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BM_12_19_Gesamt

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B<strong>12</strong><br />

BAU<br />

Dezember <strong>19</strong><br />

116. JAHRGANG<br />

Das Architektur-<br />

Magazin<br />

4 <strong>19</strong>4673 016003<br />

MEISTER<br />

+ ANDOFFICE + PETER BARBER ARCHITECTS + RALPH BOCHN + BALKRISHNA DOSHI + HOFFMANN FONTANA ARCHITEKTUREN + KHBT / OTTMAR HÖRL<br />

<strong>12</strong><br />

D 16 €<br />

A,L 18 €<br />

I <strong>19</strong>,90 €<br />

CH 24 SFR<br />

Mittendrin<br />

ARCHITEKTUR<br />

FÜR OBDACHLOSE<br />

III/III<br />

MICHEL MÜLLER / STUDIO MC; HKS ARCHITEKTEN + SCHULZ UND SCHULZ + VECTOR ARCHITECTS + MICHAEL MALTZAN ARCHITECTURE<br />

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MOEDING ZIEGELFASSADEN.<br />

DAS FASSADENSYSTEM<br />

DER ZUKUNFT.<br />

ARCHITEKT I RENZO PIANO BUILDING WORKSHOP, PARIS<br />

OBJEKT I PARKAPARTMENTS AM BELVEDERE, WIEN<br />

FOTOGRAFIE I MICHEL DENANCÉ, PARIS<br />

Die Fassade der fünf 60 Meter hohen Türme der PARKAPARTMENTS<br />

AM BELVEDERE und des HOTEL ANDAZ VIENNA AM BELVEDERE<br />

ist geprägt von geschosshohen Verglasungen, gerahmt von filigranen,<br />

grau glasierten Keramikelementen, die vorgehängt und hinterlüftet<br />

montiert wurden. Für die zum Teil waagerecht gebogenen Ziegelplatten<br />

wurde eigens ein neues Produktionsverfahren entwickelt. In enger<br />

Abstimmung mit den Architekten von Renzo Piano entstanden so sechs<br />

verschiedene Plattenprofile mit feinen Rundungen und Schwüngen, die<br />

perfekt ineinandergreifen.<br />

WWW.MOEDING.DE


Editorial<br />

AB SEITE<br />

52<br />

Was genau ist eigentlich Obdachlosigkeit? Diese Frage mag Ihnen banal<br />

vorkommen, ist sie aber nicht. Denn von unserer Interpretation des Phänomens<br />

Obdachlosigkeit hängt es ab, wie wir sozialpolitisch und letztlich<br />

auch räumlich mit ihm umgehen. Ist Obdachlosigkeit ein gesellschaftliches<br />

Randphänomen, eines, das im Grunde nicht vorkommen kann und<br />

das, wenn es denn doch vorkommt, nur als schnell zu überwindendes<br />

Hindernis zu betrachten wäre, dann bräuchte man sich mit ihm architektonisch<br />

nicht weiter zu befassen. Ziel wäre es dann wohl, die Wohnungslosigkeit<br />

als urbanen Störfaktor möglichst weitgehend visuell ver schwinden<br />

zu lassen.<br />

Das aber erscheint nicht nur brutal. Es erscheint auch unrealistisch. Man<br />

wird sich eingestehen müssen: In kapitalistischen, in komplexen, in wettbewerbsorientierten<br />

Gesellschaften wie den unseren kann es geschehen,<br />

dass Menschen „durchs Rost“ fallen. Obdachlosigkeit ist, aus dieser Perspektive<br />

betrachtet, zwar immer noch ein Problem, aber auch eines, das<br />

man als Element unserer gesellschaftlichen Struktur zur Kenntnis nehmen<br />

muss. Und das bedeutet dann architektonisch, dass es richtig ist, Lösungen<br />

zu finden, die eine Art architektonisches Selbstvertrauen, eine bauliche<br />

Präsenz an den Tag legen.<br />

Die Exempel, die wir in diesem Baumeister versammelt haben, tun dies.<br />

Sie geben der Wohnungslosigkeit ein real-bauliches und damit auch ein<br />

kulturelles Gesicht. Und das ist positiv zu bewerten. Es ist aus dieser Perspektive<br />

richtig, dass sich eine Notunterkunft im Frankfurter Ostpark<br />

selbstbewusst mit dem urbanen Umfeld zu interagieren anschickt. Und<br />

es ist auch richtig, wenn Michael Maltzan in Los Angeles mit seinen<br />

Crest-Apartments ein architektonisches Signal aussendet, das dieses gesellschaftliche<br />

Problemfeld nicht versteckt, sondern quasi „würdevoll“<br />

präsentiert.<br />

Das bedeutet nicht, dass Maltzans Gebäude als Kathedralen für Wohnungslose<br />

ein gesellschaftliches Krisenthema ästhetisieren und damit normalisieren.<br />

Wenn ein Mensch kein Zuhause hat, dann ist und bleibt das ein<br />

Skandal. Es gilt, die richtigen Impulse zu setzen, damit der Einzelne aus<br />

seiner Problemlage herausfindet. Eine Architektur, die hier quasi als Steigbügelhalter<br />

dient, weil sie ein Stück Sicherheit schafft, vielleicht auch ein<br />

angenehmes und stimmiges Umfeld, hat in diesem Sinne eine soziale Funktion.<br />

AB SEITE<br />

42<br />

COVERFOTO: IWAN BAAN<br />

Alexander Gutzmer<br />

Chefredakteur<br />

a.gutzmer@baumeister.de<br />

Twitter @alexgutzmer<br />

Instagram @alexgutzmer


4<br />

Köpfe:<br />

Ideen:<br />

1<br />

1<br />

10 Peter Barber<br />

2<br />

14 Ralph Boch<br />

20 Hoffnungshäuser<br />

in Esslingen<br />

2<br />

30 Holmes Road +<br />

Mount Pleasant in London<br />

Sozial bauen<br />

III / III<br />

3<br />

42 Notunterkunft<br />

in Frankfurt am Main<br />

4<br />

B<strong>12</strong><br />

Mittendrin<br />

Architektur für Obdachlose<br />

Obdachlosigkeit ist ein Problem,<br />

dem sich die Stadtplanung<br />

stellen muss. Deshalb gilt es,<br />

architekto nische Lösungen<br />

zu finden, die den Menschen eine<br />

Präsenz in der Stadt geben.<br />

Und damit Selbstvertrauen.<br />

52 Crest-Apartments<br />

in Los Angeles<br />

5<br />

62 „Fogo“ in Zürich


Fragen:<br />

Lösungen:<br />

5<br />

1 18<br />

72 Wo beginnt Obdach? 88 Fassade und Dach<br />

94 Qualitätsschmiede<br />

82 Welche juristischen<br />

96 Fenster und Türen<br />

Leitplanken<br />

gelten bei BIM?<br />

Gast-Arbeiter<br />

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Sein Architekturstudium hat<br />

Christian Schönwetter an der<br />

Universität Karlsruhe (heute KIT)<br />

abgeschlossen und sich schon<br />

dort für den Sonderforschungsbereich<br />

„Erhalten historisch<br />

bedeutsamer Bauwerke“<br />

begeistert. So wurde er später<br />

Gründer und Chefredakteur<br />

der Zeitschrift „Metamorphose –<br />

Bauen im Bestand“. Heute<br />

arbeitet er als freier Journalist<br />

auf diesem Spezialgebiet.<br />

RUBRIKEN<br />

6<br />

EIN BILD<br />

28<br />

SONDERFÜHRUNG<br />

50<br />

K L E I N E W E R K E<br />

60<br />

UNTERWEGS<br />

80<br />

LIVE: NXT A<br />

82<br />

ARCHITEKTUR + MANAGEMENT<br />

84<br />

NEW MONDAY: EIN BLICK IN...<br />

103<br />

IMPRESSUM + VORSCHAU<br />

1 0 4<br />

PORTFOLIO: BAD<br />

114<br />

KOLUMNE<br />

Jonas Malzahn hat an der<br />

Bauhaus-Universität Weimar<br />

und dem Washington Alexandria<br />

Architecture Center Architektur<br />

studiert und danach in<br />

Büros in Dänemark, Österreich<br />

und Deutschland gearbeitet.<br />

Er ist sowohl Mitbegründer<br />

des Lucia-Verlags Weimar als<br />

auch des Magazins „Horizonte –<br />

Zeitschrift für Architekturdiskurs“.<br />

Seit Oktober 2018 arbeitet<br />

er als wissenschaftlicher Volontär<br />

am Deutschen Architekturmuseum<br />

in Frankfurt am Main.


6<br />

Ein Bild<br />

Lunchbreak 20<strong>19</strong>


7<br />

FOTO: LUKE O‘DONOVAN<br />

Es ist nicht gerade<br />

ein himmlischer<br />

Ort, wo diese<br />

nachdenklichen<br />

goldenen Engel so<br />

anmutig im Wind<br />

schaukeln. Es sind<br />

die Abgaswolken<br />

auf einer Verkehrsinsel<br />

nahe St Paul’s<br />

Cathedral in London.<br />

Die Installation<br />

stammt von den<br />

Architekten KHBT,<br />

gebaut im Rahmen<br />

des London Festival<br />

of Architecture.<br />

Nahe der U-Bahn-<br />

Station St Paul’s<br />

fanden sie auf<br />

dem Fahrbahnteiler<br />

ein wuchtiges,<br />

verzinktes<br />

Stahl gerüst einer<br />

vorhergehenden<br />

Kunstinstallation<br />

vor und ersannen<br />

„Lunchbreak“<br />

als Ort für eine<br />

geruhsame Mittagspause<br />

für<br />

die Angestellten<br />

im Bankenviertel<br />

rundum.<br />

Die 40 charmanten<br />

Schutzengel, die<br />

hoch über den<br />

Köpfen der Passanten<br />

schweben, sind<br />

eine Schöpfung<br />

des Künstlers Ottmar<br />

Hörl. Die Statiker<br />

des Büros Arup<br />

haben berechnet,<br />

dass sie mit 8,5 Kilogramm<br />

pro Engel<br />

auch bei Windstärke<br />

acht nicht von der<br />

Schaukel fallen.<br />

Und lässt man den<br />

tosenden Verkehr<br />

und die banalen<br />

Bürohochhäuser<br />

ringsum einmal außer<br />

Acht, so bildet<br />

die Insel das Zentrum<br />

eines spirituellen<br />

Dreiecks aus<br />

drei wunderbaren<br />

Wren-Kirchen:<br />

St Mary-le-Bow,<br />

Christchurch Greyfriars<br />

(eine begrünte<br />

Ruine) und der<br />

St Pauls Cathedral.<br />

Noch zu sehen<br />

bis März 2020<br />

Text<br />

Sabine Schneider


Der britische Architekt Peter Barber baut für Obdachlose.


9<br />

2<br />

Köpfe:<br />

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1<br />

Peter Barber<br />

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Ralph Boch<br />

FOTO: MORLEY VON STERNBERG


10 Köpfe<br />

1<br />

Eine englische Kasbah<br />

Der britische Architekt<br />

Peter Barber baut seit Ende<br />

der <strong>19</strong>80er-Jahre Wohnungen<br />

für Menschen, die am<br />

unteren Ende der sozialen<br />

Leiter stehen. Dabei<br />

nimmt er vor allem Bezug<br />

auf Typologien aus der<br />

Vergangenheit – von marokkanischen<br />

Hofhäusern<br />

bis zu den Armenhäusern<br />

des Mittelalters.<br />

Text<br />

Anna Schabel<br />

FOTO: PBA


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Der Besprechungsraum im Büro von Peter Barber Architects


<strong>12</strong> Köpfe 1<br />

In einem kleinen Laden an einer der Zufahrtsstraßen<br />

zum Londoner Bahnhof<br />

King‘s Cross befindet sich das Büro von<br />

Peter Barber Architects. Das Erdgeschoss<br />

ist vollgestopft mit weißen Pappmodellen,<br />

der alte Fußboden knarzt, von oben dringen<br />

die Stimmen der Architekten durch<br />

die Decke. Während des Interviews, das<br />

ich mit dem Büroinhaber führe, schaut ein<br />

junger Spanier herein und fragt, ob das<br />

hier ein Buchladen sei. „Alle möglichen<br />

Leute klopfen hier an“, schmunzelt der<br />

Chef, „manchmal kommen mehrere Leute<br />

herein und sehen sich um, weil sie denken,<br />

das sei eine Galerie. Und irgendwie passt<br />

das zu uns – an der Straße teilzuhaben –, da<br />

wir uns so viel mit Straßen beschäftigen.“<br />

In seiner gut abgetragenen Lederjacke<br />

wirkt Peter Barber ernsthaft und engagiert<br />

und ist – ganz typisch englisch – auch immer<br />

wieder humorvoll-ironisch.<br />

New Labour<br />

sei Dank<br />

Peter Barber gründete <strong>19</strong>89 sein eigenes<br />

Büro. Er erinnert sich an diese Zeit: „Architekten<br />

waren nicht an Wohnungsbau interessiert.<br />

Es ging immer um große öffentliche<br />

Bauaufträge – Galerien, Museen oder<br />

spektakuläre Bürohochhäuser. Es war die<br />

Zeit der Grands Projets.“ Wohnungsbau<br />

war auf der Strecke geblieben, aber Barber<br />

fing trotzdem an, Umbauten an Obdachlosenwohnheimen<br />

als Auftrag anzunehmen.<br />

Viel Honorar gab es dafür nicht,<br />

aber es gab etwas zu tun: ein neues Bad<br />

hier, Küchen, Renovierungen, neue Eingangsbereiche.<br />

Mit kleinen Budgets wurden<br />

heruntergekommene und verbaute<br />

Räume verbessert.<br />

In den frühen <strong>19</strong>90er-Jahren kam dann<br />

New Labour an die Macht und brachte mit<br />

dem Programm „Places for Change“ neue<br />

Geldquellen und Ideen: Langzeitobdachlose<br />

sollten wieder Fuß in der Gesellschaft<br />

fassen. In der Folge wurden bestehende<br />

Einrichtungen renoviert, und man fing an,<br />

Übergangshäuser zu bauen. Heimverwaltungen<br />

hatten Geld, um zu expandieren<br />

und ihren Bestand zu verdichten. Statt der<br />

bisherigen engen Zugänge entstanden<br />

offene Eingangsbereiche. Die räumlichen<br />

Verbesserungen zogen auch bessere zwischenmenschliche<br />

Verhältnisse nach<br />

sich. Peter Barber Architects waren am<br />

richtigen Ort zur richtigen Zeit – und hatten<br />

das Herz am rechten Fleck. Und so bekam<br />

das Büro nun auch die Chance, neu zu<br />

bauen. In der Folge entstanden in Höfen<br />

und Gärten kleine Gebäude mit Einzelzimmern<br />

oder WGs. Hier wurden Bewohner<br />

untergebracht, die zum eigenständigen<br />

Wohnen bereit waren und bald in<br />

eigene vier Wände ziehen sollten.<br />

PETER BARBER<br />

Der Brite gründete <strong>19</strong>89 sein Büro in London.<br />

Die ersten Aufträge waren kleine Umbauten in<br />

Obdachlosenheimen.<br />

Extrem<br />

dichtes Bauen<br />

An diesen frühen Bauten kann man schon<br />

eine der Hauptcharakteristika des Büros<br />

erkennen – die Erfahrung im extrem dichten<br />

Bauen. Eines der ersten Wohnhäuser<br />

am Broadway Market im Osten von London<br />

kombiniert zwei Wohnungen und zwei<br />

Wohn- und Arbeitsstudios auf einem Reihenhausgrundstück<br />

von viereinhalb Metern<br />

Breite. Die Architektur wird dabei oft<br />

mit nordafrikanischen Kasbahs verglichen:<br />

Höfe reihen sich aneinander, Abstandsflächen<br />

schrumpfen. Dabei hilft es,<br />

dass Architektur für Obdachlose in England<br />

viel weniger reguliert ist als der allgemeine<br />

Wohnungsbau. Hier kann man mit<br />

kleinen Wohnflächen und reduzierten<br />

Abständen experimentieren. Erst dadurch<br />

wurden Projekte wie Holmes Road und<br />

Mount Pleasant (ab Seite 30) möglich.<br />

Und wie schon gesagt: Das wichtigste Thema<br />

des Büros ist die Straße. Statistisch gesehen<br />

sind in Großbritannien siebzig Prozent<br />

aller Gebäude einer Stadt Wohnbauten.<br />

Sie umschließen den Raum und bilden<br />

die Straßen. In Peter Barbers Projekten<br />

wird oft der gesamte Baugrund bebaut<br />

und dabei die Straße verengt. Es entstehen<br />

Gassen, Durchgänge, Hinterhöfe. Das<br />

Büro verwendet dabei gerne die Typologie<br />

des Hofhauses, eine Typologie, die in<br />

Großbritannien eher ungewöhnlich ist und<br />

die man eher aus Marokko, Spanien oder<br />

dem Nahen Osten kennt. Dabei geht es<br />

darum, kleine Privathöfe zu schaffen, die<br />

eine Alternative zu den in Großbritannien<br />

üblichen Reihenhäusern sind. Letztere beanspruchen<br />

viel Land, weil die Baugesetze<br />

einen Abstand von dreißig Metern zu<br />

den rückwärtigen Fassaden vorsehen.<br />

Dadurch haben sie große Gärten, die<br />

nicht immer genutzt werden. Peter Barber<br />

Architects reduzieren diese Gärten auf<br />

acht Meter oder sehen gar keinen Garten<br />

vor.<br />

Von der<br />

Vergangenheit lernen<br />

Für seine Wohnungsbauprojekte greift<br />

Peter Barber immer wieder Wohnungstypen<br />

aus der Zeit vor der Moderne auf. Zum<br />

Beispiel in der McGrath Road in Stratford in<br />

Ostlondon: Dort baut das Büro gerade<br />

„back to back“, also Haus an Haus. Im<br />

<strong>19</strong>. Jahrhundert war das ein Modell für die<br />

rapide wachsenden Städte während der<br />

Industrialisierung: Es ging schnell, war billig<br />

und hatte eine hohe Dichte. Später<br />

wurden diese Viertel als Slums verdammt<br />

und abgerissen. Peter Barber hat diese Typologie<br />

für sich neu entdeckt, dabei aber<br />

die negativen Aspekte ausgeglichen. So<br />

orientieren sich die Wohnungen zum Beispiel<br />

nicht mehr nur in eine Richtung. Auch<br />

bei ihrem Projekt Donnybrook wurde ein<br />

alter Typus verwendet, das Cottageflat.<br />

Dieser Haustyp sieht aus wie ein Reihenhaus,<br />

hat aber mehrere Eingangstüren.<br />

Eine Wohnung befindet sich im Erdgeschoss,<br />

eine im ersten Stock. In Donnybrook<br />

wurde das Ganze mit privaten Terrassen<br />

im ersten Stock kombiniert. Auch<br />

das Projekt Holmes Road nimmt auf die<br />

Vergangenheit Bezug, genau genommen<br />

auf die Armenhäuser (Alms Houses), die in<br />

England seit dem Mittelalter in der Nähe<br />

von Kirchen gebaut wurden. Hier sind<br />

mehrere kleine Häuser um einen zentralen<br />

Obst- und Gemüsegarten angeordnet.<br />

So kombinieren Peter Barber Architekten<br />

erprobte Wohnungstypen mit innovativen<br />

Lösungen und sozialer Programmatik. Die<br />

vielen weißen Modelle von Wohnsiedlungen<br />

und Häusern im Büro haben dabei<br />

keinen einheitlichen Stil – das einzige verbindende<br />

Element ist ihre hohe Dichte. In<br />

der Vielfalt dieser Projekte zeigt sich aber<br />

immer das Engagement der Architekten –<br />

und ihr ehrliches Interesse an den Bewohnern,<br />

die oft am untersten Ende der sozialen<br />

Leiter stehen.<br />

FOTO: MORLEY VON STERNBERG


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14 Köpfe<br />

2<br />

Soziales Labor<br />

Die Hans-Sauer-Stiftung<br />

engagiert sich im Rahmen<br />

sozialer Design- und<br />

Bauprojekte. Wir sprachen<br />

mit Vorstand Ralph Boch<br />

über aktuelle Projekte<br />

und die Philosophie der<br />

Stiftung.<br />

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MEISTER.<br />

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Interview<br />

Mark Kammerbauer<br />

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FOTO: HANS-SAUER-STIFTUNG/DANIEL GEORGE


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Ralph Boch leitet die Hans-Sauer-Stiftung zusammen mit einem Kuratorium, dem auch Ursula Sauer, die Tochter des Gründers, angehört.


16 Köpfe 2<br />

In den letzten Jahren hat das Interesse an<br />

gesellschaftlichen Themen im Architekturdiskurs<br />

zugenommen. Eine Folge davon<br />

ist das wachsende Engagement von<br />

Stiftungen im Bereich sozial orientierter<br />

Gestaltung. Die Hans-Sauer-Stiftung ist<br />

eine solche gemeinnützige Institution. In<br />

München ansässig, tritt sie als Förderer<br />

von Wissenschaft und Forschung sowie als<br />

operativer Partner im Rahmen sozialer Design-<br />

und Bauprojekte auf. Geleitet wird<br />

die Stiftung durch Vorstand Ralph Boch<br />

und ein Kuratorium, dem auch Ursula Sauer,<br />

die Tochter des Gründers, angehört.<br />

BAUMEISTER: Herr Boch, wie sind Sie zur<br />

Stiftung gekommen?<br />

RALPH BOCH: Über meine Tätigkeit im Kuratorium.<br />

2006 bin ich ins operative Geschäft<br />

gewechselt, Ende 2011 hat man<br />

den Gründungsort Deisenhofen verlassen<br />

und in München programmatisch neu angefangen.<br />

Bei diesem „Relaunch“ wurde<br />

das Thema „Gestaltung“ immer mehr in<br />

den Mittelpunkt gestellt. Wir glauben,<br />

dass eine gestalterische Herangehensweise<br />

im Sinne von Architektur in der Lage<br />

ist, gesellschaftliche Veränderungsprozesse<br />

anzustoßen. Und versuchen, solche Prozesse,<br />

in denen Gestaltung zu Veränderung<br />

führt, zu moderieren und zu initiieren.<br />

B: Zum Beispiel im Zuge der Flüchtlingskrise<br />

2015...<br />

RB: Wir können uns als Stiftung selber beauftragen,<br />

wenn wir der Meinung sind, da<br />

draußen ist eine gesellschaftliche Herausforderung,<br />

die bearbeitet werden muss.<br />

So ist 2015 das Flüchtlingsthema in unser<br />

Blickfeld gerückt. Wir haben damals aus<br />

einem Kreis heraus angefangen, der stark<br />

von Gestaltern mitgeprägt gewesen ist.<br />

Darunter waren auch Architekten, und wir<br />

haben bei der Initiative „Home not Shelter!“<br />

das Thema Wohnen und Unterbringung<br />

fokussiert.<br />

B: Bieten sich bestimmte Orte für diese<br />

Projekte an? Ist eine Stadt eher geeignet?<br />

RB: Damals hat zu unserer Programmatik<br />

gehört, dass wir in die Stadt wollen, dass<br />

wir an die Stadt als Integrationsmaschine<br />

glauben. Am Ende sind es dann Opportunitäten,<br />

an denen man sich orientiert. Bei<br />

einem Projekt in Wien war es die Caritas,<br />

die gesagt hat, sie müsse eine Flüchtlingsunterbringung<br />

betreiben und möchte da<br />

besser sein als eine reine Gemeinschaftsunterkunft<br />

herkömmlicher Machart. Das<br />

zu kombinieren mit einem Studierendenwohnheim<br />

war ein Thema. Ein Immobilienunternehmer<br />

hat sich ein Gebäude im<br />

Zehnten Bezirk gekauft und konnte sich<br />

eine Zwischennutzung vorstellen. Und<br />

dann hatten wir die Studierenden auf akademischer<br />

Seite. Schließlich wurde eine<br />

Reihe von Spendern dazugeholt.<br />

DER MEHRWERTHOF ALS SOZIALER TREFFPUNKT<br />

Wiederverwendung<br />

und Weiterverwertung<br />

Upcycling<br />

Produktion<br />

Reparatur<br />

B: Bei Ihrer Arbeit können Sie auch zur Harmonisierung<br />

von Konflikten beizutragen.<br />

Die Idee nachhaltiger Stadtplanung ist ja,<br />

durch Inklusion potenzielle oder bestehende<br />

Konflikte zu harmonisieren. Wie<br />

trägt man dazu bei, wenn nun ein Architekt<br />

initiativ auftritt und einen Partner wie<br />

die Stiftung hat?<br />

RB: Wir werden uns für die Stadt München<br />

im Rahmen des Perspektive-Prozesses mit<br />

der Stadtentwicklung bis 2040 beschäftigen.<br />

Was normalerweise ein verwaltungsinterner<br />

Prozess ist, werden wir mit einem<br />

selbst entwickelten neuen Planungstool<br />

begleiten. Wir nennen das „Social Lab“.<br />

Hierzu haben wir eine Art Mini-Stadtgesellschaft<br />

nach einem sehr genauen Raster<br />

zusammengestellt. Eine Fokus-Gruppe,<br />

die von uns in einem moderierten<br />

Prozess über mehrere Monate begleitet<br />

wird. Die Ergebnisse sollen in den etablierten<br />

Perspektive-Prozess der Stadt München<br />

einfließen.<br />

B: Können Sie etwas zu konkreten, materiellen<br />

Projekten erzählen?<br />

RB: Ein aktuelles Projekt hat mit einem anderen<br />

Förderschwerpunkt zu tun, den wir<br />

als „Circular Society“ bezeichnen. Es geht<br />

dabei um die Frage, wie in unserer Gesellschaft<br />

Material- und Stoffkreisläufe geschlossen<br />

werden können. Dazu haben<br />

wir einen ersten Wettbewerb ausgeschrieben,<br />

der einen starken Designbezug hat.<br />

Ein weiterer Wettbewerb ab Anfang November<br />

20<strong>19</strong> richtet sich explizit an die Architekturdisziplin<br />

und läuft unter dem Titel<br />

„Designing Circularity in the Built Environment“.<br />

Kreislaufgesellschaft<br />

(Circular<br />

Society)<br />

Bildung<br />

Integration<br />

und<br />

Inklusion<br />

Sharing<br />

B: Wurden schon Projekte umgesetzt?<br />

RB: Wir haben noch ein lokales Projekt,<br />

das im Umfeld von München angesiedelt<br />

ist, in Markt Schwaben. Die Arbeiterwohlfahrt<br />

hat angefragt, ob wir Interesse an<br />

diesem Projekt haben. Geplant war der<br />

Betrieb eines neuartigen Wertstoffhofs,<br />

wobei es zunächst darum ging, den bestehenden<br />

Wertstoffhof zu erweitern. Dann<br />

haben wir gefragt, ob sich nicht die Kommune<br />

ebenso wie die Arbeiterwohlfahrt<br />

dafür interessieren würde, über einen<br />

grundsätzlichen, neuartigen Ort im Umgang<br />

mit Ressourcen nachzudenken. Der<br />

Plan ging auf, das Projekt heißt jetzt<br />

„Mehrwerthof“. Anhand dieses Beispiels<br />

soll geprüft werden, ob es gelingen kann,<br />

von der Reparatur von Elektrogeräten bis<br />

zur Wiedergewinnung von Bauteilen neue,<br />

lokale Wege der Produktion zu etablieren.<br />

B: Man weiß ja, dass Wertstoffhöfe mittlerweile<br />

zu informellen Ortszentren geworden<br />

sind, wo sich Leute begegnen.<br />

RB: An einem Wertstoffhof kommen private<br />

Abfälle erstmals lokal zusammen. Inwieweit<br />

kann das ein Ort der Reparatur<br />

werden? Kann man auf positive Art darauf<br />

zugehen? Ist es hier möglich, Reparaturcafés<br />

zu betreiben? Und jetzt kommen<br />

weitere Themen dazu: Kann das ein Ort<br />

sein, an dem produziert wird, an dem für<br />

lokale Bedarfe so etwas wie Stadtmöbel<br />

oder Möbel für öffentliche Gebäude produziert<br />

werden? Der Mehrwerthof wird der<br />

Prototyp dafür sein.<br />

?<br />

GRAFIK MEHRWERTHOF: HANS-SAUER-STIFTUNG


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Die geschwungenen Balkone sind ein gestalterisches Element der Hoffnungshäuser.


