br />

Papst als Leiter der gesamten abendländischen Kirche genannt<br />

werden. Er stammte wahrscheinlich aus der Toskana. 440 wurde<br />

er zum Bischof von Rom gewählt. Schon bei seinem Amtsantritt beanspruchte<br />

er für den römischen Bischof als Nachfolger des Petrus<br />

den Primat über die ganze Kirche. In harten Auseinandersetzungen<br />

um den rechten Glauben bekämpfte er die zahlreichen Irrlehren<br />

seiner Zeit. Auf dem Konzil von Chalkedon (451) setzte sich die<br />

von ihm gegen weite Teile der Ostkirche vertretene Zweinaturenlehre<br />

durch. Leo stärkte die kirchliche Hierarchie und ordnete in<br />

vielen Ländern die zerrütteten kirchlichen Verhältnisse neu. Sein<br />

persönlicher Einsatz bewahrte 452 Rom vor den Hunnen. Beim<br />

Einfall der Vandalen in Rom konnte er zwar nicht die Plünderung<br />

verhindern, doch es gelang ihm, Rom vor Mord und Brand<br />

zu bewahren. Leo war ein Mann von tiefer Frömmigkeit und ein<br />

kraftvoller Prediger. 1754 wurde er von Papst Benedikt XIV. zum<br />

Kirchenlehrer erhoben.<br />

Schrifttexte: Lesung: Sir 39, 6–10; Evangelium: Mt 16, 13–19<br />

Namenstag: hl. Justus von Canterbury (Glaubensbote in England,<br />

† 627) · hl. Johannes Skotus von Mecklenburg (Bischof, Märtyrer,<br />

† 1066) · sel. Johannes Prassek, sel. Hermann Lange, sel. Eduard<br />

Müller, Karl Friedrich Stellbrink (Lübecker Märtyrer, Gegner des Nationalsozialismus,<br />

† 1943)<br />

Morgengebet<br />

Herr, öffne meine Lippen.<br />

Damit mein Mund dein Lob verkünde.<br />

Ehre sei dem Vater ... Halleluja.


Morgen · Dienstag, 10. <strong>November</strong> 118<br />

Hymnus<br />

Jesus, Sohn Davids,<br />

erbarme dich meiner.<br />

Erleuchte du meine Augen,<br />

dass ich den Weg zu dir finde.<br />

Mach du meine Schritte fest,<br />

dass ich vom Weg nicht abirre.<br />

Öffne du meinen Mund,<br />

dass ich von dir spreche.<br />

Du willst, dass ich meine Mitmenschen liebe.<br />

Lass mich ihnen so dienen,<br />

dass sie ihr Heil finden<br />

und in deine Herrlichkeit gelangen.<br />

Alkuin, † 804, GL 1975 6, 5<br />

Psalm 101<br />

Von Gnade und Recht will ich singen; *<br />

dir, o Herr, will ich spielen.<br />

Ich will auf den Weg der Bewährten achten. /<br />

Wann kommst du zu mir? *<br />

Ich lebe in der Stille meines Hauses mit lauterem Herzen.<br />

Ich richte mein Auge nicht auf Schändliches; *<br />

ich hasse es, Unrecht zu tun, es soll nicht an mir haften.<br />

Falschheit sei meinem Herzen fern; *<br />

ich will das Böse nicht kennen.<br />

Wer den Nächsten heimlich verleumdet, *<br />

den bring ich zum Schweigen.<br />

Stolze Augen und hochmütige Herzen *<br />

kann ich nicht ertragen.<br />

Meine Augen suchen die Treuen im Land; /<br />

sie sollen bei mir wohnen. *<br />

Wer auf rechten Wegen geht, der darf mir dienen.


119<br />

Dienstag, 10. <strong>November</strong> · Morgen<br />

In meinem Haus soll kein Betrüger wohnen; *<br />

kein Lügner kann vor meinen Augen bestehen.<br />

Morgen für Morgen spreche ich das Urteil<br />

über die Frevler im Land, *<br />

um in der Stadt des Herrn alle auszurotten, die Unrecht tun.<br />

Ehre sei dem Vater ...<br />

Allmächtiger Gott, in der Stille wirkst du deine Taten. Leite uns<br />

an, deine verborgene Gegenwart in unserem Alltag zu spüren,<br />

und gib uns Mut, auf deine Treue zu bauen.<br />

Lesung 1 Petr 5, 1–4<br />

Eure Ältesten ermahne ich, da ich ein Ältester bin wie sie und<br />

ein Zeuge der Leiden Christi und auch an der Herrlichkeit<br />

teilhaben soll, die sich offenbaren wird: Sorgt als Hirten für die<br />

euch anvertraute Herde Gottes, nicht aus Zwang, sondern freiwillig,<br />

wie Gott es will; auch nicht aus Gewinnsucht, sondern aus<br />

Neigung; seid nicht Beherrscher eurer Gemeinden, sondern Vorbilder<br />

für die Herde! Wenn dann der oberste Hirt erscheint, werdet<br />

ihr den nie verwelkenden Kranz der Herrlichkeit empfangen.<br />

Benedictus – Lobgesang des Zacharias<br />

Antiphon zum Benedictus:<br />

Der Herr hat Petrus die Festigkeit eines Felsens verliehen und<br />

ihm die Leitung seiner Kirche anvertraut. Was Christus ihm<br />

übergab, hat Petrus treu bewahrt.<br />

Bitten<br />

Als Gottes Kinder sind wir zur Mitgestaltung seiner Schöpfung<br />

berufen. Darum lasst uns zu ihm beten:<br />

A: Führe uns deine Wege.<br />

– Dass wir erkennen, wo du uns heute brauchst.<br />

– Dass wir gewissenhaft unsere Arbeit tun.


Eucharistie · Dienstag, 10. <strong>November</strong> 120<br />

– Dass wir uns den Wert unseres Einsatzes von niemandem<br />

kleinreden lassen.<br />

A: Führe uns deine Wege.<br />

Vaterunser<br />

Oration<br />

Gott, du hast deine Kirche auf den festen Glauben der Apostel<br />

gebaut und lässt nicht zu, dass die Pforten der Hölle sie überwältigen.<br />

Auf die Fürsprache des heiligen Papstes Leo stärke in<br />

der Kirche den Glauben und schenke ihr Einheit und Frieden.<br />

Darum bitten wir durch Jesus Christus.<br />

Christus Jesus, du birgst unsere Vergangenheit<br />

in deinem Herzen und willst uns Zukunft eröffnen.<br />

Segne uns, du unser Friede.<br />

Texte zur Eucharistiefeier<br />

Tagesgebet (Oration des Morgengebetes)<br />

Einführung zur Bahnlesung aus dem Titusbrief<br />

Der Titusbrief gehört mit dem 1. und 2. Timotheusbrief zu den sogenannten<br />

Pastoralbriefen, die sich nicht an bestimmte Gemeinden, sondern an Gemeindevorsteher,<br />

lateinisch pastores, Hirten, richten und ihnen Leitlinien für<br />

ihre Aufgabe aufzeigen. Die Pastoralbriefe stammen nicht vom Apostel Paulus<br />

selbst, sondern sind am Übergang vom 1. zum 2. Jahrhundert, in der dritten<br />

christlichen Generation, vermutlich in Kleinasien, entstanden. Im Geiste des<br />

Apostels wollen sie in neuen geschichtlichen Horizonten Antwort auf drängende<br />

Fragen der Zeit geben. Die Lehre von Jesus, Gottes Messias, tragen die<br />

Pastoralbriefe in die griechische Welt: Jesus Christus ist der von Gott gesandte,<br />

Gott zur Seite gestellte Retter aller Welt. Titus, der als Adressat des Briefes<br />

genannt wird, zählte neben Timotheus zu Paulus’ engsten Mitarbeitern. Die<br />

Auseinandersetzung mit Irrlehrern nimmt im Titusbrief breiten Raum ein. Aus<br />

den Hausgemeinden sind Ortsgemeinden geworden, ein System von Ämtern<br />

und von auf Dauer eingesetzten Amtsträgern mit Recht auf Unterhalt hat sich


121<br />

Dienstag, 10. <strong>November</strong> · Eucharistie<br />

entwickelt. Die apostolische Glaubenstradition, die als „gesunde Lehre“ bezeichnet<br />

wird, ist bedeutsam. Christlich ist aber vor allem ein Leben, das bereit<br />

ist, aufgrund der frohen Botschaft von Gottes liebevoller Hinwendung zu den<br />

Menschen aller Zeiten und Räume sich stets erneuern zu lassen aus Gottes<br />

Heiligem Geist.<br />

Lesung aus dem Titusbrief Tit 2, 1–8.11–14<br />

Mein Sohn! Verkünde, was der gesunden Lehre entspricht.<br />

Die älteren Männer sollen nüchtern sein, achtbar, besonnen,<br />

stark im Glauben, in der Liebe, in der Ausdauer.<br />

Ebenso seien die älteren Frauen würdevoll in ihrem Verhalten,<br />

nicht verleumderisch und nicht trunksüchtig; sie müssen<br />

fähig sein, das Gute zu lehren, damit sie die jungen Frauen dazu<br />

anhalten können, ihre Männer und Kinder zu lieben, besonnen<br />

zu sein, ehrbar, häuslich, gütig und ihren Männern gehorsam,<br />

damit das Wort Gottes nicht in Verruf kommt.<br />

Ebenso ermahne die jüngeren Männer, in allen Dingen besonnen<br />

zu sein. Gib selbst ein Beispiel durch gute Werke. Lehre<br />

die Wahrheit unverfälscht und mit Würde, mit gesunden, unanfechtbaren<br />

Worten; so wird der Gegner beschämt und kann<br />

nichts Schlechtes über uns sagen.<br />

Denn die Gnade Gottes ist erschienen, um alle Menschen<br />

zu retten. Sie erzieht uns dazu, uns von der Gottlosigkeit und<br />

den irdischen Begierden loszusagen und besonnen, gerecht und<br />

fromm in dieser Welt zu leben, während wir auf die selige Erfüllung<br />

unserer Hoffnung warten: auf das Erscheinen der Herrlichkeit<br />

unseres großen Gottes und Retters Christus Jesus.<br />

Er hat sich für uns hingegeben, um uns von aller Schuld zu<br />

erlösen und sich ein reines Volk zu schaffen, das ihm als sein<br />

besonderes Eigentum gehört und voll Eifer danach strebt, das<br />

Gute zu tun.<br />

Antwortpsalm Ps 37, 3–4.18.23.27.29<br />

Kehrvers:<br />

Die Rettung der Gerechten kommt vom Herrn.


Eucharistie · Dienstag, 10. <strong>November</strong> 122<br />

Vertrau auf den Herrn und tu das Gute, *<br />

bleib wohnen im Land und bewahre Treue!<br />

Freu dich innig am Herrn! *<br />

Dann gibt er dir, was dein Herz begehrt.<br />

Kehrvers:<br />

Die Rettung der Gerechten kommt vom Herrn.<br />

Der Herr kennt die Tage der Bewährten, *<br />

ihr Erbe hat ewig Bestand.<br />

Der Herr festigt die Schritte des Mannes, *<br />

er hat Gefallen an seinem Weg. – Kehrvers<br />

Meide das Böse und tu das Gute, *<br />

so bleibst du wohnen für immer.<br />

Die Gerechten werden das Land besitzen *<br />

und darin wohnen für alle Zeiten. – Kehrvers<br />

Kehrvers siehe Vers 39a, ferner GL 64, 1 (II. Ton)<br />

oder GL 1975 745, 1 oder KG 639 (VI. Ton)<br />

Ruf vor dem Evangelium vgl. Joh 14, 23<br />

Halleluja. Halleluja.<br />

So spricht der Herr: Wer mich liebt, hält fest an meinem Wort.<br />

Mein Vater wird ihn lieben, und wir werden bei ihm wohnen.<br />

Halleluja.<br />

Aus dem hl. Evangelium nach Lukas Lk 17, 7–10<br />

In jener Zeit sprach Jesus: Wenn einer von euch einen Sklaven<br />

hat, der pflügt oder das Vieh hütet, wird er etwa zu ihm,<br />

wenn er vom Feld kommt, sagen: Nimm gleich Platz zum Essen?<br />

Wird er nicht vielmehr zu ihm sagen: Mach mir etwas zu<br />

essen, gürte dich, und bediene mich; wenn ich gegessen und<br />

getrunken habe, kannst auch du essen und trinken. Bedankt er<br />

sich etwa bei dem Sklaven, weil er getan hat, was ihm befohlen<br />

wurde?


123<br />

Dienstag, 10. <strong>November</strong> · Abend<br />

So soll es auch bei euch sein: Wenn ihr alles getan habt, was<br />

euch befohlen wurde, sollt ihr sagen: Wir sind unnütze Sklaven;<br />

wir haben nur unsere Schuldigkeit getan.<br />

Impuls zum Evangelium<br />

Lob und Anerkennung wirken wahre Wunder, und Jesus weiß<br />

das so gut wie wir. Im Umgang mit Kindern, aber auch mit<br />

Erwachsenen, und mit uns selbst, können wir auf Bestätigung<br />

und Ermutigung nicht verzichten, und das sollen wir auch<br />

nicht! Hier ist etwas anderes im Blick. Die uneitle und unspektakuläre<br />

Sicherheit, getan zu haben, was zu tun ist, kann<br />

etwas Befreiendes haben. Sie befreit von religiösem Leistungsdruck,<br />

von einem irrsinnigen Wettbewerb um „Likes“ aller Art,<br />

auch um Gottes Gunst, vom endlosen Kreisen um mich selbst,<br />

von der unersättlichen Frage: Ist es auch wirklich genug? Und<br />

sie macht deutlich, dass Leben nach Gottes Wort kein Extra<br />

ist, das zum Menschenleben hinzukäme. Menschsein, volles<br />

Menschsein bedeutet, heute und morgen bereit sein, befreit<br />

sein, Gottes Willen zu tun.<br />

Abendgebet<br />

O Gott, komm mir zu Hilfe.<br />

Herr, eile, mir zu helfen.<br />

Ehre sei dem Vater ... Halleluja.<br />

Innehalten am Abend<br />

Gott ist höher und tiefer als alle Erkenntnis; nur die Liebe erreicht<br />

ihn.<br />

Gertrud von Helfta (genannt Gertrud die Große,<br />

bedeutende Theologin und Ordensfrau, 1256–1302)


Abend · Dienstag, 10. <strong>November</strong> 124<br />

• Wo konnte ich solche Liebe erfahren, die Vertrauen in Gott<br />

und Welt eröffnet?<br />

• Wem konnte ich solche Liebe weiterschenken?<br />

Confiteor (Seite 37) – oder – Erbarme dich (Seite 48)<br />

Hymnus<br />

Christus, du bist der helle Tag,<br />

dein Glanz durchbricht die dunkle Nacht.<br />

Du Gott des Lichtes kündest uns<br />

das Licht, das wahrhaft selig macht.<br />

Gib, dass nichts Arges uns bedrängt,<br />

der böse Feind uns nicht verführt,<br />

und lass nicht zu, dass Geist und Leib<br />

vor deinem Auge schuldig wird.<br />

Sei deiner Diener eingedenk,<br />

die du mit deinem Blut erkauft.<br />

Stärk uns durch deines Leidens Kraft;<br />

wir sind auf deinen Tod getauft.<br />

Aus ganzem Herzen preisen wir<br />

dich, Christus, Herr der Herrlichkeit,<br />

der mit dem Vater und dem Geist<br />

uns liebt in alle Ewigkeit. Amen.<br />

Nach: Christe, qui lux es et dies (Christe, qui splendor et dies);<br />

5.–6. Jahrhundert<br />

Melodie: GL 90 · GL 1975 704 · KG 679 · EG 469<br />

Psalm 137 Verse 1–6<br />

An den Strömen von Babel, /<br />

da saßen wir und weinten, *<br />

wenn wir an Zion dachten.<br />

Wir hängten unsere Harfen *<br />

an die Weiden in jenem Land.


125<br />

Dienstag, 10. <strong>November</strong> · Abend<br />

Dort verlangten von uns die Zwingherren Lieder, /<br />

unsere Peiniger forderten Jubel: *<br />

„Singt uns Lieder vom Zion!“<br />

Wie könnten wir singen die Lieder des Herrn, *<br />

fern, auf fremder Erde?<br />

Wenn ich dich je vergesse, Jerusalem, *<br />

dann soll mir die rechte Hand verdorren.<br />

Die Zunge soll mir am Gaumen kleben, /<br />

wenn ich an dich nicht mehr denke, *<br />

wenn ich Jerusalem nicht zu meiner höchsten Freude erhebe.<br />

Ehre sei dem Vater ...<br />

Der du in Jerusalem thronst, Gott unserer Väter, du selbst hast<br />

uns zu den Völkern gesandt. Gib, dass wir unsere Heimat nie<br />

vergessen, und lass uns an jedem Ort deine Nähe spüren.<br />

Lesung 2 Petr 1, 16<br />

Wir sind nicht irgendwelchen klug ausgedachten Geschichten<br />

gefolgt, als wir euch die machtvolle Ankunft Jesu<br />

Christi, unseres Herrn, verkündeten, sondern wir waren Augenzeugen<br />

seiner Macht und Größe.<br />

Magnificat – Lobgesang Mariens<br />

Antiphon zum Magnificat:<br />

Tag für Tag legt Petrus durch die Kirche das Bekenntnis ab: Du<br />

bist der Messias, der Sohn des lebendigen Gottes.<br />

Fürbitten<br />

Wir rufen zu Gott, der unsere Ruhe und unsere Hoffnung ist,<br />

und bitten ihn:<br />

V: Erbarmender Gott, A: höre unser Rufen.<br />

– Hilf deiner Kirche, die frohe Botschaft von der Auferweckung<br />

der Toten auch heute glaubwürdig zu verkünden.


Abend · Dienstag, 10. <strong>November</strong> 126<br />

– Tröste die Menschen, deren Leben durch den Verlust eines<br />

nahen Menschen verdunkelt ist.<br />

V: Erbarmender Gott, A: höre unser Rufen.<br />

– Steh den in der Seelsorge Tätigen bei, und schenke ihnen die<br />

Gabe des Zuhörens.<br />

– Schenke denen, um die niemand trauert, Licht, Leben und<br />

Wärme bei dir.<br />

Vaterunser<br />

Oration<br />

Gott, du hast deine Kirche auf den festen Glauben der Apostel<br />

gebaut und lässt nicht zu, dass die Pforten der Hölle sie überwältigen.<br />

Auf die Fürsprache des heiligen Papstes Leo stärke in<br />

der Kirche den Glauben und schenke ihr Einheit und Frieden.<br />

Darum bitten wir durch Jesus Christus.<br />

Gnade sei mit uns und Friede in Fülle<br />

durch die Erkenntnis Gottes<br />

und Jesu, unseres Herrn.<br />

Vgl. 2 Petr 1, 2<br />

Salve Regina (Seite 378)


Mittwoch, 11. <strong>November</strong> <strong>2020</strong><br />

Heiliger Martin<br />

Martin (316–397) ist einer der ersten Nichtmärtyrer, die in der<br />

römischen Liturgie als Heilige verehrt wurden. Die Fakten<br />

über sein Leben sind zum Teil umstritten. Martin wurde in Ungarn<br />

als Sohn eines römischen Tribunen geboren. Mit 15 Jahren trat er<br />

auf Wunsch seines Vaters in den Heeresdienst bei der berittenen<br />

kaiserlichen Garde in Gallien ein. Nach einer Legende soll er am<br />

Stadttor von Amiens einem frierenden Bettler die Hälfte seines<br />

Umhangs gegeben haben. Daraufhin soll ihm Christus im Traum<br />

erschienen sein, um ihm für den Mantel zu danken. Mit 18 Jahren<br />

ließ Martin sich taufen. Nach der Beendigung seines Militärdienstes<br />

wurde er Schüler des Hilarius von Poitiers. Der Versuch, in seiner<br />

Heimat zu missionieren, hatte wenig Erfolg. Darauf lebte er einige<br />

Jahre als Einsiedler. 360 ging er wieder nach Poitiers und gründete<br />

361 in Ligugé das erste Kloster Galliens. 370/71 wurde er gegen<br />

seinen Willen zum Bischof von Tours gewählt. Es wird berichtet,<br />

Martin habe auf die Privilegien seines Amtes verzichtet und in einer<br />

der armseligen Holzhütten vor der Stadt gewohnt. Dort entstand<br />

das Kloster Marmoutier, das zu einem bedeutenden religiösen Mittelpunkt<br />

wurde. Martin missionierte mit großem Einsatz die heidnische<br />

ländliche Bevölkerung. Ihm gelang die seltene Verbindung<br />

asketischer Ideale mit großem apostolischem Sendungsbewusstsein.<br />

Schrifttexte: Lesung: Jes 61, 1–3a; Evangelium: Mt 25, 31–40<br />

Namenstag: hl. Menas von Ägypten (Märtyrer, † 295) · hl. Theodor Studites<br />

(Abt, † 826) · sel. Heinrich von Heisterbach (Abt, Mystiker, † 1242)<br />

Morgengebet<br />

Herr, öffne meine Lippen.<br />

Damit mein Mund dein Lob verkünde.<br />

Ehre sei dem Vater ... Halleluja.


Morgen · Mittwoch, 11. <strong>November</strong> 128<br />

Hymnus<br />

Wie ist dein Name, wo bist du zu finden?<br />

Ewiger Gott, wir wollen dich sehn.<br />

Gib du uns heute ein Zeichen der Liebe.<br />

Ewiger Gott, wir wollen dich sehn.<br />

Gib du uns heute ein Zeichen der Liebe.<br />

Denn was der Himmel ist für die Erde,<br />

das ist deine Liebe für die, die glauben.<br />

Gib du uns heute ein Zeichen der Liebe.<br />

Du, die Vergebung all unsrer Sünden,<br />

Recht und Gerechtigkeit für diese Welt.<br />

Du, die Vergebung all unsrer Sünden,<br />

gib du uns heute ein Zeichen der Liebe.<br />

Du kennst uns doch, du wirst nicht vergessen,<br />

dass wir deine Menschen sind, du unser Gott.<br />

Wie ist dein Name, wo bist du zu finden?<br />

Ewiger Gott, wir wollen dich sehn.<br />

Gib du uns heute ein Zeichen der Liebe.<br />

Huub Oosterhuis, Übersetzung: Cornelis Kok,<br />

aus: Du Atem meiner Lieder. 100 Lieder und Gesänge, 92–93,<br />

© 2009 Verlag Herder GmbH, Freiburg i. Br.<br />

Psalm 146<br />

Lobe den Herrn, meine Seele! /<br />

Ich will den Herrn loben, solange ich lebe, *<br />

meinem Gott singen und spielen, solange ich da bin.<br />

Verlasst euch nicht auf Fürsten, *<br />

auf Menschen, bei denen es doch keine Hilfe gibt.<br />

Haucht der Mensch sein Leben aus /<br />

und kehrt er zurück zur Erde, *<br />

dann ist es aus mit all seinen Plänen.


129<br />

Mittwoch, 11. <strong>November</strong> · Morgen<br />

Wohl dem, dessen Halt der Gott Jakobs ist *<br />

und der seine Hoffnung auf den Herrn, seinen Gott, setzt.<br />

Der Herr hat Himmel und Erde gemacht,<br />

das Meer und alle Geschöpfe; *<br />

er hält ewig die Treue.<br />

Recht verschafft er den Unterdrückten, /<br />

den Hungernden gibt er Brot; *<br />

der Herr befreit die Gefangenen.<br />

Der Herr öffnet den Blinden die Augen, *<br />

er richtet die Gebeugten auf.<br />

Der Herr beschützt die Fremden *<br />

und verhilft den Waisen und Witwen zu ihrem Recht.<br />

Der Herr liebt die Gerechten, *<br />

doch die Schritte der Frevler leitet er in die Irre.<br />

Der Herr ist König auf ewig, *<br />

dein Gott, Zion, herrscht von Geschlecht zu Geschlecht.<br />

Ehre sei dem Vater ...<br />

Jesus, du hast uns die Treue des Vaters offenbart: Du hast den<br />

Unterdrückten Recht verschafft und die Kranken geheilt. Sei du<br />

unser Halt und lass uns nicht abirren von dem Weg, den du mit<br />

uns gehen willst.<br />

Lesung Dtn 4, 29b–31<br />

Du wirst den Herrn, deinen Gott, finden, wenn du dich mit<br />

ganzem Herzen und mit ganzer Seele um ihn bemühst.<br />

Wenn du in Not bist, werden alle diese Worte dich finden. In<br />

späteren Tagen wirst du zum Herrn, deinem Gott, zurückkehren<br />

und auf seine Stimme hören. Denn der Herr, dein Gott, ist<br />

ein barmherziger Gott. Er lässt dich nicht fallen und gibt dich<br />

nicht dem Verderben preis und vergisst nicht den Bund mit den<br />

Vätern, den er ihnen beschworen hat.


Morgen · Mittwoch, 11. <strong>November</strong> 130<br />

Benedictus – Lobgesang des Zacharias<br />

Antiphon zum Benedictus:<br />

O seliger Mann, du hast die Freude des Paradieses erlangt! Jubelnd<br />

begrüßen dich Engel und Heilige, und die Jungfrauen heißen<br />

dich willkommen: Der Himmel sei deine Stätte in Ewigkeit.<br />

Bitten<br />

Gepriesen sei Jesus Christus, unser Licht. Zu ihm lasst uns rufen:<br />

A: Komm, Herr, erleuchte uns.<br />

– Hilf uns, in jedem Menschen zuerst das Gute zu sehen.<br />

– Öffne unsere Augen für die Zeichen, die du uns gibst.<br />

– Öffne unsere Herzen, dass wir erkennen, was unsere Mitmenschen<br />

von uns brauchen.<br />

Vaterunser<br />

Oration<br />

Allmächtiger Gott, der heilige Bischof Martin hat dich in seinem<br />

Leben und in seinem Sterben verherrlicht. Lass auch in<br />

uns die Macht deiner Gnade wirksam sein, damit weder Tod<br />

noch Leben uns von deiner Liebe trennen. Darum bitten wir<br />

durch Jesus Christus.<br />

Der Herr des Himmels möge uns glücklich geleiten<br />

und uns in Frieden auf unseren Wegen führen.<br />

Mögen wir alle zusammen glücklich werden<br />

alle Tage unseres Lebens!<br />

Nach Tob 10, 11.13


131<br />

Mittwoch, 11. <strong>November</strong> · Eucharistie<br />

Texte zur Eucharistiefeier<br />

Tagesgebet (Oration des Morgengebetes)<br />

Lesung aus dem Titusbrief Tit 3, 1–7<br />

Mein Sohn! Erinnere alle daran, sich den Herrschern und<br />

Machthabern unterzuordnen und ihnen zu gehorchen.<br />

Sie sollen immer bereit sein, Gutes zu tun, sollen niemand<br />

schmähen, nicht streitsüchtig sein, sondern freundlich und gütig<br />

zu allen Menschen.<br />

Denn auch wir waren früher unverständig und ungehorsam;<br />

wir gingen in die Irre, waren Sklaven aller möglichen Begierden<br />

und Leidenschaften, lebten in Bosheit und Neid, waren<br />

verhasst und hassten einander.<br />

Als aber die Güte und Menschenliebe Gottes, unseres Retters,<br />

erschien, hat er uns gerettet – nicht weil wir Werke vollbracht<br />

hätten, die uns gerecht machen können, sondern aufgrund seines<br />

Erbarmens – durch das Bad der Wiedergeburt und der Erneuerung<br />

im Heiligen Geist.<br />

Ihn hat er in reichem Maß über uns ausgegossen durch Jesus<br />

Christus, unseren Retter, damit wir durch seine Gnade gerecht<br />

gemacht werden und das ewige Leben erben, das wir erhoffen.<br />

Impuls zur Lesung<br />

„Was nichts kostet, ist auch nichts wert.“ Unserer alltäglichen<br />

Erfahrung, dass alles verdient werden muss, weil alles seinen<br />

Preis hat, steht die biblische Botschaft der Gnade Gottes gegenüber.<br />

Gnade bedeutet: Zuwendung, zu der der Geber nicht<br />

verpflichtet ist, und die den Empfänger nicht verschuldet. Sie<br />

schafft keine neuen Abhängigkeiten, sondern bricht mit alten<br />

Zwängen. Brechen wir auf!


Eucharistie · Mittwoch, 11. <strong>November</strong> 132<br />

Antwortpsalm Ps 23<br />

Kehrvers:<br />

Der Herr ist mein Hirte, nichts wird mir fehlen.<br />

Der Herr ist mein Hirte, nichts wird mir fehlen. /<br />

Er lässt mich lagern auf grünen Auen *<br />

und führt mich zum Ruheplatz am Wasser.<br />

Er stillt mein Verlangen; *<br />

er leitet mich auf rechten Pfaden,<br />

treu seinem Namen. – Kehrvers<br />

Muss ich auch wandern in finsterer Schlucht, *<br />

ich fürchte kein Unheil;<br />

denn du bist bei mir, *<br />

dein Stock und dein Stab geben mir Zuversicht. – Kehrvers<br />

Du deckst mir den Tisch *<br />

vor den Augen meiner Feinde.<br />

Du salbst mein Haupt mit Öl, *<br />

du füllst mir reichlich den Becher. – Kehrvers<br />

Lauter Güte und Huld *<br />

werden mir folgen mein Leben lang,<br />

und im Haus des Herrn *<br />

darf ich wohnen für lange Zeit. – Kehrvers<br />

Kehrvers siehe Vers 1, ferner GL 37, 1 · GL 1975 718, 1 · KG 611 (VI. Ton)<br />

Ruf vor dem Evangelium 1 Thess 5, 18<br />

Halleluja. Halleluja.<br />

Dankt für alles, denn das will Gott von euch, die ihr Christus<br />

Jesus gehört.<br />

Halleluja.<br />

Aus dem hl. Evangelium nach Lukas Lk 17, 11–19<br />

Auf dem Weg nach Jerusalem zog Jesus durch das Grenzgebiet<br />

von Samarien und Galiläa. Als er in ein Dorf hineinge-


133<br />

Mittwoch, 11. <strong>November</strong> · Abend<br />

hen wollte, kamen ihm zehn Aussätzige entgegen. Sie blieben<br />

in der Ferne stehen und riefen: Jesus, Meister, hab Erbarmen<br />

mit uns!<br />

Als er sie sah, sagte er zu ihnen: Geht, zeigt euch den Priestern!<br />

Und während sie zu den Priestern gingen, wurden sie<br />

rein.<br />

Einer von ihnen aber kehrte um, als er sah, dass er geheilt<br />

war; und er lobte Gott mit lauter Stimme. Er warf sich vor den<br />

Füßen Jesu zu Boden und dankte ihm. Dieser Mann war aus<br />

Samarien.<br />

Da sagte Jesus: Es sind doch alle zehn rein geworden. Wo<br />

sind die übrigen neun? Ist denn keiner umgekehrt, um Gott zu<br />

ehren, außer diesem Fremden? Und er sagte zu ihm: Steh auf<br />

und geh! Dein Glaube hat dir geholfen.<br />

Abendgebet<br />

O Gott, komm mir zu Hilfe.<br />

Herr, eile, mir zu helfen.<br />

Ehre sei dem Vater ... Halleluja.<br />

Innehalten am Abend<br />

Sankt Martin mit dem Schwerte teilt / den weiten Mantel unverweilt.<br />

Aus einem bekannten Martinslied<br />

• Was lässt mich zögern beim Teilen?<br />

• Wer oder was hilft mir, loszulassen?<br />

Confiteor (Seite 37) – oder – Erbarme dich (Seite 48)


Abend · Mittwoch, 11. <strong>November</strong> 134<br />

Hymnus<br />

wer wälzt den stein vom grabe fort<br />

wer bricht den hungrigen das brot<br />

wer schenkt dem blinden mann das licht<br />

wer hilft dem stummen dass er spricht<br />

wer macht die volksverführer stumm<br />

wer schmiedet unsre waffen um<br />

wer hilft dem lahmen weitergehn<br />

wer hilft dem schwachen widerstehn<br />

wer hebt die armen aus dem dreck<br />

wer nimmt den tod vom leben weg<br />

wer wälzt den stein vom grabe fort<br />

wer wird der engel gottes sein<br />

Wilhelm Willms<br />

Psalm 94 Verse 12–23<br />

Wohl dem Mann, den du, Herr, erziehst, *<br />

den du mit deiner Weisung belehrst.<br />

Du bewahrst ihn vor bösen Tagen, *<br />

bis man dem Frevler die Grube gräbt.<br />

Ja, der Herr wird sein Volk nicht verstoßen *<br />

und niemals sein Erbe verlassen.<br />

Nun spricht man wieder Recht nach Gerechtigkeit; *<br />

ihr folgen alle Menschen mit redlichem Herzen.<br />

Wer wird sich für mich gegen die Frevler erheben, *<br />

wer steht für mich ein gegen den, der Unrecht tut?<br />

Wäre nicht der Herr meine Hilfe, *<br />

bald würde ich im Land des Schweigens wohnen.<br />

Wenn ich sage: „Mein Fuß gleitet aus“, *<br />

dann stützt mich, Herr, deine Huld.<br />

Mehren sich die Sorgen des Herzens, *<br />

so erquickt dein Trost meine Seele.


135<br />

Mittwoch, 11. <strong>November</strong> · Abend<br />

Kann sich mit dir der bestechliche Richter verbünden, *<br />

der willkürlich straft, gegen das Gesetz?<br />

Sie wollen das Leben des Gerechten vernichten *<br />

und verurteilen schuldlose Menschen.<br />

Doch meine Burg ist der Herr, *<br />

mein Gott ist der Fels meiner Zuflucht.<br />

Er wird ihnen ihr Unrecht vergelten /<br />

und sie wegen ihrer Bosheit vernichten; *<br />

vernichten wird sie der Herr, unser Gott.<br />

Ehre sei dem Vater ...<br />

Du erziehst uns in Geduld, lieber Vater, du lehrst uns, auf deine<br />

Weisung zu achten. Schenke uns deine Gerechtigkeit, dann<br />

werden wir sicher leben.<br />

Lesung Dtn 15, 7–8<br />

Wenn bei dir ein Armer lebt, irgendeiner deiner Brüder in<br />

irgendeinem deiner Stadtbereiche in dem Land, das der<br />

Herr, dein Gott, dir gibt, dann sollst du nicht hartherzig sein<br />

und sollst deinem armen Bruder deine Hand nicht verschließen.<br />

Du sollst ihm deine Hand öffnen und ihm gegen Pfand leihen,<br />

was der Not, die ihn bedrückt, abhilft.<br />

Magnificat – Lobgesang Mariens<br />

Antiphon zum Magnificat:<br />

Seliger Bischof, von ganzem Herzen liebtest du Christus und<br />

kanntest keine Furcht vor den Herrschern der Erde! Heiliger<br />

Mann, raffte dich auch das Schwert des Verfolgers nicht hinweg,<br />

so gingst du der Märtyrerpalme dennoch nicht verlustig.<br />

Fürbitten<br />

Lasst uns beten für alle, die in caritativen Diensten tätig sind:<br />

V: Gott, unser Vater, A: wir bitten dich, erhöre uns.


Abend · Mittwoch, 11. <strong>November</strong> 136<br />

– Für die ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

von Caritas und Diakonie.<br />

V: Gott, unser Vater, A: wir bitten dich, erhöre uns.<br />

– Für die aktiven Mitglieder der Hilfsorganisationen.<br />

– Für alle, die sich in ihrem Lebensumfeld spontan für Hilfsbedürftige<br />

einsetzen.<br />

– Für alle, die ihr Leben nicht geschont haben, um anderen zu<br />

helfen.<br />

Vaterunser<br />

Oration<br />

Allmächtiger Gott, der heilige Bischof Martin hat dich in seinem<br />

Leben und in seinem Sterben verherrlicht. Lass auch in<br />

uns die Macht deiner Gnade wirksam sein, damit weder Tod<br />

noch Leben uns von deiner Liebe trennen. Darum bitten wir<br />

durch Jesus Christus.<br />

Der ewigreiche Gott,<br />

der uns das Leben geschenkt hat,<br />

öffne uns Herzen und Hände,<br />

damit wir seine Gaben froh miteinander teilen.<br />

Salve Regina (Seite 378)


Donnerstag, 12. <strong>November</strong> <strong>2020</strong><br />

Heiliger Josaphat<br />

Josaphat Kunzewitsch (1580–1623) wurde als Sohn orthodoxer<br />

Eltern in Wlodzimierz (Ukraine) geboren. Als junger Mann trat<br />

er in Wilna zu der mit Rom unierten ruthenischen Kirche über.<br />

1604 wurde er Basilianermönch. 1618 wurde er Erzbischof von<br />

Polozk (damals Polen, heute Weißrussland). Er bemühte sich um<br />

Reformen in seinem Orden und um die Ausbreitung der ruthenischen<br />

Kirche. Josaphat wurde als Prediger und Beichtvater sehr<br />

geschätzt, machte sich aber unter den Orthodoxen viele Feinde,<br />

weil er sich für die Einheit mit der römischen Kirche einsetzte. Auf<br />

einer Visitationsreise wurde er von fanatischen Gegnern ermordet.<br />

Schrifttexte: Lesung: Eph 4, 1–7.11–13; Evangelium: Joh 17, 20–26<br />

Namenstag: hl. Ämilian von Cogolla (Einsiedler in Nordspanien,<br />

† 574) · hl. Kunibert von Köln (Bischof, † um 663) · hl. Livinus (Lebuin,<br />

Lewin, Glaubensbote an der Ijssel, † um 780) · hl. Didactus<br />

von Alcalá (Diego, Franziskaner, Glaubensbote auf den Kanarischen<br />

Inseln, Krankenpfleger, † 1463)<br />

Ökumenischer Gedenktag: Christian Gottlob Barth (württ. Pfarrer<br />

und Pietist, 1799–1862)<br />

Morgengebet<br />

Herr, öffne meine Lippen.<br />

Damit mein Mund dein Lob verkünde.<br />

Ehre sei dem Vater ... Halleluja.<br />

Hymnus<br />

Zu Gott erhebt sich meine Seel<br />

und tut auf ihn vertrauen.<br />

Wenn ich nur ihn zum Schirm erwähl,<br />

mag dann vor nichts mir grauen.


Morgen · Donnerstag, 12. <strong>November</strong> 138<br />

Drum schau ich allzeit nur auf ihn,<br />

er wird in alln Gefahren,<br />

wenn ich auch ganz verlassen bin,<br />

mich gnädiglich bewahren.<br />

Herr, deinen Weg wollst zeigen mir,<br />

mir deine Wahrheit geben!<br />

O Herr, mein Heil, mein höchste Zier,<br />

auf dich stell ich mein Leben.<br />

Mein Festung bist du, starker Gott,<br />

die kann kein Feind bezwingen,<br />

dahin kann ich in höchster Not<br />

in sichre Hut mich bringen.<br />

Nach Psalm 25<br />

GL 1975 (Anhänge) – Melodie: GL 451 · KG 4 (Ulenbergs Psalmen 1582)<br />

Psalm 44 Verse 10–17<br />

Nun hast du uns verstoßen und mit Schmach bedeckt, *<br />

du ziehst nicht mit unserm Heer in den Kampf.<br />

Du lässt uns vor unsern Bedrängern fliehen, *<br />

und Menschen, die uns hassen, plündern uns aus.<br />

Du gibst uns preis wie Schlachtvieh, *<br />

unter die Völker zerstreust du uns.<br />

Du verkaufst dein Volk um ein Spottgeld *<br />

und hast an dem Erlös keinen Gewinn.<br />

Du machst uns zum Schimpf für die Nachbarn, *<br />

zu Spott und Hohn bei allen, die rings um uns wohnen.<br />

Du machst uns zum Spottlied der Völker, *<br />

die Heiden zeigen uns nichts als Verachtung.<br />

Meine Schmach steht mir allzeit vor Augen, *<br />

und Scham bedeckt mein Gesicht<br />

wegen der Worte des lästernden Spötters, *<br />

wegen der rachgierigen Blicke des Feindes.<br />

Ehre sei dem Vater ...


139<br />

Donnerstag, 12. <strong>November</strong> · Morgen<br />

Treuer Gott, es gibt Zeiten, da scheinst du uns fern. Nichts will<br />

uns gelingen, niemand zu uns stehen. Lass uns dann nicht verzagen,<br />

enttäusche nicht unser Vertrauen! Du bist unser Heil.<br />

Lesung <br />

Tob 12, 6b<br />

Preist Gott und lobt ihn! Gebt ihm die Ehre und bezeugt vor<br />

allen Menschen, was er für euch getan hat!<br />

Benedictus – Lobgesang des Zacharias<br />

Antiphon zum Benedictus:<br />

Wer an seinem Leben hängt, verliert es; wer aber sein Leben<br />

in dieser Welt gering achtet, wird es bewahren bis ins ewige<br />

Leben.<br />

Bitten<br />

Gepriesen sei Jesus Christus, der aus Liebe zu uns den Kreuzestod<br />

auf sich genommen hat. Zu ihm rufen wir:<br />

A: Heilige uns durch dein Leiden.<br />

Deine Passion zu betrachten, kann uns helfen, die Leiden anderer<br />

wahrzunehmen;<br />

– schenke uns Achtsamkeit, dass wir spüren, wo Mitmenschen<br />

bedrückt oder verzweifelt sind.<br />

Du gibst dich uns in der Eucharistie nicht nur, um unseren Hunger<br />

zu stillen, sondern willst uns verwandeln;<br />

– lass uns mit all unseren Schwächen zu Brot werden, das anderen<br />

Nahrung gibt.<br />

Du hast am Kreuz für deine Peiniger gebetet, statt sie zu beschimpfen;<br />

– hilf uns, den Menschen auch dann gut zu sein, wenn sie uns<br />

bedrängen.<br />

Vaterunser


Eucharistie · Donnerstag, 12. <strong>November</strong> 140<br />

Oration<br />

Gott, du Vater aller Gläubigen, von deinem Geist erfüllt, hat der<br />

Märtyrerbischof Josaphat für das ihm anvertraute Volk sein Leben<br />

dahingegeben. Auf seine Fürsprache gib auch uns den Geist<br />

der Liebe, damit wir bereit sind, unser Leben ganz für unsere<br />

Brüder einzusetzen. Darum bitten wir durch Jesus Christus.<br />

Unser Schöpfer und Erlöser schenke uns Frieden<br />

und gebe uns Anteil an allem Guten.<br />

Er segne uns im Kreuz seines Sohnes.<br />

Nach Franz von Assisi<br />

Texte zur Eucharistiefeier<br />

Tagesgebet (Oration des Morgengebetes)<br />

Lesung aus dem Philemonbrief Phlm 7–20<br />

Es hat mir viel Freude und Trost bereitet, dass durch dich,<br />

Bruder, und durch deine Liebe die Heiligen ermutigt worden<br />

sind. Obwohl ich durch Christus volle Freiheit habe, dir zu<br />

befehlen, was du tun sollst, ziehe ich es um der Liebe willen<br />

vor, dich zu bitten.<br />

Ich, Paulus, ein alter Mann, der jetzt für Christus Jesus im<br />

Kerker liegt, ich bitte dich für mein Kind Onesimus, dem ich im<br />

Gefängnis zum Vater geworden bin. Früher konntest du ihn zu<br />

nichts gebrauchen, doch jetzt ist er dir und mir recht nützlich.<br />

Ich schicke ihn zu dir zurück, ihn, das bedeutet mein eigenes<br />

Herz.<br />

Ich würde ihn gern bei mir behalten, damit er mir an deiner<br />

Stelle dient, solange ich um des Evangeliums willen im Gefängnis<br />

bin.<br />

Aber ohne deine Zustimmung wollte ich nichts tun. Deine<br />

gute Tat soll nicht erzwungen, sondern freiwillig sein. Denn


141<br />

Donnerstag, 12. <strong>November</strong> · Eucharistie<br />

vielleicht wurde er nur deshalb eine Weile von dir getrennt,<br />

damit du ihn für ewig zurückerhältst, nicht mehr als Sklaven,<br />

sondern als weit mehr: als geliebten Bruder. Das ist er jedenfalls<br />

für mich, um wie viel mehr dann für dich, als Mensch und auch<br />

vor dem Herrn.<br />

Wenn du dich mir verbunden fühlst, dann nimm ihn also auf<br />

wie mich selbst! Wenn er dich aber geschädigt hat oder dir etwas<br />

schuldet, setz das auf meine Rechnung! Ich, Paulus, schreibe<br />

mit eigener Hand: Ich werde es bezahlen – um nicht davon<br />

zu reden, dass du dich selbst mir schuldest.<br />

Ja, Bruder, um des Herrn willen möchte ich von dir einen<br />

Nutzen haben. Erfreue mein Herz; wir gehören beide zu Christus.<br />

Impuls zur Lesung<br />

Onesimus ist mein Kind geworden und meine Stütze, schreibt<br />

der Apostel. Ich möchte ihn nicht mehr missen, aber nun<br />

schicke ich ihn zu dir zurück, „ihn, das bedeutet mein eigenes<br />

Herz“. Auf entlaufene Sklaven und Sklavinnen warteten<br />

harte Strafen bis hin zur Kreuzigung. Ist das Risiko, den jungen<br />

Mann seinem Besitzer, Philemon, zurückzugeben, nicht<br />

zu hoch? Doch dem Philemon gibt Paulus zu verstehen: Was<br />

immer du dem Jungen tun wirst, du fügst es auch meinem<br />

Herzen zu. Onesimus nämlich, „das bedeutet mein eigenes<br />

Herz“. Der Apostel bedrängt Philemon, den Bruder in Christo,<br />

nicht, erinnert ihn aber daran, dass sich das Leben von Grund<br />

auf ändert, wenn man einmal zu Christus gehört. „Erfreue<br />

mein Herz; wir gehören beide zu Christus.“ Wenn wir beide<br />

zu Christus gehören, wenn wir beide dem Christus gehören,<br />

wie kann dann Onesimus dir gehören? Die Christenheit hat<br />

unfasslich lange gebraucht, bis sie sich diese Fragen und diesen<br />

Fragen stellte. Paulus übt keinen Druck aus, zeigt seinem<br />

Gegenüber jedoch die tieferen Zusammenhänge auf, lässt es<br />

also nicht an Klarheit mangeln. So will er ohne Zwang bezwingen;<br />

Logik der einen, unteilbaren Liebe Christi.


Eucharistie · Donnerstag, 12. <strong>November</strong> 142<br />

Antwortpsalm Ps 146, 6–10<br />

Kehrvers: Halleluja – oder:<br />

Wohl dem, dessen Halt der Gott Jakobs ist.<br />

Der Herr hat Himmel und Erde gemacht, /<br />

das Meer und alle Geschöpfe; *<br />

er hält ewig die Treue.<br />

Recht verschafft er den Unterdrückten, /<br />

den Hungernden gibt er Brot; *<br />

der Herr befreit die Gefangenen. – Kehrvers<br />

Der Herr öffnet den Blinden die Augen, *<br />

er richtet die Gebeugten auf.<br />

Der Herr beschützt die Fremden *<br />

und verhilft den Waisen und Witwen<br />

zu ihrem Recht. – Kehrvers<br />

Der Herr liebt die Gerechten, *<br />

doch die Schritte der Frevler leitet er in die Irre.<br />

Der Herr ist König auf ewig, *<br />

dein Gott, Zion, herrscht<br />

von Geschlecht zu Geschlecht. – Kehrvers<br />

Kehrvers siehe Vers 5a, ferner GL 401 · GL 1975 496 · KG 85, 7 (VI. Ton)<br />

Ruf vor dem Evangelium Joh 15, 5<br />

Halleluja. Halleluja.<br />

So spricht der Herr: Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben.<br />

Wer in mir bleibt und in wem ich bleibe, der bringt reiche Frucht.<br />

Halleluja.<br />

Aus dem hl. Evangelium nach Lukas Lk 17, 20–25<br />

In jener Zeit, als Jesus von den Pharisäern gefragt wurde,<br />

wann das Reich Gottes komme, antwortete er: Das Reich Gottes<br />

kommt nicht so, dass man es an äußeren Zeichen erkennen<br />

könnte. Man kann auch nicht sagen: Seht, hier ist es!, oder:<br />

Dort ist es! Denn: Das Reich Gottes ist schon mitten unter euch.


143<br />

Donnerstag, 12. <strong>November</strong> · Abend<br />

Er sagte zu den Jüngern: Es wird eine Zeit kommen, in der<br />

ihr euch danach sehnt, auch nur einen von den Tagen des Menschensohnes<br />

zu erleben; aber ihr werdet ihn nicht erleben.<br />

Und wenn man zu euch sagt: Dort ist er! Hier ist er!, so geht<br />

nicht hin und lauft nicht hinterher! Denn wie der Blitz von<br />

einem Ende des Himmels bis zum andern leuchtet, so wird der<br />

Menschensohn an seinem Tag erscheinen.<br />

Vorher aber muss er vieles erleiden und von dieser Generation<br />

verworfen werden.<br />

Abendgebet<br />

O Gott, komm mir zu Hilfe.<br />

Herr, eile, mir zu helfen.<br />

Ehre sei dem Vater ... Halleluja.<br />

Innehalten am Abend<br />

Nicht, was du bist, bestimmt deinen Wert, sondern wie du es<br />

siehst. Jenes entschied dein Geschick, dieses entscheidest du<br />

selbst.<br />

Hedwig Dransfeld (deutsche katholische Frauenrechtlerin und Politikerin,<br />

Gründerin des Deutschen Katholischen Frauenbundes, 1871–1925)<br />

• Was hat mich dazu gebracht, nicht stehen zu bleiben, mich<br />

weiterzuentwickeln, weiterzugehen?<br />

• Wer oder was hat meinen eigenständigen Blick gestärkt?<br />

Confiteor (Seite 37) – oder – Erbarme dich (Seite 48)<br />

Hymnus<br />

Ich grüße dich am Kreuzesstamm,<br />

du hochgelobtes Gotteslamm,<br />

mit andachtsvollem Herzen.<br />

Hier hängst du zwar in lauter Not


Abend · Donnerstag, 12. <strong>November</strong> 144<br />

und bist gehorsam bis zum Tod,<br />

vergehst in tausend Schmerzen;<br />

doch sieht mein Glaube wohl an dir,<br />

dass Gottes Majestät und Zier<br />

in diesem Leibe wohne<br />

und dass du hier so würdig seist,<br />

dass man dich Herr und König heißt,<br />

als auf dem Ehrenthrone.<br />

Ich folge dir durch Tod und Leid,<br />

o Herzog meiner Seligkeit,<br />

nichts soll mich von dir trennen.<br />

Du gehst den engen Weg voran;<br />

dein Kreuzestod macht offne Bahn<br />

den Seelen, die dich kennen.<br />

Ach Jesu, deine höchste Treu<br />

macht, dass mir nichts unmöglich sei,<br />

da du für mich gestorben;<br />

ich scheue nicht den bittern Tod<br />

und bin gewiss in aller Not:<br />

„Wer glaubt, ist unverdorben.“<br />

Valentin Ernst Löscher 1722<br />

EG 90 · Melodie: GL 267 · GL 1975 166 · KG 380<br />

Psalm 129<br />

Sie haben mich oft bedrängt von Jugend auf *<br />

– so soll Israel sagen –,<br />

sie haben mich oft bedrängt von Jugend auf, *<br />

doch sie konnten mich nicht bezwingen.<br />

Die Pflüger haben auf meinem Rücken gepflügt, *<br />

ihre langen Furchen gezogen.<br />

Doch der Herr ist gerecht, *<br />

er hat die Stricke der Frevler zerhauen.<br />

Beschämt sollen alle weichen, *<br />

alle, die Zion hassen.


145<br />

Donnerstag, 12. <strong>November</strong> · Abend<br />

Sie sollen wie das Gras auf den Dächern sein, *<br />

das verdorrt, noch bevor man es ausreißt.<br />

Kein Schnitter kann seine Hand damit füllen, *<br />

kein Garbenbinder den Arm.<br />

Keiner, der vorübergeht, wird sagen: /<br />

„Der Segen des Herrn sei mit euch!“ – *<br />

Wir aber segnen euch im Namen des Herrn.<br />

Ehre sei dem Vater ...<br />

Du willst unseren Schmerz in Freude verwandeln. Gott allen<br />

Trostes, hilf uns aushalten in der Not und lass uns deinen Segen<br />

erfahren.<br />

Lesung Jer 11, 19–20<br />

Ich war wie ein zutrauliches Lamm, das zum Schlachten geführt<br />

wird, und ahnte nicht, dass sie gegen mich Böses planten:<br />

Wir wollen den Baum im Saft verderben; wir wollen ihn<br />

ausrotten aus dem Land der Lebenden, sodass man seinen Namen<br />

nicht mehr erwähnt. Aber der Herr der Heere richtet gerecht,<br />

er prüft Herz und Nieren. Ich werde sehen, wie du Rache<br />

an ihnen nimmst; denn dir habe ich meine Sache anvertraut.<br />

Magnificat – Lobgesang Mariens<br />

Antiphon zum Magnificat:<br />

Josaphat sprach zu seinen Verfolgern: Wenn ihr mich sucht –<br />

hier bin ich.<br />

Redaktion Magnificat nach Josaphat von Polozk<br />

Fürbitten<br />

„Das Reich Gottes ist schon mitten unter euch“, so sagt es Jesus<br />

denen, die ihm nachfolgen wollen. Wir bitten ihn um seinen<br />

Beistand und seine Wegweisung:<br />

V: Jesus Christus, Bruder und Lehrer,<br />

A: wir bitten dich, erhöre uns.


Abend · Donnerstag, 12. <strong>November</strong> 146<br />

Für deine Kirche;<br />

– dass sie mit Entschiedenheit auf der Seite der Schwachen, der<br />

Gedemütigten und Rechtlosen steht.<br />

V: Jesus Christus, Bruder und Lehrer,<br />

A: wir bitten dich, erhöre uns.<br />

Für uns, deine Getauften;<br />

– dass wir diese Tage des abnehmenden Lichts als Chance erkennen,<br />

deinem Licht und deiner Wegweisung zu folgen.<br />

Für alle Menschen, die im Dunkel der Depression gefangen<br />

sind, und für ihre Angehörigen;<br />

– lass sie Licht sehen.<br />

Für unsere lieben Verstorbenen und für alle Toten;<br />

– dass sie Licht und Heimat finden bei dir.<br />

Vaterunser<br />

Oration<br />

Gott, du Vater aller Gläubigen, von deinem Geist erfüllt, hat der<br />

Märtyrerbischof Josaphat für das ihm anvertraute Volk sein Leben<br />

dahingegeben. Auf seine Fürsprache gib auch uns den Geist<br />

der Liebe, damit wir bereit sind, unser Leben ganz für unsere<br />

Brüder einzusetzen. Darum bitten wir durch Jesus Christus.<br />

Friede sei mit den Brüdern und Schwestern,<br />

Liebe und Glaube von Gott, dem Vater,<br />

und Jesus Christus, dem Herrn.<br />

Nach Eph 6, 23<br />

Salve Regina (Seite 378)


Freitag, 13. <strong>November</strong> <strong>2020</strong><br />

Namenstag: hl. Briktius von Tours (Bischof, † um 444) · sel. Gerberg<br />

von Vilich (Klostergründerin, † 998) · sel. Wilhelm von Rinchnach<br />

(Einsiedler, † um 1050) · hl. Siard von Mariengaarde (Abt, † 1230) ·<br />

sel. Carl Lampert, Herbert Simoleit, Friedrich Lorenz (Märtyrer, Gegner<br />

des Nationalsozialismus, † 1944)<br />

Morgengebet<br />

Herr, öffne meine Lippen.<br />

Damit mein Mund dein Lob verkünde.<br />

Ehre sei dem Vater ... Halleluja.<br />

Hymnus<br />

Er weckt mich alle Morgen;<br />

er weckt mir selbst das Ohr.<br />

Gott hält sich nicht verborgen,<br />

führt mir den Tag empor,<br />

dass ich mit seinem Worte<br />

begrüß’ das neue Licht.<br />

Schon an der Dämmerung Pforte<br />

ist er mir nah und spricht.<br />

Er spricht wie an dem Tage,<br />

da er die Welt erschuf.<br />

Da schweigen Angst und Klage;<br />

nichts gilt mehr als sein Ruf!<br />

Das Wort der ewigen Treue,<br />

die Gott uns Menschen schwört,<br />

erfahre ich aufs neue,<br />

so wie ein Jünger hört.


Morgen · Freitag, 13. <strong>November</strong> 148<br />

Er will, dass ich mich füge.<br />

Ich gehe nicht zurück.<br />

Hab’ nur in ihm Genüge,<br />

in seinem Wort mein Glück.<br />

Ich werde nicht zuschanden,<br />

wenn ich nur ihn vernehm’:<br />

Gott löst mich aus den Banden!<br />

Gott macht mich ihm genehm!<br />

Er ist mir täglich nahe<br />

und spricht mich selbst gerecht.<br />

Was ich von ihm empfahe,<br />

gibt sonst kein Herr dem Knecht.<br />

Wie wohl hat’s hier der Sklave –<br />

der Herr hält sich bereit,<br />

dass er ihn aus dem Schlafe<br />

zu seinem Dienst geleit’!<br />

Er will mich früh umhüllen<br />

mit seinem Wort und Licht,<br />

verheißen und erfüllen,<br />

damit mir nichts gebricht;<br />

will vollen Lohn mir zahlen,<br />

fragt nicht, ob ich versag’.<br />

Sein Wort will helle strahlen,<br />

wie dunkel auch der Tag!<br />

Jochen Klepper (1903–1942), Morgenlied<br />

EG 452<br />

Psalm 133<br />

Seht doch, wie gut und schön ist es, *<br />

wenn Brüder miteinander in Eintracht wohnen.<br />

Das ist wie köstliches Salböl, /<br />

das vom Kopf hinabfließt auf den Bart, auf Aarons Bart, *<br />

das auf sein Gewand hinabfließt.


149<br />

Freitag, 13. <strong>November</strong> · Morgen<br />

Das ist wie der Tau des Hermon, /<br />

der auf den Berg Zion niederfällt. *<br />

Denn dort spendet der Herr Segen und Leben in Ewigkeit.<br />

Ehre sei dem Vater ...<br />

Wo Menschen einander Geschwister werden, wächst dein<br />

göttliches Leben. Guter Schöpfer, mache uns bereit für einen<br />

aufrichtigen Umgang miteinander, und segne alle, denen wir<br />

begegnen.<br />

Lesung Mi 6, 8<br />

Es ist dir gesagt worden, Mensch, was gut ist und was der<br />

Herr von dir erwartet: nichts anderes, als das Rechte zu tun,<br />

die Treue zu lieben und in Ehrfurcht deinen Weg zu gehen mit<br />

deinem Gott.<br />

Benedictus – Lobgesang des Zacharias<br />

Antiphon zum Benedictus:<br />

Durch die barmherzige Liebe unseres Gottes hat uns besucht<br />

das aufstrahlende Licht aus der Höhe.<br />

Bitten<br />

Lasst uns beten zu Jesus Christus, der uns den Weg zu einem<br />

gottgefälligen Leben weist:<br />

V: Wir glauben, Herr; A: hilf unserm Unglauben.<br />

– Lass uns nicht müde werden, deine Wiederkehr zu erwarten.<br />

– Hilf uns, deine Gegenwart in unserer Welt wahrzunehmen.<br />

– Schütze uns durch dein Kreuz und Leiden, dass wir keinem<br />

falschen Messias verfallen.<br />

Vaterunser


Eucharistie · Freitag, 13. <strong>November</strong> 150<br />

Oration<br />

Herr und Gott, schenk uns den Reichtum deiner Gnade und<br />

lenke unsere Schritte auf dem Weg deiner Gebote, damit wir<br />

schon in diesem Leben Trost und Frieden finden und einst die<br />

ewige Freude erlangen. Darum bitten wir durch Jesus Christus.<br />

Der Herr segne uns, er bewahre uns vor Unheil<br />

und führe uns zum ewigen Leben.<br />

Texte zur Eucharistiefeier<br />

Tagesgebet<br />

Gott, unser Heil, du hast das Werk der Erlösung im österlichen<br />

Geheimnis vollendet. Darum verkünden wir in der heiligen Eucharistie<br />

den Tod und die Auferstehung deines Sohnes. Schenke<br />

uns in dieser Feier immer reicheren Anteil an der Erlösung und<br />

lass uns von Tag zu Tag neu erfahren, dass wir gerettet sind.<br />

Darum bitten wir durch Jesus Christus.<br />

Einführung zur Bahnlesung aus dem zweiten und dem<br />

dritten Johannesbrief<br />

Die beiden Briefe gelten als die ältesten Dokumente der johanneischen Schule,<br />

wobei dem zweiten der zeitliche Vorrang zukommt. Um das Ende des 1.<br />

Jahrhunderts entstanden, mahnt das Schreiben zu christlicher Lebensführung<br />

in der Wahrheit, entsprechend dem christlichen Liebesgebot, und warnt vor<br />

Irrlehrern. Der 3. Johannesbrief, der sich an einen sonst unbekannten Gaius<br />

wendet, ist vermutlich zur gleichen Zeit wie der 2. Brief entstanden, richtet<br />

sich aber an eine andere Schwestergemeinde. Auch hier wird die enge Zusammengehörigkeit<br />

von Wahrheit und Liebe betont: In freigiebig und freudig<br />

gewährter Gastfreundschaft wird sie konkret.<br />

Lesung aus dem zweiten Johannesbrief 2 Joh 4–9<br />

Von Gott auserwählte Herrin! Ich habe mich sehr gefreut,<br />

unter deinen Kindern solche zu finden, die in der Wahrheit<br />

leben, gemäß dem Gebot, das wir vom Vater empfangen haben.


