2. Natur und Landschaft 2.1 Naturräumliche ... - Stadt Schriesheim
2. Natur und Landschaft 2.1 Naturräumliche ... - Stadt Schriesheim
2. Natur und Landschaft 2.1 Naturräumliche ... - Stadt Schriesheim
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Umweltbericht - <strong>Stadt</strong> <strong>Schriesheim</strong><br />
<strong>2.</strong> <strong>Natur</strong> <strong>und</strong> <strong>Landschaft</strong><br />
<strong>2.</strong>1 <strong>Natur</strong>räumliche Gr<strong>und</strong>lagen<br />
<strong>2.</strong>1.1 <strong>Natur</strong>räumliche Einheiten<br />
4<br />
<strong>2.</strong> NATUR UND LANDSCHAFT<br />
Eine <strong>Landschaft</strong> wird durch naturräumliche Einheiten charakterisiert. Dies sind<br />
<strong>Landschaft</strong>sräume mit ähnlicher naturräumlicher Ausstattung wie Klima, Boden,<br />
Bewuchs, Geländeformen (Abb. 2).<br />
Der westliche Bereich der Gemarkung gehört zur Neckar-Rhein-Ebene. Sie ist<br />
geprägt durch das leichte Gefälle des Neckarschwemmkegels von Heidelberg<br />
ausgehend bis in den <strong>Schriesheim</strong>er Bereich nach Norden. Kennzeichnend ist<br />
die frühe Rodung des Waldes <strong>und</strong> intensive landwirtschaftliche Nutzung.<br />
Die Bergstraße bildet den schmalen Geländeanstieg zwischen Rheinebene <strong>und</strong><br />
Odenwald. Klimagunst <strong>und</strong> Lössablagerungen ermöglichen Weinbau, Obst- <strong>und</strong><br />
Gemüseanbau. Der Begriff "Blühende Bergstraße" kam durch die relativ zeitig im<br />
Frühjahr einsetzende Obstblüte zustande.<br />
Der östlich anschließende Odenwald weist raueres Klima <strong>und</strong> eine stärkere<br />
Gliederung durch Täler <strong>und</strong> Höhen auf mit vorherrschendem Waldbestand. Der<br />
Vordere Odenwald (nördlich einer Grenze Dossenheim-Wilhelmsfeld) hat nährstoffreichere<br />
Böden, sodass hier auch mehr Ackerbau <strong>und</strong> Wiesen vorkommen<br />
als im südlich angrenzenden Sandstein-Odenwald.<br />
Kennzeichnend für die verschiedenen naturräumlichen Einheiten auf <strong>Schriesheim</strong>er<br />
Gebiet sind beachtliche Höhenunterschiede von 105 m ü. NN im Westen<br />
an der A 5 bis 540 m ü. NN nahe am Gipfel des Weißen Steins. Die geologische<br />
Entwicklung war maßgebend für die Ausbildung der unterschiedlichen <strong>Landschaft</strong>seinheiten<br />
mit ihren jeweiligen Höhenlagen. Die Ausgangsgesteine<br />
bestimmen hauptsächlich die Eigenschaften der Böden. Die Höhenlage wiederum<br />
bedingt in hohem Maße die klimatischen Unterschiede zwischen den <strong>Natur</strong>räumen.<br />
Klima, Boden <strong>und</strong> Relief sind wesentliche Faktoren für die Ausprägung<br />
des Pflanzenbestandes <strong>und</strong> auch der Eignung für landwirtschaftliche Nutzung.
<strong>2.</strong> NATUR UND LANDSCHAFT<br />
Abb. 2<br />
Umweltbericht - <strong>Stadt</strong> <strong>Schriesheim</strong><br />
5
Umweltbericht - <strong>Stadt</strong> <strong>Schriesheim</strong><br />
<strong>2.</strong>1.2 Geologie<br />
6<br />
<strong>2.</strong> NATUR UND LANDSCHAFT<br />
Die Geologie im Raum <strong>Schriesheim</strong> wurde bereits 1904 bzw. 1917 in der "Geologischen<br />
Spezialkarte des Herzogtums Baden" dargestellt. Diese Karten wurden<br />
vom Geologischen Landesamt Baden-Württemberg 1984 bzw. 1985 neu aber<br />
unverändert herausgeben.<br />
Abb. 3 zeigt den für <strong>Schriesheim</strong> zutreffenden Ausschnitt mit einer vereinfachenden<br />
<strong>und</strong> farblich zusammenfassenden Benennung der Gesteine.<br />
Die ältesten Gesteine in <strong>Schriesheim</strong> sind nördlich des <strong>Schriesheim</strong>er Tals sowie<br />
am Kuhberg zu finden. Sie stammen aus der Phase der variskischen Gebirgsbildung<br />
im Karbon <strong>und</strong> sind etwa 318 Mio. bis 328 Mio. Jahre alt (nach<br />
ENGESSER, LEIBER 1991).<br />
Dieses Gr<strong>und</strong>gebirge besteht aus granitischen, kieselsäurearmen magmatischen<br />
Schmelzen. Der Biotitgranit wird auch Heidelberger Granit genannt (in Abb. 3 rosa).<br />
Beim Eindringen der granitischen Schmelzen ist das vorhandene Nebengestein<br />
(Grauwackensandsteine) zu metamorphen Schiefern umgeformt worden (in<br />
Abb. 3 grün). Aus dieser Phase der Gebirgsbildung stammt auch als Besonderheit<br />
der sogenannte "<strong>Schriesheim</strong>it". Dieses basische Gestein ist ein pyroxenführender<br />
Olivinhornblendit <strong>und</strong> kommt nur in einem kleinen Bereich nordöstlich<br />
<strong>Schriesheim</strong>s vor (SCHWEIZER <strong>und</strong> KRAATZ 1982, HELLWIG 1997).<br />
Das Tal des Kanzelbachs bildet im Granit eine Engstelle. Der Granit enthält<br />
Quarzgänge. Zum Teil ist er zu Grus verwittert.<br />
Im Weiten Tal <strong>und</strong> an der Seitzmühle tritt eine Scholle Hornblendegabbro auf,<br />
der früher auch als Diorit bzw. Gabbrodiorit bezeichnet wurde (SCHWEIZER,<br />
KRAATZ 1982).<br />
Der Amphibolgranit bei Ursenbach wurde für Ornamentsteine abgebaut.<br />
(ENGESSER, LEIBER 1991).<br />
In der Grube Anna-Elisabeth durchschlägt ein gangartiges Pyrit-Kupfer-Bleiglanz-<br />
Vorkommen (Pyrit-Markasit-Brekkzie) den Biotitgranit des Branichs. Aus den Erzen<br />
der als Besucherbergwerk ausgebauten Grube wurde im Mittelalter Silber<br />
gewonnen <strong>und</strong> im 18. Jh. bis 19. Jh. Eisenvitriol. Im Weiten Tal erfolgte aus einem<br />
durch den Biotitgranit verlaufenden 1,5 km langen <strong>und</strong> bis zu 3 m mächtigen<br />
Gang Abbau von Schwerspat (Baryt).
<strong>2.</strong> NATUR UND LANDSCHAFT<br />
Abb. 3<br />
Umweltbericht - <strong>Stadt</strong> <strong>Schriesheim</strong><br />
7
Umweltbericht - <strong>Stadt</strong> <strong>Schriesheim</strong><br />
8<br />
<strong>2.</strong> NATUR UND LANDSCHAFT<br />
Der Granit-Odenwald ist durch breite Täler <strong>und</strong> niedrige Einsenkungen mit vielen<br />
Kuppen gekennzeichnet. Wasser kann in Granit schlecht eindringen, es wäscht<br />
deshalb deutliche Täler aus.<br />
In dem nachfolgenden Erdzeitalter des Perm wurden zunächst terrestrische, rötliche<br />
Sedimente des Rotliegenden auf dem granitischen Gr<strong>und</strong>gebirge abgelagert.<br />
Sie sind um Altenbach in ihrer größten Mächtigkeit (um 100 m) als vulkanischer<br />
Porphyrtuff (vor 250 bis 270 Mio. Jahren) aufgeschlossen (in Abb. 3<br />
braun). Die Schicht dünnt nach Süden hin rasch aus. Durch die relativ geringe<br />
Widerstandsfähigkeit wurde der Porphyrtuff stark abgetragen, was Platz schuf für<br />
Wiesen <strong>und</strong> Besiedlung.<br />
Lapilli- <strong>und</strong> Sandtuffe bilden nur sanfte Formen. In einem kleinen Bereich nahe<br />
des Fernsehumsetzers <strong>und</strong> der Kreuzung "Vier Wege" findet man auch verkieselte<br />
Sand- <strong>und</strong> Staubtuffe. Es sind Ablagerungen von vulkanischen Auswurfprodukten<br />
aus dem Unterrotliegenden, die später von Kieselsäure durchdrungen<br />
wurden (HELLWIG 1997).<br />
Später im Rotliegenden setzte die Förderung rhyolithischer Schmelze ein. Das<br />
vulkanische Gestein wird als Quarzporhyr oder Rhyolith bezeichnet (in Abb. 3<br />
rot). Als Ursprung gilt der Wachenberg bei Weinheim. HELLWIG (1997, S. 20f),<br />
weist darauf hin, dass es sich nicht um das Ausfließen von Lava aus einer Spalte<br />
als Deckenerguss handelt, sondern um die Ablagerungen eines pyroklastischen<br />
Stroms, einer heißen, sich schnell verbreitenden Wolke von Gas <strong>und</strong> Feststoffen.<br />
Aufgr<strong>und</strong> seiner Härte findet Quarzporphyr Verwendung als Schottermaterial für<br />
Bahn-, Straßen- <strong>und</strong> Wegebau.<br />
Das am Ölberg bis zu 150 m mächtige Vorkommen wurde an einer West-Ost verlaufenden<br />
Störung nördlich der Schauenburg gegenüber den Steinbrüchen Dossenheims<br />
angehoben.<br />
Östlich des Wendenkopfes befindet sich eine Nord-Süd verlaufende Störung (die<br />
zum Teil das Katzenbachtal nachzeichnet), so dass hier das Gestein wechselt.<br />
Nördlich des Kanzelbachs überwiegen Gesteine des Rotliegenden.<br />
Die klastischen Gesteine des Buntsandstein (Trias) aus überwiegend fein- bis<br />
mittelkörnigen Sanden bilden eine Schichtstufe, die in Form der zum Weißen<br />
Stein ansteigenden Hänge ausgebildet ist. Die Schichtenfolgen des Buntsandstein<br />
(in Abb. 3 orange-braun) folgen südlich angrenzend über den Ablagerungen<br />
des Rotliegenden.<br />
Buntsandstein ist rötlich, wasserdurchlässig <strong>und</strong> ein relativ weiches Gestein. Auf<br />
Ton- oder Schluffschichten sammelt sich das vor allem an Spalten eingesickerte
<strong>2.</strong> NATUR UND LANDSCHAFT<br />
Umweltbericht - <strong>Stadt</strong> <strong>Schriesheim</strong><br />
Wasser <strong>und</strong> tritt in Quellen an den Hängen hervor. Es wird auch über dem granitischen<br />
Gr<strong>und</strong>gebirge aufgestaut <strong>und</strong> kann hier Quellen bilden (ZIENERT 1966).<br />
In Buntsandstein sind wenig große Täler ausgebildet. Wald <strong>und</strong> Wiesen herrschen<br />
vor. Jüngere Schichten sind durch die Anhebung des Odenwaldes <strong>und</strong><br />
dadurch bedingte Abtragung nicht erhalten.<br />
Vor etwa 60 - 45 Mio. Jahren (Tertiär) begann sich durch die Einsenkung des<br />
Rheingrabenbruchs <strong>und</strong> die Hebung des Odenwaldes mit Kippen nach Südosten<br />
die heutige Reliefstruktur herauszubilden. Infolge dieser plattentektonisch<br />
bedingten Bewegungsvorgänge herrschte <strong>und</strong> herrscht im Odenwald Abtragung<br />
vor <strong>und</strong> in der Rheintalebene Sedimentation. Im Rheintalgrabenbruch war<br />
abwechselnd Süßwasser <strong>und</strong> Meerwasser zu finden. Der Versetzungsbetrag der<br />
Schichten beträgt ("Heidelberger Loch") bis zu 5.000 m (ZIENERT 1966, S. 8).<br />
Am Rand der Störungszone, der Rheintalgrabenrandverwerfung (Bergstraße),<br />
bildete sich ein Mosaik aus Bruchschollen heraus. Im Odenwald traten zahlreiche<br />
Nord-Süd verlaufende Störungen auf, an denen sich die heutigen Täler<br />
herausbildeten.<br />
Im Grabenbruch des heutigen Rheintals herrschen tonig schluffige Sedimente<br />
vor, die u.a. durch Suche nach Erdöl erk<strong>und</strong>et wurden. Erdöllagerstätten wurden<br />
bei den Bohrungen im Rhein-Neckar-Raum nicht angetroffen. SCHWEIZER <strong>und</strong><br />
KRAATZ (1982, S. 105) berichten über eine wohl Mitte der Sechziger/Anfang<br />
Siebzigerjahre durchgeführte Erdölbohrung "<strong>Schriesheim</strong>", die dagegen hochkonzentrierte<br />
Salz- <strong>und</strong> Schwefelwässer führte.<br />
Die Ablagerungen in der Neckar-Rhein-Ebene (in Abb. 3 beige-gelblich) wurden<br />
ab dem Pliozän durch wechselnde Einflüsse von Rhein, Neckar <strong>und</strong> Kanzelbach<br />
geprägt. Entscheidend wurde die Sedimentation auch durch das jeweils bestehende<br />
Klima bestimmt, wobei die pleistozänen Eiszeiten eine wichtige Rolle spielten.<br />
In der letzten Eiszeit, der Würmeiszeit (bis vor 10 000 Jahren) bildete sich eine<br />
ausgedehnte Schotterebene als Niederterrasse des Rheins bei einem stark verzweigten<br />
Flusssystem. Durch die spätglaziale Erwärmung <strong>und</strong> aufkommende<br />
Vegetation änderte sich die Wasserführung zu einem mäandrierenden Strom <strong>und</strong><br />
der Rhein begann sich einzuschneiden. Die umgebenden Schotterflächen wurden<br />
nur noch bei Hochwasser überflutet, wobei sich sandig-lehmige Hochflutsedimente<br />
ablagerten. Auf den trockengefallenen Bereichen kam es in den kalttrockenen<br />
Abschnitten des ausgehenden Würms zur Bildung von Flugsanddecken<br />
<strong>und</strong> Sanddünen (FLECK 1997, S. 7). Die Korngrößen der Rheinsande, -<br />
kiese <strong>und</strong> -schotter sind geringer als bei den Ablagerungen des Neckars, da dessen<br />
Gerölle weniger weit transportiert <strong>und</strong> damit weniger abgeschliffen wurden.<br />
9
Umweltbericht - <strong>Stadt</strong> <strong>Schriesheim</strong><br />
10<br />
<strong>2.</strong> NATUR UND LANDSCHAFT<br />
Aus der Rhein-Niederterrasse stammen das Obere Kieslager (60 m mächtig,<br />
grobkörniger) <strong>und</strong> das Mittlere Kieslager (max. 200 m mächtig, sandig-kiesige<br />
Anteile). Sie werden durch den Oberen Zwischenhorizont (max. 45 m) mit schluffiger<br />
oder sandiger Ausbildung getrennt. Sie stellen wichtige Gr<strong>und</strong>wasserspeicher<br />
dar.<br />
Sande <strong>und</strong> Kiese der Oberrheinebene wurden auch im Bereich des Gewanns<br />
"Bollengrube" abgebaut. Die aufgegebene Abbaugrube wurde zwischenzeitlich<br />
als Mülldeponie verwendet (s. Kap. 9.3.1.1) <strong>und</strong> als möglicher Altlastenstandort<br />
untersucht.<br />
Dem Neckar war der direkte Zufluss zum Rhein durch dessen seitliche Aufschüttungen<br />
verwehrt, sodass er bis vor ca. 9.000 Jahren nach Norden floss <strong>und</strong> als<br />
Bergstraßen-Neckar bezeichnet wird (FLECK 1997, SINN 1999). Dessen Ablagerungen<br />
findet man auch im Bereich der <strong>Schriesheim</strong>er Gemarkung als Schotter,<br />
Sande <strong>und</strong> Spuren von Aueböden <strong>und</strong> Sandböden. Sie liegen zwischen 2,5 <strong>und</strong><br />
über 12 m Tiefe unter den Ablagerungen des Kanzelbachschwemmfächers<br />
(SINN 1999), enthalten aber im Unterschied zu diesen Muschelkalkanteile. In<br />
den Altwasserrinnen des Alt-Neckars wurden bis 2 m mächtige Tone abgelagert.<br />
Der Neckarschwemmfächer des jetzigen Neckarverlaufs überschüttete ältere<br />
Auesedimente. Er sinkt von 110 m ü. NN am Westrand von Heidelberg auf 104 -<br />
100 m ü. NN bei Friedrichsfeld <strong>und</strong> läuft im Norden auf <strong>Schriesheim</strong>er Gebiet<br />
langsam aus (FLECK 1997).<br />
In den Warmzeiten wurden vom Rhein bei großer Wasserführung Kiese <strong>und</strong><br />
Sande abgelagert. Aus diesen Ablagerungen wurde in den Kaltzeiten, da dann<br />
weniger Wasser floss, Feinmaterial ausgeblasen. Bei den vorherrschenden<br />
Westwinden wurde dieses als Löss an der Bergstraße mit ihren westexponierten<br />
Hängen wieder abgelagert. Löss hat Korngrößen zwischen 0,02 <strong>und</strong> 0,06 mm.<br />
Der Sandanteil liegt unter 5 % (FLECK 1997, S.11). Die abgelagerten Lössdecken<br />
weisen bis zu 12 m Mächtigkeit auf; am Branich sind es mehrere Meter. Im<br />
Gewann "Hesslich" wurde nahe der B 3 über 3 m mächtiger Löss erbohrt (FLECK<br />
1997). Die Lössbedeckung der Hänge dünnt nach oben hin aus. Die Lösskörnchen<br />
haften in feuchtem Zustand so gut aneinander, dass Löss eine hohe Standfestigkeit<br />
hat. Ausbildung von Hohlwegen oder die Möglichkeit zum Graben von<br />
Kellern oder Anlegen von Terrassen folgen daraus. Durch die günstige Struktur<br />
<strong>und</strong> den relativ hohen Kalkgehalt (bis 20 %) entwickeln sich aus ihm wertvolle<br />
Böden. Zusammen mit einem günstigen Lokalklima durch die südwestliche Exposition<br />
der Hänge eignen sich die Lössbereiche bestens für die landwirtschaftliche<br />
Nutzung, insbesondere Weinbau.<br />
Die Lössauflage an den oberen Hangzonen wurde z.T. mit dem Oberflächenabfluss<br />
abgeschwemmt <strong>und</strong> unten am Hangfuß in Mulden als mächtiger Schwemmlöss<br />
abgelagert, der sich zu Lösslehm entwickelte.
<strong>2.</strong> NATUR UND LANDSCHAFT<br />
Umweltbericht - <strong>Stadt</strong> <strong>Schriesheim</strong><br />
Löss <strong>und</strong> Lösslehm können als Ziegeleirohstoff verwendet werden.<br />
Im Odenwald bestehen quartäre Ablagerungen aus höchstens 10 m mächtigen<br />
Talfüllungen (Kies unter Auelehmdecken). In den Kaltzeiten bewirkte verstärkte<br />
Frostverwitterung die Bildung von grobem Blockschutt an den Hängen des Odenwaldes.<br />
Der Dauerfrostboden unterlag bei kurzzeitigem Auftauen der Solifluktion<br />
(Bodenfließen). An nord- <strong>und</strong> nordostexponierten Schattenhängen kam es<br />
zur Bildung von Felsenmeeren.<br />
Beim Austritt des Kanzelbachs in die Rheinebene entstanden an der Bergstraße<br />
fächerförmige Ablagerungen der Schuttfracht. Der Kanzelbach-<br />
Schwemmfächer hat etwa einen Radius von 2 km. Von der (ehemaligen) Gemarkungsgrenze<br />
westlich der Autobahn (Römerbad mit 105,4 m ü. NN) steigt er<br />
bis zur Gaulsbrücke (121,8 m ü. NN) um 16,4 Höhenmeter, das ist eine Steigung<br />
von 8 Promille. Auf diesem Schuttkegel des Kanzelbachs befanden sich die ersten<br />
Gebäude des ältesten Ortskerns von <strong>Schriesheim</strong>, da sie hier vor Hochwasser<br />
geschützt waren. Sein Aufbau wird von SINN (1999) detailliert beschrieben.<br />
Aufschlüsse durch Baugruben im Baugebiet Fensenbäumen erlaubten seit 1997<br />
Einblicke in den Aufbau des Kanzelbachschwemmfächers. Er besteht im Kern<br />
aus grobem Kies mit Bestandteilen von Buntsandstein, Porphyr <strong>und</strong> Granit, wie<br />
sie im Einzugsgebiet des Kanzelbaches vorkommen. Eine starke Geröllfracht<br />
wies der Kanzelbach in der letzten Eiszeit bis vor 15.000 Jahren auf. Der Kanzelbach<br />
war damals ein besonders kräftiger Strom, wie aus der Breite des<br />
<strong>Schriesheim</strong>er Tals, der Größe des Gerölls <strong>und</strong> der Ausbildung eines eigenständigen<br />
Schwemmfächers, der sogar den "Bergstraßen-Neckar" nach Süden hin<br />
abdrängte, hervorgeht (SINN 1999).<br />
Über dem Kies des Kanzelbachs befindet sich eine Deckschicht aus Lehm<br />
(Sand, Schluff <strong>und</strong> Ton-Mischung) <strong>und</strong> Schwemmlöss, die nach der Eiszeit abgelagert<br />
wurde, als aufkommende Vegetation die Abschwemmung von gröberem<br />
Material verhinderte.<br />
Der Kanzelbach hat im oberen Verlauf durch seine nacheiszeitliche Einschneidung<br />
eine Terrasse herausgebildet, die außer im Granit zwischen Branich <strong>und</strong><br />
Schlossberghang recht breit ist.<br />
Die Talsohle des Kanzelbachs bilden dessen jüngste Anschwemmungen, bestehend<br />
aus Lehm, Sand <strong>und</strong> Kies. Von oben nach unten werden sie zunehmend<br />
kalkhaltiger. Die einmündenden Seitenbäche haben oft Schuttkegel angehäuft.<br />
SCHWEIZER <strong>und</strong> KRAATZ (1982) beschreiben in ihrem Geologischen Führer<br />
mit genauer Wegangabe einige Aufschlüsse in der Umgebung <strong>Schriesheim</strong>s (S.<br />
11
Umweltbericht - <strong>Stadt</strong> <strong>Schriesheim</strong><br />
12<br />
<strong>2.</strong> NATUR UND LANDSCHAFT<br />
118 - 122), deren heutige Sichtbarkeit <strong>und</strong> Zugänglichkeit im Rahmen dieser Arbeit<br />
nicht überprüft werden konnte.<br />
Bei der Kartierung biologisch-ökologisch wertvoller Biotope in Baden-<br />
Württemberg (1986) wurden drei geologische Aufschlüsse genannt <strong>und</strong> ihre Unterschutzstellung<br />
als <strong>Natur</strong>denkmale empfohlen (Umweltstelle Rathaus). Es sind<br />
dies<br />
• ein Aufschluss von Sandtuffen an einer Waldwegkehre bei Altenbach<br />
• ein Aufschluss im oberen Sandtuff des Rotliegenden beim Sportplatz Altenbach<br />
• ein ehemaliger Steinbruch in Tuffbrekkzie im Katzenbachtal<br />
Vermutlich senkt sich der Oberrheingraben auch heute noch. Dafür spricht die<br />
seismische Aktivität. Als möglichen Betrag der Vertikalbewegung nehmen<br />
SCHWEIZER <strong>und</strong> KRAATZ (1982, S. 101) etwa 1 mm pro Jahr an.<br />
Hinsichtlich der Erdbebengefährdung liegt <strong>Schriesheim</strong> zum größten Teil in Zone<br />
1, d.h. es besteht nur eine sehr geringe Gefährdung. Die Einteilung reicht von<br />
0 bis 4 für die stärkste Gefährdung (z.B. Zollernalb). Ursenbach <strong>und</strong> Altenbach<br />
liegen in der Zone 0 (Auskunft der Erdbebenzentrale des Geologischen Landesamtes<br />
in Freiburg).<br />
Seit Juli 2000 ist in <strong>Schriesheim</strong> ein Seismograf zur Aufzeichnung von Erdbebenwellen<br />
eingerichtet. Er ist damit Teil eines flächenhaften Messnetzes mit derzeit<br />
ca. 50 Messstationen in Baden-Württemberg.<br />
Der Seismograf befindet sich in einer Felsnische im Granit des Wilhelmstollens<br />
im Weiten Tal, ca. 140 m vom Stollenm<strong>und</strong> entfernt. Aufstellung, Wartung <strong>und</strong><br />
Vor-Ort-Überwachung bestehen in Zusammenarbeit mit dem Bergwerksverein<br />
<strong>und</strong> der Sozialen Heimstätte Talhof. Die Datenübertragung erfolgt über Telefonleitung<br />
nach Freiburg in den Zentralcomputer, wo die Daten ca, alle 10 Minuten<br />
automatisch analysiert werden. Ausgesucht wurde dieser Standort wegen seiner<br />
Lage im Messnetz <strong>und</strong> der Möglichkeit zur erschütterungsfreien Aufstellung.<br />
Das Erdbeben mit der Stärke 5,4 der Richterskala mit Epizentrum in den Vogesen<br />
vom 2<strong>2.</strong> Februar 2003 setzte sich abgeschwächt bis zu 250 km Entfernung<br />
fort. Es wurde also auch in <strong>Schriesheim</strong> von einigen Personen gespürt.<br />
Diese Angaben stammen vom Geologischen Landesamt in Freiburg (Herr Dr.<br />
Brüstle), das auch eine informative Internetseite zu diesem Thema unterhält:<br />
www.lgrb.uni-freiburg.de.
<strong>2.</strong> NATUR UND LANDSCHAFT<br />
<strong>2.</strong>1.3 Boden<br />
Umweltbericht - <strong>Stadt</strong> <strong>Schriesheim</strong><br />
Entscheidend für die Entwicklung der verschiedenen Bodentypen sind Ausgangsgestein,<br />
klimatische Faktoren, Bewuchs, Bearbeitung, Gr<strong>und</strong>wassereinfluss<br />
<strong>und</strong> Relief. Daher ist auch bei den Böden eine Gliederung in Neckar-Rhein-<br />
Ebene, Bergstraße mit dem Kanzelbachschwemmfächer <strong>und</strong> Odenwald zu erkennen.<br />
Eine Bodenkarte für die Gemarkung <strong>Schriesheim</strong>s steht in geeigneter Auflösung<br />
nur für den westlichen Teil (entsprechend dem Ausschnitt im Blatt 6517, TK<br />
1:25000) zur Verfügung.<br />
Eine Bodenkarte für Bergstraße <strong>und</strong> Neckar-Rhein-Ebene ist in Abb. 4 wiedergegeben.<br />
► Neckar-Rhein-Ebene<br />
Das nahezu ebene Relief spielt fast keine Rolle in der Bodenbildung, entscheidend<br />
ist das Ausgangssubstrat mit einem breiteren Korngrößenspektrum von<br />
sandig-lehmigen bis zu tonigen Bestandteilen.<br />
Westlich der B 3 handelt es sich überwiegend um Böden der Niederterrasse,<br />
die in Abb. 3 mit Nr. 2, 7, 8 <strong>und</strong> 10 bezeichnet sind. Diese Böden entstanden aus<br />
Ablagerungen des früheren Rheins <strong>und</strong> Neckars, aus Flugsanden, Hochflutsedimenten<br />
<strong>und</strong> Rinnenfüllungen. Es handelt sich dabei um Parabraunerden (früher<br />
auch als braune Waldböden bezeichnet). Sie unterscheiden sich durch verschiedene<br />
Gehalte an Lehm, Schluff, Ton, Sand <strong>und</strong> Kies in unterschiedlichen Tiefen.<br />
Kennzeichnend ist ein humoser, lehmig-sandiger Oberbodenhorizont. Darunter<br />
findet sich oft ein gelblicher, ausgelaugter (lessivierter) Horizont von etwa 20 cm.<br />
Ihm folgt der B-Horizont nach, ein rostbrauner Anreicherungshorizont aus Lehm.<br />
Er reicht bis zu 1 oder 1,5 m Tiefe auf den Schwemmlöss hinab. Im Unterboden<br />
finden sich stellenweise als Relikt aus der Auezeit durch Gr<strong>und</strong>wasser gebildete,<br />
reduzierte, graue, lehmige Bodenhorizonte, der Gley.<br />
Die in Abb. 4 mit 7 bezeichneten Parabraunerden weisen 0,5 -1,3 m mächtigen<br />
sandigen bis schluffigen Lehm über kiesigem bis tonigem Lehm auf, der wiederum<br />
über kalkhaltigem kiesigem Sand <strong>und</strong> sandigem Kies lagert. Der spätwürmzeitliche<br />
Hochflutlehm liegt über Niederterrassenschotter <strong>und</strong> kann oberflächen<br />
nah trotz Entfernung von der Hangzone immer noch Lössdeckenanteile aufweisen.<br />
13
Umweltbericht - <strong>Stadt</strong> <strong>Schriesheim</strong><br />
Abb. 4<br />
14<br />
<strong>2.</strong> NATUR UND LANDSCHAFT
<strong>2.</strong> NATUR UND LANDSCHAFT<br />
Umweltbericht - <strong>Stadt</strong> <strong>Schriesheim</strong><br />
Bereiche mit tonreichem Bt-Horizont (Abb. 4, Boden 8) neigen zu schwacher<br />
Staunässe.<br />
Mit steigenden Ton- <strong>und</strong> Schluffgehalten wird die Wasser- <strong>und</strong> Nährstoffversorgung<br />
besser (Böden 6 <strong>und</strong> 10). Aufgr<strong>und</strong> der meist nur schwach sauren Bodenreaktion<br />
<strong>und</strong> den relativ hohen Tongehalten besitzen diese Böden ein gutes<br />
Rückhaltevermögen für Schadstoffe. Die Kalkführung setzt zwischen 0,8 <strong>und</strong> 1,6<br />
m Tiefe ein. Beide Böden weisen mehr Sandanteile auf, der aus Hochflutsand<br />
oder Flugsand stammt (FLECK 1997).<br />
Böden mit geringerer Mächtigkeit über höher liegendem Kies können infolge von<br />
möglichen Trockenschäden weniger ertragreich sein. Das gilt insbesondere für<br />
tiefwurzelnde, hochstämmige Apfel- <strong>und</strong> Birnbäume. Tabak <strong>und</strong> Spargel gedeihen<br />
dagegen gut an durchlässigeren, sandigeren Stellen (STREMME 1966).<br />
Im Bereich des Kanzelbachschwemmfächers dominieren Abschwemmmassen<br />
aus Lössboden (Lehme) über Ablagerungen aus Schwemmschutt (Sande <strong>und</strong><br />
Kiese). Die Schwemmlehmdecke ist so dick, dass sie gute Böden bilden kann<br />
(STREMME 1966). Als Einzelvorkommen im Kartenblattgebiet treten im Nordwesten<br />
des Kanzelbachschwemmfächers im Gewann "Boden" (Abb. 4, Boden 1)<br />
tief entwickelte Parabraunerden aus sandigen, pleistozänen Schwemmfächerablagerungen<br />
über schwach sandigem bis tonigem Lehm auf. Ab 0,8 - 1,3 m Tiefe<br />
lagert kalkhaltiger feinsandiger Schluff bis Schluff. Im Süden (Abb. 4, Boden 4)<br />
ist pseudovergleytes Kolluvium <strong>und</strong> Pseudogley-Kolluvium auf Gley-<br />
Parabraunerde (FLECK 1997, S. 23) zu finden.<br />
Direkt in der Aue des Kanzelbachs treten zwischen <strong>Schriesheim</strong> <strong>und</strong> Ladenburg<br />
Auengley <strong>und</strong> Auengley-Brauner Auenboden auf (Abb. 4, Boden 11). Sie sind<br />
vom Gr<strong>und</strong>wasser beeinflusst bei einem schwankenden Gr<strong>und</strong>wasserstand von<br />
0,2 - 0,4 m unter Oberfläche bis tiefer als 1,2 m unter Fläche. Die schluffreichen<br />
Auensedimente sind im Wesentlichen auf die Erosion der Lössböden an den<br />
Hängen zurückzuführen.<br />
Bei kürzerer Entfernung zur Bergstraße wechseln Parabraunerden aus Löss (2)<br />
mit tiefem Kolluvium (3). Lehmiger Schluff <strong>und</strong> schluffiger Lehm herrschen vor.<br />
Das beim Kolluvium umgelagerte Abschwemmmaterial aus Lössboden weist einen<br />
schwach humosen bis humosen Unterboden auf.<br />
Eine verfüllte Kiesgrube (Abb. 4, Boden 12) am Schlittweg ist durch Auftragsboden<br />
aus meist 0,2 - 0,3 m kiesigem, lehmigem <strong>und</strong> sandigem Substrat gekennzeichnet.<br />
Er ist stark kalkhaltig <strong>und</strong> häufig schwach humos (s. Kap. 9.3.1.1).<br />
15
Umweltbericht - <strong>Stadt</strong> <strong>Schriesheim</strong><br />
Bewertung der Bodengüte:<br />
16<br />
<strong>2.</strong> NATUR UND LANDSCHAFT<br />
Die Bewertung der Böden in Bezug auf ihre Eignung zur landwirtschaftlichen<br />
Nutzung kann über die Bodenzahlen erfolgen, die je nach Nutzung als Ackerzahlen<br />
oder Grünlandzahlen festgelegt werden. Beste Böden erhalten nach dem<br />
Ackerschätzungsrahmen die Ackerzahl 100.<br />
Folgende Ackerzahlen stammen aus der Amtlichen Kreisbeschreibung 1970<br />
(STAATLICHE ARCHIVVERWALTUNG BADEN-WÜRTTEMBERG 1970, S. 800-<br />
802):<br />
• 82-89, Gewann Langestricke (nördlich Fleischbachbecken, nahe Leutershausen),<br />
tiefgründige sandige Lehm- <strong>und</strong> reine Lehmböden<br />
• 59-72, Gewanne Dürrewiesen, Linsenbühl, Mittlere Wiesen, Lochwiesen (heute<br />
Sportzentrum), Lehmböden mittlerer Güte<br />
• 80-96, in der Fröch (südlich <strong>und</strong> westlich B 3), im Hesslich unterhalb der Landstraße,<br />
beste Lössböden<br />
Gut für landwirtschaftliche Nutzung geeignet sind die im Gewann "Fröch" im Entwurf<br />
des FNPs als Reserveflächen für Wohnbebauung vorgesehen Flächen.<br />
► Bergstraße<br />
An der Bergstraße sind die Böden durch Lössauflage geprägt. Neben dem Ausgangssubstrat<br />
spielt der Gr<strong>und</strong>wassereinfluss nur unmittelbar an den Bachläufen<br />
eine Rolle.<br />
Parabraunerden kommen in Bereichen mit geringer Abspülung (flach <strong>und</strong> erosionsgeschützt)<br />
insbesondere im Süden der <strong>Stadt</strong> (Abb. 4, Boden 2) vor. Ein 0,3 -<br />
0,6 m mächtiger graubrauner Oberboden aus lehmigem Schluff wird von einem<br />
rötlichbraunen Tonanreicherungshorizont aus schluffigem <strong>und</strong> schluffig-tonigem<br />
Lehm unterlagert. Zwischen 1,0 <strong>und</strong> 1,3 m unter der Oberfläche geht dieser in<br />
kalkreichen, unverwitterten Löss über. Stellenweise sind Verarmungserscheinungen<br />
zu beobachten (ZIENERT 1966). An den Hängen wurde der Löss bereits<br />
während der Eiszeiten durch Bodenfließen (Solifluktion) stark verlagert. In den<br />
oberen Bereichen ist der humose Oberboden abgetragen <strong>und</strong> am Hangfuß sowie<br />
in Hangmulden wieder abgelagert worden. Die daraus entstandenen tief humosen<br />
<strong>und</strong> z.T. kalkhaltige Kolluvien aus schluffreichem Lössbodenmaterial reichen<br />
insbesondere zwischen Leutershausen <strong>und</strong> <strong>Schriesheim</strong> weit in die Oberrheinebene<br />
hinein (Abb. 4, Boden 3, FLECK 1997, S. 23). Südlich der <strong>Stadt</strong> beschränken<br />
sich Kolluvien kleinflächiger auf Muldenlagen.<br />
Starke Abtragung durch lange bestehende ackerbauliche Nutzung führte besonders<br />
an den stärker geneigten Stellen zur vollständigen Erosion der Parabraunerdeböden.<br />
Es bildeten sich karbonatreiche Pararendzinen (Abb. 4, Boden 5)<br />
aus lehmigem Schluff <strong>und</strong> Schluff aus. Sie zeigen deutliche Merkmale des für
<strong>2.</strong> NATUR UND LANDSCHAFT<br />
Umweltbericht - <strong>Stadt</strong> <strong>Schriesheim</strong><br />
Weinbergsböden typischen rigolens in Form von humosen Unterböden (Pararendzina-Rigosol).<br />
Bewertung der Bodengüte:<br />
(STAATLICHE ARCHIVVERWALTUNG BADEN-WÜRTTEMBERG 1970, S. 800<br />
- 802):<br />
• unter 60 im Bereich von Pararendzinen<br />
• 65-80 für Lössböden<br />
• 80-96, Leimengrube nördlich der <strong>Stadt</strong> (zwischen Wormser Straße <strong>und</strong> Holderbusch),<br />
im Hesslich oberhalb der Landstraße, beste Lössböden<br />
• 98, südlich der <strong>Stadt</strong> <strong>und</strong> östlich der Landstraße im Gewann Unterer Spännig<br />
Das Gewann mit der höchsten damals vergebenen Ackerzahl von 98, "Unterer<br />
Spännig", ist heute als Gewerbegebiet genutzt <strong>und</strong> die besten Böden daher für<br />
die Landwirtschaft verloren.<br />
Auch das Gewann Leimengrube, in dessen Teilbereichen heute das Neubaugebiet<br />
Nord entsteht, ist mit hohen Ackerzahlen von 80-96 gekennzeichnet.<br />
An der Bergstraße treten die fruchtbarsten Böden in Baden-Württemberg auf. Sie<br />
zeichnen sich aus durch eine gute Versorgung mit Nährstoffen <strong>und</strong> pflanzenverfügbarem<br />
Wasser bei ausreichender Durchlüftung <strong>und</strong> Wasserdurchlässigkeit.<br />
► Odenwald<br />
Ausgehend von den Gesteinen sind hier überwiegend karge, dünne Verwitterungsböden<br />
anzutreffen.<br />
Eine Bodenkarte 1:25.000 liegt für diese Gemarkungsbereiche nicht vor <strong>und</strong> wird<br />
nach Auskunft des Geologischen Landesamtes auch in nächster Zeit nicht herausgegeben<br />
werden.<br />
Die Böden im kristallinen Odenwald nördlich einer Linie Wilhelmsfeld - Dossenheim<br />
haben eine sandig-lehmige Verwitterungsdecke von höchstens 0,5 m Stärke,<br />
die an steilen Hängen oder Kuppen geringer ausgeprägt ist oder ganz fehlt,<br />
so dass hier der blanke Fels (Granit oder Porphyr) ansteht. Meist sind diese unter<br />
Waldbestand entstandenen Böden kalkarm, versauert <strong>und</strong> bis über 0,2 m Tiefe<br />
ausgebleicht (podsoliert). Die beste Nutzungsmöglichkeit auf diesen Böden<br />
stellt Waldbau dar. Hochflächen <strong>und</strong> flache Hänge eignen sich auch zum Ackerbau.<br />
17
Umweltbericht - <strong>Stadt</strong> <strong>Schriesheim</strong><br />
18<br />
<strong>2.</strong> NATUR UND LANDSCHAFT<br />
Auf Granit ist teilweise Ortsteinbildung zu beobachten, eine Ansammlung von<br />
Humusstoffen mit Aluminium- <strong>und</strong> Eisenhydroxiden bei starker Verdichtung. An<br />
der Branichstaffel sind auf Granit die Bodentypen Syrosem, Ranker, Braunerde-Ranker,<br />
Regosol, Braunerde-Regosol <strong>und</strong> Braunerden anzutreffen (AUER<br />
2003).<br />
Über Buntsandstein im südöstlichen Bereich der Gemarkung kommen unter anderem<br />
Podsole mit Ortsteinbildung vor. Waldbau stellt hierauf die einzige Nutzungsmöglichkeit<br />
dar.<br />
Bewertung der Bodengüte:<br />
(STAATLICHE ARCHIVVERWALTUNG BADEN-WÜRTTEMBERG 1970, S. 800-<br />
802):<br />
• 37-60 am Kanzelbach, mittlere bis geringwertige Lehmböden, Wiesennutzung<br />
• 19-30 in den Nebentälern des Kanzelbachs, Wiesennutzung<br />
• 18-44 am Nordostrand der Gemarkung bei Ursenbach, lehmige Sand- <strong>und</strong><br />
Sand-Lehmböden<br />
• 27-42 am <strong>Schriesheim</strong>er Hof, lehmige Sandböden <strong>und</strong> Sand-Lehmböden im<br />
Nordteil, Grünlandnutzung<br />
Für die in der Abb. 4 mit Boden 38 bezeichneten Siedlungsbereiche gibt es eine<br />
Ergänzungskarte von FLECK (1997b). Sie gibt die Substrate der feinerdereichen<br />
Deckschichten über dem gr<strong>und</strong>wasserführenden Schotterkörper an. Sie soll Hinweise<br />
liefern für Fragestellungen zur Regenwasserversickerung, Auswirkungen<br />
von Entsiegelungsmaßnahmen oder Verwendung von anfallendem Bodenaushub.<br />
Entlang des Kanzelbachs, sich westlich der B 3 bis zum Rindweg <strong>und</strong> der Ladenburger<br />
Straße erweiternd, befinden sich Abschwemmmassen <strong>und</strong> Auensedimente<br />
aus sandigem bis tonigem Lehm, selten aus lehmigem Sand oder lehmigem<br />
Schluff. Sie sind meist kalkhaltig <strong>und</strong> schwach humos. Der Boden ist insgesamt<br />
1 - 2 m mächtig auf Sanden <strong>und</strong> Kiesen des Niederterrassenschotters. Ursprünglich<br />
befanden sich hier Pseudogley, Gley-Kolluvium, pseudovergleyter Auengley-Brauner<br />
Auenboden <strong>und</strong> Auengley.<br />
Daran anschließend bis zum Schulzentrum bzw. der Zentgrafenstraße <strong>und</strong> einem<br />
schmalen Streifen südlich des Autobahnzubringers treten ältere Substrate aus<br />
Flug- <strong>und</strong> Hochflutsanden auf. Kalkhaltiger, meist schluffiger Sand überlagert z.T.<br />
sandigen Schluff. Diese Substratschicht ist 1,5 m bis mehrere Meter mächtig <strong>und</strong><br />
liegt über den Sanden <strong>und</strong> Kiesen der Niederterrasse. Ursprünglich handelt es<br />
sich um Parabraunerden. Die Entkalkung reicht meist 0,5 bis 1,5 m tief.
