BM_12_19_Gesamt
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B<strong>12</strong><br />
BAU<br />
Dezember <strong>19</strong><br />
116. JAHRGANG<br />
Das Architektur-<br />
Magazin<br />
4 <strong>19</strong>4673 016003<br />
MEISTER<br />
+ ANDOFFICE + PETER BARBER ARCHITECTS + RALPH BOCHN + BALKRISHNA DOSHI + HOFFMANN FONTANA ARCHITEKTUREN + KHBT / OTTMAR HÖRL<br />
<strong>12</strong><br />
D 16 €<br />
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Mittendrin<br />
ARCHITEKTUR<br />
FÜR OBDACHLOSE<br />
III/III<br />
MICHEL MÜLLER / STUDIO MC; HKS ARCHITEKTEN + SCHULZ UND SCHULZ + VECTOR ARCHITECTS + MICHAEL MALTZAN ARCHITECTURE<br />
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MOEDING ZIEGELFASSADEN.<br />
DAS FASSADENSYSTEM<br />
DER ZUKUNFT.<br />
ARCHITEKT I RENZO PIANO BUILDING WORKSHOP, PARIS<br />
OBJEKT I PARKAPARTMENTS AM BELVEDERE, WIEN<br />
FOTOGRAFIE I MICHEL DENANCÉ, PARIS<br />
Die Fassade der fünf 60 Meter hohen Türme der PARKAPARTMENTS<br />
AM BELVEDERE und des HOTEL ANDAZ VIENNA AM BELVEDERE<br />
ist geprägt von geschosshohen Verglasungen, gerahmt von filigranen,<br />
grau glasierten Keramikelementen, die vorgehängt und hinterlüftet<br />
montiert wurden. Für die zum Teil waagerecht gebogenen Ziegelplatten<br />
wurde eigens ein neues Produktionsverfahren entwickelt. In enger<br />
Abstimmung mit den Architekten von Renzo Piano entstanden so sechs<br />
verschiedene Plattenprofile mit feinen Rundungen und Schwüngen, die<br />
perfekt ineinandergreifen.<br />
WWW.MOEDING.DE
Editorial<br />
AB SEITE<br />
52<br />
Was genau ist eigentlich Obdachlosigkeit? Diese Frage mag Ihnen banal<br />
vorkommen, ist sie aber nicht. Denn von unserer Interpretation des Phänomens<br />
Obdachlosigkeit hängt es ab, wie wir sozialpolitisch und letztlich<br />
auch räumlich mit ihm umgehen. Ist Obdachlosigkeit ein gesellschaftliches<br />
Randphänomen, eines, das im Grunde nicht vorkommen kann und<br />
das, wenn es denn doch vorkommt, nur als schnell zu überwindendes<br />
Hindernis zu betrachten wäre, dann bräuchte man sich mit ihm architektonisch<br />
nicht weiter zu befassen. Ziel wäre es dann wohl, die Wohnungslosigkeit<br />
als urbanen Störfaktor möglichst weitgehend visuell ver schwinden<br />
zu lassen.<br />
Das aber erscheint nicht nur brutal. Es erscheint auch unrealistisch. Man<br />
wird sich eingestehen müssen: In kapitalistischen, in komplexen, in wettbewerbsorientierten<br />
Gesellschaften wie den unseren kann es geschehen,<br />
dass Menschen „durchs Rost“ fallen. Obdachlosigkeit ist, aus dieser Perspektive<br />
betrachtet, zwar immer noch ein Problem, aber auch eines, das<br />
man als Element unserer gesellschaftlichen Struktur zur Kenntnis nehmen<br />
muss. Und das bedeutet dann architektonisch, dass es richtig ist, Lösungen<br />
zu finden, die eine Art architektonisches Selbstvertrauen, eine bauliche<br />
Präsenz an den Tag legen.<br />
Die Exempel, die wir in diesem Baumeister versammelt haben, tun dies.<br />
Sie geben der Wohnungslosigkeit ein real-bauliches und damit auch ein<br />
kulturelles Gesicht. Und das ist positiv zu bewerten. Es ist aus dieser Perspektive<br />
richtig, dass sich eine Notunterkunft im Frankfurter Ostpark<br />
selbstbewusst mit dem urbanen Umfeld zu interagieren anschickt. Und<br />
es ist auch richtig, wenn Michael Maltzan in Los Angeles mit seinen<br />
Crest-Apartments ein architektonisches Signal aussendet, das dieses gesellschaftliche<br />
Problemfeld nicht versteckt, sondern quasi „würdevoll“<br />
präsentiert.<br />
Das bedeutet nicht, dass Maltzans Gebäude als Kathedralen für Wohnungslose<br />
ein gesellschaftliches Krisenthema ästhetisieren und damit normalisieren.<br />
Wenn ein Mensch kein Zuhause hat, dann ist und bleibt das ein<br />
Skandal. Es gilt, die richtigen Impulse zu setzen, damit der Einzelne aus<br />
seiner Problemlage herausfindet. Eine Architektur, die hier quasi als Steigbügelhalter<br />
dient, weil sie ein Stück Sicherheit schafft, vielleicht auch ein<br />
angenehmes und stimmiges Umfeld, hat in diesem Sinne eine soziale Funktion.<br />
AB SEITE<br />
42<br />
COVERFOTO: IWAN BAAN<br />
Alexander Gutzmer<br />
Chefredakteur<br />
a.gutzmer@baumeister.de<br />
Twitter @alexgutzmer<br />
Instagram @alexgutzmer
4<br />
Köpfe:<br />
Ideen:<br />
1<br />
1<br />
10 Peter Barber<br />
2<br />
14 Ralph Boch<br />
20 Hoffnungshäuser<br />
in Esslingen<br />
2<br />
30 Holmes Road +<br />
Mount Pleasant in London<br />
Sozial bauen<br />
III / III<br />
3<br />
42 Notunterkunft<br />
in Frankfurt am Main<br />
4<br />
B<strong>12</strong><br />
Mittendrin<br />
Architektur für Obdachlose<br />
Obdachlosigkeit ist ein Problem,<br />
dem sich die Stadtplanung<br />
stellen muss. Deshalb gilt es,<br />
architekto nische Lösungen<br />
zu finden, die den Menschen eine<br />
Präsenz in der Stadt geben.<br />
Und damit Selbstvertrauen.<br />
52 Crest-Apartments<br />
in Los Angeles<br />
5<br />
62 „Fogo“ in Zürich
Fragen:<br />
Lösungen:<br />
5<br />
1 18<br />
72 Wo beginnt Obdach? 88 Fassade und Dach<br />
94 Qualitätsschmiede<br />
82 Welche juristischen<br />
96 Fenster und Türen<br />
Leitplanken<br />
gelten bei BIM?<br />
Gast-Arbeiter<br />
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Sein Architekturstudium hat<br />
Christian Schönwetter an der<br />
Universität Karlsruhe (heute KIT)<br />
abgeschlossen und sich schon<br />
dort für den Sonderforschungsbereich<br />
„Erhalten historisch<br />
bedeutsamer Bauwerke“<br />
begeistert. So wurde er später<br />
Gründer und Chefredakteur<br />
der Zeitschrift „Metamorphose –<br />
Bauen im Bestand“. Heute<br />
arbeitet er als freier Journalist<br />
auf diesem Spezialgebiet.<br />
RUBRIKEN<br />
6<br />
EIN BILD<br />
28<br />
SONDERFÜHRUNG<br />
50<br />
K L E I N E W E R K E<br />
60<br />
UNTERWEGS<br />
80<br />
LIVE: NXT A<br />
82<br />
ARCHITEKTUR + MANAGEMENT<br />
84<br />
NEW MONDAY: EIN BLICK IN...<br />
103<br />
IMPRESSUM + VORSCHAU<br />
1 0 4<br />
PORTFOLIO: BAD<br />
114<br />
KOLUMNE<br />
Jonas Malzahn hat an der<br />
Bauhaus-Universität Weimar<br />
und dem Washington Alexandria<br />
Architecture Center Architektur<br />
studiert und danach in<br />
Büros in Dänemark, Österreich<br />
und Deutschland gearbeitet.<br />
Er ist sowohl Mitbegründer<br />
des Lucia-Verlags Weimar als<br />
auch des Magazins „Horizonte –<br />
Zeitschrift für Architekturdiskurs“.<br />
Seit Oktober 2018 arbeitet<br />
er als wissenschaftlicher Volontär<br />
am Deutschen Architekturmuseum<br />
in Frankfurt am Main.
6<br />
Ein Bild<br />
Lunchbreak 20<strong>19</strong>
7<br />
FOTO: LUKE O‘DONOVAN<br />
Es ist nicht gerade<br />
ein himmlischer<br />
Ort, wo diese<br />
nachdenklichen<br />
goldenen Engel so<br />
anmutig im Wind<br />
schaukeln. Es sind<br />
die Abgaswolken<br />
auf einer Verkehrsinsel<br />
nahe St Paul’s<br />
Cathedral in London.<br />
Die Installation<br />
stammt von den<br />
Architekten KHBT,<br />
gebaut im Rahmen<br />
des London Festival<br />
of Architecture.<br />
Nahe der U-Bahn-<br />
Station St Paul’s<br />
fanden sie auf<br />
dem Fahrbahnteiler<br />
ein wuchtiges,<br />
verzinktes<br />
Stahl gerüst einer<br />
vorhergehenden<br />
Kunstinstallation<br />
vor und ersannen<br />
„Lunchbreak“<br />
als Ort für eine<br />
geruhsame Mittagspause<br />
für<br />
die Angestellten<br />
im Bankenviertel<br />
rundum.<br />
Die 40 charmanten<br />
Schutzengel, die<br />
hoch über den<br />
Köpfen der Passanten<br />
schweben, sind<br />
eine Schöpfung<br />
des Künstlers Ottmar<br />
Hörl. Die Statiker<br />
des Büros Arup<br />
haben berechnet,<br />
dass sie mit 8,5 Kilogramm<br />
pro Engel<br />
auch bei Windstärke<br />
acht nicht von der<br />
Schaukel fallen.<br />
Und lässt man den<br />
tosenden Verkehr<br />
und die banalen<br />
Bürohochhäuser<br />
ringsum einmal außer<br />
Acht, so bildet<br />
die Insel das Zentrum<br />
eines spirituellen<br />
Dreiecks aus<br />
drei wunderbaren<br />
Wren-Kirchen:<br />
St Mary-le-Bow,<br />
Christchurch Greyfriars<br />
(eine begrünte<br />
Ruine) und der<br />
St Pauls Cathedral.<br />
Noch zu sehen<br />
bis März 2020<br />
Text<br />
Sabine Schneider
Der britische Architekt Peter Barber baut für Obdachlose.
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Köpfe:<br />
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Peter Barber<br />
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Ralph Boch<br />
FOTO: MORLEY VON STERNBERG
10 Köpfe<br />
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Eine englische Kasbah<br />
Der britische Architekt<br />
Peter Barber baut seit Ende<br />
der <strong>19</strong>80er-Jahre Wohnungen<br />
für Menschen, die am<br />
unteren Ende der sozialen<br />
Leiter stehen. Dabei<br />
nimmt er vor allem Bezug<br />
auf Typologien aus der<br />
Vergangenheit – von marokkanischen<br />
Hofhäusern<br />
bis zu den Armenhäusern<br />
des Mittelalters.<br />
Text<br />
Anna Schabel<br />
FOTO: PBA
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Der Besprechungsraum im Büro von Peter Barber Architects
<strong>12</strong> Köpfe 1<br />
In einem kleinen Laden an einer der Zufahrtsstraßen<br />
zum Londoner Bahnhof<br />
King‘s Cross befindet sich das Büro von<br />
Peter Barber Architects. Das Erdgeschoss<br />
ist vollgestopft mit weißen Pappmodellen,<br />
der alte Fußboden knarzt, von oben dringen<br />
die Stimmen der Architekten durch<br />
die Decke. Während des Interviews, das<br />
ich mit dem Büroinhaber führe, schaut ein<br />
junger Spanier herein und fragt, ob das<br />
hier ein Buchladen sei. „Alle möglichen<br />
Leute klopfen hier an“, schmunzelt der<br />
Chef, „manchmal kommen mehrere Leute<br />
herein und sehen sich um, weil sie denken,<br />
das sei eine Galerie. Und irgendwie passt<br />
das zu uns – an der Straße teilzuhaben –, da<br />
wir uns so viel mit Straßen beschäftigen.“<br />
In seiner gut abgetragenen Lederjacke<br />
wirkt Peter Barber ernsthaft und engagiert<br />
und ist – ganz typisch englisch – auch immer<br />
wieder humorvoll-ironisch.<br />
New Labour<br />
sei Dank<br />
Peter Barber gründete <strong>19</strong>89 sein eigenes<br />
Büro. Er erinnert sich an diese Zeit: „Architekten<br />
waren nicht an Wohnungsbau interessiert.<br />
Es ging immer um große öffentliche<br />
Bauaufträge – Galerien, Museen oder<br />
spektakuläre Bürohochhäuser. Es war die<br />
Zeit der Grands Projets.“ Wohnungsbau<br />
war auf der Strecke geblieben, aber Barber<br />
fing trotzdem an, Umbauten an Obdachlosenwohnheimen<br />
als Auftrag anzunehmen.<br />
Viel Honorar gab es dafür nicht,<br />
aber es gab etwas zu tun: ein neues Bad<br />
hier, Küchen, Renovierungen, neue Eingangsbereiche.<br />
Mit kleinen Budgets wurden<br />
heruntergekommene und verbaute<br />
Räume verbessert.<br />
In den frühen <strong>19</strong>90er-Jahren kam dann<br />
New Labour an die Macht und brachte mit<br />
dem Programm „Places for Change“ neue<br />
Geldquellen und Ideen: Langzeitobdachlose<br />
sollten wieder Fuß in der Gesellschaft<br />
fassen. In der Folge wurden bestehende<br />
Einrichtungen renoviert, und man fing an,<br />
Übergangshäuser zu bauen. Heimverwaltungen<br />
hatten Geld, um zu expandieren<br />
und ihren Bestand zu verdichten. Statt der<br />
bisherigen engen Zugänge entstanden<br />
offene Eingangsbereiche. Die räumlichen<br />
Verbesserungen zogen auch bessere zwischenmenschliche<br />
Verhältnisse nach<br />
sich. Peter Barber Architects waren am<br />
richtigen Ort zur richtigen Zeit – und hatten<br />
das Herz am rechten Fleck. Und so bekam<br />
das Büro nun auch die Chance, neu zu<br />
bauen. In der Folge entstanden in Höfen<br />
und Gärten kleine Gebäude mit Einzelzimmern<br />
oder WGs. Hier wurden Bewohner<br />
untergebracht, die zum eigenständigen<br />
Wohnen bereit waren und bald in<br />
eigene vier Wände ziehen sollten.<br />
PETER BARBER<br />
Der Brite gründete <strong>19</strong>89 sein Büro in London.<br />
Die ersten Aufträge waren kleine Umbauten in<br />
Obdachlosenheimen.<br />
Extrem<br />
dichtes Bauen<br />
An diesen frühen Bauten kann man schon<br />
eine der Hauptcharakteristika des Büros<br />
erkennen – die Erfahrung im extrem dichten<br />
Bauen. Eines der ersten Wohnhäuser<br />
am Broadway Market im Osten von London<br />
kombiniert zwei Wohnungen und zwei<br />
Wohn- und Arbeitsstudios auf einem Reihenhausgrundstück<br />
von viereinhalb Metern<br />
Breite. Die Architektur wird dabei oft<br />
mit nordafrikanischen Kasbahs verglichen:<br />
Höfe reihen sich aneinander, Abstandsflächen<br />
schrumpfen. Dabei hilft es,<br />
dass Architektur für Obdachlose in England<br />
viel weniger reguliert ist als der allgemeine<br />
Wohnungsbau. Hier kann man mit<br />
kleinen Wohnflächen und reduzierten<br />
Abständen experimentieren. Erst dadurch<br />
wurden Projekte wie Holmes Road und<br />
Mount Pleasant (ab Seite 30) möglich.<br />
Und wie schon gesagt: Das wichtigste Thema<br />
des Büros ist die Straße. Statistisch gesehen<br />
sind in Großbritannien siebzig Prozent<br />
aller Gebäude einer Stadt Wohnbauten.<br />
Sie umschließen den Raum und bilden<br />
die Straßen. In Peter Barbers Projekten<br />
wird oft der gesamte Baugrund bebaut<br />
und dabei die Straße verengt. Es entstehen<br />
Gassen, Durchgänge, Hinterhöfe. Das<br />
Büro verwendet dabei gerne die Typologie<br />
des Hofhauses, eine Typologie, die in<br />
Großbritannien eher ungewöhnlich ist und<br />
die man eher aus Marokko, Spanien oder<br />
dem Nahen Osten kennt. Dabei geht es<br />
darum, kleine Privathöfe zu schaffen, die<br />
eine Alternative zu den in Großbritannien<br />
üblichen Reihenhäusern sind. Letztere beanspruchen<br />
viel Land, weil die Baugesetze<br />
einen Abstand von dreißig Metern zu<br />
den rückwärtigen Fassaden vorsehen.<br />
Dadurch haben sie große Gärten, die<br />
nicht immer genutzt werden. Peter Barber<br />
Architects reduzieren diese Gärten auf<br />
acht Meter oder sehen gar keinen Garten<br />
vor.<br />
Von der<br />
Vergangenheit lernen<br />
Für seine Wohnungsbauprojekte greift<br />
Peter Barber immer wieder Wohnungstypen<br />
aus der Zeit vor der Moderne auf. Zum<br />
Beispiel in der McGrath Road in Stratford in<br />
Ostlondon: Dort baut das Büro gerade<br />
„back to back“, also Haus an Haus. Im<br />
<strong>19</strong>. Jahrhundert war das ein Modell für die<br />
rapide wachsenden Städte während der<br />
Industrialisierung: Es ging schnell, war billig<br />
und hatte eine hohe Dichte. Später<br />
wurden diese Viertel als Slums verdammt<br />
und abgerissen. Peter Barber hat diese Typologie<br />
für sich neu entdeckt, dabei aber<br />
die negativen Aspekte ausgeglichen. So<br />
orientieren sich die Wohnungen zum Beispiel<br />
nicht mehr nur in eine Richtung. Auch<br />
bei ihrem Projekt Donnybrook wurde ein<br />
alter Typus verwendet, das Cottageflat.<br />
Dieser Haustyp sieht aus wie ein Reihenhaus,<br />
hat aber mehrere Eingangstüren.<br />
Eine Wohnung befindet sich im Erdgeschoss,<br />
eine im ersten Stock. In Donnybrook<br />
wurde das Ganze mit privaten Terrassen<br />
im ersten Stock kombiniert. Auch<br />
das Projekt Holmes Road nimmt auf die<br />
Vergangenheit Bezug, genau genommen<br />
auf die Armenhäuser (Alms Houses), die in<br />
England seit dem Mittelalter in der Nähe<br />
von Kirchen gebaut wurden. Hier sind<br />
mehrere kleine Häuser um einen zentralen<br />
Obst- und Gemüsegarten angeordnet.<br />
So kombinieren Peter Barber Architekten<br />
erprobte Wohnungstypen mit innovativen<br />
Lösungen und sozialer Programmatik. Die<br />
vielen weißen Modelle von Wohnsiedlungen<br />
und Häusern im Büro haben dabei<br />
keinen einheitlichen Stil – das einzige verbindende<br />
Element ist ihre hohe Dichte. In<br />
der Vielfalt dieser Projekte zeigt sich aber<br />
immer das Engagement der Architekten –<br />
und ihr ehrliches Interesse an den Bewohnern,<br />
die oft am untersten Ende der sozialen<br />
Leiter stehen.<br />
FOTO: MORLEY VON STERNBERG
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14 Köpfe<br />
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Soziales Labor<br />
Die Hans-Sauer-Stiftung<br />
engagiert sich im Rahmen<br />
sozialer Design- und<br />
Bauprojekte. Wir sprachen<br />
mit Vorstand Ralph Boch<br />
über aktuelle Projekte<br />
und die Philosophie der<br />
Stiftung.<br />
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Interview<br />
Mark Kammerbauer<br />
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FOTO: HANS-SAUER-STIFTUNG/DANIEL GEORGE
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Ralph Boch leitet die Hans-Sauer-Stiftung zusammen mit einem Kuratorium, dem auch Ursula Sauer, die Tochter des Gründers, angehört.