151<br />

Freitag, 13. <strong>November</strong> · Eucharistie<br />

Und so bitte ich dich, Herrin, nicht als wollte ich dir ein neues<br />

Gebot schreiben, sondern nur das, das wir von Anfang an<br />

hatten: dass wir einander lieben sollen.<br />

Denn die Liebe besteht darin, dass wir nach seinen Geboten<br />

leben. Das Gebot, das ihr von Anfang an gehört habt, lautet: Ihr<br />

sollt in der Liebe leben.<br />

Viele Verführer sind in die Welt hinausgegangen; sie bekennen<br />

nicht, dass Jesus Christus im Fleisch gekommen ist. Das ist<br />

der Verführer und der Antichrist.<br />

Achtet auf euch, damit ihr nicht preisgebt, was wir erarbeitet<br />

haben, sondern damit ihr den vollen Lohn empfangt.<br />

Jeder, der darüber hinausgeht und nicht in der Lehre Christi<br />

bleibt, hat Gott nicht. Wer aber in der Lehre bleibt, hat den<br />

Vater und den Sohn.<br />

Antwortpsalm Ps 119, 1–2.10–11.17–18<br />

Kehrvers:<br />

Selig die Menschen, die leben nach der Weisung des Herrn.<br />

Wohl denen, deren Weg ohne Tadel ist, *<br />

die leben nach der Weisung des Herrn.<br />

Wohl denen, die seine Vorschriften befolgen *<br />

und ihn suchen von ganzem Herzen. – Kehrvers<br />

Ich suche dich von ganzem Herzen. *<br />

Lass mich nicht abirren von deinen Geboten!<br />

Ich berge deinen Spruch im Herzen, *<br />

damit ich gegen dich nicht sündige. – Kehrvers<br />

Tu deinem Knecht Gutes, erhalt mich am Leben! *<br />

Dann will ich dein Wort befolgen.<br />

Öffne mir die Augen *<br />

für das Wunderbare an deiner Weisung! – Kehrvers<br />

Kehrvers vgl. Vers 1, ferner GL 312, 7 · GL 1975 465 · KG 629 (II. Ton)<br />

oder GL 1975 645, 3 (VIII. Ton)


Eucharistie · Freitag, 13. <strong>November</strong> 152<br />

Ruf vor dem Evangelium Lk 21, 28<br />

Halleluja. Halleluja.<br />

Richtet euch auf, und erhebt euer Haupt; denn eure Erlösung<br />

ist nahe.<br />

Halleluja.<br />

Aus dem hl. Evangelium nach Lukas Lk 17, 26–37<br />

In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Und wie es zur Zeit<br />

des Noach war, so wird es auch in den Tagen des Menschensohnes<br />

sein. Die Menschen aßen und tranken und heirateten bis<br />

zu dem Tag, an dem Noach in die Arche ging; dann kam die Flut<br />

und vernichtete alle.<br />

Und es wird ebenso sein, wie es zur Zeit des Lot war: Sie aßen<br />

und tranken, kauften und verkauften, pflanzten und bauten.<br />

Aber an dem Tag, als Lot Sodom verließ, regnete es Feuer und<br />

Schwefel vom Himmel, und alle kamen um. Ebenso wird es an<br />

dem Tag sein, an dem sich der Menschensohn offenbart.<br />

Wer dann auf dem Dach ist und seine Sachen im Haus hat,<br />

soll nicht hinabsteigen, um sie zu holen, und wer auf dem Feld<br />

ist, soll nicht zurückkehren. Denkt an die Frau des Lot! Wer sein<br />

Leben zu bewahren sucht, wird es verlieren; wer es dagegen verliert,<br />

wird es gewinnen.<br />

Ich sage euch: Von zwei Männern, die in jener Nacht auf einem<br />

Bett liegen, wird der eine mitgenommen und der andere<br />

zurückgelassen. Von zwei Frauen, die mit derselben Mühle Getreide<br />

mahlen, wird die eine mitgenommen und die andere zurückgelassen.<br />

Da fragten sie ihn: Wo wird das geschehen, Herr?<br />

Er antwortete: Wo ein Aas ist, da sammeln sich auch die Geier.<br />

Impuls zum Evangelium<br />

Vergehen reimt sich auf Entstehen, Geburt und Tod lösen einander<br />

ab, Anfang und Ende reichen sich die Hand. Der immer<br />

gleiche Rhythmus von Säen und Ernten, Kaufen und Verkaufen,


153<br />

Freitag, 13. <strong>November</strong> · Abend<br />

Produzieren und Konsumieren hat etwas Beruhigendes, sogar<br />

Betäubendes. Nichts Neues unter der Sonne. So ist es, so war<br />

es, und so bleibt es auch. Ist es so? Nein, sagt das Evangelium.<br />

Jeden Tag, jede Stunde, jede Minute, diese Sekunde kann er<br />

sich öffnen, der unerbittliche Kreislauf der Zeit. Etwas springt<br />

und zerspringt, und radikal Neues entsteht. Sind nicht wir<br />

selbst die eiserne Klammer, die die Zeit unter Verschluss hält?<br />

Abendgebet<br />

O Gott, komm mir zu Hilfe.<br />

Herr, eile, mir zu helfen.<br />

Ehre sei dem Vater ... Halleluja.<br />

Innehalten am Abend<br />

Der Gescheitere gibt nach! Eine traurige Wahrheit, sie begründet<br />

die Weltherrschaft der Dummheit.<br />

Marie von Ebner-Eschenbach (österreichische Schriftstellerin, 1830–1916)<br />

• Wann gebe ich nach, und warum?<br />

• Wann erscheint es notwendig, meine Position tatsächlich<br />

durchzutragen?<br />

Confiteor (Seite 37) – oder – Erbarme dich (Seite 48)<br />

Hymnus<br />

Es flackern die Lichter<br />

schon auf in der Stadt,<br />

die Sonne glüht rot.<br />

Und da man dich, Christus,<br />

gekreuzigt hat,<br />

ist Gott nun tot.<br />

Kyrie, eleison.<br />

Kommt, lasst uns die Finsternis<br />

singend bestehn,<br />

in der er hängt,<br />

auf dass wir darinnen<br />

die Sonne sehn,<br />

die uns umfängt.<br />

Kyrie, eleison.<br />

Neues Stundenbuch


Abend · Freitag, 13. <strong>November</strong> 154<br />

Psalm 145 Verse 1–13b<br />

Ich will dich rühmen, mein Gott und König, *<br />

und deinen Namen preisen immer und ewig;<br />

ich will dich preisen Tag für Tag *<br />

und deinen Namen loben immer und ewig.<br />

Groß ist der Herr und hoch zu loben, *<br />

seine Größe ist unerforschlich.<br />

Ein Geschlecht verkünde dem andern<br />

den Ruhm deiner Werke *<br />

und erzähle von deinen gewaltigen Taten.<br />

Sie sollen vom herrlichen Glanz deiner Hoheit reden; *<br />

ich will deine Wunder besingen.<br />

Sie sollen sprechen von der Gewalt<br />

deiner erschreckenden Taten; *<br />

ich will von deinen großen Taten berichten.<br />

Sie sollen die Erinnerung an deine große Güte wecken *<br />

und über deine Gerechtigkeit jubeln.<br />

Der Herr ist gnädig und barmherzig, *<br />

langmütig und reich an Gnade.<br />

Der Herr ist gütig zu allen, *<br />

sein Erbarmen waltet über all seinen Werken.<br />

Danken sollen dir, Herr, all deine Werke *<br />

und deine Frommen dich preisen.<br />

Sie sollen von der Herrlichkeit deines Königtums reden, *<br />

sollen sprechen von deiner Macht,<br />

den Menschen deine machtvollen Taten verkünden *<br />

und den herrlichen Glanz deines Königtums.<br />

Dein Königtum ist ein Königtum für ewige Zeiten, *<br />

deine Herrschaft währt von Geschlecht zu Geschlecht.<br />

Ehre sei dem Vater ...


155<br />

Freitag, 13. <strong>November</strong> · Abend<br />

Langmütig und reich an Gnade bist du, barmherziger Vater.<br />

Gib, dass wir neu zu dir finden und aus deiner Güte leben, damit<br />

unsere Mitmenschen von deiner Liebe erfahren.<br />

Lesung Röm 8, 1–2<br />

Jetzt gibt es keine Verurteilung mehr für die, welche in Christus<br />

Jesus sind. Denn das Gesetz des Geistes, des Lebens in<br />

Christus Jesus, hat dich frei gemacht vom Gesetz der Sünde und<br />

des Todes.<br />

Magnificat – Lobgesang Mariens<br />

Antiphon zum Magnificat:<br />

Denke, Herr, an dein Erbarmen, das du unseren Vätern verheißen<br />

hast.<br />

Fürbitten<br />

Lasst uns beten für alle, die die Sache Jesu zu ihrer eigenen<br />

gemacht haben:<br />

V: Jesus, guter Hirt, A: bleib den Deinen nah.<br />

– Für alle, die sich für Bildung und Erziehung im Geist des<br />

Evangeliums einsetzen.<br />

– Für alle, die in Pflege und Medizin kranken und alten Menschen<br />

beistehen.<br />

– Für alle, die für Menschen mit Behinderung Sorge tragen.<br />

– Für alle, die Sterbende begleiten.<br />

Vaterunser<br />

Oration<br />

Allmächtiger Gott, so sehr hast du die Welt geliebt, dass du deinen<br />

einzigen Sohn dahingabst für das Heil der Welt. Schenke


Abend · Freitag, 13. <strong>November</strong> 156<br />

deiner Kirche die Bereitschaft, sich dir als lebendiges Opfer zu<br />

weihen, damit sie ganz erfüllt werde von deiner Liebe. Darum<br />

bitten wir durch Jesus Christus.<br />

Eine ruhige Nacht und ein gutes Ende<br />

gewähre uns der allmächtige Herr.<br />

Salve Regina (Seite 378)


Samstag, 14. <strong>November</strong> <strong>2020</strong><br />

Namenstag: hl. Alberich von Utrecht (Bischof, Glaubensbote bei den<br />

Friesen, † 784) · hl. Gregor Palamas (griech. Bischof, † 1359) · Bernhard<br />

Letterhaus (christl. Gewerkschafter, Widerstandskämpfer, Märtyrer,<br />

† 1944)<br />

Ökumenischer Gedenktag: Gottfried Wilhelm Leibniz (Universalgelehrter,<br />

1646–1716)<br />

Morgengebet<br />

Herr, öffne meine Lippen.<br />

Damit mein Mund dein Lob verkünde.<br />

Hymnus<br />

Du, in den wir münden,<br />

du, aus dem wir erwacht:<br />

wer, wer darf dich verkünden,<br />

der du dich selbst erdacht!<br />

Der du über den Zeiten<br />

thronst in Unendlichkeit:<br />

über die Meere gleiten<br />

Schatten von deinem Kleid.<br />

Ehre sei dem Vater ... Halleluja.<br />

Tage und Nächte schleichen<br />

unten an seinem Saum.<br />

Erblühen und Verbleichen<br />

gabst du uns als Traum.<br />

Richard Schaukal (1874–1942), „An den Herrn“


Morgen · Samstag, 14. <strong>November</strong> 158<br />

Psalm 92 Verse 6–16<br />

Wie groß sind deine Werke, o Herr, *<br />

wie tief deine Gedanken!<br />

Ein Mensch ohne Einsicht erkennt das nicht, *<br />

ein Tor kann es nicht verstehen.<br />

Wenn auch die Frevler gedeihen /<br />

und alle, die Unrecht tun, wachsen, *<br />

so nur, damit du sie für immer vernichtest.<br />

Herr, du bist der Höchste, *<br />

du bleibst auf ewig.<br />

Doch deine Feinde, Herr, wahrhaftig,<br />

deine Feinde vergehen; *<br />

auseinandergetrieben werden alle, die Unrecht tun.<br />

Du machtest mich stark wie einen Stier, *<br />

du salbtest mich mit frischem Öl.<br />

Mein Auge blickt herab auf meine Verfolger, /<br />

auf alle, die sich gegen mich erheben; *<br />

mein Ohr hört vom Geschick der Bösen.<br />

Der Gerechte gedeiht wie die Palme, *<br />

er wächst wie die Zedern des Libanon.<br />

Gepflanzt im Hause des Herrn, *<br />

gedeihen sie in den Vorhöfen unseres Gottes.<br />

Sie tragen Frucht noch im Alter *<br />

und bleiben voll Saft und Frische;<br />

sie verkünden: Gerecht ist der Herr; *<br />

mein Fels ist er, an ihm ist kein Unrecht.<br />

Ehre sei dem Vater ...<br />

Gib uns den Mut, Gott, deine Wege zu gehen, und mach uns<br />

stark, wenn Menschen uns Böses wollen. Wir bauen auf deine<br />

Gerechtigkeit.


159<br />

Samstag, 14. <strong>November</strong> · Morgen<br />

Lesung 2 Petr 3, 13–14<br />

Gottes Verheißung gemäß erwarten wir einen neuen Himmel<br />

und eine neue Erde, in denen die Gerechtigkeit wohnt. Weil<br />

ihr das erwartet, liebe Brüder, bemüht euch darum, von ihm<br />

ohne Makel und Fehler und in Frieden angetroffen zu werden!<br />

Benedictus – Lobgesang des Zacharias<br />

Antiphon zum Benedictus:<br />

Herr, lenke unsre Schritte auf den Weg des Friedens.<br />

Bitten<br />

Gepriesen sei Gott, der unser Leben in seinen Händen birgt. Zu<br />

ihm lasst uns rufen:<br />

A: Vater, wir hoffen auf dich.<br />

Die Natur hat sich nun zur Ruhe begeben, um im Frühling neu<br />

zu erblühen;<br />

– lass die Stille der kommenden Monate uns Gelegenheit zur<br />

Besinnung auf das Wesentliche geben.<br />

Diese Jahreszeit mit ihrem nasskalten Wetter lässt uns Einsamkeit<br />

besonders spüren;<br />

– belebe unsere Beziehungen neu und lass uns anderen Wärme<br />

schenken.<br />

In diesen grauen Tagen wird uns bewusst, wie vergänglich wir<br />

sind;<br />

– sende uns heute dein Licht, dass es uns leuchtet auf unserem<br />

Weg zu dir.<br />

Vaterunser<br />

Oration<br />

Allmächtiger Gott, du wahres Licht und ewiger Tag, du schenkst<br />

uns im Kreislauf der Zeit immer wieder einen neuen Morgen.


Eucharistie · Samstag, 14. <strong>November</strong> 160<br />

Vertreibe die Nacht des Bösen und erleuchte unser Herz durch<br />

den hellen Glanz deines Kommens. Darum bitten wir durch<br />

Jesus Christus.<br />

Der Herr segne uns, er bewahre uns vor Unheil<br />

und führe uns zum ewigen Leben.<br />

Texte zur Eucharistiefeier<br />

Tagesgebet<br />

Barmherziger Gott, du versammelst deine Kirche im Heiligen<br />

Geist. Gib, dass sie dir von ganzem Herzen dient und in aufrichtiger<br />

Liebe die Einheit bewahrt. Darum bitten wir durch<br />

Jesus Christus.<br />

Lesung aus dem dritten Johannesbrief 3 Joh 5–8<br />

Lieber Gaius! Du handelst treu in allem, was du an den Brüdern,<br />

sogar an fremden Brüdern tust. Sie haben vor der Gemeinde<br />

für deine Liebe Zeugnis abgelegt. Du wirst gut daran<br />

tun, wenn du sie für ihre Reise so ausrüstest, wie es Gottes<br />

würdig ist. Denn für seinen Namen sind sie ausgezogen und<br />

haben von den Heiden nichts angenommen.<br />

Darum sind wir verpflichtet, solche Männer aufzunehmen,<br />

damit auch wir zu Mitarbeitern für die Wahrheit werden.<br />

Antwortpsalm Ps 112, 1–6<br />

Kehrvers: Halleluja – oder:<br />

Selig der Mensch, der den Herrn fürchtet und ehrt.<br />

Wohl dem Mann, der den Herrn fürchtet und ehrt *<br />

und sich herzlich freut an seinen Geboten.<br />

Seine Nachkommen werden mächtig im Land, *<br />

das Geschlecht der Redlichen wird gesegnet. – Kehrvers


161<br />

Samstag, 14. <strong>November</strong> · Eucharistie<br />

Wohlstand und Reichtum füllen sein Haus, *<br />

sein Heil hat Bestand für immer.<br />

Den Redlichen erstrahlt im Finstern ein Licht: *<br />

der Gnädige, Barmherzige und Gerechte. – Kehrvers<br />

Wohl dem Mann, der gütig und zum Helfen bereit ist, *<br />

der das Seine ordnet, wie es recht ist.<br />

Niemals gerät er ins Wanken; *<br />

ewig denkt man an den Gerechten. – Kehrvers<br />

Kehrvers vgl. Vers 1a, ferner GL 31, 1<br />

oder GL 1975 708, 1 oder KG 606 (IV. Ton)<br />

Ruf vor dem Evangelium vgl. 2 Thess 2, 14<br />

Halleluja. Halleluja.<br />

Durch das Evangelium hat Gott uns berufen zur Herrlichkeit<br />

Jesu Christi, unseres Herrn.<br />

Halleluja.<br />

Aus dem hl. Evangelium nach Lukas Lk 18, 1–8<br />

In jener Zeit sagte Jesus den Jüngern durch ein Gleichnis, dass<br />

sie allezeit beten und darin nicht nachlassen sollten:<br />

In einer Stadt lebte ein Richter, der Gott nicht fürchtete und<br />

auf keinen Menschen Rücksicht nahm. In der gleichen Stadt<br />

lebte auch eine Witwe, die immer wieder zu ihm kam und sagte:<br />

Verschaff mir Recht gegen meinen Feind!<br />

Lange wollte er nichts davon wissen. Dann aber sagte er sich:<br />

Ich fürchte zwar Gott nicht und nehme auch auf keinen Menschen<br />

Rücksicht; trotzdem will ich dieser Witwe zu ihrem Recht<br />

verhelfen, denn sie lässt mich nicht in Ruhe. Sonst kommt sie<br />

am Ende noch und schlägt mich ins Gesicht.<br />

Und der Herr fügte hinzu: Bedenkt, was der ungerechte Richter<br />

sagt. Sollte Gott seinen Auserwählten, die Tag und Nacht zu<br />

ihm schreien, nicht zu ihrem Recht verhelfen, sondern zögern?<br />

Ich sage euch: Er wird ihnen unverzüglich ihr Recht verschaffen.


Abend · Samstag, 14. <strong>November</strong> 162<br />

Wird jedoch der Menschensohn, wenn er kommt, auf der<br />

Erde noch Glauben vorfinden?<br />

Impuls zum Evangelium<br />

Was für eine Geschichte! Eine David-und-Goliat-Geschichte.<br />

Eine Witwe, eine Frau ohne familiären Rechtsbeistand, kommt<br />

zu ihrem Recht. Weder lässt sie sich von der Arroganz des<br />

Mächtigen beeindrucken noch von der, realistisch betrachtet,<br />

Aussichtslosigkeit ihrer Sache lähmen. Was wissen wir noch<br />

von ihr? Weder von ihrer Tugend noch von ihrer Weisheit, weder<br />

von ihrem Charme noch von ihrer Schönheit ist im Evangelium<br />

die Rede. Ihr Trumpf ist ihre Unbeirrbarkeit. Nachbarn,<br />

Freunde und Verwandte mögen ihr zugeredet haben, den Bogen<br />

nicht zu überspannen. Oder war da keiner, ihr zu raten?<br />

Doch am Ende wird das Unmögliche möglich. Der gottlose,<br />

der rücksichtslose Richter, den Unrecht nicht stört, verschafft<br />

der Rechtlosen Recht. Warum? Er will seine Ruhe. Sagt er. Sagt<br />

Jesus. Ist diese Frau für uns ein Vorbild? Jesus jedenfalls denkt,<br />

dass es hier etwas zu lernen gibt. Vielleicht jenes beharrliche<br />

Vertrauen auf Gerechtigkeit, das uns hilft, die Menschen nicht<br />

zu fürchten und das eigene Herz nicht zu beschwichtigen.<br />

Dann sind wir Gott recht.<br />

Abendgebet am Vorabend<br />

O Gott, komm mir zu Hilfe.<br />

Herr, eile, mir zu helfen.<br />

Ehre sei dem Vater ... Halleluja.<br />

Hymnus<br />

Christus, du unser Tag und Licht,<br />

der Finsternis und Nacht erhellt,


163<br />

Samstag, 14. <strong>November</strong> · Abend<br />

du Licht vom Lichte, Gottes Sohn,<br />

du Sonne, die uns heil gemacht:<br />

Hör unser Flehen, heil’ger Herr,<br />

und schütz uns, da der Tag sich neigt;<br />

damit uns Friede sei in dir,<br />

gewähre, dass wir sicher ruhn.<br />

Wenn dann der Schlaf die Augen deckt,<br />

so wache unser Herz bei dir.<br />

Dein starker Arm behüte uns,<br />

die liebend deinen Dienst vollziehn.<br />

Lob sei dem Vater, der uns schuf,<br />

Lob sei dem Sohn, der uns erlöst,<br />

Lob sei dem Geist, der uns erhält,<br />

jetzt, immer und in Ewigkeit. Amen.<br />

Entnommen aus: Benediktinisches Antiphonale 3,282,<br />

© Abtei Münsterschwarzach / Vier-Türme GmbH, Verlag, Münsterschwarzach,<br />

Melodie: GL 90 · KG 679 · EG 469<br />

Psalm 141 Verse 1–9<br />

Herr, ich rufe zu dir. Eile mir zu Hilfe; *<br />

höre auf meine Stimme, wenn ich zu dir rufe.<br />

Wie ein Rauchopfer steige mein Gebet vor dir auf; *<br />

als Abendopfer gelte vor dir, wenn ich meine Hände erhebe.<br />

Herr, stell eine Wache vor meinen Mund, *<br />

eine Wehr vor das Tor meiner Lippen!<br />

Gib, dass mein Herz sich bösen Worten nicht zuneigt, *<br />

dass ich nichts tue, was schändlich ist,<br />

zusammen mit Menschen, die Unrecht tun. *<br />

Von ihren Leckerbissen will ich nicht kosten.<br />

Der Gerechte mag mich schlagen aus Güte: *<br />

Wenn er mich bessert, ist es Salböl für mein Haupt;


Abend · Samstag, 14. <strong>November</strong> 164<br />

da wird sich mein Haupt nicht sträuben. *<br />

Ist er in Not, will ich stets für ihn beten.<br />

Haben ihre Richter sich auch die Felsen hinabgestürzt, *<br />

sie sollen hören, dass mein Wort für sie freundlich ist.<br />

Wie wenn man Furchen zieht und das Erdreich aufreißt, *<br />

so sind unsre Glieder hingestreut an den Rand der Unterwelt.<br />

Mein Herr und Gott, meine Augen richten sich auf dich; *<br />

bei dir berge ich mich. Gieß mein Leben nicht aus!<br />

Vor der Schlinge, die sie mir legten, bewahre mich, *<br />

vor den Fallen derer, die Unrecht tun!<br />

Ehre sei dem Vater ...<br />

Gütiger Gott, wir bringen dir unser Abendlob dar und danken<br />

dir, dass du uns heute und in der vergangenen Woche behütet<br />

hast. Auf dich richten wir unsere Augen: Sei uns nah in dieser<br />

Nacht.<br />

Lesung Hag 2, 6.9<br />

So spricht der Herr der Heere: Nur noch kurze Zeit, dann lasse<br />

ich den Himmel und die Erde, das Meer und das Festland erbeben.<br />

Die künftige Herrlichkeit dieses Hauses wird größer sein<br />

als die frühere, spricht der Herr der Heere. An diesem Ort schenke<br />

ich die Fülle des Friedens – Spruch des Herrn der Heere.<br />

Magnificat – Lobgesang Mariens<br />

Antiphon zum Magnificat:<br />

Selig der Knecht, den der Herr wachend findet, wenn er kommt.<br />

Fürbitten<br />

Lasst uns beten für die Samariter unserer Zeit, die unseren Sinn<br />

schärfen für die Not unserer Mitmenschen:<br />

V: Barmherziger Gott, A: vergilt ihnen, was sie Gutes tun.


165<br />

Samstag, 14. <strong>November</strong> · Abend<br />

– Für alle, die sich im Roten Kreuz, bei den Maltesern, den<br />

Johannitern und im Arbeiter-Samariter-Bund engagieren.<br />

– Für alle, die im Rettungsdienst und in den Notaufnahmen der<br />

Krankenhäuser tätig sind.<br />

– Für alle, die in akuten Notfällen spontane Hilfe leisten.<br />

– Für alle, die im Einsatz für andere selbst ums Leben gekommen<br />

sind.<br />

Vaterunser<br />

Oration<br />

Gott, du Urheber alles Guten, du bist unser Herr. Lass uns begreifen,<br />

dass wir frei werden, wenn wir uns deinem Willen unterwerfen,<br />

und dass wir die vollkommene Freude finden, wenn<br />

wir in deinem Dienst treu bleiben. Darum bitten wir durch Jesus<br />

Christus.<br />

Gnade und unvergängliches Leben sei mit allen,<br />

die Jesus Christus, unseren Herrn, lieben.<br />

Eph 6,24<br />

Salve Regina (Seite 378)


Von Woche zu Woche · Samstag, 14. <strong>November</strong> 166<br />

Von Woche zu Woche<br />

Verdichtete Zeit<br />

(zu Thess 5, 1–6)<br />

„Eine halbe Stunde<br />

dürft ihr noch spielen,<br />

dann geht’s ins Bett!“<br />

Eine solche Ansage<br />

verändert das Spiel der Kinder<br />

– radikal!<br />

Neuer Schwung kommt herein,<br />

die Sache wird intensiver:<br />

Zeit ist knapp und kostbar!<br />

Ja, solch eine Ansage<br />

verändert alles.<br />

Auch unsere Zeit ist begrenzt.<br />

Gott hat keine Stechuhr,<br />

und Zeit ist nicht Geld, bei Gott!<br />

Christsein ist keine Akkordarbeit.<br />

Doch die Befristung der Zeit<br />

macht Altgewohntes neu.<br />

Leben verdichtet sich.<br />

„Jetzt ist die Zeit,<br />

jetzt ist die Stunde …“<br />

Jetzt.<br />

Dorothee Sandherr-Klemp


15. <strong>November</strong> <strong>2020</strong><br />

33. Sonntag im Jahreskreis<br />

Namenstag: hl. Marinus und hl. Anianus (Glaubensboten in Oberbayern,<br />

Märtyrer in Wilparting am Irschenberg, 7./8. Jh.) · hl. Findan von<br />

Rheinau (Inkluse, † 878) · hl. Leopold III., Markgraf von Österreich<br />

(† 1136) · hl. Albert der Große (Dominikaner, Kirchenlehrer, Bischof<br />

von Regensburg, † 1280)<br />

Ökumenischer Gedenktag: Johannes Kepler (Naturwissenschaftler<br />

und Theologe, 1571–1630)<br />

Heute ist Welttag der Armen.<br />

Morgengebet<br />

Herr, öffne meine Lippen.<br />

Damit mein Mund dein Lob verkünde.<br />

Du hast Pläne des Heils und nicht des Unheils;<br />

denn du willst uns eine Zukunft und eine Hoffnung geben.<br />

Zu dir wollen wir rufen, zu dir wollen wir beten.<br />

Vgl. Jer 29, 11.12<br />

Ehre sei dem Vater ... Halleluja.<br />

Hymnus<br />

O Gott, von dir kommt alles Licht;<br />

dein Wort bringt uns den Tag herauf.<br />

Im ersten Schein des neuen Lichts<br />

schufst du den Urbeginn der Welt.


Morgen · Sonntag, 15. <strong>November</strong> 168<br />

Das Chaos schwand, als dein Befehl<br />

den Morgen mit dem Abend band;<br />

du hast die Spanne Tag genannt.<br />

Erhöre uns, du Quell des Lichts!<br />

Gib, dass der Mensch in seiner Schuld<br />

des Lebens Fülle nicht verliert,<br />

wenn er das Ewige vergisst<br />

und in das Böse sich verstrickt.<br />

Hilf uns, zu fliehn, was schädlich ist,<br />

das Schändliche von uns zu tun:<br />

Und dann gib Hoffnung auf dein Reich<br />

und schenke uns des Lebens Preis.<br />

Neues Stundenbuch<br />

Melodie: GL 144 · GL 1975 474 · KG 40 · EG 288<br />

Psalm 149<br />

Dieser Psalm ist geprägt von der Erwartung der endzeitlichen Gottesherrschaft.<br />

Gott wendet sich seinem Volk – den Gebeugten und Frommen – zu und wird<br />

ihnen den Sieg verleihen, ja, er wird seinen Getreuen das Gericht über die Völker<br />

übertragen. Die Rede vom Schwert muss so schroff, wie sie zunächst klingt,<br />

nicht verstanden werden. Zum einen kann die Bindung der Könige als Konkretisierung<br />

des zuvor genannten Völkergerichts gelesen werden; zum anderen<br />

ist zu beachten, dass die Macht des Wortes biblisch oft mit dem Schwert verglichen<br />

wird. Insofern das Gotteslob Israels Jahwe schon jetzt als den wahren<br />

und einzigen König proklamiert, lässt sich dieser Lobpreis als in der Gegenwart<br />

einsetzende Entmachtung widergöttlicher Herrschaft begreifen.<br />

Singet dem Herrn ein neues Lied! *<br />

Sein Lob erschalle in der Gemeinde der Frommen.<br />

Israel soll sich über seinen Schöpfer freuen, *<br />

die Kinder Zions über ihren König jauchzen.<br />

Seinen Namen sollen sie loben beim Reigentanz, *<br />

ihm spielen auf Pauken und Harfen.<br />

Der Herr hat an seinem Volk Gefallen, *<br />

die Gebeugten krönt er mit Sieg.


169<br />

Sonntag, 15. <strong>November</strong> · Morgen<br />

In festlichem Glanz sollen die Frommen frohlocken, *<br />

auf ihren Lagern jauchzen:<br />

Loblieder auf Gott in ihrem Mund, *<br />

ein zweischneidiges Schwert in der Hand,<br />

um die Vergeltung zu vollziehn an den Völkern, *<br />

an den Nationen das Strafgericht,<br />

um ihre Könige mit Fesseln zu binden, *<br />

ihre Fürsten mit eisernen Ketten,<br />

um Gericht über sie zu halten, so wie geschrieben steht. *<br />

Herrlich ist das für all seine Frommen.<br />

Ehre sei dem Vater ...<br />

An den Gebeugten hast du Gefallen, Gott Israels. Richte deine<br />

Getreuen auf und schenke ihnen deine Freude.<br />

Lesung Offb 7, 10b.12<br />

Die Rettung kommt von unserem Gott, der auf dem Thron<br />

sitzt, und von dem Lamm! Amen, Lob und Herrlichkeit,<br />

Weisheit und Dank, Ehre und Macht und Stärke unserem Gott<br />

in alle Ewigkeit! Amen.<br />

Benedictus – Lobgesang des Zacharias<br />

Antiphon zum Benedictus:<br />

Wir gehören nicht der Finsternis: Wir sind Söhne des Lichts und<br />

Kinder des Tages. So lasst uns wachsam und nüchtern sein, dass<br />

uns der Tag des Herrn nicht überfällt.<br />

Bitten<br />

Gepriesen sei Jesus Christus, der Gnade und Heil in die Welt<br />

gebracht hat. Heute, am 100. Jahrestag der ersten Sitzung des<br />

Völkerbundes, lasst uns zu ihm rufen:<br />

A: Schenke uns deine Liebe.


Eucharistie · Sonntag, 15. <strong>November</strong> 170<br />

– Hilf uns, klar und echt von unserem Glauben Rechenschaft<br />

zu geben.<br />

A: Schenke uns deine Liebe.<br />

– Hilf uns, deine Botschaft von der Barmherzigkeit des Vaters<br />

zu den Menschen zu tragen.<br />

– Lebe in uns, dass deine heilbringende Kraft in und durch uns<br />

wirkt.<br />

Vaterunser<br />

Oration<br />

Gott, du Urheber alles Guten, du bist unser Herr. Lass uns begreifen,<br />

dass wir frei werden, wenn wir uns deinem Willen unterwerfen,<br />

und dass wir die vollkommene Freude finden, wenn<br />

wir in deinem Dienst treu bleiben. Darum bitten wir durch Jesus<br />

Christus.<br />

Christus Jesus,<br />

unser Weg, unsere Wahrheit und unser Leben,<br />

sei mit uns heute und alle Tage.<br />

Eucharistiefeier<br />

Liedvorschläge: GL 396, 440, 481, 543, 551 · KG 182, 185, 522, 576<br />

So spricht der Herr:<br />

Ich sinne Gedanken des Friedens und nicht des Unheils.<br />

Wenn ihr mich anruft, so werde ich euch erhören<br />

und euch aus der Gefangenschaft<br />

von allen Orten zusammenführen.<br />

Jer 29, 11.12.14<br />

Gloria<br />

Tagesgebet (Oration des Morgengebetes)


171<br />

Sonntag, 15. <strong>November</strong> · Eucharistie<br />

Lesung aus dem Buch der Sprichwörter<br />

Spr 31, 10–13.19–20.30–31<br />

Eine tüchtige Frau, wer findet sie? Sie übertrifft alle Perlen an<br />

Wert. Das Herz ihres Mannes vertraut auf sie und es fehlt<br />

ihm nicht an Gewinn. Sie tut ihm Gutes und nichts Böses alle<br />

Tage ihres Lebens.<br />

Sie sorgt für Wolle und Flachs und arbeitet voll Lust mit ihren<br />

Händen. Nach dem Spinnrocken greift ihre Hand, ihre Finger<br />

fassen die Spindel.<br />

Sie öffnet ihre Hand für den Bedürftigen und reicht ihre Hände<br />

dem Armen.<br />

Trügerisch ist Anmut, vergänglich die Schönheit, eine Frau, die<br />

den HERRN fürchtet, sie allein soll man rühmen. Gebt ihr vom<br />

Ertrag ihrer Hände, denn im Stadttor rühmen sie ihre Werke!<br />

Impuls zur Lesung<br />

Wenn wir von Arbeit sprechen, verengt sich unser Blick in der<br />

Regel auf vergütete Erwerbsarbeit. Arbeit, die nicht bezahlt<br />

wird, ist „unbezahlbar“, wird aber häufig doch gering geschätzt,<br />

geflissentlich übersehen. Zumeist ist sie Frauenarbeit. Weltweit<br />

wird 70 Prozent aller Arbeit von Frauen geleistet, während ihre<br />

Beteiligung am Einkommen bei zehn Prozent liegt. Frauenarbeit<br />

sicherte und sichert faktisch den Fortbestand der Menschheit<br />

und das tägliche Menschenleben. Es ist ermutigend, dass<br />

die Bibel einen klaren und offenen Blick für die Arbeitsleistung<br />

von Frauen hat. Das Buch der Sprichwörter würdigt die tätige,<br />

die tüchtige Frau umfassend, von A bis Z: die Zeilenanfänge<br />

bilden im Hebräischen das Alphabet. Die fähige Frau, der hier<br />

Aufmerksamkeit geschenkt wird, organisiert, verwaltet und bereichert<br />

Hausstand und Anwesen. Sie produziert hochwertige<br />

Ware und knüpft eigenständig Handelsbeziehungen. Ihr Urteil<br />

ist sachkundig, begründet und fair. Sie ist eine gute Ratgeberin,<br />

denn bei Gott sucht sie Rat. Biblisches Frauenlob – kein dekoratives<br />

Ideal, sondern realistischer Ruf zur Aufmerksamkeit<br />

für Wirken und Wirklichkeit der Hälfte der Menschheit. Aus


Eucharistie · Sonntag, 15. <strong>November</strong> 172<br />

gelebtem Glauben, aus Gottvertrauen: Schritt zu Gerechtigkeit,<br />

unteilbar, weltweit.<br />

Antwortpsalm Ps 128, 1–5<br />

Kehrvers:<br />

Selig die Menschen, die Gottes Wege gehn.<br />

Selig jeder, der den HERRN fürchtet, *<br />

der auf seinen Wegen geht!<br />

Was deine Hände erarbeitet haben, wirst du genießen; *<br />

selig bist du – es wird dir gut ergehn. – Kehrvers<br />

Deine Frau ist wie ein fruchtbarer Weinstock *<br />

im Innern deines Hauses.<br />

Wie Schösslinge von Ölbäumen sind deine Kinder *<br />

rings um deinen Tisch herum. – Kehrvers<br />

Siehe, so wird der Mann gesegnet, *<br />

der den HERRN fürchtet.<br />

Es segne dich der HERR vom Zion her. *<br />

Du sollst schauen das Glück Jerusalems<br />

alle Tage deines Lebens. – Kehrvers<br />

Kehrvers vgl. Vers 1a, ferner GL 31, 1<br />

oder GL 1975 708, 1 oder KG 606 (IV. Ton)<br />

Lesung aus dem ersten Thessalonicherbrief<br />

1 Thess 5, 1–6<br />

Über Zeiten und Stunden, Schwestern und Brüder, brauche<br />

ich euch nicht zu schreiben. Ihr selbst wisst genau, dass der<br />

Tag des Herrn kommt wie ein Dieb in der Nacht.<br />

Während die Menschen sagen: Friede und Sicherheit!,<br />

kommt plötzlich Verderben über sie wie die Wehen über eine<br />

schwangere Frau und es gibt kein Entrinnen. Ihr aber, Brüder<br />

und Schwestern, lebt nicht im Finstern, sodass euch der Tag<br />

nicht wie ein Dieb überraschen kann. Ihr alle seid Söhne des


173<br />

Sonntag, 15. <strong>November</strong> · Eucharistie<br />

Lichts und Söhne des Tages. Wir gehören nicht der Nacht und<br />

nicht der Finsternis.<br />

Darum wollen wir nicht schlafen wie die anderen, sondern<br />

wach und nüchtern sein.<br />

Ruf vor dem Evangelium <br />

Joh 15, 4a.5b<br />

Halleluja. Halleluja.<br />

So spricht der Herr: Bleibt in mir und ich bleibe in euch. Wer in<br />

mir bleibt, der bringt reiche Frucht.<br />

Halleluja.<br />

Aus dem hl. Evangelium nach Matthäus Mt 25, 14–30<br />

Kurzfassung: Mt 25, 14–15.19–21<br />

In jener Zeit erzählte Jesus seinen Jüngern das folgende Gleichnis:<br />

Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem Mann, der auf<br />

Reisen ging.<br />

Er rief seine Diener und vertraute ihnen sein Vermögen an.<br />

Dem einen gab er fünf Talente Silbergeld, einem anderen zwei,<br />

wieder einem anderen eines, jedem nach seinen Fähigkeiten.<br />

Dann reiste er ab.<br />

Sofort ging der Diener, der die fünf Talente erhalten hatte hin,<br />

wirtschaftete mit ihnen und gewann noch fünf weitere dazu.<br />

Ebenso gewann der, der zwei erhalten hatte, noch zwei weitere<br />

dazu. Der aber, der das eine Talent erhalten hatte, ging und<br />

grub ein Loch in die Erde und versteckte das Geld seines Herrn.<br />

Nach langer Zeit kehrte der Herr jener Diener zurück und<br />

hielt Abrechnung mit ihnen.<br />

Da kam der, der die fünf Talente erhalten hatte, brachte fünf<br />

weitere und sagte: Herr, fünf Talente hast du mir gegeben; sieh<br />

her, ich habe noch fünf dazugewonnen. Sein Herr sagte zu ihm:<br />

Sehr gut, du tüchtiger und treuer Diener. Über Weniges warst<br />

du treu, über Vieles werde ich dich setzen. Komm, nimm teil<br />

am Freudenfest deines Herrn!


Eucharistie · Sonntag, 15. <strong>November</strong> 174<br />

Dann kam der Diener, der zwei Talente erhalten hatte, und<br />

sagte: Herr, du hast mir zwei Talente gegeben; sieh her, ich<br />

habe noch zwei dazugewonnen. Sein Herr sagte zu ihm: Sehr<br />

gut, du tüchtiger und treuer Diener. Über Weniges warst du<br />

treu, über Vieles werde ich dich setzen. Komm, nimm teil am<br />

Freudenfest deines Herrn!<br />

Es kam aber auch der Diener, der das eine Talent erhalten<br />

hatte, und sagte: Herr, ich wusste, dass du ein strenger Mensch<br />

bist; du erntest, wo du nicht gesät hast, und sammelst, wo du<br />

nicht ausgestreut hast; weil ich Angst hatte, habe ich dein Geld<br />

in der Erde versteckt. Sieh her, hier hast du das Deine.<br />

Sein Herr antwortete und sprach zu ihm: Du bist ein schlechter<br />

und fauler Diener! Du hast gewusst, dass ich ernte, wo ich<br />

nicht gesät habe, und sammle, wo ich nicht ausgestreut habe.<br />

Du hättest mein Geld auf die Bank bringen müssen, dann hätte<br />

ich es bei meiner Rückkehr mit Zinsen zurückerhalten. Nehmt<br />

ihm also das Talent weg und gebt es dem, der die zehn Talente<br />

hat!<br />

Denn wer hat, dem wird gegeben werden und er wird im<br />

Überfluss haben; wer aber nicht hat, dem wird auch noch<br />

weggenommen, was er hat. Werft den nichtsnutzigen Diener<br />

hinaus in die äußerste Finsternis! Dort wird Heulen und Zähneknirschen<br />

sein.<br />

Credo<br />

Gabengebet<br />

Herr, unser Gott, die Gabe, die wir darbringen, schenke uns die<br />

Kraft, dir treu zu dienen, und führe uns zur ewigen Gemeinschaft<br />

mit dir. Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.<br />

Präfation<br />

In Wahrheit ist es würdig und recht, dir, allmächtiger Vater, zu<br />

danken und das Werk deiner Gnade zu rühmen durch unseren


175<br />

Sonntag, 15. <strong>November</strong> · Eucharistie<br />

Herrn Jesus Christus. Denn aus Erbarmen mit uns sündigen<br />

Menschen ist er Mensch geworden aus Maria, der Jungfrau.<br />

Durch sein Leiden am Kreuz hat er uns vom ewigen Tod befreit<br />

und durch seine Auferstehung uns das unvergängliche Leben<br />

erworben. Darum preisen dich deine Erlösten und singen mit<br />

den Chören der Engel das Lob deiner Herrlichkeit.<br />

Kommunionvers Ps 73, 28<br />

Gott nahe zu sein ist mein Glück. Ich setze mein Vertrauen auf<br />

Gott, den Herrn.<br />

Schlussgebet<br />

Barmherziger Gott, wir haben den Auftrag deines Sohnes erfüllt<br />

und sein Gedächtnis begangen. Die heilige Gabe, die wir in dieser<br />

Feier empfangen haben, helfe uns, dass wir in der Liebe zu<br />

dir und unseren Brüdern Christus nachfolgen, der mit dir lebt<br />

und herrscht in alle Ewigkeit.<br />

Schlusssegen<br />

Der allmächtige Gott gewähre euch Segen und Heil; er offenbare<br />

euch die Wege seiner Weisheit.<br />

Er stärke euren Glauben durch sein Wort und schenke euch<br />

die Gnade, nach seinen Geboten zu leben, damit in allem sein<br />

Wille geschehe.<br />

Er lenke eure Schritte auf den Weg des Friedens; er mache<br />

euch beharrlich im Guten und vollende euch in der Liebe.<br />

Das gewähre euch der dreieinige Gott, der Vater und der<br />

Sohn † und der Heilige Geist.


Auslegung · Sonntag, 15. <strong>November</strong> 176<br />

Auslegung zum Sonntagsevangelium<br />

Von Franz Kamphaus<br />

Vertrauen verpflichtet<br />

Als Gott die Welt erschuf, so erzählt eine rabbinische Geschichte,<br />

da überschaute er ihre weitere Entwicklung. Er<br />

erkannte, wozu Menschen in ihrer Freiheit fähig sind und was<br />

sie anrichten können, und er zögerte: Soll ich das ganze Projekt<br />

nicht besser fallen lassen? Schließlich siegte das Vertrauen: Ich<br />

wage es. So ist die Welt aus Gottes Vertrauen geboren, sie lebt<br />

von seinem Vertrauen. – Das ist das Thema des Gleichnisses<br />

von den Talenten. Der Herr (gemeint ist Gott) vertraut seinen<br />

Leuten alles an, was er hat, sein ganzes Vermögen. Zwei von ihnen<br />

lassen sich auf das mit dem Geld erwiesene Vertrauen ein.<br />

Sie machen es ihrem Herrn gleich und riskieren den Einsatz<br />

ihrer Talente. Sie setzen alles aufs Spiel und gewinnen alles:<br />

„Komm, nimm teil an der Freude deines Herrn!“ (21)<br />

Der dritte Mann<br />

Doch da ist nun auch der dritte Mann, die zentrale Figur des<br />

Gleichnisses. Fast könnte man sagen: eine tragische Gestalt.<br />

Er tut nichts Widerrechtliches. Ein pfarramtliches Gutachten<br />

würde ihm bescheinigen: „Es ist nichts Nachteiliges über ihn<br />

bekannt geworden.“ Er verjubelt nicht das Geld seines Herrn.<br />

Vielleicht wäre das nicht das Schlimmste gewesen – man denke<br />

nur an das Gleichnis vom barmherzigen Vater. Es wäre wohl<br />

noch eher die Chance einer Bekehrung geblieben. Aber so?<br />

Franz Kamphaus (Bischof em. von Limburg, * 1932),<br />

aus: ders., Tastender Glaube. Inspirationen zum Matthäus-Jahr, 178,<br />

© Patmos Verlag, Verlagsgruppe Patmos in der Schwabenverlag AG,<br />

Ostfildern 2. Aufl. 2017, www.verlagsgruppe-patmos.de


177<br />

Sonntag, 15. <strong>November</strong> · Abend<br />

Abendgebet<br />

O Gott, komm mir zu Hilfe.<br />

Herr, eile, mir zu helfen.<br />

Ehre sei dem Vater ... Halleluja.<br />

Hymnus<br />

Du kommst uns als ein Freund zugegen,<br />

unsagbar nah bist du bei uns.<br />

Du führst uns auf gerade Wege,<br />

mit deinen Flügeln schützt du uns.<br />

Du bist nicht fern, wenn wir zu dir beten,<br />

nicht in der Höhe, himmelweit.<br />

Du bist so menschlich in der Nähe,<br />

dass dieses Lied dich wohl erreicht.<br />

Unsichtbar bist du für unsre Augen<br />

und niemand hat dich je gesehn.<br />

Wir aber ahnen und vertrauen,<br />

dass du uns dienst, dass du uns trägst.<br />

Du bist in allem tief verborgen,<br />

allem, was lebt und sprießt und blüht<br />

Doch in den Menschen willst du wohnen,<br />

mit ganzer Kraft um uns bemüht.<br />

So bist du als ein Freund zugegen,<br />

allüberall, wo Menschen sind.<br />

Bleibe uns nah auf unsren Wegen,<br />

bis wir in dir vollendet sind.<br />

Huub Oosterhuis,<br />

Melodie: GL 414 · GL 1975 298 · KG 709


Abend · Sonntag, 15. <strong>November</strong> 178<br />

Psalm 110 Verse 1–5.7<br />

So spricht der Herr zu meinem Herrn: /<br />

Setze dich mir zur Rechten, *<br />

und ich lege dir deine Feinde als Schemel unter die Füße.<br />

Vom Zion strecke der Herr das Zepter deiner Macht aus: *<br />

„Herrsche inmitten deiner Feinde!“<br />

Dein ist die Herrschaft am Tage deiner Macht, *<br />

wenn du erscheinst in heiligem Schmuck;<br />

ich habe dich gezeugt noch vor dem Morgenstern, *<br />

wie den Tau in der Frühe.<br />

Der Herr hat geschworen, und nie wird’s ihn reuen: *<br />

„Du bist Priester auf ewig nach der Ordnung Melchisedeks.“<br />

Der Herr steht dir zur Seite; *<br />

er zerschmettert Könige am Tage seines Zornes.<br />

Er trinkt aus dem Bach am Weg; *<br />

so kann er von Neuem das Haupt erheben.<br />

Ehre sei dem Vater ...<br />

Du hast deinen Gesalbten erhöht, heiliger Gott, denn er hat sich<br />

selbst erniedrigt. Gib uns deinen Geist, damit wir in geschwisterlicher<br />

Liebe miteinander leben.<br />

Lesung 1 Thess 3, 12–13<br />

Der Herr lasse euch wachsen und reich werden in der Liebe<br />

zueinander und zu allen, wie auch wir euch lieben, damit<br />

euer Herz gefestigt wird und ihr ohne Tadel seid, geheiligt vor<br />

Gott, unserem Vater, wenn Jesus, unser Herr, mit allen seinen<br />

Heiligen kommt.<br />

Magnificat – Lobgesang Mariens<br />

Antiphon zum Magnificat:<br />

Du guter und treuer Knecht, nimm teil an der Freude deines<br />

Herrn.


179<br />

Sonntag, 15. <strong>November</strong> · Abend<br />

Fürbitten<br />

Lasst uns beten zu Gott, der die Außenseiter und Fremden zu<br />

seinem Festmahl bittet:<br />

A: Kyrie, eleison.<br />

– Für die Obdachlosen und Armen in unserer Stadt.<br />

– Für die Menschen mit Behinderung.<br />

– Für alle, die vereinsamt sind.<br />

– Für alle, die sich bei uns fremd fühlen.<br />

– Für alle, die heute ungetröstet gestorben sind.<br />

Vaterunser<br />

Oration<br />

Gott, du Urheber alles Guten, du bist unser Herr. Lass uns begreifen,<br />

dass wir frei werden, wenn wir uns deinem Willen unterwerfen,<br />

und dass wir die vollkommene Freude finden, wenn<br />

wir in deinem Dienst treu bleiben. Darum bitten wir durch Jesus<br />

Christus.<br />

Gott lasse unsere Liebe immer noch reicher werden<br />

an Einsicht und jedem Verständnis,<br />

damit wir beurteilen können, worauf es ankommt,<br />

und rein und ohne Tadel sind für den Tag Christi.<br />

Vgl. Phil 1, 9.10<br />

Salve Regina (Seite 378)


Montag, 16. <strong>November</strong> <strong>2020</strong><br />

Heilige Margareta<br />

Margareta (um 1046–1093) war Königin von Schottland und<br />

wird dort als Patronin verehrt. Sie wurde in Ungarn geboren<br />

und war die Tochter des aus England vertriebenen Eduard Atheling<br />

und der ungarischen Prinzessin Agatha. Mit zehn Jahren kam Margareta<br />

an den englischen Königshof und wurde dort erzogen. Nach<br />

der Eroberung Englands durch die Normannen floh sie nach Schottland<br />

und heiratete dort um 1070 den schottischen König Malcolm<br />

III. Sie war eine gute Landesmutter, die sich für eine bessere Volksbildung<br />

einsetzte und die Armen unterstützte. Aus tiefem Glauben<br />

heraus reformierte sie das kirchliche Leben in Schottland, schaffte<br />

alte keltische Bräuche ab und förderte die christliche Erziehung.<br />

Auf sie geht die Gründung der Abtei Dunfermline zurück.<br />

Schrifttexte: Lesung: Jes 58,6–11; Evangelium: Joh 15,9–17<br />

Namenstag: hl. Otmar von St. Gallen (Abt, † 759) · sel. Waltger von<br />

Herford (Walter, Klostergründer, † um 825) · hl. Edmund von Abingdon<br />

(Erzbischof von Canterbury, † 1240)<br />

Ökumenischer Gedenktag: Johann Amos Comenius (böhm. Theologe<br />

und Pädagoge, 1592–1670)<br />

Morgengebet<br />

Herr, öffne meine Lippen.<br />

Damit mein Mund dein Lob verkünde.<br />

Ehre sei dem Vater ... Halleluja.<br />

Hymnus<br />

Von Gott getragen, von Gott gehalten,<br />

dürfen wir unser Leben gestalten<br />

und Wege mit Blick füreinander geh’n,<br />

den andern mit Gottes Augen seh’n,


181<br />

Montag, 16. <strong>November</strong> · Morgen<br />

vertrauensvoll wagen den nächsten Schritt.<br />

Wohin wir auch gehen, Gott geht mit.<br />

Von Gott getröstet, von Gott umfangen,<br />

gehen wir weiter, ohne zu bangen,<br />

im Glauben gewiss, Gott ist wirklich nah.<br />

Erst recht wenn wir straucheln, ist er da.<br />

Er hilft uns auf für den nächsten Schritt.<br />

Wohin wir auch gehen, Gott geht mit.<br />

Von Gott begleitet, von Gott umgeben,<br />

geh’n wir mit andern durch unser Leben.<br />

Denn Gott will, dass keiner verloren geht<br />

und niemand allein im Leben steht.<br />

Und wenn wir zu zweit gehen, sind wir zu dritt.<br />

Wohin wir auch gehen, Gott geht mit.<br />

Von Gott behütet, von Gott gesegnet –<br />

wer uns auch immer heute begegnet,<br />

und was heute alles geschehen mag –<br />

so geh’n wir getrost in diesen Tag.<br />

Gott ist uns zur Seite auf Schritt und Tritt.<br />

Wohin wir auch gehen, Gott geht mit.<br />

Raymund Weber 2011,<br />

© beim Autor<br />

Psalm 9 Verse 12–21<br />

Singt dem Herrn, der thront auf dem Zion, *<br />

verkündet unter den Völkern seine Taten!<br />

Denn er, der jede Blutschuld rächt, denkt an die Armen, *<br />

und ihren Notschrei vergisst er nicht.<br />

Sei mir gnädig in meiner Not; *<br />

Herr, sieh doch, wie sie mich hassen!<br />

Führ mich herauf von den Pforten des Todes, /<br />

damit ich all deinen Ruhm verkünde in den Toren von Zion *<br />

und frohlocke, weil du mir hilfst.


Morgen · Montag, 16. <strong>November</strong> 182<br />

Völker versanken in der Grube, die sie selber gegraben; *<br />

im Netz, das sie heimlich gelegt, hat ihr Fuß sich verfangen.<br />

Kundgetan hat sich der Herr: Er hielt sein Gericht; *<br />

im eigenen Werk hat sich der Frevler verstrickt.<br />

Hinabfahren müssen die Frevler zum Totenreich, *<br />

alle Heiden, die Gott vergessen.<br />

Doch der Arme ist nicht auf ewig vergessen, *<br />

des Elenden Hoffnung ist nicht für immer verloren.<br />

Erheb dich, Herr, damit nicht der Mensch triumphiert, *<br />

damit die Völker gerichtet werden vor deinem Angesicht.<br />

Wirf Schrecken auf sie, o Herr! *<br />

Erkennen sollen die Völker: Sie sind nur Menschen.<br />

Ehre sei dem Vater ...<br />

Du denkst an die Armen, Gott, ihre Not vergisst du nicht. Öffne<br />

uns die Augen, dass wir sehen – und handeln.<br />

Lesung Phil 3, 7–8<br />

Was mir ein Gewinn war, das habe ich um Christi willen als<br />

Verlust erkannt. Ja noch mehr: ich sehe alles als Verlust<br />

an, weil die Erkenntnis Christi Jesu, meines Herrn, alles übertrifft.<br />

Seinetwegen habe ich alles aufgegeben und halte es für<br />

Unrat, um Christus zu gewinnen.<br />

Benedictus – Lobgesang des Zacharias<br />

Antiphon zum Benedictus:<br />

Gepriesen sei der Herr, unser Gott.<br />

Bitten<br />

Gepriesen sei Christus Jesus, der uns seine Fülle schenken will.<br />

Zu ihm rufen wir voll Freude:<br />

A: Komm, Jesus, komm.


183<br />

Montag, 16. <strong>November</strong> · Eucharistie<br />

Sieh uns Blinde an;<br />

– öffne uns die Augen, dass wir deine Spuren erkennen.<br />

Erbarme dich über uns Taube;<br />

– öffne unsere Ohren, dass wir deinen leisen Ruf in unserem<br />

Alltag vernehmen.<br />

Hilf uns Stummen;<br />

– öffne unseren Mund, dass wir unseren Mitmenschen Trost<br />

und Hoffnung zusagen.<br />

Vaterunser<br />

Oration<br />

Gott, du hast uns geboten, auf deinen geliebten Sohn zu hören.<br />

Nähre uns mit deinem Wort und reinige die Augen unseres<br />

Geistes, damit wir fähig werden, deine Herrlichkeit zu erkennen.<br />

Darum bitten wir durch Jesus Christus.<br />

Der Herr segne uns, er bewahre uns vor Unheil<br />

und führe uns zum ewigen Leben.<br />

Texte zur Eucharistiefeier<br />

Tagesgebet<br />

Gott, unser Vater, sieh an unsere Not und wende uns dein Erbarmen<br />

zu. Stärke den Glauben deiner Kinder und erleichtere<br />

ihre Bürde, damit sie sich mit Zuversicht deiner Vorsehung anvertrauen.<br />

Darum bitten wir durch Jesus Christus.<br />

Einführung zur Bahnlesung aus der Offenbarung des<br />

Johannes<br />

Die Johannesoffenbarung beansprucht, auf Jesus Christus und über ihn auf<br />

Gott selbst zurückzugehen. Johannes bezeugt mit seiner Person die Wahrheit<br />

des von ihm Geschauten und Gehörten. Er wendet sich an die Gemeinden<br />

Kleinasiens als Autoritätsperson, aber nicht als Amtsträger, und er spricht


Eucharistie · Montag, 16. <strong>November</strong> 184<br />

auf Augenhöhe, als Bruder, zu ihnen. Johannes, der nicht mit dem Apostel<br />

Jesu und ebenfalls weder mit dem Verfasser des Johannesevangeliums noch<br />

dem der gleichnamigen Briefe identisch ist, verwendet für seine Botschaft Bilder,<br />

die aus der zeitgenössischen jüdischen Apokalyptik stammen, nun aber<br />

untrennbar mit dem Bekenntnis zu Jesus, dem gekreuzigten, erhöhten und<br />

wiederkehrenden Christus, verbunden werden. Johannes versteht sich als Prophet<br />

unter christlichen Propheten. Seine Visionen (geschaute) und Auditionen<br />

(über das Gehör vermittelte Offenbarungen) empfing er auf der Insel Patmos.<br />

In den 90er-Jahren verfasst, setzt sich die Offenbarung des Johannes mit dem<br />

Kaiserkult Domitians auseinander – dem harten, der vor dem Kaiserbild die<br />

Entscheidungsfrage stellte, vor allem aber mit dem weichen, der für viele<br />

Christen nach Einschätzung des Sehers ungleich bedrohlicher war, da er zur<br />

Verharmlosung der Versuchung, zu Anpassung und Mitläufertum einlud. Die<br />

Johannesapokalypse ist nicht nur eine Trostschrift für verunsicherte und bedrängte<br />

Gemeinden, sondern vor allem ein entschiedener Appell, Gegenwart<br />

und Zukunft im Horizont des machtvollen Heilshandelns Gottes zu begreifen.<br />

Lesung aus der Offenbarung des Johannes<br />

Offb 1, 1–4; 2, 1–5a<br />

Offenbarung Jesu Christi, die Gott ihm gegeben hat, damit<br />

er seinen Knechten zeigt, was bald geschehen muss; und<br />

er hat es durch seinen Engel, den er sandte, seinem Knecht<br />

Johannes gezeigt. Dieser hat das Wort Gottes und das Zeugnis<br />

Jesu Christi bezeugt: alles, was er geschaut hat.<br />

Selig, wer diese prophetischen Worte vorliest und wer sie<br />

hört und wer sich an das hält, was geschrieben ist; denn die<br />

Zeit ist nahe.<br />

Johannes an die sieben Gemeinden in der Provinz Asien: Gnade<br />

sei mit euch und Friede von Ihm, der ist und der war und der<br />

kommt, und von den sieben Geistern vor seinem Thron.<br />

Ich hörte, wie der Herr zu mir sprach: An den Engel der Gemeinde<br />

in Ephesus schreibe: So spricht Er, der die sieben Sterne<br />

in seiner Rechten hält und mitten unter den sieben goldenen<br />

Leuchtern einhergeht:<br />

Ich kenne deine Werke und deine Mühe und dein Ausharren;<br />

ich weiß: Du kannst die Bösen nicht ertragen, du hast die auf<br />

die Probe gestellt, die sich Apostel nennen und es nicht sind,<br />

und hast sie als Lügner erkannt. Du hast ausgeharrt und um


185<br />

Montag, 16. <strong>November</strong> · Eucharistie<br />

meines Namens willen Schweres ertragen und bist nicht müde<br />

geworden.<br />

Ich werfe dir aber vor, dass du deine erste Liebe verlassen<br />

hast. Bedenke, aus welcher Höhe du gefallen bist. Kehr zurück<br />

zu deinen ersten Werken!<br />

Antwortpsalm Ps 1, 1–4.6<br />

Kehrvers:<br />

Wer siegt, dem gebe ich zu essen vom Baum des Lebens.<br />

Wohl dem Mann, der nicht dem Rat der Frevler folgt, /<br />

nicht auf dem Weg der Sünder geht, *<br />

nicht im Kreis der Spötter sitzt,<br />

sondern Freude hat an der Weisung des Herrn, *<br />

über seine Weisung nachsinnt<br />

bei Tag und bei Nacht. – Kehrvers<br />

Er ist wie ein Baum, der an Wasserbächen gepflanzt ist, /<br />

der zur rechten Zeit seine Frucht bringt *<br />

und dessen Blätter nicht welken.<br />

Alles, was er tut, *<br />

wird ihm gut gelingen. – Kehrvers<br />

Nicht so die Frevler: *<br />

Sie sind wie Spreu, die der Wind verweht.<br />

Denn der Herr kennt den Weg der Gerechten, *<br />

der Weg der Frevler aber führt in den Abgrund. – Kehrvers<br />

Kehrvers vgl. Offb 2, 7b, ferner GL 31, 1<br />

oder GL 1975 708, 1 oder KG 606 (IV. Ton)<br />

Ruf vor dem Evangelium vgl. Joh 8, 12<br />

Halleluja. Halleluja.<br />

So spricht der Herr: Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt,<br />

hat das Licht des Lebens.<br />

Halleluja.


