19.11.2020 Aufrufe

Schaufenster 2020-11-20

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

DESIGN<br />

Lexikon der Dinge:<br />

Das Schachbrett<br />

von Norbert Philipp<br />

Esgibtviele Dinge, die nur so herumstehen.<br />

Benutzt werden sie nie. Auch<br />

weil es kognitiv viel zu aufwendig wäre.<br />

Beim Smoothie-Maker, der ganz schön viel<br />

Raumvolumen okkupiert, ist das meistens<br />

ebenso. Puuh, wie war das noch mal? Und<br />

am Schluss auch noch auswaschen?Ah<br />

geh. Tetra-Packerl auf! Andere Dinge besorgt<br />

man sich überhaupt nur, damit sie in<br />

Ruhe und Frieden herumstehen dürfen.<br />

Deko-Artikel heißen die dann. Geboren, um<br />

einfach da zu sein. Nicht, um einem Zweck<br />

zu dienen. Und dann sind da noch die Dinge,<br />

die auch herumstehen, aber subtil eine<br />

Botschaft in den Raum absondern,<br />

manchmal sogar als kompakteVerkleinerung<br />

der Weltzusammenhänge: Das<br />

Schachbrett ist soetwas. Schließlich, so<br />

haben es einige Philosophen und Literaten<br />

schon angedeutet, ist man ja selbst Figur<br />

eines großen Spiels, bei dem man seltener<br />

der König ist, aber öfter der Bauer. Schön,<br />

endlich einmal gefühlter Teil des Universums<br />

zu sein. Undweil das Schachspiel so<br />

tiefmystisch, mythologisch und philosophisch<br />

aufgeladen ist, darf es auch herumstehen,<br />

ohne dass man sich bei der nächsten<br />

Minimalismus-Debatte dafür rechtfertigen<br />

müsste.Vielleicht holt man gerade<br />

jetzt wieder das alte Schachbrett vom<br />

Dachboden, weil man „Das Damengambit“<br />

gesehen hat: Eine Netflix-Serie, in der sich<br />

eine Frau ziemlich unstrategisch, umgeben<br />

von malerischem Setdesign, in die Schachelite<br />

hochspielt. Oder man besorgt ein<br />

Schachbrett, das noch mehr ausstrahlt:<br />

nämlich Handwerkskunst. Wie dieses von<br />

Flayou, einem tunesischen Designstudio<br />

(um 150 Euro auf voltavienna.com).<br />

MITTERNACHT. Wenn alle Bars<br />

geschlossen sind, öffnet sich eben<br />

die eigene: Und das noch dazu<br />

auf so elegante Weise wie diese<br />

vonArmani Casa mit patentiertem<br />

Mechanismus. „Midnight“<br />

heißt sie, als würde sie gern darauf<br />

AMSTERDAM. DieDiamantenbörse in<br />

Amsterdam, TheDiamond Exchange<br />

Capital C, wollteauch ein bisschen in die<br />

Welt strahlen, womit sie sich so den ganzen<br />

Tagbeschäftigt: Eine Kuppel aus Glas und<br />

Stahl, aufgesetzt auf den Bau aus dem<br />

Jahre19<strong>11</strong>, istesgeworden. Analogien zu<br />

Im Blickfeld<br />

hinweisen wollen, wann ein guter<br />

Zeitpunkt wärefür den Schlummertrunk.<br />

Die Bar-Kommode<br />

wurde als aufrechte Schatztruhe<br />

angelegt, eine der Preziosen darin:<br />

DieArbeitsfläche aus Rosa-Portogallo-Marmor.<br />

anderen funkelnden Gegenständen sind<br />

beabsichtigt. Undwurden auch vonder<br />

Jury des German Design Award<strong>20</strong>21<br />

gewürdigt: Mit einem Preis,den sich das<br />

ZJAArchitekturstudio gemeinsam mit<br />

Heylinger Design Projectsabholte.<br />

Natürlich rein virtuell diesmal.<br />

Redaktion: Norbert Philipp. Fotos: Tiziano Sartorio, beigestellt.<br />

30 <strong>Schaufenster</strong>

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!