16 Köpfe 2<br />
In den letzten Jahren hat das Interesse an<br />
gesellschaftlichen Themen im Architekturdiskurs<br />
zugenommen. Eine Folge davon<br />
ist das wachsende Engagement von<br />
Stiftungen im Bereich sozial orientierter<br />
Gestaltung. Die Hans-Sauer-Stiftung ist<br />
eine solche gemeinnützige Institution. In<br />
München ansässig, tritt sie als Förderer<br />
von Wissenschaft und Forschung sowie als<br />
operativer Partner im Rahmen sozialer Design-<br />
und Bauprojekte auf. Geleitet wird<br />
die Stiftung durch Vorstand Ralph Boch<br />
und ein Kuratorium, dem auch Ursula Sauer,<br />
die Tochter des Gründers, angehört.<br />
BAUMEISTER: Herr Boch, wie sind Sie zur<br />
Stiftung gekommen?<br />
RALPH BOCH: Über meine Tätigkeit im Kuratorium.<br />
2006 bin ich ins operative Geschäft<br />
gewechselt, Ende 2011 hat man<br />
den Gründungsort Deisenhofen verlassen<br />
und in München programmatisch neu angefangen.<br />
Bei diesem „Relaunch“ wurde<br />
das Thema „Gestaltung“ immer mehr in<br />
den Mittelpunkt gestellt. Wir glauben,<br />
dass eine gestalterische Herangehensweise<br />
im Sinne von Architektur in der Lage<br />
ist, gesellschaftliche Veränderungsprozesse<br />
anzustoßen. Und versuchen, solche Prozesse,<br />
in denen Gestaltung zu Veränderung<br />
führt, zu moderieren und zu initiieren.<br />
B: Zum Beispiel im Zuge der Flüchtlingskrise<br />
2015...<br />
RB: Wir können uns als Stiftung selber beauftragen,<br />
wenn wir der Meinung sind, da<br />
draußen ist eine gesellschaftliche Herausforderung,<br />
die bearbeitet werden muss.<br />
So ist 2015 das Flüchtlingsthema in unser<br />
Blickfeld gerückt. Wir haben damals aus<br />
einem Kreis heraus angefangen, der stark<br />
von Gestaltern mitgeprägt gewesen ist.<br />
Darunter waren auch Architekten, und wir<br />
haben bei der Initiative „Home not Shelter!“<br />
das Thema Wohnen und Unterbringung<br />
fokussiert.<br />
B: Bieten sich bestimmte Orte für diese<br />
Projekte an? Ist eine Stadt eher geeignet?<br />
RB: Damals hat zu unserer Programmatik<br />
gehört, dass wir in die Stadt wollen, dass<br />
wir an die Stadt als Integrationsmaschine<br />
glauben. Am Ende sind es dann Opportunitäten,<br />
an denen man sich orientiert. Bei<br />
einem Projekt in Wien war es die Caritas,<br />
die gesagt hat, sie müsse eine Flüchtlingsunterbringung<br />
betreiben und möchte da<br />
besser sein als eine reine Gemeinschaftsunterkunft<br />
herkömmlicher Machart. Das<br />
zu kombinieren mit einem Studierendenwohnheim<br />
war ein Thema. Ein Immobilienunternehmer<br />
hat sich ein Gebäude im<br />
Zehnten Bezirk gekauft und konnte sich<br />
eine Zwischennutzung vorstellen. Und<br />
dann hatten wir die Studierenden auf akademischer<br />
Seite. Schließlich wurde eine<br />
Reihe von Spendern dazugeholt.<br />
DER MEHRWERTHOF ALS SOZIALER TREFFPUNKT<br />
Wiederverwendung<br />
und Weiterverwertung<br />
Upcycling<br />
Produktion<br />
Reparatur<br />
B: Bei Ihrer Arbeit können Sie auch zur Harmonisierung<br />
von Konflikten beizutragen.<br />
Die Idee nachhaltiger Stadtplanung ist ja,<br />
durch Inklusion potenzielle oder bestehende<br />
Konflikte zu harmonisieren. Wie<br />
trägt man dazu bei, wenn nun ein Architekt<br />
initiativ auftritt und einen Partner wie<br />
die Stiftung hat?<br />
RB: Wir werden uns für die Stadt München<br />
im Rahmen des Perspektive-Prozesses mit<br />
der Stadtentwicklung bis 2040 beschäftigen.<br />
Was normalerweise ein verwaltungsinterner<br />
Prozess ist, werden wir mit einem<br />
selbst entwickelten neuen Planungstool<br />
begleiten. Wir nennen das „Social Lab“.<br />
Hierzu haben wir eine Art Mini-Stadtgesellschaft<br />
nach einem sehr genauen Raster<br />
zusammengestellt. Eine Fokus-Gruppe,<br />
die von uns in einem moderierten<br />
Prozess über mehrere Monate begleitet<br />
wird. Die Ergebnisse sollen in den etablierten<br />
Perspektive-Prozess der Stadt München<br />
einfließen.<br />
B: Können Sie etwas zu konkreten, materiellen<br />
Projekten erzählen?<br />
RB: Ein aktuelles Projekt hat mit einem anderen<br />
Förderschwerpunkt zu tun, den wir<br />
als „Circular Society“ bezeichnen. Es geht<br />
dabei um die Frage, wie in unserer Gesellschaft<br />
Material- und Stoffkreisläufe geschlossen<br />
werden können. Dazu haben<br />
wir einen ersten Wettbewerb ausgeschrieben,<br />
der einen starken Designbezug hat.<br />
Ein weiterer Wettbewerb ab Anfang November<br />
20<strong>19</strong> richtet sich explizit an die Architekturdisziplin<br />
und läuft unter dem Titel<br />
„Designing Circularity in the Built Environment“.<br />
Kreislaufgesellschaft<br />
(Circular<br />
Society)<br />
Bildung<br />
Integration<br />
und<br />
Inklusion<br />
Sharing<br />
B: Wurden schon Projekte umgesetzt?<br />
RB: Wir haben noch ein lokales Projekt,<br />
das im Umfeld von München angesiedelt<br />
ist, in Markt Schwaben. Die Arbeiterwohlfahrt<br />
hat angefragt, ob wir Interesse an<br />
diesem Projekt haben. Geplant war der<br />
Betrieb eines neuartigen Wertstoffhofs,<br />
wobei es zunächst darum ging, den bestehenden<br />
Wertstoffhof zu erweitern. Dann<br />
haben wir gefragt, ob sich nicht die Kommune<br />
ebenso wie die Arbeiterwohlfahrt<br />
dafür interessieren würde, über einen<br />
grundsätzlichen, neuartigen Ort im Umgang<br />
mit Ressourcen nachzudenken. Der<br />
Plan ging auf, das Projekt heißt jetzt<br />
„Mehrwerthof“. Anhand dieses Beispiels<br />
soll geprüft werden, ob es gelingen kann,<br />
von der Reparatur von Elektrogeräten bis<br />
zur Wiedergewinnung von Bauteilen neue,<br />
lokale Wege der Produktion zu etablieren.<br />
B: Man weiß ja, dass Wertstoffhöfe mittlerweile<br />
zu informellen Ortszentren geworden<br />
sind, wo sich Leute begegnen.<br />
RB: An einem Wertstoffhof kommen private<br />
Abfälle erstmals lokal zusammen. Inwieweit<br />
kann das ein Ort der Reparatur<br />
werden? Kann man auf positive Art darauf<br />
zugehen? Ist es hier möglich, Reparaturcafés<br />
zu betreiben? Und jetzt kommen<br />
weitere Themen dazu: Kann das ein Ort<br />
sein, an dem produziert wird, an dem für<br />
lokale Bedarfe so etwas wie Stadtmöbel<br />
oder Möbel für öffentliche Gebäude produziert<br />
werden? Der Mehrwerthof wird der<br />
Prototyp dafür sein.<br />
?<br />
GRAFIK MEHRWERTHOF: HANS-SAUER-STIFTUNG
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Die geschwungenen Balkone sind ein gestalterisches Element der Hoffnungshäuser.
5<br />
Ideen:<br />
<strong>19</strong><br />
SEITE<br />
20<br />
1<br />
Hoffnungshäuser<br />
in Esslingen<br />
SEITE<br />
30<br />
2<br />
Holmes Road +<br />
Mount Pleasant in London<br />
SEITE<br />
42<br />
3<br />
Notunterkunft<br />
in Frankfurt am Main<br />
SEITE<br />
52<br />
4<br />
Crest-Apartments<br />
in Los Angeles<br />
SEITE<br />
62<br />
5<br />
FOTO: DAVID FRANCK<br />
„Fogo“ in Zürich
Z<br />
20<br />
Ideen<br />
1<br />
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(I I I)<br />
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Das Hoffnungshaus am Rohrackerweg in Esslingen bringt Menschen mit und ohne Fluchterfahrung zusammen.