<strong>2.</strong> NATUR UND LANDSCHAFT<br />
Umweltbericht - <strong>Stadt</strong> <strong>Schriesheim</strong><br />
Im größten Teil der Bebauung <strong>Schriesheim</strong>s wird der Boden aus Löss gebildet.<br />
Kalkreicher Schluff bis lehmiger Schluff ist z.T. von jüngeren Abschwemmmassen<br />
überdeckt. Diese Substratschicht ist meist mehrere Meter mächtig <strong>und</strong> lagert<br />
über Sanden <strong>und</strong> Kiesen (Niederterrassenschotter). Ursprünglich befanden sich<br />
hier Pararendzinen, Parabraunerden <strong>und</strong> Kolluvium. Die Entkalkung reicht bis in<br />
0,5 m oder bis zu 1,0 m Tiefe.<br />
Gefährdung von Böden<br />
Die natürliche Bodenfunktion ist gefährdet durch Auftragungen von Material, Umlagerungen<br />
<strong>und</strong> Veränderungen bei Infrastruktur- oder Siedlungsflächen (FLECK<br />
1997). Dazu zählt auch die Versiegelung der natürlichen Bodenoberfläche durch<br />
Pflasterung, Asphaltierung <strong>und</strong> selbst Auflagerung einer Kiesdecke, die z.B. eine<br />
natürliche Vegetation verhindert, den Bodenluft- <strong>und</strong> Wasserhaushalt sowie die<br />
Albedo (Verhalten gegenüber Sonneneinstrahlung) verändert.<br />
Weitere Probleme sind der Schadstoffeintrag in Böden <strong>und</strong> deren dortige Anreicherung.<br />
Er erfolgt einerseits durch landwirtschaftliche oder gärtnerische Nutzung,<br />
andererseits über Luftschadstoffe <strong>und</strong> über Wasserdurchfluss.<br />
Die Erosionsgefährdung der Böden in den Hangbereichen durch Abschwemmung<br />
bei starken Regengüssen wurde bereits oben angesprochen. Hier kommt<br />
einer rücksichtvollen Bodenbearbeitung eine große Rolle zu.<br />
Untersuchungen zu Schadstoffbelastungen in Böden liegen stichpunktartig auch<br />
für <strong>Schriesheim</strong> vor <strong>und</strong> werden in Kap. 9.3.2 (Flächennutzung <strong>und</strong> Altlasten)<br />
vorgestellt.<br />
19
Umweltbericht - <strong>Stadt</strong> <strong>Schriesheim</strong><br />
<strong>2.</strong>1.4 Klima<br />
20<br />
<strong>2.</strong> NATUR UND LANDSCHAFT<br />
Die naturräumlichen Einheiten Neckar-Rhein-Ebene, Bergstraße <strong>und</strong> Odenwald<br />
kennzeichnen auch die unterschiedlichen Klimabereiche auf <strong>Schriesheim</strong>er Gebiet.<br />
In <strong>Schriesheim</strong> wird keine offizielle, geeichte Klimamessstation (z.B. vom Deutschen<br />
Wetterdienstes etc.) betrieben.<br />
Bei der Beschreibung der allgemeinen klimatischen Situation in <strong>Schriesheim</strong> wird<br />
daher auf das in benachbarten Städten vorhandene Messstationsangebot der<br />
langjährigen Hauptmessstationen des Deutschen Wetterdienstes (Mannheim,<br />
Heidelberg, Königstuhl) zurückgegriffen (Tab. 1).<br />
Tab. 1: Langjährige Mittelwerte von Lufttemperatur, Luftfeuchtigkeit, Niederschlag der<br />
Klimastationen Mannheim, Heidelberg, Königstuhl<br />
Aus: v. KIENLE 1966, S. 56f.<br />
Langjähriger Mittelwert<br />
Mannheim<br />
(Rheinebene)<br />
Heidelberg<br />
(Bergstraße)<br />
Königstuhl<br />
(Odenwald)<br />
Jahresmittel der Lufttemperatur (°C) 10,1 10,4 7,5<br />
Mittleres tägliches Maximum (°C) 14,2 14,3 10,7<br />
Mittleres tägliches Minimum (°C) 6,2 6,7 4,5<br />
Mittlere Zahl der Eistage im Jahr<br />
(Maximum höchstens 0,0 °C)<br />
16,3 13,4 37,3<br />
Sommertage<br />
(Temperaturmaximum mind. 25 °C)<br />
45,9 45,2 12,6<br />
Relative Luftfeuchtigkeit in % des<br />
Sättigungswertes<br />
77 74 81<br />
Bewölkung in 1/10 der Himmelsfläche<br />
im Jahresdurchschnitt<br />
6,6 6,3 6,4<br />
Anzahl heiterer Tage (Tagesmittel<br />
unter 2,0)<br />
45,6 54,0 57,1<br />
Anzahl trüber Tage (Tagesmittel über<br />
8,0)<br />
150,3 141,5 148,1<br />
Jahresmittel Niederschlag in mm 559,2 744,4 928,0<br />
Mittlere Zahl der Tage mit mind. 10,0<br />
12,3 19,0 26,8<br />
mm Niederschlag<br />
Tage mit Schneefall 20,2 21,6 46,5<br />
Tage mit Schneedecke (um 7 Uhr) 19,2 17,3 61,8<br />
Tage mit Nebel 53,5 31,2 136,1<br />
Tage mit Gewitter 21,3 21,2 29,5<br />
Der Oberrheingraben ist durch sommerliche Wärme <strong>und</strong> winterliche Milde gekennzeichnet.<br />
Die Jahresdurchschnittstemperatur beträgt in <strong>Schriesheim</strong> etwa<br />
10 °C (Bereiche Neckar-Rhein-Ebene <strong>und</strong> Bergstraße), in Altenbach <strong>und</strong> Ursenbach<br />
(Vorderer Odenwald) dagegen höhenbedingt ca. 8 °C (vgl. Tab. 1).
<strong>2.</strong> NATUR UND LANDSCHAFT<br />
Umweltbericht - <strong>Stadt</strong> <strong>Schriesheim</strong><br />
In den Sommermonaten (Mai bis September) ist der Oberrheingraben besonders<br />
wärmebelastet. Nirgendwo in Deutschland ist die Anzahl der Sommertage (Tmax<br />
mind. 25 °C) so groß. In Verbindung mit hoher Luftfeuchte <strong>und</strong> geringer Windgeschwindigkeit<br />
bedingt dies die erhöhte Neigung zu Schwüle<br />
(REGIONALVERBAND UNTERER NECKAR 1994). Nur in höheren Lagen des<br />
Vorderen Odenwalds (Altenbach, Ursenbach) ist die sommerliche Schwüle durch<br />
intensivere Ventilation <strong>und</strong> geringere Lufttemperaturmaxima etwas reduziert.<br />
Nächtlichen Kaltluftströmungen entlang der Odenwaldtäler (z.B. Talabwind<br />
entlang des Kanzelbachtals) <strong>und</strong> flächenhaften Kaltluftabflüssen über die<br />
vegetationsbedeckten Bergstraßenhänge kommt dann besondere Bedeutung zu.<br />
Die zuströmende bodennahe Kaltluft sorgt in den Abendst<strong>und</strong>en für eine rasche<br />
Abkühlung. Die tagsüber hohe thermische Belastung für den Menschen wird<br />
nachhaltig reduziert.<br />
Zusätzliche klimatische Gunsteffekte ergeben sich über vertikal mächtigere regionale<br />
Ausgleichsströmungen zwischen Odenwald <strong>und</strong> Rheingraben. Die recht<br />
kräftigen, häufig schubartig auffrischenden Ostwinde sorgen in <strong>Schriesheim</strong> für<br />
eine flächenhafte Intensivierung des bodennahen Luftaustauschs <strong>und</strong> begünstigen<br />
damit den Abbau thermischer <strong>und</strong> lufthygienischer Belastungen.<br />
Die allgemein bekannte Klimagunst der Bergstraße beruht im Wesentlichen auf<br />
den milden Wintern <strong>und</strong> dem recht zeitigen Einzug frühlingshafter Lufttemperaturen,<br />
die bevorzugt den Anbau von Sonderkulturen erlauben.<br />
Durch die Lage im Lee des Odenwalds besteht an den westexponierten Hängen<br />
der Bergstraße im Winter sowie in den Übergangsjahreszeiten ein Schutz vor<br />
kalten, kontinentalen Ostwinden. Die kühlen Luftmassen aus Osten "überwehen"<br />
den Bergstraßenhang ohne bodennah wirksam zu werden.<br />
Die auch in den Winter-, Frühlings- <strong>und</strong> Herbstmonaten ausgeprägte regionale<br />
Ausgleichsströmung zwischen Odenwald <strong>und</strong> Rheingraben unterbindet zudem<br />
entlang der Bergstraße das Auftreten bodennaher Kaltluftstagnation, die häufig<br />
im Zusammenhang steht mit Nebelbildung. Am Morgen kann die Einstrahlung<br />
rasch wirksam werden. Dies ist für den Obst- <strong>und</strong> Weinbau der Bergstraße ein<br />
wichtiger Faktor, der u.a. die Gefahr von Spätfrösten vermindert.<br />
Phänologische Untersuchungen belegen die Klimagunst der Bergstraße. In der<br />
Phänologie gibt es einen Unterschied von etwa 10 Tagen zwischen Ebene <strong>und</strong><br />
Odenwaldhöhen. Dabei wird der Zeitpunkt der Schneeglöckchenblüte (Vorfrühling),<br />
Apfelblüte (Vollfrühling), Winterroggenernte (Hochsommer) <strong>und</strong> Winterroggenaussaat<br />
(Herbstbeginn) beobachtet. Findet die mittlere Schneeglöckchenblüte<br />
an der Bergstraße um den 19.<strong>2.</strong> statt, so erfolgt sie im Odenwald erst am 1.3.<br />
21
Umweltbericht - <strong>Stadt</strong> <strong>Schriesheim</strong><br />
22<br />
<strong>2.</strong> NATUR UND LANDSCHAFT<br />
Für die Apfelblüte sind die entsprechenden Daten 25.4. bis 5.5., bei der Winterroggenernte<br />
19.7. bis 29.7., <strong>und</strong> Aussaat des Winterroggens 7.10. bis 27.10. Eine<br />
gute Vegetationsentwicklung kann in den günstigen Lagen 165 Tage dauern,<br />
in den Höhenlagen nur 135 Tage (v. KIENLE 1966, S. 82).<br />
Die Niederschlagsverteilung im Rhein-Neckar-Raum ist durch einen Anstieg<br />
der Niederschlagsmengen von West nach Ost gekennzeichnet. Die häufig regenbringenden<br />
Luftmassen aus südwestlichen bis westlichen Richtungen gleiten<br />
von Westen her auf den Pfälzer Wald auf. Der dadurch verursachte Stau nimmt<br />
zur Haardt wieder ab. Beim Absinken in den Rheingraben löst sich die Bewölkung<br />
oft föhnartig auf, die Niederschlagsmenge nimmt ab. Am Odenwald steigen<br />
die Luftmassen wieder auf, wobei Bewölkung <strong>und</strong> Niederschlag zunehmen<br />
(FEZER, SEITZ 1977, S. 38). Die Niederschlagsmengen erreichen daher im Jahr<br />
durchschnittlich 700 - 750 mm in der Ebene (Mannheim), über 750 - 800 mm an<br />
der Hangzone (<strong>Schriesheim</strong>) <strong>und</strong> bis zu 1.000 mm im Odenwaldbereich.<br />
Die Niederschlagsmengen weisen ein Sommermaximum im Juni <strong>und</strong> Juli <strong>und</strong> ein<br />
Winterminimum im Februar <strong>und</strong> März auf.<br />
Die durchschnittlichen Höchstmengen liegen bei 35 - 40 l/m² in 24 St<strong>und</strong>en. Die<br />
örtliche Wahrscheinlichkeit für Starkregen ist für den gesamten Rhein-Neckar-<br />
Raum vergleichbar. Ein 12-stündiger Regen als 100-jähriges Ereignis bringt im<br />
Mittel 75 mm Niederschlag, als einjähriges Ereignis 32 mm.<br />
"Bauernregeln" <strong>und</strong> Beobachtungen von Wetter- bzw. Witterungsereignissen<br />
in <strong>Schriesheim</strong>:<br />
• "Mathais bricht´s Eis"<br />
Der Monat Februar weist bezüglich der Lufttemperaturen im Jahresverlauf die<br />
größte Schwankungsbreite auf. Häufig herrscht noch kontinentale Kaltluft<br />
(Ostströmung) vor, zunehmend werden jedoch atlantische Süd- bis Westströmungen<br />
wirksam, die mit frühlingshaften Lufttemperaturen einhergehen. Anfang<br />
März stabilisiert sich diese Großwetterlage im langjährigen Durchschnitt,<br />
so dass die in <strong>Schriesheim</strong> bestens bekannte Bauernregel "Mathais bricht´s<br />
Eis" häufig zutrifft.<br />
• Manche Gewitter, die am Abend das Tal hinausziehen, kommen am nächsten<br />
Morgen in der Frühe wieder (HARTMANN 2002, S. 260).
<strong>2.</strong> NATUR UND LANDSCHAFT<br />
Umweltbericht - <strong>Stadt</strong> <strong>Schriesheim</strong><br />
Einzelbeobachtung von Wetter- bzw. Witterungsereignissen finden sich in<br />
ABELE (1998-2002), von denen nachfolgend einige Beispiele genannt seien:<br />
• 20.<strong>2.</strong>1999: Durch anhaltende Regenfälle ausgelöst, ereignet sich am Ortseingang<br />
in Altenbach ein Erdrutsch<br />
• 5./6.7.1999: Ein schweres Unwetter entwurzelt Bäume <strong>und</strong> behindert den Verkehr<br />
zwischen <strong>Schriesheim</strong> <strong>und</strong> Wilhelmsfeld<br />
• 6.7.2001: Ein Sturm richtet Schäden an Dächern an<br />
Für 2003 <strong>und</strong> das Frühjahr 2004 ist langanhaltende Trockenheit kennzeichnend<br />
gewesen, die unter anderem zur Schädigung zahlreicher Bäume geführt hat.<br />
Der durch den weltweiten Treibhauseffekt hervorgerufene Klimawandel zeigt<br />
auch in unseren geografischen Breiten bereits Wirkung.<br />
1999 entstand unter Zusammenarbeit der Länder Baden-Württemberg <strong>und</strong> Bayern<br />
<strong>und</strong> dem Deutschen Wetterdienst das Projekt "Klimaveränderung <strong>und</strong> Konsequenzen<br />
für die Wasserwirtschaft" (KLIWA).<br />
Auswertungen erbrachten folgende auffälligen Ergebnisse (LFU BADEN-<br />
WÜRTTEMBERG, Jahresbericht 2002/2003):<br />
• Seit den 1970er Jahren haben in Baden-Württemberg die Starkniederschläge<br />
(Dauer ≥ 24 h) im Winter um 30-35 % zugenommen<br />
• Extreme Nassperioden von mindestens acht Regentagen hintereinander dauern<br />
um zwei bis sechs Tage länger an<br />
• Die Dauer der Schneedecke ist um 20 bis 40 % zurückgegangen<br />
• Niederschläge fallen vermehrt als Regen statt als Schnee<br />
<strong>2.</strong>1.5 Flora<br />
Es liegt keine zusammenfassende Darstellung der Pflanzenwelt auf <strong>Schriesheim</strong>er<br />
Gebiet vor. Hinweise finden sich in der Kreisbeschreibung von 1966<br />
(REZNIK 1966). Diese bezieht sich aber auf ein großräumigeres Gebiet <strong>und</strong> seitdem<br />
haben sich sicherlich deutliche Veränderungen in der Artenzusammensetzung<br />
ergeben, die nicht in entsprechender Weise dokumentiert sind. Eine gute<br />
Zusammenstellung liefert DEMUTH (2001) für Weinheim, die auch Hinweise zur<br />
Flora auf <strong>Schriesheim</strong>er Gemarkung (allgemein für die naturräumlichen Einheiten<br />
<strong>und</strong> Altenbach, Branich) liefert. Ebenso finden sich in der Schutzgebietskonzeption<br />
der BNL für den Odenwald <strong>und</strong> die Bergstraße zahlreiche Hinweise auf Pflan-<br />
23
Umweltbericht - <strong>Stadt</strong> <strong>Schriesheim</strong><br />
24<br />
<strong>2.</strong> NATUR UND LANDSCHAFT<br />
zenvorkommen mit der Nennung von <strong>Schriesheim</strong>, Ursenbach <strong>und</strong> Altenbach als<br />
Standort (DEMUTH ET AL. 2002).<br />
Angegeben wird für ein Gebiet häufig die potenzielle natürliche Vegetation.<br />
Das ist diejenige Vegetation, die sich ohne Beeinflussung durch den Menschen<br />
infolge natürlicher Sukkzession (fortschreitende Vegetationsentwicklung) einstellen<br />
würde.<br />
Je nach Lage, Boden, Klima <strong>und</strong> Nutzung unterschiedliche Vegetationstypen<br />
werden häufig über Pflanzengesellschaften, die über ihre Artenzusammensetzung<br />
definiert sind, angegeben.<br />
Zur besseren Lesbarkeit des Textes werden die lateinischen Namen ausgespart,<br />
sie sind im Anhang I zu finden.<br />
Zunächst werden entsprechend den naturräumlichen Einheiten die Pflanzengesellschaften<br />
<strong>und</strong> einzelne typische Arten genannt. Darauf folgen die Ergebnisse<br />
aus Teilbereichsuntersuchungen (Kanzelbach, Ölberg, Branichstaffel, Madonnenberg).<br />
► Neckar-Rhein-Ebene<br />
Ursprünglich befanden sich hier buchenreiche Eichen - Hainbuchenwälder.<br />
Die potentielle natürliche Vegetation ist Sternmieren - Stieleichen - Hainbuchenwald,<br />
an Fließgewässern bei hohem Gr<strong>und</strong>wasserstand Traubenkirschen<br />
- Eschen - Auwald mit Erlen (PLESSING 1999).<br />
Durch das warmtrockene Klima überwiegen kontinental beeinflusste Pflanzengesellschaften.<br />
Sie sind durch die große Besiedlungsdichte stark durch den Menschen<br />
beeinflusst.<br />
Für den Sternmieren - Stieleichen - Hainbuchenwald sind Kiefer, Weißbuche<br />
<strong>und</strong> Eiche neben Wildkirsche <strong>und</strong> Weißdorn kennzeichnend. Die Feldschicht wird<br />
von Sternmiere, Waldknäuelgras, Waldflattergras, Buschwindröschen, Waldveilchen,<br />
Besenginster, Salbeigamander <strong>und</strong> Efeu gebildet.<br />
Auf den intensiv bebauten Feldern finden sich für den Botaniker interessante,<br />
wärmeliebende "Ackerunkräuter" wie Bauernsenf, Mäusewicke, großes <strong>und</strong> kleines<br />
Liebesgras <strong>und</strong> Französische H<strong>und</strong>srauke.<br />
Durch Handel (z. B. Getreideumschlag im Mannheimer Hafen) wurden zahlreiche<br />
Arten eingeschleppt, die sich aufgr<strong>und</strong> der besonderen Klimagunst auch behaup-
<strong>2.</strong> NATUR UND LANDSCHAFT<br />
Umweltbericht - <strong>Stadt</strong> <strong>Schriesheim</strong><br />
ten <strong>und</strong> z.T. sogar ausbreiten können, z. B. das Drüsige Springkraut. 1952 wurden<br />
für Mannheim z. B. 155 Adventivpflanzenarten nachgewiesen.<br />
► Bergstraße<br />
Submediterrane Einflüsse dominieren die Vegetation an der Bergstraße <strong>und</strong> dazu<br />
der Untergr<strong>und</strong> aus kalkhaltigem Löss <strong>und</strong> Lösslehm. Neben Frühlings-<br />
Platterbse <strong>und</strong> Seidelbast sind auch Helm-Knabenkraut <strong>und</strong> Hirsch-Haarstrang<br />
"Lösszeiger" (DEMUTH 2001).<br />
Die potentielle natürliche Vegetation ist an der Bergstraße überwiegend Hainsimsen<br />
- Buchenwald, auch Waldmeister - Buchenwald <strong>und</strong> Sternmieren -<br />
Stieleichen - Hainbuchenwald werden genannt (PLESSING 1999).<br />
An der Branichstaffel weicht die potentielle natürliche Vegetation in Richtung<br />
Seggen - Buchenwälder oder Traubeneichenwälder ab (PLESSING 2003).<br />
Kennzeichnend sind neben den Haupt-Baumarten Buche <strong>und</strong> Eiche auch Kiefer,<br />
Zitterpappel <strong>und</strong> in höheren Bereichen Edelkastanien.<br />
In den tieferen Schichten finden sich Frühlings-Platterbse, Gemeiner Seidelbast,<br />
wintergrüne Haselwurz, Schwarze Platterbse (DEMUTH 1999).<br />
An trockeneren, felsigen, südexponierten Stellen mit Übergang zu Felsheide gedeihen<br />
auch Kiefern <strong>und</strong> Zitterpappeln, Wolliger Schneeball, Liguster <strong>und</strong> Berberitze,<br />
Pechnelke, Traubige Graslilie, Elsässer Haarstrang, Kugelblume, Goldschopfaster.<br />
Eine Besonderheit ist hier die Küchenschelle (z. B. Branichhang).<br />
Es kommen auch Orchideen wie Mücken-Nacktdrüse, Helmknabenkraut, Weißes<br />
Waldvögelein <strong>und</strong> Langblättriges Waldvögelein vor (REZNIK 1966, DEMUTH<br />
2001). Typisch für den Seggen - Buchenwald ist die Berg-Segge.<br />
An feuchteren Stellen (westexponiert) treten als Besonderheiten Stechpalme<br />
(geschützt), Wald-Hainsimse <strong>und</strong> Deutsches Geißblatt auf. In den ebenfalls<br />
feuchteren Taleinschnitten findet sich Humus - Schluchtwald.<br />
Am Ölberg dominiert atlantisch-kolliner Buchen - Traubeneichenwald. Es treten<br />
Buchen, Eichen, 5-20 % Edelkastanie, Sommer-, <strong>und</strong> Winterlinde, Berg- <strong>und</strong><br />
Spitzahorn, Kirsche, Robinie, Birke, Kiefer, Lärche, Fichte, Douglasie <strong>und</strong> die seltene<br />
Elsbeere auf. REZNIK (1966) spricht von Eichen - Elsbeerenwald (Steppenheidewald)<br />
bis 250 m Höhe. Weitere seltene naturnahe Waldgesellschaften<br />
werden am Ölberg auch bestimmt durch Waldlabkraut, Hainbuchen <strong>und</strong> Hainsimsen<br />
(KÖRPERSCHAFTSFORSTDIREKTION KARLS-RUHE 1998).<br />
25
Umweltbericht - <strong>Stadt</strong> <strong>Schriesheim</strong><br />
26<br />
<strong>2.</strong> NATUR UND LANDSCHAFT<br />
In höheren Bereichen leiten die Buchen-Traubeneichen-Wälder bei höherem Abteil<br />
von Edelkastanien zu Traubeneichen - Edelkastanienwäldern (ZIENERT<br />
1966) über.<br />
► Odenwald<br />
Ursprünglich waren im Odenwald bodensaure Rotbuchen-Eichenwälder vorherrschend.<br />
Heute herrschen atlantisch <strong>und</strong> subatlantisch geprägte Pflanzengesellschaften<br />
vor.<br />
Die potenzielle natürliche Vegetation ist Hainsimsen - Buchenwald bzw. Waldmeister<br />
- Buchenwald auf Standorten mit Lössanteilen.<br />
An Fließgewässern stellt sich bei hohem Gr<strong>und</strong>wasserspiegel Hainmieren -<br />
Schwarzerlen - Auwald ein (PLESSING 1999).<br />
Neben Buchen, Hainbuchen, Eichen können auch Berg-Ahorn <strong>und</strong> Vogel-Kirsche<br />
wachsen. Anteile von Hainsimsen <strong>und</strong> Waldmeister, Hasenlattich <strong>und</strong> Einblütigem<br />
Perlgras geben Abwandlungen zu weiteren Pflanzengesellschaften vor.<br />
Den Übergang von der Bergstraße zum Odenwaldbereich bildet bis ca. 400 m<br />
Höhe insbesondere südlich <strong>Schriesheim</strong>s, auch am Ölberg <strong>und</strong> am Wendenkopf,<br />
der Traubeneichen - Edelkastanienwald, der neben den namengebenden<br />
Baumarten auch Birken enthält. Die Edelkastanie wurde von den Römern im 1.<br />
Jh. eingeführt. Da sie sich auf natürliche Art vermehrt, gilt sie als eingebürgert.<br />
Am Ölberg kommt als Besonderheit der mediterrane Schwarze Strichfarn vor.<br />
Typisch ist auch die Liane Deutsches Geißblatt.<br />
Auf saueren Felsböden, z. B. Quarzporphyr, wächst anstelle von Traubeneichen-<br />
Edelkastanienwald die subatlantische Felsginsterheide mit bis zu fünf verschiedenen<br />
Ginsterarten <strong>und</strong> Habichtskräutern.<br />
Ab 400 m Höhe kommt auf Granit der Silikat - Buchenwald vor. Kennzeichnend<br />
sind Hasenlattich, Waldflattergras, Waldmeister <strong>und</strong> Farne.<br />
Auf Buntsandstein wächst in der Höhe dagegen Hainsimsen - Buchenwald, in<br />
dem Hainsimse dominiert gegenüber Hasenlattich. Er entspricht der potenziellen<br />
natürlichen Vegetation. Nach DEMUTH et al. (2002) kommt er gut ausgebildet<br />
südwestlich des Katzenbachtals um Leopoldsgr<strong>und</strong> <strong>und</strong> Drachendelle vor. Er<br />
enthält hier auch Wald-Schwingel, Sprossenden Bärlapp <strong>und</strong> Keulen Bärlapp.<br />
An dauerfeuchten Stellen zeigt sich eine Verschiebung zur Waldschaumkraut -<br />
Flur.
<strong>2.</strong> NATUR UND LANDSCHAFT<br />
Umweltbericht - <strong>Stadt</strong> <strong>Schriesheim</strong><br />
An kahlen Lichtungen wächst in den ersten Jahren der Rotfingerhut - Schlag.<br />
In Tälern gedeiht Flockenblumen - Fettwiese mit Gräsern wie Glatthafer, Knäuelgras,<br />
Goldhafer, Rotschwingel <strong>und</strong> Honiggras. Weiter kommen Schwarze Flockenblume,<br />
Wiesenlabkraut <strong>und</strong> Frauenmantel vor.<br />
Nadelholzforste entstanden durch gezielten Anbau von Nadelholz vor allem im<br />
19. Jahrh<strong>und</strong>ert. Ursprünglich war der Odenwald seit der letzten Eiszeit ein<br />
Laubwaldgebiet. Nadelwald verändert die Struktur der vorherrschenden Böden<br />
negativ (sie werden sauerer). Gepflanzt wurden: Fichte, Kiefer, Lärche, Douglasfichte,<br />
Weymouthkiefer <strong>und</strong> als "Exoten" vor allem in Weinheim <strong>und</strong> Heidelberg,<br />
aber auch am Madonnenberg um 1860 Mammutbäume. Mammutbäume kamen<br />
auch schon in der Tertiärzeit hier vor (REZNIK 1966).<br />
Pflanzenarten in besonders geschützten Biotopen<br />
Die Kartierungsbögen der Biotopkartierung nach § 24 a NatSchG (Rathaus, Umweltstelle)<br />
erfassen für jeden Biotop ausgewählte kennzeichnende Pflanzenarten<br />
nach einem bestimmten Kartierschlüssel. Im Zuge von Einsprüchen wurde um<br />
Vorkommen von Breitblättrigem Knabenkraut diskutiert.<br />
Genauere Ortsangaben können <strong>und</strong> sollen zum Schutz der Standorte nicht erfolgen.<br />
Als Kennzeichnung für den Gefährdungsgrad ist hier wie auch in der Literatur<br />
häufig die Klassifikation nach den Roten Listen Baden-Württembergs (Tab.2)<br />
angegeben. Rote Listen werden meistens von der LfU Baden-Württemberg im<br />
Zusammenhang mit dem Artenschutzprogramm (s.u.) für Gruppen von Tierarten<br />
<strong>und</strong> Pflanzenarten herausgegeben <strong>und</strong> aktualisiert (derzeit 26). Sie geben die<br />
Gefährdung der Arten an. Sie sind im juristischen Sinn nicht verbindlich, dienen<br />
aber als Argumentationshilfen, Planungshilfen <strong>und</strong> Entscheidungshilfen. Nachfolgend<br />
werden sie abgekürzt mit "RL".<br />
Tab. 2: Gefährdungskategorien von Tier- oder Pflanzenarten nach den "Roten Listen"<br />
Baden-Württembergs.<br />
Kategorie der "Roten Listen" Bedeutung<br />
Kategorie 0 ausgestorben oder verschollen<br />
Kategorie 1 vom Aussterben bedroht<br />
Kategorie 2 stark gefährdet<br />
Kategorie 3 gefährdet<br />
Kategorie 4 potenziell gefährdet<br />
Kategorie 5 schonungsbedürftig<br />
R<br />
extrem seltene Arten <strong>und</strong> Arten mit geographischer<br />
Restriktion<br />
G Gefährdung ist anzunehmen<br />
27
Umweltbericht - <strong>Stadt</strong> <strong>Schriesheim</strong><br />
28<br />
<strong>2.</strong> NATUR UND LANDSCHAFT<br />
Die nachfolgend genannten Gefährdungskategorien nach Roten Listen sind aus<br />
den Biotop-Kartierungslisten übernommen <strong>und</strong> spiegeln den damaligen Stand<br />
wieder.<br />
RL 2, stark gefährdet:<br />
Feldulme (bei PLESSING 1999 als RL 5 eingestuft)<br />
RL 3, gefährdet:<br />
Feld-Mannstreu, Binsen-Knorpelsalat, Gewöhnliche Pechnelke, Artengruppe<br />
Schwarzer Strichfarn, Sand-Vergissmeinnicht, Gelber Zahntrost, Steppen-<br />
Lieschgras, Gewöhnliche Kuhschelle, Beeren-Eibe, Sanddorn, Färberkamille,<br />
Fieberklee, Herzblatt<br />
RL 4, potentiell gefährdet:<br />
Wiesen-Schachtelhalm, Kornelkische<br />
RL 5, schonungsbedürftig:<br />
Feld-Beifuß, Bartgras, Saat-Mohn, Deutsche Schwertlilie, Heide-Ginster, Flatter-<br />
Ulme, Sumpf-Weidenröschen, Wild-Birne, Stern-Segge, Berg-Sandrapunzel,<br />
Sprossendes Nelkenköpfchen, Sumpf-Veilchen, Artengruppe Braune Segge,<br />
Karthäuser-Nelke<br />
► Kanzelbach<br />
Eine Übersicht über die Pflanzenarten entlang des Kanzelbachs findet sich als<br />
Anhang 3 im Gewässerentwicklungsplan Kanzelbach (PLESSING 1999). In den<br />
untersuchten Bachabschnitten wurden 250 überwiegend wildwachsende Farn-<br />
<strong>und</strong> Blütenpflanzen erfasst.<br />
Zahlreich kommt die Orchidee "Breitblättriges Knabenkraut" vor, die als gefährdet<br />
(RL 3) eingestuft wird.<br />
Als schonungsbedürftig (RL 5) werden genannt (PLESSING 1999): Sumpf-<br />
Weidenröschen, Sumpf-Veilchen, Stechpalme, Silber-Pappel, Flatter-Ulme, Feld-<br />
Ulme.<br />
Nach B<strong>und</strong>esartenschutzverordnung (BArtSchV) geschützt sind neben der<br />
Stechpalme auch die vorkommenden Gelbe Schwertlilie <strong>und</strong> Arznei-<br />
Schlüsselblume.<br />
Als Biotoptypen treten am Kanzelbach neben Auwaldstreifen <strong>und</strong> Hangwald<br />
auch armer Hainsimsen - Buchenwald, Nasswiesen, Feuchtwiesen <strong>und</strong> Fettwiesen<br />
auf. Großseggenried <strong>und</strong> Hochstaudenflur sind ausgebildet, Röhrichte nur<br />
kleinflächig, z. B. im Bereich des Rückhaltebeckens. Sumpf ist oft als Waldsim-
<strong>2.</strong> NATUR UND LANDSCHAFT<br />
Umweltbericht - <strong>Stadt</strong> <strong>Schriesheim</strong><br />
sen - Sumpf ausgebildet. Kleine Bereiche von Flutrasen finden sich im oberen<br />
Abschnitt des Kanzelbachs, Ufermauer-Vegetation <strong>und</strong> Sickerquellen werden<br />
genannt.<br />
Im unmittelbaren Uferbereich des Kanzelbachs kommt häufig Ruderalvegetation<br />
vor, in der sich alles verdrängend immer mehr Japanischer Staudenknöterich <strong>und</strong><br />
Drüsiges Springkraut ausbreiten.<br />
► Branichstaffel<br />
Als Einzeluntersuchung liegt der Pflege- <strong>und</strong> Entwicklungsplan für die "Branichstaffel"<br />
als Ausgleichsfläche vor (PLESSING 2003).<br />
Neben einigen schon oben in den §24a Kartierungen genannten Arten treten hier<br />
noch die nach Roter Liste B.-W. oder BArtSchV geschützten Pflanzen Flügel-<br />
Ginster, Hügel-Vergissmeinnicht, Glanz-Lieschgras <strong>und</strong> Hasen-Klee auf.<br />
DEMUTH et al. (2002) nennen mit Vorkommen auf dem Branich zudem Sand-<br />
Sommerwurz, Eifrüchtiges <strong>und</strong> Graues Kissenmoos.<br />
► Madonnenberg<br />
Für den "Madonnenberg" finden sich im Pflege- <strong>und</strong> Entwicklungsplan ebenfalls<br />
genauere Angaben zur Vegetation (PLESSING et al. 1994).<br />
Hier kommen unter anderem Magerrasen, Trockenrasen, Hecken <strong>und</strong> Gebüschsäume,<br />
Glatthaferwiesen, nasse Staudenflur, Nasswiesen <strong>und</strong> Streuobstwiesen<br />
vor.<br />
Entsprechend den unterschiedlichen Standorten gibt es eine große Vielfalt an<br />
Pflanzenarten, unter anderem: Schlüsselblume, Kartäusernelke, Wiesen-Salbei,<br />
Wilde Möhre, Sumpfdotterblume, Schilfrohr, Schwarz-Erlen, Weiden, Gewöhnlicher<br />
Schneeball, Faulbaum, Schlehen <strong>und</strong> Fetthennen-Arten.<br />
Auf den Streuobstwiesen wurden alte Sorten von Birne <strong>und</strong> Apfel (Hochstammobstbäume),<br />
Deutsche Mispel <strong>und</strong> Speierling neu gepflanzt.<br />
► Ölberg<br />
LUDWIG (1985) hat 189 Pflanzenarten im Bereich des <strong>Natur</strong>schutzgebietes festgehalten,<br />
weist aber darauf hin, dass es sich wohl nur um einen Bruchteil der gesamten<br />
Pflanzenwelt dort handele. Zwei Pflanzenarten galten nach den damals<br />
gültigen Roten Listen als "gefährdet".<br />
29
Umweltbericht - <strong>Stadt</strong> <strong>Schriesheim</strong><br />
30<br />
<strong>2.</strong> NATUR UND LANDSCHAFT<br />
Einen gründlichen Überblick über Pflanzenarten <strong>und</strong> Pflanzengesellschaften am<br />
Ölberg gibt die Diplomarbeit von PLESSING (1987).<br />
Nach dieser Untersuchung wurden folgende Arten als gefährdet eingestuft (RL,<br />
Stand 1987):<br />
• Breitblättriger Rohrkolben (RL 1)<br />
• Schmalblättriger Rohrkolben (RL 3)<br />
• Kolben-Bärlapp (RL 3)<br />
• Roter Spärkling (RL 3) <strong>und</strong><br />
• vier Flechtenarten (RL 3 <strong>und</strong> 4)<br />
Seltene Arten <strong>und</strong> Arten, die sich an der Grenze ihres Verbreitungsgebietes befinden,<br />
sind: Großblütiger gelber Fingerhut, Gemeine Pechnelke, Mäuseschwanz-Fuchsschwingel,<br />
Schwarzer Streifenfarn, Wohlriechende Weißwurz,<br />
Behaarter Ginster, Flügel-Ginster, Elsbeere, Eichenfarn <strong>und</strong> zwei weitere Flechten.<br />
Insgesamt werden 195 verschiedene Gefäßpflanzen, 10 Flechtenarten <strong>und</strong> 50<br />
Moosarten aufgelistet, mit Angaben zur Verbreitungshäufigkeit.<br />
Als submediterrane Florenelemente beschreibt die Würdigung zum Schonwald<br />
(KÖRPERSCHAFTSFORSTDIREKTION KARLSRUHE 1999) Purpurfetthenne,<br />
Flügelginster (s.o.) <strong>und</strong> Pechnelke (s.o.). Als selten wird ebenfalls (s.o.) die Elsbeere<br />
bezeichnet, dazu noch Sommerlinde, Wildbirne, Karthäusernelke <strong>und</strong> Büschelnelke.