Eucharistie · Montag, 16. <strong>November</strong> 186<br />

Aus dem hl. Evangelium nach Lukas Lk 18, 35–43<br />

Als Jesus in die Nähe von Jericho kam, saß ein Blinder an der<br />

Straße und bettelte. Er hörte, dass viele Menschen vorbeigingen,<br />

und fragte: Was hat das zu bedeuten? Man sagte ihm:<br />

Jesus von Nazaret geht vorüber.<br />

Da rief er: Jesus, Sohn Davids, hab Erbarmen mit mir! Die<br />

Leute, die vorausgingen, wurden ärgerlich und befahlen ihm<br />

zu schweigen. Er aber schrie noch viel lauter: Sohn Davids, hab<br />

Erbarmen mit mir!<br />

Jesus blieb stehen und ließ ihn zu sich herführen. Als der Mann<br />

vor ihm stand, fragte ihn Jesus: Was soll ich dir tun? Er antwortete:<br />

Herr, ich möchte wieder sehen können. Da sagte Jesus zu<br />

ihm: Du sollst wieder sehen. Dein Glaube hat dir geholfen.<br />

Im gleichen Augenblick konnte er wieder sehen. Da pries er<br />

Gott und folgte Jesus. Und alle Leute, die das gesehen hatten,<br />

lobten Gott.<br />

Impuls zum Evangelium<br />

Da kann man nichts machen. Der steckt in der Klemme, nicht<br />

nur einmal, ausnahmsweise, sondern existenziell. Ohne Augenlicht<br />

ist er eine Fehlbesetzung in einer Welt, die ganz auf<br />

das Sehen ausgerichtet ist. Familiäre Ressourcen? Erschöpft.<br />

Zusammengebrochen. Alles zusammen hat ihn an den Rand<br />

der Gesellschaft gebracht. Dabei ist gerade er auf Gemeinschaft<br />

angewiesen. Er braucht Hände, die ihn führen. Augen, die für<br />

ihn sehen. Stimmen, die ihm Orientierung geben. Der blinde<br />

Bettler lebt von der Hand in den Mund. Wer füllt sie ihm? An<br />

den Rand gedrängt, geduldet, nicht willkommen, ist er auf die<br />

angewiesen, die ihn lästig finden. Ohne sie aber wäre er verloren.<br />

Eine grausame Zwickmühle, demütigende Zwangslage.<br />

Das macht ihn zornig, und er muss seinen Zorn doch unterdrücken.<br />

Das deprimiert. Das Leben, schwerer als Blei. Doch<br />

jetzt sieht der, der nichts sieht, den Weg. Einen Ausweg, der ihn<br />

mit Energie auflädt. Er hört von Jesus, ruft nach ihm, schreit,<br />

laut und lauter, riskiert Ärger. Mit einem Mal können Wut und


187<br />

Montag, 16. <strong>November</strong> · Abend<br />

Verzweiflung abfließen. Da wachsen Hoffnung und Mut. Und<br />

Jesus, der Heiland, der königliche Heiler? Er lässt die Störung<br />

zu, stellt aktiv den gewünschten Kontakt her, und er stellt seinem<br />

Gegenüber die eine wichtige, die eine richtige, aufrichtende<br />

Frage: Was willst du, dass ich dir tue? So hilft er dem anderen<br />

zu spüren, was dieser so grausam verlernt hat: Vertrauen und<br />

Selbstvertrauen. Sieh doch: Ich bin für dich da. Sage mir, was du<br />

von mir willst. Du bist da. Ich sehe dich. Du kannst dich sehen<br />

lassen. Und der Blinde – sieht. Und es wird – Licht.<br />

Abendgebet<br />

O Gott, komm mir zu Hilfe.<br />

Herr, eile, mir zu helfen.<br />

Ehre sei dem Vater ... Halleluja.<br />

Innehalten am Abend<br />

Oh Mensch, sage nicht, dass du das Gute nicht tun kannst!<br />

Du hast Augen zum Sehen, Ohren zum Hören, ein Herz zum<br />

Denken, Hände zum Wirken und Füße zum Gehen ...<br />

Hildegard von Bingen (Theologin, Mystikerin, Äbtissin und Naturwissenschaftlerin,<br />

Kirchenlehrerin, 1098–1179)<br />

• Was lässt mich manchmal zögern, das Gute zu tun?<br />

• Was gibt mir die Kraft dazu?<br />

Confiteor (Seite 37) – oder – Erbarme dich (Seite 48)<br />

Hymnus<br />

Des Himmels Schöpfer, großer Gott.<br />

Du hast das Firmament gebaut<br />

und so geschieden Flut von Flut,<br />

dass sie nicht wirr zusammenströmt.


Abend · Montag, 16. <strong>November</strong> 188<br />

Den Wolken wiesest du die Bahn,<br />

den Flüssen zeigtest du ihr Bett;<br />

nun hemmt die Flut des Feuers Macht,<br />

damit die Erde nicht verbrennt.<br />

So gieße denn, o guter Gott,<br />

der Gnaden Ströme in uns ein,<br />

damit uns nicht mit neuem Trug<br />

die alte Schwachheit bringt zu Fall.<br />

Der Glaube, den die Nacht bedrängt,<br />

den Kleinmut zu verwirren droht,<br />

er überwinde Trug und Wahn:<br />

Er finde Licht und spende Licht.<br />

Dies schenk uns, Vater voller Macht,<br />

und du, sein Sohn und Ebenbild,<br />

die ihr in Einheit mit dem Geist<br />

die Schöpfung zur Vollendung führt. Amen.<br />

Nach: Immense caeli conditor; 7.–8. Jahrhundert<br />

Melodie: GL 539 · GL 1975 605 · KG 781 · EG 142<br />

Psalm 11<br />

Beim Herrn finde ich Zuflucht. *<br />

Wie könnt ihr mir sagen: „In die Berge flieh wie ein Vogel“?<br />

Schon spannen die Frevler den Bogen, *<br />

sie legen den Pfeil auf die Sehne,<br />

um aus dem Dunkel zu treffen *<br />

die Menschen mit redlichem Herzen.<br />

Gerät alles ins Wanken, *<br />

was kann da der Gerechte noch tun?<br />

Der Herr weilt in seinem heiligen Tempel, *<br />

der Thron des Herrn ist im Himmel.<br />

Seine Augen schauen herab, *<br />

seine Blicke prüfen die Menschen.


189<br />

Montag, 16. <strong>November</strong> · Abend<br />

Der Herr prüft Gerechte und Frevler; *<br />

wer Gewalttat liebt, den hasst er aus tiefster Seele.<br />

Auf die Frevler lasse er Feuer und Schwefel regnen; *<br />

sengender Wind sei ihr Anteil.<br />

Denn der Herr ist gerecht, er liebt gerechte Taten; *<br />

wer rechtschaffen ist, darf sein Angesicht schauen.<br />

Ehre sei dem Vater ...<br />

Du siehst uns, Gott, du weißt, was uns fehlt, was uns umtreibt.<br />

Hilf uns auf den rechten Weg, dass wir Gerechtigkeit üben. Lass<br />

uns dein Angesicht leuchten.<br />

Lesung Kol 1, 9b–11<br />

Wir hören nicht auf, inständig für euch zu beten, dass ihr<br />

in aller Weisheit und Einsicht, die der Geist schenkt, den<br />

Willen des Herrn ganz erkennt. Denn ihr sollt ein Leben führen,<br />

das des Herrn würdig ist und in allem sein Gefallen findet.<br />

Ihr sollt Frucht bringen in jeder Art von guten Werken und<br />

wachsen in der Erkenntnis Gottes. Er gebe euch in der Macht<br />

seiner Herrlichkeit viel Kraft, damit ihr in allem Geduld und<br />

Ausdauer habt.<br />

Magnificat – Lobgesang Mariens<br />

Antiphon zum Magnificat:<br />

Meine Seele preist die Größe des Herrn; denn auf die Niedrigkeit<br />

seiner Magd hat er geschaut.<br />

Fürbitten<br />

„Was soll ich dir tun?“, fragt Jesus den Blinden im Evangelium.<br />

Auch uns gilt diese Frage Jesu, der das Heil der Menschen will.<br />

Zu ihm rufen wir:<br />

V: Kyrie, eleison. A: Christe, eleison.


Abend · Montag, 16. <strong>November</strong> 190<br />

– Wir bitten für alle Menschen, die durch Krankheit und Behinderung<br />

in ihren Lebensmöglichkeiten eingeschränkt werden.<br />

V: Kyrie, eleison. A: Christe, eleison.<br />

– Wir beten für alle, die in Zeiten der Not auch die Nöte der<br />

anderen sehen.<br />

– Wir beten für alle, die unter Gewalt und kriegerischen Auseinandersetzungen<br />

leiden.<br />

– Wir beten für alle, die Frieden suchen und erste Schritte zur<br />

Verständigung gehen.<br />

– Wir beten für die Menschen, die anderen helfen, ihren eigenen<br />

Weg zu gehen.<br />

Vaterunser<br />

Oration<br />

Gott Israels, in deinem Sohn Jesus Christus hast du dich uns<br />

zugewendet und uns dein Erbarmen erwiesen. Heile, was an<br />

uns krank ist, und belebe, was erlahmt ist, damit unsere Freude<br />

an deiner Güte hineinwirkt in unsere Welt. Darum bitten wir<br />

durch Jesus Christus.<br />

Redaktion Magnificat<br />

Gnade sei mit uns und Friede in Fülle<br />

durch die Erkenntnis Gottes<br />

und Jesu, unseres Herrn.<br />

Vgl. 2 Petr 1, 2<br />

Salve Regina (Seite 378)


Dienstag, 17. <strong>November</strong> <strong>2020</strong><br />

Heilige Gertrud von Helfta<br />

Gertrud von Helfta (1256–1302) gehört mit Mechthild von<br />

Magdeburg (1207–1282) und Mechthild von Hackeborn<br />

(1241–1299) zu den großen deutschen Mystikerinnen. Seit ihrem<br />

fünften Lebensjahr lebte sie im Zisterzienserinnenkloster Helfta,<br />

wo sie von der Äbtissin Gertrud von Hackeborn (1231–1291), der<br />

Schwester der hl. Mechthild von Hackeborn, eine gute theologische<br />

Ausbildung erhielt. Die Christusverbundenheit Gertruds vertiefte<br />

sich seit 1281 durch mystische Erlebnisse, die sie ab 1289 aufzuschreiben<br />

begann. Sie sind (z. T. nach ihrem Tode) zusammengestellt<br />

in den fünf Büchern des „Legatus divinae pietatis“ (Gesandter<br />

der göttlichen Liebe). Ein anderes wichtiges Hauptwerk sind die<br />

„Exercitia spiritualia“, „Geistliche Übungen“. Ihre Schriften enthalten<br />

zahlreiche Gedanken über das Geheimnis der Eucharistie<br />

und des Herzens Jesu. Auszüge davon fanden Aufnahme in das<br />

erbauliche Schrifttum und beeinflussten die katholische Frömmigkeit<br />

des 16.–19. Jahrhunderts. Zahlreiche Anrufungen der heutigen<br />

Herz-Jesu-Litanei gehen auf sie zurück. Ihre Liebe zu Christus fand<br />

eine Entsprechung in ihrer Liebe zu ihren Mitmenschen, denen sie<br />

eine geduldige Zuhörerin, Ratgeberin und Trösterin war.<br />

Schrifttexte: Lesung: Eph 3, 14–19; Evangelium: Joh 15, 1–8<br />

Namenstag: hl. Gregor der Wundertäter (kleinasiat. Bischof, † um<br />

270) · hl. Viktoria von Córdoba (Märtyrerin, † um 300) · hl. Gregor<br />

von Tours (Bischof, † 594) · hl. Florin von Remüs (7. Jh.) · hl. Hilda<br />

von Whitby (Äbtissin, † 680) · sel. Hiltrud von Bingen (Benediktinerin,<br />

12. Jh.) · sel. Salome von Krakau (Klarissin, † 1268) · Maria Josefa von<br />

Habsburg († 1757)<br />

Ökumenischer Gedenktag: Jakob Böhme (Mystiker, 1575–1624)


Morgen · Dienstag, 17. <strong>November</strong> 192<br />

Morgengebet<br />

Herr, öffne meine Lippen.<br />

Damit mein Mund dein Lob verkünde.<br />

Ehre sei dem Vater ... Halleluja.<br />

Hymnus<br />

Sie hat sich nicht verschlossen.<br />

Sie schenkt der Seele Raum und Zeit.<br />

Da fühlt sie sich durchflossen<br />

von Gottes großer Freundlichkeit.<br />

Den leeren Krug der Sehnsucht kann er füllen.<br />

Den Lebensdurst der Seele will er stillen.<br />

In Helfta wird sie offen<br />

für Gottes gute Gegenwart.<br />

Ihr Herz lernt neu zu hoffen,<br />

der Geist wird wach, die Liebe zart.<br />

Berührt von seiner Güte ohne Maßen,<br />

kann sie sich einfach von ihm finden lassen.<br />

Ihr Loblied preist den Einen,<br />

der uns wie eine Mutter liebt.<br />

Als Licht will er uns scheinen,<br />

er ist es, der uns Töne gibt.<br />

Er ist wie Duft in einem Rosengarten,<br />

er ist die Luft und spendet Lebensatem.<br />

Susanne Brandt, © bei der Urheberin<br />

GL 874 (Anhang ostdeutsche Diözesen)<br />

Canticum <br />

Tob 13, 2–5b.7c–9<br />

Antiphon:<br />

Preist den Herrn der Gerechtigkeit, rühmt den ewigen König.<br />

Gepriesen sei Gott, der in Ewigkeit lebt, *<br />

sein Königtum sei gepriesen!


193<br />

Dienstag, 17. <strong>November</strong> · Morgen<br />

Er züchtigt und hat auch wieder Erbarmen, /<br />

er führt hinab in die Unterwelt<br />

und führt auch wieder zum Leben. *<br />

Niemand kann seiner Macht entfliehen.<br />

Bekennt euch zu ihm vor allen Völkern, ihr Kinder Israels, *<br />

denn er selbst hat uns unter die Völker zerstreut.<br />

Verkündet dort seine erhabene Größe, *<br />

preist ihn laut vor allem, was lebt.<br />

Denn er ist unser Herr und Gott, *<br />

er ist unser Vater in alle Ewigkeit.<br />

Er züchtigt uns wegen unsrer Sünden, *<br />

doch hat er auch wieder Erbarmen.<br />

Preist den Herrn der Gerechtigkeit, *<br />

rühmt den ewigen König!<br />

Ich bekenne mich zum Herrn im Land der Verbannung, *<br />

ich bezeuge den Sündern seine Macht und erhabene Größe.<br />

Kehrt um, ihr Sünder; /<br />

tut, was recht ist in seinen Augen! *<br />

Vielleicht ist er gnädig und hat mit euch Erbarmen.<br />

Ich will meinen Gott rühmen, den König des Himmels, *<br />

meine Seele freut sich über die erhabene Größe meines Gottes.<br />

Ehre sei dem Vater ...<br />

Lesung Hld 8, 6b–7<br />

Stark wie der Tod ist die Liebe, die Leidenschaft ist hart wie<br />

die Unterwelt. Ihre Gluten sind Feuergluten, gewaltige<br />

Flammen. Auch mächtige Wasser können die Liebe nicht löschen;<br />

auch Ströme schwemmen sie nicht weg. Böte einer für<br />

die Liebe den ganzen Reichtum seines Hauses, nur verachten<br />

würde man ihn.


Morgen · Dienstag, 17. <strong>November</strong> 194<br />

Benedictus – Lobgesang des Zacharias<br />

Antiphon zum Benedictus:<br />

Die kluge Jungfrau ging Christus entgegen. Wie die Sonne<br />

strahlt sie im Chor der Heiligen.<br />

Bitten<br />

Gott, du Anfang, Mitte und Ziel unseres Lebens, wir bitten dich:<br />

A: Lass dein Licht in uns leuchten.<br />

– Dass wir erkennen, welche Aufgabe du uns in Kirche und<br />

Welt zugedacht hast.<br />

– Dass wir Anteil nehmen an dem, was die Menschen um uns<br />

bewegt.<br />

– Dass wir uns im Vertrauen auf dich mit den Werten und Vorstellungen<br />

unserer Zeit auseinandersetzen.<br />

Vaterunser<br />

Oration<br />

Gott, du Sehnsucht deiner Geschöpfe, es hat dir gefallen, im<br />

Herzen der heiligen Gertrud Wohnung zu nehmen. Schenke<br />

auch uns auf ihre Fürbitte die Tröstungen deiner Gegenwart,<br />

bringe Licht in das Dunkel unseres Herzens und lass uns erfahren,<br />

dass du in uns lebst und wirkst. Darum bitten wir durch<br />

Jesus Christus.<br />

Christus Jesus,<br />

unser Weg, unsere Wahrheit<br />

und unser Leben,<br />

lasse uns sein Licht leuchten<br />

und führe uns ins Haus seines Vaters.


195<br />

Dienstag, 17. <strong>November</strong> · Eucharistie<br />

Texte zur Eucharistiefeier<br />

Tagesgebet<br />

Allmächtiger Gott, dir verdanken wir unsere Freiheit und unser<br />

Heil, denn du hast uns durch das kostbare Blut deines Sohnes<br />

erlöst. Lass uns aus deiner Kraft leben und unter deinem beständigen<br />

Schutz geborgen sein. Darum bitten wir durch Jesus<br />

Christus.<br />

Lesung aus der Offenbarung des Johannes<br />

Offb 3, 1–6.14–22<br />

Ich, Johannes, hörte, wie der Herr zu mir sprach: An den Engel<br />

der Gemeinde in Sardes schreibe: So spricht Er, der die<br />

sieben Geister Gottes und die sieben Sterne hat: Ich kenne deine<br />

Werke. Dem Namen nach lebst du, aber du bist tot. Werde<br />

wach und stärke, was noch übrig ist, was schon im Sterben<br />

lag. Ich habe gefunden, dass deine Taten in den Augen meines<br />

Gottes nicht vollwertig sind.<br />

Denk also daran, wie du die Lehre empfangen und gehört<br />

hast. Halte daran fest, und kehr um! Wenn du aber nicht aufwachst,<br />

werde ich kommen wie ein Dieb, und du wirst bestimmt<br />

nicht wissen, zu welcher Stunde ich komme.<br />

Du hast aber einige Leute in Sardes, die ihre Kleider nicht befleckt<br />

haben; sie werden mit mir in weißen Gewändern gehen,<br />

denn sie sind es wert.<br />

Wer siegt, wird ebenso mit weißen Gewändern bekleidet<br />

werden. Nie werde ich seinen Namen aus dem Buch des Lebens<br />

streichen, sondern ich werde mich vor meinem Vater und vor<br />

seinen Engeln zu ihm bekennen.<br />

Wer Ohren hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt.<br />

An den Engel der Gemeinde in Laodizea schreibe: So spricht Er,<br />

der „Amen“ heißt, der treue und zuverlässige Zeuge, der Anfang<br />

der Schöpfung Gottes:


Eucharistie · Dienstag, 17. <strong>November</strong> 196<br />

Ich kenne deine Werke. Du bist weder kalt noch heiß. Wärest<br />

du doch kalt oder heiß! Weil du aber lau bist, weder heiß noch<br />

kalt, will ich dich aus meinem Mund ausspeien. Du behauptest:<br />

Ich bin reich und wohlhabend, und nichts fehlt mir. Du weißt<br />

aber nicht, dass gerade du elend und erbärmlich bist, arm, blind<br />

und nackt.<br />

Darum rate ich dir: Kaufe von mir Gold, das im Feuer geläutert<br />

ist, damit du reich wirst; und kaufe von mir weiße Kleider,<br />

und zieh sie an, damit du nicht nackt dastehst und dich schämen<br />

musst; und kaufe Salbe für deine Augen, damit du sehen<br />

kannst.<br />

Wen ich liebe, den weise ich zurecht und nehme ihn in Zucht.<br />

Mach also Ernst, und kehr um! Ich stehe vor der Tür und klopfe<br />

an. Wer meine Stimme hört und die Tür öffnet, bei dem werde<br />

ich eintreten, und wir werden Mahl halten, ich mit ihm und er<br />

mit mir.<br />

Wer siegt, der darf mit mir auf meinem Thron sitzen, so wie<br />

auch ich gesiegt habe und mich mit meinem Vater auf seinen<br />

Thron gesetzt habe. Wer Ohren hat, der höre, was der Geist<br />

den Gemeinden sagt.<br />

Impuls zur Lesung<br />

Weder kalt noch heiß. Du bist lau und ausgespien … Harte<br />

Worte. Kein Wort des Lobes für die Gemeinde von Laodizea?<br />

Laodizea, überaus reich, Zentrum der Finanzwirtschaft, der<br />

Textilindustrie und der Medizin. Die Bildsprache des Briefes<br />

knüpft an diese Gegebenheiten an, wenn der stolz vorgezeigte<br />

materielle und geistliche Reichtum als Armseligkeit entlarvt,<br />

wenn den perfekt Gekleideten Nacktheit nachgewiesen, wenn<br />

bei denen, die über alles im Bilde sind, Blindheit diagnostiziert<br />

wird: „und kaufe Salbe für deine Augen, damit du sehen<br />

kannst“. Harte Worte für die wohlhabenden Christen im<br />

Geschäfts- und Handelszentrum Laodizea. Für sie war die Distanz<br />

zur heidnischen Umwelt, die der Brief einfordert, nur<br />

schwer durchzuhalten. Was heißt das für die Gemeinden heu-


197<br />

Dienstag, 17. <strong>November</strong> · Eucharistie<br />

te: Distanz zur heidnischen Umgebung, oder, positiv gesagt,<br />

was heißt: Werke im Glauben? Herausfordernder Anspruch,<br />

aber auch stärkender Zuspruch, von Jesus, dem Christus, von<br />

dem, „der die sieben Geister Gottes und die sieben Sterne<br />

hat“, die Engel nämlich, die stets dienstbereit vor Gottes Thron<br />

stehen und für Gottes bleibende, liebende Fürsorge für die Gemeinden<br />

einstehen.<br />

Antwortpsalm Ps 15, 2–5<br />

Kehrvers:<br />

Wer siegt, der darf mit mir auf meinem Throne sitzen.<br />

Der makellos lebt und das Rechte tut; /<br />

der von Herzen die Wahrheit sagt *<br />

und mit seiner Zunge nicht verleumdet;<br />

der seinem Freund nichts Böses antut *<br />

und seinen Nächsten nicht schmäht; – Kehrvers<br />

der den Verworfenen verachtet, *<br />

doch alle, die den Herrn fürchten, in Ehren hält;<br />

der sein Versprechen nicht ändert, *<br />

das er seinem Nächsten geschworen hat; – Kehrvers<br />

der sein Geld nicht auf Wucher ausleiht *<br />

und nicht zum Nachteil des Schuldlosen Bestechung annimmt.<br />

Wer sich danach richtet, *<br />

der wird niemals wanken. – Kehrvers<br />

Kehrvers siehe Offb 3, 21, ferner GL 34, 1 (VI. Ton)<br />

oder GL 1975 626, 3 (IV. Ton) oder KG 638 (VII. Ton)<br />

Ruf vor dem Evangelium <br />

1 Joh 4, 10b<br />

Halleluja. Halleluja.<br />

Gott hat uns geliebt und seinen Sohn gesandt als Sühne für unsere<br />

Sünden.<br />

Halleluja.


Abend · Dienstag, 17. <strong>November</strong> 198<br />

Aus dem hl. Evangelium nach Lukas Lk 19, 1–10<br />

In jener Zeit kam Jesus nach Jericho und ging durch die Stadt.<br />

Dort wohnte ein Mann namens Zachäus; er war der oberste<br />

Zollpächter und war sehr reich. Er wollte gern sehen, wer<br />

dieser Jesus sei, doch die Menschenmenge versperrte ihm die<br />

Sicht; denn er war klein. Darum lief er voraus und stieg auf<br />

einen Maulbeerfeigenbaum, um Jesus zu sehen, der dort vorbeikommen<br />

musste.<br />

Als Jesus an die Stelle kam, schaute er hinauf und sagte zu<br />

ihm: Zachäus, komm schnell herunter! Denn ich muss heute in<br />

deinem Haus zu Gast sein.<br />

Da stieg er schnell herunter und nahm Jesus freudig bei sich<br />

auf. Als die Leute das sahen, empörten sie sich und sagten: Er<br />

ist bei einem Sünder eingekehrt.<br />

Zachäus aber wandte sich an den Herrn und sagte: Herr, die<br />

Hälfte meines Vermögens will ich den Armen geben, und wenn<br />

ich von jemand zu viel gefordert habe, gebe ich ihm das Vierfache<br />

zurück.<br />

Da sagte Jesus zu ihm: Heute ist diesem Haus das Heil geschenkt<br />

worden, weil auch dieser Mann ein Sohn Abrahams ist.<br />

Denn der Menschensohn ist gekommen, um zu suchen und zu<br />

retten, was verloren ist.<br />

Abendgebet<br />

O Gott, komm mir zu Hilfe.<br />

Herr, eile, mir zu helfen.<br />

Ehre sei dem Vater ... Halleluja.<br />

Innehalten am Abend<br />

Der Herr nimmt viel lieber den guten Willen eines aufrichtigen<br />

Herzens als große Taten ohne lautere Absicht.<br />

Gertrud von Helfta (Heilige des Tages)


199<br />

Dienstag, 17. <strong>November</strong> · Abend<br />

• Was bedeutet das für mein eigenes Scheitern in einzelnen<br />

Bereichen?<br />

• Wie kann mich diese Erkenntnis ermutigen, erneut guten<br />

Willens zu handeln?<br />

Confiteor (Seite 37) – oder – Erbarme dich (Seite 48)<br />

Hymnus<br />

Führ, mildes Licht, im Dunkel rings um mich,<br />

führ mich voran!<br />

Dunkel die Nacht. Fern von daheim bin ich.<br />

Führ mich voran!<br />

Bewahr du meinen Fuß. Ich will nicht sehn<br />

die Ferne mehr, nur einen Schritt jetzt gehn.<br />

Nicht immer dacht’ ich so, bat nicht, dass du<br />

mich führst voran.<br />

Gern wählte selbst ich meinen Pfad, doch nun:<br />

Führ mich voran!<br />

Ich liebte grellen Tag. Trotz Furchtsamkeit<br />

regierte Stolz mein Herz. Vergiss vergangne Zeit!<br />

So lang gab Segen deine Hand. Gewiss<br />

führt sie voran:<br />

Durch Moor und Sumpf, längs Fels und Sturzbach, bis<br />

die Nacht verrann,<br />

bis morgens licht mich grüßt der Engel Chor,<br />

die längst ich liebt’, doch eine Weil’ verlor.<br />

John Henry Newman (1801–1890)<br />

Psalm 20 Verse 2–10<br />

Der Herr erhöre dich am Tage der Not, *<br />

der Name von Jakobs Gott möge dich schützen.<br />

Er sende dir Hilfe vom Heiligtum *<br />

und stehe dir bei vom Zion her.


Abend · Dienstag, 17. <strong>November</strong> 200<br />

An all deine Speiseopfer denke er, *<br />

nehme dein Brandopfer gnädig an.<br />

Er schenke dir, was dein Herz begehrt, *<br />

und lasse all deine Pläne gelingen.<br />

Dann wollen wir jubeln über deinen Sieg, /<br />

im Namen unsres Gottes das Banner erheben. *<br />

All deine Bitten erfülle der Herr.<br />

Nun bin ich gewiss: *<br />

der Herr schenkt seinem Gesalbten den Sieg;<br />

er erhört ihn von seinem heiligen Himmel her *<br />

und hilft ihm mit der Macht seiner Rechten.<br />

Die einen sind stark durch Wagen, die andern durch Rosse, *<br />

wir aber sind stark im Namen des Herrn, unsres Gottes.<br />

Sie sind gestürzt und gefallen; *<br />

wir bleiben aufrecht und stehen.<br />

Herr, verleihe dem König den Sieg! *<br />

Erhör uns am Tag, da wir rufen!<br />

Ehre sei dem Vater ...<br />

Du bist es, Gott, der unserem Leben Sinn und Erfüllung schenkt.<br />

Mach du uns stark, dass wir unser Herz nicht an Vergängliches<br />

hängen.<br />

Lesung Weish 11, 23–24a<br />

Herr, du hast mit allen Erbarmen, weil du alles vermagst,<br />

und siehst über die Sünden der Menschen hinweg, damit<br />

sie sich bekehren. Du liebst alles, was ist, und verabscheust<br />

nichts von allem, was du gemacht hast.<br />

Nunc dimittis – Lobgesang des Simeon<br />

Antiphon zum Nunc dimittis:<br />

Sei unser Heil, o Herr, wenn wir wachen, und unser Schutz,<br />

wenn wir schlafen; damit wir wachen mit Christus und ruhen<br />

in seinem Frieden.


201<br />

Dienstag, 17. <strong>November</strong> · Abend<br />

Fürbitten<br />

Gott, dein Weg verläuft quer zu dem, was unter uns Menschen<br />

Geltung beansprucht. Wir bitten dich:<br />

A: Mach dein Heil auf Erden bekannt.<br />

Höher, schneller, weiter – mit dieser Formel lässt sich das Streben<br />

vieler beschreiben;<br />

– lass uns Glaubende deinen liebenden Abstieg und deine<br />

barmherzige Zuwendung bezeugen.<br />

Viele unserer Zeitgenossen haben Luxus, Geld, Macht oder Ansehen<br />

als Gipfel des Glücks vor Augen;<br />

– erweise du dich ihnen als Grund und Ziel ihrer Sehnsucht.<br />

In unserer Gesellschaft werden viele zu Außenseitern, die den<br />

Ansprüchen der anderen nicht genügen;<br />

– schick ihnen Menschen, die sie annehmen und ihnen Nähe<br />

schenken.<br />

Der Tod spielt in unserem gesellschaftlichen Bewusstsein keine<br />

bedeutende Rolle;<br />

– gib uns das Verlangen nach Sinn und die Hoffnung auf ein<br />

neues Leben mit unseren Verstorbenen zurück.<br />

Vaterunser<br />

Oration<br />

Herr, gütiger Vater, sei du unsere Leuchte im Dunkel der Nacht.<br />

Gib, dass wir in Frieden schlafen, damit wir uns beim Anbruch<br />

des neuen Tages in deinem Namen freudig erheben. Darum bitten<br />

wir durch Christus, unseren Herrn.<br />

Eine ruhige Nacht und ein gutes Ende<br />

gewähre uns der allmächtige Herr.<br />

Salve Regina (Seite 378)


Mittwoch, 18. <strong>November</strong> <strong>2020</strong><br />

Weihetag der Basiliken St. Peter<br />

und St. Paul zu Rom<br />

Die Basiliken St. Peter und St. Paul zählen zu den sieben Haupt-<br />

Pilgerkirchen von Rom. Im vierten Jahrhundert begann Kaiser<br />

Konstantin mit dem Bau der Basiliken über den Gräbern der Apostel<br />

Petrus und Paulus. Im Laufe der Jahrhunderte wurden beide<br />

Kirchen mehrfach restauriert. Der Grundstein für den heutigen Petersdom<br />

wurde 1506 gelegt. Er wurde am 18. <strong>November</strong> 1626 von<br />

Papst Urban VIII. eingeweiht. Besonders beeindruckend ist die von<br />

Michelangelo entworfene hohe Kuppel des Petersdoms, die eines<br />

der berühmtesten Wahrzeichen Roms ist.<br />

Die alte St.-Pauls-Basilika lag außerhalb der Stadtmauer des antiken<br />

Rom. Sie fiel 1823 einem Brand zum Opfer, wurde dann aber<br />

wieder aufgebaut und 1854 von Papst Pius IX. eingeweiht. Hier<br />

befinden sich die Portraits aller Päpste, hier kündigte Johannes<br />

XXIII. am 25. Januar 1959, dem Fest der Bekehrung Pauli, die Einberufung<br />

des 21. Ökumenischen Konzils an. Hier eröffnete Papst<br />

Benedikt XVI. am 28. Juni 2008 gemeinsam mit dem orthodoxen<br />

Patriarchen von Konstantinopel, Bartholomaios I., das Paulusjahr.<br />

Schrifttexte: Lesung: Apg 28, 11–16.30–31; Evangelium: Mt<br />

14, 22–33<br />

Namenstag: hl. Odo von Cluny (Abt, Ordensreformer, † 942) · Gerung<br />

von Roggenburg (Abt, † 1170)<br />

Buß- und Bettag<br />

Heute ist Tag des Gebetes für die Opfer sexuellen Missbrauchs.<br />

Morgengebet<br />

Herr, öffne meine Lippen.<br />

Damit mein Mund dein Lob verkünde.<br />

Ehre sei dem Vater ... Halleluja.


203<br />

Mittwoch, 18. <strong>November</strong> · Morgen<br />

Hymnus<br />

Aus tiefer Not lasst uns zu Gott<br />

von ganzem Herzen schreien,<br />

bitten, dass er aus seiner Gnad<br />

uns woll vom Übel befreien<br />

und alle Sünd und Missetat,<br />

die unser Fleisch begangen hat,<br />

als Vater uns verzeihen.<br />

O Gott und Vater, sieh doch an<br />

uns Armen und Elenden,<br />

die wir sehr übel han getan<br />

mit Herzen, Mund und Händen;<br />

verleih uns, dass wir Buße tun<br />

und sie in Christus, deinem Sohn,<br />

zur Seligkeit vollenden.<br />

Zwar unsre Schuld ist groß und schwer,<br />

von uns nicht auszurechnen;<br />

doch dein Barmherzigkeit ist mehr,<br />

die kein Mensch kann aussprechen:<br />

die suchen und begehren wir<br />

und hoffen, du lässt es an dir<br />

uns nimmermehr gebrechen.<br />

Michael Weiße 1531<br />

EG 144, Strophen 1–3 – Melodie: GL 277 · GL 1975 163 · KG 384<br />

Canticum Jer 7, 2c–7<br />

Antiphon:<br />

Bessert euer Verhalten und euer Tun, dann will ich bei euch<br />

wohnen hier an diesem Ort!<br />

Hört das Wort des Herrn, ganz Juda, /<br />

alle, die ihr durch diese Tore kommt, *<br />

um dem Herrn zu huldigen!


Morgen · Mittwoch, 18. <strong>November</strong> 204<br />

So spricht der Herr der Heere, der Gott Israels: /<br />

Bessert euer Verhalten und euer Tun, *<br />

dann will ich bei euch wohnen hier an diesem Ort!<br />

Vertraut nicht auf die trügerischen Worte: *<br />

Der Tempel des Herrn, der Tempel des Herrn,<br />

der Tempel des Herrn ist hier!<br />

Denn nur wenn ihr euer Verhalten und euer Tun<br />

von Grund auf bessert, *<br />

wenn ihr gerecht entscheidet im Rechtsstreit,<br />

wenn ihr die Waisen und Witwen nicht unterdrückt, *<br />

unschuldiges Blut an diesem Ort nicht vergießt<br />

und nicht anderen Göttern nachlauft *<br />

zu eurem eigenen Schaden,<br />

dann will ich bei euch wohnen hier an diesem Ort, *<br />

in dem Land, das ich euren Vätern gegeben habe<br />

für ewige Zeiten.<br />

Ehre sei dem Vater ...<br />

Antiphon:<br />

Bessert euer Verhalten und euer Tun, dann will ich bei euch<br />

wohnen hier an diesem Ort!<br />

Lesung Jes 58, 1–2<br />

Rufe aus voller Kehle, halte dich nicht zurück! Lass deine<br />

Stimme ertönen wie eine Posaune! Halte meinem Volk seine<br />

Vergehen vor und dem Haus Jakob seine Sünden! Sie suchen<br />

mich Tag für Tag, denn sie wollen meine Wege erkennen. Wie<br />

ein Volk, das Gerechtigkeit übt und das vom Recht seines Gottes<br />

nicht ablässt, so fordern sie von mir ein gerechtes Urteil und<br />

möchten, dass Gott ihnen nah ist.


205<br />

Mittwoch, 18. <strong>November</strong> · Morgen<br />

Benedictus – Lobgesang des Zacharias<br />

Antiphon zum Benedictus:<br />

Vollende an uns dein Erbarmen, o Herr, und denk an deinen<br />

heiligen Bund.<br />

Bitten<br />

Wenn wir deinen Geboten folgen, Gott, sind wir zu Gast in<br />

deinem Reich. Wir bekennen unser Versagen und bitten:<br />

A: Herr, erbarme dich unser.<br />

Rette uns aus der Falle der Selbstgerechtigkeit<br />

– und hilf uns einstehen für unsere Fehler.<br />

Mach uns bereit zur Umkehr<br />

– und lass uns im Herzen spüren, was du von uns willst.<br />

Gib uns Vertrauen in deine Güte<br />

– und schenke uns stets einen neuen Anfang.<br />

Vaterunser<br />

Oration<br />

Erhöre uns, Gott, unser Heiland, und gib, dass wir in deinem<br />

Lichte leben und die Wahrheit tun; denn als Kinder des Lichtes<br />

sind wir aus dir geboren. Mache uns zu deinen Zeugen unter<br />

den Menschen. Darum bitten wir durch Jesus Christus.<br />

Der Gott des Friedens<br />

schaffe in uns, was vor ihm wohlgefällig ist,<br />

durch Jesus Christus, dem die Ehre gebührt in alle Ewigkeit.


Eucharistie · Mittwoch, 18. <strong>November</strong> 206<br />

Texte zur Eucharistiefeier<br />

Tagesgebet<br />

Gott, du hast der Welt das Evangelium geschenkt, damit es sie<br />

wie ein Sauerteig durchdringe. Sei allen Christen nahe, die du<br />

berufen hast, ein Leben mitten in der Welt zu führen. Schenke<br />

ihnen den wahren christlichen Geist, damit sie durch die rechte<br />

Erfüllung ihrer weltlichen Aufgaben am Aufbau deines Reiches<br />

mitarbeiten. Darum bitten wir durch Jesus Christus.<br />

Lesung aus der Offenbarung des Johannes Offb 4, 1–11<br />

Ich, Johannes, sah: Eine Tür war geöffnet am Himmel; und die<br />

Stimme, die vorher zu mir gesprochen hatte und die wie eine<br />

Posaune klang, sagte: Komm herauf, und ich werde dir zeigen,<br />

was dann geschehen muss.<br />

Sogleich wurde ich vom Geist ergriffen. Und ich sah: Ein<br />

Thron stand im Himmel; auf dem Thron saß einer, der wie ein<br />

Jaspis und ein Karneol aussah. Und über dem Thron wölbte sich<br />

ein Regenbogen, der wie ein Smaragd aussah.<br />

Und rings um den Thron standen vierundzwanzig Throne,<br />

und auf den Thronen saßen vierundzwanzig Älteste in weißen<br />

Gewändern und mit goldenen Kränzen auf dem Haupt.<br />

Von dem Thron gingen Blitze, Stimmen und Donner aus. Und<br />

sieben lodernde Fackeln brannten vor dem Thron; das sind die<br />

sieben Geister Gottes.<br />

Und vor dem Thron war etwas wie ein gläsernes Meer, gleich<br />

Kristall. Und in der Mitte, rings um den Thron, waren vier Lebewesen<br />

voller Augen, vorn und hinten. Das erste Lebewesen<br />

glich einem Löwen, das zweite einem Stier, das dritte sah aus<br />

wie ein Mensch, das vierte glich einem fliegenden Adler.<br />

Und jedes der vier Lebewesen hatte sechs Flügel, außen und<br />

innen voller Augen. Sie ruhen nicht, bei Tag und Nacht, und


207<br />

Mittwoch, 18. <strong>November</strong> · Eucharistie<br />

rufen: Heilig, heilig, heilig ist der Herr, der Gott, der Herrscher<br />

über die ganze Schöpfung; er war, und er ist, und er kommt.<br />

Und wenn die Lebewesen dem, der auf dem Thron sitzt und<br />

in alle Ewigkeit lebt, Herrlichkeit und Ehre und Dank erweisen,<br />

dann werfen sich die vierundzwanzig Ältesten vor dem,<br />

der auf dem Thron sitzt, nieder und beten ihn an, der in alle<br />

Ewigkeit lebt. Und sie legen ihre goldenen Kränze vor seinem<br />

Thron nieder und sprechen: Würdig bist du, unser Herr und<br />

Gott, Herrlichkeit zu empfangen und Ehre und Macht. Denn du<br />

bist es, der die Welt erschaffen hat, durch deinen Willen war sie<br />

und wurde sie erschaffen.<br />

Antwortpsalm Ps 150<br />

Kehrvers:<br />

Heilig, heilig, heilig ist Gott, der Herrscher über die ganze<br />

Schöpfung.<br />

Lobet Gott in seinem Heiligtum, *<br />

lobt ihn in seiner mächtigen Feste!<br />

Lobt ihn für seine großen Taten, *<br />

lobt ihn in seiner gewaltigen Größe! – Kehrvers<br />

Lobt ihn mit dem Schall der Hörner, *<br />

lobt ihn mit Harfe und Zither!<br />

Lobt ihn mit Pauken und Tanz, *<br />

lobt ihn mit Flöten und Saitenspiel! – Kehrvers<br />

Lobt ihn mit hellen Zimbeln, *<br />

lobt ihn mit klingenden Zimbeln!<br />

Alles, was atmet, *<br />

lobe den Herrn! – Kehrvers<br />

Kehrvers vgl. Offb 4,8b, ferner GL 644, 6 · GL 1975 563 (III. Ton)<br />

oder KG 265 (VII. Ton)


Eucharistie · Mittwoch, 18. <strong>November</strong> 208<br />

Ruf vor dem Evangelium vgl. Joh 15, 16<br />

Halleluja. Halleluja.<br />

So spricht der Herr: Ich habe euch erwählt und dazu bestimmt,<br />

dass ihr Frucht bringt und dass eure Frucht bleibt.<br />

Halleluja.<br />

Aus dem hl. Evangelium nach Lukas Lk 19, 11–28<br />

In jener Zeit meinten die Menschen, weil Jesus schon nahe<br />

bei Jerusalem war, das Reich Gottes werde sofort erscheinen.<br />

Daher erzählte er ihnen ein weiteres Gleichnis. Er sagte: Ein<br />

Mann von vornehmer Herkunft wollte in ein fernes Land reisen,<br />

um die Königswürde zu erlangen und dann zurückzukehren.<br />

Er rief zehn seiner Diener zu sich, verteilte unter sie Geld<br />

im Wert von zehn Minen und sagte: Macht Geschäfte damit, bis<br />

ich wiederkomme.<br />

Da ihn aber die Einwohner seines Landes hassten, schickten<br />

sie eine Gesandtschaft hinter ihm her und ließen sagen: Wir<br />

wollen nicht, dass dieser Mann unser König wird. Dennoch<br />

wurde er als König eingesetzt.<br />

Nach seiner Rückkehr ließ er die Diener, denen er das Geld<br />

gegeben hatte, zu sich rufen. Er wollte sehen, welchen Gewinn<br />

jeder bei seinen Geschäften erzielt hatte.<br />

Der erste kam und sagte: Herr, ich habe mit deiner Mine<br />

zehn Minen erwirtschaftet. Da sagte der König zu ihm: Sehr<br />

gut, du bist ein tüchtiger Diener. Weil du im Kleinsten zuverlässig<br />

warst, sollst du Herr über zehn Städte werden.<br />

Der zweite kam und sagte: Herr, ich habe mit deiner Mine<br />

fünf Minen erwirtschaftet. Zu ihm sagte der König: Du sollst<br />

über fünf Städte herrschen.<br />

Nun kam ein anderer und sagte: Herr, hier hast du dein Geld<br />

zurück. Ich habe es in ein Tuch eingebunden und aufbewahrt;<br />

denn ich hatte Angst vor dir, weil du ein strenger Mann bist:


209<br />

Mittwoch, 18. <strong>November</strong> · Eucharistie<br />

Du hebst ab, was du nicht eingezahlt hast, und erntest, was du<br />

nicht gesät hast.<br />

Der König antwortete: Aufgrund deiner eigenen Worte spreche<br />

ich dir das Urteil. Du bist ein schlechter Diener. Du hast<br />

gewusst, dass ich ein strenger Mann bin? Dass ich abhebe, was<br />

ich nicht eingezahlt habe, und ernte, was ich nicht gesät habe?<br />

Warum hast du dann mein Geld nicht auf die Bank gebracht?<br />

Dann hätte ich es bei der Rückkehr mit Zinsen abheben können.<br />

Und zu den anderen, die dabeistanden, sagte er: Nehmt ihm<br />

das Geld weg und gebt es dem, der die zehn Minen hat. Sie sagten<br />

zu ihm: Herr, er hat doch schon zehn. Da erwiderte er: Ich<br />

sage euch: Wer hat, dem wird gegeben werden; wer aber nicht<br />

hat, dem wird auch noch weggenommen, was er hat.<br />

Doch meine Feinde, die nicht wollten, dass ich ihr König werde<br />

– bringt sie her und macht sie vor meinen Augen nieder!<br />

Nach dieser Rede zog Jesus weiter und ging nach Jerusalem<br />

hinauf.<br />

Impuls zum Evangelium<br />

Christus ist der Herr, der einst in Macht kommen wird. Das<br />

Gleichnis sagt uns, worauf es ankommt, wenn er kommt: auf<br />

unser Gottvertrauen, auf unseren Freimut, mit dem anvertrauten<br />

‚Vermögen‘ zu arbeiten. Wer sich von Angst lähmen lässt,<br />

wer sein ‚Kapital‘ furchtsam ruhen lässt, um bloß nichts falsch<br />

zu machen, hat von Gott und seinem Christus noch nicht viel<br />

verstanden. Das anvertraute Gut – es geht um das Reich Gottes!<br />

– nur fein säuberlich zu bewahren, ist keine Option. Dieser<br />

Herr ist kein unbarmherziger Richtergott, er ist ja gerade<br />

nicht hart und grausam. Unser ganzes Leben, diese kostbare<br />

Zwischen-Zeit, ist eine große Chance – und keine Falle.


Abend · Mittwoch, 18. <strong>November</strong> 210<br />

Abendgebet<br />

O Gott, komm mir zu Hilfe.<br />

Herr, eile, mir zu helfen.<br />

Ehre sei dem Vater ... Halleluja.<br />

Innehalten am Abend<br />

Sich selber erforschen, um sich selbst zu erkennen, ist das erste<br />

Studium.<br />

Johann Michael Sailer (deutscher katholischer Theologe,<br />

Bischof von Regensburg, verfasste zahlreiche theologische, philosophische<br />

und pädagogische Schriften, 1751–1832)<br />

• Wie gut kenne ich mich?<br />

• Wie gut will ich mich kennen?<br />

Confiteor (Seite 37) – oder – Erbarme dich (Seite 48)<br />

Hymnus<br />

Wir taten Unrecht, fielen tief<br />

und haben uns von dir gewandt.<br />

Wir hörten dich nicht, der uns rief,<br />

und rissen uns von deiner Hand.<br />

Gott, wirst du uns die Gnade nehmen?<br />

Herr, Herr, wes müssen wir uns schämen!<br />

Ach, wo ist noch ein treuer Knecht?<br />

Du aber, Höchster, bist gerecht!<br />

Herr, erbarme dich unser!<br />

Wir hörten nicht auf dein Gebot,<br />

das die Propheten offenbart.<br />

Du fragtest nur nach unsrer Not,<br />

als unsre Schuld untilgbar ward.<br />

Den Heiland hast du selbst erkoren.<br />

O Jesus Christ, der uns geboren:


211<br />

Mittwoch, 18. <strong>November</strong> · Abend<br />

Du hast uns Gott als den gezeigt,<br />

der sich barmherzig zu uns neigt!<br />

Christe, erbarme dich unser!<br />

Wir liegen vor dir im Gebet.<br />

Herr, sieh nicht auf Gerechtigkeit!<br />

Wir wissen, unser Heil besteht<br />

in dir, Gott der Barmherzigkeit!<br />

Ach, höre, Herr! Ach Herr, sei gnädig!<br />

Herr, merke auf! Sprich du uns ledig!<br />

Herr, tue es! Verziehe nicht!<br />

Sei du der Retter im Gericht!<br />

Herr, erbarme dich unser!<br />

Jochen Klepper (1903–1942), Bußtagslied<br />

Psalm 27 Verse 7–14<br />

Vernimm, o Herr, mein lautes Rufen; *<br />

sei mir gnädig und erhöre mich!<br />

Mein Herz denkt an dein Wort:<br />

„Sucht mein Angesicht!“ *<br />

Dein Angesicht, Herr, will ich suchen.<br />

Verbirg nicht dein Gesicht vor mir; /<br />

weise deinen Knecht im Zorn nicht ab! *<br />

Du wurdest meine Hilfe.<br />

Verstoß mich nicht, verlass mich nicht, *<br />

du Gott meines Heiles!<br />

Wenn mich auch Vater und Mutter verlassen, *<br />

der Herr nimmt mich auf.<br />

Zeige mir, Herr, deinen Weg, *<br />

leite mich auf ebener Bahn trotz meiner Feinde!<br />

Gib mich nicht meinen gierigen Gegnern preis; *<br />

denn falsche Zeugen stehen gegen mich auf und wüten.<br />

Ich aber bin gewiss, zu schauen *<br />

die Güte des Herrn im Land der Lebenden.


Abend · Mittwoch, 18. <strong>November</strong> 212<br />

Hoffe auf den Herrn und sei stark! *<br />

Hab festen Mut und hoffe auf den Herrn!<br />

Ehre sei dem Vater ...<br />

Dich suchen wir, du unser Gott. Im Angesicht unserer Schwestern<br />

und Brüder lass uns deine Spur erblicken.<br />

Lesung Jak 1, 22.25<br />

Hört das Wort nicht nur an, sondern handelt danach; sonst<br />

betrügt ihr euch selbst. Wer sich in das vollkommene Gesetz<br />

der Freiheit vertieft und an ihm festhält, wer es nicht nur<br />

hört, um es wieder zu vergessen, sondern danach handelt, der<br />

wird durch sein Tun selig sein.<br />

Magnificat – Lobgesang Mariens<br />

Antiphon zum Magnificat:<br />

Großes hat an mir getan der Mächtige, sein Name ist heilig.<br />

Fürbitten<br />

Am heutigen Gebetstag für die Opfer sexuellen Missbrauchs<br />

bitten wir Gott für alle Menschen, denen solches Leid zugefügt<br />

wurde:<br />

V: Gerechter und guter Gott, A: höre unser Rufen.<br />

– Wir bitten für alle Menschen, die im Raum der Kirche sexuellem<br />

Missbrauch ausgesetzt waren.<br />

– Wir beten für alle, die die Kraft haben, nicht länger zu schweigen.<br />

– Wir beten für alle, denen die Kraft fehlt, das Schweigen zu<br />

durchbrechen.<br />

– Wir beten für die Kinder, Jugendlichen, Frauen und Männer,<br />

die ihr Leben lang unter dem Missbrauch leiden.<br />

– Wir denken im Gebet auch an die Familien der Betroffenen.


213<br />

Mittwoch, 18. <strong>November</strong> · Abend<br />

– Wir beten für ein Umdenken im Umgang mit Macht in der<br />

Kirche.<br />

Vaterunser<br />

Oration<br />

Höre unser Gebet, o Herr, und beschütze uns bei Tag und bei<br />

Nacht. Wir sind dem Wandel der Zeit unterworfen; schenke uns<br />

festen Halt in dir, dem unwandelbaren Gott. Darum bitten wir<br />

durch Jesus Christus.<br />

Vor Gott sind tausend Jahre wie der Tag, der gestern verging.<br />

Er möge an uns seine Geduld erweisen<br />

und uns nicht zugrunde gehen lassen.<br />

Er schenke uns sein Erbarmen<br />

in Christus Jesus, seinem Sohn.<br />

Salve Regina (Seite 378)


Donnerstag, 19. <strong>November</strong> <strong>2020</strong><br />

Heilige Elisabeth<br />

Elisabeth (1207–1231), die Patronin konkreter Nächstenliebe,<br />

ist eine der volkstümlichsten unter den deutschen Heiligen.<br />

Sie war die Tochter des Königs Andreas II. von Ungarn und seiner<br />

Gemahlin Gertrud von Andechs. Bereits mit vier Jahren kam sie<br />

als Verlobte des Landgrafen von Thüringen auf die Wartburg, wo<br />

sie von ihrer späteren Schwiegermutter, der frommen Landgräfin<br />

Sophie, erzogen wurde. Mit 14 Jahren wurde sie mit Ludwig IV.<br />

vermählt. Aus der glücklichen Ehe gingen drei Kinder hervor. Elisabeth<br />

kümmerte sich großzügig um Arme und Kranke. Während<br />

des Hungerjahres 1226 verteilte sie Güter und Getreide aus den<br />

eigenen Kornkammern an die Armen. Die Legende vom Rosenwunder<br />

erzählt, Ludwig habe sie auf einem Gang zu den Armen<br />

angehalten, um ihren Korb zu kontrollieren. Als sie das Tuch von<br />

dem Korb hob, seien aus dem Brot im Korb Rosen geworden. Diese<br />

Legende ist zwar sehr bekannt, aber wenig glaubwürdig, da Ludwig<br />

Elisabeth in ihrer Sorge für die Armen stets unterstützte. 1227<br />

erlag er auf einem Kreuzzug einer Seuche. Aus ihrem Witwenerbe,<br />

das ihr Schwager Heinrich Raspe ihr zunächst verweigert hatte,<br />

ließ Elisabeth in Marburg als Zufluchtsstätte für Kranke, Leidende<br />

und Hungrige ein Hospital bauen. Sie benannte es nach dem von<br />

ihr verehrten Franz von Assisi. Hier verrichtete sie als Franziskaner-Terziarin<br />

die niedrigsten Arbeiten. Daneben unterwarf sie sich<br />

strengsten Bußübungen, die ihr Seelenführer und Beichtvater Konrad<br />

von Marburg, ein rauer Asket, ihr zeitlebens auferlegte. Völlig<br />

entkräftet starb sie bereits mit 24 Jahren. Wegen ihrer großen<br />

Nähe zu Gott wird sie auch als Mystikerin verehrt.<br />

Schrifttexte: Lesung: 1 Joh 3, 14–18; Evangelium: Lk 6, 27–38<br />

Namenstag: sel. Toto von Ottobeuren (Abt, † um 815) · sel. Mechthild<br />

von Hackeborn (Zisterzienserin, Mystikerin, † 1299)


215<br />

Donnerstag, 19. <strong>November</strong> · Morgen<br />

Morgengebet<br />

Herr, öffne meine Lippen.<br />

Damit mein Mund dein Lob verkünde.<br />

Ehre sei dem Vater ... Halleluja.<br />

Hymnus<br />

Ohne Vorbehalt und ohne Sorgen<br />

leg ich meinen Tag in deine Hand.<br />

Sei mein Heute, sei mein gläubig Morgen,<br />

sei mein Gestern, das ich überwand.<br />

Frag mich nicht nach meinen Sehnsuchtswegen –<br />

bin aus deinem Mosaik ein Stein.<br />

Wirst mich an die rechte Stelle legen –<br />

deinen Händen bette ich mich ein.<br />

Edith Stein (1891–1942) zugeschrieben<br />

Psalm 48 Verse 2–15<br />

Groß ist der Herr und hoch zu preisen *<br />

in der Stadt unseres Gottes.<br />

Sein heiliger Berg ragt herrlich empor; *<br />

er ist die Freude der ganzen Welt.<br />

Der Berg Zion liegt weit im Norden; *<br />

er ist die Stadt des großen Königs.<br />

Gott ist in ihren Häusern bekannt *<br />

als ein sicherer Schutz.<br />

Denn seht: Die Könige vereinten sich *<br />

und zogen gemeinsam heran;<br />

doch als sie aufsahen, erstarrten sie vor Schreck, *<br />

sie waren bestürzt und liefen davon.<br />

Dort packte sie das Zittern, *<br />

wie die Wehen eine gebärende Frau,


Morgen · Donnerstag, 19. <strong>November</strong> 216<br />

wie der Sturm vom Osten, *<br />

der die Schiffe von Tarschisch zerschmettert.<br />

Wie wir’s gehört hatten, so erlebten wir’s jetzt *<br />

in der Stadt des Herrn der Heere,<br />

in der Stadt unseres Gottes; *<br />

Gott lässt sie ewig bestehen.<br />

Über deine Huld, o Gott, denken wir nach *<br />

in deinem heiligen Tempel.<br />

Wie dein Name, Gott, so reicht dein Ruhm<br />

bis an die Enden der Erde; *<br />

deine rechte Hand ist voll von Gerechtigkeit.<br />

Der Berg Zion freue sich, *<br />

die Töchter Judas sollen über deine gerechten Urteile jubeln.<br />

Umkreist den Zion, umschreitet ihn, *<br />

zählt seine Türme!<br />

Betrachtet seine Wälle, geht in seinen Palästen umher, *<br />

damit ihr dem kommenden Geschlecht erzählen könnt:<br />

„Das ist Gott, unser Gott für immer und ewig. *<br />

Er wird uns führen in Ewigkeit.“<br />

Ehre sei dem Vater ...<br />

Gott Israels und Schöpfer des Alls, die Erde ist erfüllt von deiner<br />

Huld. Lass uns heute deine Gerechtigkeit und Güte in uns aufnehmen.<br />

Mach uns dir ähnlich, damit dein Name durch unser<br />

Leben geheiligt wird.<br />

Lesung Jes 58, 6a.7<br />

Das ist ein Fasten, wie ich es liebe: an die Hungrigen dein<br />

Brot auszuteilen, die obdachlosen Armen ins Haus aufzunehmen,<br />

wenn du einen Nackten siehst, ihn zu bekleiden und<br />

dich deinen Verwandten nicht zu entziehen.


217<br />

Donnerstag, 19. <strong>November</strong> · Eucharistie<br />

Benedictus – Lobgesang des Zacharias<br />

Antiphon zum Benedictus:<br />

Aus Liebe zu den Armen wurde Elisabeth arm. Christus aber<br />

schenkte ihr die Krone ewiger Herrlichkeit.<br />

Bitten<br />

Gütiger Gott, in Elisabeth leuchtet uns das Wunder schlichter<br />

Menschenliebe auf. Wir bitten dich:<br />

A: Sende uns deinen Geist.<br />

– Hilf uns, Gutes zu tun, gleich, was andere von uns denken.<br />

– Gib, dass wir uns nicht zu schade sind, auf die Hilfsbedürftigen<br />

zuzugehen.<br />

– Schenke uns die Freude, dir in jedem unserer Mitmenschen<br />

zu begegnen.<br />

Vaterunser<br />

Oration<br />

Gott, du Vater der Armen, du hast der heiligen Elisabeth ein waches<br />

Herz für die Armen gegeben, in denen sie Christus erkannte<br />

und verehrte. Auf ihre Fürsprache gib auch uns den Geist<br />

deiner Liebe und leite uns an zu helfen, wo Menschen in Not<br />

und Bedrängnis sind. Darum bitten wir durch Jesus Christus.<br />

Unser Heiland Jesus Christus<br />

öffne uns Augen, Ohren und Herz,<br />

damit wir in seinem Sinne handeln.<br />

Texte zur Eucharistiefeier<br />

Tagesgebet (Oration des Morgengebetes)


Eucharistie · Donnerstag, 19. <strong>November</strong> 218<br />

Lesung aus der Offenbarung des Johannes Offb 5, 1–10<br />

Ich, Johannes, sah auf der rechten Hand dessen, der auf dem<br />

Thron saß, eine Buchrolle; sie war innen und außen beschrieben<br />

und mit sieben Siegeln versiegelt.<br />

Und ich sah: Ein gewaltiger Engel rief mit lauter Stimme: Wer<br />

ist würdig, die Buchrolle zu öffnen und ihre Siegel zu lösen?<br />

Aber niemand im Himmel, auf der Erde und unter der Erde<br />

konnte das Buch öffnen und es lesen.<br />

Da weinte ich sehr, weil niemand für würdig befunden wurde,<br />

das Buch zu öffnen und es zu lesen.<br />

Da sagte einer von den Ältesten zu mir: Weine nicht! Gesiegt<br />

hat der Löwe aus dem Stamm Juda, der Spross aus der Wurzel<br />

Davids; er kann das Buch und seine sieben Siegel öffnen.<br />

Und ich sah: Zwischen dem Thron und den vier Lebewesen<br />

und mitten unter den Ältesten stand ein Lamm; es sah aus wie<br />

geschlachtet und hatte sieben Hörner und sieben Augen; die<br />

Augen sind die sieben Geister Gottes, die über die ganze Erde<br />

ausgesandt sind.<br />

Das Lamm trat heran und empfing das Buch aus der rechten<br />

Hand dessen, der auf dem Thron saß.<br />

Als es das Buch empfangen hatte, fielen die vier Lebewesen<br />

und die vierundzwanzig Ältesten vor dem Lamm nieder; alle<br />

trugen Harfen und goldene Schalen voll von Räucherwerk; das<br />

sind die Gebete der Heiligen.<br />

Und sie sangen ein neues Lied: Würdig bist du, das Buch zu<br />

nehmen und seine Siegel zu öffnen; denn du wurdest geschlachtet<br />

und hast mit deinem Blut Menschen für Gott erworben aus<br />

allen Stämmen und Sprachen, aus allen Nationen und Völkern,<br />

und du hast sie für unsern Gott zu Königen und Priestern gemacht;<br />

und sie werden auf der Erde herrschen.<br />

Antwortpsalm <br />

Ps 149, 1–6a.9b<br />

Kehrvers: Halleluja – oder:<br />

Du hast uns zu Königen und Priestern gemacht für unsern Gott.


219<br />

Donnerstag, 19. <strong>November</strong> · Eucharistie<br />

Singet dem Herrn ein neues Lied! *<br />

Sein Lob erschalle in der Gemeinde der Frommen.<br />

Israel soll sich über seinen Schöpfer freuen, *<br />

die Kinder Zions über ihren König jauchzen. – Kehrvers<br />

Seinen Namen sollen sie loben beim Reigentanz, *<br />

ihm spielen auf Pauken und Harfen.<br />

Der Herr hat an seinem Volk Gefallen, *<br />

die Gebeugten krönt er mit Sieg. – Kehrvers<br />

In festlichem Glanz sollen die Frommen frohlocken, *<br />

auf ihren Lagern jauchzen:<br />

Loblieder auf Gott in ihrem Mund, *<br />

herrlich ist das für all seine Frommen. – Kehrvers<br />

Kehrvers vgl. Offb 5, 10, ferner GL 56, 1 · GL 1975 741, 1 · KG 623 (V. Ton)<br />

oder 1975 646, 2 (VI. Ton)<br />

Ruf vor dem Evangelium <br />

vgl. Ps 95, 7d.8a<br />

Halleluja. Halleluja.<br />

Wenn ihr heute seine Stimme hört, verhärtet nicht euer Herz!<br />

Halleluja.<br />

Aus dem hl. Evangelium nach Lukas Lk 19, 41–44<br />

In jener Zeit, als Jesus Jerusalem näher kam und die Stadt sah,<br />

weinte er über sie und sagte: Wenn doch auch du an diesem<br />

Tag erkannt hättest, was dir Frieden bringt. Jetzt aber bleibt es<br />

vor deinen Augen verborgen.<br />

Es wird eine Zeit für dich kommen, in der deine Feinde rings<br />

um dich einen Wall aufwerfen, dich einschließen und von allen<br />

Seiten bedrängen. Sie werden dich und deine Kinder zerschmettern<br />

und keinen Stein auf dem andern lassen; denn du<br />

hast die Zeit der Gnade nicht erkannt.