21
22<br />
Integration<br />
im Treppenhaus<br />
In Baden-Württemberg<br />
fördert die Hoffnungsträger-<br />
Stiftung die Integration.<br />
Sie errichtet kostengünstige<br />
Häuser, in denen Geflüchtete<br />
und Einheimische gemeinsam<br />
unter einem Dach<br />
leben. Mit ihrem sozialen,<br />
aber auch architektonischen<br />
Ansatz haben sie bereits<br />
mehrere Preise<br />
abgeräumt.<br />
Kritik<br />
Christian<br />
Schönwetter<br />
Architekten<br />
andOFFICE<br />
Fotos<br />
David Franck,<br />
Philip Kottlorz
Ideen 1<br />
23<br />
Wer zu Hause einfach nur seine Ruhe haben<br />
will, sollte hier nicht einziehen. Bei<br />
den „Hoffnungshäusern“ wird Nachbarschaft<br />
großgeschrieben; die Hausgemeinschaft<br />
spielt eine wichtige Rolle, wie<br />
man bei einem Besuch vor Ort schnell<br />
merkt. Ich stehe in Esslingen vor dem Hoffnungshaus<br />
im Rohrackerweg und warte<br />
auf Herrn Lukas – jedes Haus hat eine professionelle<br />
Leitung, die das Zusammenleben<br />
koordiniert. Schon nach wenigen Minuten<br />
tritt ein Mann auf den Balkon und<br />
fragt mich, ob er mir helfen könne. Meine<br />
Frage, ob er Herr Lukas sei, verneint er, um<br />
im gleichen Atemzug anzubieten, einmal<br />
„beim Joachim“ an der Wohnungstür zu<br />
klopfen. Doch der kommt genau in diesem<br />
Augenblick um die Ecke, und die verabredete<br />
Führung durchs Haus kann beginnen.<br />
Informelles<br />
Miteinander<br />
Die Idee hinter dem Projekt ist, Menschen<br />
mit und ohne Fluchterfahrung unter demselben<br />
Dach zusammenwohnen zu lassen<br />
und dabei Geflüchtete auf ihrem Weg in<br />
ein eigenständiges Leben in Deutschland<br />
zu begleiten. In fünf Städten hat die Hoffnungsträger-Stiftung<br />
bereits solche Häuser<br />
verwirklicht. Je nach Standort sucht sie<br />
sich Partner vor Ort, die zusätzliche Angebote<br />
wie Sozialarbeit, Sprachkurse und<br />
Arbeitsmarktintegration unterbreiten.<br />
Beim Hoffnungshaus in Esslingen ist es der<br />
CVJM, wie man den zahlreichen Zetteln<br />
am schwarzen Brett im Treppenhaus entnehmen<br />
kann. Wer als Einheimischer einziehen<br />
möchte, kann sich an die Stiftung<br />
wenden, die unter den Bewerbern diejenigen<br />
aussucht, die bereit sind, das Zusammenleben<br />
im Haus aktiv mitzugestalten.<br />
Denn dieses informelle Miteinander fördert<br />
die Integration ganz erheblich.<br />
Flexibler<br />
Gebäudetyp<br />
Die bauliche Lösung für das Konzept der<br />
Hoffnungshäuser stammt vom Büro „andoffice“.<br />
Bereits 2015 haben die Stuttgarter<br />
Architekten einen hochflexiblen Gebäudetyp<br />
entwickelt, der sich mit Längen zwischen<br />
<strong>12</strong> und 24 Metern an unterschiedliche<br />
Grundstücke anpassen lässt. Gleichzeitig<br />
funktioniert er für verschiedene Nutzergruppen,<br />
denn zum einen war in der<br />
Dynamik der Flüchtlingskrise nicht abzusehen,<br />
ob man eher Raum für Familien<br />
oder für Wohngemeinschaften benötigte;<br />
zum anderen variiert die Mischung von<br />
Einheimischen und Geflüchteten je nach<br />
Standort: So ziehen manchmal Studierenden-WGs<br />
ein, manchmal Paare oder auch<br />
Familien mit Kindern.<br />
Der Grundriss ist daher als klassischer<br />
Zweispänner mit Schaltzimmer in der Achse<br />
des Treppenhauses organisiert, so dass<br />
sich Wohnungsgrößen je nach Bedarf bis<br />
kurz vor dem Erstbezug ändern lassen. Die<br />
beiden Einheiten pro Etage bieten weitgehend<br />
nutzungsneutrale Räume. Statt der<br />
im Wohnungsbau immer noch weit verbreiteten<br />
Ausdifferenzierung in ein<br />
14-Quadratmeter-Schlafzimmer und<br />
10-Quadratmeter-Kinderzimmer haben<br />
alle Räume die gleiche Fläche, die mit<br />
<strong>12</strong>,5 bis 13 Quadratmetern groß genug ist,<br />
um unterschiedlichen Zwecken zu dienen.<br />
Nur die Wohnküche als zentraler Kommunikationsraum<br />
bietet mehr Platz. Sollte<br />
sich künftig die Nachfrage ändern, könnte<br />
man die Einheiten aber auch mit einfachen<br />
Mitteln für die Anforderungen des<br />
freien Markts anpassen: Weil nur die Fassaden<br />
und eine Wandachse in Längsrichtung<br />
tragend ausgebildet sind, lassen sich<br />
die übrigen Innenwände leicht entfernen<br />
und auf diese Weise großzügigere, offenere<br />
Grundrisse erzeugen.<br />
Auf der Eingangsseite läuft ein Balkon pro<br />
Stockwerk über die gesamte Gebäudelänge<br />
durch. Um Kontakte zwischen den<br />
Bewohnern zu fördern, haben die Architekten<br />
ihm eine gewellte Form gegeben,<br />
die – von Geschoss zu Geschoss leicht gegeneinander<br />
versetzt – unterschiedlich<br />
weit auskragt, sodass Sichtbeziehungen<br />
zwischen den Stockwerken möglich sind.<br />
Vor allem aber ist der Balkon nicht nur von<br />
den Wohnungen, sondern auch vom Treppenhaus<br />
zugänglich und ohne Trennwände<br />
ausgebildet. Die Nachbarkinder von<br />
Herrn Lukas machen von dieser Bewegungsfreiheit<br />
reichlich Gebrauch, wie er<br />
mir anhand ihrer Fingertapser auf dem<br />
Glas seiner Balkontür zeigt. Seine Frau und<br />
ihn stört das nicht. Nachbarn, die mehr<br />
Wert auf Privatsphäre legen, empfiehlt er<br />
jedoch, ihren Freisitz mit Pflanzkübeln ein<br />
wenig abzuschirmen.<br />
Hoher<br />
Vorfertigungsgrad<br />
Errichtet werden die Hoffnungshäuser im<br />
Holzsystembau, so dass man möglichst<br />
schnell günstigen Wohnraum zur Verfügung<br />
stellen kann. Im Unterschied etwa zu<br />
Werner Sobeks System „Aktivhaus“, das<br />
ebenfalls auf Holz setzt – aber in Form<br />
kompletter Raumboxen –, arbeitet man<br />
bei den Hoffnungshäusern mit vorgefertigten<br />
Wand- und Deckenelementen.<br />
Dank eines strengen Grundrissrasters können<br />
möglichst viele gleichartige Bauteile<br />
verwendet werden. Als Decken dienen<br />
massive Brettsperrholzplatten aus Fichte<br />
oder Kiefer, während die Wände in Holzständerbauweise<br />
angeliefert werden. Der<br />
Vorfertigungsgrad ist hoch: Die Wandelemente<br />
kommen inklusive Fenster, Fassadenbekleidung<br />
und integrierter Leerrohre<br />
auf der Baustelle an und werden im Innenraum<br />
nicht weiter verkleidet, so dass die<br />
OSB-Platten sichtbar bleiben, ebenso wie<br />
die Deckenoberflächen. Vor Ort werden –<br />
abgesehen vom technischen Ausbau – lediglich<br />
die Bäder gefliest und ein Gussestrich<br />
eingebracht. Er verzögert zwar den<br />
Bauablauf, spart aber Kosten im Vergleich<br />
zu einer Trockenlösung. Zum Abschluss erhält<br />
er eine transparente Versiegelung,<br />
weitere Beläge gibt es nicht. Die Brettsperrholzmassivdecken<br />
ermöglichen<br />
auch eine einfache, preiswerte Konstruktion<br />
der Balkone als statische Kragarme.<br />
Ihre geschwungene Kontur kann dank der<br />
computergestützten Fertigung wirtschaftlich<br />
umgesetzt werden.<br />
Keine Containerarchitektur<br />
Durch die Vereinfachung im Baukastensystem<br />
lassen sich die Elemente unabhängig<br />
vom Standort vorfertigen und auf<br />
Vorrat produzieren. Bei den ersten realisierten<br />
Gebäuden konnte man auf diese<br />
Weise die Baukosten (inklusive Fundamente)<br />
auf 1.800 Euro brutto pro Quadratmeter<br />
Wohnfläche beschränken, während<br />
sie bei den neueren Gebäuden etwas<br />
höher liegen. Trotz dieses niedrigen<br />
Budgets waren noch Extras wie Holzfenster,<br />
Luftwärmepumpe und eine Fußbodenheizung<br />
drin, wobei Letztere wiederum<br />
dazu führt, dass sich die nicht allzu großen<br />
Räume besser möblieren lassen.<br />
Von außen sieht man dem Hoffnungshaus<br />
weder den gerasterten Grundriss, noch<br />
die Vorfertigung oder die niedrigen Baukosten<br />
an. Das Erscheinungsbild der Fassaden<br />
prägen senkrechte Leisten aus vorvergrauter<br />
Fichte, die so montiert sind,<br />
dass sie dank unterschiedlicher Leistenabstände<br />
horizontale Fassadenbänder<br />
ergeben. Dadurch wird die Fügung der<br />
großflächigen Wandelemente geschickt<br />
überspielt und jeglicher Eindruck von<br />
Containerarchitektur vermieden. Stattdessen<br />
umspielen die durchlaufenden<br />
Bänder den gesamten Baukörper, schwingen<br />
sanft um die abgerundeten Gebäudeecken<br />
und greifen die weiche, fließende<br />
Formensprache der Balkone auf. Diese<br />
nicht ganz alltägliche Gestaltung verleiht<br />
den Gebäuden eine nahezu hochwertige<br />
Anmutung, was sowohl die Identifikation<br />
der Bewohner mit ihrem Haus als auch die<br />
Akzeptanz bei den Nachbarn stärkt. Auch<br />
die spielerische Anordnung der Fenster<br />
WEITER
24<br />
Auf der Eingangsseite des Gebäudes läuft ein Balkon pro Stockwerk durch.
Ideen 1<br />
25<br />
Die OSB-Platten bleiben im Innenraum sichtbar, ebenso wie die Holzdecke.
26<br />
belebt die Ansicht und lässt nichts von<br />
dem strengen repetitiven Grundriss dahinter<br />
erahnen. Ihre asymmetrischen<br />
faschenähnlichen Einrahmungen bestehen<br />
aus grauen Zementspanplatten, die<br />
im Ernstfall einen Feuerüberschlag verhindern<br />
sollen. Die gleichen Platten gewährleisten<br />
den Brandschutz an den Balkonfassaden<br />
und im Treppenhaus.<br />
Modell<br />
für die Zukunft<br />
M 1:2.000<br />
Beim Verlassen des Gebäudes frage ich<br />
mich, warum eine so hohe Qualität im geförderten<br />
Wohnungsbau nicht öfter erreicht<br />
wird. Inzwischen ist das Konzept<br />
mehrfach prämiert worden. Anfang des<br />
Jahres erhielt es den dritten Platz beim Integrationspreis<br />
Baden-Württemberg,<br />
beim „German Design Award“ bekam es<br />
eine Auszeichnung und für den DAM-Preis<br />
2020 des Deutschen Architekturmuseums<br />
ist es bereits nominiert. Einen Nachhaltigkeitspreis<br />
hätte es ebenfalls verdient,<br />
denn im Vergleich zu einem konventionellen<br />
Massivbau spart die Holzkonstruktion<br />
erheblich CO2 ein, im Falle des Hauses am<br />
Rohrackerweg waren es rund 250 Tonnen.<br />
Man kann nur jedem kommunalen Wohnbauunternehmen<br />
raten, einmal nach Esslingen<br />
zu fahren und sich die Hoffnungshäuser<br />
sehr genau anzusehen. Hier lässt<br />
sich lernen, wie man mit beschränkten<br />
finanziellen Mitteln bezahlbaren Wohnraum<br />
schafft, der dazu noch ökologisch<br />
vorbildlich ist.<br />
Lageplan<br />
Aufbau Fassade<br />
KONSTRUKTION<br />
Die Hoffnungshäuser<br />
setzen sich<br />
aus vorgefertigten<br />
Wand- und Deckenelementen<br />
zusammen.<br />
Für die Decken<br />
wurden massive<br />
Brettsperrholzplatten<br />
aus Fichte<br />
verwendet; die<br />
Wände sind in Holzständerbauweise<br />
errichtet. Fenster,<br />
Fassadenverkleidung<br />
und Leerrohre<br />
waren bei der<br />
Anlieferung auf der<br />
Baustelle bereits<br />
in die Wände integriert.<br />
Das strenge<br />
Grundrissraster<br />
ermöglichte die<br />
Verwendung vieler<br />
gleichartiger<br />
Bauteile.<br />
Aufbau Raumelemente
01<br />
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14<br />
14<br />
Ideen 1<br />
27<br />
M 1:200<br />
Querschnitt<br />
Regelgeschoss mit 4 Achsen<br />
BAUHERR:<br />
Hoffnungsträger-Stiftung,<br />
Leonberg<br />
ARCHITEKTEN:<br />
andOFFICE, Stuttgart<br />
M 1:200<br />
MITARBEITER:<br />
Thorsten Blatter<br />
Sebastian Müller<br />
Junho Son<br />
Julika Bergholz<br />
Miriam Rieger<br />
TRAGWERKSPLANER:<br />
Regelgeschoss mit 6 Achsen<br />
Müllerblaustein<br />
Ingenieure GmbH, Blaustein<br />
S T A T I K :<br />
iwb Ingenieurbüro<br />
Wörner-Bisten GmbH,<br />
Esslingen am Neckar<br />
H L S :<br />
Heima Welte-Haustechnik<br />
GmbH & Co. KG, Balingen<br />
FERTIGSTELLUNG:<br />
November 2017<br />
S T A N D O R T :<br />
Hoffnungshaus Rohrackerweg,<br />
Esslingen am Neckar, Berkheim<br />
Regelgeschoss mit 8 Achsen
28<br />
Sonderführung mit ...<br />
BAUMEISTER: Balkrishna<br />
Doshi ist einer der einflussreichsten<br />
Architekten der<br />
Moderne in Indien und wurde<br />
im vergangenen Jahr mit<br />
dem Pritzker-Preis ausgezeichnet.<br />
Wie präsentieren<br />
Sie seine Entwurfshaltung?<br />
KHUSHNU PANTHAKI-HOOF:<br />
Nicht nur Architektur an sich<br />
ist die Thematik dieser Ausstellung,<br />
sondern vor allem<br />
Lebensweise, Klima und<br />
Festivitäten als architekturdefinierende<br />
Faktoren. Doshis<br />
partizipative und offene<br />
Herangehensweise verleiht<br />
seinen Arbeiten eine zeitlose<br />
Qualität. Architektur wird<br />
nicht als Produkt, sondern als<br />
lebendiger, sich entwickelnder<br />
Organismus begriffen,<br />
der sich anpassen und wachsen<br />
kann. Zudem liegt der<br />
Schwerpunkt bei seinen<br />
Arbeiten darauf, den Dialog<br />
... Khushnu Panthaki-Hoof<br />
Kuratorin der Ausstellung<br />
„Balkrishna Doshi. Architektur für den Menschen“<br />
in der Pinakothek der Moderne,<br />
München<br />
Vor dem Einzug der<br />
künftigen Bewohner:<br />
„Housing for Life<br />
Insurance Corporation“,<br />
Ahmedabad, <strong>19</strong>73<br />
bis<br />
<strong>19</strong>. Januar 2020<br />
und Austausch zwischen den<br />
Bewohnern zu fördern, soziale<br />
Schranken abzubauen und<br />
die Menschen mit einem Zusammengehörigkeitsgefühl<br />
zu beflügeln. Die persönliche<br />
Suche nach einem geeigneten<br />
Architekturvokabular,<br />
bei dem menschliche Verhaltensmuster<br />
und Lebensweisen<br />
eine zentrale Rolle<br />
spielen, ist kennzeichnend<br />
für seine Arbeitsweise.<br />
B: Wie wird den Besuchern<br />
sein umfangreiches Werk<br />
nahegebracht?<br />
K P H: Hinsichtlich der Anzahl<br />
bedeutender Projekte, von<br />
ganzen Städten und Gemeinden<br />
bis zu akademischen<br />
Hochschulen und individuellen<br />
Gebäuden, stellte es<br />
eine Herausforderung dar,<br />
eine bestimmte Auswahl<br />
zu treffen. Dies betraf sowohl<br />
die Anzahl der Projekte, den<br />
Umfang sowie die Aussagen,<br />
die sie vermitteln sollten.<br />
Bei der Suche wurde offensichtlich,<br />
dass Zeichnungen<br />
und Modelle nicht ausreichend<br />
sein würden. Installationen<br />
in Originalgröße,<br />
die von eigens komponierter<br />
Musik untermalt werden,<br />
sollen die Essenz ihrer physischen<br />
Präsenz nachbilden.<br />
Diese gehen auf eine Vielzahl<br />
von Faktoren wie Emotionen<br />
und Erinnerungen ein. Vor<br />
allem jedoch eröffnen sie<br />
uns Wege, um neue Erlebnisse<br />
zu schaffen und zu verknüpfen.<br />
Der sich verändernde<br />
Maßstab der Installationen<br />
soll räumliche Erlebnisse<br />
hervorrufen, während der<br />
Besucher mit andernfalls<br />
statischen Elementen<br />
wie Fotografien und Zeichnungen<br />
interagiert.<br />
B: Worauf konzentrieren sich<br />
die Ausstellungsbereiche?<br />
K P H: Sie widmen sich vier<br />
herausragenden Themen,<br />
die bei allen Arbeiten Doshis<br />
eine wichtige Rolle spielen.<br />
„Shaping an Integrated<br />
Campus“ konzentriert sich<br />
auf relevante Themen in<br />
der Bildung sowie auf Doshis<br />
Experimente, in denen er<br />
untersucht, wie Räume<br />
Bewusstsein schaffen, neue<br />
Wege eröffnen und das<br />
Lernen unterstützen können.<br />
„Empowering People – Home<br />
and Identity“ wirft Fragen<br />
darüber auf, was ein Zuhause<br />
ausmacht. Sollten Menschen<br />
und ihre Lebensweisen nicht<br />
die wichtigsten Entwurfsprinzipien<br />
einer Architektur<br />
sein, die ihren Bewohnern<br />
Freiheit und Identität verschafft?<br />
„Building Academic<br />
Institutions“ untersucht, wie<br />
Architektur durch ihren<br />
Ausdruck und Maßstab den<br />
Dialog zwischen Nutzern<br />
und Natur bereichern kann.<br />
Eine gewisse Mehrdeutigkeit<br />
hinsichtlich Bewegungsmustern<br />
und Übergangsräumen<br />
kann sich bereichernd auf<br />
Institutionen auswirken.<br />
„Creating a livable city“ wirft<br />
die Frage auf, wie sinnvoll<br />
miteinander verwobene Planungsprinzipien<br />
und öffentliche<br />
Kultureinrichtungen<br />
die Einstellung der Bürger<br />
verändern und letztendlich<br />
die Qualität des städtischen<br />
Lebens verbessern können.<br />
Diese vier Themen spiegeln<br />
sich in allen Projekten von<br />
Doshi seit <strong>19</strong>55 wider, und<br />
doch unterscheiden sich seine<br />
Werke grundlegend voneinander.<br />
Tatsächlich hat<br />
Stil im herkömmlichen Sinne<br />
des Begriffs in seinem formalen<br />
Vokabular absolut keine<br />
Bedeutung. All seine Arbeiten<br />
sind Ausdruck der konstanten<br />
Suche nach einer wirklich<br />
erfahrbaren Architektur. Das<br />
Ergebnis ist eine erstaunliche<br />
Vielfalt gebauter Formen.<br />
Seinen Werken gemein ist<br />
das Streben nach Zeitlosigkeit<br />
und der Schaffung<br />
von Kulissen, vor denen das<br />
Leben stattfinden kann.<br />
Aus dem Englischen<br />
von Sigrid Ehrmann<br />
FOTO: VASTUSHILPA FOUNDATION, AHMEDABAD<br />
Das Gespräch führte<br />
Sabine Schneider
du-kannst-es-fuehlen.de<br />
Ganz<br />
oben an<br />
gekom<br />
men.<br />
Tonbaustoffe sind die ältesten<br />
Baustoffe der Welt. Und mit uns<br />
auch die modernsten.<br />
– DU KANNST ES FÜHLEN.