<strong>2.</strong> NATUR UND LANDSCHAFT<br />
<strong>2.</strong>1.6 Fauna<br />
Umweltbericht - <strong>Stadt</strong> <strong>Schriesheim</strong><br />
Eine zusammenfassende Übersicht über die Tierwelt auf <strong>Schriesheim</strong>er Gebiet<br />
gibt es nicht. Als ältere Übersicht auf Kreisebene kann die Aufstellung in der amtlichen<br />
Kreisbeschreibung von 1966 (LUDWIG) angegeben werden, die aber nur<br />
zum Teil auch das untersuchte Gebiet betrifft. Seitdem werden sich jedoch einige<br />
Änderungen in der Artenzusammensetzung ergeben haben, die nicht entsprechend<br />
dokumentiert sind. Einzelnennungen von seltenen Tierarten sind im Zusammenhang<br />
mit Schutzgebietsausweisungen <strong>und</strong> Biotopkartierungen anzutreffen,<br />
die nachfolgend ebenfalls genannt werden können. Auch die Schutzgebietskonzeption<br />
der BNL für den Odenwald <strong>und</strong> die Bergstraße (DEMUTH et al. 2002)<br />
enthält zahlreiche Nennungen von auf <strong>Schriesheim</strong>er Gebiet vorkommenden<br />
Tierarten.<br />
Für eine bessere Lesbarkeit des Textes wird auf die Nennung der lateinischen<br />
Artnamen verzichtet <strong>und</strong> auf den Anhang II (Tierarten) verwiesen.<br />
LUDWIG (1966) nimmt etwa ein Vorkommen von 10.000 verschiedenen Tierarten<br />
in den <strong>Stadt</strong>- <strong>und</strong> Landkreisen Heidelberg <strong>und</strong> Mannheim an, die nach Artengruppen<br />
aufgelistet werden. Darunter kommen an der Bergstraße auch Arten vor,<br />
die ursprünglich im Mittelmeergebiet heimisch waren.<br />
Der Edelkrebs war durch Krebspest <strong>und</strong> Wasserverunreinigungen schon 1966<br />
fast völlig ausgerottet. Seinen Lebensraum hat der dagegen widerstandsfähigere<br />
Amerikanische Flusskrebs eingenommen, der wohl seit den 1950er Jahren in<br />
den Rhein-Neckar-Raum eingewandert ist (LUDWIG 1966, S. 116). Der Steinkrebs<br />
kam 1966 noch bisweilen in den sauberen Gewässern des Odenwaldes<br />
vor. Auch DEMUTH et al. (2002) nennen Vorkommen des Steinkrebses für das<br />
Jahr 2001 in neun Odenwaldbächen, darunter auch den Kanzelbach.<br />
Der zu den Spinnentieren zählende Dornfinger kommt in Auewiesen nicht selten<br />
vor <strong>und</strong> kann beim Menschen stärkere Giftwirkung hervorrufen.<br />
Als Besonderheit nennt LUDWIG (1966) das Vorkommen der Äskulapnatter bei<br />
Altenbach. Kreuzottern gibt es dagegen nicht.<br />
206 Vogelarten waren 1966 im Rhein-Neckar-Raum anzutreffen (LUDWIG 1966),<br />
darunter Baumfalke (nicht häufig), Wanderfalke (als Brutvogel sehr selten) <strong>und</strong><br />
Turmfalke (häufig).<br />
Von den Säugetieren waren 40 bis 48 Arten bekannt: Igel, Mäuse, Maulwurf <strong>und</strong><br />
acht Arten Fledermäuse als Insektenfresser. Wildkaninchen <strong>und</strong> Feldhase waren<br />
häufig. An Nagern gab es Eichhörnchen, Siebenschläfer, Haselmaus, Gartenschläfer,<br />
Hamster, Erdmaus, Feldmaus, Mäuse, Ratten <strong>und</strong> vereinzelte, verwilderte<br />
Nutrias.<br />
An Raubtieren gab es Fuchs, Dachs, Hermelin, Mauswiesel, Iltis, Baummarder<br />
<strong>und</strong> Steinmarder.<br />
31
Umweltbericht - <strong>Stadt</strong> <strong>Schriesheim</strong><br />
32<br />
<strong>2.</strong> NATUR UND LANDSCHAFT<br />
Als Huftiere sind in LUDWIG (1966) Wildschwein, Rothirsch <strong>und</strong> Reh genannt.<br />
Als ausgerottet galten im Jahre 1966 Biber (um 1800), Wolf (um 1850), Fischotter<br />
(um 1920) <strong>und</strong> Wildkatze (um 1920).<br />
1986 wurde eine landesweite Kartierung biologisch-ökologisch wertvoller Biotope<br />
(1986) durchgeführt. Auszugsweise enthalten die Listen Pflanzen- <strong>und</strong> Tierarten.<br />
Sie dienten der Information <strong>und</strong> hatten im Gegensatz zu den neueren §24a-<br />
Kartierungen keine Rechtskraft (mündliche Auskunft von Frau Neubauer, Untere<br />
<strong>Natur</strong>schutzbehörde Heidelberg).<br />
► Ölberg<br />
Für den Bereich Ölberg werden in mehreren Quellen Tierarten genannt, am häufigsten<br />
Vogelarten.<br />
Im Zuge der Schutzgebietsausweisung für das <strong>Natur</strong>schutzgebiet "Ölberg" wurden<br />
in einer Studie von LUDWIG (1985) 479 dort vorkommende Tierarten notiert.<br />
Er weist aber darauf hin, dass es sich wohl nur um einen Bruchteil der gesamten<br />
dortigen Fauna handele. Eine Tierart war nach den damals gültigen Roten Listen<br />
mit der Gefährdungsstufe 1 klassifiziert, also vom Aussterben bedroht. 10 Arten<br />
fielen unter Kategorie 2 (Stark gefährdet), 23 waren in Kategorie 3 ausgewiesen<br />
(gefährdet) <strong>und</strong> 4 galten als potentiell gefährdet (Kategorie 4).<br />
Die Würdigung des Schonwaldes "Ölberg" (KÖRPERSCHAFTSFORSTDIREK-<br />
TION KARLSRUHE 1998) zählt seltene Tierarten auf. In den Listen der <strong>Natur</strong>a<br />
2000 FFH-Schutzgebiete sind Arten angegeben, für die dieses Gebiet als Lebensraum<br />
geschützt werden soll. Das Vogelschutzgebiet Nr. 6518-401 Bergstraße<br />
Dossenheim-<strong>Schriesheim</strong> beinhaltet auch den Bereich um den Ölberg. In der<br />
Kartierung biologisch-ökologisch wertvoller Biotope (1986) werden weitere Arten<br />
mit Vorkommen am Ölberg genannt, ebenso in der Waldbiotopkartierung 199<strong>2.</strong><br />
Relativ wenig nennt die Artenkulisse des Artenschutzprogramms mit Verbreitung<br />
um den Ölberg (mündliche Auskunft BNL).<br />
Vögel:<br />
Baumfalke (RL 2), Wanderfalke (RL 2), Wendehals (RL), Zippammer (RL 1),<br />
Grauspecht, Mittelspecht, Neuntöter (auch Rotrückenwürger), Rotkopfwürger RL<br />
1, Schwarzspecht (RL 4), Uhu (seit etwa drei Jahren, sich ausbreitend, Dossenheimer<br />
Gebiet), Wespenbussard, Roter Milan, Kuckuck, Mauersegler, Gartenrotschwanz,<br />
Hausrotschwanz, Mönchsgrasmücke, Gartengrasmücke, Zaunkönig,<br />
Waldlaubsänger, Fitis.
<strong>2.</strong> NATUR UND LANDSCHAFT<br />
Umweltbericht - <strong>Stadt</strong> <strong>Schriesheim</strong><br />
Amphibien:<br />
Erdkröte, Bergmolch, Teichmolch, Fadenmolch, Grasfrosch (RL 4), Kreuzkröte<br />
(RL 3), Gelbbauchunke (RL 2, Anhang II der FFH-Richtlinie), Feuersalamander<br />
(RL 2), Springfrosch (RL 2).<br />
Reptilien:<br />
Mauereidechse (RL 2), Schlingnatter, Ringelnatter, Zauneidechse, Blindschleiche<br />
Schmetterlinge:<br />
Lindenwald-Sichelflügler (RL 3), Spanische Flagge (prioritäre Art nach Anhang II<br />
FFH-Richlinie), Heller <strong>und</strong> dunkler Wiesenknopf-Ameisenbläuling (Anhang II<br />
FFH-Richtlinie).<br />
Hirschkäfer (Anhang II FFH-Richtlinie)<br />
Über die für den Ölberg genannten Tierarten hinaus gibt es weitere bzw. andere<br />
Nennungen, die zum Teil auch räumlich festgelegt wurden (DEMUTH ET AL.<br />
2002).<br />
► Weinbergbiotope am Bergstraßenhang<br />
• Dorngrasmücke, Grünspecht <strong>und</strong> Turteltaube<br />
► Wald<br />
• Buntspecht, Grünspecht, Gebirgsstelze, Trauerschnäpper, Kleiber, Waldkauz,<br />
Hohltaube (RL 2)<br />
• Äskulapnatter (KRETZ 1991 für Vorderen Odenwald)<br />
► Wiesen <strong>und</strong> Weiden bei Altenbach <strong>und</strong> Ursenbach<br />
• Mäusebussard, Dorngrasmücke, Turmfalke, Turteltaube, Neuntöter<br />
• Bergmolch, Grasfrosch<br />
• Libelle<br />
► Rheinebene<br />
• Graureiher, Erlenzeisig, Hausrotschwanz, Rotkehlchen, Grünspecht, Zaunkönig,<br />
Stockente, Rebhuhn, Elster, Buchfink, Hänfling,<br />
• Igel<br />
• Erdkröte<br />
33
Umweltbericht - <strong>Stadt</strong> <strong>Schriesheim</strong><br />
► Branichstaffel (PLESSING 2003)<br />
• Blauflügelige Ödlandschrecke<br />
► Madonnenberg (WIEN et al. 2003, DEMUTH ET AL. 2002)<br />
34<br />
<strong>2.</strong> NATUR UND LANDSCHAFT<br />
• Neuntöter, Dorngrasmücke, Zippammer sind als besondere Tierarten genannt.<br />
Seit der Pflanzung von Hecken, Gebüschen <strong>und</strong> insbesondere Dornsträuchern<br />
hat sich die Anzahl der brütenden Vogelarten dort deutlich erhöht.<br />
• Schlingnatter, Ringelnatter, Feuersalamander, Mauereidechse, Zauneidechse<br />
• Schwalbenschwanz, verschiedene Bläulingsarten, Mauerfuchs <strong>und</strong> Zitronenfalter<br />
• Blauflügelige Ödlandschrecke, verschiedene Springschrecken<br />
Artenschutzprogramm<br />
Das landesweite Artenschutzprogramm besteht seit 1992 in Zusammenarbeit der<br />
LfU <strong>und</strong> der BNL. Gr<strong>und</strong>lagenwerke liegen vor für Farn- <strong>und</strong> Blütenpflanzen Baden-Württembergs,<br />
Flechten, Libellen, Wildbienen, Pracht- <strong>und</strong> Hirschkäfern <strong>und</strong><br />
Heuschrecken (Ullmer Verlag). Teilweise erschienen bzw. in Vorbereitung sind<br />
Gr<strong>und</strong>lagenwerke zu Vögeln, Schmetterlingen, Pilzen, Säugetieren, Amphibien<br />
<strong>und</strong> Reptilien sowie zu Moosen. Vorkommen <strong>und</strong> Verbreitung von Pflanzen- <strong>und</strong><br />
Tierarten werden erhoben <strong>und</strong> dokumentiert. Rote Listen <strong>und</strong> Prioritätslisten führen<br />
zur Umsetzung in direkte Pflegemaßnahmen.<br />
Fledermäuse<br />
Der Koordinationsstelle für Fledermausschutz (Karlsruhe) <strong>und</strong> dem BUND Heidelberg<br />
sind keine Wochenstubenquartiere von Fledermäusen in <strong>Schriesheim</strong><br />
bekannt. Wintervorkommen dagegen sind bekannt. Neben Mausohr wurde auch<br />
die Zwergfledermaus genannt <strong>und</strong> Beobachtungen von Abendseglern als ziehender<br />
Art. In der Waldbiotopkartierung (1992) werden für zwei ehemalige Bergwerksstollen<br />
Vorkommen der Mausohrfledermaus genannt. DEMUTH et al.<br />
(2002) nennen allgemein einige Feldermausarten für die Steinbrüche an der<br />
Bergstraße, über <strong>Schriesheim</strong> speziell liegt aber auch dort keine Nennung vor.<br />
Im Zuge der Planungen für das Neubaugebiet "Nord" wurde aufgr<strong>und</strong> von Anregungen<br />
des BUND als Träger öffentlicher Belange ein Gutachten durchgeführt<br />
das bestätigte, dass im betroffenen Gebiet keine Feldhamster vorkommen.<br />
Wildschweinschäden<br />
In letzter Zeit häufen sich durch Wildschweine angerichtete Schäden in Feldern,<br />
Wiesen <strong>und</strong> Gärten. Auch in den durch die <strong>Stadt</strong>verwaltung betreuten Gebieten<br />
Katzenbachtal <strong>und</strong> Madonnenberg wurden größere Wiesenflächen stark beeintächtigt.<br />
Als Gegenmaßnahme wurde 2003 <strong>und</strong> 2004 versucht, die anscheinend
<strong>2.</strong> NATUR UND LANDSCHAFT<br />
Umweltbericht - <strong>Stadt</strong> <strong>Schriesheim</strong><br />
übergroße Wildschweinpopulation durch eine großangelegte Bejagung zurückzudrängen.<br />
<strong>2.</strong>1.7 Bevölkerungsentwicklung<br />
Die Auswirkungen des Menschen auf die Umwelt verstärken sich mit zunehmender<br />
Bevölkerung. Nachfolgend wird daher die Bevölkerungsentwicklung für<br />
<strong>Schriesheim</strong> gesamt sowie Altenbach <strong>und</strong> Ursenbach getrennt im Vergleich zum<br />
Landkreis (Abb. 5) kurz dargestellt.<br />
Einwohner<br />
Abb. 5: Bevölkerungsentwicklung im Rhein-Neckar-Kreis von 1870 bis 2003. Quelle:<br />
Statistisches Landesamt (www.statistik-bw.de)<br />
600000<br />
500000<br />
400000<br />
300000<br />
200000<br />
100000<br />
0<br />
1870 1880 1890 1900 1910 1920 1930 1940<br />
Jahr<br />
1950 1960 1970 1980 1990 2000<br />
Stichtag der Statistik ist der 01.01. eines Jahres. Für die Jahre 1871-1970 ist die<br />
Einwohnerzahl des heutigen Kreisgebietes berechnet <strong>und</strong> die Werte ger<strong>und</strong>et.<br />
1987 sind die Ergebnisse der Volkszählung angegeben.<br />
Der Rhein-Neckar-Kreis ging bei der Kreisreform, die am 01.01.1973 in Kraft trat,<br />
aus den Landkreisen Heidelberg <strong>und</strong> Mannheim <strong>und</strong> dem größten Teil des ehemaligen<br />
Landkreises Sinsheim hervor. Er liegt von der Einwohnerzahl her an der<br />
Spitze in Baden-Württemberg (1991) <strong>und</strong> auf dem 5. Platz der BRD (SCHÜTZ<br />
1991). Die Bevölkerung nahm zwischen den beiden Volkszählungen 1970 <strong>und</strong><br />
1987 um 12,6 % zu, das war wesentlich mehr als im Landesdurchschnitt (4,4 %).<br />
35
Umweltbericht - <strong>Stadt</strong> <strong>Schriesheim</strong><br />
36<br />
<strong>2.</strong> NATUR UND LANDSCHAFT<br />
<strong>Schriesheim</strong>:<br />
Eine erste Einwohnerzahl geht von 800 bis 850 Personen im Jahr 1470 aus. Als<br />
Zehntort hatte <strong>Schriesheim</strong> stärkere Bedeutung als die Nachbargemeinden. 1566<br />
waren es bereits 1.000 Einwohner (Abb. 6).<br />
Durch den 30-jährigen Krieg verringerte sich die Einwohnerzahl von 1250 im Jahr<br />
1610 auf 200 im Jahr 1650, doch bereits 11 Jahre später kann wieder von einer<br />
Verdoppelung ausgegangen werden. 1780 hatte <strong>Schriesheim</strong> 1764 Einwohner.<br />
In der Mitte des 19. Jh. galt es als Zentrum des nordbadischen Viehhandels <strong>und</strong><br />
als Industriezentrum mit überörtlicher Bedeutung in Bergbau <strong>und</strong> Papierfabrikation<br />
mit etwa <strong>2.</strong>700 Einwohnern. Dampfkraft <strong>und</strong> Eisenbahn machten den wasserkraftgeb<strong>und</strong>enen<br />
Standort am Gebirgsrand zunehmend unwichtiger - Mannheim<br />
mit besserer Anbindung an die neuen Verkehrsmittel blühte dagegen auf. Die<br />
Einwohnerzahlen änderten sich bis zum Beginn des 20. Jh. nur wenig (BRUNN<br />
1951).<br />
Volkszählungen fanden 1950, 1961 <strong>und</strong> 1987 statt. Bis in die 1940er Jahre<br />
nimmt die Bevölkerungszahl unter Schwankungen leicht zu. Nach dem zweiten<br />
Weltkrieg setzt eine sehr starke Zunahme ein. Sie hält auch verzögert nach den<br />
1980er Jahren an. Die kurzfristige starke Abnahme 1987 ist durch die korrigierten<br />
Daten aus der Volkszählung zu erklären ("Karteileichen").<br />
Abb. 6: Bevölkerungsentwicklung in <strong>Schriesheim</strong> von 1870 bis 2003.<br />
Quellen: Ordnungsamt der <strong>Stadt</strong> <strong>Schriesheim</strong>, Statistisches Landesamt<br />
(www.statistik-bw.de)<br />
Einwohner<br />
16000<br />
14000<br />
12000<br />
10000<br />
8000<br />
6000<br />
4000<br />
2000<br />
0<br />
1870 1880 1890 1900 1910 1920 1930 1940 1950 1960 1970 1980 1990 2000<br />
Jahr
<strong>2.</strong> NATUR UND LANDSCHAFT<br />
Umweltbericht - <strong>Stadt</strong> <strong>Schriesheim</strong><br />
Altenbach:<br />
Die erste Einwohnerzahl aus dem Jahr 1496 beträgt 270 Einwohner (GROSS<br />
2002). 1774 sind es mit 277 nur wenige mehr. Die weitere Entwicklung kann aus<br />
Abb. 7 ersehen werden. Sie zeigt einen starken Anstieg der Bevölkerung nach<br />
dem zweiten Weltkrieg, insbesondere in den 1960er Jahren, wo "Wohnen in<br />
Grünen" begehrt wurde.<br />
Abb. 7: Bevölkerungsentwicklung in Altenbach von 1870 bis 2003.<br />
Quellen: Ordnungsamt der <strong>Stadt</strong> <strong>Schriesheim</strong>, GROSS 2002<br />
Einwohner<br />
2500<br />
2000<br />
1500<br />
1000<br />
500<br />
0<br />
1870 1880 1890 1900 1910 1920 1930 1940<br />
Jahr<br />
1950 1960 1970 1980 1990 2000<br />
37
Einwohner<br />
Umweltbericht - <strong>Stadt</strong> <strong>Schriesheim</strong><br />
38<br />
<strong>2.</strong> NATUR UND LANDSCHAFT<br />
Ursenbach:<br />
Im Jahr 1577 werden als erste Einwohnerzahl 75 Personen genannt (GROSS<br />
2003). 1777 sind es dann bereits 109 Einwohner <strong>und</strong> die Anzahl steigt weiter auf<br />
177 im Jahr 1852 (Abb. 8). Nach 1840 fand ein leichter Anstieg der Einwohnerzahl<br />
statt bis zum Maximum 1988. Zwischen 1988 <strong>und</strong> 2002 ist eine Bevölkerungsabnahme<br />
auf das Niveau von 1950 festzstellen.<br />
Abb. 8: Bevölkerungsentwicklung in Ursenbach von 1870 bis 2003.<br />
Quellen: Ordnungsamt der <strong>Stadt</strong> <strong>Schriesheim</strong>, GROSS 2002<br />
250<br />
200<br />
150<br />
100<br />
50<br />
0<br />
1870 1880 1890 1900 1910 1920 1930 1940 1950 1960 1970 1980 1990 2000<br />
Jahr
<strong>2.</strong> NATUR UND LANDSCHAFT<br />
► Bevölkerungsdichte<br />
Umweltbericht - <strong>Stadt</strong> <strong>Schriesheim</strong><br />
Die Bevölkerungsdichte gibt die Einwohnerzahl pro Quadratkilometer Fläche an.<br />
Sie ist ein geeignetes Maß, um den Einfluss bzw. Druck des Menschen auf die<br />
<strong>Landschaft</strong> zu verdeutlichen.<br />
In <strong>Schriesheim</strong> hat sich die Einwohnerzahl pro Quadratkilometer seit 1950 von<br />
224 Einw./km² auf 451 Einw./km² im Jahr 2002 verdoppelt. Dies entspricht annähernd<br />
dem Verhalten im Rhein-Neckar-Kreis, wo die Zunahme um 218 Einw./km²<br />
nur wenig geringer ausfiel. In Baden-Württemberg beträgt die durchschnittliche<br />
Einwohnerzahl pro Quadratkilometer etwa 300 <strong>und</strong> ist damit um einiges geringer.<br />
Abb. 9: Entwicklung der Bevölkerungsdichte 1950 bis 2002 in <strong>Schriesheim</strong> <strong>und</strong><br />
im Rhein-Neckar-Kreis<br />
Einwohner pro Quadratkilometer<br />
600<br />
500<br />
400<br />
300<br />
200<br />
100<br />
0<br />
1950 1961 1970 1980<br />
Jahr<br />
1990 2000 2002<br />
<strong>Schriesheim</strong><br />
Rhein-Neckar-Kreis<br />
39
Umweltbericht - <strong>Stadt</strong> <strong>Schriesheim</strong><br />
<strong>2.</strong><strong>2.</strong> Nutzung <strong>und</strong> Schutz<br />
<strong>2.</strong><strong>2.</strong>1 Rechtliche Gr<strong>und</strong>lagen<br />
40<br />
<strong>2.</strong> NATUR UND LANDSCHAFT<br />
• Richtlinie 97/49/EG über die Erhaltung der wildlebenden Vogelarten (Vogelschutzrichtlinie<br />
1979, 1997)<br />
• Richtlinie 97/62/EG zur Erhaltung der natürlichen Lebensräume sowie der<br />
wildlebenden Pflanzen <strong>und</strong> Tiere (FFH-Richtlinie - Flora/Fauna/Habitat 1992,<br />
1997)<br />
• B<strong>und</strong>esnaturschutzgesetz (BNatSchG, 2002, 2004)<br />
• B<strong>und</strong>esartenschutzverordnung (BArtSchV 1999, 2002)<br />
• Tierschutzgesetz (TierschG 1998, 2003)<br />
• Gesetz zum Schutz der <strong>Natur</strong>, zur Pflege der <strong>Landschaft</strong> <strong>und</strong> über die Erholungsvorsorge<br />
in der freien <strong>Landschaft</strong>, <strong>Natur</strong>schutzgesetz für Baden-<br />
Württemberg (NatSchG, 1995, 2004)<br />
• Biotopschutzgesetz (1992)<br />
• Bodenschutzgesetz für Baden-Württemberg (BodSchG 1991, 2001)<br />
• Verordnungen über die einzelnen Schutzgebiete<br />
<strong>2.</strong><strong>2.</strong>2 Flächenverhältnisse, Flächenbilanz<br />
Einen Überblick über die Anteile verschiedener Flächennutzungen in <strong>Schriesheim</strong><br />
im Vergleich zum Landkreis gibt Tab. 3. Die einzelnen Daten beruhen auf<br />
verschiedenen Quellen, die sinngemäß umgerechnet wurden.<br />
Eine Statistik zur Flächennutzungserhebung in <strong>Schriesheim</strong> liegt für die Jahre<br />
1993, 1997 <strong>und</strong> 2001. Im Bauamt der <strong>Stadt</strong> <strong>Schriesheim</strong> vor. Sie bezieht sich auf<br />
den Flächennutzungsplan, der seitdem unverändert gültig blieb <strong>und</strong> zeigt daher<br />
auch keine Entwicklung auf.<br />
Der Siedlungsflächenanteil in <strong>Schriesheim</strong> entspricht dem Landesdurchschnitt<br />
(11,8 %). Im Landkreis ist er mit 16 % etwas größer.<br />
Die <strong>Natur</strong>fläche ist im Landkreis mit 1.900 m² pro Einwohner im Vergleich zum<br />
Land Baden-Württemberg mit 3.400 m²/Einwohner dagegen niedrig. In <strong>Schriesheim</strong><br />
beträgt sie etwa <strong>2.</strong>000 m² pro Einwohner.<br />
Der Flächenverbrauch betrug im Rhein-Neckar-Kreis von 1981 bis 1989 0,5 ha<br />
am Tag oder 1,8 km² pro Jahr (KRETZ 1991).
<strong>2.</strong> NATUR UND LANDSCHAFT<br />
Umweltbericht - <strong>Stadt</strong> <strong>Schriesheim</strong><br />
Der Anteil von <strong>Natur</strong>schutzgebietsfläche am Gesamtgebiet ist in <strong>Schriesheim</strong> etwas<br />
höher als im Landkreis <strong>und</strong> in Baden-Württemberg (2,2 %). Für <strong>Landschaft</strong>sschutzgebiets-<br />
<strong>und</strong> <strong>Natur</strong>parkanteil liegen keine Angaben vor, die Anteile<br />
unter Waldbestand betragen aber bereits mehr als 50 % der Gemarkungsfläche<br />
(s. Abb. 10).<br />
Tab. 3: Flächennutzungsverhältnisse in <strong>Schriesheim</strong> <strong>und</strong> im Rhein-Neckar-Kreis<br />
Quellen: KRETZ (1991), Flächennutzungsplan (1982), GRÜNTJENS (2001,<br />
LSG <strong>und</strong> <strong>Natur</strong>park)<br />
Rhein-Neckar-Kreis<br />
<strong>Schriesheim</strong><br />
(1989)<br />
(1982, * 2001)<br />
Gesamtfläche<br />
106.200 ha<br />
1062 km²<br />
3.167 ha<br />
31,67 km²<br />
Siedlungsfläche gesamt 15 % 11,3 %<br />
Gebäude- u. Freiflächen 9,4 %<br />
9,6 %<br />
(Bau- u. Gemeinflächen)<br />
Verkehrsflächen 5,6 % 1,7 %<br />
<strong>Natur</strong>fläche gesamt 84 %<br />
89 %<br />
(Wald, Landw., Grünflächen)<br />
Landwirtschaftl. genutzt 46,5 % 29,4 %<br />
Waldfläche 35 % 58,5 %<br />
<strong>Natur</strong>schutzgebiete<br />
2000 ha<br />
1,85 %<br />
104,8 ha<br />
3,3 %<br />
<strong>Landschaft</strong>sschutzgebiet<br />
27400 ha<br />
* 1.605 ha Wald<br />
(LSG)<br />
26 %<br />
50,7 %<br />
Flächenhafte <strong>Natur</strong>denkmale<br />
41 ha < 10 ha<br />
<strong>Natur</strong>park Neckartal-<br />
Odenwald<br />
40 000 ha auf Kreisgebiet<br />
* 1.637 ha Wald<br />
51,7 %<br />
<strong>2.</strong><strong>2.</strong>3 Schutzgebietsplanung<br />
Neben der Forderung der EU nach bestimmten Flächenanteilen an Schutzgebieten<br />
der <strong>Natur</strong>a 2000 beruht die Planung auf dem B<strong>und</strong>es-<strong>Natur</strong>schutzgesetz <strong>und</strong><br />
Landes-<strong>Natur</strong>schutzgesetz. In der Form von Rechtsverordnungen können <strong>Landschaft</strong>steile,<br />
<strong>Landschaft</strong>en oder Einzelobjekte unter Schutz gestellt werden.<br />
An der Ausweisung von <strong>Natur</strong>schutzgebieten sind die Höheren <strong>Natur</strong>schutzbehörden<br />
(Regierungspräsidium bzw. BNL) beteiligt <strong>und</strong> für die anderen Schutzgebietskategorien<br />
(außer <strong>Natur</strong>parks) die Unteren <strong>Natur</strong>schutzbehörden (Landratsamt<br />
bzw. <strong>Stadt</strong>kreise). Eine landesweite Statistik erstellt die Landesanstalt für<br />
Umweltschutz Baden-Württemberg.<br />
41
Umweltbericht - <strong>Stadt</strong> <strong>Schriesheim</strong><br />
42<br />
<strong>2.</strong> NATUR UND LANDSCHAFT<br />
Historisches:<br />
In älteren Akten des <strong>Stadt</strong>archivs finden sich unter anderem folgende für den <strong>Natur</strong>schutz<br />
in <strong>Schriesheim</strong> bedeutenden Dokumente:<br />
• 1913 macht das Ministerium des Inneren (Karlsruhe) die großherzoglichen<br />
Bezirksämter darauf aufmerksam, dass zur Erhaltung der Heimatschönheit<br />
<strong>und</strong> dem Schutz der Vogelwelt für Anpflanzungen <strong>und</strong> Erhaltung von Hecken<br />
<strong>und</strong> Buschwerk an geeigneten Stellen Sorge getragen werden soll. Der Gemeinderat<br />
von <strong>Schriesheim</strong> wurde, wie auch die entsprechenden Gemeindebediensteten,<br />
darüber informiert.<br />
• 1933 wird ein Bericht über "Wahrnehmungen" des weißen Storches gefordert.<br />
• 1953 wird vom Landratsamt gefordert, das "korbweise Sammeln von Schlüsselblumen<br />
<strong>und</strong> anderen Blumen" verstärkt zu kontrollieren, da es zunehmend<br />
von Sammlern ohne Sammelausweise geschehe.<br />
<strong>2.</strong><strong>2.</strong>4 Schutzgebiete in <strong>Schriesheim</strong>:<br />
<strong>2.</strong><strong>2.</strong>4.1 <strong>Natur</strong>a 2000 - FFH-Schutzgebiete <strong>und</strong> Vogelschutzgebiete<br />
<strong>Natur</strong>a 2000 beschreibt ein europaweites Schutzgebietsnetz. Die B<strong>und</strong>esländer<br />
mussten 2001 der Europäischen Kommission Flächen nennen, die als FFH-<br />
Schutzgebiete (Flora-Fauna-Habitat) ausgewiesen werden sollten. Für Baden-<br />
Württemberg waren dies 363 FFH- <strong>und</strong> 73 Vogelschutzgebiete.<br />
Ziel ist eine Bewahrung der Lebensräume <strong>und</strong> Arten. Planungen <strong>und</strong> Vorhaben<br />
werden darauf geprüft, ob sie nicht dem Schutzzweck zuwider laufen. Pflege-<br />
<strong>und</strong> Entwicklungspläne werden aufgestellt.<br />
In <strong>Schriesheim</strong> sind die beiden <strong>Natur</strong>schutzgebiete "Wendenkopf" <strong>und</strong> "Ölberg"<br />
gleichzeitig auch FFH-Schutzgebiete. Sie werden als "Wälder um <strong>Schriesheim</strong>"<br />
bezeichnet. Das Vogelschutzgebiet liegt im Bereich des <strong>Natur</strong>schutzgebietes<br />
"Ölberg", umfasst darüber hinaus jedoch eine größere Fläche, die auch die<br />
Weinberge umschließt (s. Abb. 10).<br />
Nach Forderungen der EU mussten 2004 weitere Gebiete nachgemeldet werden.<br />
Die Auswahl trafen Spezialisten aus <strong>Natur</strong>- <strong>und</strong> Artenschutz, Forstwirtschaft <strong>und</strong><br />
Fischerei. Nach einem Konsultationsverfahren wurden 2004 auch für <strong>Schriesheim</strong><br />
neue Gebiet gemeldet (s. Abb. 10), die nun weitere Waldbestände umfassen.
<strong>2.</strong> NATUR UND LANDSCHAFT<br />
Abbildung 10<br />
Umweltbericht - <strong>Stadt</strong> <strong>Schriesheim</strong><br />
43
Umweltbericht - <strong>Stadt</strong> <strong>Schriesheim</strong><br />
44<br />
<strong>2.</strong> NATUR UND LANDSCHAFT<br />
Veröffentlichungen dazu finden sich im Internet unter www.natura2000-bw.de <strong>und</strong><br />
www.mlr.baden-wuerttemberg.de.<br />
<strong>2.</strong><strong>2.</strong>4.2 <strong>Natur</strong>park<br />
Dieser Schutzgebietstyp erfasst großräumige Erholungslandschaften. <strong>Landschaft</strong>serhalt<br />
<strong>und</strong> Erschließung der <strong>Natur</strong>schönheiten für Erholungssuchende<br />
stehen im Vordergr<strong>und</strong> (KRETZ 1991). Besondere Rücksicht muss auf das <strong>Natur</strong>-<br />
<strong>und</strong> <strong>Landschaft</strong>sbild genommen werden. <strong>Natur</strong>parks werden vom Ministerium<br />
für Ernährung, Landwirtschaft <strong>und</strong> Umwelt als Oberer <strong>Natur</strong>schutzbehörde ausgewiesen.<br />
<strong>Schriesheim</strong> gehört dem <strong>Natur</strong>park Neckartal-Odenwald an mit den Waldbereichen<br />
unter Auslassung von Branich <strong>und</strong> Kanzelbachtal bis zur Höhe der Malzfabrik.<br />
Weinberge sind in der ursprünglichen Abgrenzung zum Teil enthalten.<br />
Die Rechtsverordnung über den <strong>Natur</strong>park Neckartal-Odenwald datiert aus dem<br />
Jahr 1986, der Trägerverein besteht seit 1979. 1980 wurde ein damaliger Jahresbeitrag<br />
von 490 DM festgelegt.<br />
Für bestimmte Pflege- <strong>und</strong> Ausbaumaßnahmen können Landeszuschüsse über<br />
die <strong>Natur</strong>park-Richtlinie beantragt werden.<br />
Förderfähig sind vor allem Maßnahmen im Wald, z.B. zur Beschilderung von<br />
Wegen <strong>und</strong> Parkplätzen, Errichtung <strong>und</strong> Unterhalt von Wanderwegen sowie<br />
Rasteinrichtungen wie Sitzgruppen oder Schutzhütten, Freischneiden von Aussichtspunkten<br />
<strong>und</strong> Wanderwegen sowie die Neuanlage von Wanderparkplätzen.<br />
Bis zum Jahr 2001 beliefen sich die Zuwendungen auf 191.981 DM bzw. 97.698<br />
€. 2001 <strong>und</strong> 2003 wurden keine Zuschüsse ausgezahlt. 2002 waren es <strong>2.</strong>785 €,<br />
worin auch die vom Odenwaldklub aufgestellten Wandertafeln enthalten sind.
<strong>2.</strong> NATUR UND LANDSCHAFT<br />
<strong>2.</strong><strong>2.</strong>4.3 Schonwald<br />
Umweltbericht - <strong>Stadt</strong> <strong>Schriesheim</strong><br />
Der Ölberg ist gemäß der "Verordnung der Körperschaftsforstdirektion Karlsruhe<br />
über den Schonwald "Ölberg" vom 21. Dezember 1998" als Schonwald geschützt.<br />
Die Fläche beträgt 66 ha auf den Gemarkungen Dossenheim <strong>und</strong> <strong>Schriesheim</strong>,<br />
in <strong>Schriesheim</strong> davon 41 ha (Distrikt III Ölberg, Abt. 1,2,4 in Teilen). Er umfasst<br />
das <strong>Natur</strong>schutzgebiet hufeisenförmig im Westen, Süden <strong>und</strong> Südosten. Das<br />
vielfältige, naturnahe Eichen-Buchen-Laubbaum-Waldökosystem soll erhalten,<br />
gepflegt <strong>und</strong> entwickelt werden.<br />
In einer Vielzahl an Waldbiotopen (Tab. 4) besteht ein Reichtum an besonderen<br />
Pflanzen- <strong>und</strong> Tierarten, die mit ihrem Lebensraum geschützt werden. Auch sind<br />
noch Reste der ehemaligen Nutzung als Nieder- <strong>und</strong> Mittelwälder zu erkennen.<br />
12 Waldbiotope sind im Schonwaldgebiet enthalten. Genaue Vorgaben für die<br />
forstliche Bewirtschaftung werden gemacht. Das "ortsübliche, nichtkommerzielle"<br />
Sammeln von Esskastanien bleibt erlaubt.<br />
Tab. 4: Flächenanteile besonderer Waldbiotope am Schonwald "Ölberg"<br />
Quelle: Würdigung des Schonwaldes "Ölberg" der Körperschaftsforstdirektion<br />
Karlsruhe 1998.<br />
Besonderes Waldbiotop Fläche in ha<br />
Waldrand 1,5<br />
Reste historischer Bewirtschaftung 7,5<br />
Feuchtbiotop 0,2<br />
<strong>Natur</strong>gebilde 2,4<br />
Strukturreiche Waldbestände 2,1<br />
Seltene naturnahe Waldgesellschaften<br />
insgesamt,<br />
16,0<br />
Davon: Waldlabkraut-Hainbuchen-<br />
Traubeneichenwald<br />
1,1<br />
Hainsimsen-Traubeneichenwald 6,1<br />
Birken-Traubeneichenwald 0,5<br />
Hainsimsen-Buchenwald 2,0<br />
Ahorn-Linden-Blockwald 6,3<br />
45
Umweltbericht - <strong>Stadt</strong> <strong>Schriesheim</strong><br />
<strong>2.</strong><strong>2.</strong>4.4 Geopark<br />
46<br />
<strong>2.</strong> NATUR UND LANDSCHAFT<br />
Im Frühjahr 2004 wurde durch Gemeinderatsbeschluss der Beitritt <strong>Schriesheim</strong>s<br />
zum Geo-<strong>Natur</strong>park Bergstraße-Odenwald (Lorsch) entschieden. Die Mitgliedschaft<br />
ist derzeit mit jährlichen Kosten von ca. 1.300 € verb<strong>und</strong>en. Die Fläche<br />
umfasst ca. <strong>2.</strong>800 ha der Gemarkungsfläche (www.geo-naturpark.de).<br />
<strong>Schriesheim</strong> hat einige interessante geologische Aspekte zu bieten. Neben<br />
<strong>Landschaft</strong>sform <strong>und</strong> Gesteinen zählen auch die durch Bergbau erschlossenen<br />
Bereiche Spatschlucht (Abb. 11) <strong>und</strong> das Besucherbergwerk dazu. Schließlich<br />
ist auch ein seltenes Gestein (<strong>Schriesheim</strong>it) nach der <strong>Stadt</strong> benannt.<br />
Der größte Aufschluss ist der weithin sichtbare Steinbruch am Ölberg.<br />
Führungen zur Geologie von <strong>Schriesheim</strong> werden von der Volkshochschule angeboten.<br />
Abb. 11: <strong>Natur</strong>denkmal Spatschlucht.