Abend · Donnerstag, 19. <strong>November</strong> 220<br />

Impuls zum Evangelium<br />

Das Jesusbild der Evangelien gleicht einem großen, überwältigend<br />

vielfarbigen Mosaik: der einsame, der heilsame, der<br />

königliche, der arme, der prophetische, der brüderliche, der<br />

göttliche, der menschenfreundliche, der verratene, der verherrlichte<br />

Jesus. Einen weinenden Jesus lässt uns dieser kurze<br />

Abschnitt aus dem Lukasevangelium sehen, einen Menschen,<br />

den die gewaltsame Zukunft der Stadt, die doch den Frieden<br />

in ihrem Namen trägt, nicht ungerührt lässt, sondern in seiner<br />

Mitte erschüttert. Als davidischer Friedenskönig identifiziert<br />

sich Jesus mit dem Schicksal der bedrohten Friedens-Stadt.<br />

Und damit stößt Lukas zum Geheimnis Jesu vor. Jesu Tränen,<br />

Zeichen seines tiefen Mitleidens, sind zutiefst menschlich,<br />

und gerade da gleicht Jesus Gott.<br />

Abendgebet<br />

O Gott, komm mir zu Hilfe.<br />

Herr, eile, mir zu helfen.<br />

Ehre sei dem Vater ... Halleluja.<br />

Innehalten am Abend<br />

Wir fühlten alle, wie tief und furchtbar die äußeren Mächte<br />

in den Menschen hineingreifen können, bis in sein Innerstes,<br />

aber wir fühlten auch, dass es im Innersten etwas gab, was<br />

unangreifbar war und unverletzbar.<br />

Heute ist der 120. Geburtstag der Schriftstellerin Anna Seghers.<br />

• Das Ausgeliefertsein an äußere Mächte – musste ich es<br />

schon erfahren?<br />

• Was lässt mich trotzdem hoffen auf einen im Letzten unverletzlichen<br />

Kern im Menschen?


221<br />

Donnerstag, 19. <strong>November</strong> · Abend<br />

Confiteor (Seite 37) – oder – Erbarme dich (Seite 48)<br />

Hymnus<br />

Fürchte dich nicht, ich bin bei dir!<br />

Weiche nicht, denn ich bin dein Gott.<br />

Ich stärke dich, ich helfe dir auch,<br />

ich erhalte dich durch die rechte Hand<br />

meiner Gerechtigkeit.<br />

Fürchte dich nicht,<br />

denn ich habe dich erlöset;<br />

ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du bist mein.<br />

Herr, mein Hirt, Brunn aller Freuden,<br />

du bist mein, ich bin dein,<br />

niemand kann uns scheiden.<br />

Ich bin dein, weil du dein Leben<br />

und dein Blut, mir zugut,<br />

in den Tod gegeben.<br />

Du bist mein, weil ich dich fasse,<br />

und dich nicht, o mein Licht,<br />

aus dem Herzen lasse.<br />

Lass mich dahin hingelangen,<br />

da du mich und ich dich<br />

lieblich werd umfangen.<br />

Aus der Motette „Fürchte dich nicht“ von Johann Sebastian Bach (BWV 228),<br />

Quellen: Jes 41, 10; 43, 1; Choral „Warum sollt ich mich denn grämen“<br />

(Paul Gerhardt 1653)<br />

Psalm 41 Verse 2–14<br />

Wohl dem, der sich des Schwachen annimmt; *<br />

zur Zeit des Unheils wird der Herr ihn retten.<br />

Ihn wird der Herr behüten *<br />

und am Leben erhalten.<br />

Man preist ihn glücklich im Land. *<br />

Gib ihn nicht seinen gierigen Feinden preis!


Abend · Donnerstag, 19. <strong>November</strong> 222<br />

Auf dem Krankenbett wird der Herr ihn stärken; *<br />

seine Krankheit verwandelst du in Kraft.<br />

Ich sagte: „Herr, sei mir gnädig, *<br />

heile mich; denn ich habe gegen dich gesündigt.“<br />

Meine Feinde reden böse über mich: *<br />

„Wann stirbt er endlich und wann vergeht sein Name?“<br />

Besucht mich jemand, *<br />

so kommen seine Worte aus falschem Herzen.<br />

Er häuft in sich Bosheit an, *<br />

dann geht er hinaus und redet.<br />

Im Hass gegen mich sind sich alle einig; *<br />

sie tuscheln über mich und sinnen auf Unheil:<br />

„Verderben hat sich über ihn ergossen; *<br />

wer einmal daliegt, steht nicht mehr auf.“<br />

Auch mein Freund, dem ich vertraute, *<br />

der mein Brot aß, hat gegen mich geprahlt.<br />

Du aber, Herr, sei mir gnädig; *<br />

richte mich auf, damit ich ihnen vergelten kann.<br />

Daran erkenne ich, dass du an mir Gefallen hast: *<br />

wenn mein Feind nicht über mich triumphieren darf.<br />

Weil ich aufrichtig bin, hältst du mich fest *<br />

und stellst mich vor dein Antlitz für immer.<br />

Gepriesen sei der Herr, der Gott Israels, *<br />

von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen, ja amen.<br />

Ehre sei dem Vater ...<br />

Wir preisen Elisabeth glücklich, deine Tochter, die sich der<br />

Schwachen annahm. Gütiger Gott, mach unser Herz weit, dass<br />

wir ihr folgen.


223<br />

Donnerstag, 19. <strong>November</strong> · Abend<br />

Lesung Jes 61, 10<br />

Von Herzen will ich mich freuen über den Herrn. Meine<br />

Seele soll jubeln über meinen Gott. Denn er kleidet mich in<br />

Gewänder des Heils, er hüllt mich in den Mantel der Gerechtigkeit.<br />

Magnificat – Lobgesang Mariens<br />

Antiphon zum Magnificat:<br />

Was sie auf Erden besaß, gab Elisabeth den Armen und erwarb<br />

sich einen Schatz im Himmel.<br />

Fürbitten<br />

Lasst uns beten zu Jesus Christus, dem Heiland der Kranken:<br />

A: Komm, Herr, segne uns.<br />

– Für alle, die sich um die Ausbildung von chronisch kranken<br />

Kindern und Jugendlichen bemühen.<br />

– Für alle, die in Krankenhäusern tätig sind.<br />

– Für alle, die Sterbende in ihren letzten Lebenstagen begleiten.<br />

Vaterunser<br />

Oration<br />

Gott, du Vater der Armen, du hast der heiligen Elisabeth ein waches<br />

Herz für die Armen gegeben, in denen sie Christus erkannte<br />

und verehrte. Auf ihre Fürsprache gib auch uns den Geist<br />

deiner Liebe und leite uns an zu helfen, wo Menschen in Not<br />

und Bedrängnis sind. Darum bitten wir durch Jesus Christus.<br />

Der Friede Gottes, der alles Denken übersteigt,<br />

bewahre unsere Herzen in Christus Jesus, unserem Herrn.<br />

Salve Regina (Seite 378)


Freitag, 20. <strong>November</strong> <strong>2020</strong><br />

Namenstag: hl. Edmund (König der Ostangeln, Märtyrer, † 870) · hl.<br />

Bernward von Hildesheim (Bischof, Erzieher Kaiser Ottos III., † 1022)<br />

Morgengebet<br />

Herr, öffne meine Lippen.<br />

Damit mein Mund dein Lob verkünde.<br />

Ehre sei dem Vater ... Halleluja.<br />

Hymnus<br />

Dir gebührt unser Lob,<br />

dir unser rühmendes Lied!<br />

Dir, o Gott, sei Ehre und Ruhm:<br />

dem Vater und dem Sohne<br />

und dem Heiligen Geiste,<br />

jetzt und immer und in Ewigkeit. Amen.<br />

Nach: Te decet laus, te decet hymnus; frühchristlich<br />

Melodie: Benediktinisches Antiphonale 1, 438<br />

Psalm 51 Verse 3–21<br />

Gott, sei mir gnädig nach deiner Huld, *<br />

tilge meine Frevel nach deinem reichen Erbarmen!<br />

Wasch meine Schuld von mir ab *<br />

und mach mich rein von meiner Sünde!<br />

Denn ich erkenne meine bösen Taten, *<br />

meine Sünde steht mir immer vor Augen.<br />

Gegen dich allein habe ich gesündigt, *<br />

ich habe getan, was dir missfällt.


225<br />

Freitag, 20. <strong>November</strong> · Morgen<br />

So behältst du recht mit deinem Urteil, *<br />

rein stehst du da als Richter.<br />

Denn ich bin in Schuld geboren; *<br />

in Sünde hat mich meine Mutter empfangen.<br />

Lauterer Sinn im Verborgenen gefällt dir, *<br />

im Geheimen lehrst du mich Weisheit.<br />

Entsündige mich mit Ysop, dann werde ich rein; *<br />

wasche mich, dann werde ich weißer als Schnee.<br />

Sättige mich mit Entzücken und Freude! *<br />

Jubeln sollen die Glieder, die du zerschlagen hast.<br />

Verbirg dein Gesicht vor meinen Sünden, *<br />

tilge all meine Frevel!<br />

Erschaffe mir, Gott, ein reines Herz *<br />

und gib mir einen neuen, beständigen Geist!<br />

Verwirf mich nicht von deinem Angesicht *<br />

und nimm deinen heiligen Geist nicht von mir!<br />

Mach mich wieder froh mit deinem Heil; *<br />

mit einem willigen Geist rüste mich aus!<br />

Dann lehre ich Abtrünnige deine Wege, *<br />

und die Sünder kehren um zu dir.<br />

Befrei mich von Blutschuld, Herr, du Gott meines Heiles, *<br />

dann wird meine Zunge jubeln über deine Gerechtigkeit.<br />

Herr, öffne mir die Lippen, *<br />

und mein Mund wird deinen Ruhm verkünden.<br />

Schlachtopfer willst du nicht, ich würde sie dir geben; *<br />

an Brandopfern hast du kein Gefallen.<br />

Das Opfer, das Gott gefällt, ist ein zerknirschter Geist, *<br />

ein zerbrochenes und zerschlagenes Herz<br />

wirst du, Gott, nicht verschmähen.


Morgen · Freitag, 20. <strong>November</strong> 226<br />

In deiner Huld tu Gutes an Zion; *<br />

bau die Mauern Jerusalems wieder auf!<br />

Dann hast du Freude an rechten Opfern, /<br />

an Brandopfern und Ganzopfern, *<br />

dann opfert man Stiere auf deinem Altar.<br />

Ehre sei dem Vater ...<br />

Schenke uns, Vater, deinen Geist, und verwandle unsere Herzen<br />

durch das Wort deiner Liebe, unseren gekreuzigten Herrn<br />

Jesus Christus.<br />

Lesung Jer 15, 16<br />

Kamen Worte von dir, so verschlang ich sie; dein Wort war<br />

mir Glück und Herzensfreude; denn dein Name ist über mir<br />

ausgerufen, Herr, Gott der Heere.<br />

Benedictus – Lobgesang des Zacharias<br />

Antiphon zum Benedictus:<br />

Der Herr hat sein Volk besucht und ihm Erlösung geschaffen.<br />

Bitten<br />

Gott, in deinem Geist bist du uns nahe. Wir rufen zu dir:<br />

A: Kyrie, eleison.<br />

Du, der Unermessliche, wendest dich deinen Geschöpfen zu;<br />

– lass uns allem, was du erschaffen hast, mit Ehrfurcht begegnen.<br />

Du hast dich nicht gescheut, dich in deinem Sohn Jesus Christus<br />

den Ausgestoßenen zuzuwenden;<br />

– befreie uns von Hochmut und Dünkel.<br />

Erbarme dich unserer Schwäche und Resignation;<br />

– stärke uns heute mit deinem Wort.<br />

Vaterunser


227<br />

Freitag, 20. <strong>November</strong> · Eucharistie<br />

Oration<br />

Gott, durch das Licht deines Wortes vertreibst du das Dunkel<br />

der Unwissenheit. Mehre in unserem Herzen die Kraft des<br />

Glaubens, damit das Feuer, das deine Gnade in uns entfacht<br />

hat, durch keine Anfechtung ausgelöscht wird. Darum bitten<br />

wir durch Jesus Christus.<br />

Der Herr segne uns, er bewahre uns vor Unheil<br />

und führe uns zum ewigen Leben.<br />

Texte zur Eucharistiefeier<br />

Tagesgebet<br />

Gütiger Gott, erleuchte deine Gläubigen und mach ihre Herzen<br />

hell durch den Glanz deiner Gnade. Gib, dass wir in diesem<br />

Licht Christus als unseren Erlöser allezeit erkennen und ihn<br />

wahrhaft aufnehmen, der in der Einheit des Heiligen Geistes<br />

mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit.<br />

Lesung aus der Offenbarung des Johannes Offb 10, 8–11<br />

Ich, Johannes, hörte noch einmal die Stimme aus dem Himmel;<br />

sie sprach zu mir: Geh, nimm das Buch, das der Engel,<br />

der auf dem Meer und auf dem Land steht, aufgeschlagen in der<br />

Hand hält.<br />

Und ich ging zu dem Engel und bat ihn, mir das kleine Buch<br />

zu geben. Er sagte zu mir: Nimm und iss es! In deinem Magen<br />

wird es bitter sein, in deinem Mund aber süß wie Honig.<br />

Da nahm ich das kleine Buch aus der Hand des Engels und<br />

aß es. In meinem Mund war es süß wie Honig. Als ich es aber<br />

gegessen hatte, wurde mein Magen bitter.<br />

Und mir wurde gesagt: Du musst noch einmal weissagen über<br />

viele Völker und Nationen mit ihren Sprachen und Königen.


Eucharistie · Freitag, 20. <strong>November</strong> 228<br />

Antwortpsalm Ps 119, 14.24.72.103.111.131<br />

Kehrvers:<br />

Herr, wie köstlich ist deine Verheißung!<br />

Nach deinen Vorschriften zu leben *<br />

freut mich mehr als großer Besitz.<br />

Deine Vorschriften machen mich froh; *<br />

sie sind meine Berater. – Kehrvers<br />

Die Weisung deines Mundes ist mir lieb, *<br />

mehr als große Mengen von Gold und Silber.<br />

Wie köstlich ist für meinen Gaumen deine Verheißung, *<br />

süßer als Honig für meinen Mund. – Kehrvers<br />

Deine Vorschriften sind auf ewig mein Erbteil; *<br />

denn sie sind die Freude meines Herzens.<br />

Weit öffne ich meinen Mund /<br />

und lechze nach deinen Geboten; *<br />

denn nach ihnen hab’ ich Verlangen. – Kehrvers<br />

Kehrvers vgl. Vers 103a, ferner GL 312, 7 · GL 1975 465 · KG 629 (II. Ton)<br />

Ruf vor dem Evangelium Joh 10, 27<br />

Halleluja. Halleluja.<br />

So spricht der Herr: Meine Schafe hören auf meine Stimme; ich<br />

kenne sie, und sie folgen mir.<br />

Halleluja.<br />

Aus dem hl. Evangelium nach Lukas Lk 19, 45–48<br />

In jener Zeit ging Jesus in den Tempel und begann, die Händler<br />

hinauszutreiben. Er sagte zu ihnen: In der Schrift steht:<br />

Mein Haus soll ein Haus des Gebetes sein. Ihr aber habt daraus<br />

eine Räuberhöhle gemacht.<br />

Er lehrte täglich im Tempel. Die Hohenpriester, die Schriftgelehrten<br />

und die übrigen Führer des Volkes aber suchten ihn um-


229<br />

Freitag, 20. <strong>November</strong> · Abend<br />

zubringen. Sie wussten jedoch nicht, wie sie es machen sollten,<br />

denn das ganze Volk hing an ihm und hörte ihn gern.<br />

Impuls zum Evangelium<br />

Die Koalition der Unwilligen formiert sich. Eine Zeichenhandlung<br />

des Propheten aus Nazaret hat den Stein ins Rollen gebracht.<br />

Ein schwerer Stein rollt da auf Jesus zu, ein Stein, der<br />

ihn erschlagen wird. Was befürchten die Mächtigen, dass sie<br />

ihn zu vernichten suchen? Vor allem die Gruppe der Hohepriester<br />

ist alarmiert, als er den Tempelvorhof vom Opferhandel<br />

reinigen will. Schon die Essener und Johannes der Täufer<br />

hatten die Verwaltung des Tempelbezirks durch die Sadduzäer<br />

schneidend und scharf kritisiert, ebenso hatten pharisäische<br />

Kreise Einspruch erhoben; stets vergebens. Die Hohepriester<br />

und die reichen Familien sehen nicht nur kurzfristig ihre Einkünfte<br />

aus Verkaufskonzessionen im Tempelbezirk bedroht,<br />

sie befürchten mittelfristig eine Abwendung der Menschen<br />

vom reformunfähigen Tempel. Und auch die Schriftgelehrten,<br />

die den Pharisäern nahestehen, wechseln nun die Seiten, vorsichtige<br />

Dialogbereitschaft wandelt sich in offene Feindschaft.<br />

Aber noch ist Jesus sicher – die Treue des Gottesvolkes schützt<br />

ihn vor dem Steinschlag der Macht.<br />

Abendgebet<br />

O Gott, komm mir zu Hilfe.<br />

Herr, eile, mir zu helfen.<br />

Ehre sei dem Vater ... Halleluja.<br />

Innehalten am Abend<br />

Wenn uns etwas aus dem gewohnten Geleise wirft, so denken<br />

wir, alles sei verloren.<br />

Heute ist der 110. Todestag des Schriftstellers Leo Tolstoi.


Abend · Freitag, 20. <strong>November</strong> 230<br />

• Wie sehr beunruhigen und ängstigen mich Veränderungen<br />

des Gewohnten?<br />

• Kann ich die Veränderung auch als Chance begreifen?<br />

Confiteor (Seite 37) – oder – Erbarme dich (Seite 48)<br />

Hymnus<br />

Ihr Diener Gottes alle,<br />

preist ihn mit Freudenschalle,<br />

und singt in Fröhlichkeit!<br />

Die ihr im Haus des Herren<br />

da stehet, ihn zu ehren,<br />

seid allezeit bereit!<br />

Gott wolle uns bescheren<br />

und immerdar vermehren<br />

den milden Segen sein! –<br />

Der Himmel schuf und Erden,<br />

er soll gepriesen werden,<br />

er, unser Gott, allein!<br />

Kaspar Ulenberg (1549–1617)<br />

Psalm 119 <br />

Verse 25–32 Dalet<br />

Meine Seele klebt am Boden. *<br />

Durch dein Wort belebe mich!<br />

Ich habe dir mein Geschick erzählt, und du erhörtest mich. *<br />

Lehre mich deine Gesetze!<br />

Lass mich den Weg begreifen, den deine Befehle mir zeigen, *<br />

dann will ich nachsinnen über deine Wunder.<br />

Meine Seele zerfließt vor Kummer. *<br />

Richte mich auf durch dein Wort!<br />

Halte mich fern vom Weg der Lüge; *<br />

begnade mich mit deiner Weisung!


231<br />

Freitag, 20. <strong>November</strong> · Abend<br />

Ich wählte den Weg der Wahrheit; *<br />

nach deinen Urteilen hab ich Verlangen.<br />

Ich halte an deinen Vorschriften fest. *<br />

Herr, lass mich niemals scheitern!<br />

Ich eile voran auf dem Weg deiner Gebote, *<br />

denn mein Herz machst du weit.<br />

Ehre sei dem Vater ...<br />

Belebe uns, Gott, durch dein Wort. Halte die Lüge von uns fern,<br />

dass wir auf dem Weg deiner Wahrheit bleiben. Du machst unsere<br />

Herzen weit.<br />

Lesung Röm 15, 1–3<br />

Wir müssen als die Starken die Schwäche derer tragen, die<br />

schwach sind, und dürfen nicht für uns selbst leben. Jeder<br />

von uns soll Rücksicht auf den Nächsten nehmen, um Gutes<br />

zu tun und die Gemeinde aufzubauen. Denn auch Christus hat<br />

nicht für sich selbst gelebt; in der Schrift heißt es vielmehr: Die<br />

Schmähungen derer, die dich schmähen, haben mich getroffen.<br />

Magnificat – Lobgesang Mariens<br />

Antiphon zum Magnificat:<br />

Der Herr nimmt sich seiner Kinder an und denkt an sein Erbarmen.<br />

Fürbitten<br />

Jesu Lehre ist vielen unbequem, sie missfällt den Frommen seiner<br />

Zeit. Wir bitten Jesus um seinen lebendigen Geist der Weite<br />

und der Erneuerung:<br />

V: Christus, höre uns. A: Christus, erhöre uns.<br />

– Für alle, denen ein Leitungsamt in der Kirche gegeben ist.<br />

– Für alle, die sich ihrer Urteile über andere allzu sicher sind.


Abend · Freitag, 20. <strong>November</strong> 232<br />

– Für alle, die dem Gegenüber zuhören.<br />

V: Christus, höre uns. A: Christus, erhöre uns.<br />

– Für alle, die Neues lernen wollen.<br />

– Für alle, die Schritte zum Frieden gehen.<br />

Vaterunser<br />

Oration<br />

Herr, wir schauen hin auf das Kreuz deines Sohnes. Gib, dass<br />

wir sein Leiden und Sterben besser verstehen und fähig werden,<br />

sein Joch auf uns zu nehmen. Darum bitten wir durch ihn,<br />

Jesus Christus.<br />

Eine ruhige Nacht und ein gutes Ende<br />

gewähre uns der allmächtige Herr.<br />

Salve Regina (Seite 378)


Samstag, 21. <strong>November</strong> <strong>2020</strong><br />

Unsere Liebe Frau in Jerusalem<br />

Der heutige marianische Gedenktag verdankt seinen Ursprung<br />

vermutlich der Weihe der Kirche S. Maria Nova in Jerusalem<br />

am 21. <strong>November</strong> 543. Das spätere „Gedächtnis der Darstellung<br />

der seligen Jungfrau Maria“ geht auf eine legendäre Erzählung<br />

im nichtkanonischen Jakobusevangelium zurück. Die vier kanonischen<br />

Evangelien der Bibel berichten nichts von einer solchen<br />

Übergabe Marias an den Tempel. Der Legende zufolge soll Maria<br />

mit drei Jahren durch ihre Eltern Anna und Joachim dem Tempel<br />

von Jerusalem übergeben worden sein, um für Tempeldienste ausgebildet<br />

zu werden. Seit dem sechsten Jahrhundert wird im Osten<br />

ein solches Fest gefeiert. In Rom wurde es in der Folgezeit von<br />

einzelnen Päpsten wegen seines legendären Charakters teilweise<br />

aus dem Festkalender gestrichen (so durch Papst Pius V.) und<br />

von anderen unter dem Titel „Mariä Opferung“ gefeiert, obwohl<br />

eine „Opferung“ Mariens, also ihre Übergabe zur Erziehung unter<br />

den Tempeljungfrauen, historisch nicht nachweisbar ist. Die<br />

neue Bezeichnung „Gedenktag Unserer Lieben Frau in Jerusalem“<br />

ist bemüht, an den Aufenthalt Marias in Jerusalem anzuknüpfen,<br />

bestimmt aber den Inhalt dieses Marienfestes nicht näher. Mit<br />

Jerusalem verbindet sich der Gedanke an den Tempel. Durch ihr<br />

bedingungsloses Ja zum Willen Gottes ist Maria zum Tempel für<br />

den Sohn Gottes geworden. Sie verkörpert das Urbild der Tochter<br />

Zion (= Jerusalem). So können wir Maria an diesem Gedenktag als<br />

lebendigen Tempel des Gottessohnes verehren. Zugleich ist sie die<br />

Mutter der Kirche.<br />

Schrifttexte: Lesung: Sach 2, 14–17; Evangelium: Mt 12, 46–50<br />

Namenstag: hl. Amalberga von Susteren (Äbtissin, 8. Jh.) · Johannes<br />

von Meißen (Franziskaner, † 1492)<br />

Ökumenischer Gedenktag: Hochfest Mariä Einführung in den Tempel<br />

(orth.)


Morgen · Samstag, 21. <strong>November</strong> 234<br />

Morgengebet<br />

Herr, öffne meine Lippen.<br />

Damit mein Mund dein Lob verkünde.<br />

Ehre sei dem Vater ... Halleluja.<br />

Hymnus<br />

Ein reines Herz, Herr, schaff in mir,<br />

schließ zu der Sünde Tor und Tür;<br />

vertreibe sie und lass nicht zu,<br />

dass sie in meinem Herzen ruh.<br />

Dir öffn ich, Jesu, meine Tür,<br />

ach komm und wohne du bei mir;<br />

treib all Unreinigkeit hinaus<br />

aus deinem Tempel, deinem Haus.<br />

Lass deines guten Geistes Licht<br />

und dein hell glänzend Angesicht<br />

erleuchten mein Herz und Gemüt,<br />

o Brunnen unerschöpfter Güt,<br />

und mache dann mein Herz zugleich<br />

an Himmelsglut und Segen reich;<br />

gib Weisheit, Stärke, Rat, Verstand<br />

aus deiner milden Gnadenhand.<br />

So will ich deines Namens Ruhm<br />

ausbreiten als dein Eigentum<br />

und dieses achten für Gewinn,<br />

wenn ich nur dir ergeben bin.<br />

Heinrich Georg Neuß 1703<br />

EG 389 – Melodie: GL 485 · GL 1975 643 · KG 512<br />

Canticum <br />

Ex 15, 1b–4a.8–13.17–18<br />

Antiphon:<br />

Meine Stärke und mein Lied ist der Herr, er ist mein Retter.


235<br />

Samstag, 21. <strong>November</strong> · Morgen<br />

Ich singe dem Herrn ein Lied, /<br />

denn er ist hoch und erhaben. *<br />

Rosse und Wagen warf er ins Meer.<br />

Meine Stärke und mein Lied ist der Herr, *<br />

er ist für mich zum Retter geworden.<br />

Er ist mein Gott, ihn will ich preisen; *<br />

den Gott meines Vaters will ich rühmen.<br />

Der Herr ist ein Krieger, /<br />

Jahwe ist sein Name. *<br />

Pharaos Wagen und seine Streitmacht warf er ins Meer.<br />

Du schnaubtest vor Zorn, da türmte sich Wasser, /<br />

da standen Wogen als Wall, *<br />

Fluten erstarrten im Herzen des Meeres.<br />

Da sagte der Feind: Ich jage nach, hole ein. /<br />

Ich teile die Beute, ich stille die Gier. *<br />

Ich zücke mein Schwert, meine Hand jagt sie davon.<br />

Da schnaubtest du Sturm. Das Meer deckte sie zu. *<br />

Sie sanken wie Blei ins tosende Wasser.<br />

Wer ist wie du unter den Göttern, o Herr? /<br />

Wer ist wie du gewaltig und heilig, *<br />

gepriesen als furchtbar, Wunder vollbringend?<br />

Du strecktest deine Rechte aus, *<br />

da verschlang sie die Erde.<br />

Du lenktest in deiner Güte das Volk, das du erlöst hast, *<br />

du führtest sie machtvoll zu deiner heiligen Wohnung.<br />

Du brachtest sie hin und pflanztest sie ein *<br />

auf dem Berg deines Erbes.<br />

Einen Ort, wo du thronst, Herr, hast du gemacht; *<br />

ein Heiligtum, Herr, haben deine Hände gegründet.<br />

Der Herr ist König *<br />

für immer und ewig.<br />

Ehre sei dem Vater ...


Morgen · Samstag, 21. <strong>November</strong> 236<br />

Lesung Jes 65, 18–19<br />

Ihr sollt euch ohne Ende freuen und jubeln über das, was ich<br />

erschaffe. Denn ich mache aus Jerusalem Jubel und aus seinen<br />

Einwohnern Freude. Ich will über Jerusalem jubeln und<br />

mich freuen über mein Volk. Nie mehr hört man dort lautes<br />

Weinen und lautes Klagen.<br />

Benedictus – Lobgesang des Zacharias<br />

Antiphon zum Benedictus:<br />

Selig bist du, Maria, weil du geglaubt hast. Was dir vom Herrn<br />

gesagt ist, wird sich an dir erfüllen.<br />

Bitten<br />

Gepriesen sei Gott, der Maria zur Mutter seines Sohnes erwählt<br />

hat. Zu ihm lasst uns beten:<br />

A: Hilf uns, nach deinem Willen zu handeln.<br />

Komm auf uns zu<br />

– und tu uns kund, was du für Pläne mit uns hast.<br />

Nimm uns bei der Hand<br />

– und lass uns auf deine Führung vertrauen.<br />

Gib uns den nötigen Mut für neue Aufgaben<br />

– und bei Durststrecken den Glauben und die Kraft, unser Ziel<br />

zu erreichen.<br />

Vaterunser<br />

Oration<br />

Gütiger Gott, wir gedenken am heutigen Tag der seligen Jungfrau<br />

Maria, die du mit der Fülle deiner Gnade beschenkt hast.<br />

Höre auf ihre Fürsprache und lass auch uns am Reichtum deiner<br />

Gnade teilhaben, damit wir mit ganzer Hingabe und frohem<br />

Vertrauen vor dir leben. Darum bitten wir durch Jesus Christus.


237<br />

Samstag, 21. <strong>November</strong> · Eucharistie<br />

Der treue Gott geleite uns auf unserer Pilgerschaft,<br />

er bewahre uns heute vor Schuld<br />

und lasse uns seine Herrlichkeit schauen.<br />

Texte zur Eucharistiefeier<br />

Tagesgebet (Oration des Morgengebetes)<br />

Lesung aus der Offenbarung des Johannes Offb 11, 4–12<br />

Die Stimme aus dem Himmel sprach: Das sind meine beiden<br />

Zeugen. Sie sind die zwei Ölbäume und die zwei Leuchter,<br />

die vor dem Herrn der Erde stehen. Wenn ihnen jemand Schaden<br />

zufügen will, schlägt Feuer aus ihrem Mund und verzehrt<br />

ihre Feinde; so muss jeder sterben, der ihnen schaden will.<br />

Sie haben Macht, den Himmel zu verschließen, damit kein<br />

Regen fällt in den Tagen ihres Wirkens als Propheten. Sie haben<br />

auch Macht, das Wasser in Blut zu verwandeln und die Erde zu<br />

schlagen mit allen möglichen Plagen, sooft sie wollen.<br />

Wenn sie ihren Auftrag als Zeugen erfüllt haben, wird sie das<br />

Tier, das aus dem Abgrund heraufsteigt, bekämpfen, besiegen<br />

und töten.<br />

Und ihre Leichen bleiben auf der Straße der großen Stadt liegen.<br />

Diese Stadt heißt, geistlich verstanden: Sodom und Ägypten;<br />

dort wurde auch ihr Herr gekreuzigt. Menschen aus allen<br />

Völkern und Stämmen, Sprachen und Nationen werden ihre<br />

Leichen dort sehen, dreieinhalb Tage lang; sie werden nicht zulassen,<br />

dass die Leichen begraben werden.<br />

Und die Bewohner der Erde freuen sich darüber, beglückwünschen<br />

sich und schicken sich gegenseitig Geschenke; denn<br />

die beiden Propheten hatten die Bewohner der Erde gequält.<br />

Aber nach den dreieinhalb Tagen kam von Gott her wieder<br />

Lebensgeist in sie, und sie standen auf. Da überfiel alle, die sie<br />

sahen, große Angst.


Eucharistie · Samstag, 21. <strong>November</strong> 238<br />

Und sie hörten eine laute Stimme vom Himmel her rufen:<br />

Kommt herauf! Vor den Augen ihrer Feinde stiegen sie in der<br />

Wolke zum Himmel hinauf.<br />

Antwortpsalm <br />

Kehrvers:<br />

Gelobt sei der Herr, der mein Fels ist.<br />

Ps 144, 1–2c.9–10<br />

Gelobt sei der Herr, der mein Fels ist, *<br />

der meine Hände den Kampf gelehrt hat,<br />

meine Finger den Krieg.<br />

Du bist meine Huld und Burg, /<br />

meine Festung, mein Retter, *<br />

mein Schild, dem ich vertraue. – Kehrvers<br />

Ein neues Lied will ich, o Gott, dir singen, *<br />

auf der zehnsaitigen Harfe will ich dir spielen,<br />

der du den Königen den Sieg verleihst *<br />

und David, deinen Knecht, errettest. – Kehrvers<br />

Kehrvers siehe Vers 1a, ferner GL 64, 1 (II. Ton)<br />

oder GL 1975 745, 1 oder KG 639 (VI. Ton<br />

Ruf vor dem Evangelium vgl. 2 Tim 1, 10<br />

Halleluja. Halleluja.<br />

Unser Retter Jesus Christus hat dem Tod die Macht genommen<br />

und uns das Licht des Lebens gebracht durch das Evangelium.<br />

Halleluja.<br />

Aus dem hl. Evangelium nach Lukas Lk 20, 27–40<br />

In jener Zeit kamen einige von den Sadduzäern, die die Auferstehung<br />

leugnen, zu Jesus und fragten ihn:<br />

Meister, Mose hat uns vorgeschrieben: Wenn ein Mann, der<br />

einen Bruder hat, stirbt und eine Frau hinterlässt, ohne Kinder<br />

zu haben, dann soll sein Bruder die Frau heiraten und seinem<br />

Bruder Nachkommen verschaffen.


239<br />

Samstag, 21. <strong>November</strong> · Eucharistie<br />

Nun lebten einmal sieben Brüder. Der erste nahm sich eine<br />

Frau, starb aber kinderlos. Da nahm sie der zweite, danach der<br />

dritte, und ebenso die anderen bis zum siebten; sie alle hinterließen<br />

keine Kinder, als sie starben. Schließlich starb auch die<br />

Frau.<br />

Wessen Frau wird sie nun bei der Auferstehung sein? Alle<br />

sieben haben sie doch zur Frau gehabt.<br />

Da sagte Jesus zu ihnen: Nur in dieser Welt heiraten die Menschen.<br />

Die aber, die Gott für würdig hält, an jener Welt und<br />

an der Auferstehung von den Toten teilzuhaben, werden dann<br />

nicht mehr heiraten. Sie können auch nicht mehr sterben, weil<br />

sie den Engeln gleich und durch die Auferstehung zu Söhnen<br />

Gottes geworden sind.<br />

Dass aber die Toten auferstehen, hat schon Mose in der Geschichte<br />

vom Dornbusch angedeutet, in der er den Herrn den<br />

Gott Abrahams, den Gott Isaaks und den Gott Jakobs nennt. Er<br />

ist doch kein Gott von Toten, sondern von Lebenden; denn für<br />

ihn sind alle lebendig.<br />

Da sagten einige Schriftgelehrte: Meister, du hast gut geantwortet.<br />

Und man wagte nicht mehr, ihn etwas zu fragen.<br />

Impuls zum Evangelium<br />

Wer sind die Sadduzäer? Sie sind die führenden Kreise des<br />

Jerusalemer Tempelstaates. Zu ihnen gehören Hohepriester,<br />

Priester und ihre Schriftgelehrten, sozusagen ihre Theologen,<br />

und die Häupter der reichen Familienclans. Glaubensmäßig<br />

unterscheiden sich die Sadduzäer von den Pharisäern<br />

dadurch, dass sie sich ausschließlich an die fünf Bücher des<br />

Mose halten und so auch den später entstandenen Glauben an<br />

eine individuelle Auferstehung (Dan 7) ablehnen. Den Auferstehungsglauben<br />

versuchen sie im Gespräch mit Jesus ad absurdum<br />

zu führen, indem sie das von Mose gebotene Modell<br />

der Schwagerehe, dem zufolge ein verstorbener Ehemann im<br />

ersten Sohn des Bruders des Verstorbenen mit seiner Schwägerin<br />

weiterlebt (Dtn 25, 6), gedanklich auf die Spitze treiben


Abend · Samstag, 21. <strong>November</strong> 240<br />

und nach den – in der Tat absurden – Folgen im Himmel<br />

fragen. Jesus durchschaut das Spiel. Er stellt klar, dass es im<br />

neuen Leben des Himmels den Kreislauf von Heirat, Zeugung,<br />

Geburt und Sterben nicht mehr gibt. Und weist darauf hin,<br />

dass der Herr, der als Gott des längst gestorbenen Abraham,<br />

Isaak und Jakob gerühmt wird, kein Gott der toten Stammväter<br />

ist, sondern der Gott der auferweckten, bei ihm lebenden Väter<br />

– und Mütter –, wie wir hoffen dürfen. Und nicht nur für sie<br />

hält Adonai neues Leben bereit, sondern für alle, die seinen<br />

Anruf vernehmen: Steh auf!<br />

Abendgebet am Vorabend<br />

O Gott, komm mir zu Hilfe.<br />

Herr, eile, mir zu helfen.<br />

Ehre sei dem Vater ... Halleluja.<br />

Hymnus<br />

Christus, du Herrscher Himmels und der Erde,<br />

Herr über Mächte, Throne und Gewalten.<br />

Du bist der Erste, und du bist der Letzte,<br />

Anfang und Ende.<br />

In deinen Händen ruht der Menschen Schicksal.<br />

Nichts kann auf Erden deiner Macht entgleiten.<br />

Du sprichst das Urteil über alle Völker,<br />

voll des Erbarmens.<br />

Reiche erstehen, blühen und zerfallen,<br />

aber das deine überdauert alle,<br />

denn deine Herrschaft ist von Gott verliehen,<br />

ewigen Ursprungs.<br />

Keiner der Großen kann mit dir sich messen;<br />

Herrscher der Herren, König aller Zeiten,


241<br />

Samstag, 21. <strong>November</strong> · Abend<br />

Abglanz des Vaters, Spiegel seiner Hoheit,<br />

thronend im Himmel.<br />

Dir sei die Ehre, dir und deinem Vater,<br />

und auch dem Geiste sei das Lob gesungen.<br />

Gott, dem Dreieinen, Lob und Preis und Ehre<br />

immer und ewig. Amen.<br />

Nach: Christe, Redemptor omnium; Hrabanus Maurus, † 856<br />

Melodie: GL 370 – andere Melodie: GL 81 · GL 1975 671 · KG 674 · EG 447<br />

Psalm 113<br />

Lobet, ihr Knechte des Herrn, *<br />

lobt den Namen des Herrn!<br />

Der Name des Herrn sei gepriesen *<br />

von nun an bis in Ewigkeit.<br />

Vom Aufgang der Sonne bis zum Untergang *<br />

sei der Name des Herrn gelobt.<br />

Der Herr ist erhaben über alle Völker, *<br />

seine Herrlichkeit überragt die Himmel.<br />

Wer gleicht dem Herrn, unserm Gott, *<br />

im Himmel und auf Erden,<br />

ihm, der in der Höhe thront, *<br />

der hinabschaut in die Tiefe,<br />

der den Schwachen aus dem Staub emporhebt *<br />

und den Armen erhöht, der im Schmutz liegt?<br />

Er gibt ihm einen Sitz bei den Edlen, *<br />

bei den Edlen seines Volkes.<br />

Die Frau, die kinderlos war, lässt er im Hause wohnen; *<br />

sie wird Mutter und freut sich an ihren Kindern.<br />

Ehre sei dem Vater ...<br />

Du schaust auf die Armen und richtest sie auf, barmherziger<br />

Gott. Gib, dass wir deine Herrlichkeit erkennen und dir ähnlicher<br />

werden.


Abend · Samstag, 21. <strong>November</strong> 242<br />

Lesung Kol 1, 12–13<br />

Dankt dem Vater mit Freude! Er hat euch fähig gemacht,<br />

Anteil zu haben am Los der Heiligen, die im Licht sind. Er<br />

hat uns der Macht der Finsternis entrissen und aufgenommen<br />

in das Reich seines geliebten Sohnes.<br />

Magnificat – Lobgesang Mariens<br />

Antiphon zum Magnificat:<br />

Gott, der Herr, wird ihm den Thron seines Vaters David geben.<br />

Er wird herrschen über Jakobs Haus in Ewigkeit, und seine<br />

Herrschaft wird ohne Ende sein. Halleluja.<br />

Fürbitten<br />

Heute vor 400 Jahren landeten die Pilgerväter und -mütter an<br />

Cape Cod im heutigen US-Bundesstaat Massachusetts. Sie hatten<br />

die britische Heimat in Richtung Nordamerika verlassen,<br />

um ihre strenge Auffassung des Christentums in Freiheit leben<br />

zu können. Durch ihren Pioniergeist haben sie die Vereinigten<br />

Staaten mit begründet. Bitten wir am Christkönigsfest für die<br />

Verantwortlichen in Politik und Gesellschaft:<br />

V: Jesus, König des Friedens, A: lenke unsere Schritte.<br />

– Dass die Regierenden in Nord und Süd, Ost und West Gedanken<br />

des Friedens verfolgen und in allem, was sie tun, nach<br />

gerechtem Ausgleich streben.<br />

– Dass die geistlichen Führer der Religionen Wege zu Versöhnung<br />

und gelingendem Miteinander der unterschiedlichen<br />

Traditionen weisen.<br />

– Dass die Künstler und Wissenschaftler dazu beitragen, Lösungen<br />

für konkrete Probleme im Zusammenleben zu finden und<br />

umzusetzen.<br />

– Dass wir einzelnen Menschen erkennen, wo wir durch ein<br />

gutes Wort und eine helfende Hand unsere globalisierte Welt<br />

schöpferisch mitgestalten können.


243<br />

Samstag, 21. <strong>November</strong> · Abend<br />

Vaterunser<br />

Oration<br />

Allmächtiger, ewiger Gott, du hast deinem geliebten Sohn alle<br />

Gewalt gegeben im Himmel und auf Erden und ihn zum Haupt<br />

der neuen Schöpfung gemacht. Befreie alle Geschöpfe von der<br />

Macht des Bösen, damit sie allein dir dienen und dich in Ewigkeit<br />

rühmen. Darum bitten wir durch Jesus Christus.<br />

Salve Regina (Seite 378)<br />

Der verborgene Gott,<br />

der uns allezeit nahe ist,<br />

lasse uns sein Angesicht schauen<br />

und schenke uns seinen Frieden.


Von Woche zu Woche · Samstag, 21. <strong>November</strong> 244<br />

Von Woche zu Woche<br />

Was für ein König<br />

(zum Fest Christkönig)<br />

Könige kennen Kinder aus Märchen.<br />

Könige haben märchenhafte Macht:<br />

Pracht, Prunk und Reichtum<br />

stehen ihnen zu.<br />

Was für ein König ist Christus?<br />

Ein König ganz eigener Art –<br />

kein König nach Art<br />

der Herren der Welt.<br />

Nicht Herrschen, sondern Dienen,<br />

nicht das Anhäufen von Schätzen,<br />

sondern das Teilen<br />

zeichnen seine Herrschaft aus.<br />

Die Geschwisterlichkeit<br />

der Kinder Gottes<br />

ist seinem Banner<br />

aufgeprägt.<br />

Was ihr für einen meiner<br />

geringsten Brüder getan habt,<br />

das habt ihr mir getan. (Mt 25, 40)<br />

Dorothee Sandherr-Klemp


Christkönigssonntag<br />

Sonntag, 22. <strong>November</strong> <strong>2020</strong><br />

Im Kreis der Sonntagsevangelien des Kirchenjahres begegnen uns<br />

verschiedene Christus-Bilder. Am letzten Sonntag im Kirchenjahr<br />

steht Jesus als König vor uns. Von einem König erwarten die Menschen<br />

Schutz, Gerechtigkeit und Sorge für die Schwachen. Erst 1925<br />

wurde dieses Fest unter Pius XI. eingeführt und zunächst auf den<br />

letzten Sonntag im Oktober gelegt. Christus, der die Seinen wie ein<br />

guter Hirt auf fruchtbare Weide führt, bildet einen deutlichen Kontrast<br />

zu den Mächten, die als zerstörerisch erfahren werden. Vor<br />

allem in der Zeit des Nationalsozialismus war das Bekenntnis zu<br />

Christus als König eine klare Demonstration gegen die weltlichen<br />

Herrscher. Das zeigte sich besonders darin, dass früher an diesem Tag<br />

der Bekenntnissonntag der Jugend gefeiert wurde. Ursprünglich lag<br />

der Bekenntnissonntag am Dreifaltigkeitssonntag, musste aber verlegt<br />

werden, weil die Nationalsozialisten diesen Tag für das Reichssportfest<br />

beanspruchten. Ein weiterer Grund, das Christkönigsfest<br />

im Heiligen Jahr 1925 einzuführen, war die Erinnerung an das Konzil<br />

von Nizäa im Jahre 325, also vor 1600 Jahren. Triumphalismus<br />

ist diesem Fest fern. Jesus hat die Königsherrschaft Gottes nicht nur<br />

angekündigt, sondern mit ihm ist das Reich Gottes gekommen. Vor<br />

Pilatus hat er sich zu seinem Königtum bekannt (vgl. Joh 18, 37).<br />

Aber er ist nicht ein König, der mit Macht auftritt. Vielmehr steht er<br />

als König in Ohnmacht vor uns. Dennoch relativiert sein Königtum<br />

alle innerweltlichen Machtansprüche. Dieser König ist der gute Hirt,<br />

der die Seinen kennt und für sie sorgt. Christsein bedeutet, diesem<br />

Jesus nachzufolgen und immer mehr in seine Gesinnung hineinzuwachsen.<br />

Ihn erwarten wir als den wiederkommenden Christus.<br />

Namenstag: hl. Cäcilia (Märtyrerin, † um 250)


Morgen · Sonntag, 22. <strong>November</strong> 246<br />

Morgengebet<br />

Herr, öffne meine Lippen.<br />

Damit mein Mund dein Lob verkünde.<br />

Christus Sieger, Christus König,<br />

Christus Herr in Ewigkeit.<br />

Ehre sei dem Vater ... Halleluja.<br />

Hymnus<br />

Der höchsten Gottheit ew’ges Bild,<br />

du Licht vom Licht, des Vaters Wort,<br />

du unser Retter, dir sei Ruhm<br />

und Macht und Ehre immerdar.<br />

Von Ewigkeit bist du allein<br />

der Zeiten Mitte und ihr Ziel,<br />

dir gab der Vater die Gewalt,<br />

die Herrschaft über alle Welt.<br />

Doch nicht auf Zwang baut deine Macht<br />

und nicht auf Furcht dein Königtum:<br />

In Liebe ziehst du uns an dich –<br />

am Kreuz gemartert und erhöht.<br />

Komm, Herr, erweise deine Macht<br />

und richte deine Herrschaft auf.<br />

Komm und vollende jetzt dein Reich<br />

und führe uns zum Königsmahl.<br />

Dir, Jesus, der durch Leid und Tod<br />

der Herrschaft Krone sich errang,<br />

sei mit dem Vater und dem Geist<br />

Lob, Preis und Ruhm in Ewigkeit. Amen.<br />

Nach: Aeterna imago altissimi und Vexilla Christus inclita;<br />

Vittorio Genovesi, † 1967 – Melodie: GL 297 · GL 1975 178 · KG 395 · EG 79


247<br />

Sonntag, 22. <strong>November</strong> · Morgen<br />

Psalm 23<br />

Der Herr ist mein Hirte, *<br />

nichts wird mir fehlen.<br />

Er lässt mich lagern auf grünen Auen *<br />

und führt mich zum Ruheplatz am Wasser.<br />

Er stillt mein Verlangen; *<br />

er leitet mich auf rechten Pfaden, treu seinem Namen.<br />

Muss ich auch wandern in finsterer Schlucht, *<br />

ich fürchte kein Unheil;<br />

denn du bist bei mir, *<br />

dein Stock und dein Stab geben mir Zuversicht.<br />

Du deckst mir den Tisch *<br />

vor den Augen meiner Feinde.<br />

Du salbst mein Haupt mit Öl, *<br />

du füllst mir reichlich den Becher.<br />

Lauter Güte und Huld werden mir folgen mein Leben lang, *<br />

und im Haus des Herrn darf ich wohnen für lange Zeit.<br />

Ehre sei dem Vater ...<br />

Ewiger Gott, du sättigst uns mit deinen Gaben und füllst uns<br />

den Becher des Segens. Sei uns nah, wenn uns Finsternis umgibt,<br />

und führe uns heim in dein Haus, dass wir auf immer bei<br />

dir wohnen.<br />

Lesung <br />

Kol 1, 16ac.17–18<br />

In ihm wurde alles erschaffen im Himmel und auf Erden; alles<br />

ist durch ihn und auf ihn hin geschaffen. Er ist vor aller<br />

Schöpfung, in ihm hat alles Bestand. Er ist das Haupt des Leibes,<br />

der Leib aber ist die Kirche. Er ist der Ursprung, der Erstgeborene<br />

der Toten; so hat er in allem den Vorrang.


Morgen · Sonntag, 22. <strong>November</strong> 248<br />

Benedictus – Lobgesang des Zacharias<br />

Antiphon zum Benedictus:<br />

Christus, der Erstgeborene von den Toten und Herrscher über<br />

die Könige der Erde, hat uns zu einem Königreich gemacht für<br />

seinen Gott und Vater.<br />

Bitten<br />

Christus Jesus, wir bekennen dich als den König des Lebens.<br />

Wir rufen zu dir:<br />

A: Lass uns auf deine Hilfe vertrauen.<br />

Wenn wir uns gesammelt und zum Vater gebetet haben,<br />

– lass uns zu den Menschen gehen und ihnen deine Freude<br />

bringen.<br />

Wenn ein lieber Mensch nicht mehr bei uns ist,<br />

– sei du uns nah mit deinem Trost.<br />

Wenn wir Trauernden begegnen,<br />

– gib, dass wir sie nicht vertrösten, sondern durch unser Dasein<br />

stärken.<br />

Vaterunser<br />

Oration<br />

Allmächtiger, ewiger Gott, du hast deinem geliebten Sohn alle<br />

Gewalt gegeben im Himmel und auf Erden und ihn zum Haupt<br />

der neuen Schöpfung gemacht. Befreie alle Geschöpfe von der<br />

Macht des Bösen, damit sie allein dir dienen und dich in Ewigkeit<br />

rühmen. Darum bitten wir durch Jesus Christus.<br />

Gott wird uns durch Jesus Christus alles,<br />

was wir nötig haben,<br />

aus dem Reichtum seiner Herrlichkeit schenken.<br />

Unserem Gott und Vater sei die Ehre in alle Ewigkeit. Amen.<br />

Vgl. Phil 4, 19–20


249<br />

Sonntag, 22. <strong>November</strong> · Eucharistie<br />

Eucharistiefeier<br />

Liedvorschläge: GL 360, 370, 375, 392, 394, 474 · KG 211,<br />

212, 388, 508<br />

Würdig ist das Lamm, das geschlachtet ist,<br />

Macht zu empfangen,<br />

Reichtum und Weisheit, Kraft und Ehre.<br />

Ihm sei die Herrlichkeit und die Herrschermacht in Ewigkeit.<br />

Offb 5, 12; 1, 6<br />

Gloria<br />

Tagesgebet (Oration des Morgengebetes)<br />

Lesung aus dem Buch Ezechiel Ez 34, 11–12.15–17a<br />

So spricht GOTT, der Herr: Siehe, ich selbst bin es, ich will<br />

nach meinen Schafen fragen und mich um sie kümmern.<br />

Wie ein Hirt sich um seine Herde kümmert an dem Tag, an dem<br />

er inmitten seiner Schafe ist, die sich verirrt haben, so werde<br />

ich mich um meine Schafe kümmern und ich werde sie retten<br />

aus all den Orten, wohin sie sich am Tag des Gewölks und des<br />

Wolkendunkels zerstreut haben.<br />

Ich, ich selber werde meine Schafe weiden und ich, ich selber<br />

werde sie ruhen lassen – Spruch GOTTES, des Herrn. Die verloren<br />

gegangenen Tiere will ich suchen, die vertriebenen zurückbringen,<br />

die verletzten verbinden, die schwachen kräftigen, die<br />

fetten und starken behüten. Ich will ihr Hirt sein und für sie<br />

sorgen, wie es recht ist.<br />

Ihr aber, meine Herde – so spricht GOTT, der Herr –, siehe,<br />

ich sorge für Recht zwischen Schaf und Schaf.<br />

Impuls zur Lesung<br />

Das Bild von Hirt und Herde hat im Orient eine lange Tradition.<br />

Soziale Grundwerte und Grundhaltungen wie Fürsor-


Eucharistie · Sonntag, 22. <strong>November</strong> 250<br />

ge, Verlässlichkeit und Verantwortung werden mit dem Bild<br />

verbunden. Abschätziges wie dumpfe Masse oder Herdentrieb<br />

ist nicht im Blick. Der Prophet Ezechiel bedient sich der überlieferten<br />

Bilder, um Israels Mächtigen ins Gewissen zu reden.<br />

Sie haben versagt. Die ihnen Anvertrauten haben sie schamlos<br />

ausgebeutet, an Fürsorge und Vorsorge dachten sie nicht. Die<br />

Herde bricht auseinander, das Volk wird überallhin zerstreut.<br />

Die Verirrten finden nicht zurück. Der Herr hat genug gesehen.<br />

Er greift ein. Den schlechten Hirten nimmt er Auftrag<br />

und Herde. Nun wird er sich selbst um sein Volk kümmern.<br />

Gott ist der gute Hirte. Nicht Gier und Geschäftssinn prägen<br />

sein Tun, sondern liebevolle Sorge um jedes Leben. Alle sind<br />

in ihrer Eigenart im Blick: die Verlorenen, Verletzten und Geschwächten,<br />

die Großen und Starken. In Gottes Herde gedeiht<br />

die Vielfalt und nicht die Einfalt.<br />

Antwortpsalm Ps 23<br />

Kehrvers:<br />

Der HERR ist mein Hirt, nichts wird mir fehlen.<br />

Der HERR ist mein Hirt, nichts wird mir fehlen. /<br />

Er lässt mich lagern auf grünen Auen *<br />

und führt mich zum Ruheplatz am Wasser.<br />

Meine Lebenskraft bringt er zurück. *<br />

Er führt mich auf Pfaden der Gerechtigkeit,<br />

getreu seinem Namen. – Kehrvers<br />

Auch wenn ich gehe im finsteren Tal, *<br />

ich fürchte kein Unheil;<br />

denn du bist bei mir, *<br />

dein Stock und dein Stab, sie trösten mich. – Kehrvers<br />

Du deckst mir den Tisch *<br />

vor den Augen meiner Feinde.<br />

Du hast mein Haupt mit Öl gesalbt, *<br />

übervoll ist mein Becher. – Kehrvers


251<br />

Sonntag, 22. <strong>November</strong> · Eucharistie<br />

Ja, Güte und Huld *<br />

werden mir folgen mein Leben lang<br />

und heimkehren werde ich ins Haus des HERRN *<br />

für lange Zeiten. – Kehrvers<br />

Kehrvers siehe Vers 1, ferner GL 37, 1 · GL 1975 718, 1 · KG 611 (VI. Ton)<br />

oder GL 1975 527, 4 (VIII. Ton)<br />

Lesung aus dem ersten Korintherbrief 1 Kor 15, 20–26.28<br />

Schwestern und Brüder! Christus ist von den Toten auferweckt<br />

worden als der Erste der Entschlafenen. Da nämlich<br />

durch e i n e n Menschen der Tod gekommen ist, kommt durch<br />

e i n e n Menschen auch die Auferstehung er Toten. Denn wie<br />

in Adam alle sterben, so werden in Christus alle lebendig gemacht<br />

werden.<br />

Es gibt aber eine bestimmte Reihenfolge: Erster ist Christus;<br />

dann folgen, wenn Christus kommt, alle, die zu ihm gehören.<br />

Danach kommt das Ende, wenn er jede Macht, Gewalt und<br />

Kraft entmachtet hat und seine Herrschaft Gott, dem Vater,<br />

übergibt.<br />

Denn er muss herrschen, bis Gott ihm alle Feinde unter seine<br />

Füße gelegt hat. Der letzte Feind, der entmachtet wird, ist der<br />

Tod.<br />

Wenn ihm dann alles unterworfen ist, wird auch er, der<br />

Sohn, sich dem unterwerfen, der ihm alles unterworfen hat,<br />

damit Gott alles in allem sei.<br />

Ruf vor dem Evangelium Mk 11, 9–10<br />

Halleluja. Halleluja.<br />

Gesegnet sei er, der kommt im Namen des Herrn! Gesegnet sei<br />

das Reich unseres Vaters David, das nun kommt.<br />

Halleluja.


Eucharistie · Sonntag, 22. <strong>November</strong> 252<br />

Aus dem hl. Evangelium nach Matthäus Mt 25, 31–46<br />

In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Wenn der Menschensohn<br />

in seiner Herrlichkeit kommt und alle Engel mit<br />

ihm, dann wird er sich auf den Thron seiner Herrlichkeit setzen.<br />

Und alle Völker werden vor ihm versammelt werden und<br />

er wird sie voneinander scheiden, wie der Hirt die Schafe von<br />

den Böcken scheidet. Er wird die Schafe zu seiner Rechten stellen,<br />

die Böcke aber zur Linken.<br />

Dann wird der König denen zu seiner Rechten sagen: Kommt<br />

her, die ihr von meinem Vater gesegnet seid, empfangt das Reich<br />

als Erbe, das seit der Erschaffung der Welt für euch bestimmt<br />

ist! Denn ich war hungrig und ihr habt mir zu essen gegeben;<br />

ich war durstig und ihr habt mir zu trinken gegeben; ich war<br />

fremd und ihr habt mich aufgenommen; ich war nackt und ihr<br />

habt mir Kleidung gegeben; ich war krank und ihr habt mich<br />

besucht; ich war im Gefängnis und ihr seid zu mir gekommen.<br />

Dann werden ihm die Gerechten antworten und sagen: Herr,<br />

wann haben wir dich hungrig gesehen und dir zu essen gegeben<br />

oder durstig und dir zu trinken gegeben? Und wann haben<br />

wir dich fremd gesehen und aufgenommen oder nackt und dir<br />

Kleidung gegeben? Und wann haben wir dich krank oder im<br />

Gefängnis gesehen und sind zu dir gekommen?<br />

Darauf wird der König ihnen antworten: Amen, ich sage<br />

euch: Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt,<br />

das habt ihr mir getan.<br />

Dann wird er zu denen auf der Linken sagen: Geht weg von<br />

mir, ihr Verfluchten, in das ewige Feuer, das für den Teufel und<br />

seine Engel bestimmt ist! Denn ich war hungrig und ihr habt<br />

mir nichts zu essen gegeben; ich war durstig und ihr habt mir<br />

nichts zu trinken gegeben; ich war fremd und ihr habt mich<br />

nicht aufgenommen; ich war nackt und ihr habt mir keine Kleidung<br />

gegeben; ich war krank und im Gefängnis und ihr habt<br />

mich nicht besucht.


253<br />

Sonntag, 22. <strong>November</strong> · Eucharistie<br />

Dann werden auch sie antworten: Herr, wann haben wir dich<br />

hungrig oder durstig oder fremd oder nackt oder krank oder im<br />

Gefängnis gesehen und haben dir nicht geholfen?<br />

Darauf wird er ihnen antworten: Amen, ich sage euch: Was<br />

ihr für einen dieser Geringsten nicht getan habt, das habt ihr<br />

auch mir nicht getan.<br />

Und diese werden weggehen zur ewigen Strafe, die Gerechten<br />

aber zum ewigen Leben.<br />

Credo<br />

Gabengebet<br />

Herr, unser Gott, wir bringen das Opfer deines Sohnes dar, das<br />

die Menschheit mit dir versöhnt. Er, der für uns gestorben ist,<br />

schenke allen Völkern Einheit und Frieden, der mit dir lebt und<br />

herrscht in alle Ewigkeit.<br />

Präfation<br />

In Wahrheit ist es würdig und recht, dir, Herr, heiliger Vater,<br />

immer und überall zu danken. Du hast deinen eingeborenen<br />

Sohn, unseren Herrn Jesus Christus, mit dem Öl der Freude<br />

gesalbt zum ewigen Priester und zum König der ganzen Schöpfung.<br />

Als makelloses Lamm und friedenstiftendes Opfer hat er<br />

sich dargebracht auf dem Altar des Kreuzes, um das Werk der<br />

Erlösung zu vollziehen. Wenn einst die ganze Schöpfung seiner<br />

Herrschaft unterworfen ist, wird er dir, seinem Vater, das ewige,<br />

alles umfassende Reich übergeben: das Reich der Wahrheit<br />

und des Lebens, das Reich der Heiligkeit und der Gnade, das<br />

Reich der Gerechtigkeit, der Liebe und des Friedens. Durch ihn<br />

rühmen dich Himmel und Erde, Engel und Menschen und singen<br />

das Lob deiner Herrlichkeit.


