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Der ausgesperrte Tod und das eingesperrte Leben

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Werte

„Meine Religion ist es, ohne Bedauern zu leben- und zu sterben.“ Milarepa/berühmter Poet Tibets

Das Bewußtsein der Sterblichkeit und im Falle von Sterbenden der konkrete Zeitdruck konfrontiert

unmittelbar mit den eigenen Wertvorstellungen, denn die Hoffnung auf ein langes

Leben verändert sich hin zur Hoffnung auf eine wertvoll verbrachte Zeit. Persönlichem Lebenssinn

wird Ausdruck verliehen, anstatt dies auf später zu verschieben, Lebendigkeit wird

gelebt, anstatt sie auf zukünftige Jahre zu projizieren.

Von Sterbenden erfährt man immer wieder, wie wichtig es ist, authentisch und inneren Werten

entsprechend zu leben. Die Gelassenheit mit der ein Sterbender dem Tod begegnen kann,

hängt auch damit zusammen, ob er das Gefühl hat, in Übereinstimmung mit seinen Werten

gelebt zu haben (vgl. SMITH, 2000, S. 121ff).

Beziehungen statt Besitz

Der Tod sagt: „Bau etwas auf, aber hab ein Auge auf mich. Ich habe das letzte Wort.“

Die Lehren der Sterbenden machen deutlich, daß Besitz keine Zufriedenheit bringt. Sie deuten

auf etwas hin, das jenseits materieller Bedürfnisse liegt, etwas, das zwar viel weniger greifbar

ist, aber letzten Endes mehr Erfüllung bringt. Sie weisen auf Beziehungen als Lebensgrundlage

hin. Damit sind nicht nur die zwischenmenschlichen Beziehungen gemeint, obwohl das

sicherlich ein sehr wichtiger Punkt ist, sondern vor allem die Fähigkeit, sich auf wirklich alles

beziehen zu können und damit die Bereitschaft unter allen Umständen und in allen Situationen

zu lernen und daran zu wachsen. (vgl. SMITH, 2000, S. 92).

Für Beziehungen ist oft eins nötig:

Vergebung

„Vergebung kann nur aus tiefer Menschlichkeit erwachsen, und damit aus einem Bewußtsein, das

erlaubt fehlbar zu sein.“ Rodney Smith

Für den Sterbenden sind unerledigte Angelegenheiten in Beziehungen, Versäumtes und Bereutes

oft schmerzhaft. Egal ob diese Bedingungen im realen Leben noch möglich sind zu

klären: Vergebung, sowohl sich selbst als auch dem anderen ist unabdingbar um Frieden in

diesen unerledigten Angelegenheiten zu finden. Vergebung braucht Mut:

Sich zuzugestehen, verletzlich zu sein, ist ein Zeichen von Mut, nicht von Schwäche- nämlich

des Mutes, dem anderen aus unmittelbarer Nähe zu begegnen ( vgl. SMITH, 2000, S. 115).

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