<strong>2.</strong> NATUR UND LANDSCHAFT<br />
<strong>2.</strong><strong>2.</strong>4.5 <strong>Landschaft</strong>sschutzgebiet<br />
Umweltbericht - <strong>Stadt</strong> <strong>Schriesheim</strong><br />
Durch eine Verordnung vom 28. März 1939 im Amtsverkündiger für den Landkreis<br />
Mannheim wurde der Hang der Strahlenburg als <strong>Landschaft</strong>steil geschützt.<br />
Sie wurde mit der neueren Verordnung zum <strong>Landschaft</strong>sschutzgebiet aufgehoben.<br />
Seit 1953 bestand bereits das <strong>Landschaft</strong>sschutzgebiet Bergstraße zwischen<br />
Dossenheim <strong>und</strong> der Hessischen Landesgrenze, das auch Ursenbach umfasste.<br />
Es wurde geschaffen, um ausufernde Bebauung durch wildes Bauen nach dem<br />
<strong>2.</strong> Weltkrieg zu verhindern (Staatliche Archivverwaltung 1966).<br />
Teile von Altenbach waren im <strong>Landschaft</strong>sschutzgebiet Odenwald I von 1965 geschützt.<br />
Nachfolgend wurde mit etwas geändertem Grenzverlauf das <strong>Landschaft</strong>sschutzgebiet<br />
Bergstraße Nord festgelegt, durch die Verordnung des Landratsamtes<br />
Rhein-Neckar-Kreis über das <strong>Landschaft</strong>sschutzgebiet „Bergstraße<br />
Nord“ vom 24. Oktober 1997.<br />
Insgesamt ist es 6.660 ha groß. Die betroffenen Gebiete in <strong>Schriesheim</strong> sind in<br />
Abb. 10 dargestellt.<br />
Schutzzweck ist die Erhaltung der <strong>Landschaft</strong> der Bergstraße mit einer bodenständigen,<br />
standortgemäßen, die Kulturlandschaft prägenden Bodennutzung. <strong>Natur</strong>genuss<br />
<strong>und</strong> besonderer Erholungswert der <strong>Landschaft</strong> sollen nicht beeinträchtigt<br />
werden.<br />
Verboten ist es, wesentliche <strong>Landschaft</strong>sbestandteile zu beseitigen, zu zerstören<br />
oder nachteilig zu ändern, bauliche Anlagen im Sinne der Landesbauordnung<br />
oder gleichgestellte Maßnahmen zu errichten. Untersagt ist ebenfalls die Veränderung<br />
der Bodengestalt, z. B. durch Auffüllungen <strong>und</strong> Abgrabungen.<br />
Zulässig sind landwirtschaftliche Bodennutzung, Schutzzäune an Verkehrswegen<br />
<strong>und</strong> Unterhaltung <strong>und</strong> Instandsetzung bestehender Einrichtungen.<br />
Ausnahmen können durch die Untere <strong>Natur</strong>schutzbehörde schriftlich genehmigt<br />
werden.<br />
Probleme treten immer wieder durch Bauvorhaben auf, die im Einzelfall geprüft<br />
werden müssen, wie Weinbergs- oder Gartenhütten, Errichtung oder Erneuerung<br />
von Stützmauern. Sie sollen sich in das <strong>Landschaft</strong>sbild einfügen.<br />
Aufforstungen bilden ein weiteres Problem, z. B. mit als Christbäumen gedachten<br />
Nadelbäumen.<br />
47
Umweltbericht - <strong>Stadt</strong> <strong>Schriesheim</strong><br />
<strong>2.</strong><strong>2.</strong>4.6 <strong>Natur</strong>schutzgebiete<br />
48<br />
<strong>2.</strong> NATUR UND LANDSCHAFT<br />
<strong>Natur</strong>schutzgebiete werden durch Rechtsverordnung von der Höheren <strong>Natur</strong>schutzbehörde,<br />
d. h. dem Regierungspräsidium Karlsruhe ausgewiesen.<br />
<strong>Natur</strong>schutzgebiete sind definiert als Gebiete, in denen ein besonderer Schutz<br />
von <strong>Natur</strong> <strong>und</strong> <strong>Landschaft</strong> aus wissenschaftlichen, naturgeschichtlichen, landesk<strong>und</strong>lichen<br />
oder Gründen zur Erhaltung von Lebensgemeinschaften oder Biotopen<br />
bestimmter wildlebender Tier- <strong>und</strong> Pflanzenarten notwendig ist. Eine Ausweisung<br />
ist auch wegen der Seltenheit, besonderen Eigenart oder hervorragenden<br />
Schönheit von <strong>Natur</strong> <strong>und</strong> <strong>Landschaft</strong> möglich (§21 NatSchG).<br />
► <strong>Natur</strong>schutzgebiet "Wendenkopf"<br />
Die Unterschutzstellung beruht auf einem Vorschlag des Badischen Forstamtes<br />
Weinheim vom 3. März 1936:<br />
„Wir schlagen vor, das Stein- <strong>und</strong> Felsenmeer, bestockt mit über 100j. Eichen<br />
<strong>und</strong> Linden, einigen Ahornen, Birken, Hainbuchen im räumlichen Stande mit abnormem<br />
Wuchs, darunter Strauchhölzer, im Gemeindewald von <strong>Schriesheim</strong> ...<br />
als <strong>Natur</strong>schutzgebiet erklären zu lassen, damit es vor weiteren Eingriffen für<br />
immer geschützt ist." Erwähnt wird "der Baumbestand von merkwürdigen Formen",<br />
der erhalten werden soll sowie "erdgeschichtliche bedeutsame Formen der<br />
<strong>Landschaft</strong>" auf einer Fläche von 3 – 4 ha. Für die forstliche Produktion werden<br />
keine wirtschaftlichen Nachteile erwartet.<br />
Die Unterschutzstellung erfolgte 1939. (Verordnung veröffentlicht im Amtsblatt<br />
Nr. 7 des Badischen Ministeriums des Kultus <strong>und</strong> Unterrichts vom 5. April 1939,<br />
Karlsruhe, S. 71).<br />
(www.xfaweb.baden-wuerttemberg.de/nafaweb/berichte/schutzg/auswahl/index.htm).<br />
Das <strong>Natur</strong>schutzgebiet hat eine Größe von 53,75 ha <strong>und</strong> umfasst eine bewaldete<br />
Kuppe aus Quarzporphyr (Abb. 10).<br />
Schädigungen von Pflanzen <strong>und</strong> Tieren sind verboten, ebenso das Einbringen<br />
von Pflanzen <strong>und</strong> Tieren. Die Wege dürfen nicht verlassen werden, lärmen, Feuer<br />
anzumachen, Abfälle wegzuwerfen sind verboten. Verboten ist weiter, Bodenbestandteile<br />
abzubauen, Sprengungen oder Grabungen vorzunehmen, Schutt<br />
oder Bodenbestandteile einzubringen oder die Bodengestalt auf andere Weise zu<br />
verändern oder zu beschädigen.<br />
Jagd ist erlaubt, ebenso forstliche Bewirtschaftung unter Vermeidung von Kahlschlägen<br />
<strong>und</strong> der Anpflanzung größerer reiner Nadelholzbestände.
<strong>2.</strong> NATUR UND LANDSCHAFT<br />
Umweltbericht - <strong>Stadt</strong> <strong>Schriesheim</strong><br />
Zum Bau des Hochwasserrückhaltebeckens sollte aus dem NSG Wendenkopf<br />
Material entnommen werden (KRETZ 1991).<br />
► <strong>Natur</strong>schutzgebiet "Ölberg"<br />
Seit 1899 wurde Quarzporphyrabbau in einem Steinbruch am Ölberg betrieben.<br />
Den weithin sichtbaren Gipfel stellte der sogenannte "Edelstein" dar. Dieses<br />
Wahrzeichen des Ölbergs, eine Gruppe von bis zu 10 m hohen Porphyrsäulen,<br />
war denkmalgeschützt. Nichtsdestotrotz wurde der "Edelstein" am 14.11.1919<br />
"aus Versehen" gesprengt, so dass heute nichts mehr darauf hinweist (SANDEL<br />
1981, Bild 81). Diese Zerstörung gab in den folgenden 1920er <strong>und</strong> 1930er Jahren<br />
Anlass zu Diskussionen über die Zerstörung des <strong>Landschaft</strong>sbildes durch<br />
den Gesteinsabbau. 1950 wird zwischen Gemeindevertretern, übergeordneten<br />
Verwaltungsstellen <strong>und</strong> der Abbaufirma eine Vereinbarung getroffen. Die<br />
Porphyrwerke sollen die Umrisslinie des Ölberges nicht angreifen. Die 5. Terrasse<br />
wird nicht mehr weiter abgebaut <strong>und</strong> der Abraum bleibt liegen, um eine Aufforstung<br />
zu ermöglichen (Akte im <strong>Stadt</strong>archiv).<br />
Der Steinbruchbetrieb wurde 1967 nach einem Brand in den Gebäuden eingestellt.<br />
Die Sicherung der Rohstoffnutzung war immer ein Gegenargument gegen<br />
die Unterschutzstellung.<br />
Am 10.<strong>2.</strong>1998 wurde die Verordnung des Regierungspräsidiums Karlsruhe über<br />
das <strong>Natur</strong>schutzgebiet "Ölberg" (<strong>Stadt</strong> <strong>Schriesheim</strong> <strong>und</strong> Gemeinde Dossenheim)<br />
erlassen.<br />
(www.xfaweb.baden-wuerttemberg.de/nafaweb/berichte/schutzg/auswahl/index.htm).<br />
Der Gemeinderat beschloss 1999, den Pachtvertrag mit den Phorphyrwerken<br />
Weinheim-<strong>Schriesheim</strong> AG, dessen Laufzeit bis 2013 vorgesehen war, vorzeitig<br />
aufzulösen.<br />
Das <strong>Natur</strong>schutzgebiet umfasst eine Fläche von 51 ha, auf der Gemarkung<br />
<strong>Schriesheim</strong> im <strong>Stadt</strong>wald Distrikt III Ölberg, den ehemaligen Steinbruch <strong>und</strong> einige<br />
ehemals landwirtschaftlich genutzte Gr<strong>und</strong>stücke an seiner Westseite <strong>und</strong><br />
anschließende Bereiche auf der Gemarkung Dossenheim (Abb. 10).<br />
Als Schutzzweck wird neben dem Erhalt des <strong>Landschaft</strong>sbildes die Lenkung des<br />
Sukkzessions- <strong>und</strong> Wiederbesiedlungsprozesses zur Erhaltung besonderer Tier-<br />
<strong>und</strong> Pflanzengesellschaften genannt.<br />
Die Kastanienlese unterhalb des oberen Ölbergweges <strong>und</strong> unterhalb des Pflastersteinbruchweges<br />
ist erlaubt, ebenso das Feuermachen an der Schwedenschanze.<br />
Die Bergsträßler Drachenflieger haben eine widerrufliche Erlaubnis<br />
zum Starten <strong>und</strong> Befahren des Zufahrtweges.<br />
49
Umweltbericht - <strong>Stadt</strong> <strong>Schriesheim</strong><br />
Das Befahren der Wege mit Fahrrädern ist verboten.<br />
50<br />
<strong>2.</strong> NATUR UND LANDSCHAFT<br />
Das Klettern im Steinbruch ist gr<strong>und</strong>sätzlich untersagt, jedoch gelten besondere<br />
Vereinbarungen, die Klettern in bestimmten Bereichen (Korridoren) <strong>und</strong> zu bestimmten<br />
Zeiten ermöglichen. Die Kletterkonzeption wurde von <strong>Natur</strong>schutzverwaltung,<br />
Forstverwaltung, Kletterverbänden, <strong>Natur</strong>schutzverbänden, Gemeinde<br />
<strong>und</strong> Forstkammer erarbeitet. Der Steinbruch am Ölberg gilt als Vorbild für eine<br />
gelungene Kombination aus <strong>Natur</strong>schutz <strong>und</strong> Erlebnissport (Abele 2000).<br />
Die Bezirksstelle für <strong>Natur</strong>schutz <strong>und</strong> <strong>Landschaft</strong>spflege in Karlsruhe stellte unterhalb<br />
der Schwedenschanze <strong>und</strong> am Zugangsweg zum Steinbruch Informationstafeln<br />
auf.<br />
Probleme verursachen jedoch mit zunehmender Beliebtheit des Kletterns <strong>und</strong><br />
Wanderns am Ölberg die an Wochenenden bei schönem Wetter zugeparkten<br />
Rettungswege.<br />
Rettungsaktionen für verunglückte Kletterer oder Drachenflieger sind jedoch immer<br />
wieder mehrfach im Jahr notwendig, wozu auch Einsätze des Rettungshubschraubers<br />
zählen.<br />
Bisher wurde jährlich im Herbst eine Müllsammelaktion durch die Kletterer<br />
durchgeführt, über die 2003 jedoch der Umweltstelle nichts bekannt wurde.<br />
Eine im Felsen angebrachte künstliche Nistgelegenheit für Wanderfalken wurde<br />
angenommen. Zu ihrem Schutz gelten für die Brutzeiten bestimmte Kletterregelungen.<br />
Im Herbst 2002 rief eine Pflegemaßnahme der Bezirksstelle für <strong>Natur</strong>schutz zur<br />
Offenhaltung der besonnten Felsbereiche gegenüber zunehmender Verbuschung<br />
einigen Unmut hervor. Die "Abholzaktion" wurde ohne vorherige Information der<br />
Bevölkerung durchgeführt.<br />
2003 wurde von der BNL ein Schutzzaun errichtet, der den illegalen Zugang zum<br />
Steinbruch unterbinden soll.<br />
Illegale Trampelpfade, die von den Wegen abzweigen, zeugen davon, dass Verbotsschilder<br />
<strong>und</strong> Absperrseil desöfteren ignoriert werden. Sie enden mehrfach an<br />
gefährlichen Steilkanten.<br />
Durch Begehen der Trampelpfade wird die empfindliche Vegetation erheblich<br />
beeinträchtigt, zum Teil sogar bis auf den nackten Boden zerstört, welcher dann<br />
der Erosion anheim fällt. Verbaumaßnahmen an illegalen Zugangspfaden hatten<br />
1996 nur mäßigen Erfolg <strong>und</strong> wurden 2004 wiederholt. Leider scheint die Vernunft<br />
vieler Wanderer, Spaziergänge <strong>und</strong> Kletterer nicht auszureichen, um solche<br />
kostspieligen Maßnahmen unnötig zu machen.
<strong>2.</strong> NATUR UND LANDSCHAFT<br />
Umweltbericht - <strong>Stadt</strong> <strong>Schriesheim</strong><br />
Ein 2004 fertiggestellter R<strong>und</strong>weg um den Steinbruchbereich (mit Markierungen<br />
des Odenwaldklubs) soll eine Besucherführung ermöglichen.<br />
Problematisch stellt sich die Sicherung des Steinbruchbereichs an der Oberkante<br />
dar, für welche die <strong>Stadt</strong> verantwortlich ist. Schilder weisen auf das Zugangsverbot<br />
hin. Der vorhandene Absperrdraht ist aber alt, lückenhaft <strong>und</strong> nicht mehr stabil.<br />
In Veröffentlichungen im Amtsblatt wird daher regelmäßig von der<br />
Umweltstelle auf das generelle Betretungsverbot hingewiesen.<br />
Über das Einberufen eines "r<strong>und</strong>en Tischs" mit Verantwortlichen soll weiterhin<br />
über die Sicherung des Steinbruchs <strong>und</strong> weitere Maßnahmen diskutiert werden.<br />
Eine vor einigen Jahren geplante Aussichtsplattform an der Steinbruchoberkante<br />
kann aufgr<strong>und</strong> technischer Schwierigkeiten, Sicherheitsbedenken <strong>und</strong> zu hoher<br />
Kosten nicht realisiert werden.<br />
Im Haushaltsplan 2004 waren 1.000 € für das <strong>Natur</strong>schutzgebiet Ölberg vorgesehen.<br />
<strong>2.</strong><strong>2.</strong>4.7 <strong>Natur</strong>denkmale<br />
Sie sind in der Schutzwirkung den <strong>Natur</strong>schutzgebieten vergleichbar, aber nicht<br />
größer als 5 ha <strong>und</strong> entweder Einzelobjekte (z.B. Bäume, Felsen, Quellen) oder<br />
Gebiete wie Wasserfälle, Moore, Streuwiesen, Röhrichtbestände.<br />
Sie können durch Rechtsverordnung von der Unteren <strong>Natur</strong>schutzbehörde ausgewiesen<br />
werden.<br />
Die meisten <strong>Natur</strong>denkmale auf <strong>Schriesheim</strong>er Gemarkung sind schon seit 1937<br />
geschützt. Später kamen das flächenhafte <strong>Natur</strong>denkmal "Holderbusch" <strong>und</strong> einige<br />
Bäume dazu.<br />
1935 sollten Meldungen erfolgen über: "... Einzelschöpfungen der <strong>Natur</strong>, deren<br />
Erhaltung wegen ihrer wissenschaftlichen, geschichtlichen, heim- <strong>und</strong> volksk<strong>und</strong>lichen<br />
Bedeutung oder wegen ihrer sonstigen Eigenart im öffentlichen Interesse<br />
liegt (z. B. Felsen, erdgeschichtliche Aufschlüsse, Wanderblöcke, Gletscherspuren,<br />
Quellen, Wasserläufe, Wasserfälle, alte oder seltene Bäume)." (Akte <strong>Stadt</strong>archiv).<br />
51
Umweltbericht - <strong>Stadt</strong> <strong>Schriesheim</strong><br />
52<br />
<strong>2.</strong> NATUR UND LANDSCHAFT<br />
Am 6.1<strong>2.</strong>1937 erfolgte im „Hakenkreuzbanner“ die Veröffentlichung der Verordnung<br />
zur Sicherung von <strong>Natur</strong>denkmalen im Bezirk Mannheim-Land, nach der<br />
aufgr<strong>und</strong> des Reichsnaturschutzgesetzes (1935) geschützt wurden:<br />
• Quellwasserfall am kühlen Kellerteich, Gemeindewald Distrikt III Oelberg,<br />
Lab.-Nr. 5585, Eigentümerin: <strong>Stadt</strong> <strong>Schriesheim</strong>.<br />
• Hasenbrunnen, Lab.-Nr. 425 (Lagerbuchnummer), Ortsetter Talstraße,<br />
Eigentümerin: <strong>Stadt</strong> <strong>Schriesheim</strong>.<br />
• Bellenbrunnen, Lab.-Nr. 43 Ortsetter Ludwigstal auf der Kreisstraße nach Wilhelmsfeld,<br />
Eigentümerin: <strong>Stadt</strong> <strong>Schriesheim</strong>.<br />
• Linsenbühlbrunnen, Gemeindewald Distrikt III, Oelberg. Lab.-Nr. 5585,<br />
Eigentümerin: <strong>Stadt</strong> <strong>Schriesheim</strong>.<br />
• Schwedenschanze, Gemeindewald Distrikt III, Oelberg. Lab.-Nr. 5585, in der<br />
Nähe des Steinbruchs, Eigentümerin: <strong>Stadt</strong> <strong>Schriesheim</strong>.<br />
• Spatschlucht, Gemeindewald Distrikt IV, Sommerseite, Abt. 3/22, Lab.-Nr.<br />
5586, Schlucht west-östl. quer durch den südl. Ausläufer der hohen Waid,<br />
zwischen Weitem Tal u. Martinsbachtal, Eigentümerin: <strong>Stadt</strong> <strong>Schriesheim</strong>.<br />
Ihre Entfernung, Zerstörung oder sonstige Veränderung wurde verboten. Verboten<br />
wurden z. B. Anbringen von Aufschriften, Errichten von Verkaufsbuden, Bänken<br />
oder Zelten, Abladen von Schutt. Schäden oder Mängel an <strong>Natur</strong>denkmalen<br />
sollten der <strong>Natur</strong>schutzbehörde gemeldet werden.<br />
Der Bellenbrunnen existiert heute nicht mehr, es handelte sich um eine Quellfassung,<br />
die durch einen Baum ("Belle") lief (mündl. Auskunft von Herrn Urban,<br />
Bauamt). Die Unterschutzstellung war hier also nicht erfolgreich.<br />
Der Quellwasserfall am kühlen Kellerteich, an der Abzweigung der Strahlenberger<br />
Straße zum Eichenweg, ist ein aus <strong>Natur</strong>steinen gemauertes Bett eines nur<br />
periodisch wasserführenden Bächleins, der in Stufen verläuft. 1828 wurde die<br />
Quelle im "Kühlen-Keller-Deich" gefasst <strong>und</strong> speiste vor der Wende zum 19. Jh.<br />
vier Brunnen im Ort (Dr. BRUNN 1947, S. 209)<br />
Der Hasenbrunnen an der Nordseite der Talstraße (neben Hausnr. 101) ist eine<br />
gemauerte Quellfassung mit einem Brunnentrog (Abb.12). Das "Haasebrünnele"<br />
diente ebenfalls vor der Errichtung des Leitungsnetzes zur Trinkwasserversorgung<br />
(Dr. BRUNN 1947, S. 209).
<strong>2.</strong> NATUR UND LANDSCHAFT<br />
Umweltbericht - <strong>Stadt</strong> <strong>Schriesheim</strong><br />
Abb. 12: <strong>Natur</strong>denkmal Hasenbrunnen in der Talstraße<br />
Der Linsenbühlbrunnen ist eine gefasste Wasserstelle im Wald an der Südseite<br />
der Strahlenberger Straße. Er wurde 1933 vom Odenwaldklub errichtet. Im Frühjahr<br />
2003 erfolgten in einer Bürgeraktion dort Pflegemaßnahmen zum 70-jährigen<br />
Jubiläum.<br />
Einige dieser <strong>Natur</strong>denkmale von 1937 entsprechen nicht mehr den heutigen Ansichten<br />
eines <strong>Natur</strong>denkmals (z.B. Hasenbrunnen).<br />
Im Oktober 2003 erfolgte eine Besichtigung mit der Unteren <strong>Natur</strong>schutzbehörde.<br />
Die <strong>Natur</strong>schutzbehörde wird prüfen, ob diese Objekte weiterhin als <strong>Natur</strong>denkmale<br />
geführt oder aus der Verordnung herausgenommen werden können. Das<br />
gilt beispielsweise auch für die Schwedenschanze.<br />
Am Rande der Gemarkung östlich Altenbachs findet sich in manchen Landkarten<br />
verzeichnet ein <strong>Natur</strong>denkmal "Hirtenstein". Es handelt sich um ein am Boden<br />
neben der Straße stehendes Steinkreuz. An der Beschilderung in der <strong>Landschaft</strong><br />
ist es wohl treffender als "Kulturdenkmal" benannt. Bei der <strong>Natur</strong>schutzbehörde<br />
ist der "Hirtenstein" nicht als <strong>Natur</strong>denkmal bekannt.<br />
53
Umweltbericht - <strong>Stadt</strong> <strong>Schriesheim</strong><br />
► Bäume <strong>und</strong> Baumgruppen als <strong>Natur</strong>denkmale<br />
54<br />
<strong>2.</strong> NATUR UND LANDSCHAFT<br />
Auf einem Bild von 1928 in SANDEL (1981, Bild 31) sind schon die beiden<br />
Mammutbäume in der Talstraße gegenüber der Hübsch´schen Mühle zu sehen.<br />
Sie wurden 2003 aus der Schutzverordnung herausgenommen, da sie in dem<br />
schmalen Vorgarten nahe der vielbefahrenen Talstraße durch Beschädigungen<br />
des Mauerwerks <strong>und</strong> der Pflasterung Probleme bereiten.<br />
Das Landratsamt des Rhein-Neckar-Kreises hat 1995 eine Verordnung zum<br />
Schutz von <strong>Natur</strong>denkmalen (Bäume <strong>und</strong> Baumgruppen) erlassen, die am<br />
26.01.2004 geändert wurde. Es ist eine kreisweite Sammelverordnung.<br />
Als <strong>Natur</strong>denkmale geschützte Bäume (Tab. 5) befinden sich in <strong>Schriesheim</strong> mit<br />
Ausnahme der Linde vor der Kirche auf städtischen Gr<strong>und</strong>stücken bzw. auf von<br />
der <strong>Stadt</strong> gepachteten Gr<strong>und</strong>stücken <strong>und</strong> Flächen der Straßenbauverwaltung.<br />
Die geschützten Bäume sind mit Schildern markiert.<br />
Die Linde in der Schulgasse (Lfd. Nr. 44.04) wurde 1964 anlässlich des 1200jährigen<br />
Ortsjubiläums dorthin gepflanzt, wird aber auf einige Jahre älter geschätzt.<br />
Tab. 5: Als <strong>Natur</strong>denkmale geschützte Bäume<br />
Lfd. Nr.: Name, Alter, Lage, Schutzzweck<br />
44.01 Zwei Stieleichen, ca. 1930, Fl. Nr. 7794, K 4242, Ortsausgang <strong>Schriesheim</strong><br />
Prägung der <strong>Landschaft</strong><br />
44.02 Ein Mammutbaum, ca. 1900, Fl. Nr. 880, am Madonnenberg<br />
Prägung der <strong>Landschaft</strong><br />
44.03 Eine Winterlinde, ca. 1930, Fl. Nr. 5777, am Messplatz, Talstr./Bismarckstraße<br />
Prägung des Ortsbildes, Landeskultur "Friedenslinde"<br />
44.04 Eine Winterlinde, ca. 1940, Fl. Nr. 276/1, Parkplatz Schulgasse<br />
Prägung des Ortsbildes, Landeskultur<br />
44.05 Eine Trauerweide, ca. 1950, Fl. Nr. 8050, nördl. des Sportzentrums<br />
Prägung der <strong>Landschaft</strong>, Eigenart<br />
44.06 Eine Esskastanie, ca. 1900, Fl. Nr. 731/3, Blütenweg<br />
Eigenart, Seltenheit, Prägung der <strong>Landschaft</strong><br />
44.07 Eine Winterlinde, ca. 1920, Fl. Nr. 87, südl. der evang. Kirche<br />
Prägung des Ortsbildes
<strong>2.</strong> NATUR UND LANDSCHAFT<br />
Umweltbericht - <strong>Stadt</strong> <strong>Schriesheim</strong><br />
Abb. 13: <strong>Natur</strong>denkmale Lfd. Nr. 44.04 - Winterlinde am Parkplatz Schulgasse,<br />
Lfd. Nr. 44.05 - Trauerweide am Sportzentrum<br />
► Flächenhafte <strong>Natur</strong>denkmale<br />
Schwerspatgang, Spatschlucht (Abb. 11):<br />
Die Spatschlucht verläuft west-östlich durch den südlichen Ausläufer der Hohen<br />
Waid, zwischen Weitem Tal <strong>und</strong> Martinsbachtal <strong>und</strong> stellt heute eine 6 - 7 m breite,<br />
tiefe Schlucht dar. Abbau von Schwerspat fand dort seit 1800 statt, woran<br />
zeitweise bis zu 100 Männer beteiligt waren. 1930 wurde der Abbau eingestellt<br />
(SANDEL 1981).<br />
Flächenhaftes <strong>Natur</strong>denkmal "Amphibienteich Holderbusch" (Abb. 14)<br />
Die Unterschutzstellung des als Sickerbecken mit Zufluss vom Vohbach genutzten<br />
Feuchtgebietes erfolgte per Verordnung vom 19. Juli 1978.<br />
Schutzzweck ist die Erhaltung <strong>und</strong> Förderung dieses Feuchtgebietes mit seiner<br />
reichen Amphibien- <strong>und</strong> Vogelfauna. Ein Maschendrahtzaun umgrenzt das <strong>Natur</strong>denkmal.<br />
Das Betreten ist verboten. Unzulässig ist unter anderem Tieren<br />
nachzustellen oder Tierarten einzubringen. Die Funktion als Wasserauffang- <strong>und</strong><br />
Versickerungsbecken ist davon nicht beeinträchtigt. Wasserbauliche Maßnahmen<br />
müssen die Belange des <strong>Natur</strong>schutzes berücksichtigen.<br />
Die Doppelfunktion des "Holderbusch" bringt durch ihre gegensätzlichen Zielsetzungen<br />
Probleme mit sich.<br />
55
Umweltbericht - <strong>Stadt</strong> <strong>Schriesheim</strong><br />
56<br />
<strong>2.</strong> NATUR UND LANDSCHAFT<br />
Im Frühjahr 2003 erfolgte eine Vertiefung des ersten Beckens <strong>und</strong> der nachfolgenden<br />
Verbindungsgräben, um die Funktion als Versickerungsbecken zu sichern.<br />
Wasseransammlungen auf der südlich angrenzenden Ackerfläche sollten<br />
damit vermieden werden. Die Röhrichtbestände litten unter den Maßnahmen, erholten<br />
sich aber rasch.<br />
Für die Funktion als Amphibienschutzbereich sollte immer eine Wasserfläche<br />
stehen bleiben <strong>und</strong> nicht vollständig versickern. Im besonders trockenen Frühjahr<br />
2003 blieb nur im vordersten Becken ein Tümpel bestehen.<br />
Die Brombeeren an der Umzäunung sollen jedes Jahr vor Beginn der Vegetationsperiode<br />
zurückgeschnitten werden.<br />
Die hohen Weiden im Holderbusch bewirken eine stärkere Beschattung der angrenzenden<br />
Obstbaufläche, was zu Konflikten führt. Ein Rückschnitt der Weiden<br />
ist auch aus <strong>Natur</strong>schutzsicht regelmäßig nötig.<br />
Der umgebende Zaun wird immer wieder mutwillig durchlöchert oder heruntergetreten,<br />
was dazu führt, dass sich Personen unerlaubt darin aufhalten <strong>und</strong> ihren<br />
Müll dort zurücklassen.<br />
Im Haushaltsplan 2004 waren für Maßnahmen im Holderbusch 500 € vorgesehen.<br />
Abb. 14: Amphibienteich Holderbusch
<strong>2.</strong> NATUR UND LANDSCHAFT<br />
Schwedenschanze:<br />
Umweltbericht - <strong>Stadt</strong> <strong>Schriesheim</strong><br />
Die Schwedenschanze ist nach der Amtlichen Kreisbeschreibung (STAATLICHE<br />
ARCHIVVERWALTUNG 1970, S. 803) "eine merkwürdige, bisher ungedeutete<br />
Anlage", die ein von Porphyrbrocken umgebenes Trapez von 50 auf 30 m<br />
Durchmesser bildet. Ein Halsgraben mit nachfolgender breiter Berme trennt sie<br />
vom Berg ab. Die vorgeschichtliche <strong>und</strong> geschichtliche Bedeutung ist noch nicht<br />
vollständig geklärt.<br />
Unterhalb der Schwedenschanze bietet sich eine herrliche Aussicht auf die<br />
Rheinebene. Eine von einem Blitzeinschlag gekennzeichnete Akazie mit einer<br />
R<strong>und</strong>bank <strong>und</strong> eine Schutzhütte des Odenwaldklubs machen den Rastplatz beliebt.<br />
Die Aussichtsplattform steht z.T. auf offenliegendem Fels. Der nordöstliche<br />
steile Abhang bildet einen besonderen Vegetationsstandort.<br />
<strong>2.</strong><strong>2.</strong>4.8 Geschützte Grünbestände<br />
Geschützte Grünbestände nach § 25 NatSchG können Grünflächen, Parkanlagen,<br />
Gehölze <strong>und</strong> Schutzpflanzungen sein, die für den <strong>Natur</strong>haushalt, für die<br />
Nutzung der <strong>Natur</strong>güter, die Naherholung oder als Lebensstätten für Tier- <strong>und</strong><br />
Pflanzenwelt von Bedeutung sind. Für sie gilt eine Veränderungssperre.<br />
Die Zuständigkeit für die Ausweisung von geschützten Grünbeständen liegt bei<br />
den Gemeinden. Die anerkannten <strong>Natur</strong>schutzverbände sind anzuhören.<br />
<strong>Schriesheim</strong> hat bisher keine geschützten Grünbestände ausgewiesen.<br />
<strong>2.</strong><strong>2.</strong>4.9 Besonders geschützte Biotope (§ 24 a - Biotope, § 30 Waldbiotope)<br />
Eine Biotopkartierung nach dem Biotopschutzgesetz (1991) sollte in den Jahren<br />
1992 bis 1997 durchgeführt werden.<br />
Eine Biotopschutzkommission prüfte die Kartierungen.<br />
Sie bezieht sich für das Offenland auf die in § 24a des <strong>Natur</strong>schutzgesetzes genannten<br />
Biotope. Sie sind geschützt, ohne dass ein weiterer Umsetzungsakt erforderlich<br />
ist. Die aufgr<strong>und</strong> der Kartierungen von den Unteren <strong>Natur</strong>schutzbehörden<br />
zu erstellenden Listen <strong>und</strong> Karten haben nur deklaratorischen Charakter.<br />
In den besonders geschützten Biotopen gilt eine weitgehenden Veränderungsverbot.<br />
Verboten sind alle Handlungen, die zu einer Zerstörung oder nachhaltigen<br />
Beeinträchtigung führen können.<br />
Während der Offenlegung wurden sieben Bedenken <strong>und</strong> Anregungen an das<br />
Landratsamt weitergleitet. Nach Prüfung der Unteren <strong>Natur</strong>schutzbehörde erfolgte<br />
die endgültige Anfertigung von Karten <strong>und</strong> Listen 200<strong>2.</strong><br />
57
Umweltbericht - <strong>Stadt</strong> <strong>Schriesheim</strong><br />
58<br />
<strong>2.</strong> NATUR UND LANDSCHAFT<br />
Die Kartierung in <strong>Schriesheim</strong> <strong>und</strong> Erstellung des Kartenwerkes erfolgten im Jahr<br />
1995 bis 1998 durch das Büro für Ökologie <strong>und</strong> Umweltplanung Merz <strong>und</strong> Plessing<br />
(Heidelberg). Die Finanzierung erfolgte durch das Land.<br />
In <strong>Schriesheim</strong> sind 175 besonders geschützte Biotope kartiert worden. Ihre ungefähre<br />
Verteilung <strong>und</strong> Lage ist in Abb. 10 dargestellt. Sie umfassen eine Gesamtfläche<br />
von 65,5 ha. Als größtes Gebiet, das 22 Teilflächen enthält, sind mit<br />
9,38 ha Trockenmauern am Kuhberghang genannt. Im Katzenbachtal (Abb. 15)<br />
werden in drei Abschnitten zusammen 5,9 ha als besonders geschützt klassifiziert.<br />
Abb. 15: Katzenbachtal<br />
<strong>Natur</strong>nahe Bachabschnitte des Kanzelbachs stellen weitere größere Biotopflächen<br />
dar, die wegen ihrer Seggen- <strong>und</strong> Binsenreichen Nasswiesen, naturnahen<br />
Auwäldern, Quellbereichen, Hochstaudenfluren <strong>und</strong> Rieden schützenswert sind.<br />
Feldgehölze in Hanglage östlich <strong>Schriesheim</strong>s umfassen ebenfalls größere Bereiche.<br />
Zudem sind Feldgehölze mit 2,66 ha an den Autobahnzubringern als<br />
schützenswerte Biotope kartiert.<br />
Probleme traten z.B. im Zuge eines Hausneubaus am Branich auf, wo Biotopflächen<br />
durch Aufschüttungen überdeckt <strong>und</strong> somit zerstört wurden. Trotz Vorgaben<br />
des Landratsamtes erfolgten über ein Jahr nicht die geforderten Renaturierungsmaßnahmen.
