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130 Jahre Elser Gruppe

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24<br />

<strong>130</strong><br />

JAHRE<br />

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„Händle und seine Nachfolger<br />

haben durchgehalten“<br />

Interview mit dem Zeitungshistoriker Professor Konrad Dussel über die Gründungsgeschichte<br />

des Mühlacker Tagblatt und der <strong>Elser</strong> <strong>Gruppe</strong><br />

Professor Konrad Dussel hat sich intensiv<br />

mit der Geschichte des Mühlacker Tagblatt<br />

und der <strong>Elser</strong> <strong>Gruppe</strong> beschäftigt.<br />

Wir gratulieren der<br />

ELSER-<strong>Gruppe</strong> zum<br />

<strong>130</strong>. Geburtstag und wünschen<br />

uns eine gute Zusammenarbeit<br />

auf viele weitere <strong>Jahre</strong>.<br />

Herz<br />

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Hasan Ali Özer<br />

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Tel. 070 41/8175 22 · Fax 070 41/8175 23<br />

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Sie schreiben in Ihrem Buch „Eine Zeitung<br />

im Strom der Geschichte“, das anlässlich<br />

des 125-jährigen Verlagsbestehens<br />

im Jahr 2015 erschienen ist, dass um 1890<br />

die Umstände für eine regionale Zeitung in<br />

Mühlacker günstig waren. Warum?<br />

Professor Konrad Dussel: Das kann man im<br />

Allgemeinen und speziell für Mühlacker<br />

beantworten: Um diese Zeit gibt es keine<br />

nennenswerten aktuellen Alternativmedien.<br />

Die Zeitung hat in der Frage, wie<br />

man sich über die Welt, das Land und die<br />

Kommune informiert, eine ganz zentrale<br />

Rolle gespielt. Die regionale Zeitungslandschaft<br />

war zu dieser Zeit recht überschaubar:<br />

Es gibt den Bürgerfreund in Maulbronn,<br />

es gibt Zeitungen in Pforzheim und<br />

das Amtsblatt in Vaihingen. Diese Zeitungen<br />

waren aber alle sehr kleinräumig<br />

und sehr auf die Umgebung ihres jeweiligen<br />

Erscheinungsorts begrenzt. Dürrmenz-Mühlacker,<br />

wie es damals noch hieß,<br />

war eine aufstrebende Industriegemeinde,<br />

in der man Informationen durchaus benötigt<br />

hat. Man darf nicht unterschätzen,<br />

wie wichtig schon damals der Anzeigenteil<br />

war: Es etabliert sich ein breiterer Handel,<br />

es entfaltet sich mehr gesellschaftliches<br />

Leben, worauf es galt, hinzuweisen. Diese<br />

Informationsplattform war damals die<br />

Zeitung – heute findet viel davon auch im<br />

Internet statt. Und insofern schwimmt der<br />

Dürrmenz-Mühlacker Bote, wie die Tageszeitung<br />

lange <strong>Jahre</strong> hieß, in einem breiten<br />

Strom der Geschichte, weil der Bedarf vor<br />

Ort seine Gründung begünstigt hat.<br />

Also hat sich an der Kernaufgabe der Zeitung<br />

gar nicht so viel geändert?<br />

Nein, daran hat sich nichts geändert. Allerdings<br />

stehen heutzutage viel mehr Konkurrenzmedien<br />

zur Verfügung. Das ist das<br />

zentrale Problem: Wo es früher gar keine<br />

Alternative gab, gibt es jetzt eine ganze<br />

Reihe anderer Medien. Das wichtigste ist<br />

das Internet. Im Prinzip hat es anstelle der<br />

Lokalzeitung bis zur flächendeckenden<br />

Verbreitung des Internets keine echte Alternative<br />

gegeben. Weder das Lokalradio<br />

und noch weniger das Lokalfernsehen waren<br />

oder sind ernsthafte Alternativen zur<br />

Tageszeitung.<br />

Die Zeitung – damals unter dem Namen<br />

Dürrmenz-Mühlacker Bote – und eine<br />

Druckerei hat es quasi von Anfang an gemeinsam<br />

gegeben. Auch eine Buchhandlung<br />

kam recht schnell dazu. War das zu<br />

der damaligen Zeit üblich?<br />

Das war eine Frage der Ressourcen-Nutzung:<br />

Während man sonst nur von unregelmäßigen<br />

Aufträgen lebt, hat man mit<br />

einer Zeitung eine regelmäßige Auslastung<br />