Auslegung · Sonntag, 22. <strong>November</strong> 254<br />

Kommunionvers Ps 29, 10–11<br />

Der Herr thront als König in Ewigkeit. Der Herr segne sein Volk<br />

mit Frieden.<br />

Schlussgebet<br />

Allmächtiger Gott, du hast uns berufen, Christus, dem König<br />

der ganzen Schöpfung, zu dienen. Stärke uns durch diese Speise,<br />

die uns Unsterblichkeit verheißt, damit wir Anteil erhalten<br />

an seiner Herrschaft und am ewigen Leben. Darum bitten wir<br />

durch ihn, Christus, unseren Herrn.<br />

Schlusssegen<br />

Der Herr segne euch und behüte euch; der Herr lasse sein Angesicht<br />

über euch leuchten und sei euch gnädig; er wende euch<br />

sein Antlitz zu und schenke euch seinen Frieden.<br />

Das gewähre euch der dreieinige Gott, der Vater und der<br />

Sohn † und der Heilige Geist.<br />

Auslegung zum Sonntagsevangelium<br />

Von Eugen Biser<br />

Bevor wir in diesen großartigen Text eindringen, sollten wir<br />

uns an seiner wunderbaren Gestaltung erbauen. Die Szene<br />

ist in einer geradezu bezwingenden Symmetrie dargestellt. Da<br />

setzt sich der König, der als der in seiner Herrlichkeit kommende<br />

Menschensohn eingeführt wird, auf seinen Thron, um alle Völker<br />

der Welt zu richten. Dabei verhält er sich wie ein Hirt, der,<br />

mit dem gewohnten Wortlaut ausgedrückt, die Böcke von den<br />

Schafen trennt. Wie uns die Erklärer belehren, entspricht das<br />

aber nicht den Gepflogenheiten des israelitischen Hirten. Nein,<br />

er trennt die Ziegen von den Schafen, die tagsüber zusammen<br />

geweidet haben. Aber nachts brauchen die Ziegen eine wärmere


255<br />

Sonntag, 22. <strong>November</strong> · Auslegung<br />

Unterkunft, während die Schafe die frische Nachtluft genießen.<br />

So scheidet er die einen von den anderen.<br />

Dann allerdings tritt dieses Bild hinter dem zurück, was in<br />

diesem grandiosen Text gesagt ist. Es geht um das Urteil über<br />

die zur Rechten und über die zur Linken. Dabei bemerken wir<br />

mit wachsendem Erstaunen: Sie werden nicht etwa nach ihrem<br />

Glauben gefragt, ob er orthodox und korrekt gewesen sei; auch<br />

nicht nach ihrer Frömmigkeit, ob sie oft und fleißig gebetet und<br />

die Gottesdienste besucht haben. Noch nicht einmal werden<br />

sie nach ihrem Sexualverhalten gefragt. Einziges Kriterium in<br />

diesem Gericht ist vielmehr die Liebe, und zwar die getätigte<br />

Nächstenliebe, die sich gerade dort bewähren muss, wo die Not<br />

zum Himmel schreit, also gegenüber den Hungernden, den Obdachlosen,<br />

den Fremden, den Gefangenen.<br />

Darin haben sich die Geretteten bewährt, ohne dass ihnen der<br />

tiefste Grund ihres Tuns bewusst geworden wäre. Den „eröffnet“<br />

ihnen der König mit dem sie in fassungsloses Staunen versetzenden<br />

Wort: „Ich war hungrig, und ihr habt mich gespeist; ich war<br />

obdachlos, und ihr habt mich aufgenommen; ich war gefangen,<br />

und ihr habt mich besucht.“ So etwas wäre den Barmherzigen<br />

nie in den Sinn gekommen. Denn sie hatten sich einfach vom Instinkt<br />

der Liebe, die allerdings von ihm ausgegangen war, leiten<br />

lassen, als sie den Notleidenden Beistand leisteten. Deswegen<br />

ist es begreiflich, dass sie eine Gegenfrage stellen: „Herr, wann<br />

hätten wir dich je einmal in dieser schlimmen Lage, als Hungernden<br />

und Dürstenden, als Obdachlosen, als Fremdling oder<br />

als Gefangenen erlebt?“ Da ist es, als ziehe er einen Vorhang vor<br />

ihrem Auge weg, und es geschieht genau das, was die fromme<br />

Legende vom heiligen Martin von Tours erzählt, dem Christus<br />

im Traum mit dem Mantel erscheint, den er zerteilt hatte, um<br />

einem frierenden Bettler in seiner Not beizustehen.<br />

Eugen Biser (dt. Theologe, 1918–2014),<br />

aus: Ders., Gott für uns. Predigten zum Lesejahr A, Düsseldorf 1995, 178–179,<br />

© Eugen-Biser-Stiftung, München


Abend · Sonntag, 22. <strong>November</strong> 256<br />

Abendgebet<br />

O Gott, komm mir zu Hilfe.<br />

Herr, eile, mir zu helfen.<br />

Ehre sei dem Vater ... Halleluja.<br />

Hymnus<br />

Gelobt seist du, Herr Jesu Christ,<br />

ein König aller Ehren;<br />

dein Reich ohn alle Grenzen ist,<br />

ohn Ende muss es währen.<br />

Christkönig, Halleluja, Halleluja.<br />

Das All durchtönt ein mächtger Ruf:<br />

„Christ, A und O der Welten!“<br />

Das Wort, das sie zu Anfang schuf,<br />

wird bis ans Ende gelten.<br />

Christkönig, Halleluja, Halleluja.<br />

Auch jeder Menschenseele Los<br />

fällt, Herr, von deinen Händen,<br />

und was da birgt der Zeiten Schoß,<br />

du lenkst es aller Enden.<br />

Christkönig, Halleluja, Halleluja.<br />

O sei uns nah mit deinem Licht,<br />

mit deiner reichen Gnade,<br />

und wenn du kommst zu dem Gericht,<br />

Christ, in dein Reich uns lade.<br />

Christkönig, Halleluja, Halleluja.<br />

Nach Guido Maria Dreves 1886<br />

GL 375 · GL 1975 560


257<br />

Sonntag, 22. <strong>November</strong> · Abend<br />

Canticum Offb 15, 3b–4<br />

Antiphon:<br />

Deine Wege sind gerecht und wahr, du König aller Zeiten.<br />

Groß und wunderbar sind deine Taten, *<br />

Herr und Gott, du Herrscher über die ganze Schöpfung.<br />

Gerecht und zuverlässig sind deine Wege, *<br />

du König der Völker.<br />

Wer wird dich nicht fürchten, Herr, *<br />

wer wird deinen Namen nicht preisen?<br />

Denn du allein bist heilig: /<br />

Alle Völker kommen und beten dich an; *<br />

denn offenbar geworden sind deine gerechten Taten.<br />

Ehre sei dem Vater ...<br />

Lesung Kol 1, 19–20<br />

Gott wollte mit seiner ganzen Fülle in ihm wohnen, um<br />

durch ihn alles zu versöhnen. Alles im Himmel und auf<br />

Erden wollte er zu Christus führen, der Frieden gestiftet hat am<br />

Kreuz durch sein Blut.<br />

Magnificat – Lobgesang Mariens<br />

Antiphon zum Magnificat:<br />

So spricht der Herr: Mir ist alle Gewalt gegeben im Himmel und<br />

auf Erden.<br />

Fürbitten<br />

Auch wir Christen verfangen uns in Streit und Schattengefechten;<br />

doch mit Hochmut und Rechthaberei lässt sich nichts gewinnen.<br />

Bitten wir Gott um seinen Beistand für die Christenheit<br />

unserer Zeit:<br />

V: Du Herr deiner Kirche, A: führe uns zusammen.


Abend · Sonntag, 22. <strong>November</strong> 258<br />

– Dass wir wieder beten lernen.<br />

V: Du Herr deiner Kirche, A: führe uns zusammen.<br />

– Dass wir den Glauben miteinander feiern.<br />

– Dass wir den Angehörigen anderer Religionen die Hände reichen.<br />

– Dass wir gemeinsam eine Welt gestalten, wie du sie dir<br />

denkst: eine Welt, in der alle gut leben können.<br />

Vaterunser<br />

Oration<br />

Allmächtiger, ewiger Gott, du hast deinem geliebten Sohn alle<br />

Gewalt gegeben im Himmel und auf Erden und ihn zum Haupt<br />

der neuen Schöpfung gemacht. Befreie alle Geschöpfe von der<br />

Macht des Bösen, damit sie allein dir dienen und dich in Ewigkeit<br />

rühmen. Darum bitten wir durch Jesus Christus.<br />

Der Gott der Geduld und des Trostes verleihe uns,<br />

eines Sinnes zu sein nach dem Willen Christi Jesu,<br />

damit wir einmütig Gott preisen können,<br />

den Vater unseres Herrn Jesus Christus.<br />

Salve Regina (Seite 378)


Montag, 23. <strong>November</strong> <strong>2020</strong><br />

Heiliger Kolumban<br />

Heiliger Klemens I.<br />

Kolumban der Jüngere (von Luxeuil, 543–615, nicht zu verwechseln<br />

mit seinem älteren Namensverwandten, dem Gründer<br />

von Iona/Hy) war ein irischer Wandermönch und Missionar.<br />

Zunächst lebte er 30 Jahre als Mönch des Klosters Bangor in Nordirland,<br />

wo er erst Schüler, später Lehrer war. 591 zog er mit zwölf<br />

Gefährten (darunter der heilige Gallus) nach Gallien. Überall, wo<br />

er wirkte, gründete er Klöster, u. a. das berühmte Kloster Luxeuil<br />

in Burgund, das für die weitere Entwicklung des abendländischen<br />

Christentums wichtig wurde. Er gab seinen Klöstern eine überaus<br />

strenge Regel, die vom Geist des irischen Mönchtums beeinflusst<br />

war und alle anderen Ordensregeln allmählich verdrängte. Später<br />

wurde diese Regel dann durch die mildere Benediktinerregel abgelöst.<br />

Da Kolumban an iroschottischen Kirchenbräuchen festhielt,<br />

kam es zwischen ihm und den burgundischen Bischöfen zu einem<br />

Streit um den Ostertermin. Als er den burgundischen König Theuderich<br />

II. tadelte, weil er im Konkubinat lebte, verwies dieser ihn<br />

des Landes. Kolumban zog weiter rheinaufwärts und wirkte zwei<br />

Jahre in Bregenz und der Gegend am Bodensee. Dann wanderte er<br />

weiter nach Oberitalien. Dort gründete er 612 die Abtei Bobbio,<br />

wo er bis zu seinem Tode lebte.<br />

Schrifttexte: Lesung: Jes 52, 7–10; Evangelium: Lk 9, 57–62<br />

Klemens I. lebte im ersten Jahrhundert in Rom. Er war von 92–<br />

101 der vermutlich dritte Nachfolger des Petrus als Gemeindevorsteher<br />

von Rom und zählt zu den apostolischen Vätern. Nach<br />

der Überlieferung wurde er von Barnabas bekehrt und ist möglicherweise<br />

der im Philipperbrief (Phil 4, 3) erwähnte Paulusschüler.<br />

Von den ihm zugeschriebenen Schriften ist wohl nur der Erste Klemensbrief<br />

echt, in dem er die Korinther zu Eintracht und Ordnung<br />

ermahnt. Dieser Brief ist eine wichtige Informationsquelle über Leben,<br />

Lehre und Organisation der frühen Christenheit und gilt bis


Morgen · Montag, 23. <strong>November</strong> 260<br />

heute als Zeugnis für die führende Stellung des Bischofs von Rom.<br />

Nach der Legende wurde Klemens vom Kaiser Trajan mit vielen<br />

anderen Christen zur Zwangsarbeit in die Marmorsteinbrüche auf<br />

der Krim verbannt und soll dort mit einem Anker um den Hals ins<br />

Meer gestürzt worden sein.<br />

Schrifttexte: Lesung: 1 Petr 5, 1–4; Evangelium: Mt 16, 13–19<br />

Namenstag: hl. Felizitas von Rom (Märtyrerin, † um 166?) · hl. Trudo<br />

von St-Trond (Abt, Glaubensbote, † um 695) · Detlev von Parkentin<br />

(Prämonstratenser, Bischof von Ratzeburg, † 1419)<br />

Morgengebet<br />

Herr, öffne meine Lippen.<br />

Damit mein Mund dein Lob verkünde.<br />

Hymnus<br />

Du meine Seele, singe,<br />

wohlauf und singe schön<br />

dem, welchem alle Dinge<br />

zu Dienst und Willen stehn.<br />

Ich will den Herren droben<br />

hier preisen auf der Erd;<br />

ich will ihn herzlich loben,<br />

solang ich leben werd.<br />

Wohl dem, der einzig schauet<br />

nach Jakobs Gott und Heil!<br />

Wer dem sich anvertrauet,<br />

der hat das beste Teil,<br />

das höchste Gut erlesen,<br />

den schönsten Schatz geliebt;<br />

sein Herz und ganzes Wesen<br />

bleibt ewig unbetrübt.<br />

Ehre sei dem Vater ... Halleluja.


261<br />

Montag, 23. <strong>November</strong> · Morgen<br />

Er ist der Fremden Hütte,<br />

die Waisen nimmt er an,<br />

erfüllt der Witwen Bitte,<br />

wird selbst ihr Trost und Mann.<br />

Die aber, die ihn hassen,<br />

bezahlet er mit Grimm,<br />

ihr Haus und wo sie saßen,<br />

das wirft er um und um.<br />

Ach ich bin viel zu wenig,<br />

zu rühmen seinen Ruhm;<br />

der Herr allein ist König,<br />

ich eine welke Blum.<br />

Jedoch weil ich gehöre<br />

gen Zion in sein Zelt,<br />

ist’s billig, dass ich mehre<br />

sein Lob vor aller Welt.<br />

Paul Gerhardt 1653 – EG 302<br />

Strophen 1, 2, 7 und 8<br />

Canticum Sir 36, 17–22<br />

Antiphon:<br />

Alle Enden der Erde sollen erkennen: Du bist der ewige Gott.<br />

Hab Erbarmen mit dem Volk, das deinen Namen trägt, *<br />

mit Israel, den du deinen Erstgeborenen nanntest!<br />

Hab Erbarmen mit deiner heiligen Stadt, *<br />

mit Jerusalem, dem Ort, wo du wohnst!<br />

Erfülle Zion mit deinem Glanz *<br />

und deinen Tempel mit deiner Herrlichkeit!<br />

Leg Zeugnis ab für das, was du ehedem verfügt hast; *<br />

erfülle die Weissagung, die in deinem Namen ergangen ist!<br />

Gib allen ihren Lohn, die auf dich hoffen, *<br />

und bestätige so deine Propheten!


Morgen · Montag, 23. <strong>November</strong> 262<br />

Erhöre das Gebet deiner Diener, *<br />

du hast doch Gefallen an deinem Volk!<br />

Alle Enden der Erde sollen erkennen: *<br />

Du bist der ewige Gott.<br />

Ehre sei dem Vater ...<br />

Antiphon:<br />

Alle Enden der Erde sollen erkennen: Du bist der ewige Gott.<br />

Lesung Dtn 10, 12<br />

Was fordert der Herr, dein Gott, von dir außer dem einen:<br />

dass du den Herrn, deinen Gott, fürchtest, indem du auf<br />

allen seinen Wegen gehst, ihn liebst und dem Herrn, deinem<br />

Gott, mit ganzem Herzen und mit ganzer Seele dienst.<br />

Benedictus – Lobgesang des Zacharias<br />

Antiphon zum Benedictus:<br />

Gepriesen sei der Herr, der Gott Israels. Er hat uns besucht und<br />

befreit.<br />

Bitten<br />

Gott, unser Fels, du denkst an deine Verheißung und lässt nicht<br />

verzagen, die auf dich vertrauen. Wir rufen zu dir:<br />

A: Höre unsere Bitten.<br />

– Gewähre uns den Geist der Umkehr und führe uns neu auf<br />

deinen Weg.<br />

– Schenke uns den Mut, Tag für Tag auf dich zu setzen.<br />

– Öffne unsere Augen für deine Taten, die du heute unter uns<br />

wirkst.<br />

Vaterunser


263<br />

Montag, 23. <strong>November</strong> · Eucharistie<br />

Oration<br />

Herr, allmächtiger Gott, du hast uns diesen neuen Tag geschenkt.<br />

Bewahre uns an ihm vor Unheil und Sünde und lenke<br />

unsere Gedanken, Worte und Werke, dass wir stets deinen Willen<br />

tun. Darum bitten wir durch Jesus Christus.<br />

Der Herr segne uns, er bewahre uns vor Unheil<br />

und führe uns zum ewigen Leben.<br />

Texte zur Eucharistiefeier<br />

Tagesgebet<br />

Gott. Du hast uns zu dieser Feier geladen. Du sagst uns dein<br />

rettendes Wort und reichst uns das lebenspendende Brot. Mach<br />

uns fähig, weiterzugeben, was wir in deinen Gaben empfangen.<br />

Darum bitten wir durch Jesus Christus.<br />

Lesung aus der Offenbarung des Johannes<br />

<br />

Offb 14, 1–3.4b–5<br />

Ich, Johannes, sah: Das Lamm stand auf dem Berg Zion, und<br />

bei ihm waren hundertvierundvierzigtausend; auf ihrer Stirn<br />

trugen sie seinen Namen und den Namen seines Vaters.<br />

Dann hörte ich eine Stimme vom Himmel her, die dem Rauschen<br />

von Wassermassen und dem Rollen eines gewaltigen<br />

Donners glich. Die Stimme, die ich hörte, war wie der Klang<br />

der Harfe, die ein Harfenspieler schlägt.<br />

Und sie sangen ein neues Lied vor dem Thron und vor den<br />

vier Lebewesen und vor den Ältesten. Aber niemand konnte das<br />

Lied singen lernen außer den hundertvierundvierzigtausend,<br />

die freigekauft und von der Erde weggenommen worden sind.<br />

Sie folgen dem Lamm, wohin es geht. Sie allein unter allen<br />

Menschen sind freigekauft als Erstlingsgabe für Gott und das


Eucharistie · Montag, 23. <strong>November</strong> 264<br />

Lamm. Denn in ihrem Mund fand sich keinerlei Lüge. Sie sind<br />

ohne Makel.<br />

Antwortpsalm Ps 24, 1–6<br />

Kehrvers:<br />

Aus allen Völkern hast du sie erwählt, die dein Antlitz suchen,<br />

o Herr.<br />

Dem Herrn gehört die Erde und was sie erfüllt, *<br />

der Erdkreis und seine Bewohner.<br />

Denn er hat ihn auf Meere gegründet, *<br />

ihn über Strömen befestigt. – Kehrvers<br />

Wer darf hinaufziehen zum Berg des Herrn, *<br />

wer darf stehen an seiner heiligen Stätte?<br />

Der reine Hände hat und ein lauteres Herz, *<br />

der nicht betrügt und keinen Meineid schwört. – Kehrvers<br />

Er wird Segen empfangen vom Herrn *<br />

und Heil von Gott, seinem Helfer.<br />

Das sind die Menschen, die nach ihm fragen, *<br />

die dein Antlitz suchen, Gott Jakobs. – Kehrvers<br />

Kehrvers vgl. Vers 6, ferner GL 34, 1 (VI. Ton) oder GL 1975 626, 3 (IV. Ton)<br />

oder KG 638 (VII. Ton)<br />

Ruf vor dem Evangelium vgl. Mt 24, 42a.44<br />

Halleluja. Halleluja.<br />

Seid wachsam und haltet euch bereit! Denn der Menschensohn<br />

kommt zu einer Stunde, in der ihr es nicht erwartet.<br />

Halleluja.<br />

Aus dem hl. Evangelium nach Lukas Lk 21, 1–4<br />

In jener Zeit sah Jesus, wie die Reichen ihre Gaben in den<br />

Opferkasten legten. Dabei sah er auch eine arme Witwe, die<br />

zwei kleine Münzen hineinwarf.


265<br />

Montag, 23. <strong>November</strong> · Abend<br />

Da sagte er: Wahrhaftig, ich sage euch: Diese arme Witwe hat<br />

mehr hineingeworfen als alle anderen. Denn sie alle haben nur<br />

etwas von ihrem Überfluss geopfert; diese Frau aber, die kaum<br />

das Nötigste zum Leben hat, sie hat ihren ganzen Lebensunterhalt<br />

hergegeben.<br />

Impuls zum Evangelium<br />

Geht’s noch? Geben, um anschließend zum Sozialfall zu werden.<br />

Ist doch verantwortungslos. Den Tempelschatz um ein<br />

paar jämmerliche Münzen mehren, herzlichen Glückwunsch<br />

zu dieser guten Tat. Was soll das bringen? Wem soll das nützen?<br />

Diese Frau gibt einfach alles – und Jesus gibt ihr einfach:<br />

Recht.<br />

Abendgebet<br />

O Gott, komm mir zu Hilfe.<br />

Herr, eile, mir zu helfen.<br />

Ehre sei dem Vater ... Halleluja.<br />

Innehalten am Abend<br />

Ein Dröhnen; / es ist die Wahrheit selbst / unter die Menschen<br />

getreten / mitten ins Metapherngestöber.<br />

Heute ist der 100. Geburtstag des Dichters Paul Celan.<br />

• Mitten im „als ob“, die Erfahrung von Erkennen und Wahrheit:<br />

habe ich Ähnliches selbst erlebt?<br />

• Was erwarte ich in meinem Alltag – etwas, das über diesen<br />

hinausweist?<br />

Confiteor (Seite 37) – oder – Erbarme dich (Seite 48)


Abend · Montag, 23. <strong>November</strong> 266<br />

Hymnus<br />

Psalm<br />

Niemand knetet uns wieder aus Erde und Lehm,<br />

niemand bespricht unsern Staub.<br />

Niemand.<br />

Gelobt seist du, Niemand.<br />

Dir zulieb wollen<br />

wir blühn.<br />

Dir<br />

entgegen.<br />

Ein Nichts<br />

waren wir, sind wir, werden<br />

wir bleiben, blühend:<br />

die Nichts-, die<br />

Niemandsrose.<br />

Mit<br />

dem Griffel seelenhell,<br />

dem Staubfaden himmelswüst,<br />

der Krone rot<br />

vom Purpurwort, das wir sangen,<br />

über, o über<br />

dem Dorn.<br />

Paul Celan,<br />

aus: Ders., Die Niemandsrose / Sprachgitter. Gedichte,<br />

© 1980, S. Fischer Verlag GmbH, Frankfurt am Main<br />

Psalm 40 Verse 2–9<br />

Ich hoffte, ja ich hoffte auf den Herrn. *<br />

Da neigte er sich mir zu und hörte mein Schreien.<br />

Er zog mich herauf aus der Grube des Grauens, *<br />

aus Schlamm und Morast.


267<br />

Montag, 23. <strong>November</strong> · Abend<br />

Er stellte meine Füße auf den Fels, *<br />

machte fest meine Schritte.<br />

Er legte mir ein neues Lied in den Mund, *<br />

einen Lobgesang auf ihn, unsern Gott.<br />

Viele werden es sehen, sich in Ehrfurcht neigen *<br />

und auf den Herrn vertrauen.<br />

Wohl dem Mann, der auf den Herrn sein Vertrauen setzt, *<br />

sich nicht zu den Stolzen hält noch zu treulosen Lügnern.<br />

Zahlreich sind die Wunder, die du getan hast, /<br />

und deine Pläne mit uns; *<br />

Herr, mein Gott, nichts kommt dir gleich.<br />

Wollte ich von ihnen künden und reden, *<br />

es wären mehr, als man zählen kann.<br />

An Schlacht- und Speiseopfern hast du kein Gefallen, *<br />

Brand- und Sündopfer forderst du nicht.<br />

Doch das Gehör hast du mir eingepflanzt; /<br />

darum sage ich: Ja, ich komme. *<br />

In dieser Schriftrolle steht, was an mir geschehen ist.<br />

Deinen Willen zu tun, mein Gott, macht mir Freude, *<br />

deine Weisung trag ich im Herzen.<br />

Ehre sei dem Vater ...<br />

Du unsere Hoffnung, in dich setzen wir unser Vertrauen. Lass<br />

uns auf deine Stimme hören und kommen, wenn du uns rufst.<br />

Lesung Jes 43, 1<br />

Jetzt aber – so spricht der Herr, der dich geschaffen hat, Jakob,<br />

und der dich geformt hat, Israel: Fürchte dich nicht, denn ich<br />

habe dich losgekauft, ich habe dich beim Namen gerufen, du<br />

gehörst mir.


Abend · Montag, 23. <strong>November</strong> 268<br />

Magnificat – Lobgesang Mariens<br />

Antiphon zum Magnificat:<br />

Meine Seele preise dich allezeit, Gott, du mein Retter.<br />

Fürbitten<br />

Gerade in Krisenzeiten zeigt sich, wer für sich selbst sorgt, und<br />

wer wirklich zum Teilen bereit ist. Im heutigen Evangelium lobt<br />

Jesus die Witwe, die nicht von ihrem Überfluss, sondern von<br />

der Substanz gibt. Darum bitten wir:<br />

V: Gott der Liebe, A: höre unser Rufen.<br />

– Für alle, die in der Corona-Krise das Wohl der anderen im<br />

Blick behalten haben.<br />

– Für alle, die auch heute die Not in der Welt sehen und helfen.<br />

– Für alle, die in Freiwilligendiensten zu mehr Ausgleich und<br />

Gerechtigkeit beitragen.<br />

– Für alle, die Blut spenden, Hilfsdienste für Kranke übernehmen,<br />

mit anderen teilen.<br />

– Für alle, die den Schwerkranken und Sterbenden beistehen.<br />

Vaterunser<br />

Oration<br />

Gott, unser Vater, steh deinen Dienerinnen und Dienern bei<br />

und erweise allen, die zu dir rufen, Tag für Tag deine Liebe. Du<br />

bist unser Schöpfer und der Lenker unseres Lebens. Erneuere<br />

deine Gnade in uns, damit wir dir gefallen, und erhalte, was du<br />

erneuert hast. Darum bitten wir durch Jesus Christus.<br />

Eine ruhige Nacht und ein gutes Ende<br />

gewähre uns der allmächtige Herr.<br />

Salve Regina (Seite 378)


Dienstag, 24. <strong>November</strong> <strong>2020</strong><br />

Heiliger Andreas Dung-Lac und Gefährten<br />

Andreas (um 1785–1839), der Patron Vietnams, ist ebenso wie<br />

seine Gefährten ein vietnamesischer Märtyrer. Als Sohn armer,<br />

nichtchristlicher Eltern kam er mit zwölf Jahren nach Hanoi, wo<br />

er von katholischen Katecheten erzogen wurde. Später wurde er<br />

selbst Katechet, studierte Theologie und wurde 1823 zum Priester<br />

geweiht. Bei der Christenverfolgung unter Kaiser Minh-Mang wurde<br />

er 1835 mit anderen Christen ins Gefängnis geworfen. Durch<br />

Lösegeldzahlungen seiner Gemeinde kam er frei und arbeitete unter<br />

anderem Namen in einer neuen Gemeinde. Er wurde erneut<br />

verhaftet, wiederum ausgelöst, dann aber endgültig inhaftiert, gefoltert<br />

und schließlich enthauptet. Ein ähnliches Schicksal erlitten<br />

116 andere Märtyrerinnen und Märtyrer, derer heute ebenfalls<br />

gedacht wird.<br />

Schrifttexte: Lesung: Weish 3, 1–9 oder 1 Kor 1, 17–25<br />

Evangelium: Mt 10, 17–22<br />

Namenstag: hl. Flora von Córdoba (Märtyrerin, 8. Jh.) · Johannes Leisentrit<br />

(Stiftsdekan in Bautzen, Dichter geistlicher Lieder, † 1586) · hl.<br />

Agnes Le Thi Thanh (Märtyrerin in Vietnam, † 1841)<br />

Ökumenischer Gedenktag: Johannes Oekolampad (Schweizer Reformator,<br />

1482–1531) · John Knox (schott. Reformator, 1505 [1513?]–<br />

1573)<br />

Morgengebet<br />

Herr, öffne meine Lippen.<br />

Damit mein Mund dein Lob verkünde.<br />

Ehre sei dem Vater ... Halleluja.


Morgen · Dienstag, 24. <strong>November</strong> 270<br />

Hymnus<br />

In Jubel, Herr, wir dich erheben<br />

ob deiner Zeugen Herrlichkeit,<br />

die ihre Seele und ihr Leben<br />

dir treu bis in den Tod geweiht.<br />

Du warst ihr Glaube, Jesus Christ,<br />

du warst ihr Glaube und ihr höchstes Gut:<br />

Um deinetwillen gaben sie ihr Blut.<br />

Ihr Leben haben sie verloren,<br />

zur Erde fiel es samengleich.<br />

Aus ihrem Blute sind geboren<br />

die neuen Zeugen für dein Reich.<br />

Wie lautres Gold sind sie geprüft,<br />

wie lautres Gold nahm sie der Herr zu sich,<br />

als ein vollkommen Opfer ewiglich.<br />

O selig, die den Kampf vollendet,<br />

die sich bewährt bis in den Tod.<br />

Ihr Trauern hat der Herr gewendet,<br />

des Lebens Kranz er ihnen bot.<br />

Mit ihrem Herrn, den sie geliebt,<br />

mit ihrem Herrn, dem sie gefolgt im Leid,<br />

stehn sie als Sieger in der Ewigkeit.<br />

Neues Stundenbuch<br />

Psalm 37 Verse 12–29<br />

Der Frevler sinnt auf Ränke gegen den Gerechten *<br />

und knirscht gegen ihn mit den Zähnen.<br />

Der Herr verlacht ihn, *<br />

denn er sieht, dass sein Tag kommt.<br />

Die Frevler zücken das Schwert *<br />

und spannen ihren Bogen;<br />

sie wollen den Schwachen und Armen fällen *<br />

und alle hinschlachten, die den rechten Weg gehn.


271<br />

Dienstag, 24. <strong>November</strong> · Morgen<br />

Ihr Schwert dringe in ihr eigenes Herz, *<br />

und ihre Bogen sollen zerbrechen.<br />

Besser das Wenige, das der Gerechte besitzt, *<br />

als der Überfluss vieler Frevler.<br />

Denn die Arme der Frevler werden zerschmettert, *<br />

doch die Gerechten stützt der Herr.<br />

Der Herr kennt die Tage der Bewährten, *<br />

ihr Erbe hat ewig Bestand.<br />

In bösen Zeiten werden sie nicht zuschanden, *<br />

sie werden satt in den Tagen des Hungers.<br />

Doch die Frevler gehen zugrunde, /<br />

die Feinde des Herrn sind wie die Pracht der Auen: *<br />

sie schwinden dahin, wie Rauch schwinden sie hin.<br />

Der Frevler muss borgen und kann nicht bezahlen, *<br />

doch freigebig schenkt der Gerechte.<br />

Denn wen der Herr segnet, der wird das Land besitzen, *<br />

aber wen er verflucht, der wird ausgetilgt.<br />

Der Herr festigt die Schritte des Mannes, *<br />

er hat Gefallen an seinem Weg.<br />

Auch wenn er strauchelt, stürzt er nicht hin; *<br />

denn der Herr hält ihn fest an der Hand.<br />

Einst war ich jung, nun bin ich alt, /<br />

nie sah ich einen Gerechten verlassen *<br />

noch seine Kinder betteln um Brot.<br />

Allzeit ist er mildtätig, gern leiht er aus, *<br />

seine Kinder werden zum Segen.<br />

Meide das Böse und tu das Gute, *<br />

so bleibst du wohnen für immer.<br />

Denn der Herr liebt das Recht *<br />

und verlässt seine Frommen nicht.<br />

Doch das Geschlecht der Frevler wird ausgetilgt, *<br />

sie werden für immer vernichtet.


Morgen · Dienstag, 24. <strong>November</strong> 272<br />

Die Gerechten werden das Land besitzen *<br />

und darin wohnen für alle Zeiten.<br />

Ehre sei dem Vater ...<br />

Du, Gott, kennst das Leben der Deinen. Segne ihr Erbe und lass<br />

wachsen, was sie gesät haben.<br />

Lesung Jes 25, 8<br />

Gott beseitigt den Tod für immer. Gott, der Herr, wischt die<br />

Tränen ab von jedem Gesicht. Auf der ganzen Erde nimmt<br />

er von seinem Volk die Schande hinweg.<br />

Benedictus – Lobgesang des Zacharias<br />

Antiphon zum Benedictus:<br />

Selig, die Verfolgung leiden für die Gerechtigkeit; denn ihrer ist<br />

das Himmelreich.<br />

Bitten<br />

Christus Jesus, du hast uns zu den Menschen gesandt. Wir bitten<br />

dich:<br />

A: Erfülle uns mit deiner Güte.<br />

– Wohne in uns, dass wir aus deiner Kraft leben.<br />

– Stärke uns, dass wir den Menschen Halt sein können.<br />

– Gib uns Geduld, dass wir bestehen, wenn wir in Bedrängnis<br />

geraten.<br />

Vaterunser<br />

Oration<br />

Gott, du Quell und Ursprung aller Vaterschaft, du hast dem<br />

heiligen Märtyrer Andreas und seinen Gefährten die Kraft gegeben,<br />

dem Kreuz deines Sohnes bis zur Hingabe ihres Lebens<br />

treu zu sein. Auf ihre Fürsprache lass uns deine Liebe unter den


273<br />

Dienstag, 24. <strong>November</strong> · Eucharistie<br />

Brüdern und Schwestern verbreiten, damit wir deine Kinder<br />

genannt werden und es in Wahrheit sind. Darum bitten wir<br />

durch Jesus Christus.<br />

Der barmherzige Gott behüte unser Leben,<br />

er gebe uns Gesundheit an Leib und Seele<br />

und schenke uns sein Heil.<br />

Texte zur Eucharistiefeier<br />

Tagesgebet (Oration des Morgengebetes)<br />

Lesung aus der Offenbarung des Johannes Offb 14, 14–19<br />

Ich, Johannes, sah eine weiße Wolke. Auf der Wolke thronte<br />

einer, der wie ein Menschensohn aussah. Er trug einen goldenen<br />

Kranz auf dem Haupt und eine scharfe Sichel in der Hand.<br />

Und ein anderer Engel kam aus dem Tempel und rief dem,<br />

der auf der Wolke saß, mit lauter Stimme zu: Schick deine Sichel<br />

aus, und ernte! Denn die Zeit zu ernten ist gekommen: Die<br />

Frucht der Erde ist reif geworden. Und der, der auf der Wolke<br />

saß, schleuderte seine Sichel über die Erde, und die Erde wurde<br />

abgeerntet.<br />

Und ein anderer Engel trat aus dem himmlischen Tempel.<br />

Auch er hatte eine scharfe Sichel.<br />

Vom Altar her kam noch ein anderer Engel, der die Macht<br />

über das Feuer hatte. Dem, der die scharfe Sichel trug, rief er<br />

mit lauter Stimme zu: Schick deine scharfe Sichel aus, und ernte<br />

die Trauben vom Weinstock der Erde! Seine Beeren sind reif<br />

geworden.<br />

Da schleuderte der Engel seine Sichel auf die Erde, erntete<br />

den Weinstock der Erde ab und warf die Trauben in die große<br />

Kelter des Zornes Gottes.


Eucharistie · Dienstag, 24. <strong>November</strong> 274<br />

Antwortpsalm Ps 96, 10–13<br />

Kehrvers:<br />

Der Herr wird kommen, um die Erde zu richten.<br />

Verkündet bei den Völkern: *<br />

Der Herr ist König.<br />

Den Erdkreis hat er gegründet, sodass er nicht wankt. *<br />

Er richtet die Nationen so, wie es recht ist. – Kehrvers<br />

Der Himmel freue sich, die Erde frohlocke, *<br />

es brause das Meer und alles, was es erfüllt.<br />

Es jauchze die Flur und was auf ihr wächst. *<br />

Jubeln sollen alle Bäume des Waldes. – Kehrvers<br />

Jubeln sollen alle vor dem Herrn, wenn er kommt, *<br />

wenn er kommt, um die Erde zu richten.<br />

Er richtet den Erdkreis gerecht *<br />

und die Nationen nach seiner Treue. – Kehrvers<br />

Kehrvers vgl. Vers 13ab, ferner GL 518 · GL 1975 191, 1 · KG 400 (VII. Ton)<br />

Ruf vor dem Evangelium <br />

Offb 2, 8b.10c<br />

Halleluja. Halleluja.<br />

So spricht Er, der Erste und der Letzte: Sei treu bis in den Tod;<br />

dann werde ich dir den Kranz des Lebens geben.<br />

Halleluja.<br />

Aus dem hl. Evangelium nach Lukas Lk 21, 5–11<br />

In jener Zeit, als einige darüber sprachen, dass der Tempel<br />

mit schönen Steinen und Weihegeschenken geschmückt sei,<br />

sagte Jesus:<br />

Es wird eine Zeit kommen, da wird von allem, was ihr hier<br />

seht, kein Stein auf dem andern bleiben; alles wird niedergerissen<br />

werden.<br />

Sie fragten ihn: Meister, wann wird das geschehen, und an<br />

welchem Zeichen wird man erkennen, dass es beginnt?


275<br />

Dienstag, 24. <strong>November</strong> · Eucharistie<br />

Er antwortete: Gebt acht, dass man euch nicht irreführt!<br />

Denn viele werden unter meinem Namen auftreten und sagen:<br />

Ich bin es!, und: Die Zeit ist da. – Lauft ihnen nicht nach!<br />

Und wenn ihr von Kriegen und Unruhen hört, lasst euch dadurch<br />

nicht erschrecken! Denn das muss als erstes geschehen;<br />

aber das Ende kommt noch nicht sofort.<br />

Dann sagte er zu ihnen: Ein Volk wird sich gegen das andere<br />

erheben und ein Reich gegen das andere. Es wird gewaltige Erdbeben<br />

und an vielen Orten Seuchen und Hungersnöte geben;<br />

schreckliche Dinge werden geschehen, und am Himmel wird<br />

man gewaltige Zeichen sehen.<br />

Impuls zum Evangelium<br />

„Sag mir quando, sag mir wann“, heißt es in einem Schlager<br />

aus den 50er-Jahren des 20. Jahrhunderts. Sehnsüchtig erhofftes<br />

Wiedersehen, und die verliebte Aufforderung „Sag mir<br />

quando, sag mir wann, / ich dich wiedersehen kann“; ein echter<br />

Ohrwurm. „Sag mir quando, quando, quando!“ Um das<br />

„Quando“, das „Wann“, geht es auch im heutigen Abschnitt<br />

des Lukas-Evangeliums: Wann wird all das geschehen? Wann<br />

die große Umwälzung? Wann der ersehnte Abschied von einer<br />

bedrückenden alten Welt? Wann das große Wiedersehn?<br />

Dieses „Wann“ hat die lukanischen Gemeinden umgetrieben.<br />

Doch Jesus weist die Frage nach Daten und Fristen, die Bitte<br />

um Zeichen und Zeiten, ausdrücklich zurück. Spekulationen<br />

sind nicht nur sinnlos, sie bergen vor allem die Gefahr, sich in<br />

todsicheren Berechnungen zu versteigen und zu vermauern.<br />

Dies nämlich wäre der Tod der Liebe und aller Lebendigkeit.<br />

Aller Sehnsucht. Der Menschensohn Jesus selbst, so gibt das<br />

heutige Evangelium zu verstehen, ist das Zeichen, das einzige.<br />

Ein anderes gibt es nicht. Nur dieses ist uns gegeben. Jesu Tod<br />

gibt uns ein Zeichen, ein Lebenszeichen. Wann lesen – und<br />

wann leben wir es?


Abend · Dienstag, 24. <strong>November</strong> 276<br />

Abendgebet<br />

O Gott, komm mir zu Hilfe.<br />

Herr, eile, mir zu helfen.<br />

Ehre sei dem Vater ... Halleluja.<br />

Innehalten am Abend<br />

Die Freiheit „hat“ man nicht – wie irgendetwas, das man auch<br />

verlieren kann –, sondern die Freiheit „bin ich“.<br />

Viktor Emil Frankl (österreichischer Psychiater und Therapeut, 1905–1997)<br />

• Wie viel Freiheit will ich überhaupt haben?<br />

• Wie frei bin ich, frei zu sein?<br />

Confiteor (Seite 37) – oder – Erbarme dich (Seite 48)<br />

Hymnus<br />

Ich glaub an Gott in aller Not,<br />

auf Gott mein Hoffnung baue.<br />

Ich liebe Gott bis in den Tod,<br />

auf diese Lieb vertraue.<br />

Jesu, dir leb ich, Jesu, dir sterb ich,<br />

dein bin ich tot und lebendig!<br />

Das Heil allein kann sicher sein<br />

in meines Jesu Wunden,<br />

in deinem Tod, o liebster Gott,<br />

das Leben wird gefunden.<br />

Jesu, dir leb ich ...<br />

Ein büßend Herz in Reu und Schmerz<br />

soll nimmermehr verzagen;<br />

durch wahre Reu von Sünden frei,<br />

darf ich zu Jesu sagen:<br />

Jesu, dir leb ich ...


277<br />

Am letzten End in deine Hand<br />

will ich mein Seel aufgeben;<br />

o Jesu mein, nun bin ich dein,<br />

gib mir das ewge Leben.<br />

Jesu, dir leb ich ...<br />

Dienstag, 24. <strong>November</strong> · Abend<br />

Darmstadt 1724<br />

GL 817 (Anhang Köln)<br />

Psalm 119 <br />

Verse 49–56 Sajin<br />

Denk an das Wort für deinen Knecht, *<br />

durch das du mir Hoffnung gabst.<br />

Das ist mein Trost im Elend: *<br />

Deine Verheißung spendet mir Leben.<br />

Frech verhöhnen mich die Stolzen; *<br />

ich aber weiche nicht ab von deiner Weisung.<br />

Denke ich an deine Urteile seit alter Zeit, *<br />

Herr, dann bin ich getröstet.<br />

Zorn packt mich wegen der Frevler, *<br />

weil sie deine Weisung missachten.<br />

Zum Lobgesang wurden mir deine Gesetze *<br />

im Haus meiner Pilgerschaft.<br />

In der Nacht denke ich, Herr, an deinen Namen; *<br />

ich will deine Weisung beachten.<br />

Deine Befehle zu befolgen *<br />

ist das Glück, das mir zufiel.<br />

Ehre sei dem Vater ...<br />

Ewiger Gott, dein Knecht ist auch in tiefster Verlassenheit nicht<br />

von deiner Weisung abgewichen. Wenn wir in Bedrängnis geraten,<br />

weil wir deinen Weg befolgen, gib uns Hoffnung durch<br />

dein Wort.


Abend · Dienstag, 24. <strong>November</strong> 278<br />

Lesung 2 Tim 2, 10–12a<br />

Alles erdulde ich um der Auserwählten willen, damit auch sie<br />

das Heil in Christus Jesus und die ewige Herrlichkeit erlangen.<br />

Das Wort ist glaubwürdig: Wenn wir mit Christus gestorben<br />

sind, werden wir auch mit ihm leben; wenn wir standhaft<br />

bleiben, werden wir auch mit ihm herrschen.<br />

Magnificat – Lobgesang Mariens<br />

Antiphon zum Magnificat:<br />

Im Himmel freuen sich die Gerechten, die dem Herrn gefolgt<br />

sind. Aus Liebe zu Christus vergossen sie ihr Blut. Nun herrschen<br />

sie mit ihm auf ewig.<br />

Fürbitten<br />

Barmherziger Vater, du stehst allen bei, die deinen Namen anrufen.<br />

Wir bitten dich:<br />

A: Befreie uns von Unterdrückung und Krieg.<br />

Sieh auf die Menschen in Südostasien;<br />

– lass die verschiedenen Bevölkerungsgruppen zu einem friedlichen<br />

Miteinander finden.<br />

Auch heute hat die Kirche in der sozialistischen Volksrepublik<br />

Vietnam keinen leichten Stand;<br />

– hilf den Gläubigen im Land des heiligen Andreas Dung-Lac,<br />

trotz staatlicher Repressalien deine Liebe zu verkünden.<br />

Viele Vietnamesen sind als Geflüchtete nach Europa gekommen;<br />

– gib ihnen in unseren Ländern eine neue, sichere Heimat.<br />

Noch immer trauern in Vietnam Menschen um ihre Angehörigen,<br />

die im langjährigen Krieg getötet wurden;<br />

– tröste die Verwaisten und vereine die Getrennten in deinem<br />

Reich.<br />

Vaterunser


279<br />

Dienstag, 24. <strong>November</strong> · Abend<br />

Oration<br />

Gott, du Quell und Ursprung aller Vaterschaft, du hast dem<br />

heiligen Märtyrer Andreas und seinen Gefährten die Kraft gegeben,<br />

dem Kreuz deines Sohnes bis zur Hingabe ihres Lebens<br />

treu zu sein. Auf ihre Fürsprache lass uns deine Liebe unter den<br />

Brüdern und Schwestern verbreiten, damit wir deine Kinder<br />

genannt werden und es in Wahrheit sind. Darum bitten wir<br />

durch Jesus Christus.<br />

Der Gott aller Gnade,<br />

der uns in Christus zu seiner ewigen Herrlichkeit berufen hat,<br />

stärke, erhalte und vollende uns.<br />

Sein ist die Herrschaft in Ewigkeit.<br />

Salve Regina (Seite 378)


Mittwoch, 25. <strong>November</strong> <strong>2020</strong><br />

Heilige Katharina von Alexandria<br />

Katharina soll um 300 unter Kaiser Maxentius in Alexandria das<br />

Martyrium erlitten haben. Mit der hl. Barbara und der hl. Margareta<br />

gehört sie zu den „Drei heiligen Jungfrauen“. Außerdem zählt<br />

sie zu den Vierzehn Nothelfern. Von ihrem Leben und Sterben weiß<br />

man nur aus Legenden. Sie soll eine reiche, schöne und hochgebildete<br />

Frau gewesen sein, die sich mutig bei Kaiser Maxentius für die<br />

Christen eingesetzt habe. Die Legende erzählt weiter, der Kaiser<br />

habe die wortgewandte junge Frau, die sich weigerte, den Götzen<br />

zu opfern, in einem Disput gegen 50 heidnische Philosophen antreten<br />

lassen. Katharina sei dabei so überzeugend aufgetreten, dass die<br />

heidnischen Gelehrten sich allesamt zum Glauben bekehrt hätten<br />

und deshalb getötet worden seien. Katharina selbst habe der Kaiser<br />

foltern und schließlich enthaupten lassen. Dann seien Engel gekommen,<br />

berichtet die Legende, und hätten sie zum Sinai getragen. Dort<br />

wurde später das weltberühmte Katharinenkloster erbaut.<br />

Schrifttexte: Lesung: Röm 5, 1–5; Evangelium: Lk 9, 23–26<br />

Namenstag: sel. Egbert von Münsterschwarzach (Abt, † 1076) · sel.<br />

Elisabeth von Reute (Franziskaner-Terziarin, † 1420)<br />

Morgengebet<br />

Herr, öffne meine Lippen.<br />

Damit mein Mund dein Lob verkünde.<br />

Hymnus<br />

Jesu, meine Freude,<br />

meines Herzens Weide,<br />

Jesu, meine Zier:<br />

ach, wie lang, ach lange<br />

Ehre sei dem Vater ... Halleluja.


281<br />

Mittwoch, 25. <strong>November</strong> · Morgen<br />

ist dem Herzen bange<br />

und verlangt nach dir!<br />

Gottes Lamm, mein Bräutigam,<br />

außer dir soll mir auf Erden<br />

nichts sonst Liebers werden.<br />

Unter deinem Schirmen<br />

bin ich vor den Stürmen<br />

aller Feinde frei.<br />

Lass den Satan wettern,<br />

lass die Welt erzittern,<br />

mir steht Jesus bei.<br />

Ob es jetzt gleich kracht und blitzt,<br />

ob gleich Sünd und Hölle schrecken,<br />

Jesus will mich decken.<br />

Trotz dem alten Drachen,<br />

Trotz dem Todesrachen,<br />

Trotz der Furcht dazu!<br />

Tobe, Welt, und springe;<br />

ich steh hier und singe<br />

in gar sichrer Ruh.<br />

Gottes Macht hält mich in Acht,<br />

Erd und Abgrund muss verstummen,<br />

ob sie noch so brummen.<br />

Johann Franck 1653 – EG 396, Strophen 1–3<br />

Psalm 39 Verse 2–6<br />

Ich sagte: „Ich will auf meine Wege achten, *<br />

damit ich nicht sündige mit meiner Zunge.<br />

Ich lege meinem Mund einen Zaum an, *<br />

solange der Frevler vor mir steht.“<br />

So blieb ich stumm und still; /<br />

ich schwieg, vom Glück verlassen, *<br />

doch mein Schmerz war aufgerührt.


Morgen · Mittwoch, 25. <strong>November</strong> 282<br />

Heiß wurde mir das Herz in der Brust, /<br />

bei meinem Grübeln entbrannte ein Feuer; *<br />

da musste ich reden:<br />

„Herr, tu mir mein Ende kund und die Zahl meiner Tage! *<br />

Lass mich erkennen, wie sehr ich vergänglich bin!<br />

Du machtest meine Tage nur eine Spanne lang, /<br />

meine Lebenszeit ist vor dir wie ein Nichts. *<br />

Ein Hauch nur ist jeder Mensch.“<br />

Ehre sei dem Vater ...<br />

Treuer Gott, wenn wir nicht mehr weiterwissen, mach du unsere<br />

Herzen brennen. Hilf uns auf durch deinen Geist, lass uns<br />

spüren, dass unser Leben in deinen Händen ruht.<br />

Lesung Röm 8, 35.37<br />

Was kann uns scheiden von der Liebe Christi? Bedrängnis<br />

oder Not oder Verfolgung, Hunger oder Kälte, Gefahr<br />

oder Schwert? All das überwinden wir durch den, der uns geliebt<br />

hat.<br />

Benedictus – Lobgesang des Zacharias<br />

Antiphon zum Benedictus:<br />

Dienet dem Herrn in Heiligkeit, denn er befreit uns aus der<br />

Hand unserer Feinde.<br />

Bitten<br />

Du Unbegreiflicher, alle bloß menschliche Weisheit verblasst<br />

vor dir. Wir bitten dich:<br />

A: Mach uns Mut, dir ganz zu vertrauen.<br />

– Wo nach unseren Maßstäben jeder weitere Einsatz fruchtlos<br />

bleiben muss.<br />

– Wo wir vor einer schweren Aufgabe am liebsten die Flucht<br />

ergreifen möchten.


283<br />

Mittwoch, 25. <strong>November</strong> · Eucharistie<br />

– Wo uns Rückschläge und Enttäuschungen das Weitergehen<br />

erschweren.<br />

Vaterunser<br />

Oration<br />

Gütiger Gott, lass es hellen Tag werden in unserem Herzen,<br />

damit wir nicht in die Irre gehen, sondern auf dem Weg deiner<br />

Gebote bleiben. Darum bitten wir durch Jesus Christus.<br />

Der Herr segne uns, er bewahre uns vor Unheil<br />

und führe uns zum ewigen Leben.<br />

Texte zur Eucharistiefeier<br />

Tagesgebet<br />

Gütiger Gott, wir verehren den Namen Jesu, deines Sohnes,<br />

und danken dir, dass du uns durch ihn gerettet hast. Lass uns<br />

schon in diesem Leben die Seligkeit verkosten, die aus diesem<br />

Namen kommt, und einst in deinem Vaterhaus die Fülle der<br />

Freude empfangen, die er verheißt. Darum bitten wir durch Jesus<br />

Christus.<br />

Lesung aus der Offenbarung des Johannes Offb 15, 1–4<br />

Ich, Johannes, sah ein anderes Zeichen am Himmel, groß und<br />

wunderbar. Ich sah sieben Engel mit sieben Plagen, den sieben<br />

letzten; denn in ihnen erreicht der Zorn Gottes sein Ende.<br />

Dann sah ich etwas, das einem gläsernen Meer glich und mit<br />

Feuer durchsetzt war. Und die Sieger über das Tier, über sein<br />

Standbild und über die Zahl seines Namens standen auf dem<br />

gläsernen Meer und trugen die Harfen Gottes. Sie sangen das<br />

Lied des Mose, des Knechtes Gottes, und das Lied zu Ehren des<br />

Lammes:


Eucharistie · Mittwoch, 25. <strong>November</strong> 284<br />

Groß und wunderbar sind deine Taten, Herr, Gott und Herrscher<br />

über die ganze Schöpfung. Gerecht und zuverlässig sind<br />

deine Wege, du König der Völker. Wer wird dich nicht fürchten,<br />

Herr, wer wird deinen Namen nicht preisen? Denn du allein<br />

bist heilig: Alle Völker kommen und beten dich an; denn deine<br />

gerechten Taten sind offenbar geworden.<br />

Antwortpsalm Ps 98, 1–4.7–9<br />

Kehrvers:<br />

Groß und wunderbar sind deine Taten, Herr.<br />

Singet dem Herrn ein neues Lied; *<br />

denn er hat wunderbare Taten vollbracht.<br />

Er hat mit seiner Rechten geholfen *<br />

und mit seinem heiligen Arm. – Kehrvers<br />

Der Herr hat sein Heil bekannt gemacht *<br />

und sein gerechtes Wirken enthüllt vor den Augen der Völker.<br />

Er dachte an seine Huld *<br />

und an seine Treue zum Hause Israel. – Kehrvers<br />

Alle Enden der Erde *<br />

sahen das Heil unsres Gottes.<br />

Jauchzt vor dem Herrn, alle Länder der Erde, *<br />

freut euch, jubelt und singt! – Kehrvers<br />

Es brause das Meer und alles, was es erfüllt, *<br />

der Erdkreis und seine Bewohner.<br />

In die Hände klatschen sollen die Ströme, *<br />

die Berge sollen jubeln im Chor. – Kehrvers<br />

Jubeln sollen alle vor dem Herrn, wenn er kommt, *<br />

um die Erde zu richten.<br />

Er richtet den Erdkreis gerecht, *<br />

die Nationen so, wie es recht ist. – Kehrvers<br />

Kehrvers siehe Offb 15, 3b, ferner GL 401 · GL 1975 496 · KG 85, 7<br />

oder GL 1975 231 (VI. Ton)


285<br />

Mittwoch, 25. <strong>November</strong> · Eucharistie<br />

Ruf vor dem Evangelium <br />

Offb 2, 8b.10c<br />

Halleluja. Halleluja.<br />

So spricht Er, der Erste und der Letzte: Sei treu bis in den Tod;<br />

dann werde ich dir den Kranz des Lebens geben.<br />

Halleluja.<br />

Aus dem hl. Evangelium nach Lukas Lk 21, 12–19<br />

In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Man wird euch<br />

festnehmen und euch verfolgen. Man wird euch um meines<br />

Namens willen den Gerichten der Synagogen übergeben,<br />

ins Gefängnis werfen und vor Könige und Statthalter bringen.<br />

Dann werdet ihr Zeugnis ablegen können.<br />

Nehmt euch fest vor, nicht im Voraus für eure Verteidigung<br />

zu sorgen; denn ich werde euch die Worte und die Weisheit eingeben,<br />

sodass alle eure Gegner nicht dagegen ankommen und<br />

nichts dagegen sagen können.<br />

Sogar eure Eltern und Geschwister, eure Verwandten und<br />

Freunde werden euch ausliefern, und manche von euch wird<br />

man töten. Und ihr werdet um meines Namens willen von allen<br />

gehasst werden. Und doch wird euch kein Haar gekrümmt<br />

werden. Wenn ihr standhaft bleibt, werdet ihr das Leben gewinnen.<br />

Impuls zum Evangelium<br />

Festnahmen und Verfolgung sagt Jesus seinen Jüngern und Jüngerinnen<br />

voraus. Wenn mir das jemand bescheinigen würde,<br />

ich hätte keine ruhige Minute mehr. Heute gibt es neue Formen<br />

von Verfolgung: in den sogenannte sozialen Netzwerken<br />

an den Pranger gestellt, durch heimliche Tonmitschnitte oder<br />

Filme bloßgestellt, mit Hass und Häme überzogen werden. Das<br />

sind beängstigende Vorstellungen, und wohl niemand kann vor<br />

Neid, enthemmter Wut, Rachsucht oder bloßer Lust am Quälen<br />

und Entwerten sicher sein. Die Täter jedoch können sicher sein,<br />

sie bleiben ja in der Anonymität. Internet-Burka sagt man dazu


Abend · Mittwoch, 25. <strong>November</strong> 286<br />

heute, ein vielleicht zu harmloses Wort. Bedrohlich wurde die<br />

Lage zur Zeit des Lukas für die jungen Christus-Gemeinschaften.<br />

Verfolgung drohte, durch eine auf klare Kante bedachte,<br />

schwer geprüfte Synagoge, durch opportunistische politische<br />

Führer, durch Könige von Roms Gnaden. Was wird denen blühen,<br />

die sich zum Christus Jesus bekennen? Bis zur Mission des<br />

Paulus war die Christus-Gemeinde mit der Synagoge verbunden<br />

gewesen. Nach der Trennung verlieren die jüdischen Christus-<br />

Gemeinden die rechtliche Anerkennung als „collegia licita“,<br />

erlaubte Vereine. Der Synagoge der Spaltung und Blasphemie<br />

verdächtig, vom Römischen Reich misstrauisch als Staatsfeinde<br />

beäugt, wie kann man das überleben? Wie kann man da leben?<br />

Jesus erinnert an die Weisheit, die in ihm selbst Wohnung genommen<br />

hat. Gottes Weisheit wird in der Bedrängnis aus den<br />

Bedrängten reden, sie tröstend unter ihre Fittiche nehmen und<br />

die Leblosen, Mutlosen, Atemlosen mit neuem Atem begaben.<br />

Abendgebet<br />

O Gott, komm mir zu Hilfe.<br />

Herr, eile, mir zu helfen.<br />

Ehre sei dem Vater ... Halleluja.<br />

Innehalten am Abend<br />

Je weiser und mächtiger ein Meister ist, umso unmittelbarer<br />

kommt sein Werk zustande, und umso einfacher ist es.<br />

Meister Eckhart (auch Eckehart, Eckhart von Hochheim; Theologe,<br />

Philosoph und Mystiker, 1260–1328)<br />

• Weisheit und Einfachheit, bei wem gehen sie zusammen?<br />

• Macht und Weisheit, bei wem finde ich beides?<br />

Confiteor (Seite 37) – oder – Erbarme dich (Seite 48)


287<br />

Mittwoch, 25. <strong>November</strong> · Abend<br />

Hymnus<br />

Weg mit allen Schätzen;<br />

du bist mein Ergötzen,<br />

Jesu, meine Lust.<br />

Weg, ihr eitlen Ehren,<br />

ich mag euch nicht hören,<br />

bleibt mir unbewusst!<br />

Elend, Not, Kreuz, Schmach und Tod<br />

soll mich, ob ich viel muss leiden,<br />

nicht von Jesus scheiden.<br />

Gute Nacht, o Wesen,<br />

das die Welt erlesen,<br />

mir gefällst du nicht.<br />

Gute Nacht, ihr Sünden,<br />

bleibet weit dahinten,<br />

kommt nicht mehr ans Licht!<br />

Gute Nacht, du Stolz und Pracht;<br />

dir sei ganz, du Lasterleben,<br />

gute Nacht gegeben.<br />

Weicht, ihr Trauergeister,<br />

denn mein Freudenmeister,<br />

Jesus, tritt herein.<br />

Denen, die Gott lieben,<br />

muss auch ihr Betrüben<br />

lauter Freude sein.<br />

Duld ich schon hier Spott und Hohn,<br />

dennoch bleibst du auch im Leide,<br />

Jesu, meine Freude.<br />

Johann Franck 1653 – EG 396, Strophen 4–6<br />

Psalm 39 Verse 7–14<br />

Nur wie ein Schatten geht der Mensch einher, /<br />

um ein Nichts macht er Lärm. *<br />

Er rafft zusammen und weiß nicht, wer es einheimst.


Abend · Mittwoch, 25. <strong>November</strong> 288<br />

Und nun, Herr, worauf soll ich hoffen? *<br />

Auf dich allein will ich harren.<br />

Entreiß mich allen, die mir Unrecht tun, *<br />

und überlass mich nicht dem Spott der Toren!<br />

Ich bin verstummt, ich tue den Mund nicht mehr auf. *<br />

Denn so hast du es gefügt.<br />

Nimm deine Plage weg von mir! *<br />

Unter der Wucht deiner Hand vergehe ich.<br />

Du strafst und züchtigst den Mann wegen seiner Schuld, /<br />

du zerstörst seine Anmut wie Motten das Kleid, *<br />

ein Hauch nur ist jeder Mensch.<br />

Hör mein Gebet, Herr, vernimm mein Schreien, *<br />

schweig nicht zu meinen Tränen!<br />

Denn ich bin nur ein Gast bei dir, *<br />

ein Fremdling wie all meine Väter.<br />

Wende dein strafendes Auge ab von mir, /<br />

sodass ich heiter blicken kann, *<br />

bevor ich dahinfahre und nicht mehr da bin.<br />

Ehre sei dem Vater ...<br />

Unter Menschen, die nur vordergründiges Glück interessiert,<br />

fühlen wir uns wie Fremde. Gott, unsere Hoffnung, gib uns<br />

Heimat bei dir, lass uns nicht verzagen.<br />

Lesung 1 Petr 5, 5b–7<br />

Begegnet einander in Demut. Denn Gott tritt den Stolzen entgegen,<br />

den Demütigen aber schenkt er seine Gnade. Beugt<br />

euch also in Demut unter die mächtige Hand Gottes, damit er<br />

euch erhöht, wenn die Zeit gekommen ist. Werft alle eure Sorge<br />

auf ihn, denn er kümmert sich um euch.