<strong>2.</strong> NATUR UND LANDSCHAFT<br />
Umweltbericht - <strong>Stadt</strong> <strong>Schriesheim</strong><br />
Für die Waldbereiche fand die Biotopkartierung 1992/1993 durch die Forstliche<br />
Versuchs- <strong>und</strong> Forschungsanstalt Freiburg statt. 1999 folgte eine Überarbeitung.<br />
Ihr liegt ein modifizierter Kartierungsschlüssel zugr<strong>und</strong>e.<br />
Gr<strong>und</strong>lage ist hierfür § 30 des Landeswaldgesetzes.<br />
Die festgelegten Biotope sind bei einer Fortführung der geregelten Forstwirtschaft<br />
wie bisher nicht gefährdet. Auch stellt der Forst keine Beeinträchtigung<br />
seines Wirtschaftens fest. Daher bestanden keine Einwendungen der <strong>Stadt</strong>verwaltung<br />
gegen die Biotope.<br />
In <strong>Schriesheim</strong>er Gebiet sind ca. 38 Waldbiotope aufgelistet mit insgesamt etwa<br />
130 ha Fläche.<br />
<strong>2.</strong><strong>2.</strong>5 <strong>Landschaft</strong>spflegemaßnahmen durch die <strong>Stadt</strong>verwaltung<br />
Nur durch Pflege können die Kulturlandschaft <strong>und</strong> die vorwiegend durch anthropogene<br />
Nutzung entstandenen vielfältigen Biotope erhalten werden. Feuchtwiesen<br />
oder Halbtrockenrasen, die sich erst durch menschliche Nutzung entwickeln<br />
konnten, müssen z.B. regelmäßig gemäht werden, um ein "Verbuschen" oder<br />
"Verwalden" zu verhindern. Streuobstwiesen gehen verloren, wenn Wiesen- <strong>und</strong><br />
Baumschnitt aufgegeben werden.<br />
Der Unterhalt von Wiesen ist jedoch auch ein finanzielles Problem, wie schon in<br />
Akten des <strong>Stadt</strong>archivs vom Jahr 1969 berichtet wurde: „.. da die Erhaltung einer<br />
Wiese, die nicht mit dem Motormäher gemäht werden könne <strong>und</strong> vielleicht noch<br />
nicht einmal gutes Futter trage, für die <strong>Stadt</strong> zu aufwendig sei “.<br />
Zu Beginn der 1970er Jahre sind <strong>Landschaft</strong>spflegemaßnahmen am <strong>Schriesheim</strong>er<br />
Tal <strong>und</strong> Katzenbachtal durchgeführt worden. Hier sollten die ungepflegten<br />
Wiesen durch Forstarbeiter gemäht <strong>und</strong> Buschwerk entfernt werden. Eigentümer,<br />
welche keine Einverständniserklärung dazu abgegeben hatten, mussten durch<br />
Ersatzvornahme Strafen zahlen (0,75 DM pro Ar gemähte Wiese bzw. 6,00 DM<br />
pro St<strong>und</strong>e Arbeitszeit). Gr<strong>und</strong>lage war das Landwirtschafts- <strong>und</strong> Landeskulturgesetz<br />
von 197<strong>2.</strong><br />
Das Mähgut sollte bis im September an Ort <strong>und</strong> Stelle verrotten, "... da allein das<br />
Abräumen des Schnittgutes die zweifachen Kosten wie für das Mähen verursacht“.<br />
Weitere Teilflächen wurden 1973 in Zusammenarbeit mit dem Forstamt<br />
gemäht, wofür die Eigentümer 0,75 DM pro Ar zahlen mussten. Sämtliche Eigentümer<br />
waren einverstanden <strong>und</strong> trugen die entstehenden Kosten.<br />
59
Umweltbericht - <strong>Stadt</strong> <strong>Schriesheim</strong><br />
Offenhalten des Katzenbachtals<br />
60<br />
<strong>2.</strong> NATUR UND LANDSCHAFT<br />
Seit 2000 führt die <strong>Stadt</strong>verwaltung im Katzenbachtal Pflegemaßnahmen durch.<br />
Zuschüsse des Landkreises über die <strong>Landschaft</strong>spflegerichtlinie übernahmen jeweils<br />
die Hälfte der Kosten. Sie beliefen sich wie folgt (umgerechnet in Euro <strong>und</strong><br />
ger<strong>und</strong>et):<br />
Tab. 6: Kosten <strong>und</strong> Zuschüsse für Pflegemaßnahmen im Katzenbachtal<br />
Jahr Antragshöhe Abgerechnete<br />
Summe<br />
Zuschüsse<br />
2000 28.469 € 20.769 € 10.382 €<br />
2001 11.999 € 15.696 € 6.785 €<br />
2002 10.538 € 10.538 € 5.377 €<br />
2003 11.000 € 5.180 € <strong>2.</strong>590 €<br />
2004 11.000 € - -<br />
Summe (o. 2004) 6<strong>2.</strong>006 € 5<strong>2.</strong>183 € 25.044 €<br />
Im Jahr 2000 fanden neben Mähen auch Erstpflegemaßnahmen wie Rodungen<br />
statt, weshalb die Ausgaben höher waren. 2003 entfiel ein Teil der zu bearbeitenden<br />
Fläche, da bereits zuvor privat gemäht worden war. Die Arbeiten wurden<br />
2003 von den Forstarbeitern durchgeführt.<br />
Im Haushaltsplan 2004 waren 8.000 € für Pflegemaßnahmen im Katzenbachtal<br />
vorgesehen.<br />
Madonnenberg<br />
Der Madonnenberg ist ein südwestexponierter, zum Teil sehr steiler, waldfreier<br />
Hang nördlich <strong>Schriesheim</strong>s im Taleinschnitt des Vohbachs. Durch besondere<br />
Klimagunst, Gestein <strong>und</strong> Böden sowie die ursprüngliche Nutzungsentwicklung<br />
entstand hier ein besonderer Standort für Pflanzen- <strong>und</strong> Tierwelt. Seit etwa 1832<br />
sind Terrassen mit Stützmauern aus <strong>Natur</strong>steinen angelegt.<br />
Parallel zur Nutzung als Weinberg standen auch die Verwendung als Obstplantage<br />
oder Weide. Zudem wurden auch "exotische" Gehölze angepflanzt wie der<br />
Mammutbaum.<br />
Der Madonnenberg (Abb. 16) liegt im <strong>Landschaft</strong>sschutzgebiet, einige Bereiche<br />
sind als § 24a-Biotope geschützt.
<strong>2.</strong> NATUR UND LANDSCHAFT<br />
Umweltbericht - <strong>Stadt</strong> <strong>Schriesheim</strong><br />
Abb. 16: Madonnenberg mit Mammutbaum (<strong>Natur</strong>denkmal Lfd. Nr. 44.02)<br />
Die heutige Nutzung ist mehrteilig. Im obersten Abschnitt (über dem Grasweg)<br />
befindet sich ein privater Weinberg. 1989 hat das Land Baden-Württemberg große<br />
Teile des Geländes angekauft <strong>und</strong> an die <strong>Stadt</strong> <strong>Schriesheim</strong> verpachtet. Diese<br />
Bereiche sind weinbaulich genutzt (etwa ein Viertel der Fläche) oder unter <strong>Natur</strong>schutzaspekten<br />
gepflegte Flächen.<br />
Der Verein Historischer Weinbau Madonnenberg existiert sei 1989. Er hat nach<br />
historischem Vorbild einen Weinberg neu angelegt, ein Anschauungsobjekt zur<br />
Demonstration früherer Arbeitsweisen (SCHÜTZ 1991a).<br />
Die Nutzung als Weinberg unterstützt den Erhalt des <strong>Landschaft</strong>sbildes gegenüber<br />
einer Aufgabe von Flächen <strong>und</strong> der damit eintretenden Verbuschung <strong>und</strong><br />
Zurückbildung zu Wald. Auch die ökologisch bedeutenden Mauern, z.T. als Trockenmauern<br />
ausgebildet, werden dadurch erhalten.<br />
Streitpunkt war eine Holzhütte, die 1999 entfernt werden musste <strong>und</strong> 2001 an<br />
geeigneterer Stelle <strong>und</strong> in kleinerer Form wieder erstellt wurde (s. ABELE 2000,<br />
2001, 2002). Weiterer Diskussionspunkt ist die Verwendung von Spritzmitteln<br />
<strong>und</strong> Kunstdünger.<br />
In WIEN et al. (2003) wird auf die Ansiedlung einiger typischer Weinbergspflanzen<br />
in diesem Bereich hingewiesen.<br />
61
Umweltbericht - <strong>Stadt</strong> <strong>Schriesheim</strong><br />
62<br />
<strong>2.</strong> NATUR UND LANDSCHAFT<br />
Für die Flächen in den tieferen Hangbereichen (etwa 17.000 m²) wurde ein Pflege-<br />
<strong>und</strong> Entwicklungsplan erstellt (PLESSING, AUER, ADAM 1994). Maßnahmen<br />
sind vor allem das Mähen einzelner, festgelegter Flächen zu bestimmten Zeitpunkten,<br />
um unterschiedliche Biotope zu erhalten oder weiter auszubilden. So<br />
können die Brombeere oder die Kanadische Goldrute weitgehend zurückgedrängt<br />
werden, die ansonsten große Flächen überwuchern. Die Ausbildung von<br />
artenreichen Magerrasen <strong>und</strong> Wiesen wird gefördert.<br />
Die Kosten für das Mähen <strong>und</strong> Entfernen des Grünschnitts durch Fremdfirmen<br />
tragen zur Hälfte Eigentümer (Land Baden-Württemberg) <strong>und</strong> Pächter. In der<br />
Ausführung der Pflegemaßnahmen kommt es immer wieder zu Problemen, nicht<br />
zuletzt durch die Steillage bedingt, die einiges an Handarbeit erfordert.<br />
Der angelegte Teich (Abb. 17) musste wegen übermäßigem Nährstoffeintrag <strong>und</strong><br />
demzufolge zu starkem Algenwachstum saniert werden <strong>und</strong> wird weiter gepflegt.<br />
Probleme verursacht die Nutzung des Teiches als H<strong>und</strong>etränke oder H<strong>und</strong>ebad,<br />
was jedes Mal Zerstörungen an Vegetation <strong>und</strong> Tierwelt verursacht.<br />
Auch wurden widerrechtlich einige Fische eingesetzt. Ihre Wirkung auf die vorhandenen<br />
Pflanzen- <strong>und</strong> Tierarten ist nicht abzuschätzen.<br />
Abb. 17: Teich am Madonnenberg<br />
Die Erhaltung der Trockenmauern ist ein gravierendes Problem. Sie wurden bei<br />
den Erstpflegemaßnahmen wieder errichtet bzw. restauriert <strong>und</strong> dabei nicht vollständig<br />
als ökologisch wertvolle Trockenmauern angelegt. Historisch sind jedoch<br />
ebenfalls mit Mörtel verfugte Bereiche vorhanden.
<strong>2.</strong> NATUR UND LANDSCHAFT<br />
Umweltbericht - <strong>Stadt</strong> <strong>Schriesheim</strong><br />
Die Mauern sind z.T. auf anstehendem Granit errichtet. Das Felsmaterial verwittert<br />
u.a. durch Frostsprengung, so dass die darüber stehenden Mauern irgendwann<br />
keinen festen "Unterbau" mehr haben <strong>und</strong> nachbrechen. Für den Erhalt der<br />
Trockenmauern ist die <strong>Stadt</strong> <strong>Schriesheim</strong> zuständig <strong>und</strong> kann dafür keine Zuschüsse<br />
bekommen.<br />
Ein Ärgernis sind immer wieder auftretende Schäden durch Wildschweine. 2003<br />
wurden große Bereiche, insbesondere in der Talaue, völlig "umgepflügt". Die betroffenen<br />
Flächen konnten in diesem Zustand nicht mehr gemäht werden, die bereits<br />
entwickelte Vegetation wurde weitgehend zerstört. Entschädigungen bzw.<br />
die Wiederherstellung der Flächen ist schwierig zu erreichen. Groß angelegte<br />
Bejagungsaktionen (wie im Winter/Frühjahr 2004) sollen Abhilfe bringen.<br />
In neun Jahren wurden insgesamt etwa 110.000 € für Maßnahmen am Madonnenberg<br />
ausgegeben, 53.362 € wurden an Zuschüssen ausgezahlt (s. Tab. 7).<br />
Zur besseren Vergleichbarkeit erfolgt die Angabe in € umgerechnet (ger<strong>und</strong>et).<br />
Tab. 7: Kosten <strong>und</strong> Zuschüsse für Pflegemaßnahmen am Madonnenberg<br />
Jahr Ausgaben (€) Zuschüsse (€)<br />
1995 14.949 7.475<br />
1996 8.117 4.058<br />
1997 18.350 7.516<br />
1998 11.665 5.832<br />
1999 11.123 5.561<br />
2000 1<strong>2.</strong>139 6.070<br />
2001 16.208 8.104<br />
2002 8.178 4.089<br />
2003 9.314 4.657<br />
Summe 110.043 53.362<br />
Im Haushaltsplan 2004 wurden für Maßnahmen am Madonnenberg 8.200 € angegeben.<br />
63
Umweltbericht - <strong>Stadt</strong> <strong>Schriesheim</strong><br />
<strong>2.</strong><strong>2.</strong>6 Öffentliche <strong>und</strong> private <strong>Natur</strong>schutzarbeit<br />
64<br />
<strong>2.</strong> NATUR UND LANDSCHAFT<br />
Als aktiven <strong>Natur</strong>schutzverband gibt es die Ortsgruppe <strong>Schriesheim</strong> des BUND.<br />
Sie plant im Frühjahr die Schutzmaßnahmen zur Amphibienwanderung, d. h.<br />
Aufstellen <strong>und</strong> Abbau von Schutzzäunen <strong>und</strong> Organisation der freiwilligen Helfer.<br />
Eine Übernahme von Pflegearbeiten an der Branichstaffel wurde vereinbart.<br />
Einige Streuobstflächen <strong>und</strong> Wiesen werden bewirtschaftet, auch besitzt der<br />
BUND ein unter <strong>Natur</strong>schutz-Aspekten gepflegtes Gr<strong>und</strong>stück am Ölberghang.<br />
Es ist jedoch schwierig, für Pflegeaktionen genügend Helfer zu aktivieren.<br />
Die AG Wanderfalken hat an einer Steinbruchwand am Ölberg eine Nistgelegenheit<br />
anbringen lassen <strong>und</strong> kümmert sich um die Einhaltung der Kletterbestimmungen<br />
zur Brutzeit.<br />
Ehrenamtlicher Kreisbeauftragter für <strong>Natur</strong>schutz <strong>und</strong> <strong>Landschaft</strong>spflege ist zur<br />
Zeit Herr Dr. Wachter. Er wird über alle umweltrelevanten Vorhaben im Bereich<br />
informiert <strong>und</strong> gibt fachliche Stellungnahmen für das Landratsamt als Untere <strong>Natur</strong>schutzbehörde<br />
ab.<br />
Ehrenamtliche <strong>Natur</strong>schutzwarte, die jeweils für fünf Jahre vom Landratsamt bestellt<br />
werden, sind für <strong>Schriesheim</strong> derzeit Herr Edelmann, Herr Mohr <strong>und</strong> Herr<br />
Fontius. Sie überwachen Schutzgebiete <strong>und</strong> weisen Besucher auf richtiges Verhalten<br />
hin.<br />
Initiative "Lebendige Bergstraße"<br />
Der Nachbarschaftsverband hat 2003 eine Initiative ins Leben gerufen, um der<br />
zunehmenden Aufgabe der Nutzung von Flächen <strong>und</strong> damit drohender Verbuschung<br />
der Bergstraßenlandschaft entgegenzuwirken. Unter dem Motto "Lebendige<br />
Bergstraße" sollen mit den betroffenen Gemeinden konkrete Maßnahmenmöglichkeiten<br />
<strong>und</strong> Aktionen erarbeitet werden.<br />
Schutzgebietskonzeption<br />
Die Bezirksstelle für <strong>Natur</strong>schutz <strong>und</strong> <strong>Landschaft</strong>spflege (BNL) in Karlsruhe hat<br />
für den Bereich Bergstraße-Odenwald eine Schutzgebietskonzeption erarbeiten<br />
lassen (DEMUTH et al 2002). Auch für einige <strong>Schriesheim</strong>er Flächen wird eine<br />
Änderung des Schutzstatus vorgeschlagen. Für das Weite Tal <strong>und</strong> seine Seitentäler<br />
wird eine Ausweisung als NSG empfohlen, ebenso für Madonnenberg, Branichhang,<br />
Drei Buchen <strong>und</strong> Rohrwiese, Katzenbachtal mit Leopoldsgr<strong>und</strong> <strong>und</strong><br />
Drachendelle.
<strong>2.</strong> NATUR UND LANDSCHAFT<br />
<strong>2.</strong><strong>2.</strong>7 Weitere Tätigkeiten der <strong>Stadt</strong>verwaltung<br />
Umweltförderprogramm<br />
Umweltbericht - <strong>Stadt</strong> <strong>Schriesheim</strong><br />
Im Umweltförderprogramm der <strong>Stadt</strong> <strong>Schriesheim</strong> wurden 1995 <strong>und</strong> 1996 zusammen<br />
1.806 € für die sog. "Obstbaumaktion" verwendet. Jedes neu eingeschulte<br />
Kind erhielt einen Obstbaumgutschein, um in <strong>Schriesheim</strong> einen Baum<br />
zu pflanzen.<br />
1996 <strong>und</strong> 1997 wurden fünf Dachbegrünungen <strong>und</strong> eine Fassadenbegrünung mit<br />
insgesamt <strong>2.</strong>707 € bezuschusst.<br />
Diese Fördermaßnahmen wurden jedoch wieder aufgegeben, teils wegen mangelnder<br />
Anerkennung, teils wegen mangelndem Interesse.<br />
Pflege- <strong>und</strong> Entwicklungsplan Branich (PEP)<br />
Als Ausgleichsfläche für das Baugebiet Nord ist neben weiteren Flächen eine 1,2<br />
ha große Fläche am Branich ("Branichstaffel") vorgesehen.<br />
Kennzeichnend sind südexponierte, steile Hanglage mit dadurch bedingter hoher<br />
Sonneneinstrahlung. Oft liegt der anstehende Granitfelsen frei, sonst ist die Bodenauflage<br />
gering. Es handelt sich um einen extremen Trockenstandort mit der<br />
Ausbildung von heute selten gewordenen Mager- <strong>und</strong> Trockenrasen. Da nicht<br />
mehr wie früher Beweidung, Obstbau oder Weinbau erfolgen, besteht die Gefahr<br />
der Verbuschung.<br />
Besonders bedeutend sind Vorkommen der Küchenschelle (Pulsatilla vulgaris),<br />
deren Population am Branich als das größte Vorkommen an der Bergstraße angesehen<br />
werden kann. Zunehmend bedroht das Zuwuchern durch Brombeeren<br />
<strong>und</strong> andere Gehölze die lichtliebenden Standorte – sie müssen durch Offenhalten<br />
der Flächen gezielt erhalten werden.<br />
Schützenswerte Biotoptypen sind „Trockenrasen <strong>und</strong> Magerrasen basenreicher<br />
Standorte“, „natürliche offene Felsbildungen“, „Gebüsche trockenwarmer Standorte“<br />
<strong>und</strong> „Saumvegetation trockenwarmer Standorte“. Bedeutend sind besonders<br />
die vorhandenen seltenen <strong>und</strong> gefährdeten Pflanzen- <strong>und</strong> Tierarten, die hohe<br />
Strukturvielfalt, die hohe Artenvielfalt <strong>und</strong> die hohe Bedeutung für das <strong>Landschaft</strong>sbild.<br />
Die Branichstaffel ist als „Gebiet von regionaler Bedeutung“ eingestuft,<br />
eine Ausweisung als flächenhaftes <strong>Natur</strong>denkmal empfohlen.<br />
Im Pflege <strong>und</strong> Entwicklungsplan sind Entwicklungsziele ausgearbeitet <strong>und</strong> konkrete<br />
Pflege- <strong>und</strong> Entwicklungsmaßnahmen detailliert festgelegt (AUER et al.<br />
2003). Mit den Maßnahmen sollte noch 2004 begonnen werden.<br />
65
Umweltbericht - <strong>Stadt</strong> <strong>Schriesheim</strong><br />
<strong>2.</strong><strong>2.</strong>8 Öffentliches Grün <strong>und</strong> private Gärten<br />
66<br />
<strong>2.</strong> NATUR UND LANDSCHAFT<br />
Grünflächen machen mit 37,82 ha etwa 1,19 % der Gemarkungsfläche aus (nach<br />
FNP, s. Tab. 48). Sie verteilen sich wie folgt:<br />
• "Sonstige Grünflächen" 14,8 ha 0,47 %<br />
• Sportplätze 16,6 ha 0,52 %<br />
• Friedhöfe 3,6 ha 0,11 %<br />
• Dauerkleingärten 2,8 ha 0.09 %<br />
► Städtische Grünflächen<br />
Ein Teil der gärtnerischen Pflege städtischer Grünanlagen wird vergeben. Die<br />
durchzuführenden Arbeiten sind genau bezeichnet, dazu gehört eine Flächenübersicht.<br />
Die fremdvergebenen Arbeiten betreffen vor allem die Grünflächen westlich der B<br />
3 <strong>und</strong> sind im "Leistungsverzeichnis für Pflege- <strong>und</strong> Unterhaltungsarbeiten von<br />
öffentlichen Grünflächen" (<strong>Stadt</strong> <strong>Schriesheim</strong>, <strong>Stadt</strong>bauamt 2003) dokumentiert.<br />
Zusammengefasst werden folgende Arbeiten unterschieden:<br />
- Rasen mähen (7600 m²), Mulchschnitt, Spindelmäher, auf 4 - 5 cm Höhe<br />
etwa alle zwei Wochen<br />
- Wiesen mähen 2 - 3 mal (Juni - Oktober), Balkenmäher, auf 8 - 10 cm<br />
Höhe, Entfernen des Mähguts. An Böschungsflächen des Kanzelbachs z.<br />
T. mit Motorsense<br />
- Gehölzflächen <strong>und</strong> Strauchpflanzungen ausmähen, 1 - 2 mal, Motorsense/Balkenmäher<br />
- Falls Maßnahmen zur Schädlingsbekämpfung erforderlich werden, sind<br />
diese zuvor anzuzeigen <strong>und</strong> mit dem Arbeitgeber abzustimmen.<br />
- Schneiden von Gehölzen, Strauchrosen, Einzelsträuchern, Hecken, Bodendeckern<br />
- Roden von Brombeeren (einmal) <strong>und</strong> Japanischem Staudenknöterich<br />
(dreimal)<br />
- Herbstlaub entfernen<br />
- Steine, Müll <strong>und</strong> Unrat absammeln <strong>und</strong> - als Eigentum der Firma - sachgerecht<br />
entsorgen
<strong>2.</strong> NATUR UND LANDSCHAFT<br />
Bedarfspositionen sind:<br />
Umweltbericht - <strong>Stadt</strong> <strong>Schriesheim</strong><br />
- Entfernen von unerwünschtem Aufwuchs aus Fugen von<br />
<strong>Natur</strong>steinschichtungen auf Spielplätzen <strong>und</strong> aus Gehölzflächen<br />
- Spielplatzflächen (Sand) säubern von Laub, Unrat, Müll, gröberen <strong>und</strong><br />
scharfkantigen Steinen<br />
- Säubern von Parkplatz- <strong>und</strong> Wegeflächen (9.260 m²) von unerwünschtem<br />
Kraut- <strong>und</strong> Grasbewuchs aus Fugen, durch mechanische Bearbeitung mit<br />
einem speziellen Wildkrautbesen<br />
- Baumdüngung, festgelegte Menge mit vorgeschriebenem NPK-Dünger<br />
pflanzlicher Herkunft, frei von wasserlöslichen Stickstoffdüngern <strong>und</strong><br />
schwermetallhaltigem Ledermehl<br />
- Mulchen (500 m²) mit gütegesichertem Rindenmulch (RAL)<br />
- Wässern von Hochstammbäumen (166 Stück) bei Bedarf bei lang anhaltend<br />
trockener Witterung. Wasser kann aus dem Kanzelbach entnommen<br />
werden. Jeder Bewässerungsdurchgang ist rechtzeitig anzukündigen <strong>und</strong><br />
darf nur nach vorheriger Abstimmung durchgeführt werden<br />
Pflanzenlieferungen müssen bestimmten Gütebestimmungen entsprechen, ebenso<br />
die zum Einpflanzen verwendete Komposterde.<br />
Chemische Unkrautbekämpfung ist in der Fertigstellungspflege nicht gestattet.<br />
Insgesamt sind für 30.940 m² (ohne Bedarfspositionen) Arbeiten beschrieben,<br />
zudem für <strong>2.</strong>400 lfdm Maßnahmen.<br />
Für die Pflege von angrenzenden Grünflächen der Mehrzweckhalle <strong>und</strong> des<br />
Schulzentrums sind die Hausmeister zuständig.<br />
Bei den von städtischen Mitarbeitern durchgeführten Grünpflegemaßnahmen<br />
wird auf das Abflammen von unerwünschtem Beiwuchs verzichtet. Als praktikabler<br />
erwiesen sich Abmähen mit Fadenmäher oder Ausreißen bzw. -hacken.<br />
Gedüngt werden Rosenbeete <strong>und</strong> Rasenanlagen, wobei es für den Sportplatz einen<br />
eigenen Düngeplan gibt.<br />
Herbizide (derzeit Glyphosat) werden selten angewendet, da meist die oben beschriebenen<br />
mechanischen Maßnahmen ausreichen. Am ehesten wird im Bereich<br />
der Kieswege auf dem Friedhof <strong>und</strong> am Sportplatz ein Unkrautvernichtungsmittel<br />
angewendet.<br />
Bewässerung erfolgt nur bei Notwendigkeit infolge entsprechender Witterung.<br />
67
Umweltbericht - <strong>Stadt</strong> <strong>Schriesheim</strong><br />
68<br />
<strong>2.</strong> NATUR UND LANDSCHAFT<br />
Vorhandene Laubsauger werden nicht mehr eingesetzt. Gebläse kommen dagegen<br />
zum Einsatz. Das eingesammelte Laub <strong>und</strong> anderer Grünschnitt wird bis zur<br />
Entsorgung auf dem Gelände des ehemaligen städtischen Häckselplatzes am<br />
Bauhof zwischengelagert <strong>und</strong> nach Bedarf zerkleinert (s. Abfall). Der feinere Teil<br />
wird auch recycelt.<br />
Problematisch sind die an/in manchen Grünanlagen zahlreich vorhandenen H<strong>und</strong>ehaufen<br />
(siehe Kap. 10).<br />
Einige Pflegearbeiten werden ehrenamtlich durch Bürgerinnen <strong>und</strong> Bürger bzw.<br />
Organisationen durchgeführt, z. B. Pflege der Bepflanzung auf dem Pausenhof<br />
der Strahlenberger Gr<strong>und</strong>schule / Zehntkellerdach, Grünanlage Ecke Kurpfalzstr.<br />
/ Ladenburger Str, an der Landstraße.<br />
Im Eingemeindungsvertrag wird geregelt, dass Ursenbach weiter selbständig für<br />
die Grün- <strong>und</strong> Parkanlagen zuständig ist, der Gemeinderat der Gesamtstadt aber<br />
über die Finanzmittel verfügt.<br />
<strong>Stadt</strong>bäume<br />
Die <strong>Stadt</strong> <strong>Schriesheim</strong> lässt die Bäume auf städtischen Gr<strong>und</strong>stücken regelmäßig<br />
von einer Fachfirma kontrollieren, verstärkt in Bereichen, an denen das Alter<br />
oder der Zustand der Bäume problematisch sein könnte. Seit 2003 werden die<br />
begutachteten Bäume vom Büro Plessing in ein Baumverzeichnis aufgenommen.<br />
Es beinhaltet den genauen Standort, den Zustand des Baumes <strong>und</strong> beschreibt<br />
nötige Pflegemaßnahmen. Eine Markierung der Bäume mit Metallringen<br />
stellt ihre Wiedererkennung in der <strong>Natur</strong> sicher.<br />
Ein Baumkataster des gesamten <strong>Stadt</strong>gebietes, einschließlich privater Bäume,<br />
existiert nicht.<br />
Es gibt keine Baumschutzsatzung. Anregungen der Umweltbeauftragten wurden<br />
vom Gemeinderat bereits abgelehnt. Als Begründung stand weniger der Sinn einer<br />
solchen Satzung im Vordergr<strong>und</strong>, sondern die Schwierigkeit einer Überprüfung<br />
der Einhaltung der darin genannten Vorschriften. Zu befürchten sind auch<br />
Nachbarschaftszwiste.<br />
Über die Bestimmungen zum Schutz wildlebender Tiere (Baumfällverbot in der<br />
Vegetationsperiode) wird regelmäßig von der Umweltstelle zu den entsprechenden<br />
Zeiten im Mitteilungsblatt hingewiesen.<br />
2002/2003 wurden an der Landstraße/B 3 einige Mehlbeeren als neue Straßenbäume<br />
gepflanzt. Neben Standfestigkeit <strong>und</strong> schmaler Krone war für die Auswahl
<strong>2.</strong> NATUR UND LANDSCHAFT<br />
Umweltbericht - <strong>Stadt</strong> <strong>Schriesheim</strong><br />
eine schöne Blüte im Frühjahr ausschlaggebend. Eine Unterpflanzung folgte<br />
nach.<br />
Auch am Schlittweg erfolgten Neupflanzungen.<br />
2004 stehen Arbeiten im Baugebiet Nord, einschließlich der Ausgleichsmaßnahmen,<br />
im Vordergr<strong>und</strong>.<br />
Sportflächen<br />
Sie umfassen 16,6 ha <strong>und</strong> damit 0,52 % der Gemarkungsfläche.<br />
Ein 1958 in den "mittleren Wiesen" durch die Gemeinde angelegter Sportplatz<br />
wurde 1965/1968 durch das "Sporthaus" erweitert. In den 1970er Jahren erfolgte<br />
auf diesem Gelände der Bau der Mehrzweckhalle (STAATLICHE<br />
ARCHIVVERWALTUNG 1970).<br />
Die Bewässerung des <strong>Schriesheim</strong>er Sportplatzes, wie auch der angrenzenden<br />
Tennisplätze, erfolgt durch Gr<strong>und</strong>wasser aus einem Tiefbrunnen.<br />
In Altenbach wurde 1933 ein Sportplatz auf der "Kipp" erstellt. 1972 wurden die<br />
Zufahrt von der Kreisstraße sowie die Parkplätze asphaltiert, 1981 eine Beregnungsanlage<br />
installiert (GROSS 2002). Seit 2003 gibt es einen Kunstrasenplatz.<br />
Eine Kart-Trainingsanlage auf dem Sportgelände Kipp war seit 2000 geplant. Zunächst<br />
besaß der Platz einen Schotterbelag. Im Herbst 2004 erfolgte die Asphaltierung<br />
des Trainingsplatzes. Die negativen ökologischen Auswirkungen der Versiegelung<br />
werden durch die Ableitung des anfallenden Regenwassers im benachbarten<br />
Waldbereich nur bedingt reduziert.<br />
Friedhöfe<br />
Sie umfassen 3,62 ha, was 0,11 % der Gemarkungsfläche entspricht.<br />
Unkrautvernichtungsmittel wird selten <strong>und</strong> wenn, dann nur auf den Kieswegen<br />
eingesetzt. Zumeist reicht eine mechanische Bearbeitung.<br />
Der Friedhof Altenbach oberhalb der Kapelle besteht seit 1869. 1913 wurde eine<br />
Friedhofsordnung aufgestellt (GROSS 2002). 1972 übernahm die <strong>Stadt</strong> <strong>Schriesheim</strong><br />
mit der Eingemeindung die Friedhofspflege.<br />
In Ursenbach wurde 1878 wurde der im Osten gelegene Friedhof ausgebaut.<br />
1977 wurden die meisten Gräber abgeräumt <strong>und</strong> neu angelegt, da er "einen verwilderten<br />
Eindruck machte" (GROSS 2003).<br />
69
Umweltbericht - <strong>Stadt</strong> <strong>Schriesheim</strong><br />
Öffentliche Spielplätze<br />
70<br />
<strong>2.</strong> NATUR UND LANDSCHAFT<br />
In Ursenbach <strong>und</strong> in Altenbach (Zehntbergstraße) gibt es jeweils einen öffentlichen<br />
Spielplatz, in <strong>Schriesheim</strong> sieben: Steinachstraße, Mozartstraße, Conradstraße,<br />
St.-Wolfgang-Straße, Weinbergsweg, Fensenbäumen (Süd), Fensenbäumen<br />
(Nord).<br />
Ein Spielplatz auf dem Branich kann aufgr<strong>und</strong> des Fehlens von geeignetem Gelände<br />
nicht verwirklicht zu werden.<br />
Umweltaspekte sind neben der Bepflanzung verwendete Gestaltungsmaterialien,<br />
landschaftstypische Gestaltung unter Berücksichtigung vorhandener Bodenqualität<br />
<strong>und</strong> Oberflächenmodellierung, Beschaffenheit <strong>und</strong> Pflege des Sandes sowiedie<br />
Erreichbarkeit bzw. Entfernung der Spielplätze.<br />
Vom Planungsbüro Plessing wurde 2003 eine Bestandsaufnahme <strong>und</strong> Bewertung<br />
von Zustand <strong>und</strong> Ausstattung der Spielplätze erarbeitet mit Vorschlägen für<br />
Umgestaltungen <strong>und</strong> Erweiterungen.<br />
Für den Spielplatz Steinachstraße liegt eine Studienarbeit (WINK) mit Vorschlägen<br />
zur Umgestaltung vor, die in die Planungen mit eingeflossen sind.<br />
Zur Prüfung <strong>und</strong> gegebenenfalls Optimierung der Spielplätze soll die Arbeit einer<br />
durch den Gemeinderat einberufene Spielplatzkommission (seit Januar 2003)<br />
dienen. Mitglieder sind in ersten Linie <strong>Stadt</strong>räte, Bauamtsvertreter, (die Jugendsozialarbeiterin),<br />
Kindergarten- <strong>und</strong> Elternvertreter.<br />
Ein Kritikpunkt war die Bepflanzung mit zum Teil nicht einheimischen Nadelbäumen<br />
<strong>und</strong> Sträuchern. Eine vielfältigere Bodengestaltung mit Kies, Kiessand,<br />
Sand, Rasen oder Mulch wurde angeregt.<br />
Die Anzahl der Spielplätze wird für das <strong>Stadt</strong>gebiet als zu gering angesehen<br />
(Protokoll der Sitzung vom 15.1.2003).<br />
Als Entfernungsrichtwerte gelten:<br />
- Kinder unter sechs Jahren: bis 200 m Fußweg, Ruf- <strong>und</strong> Sichtweite zur<br />
Wohnung<br />
- Sechs- bis Zwölfjährige: bis 400 m Fußweg, Quartier<br />
- Über Zwölfjährige: bis 1000 m Fußweg, Ortsteil<br />
Folgende giftige Pflanzen dürfen nicht vorhanden sein: Pfaffenhütchen (Euonymus<br />
europäus), Seidelbast (Daphne mezereum), Stechpalme (Ilex aquifolium)<br />
<strong>und</strong> Goldregen (Laburnum anagyroides). Auf stark dornige <strong>und</strong> stachlige Pflanzen<br />
wird ebenfalls verzichtet, um die Verletzungsgefahr zu vermindern.
<strong>2.</strong> NATUR UND LANDSCHAFT<br />
Umweltbericht - <strong>Stadt</strong> <strong>Schriesheim</strong><br />
Sand wird bei Bedarf nachgefüllt, aber nicht regelmäßig ausgetauscht. Es wird<br />
vielmehr versucht, ihn sauber zu halten, um eine Vermehrung von Keimen zu erschweren.<br />
Eine Überprüfung durch Analysen ist nicht vorgeschrieben <strong>und</strong> erfolgt<br />
nicht. Die Spielgeräte werden regelmäßig auf ihre Sicherheit überprüft.<br />
Wöchentlich erfolgt eine Säuberung der Spielplätze durch die städtischen Mitarbeiter,<br />
wobei die Wege gekehrt, der Sand gerecht <strong>und</strong> die Papierkörbe geleert<br />
werden.<br />
► Private Gärten<br />
Dauerkleingärten befinden sich auf 2,8 ha Fläche, entsprechend 0,09 % der Gemarkungsfläche.<br />
Über private Gärten ist nichts amtliches bekannt.<br />
In der Umweltberatungsstelle der <strong>Stadt</strong> wurden bei Anfragen von Bürgern Ratten<br />
<strong>und</strong> Wildschweine als Probleme genannt.<br />
<strong>2.</strong><strong>2.</strong>9 Bewertung <strong>und</strong> potenzielle Maßnahmen<br />
► Bewertung<br />
<strong>Schriesheim</strong> besitzt aufgr<strong>und</strong> der geologischen Entwicklung, der Böden <strong>und</strong> des<br />
Klimas eine große Vielzahl an <strong>Natur</strong>räumen <strong>und</strong> damit auch unterschiedlichen<br />
Lebensräumen für Flora <strong>und</strong> Fauna.<br />
Geologische Besonderheiten sind neben dem nach der <strong>Stadt</strong> benannten<br />
<strong>Schriesheim</strong>it die Zeugen bergbaulicher Nutzung sowie geologische Erscheinungsformen<br />
wie z. B. Blockmeere.<br />
Böden sind auch in <strong>Schriesheim</strong> durch Baumaßnahmen <strong>und</strong> dabei erfolgende<br />
Abtragungen, Auftragungen, Umlagerungen, Verdichtungen <strong>und</strong> sonstige Veränderungen<br />
sowie durch Schadstoffeinträge über Luft, Wasser <strong>und</strong> die Verwendung<br />
schadstoffhaltiger Stoffe in ihrer Funktionsfähigkeit gefährdet.<br />
Die Beeinflussung des Klimas durch den Menschen über die Wirkung von Luftschadstoffen<br />
ist inzwischen unumstritten. Der anthropogen verstärkte Treibhauseffekt<br />
hat eine (bereits beobachtete) Klimaerwärmung zur Folge. Die Auswirkungen<br />
in Zukunft sind trotz vieler wissenschaftlicher Prognosen noch nicht abzusehen.<br />
Eine Zunahme von extremen Wetterereignissen (Stürme, Starkregen, Trockenperioden)<br />
zeichnet sich ab.<br />
71
Umweltbericht - <strong>Stadt</strong> <strong>Schriesheim</strong><br />
72<br />
<strong>2.</strong> NATUR UND LANDSCHAFT<br />
Eine Bewertung der Tier- <strong>und</strong> Pflanzenwelt ist schwierig, da es keine zusammenfassende<br />
Darstellung für <strong>Schriesheim</strong> gibt <strong>und</strong> auch keine Entwicklung bestimmter<br />
Artenvorkommen <strong>und</strong> Individuenzahlen dokumentiert ist.<br />
In den Einzelgutachten zeigen sich allerdings einige beachtenswerte Vorkommen<br />
seltener <strong>und</strong> /oder geschützter Tier- <strong>und</strong> Pflanzenarten, die nicht nur die jetzigen<br />
Schutzgebiete betreffen.<br />
Als bedeutende Flächen zeichnen sich insbesondere der Madonnenberg, die<br />
Branichstaffel <strong>und</strong> die vom Verwalden bedrohten Seitentälchen des Kanzelbachs<br />
aus sowie die Kanzelbachaue selbst. Auch in den Weinbergen finden sich aufgr<strong>und</strong><br />
ihrer sonnenexponierten Lage besondere Biotope wie Trockenmauern.<br />
Es besteht eine Zweiteilung der <strong>Schriesheim</strong>er Flächen in intensiv genutzte Ebene<br />
<strong>und</strong> höher gelegene Waldbereiche mit Siedlungslücken, in denen sich sogar<br />
Schutzgebietskategorien überschneiden (NSG, FFH-Gebiet, LSG, <strong>Natur</strong>park),<br />
während in der Ebene nur einzelne Bäume <strong>und</strong> besonders geschützte Biotope (§<br />
24 a) zu finden sind.<br />
Lage <strong>und</strong> Schutzstatus der nach § 24a NatSchG besonders geschützten Biotope<br />
sind in der Bevölkerung wenig bekannt. Der Erhalt ihres Zustandes ist zu sichern,<br />
was in manchen Fällen Maßnahmen gegen Veränderungen durch Sukkzession<br />
erfordert. Dies dürfte den meisten privaten Gr<strong>und</strong>stückseigentümern nicht bekannt<br />
sein.<br />
Die <strong>Landschaft</strong>spflege ist neben einem organisatorischen vor allem auch ein finanzielles<br />
Problem. Zuschüsse für Pflegemaßnahmen z. B. über die <strong>Landschaft</strong>spflegerichtlinie<br />
oder den <strong>Natur</strong>park sind begrenzt.<br />
Im Vergleich zu anderen Städten des Landkreises sind in <strong>Schriesheim</strong> relativ<br />
wenig Bäume geschützt.<br />
Durch die angespannte Finanzlage der öffentlichen Hand wird ehrenamtliches<br />
Engagement wichtiger. Das Aufstellen von Ruhebänken, Müllsammelaktionen,<br />
die Betreuung der Krötenwanderung sowie die Übernahme von Grünpflege sind<br />
begrüßenswerte Maßnahmen von einzelnen Bürgerinnnen <strong>und</strong> Bürgern, Vereinen<br />
u. a. Organisationen.