5<br />

Ideen:<br />

<strong>19</strong><br />

SEITE<br />

20<br />

1<br />

Hoffnungshäuser<br />

in Esslingen<br />

SEITE<br />

30<br />

2<br />

Holmes Road +<br />

Mount Pleasant in London<br />

SEITE<br />

42<br />

3<br />

Notunterkunft<br />

in Frankfurt am Main<br />

SEITE<br />

52<br />

4<br />

Crest-Apartments<br />

in Los Angeles<br />

SEITE<br />

62<br />

5<br />

FOTO: DAVID FRANCK<br />

„Fogo“ in Zürich


Z<br />

20<br />

Ideen<br />

1<br />

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•<br />

(I I I)<br />

E N<br />

B A U<br />

L<br />

Das Hoffnungshaus am Rohrackerweg in Esslingen bringt Menschen mit und ohne Fluchterfahrung zusammen.


21


22<br />

Integration<br />

im Treppenhaus<br />

In Baden-Württemberg<br />

fördert die Hoffnungsträger-<br />

Stiftung die Integration.<br />

Sie errichtet kostengünstige<br />

Häuser, in denen Geflüchtete<br />

und Einheimische gemeinsam<br />

unter einem Dach<br />

leben. Mit ihrem sozialen,<br />

aber auch architektonischen<br />

Ansatz haben sie bereits<br />

mehrere Preise<br />

abgeräumt.<br />

Kritik<br />

Christian<br />

Schönwetter<br />

Architekten<br />

andOFFICE<br />

Fotos<br />

David Franck,<br />

Philip Kottlorz


Ideen 1<br />

23<br />

Wer zu Hause einfach nur seine Ruhe haben<br />

will, sollte hier nicht einziehen. Bei<br />

den „Hoffnungshäusern“ wird Nachbarschaft<br />

großgeschrieben; die Hausgemeinschaft<br />

spielt eine wichtige Rolle, wie<br />

man bei einem Besuch vor Ort schnell<br />

merkt. Ich stehe in Esslingen vor dem Hoffnungshaus<br />

im Rohrackerweg und warte<br />

auf Herrn Lukas – jedes Haus hat eine professionelle<br />

Leitung, die das Zusammenleben<br />

koordiniert. Schon nach wenigen Minuten<br />

tritt ein Mann auf den Balkon und<br />

fragt mich, ob er mir helfen könne. Meine<br />

Frage, ob er Herr Lukas sei, verneint er, um<br />

im gleichen Atemzug anzubieten, einmal<br />

„beim Joachim“ an der Wohnungstür zu<br />

klopfen. Doch der kommt genau in diesem<br />

Augenblick um die Ecke, und die verabredete<br />

Führung durchs Haus kann beginnen.<br />

Informelles<br />

Miteinander<br />

Die Idee hinter dem Projekt ist, Menschen<br />

mit und ohne Fluchterfahrung unter demselben<br />

Dach zusammenwohnen zu lassen<br />

und dabei Geflüchtete auf ihrem Weg in<br />

ein eigenständiges Leben in Deutschland<br />

zu begleiten. In fünf Städten hat die Hoffnungsträger-Stiftung<br />

bereits solche Häuser<br />

verwirklicht. Je nach Standort sucht sie<br />

sich Partner vor Ort, die zusätzliche Angebote<br />

wie Sozialarbeit, Sprachkurse und<br />

Arbeitsmarktintegration unterbreiten.<br />

Beim Hoffnungshaus in Esslingen ist es der<br />

CVJM, wie man den zahlreichen Zetteln<br />

am schwarzen Brett im Treppenhaus entnehmen<br />

kann. Wer als Einheimischer einziehen<br />

möchte, kann sich an die Stiftung<br />

wenden, die unter den Bewerbern diejenigen<br />

aussucht, die bereit sind, das Zusammenleben<br />

im Haus aktiv mitzugestalten.<br />

Denn dieses informelle Miteinander fördert<br />

die Integration ganz erheblich.<br />

Flexibler<br />

Gebäudetyp<br />

Die bauliche Lösung für das Konzept der<br />

Hoffnungshäuser stammt vom Büro „andoffice“.<br />

Bereits 2015 haben die Stuttgarter<br />

Architekten einen hochflexiblen Gebäudetyp<br />

entwickelt, der sich mit Längen zwischen<br />

<strong>12</strong> und 24 Metern an unterschiedliche<br />

Grundstücke anpassen lässt. Gleichzeitig<br />

funktioniert er für verschiedene Nutzergruppen,<br />

denn zum einen war in der<br />

Dynamik der Flüchtlingskrise nicht abzusehen,<br />

ob man eher Raum für Familien<br />

oder für Wohngemeinschaften benötigte;<br />

zum anderen variiert die Mischung von<br />

Einheimischen und Geflüchteten je nach<br />

Standort: So ziehen manchmal Studierenden-WGs<br />

ein, manchmal Paare oder auch<br />

Familien mit Kindern.<br />

Der Grundriss ist daher als klassischer<br />

Zweispänner mit Schaltzimmer in der Achse<br />

des Treppenhauses organisiert, so dass<br />

sich Wohnungsgrößen je nach Bedarf bis<br />

kurz vor dem Erstbezug ändern lassen. Die<br />

beiden Einheiten pro Etage bieten weitgehend<br />

nutzungsneutrale Räume. Statt der<br />

im Wohnungsbau immer noch weit verbreiteten<br />

Ausdifferenzierung in ein<br />

14-Quadratmeter-Schlafzimmer und<br />

10-Quadratmeter-Kinderzimmer haben<br />

alle Räume die gleiche Fläche, die mit<br />

<strong>12</strong>,5 bis 13 Quadratmetern groß genug ist,<br />

um unterschiedlichen Zwecken zu dienen.<br />

Nur die Wohnküche als zentraler Kommunikationsraum<br />

bietet mehr Platz. Sollte<br />

sich künftig die Nachfrage ändern, könnte<br />

man die Einheiten aber auch mit einfachen<br />

Mitteln für die Anforderungen des<br />

freien Markts anpassen: Weil nur die Fassaden<br />

und eine Wandachse in Längsrichtung<br />

tragend ausgebildet sind, lassen sich<br />

die übrigen Innenwände leicht entfernen<br />

und auf diese Weise großzügigere, offenere<br />

Grundrisse erzeugen.<br />

Auf der Eingangsseite läuft ein Balkon pro<br />

Stockwerk über die gesamte Gebäudelänge<br />

durch. Um Kontakte zwischen den<br />

Bewohnern zu fördern, haben die Architekten<br />

ihm eine gewellte Form gegeben,<br />

die – von Geschoss zu Geschoss leicht gegeneinander<br />

versetzt – unterschiedlich<br />

weit auskragt, sodass Sichtbeziehungen<br />

zwischen den Stockwerken möglich sind.<br />

Vor allem aber ist der Balkon nicht nur von<br />

den Wohnungen, sondern auch vom Treppenhaus<br />

zugänglich und ohne Trennwände<br />

ausgebildet. Die Nachbarkinder von<br />

Herrn Lukas machen von dieser Bewegungsfreiheit<br />

reichlich Gebrauch, wie er<br />

mir anhand ihrer Fingertapser auf dem<br />

Glas seiner Balkontür zeigt. Seine Frau und<br />

ihn stört das nicht. Nachbarn, die mehr<br />

Wert auf Privatsphäre legen, empfiehlt er<br />

jedoch, ihren Freisitz mit Pflanzkübeln ein<br />

wenig abzuschirmen.<br />

Hoher<br />

Vorfertigungsgrad<br />

Errichtet werden die Hoffnungshäuser im<br />

Holzsystembau, so dass man möglichst<br />

schnell günstigen Wohnraum zur Verfügung<br />

stellen kann. Im Unterschied etwa zu<br />

Werner Sobeks System „Aktivhaus“, das<br />

ebenfalls auf Holz setzt – aber in Form<br />

kompletter Raumboxen –, arbeitet man<br />

bei den Hoffnungshäusern mit vorgefertigten<br />

Wand- und Deckenelementen.<br />

Dank eines strengen Grundrissrasters können<br />

möglichst viele gleichartige Bauteile<br />

verwendet werden. Als Decken dienen<br />

massive Brettsperrholzplatten aus Fichte<br />

oder Kiefer, während die Wände in Holzständerbauweise<br />

angeliefert werden. Der<br />

Vorfertigungsgrad ist hoch: Die Wandelemente<br />

kommen inklusive Fenster, Fassadenbekleidung<br />

und integrierter Leerrohre<br />

auf der Baustelle an und werden im Innenraum<br />

nicht weiter verkleidet, so dass die<br />

OSB-Platten sichtbar bleiben, ebenso wie<br />

die Deckenoberflächen. Vor Ort werden –<br />

abgesehen vom technischen Ausbau – lediglich<br />

die Bäder gefliest und ein Gussestrich<br />

eingebracht. Er verzögert zwar den<br />

Bauablauf, spart aber Kosten im Vergleich<br />

zu einer Trockenlösung. Zum Abschluss erhält<br />

er eine transparente Versiegelung,<br />

weitere Beläge gibt es nicht. Die Brettsperrholzmassivdecken<br />

ermöglichen<br />

auch eine einfache, preiswerte Konstruktion<br />

der Balkone als statische Kragarme.<br />

Ihre geschwungene Kontur kann dank der<br />

computergestützten Fertigung wirtschaftlich<br />

umgesetzt werden.<br />

Keine Containerarchitektur<br />

Durch die Vereinfachung im Baukastensystem<br />

lassen sich die Elemente unabhängig<br />

vom Standort vorfertigen und auf<br />

Vorrat produzieren. Bei den ersten realisierten<br />

Gebäuden konnte man auf diese<br />

Weise die Baukosten (inklusive Fundamente)<br />

auf 1.800 Euro brutto pro Quadratmeter<br />

Wohnfläche beschränken, während<br />

sie bei den neueren Gebäuden etwas<br />

höher liegen. Trotz dieses niedrigen<br />

Budgets waren noch Extras wie Holzfenster,<br />

Luftwärmepumpe und eine Fußbodenheizung<br />

drin, wobei Letztere wiederum<br />

dazu führt, dass sich die nicht allzu großen<br />

Räume besser möblieren lassen.<br />

Von außen sieht man dem Hoffnungshaus<br />

weder den gerasterten Grundriss, noch<br />

die Vorfertigung oder die niedrigen Baukosten<br />

an. Das Erscheinungsbild der Fassaden<br />

prägen senkrechte Leisten aus vorvergrauter<br />

Fichte, die so montiert sind,<br />

dass sie dank unterschiedlicher Leistenabstände<br />

horizontale Fassadenbänder<br />

ergeben. Dadurch wird die Fügung der<br />

großflächigen Wandelemente geschickt<br />

überspielt und jeglicher Eindruck von<br />

Containerarchitektur vermieden. Stattdessen<br />

umspielen die durchlaufenden<br />

Bänder den gesamten Baukörper, schwingen<br />

sanft um die abgerundeten Gebäudeecken<br />

und greifen die weiche, fließende<br />

Formensprache der Balkone auf. Diese<br />

nicht ganz alltägliche Gestaltung verleiht<br />

den Gebäuden eine nahezu hochwertige<br />

Anmutung, was sowohl die Identifikation<br />

der Bewohner mit ihrem Haus als auch die<br />

Akzeptanz bei den Nachbarn stärkt. Auch<br />

die spielerische Anordnung der Fenster<br />

WEITER


24<br />

Auf der Eingangsseite des Gebäudes läuft ein Balkon pro Stockwerk durch.


Ideen 1<br />

25<br />

Die OSB-Platten bleiben im Innenraum sichtbar, ebenso wie die Holzdecke.


26<br />

belebt die Ansicht und lässt nichts von<br />

dem strengen repetitiven Grundriss dahinter<br />

erahnen. Ihre asymmetrischen<br />

faschenähnlichen Einrahmungen bestehen<br />

aus grauen Zementspanplatten, die<br />

im Ernstfall einen Feuerüberschlag verhindern<br />

sollen. Die gleichen Platten gewährleisten<br />

den Brandschutz an den Balkonfassaden<br />

und im Treppenhaus.<br />

Modell<br />

für die Zukunft<br />

M 1:2.000<br />

Beim Verlassen des Gebäudes frage ich<br />

mich, warum eine so hohe Qualität im geförderten<br />

Wohnungsbau nicht öfter erreicht<br />

wird. Inzwischen ist das Konzept<br />

mehrfach prämiert worden. Anfang des<br />

Jahres erhielt es den dritten Platz beim Integrationspreis<br />

Baden-Württemberg,<br />

beim „German Design Award“ bekam es<br />

eine Auszeichnung und für den DAM-Preis<br />

2020 des Deutschen Architekturmuseums<br />

ist es bereits nominiert. Einen Nachhaltigkeitspreis<br />

hätte es ebenfalls verdient,<br />

denn im Vergleich zu einem konventionellen<br />

Massivbau spart die Holzkonstruktion<br />

erheblich CO2 ein, im Falle des Hauses am<br />

Rohrackerweg waren es rund 250 Tonnen.<br />

Man kann nur jedem kommunalen Wohnbauunternehmen<br />

raten, einmal nach Esslingen<br />

zu fahren und sich die Hoffnungshäuser<br />

sehr genau anzusehen. Hier lässt<br />

sich lernen, wie man mit beschränkten<br />

finanziellen Mitteln bezahlbaren Wohnraum<br />

schafft, der dazu noch ökologisch<br />

vorbildlich ist.<br />

Lageplan<br />

Aufbau Fassade<br />

KONSTRUKTION<br />

Die Hoffnungshäuser<br />

setzen sich<br />

aus vorgefertigten<br />

Wand- und Deckenelementen<br />

zusammen.<br />

Für die Decken<br />

wurden massive<br />

Brettsperrholzplatten<br />

aus Fichte<br />

verwendet; die<br />

Wände sind in Holzständerbauweise<br />

errichtet. Fenster,<br />

Fassadenverkleidung<br />

und Leerrohre<br />

waren bei der<br />

Anlieferung auf der<br />

Baustelle bereits<br />

in die Wände integriert.<br />

Das strenge<br />

Grundrissraster<br />

ermöglichte die<br />

Verwendung vieler<br />

gleichartiger<br />

Bauteile.<br />

Aufbau Raumelemente


01<br />

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02<br />

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<strong>12</strong><br />

13<br />

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14<br />

14<br />

Ideen 1<br />

27<br />

M 1:200<br />

Querschnitt<br />

Regelgeschoss mit 4 Achsen<br />

BAUHERR:<br />

Hoffnungsträger-Stiftung,<br />

Leonberg<br />

ARCHITEKTEN:<br />

andOFFICE, Stuttgart<br />

M 1:200<br />

MITARBEITER:<br />

Thorsten Blatter<br />

Sebastian Müller<br />

Junho Son<br />

Julika Bergholz<br />

Miriam Rieger<br />

TRAGWERKSPLANER:<br />

Regelgeschoss mit 6 Achsen<br />

Müllerblaustein<br />

Ingenieure GmbH, Blaustein<br />

S T A T I K :<br />

iwb Ingenieurbüro<br />

Wörner-Bisten GmbH,<br />

Esslingen am Neckar<br />

H L S :<br />

Heima Welte-Haustechnik<br />

GmbH & Co. KG, Balingen<br />

FERTIGSTELLUNG:<br />

November 2017<br />

S T A N D O R T :<br />

Hoffnungshaus Rohrackerweg,<br />

Esslingen am Neckar, Berkheim<br />

Regelgeschoss mit 8 Achsen


28<br />

Sonderführung mit ...<br />

BAUMEISTER: Balkrishna<br />

Doshi ist einer der einflussreichsten<br />

Architekten der<br />

Moderne in Indien und wurde<br />

im vergangenen Jahr mit<br />

dem Pritzker-Preis ausgezeichnet.<br />

Wie präsentieren<br />

Sie seine Entwurfshaltung?<br />

KHUSHNU PANTHAKI-HOOF:<br />

Nicht nur Architektur an sich<br />

ist die Thematik dieser Ausstellung,<br />

sondern vor allem<br />

Lebensweise, Klima und<br />

Festivitäten als architekturdefinierende<br />

Faktoren. Doshis<br />

partizipative und offene<br />

Herangehensweise verleiht<br />

seinen Arbeiten eine zeitlose<br />

Qualität. Architektur wird<br />

nicht als Produkt, sondern als<br />

lebendiger, sich entwickelnder<br />

Organismus begriffen,<br />

der sich anpassen und wachsen<br />

kann. Zudem liegt der<br />

Schwerpunkt bei seinen<br />

Arbeiten darauf, den Dialog<br />

... Khushnu Panthaki-Hoof<br />

Kuratorin der Ausstellung<br />

„Balkrishna Doshi. Architektur für den Menschen“<br />

in der Pinakothek der Moderne,<br />

München<br />

Vor dem Einzug der<br />

künftigen Bewohner:<br />

„Housing for Life<br />

Insurance Corporation“,<br />

Ahmedabad, <strong>19</strong>73<br />

bis<br />

<strong>19</strong>. Januar 2020<br />

und Austausch zwischen den<br />

Bewohnern zu fördern, soziale<br />

Schranken abzubauen und<br />

die Menschen mit einem Zusammengehörigkeitsgefühl<br />

zu beflügeln. Die persönliche<br />

Suche nach einem geeigneten<br />

Architekturvokabular,<br />

bei dem menschliche Verhaltensmuster<br />

und Lebensweisen<br />

eine zentrale Rolle<br />

spielen, ist kennzeichnend<br />

für seine Arbeitsweise.<br />

B: Wie wird den Besuchern<br />

sein umfangreiches Werk<br />

nahegebracht?<br />

K P H: Hinsichtlich der Anzahl<br />

bedeutender Projekte, von<br />

ganzen Städten und Gemeinden<br />

bis zu akademischen<br />

Hochschulen und individuellen<br />

Gebäuden, stellte es<br />

eine Herausforderung dar,<br />

eine bestimmte Auswahl<br />

zu treffen. Dies betraf sowohl<br />

die Anzahl der Projekte, den<br />

Umfang sowie die Aussagen,<br />

die sie vermitteln sollten.<br />

Bei der Suche wurde offensichtlich,<br />

dass Zeichnungen<br />

und Modelle nicht ausreichend<br />

sein würden. Installationen<br />

in Originalgröße,<br />

die von eigens komponierter<br />

Musik untermalt werden,<br />

sollen die Essenz ihrer physischen<br />

Präsenz nachbilden.<br />

Diese gehen auf eine Vielzahl<br />

von Faktoren wie Emotionen<br />

und Erinnerungen ein. Vor<br />

allem jedoch eröffnen sie<br />

uns Wege, um neue Erlebnisse<br />

zu schaffen und zu verknüpfen.<br />

Der sich verändernde<br />

Maßstab der Installationen<br />

soll räumliche Erlebnisse<br />

hervorrufen, während der<br />

Besucher mit andernfalls<br />

statischen Elementen<br />

wie Fotografien und Zeichnungen<br />

interagiert.<br />

B: Worauf konzentrieren sich<br />

die Ausstellungsbereiche?<br />

K P H: Sie widmen sich vier<br />

herausragenden Themen,<br />

die bei allen Arbeiten Doshis<br />

eine wichtige Rolle spielen.<br />

„Shaping an Integrated<br />

Campus“ konzentriert sich<br />

auf relevante Themen in<br />

der Bildung sowie auf Doshis<br />

Experimente, in denen er<br />

untersucht, wie Räume<br />

Bewusstsein schaffen, neue<br />

Wege eröffnen und das<br />

Lernen unterstützen können.<br />

„Empowering People – Home<br />

and Identity“ wirft Fragen<br />

darüber auf, was ein Zuhause<br />

ausmacht. Sollten Menschen<br />

und ihre Lebensweisen nicht<br />

die wichtigsten Entwurfsprinzipien<br />

einer Architektur<br />

sein, die ihren Bewohnern<br />

Freiheit und Identität verschafft?<br />

„Building Academic<br />

Institutions“ untersucht, wie<br />

Architektur durch ihren<br />

Ausdruck und Maßstab den<br />

Dialog zwischen Nutzern<br />

und Natur bereichern kann.<br />

Eine gewisse Mehrdeutigkeit<br />

hinsichtlich Bewegungsmustern<br />

und Übergangsräumen<br />

kann sich bereichernd auf<br />

Institutionen auswirken.<br />

„Creating a livable city“ wirft<br />

die Frage auf, wie sinnvoll<br />

miteinander verwobene Planungsprinzipien<br />

und öffentliche<br />

Kultureinrichtungen<br />

die Einstellung der Bürger<br />

verändern und letztendlich<br />

die Qualität des städtischen<br />

Lebens verbessern können.<br />

Diese vier Themen spiegeln<br />

sich in allen Projekten von<br />

Doshi seit <strong>19</strong>55 wider, und<br />

doch unterscheiden sich seine<br />

Werke grundlegend voneinander.<br />

Tatsächlich hat<br />

Stil im herkömmlichen Sinne<br />

des Begriffs in seinem formalen<br />

Vokabular absolut keine<br />

Bedeutung. All seine Arbeiten<br />

sind Ausdruck der konstanten<br />

Suche nach einer wirklich<br />

erfahrbaren Architektur. Das<br />

Ergebnis ist eine erstaunliche<br />

Vielfalt gebauter Formen.<br />

Seinen Werken gemein ist<br />

das Streben nach Zeitlosigkeit<br />

und der Schaffung<br />

von Kulissen, vor denen das<br />

Leben stattfinden kann.<br />

Aus dem Englischen<br />

von Sigrid Ehrmann<br />

FOTO: VASTUSHILPA FOUNDATION, AHMEDABAD<br />

Das Gespräch führte<br />

Sabine Schneider


du-kannst-es-fuehlen.de<br />

Ganz<br />

oben an<br />

gekom<br />

men.<br />

Tonbaustoffe sind die ältesten<br />

Baustoffe der Welt. Und mit uns<br />

auch die modernsten.<br />

– DU KANNST ES FÜHLEN.


30<br />

Ideen<br />

2<br />

Das Projekt Holmes Road in London von Peter Barber Architects stellt Einzelapartments für Obdachlose zur Verfügung.


