LebensLust 05/2020
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
34 LEBENSLUST<br />
MOBILIARES DEJA-VU<br />
Wohnen im Retro-Look – Neues von alten Einrichtungsstilen<br />
Foto: © Photographee.eu – stock.adobe.com<br />
Alles schon mal dagewesen. Das könnte<br />
man meinen, wenn man sich aktuelle<br />
Wohntrends anschaut. Angesichts vermeintlich<br />
vertrauter Formen scheinen damit<br />
<strong>2020</strong> wieder mal alte Wohnwelten aufzuerstehen.<br />
Doch vieles ist anders: Denn<br />
durch ungewöhnliche Styling-Elemente<br />
und Akzente bekommt Retro modernes<br />
Flair. So werden Interieurs, die bevorzugt<br />
Design-Vergangenheit im Blick haben,<br />
jetzt durch originelle Kombinationen etwa<br />
bei Materialien, Mustern oder Farben aufgemischt<br />
– erhalten so einen innovativen<br />
Look. Die Möbelbranche macht es da nicht<br />
viel anders als die Modeindustrie, die seit<br />
jeher Klassisches und Altbewährtes mit<br />
frischen Impulsen verschmilzt. Um trendig,<br />
individuell und schön eingerichtet zu<br />
sein, muss das Rad also auch bei den Outfits<br />
für die eigenen vier Wände nicht neu<br />
erfunden werden.<br />
Doch welche Zutaten sind zurzeit charakteristisch<br />
für den aktuellen Retro-Einrichtungs-Cocktail?<br />
Wiener Kaffeehäuser sind<br />
zum Beispiel eine wichtige Inspiration<br />
– vor allem die Sitzmöbel. Ihre typischen<br />
Geflechte, wie man sie von den klassischen<br />
Thonet-Stühlen kennt, sieht man nun<br />
überall: Geflochtene Stil-Zitate, die zwar<br />
ein Hauch Wiener Jugendstil umweht, die<br />
aber stets zeitlose Eleganz und Leichtigkeit<br />
verkörpern – vor allem, wenn sie mit eher<br />
formstrengem Mobiliar umgeben sind.<br />
Retro <strong>2020</strong> macht ebenso Anleihen bei Einrichtungsgegenständen,<br />
wie man sie in der<br />
Kolonialzeit des 19. Jahrhunderts kannte.<br />
Auch hier sind es leichte Naturmaterialien<br />
wie Peddigrohr, Rattan oder Seegras, die<br />
dem Stil sein Gesicht geben. Dabei werden<br />
diese Werkstoffe nicht nur bei Stühlen,<br />
sondern auch bei Lampen oder Schranktüren<br />
verarbeitet. Das exotische Flair, das<br />
so entsteht, ist hell und transparent und<br />
zaubert stets sonnige Wintergarten-Atmosphäre<br />
in die Räumlichkeiten.<br />
Etwas mehr Üppigkeit zeichnet den<br />
Art- Deco-Look aus. Er bringt in moderner<br />
Variante etwas Glamour „à la Great<br />
Gatsby“ ins Wohnambiente – ohne jedoch<br />
zu dick aufzutragen. Übertrieben pompös<br />
wird es also nicht. Der „Glam der Roaring<br />
Twenties“ wird nämlich nur dezent und<br />
akzentuiert eingesetzt, etwa mittels goldener<br />
oder messingfarbener Deko-Objekte,<br />
mit Kissenbezügen aus Samt, Textilien mit<br />
floralen beziehungsweise geometrischen<br />
Mustern oder Tapeten in Mamoroptik, die<br />
so nur im Detail den Einrichtungsstil einer<br />
faszinierenden Epoche wieder aufleben<br />
lassen.<br />
Besonders gelungen wirkt es, wenn solche<br />
opulenten Highlights immer auch Gegenspieler<br />
haben, die Kontraste setzen und die<br />
Szenerie beruhigen. Minimalistische und<br />
an der Funktion orientierte Formenspra-<br />
Foto: © gumpapa – stock.adobe.com<br />
Foto: © FollowTheFlow – stock.adobe.com<br />
chen, wie man sie etwa von den puristischen<br />
Klassikern der Bauhauszeit oder des<br />
Midcentury-Stils kennt, sind hier eine ideale<br />
Kombination – wie übrigens für alle Einrichtungsakzente<br />
in verspielten Designs.<br />
Was Farben, Formen und Materialien betrifft,<br />
so setzen aktuelle Trends ebenfalls<br />
auf Sinnlichkeit und Wärme. Helle Hölzer,<br />
farbige Keramik und Glas, weicher Samt<br />
etwa in Petrol, violett oder Safrangelb sowie<br />
organische und fließende Silhouetten<br />
bei Lampen oder Tischformen geben hier<br />
den Ton an. Nicht selten erinnern solche<br />
Einrichtungsgegenstände dann an die Flower-Power-Ära<br />
der 60er und 70er Jahre.<br />
Ein Paradebeispiel ist hier der Pouf. Dieser<br />
ursprünglich orientalische runde Polsterhocker,<br />
den es jetzt passend zu vielen Stilrichtungen<br />
gibt, erfährt nämlich gerade<br />
eine Renaissance.