<strong>2.</strong> NATUR UND LANDSCHAFT<br />
► Maßnahmen:<br />
Umweltbericht - <strong>Stadt</strong> <strong>Schriesheim</strong><br />
Fördermaßnahmen des Landes <strong>und</strong> des Kreises sollten weiterhin genutzt werden.<br />
Zudem ist darauf hinzuarbeiten, dass sie beibehalten <strong>und</strong> ausgebaut werden.<br />
Die <strong>Stadt</strong>verwaltung kann verstärkt zur Mitwirkung von <strong>Natur</strong>schutzverbänden<br />
<strong>und</strong> anderen Ehrenamtlichen, auch Vereinen <strong>und</strong> Schulklassen anregen. Koordination,<br />
Organisation <strong>und</strong> Anweisungen zu längerfristigen Maßnahmen <strong>und</strong> Einzelaktionen,<br />
z. B. für Müllsammelaktionen <strong>und</strong> Grünpflege sind nötig. Es könnten<br />
auch Baum- <strong>und</strong> Bachpatenschaften initiiert werden. Arbeitsgemeinschaften zu<br />
Umweltthemen an Schulen können angeregt <strong>und</strong> durch Fachinformationen unterstützt<br />
werden.<br />
Schutzgebietsausweisungen können erweitert werden), was nur in Zusammenarbeit<br />
mit BNL bzw. Landratsamt möglich ist (Vorschläge bietet z. B. die Schutzgebietskonzeption<br />
der BNL, DEMUTH ET AL. 2002).<br />
Die Verbindung von isolierten Biotopflächen ist anzustreben, d. h. Biotopvernetzung.<br />
Ein fachlich f<strong>und</strong>iertes Biotopvernetzungskonzept könnte entwickelt werden.<br />
Die Umsetzung solcher Konzepte ist jedoch schwierig <strong>und</strong> scheitert meist<br />
am Vorrang anderer Nutzungen.<br />
Die Situation durch illegales Parken auf den Zugangswegen zum <strong>Natur</strong>schutzgebiet<br />
"Ölberg" muss verbessert werden, wozu verschiedene Möglichkeiten in der<br />
Diskussion sind (Absperrpfosten bzw. Schranke mit Schlüsseln für Weinbergseigentümer,<br />
Versperren des Seitenstreifens durch Baumstämme, Pfosten u.a.).<br />
Die Sicherung der Steinbruchoberkante am Ölberg ist weiter zu prüfen bzw. zu<br />
verbessern.<br />
Maßnahmen der Luftreinhaltepolitik sind zu unterstützen <strong>und</strong> umzusetzen, das<br />
Energiecontrolling städtischer Liegenschaften durch die KliBA ist daher von nicht<br />
zu unterschätzender Bedeutung (s. Kap. 6)<br />
Die Mitgliedschaft im Geopark darf nicht nur auf dem Papier stehen, sondern<br />
sollte Anlass sein, sich geeignet darzustellen mit Informationen <strong>und</strong> Aktionen zur<br />
<strong>und</strong> durch die <strong>Stadt</strong> <strong>Schriesheim</strong>.<br />
Vorkommen des <strong>Schriesheim</strong>its sollten - sofern überhaupt noch vorhanden - geschützt<br />
werden.<br />
Geologische Aufschlüsse <strong>und</strong> Gebilde wie Blockmeere sollten für Interessierte<br />
(vgl. SCHWEIZER, KRAATZ 1982) auf aktuellem Stand verzeichnet, beschrieben<br />
73
Umweltbericht - <strong>Stadt</strong> <strong>Schriesheim</strong><br />
74<br />
<strong>2.</strong> NATUR UND LANDSCHAFT<br />
<strong>und</strong> zugänglich gehalten, gleichzeitig aber auch geschützt werden (vor Müllablagerung,<br />
Verbuschung, Zerstörung durch Klettern <strong>und</strong> ähnlichem). Dazu könnten<br />
Kenntnisse der Förster, Mithilfe des Geoparks, anzufertigende Diplomarbeiten<br />
oder Oberstufenschülerarbeiten dienen.<br />
Der schonende Umgang mit Böden sollte auch bei baulichen Maßnahmen der<br />
<strong>Stadt</strong>verwaltung beachtet werden, da sie eine Vorbildfunktion erfüllt. Beauftragte<br />
Firmen könnten speziell auf diesen Aspekt des Umweltschutzes hingewiesen<br />
werden.<br />
Verminderter Schadstoffeintrag in Böden über Luft <strong>und</strong> Wasser kann nur durch<br />
Wasser- <strong>und</strong> Luftreinhaltung erreicht werden.<br />
Zur Reduzierung der Erosionsgefährdung der Böden in den Hangbereichen<br />
durch Abschwemmung bei starken Regengüssen kommt einer rücksichtsvollen<br />
landwirtschaftlichen <strong>und</strong> gärtnerischen Bodenbearbeitung eine große Rolle zu.<br />
Anregungen können an Landwirte <strong>und</strong> Hobbygärtner gegeben werden, Hochstammobstbäume<br />
oder Hecken zu pflanzen, Steinhäufen oder -riegel am Rande<br />
von Feldern oder Gärten anzulegen, Greifvogelansitze aufzustellen, Vogelnistkästen<br />
<strong>und</strong> Fledermauskästen aufzuhängen etc.<br />
Sollten die freiwilligen <strong>Landschaft</strong>spflegemaßnahmen der <strong>Stadt</strong>verwaltung nicht<br />
mehr fortgeführt werden können, sind zur Sicherstellung der Vorbildfunktion zumindest<br />
die Wiesen auf städtischen Gr<strong>und</strong>stücken zu mähen. Die betroffenen Eigentümer<br />
sollten darauf hingewiesen werden - wie bereits in den 70er Jahren<br />
geschehen - dass das freiwillige Mähen durch die <strong>Stadt</strong> entfällt <strong>und</strong> dazu aufgefordert<br />
werden, wieder entsprechend ihrer Pflicht selbst zu mähen. In den folgenden<br />
Jahren sollte die Wiederaufnahme der Pflegemaßnahmen überprüft werden.<br />
Das vorhandene Baumverzeichnisses <strong>und</strong> die Pflege zum Erhalt von Bäumen auf<br />
städtischen Gr<strong>und</strong>stücken muss fortgeführt werden.<br />
Die Bedeutung von Bäumen <strong>und</strong> geschützten Bereichen sollte in der Öffentlichkeit<br />
herausgestellt werden, z. B. durch die Erstellung eines Faltblattes oder Broschüre<br />
der geschützten Bäume <strong>und</strong> Bereiche, durch Führungen oder Vorträge<br />
auch an Kindergärten <strong>und</strong> Schulen.<br />
Patenschaften zum Erhalt von Streuobstbäumen <strong>und</strong> Nutzung von ansonsten<br />
nicht verwendetem Obst über eine Art "Börse" wären denkbar.<br />
In der Grünpflege der <strong>Stadt</strong>verwaltung sollte, wie bereits weitgehend praktiziert,<br />
auf Abbrennen von unerwünschtem Beiwuchs gr<strong>und</strong>sätzlich verzichtet werden,
<strong>2.</strong> NATUR UND LANDSCHAFT<br />
Umweltbericht - <strong>Stadt</strong> <strong>Schriesheim</strong><br />
da mit dem "Unkraut" auch Bodenorganismen zerstört werden. Als Alternative ist<br />
mechanische Bearbeitung vorzuziehen.<br />
Ein Aufruf im Amtsblatt könnte um Meldung bekannter Fledermausquartiere, insbesondere<br />
Wochenstuben, bitten. Beobachtungen bzw. Totf<strong>und</strong>e können der<br />
Koordinierungsstelle für Fledermausschutz im <strong>Natur</strong>k<strong>und</strong>emuseum Karlsruhe<br />
(Frau Braun) bzw. an den BUND Heidelberg (Frau Heinz) mitgeteilt werden.<br />
75
Umweltbericht - <strong>Stadt</strong> <strong>Schriesheim</strong><br />
<strong>2.</strong>3 Landwirtschaft <strong>und</strong> Weinbau<br />
<strong>2.</strong>3.1 Rechtliche Gr<strong>und</strong>lagen<br />
76<br />
<strong>2.</strong> NATUR UND LANDSCHAFT<br />
• MEKA-Programm der EU<br />
• EG-Verordnung Nr. 1257/1999 über die Förderung der Entwicklung des ländlichen<br />
Raumes durch den europäischen Ausrichtungs- <strong>und</strong> Garantiefonds für<br />
die Landwirtschaft (EAFGL)<br />
• EWG-Ökoverordnung 2092/91 (ökologischer Landbau)<br />
• Düngemittelgesetz (B<strong>und</strong>, 1977, 2001)<br />
• Düngemittelverordnung (DüMV B<strong>und</strong>, 2003)<br />
• Düngeverordnung (B<strong>und</strong>, 1996, 2003)<br />
• Öko-Landbaugesetz (ÖLG, B<strong>und</strong> 2002)<br />
• Gesetz zum Schutz der Kulturpflanzen, Pflanzenschutzgesetz (PflSchG, B<strong>und</strong><br />
1998, 2004)<br />
• Klärschlammverordnung (AbfKlärV 1992, 2003)<br />
• Gesetz zur Umsetzung der Agrarreform (2004)<br />
• Verordnung über Anwendungsverbote für Pflanzenschutzmittel, Pflanzenschutz-Anwendungsverordnung<br />
(B<strong>und</strong> 1992, 2003)<br />
• Verordnung über Pflanzenschutzmittel <strong>und</strong> Pflanzenschutzgeräte, Pflanzenschutzmittelverordnung<br />
(B<strong>und</strong> 1998, 2003)<br />
• Pflanzenschutz-Sachk<strong>und</strong>everordnung (B<strong>und</strong> 1987, 2001)<br />
• Landwirtschafts- <strong>und</strong> Landeskulturgesetz (B.-W., LLG, 1972, 2004)<br />
• Pflanzenschutz-Durchführungsverordnung (B.-W. 1987, 2004)<br />
• Pflanzenschutz-Sachk<strong>und</strong>eprüfungsverordnung (B.-W. <strong>und</strong> 1988, 2004)<br />
• Pflanzenschutzgeräte-Verordnung (B.-W. 2003)<br />
• Erneuerbare Energien-Gesetz, Biomasseverordnung (2001)<br />
• Schutzgebietsausgleichverordnung (SchALVo)<br />
• Verwaltungsvorschrift des Ministeriums für Ernährung <strong>und</strong> Ländlichen Raum<br />
über Maßnahmen des <strong>Natur</strong>schutzes <strong>und</strong> der <strong>Landschaft</strong>spflege im Flurneuordnungsverfahren<br />
(VwV Flurneuordnung <strong>und</strong> <strong>Natur</strong>schutz 2002)
<strong>2.</strong> NATUR UND LANDSCHAFT<br />
<strong>2.</strong>3.2 Weinbau<br />
Umweltbericht - <strong>Stadt</strong> <strong>Schriesheim</strong><br />
Das <strong>Landschaft</strong>sbild der Bergstraße wird entscheidend vom Weinbau geprägt,<br />
der eine große historische Bedeutung hat.<br />
Der Weinbau wurde von den Galliern ins heutige Deutschland gebracht <strong>und</strong> wird<br />
hier seit etwa 2000 Jahren betrieben (JACOB 1997). Mitte des 19. Jh. führten<br />
Schädlinge <strong>und</strong> Krankheiten wie Reblaus, "echter Mehltau" <strong>und</strong> "Blattfallkrankheit"<br />
zu einem starken Rückgang der Rebflächen (STAATLICHE<br />
ARCHIVVERWALTUNG 1970). Mitte der 1930er Jahre hatte man mit der Einführung<br />
der Pfropfrebe die Reblaus besiegt <strong>und</strong> mit Pflanzenbehandlungsmitteln<br />
Waffen gegen die Pilzkrankheiten entdeckt. Neue Edelsorten <strong>und</strong> Erziehungsmethoden<br />
wurden ausprobiert.<br />
In <strong>Schriesheim</strong> wird seit 1231 in der Lage Kuhberg Weinbau betrieben (SANDEL<br />
1981). Hier reicht der Weinbau sogar bis zu einer Höhe von 250 m ü. NN. Dies<br />
ist durch die südwestexponierte Lage <strong>und</strong> die guten Lössböden möglich. Bedeutung<br />
hatte der Wein in <strong>Schriesheim</strong> auch als "Zehntwein".<br />
In <strong>Schriesheim</strong> gibt es seit 1930 eine Winzergenossenschaft. Durch Gemeinsamkeiten<br />
in Anbau, Erzeugung <strong>und</strong> Vermarktung von Wein bieten sich Vorteile<br />
gegenüber Großwinzern (JACOB 1997). Die Weine werden größtenteils nicht<br />
selbst <strong>und</strong> vor Ort ausgebaut, sondern der Most wird zu weiterverarbeitenden<br />
Genossenschaftskellereien gebracht, hier dem Badischen Winzerkeller Breisach.<br />
<strong>Schriesheim</strong> gehört zum Weinbaugebiet "Badische Bergstraße".<br />
Die Großlage Rittersberg zieht sich von Laudenbach bis Heidelberg hin.<br />
<strong>Schriesheim</strong>er Einzellagen sind Kuhberg, Schlossberg <strong>und</strong> Madonnenberg.<br />
Weinbau wird im Rhein-Neckar-Kreis zu 80 % von Nebenerwerbswinzern betrieben.<br />
Die wirtschaftliche Situation hat sich seit den 1970er Jahren verschlechtert.<br />
Abhilfe sollte die 1990 eingeführte Flächenertragsbegrenzung bringen. Sie legte<br />
Obergrenzen für die Vermarktungsmenge pro Hektar fest mit dem Ziel, eine dauerhafte<br />
Markt- <strong>und</strong> Preisstabilität wiederzuerlangen.<br />
Im September 1998 ist die Weinberglage Kuhberg zwischen Kuhbergweg <strong>und</strong><br />
Steinschleife in das Sonderprogramm des Landes Baden-Württemberg für Steillagen<br />
aufgenommen worden (ABELE 1999, S. 223).<br />
77
Umweltbericht - <strong>Stadt</strong> <strong>Schriesheim</strong><br />
<strong>2.</strong>3.<strong>2.</strong>1 Anbausituation <strong>und</strong> Entwicklung der Rebfläche<br />
78<br />
<strong>2.</strong> NATUR UND LANDSCHAFT<br />
Eine alte Regel besagt, dass der Winzer siebzehnmal um jeden Weinstock gehen<br />
muss, bevor er ernten kann. Das zeigt, wie arbeitsintensiv Weinbau ist. Die<br />
Pflege der Sonderkultur hat in einigen Aspekten Einfluss auf die Umwelt.<br />
Zur Qualitätssteigerung wird darauf geachtet, bestimmte Sorten auf dafür geeigneten<br />
Flurstücken anzubauen, was je nach Besonnungsverhältnissen, Bodenverhältnissen,<br />
Geländeneigung variieren kann. Stärkerer Schnitt <strong>und</strong> Wegnahme<br />
einzelner Trauben sowie der optimale Zeitpunkt der Ernte haben entscheidenden<br />
Einfluss auf die Qualität. Der von der Winzergenossenschaft aufgestellte Leseplan<br />
gibt Zeitpunkte <strong>und</strong> Form der Traubenlese in den einzelnen Lagen <strong>und</strong> für<br />
die einzelnen Sorten vor.<br />
Im Sommer droht Pilzbefall (durch Peronospora, Oidium), gegen den meist mehrfach<br />
Spritzmittel angewendet werden. Mulchen hält das Unkraut nieder.<br />
Am Fuß der Reben wird (Anfang Mai) der Aufwuchs von Gras <strong>und</strong> unerwünschten<br />
Kräutern durch Spritzen von Herbiziden unterb<strong>und</strong>en. Sie dringen nur bei direktem<br />
Auftrag über die Blattoberflächen ein <strong>und</strong> schädigen das Chlorophyll. Der<br />
Weinstock kann nichts davon über die Wurzeln aufnehmen (mündl. Auskunft:<br />
Winzergenossenschaft <strong>Schriesheim</strong>).<br />
Zum Schutz der Trauben vor Vogelfraß findet Staren- <strong>und</strong> Amselvertreibung<br />
durch gelegentliches Schießen mit einer Schreckschusspistole statt.<br />
Rebschutznetze, die den ganzen Weinberg überdecken <strong>und</strong> in denen sich Tiere,<br />
besonders Vögel, verfangen können, werden nicht mehr verwendet. Statt dessen<br />
werden nur die traubentragenden oberen Teile der Rebzeilen mit Seidenbespannung<br />
versehen, einem Gewebe, das nicht als Tierfalle wirkt (mündl. Auskunft<br />
Winzergenossenschaft <strong>Schriesheim</strong>).<br />
Zur Zeit der Lese bzw. nach dem Keltern werden etwa zwei LKW am Tag in<br />
<strong>Schriesheim</strong> beladen <strong>und</strong> fahren nach Breisach (mündl. Auskunft: Winzergenossenschaft<br />
<strong>Schriesheim</strong>).<br />
Der Anfallende Trester wird zur Bodenverbesserung wieder auf landwirtschaftlich<br />
genutzte Flächen ausgebracht.<br />
Bodenabschwemmung ist, seitdem die Rebgassen begrünt werden, nur bei neu<br />
angelegten Weinbergen ein Problem.<br />
Rückstandskontrollen werden unangekündigt <strong>und</strong> stichprobenweise durchgeführt.<br />
Dabei werden z. B. Spritzproben <strong>und</strong> Blattproben entnommen <strong>und</strong> analysiert.<br />
In der Rebe dürfen keinerlei chemische Rückstände nachweisbar sein.
<strong>2.</strong> NATUR UND LANDSCHAFT<br />
Umweltbericht - <strong>Stadt</strong> <strong>Schriesheim</strong><br />
Bewässerung war bisher in <strong>Schriesheim</strong> nicht nötig <strong>und</strong> wurde nicht praktiziert.<br />
Bei der zu erwartenden globalen Klimaerwärmung wird im Zuge der Rebflurneuordnung<br />
vermutlich eine Tröpfchenbewässerung vorgesehen werden. Dies stellt<br />
eine den Wasserverbrauch niedrig haltende <strong>und</strong> gezielt steuerbare Methode dar,<br />
die bereits andernorts mit Erfolg praktiziert wird.<br />
Früher war Bewässerung sogar ganz verboten, wegen der "Gefahr" unmäßiger<br />
Mengensteigerung.<br />
2003 lag die Menge der von den Genossenschaftswinzern geernteten Trauben<br />
bei 863.000 kg (78 kg pro Ar), 2004 vermutlich bei über einer Million kg.<br />
Für die Entwicklung der Rebflächen liegen unterschiedliche Daten vor. Dies beruht<br />
hauptsächlich auf abweichenden Erhebungsmethoden <strong>und</strong> Auswahlkriterien,<br />
die z.T. nicht nachvollziehbar waren. Die Daten sind daher nicht direkt vergleichbar.<br />
Da sie z.T. eine unterschiedliche Entwicklungstendenz der Rebflächen aufzeigen,<br />
sollen sie hier parallel dargestellt werden.<br />
Tab 8: Entwicklung der Rebfläche (in Hektar) in <strong>Schriesheim</strong>, Nennungen aus verschiedenen<br />
Quellen.<br />
Quellen: Deutscher Weinbaufonds (mündl. Auskunft Ordnungsamt <strong>Schriesheim</strong>),<br />
Staatliches Weinbauinstitut Freiburg (bestockte Rebfläche von Winzern<br />
mit über 1 ar), Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, Landesinformationssystem<br />
(Rebland von landwirtschaftlichen Betrieben mit über 2 ha landwirtschaftlich<br />
genutzter Fläche oder Mindesterzeugungseinheiten, 1979 ohne Rebbrache,<br />
danach mit (www.statistik-bw.de/srdb/)).<br />
Rebfläche (ha)<br />
Deutscher<br />
Weinbaufonds<br />
Rebfläche (ha)<br />
Staatl. Weinbauinstitut<br />
Rebfläche (ha)<br />
Statistisches<br />
Landesamt<br />
1979 1991 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003<br />
-<br />
-<br />
52<br />
-<br />
-<br />
75<br />
97,5<br />
100,7<br />
97,3<br />
99,8<br />
97,3<br />
96,5<br />
Beim Deutschen Weinbaufonds in Wiesbaden werden die veranlagten Rebflächen<br />
gemeldet, Änderungen müssen von den Winzern mitgeteilt werden (mündl.<br />
Auskunft: Ordnungsamt). Demnach haben die Rebflächen von 1999 bis 2003<br />
kontinuierlich um 5,11 ha abgenommen. Besonders fällt eine Flächenreduzierung<br />
zwischen 1999 <strong>und</strong> 2000 (1,4 ha) <strong>und</strong> von 2000 bis 2001 (1,67 ha) auf.<br />
Mögliche Gründe sind neben schlechter wirtschaftlicher Lage (Verkaufssituation/Preise)<br />
auch persönliche Motive wie das Alter der Eigentümer.<br />
Die Angaben des Statistischen Landesamtes basieren auf den Bodennutzungshaupterhebungen,<br />
in denen nur landwirtschaftliche Betriebe mit mindestens 2 ha<br />
96,6<br />
97,1<br />
96,3<br />
97,5<br />
95,7<br />
98,0<br />
76<br />
94,3<br />
99,0<br />
92,6<br />
100,0<br />
92,6<br />
99,7<br />
92,4<br />
99,6<br />
83<br />
79
Umweltbericht - <strong>Stadt</strong> <strong>Schriesheim</strong><br />
80<br />
<strong>2.</strong> NATUR UND LANDSCHAFT<br />
landwirtschaftlich genutzter Fläche (oder Mindesterzeugungseinheiten) berücksichtigt<br />
sind. Kleinere Betriebe <strong>und</strong> Hobbywinzer sind darin nicht enthalten. Zudem<br />
ist 1979 keine Rebbrache berücksichtigt, während diese Flächen 1991,1999<br />
<strong>und</strong> 2001 dazu gezählt wurden, was ebenfalls das Bild verfälscht. Zwischen 1999<br />
<strong>und</strong> 2003 ist hier eine Zunahme der Rebflächen um 7 ha verzeichnet. Eventuell<br />
lässt dies darauf schließen, dass mehr kleinere Winzer ohne landwirtschaftlichen<br />
Betrieb ihre Flächen zugunsten größerer landwirtschaftlicher Betriebe aufgegeben<br />
haben.<br />
Die Daten des Staatlichen Weinbauinstituts beruhen auf jährlichen Auskünften<br />
über Fragebögen durch die einzelnen Winzer (über 1 ar). Demnach ging zwischen<br />
1994 <strong>und</strong> 1996 die bestockte Rebfläche um etwa 5 ha zurück. Nachfolgend<br />
ist bis 2001 eine Zunahme der Fläche auf wiederum etwa 100 ha zu erkennen.<br />
Seit 2001 erfolgte nur eine leichte Abnahme.<br />
Nach den Rebenaufbauplänen des Regierungspräsidiums betrugen die Rebflächen<br />
(inkl. Wege <strong>und</strong> Böschungen) in <strong>Schriesheim</strong> 1989 154,8 ha (SCHÜTZ<br />
1991a). Trotz Abzügen von der Gesamtfläche von 20-30 % zum Erhalt der Nettofläche<br />
liegen die resultierenden 109 bis 124 ha wesentlich über den in der Tabelle<br />
angegebene Werten.<br />
Seit 1997 finden jährlich Weinwanderungen statt, organisiert von Verkehrsverein<br />
<strong>und</strong> Winzergenossenschaft. Sie haben inzwischen etwa jährlich 1.000 Teilnehmer.<br />
Im Zuge der Rebflurneuordnung ist auch an die Anlage eines Weinlehrpfades<br />
gedacht (mündl. Auskunft: Winzergenossenschaft <strong>Schriesheim</strong>).<br />
<strong>2.</strong>3.<strong>2.</strong>2 Rebflurneuordnung<br />
Nach dem Zweiten Weltkrieg erfolgte ein Neuaufbau des Weinbaus mit Hilfe von<br />
Rebflurbereinigungen. Sie sorgten für Zugangswege, Abwassersysteme <strong>und</strong> damit<br />
für die Ermöglichung einer Bearbeitung mit moderner Weinbautechnik.<br />
Im Rhein-Neckar-Kreis sind die Rebflächen bis auf wenige Ausnahmen an der<br />
nördlichen Bergstraße alle nach dem Krieg bis etwa 1970 flurbereinigt worden.<br />
Die Umgestaltungen der Rebflur waren vorsichtig <strong>und</strong> weniger radikal, so dass<br />
sie keine Kritik hervorgerufen haben (SCHÜTTLER 1991).<br />
Die am Kuhberg geplante Rebflurneuordnung soll die Benutzbarkeit der Wege<br />
sichern <strong>und</strong> die längerfristige Bearbeitbarkeit der Weinberge sichern.
<strong>2.</strong> NATUR UND LANDSCHAFT<br />
Umweltbericht - <strong>Stadt</strong> <strong>Schriesheim</strong><br />
Nur wenn die Weinberge weiter genutzt werden, kann das <strong>Landschaft</strong>sbild erhalten<br />
bleiben. Auf brachliegenden Flurstücken siedeln sich durch die natürliche<br />
Vegetationsentwicklung zunehmend Sträucher, Büsche <strong>und</strong> Bäume an.<br />
Weinbau an sich stellt zwar eine intensiv - auch mit chemischen Mitteln - bearbeitete<br />
Monokultur dar, kann aber eine vielfältige Begleitflora <strong>und</strong> -fauna aufweisen.<br />
Der Kuhberghang weist einige ökologisch bedeutende Besonderheiten auf. Er<br />
gehört zum <strong>Landschaft</strong>sschutzgebiet, zum Vogelschutzgebiet der <strong>Natur</strong>a 2000<br />
<strong>und</strong> es kommen einige besonders geschützte Biotope nach § 24 a NatSchG vor.<br />
Insbesondere die für Weinberge typischen Trockenmauern sind extreme (durch<br />
Besonnung <strong>und</strong> Trockenheit) <strong>und</strong> daher seltene Standorte für Pflanzen <strong>und</strong> Tiere.<br />
Als Naherholungsraum nahe des Wahrzeichens der <strong>Stadt</strong> - der Strahlenburg -<br />
spielt die Hangzone mit zum Spazieren geeigneten Wegen eine große Rolle.<br />
Der Erfolg <strong>und</strong> die Akzeptanz einer Rebflurneuordnung - mit der Chance, vom alten<br />
negativen Image der Flurbereinigung als Kahlschlag wegzukommen - wird<br />
sich auch an der Berücksichtigung ökologischer Belange <strong>und</strong> dem Wiedererkennen<br />
der "neuen" <strong>Landschaft</strong> messen lassen müssen.<br />
Positive Aspekte wären, dass bei weiterem Abstand der Rebzeilen als bisher der<br />
Einfluss von Sonne <strong>und</strong> Wind stärker werden <strong>und</strong> dadurch weniger Pflanzenbehandlungsmittel<br />
notwendig sind.<br />
Eine Berücksichtigung ökologischer Belange könnte als Maximalforderungen<br />
enthalten:<br />
- Erhalt bzw. Wiederherstellung von Trockenmauern im derzeitigen Umfang<br />
(Länge/Höhe)<br />
- Sicherstellung <strong>und</strong> Zwischenlagerung der alten Mauersteine, um sie für<br />
neue Mauern wiederverwenden zu können<br />
- Organische, der <strong>Landschaft</strong>sform angepasste Wegführung<br />
- Flächensicherung für Grünzüge mit Gehölzen, Stauden <strong>und</strong> Sträuchern<br />
für Bienen, Schmetterlinge <strong>und</strong> Vögel<br />
- Mindestflächenanteile an Streuobstwiesen ("blühende Bergstraße") bzw.<br />
einzelnen Bäumen<br />
- Berücksichtigung ökologischer Belange bei der Erstellung der Wege- <strong>und</strong><br />
Bewässerungskonzepte<br />
- Schaffung von Waldrandvegetation am Übergang zum Wald<br />
- Verminderung der Bodenverluste/Staubentwicklung während der Arbeiten<br />
durch Feuchthalten <strong>und</strong> Abdecken des gelagerten Bodenmaterials<br />
81
Umweltbericht - <strong>Stadt</strong> <strong>Schriesheim</strong><br />
<strong>2.</strong>3.3 Landwirtschaft<br />
82<br />
<strong>2.</strong> NATUR UND LANDSCHAFT<br />
Landwirtschaft ist ein ausschlaggebender Faktor zur Prägung des <strong>Landschaft</strong>sbildes.<br />
Würde der Mensch nicht den Boden bearbeiten, bestünde ein einheitlicheres<br />
Bild mit nahezu flächendeckendem Waldbewuchs.<br />
Landwirtschaft produziert die Nahrungsgr<strong>und</strong>lagen des Menschen. Produktion<br />
von Genussmitteln wie Tabak, Zierpflanzen <strong>und</strong> von nachwachsenden Rohstoffen<br />
sind weitere Aufgaben der Landwirtschaft.<br />
Durch zu intensive Nutzung kann es allerdings zu negativen Umweltauswirkungen<br />
kommen wie zu hohem Nitratgehalt im Gr<strong>und</strong>wasser <strong>und</strong> Rückständen von<br />
Pflanzenbehandlungsmitteln in Boden, Wasser <strong>und</strong> Nahrung.<br />
Diskutiert werden kann über das "wie". Artgerechte, "naturnahe" Tierhaltung <strong>und</strong><br />
ökologischer Anbau sind entsprechende Schlagworte. Ihre Produkte erreichen<br />
bisher nur einen Teil der Bevölkerung, nicht zuletzt durch die höheren Kosten<br />
<strong>und</strong> Preise.<br />
Die Bergstraße ist bekannt durch früh blühende Obstbäume. Begünstigt wird der<br />
Obstanbau durch die klimatische Situation <strong>und</strong> die fruchtbaren Lössböden. Neben<br />
Obst- <strong>und</strong> Weinbau werden auch Gemüse, Blumen <strong>und</strong> Zierpflanzen angebaut<br />
(SCHNADER 1994).<br />
Begrenzender klimatischer Faktor ist die in der Rheinebene bei hohen Temperaturen<br />
geringe Niederschlagsmenge, so dass Feldberegnung eingesetzt wird<br />
(HECKER et al. 1991).<br />
Von 1965 bis 1988 gingen im Landkreis 22 % der landwirtschaftlichen Fläche<br />
verloren, da sie anderweitig genutzt wurde (Bebauung, Verkehrsflächen, Gewerbe).<br />
Dennoch sind noch 40 % der Wirtschaftsfläche des Kreises landwirtschaftlich<br />
genutzt (1991).<br />
Intensiv- <strong>und</strong> Sonderkulturen wie Obst, Spargel, Gemüse, Blumen, Gartengewächse,<br />
Tabak, Wein sind von besonderer Bedeutung. Hopfenanbau hat stark<br />
abgenommen <strong>und</strong> spielt fast keine Rolle mehr im Rhein-Neckar-Kreis (HECKER<br />
1991).
<strong>2.</strong> NATUR UND LANDSCHAFT<br />
<strong>2.</strong>3.3.1 Historisches<br />
Umweltbericht - <strong>Stadt</strong> <strong>Schriesheim</strong><br />
1873 trugen Tabakanbau <strong>und</strong> hohe Preise für andere landwirtschaftliche Produkte<br />
dazu bei, dass entgegen anderen Gemeinden in <strong>Schriesheim</strong> steigender<br />
Wohlstand zu verzeichnen war (ABELE 1999). Die dominierende Stellung des<br />
Tabaks im Anbau bis Ende des 19. Jh. wurde aber aufgr<strong>und</strong> von Preisverfall zunehmend<br />
durch Zuckerrübenanbau ersetzt (ABELE 2000 <strong>und</strong> STAATLICHE<br />
ARCHIVVERWALTUNG 1970). Kartoffeln wurden angebaut, probeweise auch<br />
Flachs, Hopfen <strong>und</strong> Grünkern.<br />
Der ausgedehnte Obstbau beschränkte sich um 1900 noch auf die Lieferung von<br />
Kirschen, danach kamen Frühzwetschgen <strong>und</strong> Kernobst, seit den 1960er Jahren<br />
auch Beerenobst dazu.<br />
In Ursenbach wurden ursprünglich vor allem Roggen <strong>und</strong> Hafer angebaut, in Altenbach<br />
auch Kartoffeln (GROSS 2002 <strong>und</strong> 2003).<br />
Bis Ende des 18. Jh. waren Wiesen als damals einziger Lieferant von Viehfutter<br />
fast wertvoller als Acker- <strong>und</strong> Rebland (s. SINN 1999).<br />
Die planmäßige Wässerung der an den Kanzelbach angrenzenden Wiesen<br />
(Wässerwiesennutzung) ermöglichte eine zusätzliche Mahd ("Ohmed") im Jahr<br />
<strong>und</strong> damit größere Heumengen als Viehfutter.<br />
Von Problemen beim Trocknen des Spätheus (Ohmed) berichtet HARTMANN<br />
(1999) anschaulich. In den engen Seitentälern des <strong>Schriesheim</strong>er Tales war das<br />
Trocknen um diese Jahreszeit (September) schon schwierig wegen der geringen<br />
Sonnenscheindauer. "So musste das halbtrockene Gras oberhalb der Malzfirma<br />
Kling auf der "Breiten Wiese" erneut ausgebreitet werden, was Tage kostete, die<br />
man anderswo... dringend gebraucht hätte" (HARTMANN 1999, S. 203).<br />
► Flurbereinigungen<br />
Eine um 1900 durchgeführte Flurbereinigung schuf anstelle der alten Langstreifenflur<br />
das heutige rechtwinklige Gewannsystem westlich der B 3 (STAATLICHE<br />
ARCHIVVERWALTUNG 1970).<br />
Eine weitere Flurbereinigung erfolgte zwischen 1967 <strong>und</strong> 2000 zusammen mit<br />
Ladenburg. Anlass dafür war zunächst der Bau der Autobahn A 5 durch die Felder.<br />
4000 Flurstücke von 1300 Gr<strong>und</strong>stücksbesitzern wurden zu 2300 zusammengefasst<br />
(ABELE 2000 <strong>und</strong> 2001, S. 148). 1960 bis 1968 entstanden dabei<br />
fünf Aussiedlerhöfe.<br />
83
Umweltbericht - <strong>Stadt</strong> <strong>Schriesheim</strong><br />
<strong>2.</strong>3.3.2 Betriebsstrukturen <strong>und</strong> Strukturwandel<br />
84<br />
<strong>2.</strong> NATUR UND LANDSCHAFT<br />
Tab. 9: Anzahl <strong>und</strong> Flächenverteilung landwirtschaftlicher Haupt- <strong>und</strong> Nebenerwerbsbetriebe<br />
in <strong>Schriesheim</strong> 1979, 1991, 1995, 1999 <strong>und</strong> 2003 mit 2 ha <strong>und</strong> mehr<br />
landwirtschaftlich genutzter Fläche (LF) oder Mindesterzeugungseinheiten.<br />
Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, Landesinformationssystem,<br />
www.statistik-bw.de<br />
* ) 1979 bis 1995 in der Hand natürlicher Personen<br />
Betriebe der Rechtsform<br />
Einzelunternehmen * )<br />
1979 1991 1995 1999 2003<br />
92 96 83 69 62<br />
davon Haupterwerbsbetriebe zusammen 29 21 15 15 16<br />
unter 10 ha LF 16 11 8 9 9<br />
10 bis unter 20 ha LF 9 . . 3 3<br />
20 bis unter 30 ha LF 4 5 - 1<br />
30 ha <strong>und</strong> mehr LF - 3 3 3<br />
davon Nebenerwerbsbetriebe zusammen 63 75 68 54 46<br />
unter 10 ha LF 61 74 66 50 42<br />
10 bis unter 20 ha LF 2 1 1 2 3<br />
20 bis unter 30 ha LF - - - 1 1<br />
30 ha <strong>und</strong> mehr LF - - 1 1 -<br />
Anteil der Haupterwerbsbetriebe (%) 31,5 21,9 18,1 21,7 25,8<br />
Anteil der Nebenerwerbsbetriebe (%) 68,5 78,1 81,9 78,3 74,2<br />
Deutlich sieht man die Abnahme der Anzahl kleinerer Haupterwerbsbetriebe <strong>und</strong><br />
kleinerer Nebenerwerbsbetriebe. Größere Betriebe gibt es dagegen nur wenige<br />
mehr, die vor allem in den Jahren 1991 bis 1995 entstanden.<br />
Für Ursenbach geht GROSS (2003, S. 115) für das Jahr 1990 von einem Haupterwerbsbetrieb<br />
aus gegenüber drei hauptberuflichen <strong>und</strong> vier nebenberuflichen<br />
Betrieben 1980. Bis in die 1960er Jahre bestanden noch etwa 20 landwirtschaftliche<br />
Betriebe in Ursenbach, davon die Hälfte als Haupterwerbsbetrieb (GROSS<br />
2003, S. 79).<br />
In Altenbach gab es (nach GROSS 2002) 1960 noch 64 landwirtschaftliche Betriebe,<br />
davon etwa nur sechs als Haupterwerbsbetriebe. 1972 war es nur noch<br />
einer.<br />
In <strong>Schriesheim</strong> (ohne eingemeindete <strong>Stadt</strong>teile) bestanden 1960 136 landw. Betriebe,<br />
davon 52 als Haupterwerbsbetrieb geführt (STAATLICHE<br />
ARCHIVVERWALTUNG 1970).