Z<br />

31<br />

B A U<br />

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L


32<br />

Den Menschen<br />

eine Chance geben<br />

Obdachlosenheime<br />

sind negativ besetzte Orte.<br />

Um dem entgegenzuwirken,<br />

hat die London Borough<br />

of Camden das Prinzip<br />

der psychologisch gestalteten<br />

Umgebung für<br />

ihre Unterkünfte eingeführt.<br />

Zwei Projekte von Peter<br />

Barber Architects –<br />

Mount Pleasant und Holmes<br />

Road – verdeutlichen<br />

diesen Ansatz.<br />

Kritik<br />

Anna Schabel<br />

Architekten<br />

Peter Barber<br />

Architects<br />

Fotos<br />

Morley von Sternberg


Ideen 2<br />

33<br />

2.1<br />

Mount Pleasant<br />

Gegenwärtig gibt es circa 320.000 Wohnungslose<br />

in Großbritannien – also ein<br />

halbes Prozent der Bevölkerung. So<br />

schätzt es zumindest der britische Wohltätigkeitsverband<br />

für Wohnungsfragen<br />

„Shelter“ ein. Allein in London sind es<br />

170.000 Menschen. Letztes Jahr ist diese<br />

Zahl um ganze vier Prozent gestiegen. Als<br />

Grund werden die schwindelerregenden<br />

Mieten, die Sozialhilfekürzungen und der<br />

ausbleibende soziale Wohnungsbau genannt.<br />

In London werden die Unterkünfte<br />

für Obdachlose teilweise von sozialen Einrichtungen<br />

getragen, teilweise von privaten<br />

Firmen oder von den Stadtteilverwaltungen,<br />

wie sie der London Borough of<br />

Camden bereitgestellt. Letztere hat nun<br />

zusammen mit dem Londoner Architekten<br />

Peter Barber (Seite 10) zwei ungewöhnliche<br />

Projekte entwickelt: Mount Pleasant<br />

und Holmes Road.<br />

Mount Pleasant ist eine kleine Straße in<br />

Camden, dem großen Stadtbezirk von<br />

London, der sich vom West End bis zum<br />

Hampstead Heath erstreckt. Hier versteckt<br />

sich ein bestehendes Obdachlosenheim,<br />

das von Peter Barber Architects<br />

umgebaut und erweitert wurde. Der Eingang<br />

befindet sich in einem niedrigen alten<br />

Gebäude, das der Biegung der Straße<br />

folgt. Die Stadtteilverwaltung für Camden<br />

als Bauherr hätte das ganze Ensemble,<br />

das eine H-Form hatte und das vor dem<br />

Umbau ein Gewirr aus heruntergekommenen<br />

Zimmern und Korridoren war, am<br />

liebsten abgerissen.<br />

Die Identität<br />

erhalten<br />

Peter Barber schlug stattdessen vor, den<br />

Bestand weitestgehend zu erhalten, da<br />

der Abriss und die Abfuhr von Tonnen an<br />

Ziegeln enorme Energien verbraucht und<br />

schwere Emissionen verursacht hätte. Außerdem<br />

fanden die Architekten heraus,<br />

dass das Gebäude als Teil des Stadtviertels<br />

stark im Bewusstsein der Anwohner<br />

verankert war. Und tatsächlich wurde<br />

Mount Pleasant schon auf mittelalterlichen<br />

Karten als sich windender Bauernpfad<br />

gezeigt, der zum River Fleet führte.<br />

Die Häuser des Quartiers standen zu viktorianischen<br />

Zeiten noch in der Nähe seines<br />

Ufers, bevor der Fluss völlig überbaut wurde.<br />

Die Entwurfsidee für das Obdachlosenheim<br />

bestand nun darin, den alten Mittelblock<br />

abzureißen und die vorhandenen<br />

beiden Höfe – den Männer- und den Frauenhof<br />

– zusammenzulegen. Dabei handelte<br />

es sich wohlgemerkt um Höfe, die<br />

eher Schornsteinen glichen, so eng waren<br />

sie. Durch die leichte Hanglage liegt das<br />

unterste Stockwerk halb unter dem Straßenniveau<br />

und der Hof auf Kellerhöhe. Auf<br />

das Dach wurde ein weiteres Geschoss<br />

gesetzt. Die neuen Wohnungen gleichen<br />

dabei Studentenwohnungen – entweder<br />

sind sie als Einzelzimmer oder in Gruppen<br />

von drei bis vier Zimmern gegliedert. Die<br />

alten Korridore wurden entfernt. Dadurch<br />

werden jetzt viele der zweiundfünfzig<br />

Wohnungen direkt durch den Hof erschlossen.<br />

Es ist genau diese einfache<br />

Geste, die eine neue Qualität der Begegnungen<br />

und Interaktionen ermöglicht.<br />

Verbindung<br />

von Alt<br />

und Neu<br />

Der neue Innenhof von Mount Pleasant mit<br />

seinem Dach aus grünen Blättern wird zum<br />

öffentlichen Raum dieser kleinen Gemeinschaft.<br />

Man kann sich hier spontan für ein<br />

informelles Gespräch treffen. Auch die<br />

Gemeinschaftsküche, die Wäscherei und<br />

der Aufenthaltsraum sind direkt vom Hof<br />

aus zugänglich. Es gibt morgendliche Kaffeerunden,<br />

am Freitagabend Filmvorführungen,<br />

Ausbildungsmöglichkeiten und<br />

Therapieangebote. Darüberhinaus wird<br />

der Hof auch als Garten genutzt, wobei Peter<br />

Barber das Geld für die Pflanzen selbst<br />

bereitstellte. Geranien leuchten jetzt in<br />

Töpfen, und eine der Bewohnerinnen hat<br />

sogar einen Gartenplan entworfen.<br />

„A bit<br />

of naughty stuff“<br />

Bei der Gestaltung übten sich die Architekten<br />

in Zurückhaltung – die neue Fassade<br />

sieht aus, als wäre sie schon immer da<br />

gewesen. Sie hat lediglich eine andere<br />

Ziegelfarbe. Außerdem gibt es einige Verbindungselemente,<br />

die Alt und Neu überbrücken.<br />

Ein Beispiel dafür sind die Sitzstufen,<br />

die sich am sonnigsten Fleck des Hofes<br />

befinden und zum Verweilen einladen.<br />

Der Neubau an der Straße spielt ebenfalls<br />

mit der Verbindung von Alt und Neu: Die<br />

lange Ansicht die Straße hinauf endet bei<br />

einer Art Turm mit einer alt wirkenden aufgemalten<br />

Schießscharte, einem Trompel‘œil.<br />

Der Putz der Wand wird von scheinbar<br />

alten Mauerstücken unterbrochen.<br />

Der Architekt nennt es, „a bit of naughty<br />

stuff“, etwas Freches.<br />

Pläne auf<br />

Seite 36


34<br />

Die lange Ansicht die Straße hinauf endet bei einer Art Turm mit einer alt wirkenden, aufgemalten Schießscharte, einem Trompe-l‘œil.


Ideen 2<br />

35<br />

Im neuen Innenhof von Mount Pleasant kann man sich spontan zu einem informellen Gespräch treffen.


36<br />

BAUHERR:<br />

London Borough of Camden<br />

M 1:666<br />

ARCHITEKTEN:<br />

Peter Barber Architects<br />

TRAGWERKSPLANUNG:<br />

Rolton<br />

Lageplan vorher<br />

Querschnitt<br />

PROJEKTMANAGEMENT:<br />

EC Harris<br />

HAUSTECHNIK:<br />

M 1:1000<br />

2.1<br />

Mount<br />

Pleasant<br />

Eng Design<br />

FERTIGSTELLUNG:<br />

2014<br />

S T A N D O R T :<br />

52 – 54 Mount Pleasant,<br />

Camden, London<br />

Lageplan nachher<br />

M 1:800<br />

2. OG EG<br />

1. OG UG


Ideen 2<br />

37<br />

2.2<br />

Holmes Road<br />

Holmes Road ist das zweite Obdachlosenheim,<br />

dessen Umbau die London Borough<br />

of Camden durch den Verkauf eines Hostels<br />

in Covent Garden finanzieren konnte,<br />

denn sie war wie alle Londoner Stadtteilverwaltungen<br />

durch den Sparkurs der Regierung<br />

in den letzten Jahren von großen<br />

Mittelkürzungen betroffen. Trotzdem ließ<br />

sich die Behörde von der Idee Peter Barbers,<br />

eine radikale Wohnform zu bauen,<br />

überzeugen. Die Skizze, die der Architekt<br />

von seiner Idee machte, bringt seine Vorstellung<br />

dabei am besten auf den Punkt:<br />

Auf ihr sieht man einen üppigen Garten,<br />

eine kleine Hütte, Orte für Gespräche,<br />

Menschen, die gärtnern oder den Garten<br />

genießen.<br />

Ein Garten als<br />

Aufgabe<br />

Der Garten selbst ist umgeben von einer<br />

Ziegelfassade mit bunten Eingangstüren<br />

und mit mehreren Tonnengewölben als<br />

Dachabschluss. Peter Barber meint dazu:<br />

„Wir hoffen, dass eine Gruppe von Bewohnern<br />

mit einem Gärtner zusammenarbeitet,<br />

um einen intensiv bepflanzten und<br />

schönen Garten anzulegen. Ein Gewächshaus<br />

und eine Sonnenbank zum Sitzen<br />

und um sich zu erholen wäre schön. Wir<br />

meinen, es sollte auch einen kleinen<br />

Raum für private Gespräche im Garten<br />

geben. Der Garten erzeugt dabei eine<br />

heimelige, gemütliche Atmosphäre. Er<br />

wird den Leuten die Möglichkeit geben,<br />

gärtnerischen Fähigkeiten zu entwickeln<br />

und sich mit Fragen der Ernährung zu befassen.<br />

Er kann den mitwirkenden Bewohnern<br />

ein Hobby sein und ein Weg, sich auszuarbeiten.<br />

Er kann ein Gefühl der Zugehörigkeit,<br />

der eigenen Wertschätzung und<br />

der Bestätigung bringen. Er wird den Menschen<br />

eine Chance geben.“<br />

Eigenes Haus<br />

im Kleinstformat<br />

In Holmes Road gibt es Gemeinschaftsräume,<br />

Besprechungszimmer und eine<br />

Lehrküche, wo die Bewohner kochen lernen<br />

können. Einer der Versammlungsräume<br />

liegt zur Straße hin. Hier können die<br />

Bewohner in Zukunft Gemüse oder eigene<br />

Produkte an die Nachbarn verkaufen.<br />

Auch in dieser Anlage haben die Architekten<br />

einen Teil des Bestands an der Straßenfront<br />

erhalten, ein altes Ziegelgebäude<br />

mit geschwungenen Giebeln. Der hintere<br />

Flügel wurde abgerissen und durch<br />

eine dichte, niedrige Bebauung um einen<br />

zentralen Hof ersetzt. Von den 58 Zimmern<br />

ist die eine Hälfte als Wohngemeinschaften<br />

angeordnet, während es sich bei der<br />

anderen Hälfte um Ein-Zimmer-Wohnungen<br />

handelt. Die Zimmer haben im Durchschnitt<br />

zwölf Quadratmeter.<br />

Hinter den bereits erwähnten bunten<br />

Türen im Hof verstecken sich kleine Häuschen<br />

mit nur sechzehn Quadratmeter<br />

Wohnfläche. Diese Reihenhäuser haben<br />

in ihrer farbigen Tür ein kleines Fenster<br />

zum Öffnen. Der hohe Raum hat über der<br />

Dusche eine Schlafgalerie und unten eine<br />

Mini-Küche, so dass gerade noch Platz für<br />

einen kleinen Tisch und Stühle ist. Ein rundes,<br />

hoch gelegenes Fenster und ein<br />

Dachflächenfenster in der gewölbten<br />

Decke geben dem Raum Licht. Es ist ein<br />

eigenes Haus im Kleinstformat.<br />

Selbstständig leben<br />

Die Stadtteilverwaltung von Camden stellt<br />

insgesamt über sechshundert Schlafplätze<br />

für Wohnungslose in ihren verschiedenen<br />

Unterkünften zur Verfügung. Dort bleiben<br />

die Bewohner von ein paar Monaten<br />

bis zu mehreren Jahren – keiner wird vor<br />

die Tür gesetzt. Viele der Bewohner haben<br />

psychische Probleme oder sind drogenabhängig.<br />

In den Heimen wird Unterstützung<br />

angeboten, damit sie wieder auf<br />

die Beine kommen und ein selbstständiges<br />

Leben führen können.<br />

Psychologisch<br />

gestaltete Umgebung<br />

Ein Prinzip, das die Camden Borough seit<br />

zwei Jahren in allen ihren Heimen eingeführt<br />

hat, ist das des „psychologically informed<br />

environment“, also der psychologisch<br />

gestalteten Umgebung. Dazu gehört,<br />

dass die Angestellten lernen, mit den<br />

Traumata ihrer Klienten umzugehen, und<br />

dass diese Auszeiten zur Reflexion und<br />

Supervision bekommen. Dabei kommt der<br />

Architektur eine zentrale Rolle zu: Die<br />

Obdachlosenheime sollen aufgrund ihrer<br />

Konzeption dafür geeignet sein, Ängste<br />

und Stress zu reduzieren. Peter Barber, der<br />

sich mit den sozialen Konsequenzen des<br />

Bauens auseinandersetzt, bietet mit seiner<br />

Architektur genau den richtigen Rahmen<br />

dafür. Sowohl Mount Pleasant mit seinem<br />

neuen kommunikativen Hof, als auch Holmes<br />

Road mit seinem freundlichen Garten<br />

schaffen eine Umgebung der Ruhe und<br />

des Ausgleichs, die den neuen Bewohnern<br />

gut tun wird.<br />

Pläne auf<br />

Seite 40


38<br />

FOTO RECHTE SEITE: PBA<br />

Hinter den bunten Türen von Holmes Road verstecken sich kleine Häuschen mit nur sechzehn Quadratmeter Wohnfläche.


Ideen 2<br />

39<br />

Die schmalen Reihenhäuser haben in ihrer farbigen Tür ein Fenster zum Öffnen.


40<br />

Ideen 2<br />

M 1:400<br />

Querschnitt und Hofansicht<br />

Querschnitt Reihenhäuser<br />

M 1:800<br />

2.2<br />

Holmes<br />

Road<br />

BAUHERR:<br />

Genesis Housing Association<br />

ARCHITEKTEN:<br />

Peter Barber Architects<br />

TRAGWERKSPLANUNG:<br />

1. OG<br />

Clancy Consulting<br />

PROJEKTMANAGEMENT:<br />

EC Harris<br />

HAUSTECHNIK:<br />

Eng Design<br />

A K U S T I K :<br />

Cole Jarman<br />

FERTIGSTELLUNG:<br />

2017<br />

S T A N D O R T :<br />

41 – 43 Holmes Road,<br />

Camden, London<br />

EG<br />

2. OG


Beton.<br />

Für große<br />

Ideen.<br />

Messner Mountain Museum Corones – Italien<br />

Zaha Hadid Architects<br />

www.beton-fuer-grosse-ideen.de


Z<br />

42<br />

Ideen<br />

3<br />

B A U<br />

E N<br />

(I I I)<br />

•<br />

S<br />

E<br />

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E<br />

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•<br />

(I I I)<br />

E N<br />

B A U<br />

L<br />

Die neue Notunterkunft im Ostpark in Frankfurt am Main


43


44<br />

Spagat<br />

zwischen offen und<br />

geschlossen<br />

Im Ostpark in Frankfurt<br />

am Main hat eine<br />

neue Notunterkunft<br />

für Obdachlose eröffnet,<br />

die nicht nur eine<br />

bestehende Container -<br />

an lage ersetzen soll,<br />

sondern auch den Versuch<br />

unternimmt, sich mit<br />

dem städtischen Umfeld<br />

zu verzahnen.<br />

Kritik<br />

Jonas Malzahn<br />

Architekten<br />

Michel Müller /<br />

Studio MC<br />

hks architekten<br />

Fotos<br />

Studio MC


Ideen 3<br />

45<br />

Frankfurt am Main, Ostend, etwas außerhalb<br />

der Innenstadt: Hier erstreckt sich der<br />

unter Denkmalschutz stehende Ostpark<br />

zwischen Bornheimer Hang und der Bahntrasse<br />

in Richtung Hanau. An den Wochenenden<br />

treffen sich dort etliche Hobbykicker<br />

und Sonnenanbeter auf den großen<br />

Rasenflächen, die von üppigem Grün gerahmt<br />

sind. Wenn man vom Ostbahnhof<br />

entlang der Ostparkstraße läuft, um von<br />

dort zum Park zu gelangen, passiert man<br />

zwei weiße Containeranlagen, zweistöckig<br />

gestapelt und durch Stahltreppen<br />

verbunden. Dass in diesen Containern obdachlose<br />

Menschen untergebracht sind,<br />

erschließt sich dem Passanten nicht.<br />

Sobald man den Ostpark betreten hat und<br />

sich in Richtung Wasser aufmacht, kommt<br />

man an einem etwas in die Jahre gekommenen<br />

Kiosk vorbei. Direkt daneben funkelt<br />

seit Kurzem die metallene Schindelfassade<br />

eines weiteren Gebäudes, das<br />

seine grüne Umgebung reflektiert. Diese<br />

spiegelnde Fassade hat etwas Anziehendes,<br />

geradezu Edelsteinhaftes – und aufgrund<br />

der schuppigen Struktur auch etwas<br />

Wehrhaftes. Hinter ihr verbirgt sich die<br />

„Übernachtungsstätte des Frankfurter<br />

Vereins für soziale Heimstätten, O16“, die<br />

eine lange Tradition an diesem Standort<br />

hat. Aus einem Zeltlager in den Neunzigerjahren<br />

entstand hier zunächst eine Unterkunft<br />

aus Containern, ähnlich der Containeranlage<br />

in der Ostparkstraße. Diese<br />

Unterkunft bezeichnete der Enthüllungsjournalist<br />

Günter Wallraff, der im Rahmen<br />

einer Undercover-Mission 2009 dort übernachtete,<br />

als eine der schlimmsten Einrichtungen<br />

für obdachlose Personen in<br />

Deutschland. Seine Recherche und die<br />

baulichen Mängel, etwa der nicht mehr<br />

zeitgemäße Brandschutz, gaben wohl<br />

den Anstoß für den Planungsprozess zu der<br />

neuen, und dank seiner Fassade so anziehend<br />

wirkenden Herberge.<br />

Partizipatives<br />

Entwerfen<br />

Die Übernachtungsstätte ist Anlaufstelle<br />

für unterschiedliche Bedürftige mit diversen<br />

Problemkomplexen und Biografien.<br />

Sie bietet in ihrem ersten Bauabschnitt 150<br />

Personen einen Schlafplatz, medizinische<br />

und soziale Hilfe sowie Sanitär- und Reinigungseinrichtungen.<br />

Solange Betten frei<br />

sind, wird jeder aufgenommen. Am<br />

nächsten Sprechtag wird durch das Jugend-<br />

und Sozialamt geklärt, ob die Person<br />

ein Recht auf Sozialleistungen hat. Somit<br />

variiert die Aufenthaltsdauer von einer<br />

Nacht bis hin zu mehreren Jahren. Ein Ziel<br />

der Einrichtung ist es, die bestmögliche<br />

Selbstversorgung und Selbstbestimmung<br />

ihrer Bewohner zu gewährleisten. „Es ist<br />

wichtig, dass sie jederzeit die Möglichkeit<br />

haben, ein soweit wie möglich normales<br />

Leben in der Einrichtung zu führen und<br />

kommen und gehen zu können – und dies<br />

auch so wahrnehmen. Alle Bewohner haben<br />

deshalb einen eigenen Chip für den<br />

Zugang zu ihrem Zimmer“, erläutert Christine<br />

Heinrichs, stellvertretende Geschäftsführerin<br />

des Frankfurter Vereins.<br />

Am Planungsverfahren war neben dem<br />

Frankfurter Verein und dem Grünflächenamt<br />

der Stadt Frankfurt als Eigentümer der<br />

Fläche eine Vielzahl von Akteuren beteiligt:<br />

Ein aktiver Beirat und die Architekten<br />

mit einem Team aus Kooperationspartnern<br />

wie den Künstlern Heiner Blum und<br />

Jan Lotter. Auch einige obdachlose Personen<br />

partizipierten am Planungsprozess<br />

und ließen ihre Erkenntnisse und Wünsche<br />

einfließen. Der Verlauf nahm viel Zeit in<br />

Anspruch und wurde von allen Beteiligten<br />

als sehr lehr- und erkenntnisreich beschrieben.<br />

Das Ergebnis aus Diskussionen, Verhandlungen<br />

und Eins-zu-eins-Modellstudien zu<br />

Wohnraumgröße, Möblierung, Sanitäreinrichtungen<br />

und Fassadenbild ist eine mäandrierende<br />

Gebäudeform, die an einigen<br />

Stellen das Innere verbirgt und sich an<br />

anderen Stellen öffnet. Diese Abwechslung<br />

aus offen und geschlossen ist ein bestimmendes<br />

architektonisches Element<br />

der Unterkunft. Es spiegelt die Schutzbedürftigkeit<br />

der Bewohner wider und offenbart<br />

den Willen, jegliche Angsträume<br />

durch größtmögliche Offenheit und Übersichtlichkeit<br />

zu verhindern.<br />

Natürliche<br />

Rückzugsräume<br />

Insgesamt sind drei Innenhöfe entstanden,<br />

von denen sich zwei zum Bahndamm<br />

hin öffnen und schützende Begegnungsflächen<br />

bilden. Der dritte Innenhof lässt<br />

Einblicke in das Innere der Unterkunft zu.<br />

Mit ihren immergrünen Gräsern und Sträuchern<br />

und den befestigten Begegnungsbereichen<br />

mit Sitzsteinen bieten die Höfe<br />

die Möglichkeit für ein ungezwungenes<br />

Zusammentreffen und bilden ganzjährig<br />

natürliche Rückzugsräume für die Bewohner.<br />

So gelingt eine vorsichtige Verzahnung<br />

mit dem Parkgelände.<br />

Aus der geschlängelten Grundform sind<br />

die Erschließungswege, stählerne Laubengänge<br />

und Treppenhäuser aus blickdurchlässigen<br />

Gitterrosten skulptural herausgeschnitten.<br />

Ein kräftiger Dachüberstand<br />

gibt den Bewegungsräumen Schutz<br />

vor der Witterung. Die Treppenhäuser, die<br />

jeweils leicht unterschiedlich ausgebildet<br />

sind, öffnen eine Schneise durch die Windungen<br />

der Bauform und ermöglichen,<br />

leicht versetzt angeordnet, Sichtbezie-<br />

hungen zwischen den Höfen. Dadurch<br />

können auch Passanten die unterschiedlich<br />

ausgebildeten Fassaden erkennen,<br />

die den Charakter des Bauwerks maßgeblich<br />

bestimmen. Nach außen zum<br />

Park und der Öffentlichkeit hin ist dies der<br />

bereits erwähnte schuppig, grün-blau<br />

glänzende Panzer aus rautenförmigen<br />

Inox-Metallschindeln. Im introvertierten<br />

Bereich der Außenräume mit den Zimmereingängen<br />

und Wohnhöfen fasst eine warme,<br />

changierende und sägeraue Holzfassade<br />

die Höfe.<br />

Die in ihrer Gegensätzlichkeit stringenten<br />

Fassadenverkleidungen und die in ihrer<br />

Höhe unterschiedlich angeordneten<br />

Fensteröffnungen sollen dabei die Geschossigkeit<br />

verschleiern und eine Ablesbarkeit<br />

von Zimmereinheiten vermeiden.<br />

Identifizierung<br />

mit der Unterkunft<br />

Dies waren auch die zwei wesentlichen<br />

Punkte, die der Austausch der Architekten<br />

mit den Nutzern und der Bauherrschaft ergaben:<br />

eine größtmögliche Individualisierung<br />

des Gebäudes bei gleichzeitiger<br />

Vereinheitlichung der Raumstruktur. Das<br />

soll den Bewohner eine Identifizierung mit<br />

ihrer Unterkunft ermöglichen, gleichzeitig<br />

aber auch eine genaue Zuweisung der<br />

einzelnen Einheiten unterbinden.<br />

Das Raumprogramm besteht dabei aus 20<br />

Einzelzimmern, 55 Zweibettzimmern und<br />

drei Vierbettzimmern, die sich jeweils einen<br />

gemeinsamen Vorraum mit WC-Zelle<br />

teilen, der wiederum vom außenliegenden<br />

Erschließungsgang erreicht werden<br />

kann. Raumhohe schmale Milchglasfenster<br />

belichten diese Vorzonen, lassen jedoch<br />

keine Einblicke zu. Die Schlafräume<br />

sind auf ein Minimum an Fläche reduziert,<br />

Schlafnischen mit Stockbetten bilden den<br />

Kern des Raums. Bei den Betten wurde ein<br />

spezieller Fokus auf die Bewegungsfreiheit<br />

für die unten schlafende Person gelegt,<br />

so dass diese sich bequem im Bett<br />

aufsetzten kann. Weitere Ausstattungswünsche<br />

der Bewohner waren Steckdosen<br />

zum Laden des Mobiltelefons, ein Fernseher<br />

in den Schlafräumen, abschließbare<br />

Schränke und ein Kühlschrank in jedem<br />

Zimmer. Die Materialität ist robust, funktional,<br />

dauerhaft und leicht zu reinigen.<br />

Wunsch<br />

und Realität<br />

Die komplexen Problemlagen der Bewohner<br />

lassen vermuten, dass diese erst einmal<br />

nicht viel Wert auf Architektur legen,<br />

aber anhand kleiner Zeichen lässt sich er-<br />

WEITER


46<br />

Die metallisch-glänzende Fassade des Gebäudes reflektiert das Grün des Ostparks.


Ideen 3<br />

47<br />

Eingeschnittene Innenhöfe dienen als Treffpunkt für die Bewohner.