30<br />
Ideen<br />
2<br />
Das Projekt Holmes Road in London von Peter Barber Architects stellt Einzelapartments für Obdachlose zur Verfügung.
Z<br />
31<br />
B A U<br />
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32<br />
Den Menschen<br />
eine Chance geben<br />
Obdachlosenheime<br />
sind negativ besetzte Orte.<br />
Um dem entgegenzuwirken,<br />
hat die London Borough<br />
of Camden das Prinzip<br />
der psychologisch gestalteten<br />
Umgebung für<br />
ihre Unterkünfte eingeführt.<br />
Zwei Projekte von Peter<br />
Barber Architects –<br />
Mount Pleasant und Holmes<br />
Road – verdeutlichen<br />
diesen Ansatz.<br />
Kritik<br />
Anna Schabel<br />
Architekten<br />
Peter Barber<br />
Architects<br />
Fotos<br />
Morley von Sternberg
Ideen 2<br />
33<br />
2.1<br />
Mount Pleasant<br />
Gegenwärtig gibt es circa 320.000 Wohnungslose<br />
in Großbritannien – also ein<br />
halbes Prozent der Bevölkerung. So<br />
schätzt es zumindest der britische Wohltätigkeitsverband<br />
für Wohnungsfragen<br />
„Shelter“ ein. Allein in London sind es<br />
170.000 Menschen. Letztes Jahr ist diese<br />
Zahl um ganze vier Prozent gestiegen. Als<br />
Grund werden die schwindelerregenden<br />
Mieten, die Sozialhilfekürzungen und der<br />
ausbleibende soziale Wohnungsbau genannt.<br />
In London werden die Unterkünfte<br />
für Obdachlose teilweise von sozialen Einrichtungen<br />
getragen, teilweise von privaten<br />
Firmen oder von den Stadtteilverwaltungen,<br />
wie sie der London Borough of<br />
Camden bereitgestellt. Letztere hat nun<br />
zusammen mit dem Londoner Architekten<br />
Peter Barber (Seite 10) zwei ungewöhnliche<br />
Projekte entwickelt: Mount Pleasant<br />
und Holmes Road.<br />
Mount Pleasant ist eine kleine Straße in<br />
Camden, dem großen Stadtbezirk von<br />
London, der sich vom West End bis zum<br />
Hampstead Heath erstreckt. Hier versteckt<br />
sich ein bestehendes Obdachlosenheim,<br />
das von Peter Barber Architects<br />
umgebaut und erweitert wurde. Der Eingang<br />
befindet sich in einem niedrigen alten<br />
Gebäude, das der Biegung der Straße<br />
folgt. Die Stadtteilverwaltung für Camden<br />
als Bauherr hätte das ganze Ensemble,<br />
das eine H-Form hatte und das vor dem<br />
Umbau ein Gewirr aus heruntergekommenen<br />
Zimmern und Korridoren war, am<br />
liebsten abgerissen.<br />
Die Identität<br />
erhalten<br />
Peter Barber schlug stattdessen vor, den<br />
Bestand weitestgehend zu erhalten, da<br />
der Abriss und die Abfuhr von Tonnen an<br />
Ziegeln enorme Energien verbraucht und<br />
schwere Emissionen verursacht hätte. Außerdem<br />
fanden die Architekten heraus,<br />
dass das Gebäude als Teil des Stadtviertels<br />
stark im Bewusstsein der Anwohner<br />
verankert war. Und tatsächlich wurde<br />
Mount Pleasant schon auf mittelalterlichen<br />
Karten als sich windender Bauernpfad<br />
gezeigt, der zum River Fleet führte.<br />
Die Häuser des Quartiers standen zu viktorianischen<br />
Zeiten noch in der Nähe seines<br />
Ufers, bevor der Fluss völlig überbaut wurde.<br />
Die Entwurfsidee für das Obdachlosenheim<br />
bestand nun darin, den alten Mittelblock<br />
abzureißen und die vorhandenen<br />
beiden Höfe – den Männer- und den Frauenhof<br />
– zusammenzulegen. Dabei handelte<br />
es sich wohlgemerkt um Höfe, die<br />
eher Schornsteinen glichen, so eng waren<br />
sie. Durch die leichte Hanglage liegt das<br />
unterste Stockwerk halb unter dem Straßenniveau<br />
und der Hof auf Kellerhöhe. Auf<br />
das Dach wurde ein weiteres Geschoss<br />
gesetzt. Die neuen Wohnungen gleichen<br />
dabei Studentenwohnungen – entweder<br />
sind sie als Einzelzimmer oder in Gruppen<br />
von drei bis vier Zimmern gegliedert. Die<br />
alten Korridore wurden entfernt. Dadurch<br />
werden jetzt viele der zweiundfünfzig<br />
Wohnungen direkt durch den Hof erschlossen.<br />
Es ist genau diese einfache<br />
Geste, die eine neue Qualität der Begegnungen<br />
und Interaktionen ermöglicht.<br />
Verbindung<br />
von Alt<br />
und Neu<br />
Der neue Innenhof von Mount Pleasant mit<br />
seinem Dach aus grünen Blättern wird zum<br />
öffentlichen Raum dieser kleinen Gemeinschaft.<br />
Man kann sich hier spontan für ein<br />
informelles Gespräch treffen. Auch die<br />
Gemeinschaftsküche, die Wäscherei und<br />
der Aufenthaltsraum sind direkt vom Hof<br />
aus zugänglich. Es gibt morgendliche Kaffeerunden,<br />
am Freitagabend Filmvorführungen,<br />
Ausbildungsmöglichkeiten und<br />
Therapieangebote. Darüberhinaus wird<br />
der Hof auch als Garten genutzt, wobei Peter<br />
Barber das Geld für die Pflanzen selbst<br />
bereitstellte. Geranien leuchten jetzt in<br />
Töpfen, und eine der Bewohnerinnen hat<br />
sogar einen Gartenplan entworfen.<br />
„A bit<br />
of naughty stuff“<br />
Bei der Gestaltung übten sich die Architekten<br />
in Zurückhaltung – die neue Fassade<br />
sieht aus, als wäre sie schon immer da<br />
gewesen. Sie hat lediglich eine andere<br />
Ziegelfarbe. Außerdem gibt es einige Verbindungselemente,<br />
die Alt und Neu überbrücken.<br />
Ein Beispiel dafür sind die Sitzstufen,<br />
die sich am sonnigsten Fleck des Hofes<br />
befinden und zum Verweilen einladen.<br />
Der Neubau an der Straße spielt ebenfalls<br />
mit der Verbindung von Alt und Neu: Die<br />
lange Ansicht die Straße hinauf endet bei<br />
einer Art Turm mit einer alt wirkenden aufgemalten<br />
Schießscharte, einem Trompel‘œil.<br />
Der Putz der Wand wird von scheinbar<br />
alten Mauerstücken unterbrochen.<br />
Der Architekt nennt es, „a bit of naughty<br />
stuff“, etwas Freches.<br />
Pläne auf<br />
Seite 36
34<br />
Die lange Ansicht die Straße hinauf endet bei einer Art Turm mit einer alt wirkenden, aufgemalten Schießscharte, einem Trompe-l‘œil.
Ideen 2<br />
35<br />
Im neuen Innenhof von Mount Pleasant kann man sich spontan zu einem informellen Gespräch treffen.
36<br />
BAUHERR:<br />
London Borough of Camden<br />
M 1:666<br />
ARCHITEKTEN:<br />
Peter Barber Architects<br />
TRAGWERKSPLANUNG:<br />
Rolton<br />
Lageplan vorher<br />
Querschnitt<br />
PROJEKTMANAGEMENT:<br />
EC Harris<br />
HAUSTECHNIK:<br />
M 1:1000<br />
2.1<br />
Mount<br />
Pleasant<br />
Eng Design<br />
FERTIGSTELLUNG:<br />
2014<br />
S T A N D O R T :<br />
52 – 54 Mount Pleasant,<br />
Camden, London<br />
Lageplan nachher<br />
M 1:800<br />
2. OG EG<br />
1. OG UG
Ideen 2<br />
37<br />
2.2<br />
Holmes Road<br />
Holmes Road ist das zweite Obdachlosenheim,<br />
dessen Umbau die London Borough<br />
of Camden durch den Verkauf eines Hostels<br />
in Covent Garden finanzieren konnte,<br />
denn sie war wie alle Londoner Stadtteilverwaltungen<br />
durch den Sparkurs der Regierung<br />
in den letzten Jahren von großen<br />
Mittelkürzungen betroffen. Trotzdem ließ<br />
sich die Behörde von der Idee Peter Barbers,<br />
eine radikale Wohnform zu bauen,<br />
überzeugen. Die Skizze, die der Architekt<br />
von seiner Idee machte, bringt seine Vorstellung<br />
dabei am besten auf den Punkt:<br />
Auf ihr sieht man einen üppigen Garten,<br />
eine kleine Hütte, Orte für Gespräche,<br />
Menschen, die gärtnern oder den Garten<br />
genießen.<br />
Ein Garten als<br />
Aufgabe<br />
Der Garten selbst ist umgeben von einer<br />
Ziegelfassade mit bunten Eingangstüren<br />
und mit mehreren Tonnengewölben als<br />
Dachabschluss. Peter Barber meint dazu:<br />
„Wir hoffen, dass eine Gruppe von Bewohnern<br />
mit einem Gärtner zusammenarbeitet,<br />
um einen intensiv bepflanzten und<br />
schönen Garten anzulegen. Ein Gewächshaus<br />
und eine Sonnenbank zum Sitzen<br />
und um sich zu erholen wäre schön. Wir<br />
meinen, es sollte auch einen kleinen<br />
Raum für private Gespräche im Garten<br />
geben. Der Garten erzeugt dabei eine<br />
heimelige, gemütliche Atmosphäre. Er<br />
wird den Leuten die Möglichkeit geben,<br />
gärtnerischen Fähigkeiten zu entwickeln<br />
und sich mit Fragen der Ernährung zu befassen.<br />
Er kann den mitwirkenden Bewohnern<br />
ein Hobby sein und ein Weg, sich auszuarbeiten.<br />
Er kann ein Gefühl der Zugehörigkeit,<br />
der eigenen Wertschätzung und<br />
der Bestätigung bringen. Er wird den Menschen<br />
eine Chance geben.“<br />
Eigenes Haus<br />
im Kleinstformat<br />
In Holmes Road gibt es Gemeinschaftsräume,<br />
Besprechungszimmer und eine<br />
Lehrküche, wo die Bewohner kochen lernen<br />
können. Einer der Versammlungsräume<br />
liegt zur Straße hin. Hier können die<br />
Bewohner in Zukunft Gemüse oder eigene<br />
Produkte an die Nachbarn verkaufen.<br />
Auch in dieser Anlage haben die Architekten<br />
einen Teil des Bestands an der Straßenfront<br />
erhalten, ein altes Ziegelgebäude<br />
mit geschwungenen Giebeln. Der hintere<br />
Flügel wurde abgerissen und durch<br />
eine dichte, niedrige Bebauung um einen<br />
zentralen Hof ersetzt. Von den 58 Zimmern<br />
ist die eine Hälfte als Wohngemeinschaften<br />
angeordnet, während es sich bei der<br />
anderen Hälfte um Ein-Zimmer-Wohnungen<br />
handelt. Die Zimmer haben im Durchschnitt<br />
zwölf Quadratmeter.<br />
Hinter den bereits erwähnten bunten<br />
Türen im Hof verstecken sich kleine Häuschen<br />
mit nur sechzehn Quadratmeter<br />
Wohnfläche. Diese Reihenhäuser haben<br />
in ihrer farbigen Tür ein kleines Fenster<br />
zum Öffnen. Der hohe Raum hat über der<br />
Dusche eine Schlafgalerie und unten eine<br />
Mini-Küche, so dass gerade noch Platz für<br />
einen kleinen Tisch und Stühle ist. Ein rundes,<br />
hoch gelegenes Fenster und ein<br />
Dachflächenfenster in der gewölbten<br />
Decke geben dem Raum Licht. Es ist ein<br />
eigenes Haus im Kleinstformat.<br />
Selbstständig leben<br />
Die Stadtteilverwaltung von Camden stellt<br />
insgesamt über sechshundert Schlafplätze<br />
für Wohnungslose in ihren verschiedenen<br />
Unterkünften zur Verfügung. Dort bleiben<br />
die Bewohner von ein paar Monaten<br />
bis zu mehreren Jahren – keiner wird vor<br />
die Tür gesetzt. Viele der Bewohner haben<br />
psychische Probleme oder sind drogenabhängig.<br />
In den Heimen wird Unterstützung<br />
angeboten, damit sie wieder auf<br />
die Beine kommen und ein selbstständiges<br />
Leben führen können.<br />
Psychologisch<br />
gestaltete Umgebung<br />
Ein Prinzip, das die Camden Borough seit<br />
zwei Jahren in allen ihren Heimen eingeführt<br />
hat, ist das des „psychologically informed<br />
environment“, also der psychologisch<br />
gestalteten Umgebung. Dazu gehört,<br />
dass die Angestellten lernen, mit den<br />
Traumata ihrer Klienten umzugehen, und<br />
dass diese Auszeiten zur Reflexion und<br />
Supervision bekommen. Dabei kommt der<br />
Architektur eine zentrale Rolle zu: Die<br />
Obdachlosenheime sollen aufgrund ihrer<br />
Konzeption dafür geeignet sein, Ängste<br />
und Stress zu reduzieren. Peter Barber, der<br />
sich mit den sozialen Konsequenzen des<br />
Bauens auseinandersetzt, bietet mit seiner<br />
Architektur genau den richtigen Rahmen<br />
dafür. Sowohl Mount Pleasant mit seinem<br />
neuen kommunikativen Hof, als auch Holmes<br />
Road mit seinem freundlichen Garten<br />
schaffen eine Umgebung der Ruhe und<br />
des Ausgleichs, die den neuen Bewohnern<br />
gut tun wird.<br />
Pläne auf<br />
Seite 40
38<br />
FOTO RECHTE SEITE: PBA<br />
Hinter den bunten Türen von Holmes Road verstecken sich kleine Häuschen mit nur sechzehn Quadratmeter Wohnfläche.
Ideen 2<br />
39<br />
Die schmalen Reihenhäuser haben in ihrer farbigen Tür ein Fenster zum Öffnen.