<strong>2.</strong> NATUR UND LANDSCHAFT<br />
<strong>2.</strong>3.3.3 Landwirtschaftlicher Anbau<br />
Umweltbericht - <strong>Stadt</strong> <strong>Schriesheim</strong><br />
Tab. 10: Entwicklung der landwirtschaftlich genutzten Fläche seit 1979 nach Hauptnutzungsarten<br />
in <strong>Schriesheim</strong> (von Betrieben mit mindestens 2 ha landwirtschaftlich<br />
genutzter Fläche (LF) oder Mindesterzeugungseinheiten)<br />
Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, Landesinformationssystem,<br />
www.statistik-bw.de, nach Bodennutzungshaupterhebungen<br />
* ) 1979 ohne Rebbrache, danach mit Rebbrache<br />
Jahr 1979 1991 1999 2001 2003 1979 1991 1999 2001 2003<br />
Einheit ha ha ha ha ha % % % % %<br />
LF insgesamt 428 420 444 426 418 100 100 100 100 100<br />
Ackerland 212 196 214 190 183 49,5 46,6 48,1 44,6 43,8<br />
Dauergrünland<br />
128 97 86 85 87 30,0 23,0 19,3 19,9 20,9<br />
Obstanlagen<br />
Baumschulen<br />
35 51 67 67 62 8,1 12,2 15,1 15,8 14,7<br />
Rebland * ) 52 75 76 83 85 12,0 17,8 17,2 19,4 20,4<br />
Die landwirtschaftliche Nutzfläche hat seit 1989 insgesamt leicht abgenommen,<br />
wobei es Schwankungen gibt. Am deutlichsten ist der Rückgang der Flächen bei<br />
Dauergrünland ausgeprägt. Ackerflächen wurden ebenfalls reduziert, während<br />
bei Rebflächen <strong>und</strong> Obstanlagen eine Zunahme der genutzten Flächen seit 1979<br />
zu erkennen ist.<br />
Im Flächennutzungsplan (1982) sind in <strong>Schriesheim</strong> 930 ha landwirtschaftliche<br />
Nutzfläche angegeben. Dies ist mehr als doppelt so viel wie die vom Statistischen<br />
Landesamt angegebene Zahl, in der allerdings nur Betriebe mit mindestens<br />
2 ha LF oder Mindesterzeugungseinheiten einbezogen sind. 930 ha entsprechen<br />
29,4 % der gesamten Gemarkungsfläche (Rhein-Neckar-Kreis: 40 %<br />
nach HECKER et al. 1991).<br />
Eine weitere, ältere Flächenangabe (STAATLICHE ARCHIVVERWALTUNG<br />
1970, S. 821) nennt eine landwirtschaftliche Nutzfläche in <strong>Schriesheim</strong> von 640<br />
ha im Jahr 1960, mit Rückgang bis 1970. 63 % davon waren Ackerland, von dem<br />
37 % für Getreideanbau genutzt wurde.<br />
85
Umweltbericht - <strong>Stadt</strong> <strong>Schriesheim</strong><br />
86<br />
<strong>2.</strong> NATUR UND LANDSCHAFT<br />
Tab. 11: Entwicklung der Anbauflächen (in ha) verschiedener Ackerkulturen in <strong>Schriesheim</strong><br />
seit 1979 (von Betrieben mit mindestens 2 ha landwirtschaftlich genutzter<br />
Fläche (LF) oder Mindesterzeugungseinheiten)<br />
Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, Landesinformationssystem,<br />
www.statistik-bw.de<br />
* ) einschließlich Mais<br />
** ) Gemüse, Spargel, Erdbeeren, Blumen <strong>und</strong> Zierpflanzen<br />
Jahr 1979 1991 1995 1999 2003<br />
Einheit ha ha ha ha ha<br />
Ackerland insgesamt 212 196 205 214 183<br />
Getreide *) 123 118 110 125 98<br />
Hülsenfrüchte 0 0 0 0 0<br />
Hackfrüchte 33 30 33 34 29<br />
Gartenbauerzeugnisse **) 12 14 14 6 5<br />
Handelsgewächse 14 21 21 17 21<br />
darunter Ölfrüchte 0 - - 0 0<br />
Futterpflanzen 29 10 22 18 24<br />
Brache - 2 - 14 7<br />
Auf etwa der Hälfte des Ackerlandes in <strong>Schriesheim</strong> wird Getreide angebaut. Die<br />
Fläche hat zwischen 1979 <strong>und</strong> 2003 um 20 % abgenommen.<br />
Hülsenfrüchte <strong>und</strong> Ölfrüchte spielen keine Rolle.<br />
Am stärksten haben die Flächen für den Anbau von Gartenbauerzeugnissen abgenommen,<br />
weisen aber insgesamt nur einen geringen Anteil auf.<br />
Hackfrüchte <strong>und</strong> Futterpflanzen wurden 2003 ebenfalls auf kleinerer Fläche angebaut<br />
gegenüber 1979.<br />
Die im Jahr 2003 auf etwa 11 % der Ackerflächen angebauten Handelsgewächse<br />
hatten gegenüber 1979 einen über 50 % größeren Anteil an der gesamten Ackerbaufläche.<br />
In einzelnen Jahren bestehen größere Schwankungen der genutzten Flächen der<br />
genannten Kulturarten.<br />
Der Tabakanbau ist im Rhein-Neckar-Kreis stark zurückgegangen (SCHNADER<br />
1994, S. 34). Für <strong>Schriesheim</strong> scheint das jedoch nicht zu gelten. 1960 wurde auf<br />
15 ha, 1968 auf 11 ha Tabak angebaut (Staatliche Archivverwaltung 1970, Bd.<br />
III, S. 821). 2004 waren es etwa 19 ha Fläche.
<strong>2.</strong> NATUR UND LANDSCHAFT<br />
Umweltbericht - <strong>Stadt</strong> <strong>Schriesheim</strong><br />
Mit einer geplanten Reduzierung der EU-Förderungen für Tabakanbau (um das<br />
ges<strong>und</strong>heitsschädliche Rauchen einzuschränken), sind Einnahmeeinbußen zu<br />
erwarten <strong>und</strong> damit ein Rückgang des Tabakanbaus.<br />
Für Ursenbach nennt GROSS (2003) für die Zeit nach 1945 insgesamt 130 ha<br />
landwirtschaftlich genutzte Fläche, davon 53 % Getreide, 24 % Hackfrüchte <strong>und</strong><br />
43 % Wiesen.<br />
Tab. 12: Entwicklung der Anbauflächen nach Fruchtarten auf Ackerland in <strong>Schriesheim</strong><br />
seit 1979 (von Betrieben mit mindestens 2 ha landwirtschaftlich genutzter Fläche<br />
(LF) oder Mindesterzeugungseinheiten)<br />
Quelle: 1979-2003 Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, Landesinformationssystem,<br />
www.statistik-bw.de, nach Bodennutzungshaupterhebungen,<br />
1960 nach Staatliche Archivverwaltung 1970 (ohne eingemeindete <strong>Stadt</strong>teile)<br />
*) mit Dinkel<br />
Jahr Um 1960 1979 1991 1995 1999 2003<br />
Einheit ha ha ha ha ha ha<br />
Weizen insgesamt 69 56 43 39 37 28<br />
davon Winterweizen * ) - 54 42 38 30 28<br />
Roggen - 9 12 7 - 0<br />
Wintergerste - 24 11 - - -<br />
Sommergerste 38 21 14 19 46 27<br />
Hafer 30 8 10 12 16 14<br />
Körnermais - - 22 24 17 20<br />
Silomais - 16 9 - - 13<br />
Kartoffeln 52 9 3 2 1 -<br />
Zuckerrüben 12 19 27 25 32 28<br />
Winterraps - 0 0 0 0 0<br />
Die Anteile der Flächen mit Weizen-, Gerste-, Mais- <strong>und</strong> Zuckerrübenanbau am<br />
Ackerland liegen etwa gleichmäßig verteilt bei 15 %. Weizenanbauflächen haben<br />
seit 1979 um etwa 50 % abgenommen, der Anteil der Zuckerrübenflächen ist<br />
hingegen um 50 % angestiegen. Haferanbau findet auf deutlich mehr Fläche statt<br />
als 1979. Starke Schwankungen der Anbaufläche sind bei Sommergerste zu sehen.<br />
Roggen wurde nach dieser Statistik 2003 im Gegensatz zu 1979 gar nicht<br />
mehr kultiviert.<br />
Die älteren Angaben für die Anbausituation um 1960 sind nicht direkt vergleichbar,<br />
da sie sich nur auf die Kernstadt beziehen. Getreideanbau fand damals auf<br />
37 % der Ackerflächen statt. Die Hackfruchtfläche (Kartoffeln, Rüben) umfasste<br />
ca. 25 % des Ackerlandes, dabei 38 ha Futterrüben (STAATLICHE ARCHIVVER-<br />
WALTUNG 1970).<br />
Zum Obstanbau finden sich nur ältere, auf <strong>Schriesheim</strong> bezogene Literaturangaben.<br />
Für 1960 wird Obstanbau in geschlossenen Obstanlagen auf 27 ha, 1968<br />
auf 37 ha Fläche angegeben.<br />
87
Umweltbericht - <strong>Stadt</strong> <strong>Schriesheim</strong><br />
88<br />
<strong>2.</strong> NATUR UND LANDSCHAFT<br />
Die Anzahl der Obstbäume lag 1950 bei 48.000 <strong>und</strong> 1965 bei 57.000, nach<br />
Weinheim die größte Anzahl im damaligen Landkreis Mannheim. Den Großteil<br />
dabei stellten Apfelbäume <strong>und</strong> Zwetschgenbäume (STAATLICHE<br />
ARCHIVVERWALTUNG 1970, Bd. III, S. 821).<br />
Daten zu Obsterträgen können nur auf Landkreisebene dargestellt werden.<br />
Tab. 13: Entwicklung der Obsterträge (in Dezitonnen - dt) im Rhein-Neckar-Kreis von<br />
1985 bis 1995 zweijährlich <strong>und</strong> 1996.<br />
Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, Landesinformationssystem,<br />
www.statistik-bw.de<br />
* ) einschließlich Schalenobst, ohne Erdbeeren<br />
Jahr 1985 1987 1989 1991 1993 1995 1996<br />
Einheit dt dt dt dt dt dt dt<br />
Obst insgesamt<br />
* )<br />
432354 468104 355729 171126 453918 405826 697060<br />
Kernobst 296002 288963 229171 130661 332637 296161 547701<br />
davon Äpfel 198168 147025 153803 63527 201021 164046 408978<br />
Birnen 97834 141938 75368 67134 131616 132115 138723<br />
Steinobst 111446 153333 102115 24122 94733 85052 123377<br />
davon Süßkirschen 30520 30632 33741 4148 27650 34120 26236<br />
Sauerkischen 9235 12426 8220 1904 8049 7890 10201<br />
Pflaumen<br />
Zwetschgen<br />
57494 89441 45021 13411 52399 32309 56800<br />
Mirabellen<br />
Renekloden<br />
5194 9354 4268 1699 2539 5832 9066<br />
Strauchbeerenobst<br />
21833 24134 20248 15695 22548 20004 22287<br />
Schwankungen in den Erträgen liegen unter anderem in der klimatischen Situation<br />
des Jahres begründet. 1991 fällt durch besonders niedrige Erntemengen auf,<br />
1996 bei Kernobst durch besonders hohe. Steinobst <strong>und</strong> Strauchbeeren wiesen<br />
1987 die höchsten Erträge der dargestellten Jahre auf. Durch die Schwankungen<br />
bedingt ist eine Tendenz der Anbauentwicklung einzelner Obstarten aus dieser<br />
Tabelle nicht ableitbar.
<strong>2.</strong> NATUR UND LANDSCHAFT<br />
<strong>2.</strong>3.3.5 Viehwirtschaft<br />
Umweltbericht - <strong>Stadt</strong> <strong>Schriesheim</strong><br />
Tab. 14: Viehhaltung in <strong>Schriesheim</strong> seit 1777, ab 1979 in landwirtschaftlichen Betrieben<br />
mit mindestens 2 ha landwirtschaftlich genutzter Fläche oder Mindesterzeugungseinheiten.<br />
Quellen: 1777 bis 1967. Aus: Staatliche Archivverwaltung 1970, S. 821<br />
1979 bis 2003. Aus: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, Landesinformationssystem,<br />
www.statistik-bw.de<br />
1777 1861 1887 1925 1950 1967 1979 1991 1999 2001 2003<br />
Pferde 39 57 86 95 57 16 17 48 70 75 79<br />
Rinder 535 931 729 343 231 168 207 135 58 107 85<br />
Schafe 18 30 356 - 4 - . . . . .<br />
Ziegen - 117 407 445 353 9 . . . . .<br />
Schweine 286 453 674 695 516 704 858 752 682 576 553<br />
Hühner . . . . . . 2071 2011 890 245 75<br />
Laut Statistik des Statistischen Landesamtes gibt es zwar zwei landwirtschaftliche<br />
Betriebe mit Schafhaltung, Angaben zum Schafbestand insgesamt fehlen jedoch.<br />
Schafe tragen in <strong>Schriesheim</strong> zur <strong>Landschaft</strong>spflege bei, so beispielsweise<br />
im Weiten Tal <strong>und</strong> am Rückhaltebecken als natürliche "Rasenmäher".<br />
Nach dem <strong>2.</strong> Weltkrieg nahm die Anzahl der Rinder <strong>und</strong> Pferde zunächst stark<br />
ab, da sie mit zunehmender individueller Motorisierung als Zugtiere unwichtig<br />
wurden. Erst in den beiden letzten Jahrzehnten gewannen Pferde für die Freizeitgestaltung<br />
wieder an Bedeutung, so dass ihre Anzahl seit 1979 stark gestiegen<br />
ist (vgl. HECKER et al. 1991).<br />
Bei Schweinezucht <strong>und</strong> Schweinemast ist die Tendenz abnehmend.<br />
Stark abgenommen hat seit 1991 die Anzahl der Hühner in <strong>Schriesheim</strong>. Hierfür<br />
sind sicherlich auch verschärfte Bestimmungen zu einer "artgerechteren" <strong>und</strong><br />
damit mehr Fläche benötigenden Haltung verantwortlich.<br />
In Altenbach spielte die Viehzucht immer eine größere Rolle als der Anbau, sicherlich<br />
auch wegen der ungünstigeren Böden.<br />
• 1887: 400 Tiere, davon 178 Rinder, 132 Schweine (GROSS 2002, S. 663).<br />
• 1964: weniger als 100 Tiere, davon 42 Rinder, 45 Schweine<br />
Heute spielt die Landwirtschaft in Altenbach keine Rolle mehr (GROSS 2002, S.<br />
667).<br />
In Ursenbach gab es im 18. <strong>und</strong> 19. Jahrh<strong>und</strong>ert etwa 12 Pferde, 100 Rinder,<br />
100 Schweine <strong>und</strong> 24 Ziegen (GROSS 2003, S. 112f).<br />
2003 fand noch Viehhaltung in drei Betrieben statt (Kühe, Schafe <strong>und</strong> Pferde).<br />
200 Rinder eines Ursenbacher Viehbesitzers beweiden die Ursenbacher Höhe<br />
89
Umweltbericht - <strong>Stadt</strong> <strong>Schriesheim</strong><br />
90<br />
<strong>2.</strong> NATUR UND LANDSCHAFT<br />
<strong>und</strong> gehören damit alllerdings offiziell zu Oberflockenbach (GROSS 2003, S.<br />
115).<br />
<strong>2.</strong>3.3.6 Verwendung von Klärschlamm als Dünger<br />
Durch Düngung mit Klärschlamm kommt es zu einer nachweisbaren Anreicherung<br />
von Schadstoffen im Boden mit Schwermetallen, Arzneimitteln <strong>und</strong> organischen<br />
Schadstoffen. Klärschlamm enthält über 100.000 verschiedene chemische<br />
Stoffe aus Rückständen von Haushalten, Industrie <strong>und</strong> Gewerbe.<br />
Die Empfehlung der Landesregierung <strong>und</strong> der Landwirtschaftsämter lautet daher,<br />
landwirtschaftliche Flächen nicht mit Klärschlamm zu düngen (Fachinformation<br />
10/2003, AMT F. LANDWIRTSCHAFT, LANDSCHAFTS- UND BODENKULTUR<br />
SINSHEIM).<br />
Das HQZ-Qualitätszeichen für Agrarprodukte aus Baden-Württemberg verlangt<br />
eine Produktion von Nahrungsmitteln auf "klärschlammfreien" Flächen.<br />
<strong>2.</strong>3.4 Bewertung <strong>und</strong> potenzielle Maßnahmen<br />
Laut Regionalplan Unterer Neckar (1994) sind die landwirtschaftlichen Fluren in<br />
erforderlichem Umfang als Produktionsflächen <strong>und</strong> in ihren ökologischen Funktionen<br />
zu erhalten, zu schützen <strong>und</strong> zu entwickeln.<br />
Als lebenswichtiger Wirtschaftszweig <strong>und</strong> als wesentliche <strong>und</strong> landschaftsprägende<br />
Flächennutzung ist die Landwirtschaft nachhaltig zu sichern.<br />
Auf lokaler Basis ist daher anzustreben,<br />
• Förderung <strong>und</strong> Ausbau des integrierten <strong>und</strong> ökologischen Landbaus<br />
• Durchführung von Maßnahmen zur Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit heimischer<br />
landwirtschaftlicher Betriebe, z.B. Unterstützung von Markttagen <strong>und</strong><br />
Direktvermarktung, Rebflurneuordnung
<strong>2.</strong> NATUR UND LANDSCHAFT<br />
Umweltbericht - <strong>Stadt</strong> <strong>Schriesheim</strong><br />
Zur Vermeidung einer negativen Beeinflussung der Umwelt durch bestimmte Bewirtschaftungsmethoden<br />
<strong>und</strong> zur Stärkung der Landespflege sind u.a. folgende<br />
Maßnahmen hilfreich:<br />
• Beachtung ökologischer Belange bei der Rebflurneuordnung (s. Kap. <strong>2.</strong>3.<strong>2.</strong>2)<br />
• Reduzierung der Nutzung schwerer Maschinen in der Landwirtschaft, insbesondere<br />
auch in den empfindlichen Hangzonen der Weinberge, um Bodenverdichtung<br />
<strong>und</strong> Bodenabtragung zu vermindern<br />
• Reduzierung von Düngung <strong>und</strong> chemischen Pflanzenbehandlungsmitteln<br />
• Einführung bzw. Ausweitung des umweltverträglichen Anbaus von nachwachsenden<br />
Rohstoffen<br />
• Bei Flächenstilllegungen sind Acker- bzw. Rebflächen in naturnahe Flächen<br />
zu übertragen<br />
• Individuelle Maßnahmen zum <strong>Natur</strong>schutz auf landwirtschaftlichen Flächen<br />
wären etwa Errichtung von Steinhäufen oder Steinriegeln, Hecken- <strong>und</strong> Gehölzpflanzungen,<br />
Ansitzpfosten für Greifvögel, Erhalt von Einzelbäumen, extensiv<br />
genutzte Ackerrandstreifen.<br />
• Ausbau eines landwirtschaftlichen Lehrpfades bzw. Weinbau-Lehrpfades<br />
(Bsp. Heidelberg, Kirchheimer Hof), um über die Wechselwirkungen von<br />
Landwirtschaft <strong>und</strong> <strong>Natur</strong> zu informieren<br />
• Informationen <strong>und</strong> Diskussion zur Nutzung der Gentechnik in der Landwirtschaft.<br />
Die <strong>Stadt</strong> Überlingen hat sich beispielsweise durch Gemeinderatsbeschluss<br />
zur Gen-Anbaufreien Zone erklärt, worauf Schilder am Ortseingang<br />
hinweisen; freiwillige Selbstverpflichtung der Landwirte.<br />
91
Umweltbericht - <strong>Stadt</strong> <strong>Schriesheim</strong><br />
<strong>2.</strong>4 Wald<br />
<strong>2.</strong>4.1 Rechtliche Gr<strong>und</strong>lagen<br />
92<br />
<strong>2.</strong> NATUR UND LANDSCHAFT<br />
• Verordnung 2002/413/EG für das Monitoring von Wäldern <strong>und</strong> Umweltwechselwirkungen<br />
in der Gemeinschaft (Forest Focus 2002, 2004)<br />
• Gesetz zur Erhaltung des Waldes <strong>und</strong> zur Förderung der Forstwirtschaft -<br />
B<strong>und</strong>eswaldgesetz (1975, 1998, 2001), Novellierung geplant<br />
• Gesetz zum Schutz der <strong>Natur</strong>, zur Pflege der <strong>Landschaft</strong> <strong>und</strong> über die Erholungsvorsorge<br />
in der freien <strong>Landschaft</strong> - <strong>Natur</strong>schutzgesetz (NatSchG 1995,<br />
2004)<br />
• Gesetz zur Änderung des <strong>Natur</strong>schutzgesetzes, Biotopschutzgesetz (1991)<br />
• Waldgesetz für Baden-Württemberg - Landeswaldgesetz (LWaldG, 1995,<br />
1997)<br />
• Richtlinie des Ministeriums für Ernährung <strong>und</strong> Ländlichen Raum über die Gewährung<br />
von Zuwendungen für <strong>Natur</strong>nahe Waldwirtschaft (RL NWW 2002,<br />
2003)<br />
• Richtlinie des Ministeriums für Ernährung <strong>und</strong> Ländlichen Raum "Förderprogramm<br />
Energieholz Baden-Württemberg" (2002)<br />
• Feinerschließungsrichtlinien<br />
• Verwaltungsvorschrift des Ministeriums Ländlicher Raum zum Vollzug des Biotopschutzgesetzes<br />
(1997)<br />
• Verwaltungsvorschrift des Ministeriums Ländlicher Raum zur Durchführung<br />
des § 30a des Landeswaldgesetzes (VwV Biotopschutzwald 1997)<br />
• Landesjagdgesetz für Baden-Württemberg (LJagdG 1996)<br />
<strong>2.</strong>4.2 Standortbedingungen<br />
Der <strong>Schriesheim</strong>er <strong>Stadt</strong>wald ist überwiegend atlantischer, kolliner bis submontaner<br />
Buchen - Traubeneichen - Wald bei einer Höhenlage von 200 - 500 m ü.<br />
NN, einer Jahresmitteltemperatur von 8 - 10°C <strong>und</strong> einem Jahresniederschlag<br />
von 800 - 1.050 mm. Die Böden sind auf 78 % der Waldfläche lehmige Grusböden<br />
<strong>und</strong> Sande, meist gut wasserversorgt. Auf 36 % der Fläche sind die Böden<br />
trockener, wodurch dort das Baumwachstum schwächer ausfällt <strong>und</strong> mehr Eichen<br />
stehen.<br />
Wuchsbezirke sind (nach WILHELM 1991) in der forstlichen Standortk<strong>und</strong>e Gebiete,<br />
in denen die natürliche Waldgesellschaft weitgehend einheitlich vertreten<br />
ist. Einzelwuchsbezirke sind isoliert liegende, nicht mit den Nachbargebieten vergleichbare<br />
Gebiete. Abgrenzungskriterien sind klimatologische, geologische <strong>und</strong><br />
hydrologisch-pedologische Einflüsse.
<strong>2.</strong> NATUR UND LANDSCHAFT<br />
Umweltbericht - <strong>Stadt</strong> <strong>Schriesheim</strong><br />
Auf <strong>Schriesheim</strong>er Gebiet sind die Einzelwuchsbezirke Gr<strong>und</strong>gebirgsodenwald<br />
<strong>und</strong> südwestlicher Buntsandsteinodenwald (südöstlich der Linie <strong>Schriesheim</strong>-<br />
Wilhelmsfeld) anzutreffen (WILHELM 1991).<br />
<strong>2.</strong>4.3 Flächengliederung<br />
Insgesamt umfasst der <strong>Schriesheim</strong>er <strong>Stadt</strong>wald 16.479.338 m² forstliche Betriebsfläche<br />
mit einem Holzboden von 1.556 ha (Stand 2001). Er ist in zwei Reviere<br />
(West <strong>und</strong> Ost) eingeteilt. Die größten Flächen sind die Distrikte Leichtersberg<br />
(südl des Kanzelbachtals) mit 846,1 ha Holzboden <strong>und</strong> Sommerseite (nördlich<br />
des Kanzelbachtals) mit 509,8 ha Holzboden (Holzboden ist die mit Bäumen<br />
bestandene Waldfläche ohne Wege, Waldwiesen, Hochbehälter <strong>und</strong> ähnlichem).<br />
Distrikte :<br />
I Leichtersberg V Wolfshecke VIII Hansenbühl<br />
III Ölberg VI Bluthecke IX Buchwald<br />
IV Sommerseite VII Steinberg X Feuerstein<br />
Weitere Unterteilungen erfolgen in Abteilungen <strong>und</strong> Bestände. An der Bezeichnung<br />
des Bestandes ist die Hauptbaumart <strong>und</strong> das durchschnittliche Alter zu sehen.<br />
Zäune befinden sich auf 2,7 ha, das sind 0,2 % der Holzbodenfläche.<br />
Im Privatwald beschränkt sich die Einflussnahme des Staatlichen Forstamtes auf<br />
die Beratung des Waldbesitzers <strong>und</strong> die Überwachung der Einhaltung forstschutzrechtlicher<br />
Vorschriften. Auf Antrag besteht die Möglichkeit, die Bewirtschaftung<br />
gegen Kostenerstattung dem Forstamt zu übertragen.<br />
Im Rhein-Neckar-Kreis sind 23 % des Waldbesitzes in privater Hand, 51 %<br />
Kommunalwald <strong>und</strong> 26 % Staatswald (WILHELM 1991).<br />
In <strong>Schriesheim</strong> sind ca. 160 ha Wald in Privatbesitz. Etwa 90 % davon liegen im<br />
Bereich Altenbach <strong>und</strong> Ursenbach. Meistens handelt es sich um ehemalige Wiesentäler,<br />
die in der Zwischenzeit verwaldet sind.<br />
93
Umweltbericht - <strong>Stadt</strong> <strong>Schriesheim</strong><br />
<strong>2.</strong>4.4 Historische Entwicklung<br />
94<br />
<strong>2.</strong> NATUR UND LANDSCHAFT<br />
Die vorherrschende Waldwirtschaftsform war bis ins 19. Jh. hinein der Mittelwald<br />
(WILHELM 1991). Dieser Wald ist zweischichtig aufgebaut. Das Oberholz<br />
der stärkeren Bäume wurde als Stamm- <strong>und</strong> Bauholz genutzt. Das Unterholz -<br />
auch Hauschicht genannt - diente zur Brennholzerzeugung. Alle r<strong>und</strong> 30 Jahre<br />
wurde kahlgeschlagen bis auf die Stöcke, aus denen dann das Unterholz nachwuchs.<br />
Das Oberholz entwickelte sich aus den Kernwüchsen des Unterholzes in<br />
allen Altersstufen bis zum Endnutzungsalter, je nach Baumart zwischen 80 <strong>und</strong><br />
240 Jahren. Im Oberholz entwickelte sich ein plenterartiges Waldgefüge. Ungefähr<br />
20 % der Waldfläche <strong>Schriesheim</strong>s sind ehemaliger Mittelwald.<br />
Niederwald, der allein dem Unterholz entspricht, diente zunächst nur der Brennholzerzeugung<br />
<strong>und</strong> kam am häufigsten in Gemeinden mit größerem Waldbesitz<br />
vor. Größere Bedeutung erlangte er bis ins 20. Jh. hinein durch Nutzung als Eichenschälwald<br />
zur Gewinnung von Gerberlohe.<br />
Hochwald fand man in Gemeinden mit größeren Waldbesitz, so auch dem<br />
<strong>Schriesheim</strong>er Zehntwald, in den ortsfernen Bereichen. Er diente der Bauholzgewinnung.<br />
Landwirtschaft <strong>und</strong> Waldarbeit waren die Haupterwerbszweige der Odenwälder<br />
Bevölkerung. Weiterverarbeitung erfolgte in Sägewerken <strong>und</strong> durch Gewinnung<br />
von Gerberlohe (SCHNADER 1994).<br />
Der <strong>Schriesheim</strong>er Gemeindewald umschloss bis kurz nach 1300 ein Stück Ladenburger<br />
Allmende. Im Jahr 1793 ließ sich <strong>Schriesheim</strong> im Tausch gegen eine<br />
abgelegene Parzelle den "Herrenwald" innerhalb seiner Gemarkung zwischen<br />
Allmannsbach <strong>und</strong> Geißenbach zuweisen (STAATLICHE ARCHIVVERWAL-<br />
TUNG 1970).<br />
Die Bürger bekamen Waldstücke zur Nutzung des Holzes zugewiesen als Niederwald<br />
für 16-jährigen, später 20-jährigen Umtrieb. Aus dem umfangreichen<br />
Hochwald in 90-jährigem Umtrieb wurden Klafterholz <strong>und</strong> Wellen abgegeben.<br />
Seit 1953 gibt es keinen Zugang zum Bürgernutzen mehr (STAATLICHE<br />
ARCHIVVERWALTUNG 1970).<br />
Intensive Waldweide <strong>und</strong> Streunutzung konnte eine Verarmung des Oberbodens<br />
<strong>und</strong> damit eine Standortverschlechterung bedingen. Im Zuge der Industrialisierung<br />
setzte großer Nutzholzbedarf ein, demzufolge die Nieder- <strong>und</strong> Mittelwälder<br />
zunehmend in Hochwälder umgewandelt wurden. Dazu wurden vermehrt schnellwüchsige<br />
<strong>und</strong> in ihrer Ausbeute nutzholzreichere Nadelhölzer angebaut.<br />
Brennholz kam mit der Zunahme der Steinkohlenutzung immer weniger Bedeutung<br />
zu (WILHELM 1991).
<strong>2.</strong> NATUR UND LANDSCHAFT<br />
Umweltbericht - <strong>Stadt</strong> <strong>Schriesheim</strong><br />
<strong>Schriesheim</strong> kam 1878 zum Forstamt Weinheim, die Gemeindeförsterei wurde in<br />
die Staatsbeförsterung übernommen (ABELE 2000, S.162).<br />
<strong>2.</strong>4.5 Artenzusammensetzung<br />
Durch die wechselnden Bewirtschaftungsformen hat sich die Artenzusammensetzung<br />
gegenüber der potentiellen natürlichen Vegetation geändert. Im Mittelwald<br />
wurde Eiche gefördert. Zunächst fremde Baumarten wurden eingeführt, wie<br />
Fichte, Tanne, Lärche, Roteiche oder Douglasie.<br />
Tab. 15: Prozentuale Anteile einzelner Baumarten am Gesamtbestand, 1898 <strong>und</strong> 2001.<br />
Quelle: GRÜNTJENS (2001, S. 5)<br />
Jahr Fichte Tanne Douglasie<br />
Kiefer Lärche Eiche Buche Sonst.<br />
Laubb.<br />
1898 6 3 - 12 2 26 26 25 100<br />
2001 13 1 18 5 5 16 32 10 100<br />
Auf 42,7 % der Flächen ist heute Buchen-Mischwald anzutreffen, meist mit Douglasie,<br />
Kiefer, Fichte, Lärche, Eiche <strong>und</strong> sonstigem Laubholz. Pflanzungen erfolgen<br />
hier kaum, die natürliche Verjüngung ist genügend.<br />
11,5 % sind Fichten-Mischwald, häufig mit Douglasie <strong>und</strong> Buche. Hier ist ebenfalls<br />
die natürliche Verjüngung ausreichend.<br />
Douglasien-Mischwald ist auf 23,3 % des <strong>Stadt</strong>waldes bestimmend. Hier überwiegt<br />
in der natürlichen Verjüngung die Douglasie, die erst vor etwa 100 Jahren<br />
aus Nordamerika hier eingeführt wurde. Ein höherer Laubholzanteil kann darin<br />
nur durch Pflanzungen von z.B. Buche erreicht werden.<br />
Eichen-Mischwald befindet sich auf 17,1 % der Waldflächen, meist auf schlecht<br />
versorgten, exponierten Extremstandorten. Hier ist einzelstammweise Nutzung<br />
<strong>und</strong> natürliche Verjüngung vorgesehen, eventuell unter Zurückdrängen des<br />
Douglasiennachwuchses.<br />
Den geringsten Anteil mit 5,4 % hat Buntlaubbaum-Mischwald mit Bergahorn,<br />
Esche, Kirsche u.a. Laubbaumarten. Die weitere Entwicklung soll die kleinflächige<br />
Verjüngung der Bestände fördern (GRÜNTJENS 2001, S. 6).<br />
Jüngere Bestände werden von Douglasien <strong>und</strong> Fichten dominiert. Im letzten<br />
Jahrzehnt wurden überwiegend Mischbestände entwickelt. In den älteren Beständen<br />
dominieren eindeutig Buche, Eiche <strong>und</strong> Kiefer. Einige Eichen-Buchen<br />
Bestände sind über 120 Jahre alt.<br />
95
Umweltbericht - <strong>Stadt</strong> <strong>Schriesheim</strong><br />
96<br />
<strong>2.</strong> NATUR UND LANDSCHAFT<br />
Abb. 18: Prozentuale Anteile von Waldentwicklungstypen an der Gesamtwaldfläche<br />
Aus: GRÜNTJENS (2001)<br />
17,1<br />
11,5 5,4<br />
23,3<br />
<strong>2.</strong>4.6 Bewirtschaftung<br />
42,7<br />
Buchen-<br />
Mischwald<br />
Douglasien-<br />
Mischwald<br />
Eichen-<br />
Mischwald<br />
Fichten-<br />
Mischwald<br />
Buntlaubbaum-<br />
Mischwald<br />
Das badische Forstgesetz von 1822 schuf eine Gr<strong>und</strong>voraussetzung für die<br />
nachhaltige Bewirtschaftung der Staats-, Gemeinde- <strong>und</strong> Körperschaftswälder.<br />
Auf Dauer durfte nur so viel Holz eingeschlagen werden, wie in dem Zeitraum<br />
auch wieder natürlich nachwuchs (WILHELM 1991).<br />
So wird auch im <strong>Schriesheim</strong>er Wald schon lange Zeit das Prinzip der nachhaltigen<br />
Bewirtschaftung angewendet.<br />
Die dauerhafte Erhaltung von Erholungs- <strong>und</strong> Schutzfunktion mit Sicherung des<br />
<strong>Landschaft</strong>sbildes der Bergstraße sind vordergründige Ziele. Für die Nutzfunktion<br />
ist das Ziel, ges<strong>und</strong>e, stabile <strong>und</strong> standortgerechte Wälder zu erhalten, in denen<br />
die bestmöglichen Holzqualitäten für künftige Generationen zu erzielen sind<br />
(GRÜNTJENS 2001).<br />
Von der höheren Forstbehörde werden Rahmenpläne im 10-jährigen Turnus<br />
festgelegt. In diesem sogenannten Einrichtungswerk von 2001 (GRÜNTJENS) ist<br />
z. B. eine Holzernte von ca. 9.200 Efm im Jahr (Efm = Erntefestmeter) für<br />
<strong>Schriesheim</strong> vorgeschrieben. Der Schwerpunkt liegt in diesem Jahrzehnt im Bereich<br />
der Durchforstung.<br />
Es wird immer für das folgende Jahr ein Vermarktungsplan erstellt. Der Verkauf<br />
von Holz aus dem <strong>Schriesheim</strong>er Wald erfolgt im Rahmen von Vorverträgen.<br />
Momentan gibt es Probleme durch schlechte Preise für Holz. Im Zuge der Globalisierung<br />
des Holzmarktes gibt es wesentlich billigere Anbieter aus (noch) waldreichen<br />
Ländern. Infolge der Orkane 1990 <strong>und</strong> 1999 sanken die Holzpreise <strong>und</strong><br />
Holzabsatzmöglichkeiten erheblich.<br />
Brachte früher das Stammholz einer Fichte noch ca. 110 €, so ist der Verkaufspreis<br />
bis 2001 auf ca. 60 € gesunken <strong>und</strong> lag 2004 bei etwa 40 €.