48<br />

ahnen, welchen Einfluss eine angenehme<br />

und funktionale Umgebung hat. So ist das<br />

Aggressionspotenzial minimal, gemessen<br />

an der Anzahl der Bewohner. „Im Jahr<br />

20<strong>19</strong> benötigten wir auf 600 Übernachtungen<br />

in unseren Einrichtungen nur einmal<br />

die Unterstützung der Ordnungsbehörden“,<br />

so Christine Heinrichs. Auch konnte<br />

der Betreiber beobachten, dass Bewohner<br />

ihre dem Zimmer zugeordneten Sanitäreinrichtungen<br />

selbst säubern, obwohl das<br />

Personal der Einrichtung dies täglich erledigt.<br />

Den Akt der Fürsorge für die eigenen<br />

vier Wände – wenn auch häufig nur auf<br />

Zeit – zeigt die Wertschätzung der Bewohner<br />

gegenüber ihrem Domizil.<br />

Bei der Umsetzungsphase mussten aus<br />

ökonomischen und funktionalen Gründen<br />

auch Abstriche gemacht werden: So wurde<br />

die ursprünglich geplante Fassade, die<br />

eigentlich wellenartig sein sollte, zugunsten<br />

einer geradlinigen Ausführung aufgegeben.<br />

Nur die Dachlandschaft, aus leicht<br />

aufstrebenden und abfallenden begrünten<br />

Dachflächen zeigt dieses Motiv weiterhin.<br />

Anstatt der in einer früheren Phase<br />

angedachten Holztafelbauweise kam<br />

eine Stahlbetonkonstruktion zum Einsatz<br />

und versinnbildlicht vielleicht sogar – im<br />

Gegensatz zu allen vorangegangenen<br />

Provisorien – Dauerhaftigkeit und Beständigkeit.<br />

Durch einfache, aber robuste Lösungen in<br />

der Ausführung der Außenhaut und der<br />

Zimmermöblierung kann das Gebäude<br />

nachträgliche Eingriffe und Änderungen<br />

gut verkraften. Insgesamt sind die ursprünglichen<br />

Ideen klar ablesbar und entfalten<br />

ihre beabsichtigte Wirkung. Es<br />

bleibt zu hoffen, dass die weiteren Bauabschnitte,<br />

bei denen zusammen mit dem<br />

eingangs erwähnten Kiosk und dem Vereinsheim<br />

des lokalen Fußballvereins eine<br />

gemeinsame Eingangs- und Begegnungszone<br />

entstehen soll, bald umgesetzt<br />

werden können. Dadurch könnte die Containeranlage<br />

entlang der Ostparkstraße<br />

endlich der Vergangenheit angehören.<br />

Lageplan<br />

DIE FASSADE<br />

Die Außenfassade<br />

der Notunterkunft<br />

besteht aus geschuppten<br />

und<br />

rautenförmigen<br />

Inox-Metallschindeln,<br />

deren<br />

blaugrüne Farbgebung<br />

die<br />

Umgebung des<br />

Parks reflektiert.<br />

Die eingeschnittenen<br />

Höfe weisen<br />

eine Fassade<br />

aus vertikal angeordneten,<br />

sägerauen<br />

Holzlatten<br />

auf, die eine warme,<br />

intime Atmosphäre<br />

erzeugen.<br />

M 1:2.000


Ideen 3<br />

49<br />

BAUHERR:<br />

Frankfurter Verein<br />

für soziale Heimstätten<br />

ARCHITEKTEN:<br />

Michel Müller / Studio MC, Darmstadt<br />

HKS Architekten, Erfurt<br />

KÜNSTLERISCHE BERATUNG:<br />

Heiner Blum, Offenbach am Main /<br />

Jan Lotter, Frankfurt am Main<br />

Schnitt A<br />

PROJEKTSTEUERUNG:<br />

Adolf Gerber Baumanagement<br />

GmbH, Darmstadt<br />

STATIK:<br />

Ingenieurbüro Wagner Zeitter,<br />

Wiesbaden<br />

M 1:200<br />

FREIANLAGEN:<br />

Planungsgruppe Meinrad Schneider<br />

GbR, Neu-Isenburg<br />

BRANDSCHUTZ:<br />

Ingenieurbüro Wagner Zeitter,<br />

Wiesbaden<br />

Schnitt B<br />

BAUPHYSIK:<br />

Ingenieurbüro Wagner Zeitter,<br />

Wiesbaden<br />

TGA (HLS):<br />

B&B Partnerschaft<br />

Beratender Ingenieure, Haiger<br />

TGA (ELT):<br />

Hofmann und Wehner GmbH,<br />

Frankfurt am Main<br />

FERTIGSTELLUNG:<br />

OG<br />

2017<br />

STANDORT:<br />

Ostparkstraße 16,<br />

Frankfurt am Main<br />

B<br />

M 1:800<br />

EG<br />

A


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50<br />

kleine Werke<br />

Z<br />

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MEISTER.<br />

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U<br />

Rose ohne Dornen<br />

Tragwerke schon zu Beginn des Studiums pauken – und zwar bedingungslos.<br />

Das war der wichtigste Tipp, den Ansgar Schulz angehenden<br />

Architekten im Interview mit dem Baumeister mitgeben<br />

wollte. Das erstaunt nicht, wenn man sich den Rosenpavillon von<br />

Schulz + Schulz im Bürgerpark von Remshalden anschaut: Der<br />

Pavillon gehört zu einer von 16 Architekturen, die 16 renommierte<br />

deutsche Architekturbüros an Landmarken in 16 Städten und<br />

Gemeinden entlang der Remstal-Gartenschau 20<strong>19</strong> unter dem<br />

Namen „16 Stationen“ realisierten. Für den Rosenpavillon interpretierten<br />

Schulz + Schulz den klassischen Musikpavillon neu – und<br />

zwar mit einem reziproken Dachtragwerk. Alle seine Stäbe stützen<br />

sich aufeinander ab. Dadurch wird direkt festgelegt, welche<br />

Neigung jeder einzelne Stab hat, basierend auf seiner Höhe und<br />

Länge.<br />

So ergibt sich eine wechselseitige Beziehung und gegenseitige<br />

Abhängigkeit zwischen den Elementen des Dachs. Der Sinn der<br />

Konstruktion erschließt sich dem Betrachter erst, wenn er seinen<br />

Blick nach oben richtet: Die drei Ringe des Dachtragwerks ergeben<br />

das Muster einer weißen Rose, die sich bei schönem Wetter<br />

klar vom blauen Himmel abhebt.<br />

FOTO: IWAN BAAN<br />

Text<br />

Vera Baeriswyl


DIE BESTEN<br />

EINFAMILIENHÄUSER<br />

20<strong>19</strong><br />

Umsatzstärkste<br />

Architekturreihe<br />

© Erich Spahn, Regensburg<br />

Katharina Matzig / Jan Weiler<br />

HÄUSER DES JAHRES<br />

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SFr 75,00<br />

www.die-besten-einfamilienhaeuser.de


52<br />

Ideen<br />

4<br />

Die Crest-Apartments in Los Angeles von Michael Maltzan Architecture stellen 64 Wohnungen für Obdachlose zur Verfügung.


Z<br />

53<br />

B A U<br />

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B A U<br />

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54<br />

Avantgarde<br />

für ganz unten<br />

Der amerikanische<br />

Architekt Michael Maltzan<br />

ist durch ungewöhnliche<br />

Wohnungsbauten für Obachlose<br />

bekannt geworden.<br />

Sein neuestes Projekt sind<br />

die Crest-Apartments.<br />

Kritik<br />

Victor J. Jones<br />

Architekten<br />

Michael Maltzan<br />

Architecture<br />

Fotos<br />

Iwan Baan<br />

In seinem autobiografischen Essay „Equal<br />

in Paris“ schildert der afroamerikanische<br />

Schriftsteller James Baldwin seine achttägige<br />

Odyssee durch das französische<br />

Strafvollzugssystem, nachdem er fälschlicherweise<br />

des Diebstahls bezichtigt und<br />

festgenommen worden war. Angesichts<br />

dieser persönlichen Erfahrungen verweist<br />

Baldwin auf die paradoxe Natur von Institutionen,<br />

insbesondere hinsichtlich des<br />

Umgangs mit armen und marginalisierten<br />

Bevölkerungsschichten: „Für mich hatte<br />

der Begriff ,Institutionen‘ einen angenehmen<br />

Klang nach Sicherheit und Ordnung<br />

und gesundem Menschenverstand, da wir<br />

jenseits des Ozeans meines Erachtens<br />

nach so schrecklich unter einem Mangel<br />

an Institutionen gelitten hatten; man<br />

musste direkt mit ihnen in Berührung kommen,<br />

um zu verstehen, dass auch sie veraltet,<br />

zum Verzweifeln, völlig unpersönlich<br />

und sehr oft grausam waren.“ 1<br />

Auch heutzutage berichten besonders<br />

schutzbedürftige Personen über ähnliche<br />

Erfahrungen, wenn sie sich an Institutionen<br />

wenden, um Halt zu suchen. Ob körperliche<br />

oder seelische Traumata, psychische<br />

Erkrankungen, Drogenmissbrauch<br />

oder Armut – allzu oft spiegeln ihre Geschichten<br />

Baldwins Worte wider. Dieselben<br />

Verwaltungsstrukturen, die angeblich<br />

als verlässliche und sichere Anlaufstelle<br />

für bedürftige Menschen gelten, sind<br />

gleichzeitig der Anfang eines endlosen<br />

Kreislaufs der Instabilität und Hoffnungslosigkeit.<br />

Die Betroffenen verzweifeln immer<br />

mehr, hin- und hergeschoben zwischen<br />

Krankenhäusern, Übergangsunterkünften<br />

und Gefängnissen – bis sie letztendlich auf<br />

der Straße landen. All diese Orte sind ein<br />

Nährboden für Missbrauch, Diebstahl und<br />

Gewalt.<br />

Chronische Obdachlosigkeit gilt als eines<br />

der eindeutigsten Anzeichen für diesen<br />

Teufelskreis. In den Vereinigten Staaten<br />

schlafen jede Nacht mehr als eine halbe<br />

Million Menschen auf der Straße, in Parks<br />

oder in ihren Autos. In Kalifornien gibt es<br />

fast 130.000 Obdachlose, die überwiegende<br />

Mehrheit in und um Los Angeles.<br />

Während sich früher Obdachlosigkeit in<br />

Los Angeles auf das innerstädtische Viertel<br />

Skid Row beschränkte, scheint nun jeder<br />

Winkel der Stadt betroffen zu sein. Und<br />

noch immer ist Entfremdung und Kriminalisierung<br />

die Standardreaktion auf die<br />

steigende Obdachlosigkeit in der Stadt.<br />

Dies könnte erklären, warum der Skid Row<br />

Housing Trust (SRHT) seinen traditionellen<br />

Wirkungskreis verlässt, um diese Herausforderung<br />

anzugehen. Die gemeinnützige<br />

Organisation wurde <strong>19</strong>89 gegründet, um<br />

dem Verlust von bezahlbarem, dauerhaftem<br />

Wohnraum im innerstädtischen Skid<br />

Row entgegenzuwirken. Im Laufe der Zeit<br />

hat die Organisation immer mehr die Rolle


Ideen 4<br />

55<br />

des Bauträgers und Immobilienverwalters<br />

übernommen. Ausdrückliches Ziel ist es,<br />

die Obdachlosigkeit nicht nur zu reduzieren,<br />

sondern gänzlich zu beseitigen. Die<br />

Crest-Apartments im kalifornischen Van<br />

Nuys, eines der 26 realisierten Projekte<br />

des Trusts, markieren dabei einen entscheidenden<br />

Strategiewechsel des Unternehmens.<br />

Achtzehn Meilen<br />

nordwestlich von<br />

Skid Row<br />

Der Entwurf für die Crest-Apartments<br />

stammt von Michael Maltzan Architecture<br />

(MMA) aus Los Angeles. Es ist das vierte<br />

einer Anzahl von Projekten, die Maltzans<br />

Büro für den Trust konzipiert hat, und das<br />

erste von SRHT entwickelte Projekt, das<br />

weit entfernt von Skid Row liegt.<br />

Der stilvoll gestaltete Eingang gewährt<br />

großzügige Ausblicke durch die Lobby<br />

und auf die dahinter gelegenen Gärten<br />

und ist ein willkommener Kontrast zu dem<br />

sonst eher eintönigen Straßenbild. Das<br />

Gebäude enthält 64 Wohneinheiten von<br />

überschaubarer Größe, die oftmals irrtümlich<br />

für Wohnungen zu marktüblichen<br />

Preisen gehalten werden, und bietet offiziell<br />

anerkannten obdachlosen Männern<br />

und Frauen mit chronischen Gesundheitsbeschwerden<br />

dauerhaften Wohnraum.<br />

Sowohl der Trust als auch Maltzan sind dabei<br />

der Ansicht, dass Obdachlosigkeit nur<br />

dann beseitigt werden kann, wenn zuerst<br />

die politischen, wirtschaftlichen und sozialen<br />

Strukturen aufgebrochen werden,<br />

die für die begrenzte Auswahl an Wohnalternativen<br />

für Obdachlose verantwortlich<br />

sind.<br />

Gute<br />

Zusammenarbeit<br />

Die innovativen Aspekte der Crest-Apartments<br />

sind größtenteils das Ergebnis einer<br />

gelungenen Zusammenarbeit von Architekten<br />

und Bauträgern mit den Geschäftsleuten<br />

und Einwohnern vor Ort: Bürgerversammlungen<br />

und öffentliche Debatten<br />

spielten eine wesentliche Rolle dabei, um<br />

der anfänglichen NIMBY-Reaktion auf das<br />

Projekt entgegenzuwirken. Erwähnenswert<br />

ist zudem, dass mehr als die Hälfte<br />

der Bewohner vormals obdachlose Veteranen<br />

sind, die vor dem Bezug ihrer Wohnungen<br />

auf den Straßen in der Gegend<br />

übernachtet hatten. Laut Maltzan ist das<br />

Crest-Projekt Teil einer größeren Zielsetzung:<br />

„Alle vier Gebäude, die wir für den<br />

Trust entworfen haben, senden ein deutliches<br />

Signal aus: Obdachlosigkeit darf<br />

nicht an den Rand gedrängt werden. Wir<br />

möchten die Vorurteile und das Stigma,<br />

das dem Wohnungsbau für Obdachlose<br />

anhaftet, abbauen, indem wir der Gemeinde<br />

verdeutlichen, dass wir eine positive<br />

Ästhetik sowohl für die Bewohner des<br />

Gebäudes als auch für die Nachbarn<br />

schaffen wollen.“ Die transformative Kraft<br />

der Crest-Apartments beruht demnach<br />

auf der Überzeugung, dass gutes Design<br />

für alle ein inspirierender Antrieb sein<br />

kann. Damit wird ein deutlicher Gegensatz<br />

zum unpersönlichen Charakter herkömmlicher<br />

Institutionen für Obdachlose<br />

gebildet. Die vielleicht wertvollste Erkenntnis<br />

offenbart sich in der Fähigkeit<br />

von Michael Maltzan Architecture, Restriktionen<br />

in Potenziale umzuwandeln. Die<br />

Herausforderung, aus der Not eine Tugend<br />

zu machen, reizte die Architekten und den<br />

Bauherrn von Anfang an.<br />

Wohnraum für Obdachlose gilt als eher<br />

„sprödes“ Thema, das selten mit architektonischer<br />

Innovation in Verbindung gebracht<br />

wird. „Oftmals werden solche Projekte<br />

mit dem Ziel durchgeführt, möglichst<br />

kostengünstige Unterkünfte zu schaffen,<br />

ohne jedoch die Bewohner zu berücksichtigen.<br />

Stattdessen sollten wir uns die Frage<br />

stellen: Was wäre, wenn der Wohnungsbau<br />

für Obdachlose eine Vorreiterrolle<br />

hinsichtlich innovativer und ansprechender<br />

Architektur spielen würde?“, regt<br />

SRHT-Kommunikationsdirektorin Jackie<br />

Vorhauer an.<br />

Die Anatomie<br />

der Crest-Apartments<br />

Die Wohnungen stehen wie auf Zehenspitzen<br />

über einer langen, schmalen Parzelle,<br />

die sich zwischen einem für Los Angeles<br />

typischen „Commercial Strip“ und einem<br />

ruhigen, von Bäumen gesäumten Wohnviertel<br />

befindet. Die schlanke Form des<br />

Grundstücks – 27 Meter breit und 91 Meter<br />

tief – ergab sich aus der ursprünglichen<br />

Grundstückseinteilung für den Bau eines<br />

der allgegenwärtigen „Dingbats“, ein in<br />

Los Angeles weit verbreiteter Gebäudetyp<br />

der <strong>19</strong>50er- und <strong>19</strong>60er-Jahre, der<br />

auch ein entscheidender Wegbereiter für<br />

die rasante Stadterweiterung in der Nachkriegszeit<br />

war. Charakteristisch für die Architektur<br />

der Dingbats ist ihre Positionierung<br />

auf Pilotis, um im Erdgeschoss Parkmöglichkeiten<br />

für den darüberliegenden<br />

Wohnraum bereitzustellen.<br />

Allerdings hatten sich die Bauvorschriften<br />

im Laufe der Zeit geändert, und die Vorgabe,<br />

ein 4.200-Quadratmeter-Konzept für<br />

den Standort zu erstellen, wurde zusätzlich<br />

durch die vorgeschriebenen Brandschutzauflagen<br />

erschwert. Diese erforder-<br />

ten eine Feuerwehrzufahrt sowie einen<br />

Wendekreis für Löschfahrzeuge. Anstatt<br />

eine neue Gebäudetypologie zu erfinden,<br />

um sich den räumlichen Einschränkungen<br />

anzupassen, entschieden sich die<br />

Architekten für eine Neuinterpretation der<br />

kostengünstigen Bauweise der Dingbats.<br />

Der traditionell horizontale Gebäudetyp<br />

wurde gedreht. Dies hatte nicht nur den<br />

Vorteil, dass ein erheblicher Teil des<br />

Grundstücks verfügbar blieb, sondern bot<br />

auch die Gelegenheit, ein neues Leitbild<br />

der städtischen Dichte zu vermitteln.<br />

Auf diese Weise entstand eine freistehende<br />

Gebäudestruktur, deren sanft geschwungener<br />

Baukörper aufgrund der<br />

ausgedehnten Glasfassaden und den Pilotis<br />

im Erdgeschoss über den einheimischen<br />

Gräsern und anderen selbstaussäenden,<br />

dürreresistenten Pflanzen frei zu<br />

schweben scheint. Selbst die Feuerwehrzufahrt,<br />

die Parkplätze und die Fußwege,<br />

die sich unter und um das Gebäude<br />

schlängeln, liegen eingebettet in eine<br />

durchgehende Decke blühender Vegetation.<br />

Der Entwurf der Außenräume der<br />

Crest-Apartments stammt von der Landschaftsarchitektin<br />

Tina Chee. Und im<br />

Unterschied zu den drei anderen von Michael<br />

Maltzan Architecture entworfenen<br />

Projekten Rainbow, New Carver und Star-<br />

Apartments, die sich in einem stark verdichteten<br />

städtischen Umfeld befinden,<br />

war bei den Crest-Apartments die Gestaltung<br />

der Freiräume entscheidend für den<br />

Genesungsprozess der Bewohner: Gemüsegärten,<br />

Versammlungsräume im Freien<br />

und ein Grillbereich tragen dazu bei, dass<br />

mit Hilfe des Außenraums eine lebendige<br />

Gemeinschaft entstehen kann.<br />

Gelungene<br />

Gestaltung<br />

Mit ihrer fünfstöckigen, glänzend-weißen<br />

Stuckfassade, die wie eine Werbetafel<br />

stolz ihre Botschaft verkündet, haben die<br />

Crest-Apartments ihre Nachbarn und die<br />

umliegenden Stadtverwaltungen für sich<br />

eingenommen. Auch die Beziehungen<br />

zwischen Gebäudeinnerem und seinen<br />

Bewohnern werden dank des Ideenreichtums<br />

des Entwurfs gefördert. Trotz der notwendigen<br />

Schutzmaßnahmen vor Kriminellen<br />

wurde eine visuelle Transparenz<br />

geschaffen, die die physischen Grenzen<br />

zwischen den Räumen auflöst: Lobby, Aufenthaltsräume,<br />

Gemeinschaftsküche,<br />

Waschküche und Servicebüros werden so<br />

miteinander verbunden und öffnen sich<br />

zum Straßenraum. Ein derart offenes Gebäudekonzept<br />

ist bei diesem Gebäudetyp<br />

äußerst ungewöhnlich.<br />

Die gelungene Gestaltung der Räume fördert<br />

das Zugehörigkeitsgefühl und den<br />

WEITER


56<br />

Die Flure und Treppenhäuser sind in unterschiedlichen Farben gehalten und werden durch Tageslicht zum Leuchten gebracht.


Ideen 4<br />

57<br />

Der als Garten gestaltete Außenraum fließt durch die Pilotis im Erdgeschoss hindurch und ermöglicht so eine Verzahnung von innen und außen.


58<br />

Gemeinschaftssinn zusätzlich. So wurden<br />

die Eingangstüren zu den Wohneinheiten<br />

versetzt angeordnet, um zu vermeiden,<br />

was Maltzan als den „trostlosen institutionellen<br />

Ausdruck zweihüftiger Flure“ bezeichnet.<br />

Ein andernfalls nichtssagender Durchgangsraum<br />

bietet auf diese Weise Gelegenheit<br />

für informelle Zusammenkünfte.<br />

Maltzans charakteristische weiße Flächen<br />

werden dabei durch punktuelle farbige<br />

Bereiche unterbrochen. Belebt durch natürliches<br />

Licht, verwandeln gelbe, grüne<br />

und blaue Farbtöne ganze Flure und Treppenhäuser<br />

in einen leuchtenden Schleier,<br />

als ob man durch eine Installation von<br />

James Turrell laufen würde.<br />

Die Fenster innerhalb der Wohneinheiten<br />

sind großzügig dimensioniert, um eine<br />

ausreichende Querlüftung und Tageslicht<br />

in den Wohnräumen zu gewährleisten.<br />

Alle Wohneinheiten sind gleich groß, so<br />

entsteht ein Gefühl der Gleichheit, was<br />

wiederum eine Demokratisierung der<br />

Räume erzeugt. Zudem ist jede Wohnung<br />

mit einer kompletten Küche und einem<br />

komfortablen Badezimmer ausgestattet.<br />

Zuletzt ist es auch der Briefkasten an der<br />

Eingangstür, der für jemanden, der längere<br />

Zeit in einer feindseligen Umgebung auf<br />

der Straße gelebt hat, ein unglaubliches<br />

Statussymbol darstellt.<br />

28 Monate nach der Eröffnung der Crest-<br />

Apartments scheint die Hoffnung auf ein<br />

Zuhause, zumindest für einige wenige<br />

Glückliche, in Erfüllung gegangen zu sein.<br />

Wie viele obdachlose Menschen zukünftig<br />

eine solche Gelegenheit bekommen,<br />

bleibt allerdings offen. Derweil dauert die<br />

Debatte über das Potenzial von Architektur,<br />

einen sozialen Wandel anzustoßen,<br />

weiterhin an.<br />

STAR-APARTMENTS<br />

Für den Stadtteil<br />

Skid Row entwickelten<br />

Michael Maltzan<br />

Architecture ein<br />

sechsstöckiges<br />

Gebäude mit<br />

88 Wohnungen für<br />

Obdachlose.<br />

RAINBOW-APARTMENTS<br />

Für die Star-Apartments<br />

bauten<br />

Michael Maltzan<br />

Architecture<br />

ein einstöckiges<br />

Gebäude in Downtown<br />

Los Angeles<br />

in ein Obdachlosenheim<br />

mit 102<br />

Wohnungen um.<br />

Aus dem Englischen<br />

von Sigrid Ehrmann<br />

NEW-CARVER-APARTMENTS<br />

1<br />

James Baldwin, Notes of a Native Son,<br />

(Boston: Beacon Press, <strong>19</strong>84), Seite 140<br />

Die New-Carver-<br />

Apartments von<br />

MMA: Das Gebäude<br />

mit 97 Wohnungen<br />

für Obdachlose<br />

liegt direkt neben<br />

dem I-10-Freeway<br />

in Los Angeles.


Ideen 4<br />

59<br />

M 1:200<br />

Situation<br />

Maisonette-Wohnung<br />

Längsschnitt<br />

BAUHERR:<br />

Skid Row Housing Trust<br />

ARCHITEKTEN:<br />

4. OG<br />

Michael Maltzan Architecture,<br />

Los Angeles<br />

TRAGWERKSPLANUNG:<br />

John Labib + Associates<br />

BAUINGENIEUR:<br />

Breen Engineering<br />

1. OG<br />

M 1:1000<br />

HAUSTECHNIK:<br />

Khalifeh & Associates<br />

ELEKTRO:<br />

OMB Electrical Engineers<br />

LANDSCHAFTSARCHITEKTEN:<br />

SWA Group<br />

(Projektleitung: Tina Chee)<br />

FERTIGSTELLUNG:<br />

2016<br />

S T A N D O R T :<br />

EG<br />

Van Nuys, CA


.<br />

E<br />

60<br />

Oben:<br />

Die Aussichtsterrasse mit Pool auf dem<br />

ehemaligen Ladedock<br />

Rechts:<br />

Das Sugarhouse-Restaurant ist in einem der<br />

eindrucksvoll sanierten Altbauten untergebracht.<br />

Rauer Beton und rostender Stahl bilden hier<br />

den Gegensatz zu dem historischen Holzdachstuhl.<br />

Unten:<br />

Eines der eher nüchternen<br />

Gästezimmer<br />

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MEISTER.<br />

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E<br />

FOTO OBEN: SU SHENGLIANG; MITTE UND UNTEN: XUFENG JING


Unterwegs im<br />

Alila Yangshuo Hotel<br />

Yangshuo<br />

61<br />

Diese luxuriöse Herberge befindet sich in<br />

einer märchenhaft erscheinenden chinesischen<br />

Landschaft. Vector Architects haben hier eine ehemalige<br />

Zuckerfabrik in ein beeindruckendes<br />

Landhotel verwandelt.<br />

ADRESSE<br />

Alila Yangshuo Hotel<br />

102 Donglin Street<br />

Yangshuo County<br />

Guilin, Provinz Guangxi<br />

China<br />

yangshuo@<br />

alilahotels.com<br />

www.alilahotels.com<br />

„ C H I N A S N E U E<br />

ARCHITEKTUR.<br />

BAUEN IM KONTEXT“<br />

Von<br />

Christian Schittich<br />

Birkhäuser<br />

20<strong>19</strong><br />

Von der Aussichtsterrasse mit Swimmingpool wandert der Blick über den mäandernden<br />

Li-Fluss und die malerischen Karstberge im Abenddunst: Im Alila<br />

Yangshuo ist man mittendrin in einer der berühmtesten Landschaften Chinas.<br />

Seit Jahrhunderten in Gedichten und Tuschezeichnungen verherrlicht, gilt sie<br />

im ganzen Land als wahrer Sehnsuchtsort.<br />

Eine gute Stunde bevor ich hier die letzten Lichtstrahlen genieße, bin ich mit<br />

dem Hochgeschwindigkeitszug aus Guilin, der etwa 80 Kilometer entfernten<br />

Hauptstadt der südchinesischen Provinz Guangxi, am Bahnhof Yangshuo angekommen.<br />

Trotz des gleichen Ortsnamens liegt mein Ziel noch 27 Kilometer<br />

entfernt. Den Weg im Hotel-Shuttle säumen grün überwucherte Felskegel,<br />

Reisfelder und belebte Bauerndörfer, wo zwischen den hässlichen Neubauten<br />

aus Stahlbeton immer wieder auch alte Häuser aus Stampflehm hervorschauen.<br />

Nach einer halben Stunde Fahrt auf der lauten, auch von Lastwagen stark<br />

frequentierten Landstraße biegt der Fahrer unvermittelt in eine Einfahrt: Ein Tor<br />

geht auf, und dahinter offenbart sich eine andere Welt.<br />

Den Kern des Hotels bilden die liebevoll sanierten Produktionsbauten einer<br />

ehemaligen Zuckerfabrik aus der Zeit der Kulturrevolution. Um diese herum<br />

hat Gong Dong, einer der wichtigsten Vertreter von Chinas „neuer“ Architektengeneration,<br />

mit seinem Büro Vector Architects drei Gebäuderiegel für die<br />

Gästezimmer und Suiten platziert; diese korrespondieren in Form und Material<br />

mit dem Bestand, zeichnen sich aber nicht zuletzt durch eine für China außergewöhnliche<br />

Detail- und Ausführungsqualität aus: Schalungsrauer Sichtbeton<br />

und perforierte Wände aus Hohlsteinen lassen die Volumina leicht, beinahe<br />

immateriell erscheinen. Nicht weniger überzeugend zeigt sich die Freiflächengestaltung<br />

mit den großen, luxuriös ausgeführten Wasserflächen, die die<br />

einzelnen Volumina zusammenbinden.<br />

Die Hotelzimmer selbst sind beinahe nüchtern eingerichtet. Alle Aufmerksamkeit<br />

wird hier über großflächige Fenster auf die eindrucksvolle Umgebung gelenkt.<br />

Geradezu verschwenderisch ist das Platzangebot in den etwa 100 Quadratmeter<br />

großen Suiten, wo vom frei im Raum stehenden Doppelbett der Blick<br />

durch ein Panoramafenster in den Garten schweift. Für den gesamten Innenausbau<br />

zeichnet Ju Bin, ein im ganzen Land weithin bekannter Innenarchitekt,<br />

verantwortlich. Sinnlicher und mehr als Erlebnis hat dieser die Räume mit zentraler<br />

Funktion in den äußerlich unveränderten Altbauten inszeniert: Das beginnt<br />

mit der Rezeption und Lobby im ehemaligen Kraftwerk, wo eine knallrote<br />

Sitzgruppe alle Blicke auf sich zieht, geht weiter über den früheren Pressraum,<br />

der jetzt eine glitzernde Bar und mehr als hundert Rumsorten beherbergt,<br />

und reicht bis zum „Sugarhouse Restaurant“ im früheren Raffineriegebäude.<br />

Der eindrucksvollste Platz für mich aber ist zweifellos der auf dem ehemaligen<br />

Ladedock am Fluss gelegene Swimmingpool – hier rahmt die Betonkonstruktion<br />

der früheren Kranbahn den Blick auf die majestätische Landschaft. Ein perfekter<br />

Ort, um im Liegestuhl mit einem Drink in der Hand die beeindruckende<br />

Aussicht zu genießen.<br />

PREISE<br />

Doppelzimmer<br />

ab<br />

229 Euro<br />

Text<br />

Christian Schittich


62<br />

Ideen<br />

5<br />

Das „Fogo“ in Zürich bietet Wohnraum für Asylbewerber und Auszubildende in zentraler Zürcher Lage.