40<br />
Ideen 2<br />
M 1:400<br />
Querschnitt und Hofansicht<br />
Querschnitt Reihenhäuser<br />
M 1:800<br />
2.2<br />
Holmes<br />
Road<br />
BAUHERR:<br />
Genesis Housing Association<br />
ARCHITEKTEN:<br />
Peter Barber Architects<br />
TRAGWERKSPLANUNG:<br />
1. OG<br />
Clancy Consulting<br />
PROJEKTMANAGEMENT:<br />
EC Harris<br />
HAUSTECHNIK:<br />
Eng Design<br />
A K U S T I K :<br />
Cole Jarman<br />
FERTIGSTELLUNG:<br />
2017<br />
S T A N D O R T :<br />
41 – 43 Holmes Road,<br />
Camden, London<br />
EG<br />
2. OG
Beton.<br />
Für große<br />
Ideen.<br />
Messner Mountain Museum Corones – Italien<br />
Zaha Hadid Architects<br />
www.beton-fuer-grosse-ideen.de
Z<br />
42<br />
Ideen<br />
3<br />
B A U<br />
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(I I I)<br />
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•<br />
(I I I)<br />
E N<br />
B A U<br />
L<br />
Die neue Notunterkunft im Ostpark in Frankfurt am Main
43
44<br />
Spagat<br />
zwischen offen und<br />
geschlossen<br />
Im Ostpark in Frankfurt<br />
am Main hat eine<br />
neue Notunterkunft<br />
für Obdachlose eröffnet,<br />
die nicht nur eine<br />
bestehende Container -<br />
an lage ersetzen soll,<br />
sondern auch den Versuch<br />
unternimmt, sich mit<br />
dem städtischen Umfeld<br />
zu verzahnen.<br />
Kritik<br />
Jonas Malzahn<br />
Architekten<br />
Michel Müller /<br />
Studio MC<br />
hks architekten<br />
Fotos<br />
Studio MC
Ideen 3<br />
45<br />
Frankfurt am Main, Ostend, etwas außerhalb<br />
der Innenstadt: Hier erstreckt sich der<br />
unter Denkmalschutz stehende Ostpark<br />
zwischen Bornheimer Hang und der Bahntrasse<br />
in Richtung Hanau. An den Wochenenden<br />
treffen sich dort etliche Hobbykicker<br />
und Sonnenanbeter auf den großen<br />
Rasenflächen, die von üppigem Grün gerahmt<br />
sind. Wenn man vom Ostbahnhof<br />
entlang der Ostparkstraße läuft, um von<br />
dort zum Park zu gelangen, passiert man<br />
zwei weiße Containeranlagen, zweistöckig<br />
gestapelt und durch Stahltreppen<br />
verbunden. Dass in diesen Containern obdachlose<br />
Menschen untergebracht sind,<br />
erschließt sich dem Passanten nicht.<br />
Sobald man den Ostpark betreten hat und<br />
sich in Richtung Wasser aufmacht, kommt<br />
man an einem etwas in die Jahre gekommenen<br />
Kiosk vorbei. Direkt daneben funkelt<br />
seit Kurzem die metallene Schindelfassade<br />
eines weiteren Gebäudes, das<br />
seine grüne Umgebung reflektiert. Diese<br />
spiegelnde Fassade hat etwas Anziehendes,<br />
geradezu Edelsteinhaftes – und aufgrund<br />
der schuppigen Struktur auch etwas<br />
Wehrhaftes. Hinter ihr verbirgt sich die<br />
„Übernachtungsstätte des Frankfurter<br />
Vereins für soziale Heimstätten, O16“, die<br />
eine lange Tradition an diesem Standort<br />
hat. Aus einem Zeltlager in den Neunzigerjahren<br />
entstand hier zunächst eine Unterkunft<br />
aus Containern, ähnlich der Containeranlage<br />
in der Ostparkstraße. Diese<br />
Unterkunft bezeichnete der Enthüllungsjournalist<br />
Günter Wallraff, der im Rahmen<br />
einer Undercover-Mission 2009 dort übernachtete,<br />
als eine der schlimmsten Einrichtungen<br />
für obdachlose Personen in<br />
Deutschland. Seine Recherche und die<br />
baulichen Mängel, etwa der nicht mehr<br />
zeitgemäße Brandschutz, gaben wohl<br />
den Anstoß für den Planungsprozess zu der<br />
neuen, und dank seiner Fassade so anziehend<br />
wirkenden Herberge.<br />
Partizipatives<br />
Entwerfen<br />
Die Übernachtungsstätte ist Anlaufstelle<br />
für unterschiedliche Bedürftige mit diversen<br />
Problemkomplexen und Biografien.<br />
Sie bietet in ihrem ersten Bauabschnitt 150<br />
Personen einen Schlafplatz, medizinische<br />
und soziale Hilfe sowie Sanitär- und Reinigungseinrichtungen.<br />
Solange Betten frei<br />
sind, wird jeder aufgenommen. Am<br />
nächsten Sprechtag wird durch das Jugend-<br />
und Sozialamt geklärt, ob die Person<br />
ein Recht auf Sozialleistungen hat. Somit<br />
variiert die Aufenthaltsdauer von einer<br />
Nacht bis hin zu mehreren Jahren. Ein Ziel<br />
der Einrichtung ist es, die bestmögliche<br />
Selbstversorgung und Selbstbestimmung<br />
ihrer Bewohner zu gewährleisten. „Es ist<br />
wichtig, dass sie jederzeit die Möglichkeit<br />
haben, ein soweit wie möglich normales<br />
Leben in der Einrichtung zu führen und<br />
kommen und gehen zu können – und dies<br />
auch so wahrnehmen. Alle Bewohner haben<br />
deshalb einen eigenen Chip für den<br />
Zugang zu ihrem Zimmer“, erläutert Christine<br />
Heinrichs, stellvertretende Geschäftsführerin<br />
des Frankfurter Vereins.<br />
Am Planungsverfahren war neben dem<br />
Frankfurter Verein und dem Grünflächenamt<br />
der Stadt Frankfurt als Eigentümer der<br />
Fläche eine Vielzahl von Akteuren beteiligt:<br />
Ein aktiver Beirat und die Architekten<br />
mit einem Team aus Kooperationspartnern<br />
wie den Künstlern Heiner Blum und<br />
Jan Lotter. Auch einige obdachlose Personen<br />
partizipierten am Planungsprozess<br />
und ließen ihre Erkenntnisse und Wünsche<br />
einfließen. Der Verlauf nahm viel Zeit in<br />
Anspruch und wurde von allen Beteiligten<br />
als sehr lehr- und erkenntnisreich beschrieben.<br />
Das Ergebnis aus Diskussionen, Verhandlungen<br />
und Eins-zu-eins-Modellstudien zu<br />
Wohnraumgröße, Möblierung, Sanitäreinrichtungen<br />
und Fassadenbild ist eine mäandrierende<br />
Gebäudeform, die an einigen<br />
Stellen das Innere verbirgt und sich an<br />
anderen Stellen öffnet. Diese Abwechslung<br />
aus offen und geschlossen ist ein bestimmendes<br />
architektonisches Element<br />
der Unterkunft. Es spiegelt die Schutzbedürftigkeit<br />
der Bewohner wider und offenbart<br />
den Willen, jegliche Angsträume<br />
durch größtmögliche Offenheit und Übersichtlichkeit<br />
zu verhindern.<br />
Natürliche<br />
Rückzugsräume<br />
Insgesamt sind drei Innenhöfe entstanden,<br />
von denen sich zwei zum Bahndamm<br />
hin öffnen und schützende Begegnungsflächen<br />
bilden. Der dritte Innenhof lässt<br />
Einblicke in das Innere der Unterkunft zu.<br />
Mit ihren immergrünen Gräsern und Sträuchern<br />
und den befestigten Begegnungsbereichen<br />
mit Sitzsteinen bieten die Höfe<br />
die Möglichkeit für ein ungezwungenes<br />
Zusammentreffen und bilden ganzjährig<br />
natürliche Rückzugsräume für die Bewohner.<br />
So gelingt eine vorsichtige Verzahnung<br />
mit dem Parkgelände.<br />
Aus der geschlängelten Grundform sind<br />
die Erschließungswege, stählerne Laubengänge<br />
und Treppenhäuser aus blickdurchlässigen<br />
Gitterrosten skulptural herausgeschnitten.<br />
Ein kräftiger Dachüberstand<br />
gibt den Bewegungsräumen Schutz<br />
vor der Witterung. Die Treppenhäuser, die<br />
jeweils leicht unterschiedlich ausgebildet<br />
sind, öffnen eine Schneise durch die Windungen<br />
der Bauform und ermöglichen,<br />
leicht versetzt angeordnet, Sichtbezie-<br />
hungen zwischen den Höfen. Dadurch<br />
können auch Passanten die unterschiedlich<br />
ausgebildeten Fassaden erkennen,<br />
die den Charakter des Bauwerks maßgeblich<br />
bestimmen. Nach außen zum<br />
Park und der Öffentlichkeit hin ist dies der<br />
bereits erwähnte schuppig, grün-blau<br />
glänzende Panzer aus rautenförmigen<br />
Inox-Metallschindeln. Im introvertierten<br />
Bereich der Außenräume mit den Zimmereingängen<br />
und Wohnhöfen fasst eine warme,<br />
changierende und sägeraue Holzfassade<br />
die Höfe.<br />
Die in ihrer Gegensätzlichkeit stringenten<br />
Fassadenverkleidungen und die in ihrer<br />
Höhe unterschiedlich angeordneten<br />
Fensteröffnungen sollen dabei die Geschossigkeit<br />
verschleiern und eine Ablesbarkeit<br />
von Zimmereinheiten vermeiden.<br />
Identifizierung<br />
mit der Unterkunft<br />
Dies waren auch die zwei wesentlichen<br />
Punkte, die der Austausch der Architekten<br />
mit den Nutzern und der Bauherrschaft ergaben:<br />
eine größtmögliche Individualisierung<br />
des Gebäudes bei gleichzeitiger<br />
Vereinheitlichung der Raumstruktur. Das<br />
soll den Bewohner eine Identifizierung mit<br />
ihrer Unterkunft ermöglichen, gleichzeitig<br />
aber auch eine genaue Zuweisung der<br />
einzelnen Einheiten unterbinden.<br />
Das Raumprogramm besteht dabei aus 20<br />
Einzelzimmern, 55 Zweibettzimmern und<br />
drei Vierbettzimmern, die sich jeweils einen<br />
gemeinsamen Vorraum mit WC-Zelle<br />
teilen, der wiederum vom außenliegenden<br />
Erschließungsgang erreicht werden<br />
kann. Raumhohe schmale Milchglasfenster<br />
belichten diese Vorzonen, lassen jedoch<br />
keine Einblicke zu. Die Schlafräume<br />
sind auf ein Minimum an Fläche reduziert,<br />
Schlafnischen mit Stockbetten bilden den<br />
Kern des Raums. Bei den Betten wurde ein<br />
spezieller Fokus auf die Bewegungsfreiheit<br />
für die unten schlafende Person gelegt,<br />
so dass diese sich bequem im Bett<br />
aufsetzten kann. Weitere Ausstattungswünsche<br />
der Bewohner waren Steckdosen<br />
zum Laden des Mobiltelefons, ein Fernseher<br />
in den Schlafräumen, abschließbare<br />
Schränke und ein Kühlschrank in jedem<br />
Zimmer. Die Materialität ist robust, funktional,<br />
dauerhaft und leicht zu reinigen.<br />
Wunsch<br />
und Realität<br />
Die komplexen Problemlagen der Bewohner<br />
lassen vermuten, dass diese erst einmal<br />
nicht viel Wert auf Architektur legen,<br />
aber anhand kleiner Zeichen lässt sich er-<br />
WEITER
46<br />
Die metallisch-glänzende Fassade des Gebäudes reflektiert das Grün des Ostparks.
Ideen 3<br />
47<br />
Eingeschnittene Innenhöfe dienen als Treffpunkt für die Bewohner.
48<br />
ahnen, welchen Einfluss eine angenehme<br />
und funktionale Umgebung hat. So ist das<br />
Aggressionspotenzial minimal, gemessen<br />
an der Anzahl der Bewohner. „Im Jahr<br />
20<strong>19</strong> benötigten wir auf 600 Übernachtungen<br />
in unseren Einrichtungen nur einmal<br />
die Unterstützung der Ordnungsbehörden“,<br />
so Christine Heinrichs. Auch konnte<br />
der Betreiber beobachten, dass Bewohner<br />
ihre dem Zimmer zugeordneten Sanitäreinrichtungen<br />
selbst säubern, obwohl das<br />
Personal der Einrichtung dies täglich erledigt.<br />
Den Akt der Fürsorge für die eigenen<br />
vier Wände – wenn auch häufig nur auf<br />
Zeit – zeigt die Wertschätzung der Bewohner<br />
gegenüber ihrem Domizil.<br />
Bei der Umsetzungsphase mussten aus<br />
ökonomischen und funktionalen Gründen<br />
auch Abstriche gemacht werden: So wurde<br />
die ursprünglich geplante Fassade, die<br />
eigentlich wellenartig sein sollte, zugunsten<br />
einer geradlinigen Ausführung aufgegeben.<br />
Nur die Dachlandschaft, aus leicht<br />
aufstrebenden und abfallenden begrünten<br />
Dachflächen zeigt dieses Motiv weiterhin.<br />
Anstatt der in einer früheren Phase<br />
angedachten Holztafelbauweise kam<br />
eine Stahlbetonkonstruktion zum Einsatz<br />
und versinnbildlicht vielleicht sogar – im<br />
Gegensatz zu allen vorangegangenen<br />
Provisorien – Dauerhaftigkeit und Beständigkeit.<br />
Durch einfache, aber robuste Lösungen in<br />
der Ausführung der Außenhaut und der<br />
Zimmermöblierung kann das Gebäude<br />
nachträgliche Eingriffe und Änderungen<br />
gut verkraften. Insgesamt sind die ursprünglichen<br />
Ideen klar ablesbar und entfalten<br />
ihre beabsichtigte Wirkung. Es<br />
bleibt zu hoffen, dass die weiteren Bauabschnitte,<br />
bei denen zusammen mit dem<br />
eingangs erwähnten Kiosk und dem Vereinsheim<br />
des lokalen Fußballvereins eine<br />
gemeinsame Eingangs- und Begegnungszone<br />
entstehen soll, bald umgesetzt<br />
werden können. Dadurch könnte die Containeranlage<br />
entlang der Ostparkstraße<br />
endlich der Vergangenheit angehören.<br />
Lageplan<br />
DIE FASSADE<br />
Die Außenfassade<br />
der Notunterkunft<br />
besteht aus geschuppten<br />
und<br />
rautenförmigen<br />
Inox-Metallschindeln,<br />
deren<br />
blaugrüne Farbgebung<br />
die<br />
Umgebung des<br />
Parks reflektiert.<br />
Die eingeschnittenen<br />
Höfe weisen<br />
eine Fassade<br />
aus vertikal angeordneten,<br />
sägerauen<br />
Holzlatten<br />
auf, die eine warme,<br />
intime Atmosphäre<br />
erzeugen.<br />
M 1:2.000
Ideen 3<br />
49<br />
BAUHERR:<br />
Frankfurter Verein<br />
für soziale Heimstätten<br />
ARCHITEKTEN:<br />
Michel Müller / Studio MC, Darmstadt<br />
HKS Architekten, Erfurt<br />
KÜNSTLERISCHE BERATUNG:<br />
Heiner Blum, Offenbach am Main /<br />
Jan Lotter, Frankfurt am Main<br />
Schnitt A<br />
PROJEKTSTEUERUNG:<br />
Adolf Gerber Baumanagement<br />
GmbH, Darmstadt<br />
STATIK:<br />
Ingenieurbüro Wagner Zeitter,<br />
Wiesbaden<br />
M 1:200<br />
FREIANLAGEN:<br />
Planungsgruppe Meinrad Schneider<br />
GbR, Neu-Isenburg<br />
BRANDSCHUTZ:<br />
Ingenieurbüro Wagner Zeitter,<br />
Wiesbaden<br />
Schnitt B<br />
BAUPHYSIK:<br />
Ingenieurbüro Wagner Zeitter,<br />
Wiesbaden<br />
TGA (HLS):<br />
B&B Partnerschaft<br />
Beratender Ingenieure, Haiger<br />
TGA (ELT):<br />
Hofmann und Wehner GmbH,<br />
Frankfurt am Main<br />
FERTIGSTELLUNG:<br />
OG<br />
2017<br />
STANDORT:<br />
Ostparkstraße 16,<br />
Frankfurt am Main<br />
B<br />
M 1:800<br />
EG<br />
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50<br />
kleine Werke<br />
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Rose ohne Dornen<br />
Tragwerke schon zu Beginn des Studiums pauken – und zwar bedingungslos.<br />
Das war der wichtigste Tipp, den Ansgar Schulz angehenden<br />
Architekten im Interview mit dem Baumeister mitgeben<br />
wollte. Das erstaunt nicht, wenn man sich den Rosenpavillon von<br />
Schulz + Schulz im Bürgerpark von Remshalden anschaut: Der<br />
Pavillon gehört zu einer von 16 Architekturen, die 16 renommierte<br />
deutsche Architekturbüros an Landmarken in 16 Städten und<br />
Gemeinden entlang der Remstal-Gartenschau 20<strong>19</strong> unter dem<br />
Namen „16 Stationen“ realisierten. Für den Rosenpavillon interpretierten<br />
Schulz + Schulz den klassischen Musikpavillon neu – und<br />
zwar mit einem reziproken Dachtragwerk. Alle seine Stäbe stützen<br />
sich aufeinander ab. Dadurch wird direkt festgelegt, welche<br />
Neigung jeder einzelne Stab hat, basierend auf seiner Höhe und<br />
Länge.<br />
So ergibt sich eine wechselseitige Beziehung und gegenseitige<br />
Abhängigkeit zwischen den Elementen des Dachs. Der Sinn der<br />
Konstruktion erschließt sich dem Betrachter erst, wenn er seinen<br />
Blick nach oben richtet: Die drei Ringe des Dachtragwerks ergeben<br />
das Muster einer weißen Rose, die sich bei schönem Wetter<br />
klar vom blauen Himmel abhebt.<br />
FOTO: IWAN BAAN<br />
Text<br />
Vera Baeriswyl
DIE BESTEN<br />
EINFAMILIENHÄUSER<br />
20<strong>19</strong><br />
Umsatzstärkste<br />
Architekturreihe<br />
© Erich Spahn, Regensburg<br />
Katharina Matzig / Jan Weiler<br />
HÄUSER DES JAHRES<br />
Die 50 besten Einfamilienhäuser 20<strong>19</strong><br />
328 Seiten, ca. 400 Farbfotos und Pläne<br />
23 x 30 cm<br />
gebunden<br />
ISBN 978-3-7667-2425-0<br />
€ 59,95<br />
SFr 75,00<br />
www.die-besten-einfamilienhaeuser.de
52<br />
Ideen<br />
4<br />
Die Crest-Apartments in Los Angeles von Michael Maltzan Architecture stellen 64 Wohnungen für Obdachlose zur Verfügung.