289<br />

Mittwoch, 25. <strong>November</strong> · Abend<br />

Nunc dimittis – Lobgesang des Simeon<br />

Antiphon zum Nunc dimittis:<br />

Sei unser Heil, o Herr, wenn wir wachen, und unser Schutz,<br />

wenn wir schlafen; damit wir wachen mit Christus und ruhen<br />

in seinem Frieden.<br />

Fürbitten<br />

Lasst uns beten zu unserem gekreuzigten Herrn Jesus Christus:<br />

A: Kyrie, eleison.<br />

– Für alle, die an einer schweren Krankheit leiden, und für die,<br />

die ihnen beistehen.<br />

– Für alle, die verbittert und zynisch geworden sind.<br />

– Für alle, die unter Machtmissbrauch leiden.<br />

– Für alle, die Hass und Zwietracht schüren.<br />

– Für alle, die heute ungetröstet verstorben sind.<br />

Vaterunser<br />

Oration<br />

Herr Jesus Christus, du bist gütig und von Herzen demütig. Das<br />

Joch, das du denen auflegst, die dir nachfolgen, ist nicht drückend,<br />

und deine Last ist leicht. Nimm gnädig an, was wir uns<br />

heute vorgenommen und was wir vollbracht haben. Erneuere<br />

uns durch die Ruhe der Nacht und mache uns morgen eifriger<br />

in deinem Dienst. Der du lebst und herrschest in alle Ewigkeit.<br />

Eine ruhige Nacht und ein gutes Ende<br />

gewähre uns der allmächtige Herr.<br />

Salve Regina (Seite 378)


Donnerstag, 26. <strong>November</strong> <strong>2020</strong><br />

Heiliger Konrad und heiliger Gebhard<br />

Konrad und Gebhard waren Bischöfe von Konstanz, die gegen<br />

Ende des ersten Jahrtausends lebten.<br />

Konrad (um 900–975) stammte aus dem Welfengeschlecht. Seine<br />

geistliche Ausbildung erhielt er an der Domschule zu Konstanz.<br />

934 wurde er zum Bischof von Konstanz geweiht. An der Weihe<br />

nahm der hl. Ulrich von Augsburg teil, mit dem ihn eine lebenslange<br />

Freundschaft verband. Konrad verwaltete sein Bistum klug und<br />

besonnen. Einen großen Teil seines Vermögens gab er zur Einrichtung<br />

von Kirchen und Hospitälern aus. Dreimal machte er eine Pilgerreise<br />

nach Rom. Er starb nach mehr als vierzigjähriger Amtszeit.<br />

Gebhard II. von Konstanz (949–995) war einer seiner Nachfolger.<br />

Auch er erhielt seine Ausbildung an der Domschule zu Konstanz.<br />

979 wurde er dort Bischof. Er war sehr besorgt um die arme<br />

Bevölkerung des Schwarzwalds. 983 gründete er die Benediktinerabtei<br />

Petershausen, die er reichlich mit Gütern ausstattete. In dieser<br />

Abtei wurde er später bestattet.<br />

Schrifttexte: Lesung: Sir 44, 1–2.3b–4.7.10.14–15; Evangelium:<br />

Lk 10, 1–9<br />

Namenstag: sel. Ida von Köln (Äbtissin, † um 1060) · sel. Albert von<br />

Oberaltaich (Adalbert, Benediktiner, † 1311)<br />

Morgengebet<br />

Herr, öffne meine Lippen.<br />

Damit mein Mund dein Lob verkünde.<br />

Ehre sei dem Vater ... Halleluja.<br />

Hymnus<br />

Bleib in unsrer Mitte in der schweren Zeit.<br />

Bleib bei uns, sei bei uns, in unsrer Mitte bleib.


291<br />

Donnerstag, 26. <strong>November</strong> · Morgen<br />

Öffne unsere Augen, das Leben ist bedroht,<br />

öffne unsere Ohren, für jeden Ton der Not.<br />

Stärke unsern Glauben an dich und deine Welt,<br />

nähre unsere Hoffnung, die uns zusammenhält.<br />

Höre unsre Bitte, schenk du uns deinen Geist,<br />

lenke unsre Schritte zum Weg, der Frieden heißt.<br />

Bleib in unsrer Mitte in der schweren Zeit.<br />

Bleib bei uns, sei bei uns, in unsrer Mitte bleib.<br />

Text: Hans-Jürgen Netz, Musik: Christoph Lehmann,<br />

aus: Solange die Erde noch steht, 1985,<br />

alle Rechte im tvd-Verlag Düsseldorf<br />

Psalm 81 Verse 2–17<br />

Jubelt Gott zu, er ist unsre Zuflucht; *<br />

jauchzt dem Gott Jakobs zu!<br />

Stimmt an den Gesang, schlagt die Pauke, *<br />

die liebliche Laute, dazu die Harfe!<br />

Stoßt in die Posaune am Neumond *<br />

und zum Vollmond, am Tag unsres Festes!<br />

Denn das ist Satzung für Israel, *<br />

Entscheid des Gottes Jakobs.<br />

Das hat er als Gesetz für Josef erlassen, *<br />

als Gott gegen Ägypten auszog.<br />

Eine Stimme höre ich, die ich noch nie vernahm: /<br />

Seine Schulter hab ich von der Bürde befreit, *<br />

seine Hände kamen los vom Lastkorb.<br />

Du riefst in der Not, *<br />

und ich riss dich heraus;<br />

ich habe dich aus dem Gewölk des Donners erhört, *<br />

an den Wassern von Meríba geprüft.<br />

Höre, mein Volk, ich will dich mahnen! *<br />

Israel, wolltest du doch auf mich hören!


Morgen · Donnerstag, 26. <strong>November</strong> 292<br />

Für dich gibt es keinen andern Gott. *<br />

Du sollst keinen fremden Gott anbeten.<br />

Ich bin der Herr, dein Gott,<br />

der dich heraufgeführt hat aus Ägypten. *<br />

Tu deinen Mund auf! Ich will ihn füllen.<br />

Doch mein Volk hat nicht auf meine Stimme gehört; *<br />

Israel hat mich nicht gewollt.<br />

Da überließ ich sie ihrem verstockten Herzen, *<br />

und sie handelten nach ihren eigenen Plänen.<br />

Ach, dass doch mein Volk auf mich hörte, *<br />

dass Israel gehen wollte auf meinen Wegen!<br />

Wie bald würde ich seine Feinde beugen, *<br />

meine Hand gegen seine Bedränger wenden.<br />

Alle, die den Herrn hassen, müssten Israel schmeicheln, *<br />

und das sollte für immer so bleiben.<br />

Ich würde es nähren mit bestem Weizen *<br />

und mit Honig aus dem Felsen sättigen.<br />

Ehre sei dem Vater ...<br />

Wenn wir Lasten gemeinsam tragen, Gott Israels, sind wir<br />

wahrhaft dein Volk. Nicht unsere Pläne führen uns zur Einheit,<br />

sondern deine Stimme: Gib, dass wir sie in der Bitte unserer<br />

Nächsten vernehmen.<br />

Lesung Mal 3, 20<br />

Für euch, die ihr meinen Namen fürchtet, wird die Sonne der<br />

Gerechtigkeit aufgehen, und ihre Flügel bringen Heilung.<br />

Ihr werdet hinausgehen und Freudensprünge machen wie Jungstiere,<br />

die aus dem Stall kommen – Spruch Gottes, des Herrn.<br />

Benedictus – Lobgesang des Zacharias<br />

Antiphon zum Benedictus:<br />

Lass uns, Herr, dein Heil erfahren und vergib uns unsere Sünden.


293<br />

Donnerstag, 26. <strong>November</strong> · Eucharistie<br />

Bitten<br />

Wir bekennen Jesus von Nazaret, der uns Gottes Erbarmen nahegebracht<br />

hat, als kommenden Richter. Zu ihm lasst uns rufen:<br />

A: Mach uns zu Zeugen deiner Gerechtigkeit.<br />

– Wo der Hass ein friedliches Miteinander unmöglich macht.<br />

– Wo Menschen ausgegrenzt und gedemütigt werden.<br />

– Wo Menschen mit ihrer Schuld alleingelassen werden.<br />

Vaterunser<br />

Oration<br />

Herr und Gott, du wahres Licht, gib, dass wir in der Tiefe unseres<br />

Herzens gläubig erfassen, was heilig ist, und in der Klarheit<br />

deines Lichtes diesen Tag verbringen. Darum bitten wir durch<br />

Jesus Christus.<br />

Der Herr segne uns, er bewahre uns vor Unheil<br />

und führe uns zum ewigen Leben.<br />

Texte zur Eucharistiefeier<br />

Tagesgebet<br />

Gott und Vater, dein Sohn hat allen, die sich in seinem Namen<br />

versammeln, verheißen, in ihrer Mitte zu sein. Gib, dass wir<br />

seine Gegenwart erfahren, schenke uns dein Erbarmen und<br />

deinen Frieden und segne unser Bemühen um Wahrheit und<br />

Liebe. Darum bitten wir durch Jesus Christus.<br />

Lesung aus der Offenbarung des Johannes<br />

<br />

Offb 18, 1–2.21–23; 19, 1–3.9a<br />

Ich, Johannes, sah einen Engel aus dem Himmel herabsteigen;<br />

er hatte große Macht, und die Erde leuchtete auf von seiner<br />

Herrlichkeit.


Eucharistie · Donnerstag, 26. <strong>November</strong> 294<br />

Und er rief mit gewaltiger Stimme: Gefallen, gefallen ist Babylon,<br />

die Große! Zur Wohnung von Dämonen ist sie geworden,<br />

zur Behausung aller unreinen Geister und zum Schlupfwinkel<br />

aller unreinen und abscheulichen Vögel.<br />

Dann hob ein gewaltiger Engel einen Stein auf, so groß wie<br />

ein Mühlstein; er warf ihn ins Meer und rief: So wird Babylon,<br />

die große Stadt, mit Wucht hinabgeworfen werden, und man<br />

wird sie nicht mehr finden.<br />

Die Musik von Harfenspielern und Sängern, von Flötenspielern<br />

und Trompetern hört man nicht mehr in dir. Einen kundigen<br />

Handwerker gibt es nicht mehr in dir. Das Geräusch des<br />

Mühlsteins hört man nicht mehr in dir.<br />

Das Licht der Lampe scheint nicht mehr in dir. Die Stimme<br />

von Braut und Bräutigam hört man nicht mehr in dir. Deine<br />

Kaufleute waren die Großen der Erde, deine Zauberei verführte<br />

alle Völker.<br />

Danach hörte ich etwas wie den lauten Ruf einer großen<br />

Schar im Himmel: Halleluja! Das Heil und die Herrlichkeit und<br />

die Macht ist bei unserm Gott. Seine Urteile sind wahr und<br />

gerecht. Er hat die große Hure gerichtet, die mit ihrer Unzucht<br />

die Erde verdorben hat. Er hat Rache genommen für das Blut<br />

seiner Knechte, das an ihren Händen klebte.<br />

Noch einmal riefen sie: Halleluja! Der Rauch der Stadt steigt<br />

auf in alle Ewigkeit.<br />

Jemand sagte zu mir: Schreib auf: Selig, wer zum Hochzeitsmahl<br />

des Lammes eingeladen ist.<br />

Antwortpsalm Ps 100, 2–5<br />

Kehrvers: Selig, wer zum Mahl des Lammes geladen ist.<br />

Dient dem Herrn mit Freude! *<br />

Kommt vor sein Antlitz mit Jubel!<br />

Erkennt: Der Herr allein ist Gott. /<br />

Er hat uns geschaffen, wir sind sein Eigentum, *<br />

sein Volk und die Herde seiner Weide. – Kehrvers


295<br />

Donnerstag, 26. <strong>November</strong> · Eucharistie<br />

Tretet mit Dank durch seine Tore ein! /<br />

Kommt mit Lobgesang in die Vorhöfe seines Tempels! *<br />

Dankt ihm, preist seinen Namen!<br />

Denn der Herr ist gütig, /<br />

ewig währt seine Huld, *<br />

von Geschlecht zu Geschlecht seine Treue. – Kehrvers<br />

Kehrvers vgl. Offb 19,9a, ferner GL 56, 1 · GL 1975 646, 1 · KG 623 (V. Ton)<br />

Ruf vor dem Evangelium Lk 21, 28<br />

Halleluja. Halleluja.<br />

Richtet euch auf und erhebt euer Haupt; denn eure Erlösung<br />

ist nahe.<br />

Halleluja.<br />

Aus dem hl. Evangelium nach Lukas Lk 21, 20–28<br />

In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Wenn ihr seht,<br />

dass Jerusalem von einem Heer eingeschlossen wird, dann<br />

könnt ihr daran erkennen, dass die Stadt bald verwüstet wird.<br />

Dann sollen die Bewohner von Judäa in die Berge fliehen; wer<br />

in der Stadt ist, soll sie verlassen, und wer auf dem Land ist, soll<br />

nicht in die Stadt gehen. Denn das sind die Tage der Vergeltung,<br />

an denen alles in Erfüllung gehen soll, was in der Schrift steht.<br />

Wehe den Frauen, die in jenen Tagen schwanger sind oder<br />

ein Kind stillen. Denn eine große Not wird über das Land hereinbrechen:<br />

Der Zorn Gottes wird über dieses Volk kommen.<br />

Mit scharfem Schwert wird man sie erschlagen, als Gefangene<br />

wird man sie in alle Länder verschleppen, und Jerusalem wird<br />

von den Heiden zertreten werden, bis die Zeiten der Heiden<br />

sich erfüllen.<br />

Es werden Zeichen sichtbar werden an Sonne, Mond und<br />

Sternen, und auf der Erde werden die Völker bestürzt und ratlos<br />

sein über das Toben und Donnern des Meeres. Die Menschen<br />

werden vor Angst vergehen in der Erwartung der Dinge, die<br />

über die Erde kommen; denn die Kräfte des Himmels werden


Abend · Donnerstag, 26. <strong>November</strong> 296<br />

erschüttert werden. Dann wird man den Menschensohn mit<br />

großer Macht und Herrlichkeit auf einer Wolke kommen sehen.<br />

Wenn all das beginnt, dann richtet euch auf und erhebt eure<br />

Häupter; denn eure Erlösung ist nahe.<br />

Impuls zum Evangelium<br />

Jesus sieht den Untergang Jerusalems voraus, auf den Lukas<br />

zurückblickt. Auch die christliche Gemeinde war damals aus<br />

der Stadt geflohen. Und der Weheruf für die Schwangeren und<br />

Stillenden, er war im jüdischen Aufstand gegen die römische<br />

Großmacht, wie in jedem Krieg, bittere Realität geworden. Vom<br />

Untergang Jerusalems hatte das ganze Weltreich gehört. Jerusalems<br />

Einwohner, Männer und Frauen und Kinder, soweit sie am<br />

Leben blieben, wurden als Gefangene und Sklaven und Sklavinnen<br />

über das Römische Reich verteilt. Der Titusbogen auf dem<br />

Forum Romanum und Münzen mit jüdischen Symbolen wie<br />

dem Altar und der trauernden Frau Judäa halten, für alle Fälle,<br />

die Erinnerung an den römischen Total-Triumph wach. Die<br />

Juden müssen die Tempelsteuer nun an den römischen Kaiser<br />

entrichten, der Wiederaufbau Jerusalems wird verboten. Dieser<br />

todtraurige Sachverhalt, den ersten Adressaten des Lukasevangeliums<br />

nur allzu bekannt, wird durch eine kosmische Katastrophe<br />

überboten, die in der machtvollen Ankunft des Menschensohnes<br />

Jesus Christus mündet. Wer würde unter der Last dieser<br />

Ankündigungen nicht zusammenbrechen? Das Evangelium aber<br />

hört anders. Es hört anderes: „Wenn all das beginnt, dann richtet<br />

euch auf und erhebt eure Häupter; denn eure Erlösung ist<br />

nahe.“<br />

Abendgebet<br />

O Gott, komm mir zu Hilfe.<br />

Herr, eile, mir zu helfen.<br />

Ehre sei dem Vater ... Halleluja.


297<br />

Donnerstag, 26. <strong>November</strong> · Abend<br />

Innehalten am Abend<br />

Die Schuld gehört zu unserem Leben wie das tägliche Brot.<br />

Alfred Delp (deutscher Jesuit, Vordenker einer spirituellen,<br />

ökumenischen und diakonischen Kirche, wegen seines Widerstands gegen<br />

den Nationalsozialismus nach Verurteilung durch den „Volksgerichtshof“ in<br />

Berlin-Plötzensee ermordet, 1907–1945)<br />

• Was folgt für mich aus meiner eigenen Schuldverflochtenheit?<br />

• Lähmt sie mich oder befreit die klare Sicht gerade auf mich<br />

erst recht zum rechten, zum freien Handeln?<br />

Confiteor (Seite 37) – oder – Erbarme dich (Seite 48)<br />

Hymnus<br />

Die Entschlafenen<br />

Einen vergänglichen Tag lebt’ ich und wuchs mit den Meinen,<br />

Eins um’s andere schon schläft mir und fliehet dahin.<br />

Doch ihr Schlafenden wacht am Herzen mir, in verwandter<br />

Seele ruhet von euch mir das entfliehende Bild.<br />

Und lebendiger lebt ihr dort, wo des göttlichen Geistes<br />

Freude die Alternden all, alle die Toten verjüngt.<br />

Friedrich Hölderlin (1770–1843)<br />

Psalm 72 Verse 12–19<br />

Der Herr rettet den Gebeugten, der um Hilfe schreit, *<br />

den Armen und den, der keinen Helfer hat.<br />

Er erbarmt sich des Gebeugten und Schwachen, *<br />

er rettet das Leben der Armen.<br />

Von Unterdrückung und Gewalttat befreit er sie, *<br />

ihr Blut ist in seinen Augen kostbar.<br />

Er lebe, und Gold von Saba soll man ihm geben! /<br />

Man soll für ihn allezeit beten, *<br />

stets für ihn Segen erflehen.


Abend · Donnerstag, 26. <strong>November</strong> 298<br />

Im Land gebe es Korn in Fülle. *<br />

Es rausche auf dem Gipfel der Berge.<br />

Seine Frucht wird sein wie die Bäume des Libanon. *<br />

Menschen blühn in der Stadt wie das Gras der Erde.<br />

Sein Name soll ewig bestehen; *<br />

solange die Sonne bleibt, sprosse sein Name.<br />

Glücklich preisen sollen ihn alle Völker *<br />

und in ihm sich segnen.<br />

Gepriesen sei der Herr, der Gott Israels! *<br />

Er allein tut Wunder.<br />

Gepriesen sei sein herrlicher Name in Ewigkeit! *<br />

Seine Herrlichkeit erfülle die ganze Erde.<br />

Amen, ja amen.<br />

Ehre sei dem Vater ...<br />

Rette die Gebeugten, treuer Gott, erbarme dich der Armen und<br />

Schwachen. Lass die Menschen aufblühen in deiner Stadt. In<br />

dir sollen die Völker sich segnen.<br />

Lesung Mal 3, 23–24<br />

Bevor der Tag des Herrn kommt, der große und furchtbare<br />

Tag, seht, da sende ich zu euch den Propheten Elija. Er wird<br />

das Herz der Väter wieder den Söhnen zuwenden und das Herz<br />

der Söhne ihren Vätern, damit ich nicht kommen und das Land<br />

dem Untergang weihen muss.<br />

Magnificat – Lobgesang Mariens<br />

Antiphon zum Magnificat:<br />

Selig, die hungern nach der Gerechtigkeit; der Herr wird sie<br />

sättigen und mit seinen Gaben beschenken.<br />

Fürbitten<br />

Lasst uns beten zu Jesus Christus, der keinen Menschen verloren<br />

gibt:


299<br />

Donnerstag, 26. <strong>November</strong> · Abend<br />

A: Kyrie, eleison.<br />

– Für alle, die unschuldig inhaftiert sind.<br />

– Für alle Kinder, die auf der Straße leben müssen.<br />

– Für alle Menschen, die überschuldet sind.<br />

– Für alle, die unter den Folgen einer Scheidung leiden.<br />

– Für alle, die heute einsam verstorben sind.<br />

Vaterunser<br />

Oration<br />

Gütiger Gott, nimm unser Abendopfer an. Gib, dass unser Herz<br />

niemals aufhört, über deine Weisung nachzusinnen, und schenke<br />

uns als Lohn das Licht des ewigen Lebens. Darum bitten wir<br />

durch Jesus Christus.<br />

Eine ruhige Nacht und ein gutes Ende<br />

gewähre uns der allmächtige Herr.<br />

Salve Regina (Seite 378)


Freitag, 27. <strong>November</strong> <strong>2020</strong><br />

Namenstag: hl. Jakob der Perser (Märtyrer, † 421) · hl. Oda von Brabant<br />

(Einsiedlerin, † um 726) · hl. Bilhild von Mainz (Klostergründerin,<br />

8. Jh.)<br />

Morgengebet<br />

Herr, öffne meine Lippen.<br />

Damit mein Mund dein Lob verkünde.<br />

Ehre sei dem Vater ... Halleluja.<br />

Hymnus<br />

Mein Gott, ich will von hinnen gehen,<br />

der Erdentag wird mir zu lang,<br />

die Tore deiner Stadt zu sehen,<br />

zu hören himmlischen Gesang.<br />

Vor deinem Angesicht zu stehn,<br />

das ist’s allein, was ich ersehn’.<br />

Nicht, dass ich nicht zu danken wüsste<br />

für das, was du mir hier beschert.<br />

Nicht, dass ich nicht geduldig büßte,<br />

solang es dein Gericht begehrt.<br />

Doch das, wonach mein Herz so brennt,<br />

ist, dass mich nichts mehr von dir trennt.<br />

Die Städte dieses Erdenrundes<br />

sind fahle Schatten deiner Stadt,<br />

die uns Verheißung deines Mundes<br />

schon längst zuvor begründet hat.<br />

Zu ihren Höhen blick’ ich auf.<br />

Ach, endete der Jahre Lauf!


301<br />

Freitag, 27. <strong>November</strong> · Morgen<br />

Die Brunnen, die hier lieblich rinnen<br />

sind nur ein blasses, dunkles Bild<br />

des Borns, der unter goldenen Zinnen<br />

vor deinem Stuhle ewig quillt.<br />

Die Stadt, die deine Herrlichkeit<br />

erleuchtet, Herr, – liegt sie noch weit?<br />

Jochen Klepper (1903–1942), Am letzten Sonntag des Kirchenjahrs,<br />

Strophen 1–4<br />

Canticum <br />

Hab 3,2–4.13a.15–19<br />

Antiphon:<br />

Auch wenn du zürnst, Herr, denk an dein Erbarmen.<br />

Herr, ich höre die Kunde, *<br />

ich sehe, Herr, was du früher getan hast.<br />

Lass es in diesen Jahren wieder geschehen, *<br />

offenbare es in diesen Jahren!<br />

Auch wenn du zürnst, *<br />

denk an dein Erbarmen!<br />

Gott kommt von Teman her, *<br />

der Heilige kommt vom Gebirge Paran.<br />

Seine Hoheit überstrahlt den Himmel, *<br />

sein Ruhm erfüllt die Erde.<br />

Er leuchtet wie das Licht der Sonne, /<br />

ein Kranz von Strahlen umgibt ihn, *<br />

in ihnen verbirgt sich seine Macht.<br />

Du ziehst aus, um dein Volk zu retten, *<br />

um deinem Gesalbten zu helfen.<br />

Du bahnst mit deinen Rossen den Weg durch das Meer, *<br />

durch das gewaltig schäumende Wasser.<br />

Ich zitterte am ganzen Leib, als ich es hörte, *<br />

ich vernahm den Lärm, und ich schrie.<br />

Fäulnis befällt meine Glieder, *<br />

und es wanken meine Schritte.


Morgen · Freitag, 27. <strong>November</strong> 302<br />

Doch in Ruhe erwarte ich den Tag der Not, *<br />

der dem Volk bevorsteht, das über uns herfällt.<br />

Zwar blüht der Feigenbaum nicht, *<br />

an den Reben ist nichts zu ernten,<br />

der Ölbaum bringt keinen Ertrag, *<br />

die Kornfelder tragen keine Frucht;<br />

im Pferch sind keine Schafe, *<br />

im Stall steht kein Rind mehr.<br />

Dennoch will ich jubeln über den Herrn *<br />

und mich freuen über Gott, meinen Retter.<br />

Gott, der Herr, ist meine Kraft. /<br />

Er macht meine Füße schnell wie die Füße der Hirsche *<br />

und lässt mich schreiten auf den Höhen.<br />

Ehre sei dem Vater ...<br />

Lesung Eph 2, 13–16<br />

Jetzt seid ihr, die ihr einst in der Ferne wart, durch Christus<br />

Jesus, nämlich durch sein Blut, in die Nähe gekommen. Denn<br />

er ist unser Friede. Er vereinigte die beiden Teile – Juden und<br />

Heiden – und riss durch sein Sterben die trennende Wand der<br />

Feindschaft nieder. Er hob das Gesetz mit seinen Geboten und<br />

Forderungen auf, um die zwei in seiner Person zu dem einen<br />

neuen Menschen zu machen. Er stiftete Frieden und versöhnte<br />

die beiden durch das Kreuz mit Gott in einem einzigen Leib. Er<br />

hat in seiner Person die Feindschaft getötet.<br />

Benedictus – Lobgesang des Zacharias<br />

Antiphon zum Benedictus:<br />

Durch die barmherzige Liebe unseres Gottes hat uns besucht<br />

das aufstrahlende Licht aus der Höhe.


303<br />

Freitag, 27. <strong>November</strong> · Eucharistie<br />

Bitten<br />

Gott unser Vater, weil du dir selbst und deiner Verheißung treu<br />

bleibst, erbarmst du dich immer wieder über uns Menschen.<br />

Wir bitten dich:<br />

A: Komm uns entgegen und führe uns heim.<br />

Du hast Israel den Tanz um das goldene Kalb verziehen;<br />

– lass die Götzen unserer Zeit nicht Macht über uns gewinnen.<br />

Du hast deinem Volk immer wieder Propheten als Mahner gesandt;<br />

– gib uns den Mut, auf Missstände hinzuweisen, und weise uns<br />

Wege, um Abhilfe zu schaffen.<br />

Dein Sohn Jesus Christus hat mit Zöllnern und Sündern Mahl<br />

gehalten;<br />

– befreie uns von Vorbehalten, die Gemeinschaft mit Außenseitern<br />

zu suchen.<br />

Vaterunser<br />

Oration<br />

Allmächtiger Gott, wir bringen dir unser Morgenlob dar. Gib,<br />

dass unser Lied einst sich vollende im Chor deiner Heiligen.<br />

Darum bitten wir durch Jesus Christus.<br />

Der Herr segne uns, er bewahre uns vor Unheil<br />

und führe uns zum ewigen Leben.<br />

Texte zur Eucharistiefeier<br />

Tagesgebet<br />

Allmächtiger und barmherziger Gott, deine Weisheit allein zeigt<br />

uns den rechten Weg. Lass nicht zu, dass irdische Aufgaben und


Eucharistie · Freitag, 27. <strong>November</strong> 304<br />

Sorgen uns hindern, deinem Sohn entgegenzugehen. Führe uns<br />

durch dein Wort und deine Gnade zur Gemeinschaft mit ihm,<br />

der in der Einheit des Heiligen Geistes mit dir lebt und herrscht<br />

in alle Ewigkeit.<br />

Lesung aus der Offenbarung des Johannes<br />

Offb 20, 1–4.11–21,2<br />

Ich, Johannes, sah einen Engel vom Himmel herabsteigen; auf<br />

seiner Hand trug er den Schlüssel zum Abgrund und eine<br />

schwere Kette.<br />

Er überwältigte den Drachen, die alte Schlange – das ist der<br />

Teufel oder der Satan –, und er fesselte ihn für tausend Jahre.<br />

Er warf ihn in den Abgrund, verschloss diesen und drückte ein<br />

Siegel darauf, damit der Drache die Völker nicht mehr verführen<br />

konnte, bis die tausend Jahre vollendet sind. Danach muss<br />

er für kurze Zeit freigelassen werden.<br />

Dann sah ich Throne; und denen, die darauf Platz nahmen,<br />

wurde das Gericht übertragen. Ich sah die Seelen aller, die<br />

enthauptet worden waren, weil sie an dem Zeugnis Jesu und<br />

am Wort Gottes festgehalten hatten. Sie hatten das Tier und<br />

sein Standbild nicht angebetet, und sie hatten das Kennzeichen<br />

nicht auf ihrer Stirn und auf ihrer Hand anbringen lassen. Sie<br />

gelangten zum Leben und zur Herrschaft mit Christus für tausend<br />

Jahre.<br />

Dann sah ich einen großen, weißen Thron und den, der auf<br />

ihm saß; vor seinem Anblick flohen Erde und Himmel, und es<br />

gab keinen Platz mehr für sie.<br />

Ich sah die Toten vor dem Thron stehen, die Großen und<br />

die Kleinen. Und Bücher wurden aufgeschlagen; auch das Buch<br />

des Lebens wurde aufgeschlagen. Die Toten wurden nach ihren<br />

Werken gerichtet, nach dem, was in den Büchern aufgeschrieben<br />

war. Und das Meer gab die Toten heraus, die in ihm waren;<br />

und der Tod und die Unterwelt gaben ihre Toten heraus, die in<br />

ihnen waren. Sie wurden gerichtet, jeder nach seinen Werken.


305<br />

Freitag, 27. <strong>November</strong> · Eucharistie<br />

Der Tod und die Unterwelt aber wurden in den Feuersee geworfen.<br />

Das ist der zweite Tod: der Feuersee. Wer nicht im Buch<br />

des Lebens verzeichnet war, wurde in den Feuersee geworfen.<br />

Dann sah ich einen neuen Himmel und eine neue Erde; denn<br />

der erste Himmel und die erste Erde sind vergangen, auch das<br />

Meer ist nicht mehr.<br />

Ich sah die heilige Stadt, das neue Jerusalem, von Gott her aus<br />

dem Himmel herabkommen; sie war bereit wie eine Braut, die<br />

sich für ihren Mann geschmückt hat.<br />

Antwortpsalm <br />

Ps 84, 3–6a.8a<br />

Kehrvers: Seht die Wohnung Gottes unter den Menschen!<br />

Meine Seele verzehrt sich in Sehnsucht *<br />

nach dem Tempel des Herrn.<br />

Mein Herz und mein Leib jauchzen ihm zu, *<br />

ihm, dem lebendigen Gott. – Kehrvers<br />

Auch der Sperling findet ein Haus *<br />

und die Schwalbe ein Nest für ihre Jungen –<br />

deine Altäre, Herr der Heerscharen, *<br />

mein Gott und mein König. – Kehrvers<br />

Wohl denen, die wohnen in deinem Haus, *<br />

die dich allezeit loben.<br />

Wohl den Menschen, die Kraft finden in dir; *<br />

sie schreiten dahin mit wachsender Kraft. – Kehrvers<br />

Kehrvers siehe Offb 21, 3b, ferner GL 653, 3 · GL 1975 649, 1 (V. Ton)<br />

oder KG 560 (I. Ton)<br />

Ruf vor dem Evangelium Lk 21, 28<br />

Halleluja. Halleluja.<br />

Richtet euch auf und erhebt euer Haupt; denn eure Erlösung<br />

ist nahe.<br />

Halleluja.


Abend · Freitag, 27. <strong>November</strong> 306<br />

Aus dem hl. Evangelium nach Lukas Lk 21, 29–33<br />

In jener Zeit gebrauchte Jesus einen Vergleich und sprach zu<br />

seinen Jüngern: Seht euch den Feigenbaum und die anderen<br />

Bäume an: Sobald ihr merkt, dass sie Blätter treiben, wisst ihr,<br />

dass der Sommer nahe ist. Genauso sollt ihr erkennen, wenn ihr<br />

all das geschehen seht, dass das Reich Gottes nahe ist.<br />

Amen, ich sage euch: Diese Generation wird nicht vergehen,<br />

bis alles eintrifft. Himmel und Erde werden vergehen, aber meine<br />

Worte werden nicht vergehen.<br />

Impuls zum Evangelium<br />

Schon und noch nicht. Schon ist die Königsherrschaft Gottes<br />

angebrochen, und doch strecken wir uns noch nach ihr aus,<br />

solidarisch mit der ganzen leidenden, sehnsüchtigen Schöpfung.<br />

„Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte<br />

werden nicht vergehen.“ Als Kind der Weisheit spricht Jesus<br />

Worte, die schöpferisch sind. Seine verlässliche Ansage der<br />

Gottesherrschaft nimmt uns die Urangst vor Verlust und Veränderung<br />

und öffnet uns die Augen, die Herzen, die Hände für<br />

Gottes Werdewelt.<br />

Abendgebet<br />

O Gott, komm mir zu Hilfe.<br />

Herr, eile, mir zu helfen.<br />

Ehre sei dem Vater ... Halleluja.<br />

Innehalten am Abend<br />

Echte Hingabe an eine Sache ist nur mit Freiheit möglich.<br />

Maria Montessori (italienische Ärztin,<br />

Reformpädagogin und Philosophin, 1870–1952)


307<br />

Freitag, 27. <strong>November</strong> · Abend<br />

• Wo erlebe ich die Freude der freien Hingabe an ein Projekt,<br />

eine Sache, ein Vorhaben?<br />

• Und wo habe ich schon das Gegenteil, nämlich den Zwang,<br />

erfahren müssen?<br />

Confiteor (Seite 37) – oder – Erbarme dich (Seite 48)<br />

Hymnus<br />

Ich denke nur an ihre Mauern,<br />

die der Apostel Namen schmückt.<br />

Was hier ist, kann nur flüchtig dauern,<br />

nachdem ich ihren Saum erblickt.<br />

Ihr Tor steht offen Tag und Nacht:<br />

Wann werd’ ich, Herr, vor dich gebracht?<br />

Vergehen bald der Berge Firnen,<br />

dass deine Stadt herniederfährt,<br />

darin der Engel reine Stirnen<br />

von deinem Namen sind verklärt?<br />

Die Stadt, geschmückt gleich einer Braut,<br />

aus Jaspis und Saphir erbaut?<br />

Errichtet aus dem Holz des Lebens,<br />

so steigt sie aus der Wolken Meer.<br />

Wir Menschen wandern nicht vergebens:<br />

Du nahst uns aus der Ferne her.<br />

Die Hütte Gottes ist bereit,<br />

die Stadt des Heils in Ewigkeit!<br />

Erlöschen mögen Mond und Sonnen.<br />

Dein Glanz herrscht in ihr immerdar.<br />

Das Ziel war da, eh wir begonnen.<br />

Die Worte sind gewiss und wahr.<br />

Wir suchten nicht: Du bist’s, der sucht<br />

und heimruft, die wir dir geflucht.<br />

Jochen Klepper (1903–1942), Am letzten Sonntag des Kirchenjahrs<br />

Strophen 4–8 (Beginn im Morgengebet)


Abend · Freitag, 27. <strong>November</strong> 308<br />

Canticum <br />

Röm 8, 31b–35.37–38a.39b<br />

Antiphon:<br />

Weder Tod noch Leben können uns scheiden von der Liebe Gottes,<br />

die in Christus Jesus ist, unserem Herrn.<br />

Ist Gott für uns, *<br />

wer ist dann gegen uns?<br />

Er hat seinen eigenen Sohn nicht verschont, /<br />

sondern ihn für uns alle hingegeben – *<br />

wie sollte er uns mit ihm nicht alles schenken?<br />

Wer kann die Auserwählten Gottes anklagen? /<br />

Gott ist es, der gerecht macht. *<br />

Wer kann sie verurteilen?<br />

Christus Jesus, der gestorben ist,<br />

mehr noch: der auferweckt worden ist, *<br />

sitzt zur Rechten Gottes und tritt für uns ein.<br />

Was kann uns scheiden von der Liebe Christi? /<br />

Bedrängnis oder Not oder Verfolgung, *<br />

Hunger oder Kälte, Gefahr oder Schwert?<br />

Doch all das überwinden wir durch den, *<br />

der uns geliebt hat.<br />

Denn ich bin gewiss: Weder Tod noch Leben<br />

noch irgendeine andere Kreatur /<br />

können uns scheiden von der Liebe Gottes, *<br />

die in Christus Jesus ist, unserem Herrn.<br />

Ehre sei dem Vater ...<br />

Lesung 1 Kor 2, 7–10a<br />

Wir verkündigen das Geheimnis der verborgenen Weisheit<br />

Gottes, die Gott vor allen Zeiten vorausbestimmt hat zu<br />

unserer Verherrlichung. Keiner der Machthaber dieser Welt<br />

hat sie erkannt; denn hätte einer sie erkannt, so hätten sie den<br />

Herrn der Herrlichkeit nicht gekreuzigt. Nein, wir verkündigen,<br />

wie in der Schrift steht, was kein Auge gesehen und kein Ohr


309<br />

Freitag, 27. <strong>November</strong> · Abend<br />

gehört hat, was keinem Menschen in den Sinn gekommen ist:<br />

das Große, das Gott denen bereitet hat, die ihn lieben. Denn<br />

uns hat es Gott enthüllt durch den Geist.<br />

Magnificat – Lobgesang Mariens<br />

Antiphon zum Magnificat:<br />

Denke, Herr, an dein Erbarmen, das du unseren Vätern verheißen<br />

hast.<br />

Fürbitten<br />

Jesus von Nazaret, du Freund der Armen und Bedrückten, wir<br />

rufen zu dir:<br />

V: Kyrie, eleison. A: Christe, eleison.<br />

– Lass deine Gemeinden sensibel werden für Menschen, die<br />

unter Einsamkeit leiden.<br />

– Lass die Menschen, die obdachlos sind, einen Platz im Leben<br />

und eine würdige Bleibe finden.<br />

– Lass die Sterbenden die tröstende Nähe anderer Menschen<br />

erfahren.<br />

Vaterunser<br />

Oration<br />

Barmherziger Gott, was kein Auge geschaut und kein Ohr gehört<br />

hat, das hast du denen bereitet, die dich lieben. Gib uns<br />

ein Herz, das dich in allem und über alles liebt, damit wir den<br />

Reichtum deiner Verheißungen erlangen, der alles übersteigt,<br />

was wir ersehnen. Darum bitten wir durch Jesus Christus.<br />

Ja, ich komme bald. – Amen. Komm, Herr Jesus!<br />

Die Gnade des Herrn Jesus sei mit uns allen.<br />

Vgl. Offb 22, 20–21<br />

(letztes Wort der Bibel)<br />

Salve Regina (Seite 378)


Samstag, 28. <strong>November</strong> <strong>2020</strong><br />

Namenstag: hl. Berta von Bingen (Mutter Ruperts von Bingen, 8. Jh.)<br />

Morgengebet<br />

Herr, öffne meine Lippen.<br />

Damit mein Mund dein Lob verkünde.<br />

Ehre sei dem Vater ... Halleluja.<br />

Hymnus<br />

Du Wort, das der Vater spricht,<br />

behältst deine Gottheit nicht<br />

als Beute und Raub,<br />

du springst in den Staub:<br />

Du Leben, du Licht<br />

wirst Mensch, der zerbricht,<br />

da fließen die lebenspendenden Wasser<br />

des Heils. Halleluja.<br />

Herr, gib uns zu trinken davon.<br />

Dein Wort ist nicht irgendein Ton.<br />

Es dringt in uns ein<br />

wie Feuer, wie Wein:<br />

Wer glaubt, der hat schon<br />

das Leben im Sohn,<br />

dem Urquell der lebenspendenden Wasser<br />

des Heils. Halleluja.<br />

Du Wort des Herrn bist ein Schwert,<br />

das Sehne und Mark durchfährt<br />

und Wahrheit heißt<br />

und Macht ist und Geist,<br />

das ewig währt


311<br />

Samstag, 28. <strong>November</strong> · Morgen<br />

und uns verklärt<br />

in der Kraft der lebenspendenden Wasser<br />

des Heils. Halleluja.<br />

Zeitgenössisch (Urheberin: Silja Walter)<br />

Psalm 119 <br />

Verse 81–88 Kaf<br />

Nach deiner Hilfe sehnt sich meine Seele; *<br />

ich warte auf dein Wort.<br />

Meine Augen sehnen sich nach deiner Verheißung, *<br />

sie fragen: Wann wirst du mich trösten?<br />

Ich bin wie ein Schlauch voller Risse, *<br />

doch deine Gesetze habe ich nicht vergessen.<br />

Wie viele Tage noch bleiben deinem Knecht? *<br />

Wann wirst du meine Verfolger richten?<br />

Stolze stellen mir Fallen, *<br />

sie handeln nicht nach deiner Weisung.<br />

Zuverlässig sind all deine Gebote. *<br />

Zu Unrecht verfolgt man mich. Komm mir zu Hilfe!<br />

Fast hätte man mich von der Erde ausgetilgt; *<br />

dennoch halte ich fest an deinen Befehlen.<br />

In deiner großen Huld lass mich leben, *<br />

und ich will beachten, was dein Mund mir gebietet.<br />

Ehre sei dem Vater ...<br />

Nach deiner Nähe sehnen wir uns, treuer Gott. Erfülle deine<br />

Verheißung, schenke uns dein Leben!<br />

Lesung Jer 17, 7–8<br />

Gesegnet der Mann, der sich auf den Herrn verlässt und dessen<br />

Hoffnung der Herr ist. Er ist wie ein Baum, der am<br />

Wasser gepflanzt ist und am Bach seine Wurzeln ausstreckt: Er<br />

hat nichts zu fürchten, wenn die Hitze kommt; seine Blätter<br />

bleiben grün; auch in einem trockenen Jahr ist er ohne Sorge,<br />

unablässig bringt er seine Früchte.


Eucharistie · Samstag, 28. <strong>November</strong> 312<br />

Benedictus – Lobgesang des Zacharias<br />

Antiphon zum Benedictus:<br />

Herr, lenke unsere Schritte auf den Weg des Friedens.<br />

Bitten<br />

Jesus hat es vermocht, auch den Verzweifelten neuen Mut zu<br />

geben. Darum lasst uns ihn bitten:<br />

A: Komm, Herr, belebe uns neu.<br />

– Dass wir spüren, was unsere Mitmenschen brauchen.<br />

– Dass wir mit denen, die nicht weiterwissen, nach gangbaren<br />

Wegen suchen.<br />

– Dass wir den Ratlosen unsere Nähe schenken und schlicht da<br />

sind, wenn uns die Worte fehlen.<br />

Vaterunser<br />

Oration<br />

Allmächtiger Gott, von dir kommt alles Gute. Pflanze in unser<br />

Herz die Liebe zu deinem Namen ein. Binde uns immer mehr<br />

an dich, damit in uns wächst, was gut und heilig ist. Wache<br />

über uns und erhalte, was du gewirkt hast. Darum bitten wir<br />

durch Jesus Christus.<br />

Der Herr segne uns, er bewahre uns vor Unheil<br />

und führe uns zum ewigen Leben.<br />

Texte zur Eucharistiefeier<br />

Tagesgebet<br />

Heiliger Gott, in Christus hast du den Völkern deine ewige<br />

Herrlichkeit geoffenbart. Gib uns die Gnade, das Geheimnis<br />

unseres Erlösers immer tiefer zu erfassen, damit wir durch ihn


313<br />

Samstag, 28. <strong>November</strong> · Eucharistie<br />

zum unvergänglichen Leben gelangen, der in der Einheit des<br />

Heiligen Geistes mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit.<br />

Lesung aus der Offenbarung des Johannes Offb 22, 1–7<br />

Der Engel des Herrn zeigte mir einen Strom, das Wasser des<br />

Lebens, klar wie Kristall; er geht vom Thron Gottes und<br />

des Lammes aus. Zwischen der Straße der Stadt und dem Strom,<br />

hüben und drüben, stehen Bäume des Lebens. Zwölfmal tragen<br />

sie Früchte, jeden Monat einmal; und die Blätter der Bäume<br />

dienen zur Heilung der Völker. Es wird nichts mehr geben, was<br />

der Fluch Gottes trifft. Der Thron Gottes und des Lammes wird<br />

in der Stadt stehen, und seine Knechte werden ihm dienen.<br />

Sie werden sein Angesicht schauen, und sein Name ist auf ihre<br />

Stirn geschrieben. Es wird keine Nacht mehr geben, und sie<br />

brauchen weder das Licht einer Lampe noch das Licht der Sonne.<br />

Denn der Herr, ihr Gott, wird über ihnen leuchten, und sie<br />

werden herrschen in alle Ewigkeit.<br />

Und der Engel sagte zu mir: Diese Worte sind zuverlässig und<br />

wahr. Gott, der Herr über den Geist der Propheten, hat seinen<br />

Engel gesandt, um seinen Knechten zu zeigen, was bald geschehen<br />

muss.<br />

Siehe, ich komme bald. Selig, wer an den prophetischen Worten<br />

dieses Buches festhält.<br />

Impuls zur Lesung<br />

Wasser ist das bedeutendste, im Orient das am wenigsten<br />

selbstverständliche Lebenselement. Nicht vom vernichtenden<br />

Chaoswasser ist hier die Rede (anders Offb 21, 1: „auch das<br />

Meer ist nicht mehr“). Der Fluss, der Johannes gezeigt wird,<br />

wird vielmehr „Wasser des Lebens“ genannt. Im ersten Buch<br />

der Bibel bewässern Paradiesesströme den Garten Eden und<br />

machen ihn fruchtbar (Gen 2, 10–14). Lebensströme verbinden<br />

das Paradies am Anfang der Schöpfung mit dem Wunder der<br />

neuen Schöpfung, mit dem neuen Jerusalem. Auch der „Baum<br />

des Lebens“ verweist auf die biblische Schilderung des Para-


Eucharistie · Samstag, 28. <strong>November</strong> 314<br />

dieses (Gen 2, 9). Licht vertreibt die Finsternis, und Wasser des<br />

Lebens bewahrt vor dem Tod. Prophetisches Wort, Gotteswort,<br />

„zuverlässig und wahr“.<br />

Antwortpsalm Ps 95, 1–2.4–7<br />

Kehrvers:<br />

Marana tha. – Komm, Herr Jesus!<br />

Kommt, lasst uns jubeln vor dem Herrn *<br />

und zujauchzen dem Fels unsres Heiles!<br />

Lasst uns mit Lob seinem Angesicht nahen, *<br />

vor ihm jauchzen mit Liedern! – Kehrvers<br />

In seiner Hand sind die Tiefen der Erde, *<br />

sein sind die Gipfel der Berge.<br />

Sein ist das Meer, das er gemacht hat, *<br />

das trockene Land, das seine Hände gebildet. – Kehrvers<br />

Kommt, lasst uns niederfallen, uns vor ihm verneigen, *<br />

lasst uns niederknien vor dem Herrn, unserm Schöpfer!<br />

Denn er ist unser Gott, /<br />

wir sind das Volk seiner Weide, *<br />

die Herde, von seiner Hand geführt. – Kehrvers<br />

Kehrvers vgl. 1 Kor 16, 22b und Offb 22, 20c, ferner GL 232<br />

oder GL 1975 686, 1 · KG 272 (VI. Ton)<br />

Ruf vor dem Evangelium vgl. Lk 21, 36<br />

Halleluja. Halleluja.<br />

Wacht und betet allezeit, damit ihr hintreten könnt vor den<br />

Menschensohn.<br />

Halleluja.<br />

Aus dem hl. Evangelium nach Lukas Lk 21, 34–36<br />

In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Nehmt euch in<br />

Acht, dass Rausch und Trunkenheit und die Sorgen des All-


315<br />

Samstag, 28. <strong>November</strong> · Abend<br />

tags euch nicht verwirren und dass jener Tag euch nicht plötzlich<br />

überrascht, so wie man in eine Falle gerät; denn er wird<br />

über alle Bewohner der ganzen Erde hereinbrechen.<br />

Wacht und betet allezeit, damit ihr allem, was geschehen<br />

wird, entrinnen und vor den Menschensohn hintreten könnt.<br />

Abendgebet am Vorabend<br />

O Gott, komm mir zu Hilfe.<br />

Herr, eile, mir zu helfen.<br />

Ehre sei dem Vater ... Halleluja.<br />

Hymnus<br />

Du Heiland aller Völker, komm<br />

und zeig dich als der Jungfrau Sohn,<br />

dass Staunen fasse alle Welt<br />

ob solchem Wunder der Geburt.<br />

Der Sonne gleich tritt nun hervor<br />

aus dem Gemach der reinen Braut<br />

und eile strahlend deine Bahn<br />

als Held, der Gott und Mensch zugleich.<br />

Von deinem Vater gehst du aus,<br />

gehst siegreich wieder zu ihm ein;<br />

bis in die Hölle dringst du vor<br />

und kehrst zu Gottes Thron zurück.<br />

Ruhm, Ehre, Macht und Herrlichkeit<br />

sei Gott dem Vater und dem Sohn,<br />

dem Geiste, der uns Beistand ist,<br />

durch alle Zeit und Ewigkeit. Amen.<br />

Nach: Veni, redemptor gentium (Intende qui regis Israel); Ambrosius, † 397<br />

Melodie: GL 230 · GL 1975 116 · KG 309 · EG 3


Abend · Samstag, 28. <strong>November</strong> 316<br />

Psalm 142 Verse 2–8<br />

Mit lauter Stimme schreie ich zum Herrn, *<br />

laut flehe ich zum Herrn um Gnade.<br />

Ich schütte vor ihm meine Klagen aus, *<br />

eröffne ihm meine Not.<br />

Wenn auch mein Geist in mir verzagt, *<br />

du kennst meinen Pfad.<br />

Auf dem Weg, den ich gehe, *<br />

legten sie mir Schlingen.<br />

Ich blicke nach rechts und schaue aus, *<br />

doch niemand ist da, der mich beachtet.<br />

Mir ist jede Zuflucht genommen, *<br />

niemand fragt nach meinem Leben.<br />

Herr, ich schreie zu dir, /<br />

ich sage: Meine Zuflucht bist du, *<br />

mein Anteil im Land der Lebenden.<br />

Vernimm doch mein Flehen; *<br />

denn ich bin arm und elend.<br />

Meinen Verfolgern entreiß mich; *<br />

sie sind viel stärker als ich.<br />

Führe mich heraus aus dem Kerker, *<br />

damit ich deinen Namen preise.<br />

Die Gerechten scharen sich um mich, *<br />

weil du mir Gutes tust.<br />

Ehre sei dem Vater ...<br />

Gott, unser Leben, wo bleibst du? Sieh an das Elend in unserer<br />

Welt und komm uns zu Hilfe! Mach uns bereit, dich zu empfangen.<br />

Lesung 1 Thess 5, 23–24<br />

Der Gott des Friedens heilige euch ganz und gar und bewahre<br />

euern Geist, eure Seele und euern Leib unversehrt,


317<br />

Samstag, 28. <strong>November</strong> · Abend<br />

damit ihr ohne Tadel seid, wenn Jesus Christus, unser Herr,<br />

kommt. Gott, der euch beruft, ist treu; er wird es tun.<br />

Magnificat – Lobgesang Mariens<br />

Antiphon zum Magnificat:<br />

Seht, die Herrlichkeit des Herrn kommt von ferne, ihr Glanz<br />

erfüllt den Erdkreis. Halleluja.<br />

Fürbitten<br />

Jesus, du bist es, der uns Menschen zusammenführt. Wir bitten<br />

dich:<br />

A: Komm in unsere Mitte.<br />

– Damit die Suchenden dich finden.<br />

– Damit die Zweifelnden Stärkung erfahren.<br />

– Damit die Leidenden Hoffnung schöpfen.<br />

– Damit die Zerstrittenen Frieden schließen.<br />

Vaterunser<br />

Oration<br />

Herr, unser Gott, alles steht in deiner Macht; du schenkst das<br />

Wollen und das Vollbringen. Hilf uns, dass wir auf dem Weg<br />

der Gerechtigkeit Christus entgegengehen und uns durch Taten<br />

der Liebe auf seine Ankunft vorbereiten, damit wir den Platz<br />

zu seiner Rechten erhalten, wenn er wiederkommt in Herrlichkeit.<br />

Er, der in der Einheit des Heiligen Geistes mit dir lebt und<br />

herrscht in alle Ewigkeit.<br />

Gott lasse uns wachsen in der Gnade und Erkenntnis unseres<br />

Herrn und Retters Jesus Christus! Ihm gebührt die Herrlichkeit,<br />

jetzt und bis zum Tag der Ewigkeit.<br />

Vgl. 2 Petr 3, 18<br />

Alma Redemptoris Mater (Seite 379)


Von Woche zu Woche · Samstag, 28. <strong>November</strong> 318<br />

Von Woche zu Woche<br />

Zeitenwende?<br />

Zum Beginn des Kirchenjahres<br />

knallen die Korken nicht.<br />

Zum Beginn des Kirchenjahres<br />

krachen die Böller nicht.<br />

Zum Beginn des Kirchenjahres<br />

glitzert und glänzt kein Fest.<br />

Das Kirchenjahr beginnt<br />

in Stille.<br />

Das Kirchenjahr beginnt<br />

mit Sehnsucht und Erwartung.<br />

Der Beginn des Kirchenjahres<br />

markiert einen Weg.<br />

Der Beginn des Kirchenjahres<br />

lädt ein zum Neubeginn.<br />

Das beginnende Kirchenjahr<br />

führt zum Fest der Menschwerdung.<br />

Werden wir dabei sein?<br />

Dorothee Sandherr-Klemp


29. <strong>November</strong> <strong>2020</strong><br />

1. Adventssonntag<br />

Namenstag: hl. Radbod von Utrecht (Bischof, † 917) · sel. Jolanda von<br />

Aywières (Benediktinerin, † um 1246) · sel. Jutta von Heiligenthal (Julitta,<br />

Äbtissin, † um 1251) · sel. Friedrich von Regensburg (Augustiner-<br />

Eremit, † 1329) · Franz Joseph Rudigier (Bischof von Linz, † 1884)<br />

Morgengebet<br />

Herr, öffne meine Lippen.<br />

Damit mein Mund dein Lob verkünde.<br />

Gott der Heerscharen, wende dich uns wieder zu!<br />

Deinen Namen wollen wir anrufen und nicht von dir weichen.<br />

Vgl. Ps 80, 15.19<br />

Ehre sei dem Vater ... Halleluja.<br />

Hymnus<br />

Maria durch ein Dornwald ging. Kyrie eleison.<br />

Maria durch ein Dornwald ging,<br />

der hat in sieben Jahrn kein Laub getragen.<br />

Jesus und Maria.<br />

Was trug Maria unter ihrem Herzen? Kyrie eleison.<br />

Ein kleines Kindlein ohne Schmerzen,<br />

das trug Maria unter ihrem Herzen.<br />

Jesus und Maria.


Morgen · Sonntag, 29. <strong>November</strong> 320<br />

Da haben die Dornen Rosen getragen. Kyrie eleison.<br />

Als das Kindlein durch den Wald getragen,<br />

da haben die Dornen Rosen getragen.<br />

Jesus und Maria.<br />

geistl. Volkslied, nach: August von Haxthausen 1850<br />

GL 224 · KG 314<br />

Canticum <br />

Jes 33, 2–3.5–6.7b–8.10<br />

Antiphon:<br />

Der Herr ist erhaben, er wohnt in der Höhe; er wird Zion mit<br />

Recht und Gerechtigkeit erfüllen.<br />

Herr, hab mit uns Erbarmen; *<br />

denn wir hoffen auf dich.<br />

Sei uns ein helfender Arm an jedem Morgen, *<br />

sei in der Not unsere Rettung!<br />

Vor dem lauten Getöse fliehn die Nationen; *<br />

wenn du dich erhebst, flüchten die Völker nach allen Seiten.<br />

Der Herr ist erhaben, er wohnt in der Höhe; *<br />

er wird Zion mit Recht und Gerechtigkeit erfüllen.<br />

Es wird sichere Zeiten erleben. /<br />

Weisheit und Erkenntnis sind der Reichtum, der es rettet; *<br />

sein Schatz ist die Furcht vor dem Herrn.<br />

Bitterlich weinen die Boten des Friedens. *<br />

Die Wege sind verödet, die Straßen sind leer.<br />

Den Vertrag hat man gebrochen, /<br />

man verachtet die Zeugen des Bundes *<br />

und schätzt die Menschen gering.<br />

Jetzt stehe ich auf, spricht der Herr, *<br />

jetzt erhebe ich mich, jetzt richte ich mich auf.<br />

Ehre sei dem Vater ...


321<br />

Sonntag, 29. <strong>November</strong> · Morgen<br />

Lesung Röm 13, 11b–12<br />

Die Stunde ist gekommen, aufzustehen vom Schlaf. Denn<br />

jetzt ist das Heil uns näher als zu der Zeit, da wir gläubig<br />

wurden. Die Nacht ist vorgerückt, der Tag ist nahe. Darum lasst<br />

uns ablegen die Werke der Finsternis und anlegen die Waffen<br />

des Lichts!<br />

Benedictus – Lobgesang des Zacharias<br />

Antiphon zum Benedictus:<br />

Der Heilige Geist wird über dich kommen, Maria; fürchte dich<br />

nicht: Du wirst Gottes Sohn in deinem Schoße tragen. Halleluja.<br />

Bitten<br />

Gott, wir warten auf dich; du bist unsere Hoffnung und unsere<br />

Zukunft. Wir bitten dich:<br />

A: Mach uns bereit für dein Kommen.<br />

– Gib, dass wir uns dir immer neu zuwenden.<br />

– Lass uns ruhig werden, damit wir spüren, wohin du uns führen<br />

willst.<br />

– Hilf uns, im Vertrauen auf dich und deine Nähe unseren Weg<br />

vor dir zu gehen.<br />

Vaterunser<br />

Oration<br />

Herr, unser Gott, alles steht in deiner Macht; du schenkst das<br />

Wollen und das Vollbringen. Hilf uns, dass wir auf dem Weg<br />

der Gerechtigkeit Christus entgegengehen und uns durch Taten<br />

der Liebe auf seine Ankunft vorbereiten, damit wir den Platz<br />

zu seiner Rechten erhalten, wenn er wiederkommt in Herrlichkeit.<br />

Er, der in der Einheit des Heiligen Geistes mit dir lebt und<br />

herrscht in alle Ewigkeit.


Eucharistie · Sonntag, 29. <strong>November</strong> 322<br />

Unser Heiland Jesus Christus<br />

öffne uns Augen, Ohren und Herz,<br />

damit wir die Zeichen seines Kommens erkennen<br />

und ihm froh entgegengehen.<br />

Eucharistiefeier<br />

Liedvorschläge: GL 223, 225, 231, 233, 360, 634, 2 · KG 46,<br />

210, 1+2, 213, 301, 302, 309<br />

Zu dir, Herr, erhebe ich meine Seele.<br />

Mein Gott, dir vertraue ich.<br />

Lass mich nicht scheitern,<br />

lass meine Feinde nicht triumphieren!<br />

Denn niemand, der auf dich hofft, wird zuschanden.<br />

Ps 25, 1–3<br />

Tagesgebet (Oration des Morgengebetes)<br />

Lesung aus dem Buch Jesaja Jes 63, 16b–17.19b; 64, 3–7<br />

Du, HERR, bist unser Vater, „Unser Erlöser von jeher“ ist<br />

dein Name. Warum lässt du uns, HERR, von deinen Wegen<br />

abirren und machst unser Herz hart, sodass wir dich nicht<br />

fürchten? Kehre zurück um deiner Knechte willen, um der<br />

Stämme willen, die dein Erbbesitz sind! Hättest du doch den<br />

Himmel zerrissen und wärest herabgestiegen, sodass die Berge<br />

vor dir erzitterten.<br />

Seit Urzeiten hat man nicht vernommen, hat man nicht gehört;<br />

kein Auge hat je einen Gott außer dir gesehen, der an<br />

dem handelt, der auf ihn harrt. Du kamst dem entgegen, der<br />

freudig Gerechtigkeit übt, denen, die auf deinen Wegen an dich<br />

denken.<br />

Siehe, du warst zornig und wir sündigten; bleiben wir künftig<br />

auf ihnen, werden wir gerettet werden. Wie ein Unreiner sind


323<br />

Sonntag, 29. <strong>November</strong> · Eucharistie<br />

wir alle geworden, unsere ganze Gerechtigkeit ist wie ein beflecktes<br />

Kleid. Wie Laub sind wir alle verwelkt, unsere Schuld<br />

trägt uns fort wie der Wind.<br />

Niemand ruft deinen Namen an, keiner rafft sich dazu auf,<br />

festzuhalten an dir. Denn du hast dein Angesicht vor uns verborgen<br />

und hast uns zergehen lassen in der Gewalt unserer<br />

Schuld. Doch nun, HERR, du bist unser Vater. Wir sind der Ton<br />

und du bist unser Töpfer, wir alle sind das Werk deiner Hände.<br />

Impuls zur Lesung<br />

Gott lenkt all unsere Geschicke. Deshalb fragt der Prophet,<br />

warum der Herr uns abirren lässt von seinem Weg. Er könnte<br />

doch in seiner Allmacht und herrschaftlichen Herrlichkeit die<br />

Himmel aufreißen und auf die Erde herabsteigen. Aber Getöse<br />

ist offensichtlich nicht Gottes Tonlage. Er kommt nicht<br />

mit Gewalt, sondern weckt die Erinnerung in uns, dass wir<br />

auf seinen Wegen gehen, dass wir auf Gott eingehen könnten.<br />

Aber wir haben es nicht getan! Gottes eingedenk, erkennt der<br />

Mensch, dass er Gott verdrängt hat, dass er vergessen hat, wer<br />

sein Schöpfer ist. Die erste Gotteserkenntnis des Menschen:<br />

Ich bin nicht Gott – und kein Mensch ist es; auch unsere Väter<br />

Abraham und Jakob sind nicht unsere Väter. Aber ich will<br />

es wagen. Ich will den Namen des Herrn anrufen; vielleicht<br />

kommt er mir, mit leidenschaftlichem Eifer, mit Mitgefühl und<br />

mütterlichem Erbarmen, entgegen. (Jes 63, 15)<br />

Antwortpsalm <br />

Ps 80, 2ac.3bc.15–16.18–19<br />

Kehrvers:<br />

Stelle uns wieder her, o Gott! Lass dein Angesicht leuchten und<br />

wir sind gerettet.<br />

Du Hirte Israels, höre! *<br />

Der du auf den Kerubim thronst, erscheine!<br />

Wecke deine gewaltige Kraft *<br />

und komm zu unserer Rettung! – Kehrvers


Eucharistie · Sonntag, 29. <strong>November</strong> 324<br />

Gott der Heerscharen, kehre doch zurück, /<br />

blicke vom Himmel herab und sieh, *<br />

sorge für diesen Weinstock!<br />

Beschütze, was deine Rechte gepflanzt hat, *<br />

und den Sohn, den du dir stark gemacht!<br />

Kehrvers:<br />

Stelle uns wieder her, o Gott! Lass dein Angesicht leuchten und<br />

wir sind gerettet.<br />

Deine Hand sei über dem Mann zu deiner Rechten, *<br />

über dem Menschensohn, den du dir stark gemacht.<br />

Wir werden nicht von dir weichen. *<br />

Belebe uns und wir rufen deinen Namen an. – Kehrvers<br />

Kehrvers vgl. Vers 4, ferner GL 229 · GL 1975 526, 5 · KG 48 (I. Ton)<br />

oder GL 1975 529, 1 (II. Ton)<br />

Lesung aus dem ersten Korintherbrief 1 Kor 1, 3–9<br />

Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserem Vater, und<br />

dem Herrn Jesus Christus!<br />

Ich danke meinem Gott jederzeit euretwegen für die Gnade<br />

Gottes, die euch in Christus Jesus geschenkt wurde, dass ihr<br />

an allem reich geworden seid in ihm, an aller Rede und aller<br />

Erkenntnis. Denn das Zeugnis über Christus wurde bei euch<br />

gefestigt, sodass euch keine Gnadengabe fehlt, während ihr auf<br />

die Offenbarung unseres Herrn Jesus Christus wartet.<br />

Er wird euch auch festigen bis ans Ende, sodass ihr schuldlos<br />

dasteht am Tag unseres Herrn Jesus Christus. Treu ist Gott,<br />

durch den ihr berufen worden seid zur Gemeinschaft mit seinem<br />

Sohn Jesus Christus, unserem Herrn.<br />

Ruf vor dem Evangelium Ps 85, 8<br />

Halleluja. Halleluja.<br />

Lass uns schauen, o HERR, deine Huld und schenke uns dein Heil.<br />

Halleluja.