Z<br />

63<br />

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64<br />

Integration<br />

ist Vermischung<br />

Wie können Architektur<br />

und Städtebau<br />

zur Integration von Asylsuchenden<br />

beitragen?<br />

Die Wohnanlage „Fogo“<br />

am Vulkanplatz in Zürich<br />

bringt Asylbewerber, Aus -<br />

zu bildende, Planer, Dienstleister<br />

und Kulturschaffende<br />

mit einer Mischung<br />

aus Wohnen und Arbeiten<br />

zusammen, um so eine<br />

neue Form des Austauschs<br />

zu ermöglichen.<br />

Kritik<br />

Falk Jaeger<br />

Architekten<br />

Hoffmann Fontana<br />

Architekturen<br />

Fotos<br />

Emil Blau


Ideen 4<br />

65<br />

Vulkanplatz, der Name erinnert an den<br />

Bushersteller Vulkan, der hier in Zürich-<br />

Altstetten seinen Standort hatte. Als die<br />

Architekten für ihr Wohnprojekt an diesem<br />

Platz ein griffiges Branding suchten, benannten<br />

sie es auch nach einem Vulkan –<br />

dem Fogo auf der gleichnamigen kapverdischen<br />

Insel. Wohnungen für Menschen<br />

sind hier entstanden, die sich einen solchen<br />

Standort eigentlich niemals leisten<br />

könnten: 150 Asylbewerber mit Aufenthaltsstatus,<br />

aber auch Auszubildende. Zudem<br />

gibt es einen Platz für „Fahrende“,<br />

wie die Landfahrer Schweizer Nationalität<br />

jenischer Abkunft genannt werden.<br />

Kommunale<br />

Baulandreserve<br />

Diese sozial orientierte Nutzung auf einem<br />

Areal, das im Bereich der Westwanderung<br />

der Kreativszene und der Cityfunktionen<br />

liegt, das zudem mit S-Bahnhof und Autobahnanschluss<br />

in unmittelbarer Nachbarschaft<br />

bestens erreichbar ist und wo der<br />

Quadratmeter mit 15.000 bis 20.000 Franken<br />

gehandelt wird, ist durchaus erstaunlich.<br />

Die Erklärung: Es handelt sich um<br />

„kommunale Baulandreserve“, die nicht<br />

veräußert werden darf. Und da derzeit keine<br />

öffentliche Nutzung ansteht, ist das 1,6<br />

Hektar große Gelände für eine temporäre<br />

Nutzung mit einer Dauer von 15 bis 20 Jahren<br />

verfügbar. Sicher kommt dem Quartier<br />

auch zugute, dass die Nutzungsdichte aus<br />

Brandschutzgründen verhältnismäßig gering<br />

ist.<br />

Containerlösungen<br />

Auf dem westlichen Teil ließ die kommunale<br />

Stiftung „Einfach Wohnen SEW“ einen<br />

Holzmodulbau mit 33 Wohnungen mit jeweils<br />

drei bis fünf Schlafzimmern errichten,<br />

von denen 22 vom Jugendwohnnetz<br />

Juwo an Azubis und elf von der Asylorganisation<br />

AOZ an Flüchtlinge vermietet werden.<br />

Die Pläne für die ansehnliche, aus<br />

zwei Trakten mit zwischengeschobenem<br />

Erschließungsbauwerk bestehende Anlage<br />

stammt vom Zürcher Büro HDPF, gebaut<br />

haben die Holzbauspezialisten Kaufmann<br />

aus Vorarlberg.<br />

Auf dem größeren östlichen Areal wurden<br />

Hoffmann Fontana Architekturen für die<br />

AOZ aktiv. Ihr Job war es zunächst, eine<br />

bereits bestehende Containersiedlung in<br />

Leutschenbach im Norden Zürichs hierher<br />

zu versetzen, da deren Standzeit abgelaufen<br />

war. Eine gute Idee ist das nicht unbedingt,<br />

denn Seecontainer sind aus bauphysikalischen<br />

Gründen für das Wohnen<br />

nicht gerade ideal. Zudem fallen die wesentlichen<br />

Kostenfaktoren – Installation,<br />

neues Dach, Erschließung – nach dem<br />

Umsetzen erneut an. Weshalb man nicht<br />

komplett neu gebaut hat, erklärt der aus<br />

Leipzig stammende Architekt Sebastian<br />

Hoffmann von Hoffmann Fontana Architekturen<br />

damit, dass Container ein bestimmtes<br />

Image haben: Sie gelten als flexibel,<br />

preiswert, vorläufig, temporär. Das<br />

wiederum erhöht die Akzeptanz im politischen<br />

Raum, wo vieles per Volksentscheid<br />

genehmigt wird.<br />

Billiger wird die Sache dadurch natürlich<br />

nicht, und baurechtlich gilt das translozierte<br />

Gebäude als Neubau. Auch der Planungsaufwand<br />

wird größer – ohne Honorarausgleich,<br />

versteht sich. Immerhin<br />

konnten die Architekten von den Erfahrungen<br />

am ersten Standort in Leutschenbach<br />

lernen. Private Freiflächen wie Balkone<br />

und die hierzulande beliebten<br />

„halbprivaten“ Flächen als informelle<br />

Treffpunkte, etwa überbreite Laubengänge,<br />

sind bei den Bewohnern einfach nicht<br />

gefragt. Statt der Zehnpersonen-Wohnungen<br />

wurden die Container zu kleineren,<br />

„normalen“ Wohneinheiten kombiniert.<br />

Die offenen Stahltreppenanlagen sind<br />

jetzt kompakter, dafür entstanden in den<br />

hochwertig ausgestatteten Freibereichen<br />

zwischen den Bauten unterschiedliche<br />

Plätze, Spiel- und Aufenthaltsflächen als<br />

Treffpunkte, die nun gut frequentiert sind.<br />

Wohlüberlegter<br />

Nutzungsmix<br />

Wenn das ganze Vorhaben dennoch<br />

überzeugt, dann der Ergänzungsbauten<br />

wegen. Um die Wohnungen vom Verkehrslärm<br />

abzuschirmen, ordneten die<br />

Architekten vor den Wohncontainern eine<br />

„Schicht“ von Gewerbebauten an. Die<br />

weisen eine ähnliche Struktur auf; es handelt<br />

sich dabei aber um Module aus Holz<br />

– ein für diese Zwecke besser geeignetes<br />

Bausystem. Während die Container Anstriche<br />

in kräftigen Farben und einen auflockernden<br />

Lianenbewuchs erhielten, sind<br />

die Gewerbeeinheiten mit unterschiedlichen<br />

Metallfassaden in gedeckteren Farben<br />

verkleidet.<br />

Die Randnutzung mit ihrem wohlüberlegten<br />

Nutzungsmix bringt auch externes Leben<br />

ins Quartier. Im Kursraumgebäude<br />

der AOZ gibt es Bildungs- und Integrationsangebote<br />

für die Asylbewerber. Der<br />

Stammtisch „DuBischDra“ (Du bist dran)<br />

hat sich zum Brettspielzentrum entwickelt,<br />

das Nerds aus der Stadt anzieht. Das Café<br />

„Buvette“ ist ein beliebter informeller Treffpunkt.<br />

Die „dieCuisine“ ist eine „Innovations-Genossenschaft<br />

rund um nachhaltiges<br />

Essen und zukünftige Food-Systeme“<br />

mit Testküche. Außerdem haben sich in<br />

den 22 von zwölf bis 50 Quadratmetern<br />

reichenden Ateliers und den vier Gewerbeeinheiten<br />

viele kleine Firmen eingemietet<br />

– Planer, Dienstleister, Kulturschaffende<br />

und Firmenvertretungen. Die Ateliers<br />

haben meist kleine Terrassen oder<br />

Freiflächen, in der Hoffnung, dass sich die<br />

Gewerbetreibenden dort präsentieren –<br />

und auf diese Weise ein Austausch zwischen<br />

ihnen und Bewohnern oder Besuchern<br />

entsteht.<br />

Konzept<br />

für Integration<br />

Beim Kuratieren der Nutzungen brachten<br />

verschiedene Asylorganisationen ihre Erfahrungen<br />

mit ein: In den partizipativen<br />

Prozessen sollte ein gemischtes „gewachsenes“<br />

Stadtquartier („Quartiersubstrat“<br />

nennt es der Architekt) simuliert und so ein<br />

Ambiente geschaffen werden, das den<br />

Bewohnern die Integration in die fremde<br />

Gesellschaft erleichtert oder überhaupt<br />

erst ermöglicht.<br />

Es scheint ein einfaches, logisches und<br />

überzeugendes Konzept für eine erfolgreiche<br />

Inklusion der Asylbewerber in das<br />

städtische Gemeinwesen und in die Arbeitswelt<br />

zu sein – deren Wohnquartiere<br />

eben nicht an den Stadtrand abzuschieben,<br />

sondern ihnen eine neue Heimat in<br />

Form eines vernetzten, durch Nahverkehr<br />

gut erschlossenen Viertels mit wohnungsnaher<br />

Schulversorgung anzubieten. Aber<br />

es bleibt wohl trotz allem ein Glücksfall,<br />

wenn dafür „Baulandreserve“ in zentraler<br />

Lage zur Verfügung steht und potente<br />

Hilfsorganisationen gleichzeitig ihre Expertise<br />

einbringen können.<br />

Pläne auf<br />

Seite 70


66<br />

Beim Grundstück, auf dem sich das Fogo befindet, handelt es sich um „kommunale Baulandreserve“, die nicht veräußert werden darf.


Ideen 4<br />

67<br />

Insgesamt gibt es 33 Wohnungen mit jeweils drei bis fünf Schlafzimmern, von denen 22 an Azubis und elf an Flüchtlinge vermietet werden.


68<br />

Die Container, aus denen sich das Fogo zusammensetzt, erhielten Anstriche in kräftigen Farben und einen auflockernden Lianenbewuchs.


Ideen 4<br />

69<br />

In den 22 Ateliers und den vier Gewerbeeinheiten, die das Fogo umgeben, haben sich viele kleine Firmen eingemietet.


70<br />

Ideen 4<br />

M 1:10.000<br />

Lageplan<br />

Schnitt<br />

M 1:200<br />

BAUHERR:<br />

Asyl-Organisation Zürich<br />

ARCHITEKTUR, BAULEITUNG<br />

UND NUTZUNGSKONZEPT:<br />

Hoffmann Fontana Architekturen<br />

GmbH, Zürich<br />

MITARBEITER:<br />

M 1:1000<br />

Beatrice Fontana<br />

Sebastian Hoffmann<br />

Walter Venzi<br />

LANDSCHAFTSARCHITEKTEN:<br />

Laubrausch<br />

Landschaftsarchitekten<br />

H L K K S :<br />

Manzano Engineering AG<br />

ELEKTRO:<br />

Ruckstuhl Elektroprojekt AG,<br />

Rotkreuz<br />

HOLZMODULBAU<br />

UND AUSFÜHRUNGSPLANUNG<br />

HOLZMODULE:<br />

Erdgeschoss<br />

KIFA AG, Aadorf<br />

FERTIGSTELLUNG:<br />

Februar 20<strong>19</strong><br />

S T A N D O R T :<br />

Vulkanplatz, Zürich-Altstetten


71<br />

2<br />

Fragen<br />

SEITE<br />

72<br />

1<br />

Wo<br />

beginnt Obdach<br />

?<br />

SEITE<br />

82<br />

2<br />

Welche juristischen<br />

Leitplanken<br />

gelten bei BIM<br />

?


72<br />

Wo<br />

beginnt Obdach<br />

?<br />

Bei einer Asienreise dokumentieren<br />

Myrzik+Jarisch die<br />

Rückzugsorte von Obdachlosen.<br />

Sie zeigen, wie stark<br />

Architektur im kollektiven<br />

Bewusstsein verankert ist,<br />

und werfen Fragen auf:<br />

Wo beginnt Architektur? Was<br />

gilt als Obdach? Und ab<br />

wann ist man obdachlos?


Z<br />

Fragen 1<br />

Als die beiden Fotografen Ulrike Myrzik und Manfred Jarisch Tokio und<br />

Osaka besuchen, sind sie von der Präsenz der Obdachlosigkeit überrascht.<br />

Noch Jahre nach einer geplatzten Immobilienblase ist Wohnraum kaum<br />

bezahlbar. Innerhalb einer kurzen Zeitspanne mussten viele Menschen ihre<br />

Wohnungen verlassen. Sie gehören dem Mittelstand an und gehen immer<br />

noch einer geregelten Arbeit nach – leben aber auf der Straße und müssen<br />

sich an die neue Situation anpassen. So entstehen an abgelegenen Plätzen<br />

wie unter Brücken und Autobahnen Ansammlungen aus temporären Behausungen,<br />

die in ihrer Konformität Schrebergartensiedlungen ähneln.<br />

73<br />

B A U<br />

E N<br />

(I I I)<br />

•<br />

S<br />

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•<br />

(I I I)<br />

E N<br />

B A U<br />

L<br />

Fotos<br />

Myrzik und Jarisch<br />

Text<br />

Vera Baeriswyl


74


Fragen 1<br />

Es dauerte nicht lange, bis die Fotografen den roten beziehungsweise<br />

blauen Faden entdecken, der die Obdachlosenbehausungen Japans miteinander<br />

verbindet und erkenntlich macht: Die meisten der sorgfältig<br />

konstruierten Strukturen leuchten schon von Weitem kräftig blau. So ist es<br />

nicht schwierig, die Schlafplätze zu finden, selbst wenn sich ihre Bewohner<br />

darum bemühen, sie im Schutz von Bäumen und Sträuchern zu errichten.<br />

Die Folien sind wetterbeständig und deshalb sehr begehrt, um die Unterkünfte<br />

zu isolieren und vor dem Wetter zu schützen.<br />

75


76


Fragen 1<br />

Die Unterkünfte, die die beiden Fotografen vorfinden, weisen oft ein hohes<br />

Maß an Häuslichkeit auf. Die Personen, die darin leben, geben sich große<br />

Mühe, durch die Obdachlosigkeit so wenig Lebensqualität und Normalität<br />

wie möglich einzubüßen, sie sind nicht in Armut aufgewachsen. So statten<br />

sie ihre kistenartigen Behausungen mit Giebel, Fenster und Türen, Vorzelten<br />

und Pflanzen aus. Zudem hat Ordnung hohe Priorität: Es ist keine Verwahrlosung<br />

zu sehen, dafür aber Putzutensilien und Aufbewahrungssysteme.<br />

77


78


Fragen 1<br />

Was die beiden Fotografen schnell bemerken, sind die vorherrschenden<br />

Bemühungen, Privatsphäre zu wahren. Die Eingänge der Schlafstätten sind<br />

meist abgedeckt. Behelfsmäßige Zäune oder andere Mittel grenzen die<br />

einzelnen Unterkünfte von der Außenwelt ab, aber auch die aller anderen:<br />

Zwischen den Behausungen gibt es einen großen Anstandsabstand. Alle<br />

Eingänge zeigen in die gleiche Richtung – niemand will den Anschein erwecken,<br />