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53<br />
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B A U<br />
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54<br />
Avantgarde<br />
für ganz unten<br />
Der amerikanische<br />
Architekt Michael Maltzan<br />
ist durch ungewöhnliche<br />
Wohnungsbauten für Obachlose<br />
bekannt geworden.<br />
Sein neuestes Projekt sind<br />
die Crest-Apartments.<br />
Kritik<br />
Victor J. Jones<br />
Architekten<br />
Michael Maltzan<br />
Architecture<br />
Fotos<br />
Iwan Baan<br />
In seinem autobiografischen Essay „Equal<br />
in Paris“ schildert der afroamerikanische<br />
Schriftsteller James Baldwin seine achttägige<br />
Odyssee durch das französische<br />
Strafvollzugssystem, nachdem er fälschlicherweise<br />
des Diebstahls bezichtigt und<br />
festgenommen worden war. Angesichts<br />
dieser persönlichen Erfahrungen verweist<br />
Baldwin auf die paradoxe Natur von Institutionen,<br />
insbesondere hinsichtlich des<br />
Umgangs mit armen und marginalisierten<br />
Bevölkerungsschichten: „Für mich hatte<br />
der Begriff ,Institutionen‘ einen angenehmen<br />
Klang nach Sicherheit und Ordnung<br />
und gesundem Menschenverstand, da wir<br />
jenseits des Ozeans meines Erachtens<br />
nach so schrecklich unter einem Mangel<br />
an Institutionen gelitten hatten; man<br />
musste direkt mit ihnen in Berührung kommen,<br />
um zu verstehen, dass auch sie veraltet,<br />
zum Verzweifeln, völlig unpersönlich<br />
und sehr oft grausam waren.“ 1<br />
Auch heutzutage berichten besonders<br />
schutzbedürftige Personen über ähnliche<br />
Erfahrungen, wenn sie sich an Institutionen<br />
wenden, um Halt zu suchen. Ob körperliche<br />
oder seelische Traumata, psychische<br />
Erkrankungen, Drogenmissbrauch<br />
oder Armut – allzu oft spiegeln ihre Geschichten<br />
Baldwins Worte wider. Dieselben<br />
Verwaltungsstrukturen, die angeblich<br />
als verlässliche und sichere Anlaufstelle<br />
für bedürftige Menschen gelten, sind<br />
gleichzeitig der Anfang eines endlosen<br />
Kreislaufs der Instabilität und Hoffnungslosigkeit.<br />
Die Betroffenen verzweifeln immer<br />
mehr, hin- und hergeschoben zwischen<br />
Krankenhäusern, Übergangsunterkünften<br />
und Gefängnissen – bis sie letztendlich auf<br />
der Straße landen. All diese Orte sind ein<br />
Nährboden für Missbrauch, Diebstahl und<br />
Gewalt.<br />
Chronische Obdachlosigkeit gilt als eines<br />
der eindeutigsten Anzeichen für diesen<br />
Teufelskreis. In den Vereinigten Staaten<br />
schlafen jede Nacht mehr als eine halbe<br />
Million Menschen auf der Straße, in Parks<br />
oder in ihren Autos. In Kalifornien gibt es<br />
fast 130.000 Obdachlose, die überwiegende<br />
Mehrheit in und um Los Angeles.<br />
Während sich früher Obdachlosigkeit in<br />
Los Angeles auf das innerstädtische Viertel<br />
Skid Row beschränkte, scheint nun jeder<br />
Winkel der Stadt betroffen zu sein. Und<br />
noch immer ist Entfremdung und Kriminalisierung<br />
die Standardreaktion auf die<br />
steigende Obdachlosigkeit in der Stadt.<br />
Dies könnte erklären, warum der Skid Row<br />
Housing Trust (SRHT) seinen traditionellen<br />
Wirkungskreis verlässt, um diese Herausforderung<br />
anzugehen. Die gemeinnützige<br />
Organisation wurde <strong>19</strong>89 gegründet, um<br />
dem Verlust von bezahlbarem, dauerhaftem<br />
Wohnraum im innerstädtischen Skid<br />
Row entgegenzuwirken. Im Laufe der Zeit<br />
hat die Organisation immer mehr die Rolle
Ideen 4<br />
55<br />
des Bauträgers und Immobilienverwalters<br />
übernommen. Ausdrückliches Ziel ist es,<br />
die Obdachlosigkeit nicht nur zu reduzieren,<br />
sondern gänzlich zu beseitigen. Die<br />
Crest-Apartments im kalifornischen Van<br />
Nuys, eines der 26 realisierten Projekte<br />
des Trusts, markieren dabei einen entscheidenden<br />
Strategiewechsel des Unternehmens.<br />
Achtzehn Meilen<br />
nordwestlich von<br />
Skid Row<br />
Der Entwurf für die Crest-Apartments<br />
stammt von Michael Maltzan Architecture<br />
(MMA) aus Los Angeles. Es ist das vierte<br />
einer Anzahl von Projekten, die Maltzans<br />
Büro für den Trust konzipiert hat, und das<br />
erste von SRHT entwickelte Projekt, das<br />
weit entfernt von Skid Row liegt.<br />
Der stilvoll gestaltete Eingang gewährt<br />
großzügige Ausblicke durch die Lobby<br />
und auf die dahinter gelegenen Gärten<br />
und ist ein willkommener Kontrast zu dem<br />
sonst eher eintönigen Straßenbild. Das<br />
Gebäude enthält 64 Wohneinheiten von<br />
überschaubarer Größe, die oftmals irrtümlich<br />
für Wohnungen zu marktüblichen<br />
Preisen gehalten werden, und bietet offiziell<br />
anerkannten obdachlosen Männern<br />
und Frauen mit chronischen Gesundheitsbeschwerden<br />
dauerhaften Wohnraum.<br />
Sowohl der Trust als auch Maltzan sind dabei<br />
der Ansicht, dass Obdachlosigkeit nur<br />
dann beseitigt werden kann, wenn zuerst<br />
die politischen, wirtschaftlichen und sozialen<br />
Strukturen aufgebrochen werden,<br />
die für die begrenzte Auswahl an Wohnalternativen<br />
für Obdachlose verantwortlich<br />
sind.<br />
Gute<br />
Zusammenarbeit<br />
Die innovativen Aspekte der Crest-Apartments<br />
sind größtenteils das Ergebnis einer<br />
gelungenen Zusammenarbeit von Architekten<br />
und Bauträgern mit den Geschäftsleuten<br />
und Einwohnern vor Ort: Bürgerversammlungen<br />
und öffentliche Debatten<br />
spielten eine wesentliche Rolle dabei, um<br />
der anfänglichen NIMBY-Reaktion auf das<br />
Projekt entgegenzuwirken. Erwähnenswert<br />
ist zudem, dass mehr als die Hälfte<br />
der Bewohner vormals obdachlose Veteranen<br />
sind, die vor dem Bezug ihrer Wohnungen<br />
auf den Straßen in der Gegend<br />
übernachtet hatten. Laut Maltzan ist das<br />
Crest-Projekt Teil einer größeren Zielsetzung:<br />
„Alle vier Gebäude, die wir für den<br />
Trust entworfen haben, senden ein deutliches<br />
Signal aus: Obdachlosigkeit darf<br />
nicht an den Rand gedrängt werden. Wir<br />
möchten die Vorurteile und das Stigma,<br />
das dem Wohnungsbau für Obdachlose<br />
anhaftet, abbauen, indem wir der Gemeinde<br />
verdeutlichen, dass wir eine positive<br />
Ästhetik sowohl für die Bewohner des<br />
Gebäudes als auch für die Nachbarn<br />
schaffen wollen.“ Die transformative Kraft<br />
der Crest-Apartments beruht demnach<br />
auf der Überzeugung, dass gutes Design<br />
für alle ein inspirierender Antrieb sein<br />
kann. Damit wird ein deutlicher Gegensatz<br />
zum unpersönlichen Charakter herkömmlicher<br />
Institutionen für Obdachlose<br />
gebildet. Die vielleicht wertvollste Erkenntnis<br />
offenbart sich in der Fähigkeit<br />
von Michael Maltzan Architecture, Restriktionen<br />
in Potenziale umzuwandeln. Die<br />
Herausforderung, aus der Not eine Tugend<br />
zu machen, reizte die Architekten und den<br />
Bauherrn von Anfang an.<br />
Wohnraum für Obdachlose gilt als eher<br />
„sprödes“ Thema, das selten mit architektonischer<br />
Innovation in Verbindung gebracht<br />
wird. „Oftmals werden solche Projekte<br />
mit dem Ziel durchgeführt, möglichst<br />
kostengünstige Unterkünfte zu schaffen,<br />
ohne jedoch die Bewohner zu berücksichtigen.<br />
Stattdessen sollten wir uns die Frage<br />
stellen: Was wäre, wenn der Wohnungsbau<br />
für Obdachlose eine Vorreiterrolle<br />
hinsichtlich innovativer und ansprechender<br />
Architektur spielen würde?“, regt<br />
SRHT-Kommunikationsdirektorin Jackie<br />
Vorhauer an.<br />
Die Anatomie<br />
der Crest-Apartments<br />
Die Wohnungen stehen wie auf Zehenspitzen<br />
über einer langen, schmalen Parzelle,<br />
die sich zwischen einem für Los Angeles<br />
typischen „Commercial Strip“ und einem<br />
ruhigen, von Bäumen gesäumten Wohnviertel<br />
befindet. Die schlanke Form des<br />
Grundstücks – 27 Meter breit und 91 Meter<br />
tief – ergab sich aus der ursprünglichen<br />
Grundstückseinteilung für den Bau eines<br />
der allgegenwärtigen „Dingbats“, ein in<br />
Los Angeles weit verbreiteter Gebäudetyp<br />
der <strong>19</strong>50er- und <strong>19</strong>60er-Jahre, der<br />
auch ein entscheidender Wegbereiter für<br />
die rasante Stadterweiterung in der Nachkriegszeit<br />
war. Charakteristisch für die Architektur<br />
der Dingbats ist ihre Positionierung<br />
auf Pilotis, um im Erdgeschoss Parkmöglichkeiten<br />
für den darüberliegenden<br />
Wohnraum bereitzustellen.<br />
Allerdings hatten sich die Bauvorschriften<br />
im Laufe der Zeit geändert, und die Vorgabe,<br />
ein 4.200-Quadratmeter-Konzept für<br />
den Standort zu erstellen, wurde zusätzlich<br />
durch die vorgeschriebenen Brandschutzauflagen<br />
erschwert. Diese erforder-<br />
ten eine Feuerwehrzufahrt sowie einen<br />
Wendekreis für Löschfahrzeuge. Anstatt<br />
eine neue Gebäudetypologie zu erfinden,<br />
um sich den räumlichen Einschränkungen<br />
anzupassen, entschieden sich die<br />
Architekten für eine Neuinterpretation der<br />
kostengünstigen Bauweise der Dingbats.<br />
Der traditionell horizontale Gebäudetyp<br />
wurde gedreht. Dies hatte nicht nur den<br />
Vorteil, dass ein erheblicher Teil des<br />
Grundstücks verfügbar blieb, sondern bot<br />
auch die Gelegenheit, ein neues Leitbild<br />
der städtischen Dichte zu vermitteln.<br />
Auf diese Weise entstand eine freistehende<br />
Gebäudestruktur, deren sanft geschwungener<br />
Baukörper aufgrund der<br />
ausgedehnten Glasfassaden und den Pilotis<br />
im Erdgeschoss über den einheimischen<br />
Gräsern und anderen selbstaussäenden,<br />
dürreresistenten Pflanzen frei zu<br />
schweben scheint. Selbst die Feuerwehrzufahrt,<br />
die Parkplätze und die Fußwege,<br />
die sich unter und um das Gebäude<br />
schlängeln, liegen eingebettet in eine<br />
durchgehende Decke blühender Vegetation.<br />
Der Entwurf der Außenräume der<br />
Crest-Apartments stammt von der Landschaftsarchitektin<br />
Tina Chee. Und im<br />
Unterschied zu den drei anderen von Michael<br />
Maltzan Architecture entworfenen<br />
Projekten Rainbow, New Carver und Star-<br />
Apartments, die sich in einem stark verdichteten<br />
städtischen Umfeld befinden,<br />
war bei den Crest-Apartments die Gestaltung<br />
der Freiräume entscheidend für den<br />
Genesungsprozess der Bewohner: Gemüsegärten,<br />
Versammlungsräume im Freien<br />
und ein Grillbereich tragen dazu bei, dass<br />
mit Hilfe des Außenraums eine lebendige<br />
Gemeinschaft entstehen kann.<br />
Gelungene<br />
Gestaltung<br />
Mit ihrer fünfstöckigen, glänzend-weißen<br />
Stuckfassade, die wie eine Werbetafel<br />
stolz ihre Botschaft verkündet, haben die<br />
Crest-Apartments ihre Nachbarn und die<br />
umliegenden Stadtverwaltungen für sich<br />
eingenommen. Auch die Beziehungen<br />
zwischen Gebäudeinnerem und seinen<br />
Bewohnern werden dank des Ideenreichtums<br />
des Entwurfs gefördert. Trotz der notwendigen<br />
Schutzmaßnahmen vor Kriminellen<br />
wurde eine visuelle Transparenz<br />
geschaffen, die die physischen Grenzen<br />
zwischen den Räumen auflöst: Lobby, Aufenthaltsräume,<br />
Gemeinschaftsküche,<br />
Waschküche und Servicebüros werden so<br />
miteinander verbunden und öffnen sich<br />
zum Straßenraum. Ein derart offenes Gebäudekonzept<br />
ist bei diesem Gebäudetyp<br />
äußerst ungewöhnlich.<br />
Die gelungene Gestaltung der Räume fördert<br />
das Zugehörigkeitsgefühl und den<br />
WEITER
56<br />
Die Flure und Treppenhäuser sind in unterschiedlichen Farben gehalten und werden durch Tageslicht zum Leuchten gebracht.
Ideen 4<br />
57<br />
Der als Garten gestaltete Außenraum fließt durch die Pilotis im Erdgeschoss hindurch und ermöglicht so eine Verzahnung von innen und außen.