325<br />

Sonntag, 29. <strong>November</strong> · Eucharistie<br />

Aus dem hl. Evangelium nach Markus Mk 13, 24–37<br />

Kurzfassung: Mk 13, 33–37<br />

Jesus sprach zu seinen Jüngern: In jenen Tagen, nach jener<br />

Drangsal, wird die Sonne verfinstert werden und der Mond<br />

wird nicht mehr scheinen; die Sterne werden vom Himmel fallen<br />

und die Kräfte des Himmels werden erschüttert werden.<br />

Dann wird man den Menschensohn in Wolken kommen sehen,<br />

mit großer Kraft und Herrlichkeit. Und er wird die Engel<br />

aussenden und die von ihm Auserwählten aus allen vier Windrichtungen<br />

zusammenführen, vom Ende der Erde bis zum Ende<br />

des Himmels.<br />

Lernt etwas aus dem Vergleich mit dem Feigenbaum! Sobald<br />

seine Zweige saftig werden und Blätter treiben, erkennt ihr,<br />

dass der Sommer nahe ist. So erkennt auch ihr, wenn ihr das<br />

geschehen seht, dass er nahe vor der Tür ist.<br />

Amen, ich sage euch: Diese Generation wird nicht vergehen,<br />

bis das alles geschieht. Himmel und Erde werden vergehen,<br />

aber meine Worte werden nicht vergehen. Doch jenen Tag und<br />

jene Stunde kennt niemand, auch nicht die Engel im Himmel,<br />

nicht einmal der Sohn, sondern nur der Vater.<br />

Gebt Acht und bleibt wach! Denn ihr wisst nicht, wann die<br />

Zeit da ist. Es ist wie mit einem Mann, der sein Haus verließ,<br />

um auf Reisen zu gehen: Er übertrug die Vollmacht seinen<br />

Knechten, jedem eine bestimmte Aufgabe; dem Türhüter befahl<br />

er, wachsam zu sein.<br />

Seid also wachsam! Denn ihr wisst nicht, wann der Hausherr<br />

kommt, ob am Abend oder um Mitternacht, ob beim Hahnenschrei<br />

oder erst am Morgen. Er soll euch, wenn er plötzlich<br />

kommt, nicht schlafend antreffen.<br />

Was ich aber euch sage, das sage ich allen: Seid wachsam!<br />

Credo


Eucharistie · Sonntag, 29. <strong>November</strong> 326<br />

Gabengebet<br />

Allmächtiger Gott, alles, was wir haben, kommt von dir. Nimm<br />

die Gaben an, die wir darbringen. Mache sie für uns in diesem<br />

Leben zum Sakrament der Erlösung und rufe uns an deinen<br />

Tisch im kommenden Reich. Darum bitten wir durch Christus,<br />

unseren Herrn.<br />

Präfation<br />

In Wahrheit ist es würdig und recht, dir, allmächtiger Vater, zu<br />

danken durch unseren Herrn Jesus Christus. Denn in seinem ersten<br />

Kommen hat er sich entäußert und ist Mensch geworden. So<br />

hat er die alte Verheißung erfüllt und den Weg des Heiles erschlossen.<br />

Wenn er wiederkommt im Glanz seiner Herrlichkeit, werden<br />

wir sichtbar empfangen, was wir jetzt mit wachem Herzen gläubig<br />

erwarten. Darum preisen wir dich mit allen Engeln und Heiligen<br />

und singen vereint mit ihnen das Lob deiner Herrlichkeit.<br />

Kommunionvers Ps 85, 13<br />

Der Herr wird seinen Segen spenden, und unsere Erde bringt<br />

ihre Frucht hervor.<br />

Schlussgebet<br />

Herr, unser Gott, du hast uns an deinem Tisch mit neuer Kraft<br />

gestärkt. Zeige uns den rechten Weg durch diese vergängliche<br />

Welt und lenke unseren Blick auf das Unvergängliche, damit<br />

wir in allem dein Reich suchen. Darum bitten wir durch Christus,<br />

unseren Herrn.<br />

Schlusssegen<br />

Der barmherzige Gott hat uns den Glauben an das Kommen<br />

seines Sohnes geschenkt; er segne und heilige euch durch das<br />

Licht seiner Gnade.<br />

Er mache euch standhaft im Glauben, froh in der Hoffnung<br />

und eifrig in Werken der Liebe.


327<br />

Sonntag, 29. <strong>November</strong> · Auslegung<br />

Die erste Ankunft des Erlösers sei euch Unterpfand der ewigen<br />

Herrlichkeit, die er uns schenken wird, wenn er wiederkommt<br />

auf den Wolken des Himmels. Amen.<br />

Das gewähre euch der dreieinige Gott, der Vater und der<br />

Sohn † und der Heilige Geist.<br />

Auslegung zum Sonntagsevangelium<br />

Von Peter Köster<br />

Was nun geschieht, erschüttert den ganzen Kosmos und<br />

macht dem „Gräuel der Verwüstung“ ein Ende. Das mit<br />

apokalyptischen Bildern geschilderte Zusammenbrechen des<br />

Kosmos findet seinen Höhepunkt in der Erscheinung des Menschensohnes<br />

„mit großer Macht und Herrlichkeit“. Wenn der<br />

Menschensohn kommt, wird er allen sichtbar. Dann wird er<br />

seine über die Erde zerstreute Gemeinde zusammenführen. Der<br />

Ausblick auf die Heimkehr der von Gott Auserwählten in die<br />

endgültige Gemeinschaft mit ihm ist die entscheidende Aussage.<br />

Er soll die bedrängten und verfolgten Jünger mit Zuversicht<br />

auf die Vollendung der Gottesherrschaft erfüllen. So werden die<br />

Ereignisse der Gegenwart, in der sich die Gemeinde und jeder<br />

Einzelne zu bewähren hat, zu Vorzeichen auf jenes Kommen<br />

des Menschensohnes, zu dem die ganze Schöpfung unterwegs<br />

ist. Dieser endzeitliche Ausblick auf das Kommen des Menschensohnes<br />

verweist wieder auf die Passionsgeschichte (Mk<br />

14, 62) und führt zurück in die Gegenwart. Er erinnert an den,<br />

der (nun bald) in die Hände der Menschen ausgeliefert werden<br />

„muss“.<br />

Peter Köster SJ (Theologe, geistlicher Lehrer, * 1936),<br />

aus: Ders., Lebensorientierung am Markus-Evangelium.<br />

Eine geistliche Auslegung auf fachexegetischer Grundlage,<br />

© EOS Verlag, St. Ottilien 2010, 198–199


Abend · Sonntag, 29. <strong>November</strong> 328<br />

Abendgebet<br />

O Gott, komm mir zu Hilfe.<br />

Herr, eile, mir zu helfen.<br />

Ehre sei dem Vater ... Halleluja.<br />

Hymnus<br />

Gott, heil’ger Schöpfer aller Stern’,<br />

erleucht uns, die wir sind so fern,<br />

dass wir erkennen Jesus Christ,<br />

der für uns Mensch geworden ist.<br />

Denn es ging dir zu Herzen sehr,<br />

da wir gefangen waren schwer<br />

und sollten gar des Todes sein;<br />

drum nahmst du auf dich Schuld und Pein.<br />

Da sich die Welt zum Abend wandt’,<br />

der Bräut’gam Christus ward gesandt.<br />

Aus seiner Mutter Kämmerlein<br />

ging er hervor als klarer Schein.<br />

Gezeigt hat er sein’ groß’ Gewalt,<br />

dass es in aller Welt erschallt,<br />

sich beugen müssen alle Knie<br />

im Himmel und auf Erden hie’.<br />

Wir bitten dich, o heil’ger Christ,<br />

der du zukünftig Richter bist,<br />

lehr uns zuvor dein’ Willen tun<br />

und an dem Glauben nehmen zu.<br />

Lob, Preis sei, Vater, deiner Kraft<br />

und deinem Sohn, der all’ Ding’ schafft,<br />

dem heil’gen Tröster auch zugleich<br />

so hier wie dort im Himmelreich. Amen.<br />

Nach: Conditor alme siderum; 10. Jh. – GL 230 · GL 1975 116 · KG 309 · EG 3


329<br />

Sonntag, 29. <strong>November</strong> · Abend<br />

Psalm 114<br />

Als Israel aus Ägypten auszog, *<br />

Jakobs Haus aus dem Volk mit fremder Sprache,<br />

da wurde Juda Gottes Heiligtum, *<br />

Israel das Gebiet seiner Herrschaft.<br />

Das Meer sah es und floh, *<br />

der Jordan wich zurück.<br />

Die Berge hüpften wie Widder, *<br />

die Hügel wie junge Lämmer.<br />

Was ist mit dir, Meer, dass du fliehst, *<br />

und mit dir, Jordan, dass du zurückweichst?<br />

Ihr Berge, was hüpft ihr wie Widder, *<br />

und ihr Hügel, wie junge Lämmer?<br />

Vor dem Herrn erbebe, du Erde, *<br />

vor dem Antlitz des Gottes Jakobs,<br />

der den Fels zur Wasserflut wandelt *<br />

und Kieselgestein zu quellendem Wasser.<br />

Ehre sei dem Vater ...<br />

Aus der Knechtschaft willst du uns befreien, allmächtiger Gott.<br />

Schenke uns deine Gnade, damit wir auf dich hören und in das<br />

Land deines Segens gelangen.<br />

Lesung Mi 5, 2–3a<br />

Gott, der Herr, gibt Israel preis, bis die Gebärende einen Sohn<br />

geboren hat. Dann wird der Rest seiner Brüder heimkehren<br />

zu den Söhnen Israels. Er wird auftreten und ihr Hirt sein in der<br />

Kraft des Herrn, im hohen Namen Jahwes, seines Gottes.<br />

Magnificat – Lobgesang Mariens<br />

Antiphon zum Magnificat:<br />

Fürchte dich nicht, Maria; du hast Gnade gefunden beim Herrn.<br />

Siehe, du wirst empfangen und einen Sohn gebären. Halleluja.


Abend · Sonntag, 29. <strong>November</strong> 330<br />

Fürbitten<br />

Als Christen tragen wir nicht bloß irgendeine Verantwortung<br />

für die Sache Jesu. Vielmehr wirkt Gott durch uns, wo wir seine<br />

Aufforderung an uns wahrnehmen und seinem Willen entsprechend<br />

handeln. Darum bitten wir:<br />

A: Dein Reich komme.<br />

Für unsere Angehörigen und Freunde,<br />

– dass sie in uns treue Wegbegleiter finden.<br />

Für die Menschen in unserer Kirchengemeinde,<br />

– dass wir einander im Glauben stärken.<br />

Für alle, mit denen wir beruflich zu tun haben,<br />

– dass wir ihnen freundlich und hilfsbereit begegnen.<br />

Für unsere Verstorbenen,<br />

– dass wir die Hoffnung auf ein Wiedersehen mit ihnen lebendig<br />

halten.<br />

Vaterunser<br />

Oration<br />

Herr, unser Gott, alles steht in deiner Macht; du schenkst das<br />

Wollen und das Vollbringen. Hilf uns, dass wir auf dem Weg<br />

der Gerechtigkeit Christus entgegengehen und uns durch Taten<br />

der Liebe auf seine Ankunft vorbereiten, damit wir den Platz<br />

zu seiner Rechten erhalten, wenn er wiederkommt in Herrlichkeit.<br />

Er, der in der Einheit des Heiligen Geistes mit dir lebt und<br />

herrscht in alle Ewigkeit.<br />

Der ewigreiche Gott segne uns<br />

und schenke uns Kraft, seine Werke zu tun.<br />

Er gebe uns ein fröhliches Herz,<br />

dass unsere Freude überspringt<br />

und wir mit unseren Mitmenschen in seiner Fülle leben.<br />

Alma Redemptoris Mater (Seite 379)


ndreas<br />

Montag<br />

30. <strong>November</strong> <strong>2020</strong><br />

A<br />

ls „Erstberufenen der Apostel“ und „Bruder des Hauptes der<br />

Apostel“ verehrt die Ostkirche den heiligen Andreas. Nach<br />

dem Johannesevangelium gehörte Andreas zunächst zu den Jüngern<br />

des Täufers Johannes und wurde durch ihn zu Jesus geführt.<br />

Anschließend brachte er seinen Bruder Simon Petrus zu Jesus mit<br />

den Worten: „Wir haben den Messias gefunden.“ (Joh 1, 35–42) Er<br />

stammte aus Betsaida und war wie sein Bruder von Beruf Fischer.<br />

Mit seinem Bruder gehörte er zum engeren Jüngerkreis Jesu. Außer<br />

in den Apostellisten wird Andreas im Johannesevangelium bei<br />

der Speisung der fünftausend Menschen (Joh 6,8 f.) eigens genannt<br />

und von Griechen angesprochen, die zu Jesus wollen (Joh 12, 23).<br />

Später wirkte Andreas in den Gebieten um das Schwarze Meer<br />

und in Griechenland. Am 30. <strong>November</strong> 60 oder 62, so wird übereinstimmend<br />

berichtet, soll er in Patras das Martyrium erlitten haben.<br />

Der Legende nach geschah das an einem x-förmigen Kreuz<br />

(Andreaskreuz). Der 30. <strong>November</strong> als sein Todestag wird in der<br />

katholischen und auch in der orthodoxen Kirche als Andreastag gefeiert.<br />

Im vierten Jahrhundert wurden seine Gebeine, die zunächst<br />

in der nach ihm benannten Kirche von Patras aufbewahrt wurden,<br />

in der Apostelkirche von Konstantinopel beigesetzt. Darauf beruht<br />

die Errichtung des Ökumenischen Patriarchats von Konstantinopel.<br />

Das Haupt des Apostels kam 1462 nach Rom und wurde unter<br />

Paul VI. während des Zweiten Vatikanischen Konzils 1964 als Geste<br />

ökumenischer Verbundenheit nach Patras zurückgegeben.<br />

„Kommt und seht!“ (Joh 1, 39) – Diese Einladung, die Andreas<br />

nach dem Johannesevangelium in der ersten Begegnung mit Jesus<br />

vernahm, hat ihn ein Leben lang geführt und ist auch Einladung an<br />

uns für unseren Weg mit Jesus Christus.


Morgen · Montag, 30. <strong>November</strong> 332<br />

Namenstag: hl. Emming, hl. Gerwald und hl. Folkard (Gefährten Willehads,<br />

Glaubensboten in Dithmarschen und bei den Sachsen, Märtyrer,<br />

† 782)<br />

Morgengebet<br />

Herr, öffne meine Lippen.<br />

Damit mein Mund dein Lob verkünde.<br />

Die Himmel rühmen die Herrlichkeit Gottes,<br />

vom Werk seiner Hände kündet das Firmament.<br />

Ps 19, 2<br />

Ehre sei dem Vater ... Halleluja.<br />

Hymnus<br />

Was hat Gott nicht um unseretwillen erschaffen?<br />

Die vergängliche Welt für uns,<br />

die unvergängliche schuf er für uns.<br />

Propheten ließ er Unrecht erleiden für uns,<br />

schickte sie in die Verbannung, für uns,<br />

er ließ sie in den Feuerofen werfen, für uns<br />

zahllose Qualen erdulden.<br />

Ja, zu Propheten hat er für uns sie gemacht,<br />

zu Aposteln für uns.<br />

Den Einziggebornen gab er verloren für uns,<br />

bestraft den Verleumder für uns.<br />

Uns hat er sich zur Rechten gesetzt,<br />

hat Schmach ertragen für uns.<br />

Johannes Chrysostomus<br />

Psalm 29<br />

Bringt dar dem Herrn, ihr Himmlischen, *<br />

bringt dar dem Herrn Lob und Ehre!


333<br />

Montag, 30. <strong>November</strong> · Morgen<br />

Bringt dar dem Herrn die Ehre seines Namens, *<br />

werft euch nieder vor dem Herrn in heiligem Schmuck!<br />

Die Stimme des Herrn erschallt über den Wassern. /<br />

Der Gott der Herrlichkeit donnert, *<br />

der Herr über gewaltigen Wassern.<br />

Die Stimme des Herrn ertönt mit Macht, *<br />

die Stimme des Herrn voll Majestät.<br />

Die Stimme des Herrn zerbricht die Zedern, *<br />

der Herr zerschmettert die Zedern des Libanon.<br />

Er lässt den Libanon hüpfen wie ein Kalb, *<br />

wie einen Wildstier den Sirjon.<br />

Die Stimme des Herrn sprüht flammendes Feuer, /<br />

die Stimme des Herrn lässt die Wüste beben, *<br />

beben lässt der Herr die Wüste von Kadesch.<br />

Die Stimme des Herrn wirbelt Eichen empor, /<br />

sie reißt ganze Wälder kahl. *<br />

In seinem Palast rufen alle: O herrlicher Gott!<br />

Der Herr thront über der Flut, *<br />

der Herr thront als König in Ewigkeit.<br />

Der Herr gebe Kraft seinem Volk! *<br />

Der Herr segne sein Volk mit Frieden!<br />

Ehre sei dem Vater ...<br />

Himmel und Erde preisen deine Herrlichkeit, du unser Gott.<br />

Richte uns auf durch deine Stimme, leite uns auf deinen Wegen.<br />

Lesung 1 Petr 1, 13–14<br />

Umgürtet euch und macht euch bereit! Seid nüchtern und<br />

setzt eure Hoffnung ganz auf die Gnade, die euch bei der<br />

Offenbarung Jesu Christi geschenkt wird! Seid gehorsame Kinder<br />

und lasst euch nicht mehr von euren Begierden treiben wie<br />

früher, in der Zeit eurer Unwissenheit!


Morgen · Montag, 30. <strong>November</strong> 334<br />

Benedictus – Lobgesang des Zacharias<br />

Antiphon zum Benedictus:<br />

Sei gegrüßt, o heiliges Kreuz, nach dem ich verlange. An dir<br />

hat Christus gehangen, mein Meister – nun nimm auch mich,<br />

seinen Jünger, auf.<br />

Bitten<br />

Jesus hat seinen Jüngern die Sorge um ihre Geschwister ans<br />

Herz gelegt. Darum lasst uns beten:<br />

A: Jesus, komm uns zu Hilfe.<br />

– Wenn wir nicht wissen, wie wir der Schwester oder dem Bruder<br />

zu tragfähiger Orientierung verhelfen können.<br />

– Wenn wir trotz aller Einfühlungsbereitschaft die Betreffenden<br />

nicht erreichen.<br />

– Wenn wir beim Ringen um einen Menschen Geduld und<br />

Langmut zu verlieren drohen.<br />

Vaterunser<br />

Oration<br />

Allmächtiger Gott, du hast deiner Kirche den heiligen Apostel<br />

Andreas als Boten des Glaubens und als Hirten gegeben. Erhöre<br />

unser Gebet und gib, dass auch die Kirche unserer Tage die<br />

Macht seiner Fürsprache erfahre. Darum bitten wir durch Jesus<br />

Christus.<br />

Der Gott des Friedens<br />

mache uns tüchtig in allem Guten,<br />

damit wir seinen Willen tun.<br />

Er bewirke in uns, was ihm gefällt,<br />

durch Jesus Christus, dem die Ehre sei in alle Ewigkeit.<br />

Vgl. Hebr 13, 20.21


335<br />

Montag, 30. <strong>November</strong> · Eucharistie<br />

Eucharistiefeier<br />

Als Jesus am See von Galiläa entlangging,<br />

sah er zwei Brüder, Petrus und Andreas.<br />

Er sagte zu ihnen: Kommt her, folgt mir nach!<br />

Ich werde euch zu Menschenfischern machen.<br />

Vgl. Mt 4, 18–19<br />

Gloria<br />

Tagesgebet (Oration des Morgengebetes)<br />

Lesung aus dem Römerbrief Röm 10, 9–18<br />

Wenn du mit deinem Mund bekennst: „Jesus ist der Herr“<br />

und in deinem Herzen glaubst: „Gott hat ihn von den<br />

Toten auferweckt“, so wirst du gerettet werden. Wer mit dem<br />

Herzen glaubt und mit dem Mund bekennt, wird Gerechtigkeit<br />

und Heil erlangen. Denn die Schrift sagt: Wer an ihn glaubt,<br />

wird nicht zugrunde gehen. Darin gibt es keinen Unterschied<br />

zwischen Juden und Griechen. Alle haben denselben Herrn;<br />

aus seinem Reichtum beschenkt er alle, die ihn anrufen. Denn<br />

jeder, der den Namen des Herrn anruft, wird gerettet werden.<br />

Wie sollen sie nun den anrufen, an den sie nicht glauben?<br />

Wie sollen sie an den glauben, von dem sie nichts gehört haben?<br />

Wie sollen sie hören, wenn niemand verkündigt? Wie soll<br />

aber jemand verkündigen, wenn er nicht gesandt ist? Darum<br />

heißt es in der Schrift: Wie sind die Freudenboten willkommen,<br />

die Gutes verkündigen!<br />

Doch nicht alle sind dem Evangelium gehorsam geworden.<br />

Denn Jesaja sagt: Herr, wer hat unserer Botschaft geglaubt?<br />

So gründet der Glaube in der Botschaft, die Botschaft im Wort<br />

Christi.<br />

Aber, so frage ich, haben sie die Boten etwa nicht gehört?<br />

Doch, sie haben sie gehört; denn ihre Stimme war in der ganzen<br />

Welt zu hören und ihr Wort bis an die Enden der Erde.


Eucharistie · Montag, 30. <strong>November</strong> 336<br />

Antwortpsalm Ps 19, 2–5b<br />

Kehrvers:<br />

Ihre Botschaft geht hinaus in die ganze Welt.<br />

Die Himmel rühmen die Herrlichkeit Gottes, *<br />

vom Werk seiner Hände kündet das Firmament.<br />

Ein Tag sagt es dem andern, *<br />

eine Nacht tut es der andern kund, – Kehrvers<br />

ohne Worte und ohne Reden, *<br />

unhörbar bleibt ihre Stimme.<br />

Doch ihre Botschaft geht in die ganze Welt hinaus, *<br />

ihre Kunde bis zu den Enden der Erde. – Kehrvers<br />

Kehrvers siehe Vers 5a, ferner GL 35, 1 (VII. Ton)<br />

oder GL 1975 529, 6 (VIII. Ton) oder KG 639 (VI. Ton)<br />

Ruf vor dem Evangelium <br />

Mk 1, 17b<br />

Halleluja. Halleluja.<br />

So spricht der Herr: Folgt mir nach! Ich werde euch zu Menschenfischern<br />

machen.<br />

Halleluja.<br />

Aus dem hl. Evangelium nach Matthäus Mt 4, 18–22<br />

In jener Zeit, als Jesus am See von Galiläa entlangging, sah<br />

er zwei Brüder, Simon, genannt Petrus, und seinen Bruder<br />

Andreas; sie warfen gerade ihr Netz in den See, denn sie waren<br />

Fischer.<br />

Da sagte er zu ihnen: Kommt her, folgt mir nach! Ich werde<br />

euch zu Menschenfischern machen. Sofort ließen sie ihre Netze<br />

liegen und folgten ihm.<br />

Als er weiterging, sah er zwei andere Brüder, Jakobus, den<br />

Sohn des Zebedäus, und seinen Bruder Johannes; sie waren mit<br />

ihrem Vater Zebedäus im Boot und richteten ihre Netze her.<br />

Er rief sie, und sogleich verließen sie das Boot und ihren Vater<br />

und folgten Jesus.


337<br />

Montag, 30. <strong>November</strong> · Eucharistie<br />

Impuls zum Evangelium<br />

Die Fischer sind durch Freundschaft, Verwandtschaft und Zusammenarbeit<br />

schon „vernetzt“, als Jesus sie anspricht. Zwei<br />

Brüderpaare bilden das innerste Geflecht. Jesus kann bestehende<br />

Beziehungsgefüge nutzen. So entsteht ein Gewebe, das<br />

bis heute hält. Ein Netz, das nicht einfängt, sondern befreit,<br />

das nicht verstrickt, sondern erlöst, das nicht erdrückt und<br />

drückt, sondern erträgt und trägt. Untereinander freundschaftlich<br />

vernetzt, in Jesus verbindlich verbunden. Leben, die sich<br />

so öffnen können für Gottes eigene Wirklichkeit. Ein Traum<br />

von Kirche. Vom Himmelreich.<br />

Gabengebet<br />

Allmächtiger Gott, am Fest des heiligen Andreas kommen wir<br />

mit unseren Gaben zu deinem Altar. Nimm in diesem Opfer<br />

auch uns an und schenke uns Leben aus dir. Darum bitten wir<br />

durch Christus, unseren Herrn.<br />

Präfation<br />

In Wahrheit ist es würdig und recht, dir, Herr, heiliger Vater,<br />

allmächtiger, ewiger Gott, immer und überall zu danken. Denn<br />

du bist der ewige Hirt, der seine Herde nicht verlässt, du hütest<br />

sie allezeit durch deine heiligen Apostel. Du hast sie der<br />

Kirche als Hirten gegeben, damit sie ihr vorstehen als Stellvertreter<br />

deines Sohnes. Darum singen wir mit den Engeln und<br />

Erzengeln, den Thronen und Mächten und mit all den Scharen<br />

des himmlischen Heeres den Hochgesang von deiner göttlichen<br />

Herrlichkeit.<br />

Kommunionvers Joh 1, 41–42<br />

Andreas sagte zu seinem Bruder Simon: Wir haben den Messias<br />

gefunden, das heißt übersetzt: Christus. Und er führte ihn zu<br />

Jesus.


Abend · Montag, 30. <strong>November</strong> 338<br />

Schlussgebet<br />

Herr, unser Gott, stärke uns durch das Sakrament, das wir<br />

empfangen haben, damit wir nach dem Beispiel des heiligen<br />

Andreas Christus, dem Gekreuzigten, nachfolgen und mit ihm<br />

zur Herrlichkeit der Auferstehung gelangen. Darum bitten wir<br />

durch Christus, unseren Herrn.<br />

Schlusssegen<br />

Der allmächtige Gott segne euch durch unseren Herrn Jesus<br />

Christus, der seine Kirche auf das Fundament der Apostel gegründet<br />

hat.<br />

Der heilige Apostel Andreas hat mit Freimut das Evangelium<br />

Christi verkündet; Gott stärke euch durch seine Botschaft zum<br />

Zeugnis für die Wahrheit.<br />

Das Beispiel der Apostel festige euch im Glauben, ihre Fürsprache<br />

geleite euch zur ewigen Heimat.<br />

Das gewähre euch der dreieinige Gott, der Vater und der<br />

Sohn † und der Heilige Geist.<br />

Abendgebet<br />

O Gott, komm mir zu Hilfe.<br />

Herr, eile, mir zu helfen.<br />

Ehre sei dem Vater ... Halleluja.<br />

Innehalten am Abend<br />

Wir halten oft manchen Menschen wegen seiner Mängel und<br />

Fehler für unglücklich. Ich aber sage, dass derjenige der unglücklichste<br />

Mensch ist, welchem kein Mensch gefällt.<br />

Abraham a Sancta Clara<br />

(deutscher Augustiner-Barfüßer, Prediger, 1644–1709)


339<br />

Montag, 30. <strong>November</strong> · Abend<br />

• Wie streng ist der Maßstab, den ich an andere anlege?<br />

• Wie streng war der Maßstab, der in meiner Kindheit an mich<br />

angelegt wurde?<br />

Confiteor (Seite 37) – oder – Erbarme dich (Seite 48)<br />

Hymnus<br />

Heilig, Herr Gott Zebaot! Heilig, Herr der Himmelsheere!<br />

Starker Helfer in der Not! Himmel, Erde, Luft und Meere<br />

sind erfüllt von deinem Ruhm; alles ist dein Eigentum.<br />

Der Apostel heilger Chor, der Propheten hehre Menge<br />

schickt zu deinem Thron empor neue Lob- und Dankgesänge;<br />

der Blutzeugen lichte Schar lobt und preist dich immerdar.<br />

Dich, Gott Vater auf dem Thron, loben Große, loben Kleine.<br />

Deinem eingebornen Sohn singt die heilige Gemeinde,<br />

und sie ehrt den Heilgen Geist, der uns seinen Trost erweist.<br />

Ignaz Franz 1771 nach dem „Te Deum“/AÖL 1973<br />

GL 380 · GL 1975 257 · KG 175 · EG 331, Strophen 3–5<br />

Psalm 7 Verse 11–18<br />

Ein Schild über mir ist Gott, *<br />

er rettet die Menschen mit redlichem Herzen.<br />

Gott ist ein gerechter Richter, *<br />

ein Gott, der täglich strafen kann.<br />

Wenn der Frevler sein Schwert wieder schärft, *<br />

seinen Bogen spannt und zielt,<br />

dann rüstet er tödliche Waffen gegen sich selbst, *<br />

bereitet sich glühende Pfeile.<br />

Er hat Böses im Sinn; *<br />

er geht schwanger mit Unheil, und Tücke gebiert er.<br />

Er gräbt ein Loch, er schaufelt es aus, *<br />

doch er stürzt in die Grube, die er selber gemacht hat.


Abend · Montag, 30. <strong>November</strong> 340<br />

Seine Untat kommt auf sein eigenes Haupt, *<br />

seine Gewalttat fällt auf seinen Scheitel zurück.<br />

Ich will dem Herrn danken, denn er ist gerecht; *<br />

dem Namen des Herrn, des Höchsten,<br />

will ich singen und spielen.<br />

Ehre sei dem Vater ...<br />

Dein Name, du Höchster, ist uns Schutz und Schild. Dir allein<br />

wollen wir dienen, für deine Gerechtigkeit wollen wir leben.<br />

Lesung Jak 1, 12<br />

Glücklich der Mann, der in der Versuchung standhält. Denn<br />

wenn er sich bewährt, wird er den Kranz des Lebens erhalten,<br />

der denen verheißen ist, die Gott lieben.<br />

Magnificat – Lobgesang Mariens<br />

Antiphon zum Magnificat:<br />

Andreas, Diener Christi und Gottes würdiger Apostel, Bruder<br />

des Petrus und sein Gefährte im Leiden!<br />

Fürbitten<br />

Gott, du willst, dass alle Menschen von deiner Güte erfahren.<br />

Wir rufen zu dir:<br />

V: Kyrie, eleison. A: Christe, eleison.<br />

Segne das Bemühen unseres Papstes und aller, die mit einem<br />

Amt in der Kirche betraut sind;<br />

– gib, dass sie dein Volk in deinem Geist leiten und mit dem<br />

Wort des Evangeliums nähren.<br />

Bewahre die geistlichen Gemeinschaften in deiner Liebe;<br />

– lass die Ordensleute Quellen lebendigen Wassers sein.<br />

Stärke deine Kirche in ihrem Dienst an der Welt;<br />

– mache alle Glaubenden zu überzeugenden Boten deines Heiles<br />

und deiner Barmherzigkeit.


341<br />

Montag, 30. <strong>November</strong> · Abend<br />

Gedenke aller Verstorbenen, die in ihrem Leben um das Glück<br />

anderer Menschen gerungen haben;<br />

– vereine sie miteinander in deiner unvergänglichen Freude.<br />

Vaterunser<br />

Oration<br />

Allmächtiger Gott, du hast deiner Kirche den heiligen Apostel<br />

Andreas als Boten des Glaubens und als Hirten gegeben. Erhöre<br />

unser Gebet und gib, dass auch die Kirche unserer Tage die<br />

Macht seiner Fürsprache erfahre. Darum bitten wir durch Jesus<br />

Christus.<br />

Christus Jesus,<br />

der sich für uns zu Brot gemacht hat,<br />

stärke uns zum Dienst an seinem Reich<br />

und schenke uns seinen Frieden.<br />

Alma Redemptoris Mater (Seite 379)


Thema des Monats 342<br />

Der 90. Psalm<br />

Von Ewigkeit zu Ewigkeit<br />

Jetzt ist schon wieder was passiert.“ So heißt es in schöner<br />

oder unschöner Regelmäßigkeit in Wolf Haas’ Kriminalromanen<br />

um den Ermittler Simon Brenner. Leben und Sterben, und<br />

was für ein Leben, und was für ein Sterben, das beschäftigt<br />

Menschen nicht nur in Kriminalromanen. Das bewegt Menschen<br />

auch nicht erst seit der Covid-19-Krise. Warum leben wir<br />

überhaupt, wenn wir doch sterben müssen? Warum ist in so<br />

vielen Menschenleben der Tod lebensbestimmend? So fragen<br />

Menschen seit Menschengedenken. Die Vergänglichkeit des<br />

Menschen, des von Gott mit Leben begabten Menschen, ist<br />

auch der Ausgangspunkt des 90. Psalms (Text siehe auf den<br />

Seiten 28–30), der in der Perspektive des Schöpfertums und der<br />

alles umfassenden Königsherrschaft Gottes steht.<br />

Du warst unsere Zuflucht<br />

Der 90. Psalm eröffnet das vierte Buch des biblischen Psalters<br />

(Ps 90–106). Er ist der einzige Psalm, der Mose zugeschrieben<br />

wird; dies weist auf einen Neubeginn nach der gescheiterten<br />

Davidsdynastie hin (vgl. Ps 89). Der 90. Psalm ist ein Klage- und<br />

Bittgebet angesichts der Vergänglichkeit menschlichen Lebens.<br />

Er beginnt mit dem Blick auf die gute Ordnung des Kosmos in<br />

Raum und Zeit; die ersten beiden Verse sind ein hymnisches<br />

Bekenntnis zum Schöpfergott. Sie betonen, dass Schutz und Zuflucht<br />

findet, wer sich an Gott hält. Bedrohliches ist in der Welt,<br />

das wird deutlich, wenn Gott als Wohnung / Versteck bezeichnet<br />

wird – das hebräische Wort umfasst beide Aspekte –, doch<br />

der Herr (im hebräischen Wortlaut: „mein Herr“) ist der alle unsere<br />

Bilder und Vorstellungen übersteigende, vor und nach aller<br />

Zeit Waltende und Wirkende, er ist jener, der „von Ewigkeit zu


343<br />

Thema des Monats<br />

Ewigkeit“, vom Anfang der Weltzeit bis zum Ende der Weltzeit,<br />

die Schöpfung umfängt. Gottes Gott-Sein erschöpft sich nicht<br />

mit der Schöpfung, doch in Gott sind seine Geschöpfe geborgen,<br />

ausdrücklich genannt ist die menschliche Generationenfolge,<br />

in die der Beter sich stellt.<br />

Denn tausend Jahre sind für dich wie ein Tag<br />

Die folgenden Verse 3–6 beklagen die Vergänglichkeit des<br />

Menschen und stellen sie Gottes Ewigkeit gegenüber. Gottes<br />

unendliche, alle Grenzen überwindende Lebensfülle, und das<br />

unablässige Kommen und Gehen der Menschengeschlechter, in<br />

dem der einzelne Mensch untergeht: wie geht das zusammen?<br />

Gott selbst rafft die Menschen hinweg, weil er die Sterblichkeit<br />

verfügt hat. Die Kette der Generationen ist wie das Gras,<br />

das morgens aufsprießt und tagsüber wächst, um am Abend zu<br />

verwelken. Eine Geschichte des dauernden Wachsens, Verwelkens,<br />

Vertrocknens, sinnlosen Sterbens. Darum auch sinnlosen<br />

Lebens? Sieht und versteht Gott überhaupt des kurzlebigen<br />

„Menschleins“ Not? Oder ist seine Währung, die Ewigkeit,<br />

schlechterdings nicht übersetzbar in unsere kleine Münze?<br />

Das ist doch kein Leben<br />

Nun kommt es zu einer Anklage Gottes (V. 7–10). Die Beter halten<br />

Gott vor, dass eine derart prekäre, vom Tod bedrohte Lebensspanne<br />

gar kein Leben sei. Gemäß der traditionellen Vorstellung<br />

ist der Tod „der Sünde Sold“, und wie von den „Freunden“ Ijobs<br />

wird hier auf die vielen verborgenen, unbewussten Sünden angespielt,<br />

die Gottes Zorn heraufbeschwören. Wenn dem so ist,<br />

wenn wir in fortwährender Gottesangst leben müssen, was ist<br />

das für ein Leben? Dann kann unsere Zeit sich nicht erfüllen,<br />

unsere Tage werden einfach zur Neige gehen. Der Psalmbeter<br />

geht von einer menschlichen Lebensspanne von 70 Jahren aus,


Thema des Monats 344<br />

durch Gottes kraftvolle Taten können es sogar 80 Jahre werden.<br />

Doch das ist auch kein Trost. Das von Gottes Zorn bedrohte Leben<br />

ist nur sinnlose Mühsal; „rasch geht es vorbei“ (V. 9). Wie<br />

ein Vogel wird es davonfliegen. Alles verfliegt. Was bleibt?<br />

Dann gewinnen wir ein weises Herz<br />

Das Zentrum des Psalms (V. 11–12) öffnet eine Doppelfrage<br />

(„Wer kennt die Gewalt deines Zornes …“, V. 11), deren Stil an<br />

die Fragen Kohelets erinnert. Sie stellt das zuvor eingeführte<br />

Gottes- und Menschenbild und dessen Todeslogik infrage und<br />

bringt so die Wende. Der Psalm bittet nicht um ewiges Leben,<br />

sondern um die rechte Lebensweisheit, mit der Vergänglichkeit<br />

und Begrenztheit des Lebens so umgehen zu können, dass jeder<br />

einzelne Augenblick als kostbare Gabe und Aufgabe des guten<br />

Schöpfergottes angenommen werden kann. „Unsre Tage zu zählen,<br />

lehre uns …“ (V. 12) Der Psalm appelliert an Gott als Lehrer<br />

des Lebens! Und an die Möglichkeit des Menschen, „ein weises<br />

Herz“ zu gewinnen.<br />

Dann wollen wir jubeln und uns freuen alle unsere Tage<br />

Der folgende Abschnitt (V. 13–16) appelliert an JHWH, er möge<br />

sein Erbarmen und seine Huld mitten im vergänglichen Leben<br />

seiner Knechte und Mägde erweisen: „Sättige uns am Morgen<br />

mit deiner Huld!“ (V. 14) Der Morgen steht für die Lebensmacht<br />

Gottes, die nächtlichen Schrecken, und letztlich dem Todesschrecken,<br />

ein Ende setzt und Leben in Fülle schenkt – und<br />

so Grund zum Jubeln gibt, „all unsre Tage“ (V. 14).<br />

Unauslöschliche Leuchtspur<br />

Die beiden Verse (15 und 16) vor dem abschließenden Segenswunsch<br />

bitten Gott darum, das Leben seiner „Knechte“ so zu


345 unter die Lupe genommen<br />

begleiten, dass trotz und inmitten ihrer Vergänglichkeit etwas<br />

bleibt – nämlich die unauslöschliche Leuchtspur der göttlichen<br />

Zuwendung und des göttlichen „Glanzes“ bzw. der göttlichen<br />

„Pracht“ (so der hebräische Wortlaut); wie im Leben der Väter<br />

und Mütter Israels so auch im Leben der „Knechte“ heute und<br />

dem ihrer Kinder und Kindeskinder.<br />

Lass gedeihen das Werk unserer Hände<br />

„Lass das Werk unserer Hände gedeihen“! (V. 17) Der Segenswunsch<br />

erbittet am Ende, Gottes Güte und Freundlichkeit möge<br />

seine Knechte befähigen, in ihrem Leben durch ihr „weises<br />

Herz“ und durch ihre Tatkraft das Leben zu stärken – geleitet<br />

und begleitet vom guten Schöpfer des Lebens und gegen alle<br />

Todesmächte, die in das Leben hereinragen. Wo und weil Gott<br />

mitwirkt, da erhält das zerbrechliche „Werk unserer Hände“<br />

Anteil an Gottes Ewigkeit selbst.<br />

Susanne Sandherr<br />

Selig sind, die da Leid tragen<br />

Johannes Brahms’ „Ein deutsches Requiem“<br />

Als Requiem wird die Messe für Verstorbene bezeichnet,<br />

nach den ersten beiden lateinischen Worten des Eröffnungsverses:<br />

„Requiem aeternam“, ewige Ruhe. Bereits für das<br />

2. Jahrhundert ist die Eucharistiefeier am Grab bezeugt, und das<br />

Requiem entwickelte sich zum festen Bestandteil der Begräbnisliturgie.<br />

Als weitere Termine für das besondere Gedenken der<br />

Toten mit einer Eucharistiefeier übernahm man aus vorchristlicher<br />

Tradition den 3., 7., teils auch den 9., sowie den 30. oder<br />

auch 40. Tag und das Jahrgedächtnis; im 9./10. Jahrhundert


Unter die Lupe genommen 346<br />

kam als allgemeiner Totengedenktag Allerseelen auf. Im Laufe<br />

der Jahrhunderte wurden die österlich-freudigen Elemente<br />

des Requiems, deutlich etwa im Halleluja und Gloria, zurückgedrängt,<br />

Gerichtsmotive traten in den Vordergrund. Seit dem<br />

13. Jahrhundert und bis 1969 ist die Sequenz „Dies Irae“ (Tag<br />

des Zornes) festes Element des Requiems. Gemäß der Forderung<br />

des II. Vaticanums, „deutlicher den österlichen Sinn des christlichen<br />

Todes“ auszudrücken, wurden im Missale Romanum (Römisches<br />

Messbuch) von 1970 und entsprechend im Deutschen<br />

Messbuch die Formulare für Messen für Verstorbene erneuert.<br />

Vom Kirchenraum in den Konzertsaal<br />

Mehrstimmige Requiem-Vertonungen bilden seit dem späten<br />

15. Jahrhundert einheitliche Zyklen, Grundlage der Vertonung<br />

bleibt bis zur Gegenwart das Missale Romanum von 1570.<br />

Im Zeichen des barocken Repräsentationsstrebens entstehen<br />

festliche und prunkvolle Kompositionen. Im 19. Jahrhundert<br />

wandeln sich Requiem-Vertonungen schließlich oft zu Stücken<br />

für den Konzertsaal und für Musikfeste. Seinem eigenen Entstehungsanlass<br />

entgegen, wird Mozarts „Requiem“ hier zum<br />

Vorreiter; es wird primär als Kunst- und Meisterwerk rezipiert<br />

– genossen. Johannes Brahms’ „Deutsches Requiem“ löst sich<br />

ganz von den liturgischen Texten.<br />

Geistlicher Trostgesang<br />

Der Komponist, Pianist und Dirigent Johannes Brahms wurde<br />

1833 in Hamburg geboren und starb 1897 in Wien. Sein früher<br />

Förderer war Robert Schumann (1810–1856). Brahms galt<br />

bald als konservativer Antipode Franz Liszts (1811–1886) und<br />

Richard Wagners (1813–1883). Berühmt wurde er 1867 mit seinem<br />

„Deutschen Requiem“, das keine Totenmesse ist, sondern<br />

ein – geistlicher – Trostgesang für die Lebenden. Der 33-Jährige


347 unter die Lupe genommen<br />

schreibt 1867 einem Kollegen und Freund: „Ich habe nun meine<br />

Trauer niedergelegt und sie ist mir genommen; ich habe meine<br />

Trauermusik vollendet als Seligpreisung der Leidtragenden.“<br />

Eine lange Reifezeit<br />

Ein so junger Mann schreibt ein „Requiem“, ohne Auftrag, mit<br />

geringer Erfahrung mit einem großen Klangkörper aus Solisten,<br />

Chor und Orchester? Möglicherweise reichen Vorarbeiten zum<br />

Text und musikalische Skizzen bis in die für Brahms einschneidenden<br />

1850er-Jahre zurück, in denen er die Krankheit und<br />

den frühen Tod des väterlichen Freundes Robert Schumann miterlebte.<br />

Gesichert ist eine Schaffensphase im Jahre 1861. Nach<br />

dem Tod der Mutter 1865 nahm Brahms die seither ruhende<br />

Arbeit an der Requiem-Komposition wieder auf. Das „Deutsche<br />

Requiem“ wurde schließlich in drei Fassungen uraufgeführt, im<br />

Dezember 1867 in Wien (die Sätze I–III), am Karfreitag 1868<br />

im Bremer Dom, vollständig, aber mit Einschüben u. a. aus J. S.<br />

Bachs „Matthäuspassion“ und G. F. Händels „Messias“. Die Uraufführung<br />

der vollständigen siebensätzigen Fassung, nun erweitert<br />

um das Sopransolo „Ihr aber habt nun Traurigkeit“ in<br />

Satz V, fand 1869 im Leipziger Gewandhaus statt.<br />

Bibel komponieren<br />

Brahms „Deutsches Requiem“ war von Anfang an nicht für den<br />

liturgischen Gebrauch, sondern für Konzertsaal oder Kirchenkonzert<br />

konzipiert. Es fußt nicht auf den Texten des lateinischen<br />

Requiems, vielmehr stellte Brahms eine eigene Sammlung von<br />

Bibelstellen zu einem Ganzen zusammen und machte sie zur<br />

Grundlage eines „Requiems“. Im 19. Jahrhundert war es zwar<br />

üblich geworden, Requiem-Kompositionen auch im Konzertsaal<br />

aufzuführen, und im deutschsprachigen Raum entstanden Requien,<br />

die für den liturgischen Gebrauch bestimmt waren, aber


Unter die Lupe genommen 348<br />

nicht auf dem Text der lateinischen Totenmesse basierten (etwa<br />

Franz Schuberts „Deutsches Requiem“). Dennoch war Brahms<br />

Vorgehen einzigartig und blieb im 19. Jahrhundert weitgehend<br />

ohne Nachahmer.<br />

Die Posaune ruft zur Auferstehung<br />

Das „Komponieren“ begann beim „Deutschen Requiem“ lange<br />

vor der Entstehung der Musik. Brahms war ein hervorragender<br />

Bibelkenner. Er wählte seine Texte in einer Bibelausgabe von<br />

1537, wodurch sich die archaische Sprache seines „Requiems“<br />

erklärt. Sein Werk zielt nicht auf die möglichst eindringliche<br />

Schilderung von Tod, Gericht und drohenden Qualen, sondern<br />

auf Trost für die Trauernden. „Die Posaune ruft nicht zum Gericht,<br />

sondern sie verkündet die Auferstehung.“ (Hans Gal)<br />

Selig sind die Toten, die in dem Herrn sterben<br />

Johannes Brahms großes Trost-Werk wäre nur klingende Vertröstung,<br />

wäre es nicht getragen und erfüllt von der biblischen<br />

und christlichen Hoffnung, dass die Toten selig sind (VII. Satz:<br />

Offb 14, 13). Ist Brahms „Deutsches Requiem nach Worten der<br />

Heiligen Schrift“ ein geistliches Werk? Der Musikwissenschaftler<br />

Thomas Kohlhase bringt die Botschaft des „Requiems“ auf<br />

den Nenner: „Trost den Trauernden – Erlösung den Toten“. Allein<br />

die geistliche Lektüre der frei und fein ausgewählten und<br />

„komponierten“ Schrifttexte, die die sieben Sätze des „Requiems“<br />

tragen, könnte Antwort genug sein. Die beste Antwort<br />

aber gibt das Werk selbst, wenn wir seinen dramatischen Weg<br />

vom ersten („Selig sind, die da Leid tragen …“: Mt 5, 4 und Ps<br />

126, 5–6) bis zum letzten Satz („Selig sind die Toten, die in<br />

dem Herren sterben von nun an …“: Offb 14, 13) mitgehen: und<br />

schweigen und hören.<br />

Susanne Sandherr


349 unter die Lupe genommen<br />

Ewige Glückseligkeit<br />

Das Ziel des christlichen Lebens wird häufig als „ewige Glückseligkeit“<br />

beschrieben. Was kann man darunter verstehen?<br />

Glückseligkeit ist mehr als „Glück“, wenn man darunter einen<br />

glücklichen Zufall oder ein Gefühl sieht. Glückseligkeit bedeutet<br />

mehr als die Erfüllung aller Wünsche. Der Katechismus der<br />

Katholischen Kirche verweist bei der Beschreibung dieser Erwartung<br />

des eigentlichen, höchsten und endgültigen Glücks<br />

des Menschen auf die Seligpreisungen Jesu (Mt 5, 3–12): Die<br />

Seligen, griechisch makaroi, lateinisch beati, das sind diejenigen<br />

Menschen, die Gott schauen werden (Mt 5, 8). So ist daher<br />

auch das letzte Ziel des Menschen das Himmelreich, die Schau<br />

Gottes (visio beatifica), die Teilhabe an der göttlichen Natur, das<br />

ewige Leben (KKK Nr. 1726). Wer Gott schaut, hat alle Güter<br />

erlangt, die man sich nur denken kann, beschreibt Gregor von<br />

Nyssa diesen Zustand.<br />

Glück als Lebensziel<br />

Schon in der Antike wurde das Glück als das eigentliche Ziel des<br />

menschlichen Lebens verstanden. „Das Glück ist das Endziel<br />

allen menschlichen Handelns“, schreibt Aristoteles in seiner Nikomachischen<br />

Ethik. In der mittelalterlichen Theologie wurde<br />

das Glück den Fragen der letzten Dinge zugeordnet, weil die<br />

wahre Glückseligkeit darin besteht, das höchste Gut zu erlangen.<br />

Dieses höchste Gut kann nur Gott selbst sein. Da die Schau<br />

Gottes in diesem Leben nicht möglich ist, kann die wahre, die<br />

ewige Glückseligkeit nur im Jenseits erfüllt werden. „Unruhig<br />

ist unser Herz, bis es ruht in dir“, beschreibt dies Augustinus.<br />

Gleichwohl gibt es auch schon in diesem Leben Anteil an dieser<br />

Glückseligkeit, die in der Ewigkeit völlig erfüllt sein wird.


Unter die Lupe genommen 350<br />

Ein völlig veränderter Zustand<br />

Die ewige Glückseligkeit ist daher keine Existenz im Schlaraffenland<br />

oder in einem Paradies nach menschlichen Vorstellungen,<br />

denn dies würde den Menschen immer wieder nur<br />

dazu führen, nach irgendwelchen Gütern zu streben. Daher<br />

kann die wahre Glückseligkeit nur darin bestehen, eins mit<br />

dem höchsten Gut, Gott selbst, zu werden. Die ewige Seligkeit<br />

besteht darin, dass wir Gott genießen (frui), wie es Thomas<br />

von Aquin sagt. In ihm ist alles erfüllt, was wir uns wünschen.<br />

Ewiges Leben ist demnach nicht einfach eine Verlängerung<br />

unseres jetzigen Lebens, sondern die Verwandlung in eine<br />

völlig neue, veränderte Existenz (vgl. 1 Kor 15, 35–49). Ewige<br />

Glückseligkeit ist also ebenso wenig wie das ewige Leben<br />

ein Zeitbegriff, sondern ein Qualitätsbegriff. Damit wird die<br />

ewige Liebesgemeinschaft mit Gott beschrieben, die als ein<br />

„ständiges Jetzt“ erscheint, wie es der christliche Philosoph<br />

Boëthius umschrieben hat.<br />

Leben „nach“ dem Tod?<br />

Die Ewigkeit lässt die Zeit hinter sich, daher ist es eigentlich<br />

nicht richtig, vom Leben „nach“ dem Tod zu sprechen. Für die<br />

Toten laufen keine zeitlichen Prozesse mehr ab, es gibt auch<br />

kein Vergehen mehr. Daher wird der „Tod nicht mehr sein“<br />

(Offb 21, 4). Und die ewige Seligkeit ist ein Gemeinschaftserlebnis.<br />

Dies wird durch die Bilder vom Hochzeitsmahl deutlich,<br />

mit denen Jesus die ewige Vollendung umschreibt. Nach<br />

biblischer Auffassung hört der Mensch nach seinem Tod auf,<br />

ein Geschöpf zu sein, da wir Anteil an der göttlichen Natur erhalten<br />

(1 Petr 1, 4). Durch die Einheit mit Christus wird allen,<br />

die an ihn glauben, die göttliche Natur zuteil. Damit sind wir<br />

in das göttliche Leben hineingenommen und lieben Gott nicht<br />

nur mit unserer menschlichen, sondern auch mit seiner göttli-


351<br />

Singt dem Herrn ein neues Lied<br />

chen Liebe. Und deswegen können wir auch den schauen, der<br />

im „unzugänglichen Licht“ (1 Tim 6, 16) wohnt.<br />

Marc Witzenbacher<br />

Das Weizenkorn muss sterben<br />

Ein Lied vom Leben<br />

Den Text des Liedes finden Sie auf Seite 37.<br />

Der katholische Theologe und Priester Lothar Zenetti, geboren<br />

1926 in Frankfurt am Main, gestorben ebendort 2019,<br />

wurde mit 17 Jahren als Luftwaffenhelfer eingezogen. Ich denke<br />

an die jungen Männer in unseren Familien, an die Väter<br />

und Großväter von Freunden und Freundinnen, denen eben<br />

dies widerfuhr. 1944 kam Zenetti als Rekrut nach Wien und zur<br />

Offiziersausbildung nach Dänemark. Bei Kriegsende geriet er<br />

in amerikanische und schließlich in französische Kriegsgefangenschaft.<br />

In dieser Zeit wurde er Seminarist im sogenannten<br />

„Stacheldrahtseminar“ von Chartres, das zwischen 1945 und<br />

1947 von Abbé Franz Stock geleitet wurde, einem Wegbereiter<br />

der deutsch-französischen Freundschaft. 1946 zurückgekehrt<br />

in seine Heimatstadt, schrieb er sich nach dem Abitur an der<br />

Hochschule St. Georgen für Katholische Theologie und Philosophie<br />

ein. 1952 schloss Zenetti sein Studium ab und wurde im<br />

selben Jahr sakramental ordiniert.<br />

Theologe und Poet<br />

Lothar Zenetti war seit 1962 als Jugendpfarrer der Stadt und<br />

von 1969–1995 als Gemeindepfarrer tätig. Von 1982–1992<br />

wirkte er als Katholischer Hörfunkbeauftragter beim Hessischen<br />

Rundfunk. Sein Werk umfasst Publikationen zu religions-


Singt dem Herrn ein neues Lied 352<br />

pädagogischen, liturgischen und pastoralen Themen sowie eine<br />

Vielzahl zum Teil vertonter Gedichte und Erzählungen. „Das<br />

Weizenkorn muss sterben“ aus dem Jahr 1971 gehört zu seinen<br />

bekanntesten Liedern. Die Melodie stammt von Johann Lauermann.<br />

Im „Gotteslob“ ist das Lied unter den Gesängen zu<br />

Agnus Dei / Kommunion zu finden (Nr. 210).<br />

Geheimnis des Glaubens<br />

In vier dichten, kurzen Strophen wird das „Geheimnis des<br />

Glaubens: Im Tod ist das Leben“ entfaltet (1). „Das Weizenkorn<br />

muss sterben, / sonst bleibt es ja allein“ (1). Aber wer wäre<br />

radikaler allein als ein Toter? Das ist doch die gängige Vorstellung.<br />

Hoffentlich war er beim Sterben nicht allein! Und hat er<br />

oder sie uns nicht allein gelassen? Dies fragen wir als, wie man<br />

sagt, Hinterbliebene – Zurückgelassene, Verlassene. Wir fühlen<br />

uns im Stich gelassen. Von allen guten Geistern verlassen.<br />

Verlassen jedenfalls von diesem einen guten Geist, diesem geliebten<br />

Menschen. „Von guten Mächten wunderbar geborgen“,<br />

schrieb Dietrich Bonhoeffer, der den Tod nicht suchte, aber das<br />

Leben wagte, in der Haft – und er hatte dabei durchaus auch<br />

seine Braut und die Familien im Blick. Im Johannes-Evangelium<br />

ergreift Jesus nach seinen Jüngern Andreas und Philippus das<br />

Wort: „Amen, amen, ich sage euch: Wenn das Weizenkorn<br />

nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es allein; wenn es aber<br />

stirbt, bringt es reiche Frucht.“ (Joh 12, 24) Hier wird der bekannte<br />

Topos von „Stirb und werde!“ in einer bildlichen Form<br />

aufgegriffen, die an Abbildungen von Ähren als Symbolen neu<br />

geschenkter Fruchtbarkeit in antiken Mysterienkulten erinnert.<br />

Doch dabei wird ein Akzent gesetzt, der alles neu macht: Christus<br />

selbst ist das Weizenkorn, das in die Erde fällt und nicht<br />

allein bleibt, sondern „viel Frucht bringt“, die Rettung aller<br />

Menschen, die ihm nachfolgen, mit ihm gehen, zu ihm stehen,<br />

auf ihn sehen.


353<br />

Singt dem Herrn ein neues Lied<br />

Verschenkte sich wie Brot<br />

Rund um das Mittelmeer, das „mare nostrum“, „unser Meer“,<br />

ist in biblischen Zeiten neben Wasser Brot das Lebens-Mittel<br />

schlechthin. Es wurde aus Gersten- oder Weizenmehl hergestellt.<br />

Vor dem Essen, das Gemeinschaft stiftete, wurde der<br />

Brotfladen in Stücke gebrochen. Denken wir an die zahlreichen<br />

Erzählungen um Brot und Hunger nach Brot im Alten<br />

und Neuen Testament, an die Bedeutung von Gastfreundschaft<br />

und Mählern als Zeichen des Bundes und der Freundschaft mit<br />

Gott und der Menschen untereinander. Denken wir an die Speisungswunder<br />

Jesu (Joh 6, 1–15), an die „Brotreden“ des Johannes-Evangeliums.<br />

Denken wir an die Einsetzungserzählungen,<br />

an die Gesten und Worte Jesu beim letzten Abendmahl, das<br />

die christliche Gemeinde als Gedächtnismahl des Todes und der<br />

Auferstehung des Herrn feiert. All dies steht im Hintergrund der<br />

zweiten Strophe. Die Brotgabe steht für die Gabe des Lebens,<br />

die Jesus als vom Himmel gekommenes Brot, als fleischgewordenes<br />

Gotteswort selber ist. „Im Tod ist das Leben.“<br />

Soll selber sein wie Brot<br />

Die dritte Strophe wendet den Blick auf die feiernde Gemeinde.<br />

„Wer dies Geheimnis feiert, soll selber sein wie Brot.“ Soll sich<br />

verzehren lassen „von aller Menschennot“. Ist das nicht realitätsfremd?<br />

Eine absurde Überforderung? „Wir können nicht<br />

alle retten.“ „Das Boot ist voll.“ Sich verzehren lassen „von aller<br />

Menschennot“? Wem wäre damit gedient? „Geheimnis des<br />

Glaubens: Im Tod ist das Leben.“<br />

Als Brot für viele Menschen<br />

Wir sind erwählt! Wie wunderbar. Die anderen sind jetzt also<br />

abgewählt, oder etwa nicht? Oder habe ich da etwas missver-


Engagiertes Christsein 354<br />

standen? „Als Brot für viele Menschen / hat uns der Herr erwählt.“<br />

Erwählt als Brot? Als Brot für viele Menschen. Da mag<br />

ich mir gar nicht vorstellen, wer da alles vorstellig wird, an dieser<br />

großen Tafel. Aber, nur Mut. Nur Mut zu Gottes Fantasie:<br />

„Wir leben füreinander, / und nur die Liebe zählt.“<br />

Manna ist eine Frage<br />

Die Bibel erzählt vom Manna, dem Himmelsbrot, mit dem das<br />

Volk Israel in der Wüste überleben kann. Die Israeliten finden<br />

die Krümel auf dem Boden und fragen: Was ist das? Was ist das<br />

für ein Brot? (Ex 16, 14.31) „Manna“ ist eine Frage; dieses Wort<br />

bedeutete im Hebräischen eigentlich: „Was ist das?“ So fragen<br />

wir Christen auch in der Eucharistiefeier. Was ist das für ein<br />

Brot, das du uns gegeben hast? In das du uns verwandeln willst?<br />

Geheimnis des Glaubens.<br />

Susanne Sandherr<br />

Die Apostolische Bewegung<br />

U<br />

nter der Apostolischen Bewegung versteht man sämtliche<br />

kirchlichen Gemeinschaften, in denen das wiederhergestellte<br />

Apostelamt eine zentrale Rolle spielt. Wenn auch ihr<br />

Ursprung in den Erweckungsbewegungen des vorletzten Jahrhunderts<br />

viele verbindet, hat sich die Bewegung in zahlreiche<br />

verschiedene Zweige und Gruppen aufgeteilt. Die bekannteste<br />

Gemeinschaft ist im deutschsprachigen Raum die Neuapostolische<br />

Kirche, die in Deutschland mit rund 330 000 Mitgliedern<br />

die größte der sogenannten Freikirchen oder kleineren Kirchen<br />

ist und weltweit über neun Millionen Angehörige hat.