dass er seine Nachbaren beobachtet.<br />

79


80<br />

Live<br />

„Architekt sein hört nicht<br />

am Schreibtisch auf“<br />

Der Verlag des Baumeister hat ein neues Clubangebot<br />

gestartet: NXT A, eine Content- und Vernetzungsplattform<br />

für junge Architekten. Was es damit auf sich hat, berichtet<br />

Initiator Christian Keck im Interview.<br />

BAUMEISTER:Christian, was<br />

ist die Idee hinter NXT A?<br />

CHRISTIAN KECK: Wir haben<br />

eine Veränderung im Architekturmarkt<br />

wahrgenommen.<br />

Die neue Generation Architekten<br />

bringt ein neues Wertesystem<br />

mit. Es verändert<br />

sich sowohl die persönliche<br />

Sicht auf Arbeitgeber als<br />

auch das Selbstbild und das,<br />

was man erreichen und<br />

wie man sich darstellen will.<br />

B: Diese neue Generation<br />

wollt Ihr ansprechen.<br />

Tun das nicht schon andere?<br />

CK: Seitens der Verbände<br />

und der Kammern gibt es<br />

immer wieder Wettbewerbe<br />

oder Kampagnen, die sich an<br />

junge Architekten richten –<br />

und das ist auch gut so. Ein<br />

dauerhaftes und bundesweites<br />

Angebot aber konnten wir<br />

nicht entdecken. So wurde<br />

die Idee von NXT A geboren,<br />

ein fachliches Netzwerkangebot<br />

mit starken Inhalten<br />

und einem lifestyligen Vorteilsangebot<br />

zu kombinieren.<br />

B: Was macht das Projekt<br />

einzigartig?<br />

CK: Die Kombination der drei<br />

Leistungsbestandteile Netzwerk,<br />

Content und Lifestyle in<br />

einem Angebot. Neu ist auch<br />

der Ansatz, dieses als eigenständiges<br />

Produkt im Sinne<br />

eines Paid-Membership-<br />

Modells anzubieten. NXT A ist<br />

nicht an ein bestehendes<br />

Abomodell oder ein sonstiges<br />

Angebot aus unserem Haus<br />

gebunden. Und apropos<br />

Abonnement – auch die Mitgliedschaft<br />

selbst ist für die<br />

Branche neu. Unser großes<br />

www.nxt-a.de<br />

@NXT.A.DasjungeArchitektenNetzwerk<br />

@nxt_a_network<br />

Vorbild dabei war Netflix, das<br />

ein einfaches, flexibles und<br />

absolut transparentes Mitgliedsmodell<br />

anbietet: „Überzeuge<br />

Dich 30 Tage lang kostenlos<br />

von unserem Angebot.<br />

Dann entscheidest Du, ob<br />

Du weiterhin NXT A-Mitglied<br />

für einen weiteren Monat sein<br />

willst. Solltest Du es Dir doch<br />

anders überlegen, kannst<br />

Du monatlich Deine Mitgliedschaft<br />

selbst beenden.“<br />

B: Architektur und Lifestyle<br />

verbinden – geht das überhaupt?<br />

CK: Ja, natürlich. Bestimmte<br />

Interessen und Vorlieben, die<br />

insbesondere bei Architektinnen<br />

und Architekten etwas<br />

ausgeprägter sind, hören<br />

ja nicht am Schreibtisch auf.<br />

B: Wenn die Idee so gut ist,<br />

warum ist noch kein anderer<br />

Verlag auf die Idee gekommen?<br />

CK: Du weißt doch selbst – es<br />

muss immer einen geben,<br />

der mit etwas Neuem anfängt.<br />

B: Wer sind die Konkurrenten?<br />

CK: Im Moment sehe ich ehrlich<br />

gesagt keine. Aber natürlich<br />

buhlen wir wie alle anderen<br />

Fachmedien, Kammern<br />

und Verbände oder die Bauindustrie<br />

um die Aufmerksamkeit,<br />

das Zeitkontingent<br />

und das Budget junger Architektinnen<br />

und Architekten.<br />

B: Die Wirtschaftszeitung<br />

Handelsblatt hat kürzlich ihren<br />

eigenen Club gestartet.<br />

Wie viel Handelsblatt-Wirtschaftsclub<br />

steckt in NXT A?<br />

CK: Was wir an deren<br />

Club sehr schätzen, ist die<br />

Mischung des Angebots.<br />

Auch dort werden für eine<br />

bestimmte Zielgruppe Events,<br />

Contentangebote und lifestyligere<br />

Vorteilsangebote<br />

miteinander kombiniert. Das<br />

machen wir vom Grundsatz<br />

her auch, betrachten es aber<br />

als eigenständiges und neues<br />

Angebot. Ansonsten wäre<br />

NXT A der „Baumeister Architektenklub“,<br />

der seinen Printund<br />

Digitalabonnenten einen<br />

zusätzlichen Anreiz bietet,<br />

das Abonnement so lange als<br />

möglich aufrecht zu erhalten.<br />

Wir hingegen haben ein<br />

selbstständiges und modernes<br />

Membership-Modell:<br />

30 Tage kostenlos testen,<br />

bei Gefallen geht das Abonnement<br />

los.<br />

B: Was hat Dich persönlich<br />

bei der Initiierung des<br />

Projekts überrascht?<br />

CK: Eigentlich die Erklärungsbedürftigkeit<br />

von NXT A.<br />

In der Entwicklungsphase<br />

habe ich mit vielen Architekten<br />

persönlich gesprochen.<br />

Und es hat immer eine Zeit<br />

gedauert, bis so richtig verstanden<br />

wurde, was NXT A<br />

genau ist und wofür es steht.<br />

Das habe ich mir konzeptionell<br />

zu Herzen genommen<br />

und bei der weiteren inhaltlichen<br />

Ausgestaltung berücksichtigt.<br />

Es hat aber auch<br />

gezeigt, welche Anstrengungen<br />

wir im Marketing werden<br />

unternehmen müssen, um<br />

NXT A bekannt zu machen,<br />

aber auch als „Produkt“ verständlich<br />

zu kommunizieren.<br />

Das wird uns bestimmt auch<br />

nach dem Launch immer<br />

weiter beschäftigen, und wir<br />

werden hier weiter optimieren.<br />

B: Wann ist NXT A erfolgreich?<br />

CK: Wir haben uns klare<br />

Kennziffern gesetzt, die natürlich<br />

die wirtschaftliche Seite,<br />

aber auch die Relevanz messen<br />

und vergleichbar machen.<br />

So gibt es von uns klare<br />

Zielsetzungen hinsichtlich des<br />

Website-Traffics, aber natürlich<br />

auch der Zahl an (zahlenden)<br />

Mitgliedern. Hierbei<br />

wird es auch spannend zu<br />

beobachten sein, wie viele<br />

und welche Mitglieder wir<br />

auch nach dem 30-tägigen<br />

Testmonat von NXT A überzeugen<br />

konnten und wie<br />

lange sie uns dann erhalten<br />

bleiben. Gerade dieser<br />

Aspekt ist wichtig, da wir<br />

dann auch ein noch besseres<br />

Gefühl für die inhaltliche<br />

Relevanz und die Akzeptanz<br />

durch die Architekten bekommen.<br />

Unser Angebot,<br />

egal ob Events, Content oder<br />

Vorteilsangebote, werden wir<br />

kontinuierlich an die Wünsche<br />

unserer Zielgruppe anpassen.<br />

Denn dann sind wir<br />

in einem echten Dialog,<br />

hören zu und lernen ganz viel<br />

dabei.<br />

Interview<br />

Alexander Gutzmer


Open<br />

nxt-a.de<br />

minds<br />

connected<br />

Become<br />

a member


82 Architektur und Management<br />

Welche<br />

gelten<br />

bei BIM<br />

?<br />

Die Einführung von Building<br />

Information Modeling wurde<br />

in der juristischen Welt zunächst<br />

kritisch beäugt. So war<br />

die Rede davon, dass die<br />

Digitalisierung nunmehr die<br />

Baubranche erreicht habe. 1<br />

Dies greift zu kurz, weil hier<br />

seit Jahrzehnten mit digitalen<br />

Werkzeugen gearbeitet wird.<br />

Auch die Verschärfung der<br />

Architektenhaftung geriet in<br />

den Fokus, weil es wegen<br />

einer stärkeren kooperativen<br />

Zusammenarbeit zu Schwierigkeiten<br />

bei der Haftung<br />

kommen könne. Neue Haftungspotenziale<br />

seien aus<br />

dem stärkeren Einsatz von IT<br />

zu erwarten und eine Ausweitung<br />

der gesamtschuldnerischen<br />

Haftung nicht<br />

auszuschließen. 2 Positiv ist,<br />

dass die Möglichkeit, das<br />

juristischen<br />

Leitplanken<br />

Geplante tiefer als bisher miteinander<br />

zu verzahnen und<br />

eine vielschichtige Planung<br />

in digitalen Simulationen<br />

durchzuspielen, dabei hilft,<br />

Fehler, Irrtümer oder Fehlendes<br />

zu erkennen. Dies ermöglicht<br />

frühzeitige Korrekturen,<br />

die Zeit, Geld und Ressourcen<br />

schonen. Der Einsatz von<br />

BIM ist aber kein Allheilmittel<br />

und kann den schöpferischen<br />

Akt der Planung wie das Klären<br />

der baulichen Aufgaben,<br />

das Ermitteln des Bedarfs<br />

oder eines vorhandenen<br />

Bestands sowie Abstimmung<br />

und Koordination verschiedener<br />

Planungsbeiträge<br />

nicht ersetzen. 3 Diese Themen<br />

müssen, ebenso wie die<br />

Termin- und Ressourcenplanung,<br />

gestaltet werden und<br />

leben vom Input des Planers.<br />

Hinsichtlich BIM und Recht<br />

haben sich drei Themen<br />

herauskristallisiert, die hier<br />

kurz aufgegriffen werden.<br />

Eine ausführliche Darstellung<br />

finden Sie unter www.newmonday.de/<br />

Vertragsgestaltung<br />

Bei der Vertragsgestaltung<br />

bringt BIM neue Aspekte hinsichtlich<br />

der Beschreibung<br />

des Leistungs-Solls mit sich.<br />

In der Leistungsbeschreibung<br />

sollten zumindest die Art<br />

der Daten, deren Detailtiefe<br />

und der jeweilige Lieferzeitpunkt<br />

festgelegt werden.<br />

Dies geschieht durch die<br />

Festlegung der jeweiligen<br />

Level of Detail (LOD) und<br />

Level of Information (LOI) 4 .<br />

Ferner ist der Umfang der<br />

Tätigkeit zu definieren, ob<br />

also etwa Kollisionsprüfungen,<br />

Massenermittlungen zu<br />

erbringen sind. Zur Ausgestaltung<br />

der BIM-Standards<br />

gibt es zwei Modelle: Gleichlautende<br />

BIM-Vertragsbedingungen<br />

können bilateral<br />

oder durch Abschluss eines<br />

Mehrparteienvertrags<br />

ver einbart werden. Letzterer<br />

schafft zwar größere Übereinstimmung,<br />

muss aber<br />

das jeweilige Leistungssoll<br />

abgrenzen. Welche Vertragsart<br />

sich für BIM durchsetzt,<br />

bleibt abzuwarten.<br />

Vergütung<br />

Der EuGH hat entschieden,<br />

dass die HOAI hinsichtlich<br />

der Mindest- und Höchstsätze<br />

nicht europarechtskonform<br />

ist, weil sie gegen die Richtlinie<br />

2006/<strong>12</strong>3/EG verstößt. 5<br />

Zwingendes Preisrecht gibt<br />

es nicht mehr. BIM-Leistungen<br />

sind daher frei zu vereinbaren.<br />

Bezieht man sich auf<br />

HOAI-Leistungsbilder, muss<br />

beim Vorziehen von Leistungen<br />

in frühere Leistungsphasen<br />

auch die Vergütung<br />

synchronisiert werden,<br />

weil sonst Honorare nicht<br />

auskömmlich sind.<br />

Haftung<br />

BIM kann erheblich zur<br />

Vermeidung von Haftungsfällen<br />

beitragen, weil durch eine<br />

vorverlagerte Planung sowie<br />

Simulationen und Kollisionsprüfungen<br />

Mängel rechtzeitig<br />

erkannt, vermieden und mit<br />

geringem Aufwand beseitigt<br />

werden können. Dies hat<br />

gegenüber später entdeckten<br />

Mängeln hinsichtlich<br />

Kosten, Leistung und Zeit den<br />

Vorteil, dass Mängel nicht<br />

in voller Breite durchschlagen.<br />

Allerdings spielt die <strong>Gesamt</strong>schuld<br />

bei der Haftung eine<br />

bedeutende Rolle. Hierbei<br />

kann sich der Auftraggeber<br />

aussuchen, wen er in Anspruch<br />

nimmt, wenn mehrere<br />

einen Mangel zu verantworten<br />

haben. Bezogen auf BIM<br />

stehen drei Fragen im Raum:<br />

Zum einen ist zu klären, wie<br />

das Verhältnis des Architekten<br />

zum neu hinzutretenden<br />

BIM-Manager ist. Hier gilt,<br />

dass Fehler im Planungsprozess<br />

des jeweils anderen haftungsmindernd<br />

einzuwenden<br />

sein können, wenn beide<br />

Erfüllungsgehilfen des Auftraggebers<br />

sind. Wegen der<br />

durch BIM gewollten engeren<br />

kooperativen Zusammenarbeit<br />

können aber Schwierigkeiten<br />

bei der Zuordnung<br />

von Mängeln auftreten.<br />

Daher ist genau festzulegen,<br />

wer welche Leistungen erbringt.<br />

Noch wichtiger wird<br />

es, Schnittstellen frühzeitig zu<br />

identifizieren und deren<br />

verantwortliches Management<br />

durch vertragliche<br />

Regelungen konkret zuzuordnen.<br />

Ist dies nicht möglich,<br />

sollte zumindest die Pflicht zur<br />

fortlaufenden Schnittstellenabstimmung<br />

aufgenommen<br />

werden.<br />

Ein weiterer Haftungsaspekt<br />

ergibt sich daraus, inwieweit<br />

der Architekt verpflichtet<br />

ist, Beiträge Dritter zu überprüfen.<br />

Hier sind Ursachen<br />

aus der IT-Welt beziehungsweise<br />

deren Interoperabilität<br />

und Automatisierung zu<br />

berücksichtigen. 6 Setzt der<br />

Architekt eigene Software<br />

zur Erfüllung seiner vertraglichen<br />

Pflichten ein, muss<br />

diese funktionieren. Er wird<br />

aber nicht in der Lage sein,<br />

etwa die Ursachen von<br />

Fehlern bei der Übertragung<br />

im IFC-Datenformat zu<br />

überprüfen, und wird sich<br />

auf eine Ergebniskontrolle<br />

Text<br />

Erik Becker


eschränken müssen. Ist der<br />

Einsatz bestimmter Software<br />

vorgeschrieben, ist es dem<br />

Architekten nicht möglich,<br />

diese zu prüfen. Zu prüfen<br />

ist aber, ob die Leistung<br />

überhaupt erbracht und ob<br />

Vorgaben eingehalten sind. 7<br />

Er ist außerdem verpflichtet,<br />

offensichtliche Fehler und<br />

Unvollständigkeiten zu erkennen.<br />

8 Interne Datenverarbeitungsabläufe<br />

beim<br />

IFC-Verfahren oder bei automatisierten<br />

Prozessen wie<br />

bei der Kollisions- und<br />

Regel prüfung können nicht<br />

überprüft werden.<br />

Beim Versicherungsschutz<br />

ist zu beachten, dass für<br />

Verstöße bei Tätigkeiten, die<br />

nicht zum Berufsbild des<br />

Architekten gehören, kein<br />

Versicherungsschutz besteht.<br />

Bezogen auf BIM heißt dies,<br />

dass der Architekt hinsichtlich<br />

der Übernahme solcher<br />

Leistungen mit dem Versicherer<br />

klären sollte, ob Haftpflichtversicherungsschutz<br />

besteht.<br />

Für Leistungen, die Leistungsbildern<br />

der HOAI entsprechen<br />

und lediglich mit BIM-<br />

Methoden erbracht werden,<br />

ist dies unproblematisch.<br />

Zusammenfassend lässt sich<br />

festhalten, dass Auftraggeber<br />

und Architekt trotz mit BIM<br />

verbundener Chancen gut<br />

daran tun, für die oben genannten<br />

Aspekte sensibilisiert<br />

zu sein und möglichst bereits<br />

bei der Vertragsgestaltung<br />

aktiv zu werden. Die zunehmende<br />

Nutzung von BIM wird<br />

sich auch im Rechtsbereich<br />

niederschlagen. Obwohl<br />

auch BIM und Recht noch<br />

am Anfang einer Entwicklung<br />

stehen, ist der Autor zuversichtlich,<br />

dass sich die anstehenden<br />

Herausforderungen<br />

im Sinne der Bauvertragsparteien<br />

meistern lassen.<br />

Eine ausführliche Darstellung<br />

der einzelnen Punkte Vertragsgestaltung,<br />

Vergütung<br />

und Haftung finden Sie unter<br />

www.new-Monday.de/bim<br />

Erik Becker ist Rechtsanwalt<br />

und Fachanwalt für Bau- und<br />

Architektenrecht und Leiter<br />

Recht bei der GEBAG Duisburger<br />

Baugesellschaft mbH<br />

(www.gebag.de)<br />

1<br />

Werner-Pastor,<br />

Der Bauprozess,<br />

16. Auflage, Köln 2016,<br />

Randnr. 860<br />

2<br />

Bodden, BIM mit Recht<br />

einsetzen, Deutsches<br />

Architektenblatt 2016,<br />

S. 36<br />

3<br />

Hanke-Jordan, INGservice<br />

Nr.1/2017, BIM-Building<br />

Information Modeling<br />

https://www.hdi.de/<br />

freiberufler/service/<br />

ingservice/feb2017/bim<br />

4<br />

Bodden, a.a.O.<br />

5<br />

EuGH, Urteil<br />

vom 04.07.20<strong>19</strong>,<br />

C-377/17;<br />

Richtlinie 2006/<strong>12</strong>3/EG<br />

des Europäischen<br />

Parlaments und des Rates<br />

vom <strong>12</strong>. Dezember 2006<br />

über Dienstleistungen<br />

im Binnenmarkt<br />

(Abl.2006, L 376, S.36)<br />

6<br />

Hanke, Jordan, a.a.O.<br />

7<br />

OLG Düsseldorf, a.a.O.<br />

8<br />

OLG Köln, IBR 2011, 704<br />

Die kluge Fuge.<br />

Schlüter ® -ARCLINE<br />

Design und Funktionalität in einer einzigartigen Form: Mit<br />

Schlüter-ARCLINE bietet Schlüter-Systems ein neuartiges<br />

Produktsystem aus Aufnahmeprofilen und passenden Accessoires<br />

an. Nach dem Motto „Klicken statt Bohren“ bleiben<br />

beim Einsatz von ARCLINE sowohl die Fliesen als auch<br />

die dahinter liegende Abdichtung unberührt.<br />

www.schlueter.de/arcline<br />

schluetersystems


84<br />

Rubrik Ein Blick in <strong>12</strong>3 …<br />

... das Büro<br />

von Ingenhoven<br />

Architects<br />

Die Job-Matching-Plattform<br />

New Monday – die vom Callwey<br />

Verlag betrieben wird,<br />

der auch den Baumeister<br />

herausgibt – bietet Architekturbüros<br />

die Möglichkeit,<br />

sich interessierten Bewerbern<br />

zu präsentieren. An dieser<br />

Stelle spähen wir jeden<br />

Monat in ein Architekturbüro,<br />

das sich auf New Monday<br />

vorstellt. Denn gut gestaltete<br />

Arbeitsräume können dabei<br />

helfen, dass sich Arbeitnehmer<br />

mit dem Unternehmen<br />

identifizieren – und dort bleiben.<br />

Welche Räume schaffen<br />

sich Architekten, um darin<br />

zu arbeiten?<br />

Mitten im Düsseldorfer Medienhafen<br />

liegt der Hauptsitz<br />

von Ingenhoven Architects.<br />

Hier arbeiten rund <strong>12</strong>0 Mitarbeiter<br />

verschiedenster Nationalitäten.<br />

Weitere Standorte<br />

gibt es in St. Moritz, Sydney<br />

und Singapur. Spezialisiert<br />

hat sich das Büro auf die Planung<br />

und Realisierung nachhaltiger<br />

Großprojekte, insbesondere<br />

von Hochhäusern.<br />

Ihren Düsseldorfer Sitz, eine<br />

denkmalgeschützte, ehemalge<br />

Getreidemühle, haben die<br />

Architekten selbst umgebaut:<br />

Im fünften Geschoss lagen<br />

früher die weitläufigen Lagerhallen,<br />

dort ist heute das helle<br />

Großraumbüro untergebracht<br />

– mit einzigartigem<br />

Blick auf die Altstadt und den<br />

Rhein. Lediglich das Trägerraster<br />

erinnert noch an den<br />

Altbau. Alle Mitarbeiter finden<br />

an zwei langen Tischen<br />

Platz – das hat auch symbolischen<br />

Charakter: Denn hier<br />

wird kommuniziert, auch über<br />

das eigene Projekt hinaus.<br />

Die festen Arbeitsplätze werden<br />

ergänzt durch mehrere<br />

Besprechungsräume, eine<br />

Bibliothek, einen Modellbaubereich<br />

und ein Archiv. Eine<br />

großzügige Kaffeetheke ermöglicht<br />

ein informelleres<br />

Zusammenkommen. Beson-<br />

dere Bedeutung haben die<br />

vielen Architekturmodelle:<br />

Sie sind im Büro ausgestellt<br />

und sollen die Kreativität<br />

ankurbeln.<br />

Mehr Einblicke in Architekturbüros<br />

finden Sie auf New-<br />

Monday.de – Die Job-Plattform<br />

für Architekten, Bauingenieure<br />

und Freiraumplaner.<br />

www.new-monday.de/<br />

unternehmen/ingenhoven-<br />

architects<br />

new-monday.de<br />

newmonday@callwey.de<br />

@newjobnewmonday<br />

FOTO: INGENHOVEN ARCHITECTS / HD SCHELLNACK<br />

von<br />

Svenja Binz


Die<br />

Job<br />

Matching<br />

Plattform<br />

für<br />

Architekten &<br />

Bauingenieure<br />

new-monday.de


Lösungen<br />

Der Türdrücker „FSB <strong>12</strong>67“ ist eine Hommage an Ludwig<br />

Mies van der Rohe. Das Re-Design stammt von Hartmut Weise.


87<br />

18<br />

Lösungen:<br />

SEITE<br />

88<br />

Fassade<br />

und Dach<br />

SEITE<br />

96<br />

Fenster<br />

und Türen<br />

+<br />

QUALITÄTSSCHMIEDE:<br />

ZU BESUCH BEI BERKER<br />

SEITE<br />

94<br />

FOTO: FSB


88 Lösungen<br />

Fassade<br />

und Dach<br />

Fassaden und<br />

Dächer verei -<br />

nen Ästhetik,<br />

Technik und<br />

Funktion. Eine<br />

Gebäudehülle<br />

aus einem<br />

Guss lautet<br />

hier das Schlag -<br />

wort. Durch<br />

technische und<br />

methodische<br />

Weiterentwicklungen<br />

entstehen<br />

neue<br />

Gestaltungskonzepte<br />

und<br />

integrative<br />

Lösungen. Diese<br />

ermöglichen<br />

den Architekten<br />

immer mehr<br />

Flexibilität im<br />

Entwurf und bei<br />

der Umsetzung.<br />

Hier stellen<br />

wir die neuesten<br />

Entwicklungen<br />

sowie Projektbeispiele<br />

vor.<br />

1<br />

Für Sonne und<br />

Schatten geformt<br />

Mit dem Apartmenthaus<br />

„Solstice on the<br />

Park“ beweist das Ar-<br />

winkel der Sonne hin<br />

optimiert, dass in der<br />

heißen Jahreszeit<br />

weniger Sonne in das<br />

Gebäude eindringt<br />

als im Winter und<br />

dadurch Energie eingespart<br />

wird. Die<br />

Fassadenverkleidung<br />

des Wohnhochhauses<br />

besteht aus „Concrete<br />

Skin“ von Rieder.<br />

Über 4.000 m² der nur<br />

13 mm dünnen Platten<br />

aus nicht brennbarem<br />

Glasfaserbeton<br />

von<br />

Sabine<br />

Schneider<br />

WWW.RIEDER.CC<br />

chitekturbüro Studio<br />

Gang, dass Hochhaus<br />

und klimagerechtes<br />

Bauen kein Widerspruch<br />

sein müssen.<br />

Die signifikante Form<br />

des Gebäudes wurde<br />

anhand von Sonnendiagrammen<br />

ausgetüftelt:<br />

Diese wurden<br />

so auf den Einfalls-<br />

umhüllen die Konstruktion<br />

aus vorgespanntem<br />

Stahlbeton.<br />

Textur und Farbigkeit<br />

der Paneele sorgen<br />

für einen ästhetischen<br />

Einklang mit dem<br />

Charakter des von<br />

Sandstein- und Ziegeltönen<br />

geprägten<br />

Stadtteils.<br />

FOTO: RIEDER GROUP / DITZ FEJER


die im Kreuzverband<br />

Gelbe Klinkerbänder verarbeitet wurden.<br />

für Solitär<br />

Eine stark nuancierte<br />

Sortierung lässt den<br />

Im Berliner Stadtteil Klinker auch auf<br />

Charlottenburg findet große Entfernung als<br />

sich am Zusammenfluss<br />

von Spree und nung treten. An den<br />

solchen in Erschei-<br />

Landwehrkanal der Straßenfassaden<br />

neue Wohn- und<br />

ist die Klinkerwand<br />

Geschäftskomplex geschossweise mit<br />

„Spree One“. Für<br />

horizontalen Putzdie<br />

Fassade war dem gesimsen gegliedert,<br />

Büro Nöfer Architekten<br />

wichtig, dass<br />

etagen ganz in<br />

die bei den Wohn-<br />

diese nicht nur einen Putzoberflächen<br />

dauerhaften Charak-<br />

übergehen.<br />

Fassade und Dach<br />

2<br />

ter aufweist, sondern<br />

tatsächlich beständig<br />

ist. Deshalb entschieden<br />

sich die Architekten<br />

für das langlebige<br />

Material Klinker und<br />

wählten Klinkerriemchen<br />

der sandgelben<br />

Sortierung Meißen FU<br />

von Hagemeister,<br />

WWW.HAGEMEISTER.DE<br />

Gehen Sie<br />

beim Dach<br />

immer auf<br />

Nummer<br />

sicher.<br />

FOTO: FLORIAN SELIG<br />

Visionäre Entwürfe überlassen wir Ihnen<br />

ganz allein – das Thema Dachsicherheit<br />

nicht. Als führender Hersteller von Systemlösungen<br />

fürs Flachdach und Steildach<br />

liefern wir alles rund ums Dichten, Dämmen,<br />

Begrünen und Energiegewinnen.<br />

Plus ein Mehr an Planungs- und Ausführungssicherheit<br />

mit Ihrem persönlichen<br />

Bauder Fachberater. Nehmen Sie doch<br />

einfach direkt Kontakt mit ihm auf unter:<br />

www.bauder.de/fachberatersuche


90 Lösungen<br />

3<br />

WWW.RATHSCHECK.DE<br />

Schieferfassade<br />

schützt Holz<br />

Im Schweizer Grabs<br />

entstand nach einem<br />

Entwurf von Zogg &<br />

Freuler aus Buchs<br />

ein Holzhaus, das<br />

man auf den ersten<br />

Blick als solches<br />

eine Schieferfassade<br />

das Gebäude prägt.<br />

Die zwei Geschosse<br />

über dem Kellergeschoss<br />

wurden als<br />

reiner Holzelementbau<br />

auf Betonplatte<br />

errichtet. Auf einer<br />

Rohschalung mit Nut<br />

und Feder wurden<br />

der Marke „InterSIN“<br />

von Rathscheck<br />

mit Schiefernägeln<br />

und -schrauben<br />

(„Drill-Sklent“)<br />

befestigt. Verlegt<br />

wurden die Schiefer<br />

in der „Dynamischen<br />

Deckung“, die speziell<br />

für die moderne<br />

Rathscheck entwickelt<br />

wurde.<br />

Sie sieht besonders<br />

lebhaft aus, wenn<br />

sie drei miteinan -<br />

der harmonierende<br />

Gebinde-höhen<br />

aufweist. Der<br />

Bauherr entschied<br />

sich für 7,5, <strong>12</strong><br />

nicht erkennt, da<br />

rechteckige Schiefer<br />

Architektur von<br />

und 15 cm.<br />

Funktionsgetrennte<br />

hängig von den<br />

Außenwände<br />

Anforderungen an die<br />

Tragfunktion indivi-<br />

Bei der funktions-<br />

duell planbar ist. Das<br />

getrennten Bauweise<br />

gilt für den Dämmstoff<br />

4<br />

WWW.KS-ORIGINAL.DE<br />

mit Kalksandstein<br />

wird zunächst das<br />

Mauerwerk, hauptsächlich<br />

nach statischen<br />

Erfordernissen,<br />

geplant. Hoch belastbare<br />

Kalksandsteine,<br />

bei denen der hohe<br />

bauliche Schall- und<br />

Brandschutz bereits<br />

inklusive ist, übernehmen<br />

die tragende<br />

Funktion. Das ermöglicht<br />

schlanke Wände.<br />

Hinzu kommt die<br />

wärmedämmende<br />

Schicht, die unab-<br />

ebenso wie für das<br />

angestrebte Wärmedämmniveau.<br />

Gleichsam<br />

frei entscheidet<br />

der Planer, ob eine<br />

Putzoberfläche, eine<br />

vorgehängte oder<br />

eine vorgemauerte<br />

Fassade realisiert<br />

wird. Innerhalb der<br />

Bauweise stehen<br />

die Systeme „KS-<br />

Original“ sowie die<br />

großformatigen<br />

Elemente von „KS-<br />

Plus“ und „KS-Quadro“<br />

zur Verfügung.<br />

FOTO: RATHSCHECK SCHIEFER; THOMAS POPINGER / KS-ORIGINAL GMBH


Fassade und Dach<br />

TECTUS® Glas<br />

Ganzheitliches<br />

Beschlagsystem<br />

für Ganzglastüren<br />

5<br />

WWW.LAMILUX.DE<br />

Rund von oben<br />

wie unten<br />

Lüftbar war das<br />

Flachdachfenster<br />

„F100 rund“ von<br />

Lamilux schon immer,<br />

doch nun lassen<br />

sich auch verdeckt<br />

liegende Antriebe<br />

integrieren. Dies<br />

hat optische und<br />

funktionale Vorteile.<br />

Verfügbar sind die<br />

neuartigen Kettenschubantriebe<br />

aktuell für runde<br />

Elemente mit einem<br />

Oberkante-Decken-<br />

Maß von <strong>12</strong>0 und<br />

150 cm. Diese großen<br />

Flachdachfenster<br />

wirken nun ohne<br />

sichtbare Lüftungsantriebe<br />

noch<br />

stil voller und hochwertiger.<br />

Gerade<br />

für architektonisch<br />

ansprech ende<br />

Ansichten eignen sie<br />

sich deshalb besonders<br />

gut. Das Fenster<br />

ist mit einer Zweioder<br />

Dreifach-Verglasung<br />

erhältlich<br />

und ist auf einem<br />

wärme gedämmten<br />

Auf satzkranz aus<br />

glasfaserverstärktem<br />

Kunststoff montiert.<br />

Erfahren Sie mehr:<br />

www.tectus-glas.de


92<br />

Lösungen<br />

7<br />

Variable<br />

Entwässerung<br />

für Balkone<br />

Das aus Edelstahl<br />

gefertigte Balkonentwässerungssystem<br />

„Loro-X Serie V“<br />

besteht aus nur einem<br />

6<br />

WWW.LORO.DE<br />

Verfahrbares<br />

Membrandach für<br />

Wimbledon<br />

Im Zuge der General-<br />

die aus Teflon-Fasern<br />

65 m zwischen jeweils<br />

Grundkörper und<br />

sanierung des Tennis-<br />

gewebt ist. Das Mate-<br />

zwei der insgesamt<br />

modularen Aufsätzen.<br />

courts No. 1 in Wim-<br />

rial ist transluzent,<br />

elf Stahlbögen, die<br />

Laut Hersteller Loro<br />

bledon realisierte<br />

Fassadenbauspezialist<br />

Seele 13 verschiedene<br />

Fassadentypen<br />

und ein 6.000 m²<br />

großes, verfahrbares<br />

Membrandach über<br />

äußerst beständig<br />

und schmutzabweisend.<br />

Die Dachkonstruktion<br />

besteht vor<br />

allem aus zehn Haupt-,<br />

elf Entwässerungs-<br />

und 80 Batwing-<br />

den Tennisplatz überspannen,<br />

befestigt.<br />

Aufgrund der Verfahrbarkeit<br />

der Membranen<br />

ergeben sich je<br />

nach Position immer<br />

wieder unterschied-<br />

WWW.SEELE.COM<br />

kann damit jeder<br />

Balkon sicher entwässert<br />

werden, auch<br />

wenn der Balkonaufbau<br />

beim Einbetonieren<br />

des Grundkörpers<br />

noch nicht feststeht.<br />

dem Stadion. Letzte-<br />

Membranen. Die<br />

liche Lastannahmen,<br />

Die Abdichtung<br />

res besteht aus einer<br />

Membranen wurden<br />

die berücksichtigt<br />

erfolgt für die unter-<br />

PTFE-Membrane,<br />

über eine Länge von<br />

werden mussten.<br />

schiedlichen Balkonaufbauten<br />

mit den<br />

passenden Aufsätzen<br />

für Flüssigkunststoffe<br />

®<br />

oder Abdichtungsbahnen.<br />

Die Serie V<br />

folgt dem Loro-X-<br />

WELTWEIT:<br />

Rundum-Services<br />

vom Einzelgerät<br />

bis zur Großprojekt-<br />

Komplettlösung<br />

Baukastenprinzip,<br />

ist besonders stabil<br />

und widersteht Hitze,<br />

Frost, UV-Strahlung<br />

und mechanischen<br />

Belastungen. Komplettiert<br />

wird das<br />

System durch Kunst-<br />

Extreme Verglasungs projekte weltweit<br />

Mega Scheiben bis 24 m Länge<br />

Wir beraten Sie gerne: Tel +49 9070 96 8 96 90 - 0<br />

stoffsiebaufnahmen<br />

und Edelstahlsiebe<br />

in runder oder quadratischer<br />

Ausführung.<br />

FOTO: LORO


Fassade und Dach<br />

8<br />

FOTO: SCHLAGMANN POROTON<br />

Arbeitsplatz Dach – verwendet werden,<br />

sicher für alle<br />

führt der Trend<br />

eindeutig zum Kollektivschutz.<br />

ZinCo<br />

Flachdächer werden<br />

immer häufiger für bietet mit dem neuen<br />

Dachbegrünungen Arbeitsschutzgeländer<br />

„Fallnet ASG“<br />

wie auch für Lüftungs-,<br />

Klima- und Fotovoltaikanlagen<br />

genutzt, für alle – geprüft<br />

dauerhaften Schutz<br />

die Wartungsarbeiten und zertifiziert durch<br />

bedürfen. Da Einzelanschlaglösungen<br />

Fallnet ASG lässt sich<br />

die Dekra. Das<br />

zur Absturzsicherung einfach montieren<br />

in der Praxis oft nicht und nach dem<br />

9<br />

Klimaneutrale Ziegel Hersteller die ersten<br />

klimaneutralen Ziegel<br />

Der TÜV-Nord zertifizierte<br />

die perlitge-<br />

Grundlage dafür sind<br />

deutschlandweit.<br />

füllten Hintermauerziegel<br />

„Poroton-T7“, Vermeidung von CO2-<br />

die Einsparung und<br />

„Poroton-S8“ und<br />

Emissionen bei der<br />

„Poroton-S9“ als<br />

Ziegelherstellung,<br />

klimaneutrale Ziegel. dazu gehört auch der<br />

Sie sind damit laut Einsatz regenerativer<br />

Auflastprinzip fixieren,<br />

was Dachdurchdringungen<br />

erübrigt.<br />

Besonderer Vorteil<br />

ist außerdem die<br />

Möglichkeit, das<br />

Geländer senkrecht<br />

oder in einem Winkel<br />

von 67,5° geneigt<br />

zu montieren; durch<br />

diese Schrägstel -<br />

lung entsteht ein<br />

optisch gefälliger<br />

Dachabschluss.<br />

Energie. Hinzukommen<br />

auf Basis des<br />

berechneten „Product<br />

Carbon Footprints“<br />

und einer errechneten<br />

Produktionsprognose<br />

für 20<strong>19</strong> die<br />

Stilllegung von Emissionsreduktionszertifikaten,<br />

die für die<br />

Herstellung der drei<br />

Ziegelsorten anfallen<br />

würden. Der CO2-<br />

Fußabdruck der<br />

Produkte umfasst die<br />

Bilanz der Treibhaus<br />

gasemissionen entlang<br />

des Produktlebenszyklus<br />

– von der<br />

Gewinnung der Rohstoffe<br />

über die Herstellung<br />

bis zur Bereitstellung<br />

ab Werkstor.<br />

WWW.SCHLAGMANN.DE WWW.ZINCO.DE<br />

Atmungsaktive<br />

Fassadenrinne<br />

Stabile Air<br />

Entwässerungssysteme von Brink<br />

Ideal<br />

für Holzfassaden<br />

Maßgefertigte<br />

Lösungen<br />

• Fassadenrinne Stabile Air<br />

Damit Ihre Fassade atmen kann!<br />

Weitere Informationen finden Sie auf:<br />

www.richard-brink.de<br />

Richard Brink GmbH & Co. KG<br />

Tel.: 0049 (0)5207 95 04-0<br />

anfragen@richard-brink.de


94<br />

Lösungen<br />

Zum Unternehmen<br />

R.1 „Beton“<br />

WWW.BERKER.DE<br />

Berker-Schalter der Generation R, hier R3<br />

R.3 mit Glas<br />

R.classic mit Glas<br />

Zeitschalter<br />

<strong>19</strong><strong>19</strong> – das ist das Jahr, das mit der Gründung<br />