58<br />
Gemeinschaftssinn zusätzlich. So wurden<br />
die Eingangstüren zu den Wohneinheiten<br />
versetzt angeordnet, um zu vermeiden,<br />
was Maltzan als den „trostlosen institutionellen<br />
Ausdruck zweihüftiger Flure“ bezeichnet.<br />
Ein andernfalls nichtssagender Durchgangsraum<br />
bietet auf diese Weise Gelegenheit<br />
für informelle Zusammenkünfte.<br />
Maltzans charakteristische weiße Flächen<br />
werden dabei durch punktuelle farbige<br />
Bereiche unterbrochen. Belebt durch natürliches<br />
Licht, verwandeln gelbe, grüne<br />
und blaue Farbtöne ganze Flure und Treppenhäuser<br />
in einen leuchtenden Schleier,<br />
als ob man durch eine Installation von<br />
James Turrell laufen würde.<br />
Die Fenster innerhalb der Wohneinheiten<br />
sind großzügig dimensioniert, um eine<br />
ausreichende Querlüftung und Tageslicht<br />
in den Wohnräumen zu gewährleisten.<br />
Alle Wohneinheiten sind gleich groß, so<br />
entsteht ein Gefühl der Gleichheit, was<br />
wiederum eine Demokratisierung der<br />
Räume erzeugt. Zudem ist jede Wohnung<br />
mit einer kompletten Küche und einem<br />
komfortablen Badezimmer ausgestattet.<br />
Zuletzt ist es auch der Briefkasten an der<br />
Eingangstür, der für jemanden, der längere<br />
Zeit in einer feindseligen Umgebung auf<br />
der Straße gelebt hat, ein unglaubliches<br />
Statussymbol darstellt.<br />
28 Monate nach der Eröffnung der Crest-<br />
Apartments scheint die Hoffnung auf ein<br />
Zuhause, zumindest für einige wenige<br />
Glückliche, in Erfüllung gegangen zu sein.<br />
Wie viele obdachlose Menschen zukünftig<br />
eine solche Gelegenheit bekommen,<br />
bleibt allerdings offen. Derweil dauert die<br />
Debatte über das Potenzial von Architektur,<br />
einen sozialen Wandel anzustoßen,<br />
weiterhin an.<br />
STAR-APARTMENTS<br />
Für den Stadtteil<br />
Skid Row entwickelten<br />
Michael Maltzan<br />
Architecture ein<br />
sechsstöckiges<br />
Gebäude mit<br />
88 Wohnungen für<br />
Obdachlose.<br />
RAINBOW-APARTMENTS<br />
Für die Star-Apartments<br />
bauten<br />
Michael Maltzan<br />
Architecture<br />
ein einstöckiges<br />
Gebäude in Downtown<br />
Los Angeles<br />
in ein Obdachlosenheim<br />
mit 102<br />
Wohnungen um.<br />
Aus dem Englischen<br />
von Sigrid Ehrmann<br />
NEW-CARVER-APARTMENTS<br />
1<br />
James Baldwin, Notes of a Native Son,<br />
(Boston: Beacon Press, <strong>19</strong>84), Seite 140<br />
Die New-Carver-<br />
Apartments von<br />
MMA: Das Gebäude<br />
mit 97 Wohnungen<br />
für Obdachlose<br />
liegt direkt neben<br />
dem I-10-Freeway<br />
in Los Angeles.
Ideen 4<br />
59<br />
M 1:200<br />
Situation<br />
Maisonette-Wohnung<br />
Längsschnitt<br />
BAUHERR:<br />
Skid Row Housing Trust<br />
ARCHITEKTEN:<br />
4. OG<br />
Michael Maltzan Architecture,<br />
Los Angeles<br />
TRAGWERKSPLANUNG:<br />
John Labib + Associates<br />
BAUINGENIEUR:<br />
Breen Engineering<br />
1. OG<br />
M 1:1000<br />
HAUSTECHNIK:<br />
Khalifeh & Associates<br />
ELEKTRO:<br />
OMB Electrical Engineers<br />
LANDSCHAFTSARCHITEKTEN:<br />
SWA Group<br />
(Projektleitung: Tina Chee)<br />
FERTIGSTELLUNG:<br />
2016<br />
S T A N D O R T :<br />
EG<br />
Van Nuys, CA
.<br />
E<br />
60<br />
Oben:<br />
Die Aussichtsterrasse mit Pool auf dem<br />
ehemaligen Ladedock<br />
Rechts:<br />
Das Sugarhouse-Restaurant ist in einem der<br />
eindrucksvoll sanierten Altbauten untergebracht.<br />
Rauer Beton und rostender Stahl bilden hier<br />
den Gegensatz zu dem historischen Holzdachstuhl.<br />
Unten:<br />
Eines der eher nüchternen<br />
Gästezimmer<br />
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FOTO OBEN: SU SHENGLIANG; MITTE UND UNTEN: XUFENG JING
Unterwegs im<br />
Alila Yangshuo Hotel<br />
Yangshuo<br />
61<br />
Diese luxuriöse Herberge befindet sich in<br />
einer märchenhaft erscheinenden chinesischen<br />
Landschaft. Vector Architects haben hier eine ehemalige<br />
Zuckerfabrik in ein beeindruckendes<br />
Landhotel verwandelt.<br />
ADRESSE<br />
Alila Yangshuo Hotel<br />
102 Donglin Street<br />
Yangshuo County<br />
Guilin, Provinz Guangxi<br />
China<br />
yangshuo@<br />
alilahotels.com<br />
www.alilahotels.com<br />
„ C H I N A S N E U E<br />
ARCHITEKTUR.<br />
BAUEN IM KONTEXT“<br />
Von<br />
Christian Schittich<br />
Birkhäuser<br />
20<strong>19</strong><br />
Von der Aussichtsterrasse mit Swimmingpool wandert der Blick über den mäandernden<br />
Li-Fluss und die malerischen Karstberge im Abenddunst: Im Alila<br />
Yangshuo ist man mittendrin in einer der berühmtesten Landschaften Chinas.<br />
Seit Jahrhunderten in Gedichten und Tuschezeichnungen verherrlicht, gilt sie<br />
im ganzen Land als wahrer Sehnsuchtsort.<br />
Eine gute Stunde bevor ich hier die letzten Lichtstrahlen genieße, bin ich mit<br />
dem Hochgeschwindigkeitszug aus Guilin, der etwa 80 Kilometer entfernten<br />
Hauptstadt der südchinesischen Provinz Guangxi, am Bahnhof Yangshuo angekommen.<br />
Trotz des gleichen Ortsnamens liegt mein Ziel noch 27 Kilometer<br />
entfernt. Den Weg im Hotel-Shuttle säumen grün überwucherte Felskegel,<br />
Reisfelder und belebte Bauerndörfer, wo zwischen den hässlichen Neubauten<br />
aus Stahlbeton immer wieder auch alte Häuser aus Stampflehm hervorschauen.<br />
Nach einer halben Stunde Fahrt auf der lauten, auch von Lastwagen stark<br />
frequentierten Landstraße biegt der Fahrer unvermittelt in eine Einfahrt: Ein Tor<br />
geht auf, und dahinter offenbart sich eine andere Welt.<br />
Den Kern des Hotels bilden die liebevoll sanierten Produktionsbauten einer<br />
ehemaligen Zuckerfabrik aus der Zeit der Kulturrevolution. Um diese herum<br />
hat Gong Dong, einer der wichtigsten Vertreter von Chinas „neuer“ Architektengeneration,<br />
mit seinem Büro Vector Architects drei Gebäuderiegel für die<br />
Gästezimmer und Suiten platziert; diese korrespondieren in Form und Material<br />
mit dem Bestand, zeichnen sich aber nicht zuletzt durch eine für China außergewöhnliche<br />
Detail- und Ausführungsqualität aus: Schalungsrauer Sichtbeton<br />
und perforierte Wände aus Hohlsteinen lassen die Volumina leicht, beinahe<br />
immateriell erscheinen. Nicht weniger überzeugend zeigt sich die Freiflächengestaltung<br />
mit den großen, luxuriös ausgeführten Wasserflächen, die die<br />
einzelnen Volumina zusammenbinden.<br />
Die Hotelzimmer selbst sind beinahe nüchtern eingerichtet. Alle Aufmerksamkeit<br />
wird hier über großflächige Fenster auf die eindrucksvolle Umgebung gelenkt.<br />
Geradezu verschwenderisch ist das Platzangebot in den etwa 100 Quadratmeter<br />
großen Suiten, wo vom frei im Raum stehenden Doppelbett der Blick<br />
durch ein Panoramafenster in den Garten schweift. Für den gesamten Innenausbau<br />
zeichnet Ju Bin, ein im ganzen Land weithin bekannter Innenarchitekt,<br />
verantwortlich. Sinnlicher und mehr als Erlebnis hat dieser die Räume mit zentraler<br />
Funktion in den äußerlich unveränderten Altbauten inszeniert: Das beginnt<br />
mit der Rezeption und Lobby im ehemaligen Kraftwerk, wo eine knallrote<br />
Sitzgruppe alle Blicke auf sich zieht, geht weiter über den früheren Pressraum,<br />
der jetzt eine glitzernde Bar und mehr als hundert Rumsorten beherbergt,<br />
und reicht bis zum „Sugarhouse Restaurant“ im früheren Raffineriegebäude.<br />
Der eindrucksvollste Platz für mich aber ist zweifellos der auf dem ehemaligen<br />
Ladedock am Fluss gelegene Swimmingpool – hier rahmt die Betonkonstruktion<br />
der früheren Kranbahn den Blick auf die majestätische Landschaft. Ein perfekter<br />
Ort, um im Liegestuhl mit einem Drink in der Hand die beeindruckende<br />
Aussicht zu genießen.<br />
PREISE<br />
Doppelzimmer<br />
ab<br />
229 Euro<br />
Text<br />
Christian Schittich
62<br />
Ideen<br />
5<br />
Das „Fogo“ in Zürich bietet Wohnraum für Asylbewerber und Auszubildende in zentraler Zürcher Lage.
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63<br />
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64<br />
Integration<br />
ist Vermischung<br />
Wie können Architektur<br />
und Städtebau<br />
zur Integration von Asylsuchenden<br />
beitragen?<br />
Die Wohnanlage „Fogo“<br />
am Vulkanplatz in Zürich<br />
bringt Asylbewerber, Aus -<br />
zu bildende, Planer, Dienstleister<br />
und Kulturschaffende<br />
mit einer Mischung<br />
aus Wohnen und Arbeiten<br />
zusammen, um so eine<br />
neue Form des Austauschs<br />
zu ermöglichen.<br />
Kritik<br />
Falk Jaeger<br />
Architekten<br />
Hoffmann Fontana<br />
Architekturen<br />
Fotos<br />
Emil Blau
Ideen 4<br />
65<br />
Vulkanplatz, der Name erinnert an den<br />
Bushersteller Vulkan, der hier in Zürich-<br />
Altstetten seinen Standort hatte. Als die<br />
Architekten für ihr Wohnprojekt an diesem<br />
Platz ein griffiges Branding suchten, benannten<br />
sie es auch nach einem Vulkan –<br />
dem Fogo auf der gleichnamigen kapverdischen<br />
Insel. Wohnungen für Menschen<br />
sind hier entstanden, die sich einen solchen<br />
Standort eigentlich niemals leisten<br />
könnten: 150 Asylbewerber mit Aufenthaltsstatus,<br />
aber auch Auszubildende. Zudem<br />
gibt es einen Platz für „Fahrende“,<br />
wie die Landfahrer Schweizer Nationalität<br />
jenischer Abkunft genannt werden.<br />
Kommunale<br />
Baulandreserve<br />
Diese sozial orientierte Nutzung auf einem<br />
Areal, das im Bereich der Westwanderung<br />
der Kreativszene und der Cityfunktionen<br />
liegt, das zudem mit S-Bahnhof und Autobahnanschluss<br />
in unmittelbarer Nachbarschaft<br />
bestens erreichbar ist und wo der<br />
Quadratmeter mit 15.000 bis 20.000 Franken<br />
gehandelt wird, ist durchaus erstaunlich.<br />
Die Erklärung: Es handelt sich um<br />
„kommunale Baulandreserve“, die nicht<br />
veräußert werden darf. Und da derzeit keine<br />
öffentliche Nutzung ansteht, ist das 1,6<br />
Hektar große Gelände für eine temporäre<br />
Nutzung mit einer Dauer von 15 bis 20 Jahren<br />
verfügbar. Sicher kommt dem Quartier<br />
auch zugute, dass die Nutzungsdichte aus<br />
Brandschutzgründen verhältnismäßig gering<br />
ist.<br />
Containerlösungen<br />
Auf dem westlichen Teil ließ die kommunale<br />
Stiftung „Einfach Wohnen SEW“ einen<br />
Holzmodulbau mit 33 Wohnungen mit jeweils<br />
drei bis fünf Schlafzimmern errichten,<br />
von denen 22 vom Jugendwohnnetz<br />
Juwo an Azubis und elf von der Asylorganisation<br />
AOZ an Flüchtlinge vermietet werden.<br />
Die Pläne für die ansehnliche, aus<br />
zwei Trakten mit zwischengeschobenem<br />
Erschließungsbauwerk bestehende Anlage<br />
stammt vom Zürcher Büro HDPF, gebaut<br />
haben die Holzbauspezialisten Kaufmann<br />
aus Vorarlberg.<br />
Auf dem größeren östlichen Areal wurden<br />
Hoffmann Fontana Architekturen für die<br />
AOZ aktiv. Ihr Job war es zunächst, eine<br />
bereits bestehende Containersiedlung in<br />
Leutschenbach im Norden Zürichs hierher<br />
zu versetzen, da deren Standzeit abgelaufen<br />
war. Eine gute Idee ist das nicht unbedingt,<br />
denn Seecontainer sind aus bauphysikalischen<br />
Gründen für das Wohnen<br />
nicht gerade ideal. Zudem fallen die wesentlichen<br />
Kostenfaktoren – Installation,<br />
neues Dach, Erschließung – nach dem<br />
Umsetzen erneut an. Weshalb man nicht<br />
komplett neu gebaut hat, erklärt der aus<br />
Leipzig stammende Architekt Sebastian<br />
Hoffmann von Hoffmann Fontana Architekturen<br />
damit, dass Container ein bestimmtes<br />
Image haben: Sie gelten als flexibel,<br />
preiswert, vorläufig, temporär. Das<br />
wiederum erhöht die Akzeptanz im politischen<br />
Raum, wo vieles per Volksentscheid<br />
genehmigt wird.<br />
Billiger wird die Sache dadurch natürlich<br />
nicht, und baurechtlich gilt das translozierte<br />
Gebäude als Neubau. Auch der Planungsaufwand<br />
wird größer – ohne Honorarausgleich,<br />
versteht sich. Immerhin<br />
konnten die Architekten von den Erfahrungen<br />
am ersten Standort in Leutschenbach<br />
lernen. Private Freiflächen wie Balkone<br />
und die hierzulande beliebten<br />
„halbprivaten“ Flächen als informelle<br />
Treffpunkte, etwa überbreite Laubengänge,<br />
sind bei den Bewohnern einfach nicht<br />
gefragt. Statt der Zehnpersonen-Wohnungen<br />
wurden die Container zu kleineren,<br />
„normalen“ Wohneinheiten kombiniert.<br />
Die offenen Stahltreppenanlagen sind<br />
jetzt kompakter, dafür entstanden in den<br />
hochwertig ausgestatteten Freibereichen<br />
zwischen den Bauten unterschiedliche<br />
Plätze, Spiel- und Aufenthaltsflächen als<br />
Treffpunkte, die nun gut frequentiert sind.<br />
Wohlüberlegter<br />
Nutzungsmix<br />
Wenn das ganze Vorhaben dennoch<br />
überzeugt, dann der Ergänzungsbauten<br />
wegen. Um die Wohnungen vom Verkehrslärm<br />
abzuschirmen, ordneten die<br />
Architekten vor den Wohncontainern eine<br />
„Schicht“ von Gewerbebauten an. Die<br />
weisen eine ähnliche Struktur auf; es handelt<br />
sich dabei aber um Module aus Holz<br />
– ein für diese Zwecke besser geeignetes<br />
Bausystem. Während die Container Anstriche<br />
in kräftigen Farben und einen auflockernden<br />
Lianenbewuchs erhielten, sind<br />
die Gewerbeeinheiten mit unterschiedlichen<br />
Metallfassaden in gedeckteren Farben<br />
verkleidet.<br />
Die Randnutzung mit ihrem wohlüberlegten<br />
Nutzungsmix bringt auch externes Leben<br />
ins Quartier. Im Kursraumgebäude<br />
der AOZ gibt es Bildungs- und Integrationsangebote<br />
für die Asylbewerber. Der<br />
Stammtisch „DuBischDra“ (Du bist dran)<br />
hat sich zum Brettspielzentrum entwickelt,<br />
das Nerds aus der Stadt anzieht. Das Café<br />
„Buvette“ ist ein beliebter informeller Treffpunkt.<br />
Die „dieCuisine“ ist eine „Innovations-Genossenschaft<br />
rund um nachhaltiges<br />
Essen und zukünftige Food-Systeme“<br />
mit Testküche. Außerdem haben sich in<br />
den 22 von zwölf bis 50 Quadratmetern<br />
reichenden Ateliers und den vier Gewerbeeinheiten<br />
viele kleine Firmen eingemietet<br />
– Planer, Dienstleister, Kulturschaffende<br />
und Firmenvertretungen. Die Ateliers<br />
haben meist kleine Terrassen oder<br />
Freiflächen, in der Hoffnung, dass sich die<br />
Gewerbetreibenden dort präsentieren –<br />
und auf diese Weise ein Austausch zwischen<br />
ihnen und Bewohnern oder Besuchern<br />
entsteht.<br />
Konzept<br />
für Integration<br />
Beim Kuratieren der Nutzungen brachten<br />
verschiedene Asylorganisationen ihre Erfahrungen<br />
mit ein: In den partizipativen<br />
Prozessen sollte ein gemischtes „gewachsenes“<br />
Stadtquartier („Quartiersubstrat“<br />
nennt es der Architekt) simuliert und so ein<br />
Ambiente geschaffen werden, das den<br />
Bewohnern die Integration in die fremde<br />
Gesellschaft erleichtert oder überhaupt<br />
erst ermöglicht.<br />
Es scheint ein einfaches, logisches und<br />
überzeugendes Konzept für eine erfolgreiche<br />
Inklusion der Asylbewerber in das<br />
städtische Gemeinwesen und in die Arbeitswelt<br />
zu sein – deren Wohnquartiere<br />
eben nicht an den Stadtrand abzuschieben,<br />
sondern ihnen eine neue Heimat in<br />
Form eines vernetzten, durch Nahverkehr<br />
gut erschlossenen Viertels mit wohnungsnaher<br />
Schulversorgung anzubieten. Aber<br />
es bleibt wohl trotz allem ein Glücksfall,<br />
wenn dafür „Baulandreserve“ in zentraler<br />
Lage zur Verfügung steht und potente<br />
Hilfsorganisationen gleichzeitig ihre Expertise<br />
einbringen können.<br />
Pläne auf<br />
Seite 70
66<br />
Beim Grundstück, auf dem sich das Fogo befindet, handelt es sich um „kommunale Baulandreserve“, die nicht veräußert werden darf.