355<br />

Engagiertes Christsein<br />

Neues Apostelamt<br />

Ihre Wurzel hat die Bewegung in den Katholisch-apostolischen<br />

Gemeinden des 19. Jahrhunderts. Sie entstanden nach den sogenannten<br />

Albury-Konferenzen. Auf seinem Landsitz Albury<br />

hatte der Londoner Bankier Henry Drummond zwischen 1826<br />

und 1830 immer wieder Anhänger aus biblisch-charismatischen<br />

und apokalyptisch ausgerichteten Kreisen eingeladen, um die<br />

Gegenwart und nahe Zukunft auf der Grundlage der prophetischen<br />

Bücher der Bibel zu beleuchten. Die Konferenzteilnehmer<br />

waren überzeugt, dass der Welt unmittelbar das Gericht<br />

und die Wiederkunft Jesu Christi bevorstehe und anschließend<br />

ein tausendjähriges Friedensreich auf Erden entstehen werde.<br />

Als die Teilnehmer an den Konferenzen aus der Anglikanischen<br />

Kirche ausgeschlossen wurden, bildeten sie eine eigene Kirche,<br />

die Katholisch-apostolische Gemeinde. Zwölf von ihnen wurden<br />

zu Aposteln berufen, was sie als die Wiederherstellung des<br />

Apostelamtes in der Endzeit verstanden.<br />

Aussendung in die Welt<br />

Am 14. Juli 1835 wurden die Apostel feierlich in ihre endzeitliche<br />

Mission entsandt. Ihrer Überzeugung nach konnten die<br />

Menschen in der bald zu erwartenden Endzeit nur durch die<br />

mit dem Apostelamt und einer entsprechenden Ämterstruktur<br />

errichtete Kirche gerettet werden. Als Sakramente wurden Taufe<br />

und Abendmahl behalten, hinzu kam noch die sogenannte<br />

Versiegelung, bei der durch Handauflegung der Heilige Geist<br />

mitgeteilt wird. Mit ihr wurden die Gläubigen in die Gemeinde<br />

aufgenommen. Jedoch blieb die zu Lebzeiten der ersten Apostel<br />

erwartete Wiederkunft Jesu Christi aus. Nach dem Tod des letzten<br />

Apostels gelangte die Mission an ihr Ende, die Gemeinden<br />

hielten aber an der Naherwartung und den entwickelten Tradi-


Engagiertes Christsein 356<br />

tionen fest. Mittlerweile hatten sich die Gemeinden in Europa<br />

weiter ausgebreitet.<br />

Neuapostolische Kirche<br />

Aufgrund unterschiedlicher Auffassungen über die Rolle des<br />

Apostelamtes trennte sich 1863 die Hamburger Gemeinde von<br />

der Katholisch-apostolischen Kirche. Sie nannte sich in Unterscheidung<br />

zu den anderen Gemeinden zunächst „neuapostolische<br />

Gemeinde“, zudem wurden weitere Gemeinden gegründet<br />

und eine Kirchenstruktur gebildet. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts<br />

nannte sich die Kirche „Neuapostolische Gemeinde“ und<br />

ab etwa 1930 „Neuapostolische Kirche“ (NAK). Geleitet wird<br />

die NAK vom Stammapostel, der seinen Sitz in Zürich hat. Er<br />

ist richtungweisend in theologischen Fragen und gewährleistet<br />

die kirchliche Einheit. Die Neuapostolische Kirche ist gegliedert<br />

in rechtlich selbstständige Gebietskirchen, die jeweils von<br />

einem Bezirksapostel (Kirchenpräsident) geleitet werden. Seit<br />

2013 ist der Franzose Jean-Luc Schneider Stammapostel. Ein<br />

Jahr zuvor wurde erstmals mit einem Katechismus umfassend<br />

die Lehre der NAK dargestellt, er bildete zudem eine wichtige<br />

Grundlage für die ökumenischen Gespräche. Die NAK hatte in<br />

dieser Zeit einen enormen Wandel durchgemacht. In früheren<br />

Jahren hatte sich die Kirche komplett abgeschottet, was auch<br />

dazu führte, dass sich bis heute vielfach die Auffassung hält, es<br />

handele sich um eine Sekte. Doch seit 2001 hatte die Leitung<br />

der NAK den Kontakt mit den anderen Konfessionen gesucht,<br />

es schlossen sich intensive Gespräche auf verschiedenen Ebenen<br />

an. 2013 beschloss die Arbeitsgemeinschaft Christlicher<br />

Kirchen in Deutschland (ACK) eine Phase der Kommunikation<br />

und Reflexion, in denen auch alle strittigen Themen und Lehren,<br />

wie etwa die Spendung der Sakramente für Entschlafene,<br />

diskutiert wurden. Dies führte schließlich zur Aufnahme der


357<br />

Die Mitte erschließen<br />

NAK als Gastmitglied in der ACK. In einigen regionalen ACKs<br />

ist die NAK bereits Vollmitglied.<br />

Weitere apostolische Kirchen<br />

Neben der NAK bestehen im deutschsprachigen Raum noch<br />

weitere apostolische Kirchen. Das „Apostelamt Jesu Christi“<br />

entstand aus einer Abspaltung von der NAK im Jahr 1902. Die<br />

Ämterstruktur und die apostolischen Traditionen behielten die<br />

Gemeinden aber bei. Wie in allen anderen Kirchen der Apostolischen<br />

Bewegung dienen die Amtsträger grundsätzlich ehrenamtlich.<br />

Das „Apostelamt Jesu Christi“ hat sich schon früher<br />

als die NAK der Ökumene geöffnet und wurde von der ACK als<br />

Gastmitglied aufgenommen. Gleiches gilt auch für die „Apostolische<br />

Gemeinschaft“. Auch sie war aus Reform- und Protestbewegungen<br />

innerhalb der NAK entstanden. Ihre Gemeinden<br />

befinden sich vor allem in Sachsen und Thüringen sowie im<br />

Rheinland. 2014 wurde die Apostolische Gemeinschaft als Gastmitglied<br />

in der ACK aufgenommen. Auch wenn das Tempo und<br />

– wie auch in anderen Kirchen – die Einstellungen zur Ökumene<br />

unterschiedlich sind, gehört die Apostolische Bewegung<br />

heute in Deutschland zu den ökumenisch aktiven Kirchen.<br />

Marc Witzenbacher<br />

Die Wechselbeziehung von<br />

Liturgie und Leben<br />

W<br />

ir haben im letzten Monat die Wechselbeziehung von<br />

Gottesdienst und Dogmatik betrachtet, die das Verhältnis<br />

von Liturgie und Martyria (Lehre, Zeugnis) widerspiegelt. So


Die Mitte erschließen 358<br />

kamen zwei der drei Existenzweisen von Kirche zur Sprache.<br />

Die dritte, noch nicht betrachtete Existenzweise der Kirche ist<br />

die Diakonia, die zunächst auf die Werke der Barmherzigkeit<br />

verweist. Im weiteren Sinne umreißt dieser Begriff aber das<br />

ganze Leben der Menschen und der Kirche in der Welt. Es geht<br />

ganz erheblich um den Alltag der Menschen, an dem sich ihr<br />

Christsein erweist oder erweisen soll. Die Wechselbeziehung<br />

dieses Bereichs mit dem Gottesdienst gilt es abschließend skizzenhaft<br />

in den Blick zu nehmen.<br />

Die politische Dimension gottesdienstlichen Handelns<br />

Dass unser Gottesdienst auch eine politische Dimension hat, ist<br />

für viele ein Gedanke, der Befremden oder Widerstand, vielleicht<br />

den Verdacht der „Verzweckung“ hervorruft – diese Gefahr<br />

ist auch immer gegeben. Aber etwa für Christen in der Verfolgung<br />

oder für solche, die starke soziale Ungleichheit erleben,<br />

wie in Südamerika oder Afrika, ist diese liturgische Dimension<br />

ganz selbstverständlich. Denn das normale Leben kann nicht<br />

vom Gottesdienst getrennt werden.<br />

Der christliche Glaube hat immer einen herrschaftskritischen<br />

Impuls, denn Herr ist allein „Jesus Christus“. Die Kirche lebt in<br />

der Welt, darf sich aber nicht in der Welt verlieren. Weil sie ihrer<br />

Vollendung am Ende der Zeit entgegenlebt, kann keine Herrschaft<br />

auf Erden schon das Reich Gottes repräsentieren. (Allerdings hat<br />

die Kirche oftmals durch Befürwortung von Herrschaftsverhältnissen<br />

diese zementiert, so im Mittelalter.) Den herrschaftskritischen<br />

Impuls konnten etwa die Kirchen im Dritten Reich gegen<br />

den Nationalsozialismus einbringen: Beispielsweise die Feier der<br />

Komplet durch die Jugendlichen wurde damals zu einer bewussten<br />

wie beliebten Gegenfeier zum Nazi-Regime.<br />

Ein anderes Beispiel sind viele Gemeinden in Lateinamerika,<br />

die Gemeinschaft nicht nur liturgisch leben, sondern eben auch<br />

im Teilen, in der Unterstützung gegen Ungerechtigkeit, in der


359<br />

Die Mitte erschließen<br />

Solidarität im Alltag. Deshalb ist es vor Ort so wichtig, dass<br />

die Gemeinden sich dort auch ohne Priester zum Gottesdienst<br />

versammeln können, um in der Feier die geistgewirkte Gemeinschaft<br />

zu erfahren, die sie über die Feier hinaus im Leben trägt.<br />

Der liturgische Blick auf den Alltag<br />

In der sonntäglichen Eucharistiefeier sind es vor allem zwei<br />

Akte, die in der Feier selbst das Leben außerhalb in den Blick<br />

nehmen.<br />

Es sind dies zunächst die Fürbitten. Das „Allgemeine Gebet“<br />

oder „Gebet der Gläubigen“ ist nach dem Konzil wieder eingeführt<br />

worden, war aber schon in der Antike von den Gläubigen<br />

hoch geschätzt. Für andere, speziell alle Notleidenden, zu Gott<br />

zu beten, entspricht biblischen Forderungen (1 Tim 2, 1–4;<br />

2 Kor 1, 11; Eph 6, 18) und ist gelebte Nächstenliebe. Heute sollen<br />

die Fürbitten für die Anliegen der Weltkirche und der Ortsgemeinde,<br />

die Regierenden, die Notleidenden, alle Menschen<br />

und das Heil der ganzen Welt beten. Bewusst geht der Blick auf<br />

die Welt, wo sie nicht „in Ordnung“ ist, wo Menschen Schlimmes<br />

erfahren. Das darf und soll auch benannt werden – bloß<br />

sollten Fürbitten nicht zur Anklage anderer und Rechtfertigung<br />

unser selbst werden. Hier ist der Ort, auch aktuelle Anliegen,<br />

die die Gemeinde bewegen, vor Gott zu bringen. Dies ist eine<br />

Haltung, die um die Grenzen des eigenen Handelns weiß, um<br />

unseren kurzen Blick, um unsere Mutlosigkeit. Es ist eine Haltung,<br />

die von Gott die Verwandlung der Welt erbittet – damit<br />

wir vielleicht, mit von Gott geschenkter neuer Kraft, unseren<br />

Anteil an diesem Wandel einbringen.<br />

Der zweite Moment, an dem die Welt außerhalb der Feier<br />

in den Blick kommt, ist die Gabenbereitung. Denn in der Antike<br />

brachten die Gläubigen ihre vielfältigen Gaben in Form<br />

von Nahrungsmitteln an dieser Stelle dar, um ihr Eingehen in<br />

die Hingabe Jesu Christi an den Vater zu vollziehen. Aus die-


Die Mitte erschließen 360<br />

sen Naturalgaben wurden einige wenige ausgewählt und für<br />

die weitere Eucharistiefeier genutzt, während der Rest später<br />

den Bedürftigen der Gemeinde zugutekam. Ein Ausfluss dieser<br />

Gabensammlung ist heute unsere Geldkollekte. So technischmateriell<br />

sie zunächst wirkt, so ist sie oft mit weitreichenden<br />

sozialen Aufgaben verbunden, sei dies in der Gemeinde, im<br />

Bistum oder in noch größerem Kontext. Hier wird in der Eucharistiefeier<br />

nicht nur der Not gedacht, sondern die gespendeten<br />

Gaben werden zur Beseitigung der Not außerhalb des Gottesdienstes<br />

verwandt.<br />

Die ethische Dimension des Gottesdienstes<br />

Wir müssen aber noch einen Schritt weiter gehen, denn der<br />

Gottesdienst wirkt nicht nur in den Alltag anderer, sondern<br />

eben auch in unseren eigenen Alltag, in unser eigenes Leben.<br />

Unser Gottesdienst ist immer auch Einübung in die christliche<br />

Existenz. Wir kommen als Menschen mit unseren Grenzen im<br />

Glauben, vielleicht auch mit der Erfahrung von Schuld, in den<br />

Gottesdienst, der uns verändern möchte. Denn er entlässt uns<br />

anders, als wir in ihn hineingegangen sind. Nur verhalten wird<br />

dies in der Entlassung „Gehet hin in Frieden“ formuliert, wiewohl<br />

das Hinaustragen eines inneren Friedens in unseren Alltag<br />

schon Wesentliches umfasst.<br />

Wir sollten ernst nehmen, dass durch Gott in der Taufe unsere<br />

Existenz gewandelt ist und wir als „neue Menschen“ leben.<br />

Dieser Existenzwechsel erfährt in jedem Gottesdienst, besonders<br />

aber in der Eucharistie, seine Erneuerung und Festigung.<br />

Gottes Wort wirkt an uns, bestärkt uns im Glauben. In Akten<br />

der Umkehr (Bußakt) und der Zuwendung (Friedensgruß) lassen<br />

wir den alten Menschen erneut hinter uns und wenden uns<br />

einander in neuer Weise zu. Die Kommunion vereinigt uns mit<br />

Christus und lässt uns – bei aller Verschiedenheit – untereinander<br />

mehr zu einer sakramentalen Einheit in Christus werden.


361<br />

Themen und Termine<br />

Es ist diese Stärkung in der Eucharistie, die uns befähigt, aber<br />

auch in die Pflicht nimmt, im Alltag uns weiter in der christlichen<br />

Existenz einzuüben.<br />

Friedrich Lurz<br />

Das neue Lesejahr nach Markus<br />

Das Markus-Evangelium ist die älteste auf uns gekommene<br />

Darstellung des Lebens Jesu. Das Evangelium wurde in<br />

den Jahren nach 70 n. Chr. in griechischer Sprache in Rom<br />

verfasst, wo auch seine Erstadressaten zu suchen sind. Markus<br />

orientiert sich an den gerade beliebten Lebensdarstellungen (Viten)<br />

großer Männer der Geschichte. Ziel der Viten ist es, die<br />

dargestellten Personen, vor allem Könige und Generäle, in charakteristischen<br />

Szenen aus ihrem Leben plastisch vor Augen zu<br />

führen und ihre Lebensweise den Lesern so zur Nachahmung<br />

zu empfehlen. Wenn Markus Anekdoten und Erzählungen aus<br />

dem Leben Jesu zusammenträgt, will er den Lesern Jesus als<br />

Lebensbegleiter nahebringen. Was für eine Provokation! Ein gekreuzigter,<br />

als Aufrührer hingerichteter Jude aus dem hintersten<br />

Winkel des römischen Reiches, so einer soll ein Vorbild sein und<br />

mit einer Vita gewürdigt werden? Zudem nennt Markus seine<br />

Erzählung nicht Vita, sondern „Evangelium“: Gute Nachricht.<br />

Seine Erzählung beginnt mit einem Paukenschlag: „Anfang des<br />

Evangeliums von Jesus Christus, Gottes Sohn“ (Mk 1, 1).<br />

Ein anderes Evangelium<br />

Als das „Evangelium“, die Gute Nachricht, galt der Herrschaftsantritt<br />

des römischen Kaisers Vespasian im Jahre 69 n. Chr.<br />

General Vespasians Machtübernahme, bei der sein Vernichtungsschlag<br />

gegen die Rebellen in Palästina eine entscheidende


Themen und Termine 362<br />

Rolle spielte, stand nach einem Jahr bürgerkriegsartiger Wirren<br />

für Befriedung und innere Sicherheit, Ruhe und Ordnung. Die<br />

römische Welt atmete auf. Und ein Ruck ging durch das Reich:<br />

Wenn dieser Aufsteiger es nach ganz oben geschafft hat, dann<br />

kann ich in Loyalität zu ihm auch Karriere machen! Das Evangelium<br />

nach Markus ist eine Gegenerzählung. Es handelt vom<br />

Beginn eines ganz anderen Reiches, der Gottesherrschaft, und<br />

vom Weg eines ganz anderen Herrschers, des Messias-Königs,<br />

des Gottes- und Menschensohns Jesus.<br />

Aufsteiger und Absteiger<br />

Vespasian ist ein Aufsteiger, Jesus ein Absteiger, so sieht es aus:<br />

ein am Ende gegeißelter, verspotteter und gekreuzigter König.<br />

Wie kann es sein, dass Jesu Weg eine „Gute Nachricht“ wert<br />

ist? Markus macht mit dem ursprünglich offenen Schluss seiner<br />

Erzählung (Mk 16, 1–8) deutlich, dass es an seinen Lesern und<br />

Leserinnen liegt, ob Jesus König und ob sein Evangelium in alle<br />

Welt verkündet wird. Folgen sie diesem König nach? Wird ein<br />

Ruck durchs Reich gehen? Kann Jesu Weg nach unten, der Weg<br />

solidarischer Liebe, auch unser Weg sein? Der Lohn dafür ist<br />

nicht nur jenseitig, sondern ein neues Leben in einer geschwisterlichen<br />

Gemeinschaft.<br />

Weiterlernen<br />

Markus will den Weg Jesu für den Glaubensweg des Einzelnen<br />

durchsichtig machen. Die Handlung des Evangeliums spielt<br />

an fünf Orten mit Symbolkraft: in der Wüste (1, 1–15), an<br />

beiden Ufern des Meeres von Galiläa (1, 16 – 8, 21), auf dem<br />

Wege (8, 27 – 10, 52), zwischen Berg und Tempel von Jerusalem<br />

(11, 1 – 15, 41), und schließlich beim Grabmal (15, 42 – 16, 8). In<br />

der Mitte des Evangeliums stehen die Erzählungen vom Wege:<br />

Jesus ist mit den Jüngern allein unterwegs. Er geht ihnen voraus


363<br />

Themen und Termine<br />

und weist ihnen, nun unverschlüsselt, den Weg. Seine Lehre<br />

aber ist hart: Mein Königsweg ist der Weg ans Kreuz. Darum<br />

untersagt Jesus den Jüngern, ihn mit dem geläufigen Ehrentitel<br />

Messias/Christus zu bezeichnen, bevor sich ihr Verständnis<br />

vertieft hat. Sie müssen weiterlernen: Wer Jesus wirklich ist,<br />

kann nicht an einem Titel, sondern nur an seinem Weg abgelesen<br />

werden.<br />

Der Dienstweg als Königsweg<br />

Das Markus-Evangelium benennt Jesus mit Würdetiteln, die in<br />

der jüdischen Tradition für herausragende Heilsgestalten verwendet<br />

werden: Menschensohn, Christus bzw. Messias, Gottessohn.<br />

Doch was er vom Weg Jesu erzählt, steht auch in Spannung<br />

zu diesen Titeln, schreckt auf. Ja, Jesus ist in Wahrheit der<br />

Menschensohn, der zum endzeitlichen Gericht erwartet wird<br />

– und wird doch auf Erden selbst verurteilt und hingerichtet. Ja,<br />

Jesus ist in Wahrheit der Messias-König, von dem man erwartet,<br />

dass er die Feinde aus dem Land treibt – doch es sind dann<br />

nicht die römischen Besatzer, sondern andere „Dämonen“, von<br />

denen er befreit. Ja, Jesus ist in Wahrheit Gottes Sohn – „der<br />

Erste“ ist er aber nur, indem er anderen dient (10, 42–45). Jesu<br />

Königs-Weg ist der Dienst-Weg, und sein Weg des Dienens, des<br />

Liebes-Dienstes an den Kleinen und Verachteten, wird den<br />

Männern und Frauen in seiner Nachfolge zugemutet und zugetraut.<br />

Absoluter Neuanfang<br />

Während Jesus in Galiläa durch seine Predigten und Heilungen<br />

regen Zulauf hat, zerfällt in Jerusalem sein Anhängerkreis: Seine<br />

Schüler fliehen (14,50). Während Jesus in Galiläa sogar die<br />

zweifelnde heidnische Bevölkerung vom anderen Ufer für sich<br />

und seine Botschaft einnehmen kann, gelingt es ihm in Jerusa-


Themen und Termine 364<br />

lem nicht, seine Gegner, die Hohepriester und Schriftgelehrten,<br />

zu gewinnen. Die beiden Eckpunkte der Erzählung, Wüste<br />

und Grab, korrespondieren. Beides sind Orte des Todes, doch<br />

es entspricht biblischer Erfahrung, dass Gott gerade in der lebensfeindlichen<br />

Wüste einen Neuanfang setzt mit seinem Volk<br />

Israel. Nur so können die Leser, die am Ende des Evangeliums<br />

ins Grab geführt werden, darauf hoffen, dass gerade an diesem<br />

Ort radikalen Abbruchs von einem absoluten Neuanfang erzählt<br />

werde. Und es geschieht. Ein Bote tritt auf und verkündet<br />

den Frauen, und durch sie allen Jüngern und Jüngerinnen Jesu,<br />

frohe Botschaft. Botschaft des Auferstandenen, Botschaft vom<br />

Auferstandenen. Die Leere wird zum Ort der Fülle. Jesu letztes<br />

Versprechen ist eingelöst: „Er geht euch voraus nach Galiläa;<br />

dort werdet ihr ihn sehen, wie er es euch gesagt hat.“ (16, 7;<br />

vgl. 14, 28)<br />

Auf dem Weg<br />

Jesus, der Auferstandene, ist der geliebte Sohn. Er ist allen voraus<br />

und ruft alle zurück, an den Ort des Anfangs und auf den<br />

Weg des Leben- und Liebenlernens, hinter ihm her. „Auf ihn<br />

sollt ihr hören.“ (9, 7)<br />

Susanne Sandherr<br />

Diaspora-Sonntag am 15. <strong>November</strong><br />

D<br />

er dritte Sonntag im <strong>November</strong> steht im Zeichen der Diaspora.<br />

Die Kirche betet am sogenannten „Diaspora-Sonntag“<br />

besonders für die Katholiken in Nord- und Ostdeutschland,<br />

in Nordeuropa und im Baltikum, die dort in einer Minderheit<br />

leben. Bundesweit wird in allen Gottesdiensten sowie in den<br />

Vorabendmessen für das Bonifatiuswerk der deutschen Katholi-


365<br />

Themen und Termine<br />

ken e. V. gesammelt. Das Hilfswerk für den Glauben unterstützt<br />

die katholischen Minderheiten mit gut 1 000 Fördermaßnahmen<br />

und Projekten.<br />

Das Leitwort des Diaspora-Sonntags „Werde Hoffnungsträger“<br />

lädt ein, unsere Hoffnung weiterzutragen und konkret erfahrbare<br />

Hoffnungszeichen zu setzen. Zeugnisse gelebter Hoffnung<br />

sind notwendiger denn je.<br />

Hoffnung steht im Mittelpunkt<br />

In diesem Jahr ist wie selten zuvor bewusst geworden, wie<br />

wichtig die Hoffnung ist in einer Welt, die aus den Fugen gerät.<br />

Fragen nach Leben und Tod stellen sich neu oder anders. Ohne<br />

die Hoffnung, dass Gott uns im Blick behält und dass seine Liebe<br />

das letzte Wort haben wird, können wir in Krisenzeiten in<br />

Gefahr geraten, den Lebensmut zu verlieren. Christliche Hoffnung<br />

heißt jedoch nicht nur, von einer besseren Zukunft zu<br />

träumen, sondern sich tatkräftig für ein besseres Heute einzusetzen,<br />

weil Gott uns die Erde anvertraut hat und uns in jedem<br />

Menschen begegnet.<br />

Das 1849 gegründete Bonifatiuswerk leistet Hilfe zur Selbsthilfe<br />

in den Diaspora-Regionen Deutschlands, Nordeuropas,<br />

Estlands und Lettlands. Seine Kinder- und Jugendhilfe unterstützt<br />

z. B. soziale Engagements wie Kinderhospizdienste, Straßenkinderprojekte<br />

und Mutter-Kind-Initiativen.<br />

Die Glaubenshilfe fördert eine innovative missionarische<br />

Pastoral. Sie fördert z. B. religiöse Kinderwochen, Sakramentenunterricht<br />

und erstellt katechetische Materialien. Die Bauhilfe<br />

unterstützt die Errichtung oder Renovierung von Orten<br />

des Gebetes und der Begegnung, damit Glaube entdeckt und<br />

gelebt werden kann. Die Verkehrshilfe hilft, das Gemeindeleben<br />

lebendig zu gestalten. Weite Wege zum Gottesdienst, zum<br />

Kommunion- oder Firmunterricht, zum Seniorentreff können<br />

mit den rapsgelben BONI-Bussen bewältigt werden.


Themen und Termine 366<br />

Materialien zum Diaspora-Sonntag, wie z. B. das Themenheft<br />

und das Gottesdienstimpulsheft zum Leitwort „Werde Hoffnungsträger“,<br />

können unter www.bonifatiuswerk.de heruntergeladen<br />

werden. Im Online-Shop finden sich Bücher, Hefte und<br />

religionspädagogische Materialien.<br />

Sr. Theresita M. Müller SMMP<br />

Seliger des Monats: Bernhard Lichtenberg<br />

Bernhard Lichtenberg war unerschrocken und machte aus<br />

seiner Meinung keinen Hehl. Die Verfolgung der Juden,<br />

die Zerstörung der Synagogen im <strong>November</strong> 1938 – Bernhard<br />

Lichtenberg prangerte dieses Unrecht an, auch von der Kanzel.<br />

Seine prominente Wirkungsstätte war die Berliner Sankt<br />

Hedwigs-Kathedrale, in der er nach seinem Tod auch die letzte<br />

Ruhe fand.<br />

Gebet für die Juden<br />

Nach den Ereignissen des <strong>November</strong> 1938 betete Bernhard<br />

Lichtenberg jeden Tag öffentlich für die Juden, die Christen jüdischer<br />

Abstammung und andere Opfer des NS-Regimes, was<br />

letztlich auch dazu führte, dass er am 23. Oktober 1941 von der<br />

Geheimen Staatspolizei (Gestapo) festgenommen wurde. Doch<br />

trotz der brutalen Verhörmethoden nahm Lichtenberg nichts<br />

von dem zurück, was seine tiefste Überzeugung war. Den Nationalsozialismus<br />

prangerte er als „unchristlich“ an, denn jeder<br />

Mensch sei ein Bild und Gleichnis Gottes, das es zu respektieren<br />

und zu achten gelte. Im Auftrag des Berliner Bischofs<br />

übernahm Lichtenberg schließlich die Leitung des „Hilfswerks<br />

beim Bischöflichen Ordinariat“, das „nichtarische“ Christen<br />

unterstützte und Juden beim Auswandern oder Untertauchen


367<br />

Themen und Termine<br />

half. 1941 protestierte er zudem beim Reichsärzteführer gegen<br />

die Maßnahmen zur Vernichtung „unwerten Lebens“, das sogenannte<br />

Euthanasie-Programm.<br />

Verurteilt wegen „Kanzelmissbrauchs“<br />

Die Nationalsozialisten stuften daher Bernhard Lichtenberg als<br />

„unbelehrbaren Fanatiker“ ein und verurteilten den Berliner<br />

Dompropst im Mai 1942 unter Ausschluss der Öffentlichkeit<br />

wegen „Kanzelmissbrauchs“ und Verstößen gegen das „Heimtückegesetz“<br />

zu zwei Jahren Gefängnis. Aber auch vor Gericht<br />

nahm Lichtenberg nichts zurück: „Ich gebe der Überzeugung<br />

Ausdruck, dass der Staat durch einen für die Juden betenden<br />

Bürger keinen Schaden erleidet“, sagte Lichtenberg vor der<br />

Verkündung seiner Verurteilung. Seine Haft verbrachte Lichtenberg<br />

in Berlin-Tegel. Ein Angebot, unter der Auflage, künftig<br />

nicht mehr zu predigen, auf freien Fuß gesetzt zu werden,<br />

lehnte Lichtenberg ab. So wurde der mittlerweile 67 Jahre alte<br />

Priester in „Schutzhaft“ genommen und sollte ins Konzentrationslager<br />

Dachau gebracht werden, wo zahlreiche Priester gefangen<br />

waren. Doch Bernhard Lichtenberg, der schwer herzkrank<br />

war, verstarb schon auf dem Weg am 5. <strong>November</strong> 1943<br />

in der fränkischen Stadt Hof. Die Polizei gab den Leichnam frei,<br />

bevor die Gestapo eingreifen konnte, und so wurden Lichtenbergs<br />

sterbliche Überreste am 11. <strong>November</strong> nach Berlin gebracht<br />

und dort fünf Tage später unter großer Anteilnahme der<br />

Bevölkerung beigesetzt.<br />

Bereits früh politisch engagiert<br />

Bernhard Lichtenberg war schon vor der Herrschaft der Nationalsozialisten<br />

politisch aktiv. Geboren wurde er am 3. Dezember<br />

1875 im niederschlesischen Ohlau. Er studierte Theologie<br />

in Innsbruck und Breslau und wurde im Jahr 1900 zum


Themen und Termine 368<br />

Priester geweiht. Er war Kaplan, Kurat und schließlich Pfarrer<br />

in verschiedenen Gemeinden Berlins. Nach der Gründung des<br />

Bistums Berlin wurde er 1932 zunächst zum Dompfarrer der<br />

Sankt Hedwigs-Kathedrale berufen und sechs Jahre später zum<br />

Dompropst ernannt. Schon während der Zeit des Ersten Weltkriegs<br />

engagierte sich Lichtenberg politisch. Von 1913 bis 1920<br />

saß er für die Zentrumspartei im Charlottenburger Stadtparlament,<br />

und von 1920 bis 1930 war er Bezirksabgeordneter im<br />

Wedding. Und schon damals war er den Nationalsozialisten ein<br />

Dorn im Auge. Anfang der 1930er-Jahre hetzte Joseph Goebbels,<br />

damals Gauleiter von Berlin, gegen Lichtenberg. Bereits<br />

1933 wurde Lichtenbergs Wohnung erstmals von der Gestapo<br />

durchsucht. Doch er ließ sich keine Angst machen und protestierte<br />

öffentlich gegen die unmenschlichen Zustände in den<br />

Konzentrationslagern, von denen ihm berichtet worden war.<br />

Für diese „Gräuelpropaganda“ wurde er von der Gestapo misshandelt,<br />

gab aber seine Informanten nicht preis.<br />

Protest gegen staatliches Unrecht<br />

Lichtenberg habe das christliche Liebesgebot „ohne jede Einschränkung<br />

durch Religion, Rasse oder Herkunft ernst genommen“,<br />

würdigte ihn der Berliner Erzbischof Heiner Koch, als er<br />

anlässlich der Renovierung der Sankt Hedwigs-Kathedrale Lichtenbergs<br />

sterbliche Überreste in die Kirche Maria Regina Martyrum<br />

überführen ließ. In der Gedenkkirche für die christlichen<br />

Hitler-Gegner werden sie ruhen, bis die Kathedrale umgebaut<br />

ist. 1996 war Lichtenberg als Märtyrer durch Papst Johannes<br />

Paul II. bei dessen Berlin-Besuch im Olympiastadion seliggesprochen<br />

worden. Lichtenbergs Taten und sein unerschrockener<br />

Protest gegen staatliche Gewalt sind längst weit über Berlin<br />

hinaus bekannt. 2004 verlieh ihm die israelische Gedenkstätte<br />

Yad Vaschem für seinen Einsatz für die Juden postum den Titel<br />

„Gerechter unter den Völkern“. Seit 2014 findet jährlich an sei-


369<br />

Themen und Termine<br />

nem Gedenktag eine überdiözesane Wallfahrt zu seinem Grab<br />

statt. Sein Gedenktag ist der 5. <strong>November</strong>.<br />

Marc Witzenbacher<br />

Neue Orgelsprache: Vor 130 Jahren<br />

starb César Franck<br />

César Franck war einer der wichtigsten französischen Komponisten,<br />

Lehrer und Organisten der zweiten Hälfte des 19.<br />

Jahrhunderts. Er gilt als Begründer der sogenannten „französischen<br />

Schule“ der Musik. Er versuchte, die klassischen Formen<br />

der Sonate und der Sinfonie dadurch zu erneuern, dass er alle<br />

Sätze eines Werkes aus einem einzigen Grundthema entwickelte.<br />

Neben Anton Bruckner und Johannes Brahms zählt Franck<br />

zu den Spätromantikern und gilt als wichtigster Bahnbrecher<br />

für den französischen instrumentalen Impressionismus.<br />

Mit 22 Jahren Organist in Paris<br />

César Franck wurde am 10. Dezember 1822 im belgischen Lüttich<br />

geboren. Schon früh fiel sein technisch großes Können am<br />

Klavier auf, er komponierte zudem eigene Stücke. Zunächst wurde<br />

Franck am Konservatorium in Lüttich musikalisch ausgebildet.<br />

1837 erhielt er die Zulassung zum Pariser Conservatoire, an dem<br />

er in der Klasse von François Benoist, zu dessen Schülern unter<br />

anderen auch Camille Saint-Saëns und Louis Lefébure-Wély gehörten,<br />

Orgel studierte. Schon im Alter von 22 Jahren erhielt er<br />

die Position des zweiten Organisten an der Kirche Notre-Damede-Lorette<br />

in Paris. Dort fand Franck auch seine Heimat. Zwischen<br />

1851 und 1857 war er an St. Jean-St. François tätig. Von<br />

1858 an bis zu seinem Tod wirkte Franck an der Kirche Sainte-<br />

Clotilde. 1890 erlitt er einen schweren Unfall. Er wurde von ei-


Themen und Termine 370<br />

nem Pferdeomnibus seitlich angefahren und erholte sich davon<br />

nicht mehr. Am 8. <strong>November</strong> 1890 starb er an einer Brustfellentzündung<br />

in seiner Wohnung im Haus am Boulevard Saint-Michel.<br />

César Franck ist auf dem Montparnasse-Friedhof begraben.<br />

Kirchenmusiker aus Leidenschaft<br />

Für die Kirchenmusik schlug zeitlebens sein Herz. Franck gab<br />

zwar in seiner Stellung als Kirchenmusiker an Sainte-Clotilde<br />

die Chorleitung ab und beschränkte sich mehr auf die Aufgabe<br />

als „Organiste Titulaire“, aber dies hing mit seiner großen<br />

Leidenschaft für die Königin der Instrumente zusammen. Während<br />

seiner Tätigkeit wurde eine neue Hauptorgel erbaut, ein<br />

Werk des berühmten Orgelbaumeisters Aristide Cavaillé-Coll.<br />

Mit 60 klingenden Registern auf drei Manualen und Pedal bot<br />

die Orgel fast unerschöpfliche und zugleich kraftvolle Klangmöglichkeiten.<br />

Die Orgel, auf der Höhe der Zeit und mit allen<br />

technischen Raffinessen ausgebaut, musste Franck wie die<br />

Erfüllung eines Lebenstraums vorgekommen sein. Franck gab<br />

auch Klavierunterricht, unter anderen gehörte Claude Debussy<br />

zu seinen Schülern. Aber Franck war auch ein leidenschaftlicher<br />

Komponist kirchenmusikalischer Werke. Täglich widmete<br />

er sich zwei Stunden eigenen Kompositionen. Meist in Nachtarbeit<br />

entstanden so zahlreiche Kompositionen, viele für den liturgischen<br />

Gebrauch. Mehr und mehr entwickelte Franck dabei<br />

seinen persönlichen Kompositionsstil, auch wenn die entstandenen<br />

Werke zunächst wenig Beachtung gefunden hatten. Erst<br />

spät gelangten seine Werke zu dem Ruhm, den sie verdienten.<br />

So beispielsweise das 1879 komponierte Klavierquintett, das<br />

in der von ihm mitbegründeten Societé Nationale de Musique<br />

1880 uraufgeführt wurde. Das Werk fand eine außerordentlich<br />

große Resonanz und zählt bis heute zu den wichtigsten und<br />

prägendsten Werken César Francks.<br />

Marc Witzenbacher


371<br />

Themen und Termine<br />

Buß- und Bettag am 18. <strong>November</strong><br />

In den evangelischen Kirchen wird in diesem Jahr am 18. <strong>November</strong><br />

der Buß- und Bettag begangen. Obwohl der Buß- und<br />

Bettag 1995 als staatlicher Feiertag zur Finanzierung der Pflegeversicherung<br />

abgeschafft wurde, ist er dennoch ein wichtiger<br />

kirchlicher Feiertag. Er fällt regelmäßig auf den Mittwoch vor<br />

dem letzten Sonntag im Kirchenjahr. Dabei geht die Einrichtung<br />

des Tages auf den Staat zurück, wobei die Wurzeln solcher<br />

Bußtage bis ins antike Rom zurückreichen. Der erste evangelische<br />

Buß- und Bettag fand 1532 in Straßburg als Reaktion auf<br />

die Türkenkriege statt. Im 16. und 17. Jahrhundert wurden weitere<br />

Buß- und Bettage eingeführt. Im Jahr 1878 gab es in den<br />

deutschen Ländern 47 Bußtage an 24 Terminen.<br />

Einheitlicher Bußtag seit 1934<br />

Auch wenn bereits 1852 von der Eisenacher Konferenz ein<br />

einheitlicher Buß- und Bettag vorgeschlagen wurde, führte erst<br />

1934 die Evangelische Kirche in Deutschland einen allgemeinen<br />

Buß- und Bettag ein. 1939 wurde er auf Drängen der Nationalsozialisten<br />

auf einen Sonntag verlegt und damit faktisch<br />

abgeschafft. Nach 1945 wurde er aber wieder eingeführt, außer<br />

in Bayern war er überall gesetzlicher Feiertag. Dort bestimmte<br />

man 1952 den Tag auch als Feiertag, jedoch zunächst nur<br />

in Regionen mit überwiegend evangelischer Bevölkerung. Von<br />

1981 an wurde der Buß- und Bettag auch in überwiegend katholisch<br />

bevölkerten Regionen Bayerns arbeitsfreier Feiertag und<br />

seitdem in der gesamten Bundesrepublik einheitlich begangen.<br />

Nach der Wiedervereinigung wurde der Buß- und Bettag in allen<br />

Bundesländern übernommen und war somit ab 1990 ein<br />

deutschlandweiter Feiertag. Seit 1995 ist er nur noch in Sachsen<br />

gesetzlicher Feiertag.


Themen und Termine 372<br />

Buße meint Sinnesänderung<br />

Der deutsche Begriff „Buße“ führt in der Zielsetzung des Feiertages<br />

oft in die Irre. Denn „Buße“ meint an diesem Feiertag<br />

keine Wiedergutmachung für begangenes Unrecht, kein Ableisten<br />

einer Strafe, sondern vielmehr das Einüben einer Haltung,<br />

das Vergewissern einer ständigen inneren Bereitschaft zu Veränderung<br />

und Umkehr. In den Gottesdiensten, die nun häufig<br />

in den Abendstunden und an vielen Orten auch ökumenisch<br />

gefeiert werden, geht es daher um Umkehr und Sinnesänderung:<br />

Buße ist anhaltende Selbstbesinnung. An vielen Orten nutzen<br />

die evangelischen Kirchen den Buß- und Bettag dazu, auf soziale<br />

Missstände hinzuweisen. Materialien und weitere Hinweise, unter<br />

anderem auch der Entwurf für einen ökumenischen Gottesdienst<br />

zum Buß- und Bettag, finden sich unter www.busstag.de.<br />

Marc Witzenbacher<br />

Gebetstag für Opfer des<br />

sexuellen Missbrauchs<br />

S<br />

eit 2015 wird auf eine Initiative von Papst Franziskus hin<br />

im nahen zeitlichen Umfeld des „Europäischen Tages zum<br />

Schutz von Kindern vor sexueller Ausbeutung und sexuellem<br />

Missbrauch“ am 18. <strong>November</strong> ein Gebetstag für Opfer des<br />

sexuellen Missbrauchs begangen. Der Gebetstag soll ein Zeichen<br />

der Solidarität mit Menschen sein, die Opfer sexuellen<br />

Missbrauchs geworden sind. Damit soll nicht nur für dieses<br />

Thema sensibilisiert werden, sondern es geht – ähnlich wie<br />

beim Buß- und Bettag – auch um eine Sinnesänderung und eine<br />

veränderte Haltung. Der Trierer Bischof Stephan Ackermann,<br />

Beauftragter der Deutschen Bischofskonferenz für Fragen des


373<br />

Themen und Termine<br />

sexuellen Missbrauchs Minderjähriger im kirchlichen Bereich<br />

und für Fragen des Kinder- und Jugendschutzes, ermutigt Pfarrgemeinden<br />

und Verbände, den Gebetstag zu nutzen und dadurch<br />

sich den Opfern zuzuwenden und ebenso neue Taten<br />

zu verhindern: „Als Kirche übernehmen wir Verantwortung<br />

für das Unrecht, das Menschen in der Kirche angetan wurde.<br />

Als Gläubige wollen wir mit dem Gebet unsere Solidarität und<br />

Nähe ausdrücken“, so Bischof Ackermann. Auf einer eigenen<br />

Internetseite der Deutschen Bischofskonferenz können zahlreiche<br />

Materialien abgerufen werden, mit denen in der Liturgie<br />

der Betroffenen gedacht oder ein eigener Gottesdienst zum Thema<br />

Missbrauch gefeiert werden kann (www.dbk.de/themen/<br />

sexueller-missbrauch/gebetstag).<br />

Marc Witzenbacher<br />

Erneuerte Hoffnung:<br />

Impulse zum Kirchenjahr<br />

I<br />

n einer immer hoffnungsärmeren Zeit braucht es mehr Halt<br />

gebende Botschaften der christlichen Hoffnung. Davon ist<br />

Klaus W. Hälbig, bis 2016 Studienleiter des Referats „Religion<br />

und Öffentlichkeit“ an der Akademie der Diözese Rottenburg-<br />

Stuttgart, überzeugt. Sein Buch „Die Rückkehr des Bräutigams.<br />

Christi Wiederkunft zur Hochzeit als Vollendung der Welt“<br />

spannt dabei den heilsgeschichtlichen Bogen und ordnet ihn<br />

den Festen des Kirchenjahres zu. Vom ersten Advent des Kommens<br />

Jesu Christi in diese Welt bis zum zweiten Advent, der<br />

Wiederkunft Christi und der Vollendung der Welt, entsteht so<br />

eine theologisch fundierte Geschichte der Hoffnung, die gerade<br />

in Krisenzeiten Halt und Orientierung geben kann.


Themen und Termine 374<br />

Kein Paradies auf Erden<br />

Gerade die Coronakrise und die sich darin auch offenbarende<br />

Hilflosigkeit der Wissenschaft in solchen Krisen mache offenbar,<br />

wie wesentlich der aus der Hoffnung genährte Glaube für<br />

den Alltag sein könne: „Als Auferstandener hat Christus den<br />

Sieg des Lebens über Sünde und Tod errungen“, schreibt Hälbig<br />

im Vorwort seines Buches. Die Gabe Jesu Christi ist der<br />

wahre Frieden, den kein Paradies auf Erden geben kann. So<br />

plädiert Hälbig, herkommend von den theologischen Grundlegungen<br />

der Feste des Kirchenjahres, in der Liturgie sowie im<br />

Alltag mehr den Blick auch auf die Vollendung des Erlösungsgeschehens<br />

zu lenken und von dort her die Feste und das persönliche<br />

Leben zu beleuchten. Hälbig sind dabei tiefgründige<br />

Beiträge zur Erschließung von Bibel und Kirchenjahr gelungen,<br />

die zahlreiche Verweise und überraschende Bezüge aufzeigen.<br />

Spannend sind insbesondere die vielfältigen Hinweise auf die<br />

Zahlensymbolik. So möchte Klaus W. Hälbig mit seinem Buch<br />

die christliche Hoffnung, die Eschatologie („Lehre von den letzten<br />

Dingen“), wiederbeleben und vergegenwärtigen.<br />

Marc Witzenbacher<br />

Klaus W. Hälbig, Die Rückkehr des Bräutigams. Christi Wiederkunft<br />

zur Hochzeit als Vollendung der Welt, EOS Verlag, Sankt<br />

Ottilien <strong>2020</strong>, 594 Seiten, ISBN 978-3-8306-8011-6, 39,95 € [D];<br />

41,10 € [A]<br />

Diesen Titel können Sie auch über den für Ihr Land zuständigen<br />

Leserservice von <strong>MAGNIFICAT</strong> (siehe Seite 383) bestellen.


375<br />

Themen und Termine<br />

20 Jahre Weltkulturerbe Insel Reichenau<br />

Die Klosterinsel Reichenau im Bodensee ist ein herausragendes<br />

Zeugnis der religiösen und kulturellen Rolle eines Benediktinerklosters<br />

im Mittelalter. Dies war eines der wesentlichen<br />

Argumente, warum vor 20 Jahren am 30. <strong>November</strong> 2000 die<br />

Klosterinsel Reichenau als Kulturlandschaft in die Welterbeliste<br />

der UNESCO aufgenommen wurde. So bieten die gut erhaltenen<br />

Kirchen der Insel anschauliche und gut erhaltene Beispiele<br />

für die klösterliche Architektur zwischen dem neunten und elften<br />

Jahrhundert. 724 gegründet, hatte sich das Kloster zu einem<br />

der wichtigsten Klöster im süddeutschen Raum entwickelt. Das<br />

eigentliche UNESCO-Welterbe sind die drei romanischen Kirchen<br />

der Insel. Sie zeigen, wie ein geistiges Zentrum in der Zeit<br />

der Karolinger und Ottonen aussah und funktionierte.<br />

Das dreischiffige Münster St. Maria und Markus, früher Klosterkirche,<br />

ist heute katholische Pfarrkirche. In St. Peter und<br />

Paul, 799 geweiht, ist neben den romanischen Malereien auch<br />

die prächtige historische Barockorgel von besonderem Wert.<br />

Weltberühmt sind die monumentalen ottonischen Wandmalereien<br />

der Kirche St. Georg, das nördlich der Alpen einzige erhaltene<br />

Beispiel einer vollständigen Kirchenausmalung aus dem<br />

10. Jahrhundert. Bis heute hat das Kloster mit seiner Kultur die<br />

Insel bis in die Gestaltung der Landschaft hinein geprägt. So ist<br />

auf der Reichenau eine mehr als 1000 Jahre andauernde Geschichte<br />

eines Klosters lebendig geblieben. Das Kloster selbst<br />

wurde 1803 aufgehoben; das Gebäude dient der Gemeinde Reichenau<br />

heute als Rathaus.<br />

Einzigartige Handschriften<br />

Zu den wichtigen kunstgeschichtlichen Zeugnissen des Hochmittelalters<br />

gehören aber auch die einzigartigen Handschriften<br />

der Reichenau, die in ganzen Bilderzyklen das Neue Testament,


Themen und Termine 376<br />

das Leben Jesu und die Evangelien illustrieren. Immer wieder<br />

zeigt auch ein Titelbild von <strong>MAGNIFICAT</strong> eine Abbildung aus<br />

den berühmten Handschriften der Klosterinsel. Die Buchmalerei<br />

des Klosters wurde im Jahr 2003 eigens in das Weltdokumentenerbe<br />

der UNESCO aufgenommen.<br />

Marc Witzenbacher<br />

Gottesdienste im ZDF<br />

• Sonntag, 1. <strong>November</strong> <strong>2020</strong> – 9.30 Uhr,<br />

St. Meinrad, Radolfzell (kath.)<br />

• Sonntag, 8. <strong>November</strong> <strong>2020</strong> – 9.30 Uhr,<br />

St. Marienkirche, Berlin (ev.)<br />

• Sonntag, 15. <strong>November</strong> <strong>2020</strong> – 9.30 Uhr,<br />

St. Sebastian, Würselen (kath.)<br />

• Sonntag, 22. <strong>November</strong> <strong>2020</strong> – 9.30 Uhr,<br />

St. Johanniskirche, Schweinfurt (ev.)<br />

• Sonntag, 29. <strong>November</strong> <strong>2020</strong> – 9.30 Uhr,<br />

Elisabethinenkirche, Graz (kath.)<br />

DOMRADIO<br />

• Eine aktuelle Auslegung des in <strong>MAGNIFICAT</strong> abgedruckten Tagesevangeliums<br />

hören Sie von Montag bis Samstag im DOMRADIO ab ca. 7.55 Uhr. Für die<br />

lebensnahe und tiefgründige Auslegung des Textes lädt DOMRADIO wöchentlich<br />

einen Priester oder qualifizierten Laien zu Live-Gesprächen ein. Sendung<br />

verpasst? Dann nutzen Sie das Archiv oder das Podcast-Angebot auf www.domradio.de.<br />

• Sonntags um 10 Uhr überträgt DOMRADIO einen Gottesdienst aus dem Erzbistum<br />

Köln sowie um 10 und 18 Uhr die Gottesdienste aus dem Kölner Dom<br />

live im Internet-TV auf www.domradio.de. Die Predigt ist als Podcast erhältlich.<br />

• Bei Fragen erreichen Sie DOMRADIO unter Tel. 02 21 / 25 88 60.


377<br />

Eröffnung von Morgen- und Abendgebet<br />

Eröffnung des Morgengebetes<br />

Eröffnung des Abendgebetes


Marianische Antiphon 378


379<br />

Marianische Antiphon


Namenstagskalender 380<br />

Namenstage im <strong>November</strong><br />

Neben den Gedenktagen des Liturgischen Kalenders werden Heilige, Selige<br />

und bedeutende Glaubenszeugen insbesondere des deutschen Sprachraums<br />

mit Todesjahr angegeben.<br />

1. 11. Boso (970); Harald Blaatand (986); Wolfhold (1137); Luitpold<br />

(um 1250); Arthur O’Neilly (1282)<br />

2. 11. Willibold von Berkheim (1230); Angela von Stolberg (1905)<br />

3. 11. Viktorin (um 304); Silvia (um 592); Hubert (727); Pirmin (753);<br />

Marian (782); Malachias von Armagh (1148); Berthold von Engelberg<br />

(1197); Ida von Toggenburg (13. Jh.); Martin von Porres<br />

(1639); Johannes Baptist Stöger (1883); Rupert Mayer (1945)<br />

4. 11. Reinhard (1105); Karl Borromäus (1584)<br />

5. 11. Berthild (um 705); Emmerich (1031); Bernhard Lichtenberg<br />

(1943)<br />

6. 11. Leonhard (6. Jh.); Protasius von Lausanne (7. Jh.); Modesta<br />

von Trier (7. Jh.); Rudolf von Büren (1052); Christine von<br />

Stommeln (1312)<br />

7. 11. Karina (4. Jh.); Willibrord (739); Ernst von Zwiefalten (um<br />

1146); Gisbert von Bebenhausen (um 1200); Engelbert von<br />

Köln (1225)<br />

8. 11. Willehad von Bremen (789); Gregor von Einsiedeln (996);<br />

Gottfried von Amiens (1115); Johannes Duns Skotus (1308)<br />

9. 11. Theodor von Euchaita (um 303); Herfried (747); Roland<br />

(1084); Erpho (1097)<br />

10. 11. Leo der Große (461); Justus (627); Johannes von Mecklenburg<br />

(1066); Johannes Prassek, Hermann Lange, Eduard<br />

Müller, Karl Friedrich Stellbrink (1943)<br />

11. 11. Mennas (295); Martin (397); Theodor Studites (826); Heinrich<br />

von Heisterbach (1242)<br />

12. 11. Ämilian (574); Kunibert (um 663); Lebuin (Lewin, um 780);<br />

Diego von Alcalá (1463); Josaphat (1623)


381Namenstagskalender<br />

13. 11. Briktius von Tours (um 444); Gerberg (998); Wilhelm von<br />

Rinchnach (um 1050); Siard (1230); Stanislaus Kostka (1568);<br />

Carl Lampert, Herbert Simoleit, Friedrich Lorenz (1944)<br />

14. 11. Alberich von Utrecht (784); Bernhard Letterhaus (1944)<br />

15. 11. Marinus und Anianus (7./8. Jh.); Findan (878); Leopold<br />

(1136); Albert der Große (1280)<br />

16. 11. Otmar von St. Gallen (759); Waltger (um 825); Margareta<br />

(1093); Edmund von Abingdon (1240)<br />

17. 11. Viktoria (um 300); Gregor von Tours (594); Florin (7. Jh.);<br />

Hilda (680); Hiltrud (12. Jh.); Salome von Krakau (1268);<br />

Gertrud von Helfta (1302); Maria Josefa von Habsburg<br />

(1757)<br />

18. 11. Odo von Cluny (942); Gerung von Roggenburg (1170)<br />

19. 11. Toto (um 815); Elisabeth von Thüringen (1231); Mechthild<br />

von Hackeborn (1299)<br />

20. 11. Korbinian (um 720/30); Edmund (870); Bernward von Hildesheim<br />

(1022)<br />

21. 11. Unsere Liebe Frau in Jerusalem; Amalberg von Susteren (8.<br />

Jh.); Johannes von Meißen (1492)<br />

22. 11. Cäcilia (um 250)<br />

23. 11. Klemens I. (Papst, 101); Felizitas (um 166?); Kolumban von<br />

Luxeuil (615); Trudo (um 695); Detlev (1419)<br />

24. 11. Flora (8. Jh.); Johannes Leisentrit (1586); Andreas Dung-<br />

Lac (1839); Agnes Le Thi Thanh (1841)<br />

25. 11. Katharina von Alexandria (4. Jh.); Egbert (1076); Elisabeth<br />

von Reute (1420)<br />

26. 11. Konrad (975) und Gebhard (995) von Konstanz; Ida von<br />

Köln (um 1060); Albert von Oberaltaich (Adalbert, 1311)<br />

27. 11. Oda (um 726); Bilhild (8. Jh.)<br />

28. 11. Berta von Bingen (8. Jh.)<br />

29. 11. Radbod (917); Jolanda (um 1246); Jutta von Heiligenthal<br />

(Julitta, um 1251); Friedrich von Regensburg (1329); Franz<br />

Joseph Rudigier (1884)<br />

30. 11. Andreas (60/62); Emming, Gerwald und Folkard (782)


Impressum 382<br />

Impressum<br />

Lizenzgeber: Pierre-Marie Dumont, Magnificat SAS, Paris<br />

Schirmherr: Weihbischof Rolf Lohmann, Xanten<br />

Redaktion:<br />

Dr. Johannes Bernhard Uphus, Hennef (Sieg): Chefredakteur · Morgen- und<br />

Abendgebet; Prof. Dr. Susanne Sandherr, München: Impulse · Thema des Monats<br />

· Unter die Lupe genommen · Singt dem Herrn ein neues Lied; Dorothee<br />

Sandherr-Klemp, Bonn: Tageseinführungen · Fürbitten · Innehalten am Abend ·<br />

Von Woche zu Woche · Unter die Lupe genommen; Domkapitular Msgr. Dr.<br />

Heinz Detlef Stäps, Rottenburg: Das Bild im Blick · Zum Titelbild; Oberkirchenrat<br />

Dr. Marc Witzenbacher, Karlsruhe: Engagiertes Christsein · Themen und<br />

Termine<br />

Beiräte: Dipl.-Theol. Tobias Licht, Karlsruhe; Pfarrer Dr. Stefan Rau, Münster<br />

Gastautoren/innen: Bischof Dr. Franz-Josef Overbeck, Essen; Sr. Theresita<br />

M. Müller SMMP, Paderborn<br />

Schriftleitung und Satz: Dr. Friedrich Lurz, Köln<br />

Druck: C. H. Beck, Nördlingen<br />

Erscheinungsweise: monatlich<br />

ISSN 1254-7697<br />

© 1994 Magnificat SAS, Paris<br />

Deutsche Ausgabe © 2000 Verlag Butzon & Bercker, Kevelaer<br />

Verlag Butzon & Bercker<br />

Hoogeweg 100 · 47623 Kevelaer · Deutschland<br />

Telefon: (0 28 32) 9 29-1 92 · Telefax: (0 28 32) 9 29-2 11<br />

E-Mail: Verlag@magnificat.de<br />

Internet: www.bube.de<br />

Redaktion<br />

Bitte richten Sie Ihre inhaltlichen Anfragen – wenn möglich schriftlich – an:<br />

<strong>MAGNIFICAT</strong><br />

Redaktion<br />

Oktavianstraße 15a · 50968 Köln · Deutschland<br />

Telefon: (02 21) 9 43 37 61 · Telefax: (02 21) 9 43 37 63<br />

E-Mail: Redaktion@magnificat.de<br />

Internet: www.magnificat.de<br />

Ansprechpartner: Herr Dr. Friedrich Lurz


383Leserservice<br />

Für Deutschland und Österreich:<br />

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Verlag Neue Stadt<br />

Heidengasse 5 · 6340 Baar · Schweiz<br />

Telefon: 044 482 60 11<br />

E-Mail: verlag@neuestadt.ch · Internet: www.dasmagnificat.ch<br />

Ansprechpartnerin: Frau Claudia Wyden<br />

Bezugspreise (Stand: Juli 2019), Herstellung in Deutschland<br />

Deutschland: Einzelheft: € 6,– (zzgl. Versandkosten),<br />

Jahres-Abonnement: € 54,95 (inkl. Versandkosten)<br />

Österreich: Einzelheft: € 6,– (zzgl. Versandkosten),<br />

Jahres-Abonnement: € 56,95 (inkl. Versandkosten)<br />

Schweiz: Einzelheft: Fr 9,80 (zzgl. Versandkosten),<br />

Jahres-Abonnement: Fr 97,– (inkl. Versandkosten)<br />

Europäische Union: Einzelheft: € 6,– (zzgl. Versandkosten),<br />

Jahres-Abonnement: € 69,95 (inkl. Versandkosten)<br />

Übriges Ausland: Einzelheft: € 6,– (zzgl. Versandkosten),<br />

Jahres-Abonnement: € 84,95 (inkl. Versandkosten)<br />

Einzelpreise für die Sonderhefte:<br />

„Die Feier des Stundengebetes. Die Wort-Gottes-Feier. Die Feier der Eucharistie“<br />

sowie „Die Heilige Woche“: jeweils € 5,– / Fr 6,90 (zzgl. Versandkosten)<br />

Version im PDF- oder Epub-Format unter www.magnificat.de/digital.<br />

Einzelheft: € 3,99/Fr 4,90; Jahres-Abonnement: € 29,99/Fr 44,–, bei<br />

gleichzeitigem Abonnement der gedruck ten Ausgabe: € 14,99/Fr 22,–.<br />

Sonderhefte „Die Feier des Stundengebetes. Die Wort-Gottes-Feier. Die<br />

Feier der Eucharistie“ sowie „Die Heilige Woche“: jeweils € 2,99/Fr 3,90.<br />

App für Apple-Geräte im iTunes Store, für Android-Geräte im Google<br />

Store. Es gelten die dort hinterlegten Preise.


Die Ständige Kommission für die Herausgabe der gemeinsamen liturgischen<br />

Bücher im deutschen Sprachgebiet erteilte für die aus diesen Büchern entnommenen<br />

Texte die Abdruckerlaubnis. Die darin enthaltenen biblischen Texte<br />

sind Bestandteil der von den Bischofskonferenzen des deutschen Sprachgebietes<br />

approbierten Einheitsübersetzung der Heiligen Schrift.<br />

Quellennachweis<br />

Seite 48 f.:<br />

aus: Wilhelm Willms,<br />

meine schritte kreisen um die mitte. neues lied im alten land, 28 f.,<br />

© 1984 Butzon & Bercker GmbH, Kevelaer, www.bube.de<br />

Seite 83:<br />

Huub Oosterhuis (Übertragung: Cornelis Kok),<br />

aus: Ders., Du Freund Gott. Lieder – Gebete – Essays,<br />

Topos Taschenbuch 838,<br />

© 2013 Lahn-Verlag in der Butzon & Bercker GmbH, Kevelaer,<br />

www.lahn-verlag.de<br />

Seite 134:<br />

aus: Wilhelm Willms,<br />

meine schritte kreisen um die mitte. neues lied im alten land, 74,<br />

© 1984 Butzon & Bercker GmbH, Kevelaer, www.bube.de<br />

Seite 177:<br />

Huub Oosterhuis,<br />

aus: Ders., Du Freund Gott. Lieder – Gebete – Essays,<br />

Topos Taschenbuch 838,<br />

© 2013 Lahn-Verlag in der Butzon & Bercker GmbH, Kevelaer,<br />

www.lahn-verlag.de<br />

Leider war es nicht in allen Fällen möglich, den Rechtsinhaber ausfindig<br />

zu machen. Entsprechende Hinweise nimmt der Verlag gerne entgegen.


Liturgischer Kalender<br />

In den aktuellen liturgischen Kalender sind die im Heft erwähnten Heiligen<br />

aufgenommen. (H) Hochfest – (F) Fest – (G) Gebotener Gedenktag – (g) Nichtgebotener<br />

Gedenktag. Lesejahr für die Sonntage: A.<br />

Leseordnung der Wochentage im Jahreskreis: Reihe II.<br />

So 1.11. Allerheiligen (H)<br />

Mo 2.11. Allerseelen<br />

Di 3.11. Hl. Hubert (g); Hl. Pirmin (g);<br />

Hl. Martin von Porres (g)<br />

Stundenbuch 3. Woche<br />

Mi 4.11. Hl. Karl Borromäus (G)<br />

Do 5.11. 31. Woche im Jahreskreis<br />

Fr 6.11. Hl. Leonhard (g); Herz-Jesu-Freitag<br />

Sa 7.11. Hl. Willibrord (g)<br />

So 8.11. 32. Sonntag im Jahreskreis 4. Woche<br />

Mo 9.11. Weihetag der Lateranbasilika (F)<br />

Di 10.11. Hl. Leo der Große (G)<br />

Mi 11.11. Hl. Martin (G)<br />

Do 12.11. Hl. Josaphat (G)<br />

Fr 13.11. 32. Woche im Jahreskreis<br />

Sa 14.11. 32. Woche im Jahreskreis<br />

So 15.11. 33. Sonntag im Jahreskreis 1. Woche<br />

Mo 16.11. Hl. Margareta (g)<br />

Di 17.11. Hl. Gertrud von Helfta (g)<br />

Mi 18.11. Weihetag der Basiliken St. Peter u. St. Paul zu Rom (g)<br />

Do 19.11. Hl. Elisabeth (G)<br />

Fr 20.11. 33. Woche im Jahreskreis<br />

Sa 21.11. Unsere Liebe Frau in Jerusalem (G)<br />

So 22.11. Christkönigssonntag (H)<br />

Mo 23.11. Hl. Kolumban (g); Hl. Klemens I. (g) 2. Woche<br />

Di 24.11. Hl. Andreas Dung-Lac und Gefährten (G)<br />

Mi 25.11. Hl. Katharina von Alexandria (g)<br />

Do 26.11. Hl. Konrad und hl. Gebhard (g)<br />

Fr 27.11. 34. Woche im Jahreskreis<br />

Sa 28.11. 34. Woche im Jahreskreis<br />

So 29.11. 1. Adventssonntag – Lesejahr B 1. Woche<br />

Mo 30.11. Hl. Andreas (F)

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