des Bauhauses zum Wendepunkt in<br />

der Designgeschichte wurde und das zugleich<br />

die Geburtsstunde des traditionsreichen<br />

Schalterherstellers Berker aus<br />

Schalksmühle markiert. Beide verbindet<br />

viel: Seit dem ersten Schalterentwurf legten<br />

die Brüder Robert und Hugo Berker<br />

Wert auf schlüssige Verbindung von Form<br />

und Funktion sowie auf klare, reduzierte<br />

Ästhetik. Deshalb wurden schon in den<br />

Dessauer Gebäuden von Walter Gropius<br />

Berker-Schalter installiert. Gestalterisch<br />

wie technisch blieb das Unternehmen<br />

seither auf der Höhe der Zeit, lieferte und<br />

liefert mit seinen Schalterprogrammen<br />

neben Inspiration immer auch Innovation.<br />

Besuch bei Berker<br />

Eine Zeitreise<br />

Schlicht, schnörkellos, solide – die Serie<br />

<strong>19</strong>30 aus den <strong>19</strong>30er-Jahren ist mit charakteristisch<br />

runder Form und nostalgischem<br />

Charme auf das Wesentliche und<br />

auf funktionale Ästhetik reduziert. Das<br />

Programm erfüllt auch heute zeitgenössische<br />

Ansprüche an modernste Elektrotechnik<br />

und bietet mit zahlreichen Funktionen<br />

umfassende Installationsmöglichkeiten.<br />

In der Variante <strong>19</strong>30 Porzellan<br />

made by Rosenthal lädt auch sie auf eine<br />

Zeitreise ein: Porzellan war das Material,<br />

aus dem hochwertige Schalter gefertigt<br />

wurden, bevor Kunststoff den traditionsreichen<br />

Werkstoff ablöste. Ende der <strong>19</strong>40er-<br />

<strong>19</strong><strong>19</strong> durch Robert und<br />

Hugo Berker gegründet,<br />

fertigt Berker seit 100<br />

Jahren Schalter und Systeme,<br />

die hochwertiges<br />

Design mit intelligenter<br />

Technologie und einfacher<br />

Bedienbarkeit<br />

verbinden. Das deutsche<br />

Unternehmen ist weltweit<br />

vertreten und gehört seit<br />

2010 zur „Hager Group“.<br />

Durch die Zusammenarbeit<br />

mit bekannten<br />

Designern erhielt das<br />

Unternehmen im Laufe<br />

der Jahre zahlreiche<br />

Designpreise. Darüber<br />

hinaus bietet es Architekten<br />

und Planern in der<br />

Manufaktur von Hager<br />

seit vielen Jahren<br />

die Möglichkeit, unverwechselbare<br />

Sonderlösungen<br />

nach individuellen<br />

Vorgaben zu gestalten.<br />

von<br />

Ulrike Sengmüller


Qualitätsschmiede<br />

Jahre setzt Berker dann dem schwarzen<br />

Duroplast-Schalter und den bis dato traditionell<br />

aus Guss oder Porzellan gefertigten<br />

wassergeschützten Schaltern eine echte<br />

Innovation entgegen: einen wasserdichten<br />

Drehschalter aus Pressstoff.<br />

Auf die Ära der Dreh- folgt In den 50erund<br />

frühen 60er-Jahren die der Wippschalter.<br />

Ab Mitte der 60er-Jahre wendet<br />

sich der Trend von rund zu eckig, und der<br />

Hersteller bringt <strong>19</strong>66 einen Schalter auf<br />

den Markt, der bis heute unser Bild eines<br />

Schalters prägt: quadratische Wippe auf<br />

quadratischer Abdeckplatte.<br />

Die Serie Modul von <strong>19</strong>68, der erste normkonforme<br />

Ganzmetallschalter in rostfreiem<br />

Edelstahl, ist dann auch in der Produktion<br />

einzigartig: Umformen und Tiefziehen,<br />

das mechanische Bearbeiten von Edelstahl<br />

als Bandmaterial, perfektionierte<br />

der Hersteller bis zur späteren Serie K.5 im<br />

Jahr 20<strong>12</strong>. Als eine der ersten Schalterlinien<br />

lassen sich bei Modul Schalteinsatz,<br />

Wippe und Rahmen individuell miteinander<br />

kombinieren.<br />

Nach fast zwei Dekaden klarer Kanten im<br />

Schalterdesign vereint schließlich Anfang<br />

der 80er-Jahre das Programm „Berker<br />

Starpoint“ die Konzepte „rund“ und<br />

„eckig“ in einem Entwurf und schafft eine<br />

ästhetische Punktlandung in der technoiden<br />

Gestaltungssprache jener Jahre – in<br />

gebürstetem Edelstahl und bronzen<br />

schimmernder Optik. <strong>19</strong>85 schlägt die<br />

Drehschalter-Serie Glas eine stilsichere<br />

Brücke zwischen gestern und heute.<br />

Anfang der 2000er-Jahre bringt Berker die<br />

technisch ausgefeilten Designlinien K.1<br />

und K.5 auf den Markt, die mit ihrer rechteckigen<br />

Silhouette und einem zurückhaltend<br />

linearen Design sowohl in Privathäusern<br />

als auch im Objektbereich punkten.<br />

Sowohl die polarweiße oder anthrazitfarbene<br />

Kunststoffvariante K.1 als auch K.5 in<br />

mattschimmerndem Edelstahl oder volleloxiertem<br />

Aluminium betonen in ihrer Materialität<br />

das klare Design der Linie.<br />

Gegenwart und Zukunft:<br />

die Generation R.<br />

Mit der Generation R. schließt sich der<br />

Kreis einer bislang hundertjährigen Unternehmensgeschichte.<br />

Unter dem Leitsatz<br />

„Je komplexer unsere Welt, umso größer<br />

unsere Sehnsucht nach sympathischen<br />

Archetypen“ entwarf der Designer Werner<br />

Aisslinger 2013 den Berker R.1. Das über<br />

Berker R.3, R.classic und R.8 fortwährend<br />

weiterentwickelte Programm bietet innovativen<br />

Materialmix – von Beton oder<br />

Schiefer über Acryl bis hin zu Holz oder Leder<br />

– sowie eine Vielzahl an Funktionen.<br />

Verbindendes Gestaltungselement der<br />

vier R.-Linien ist der Kreis – der sich damit<br />

schließt, denn mit einem kreisrunden<br />

Schalter hatte <strong>19</strong><strong>19</strong> alles begonnen.<br />

SIE HABEN DIE<br />

IDEEN<br />

WIR HABEN DIE<br />

FENSTER<br />

Rahmenlos wirkende Designfenster<br />

und Hebe-Schiebetüren<br />

für moderne, lichtdurchflutete<br />

Wohn(t)räume.<br />

www.weru.com


96<br />

Fenster<br />

und Türen<br />

Lösungen<br />

Die rasante<br />

Entwicklung der<br />

Gebäudetechnik<br />

macht auch<br />

vor Fenstern<br />

und Türen nicht<br />

halt. Die automatischen<br />

Systeme sollen<br />

Sonnenschutz,<br />

Lüftung und<br />

Sicherheit gewährleisten.<br />

Sie stellen sicher,<br />

dass im Winter<br />

die Wärme<br />

drinnen bleibt<br />

und im Sommer<br />

draußen. Da<br />

fällt mitunter<br />

die Wahl schwer,<br />

welches das<br />

richtige Fenster<br />

beziehungsweise<br />

die<br />

passende Tür ist.<br />

Baumeister<br />

liefert Beispi e-<br />

le für einen<br />

besseren<br />

Durchblick.<br />

WWW.FSB.DE<br />

1<br />

Klassischer<br />

Türdrücker<br />

Mit Blick auf das<br />

Bauhausjubiläum<br />

schuf Hartmut Weise<br />

eine Fusion aus Tür-<br />

den Übergang vom<br />

runden Drückerhals<br />

in die flache Handhabe<br />

des ursprünglichen<br />

Entwurfs auf und<br />

interpretieren ihn<br />

neu. Neben geraden<br />

Bronze erhältlich.<br />

Abgerundet wird die<br />

Produktfamilie durch<br />

Steckgriffe für Türen<br />

und Fenster, einen<br />

Beschlag für Glastüren<br />

sowie klassische<br />

drücker-Modellen,<br />

Türdrückern für Voll-<br />

Fenstergriffe. FSB <strong>12</strong>67<br />

von<br />

Alexander Russ<br />

die Ludwig Mies van<br />

der Rohe in seinen<br />

Bauten Haus Lemke<br />

und der Neuen Nationalgalerie<br />

in Berlin<br />

blatt- und Rahmentüren<br />

gibt es eine<br />

Variante mit Returnmechanismus<br />

sowie<br />

ein verkröpftes<br />

wurde bei den Iconic<br />

Awards: Innovative<br />

Architecture 20<strong>19</strong> als<br />

„Best of Best“ ausgezeichnet.<br />

verwendet hatte:<br />

Modell für Rahmen-<br />

das Re-Design FSB<br />

türen. FSB <strong>12</strong>67<br />

<strong>12</strong>67. Die Türdrücker<br />

ist in Aluminium,<br />

greifen den fließen-<br />

Messing und


Fenster und Türen<br />

97<br />

2Fensterbank aus<br />

Echtholz<br />

Die „Echtholz-Innenfensterbank“<br />

von<br />

Josko kann passend<br />

an die Holzoberflächen<br />

der Fenster<br />

abgestimmt werden<br />

und bietet damit<br />

eine harmonische<br />

<strong>Gesamt</strong>lösung für den<br />

Innenraum. Erhältlich<br />

ist die Fensterbank<br />

in den Holzarten Fichte,<br />

Lärche, Oregon,<br />

Eiche und Wildeiche<br />

und in allen Josko-<br />

Holzfarbtönen. Die<br />

Innenfensterbank<br />

wird in den zwei Standardstärken<br />

17 und<br />

30 mm angeboten;<br />

die maximale Fläche<br />

beträgt 2780 x 900<br />

mm. Durch ein spezielles<br />

Montageset ist<br />

es möglich, bei den<br />

Verputzarbeiten eine<br />

Aussparung für die<br />

Fensterbänke freizulassen<br />

und sie erst<br />

später einzusetzen.<br />

Dadurch werden die<br />

Holzoberflächen<br />

geschützt, weil sie<br />

erst nach Abschluss<br />

der sonstigen Bauarbeiten<br />

montiert<br />

werden.<br />

WWW.JOSKO.AT<br />

Wenn Aussicht<br />

und Möglichkeiten<br />

grenzenlos sind.<br />

More than a view.<br />

Schiebesysteme von Schüco.<br />

Mehr Licht, mehr Transparenz, mehr Raum für Ihre Ideen. Schüco Schiebesysteme<br />

schaffen offene Wohnräume und neue Perspektiven. Und mit ihren<br />

schlanken Profilen und großzügigen Glasflächen ganz neue Gestaltungsmöglichkeiten.<br />

Entdecken Sie mehr auf: www.schueco.de/view<br />

Fenster. Türen. Fassaden.


98 Lösungen<br />

3<br />

Filigrane Bandtechnik<br />

für Büromodule<br />

WWW.SIMONSWERK.COM<br />

Mit den transparenten<br />

„Human Space<br />

Cubes“ von Bosse<br />

Design lassen<br />

sich Räume frei vom<br />

Gebäudekörper<br />

realisieren. Die<br />

Raum-in-Raum-<br />

Lösungen sind in<br />

unterschiedlichen<br />

Abmessungen<br />

lieferbar und können<br />

individuell mit<br />

Seitenwänden aus<br />

Glas oder mit Akustik-Paneelen<br />

konfiguriert<br />

werden.<br />

Dabei verleiht das<br />

verdeckt liegende<br />

Beschlagsystem<br />

„Tectus Glas“ von<br />

Simonswerk der<br />

Ganzglastür eine<br />

besondere Leichtigkeit<br />

und ermöglicht<br />

eine flächenbün -<br />

dige Integration des<br />

Türelements in die<br />

Cubes. Durch eine<br />

magnetische Schließlösung<br />

lässt sich<br />

die Tür geräuschund<br />

kontaktlos<br />

öffnen und schließen.<br />

Die ganzheitliche<br />

Beschlaglösung<br />

überzeugt auch technisch<br />

durch abgesicherte<br />

Belastungswerte<br />

bis zu 80 kg.<br />

FOTO: BOSSE / SIMONSWERK


Fenster und Türen<br />

WWW.LUMON.DE<br />

4<br />

LAMILUX<br />

MEHR ALS ERWARTET<br />

Vormontierte Elemente<br />

Anschlusslösungen<br />

Sanierungslösungen<br />

Sichere<br />

Balkonverglasung<br />

beitete ESG (Glasstärken<br />

6, 8, 10 oder <strong>12</strong> mm)<br />

weiterhin mühelos<br />

zur Seite schieben<br />

Sonderkonstruktionen<br />

Die Hebegriffe und<br />

und die optionalen<br />

schlichten Verblen-<br />

und aufklappen.<br />

Dabei werden sie auf<br />

Betreuung durch<br />

Klinken der filigranen<br />

und rahmenlosen<br />

dungen sorgen für<br />

zusätzliche Sicher-<br />

einer schmalen<br />

Laufschiene geführt<br />

Fachberater vor Ort<br />

Balkon- und Terras-<br />

heit. Die Sicherungen<br />

und platzsparend<br />

senverglasungen von<br />

Lumon können mit<br />

unterschiedlichen<br />

beeinträchtigen<br />

weder die Optik noch<br />

die Funktion des von<br />

positioniert. Im geschlossenen<br />

Zustand<br />

bieten die Vergla-<br />

#mehralserwartet<br />

Schließvorrichtungen,<br />

Lumon entwickelten<br />

sungen einen freien<br />

etwa Riegelschlös-<br />

Dreh-/Schiebesys-<br />

Blick und einen<br />

sern, ausgestattet<br />

werden. Das verar-<br />

tems: Die Glaselemente<br />

lassen sich<br />

fast uneingeschränkten<br />

Lichteinfall.<br />

LAMILUX HEINRICH STRUNZ GMBH<br />

Postfach 15 40 | 95105 Rehau<br />

Tel.: 0 92 83/5 95-0 | information@lamilux.de<br />

www.lamilux.de


100<br />

Lösungen<br />

WWW.SCHUECO.DE<br />

5<br />

mafenster<br />

Filigrane<br />

Ansichtsbreiten<br />

„AWS 75<br />

PD.SI“ von Schüco ist<br />

aufgrund seiner Systemeigenschaften<br />

vielfältig einsetzbar.<br />

Glasgewichte bis<br />

160 kg und Flügelhöhen<br />

bis 2,50 m können<br />

mit dem Fenstersystem<br />

bei einer Schlagregendichtigkeit<br />

bis<br />

9A realisiert werden.<br />

Dichtungsansichten.<br />

Die sehr schmalen<br />

Profilansichten bieten<br />

maximale Transparenz<br />

für einen umfassenden<br />

Panoramablick.<br />

Das Fenstersystem<br />

verfügt zudem<br />

mit dem Schüco-<br />

Designgriff über eine<br />

rosettenlose Griffanbindung.<br />

Eine nicht<br />

Ein einheitliches Rah-<br />

sichtbare Entwässe-<br />

Ob als Lochfenster,<br />

menbild ermöglicht<br />

rung und eine klare<br />

Fensterband oder<br />

die flächenbündige<br />

Designsprache durch<br />

Fassadeneinsatzele-<br />

innere Flügelprofilop-<br />

enge Profilradien<br />

ment – das Panora-<br />

tik mit minimierten<br />

runden das System ab.<br />

6<br />

Frische Luft für Kunst<br />

und Besucher<br />

Ein Lüftungskonzept<br />

für Kulturbauten<br />

muss nicht nur auf das<br />

Wohlbefinden von<br />

Personal und Besuchern,<br />

sondern auch<br />

auf den dauerhaften<br />

Erhalt der Kunstwerke<br />

und Exponate abgestimmt<br />

sein. Oberstes<br />

Ziel ist es, eine konstante<br />

Raumfeuchte<br />

und -temperatur<br />

zu gewährleisten. Die<br />

Fensterantriebe von<br />

WindowMaster, die<br />

eine natürliche Belüftung<br />

ermöglichen,<br />

sind genau für diesen<br />

Einsatz entwickelt.<br />

Sie lassen sich in<br />

Fassaden- und Dachfenster<br />

einbauen und<br />

sind für unterschiedliche<br />

Größen und Gewichtsklassen<br />

erhältlich.<br />

Die Öffnungsund<br />

Schließvorgänge<br />

werden anhand von<br />

diversen Messungen<br />

(Temperatur, Windstärke,<br />

CO2-Werte)<br />

automatisch gesteuert.<br />

Rechts: das<br />

Moesgaard-Museum<br />

in Dänemark von<br />

Henning Larsen<br />

Architects.<br />

WWW.WINDOWMASTER.DE<br />

FOTO: SCHÜCO INTERNATIONAL KG; WINDOWSMASTER


Fenster und Türen<br />

by BOS<br />

SolidFix<br />

die solide Alternative<br />

zur Holzfutterzarge<br />

unsichtbare Verbin-<br />

7<br />

Transparente<br />

Gebäudehülle<br />

Das Fassadensystem<br />

dungstechnik garantiert<br />

eine hohe<br />

Stabilität auch über<br />

mehrere Stockwerke<br />

hinweg. Durch die<br />

thermisch getrennte<br />

Aufsatzkonstruktion<br />

wird eine optimale<br />

Dämmung erzielt.<br />

Zur Auswahl stehen<br />

zahlreiche Holzarten,<br />

-farben und -konturen<br />

sowie Aluminium-<br />

WWW.UNILUX.DE<br />

bewährte Nivellieranker sorgen<br />

für eine erhöhte Stabilität durch<br />

Verschraubung mit der Wand – ideal<br />

für den Einsatz im Objekt<br />

Klemmfutterzarge in optischer Anlehnung<br />

an Holzzargenprofil<br />

„FineLine“ von Unilux<br />

farben für die Außen-<br />

besticht durch eine<br />

schlanke und gleichzeitig<br />

massive Pfosten-Riegel-Konstruk-<br />

schale. Das Fassadensystem<br />

lässt sich<br />

nahtlos mit dem<br />

Holz-Alu-Fenster von<br />

einfache nachträgliche Montage bei<br />

Neubauten und Renovierungen durch<br />

die integrierte Maulweitenverstellung<br />

tion. Für den Bau<br />

Unilux kombinieren.<br />

der Holz-Aluminium-<br />

Fassade wird ausschließlich<br />

massives,<br />

schichtverleimtes<br />

Holz verwendet.<br />

STAHLZARGEN<br />

VOM MARKTFÜHRER!<br />

Durch die auf der<br />

Außenseite ange-<br />

FOTO: EPR / UNILUX<br />

brachte Aluminiumschale<br />

ist das Holz<br />

vor Witterungseinflüssen<br />

geschützt.<br />

Die durchdachte,<br />

BOS GmbH Best Of Steel<br />

Tel.: 0800 0 203 203 (gebührenfrei)<br />

www.BestOfSteel.de<br />

ein Unternehmen der<br />

Gruppe


102<br />

Lösungen<br />

WWW.XXX.DE<br />

8Seeblick<br />

par excellence<br />

Das Besondere an<br />

dem von Atelier H2A<br />

entworfenen Einfamilienhaus<br />

ist, dass aus<br />

nahezu jedem Winkel<br />

des Hauses der Blick<br />

auf den Bodensee<br />

fällt. Die Grundform<br />

des Gebäudes besteht<br />

aus einem<br />

rechtwinkligen Kubus.<br />

Wie eine Box liegt das<br />

Obergeschoss auf<br />

dem Erdgeschoss auf.<br />

Für die Glasfronten<br />

nach Norden und<br />

Süden wurde das<br />

Schiebefenster „cero“<br />

von Solarlux gewählt,<br />

weil es besonders<br />

große Glasflächen<br />

bei schlanken Profilansichten<br />

(34 mm)<br />

ermöglicht. Die<br />

verbauten Elemente<br />

ergeben eine gesamte<br />

Fläche von 140 m².<br />

Auf der Westseite verbinden<br />

sie sich nicht<br />

rechtwinklig mit<br />

dem Gemäuer, sondern<br />

verjüngen sich<br />

zur Decke hin. Zur<br />

Seeseite weist die<br />

Glasfront eine Breite<br />

von 10,60 m auf.<br />

WWW.SOLARLUX.COM<br />

WWW.WANZL.COM<br />

9<br />

Einlass mit System<br />

Im Foyer des Manroland-Web-Industrieparks<br />

in Augsburg<br />

setzt das Zutrittssystem<br />

„Galaxy Gate“<br />

von Wanzl Access<br />

Solutions einen<br />

subtilen Akzent aus<br />

Edelstahl und<br />

Glas. Der ehemalige<br />

Firmenstandort<br />

dient seit seiner<br />

Nutzungsänderung<br />

als Industriepark.<br />

Hier gehen täglich<br />

bis zu 1.500 Mitarbeiter<br />

verschiedenster<br />

Firmen und Besucher<br />

ein und aus,<br />

die sich willkommen<br />

fühlen wollen und<br />

einen unkomplizierten<br />

Zugang wünschen.<br />

Trotzdem muss<br />

der Zugangsbereich<br />

gegen den unbefugten<br />

Zutritt nicht autorisierter<br />

Personen<br />

gewappnet sein. Um<br />

diese Gratwanderung<br />

zu meistern, entschied<br />

man sich<br />

für das automatische<br />

Einlasssystem von<br />

Wanzl. Die Mitarbeiter<br />

müssen jetzt lediglich<br />

ihre RFID-Ausweise<br />

an den Kartenleser<br />

halten. Nach der<br />

Identifikation öffnen<br />

sich die ESG-Schwenkarme<br />

des Gates.<br />

FOTO: SOLARLUX GMBH; WANZL


Impressum<br />

103<br />

Baumeister — Das Architektur-Magazin — 116. Jahrgang<br />

Eine Marke von<br />

SEIT 1884<br />

REDAKTION<br />

Anschrift wie Verlag<br />

Tel +49 (0) 89 / 43 60 05 – 0, Fax +49 (0) 89 / 43 60 05 – 147<br />

info@baumeister.de, www.baumeister.de<br />

CHEFREDAKTION<br />

Prof. Dr. Alexander Gutzmer Tel – 118<br />

(verantwortlich für den redaktionellen Inhalt)<br />

REDAKTION<br />

Sabine Schneider Tel – 146<br />

Alexander Russ Tel – 172<br />

Isa Fahrenholz Tel – 154<br />

GESTALTUNG<br />

Stephanie Ising, Tom Ising, Daniel Ober (Artdirection)<br />

Pasqual Schillberg für Herburg Weiland, München<br />

ALLE ILLUSTRATIONEN<br />

Clemens Habicht, Paris<br />

ABONNEMENTSERVICE<br />

Leserservice Baumeister, D-65341 Eltville<br />

Tel +49 (0) 6<strong>12</strong>3 / 92 38-225, Fax +49 (0) 6<strong>12</strong>3 / 92 38-244<br />

leserservice@baumeister.de<br />

B1<br />

Vorschau<br />

KONTO FÜR ABONNEMENTZAHLUNGEN<br />

Deutsche Bank Offenburg,<br />

IBAN DE04 6647 0035 0044 8670 00, BIC DEUTDE6F664<br />

VERTRIEB EINZELVERKAUF<br />

IPS Distribution GmbH<br />

Tel – +49 (0)2225-8801-0, eMail: info@ips-d.de<br />

ERSCHEINUNGSWEISE<br />

monatlich<br />

Unverbindlich empfohlene Bezugspreise (alle Preise in Euro):<br />

Die Inlandspreise enthalten 7% MwSt.<br />

Inland: 182,00<br />

Studenten: 95,00<br />

Ausland: <strong>19</strong>2,00<br />

Studenten: 105,00<br />

Einzelpreis: 16,00<br />

Bestellung: Abonnements können direkt beim Verlag oder bei jeder Buchhandlung<br />

bestellt werden. Abonnementgebühren sind im Voraus zu begleichen. Das Abonnement<br />

gilt zunächst für ein Jahr und kann danach jederzeit gekündigt werden.<br />

Die Belieferung erfolgt auf Gefahr des Bestellers. Ersatz lieferungen sind nur möglich,<br />

wenn sofort nach Erscheinen reklamiert wird.<br />

Widerrufsrecht: Sie können die Bestellung binnen 14 Tagen ohne Angabe von Gründen<br />

formlos widerrufen. Die Frist beginnt an dem Tag, an dem Sie die erste bestellte Ausgabe<br />

erhalten, nicht jedoch vor Erhalt einer Widerrufsbelehrung gemäß den Anforderungen<br />

von Art. 246a § 1 Abs. 2 Nr. 1 EGBGB. Zur Wahrung der Frist genügt bereits das<br />

rechtzeitige Absenden Ihres eindeutig erklärten Entschlusses, die Bestellung zu widerrufen.<br />