<strong>2.</strong> NATUR UND LANDSCHAFT<br />
Umweltbericht - <strong>Stadt</strong> <strong>Schriesheim</strong><br />
Das Holz wird in verschiedensten Arten verkauft, als Bauholz, Starkholz, Käferholz<br />
(ca. 60 €/Fm), Schleif- <strong>und</strong> Zellstoffholz, Industrieholz.<br />
Im vergangenen Forsteinrichtungszeitraum 1992-2000 musste ein durchschnittliches<br />
jährliches Defizit von ca. 124.000 € verzeichnet werden. Der Einschlag betrug<br />
in diesem Zeitraum insgesamt 63.000 Festmeter Holz, im Mittel sind das<br />
7.012 Efm im Jahr bzw. 4,5 Efm/Jahr <strong>und</strong> ha.<br />
Täglich wachsen im <strong>Stadt</strong>wald <strong>Schriesheim</strong> etwa 37,1 m³ Holz zu, das ist mehr<br />
als eine LKW-Ladung voll Holz (GRÜNTJENS 2001, S. 7).<br />
Der Holzvorrat beträgt (2001) 474.580 Vfm Gesamtvorrat, pro ha sind das 305<br />
Vfm Holzvorrat (Vfm = Vorratsfestmeter).<br />
Für die Zeit um 1920 galt: "In allen Notzeiten konnte mit den Erträgnissen des<br />
großen <strong>und</strong> wertvollen Gemeindewaldes ein erheblicher Teil des Verwaltungsaufwandes<br />
bestritten werden." (Vgl. ABELE 2001b, S. 97).<br />
Die Höhe des Betriebsergebnisses der nächsten Jahre ist dagegen kaum vorherzusehen,<br />
da sie stark abhängig ist von der Entwicklung des Holzmarktes <strong>und</strong> der<br />
Lohnkosten, von zufälligen natürlichen Ereignissen (z. B. Stürmen) <strong>und</strong> sonstigen<br />
betrieblich nicht steuerbaren Größen (GRÜNTJENS 2001, S. 12).<br />
„Insgesamt ist im <strong>Stadt</strong>wald <strong>Schriesheim</strong> im kommenden Jahrzehnt eine Verbesserung<br />
des Betriebsergebnisses zu erwarten. Dies ist jedoch nur dann möglich,<br />
wenn die Auslastung der eigenen Waldarbeiter sichergestellt ist (ggf. durch Umsetzungen).<br />
Kostenintensivere Arbeiten sollten durch Unternehmer geleistet werden.“<br />
(GRÜNTJENS 2001, S. 16).<br />
► Düngung<br />
Der Untergr<strong>und</strong> aus Buntsandstein ist relativ nährstoffarm <strong>und</strong> sauer. Schadstoffeintrag<br />
aus der Luft <strong>und</strong> über das Wasser („saurer Regen“) trägt zur weiteren<br />
Versauerung bei. Am Langen Kirschbaum waren Maßnahmen nötig, um den pH-<br />
Wert zu erhöhen. 1996 erfolgte eine Einbringung von Kalkstaub mit Magnesium,<br />
Phosphor <strong>und</strong> Kalium auf etwa 50 ha Fläche zwischen Wilhelmsfeld <strong>und</strong> Ziegelhausen.<br />
Diese Maßnahmen zeigen bereits positive Wirkung (Angaben von Herrn<br />
Jakob).<br />
► Christbaumverkauf<br />
Auf zwei Flächen mit zusammen 1,1 ha ist in den Distrikten Leichtersberg <strong>und</strong><br />
Sommerseite nach GRÜNTJENS (2001) der Anbau von Christbäumen vorgesehen.<br />
Die <strong>Stadt</strong> hat sich jedoch aufgr<strong>und</strong> ungenügender Rentabilität 2004 aus<br />
dem Christbaumverkauf zurückgezogen.<br />
97
Umweltbericht - <strong>Stadt</strong> <strong>Schriesheim</strong><br />
98<br />
<strong>2.</strong> NATUR UND LANDSCHAFT<br />
2003 wurden etwa <strong>2.</strong>000 Christbäume verkauft. Es wurden nicht mehr geschlagen<br />
als benötigt. Die Tendenz der letzten Jahre war ansteigend, jedes Jahr wurden<br />
etwa 200 - 300 Bäume mehr verkauft (mündl. Auskunft: Herr Jakob). Zur<br />
Entsorgung abtransportiert wurden von der Freiwilligen Jugendfeuerwehr in<br />
<strong>Schriesheim</strong> nur ca. 1.000 Christbäume. Das legt den Schluss nahe, dass einerseits<br />
von Auswärtigen Christbäume in <strong>Schriesheim</strong> gekauft wurden oder/<strong>und</strong> die<br />
Bäume von den Einwohnern anderweitig entsorgt wurden.<br />
Über die Internetseite www.schriesheimerwald.de konnte man sich umfassend informieren.<br />
Für die "Mondbäume" wurde gezielt Werbung gemacht, auch in der<br />
örtlichen Presse. Durch das späte Fällen der Bäume in den letzten Tagen vor<br />
Vollmond im Dezember blieben sie besonders lange frisch, wozu auch die Lagerung<br />
im Kanzelbach beitrug.<br />
Lobenswert ist die Baumaufzucht ohne Pestizide "... die Sie (der Käufer) beim<br />
beginnenden Nadeln des Baumes sonst auf dem Wohnzimmerteppich haben<br />
würden" (Zitat www.schriesheimerwald.de).<br />
Die Christbäume wuchsen im Mischwald auf. Verwendung chemischer Mittel war<br />
nicht nötig. Die natürliche Zwischenwuchsentfernung bzw. Kürzung erfolgte ohne<br />
Herbizide mit Schafen.<br />
Begrüßenswert ist, dass bei Verwendung der <strong>Schriesheim</strong>er Bäume lange<br />
Transportwege entfallen.<br />
► PEFC – Zertifizierung<br />
Die Pan European Forest Certification ist eine internationale Zertifizierung zur<br />
nachhaltigen Bewirtschaftung nach bestimmten Kriterien. Sie besteht für<br />
Deutschland seit dem Jahr 2000. Ihr Niveau ist ähnlich hoch wie bei FSC (Forest<br />
Stewardship Council, seit 1993); PEFC trägt aber der strukturellen Gliederung in<br />
Europa durch eine regionale Betrachtung besser Geltung. Die Zertifizierungskriterien<br />
liegen über den Vorgaben der Landeswaldgesetze:<br />
- Prinzip der Nachhaltigkeit<br />
- Bewirtschaftungspläne<br />
- keine Düngung<br />
- keine Anwendung von Herbiziden<br />
- Insektizidanwendung nur an Totholz, z. B. lagerndem Nadelstammholz<br />
- keine Kahlschläge<br />
- <strong>Natur</strong>verjüngung hat Vorrang<br />
- Vermeidung flächiger Befahrung
<strong>2.</strong> NATUR UND LANDSCHAFT<br />
Umweltbericht - <strong>Stadt</strong> <strong>Schriesheim</strong><br />
Die Einhaltung der Leitlinien wird während der 5-jährigen Gültigkeitsdauer des<br />
Zertifikates im Rahmen einer Zufallsstichprobe überprüft, die in <strong>Schriesheim</strong><br />
2003 stattfand.<br />
Die Gebühren für die Zertifizierung betrugen im Jahr 2000 0,20 DM pro Hektar<br />
<strong>und</strong> Jahr sowie 20,00 DM für das fünf Jahre gültige Zertifikat. Die Zertifizierung<br />
ist zur Sicherung des Absatzes notwendig. Inzwischen gibt es auch eine nachfolgende<br />
Zertifizierung der Produktkette über holzverarbeitende Betriebe bis zum<br />
Händler. Der Endverbraucher kann so am verkauften Holz die PEFC Zertifizierung<br />
erkennen, z.B. „ökologisch-Obi“ (mündl. Auskunft: Herr Thieme, InterCert).<br />
In Baden-Württemberg sind 75 % der gesamten Waldfläche PEFC-zertifiziert,<br />
davon ist die Hälfte Kommunalwald (PEFC Deutschland e.V. 2003).<br />
► Wege, Grillplätze<br />
Die gesamte Fahrweglänge beträgt 123,8 km. Das Wegenetz ist durch die historische<br />
Entwicklung überdurchschnittlich gut ausgebaut.<br />
Die Forstwege sind überwiegend Fahrwege, reine Wanderwege gibt es kaum.<br />
Dies wird bei der Erneuerung des Schotterbelags beachtet, da zu grob geschotterte<br />
Wege nicht so gut zu begehen sind. Als Erhaltungsmaßnahme erfolgte<br />
2003 die Auffüllung eines Weges am Allmannsbach. Wegeneubauten sind nicht<br />
vorgesehen, mit Ausnahme der Fertigstellung des R<strong>und</strong>wanderweges (Odenwaldklub-Markierung<br />
S 4) südlich des Steinbruchs im <strong>Natur</strong>schutzgebiet Ölberg<br />
im Herbst 2004.<br />
Städtische Grillplätze oder Grillhütten, die auf Anfrage gemietet werden können,<br />
gibt es nicht.<br />
<strong>2.</strong>4.7 Waldschäden<br />
1996 führten die Volkshochschule <strong>und</strong> die Ortsgruppe des BUND im Foyer des<br />
Rathauses eine Fotoausstellung "Kein schöner Wald" durch, eine vergleichende<br />
Fotodokumentation über das Waldsterben. Dr. Wilhelm, Direktor des Weinheimer<br />
Forstamtes, gab in einem Vortrag einen Bericht über den bedrohlichen Zustand<br />
des Waldes im Forstbezirk Weinheim (ABELE 1997, S. 153).<br />
Im Frühjahr 2004 fand für Waldbesitzer eine Informationsveranstaltung zur Problematik<br />
der Borkenkäferausbreitung statt.<br />
99
Umweltbericht - <strong>Stadt</strong> <strong>Schriesheim</strong><br />
► "Neuartige Waldschäden"<br />
100<br />
<strong>2.</strong> NATUR UND LANDSCHAFT<br />
Die seit den 80er Jahren zunehmend beobachteten sog. „neuartigen Waldschäden“<br />
werden nicht auf Gemarkungsebene kartiert. Daten zu prozentualen Anteilen<br />
der einzelnen Baumarten an den Schadensstufen sind für Baden-<br />
Württemberg festgehalten.<br />
Im <strong>Schriesheim</strong>er Wald werden alle paar Jahre im Zuge der terrestrischen Waldschadensinventur<br />
für bestimmte Rasterpunkte aktuelle Werte aufgenommen <strong>und</strong><br />
fließen über ein Hochrechnungsverfahren in die Landesstatistik ein.<br />
Die Ergebnisse der inzwischen EU-weit einheitlichen Waldschadensinventur<br />
werden jährlich im Oktober im "Waldzustandsbericht" veröffentlicht<br />
(FORSTLICHE VERSUCHS- UND FORSCHUNGSANSTALT BADEN-<br />
WÜRTTEMBERG 2003).<br />
Die nachfolgend dargestellten Ergebnisse stammen aus dem Waldzustandsbericht<br />
2003, dem die 21. Terrestrische Waldschadensinventur in Baden-<br />
Württemberg zugr<strong>und</strong>e liegt.<br />
Ursachen, die den aktuellen Waldzustand bewirken, sind Witterungseinflüsse,<br />
anthropogene Stoffeinträge <strong>und</strong> Wirkungen biotischer Schaderreger.<br />
Zum Erkennen von Veränderungen <strong>und</strong> den dabei ablaufenden Prozessen -<br />
forstliches Umweltmonitoring - wurden in den Wäldern verschiedene Mess- <strong>und</strong><br />
Beobachtungsnetze eingerichtet. Eine Beobachtungsfläche wird von der LfU Baden-Württemberg<br />
am "Langen Kirschbaum" betrieben. Die Ergebnisse dienen<br />
der Ableitung von Maßnahmen zur Stabilisierung der Waldökosysteme.<br />
Über Rasterstichproben werden ermittelt <strong>und</strong> flächenhaft dargestellt:<br />
• Zustand der Kronen von Waldbäumen, jährlich, über die terrestrische Waldschadensinventur<br />
(TWI)<br />
• Nährstoffgehalt von Fichten- <strong>und</strong> Tannennadeln, Wachstum dieser Baumarten,<br />
1983, 1988, 1994 <strong>und</strong> 2001 (mit Buchenblättern) als immissionsökologische<br />
Waldzustandserhebung (IWE)<br />
• Bodenchemischer Zustand der Waldböden (Bodenzustandserhebung, BZE),<br />
1990/1991, Wiederholung 2005/2006 geplant.<br />
Dazu kommen einzelne punktbezogene Untersuchungen:<br />
• Dauerbeobachtungsflächen. Sie zeigen den Kronenzustand für die Hauptbaumarten<br />
in ihren Hauptverbreitungsgebieten.<br />
• Depositionsmessnetz. Säure- <strong>und</strong> Stickstoffeinträge durch Niederschlag werden<br />
an 25 Messstationen permanent gemessen.
<strong>2.</strong> NATUR UND LANDSCHAFT<br />
Umweltbericht - <strong>Stadt</strong> <strong>Schriesheim</strong><br />
• Stoffflussmessnetz. Auf sechs Versuchsflächen werden intensiv die Stoffeinträge<br />
<strong>und</strong> -austräge gemessen.<br />
• Waldwachstumsversuchsflächen. Sie zeigen das Wachstum der Hauptbaumarten<br />
auf verschiedenen Standorten an.<br />
Bei der Terrestrischen Waldschadensinventur werden die sichtbaren Schädigungen<br />
des Baumes festgestellt. Dazu dient eine aus dem geschätzten Nadel- bzw.<br />
Blattverlust in Prozent der Krone <strong>und</strong> dem Vergilbungsgrad in Prozent der Baumkrone<br />
kombinierte Einteilung in fünf Schadstufen. Zusätzlich werden weitere erkennbare<br />
Merkmale wie Insektenfraß oder Trockenstress festgehalten.<br />
Tab. 16: Schadstufen der Waldbäume zur Aufnahme in der terrestrischen Waldschadensinventur.<br />
Aus: FORSTLICHE VERSUCHS- UND FORSCHUNGSANSTALT BADEN-<br />
WÜRTTEMBERG (2003, S. 6)<br />
Schadstufe 0 Ungeschädigt<br />
Schadstufe 1 Schwach geschädigt Warnstufe<br />
Schadstufe 2 Mittelstark geschädigt<br />
Schadstufe 3 Stark geschädigt Deutlich geschädigt<br />
Schadstufe 4 Abgestorben<br />
101
Umweltbericht - <strong>Stadt</strong> <strong>Schriesheim</strong><br />
102<br />
<strong>2.</strong> NATUR UND LANDSCHAFT<br />
Waldschädigungsgrad in Baden-Württemberg nach Flächenanteilen<br />
Abb. 19: Entwicklung der Waldschadensstufen in Baden-Württemberg 1983 - 2003.<br />
Quelle: FORSTLICHE VERSUCHS- UND FORSCHUNGSANSTALT BADEN-<br />
WÜRTTEMBERG (2003, S. 11)<br />
Prozentualer Anteil an<br />
der Waldfläche<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
1983 1984 1985 1986 1987 1988 1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003<br />
Jahr<br />
Schadstufe 0 Schadstufe 1 Schadstufen 2-4<br />
Der Anteil der deutlich geschädigten Waldfläche (Schadstufe 2 - 4) lag 2003 bei<br />
29 % der Gesamtwaldfläche Baden-Württembergs. Gegenüber 2002 stellt dies<br />
eine Zunahme um 5 Prozentpunkte dar. In den Jahren 1998 bis 2002 lag der Anteil<br />
der deutlich geschädigten Waldfläche nahezu konstant bei 24 - 25%. Der<br />
diesjährige Anteil (2004) wurde nur im Jahr 1996 mit damals 35 % übertroffen.<br />
Nur 26 % werden als ungeschädigt (Stufe 0) eingestuft, das ist lediglich etwa ein<br />
Viertel des Waldes!<br />
B<strong>und</strong>esweit waren im Jahr 2003 mehr Bäume geschädigt als jemals seit Beginn<br />
der Statistiken, 31 % aller Bäume in Deutschland sind sehr stark geschädigt.<br />
Ältere Bäume (ca. über 60 Jahre) sind aufgr<strong>und</strong> länger einwirkender Stressfaktoren<br />
in stärkerem Grade geschädigt.<br />
Aufgliederung der Schäden nach Baumarten<br />
Bei Fichten <strong>und</strong> Tannen ist der Flächenanteil der deutlich geschädigten Bäume<br />
seit 2002 nahezu unverändert geblieben. Bei den Tannen hat sich der Anteil seit<br />
etwa 10 Jahren auf einem Niveau zwischen 50 <strong>und</strong> 60 % stabilisiert, während bei<br />
den Fichten deutlich geschädigte Flächen von etwa 30 % in den 80er-Jahren auf<br />
nun über 60 % festzustellen ist.
<strong>2.</strong> NATUR UND LANDSCHAFT<br />
Umweltbericht - <strong>Stadt</strong> <strong>Schriesheim</strong><br />
Der Anteil von Kiefern mit deutlichen Schäden ist gegenüber dem Jahr 2002 auf<br />
nun 50 % Anteil am Gesamtbestand stark gesunken (um 10 Prozentpunkte).<br />
Buchenflächen weisen im Jahr 2003 den seit Beginn der Beobachtungen höchsten<br />
Anteil an deutlich geschädigten Flächen auf mit über 70 % Anteil am Gesamtbestand,<br />
wozu sicherlich auch die Trockenheit dieses Jahres beitrug.<br />
Der Anteil der Eichen mit Schadensstufen 2 - 4 lag auf den Dauerbeobachtungsflächen<br />
mit 70 % am Gesamtbestand der Eichen auf dem Niveau des Vorjahres.<br />
Erstmals wurden 2003 zusätzlich Untersuchungen zur Schädigung von Bäumen<br />
durch Ozon vorgenommen. Blattproben an stark sonnenexponierten Standorten<br />
zeigten akute Schädigungen des Blattgewebes (FORSTLICHE VERSUCHS-<br />
UND FORSCHUNGSANSTALT BADEN-WÜRTTEMBERG 2003).<br />
Bei der immissionsökologischen Waldzustandserhebung 2001 wurde ein vermehrtes<br />
Dickenwachstum der Bäume (Fichten, Tannen, Buchen) festgestellt.<br />
Dies steht scheinbar im Gegensatz zur Schädigung durch Verlichtung <strong>und</strong> Blattfall.<br />
Gründe für das verstärkte Dickenwachstum sind zum einen forstwirtschaftliche<br />
Änderungen wie Wegfall der Waldweide <strong>und</strong> Streunutzung, Änderungen in<br />
der Bestandesbegründung <strong>und</strong> -behandlung. Zum anderen sind die Gründe in<br />
veränderten Umweltbedingungen zu sehen, wie vermehrtem Eintrag von Stickstoff<br />
(wirkt als Dünger), erhöhtem Kohlendioxidgehalt der Luft <strong>und</strong> längeren Vegetationsperioden<br />
(FORSTLICHE VERSUCHS- UND FORSCHUNGSANSTALT<br />
BADEN-WÜRTTEMBERG 2003).<br />
• Trockenheitsschäden<br />
Infolge unterdurchschnittlicher Niederschlagsmengen <strong>und</strong> überdurchschnittlicher<br />
Temperaturen waren bei den Aufnahmen der Waldschadenserhebung Juli/August<br />
2003 deutliche Schädigungen an den Baumkronen sichtbar. Insbesondere<br />
Standorte in Tieflagen <strong>und</strong> an sonnenexponierten Hängen waren betroffen.<br />
Bäume reagieren auf Wassermangel mit Abwurf von Nadeln <strong>und</strong> Blättern, um die<br />
Transpiration zu verringern. Dies geschieht zum Teil nach Verfärbung, zum Teil<br />
aber auch in grünem Zustand. Der Baum verliert wichtige Nährelemente, die<br />
normalerweise während der Herbstfärbung in den Stamm verlagert werden als<br />
Reserve. Insbesondere bei Eichen kann es durch den Ausfall dieser Nährstoffreserven<br />
indirekt im nachfolgenden Jahr zu Schäden kommen (FORSTLICHE<br />
VERSUCHS- UND FORSCHUNGSANSTALT BADEN-WÜRTTEMBERG 2003)<br />
Durch Trockenheit vorgeschädigte Bäume können nicht mehr genug Harz produzieren,<br />
um Insektenbefall z. B. durch Borkenkäfer abwehren bzw. überstehen zu<br />
können (mündl. Auskunft: Herr Jakob).<br />
103
Umweltbericht - <strong>Stadt</strong> <strong>Schriesheim</strong><br />
• Sturmschäden<br />
104<br />
<strong>2.</strong> NATUR UND LANDSCHAFT<br />
Die Orkane „Vivian“ <strong>und</strong> „Wiebke“ haben 1990 erhebliche Schäden angerichtet.<br />
Ca. 40.000 bis 50.000 Fm Holz mussten ausgeräumt werden. Mitte 1992 waren<br />
diese Schäden aufgearbeitet (mündl. Auskunft: Herr Jakob). Das Überangebot<br />
durch Sturmholz hatte jedoch - neben globalen Aspekten - ein Zusammenbrechen<br />
des Holzmarktes zur Folge. Die dadurch ausgelösten finanziellen Einbußen<br />
halten bis heute an.<br />
Der Orkan „Lothar“ 1999 hatte im <strong>Schriesheim</strong>er <strong>Stadt</strong>wald keine nennenswerten<br />
sichtbaren Folgen.<br />
• Schädlingsbefall<br />
Durchschnittlich wurden bisher ca. 10 bis 20 Bäume pro Jahr im <strong>Schriesheim</strong>er<br />
Wald durch Schadinsekten unbrauchbar gemacht.<br />
Borkenkäfer weisen nach den Sturmschäden vor einigen Jahren in Baden-<br />
Württemberg immer noch eine sehr hohe Populationsdichte auf. Sie steigert sich<br />
nach Trockenperioden im Frühjahr noch (2003, 2004). Normalerweise wehrt der<br />
Baum diese durch vermehrte Harzbildung ab. Aufgestellte Pheromonfallen dienen<br />
zur Überwachung der Menge der auftretenden Schädlinge (Befallsdruck)<br />
(Angaben von Herrn Jakob). Buchdrucker (Ips typograhus) <strong>und</strong> Kupferstecher<br />
(Pityogenes chalcographus) befallen überwiegend jüngere Fichten oder die obere<br />
Krone älterer Fichten. Befallene Bäume werden geschlagen <strong>und</strong> verbrannt.<br />
1996 traten Schwammspinner (Lymanthria dispar L.) als Plage auf. Die Raupen<br />
des Falters fressen junge Blätter auf. Starker Befall insbesondere am Branich<br />
machte eine Bekämpfung mit Bacillus thuringiensis nötig, der gezielt <strong>und</strong> effektiv<br />
durch Hubschrauber ausgebracht wurde.<br />
Schäden an Buchen können durch Blattfraß des Buchenspringrüsslers (Rynchaenus<br />
fagi) verursacht werden. An Eichen treten in meist geringem Ausmaß<br />
Schwammspinner, Eichenwickler <strong>und</strong> Frostspanner auf, der Eichenprachtkäfer<br />
(Agrilus biguttatus) führt zum Absterben.<br />
Schäden an Nadelbäumen (Lärchen, Kiefern, Tannen) können Bock-, Pracht-<br />
<strong>und</strong> Rüsselkäfer verursachen. Die Tannentrieblaus (Dreyfusia sp.) hat im Vergleich<br />
zum Vorjahr zugenommen. Sie schädigt v.a. Jungwuchs, der plötzlich freigelegt<br />
wird. An der Douglasie führte in Baden-Württemberg aufgr<strong>und</strong> der günstigen<br />
Infektionsbedingungen der Vorjahre die Rußige Douglasienschütte (Phaeocryptopus<br />
gaeumanni), ein Pilz, zu stärkeren Schäden als in den Vorjahren<br />
(FORSTLICHE VERSUCHS- UND FORSCHUNGSANSTALT BADEN-<br />
WÜRTTEMBERG 2003).<br />
An Kiefern in der Rheinebene ist vermehrter Mistelbefall (Viscum album) festzustellen.<br />
Dieser Halbparasit entzieht dem Baum Wasser <strong>und</strong> Nährsalze. Laubbäume<br />
in der Oberrheinebene sind weiter durch Wurzelfraß der Engerlinge des<br />
stark vertretenen Waldmaikäfers (Melolontha hippocastani) gefährdet
<strong>2.</strong> NATUR UND LANDSCHAFT<br />
Umweltbericht - <strong>Stadt</strong> <strong>Schriesheim</strong><br />
(FORSTLICHE VERSUCHS- UND FORSCHUNGSANSTALT BADEN-<br />
WÜRTTEMBERG 2003).<br />
Rosskastanien werden durch die Miniermotte geschädigt.<br />
• Verbissschäden<br />
Verbissschäden sind (GRÜNTJENS 2001, Karte) besonders nördlich <strong>und</strong> östlich<br />
des Madonnenberges anzutreffen, im Distrikt IV (Sommerseite), am nordwestlichen<br />
Ende des Weiten Tales, nordöstlich des Griethwegs <strong>und</strong> südwestlich des<br />
Allmendbachs. Sie betreffen eine Fläche von ca. 90 ha. Sie werden in den<br />
festgelegten Bejagungsschwerpunkten berücksichtigt.<br />
<strong>2.</strong>4.8 Schutzstatus<br />
Die gesamte Waldfläche <strong>Schriesheim</strong>s gehört dem <strong>Natur</strong>park Neckartal-<br />
Odenwald, dem Geopark <strong>und</strong> dem <strong>Landschaft</strong>sschutzgebiet an - s. Abb. 10.<br />
Die <strong>Natur</strong>schutzgebiete „Wendenkopf“ <strong>und</strong> „Ölberg“ bestehen seit 1939 bzw.<br />
1998 mit zusammen ca. 105 ha, was etwa 7 % der Waldfläche entspricht. Beide<br />
wurden als FFH Gebiet (Flora – Fauna – Habitat) ausgewiesen wie auch weitere<br />
Flächen des <strong>Schriesheim</strong>er Waldes in den Nachmeldungen des Jahres 2004.<br />
► Besonders geschützte Waldbiotope<br />
Nach § 30 Landeswaldgesetz können Biotopschutzwälder ausgewiesen werden,<br />
besondere Waldgesellschaften <strong>und</strong> Lebensräume, die einen ähnlichen Schutzstatus<br />
haben wie die besonders geschützten Biotope nach § 24 a NatSchG.<br />
Folgende Biotoptypen werden als schutzwürdig genannt:<br />
- <strong>Natur</strong>nahe Schlucht- <strong>und</strong> Blockwälder<br />
- regional seltene naturnahe Waldgesellschaften (Buchen-, Eichen-, Fichten-<br />
<strong>und</strong> Tannenwälder)<br />
- Tobel, Klingen, Kare <strong>und</strong> Toteislöcher<br />
- Wälder als Reste historischer Bewirtschaftung <strong>und</strong> strukturreiche Waldränder<br />
Die Biotopkartierungen von 1992 <strong>und</strong> 1993 erfolgten auf der Gr<strong>und</strong>lage des Biotopschutzgesetzes.<br />
Im Wald führte sie die Forstliche Versuchs- <strong>und</strong> Forschungsanstalt<br />
Baden-Württemberg (Sitz: Freiburg i. Br.) in Zusammenarbeit mit der LfU<br />
Baden-Württemberg durch.<br />
105
Umweltbericht - <strong>Stadt</strong> <strong>Schriesheim</strong><br />
106<br />
<strong>2.</strong> NATUR UND LANDSCHAFT<br />
Als weitere Maßnahmen zum Schutz <strong>und</strong> Erhalt des Biotops wird bei Waldbiotopen<br />
meist die Fortsetzung der bisherigen Wirtschaftsweise empfohlen.<br />
Etwa 9 % der gesamten Waldfläche <strong>Schriesheim</strong>s sind als Waldbiotope ausgewiesen,<br />
ca. 130 ha. Es finden sich leicht differierende Zahlen in den Kartierbögen<br />
bei GRÜNTJENS (2001) <strong>und</strong> dem PEFC-Prüfungsbericht (2003).<br />
Zu den nach § 24 a NatSchG besonders geschützten Waldbiotopen gehören naturnahe<br />
Moor-, Sumpf-, Bruch- <strong>und</strong> Auenwälder sowie naturnahe Wälder trockenwarmer<br />
Standorte.<br />
Verboten sind alle Handlungen, die zu einer Zerstörung oder nachhaltigen Beeinträchtigung<br />
führen können. Dazu gehören das Reiten <strong>und</strong> Fahrradfahren außerhalb<br />
von Wegen. Das Fahren in der freien <strong>Landschaft</strong> außerhalb von Wegen ist<br />
als Ordnungswidrigkeit mit Bußgeld bedroht. Verboten ist auch das Klettern an<br />
Felsen <strong>und</strong> Begehen von natürlichen Block- <strong>und</strong> Geröllhalden.<br />
Nach § 32 LWaldG können von der höheren Forstbehörde (Forstdirektion) per<br />
Rechtsverordnung Waldschutzgebiete, Bannwälder <strong>und</strong> Schonwälder ausgewiesen<br />
werden,. Ihr Anteil an der Landesfläche liegt derzeit bei 1,6 % <strong>und</strong> soll auf 2<br />
% erhöht werden. In Baden-Württemberg gibt es 381 Schonwälder.<br />
Schutzziel eines Schonwaldes können der Schutz, die Erhaltung <strong>und</strong> Erneuerung<br />
historischer Waldformen <strong>und</strong> landschaftstypischer Waldbestände sein, von seltenen<br />
Waldgesellschaften <strong>und</strong> von Biotopkomplexen, die schutzwürdigen Arten<br />
Lebensraum bieten. Sie werden bewirtschaftet <strong>und</strong> gepflegt. Um die seltenen<br />
Tier- <strong>und</strong> Pflanzenarten zu erhalten, ist oft die Aufrechterhaltung einer bestimmten<br />
Bewirtschaftungsform notwendig.<br />
1998 wurden 41 ha des Distrikts „Ölberg“ mit einer Höhenlage von 230 m bis 350<br />
m ü. NN als Schonwald ausgewiesen (KÖRPERSCHAFTSFORSTDIREKTION<br />
KARLSRUHE 1998). Die einzelnen schützenswerten Waldarten sind in Tab. 17<br />
zu sehen.<br />
<strong>2.</strong>4.9 Personelle <strong>und</strong> maschinelle Ausstattung der Förster<br />
Für den <strong>Schriesheim</strong>er Wald gibt es zwei Forstbezirke, "West" bis zur Linie Allmansbach/Weites<br />
Tal (Staatlicher Revierleiter Herr Draxler) <strong>und</strong> "Ost" (Staatlicher<br />
Revierleiter Herr Jakob). Die <strong>Stadt</strong> <strong>Schriesheim</strong> beschäftigt drei Forstwirte<br />
<strong>und</strong> eine ungelernte Arbeitskraft (PEFC-Bericht 2003). Dazu kommen eineinhalb<br />
Beamtenstellen, die bis Ende 2004 der Forstverwaltung angehören <strong>und</strong> ab Januar<br />
2005 dem Landkreis. Diese können jedoch den berechneten anfallenden<br />
Zeitbedarf von 8.300 St<strong>und</strong>en im Jahr nicht erfüllen, sodass v. a. für Arbeiten in<br />
den Bereichen Holzernte, Bestandspflege <strong>und</strong> Ästung Fremdunternehmen<br />
beauftragt werden (56 % des gesamten Arbeitsvolumens, nach PEFC-Bericht<br />
2003). Ein Kleinbus <strong>und</strong> drei Sägen gehören der <strong>Stadt</strong> <strong>Schriesheim</strong>. Weitere
<strong>2.</strong> NATUR UND LANDSCHAFT<br />
Umweltbericht - <strong>Stadt</strong> <strong>Schriesheim</strong><br />
Kleinbus <strong>und</strong> drei Sägen gehören der <strong>Stadt</strong> <strong>Schriesheim</strong>. Weitere Fahrzeuge <strong>und</strong><br />
Schlepper sind privat (Förster Jakob). Die eigenen Maschinen werden, soweit<br />
technisch möglich, mit biologisch abbaubaren Ölen <strong>und</strong> Treibstoffen betrieben,<br />
eine Forderung der PEFC entsprechend.<br />
Die Forstarbeiter werden zunehmend im Bereich Grün- <strong>und</strong> <strong>Landschaft</strong>spflege<br />
eingesetzt.<br />
Die Auswirkungen der geplanten Verwaltungsreform im Sinne von mehr Integration<br />
<strong>und</strong> Zusammenlegung sind noch nicht abzuschätzen. Die Forstämter sollen<br />
in die Landratsämter integriert werden, eine Kostenersparnis von 20 % wird erwartet.<br />
Aufgaben der Landesforstverwaltung sollen von den Forstdirektionen an<br />
die Regierungspräsidien Tübingen <strong>und</strong> Freiburg gehen.<br />
<strong>2.</strong>4.10 Funktionen des <strong>Stadt</strong>waldes<br />
Wald wird nicht nur wegen seiner Holzproduktion genutzt. Er ist ein bedeutender<br />
<strong>Natur</strong>raum mit Funktionen als Wasserspeicher <strong>und</strong> -filter sowie als "Filter" für<br />
Luftschadstoffe. Genutzt wird er auch zunehmend als Freizeitraum, wobei er<br />
gleichzeitig Ruhe- <strong>und</strong> Erholungsgebiet ist wie auch Platz für sportliche Aktivitäten<br />
bietet. Diese Nutzung bringt wiederum Probleme mit sich wie Abfälle, Lärm,<br />
Feuer, Verkehr, Parkplätze <strong>und</strong> Kosten für die Errichtung <strong>und</strong> den Unterhalt von<br />
Erholungseinrichtungen <strong>und</strong> die Sauberhaltung des Waldes.<br />
Beispiele für "organisierte" Waldnutzung <strong>und</strong> Informationen zum Wald sind in<br />
<strong>Schriesheim</strong> ein 1996 von der Forstverwaltung Weinheim veranstaltetes Waldjugendspiel<br />
mit 170 Schülerinnen <strong>und</strong> Schülern (ABELE 1997).<br />
Waldführungen durch den Revierleiter Herrn Jakob werden (meist einmal im Semester)<br />
über die Volkshochschule angeboten. Die Förster führen nach Vereinbarung<br />
auch Jugendgruppen.<br />
Aufgr<strong>und</strong> einer Waldfunktionskartierung sind im Einrichtungswerk hauptsächliche,<br />
sich auch überschneidende Waldfunktionen festgehalten worden, die z.T.<br />
auch rechtliche Wirkung haben (Tab. 17).<br />
Tab. 17: Waldfunktionen (in ha bzw. % der Holzbodenfläche) des <strong>Schriesheim</strong>er Waldes<br />
Quelle: GRÜNTJENS 2001, S. <strong>2.</strong><br />
Waldfunktion Fläche in ha Anteile in %<br />
Bodenschutzwald 287,2 18<br />
Wasserschutzwald 132,8 8<br />
Immissionsschutzwald 494,2 30<br />
Sichtschutzwald 19,0 1<br />
Erholungswald, Stufe I 47,5 3<br />
Erholungswald, Stufe II 1.098,8 68<br />
107
Umweltbericht - <strong>Stadt</strong> <strong>Schriesheim</strong><br />
108<br />
<strong>2.</strong> NATUR UND LANDSCHAFT<br />
8 % der Waldfläche <strong>Schriesheim</strong>s ist Wasserschutzwald. Waldboden ist ein<br />
hervorragender Filter für Wasser. Regenwasser wird von ihm sehr gut aufgenommen<br />
<strong>und</strong> in tiefere Bereiche abgeleitet. Problematisch ist die Versauerung<br />
der Böden.<br />
Wälder auf erosionsgefährdeten Sandorten wie Hängen sind durch das Landeswaldgesetz<br />
als Bodenschutzwälder ausgewiesen. Wald schützt durch verminderten<br />
Oberflächenabfluss <strong>und</strong> reduzierte Winderosion vor Bodenabtrag. In<br />
<strong>Schriesheim</strong> sind 18 % der Waldfläche Bodenschutzwald, was dem Anteil in Baden-Württemberg<br />
(17,2 %) entspricht (WILHELM 1991, MINISTERIUM FÜR<br />
UMWELT UND VERKEHR BADEN-WÜRTTEMBERG 2003).<br />
Eine Funktion als Immissionsschutzwald beruht auf der Fähigkeit der Waldbäume,<br />
mit Hilfe ihrer großen Blatt- bzw. Nadeloberflächen feste Staub- <strong>und</strong><br />
Rußpartikel <strong>und</strong> ihnen angelagerte Schadstoffe aus der Luft herauskämmen zu<br />
können. Dafür sind vor allem geschlossene, dichte Bestände von Bedeutung, die<br />
durch luftabkühlende Wirkung das Klima positiv beeinflussen.<br />
In der Waldfunktionskartierung sind besonders beliebte Waldgebiete je nach ihrer<br />
Frequentierung in zwei Stufen Erholungswald unterschieden. Stufe I bedeutet:<br />
mehr als 10 Besucher pro Hektar am Tag, Stufe II besuchen bis zu 10 Personen<br />
am Tag (pro Hektar). Im Landesdurchschnitt liegen die Anteile bei 4,2 % für Stufe<br />
I <strong>und</strong> 22,1 % für Stufe II.<br />
<strong>2.</strong>4.11 Bewertung <strong>und</strong> potenzielle Maßnahmen<br />
► Bewertung<br />
Der Wald bildet das großflächigste naturnahe Ökosystem. Für das <strong>Landschaft</strong>sbild,<br />
Boden, Wasser, Luft, Klima, Tier- <strong>und</strong> Pflanzenvielfalt ist er in dieser großen<br />
Fläche sehr bedeutend. Für den Menschen stehen seine Funktionen als Erholungs-<br />
<strong>und</strong> Freizeitraum im Vordergr<strong>und</strong>, aber auch als Anschauungsobjekt zur<br />
<strong>Natur</strong>k<strong>und</strong>e dient Wald.<br />
Wald ist Holzlieferant. Holz ist ein vielseitig verwendbarer <strong>und</strong> nachwachsender<br />
Rohstoff. Es hat als Energieträger eine günstige CO 2-Bilanz durch seine Speicherfunktion.<br />
Die wirtschaftliche Bedeutung des Waldes hat leider stark abgenommen, trotzdem<br />
muss er gepflegt werden <strong>und</strong> der Öffentlichkeit mit all seinen Funktionen<br />
<strong>und</strong> Zusammenhängen besser ins Bewusstsein gebracht werden. Der Wert des<br />
Waldes darf nicht nur an seiner wirtschaftlichen Bedeutung gemessen werden.<br />
Der Holzvorrat im Wald ist enorm, kann aber aufgr<strong>und</strong> hoher Erntekosten <strong>und</strong> internationaler<br />
Konkurrenz kaum wirtschaftlich genutzt werden. Preisbedingter<br />
Nutzungsverzicht ist die Folge, der Holzvorrat steigt weiter, bis ein großes <strong>Natur</strong>ereignis<br />
eine plötzliche Änderung bringt.
<strong>2.</strong> NATUR UND LANDSCHAFT<br />
Umweltbericht - <strong>Stadt</strong> <strong>Schriesheim</strong><br />
In Zukunft ist vermehrt mit extremen Witterungsverhältnissen wie Stürmen, Trockenperioden,<br />
Starkregen etc. zu rechnen. Die Forstwirtschaft muss flexibel <strong>und</strong><br />
sofort auf diese Bedingungen reagieren können. Daneben ist gr<strong>und</strong>sätzlich der<br />
Wald in einem Zustand zu halten, indem er so weit wie möglich wiederstandsfähig<br />
sein kann. Ein ges<strong>und</strong>er, stabiler Waldbestand mit vielfältigen Strukturen ist<br />
dafür die beste Voraussetzung. Eine Bewirtschaftung unter ökologischen Aspekten<br />
ist nur möglich, wenn auch die ökonomischen Bedingungen positiv ausfallen.<br />
► Maßnahmen<br />
In erster Linie ist die Forstverwaltung für Maßnahmen im Wald zuständig <strong>und</strong> die<br />
fachlich kompetente Stelle dafür.<br />
Aufgaben der Forstwirtschaft:<br />
• Nachhaltige Sicherung der Funktionsfähigkeit <strong>und</strong> Stabilität der Wälder.<br />
• Standortgerechte Baumartenwahl, natürliche Verjüngung bzw. herkunftsgesichertes<br />
Vermehrungsgut, Bestandspflege zur Förderung von Mischbaumarten<br />
<strong>und</strong> der Stabilität der Bestände sind beizubehalten bzw. auszubauen.<br />
Eine Vielfalt an Bewirtschaftungsformen fördert die Artenvielfalt.<br />
• Förderung einer reichhaltigen Altersstruktur mit Pionierphase, Alters- <strong>und</strong> Zerfallsphase<br />
als artenreichste Ausbildungen des Waldes.<br />
• Besondere Pflege <strong>und</strong> Ausbau der Waldränder.<br />
• Bewahrung historischer Bewirtschaftungsformen an Beispielflächen.<br />
• Überwachung biotischer Schäden, im Moment insbesondere Trockenschäden<br />
<strong>und</strong> nachfolgender stärkerer Borkenkäferbefall. Dazu sind erhöhter <strong>und</strong> großräumig<br />
koordinierter Einsatz von qualifiziertem <strong>und</strong> ortsk<strong>und</strong>igem Forstpersonal<br />
sowie ausreichender Maschinenkapazitäten nötig (FVF 2003).<br />
• Bodenschutzkalkungen mit magnesiumhaltigem Kalk zur Kompensation der<br />
aktuellen Säureeinträge als Vorsorgemaßnahme, sofern das mit den PEFC-<br />
Richtlinien zulässig ist.<br />
• Anregung der privaten Waldbesitzer zur Durchführung stabilisierender Maßnahmen<br />
im Wald (z. B. Kalkungsmaßnahmen), u. U. über finanzielle Anreize.<br />
• Erhalt von Rastmöglichkeiten <strong>und</strong> Wanderwegen. Die Möglichkeit zur Einrichtung<br />
einer zu mietenden Grillmöglichkeit, u. U. mit Hütte, ist zu prüfen.<br />
• Am Ölberg ist die Parksituation auf den Wegen zu verbessern bzw. das Parken<br />
zu verhindern, z.B. über Versperren des Wegrandes durch Baumstämme,<br />
Steinblöcke o.ä.<br />
109
Umweltbericht - <strong>Stadt</strong> <strong>Schriesheim</strong><br />
Aufgaben auf überregionaler bzw. politischer Ebene:<br />
110<br />
<strong>2.</strong> NATUR UND LANDSCHAFT<br />
• Weitere Förderung von Maßnahmen zur Emissionsminderung oder Energieeinsparung<br />
zur Verbesserung der Luftreinhaltung.<br />
• Ein vermehrter Einsatz von Holz als Energielieferant ist anzustreben, Hackschnitzel-<br />
<strong>und</strong> Pellets-Hersteller als Abnehmer.<br />
• Finanzielle Sicherung der Forschung (forstliches Umweltmonitoring).<br />
• Sicherung der notwendigen Stellen für Fachpersonal im Bereich der Forstwirtschaft.<br />
Aufgaben auf lokaler Ebene:<br />
• Sicherung <strong>und</strong> Ausbau der Vermarktung für stadteigenes Holz.<br />
• Fortführung der Zertifizierung nach PEFC.<br />
• Information der Bevölkerung über ökologische Zusammenhänge, Schutzgebiete,<br />
Reste historischer Bewirtschaftung, wirtschaftliche Zusammenhänge<br />
<strong>und</strong> aktuelle Forstarbeiten.<br />
• Relikte historischer Waldnutzungen (ehemalige Nieder- <strong>und</strong> Mittelwälder)<br />
kennzeichnen (Beschilderung, Informationsblatt). Initiierung von Führungen,<br />
Vorträgen, Projekttagen etc.<br />
• Angepasste Wildbestände durch entsprechende Bejagung: Sicherstellung<br />
ausreichend großer Äsungsflächen.<br />
• Einsatz bodenschonender Maschinen auf Feinerschließungslinien statt flächiger<br />
Bearbeitung.