der Druckerei. Allerdings ist eine Zeitung<br />

ein Stoßbetrieb: Sie müssen in relativ kurzer<br />

Zeit gedruckt werden und die restliche<br />

Zeit stehen die Maschinen still. Also<br />

ist es eine ideale Ergänzung und war zur<br />

damaligen Zeit sehr verbreitet. Schließlich<br />

hat man sich seit den Anfängen des<br />

Zeitungswesens überlegt, wie man eine<br />

Druckmaschine sinnvoll nutzt. Wenn man<br />

mit Papier und Druckerei zu tun hat, liegt<br />

Papierhandel und Buchhandel nahe. Übrigens<br />

war auch der Weg zum Buchverlag<br />

nicht mehr weit: Wenn man nicht mehr viel<br />

zu tun hat, weil die Zeitungen gedruckt<br />

und dies sonstigen Aufträge abgearbeitet<br />

sind, setzt man das Buch weiter.<br />

Wobei der Buchverlag anfänglich eine untergeordnete<br />

Rolle gespielt hat?<br />

Genau. Das lief etwas zögerlich an. Carl<br />

<strong>Elser</strong> selbst hat den Band „Unser Dürrmenz-Mühlacker:<br />

ein Ortsbuch für Haus<br />

und Schule“ von Karl Knöller herausgegeben.<br />

Erst als Eugen Händle den Verlag<br />

übernommen und umbenannt hat, wurde<br />

mehr gemacht. Er bot regionalen Schriftstellern<br />

eine Plattform. Nach dem Krieg<br />

hat seine Frau Else Händle den Verlag,<br />

dann unter dem Namen Stieglitz-Verlag,<br />

übernommen. Die Tochter, Brigitte Wetzel,<br />

kümmert sich bis heute um die Aufgaben<br />

als Buch-Verlegerin, somit ist der<br />

Stieglitz-Verlag immer noch eine Ergänzung<br />

des Medienhauses.<br />

Zurück zur Tageszeitung: Wie haben sich<br />

die Bezugspreise einer Tageszeitung geändert?<br />

Wie teuer war das Zeitunglesen früher<br />

gemessen an dem, was die Menschen<br />

finanziell zur Verfügung hatten?<br />

Die Tageszeitung war im Prinzip schon<br />

in Zeiten des Dürrmenz-Mühlacker Bote<br />

auch für ärmste – aber vielleicht nicht für<br />

allerärmste – Kreise erschwinglich. Wenn<br />

man grob über den Daumen von einer Mark<br />

für ein Monatsabonnement ausgeht, hat<br />

man 25 Zeitungen bekommen. Eine Ausgabe<br />

hat also etwa vier Pfennig gekostet.<br />

Das hat finanziell quasi jeder geschafft.<br />

Natürlich war das Angebot wesentlich begrenzter<br />

als heute. In der Regel bestand<br />

eine Zeitung aus einem Bogen Papier: Er<br />

wurde vorne und hinten bedruckt und gefaltet.<br />

Somit gab es vier Seiten. Wenn man<br />

dann noch bedenkt, dass man gerade damals<br />

Papier noch viel vielfältiger verwendet<br />

hat als heute – zum Salat einwickeln<br />

oder den Ofen anzünden beispielsweise –<br />

war eine Zeitung gang und gebe. Vor dem<br />

Ersten Weltkrieg gab es die Tageszeitung<br />

für eine Mark - im Vierteljahr. Nach dem<br />

Ersten Weltkrieg betrug der Monatspreis<br />

dann 1,40 Mark. Wenn man auf die Zeit<br />

nach 1945 schaut, kostete ein Zeitungsabo<br />

im Monat klassischer Weise zwei Mark also<br />

so viel wie der damalige Rundfunkbeitrag.<br />

Welche Rolle haben in den frühen <strong>Jahre</strong>n<br />

Anzeigenerlöse gespielt?<br />

Das ist schwierig, weil es dafür fast überall<br />

an Unterlagen mangelt. Sprich: Es fehlt<br />

die Recherchegrundlage, um diese Frage<br />

verlässlich zu beantworten. Aber lange<br />

Zeit galt die Faustregel, dass sich eine<br />

Zeitung zu zwei Dritteln etwa aus Anzeigenerlösen<br />

und zu einem Drittel aus dem<br />

Verkauf finanziert. Lange bestand eine<br />

Lokalzeitung wie der Dürrmenz-Mühlacker<br />

Bote, wie vorhin schon erwähnt, aus<br />

vier Seiten: Davon war eine gute Seite mit<br />

bezahlten Anzeigen abgedeckt. Das kann<br />

man aber nicht eins-zu-eins auf den heutigen<br />

Seitenumfang hochrechnen, weil viele<br />

Anzeigenbereiche – insbesondere der Automobil-<br />

und Immobilienmarkt – inzwischen<br />

ins Internet abgewandert sind.

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