Sie können hierzu das Widerrufs-Muster aus Anlage 2 zu Art. 246 a EGBGB nutzen.<br />

Der Widerruf ist zu richten an: Leserservice Baumeister, D-65341 Eltville, Tel +49 (0)<br />

6<strong>12</strong>3 / 92 38-225, Fax +49 (0) 6<strong>12</strong>3 / 92 38-244, leserservice@baumeister.de<br />

VERLAG<br />

Verlag Georg D.W. Callwey GmbH & Co. KG<br />

Streitfeldstraße 35, D-81673 München, Postfach 80 04 09, D-81604 München<br />

Tel +49 (0) 89 / 43 60 05 – 0, Fax +49 (0) 89 / 43 60 05 – 113<br />

www.callwey.de<br />

PERSÖNLICH HAFTENDE GESELLSCHAFTERIN<br />

Georg D.W. Callwey Verwaltungs-GmbH<br />

ALLEINIGER GESELLSCHAFTER<br />

Helmuth Baur-Callwey, Verleger in München<br />

KOMMANDITISTEN<br />

Helmuth Baur-Callwey und Dr. Veronika Baur-Callwey, Verleger in München;<br />

Dr. Marcella Prior-Callwey und<br />

Dominik Baur-Callwey, Geschäftsführer in München<br />

GESCHÄFTSFÜHRER<br />

Dominik Baur-Callwey Tel – 159<br />

Dr. Marcella Prior-Callwey Tel – 165<br />

HEAD OF CONTENT HUBS<br />

Ernst Lehmhofer Tel – 116<br />

ADVERTISING DIRECTOR<br />

Andreas Schneider Tel – <strong>19</strong>7<br />

(verantwortlich für den Anzeigenteil)<br />

DISPOSITION<br />

Kirstin Freund-Lippert Tel – <strong>12</strong>3, Fax 4 36 11 61<br />

DIRECTOR BUSINESS DEVELOPMENT<br />

Christian Keck Tel –178<br />

VERTRIEB<br />

Marion Bucher Tel – <strong>12</strong>5, Fax – 113<br />

HERSTELLUNGSLEITER<br />

Michael Gschrei Tel – 167<br />

(alle Adressen wie Verlag)<br />

DRUCK, BINDUNG<br />

OPTIMAL : MEDIA, Glienholzweg 7, D – 17207 Röbel/Müritz<br />

Sonderdrucke einzelner Beiträge dieser Ausgabe können beim Verlag angefragt werden.<br />

Diese Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen einzelnen Beiträge und Ab bildungen<br />

sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des<br />

Urheberrechtsgesetzes bedarf der Zustimmung des Verlages. Mit der Einsendung von<br />

Manus kripten und Bildmaterial erklärt sich der/die Autor/in einverstanden, dass diese<br />

vollständig oder teilweise in der Zeitschrift Baumeister publiziert werden. Ebenso stimmt<br />

er/sie der Verwertung im Wege der digitalen Vervielfältigung und Verbreitung über Offline-<br />

oder Online-Produktionen zu (z.B. CD-ROM oder Datenfernübertragung). Falls eine<br />

Vergütung vereinbart wird, deckt diese die genannten Verwertungsformen ab.<br />

Erfüllungsort und Gerichtsstand München<br />

Baumeister-Abopreise<br />

Auszeichnungen<br />

Eine gelungene Weiterentwicklung<br />

geschichtsträchtiger<br />

Bauwerke<br />

gehört ebenso wie die<br />

Sanierung und Umnutzung<br />

der Nachkriegsmoderne<br />

zu den Aufgaben, die in<br />

Zukunft immer mehr an<br />

Bedeutung gewinnen<br />

werden. Inzwischen heimsen<br />

diese Projekte auch<br />

Architekturpreise ein, was<br />

beweist, welches Prestige<br />

damit verbunden sein<br />

kann.<br />

Ab der Baumeister-Ausgabe 1/2020 gelten neue Abonnementpreise. Das Baumeister-<br />

Jahresabo kostet dann 187 Euro (im Ausland 187 Euro zzgl. Versandkosten). Das vergünstigte<br />

Studentenabo ist für 94 Euro (im Ausland zzgl. Versandkosten) zu beziehen.<br />

Einzelhefte erhöhen sich auf 16,50 Euro.<br />

Ab 1.1.20<strong>19</strong> ist die Anzeigenpreisliste Nr. 58 gültig.<br />

Anzeigenschluss ist jeweils am 25. des Vormonats.<br />

Mitglied der agla a + b, Arbeitsgemeinschaft Leseranalyse<br />

Architekten und Bauingenieure.<br />

ISSN 0005-674X B1547


B<br />

<strong>12</strong><br />

Portfolio<br />

20<strong>19</strong><br />

Bad<br />

Längst ist aus dem funktionalen Badezimmer ein privater Wellnessbereich<br />

geworden, in dem bekannte Designer ihre Handschrift auf Armaturen, Wannen<br />

und Möbeln hinterlassen. Stilistisch geht es in zwei Richtungen: hier<br />

Glanz und Glamour, dort klare Eleganz. Doch es geht selbstverständlich<br />

nicht nur um Schönheit, sondern auch um Effizienz: etwa beim sparsamen<br />

Umgang mit Wasser oder bei der Barrierefreiheit.


Anzeige<br />

Delabie bietet designorientierte<br />

sowie<br />

nachhaltige Produkte<br />

für den öffentlichen<br />

Bereich.<br />

Nachhaltige<br />

Wassersteuerung<br />

www.delabie.de<br />

Seit 90 Jahren ist die Kontrolle des Wasser-<br />

sowie Energieverbrauchs zugunsten<br />

einer nachhaltigen Entwicklung eine<br />

zentrale Herausforderung für Delabie.<br />

Das Bekenntnis des Unternehmens zu<br />

einem verantwortungsvollen und nachhaltigen<br />

Handeln zeigt sich hauptsächlich<br />

durch die Ausstattung aller Waschtischarmaturen<br />

mit einer auf 3 l/min begrenzten<br />

Durchflussmenge, die bis zu<br />

1,5 l/min reduziert werden kann.<br />

Eine reduzierte Durchflussmenge allein<br />

genügt jedoch nicht, um einen geringen<br />

Verbrauch zu gewährleisten, da beim<br />

Händewaschen 60 % der Wasserverschwendung<br />

während des Einseifens<br />

stattfindet. Deshalb bietet Delabie ein<br />

System an, bei dem das Wasser zwischen<br />

dem Nassmachen und dem Abwaschen<br />

dank einer intelligenten Steuerung des<br />

Wasserdrucks nicht läuft.<br />

Zudem begleitet und berät Delabie seine<br />

Kunden auf der Suche nach der bestmöglichen<br />

Lösung, etwa beim Thema Wasserstagnation.<br />

So ist in stark frequentierten<br />

Bereichen, etwa in Flughäfen, Wasserstagnation<br />

kein wirkliches Problem.<br />

Hier ist eine mechanische Selbstschluss-<br />

Armatur bestens geeignet. Wenn jedoch<br />

das Hauptaugenmerk auf der Bakterienübertragung<br />

liegt, sorgt die Installation<br />

einer elektronischen Lösung für eine<br />

bessere Hygiene. Das ist beispielsweise<br />

der Fall bei einer WC-Spülung ohne<br />

Handkontakt. Für die spezifischen Anforderungen<br />

im öffentlichen Bereich hat<br />

Delabie technologische Innovationen<br />

wie das Stoßzeit-Programm bei Urinalen<br />

entwickelt. Dieses Konzept reduziert den<br />

Wasserverbrauch bei kurzzeitig starker<br />

Frequentierung wie zum Beispiel bei einer<br />

Halbzeit in einem Stadion.


Anzeige


Anzeige<br />

Die modular ausbaubaren<br />

Waschtische<br />

von Hewi können je<br />

nach Bedarf um weitere<br />

Elemente, etwa einen<br />

Haltegriff oder Ablagen,<br />

ergänzt werden.<br />

Modulares<br />

Waschtischsystem<br />

www.hewi.de<br />

Mehr als zwei Drittel der pflegebedürftigen<br />

Menschen wollen zu Hause alt werden.<br />

Vor allem dem Bad kommt in diesem<br />

Zusammenhang eine besondere Bedeutung<br />

zu.<br />

Hewi bietet dafür ein Waschtischsystem<br />

mit adaptiven Zusatzfunktionen. Das<br />

innovative Konzept ermöglicht die Integration<br />

eines Haltegriffs, der auch als<br />

Handtuchhalter dient, und eines modularen<br />

Ablagesystems direkt am Waschtisch.<br />

Mit dem neuen Waschtischkonzept<br />

knüpft Hewi an die Erfolgsgeschichte<br />

seiner innovativen Waschtisch-Familie<br />

an. Die Waschtische nehmen sich durch<br />

die verringerte Materialstärke zurück<br />

und können über weitere Produkte mit<br />

wichtigen Zusatzfunktionen ergänzt werden<br />

– entsprechend den individuellen<br />

Bedürfnissen des Nutzers. Die auf diese<br />

Weise modifizierten Waschtische bieten<br />

Sicherheit und gewährleisten, dass alle<br />

Badutensilien wie Seifenspender, Becher<br />

und Co in greifbarer Nähe ihren Platz<br />

finden.<br />

Die Zusatzelemente sind aus pulverbeschichtetem<br />

Edelstahl, wodurch eine<br />

edle Optik am Waschtisch entsteht. Die<br />

Oberflächen sind extrem widerstandsfähig,<br />

und der Haltegriff bietet einen<br />

hohen Greifkomfort. Ablagen, Haken,<br />

Haltegriff und Profile sind in den Farben<br />

Schwarz tiefmatt (RAL 9005), Weiß tiefmatt<br />

(RAL 9003), Hellgrau Perlglimmer<br />

tiefmatt und Dunkelgrau Perlglimmer tiefmatt<br />

erhältlich.


Anzeige


Anzeige<br />

Links: Der Entwurf für<br />

die „Meisterstück-<br />

Emerso“-Waschtische<br />

stammt von dem<br />

Designer Arik Levy.<br />

Linke Seite: Die freistehende<br />

Badewanne<br />

„Ellipso Duo Oval“ in<br />

der Farbe Alpinweiß<br />

ist ein besonderer<br />

Hingucker im Bad.<br />

Oben: Die edlen<br />

Designblenden der<br />

Kaldewei-Duschflächen<br />

„Nexsys“ gibt es<br />

neben Edelstahl glänzend<br />

auch in Gold<br />

glänzend (hier im<br />

Bild) und Rotgold gebürstet.<br />

FOTOS: KALDEWEI<br />

Das Bad mit<br />

Glam-Faktor<br />

www.kaldewei.com<br />

Modern Glamour, kurz: Modern Glam, ist<br />

die Kunst des Unerwarteten. Eine Kombination<br />

von Purismus mit luxuriösen Elementen,<br />

bei dem reflektierende Materialien<br />

und Metallakzente Glanz in den<br />

Raum bringen. Glanz als Quintessenz von<br />

Glam. Der Premiumhersteller Kaldewei<br />

definiert mit seinen Badlösungen diesen<br />

luxusorientierten Wohntrend neu. Dabei<br />

werden die Objekte aus kostbarem Kaldewel-Stahl-Email<br />

zum Star im Bad mit<br />

Glam-Faktor. Denn die porenfreien,<br />

glänzenden Oberflächen der formschönen<br />

Wannen und Waschtische sowie der<br />

bodenebenen Duschen von Kaldewei<br />

sorgen für Luxus im Bad.<br />

Ob farblich abgestimmt auf Böden und<br />

Fliesen, in Harmonie mit weiteren hochwertigen<br />

Materialien im Bad wie Holz und<br />

Naturstein oder mit deutlichen Farbkontrasten<br />

gekonnt in Szene gesetzt: Die<br />

Badlösungen von Kaldewei sind ein klares<br />

Luxus-Statement. Wannen, Duschen<br />

und Waschtische in den edlen Mattfarben<br />

der „Coordinated Colours Collection“<br />

lassen sich aber auch genauso gut harmonisch<br />

in die Badumgebung einpassen<br />

und durch Spotlights gekonnt inszenieren.<br />

In den matten Farben wie Lavablack<br />

Matt kommen dabei Metallakzente besonders<br />

gut zur Geltung. Barocktapeten<br />

mit Louis-XIV.-Muster, Kronleuchter und<br />

opulente Teppiche – alles, was an den<br />

Prunk und Pomp vergangener Zeiten erinnert,<br />

ist perfekt für das Bad mit Glam-Faktor.<br />

Ultimatives Highlight im Badezimmer<br />

ist schließlich eine freistehende Badewanne<br />

der „Meisterstücke“-Kollektion.<br />

Mit fugenloser Verkleidung und wie aus<br />

einem Guss aus edlem Stahl-Email gefertigt<br />

bringt diese Wanne besonderen<br />

Glanz und individuellen Luxus ins Bad.


Anzeige


Anzeige<br />

Das Badkonzept<br />

„Ge berit ONE“ verlegt<br />

alle Elemente, die vor<br />

der Wand nicht unbedingt<br />

benötigt werden,<br />

in die Vorwand. Dadurch<br />

wirkt das Bad<br />

großzügiger und aufgeräumter.<br />

FOTOS: GEBERIT<br />

Die Eroberung<br />

der Vorwand<br />

www.geberit.de/one<br />

Das Bad von Grund auf neu denken –<br />

das gelingt Geberit mit „Geberit ONE“,<br />

einer integrierten Lösung für den Waschplatz,<br />

den Duschbereich und das WC.<br />

Geberit ONE nutzt die Vorteile der Vorwandinstallation<br />

und setzt dabei auf die<br />

bewährten Installationssysteme „Duofix“<br />

und „GIS“. Position und Größe der Elemente<br />

werden bereits in der Planungsphase<br />

festgelegt. Alles, was vor der Wand<br />

nicht unbedingt benötigt wird, verlegt<br />

das neue Badkonzept in die Ebene dahinter.<br />

Dadurch wirkt das Bad aufgeräumter,<br />

sauberer und bietet mehr Platz.<br />

Der ONE Waschtisch kann optisch frei<br />

schwebend oder in Kombination mit<br />

einem Waschtischunterschrank eingesetzt<br />

werden, denn der Siphon ist unsichtbar<br />

in die Vorwand verlegt – zugunsten<br />

von mehr Platz unter dem Waschtisch.<br />

Ebenso der Spiegelschrank: So punktet er<br />

mit einer kaum sichtbaren Ausladung. Für<br />

die Dusche bietet das Badkonzept eine<br />

Nischenablagebox zum Verstauen der<br />

Pflegeprodukte. Im Inneren der Ab lage<br />

können Spritzwasser und Schmutzrückstände<br />

einfach abfließen, so dass kein<br />

großer Reinigungsaufwand entsteht. ONE<br />

ist mit allen bodenebenen Duschsystemen<br />

von Geberit kombinierbar. Der<br />

Wandablauf nutzt dabei das Vorwandkonzept<br />

am besten aus, denn er verlegt<br />

die Entwässerung der Dusche vom Boden<br />

in die Wand. Technische Raffinesse und<br />

ansprechendes Design zeichnen auch<br />

das ONE WC aus. Die „TurboFlush“-Spültechnologie<br />

sorgt für eine leise und sehr<br />

gründliche Ausspülung. Und die<br />

„KeraTect“-Spezialglasur sorgt bei der<br />

WC- und Waschbeckenkeramik dafür,<br />

dass die Oberfläche einfach und effizient<br />

gereinigt werden kann.


Anzeige<br />

Top Light bietet eine<br />

große Auswahl an<br />

Leuchten und Lichtspiegeln,<br />

die für den<br />

Einsatz in feuchten<br />

Räumen entwickelt<br />

wurden.<br />

Leuchten und<br />

Lichtspiegel<br />

sorgen für<br />

Atmosphäre<br />

www.top-light.de<br />

Die Designerleuchten von Top Light sorgen<br />

für eine stimmungsvolle Atmosphäre<br />

mit hohem Wohlfühlfaktor in Badezimmern.<br />

Ein großes Sortiment und eine gute<br />

Lichtplanung helfen dabei, dass die<br />

Leuchten und Lichtspiegel einerseits für<br />

eine ordentliche Ausleuchtung sorgen,<br />

andererseits aber auch mit der <strong>Gesamt</strong>planung<br />

des Bads harmonieren und<br />

dadurch letztendlich für Wohlbefinden<br />

sorgen.<br />

Mit den Leuchten der „Puk“-Serie, die<br />

wahlweise an der Decke oder der Wand<br />

montiert werden können, lässt sich eine<br />

direkte oder indirekte Beleuchtung mit<br />

warmem Licht realisieren. Auch die länglichen<br />

„Only Choice“-Lichtleisten sorgen<br />

für ein gemütliches Ambiente.<br />

Die hochwertigen Lichtspiegel von Top<br />

Light zeichnen sich durch eine tageslichtähnliche<br />

Farbwiedergabe und ein blendfreies<br />

Licht aus. Sie lassen sich sowohl<br />

im Hoch- als auch im Querformat aufhängen.<br />

Bei „BulbLine“ und „Visagist“ werden<br />

die integrierten Leuchten sogar zum<br />

stylischen Hingucker. Zugleich überzeugen<br />

die Lichtspiegel mit einer<br />

schattenfreien und homogenen Ausleuchtung.<br />

Um den Einsatz in feuchten<br />

Räumlich keiten möglich zu machen,<br />

verfügt ein Großteil der Leuchten nicht<br />

nur über die Schutzklasse IP20, sondern<br />

sogar über die Schutzklasse IP44.<br />

Die meisten Produkte arbeiten mit einer<br />

Spannung im Niedervolt-Bereich. Die<br />

Trafos werden extern und mit Sicherheitsabstand<br />

zur Feuchtigkeit verbaut.<br />

Die Produkte lassen sich ideal auch<br />

in der Sauna, im Spa-Bereich oder<br />

rund um den heimischen Indoor-Pool<br />

nutzen.


Anzeige<br />

Links: Eingebaute Entspannung.<br />

Mit ihrem<br />

nur 8 mm feinen Rand<br />

wirkt die BettePond<br />

wie ein Quelltopf oder<br />

kleiner See, der zum<br />

kontemplativen<br />

Baden einlädt.<br />

Oben: Das Wannenbad<br />

als Bühne. Mit<br />

ihrer perfekten Kombination<br />

aus Form,<br />

Material und Oberfläche<br />

zieht die Bette-<br />

Pond Silhouette Aufmerksamkeit<br />

auf sich.<br />

FOTOS: BETTE<br />

Ein Ruhepol<br />

für die<br />

Bad architektur<br />

www.bette.de<br />

Ohne Anfang und Ende, ohne Ecken und<br />

Kanten: Der Kreis ist die vollkommenste<br />

und ausgewogenste Figur in der Geometrie.<br />

Bei den neuen Badewannen „Bette-<br />

Pond“ und „BettePond Silhouette“ kombiniert<br />

Bette diese perfekte, puristische<br />

Form mit glasiertem Titan-Stahl. Das absolut<br />

hygienische Material zeichnet sich<br />

durch seine hautsympathischen Eigenschaften,<br />

dauerhafte Farbbeständigkeit<br />

und Unempfindlichkeit gegenüber Kosmetika<br />

und Badezusätzen aus.<br />

Entworfen wurde die kreisrunde Bette-<br />

Pond von Dominik Tesseraux als Reminiszenz<br />

an die Ursprungsform des Wannenbades,<br />

den Badezuber. Mit einem Durchmesser<br />

von großzügigen 150 cm, die sich<br />

bequem in jede Richtung nutzen lassen,<br />

ist die runde Badewanne der ideale Ort<br />

für Muße und Entschleunigung im Alltag –<br />

und ein echter Ruhepol im Bad.<br />

Je nach Raumarchitektur und Platz kann<br />

BettePond entweder freistehend oder als<br />

Einbauversion zum Einsatz kommen. Die<br />

freistehende Version trägt den Namenszusatz<br />

Silhouette und bietet sich als ein<br />

bewusst eingesetztes Stilmittel in der Badarchitektur<br />

an. Allein schon durch ihre<br />

schiere Präsenz, die sich aus dem Volumen<br />

des zylindrischen Körpers und seiner<br />

brillanten Oberfläche speist, lenkt die<br />

BettePond Silhouette die Blicke auf sich.<br />

Wer es dezenter liebt, kann die BettePond<br />

auch in eine Oberfläche einlassen. Mit<br />

ihrem nur 8 mm feinen Rand wirkt die<br />

Badewanne dann wie ein Quelltopf oder<br />

kleiner See, der zum kontemplativen<br />

Baden einlädt – mit rundum jeder Menge<br />

Stellfläche für Shampoos, Handtücher<br />

und Seifen. Wird die BettePond zusätzlich<br />

mit einem Whirlsystem ausgestattet,<br />

lässt sich das Wohlgefühl noch steigern.


114<br />

Kolumne<br />

MetroPolis:<br />

Tief im Westen<br />

von Alexander Gutzmer<br />

New West:<br />

Die Entwicklung des amerikanischen<br />

Westens in 500 Postkarten<br />

Haben Sie kürzlich mal über „den Westen“ nachgedacht?<br />

Womöglich nicht. Und wenn, dann vielleicht in<br />

negativer Hinsicht, also im Sinne von „der Westen ist<br />

am Ende“ oder so. Das Thema „Westen“ ist gerade wenig<br />

en vogue. Und es stimmt ja auch – die Idee durchlebt<br />

eine Sinnkrise. Durch die erratischen Aktivitäten<br />

des momentanen US-Präsidenten ist der Gedanke eines<br />

vereinten Westens, der auf Basis geteilter Werte an<br />

einer global menschenfreundlichen und rationalen<br />

Zukunft bastelt, ins Hintertreffen geraten. Und speziell<br />

in Deutschland hat man mitunter den Eindruck, als seien<br />

manche Meinungsmacher geradezu erleichtert,<br />

endlich mit großer Geste das Ende der Westbindung<br />

des Landes proklamieren zu können.<br />

Sie werden an meiner Tonalität merken – mir schmeckt<br />

das Ganze nicht. Und es scheint mir auch verfrüht.<br />

„Der Westen“ ist noch nicht am Ende. Es gilt (für mich)<br />

vielmehr, ganz genau auszuloten, was das Projekt des<br />

Westens heute bedeutet und wohin es sich weiter entwickeln<br />

kann. Denn dass es sich<br />

entwickeln muss, ist klar. Umso<br />

schöner, wenn einem da ein<br />

Druckerzeugnis in die Redaktion<br />

flattert, das in diesem Kontext ein<br />

wenig Hilfestellung leistet. „New<br />

West“, so der Titel eines opulenten<br />

Buchs, durch das ich momentan<br />

gerne blättere, wenn The Donald<br />

wieder nervt. Der Band ist ein<br />

fulminantes Plädoyer für die<br />

Denk-Kategorie „Westen“, in alle<br />

ihrer Faszination, aber auch Widersprüchlichkeit.<br />

Die Autoren<br />

Wolfgang Wagener und Leslie Erganian<br />

suchen darin nach den<br />

Ursprüngen jener transformatorischen<br />

Kraft, die in weniger als 200<br />

Jahren aus der US-amerikanischen Westküste ein Labor<br />

der Moderne, der Postmoderne und auch unserer<br />

Zeit gemacht hat. „New West“ ist dabei zuallererst ein<br />

Bildband. Das Buch versammelt 500 Ansichten von sogenannten<br />

„Leinenpostkarten“, also frühen, schönen,<br />

handkolorierten Bildern, die die architektonischen,<br />

infrastrukturellen, technologischen und landschaftsgestalterischen<br />

Kernorte dieses Westens festhalten.<br />

Die Bilder dokumentieren die Entwicklung des amerikanischen<br />

Westens und das Selbstverständnis seiner<br />

Zeitgenossen: innovative Technik wie die „San Francisco<br />

Oakland Bay Bridge“, Ansichten von kultivierter<br />

Landschaft wie blühenden Obstplantagen in Kalifornien,<br />

Beispiele aus der Unterhaltungsindustrie wie<br />

„Grauman’s Chinese Theatre“ auf<br />

dem Hollywood-Boulevard. Architektur<br />

ist reichlich zu sehen, etwa<br />

das „Los Angeles Biltmore Hotel“,<br />

mit 1.500 Zimmern im Jahr <strong>19</strong>36<br />

das größte Hotel Westamerikas.<br />

In der surreal heiteren Ästhetik<br />

der Postkarten werden selbst die<br />

etwas überdimensionierten 18<br />

„Park La Brea Towers“ in Los Angeles<br />

zu einem Muster an spielerischer<br />

Finesse. Gestaltet hatte<br />

sie <strong>19</strong>48 das Büro Leonard Schultz<br />

Associates, damals klar von Corbusier<br />

inspiriert. Nun stehen sie für<br />

einen Spirit stadtplanerischer<br />

Zukunftsfreude, den es so womöglich<br />

nie gab, der aber vielleicht<br />

auch heute noch erstrebenswert wäre. Und so<br />

muss man wohl das gesamte Buch lesen: als Plädoyer,<br />

über Räume als Option für eine Verbesserung gesellschaftlicher<br />

Stimmungen nachzudenken. Das tun<br />

wir heute zu selten. Und wenn die Idee des Westens<br />

dafür herhielte, so hätte sie schon damit noch ihre<br />

Berechtigung.<br />

An dieser Stelle schreibt Baumeister-Chefredakteur Alexander Gutzmer im Wechsel mit<br />

der Architektin Anne-Julchen Bernhardt und<br />

dem Professor für Architekturtheorie Georg Vrachliotis.


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