Ideen 4<br />
67<br />
Insgesamt gibt es 33 Wohnungen mit jeweils drei bis fünf Schlafzimmern, von denen 22 an Azubis und elf an Flüchtlinge vermietet werden.
68<br />
Die Container, aus denen sich das Fogo zusammensetzt, erhielten Anstriche in kräftigen Farben und einen auflockernden Lianenbewuchs.
Ideen 4<br />
69<br />
In den 22 Ateliers und den vier Gewerbeeinheiten, die das Fogo umgeben, haben sich viele kleine Firmen eingemietet.
70<br />
Ideen 4<br />
M 1:10.000<br />
Lageplan<br />
Schnitt<br />
M 1:200<br />
BAUHERR:<br />
Asyl-Organisation Zürich<br />
ARCHITEKTUR, BAULEITUNG<br />
UND NUTZUNGSKONZEPT:<br />
Hoffmann Fontana Architekturen<br />
GmbH, Zürich<br />
MITARBEITER:<br />
M 1:1000<br />
Beatrice Fontana<br />
Sebastian Hoffmann<br />
Walter Venzi<br />
LANDSCHAFTSARCHITEKTEN:<br />
Laubrausch<br />
Landschaftsarchitekten<br />
H L K K S :<br />
Manzano Engineering AG<br />
ELEKTRO:<br />
Ruckstuhl Elektroprojekt AG,<br />
Rotkreuz<br />
HOLZMODULBAU<br />
UND AUSFÜHRUNGSPLANUNG<br />
HOLZMODULE:<br />
Erdgeschoss<br />
KIFA AG, Aadorf<br />
FERTIGSTELLUNG:<br />
Februar 20<strong>19</strong><br />
S T A N D O R T :<br />
Vulkanplatz, Zürich-Altstetten
71<br />
2<br />
Fragen<br />
SEITE<br />
72<br />
1<br />
Wo<br />
beginnt Obdach<br />
?<br />
SEITE<br />
82<br />
2<br />
Welche juristischen<br />
Leitplanken<br />
gelten bei BIM<br />
?
72<br />
Wo<br />
beginnt Obdach<br />
?<br />
Bei einer Asienreise dokumentieren<br />
Myrzik+Jarisch die<br />
Rückzugsorte von Obdachlosen.<br />
Sie zeigen, wie stark<br />
Architektur im kollektiven<br />
Bewusstsein verankert ist,<br />
und werfen Fragen auf:<br />
Wo beginnt Architektur? Was<br />
gilt als Obdach? Und ab<br />
wann ist man obdachlos?
Z<br />
Fragen 1<br />
Als die beiden Fotografen Ulrike Myrzik und Manfred Jarisch Tokio und<br />
Osaka besuchen, sind sie von der Präsenz der Obdachlosigkeit überrascht.<br />
Noch Jahre nach einer geplatzten Immobilienblase ist Wohnraum kaum<br />
bezahlbar. Innerhalb einer kurzen Zeitspanne mussten viele Menschen ihre<br />
Wohnungen verlassen. Sie gehören dem Mittelstand an und gehen immer<br />
noch einer geregelten Arbeit nach – leben aber auf der Straße und müssen<br />
sich an die neue Situation anpassen. So entstehen an abgelegenen Plätzen<br />
wie unter Brücken und Autobahnen Ansammlungen aus temporären Behausungen,<br />
die in ihrer Konformität Schrebergartensiedlungen ähneln.<br />
73<br />
B A U<br />
E N<br />
(I I I)<br />
•<br />
S<br />
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(I I I)<br />
E N<br />
B A U<br />
L<br />
Fotos<br />
Myrzik und Jarisch<br />
Text<br />
Vera Baeriswyl
74
Fragen 1<br />
Es dauerte nicht lange, bis die Fotografen den roten beziehungsweise<br />
blauen Faden entdecken, der die Obdachlosenbehausungen Japans miteinander<br />
verbindet und erkenntlich macht: Die meisten der sorgfältig<br />
konstruierten Strukturen leuchten schon von Weitem kräftig blau. So ist es<br />
nicht schwierig, die Schlafplätze zu finden, selbst wenn sich ihre Bewohner<br />
darum bemühen, sie im Schutz von Bäumen und Sträuchern zu errichten.<br />
Die Folien sind wetterbeständig und deshalb sehr begehrt, um die Unterkünfte<br />
zu isolieren und vor dem Wetter zu schützen.<br />
75
76
Fragen 1<br />
Die Unterkünfte, die die beiden Fotografen vorfinden, weisen oft ein hohes<br />
Maß an Häuslichkeit auf. Die Personen, die darin leben, geben sich große<br />
Mühe, durch die Obdachlosigkeit so wenig Lebensqualität und Normalität<br />
wie möglich einzubüßen, sie sind nicht in Armut aufgewachsen. So statten<br />
sie ihre kistenartigen Behausungen mit Giebel, Fenster und Türen, Vorzelten<br />
und Pflanzen aus. Zudem hat Ordnung hohe Priorität: Es ist keine Verwahrlosung<br />
zu sehen, dafür aber Putzutensilien und Aufbewahrungssysteme.<br />
77
78
Fragen 1<br />
Was die beiden Fotografen schnell bemerken, sind die vorherrschenden<br />
Bemühungen, Privatsphäre zu wahren. Die Eingänge der Schlafstätten sind<br />
meist abgedeckt. Behelfsmäßige Zäune oder andere Mittel grenzen die<br />
einzelnen Unterkünfte von der Außenwelt ab, aber auch die aller anderen:<br />
Zwischen den Behausungen gibt es einen großen Anstandsabstand. Alle<br />
Eingänge zeigen in die gleiche Richtung – niemand will den Anschein erwecken,<br />
dass er seine Nachbaren beobachtet.<br />
79
80<br />
Live<br />
„Architekt sein hört nicht<br />
am Schreibtisch auf“<br />
Der Verlag des Baumeister hat ein neues Clubangebot<br />
gestartet: NXT A, eine Content- und Vernetzungsplattform<br />
für junge Architekten. Was es damit auf sich hat, berichtet<br />
Initiator Christian Keck im Interview.<br />
BAUMEISTER:Christian, was<br />
ist die Idee hinter NXT A?<br />
CHRISTIAN KECK: Wir haben<br />
eine Veränderung im Architekturmarkt<br />
wahrgenommen.<br />
Die neue Generation Architekten<br />
bringt ein neues Wertesystem<br />
mit. Es verändert<br />
sich sowohl die persönliche<br />
Sicht auf Arbeitgeber als<br />
auch das Selbstbild und das,<br />
was man erreichen und<br />
wie man sich darstellen will.<br />
B: Diese neue Generation<br />
wollt Ihr ansprechen.<br />
Tun das nicht schon andere?<br />
CK: Seitens der Verbände<br />
und der Kammern gibt es<br />
immer wieder Wettbewerbe<br />
oder Kampagnen, die sich an<br />
junge Architekten richten –<br />
und das ist auch gut so. Ein<br />
dauerhaftes und bundesweites<br />
Angebot aber konnten wir<br />
nicht entdecken. So wurde<br />
die Idee von NXT A geboren,<br />
ein fachliches Netzwerkangebot<br />
mit starken Inhalten<br />
und einem lifestyligen Vorteilsangebot<br />
zu kombinieren.<br />
B: Was macht das Projekt<br />
einzigartig?<br />
CK: Die Kombination der drei<br />
Leistungsbestandteile Netzwerk,<br />
Content und Lifestyle in<br />
einem Angebot. Neu ist auch<br />
der Ansatz, dieses als eigenständiges<br />
Produkt im Sinne<br />
eines Paid-Membership-<br />
Modells anzubieten. NXT A ist<br />
nicht an ein bestehendes<br />
Abomodell oder ein sonstiges<br />
Angebot aus unserem Haus<br />
gebunden. Und apropos<br />
Abonnement – auch die Mitgliedschaft<br />
selbst ist für die<br />
Branche neu. Unser großes<br />
www.nxt-a.de<br />
@NXT.A.DasjungeArchitektenNetzwerk<br />
@nxt_a_network<br />
Vorbild dabei war Netflix, das<br />
ein einfaches, flexibles und<br />
absolut transparentes Mitgliedsmodell<br />
anbietet: „Überzeuge<br />
Dich 30 Tage lang kostenlos<br />
von unserem Angebot.<br />
Dann entscheidest Du, ob<br />
Du weiterhin NXT A-Mitglied<br />
für einen weiteren Monat sein<br />
willst. Solltest Du es Dir doch<br />
anders überlegen, kannst<br />
Du monatlich Deine Mitgliedschaft<br />
selbst beenden.“<br />
B: Architektur und Lifestyle<br />
verbinden – geht das überhaupt?<br />
CK: Ja, natürlich. Bestimmte<br />
Interessen und Vorlieben, die<br />
insbesondere bei Architektinnen<br />
und Architekten etwas<br />
ausgeprägter sind, hören<br />
ja nicht am Schreibtisch auf.<br />
B: Wenn die Idee so gut ist,<br />
warum ist noch kein anderer<br />
Verlag auf die Idee gekommen?<br />
CK: Du weißt doch selbst – es<br />
muss immer einen geben,<br />
der mit etwas Neuem anfängt.<br />
B: Wer sind die Konkurrenten?<br />
CK: Im Moment sehe ich ehrlich<br />
gesagt keine. Aber natürlich<br />
buhlen wir wie alle anderen<br />
Fachmedien, Kammern<br />
und Verbände oder die Bauindustrie<br />
um die Aufmerksamkeit,<br />
das Zeitkontingent<br />
und das Budget junger Architektinnen<br />
und Architekten.<br />
B: Die Wirtschaftszeitung<br />
Handelsblatt hat kürzlich ihren<br />
eigenen Club gestartet.<br />
Wie viel Handelsblatt-Wirtschaftsclub<br />
steckt in NXT A?<br />
CK: Was wir an deren<br />
Club sehr schätzen, ist die<br />
Mischung des Angebots.<br />
Auch dort werden für eine<br />
bestimmte Zielgruppe Events,<br />
Contentangebote und lifestyligere<br />
Vorteilsangebote<br />
miteinander kombiniert. Das<br />
machen wir vom Grundsatz<br />
her auch, betrachten es aber<br />
als eigenständiges und neues<br />
Angebot. Ansonsten wäre<br />
NXT A der „Baumeister Architektenklub“,<br />
der seinen Printund<br />
Digitalabonnenten einen<br />
zusätzlichen Anreiz bietet,<br />
das Abonnement so lange als<br />
möglich aufrecht zu erhalten.<br />
Wir hingegen haben ein<br />
selbstständiges und modernes<br />
Membership-Modell:<br />
30 Tage kostenlos testen,<br />
bei Gefallen geht das Abonnement<br />
los.<br />
B: Was hat Dich persönlich<br />
bei der Initiierung des<br />
Projekts überrascht?<br />
CK: Eigentlich die Erklärungsbedürftigkeit<br />
von NXT A.<br />
In der Entwicklungsphase<br />
habe ich mit vielen Architekten<br />
persönlich gesprochen.<br />
Und es hat immer eine Zeit<br />
gedauert, bis so richtig verstanden<br />
wurde, was NXT A<br />
genau ist und wofür es steht.<br />
Das habe ich mir konzeptionell<br />
zu Herzen genommen<br />
und bei der weiteren inhaltlichen<br />
Ausgestaltung berücksichtigt.<br />
Es hat aber auch<br />
gezeigt, welche Anstrengungen<br />
wir im Marketing werden<br />
unternehmen müssen, um<br />
NXT A bekannt zu machen,<br />
aber auch als „Produkt“ verständlich<br />
zu kommunizieren.<br />
Das wird uns bestimmt auch<br />
nach dem Launch immer<br />
weiter beschäftigen, und wir<br />
werden hier weiter optimieren.<br />
B: Wann ist NXT A erfolgreich?<br />
CK: Wir haben uns klare<br />
Kennziffern gesetzt, die natürlich<br />
die wirtschaftliche Seite,<br />
aber auch die Relevanz messen<br />
und vergleichbar machen.<br />
So gibt es von uns klare<br />
Zielsetzungen hinsichtlich des<br />
Website-Traffics, aber natürlich<br />
auch der Zahl an (zahlenden)<br />
Mitgliedern. Hierbei<br />
wird es auch spannend zu<br />
beobachten sein, wie viele<br />
und welche Mitglieder wir<br />
auch nach dem 30-tägigen<br />
Testmonat von NXT A überzeugen<br />
konnten und wie<br />
lange sie uns dann erhalten<br />
bleiben. Gerade dieser<br />
Aspekt ist wichtig, da wir<br />
dann auch ein noch besseres<br />
Gefühl für die inhaltliche<br />
Relevanz und die Akzeptanz<br />
durch die Architekten bekommen.<br />
Unser Angebot,<br />
egal ob Events, Content oder<br />
Vorteilsangebote, werden wir<br />
kontinuierlich an die Wünsche<br />
unserer Zielgruppe anpassen.<br />
Denn dann sind wir<br />
in einem echten Dialog,<br />
hören zu und lernen ganz viel<br />
dabei.<br />
Interview<br />
Alexander Gutzmer
Open<br />
nxt-a.de<br />
minds<br />
connected<br />
Become<br />
a member
82 Architektur und Management<br />
Welche<br />
gelten<br />
bei BIM<br />
?<br />
Die Einführung von Building<br />
Information Modeling wurde<br />
in der juristischen Welt zunächst<br />
kritisch beäugt. So war<br />
die Rede davon, dass die<br />
Digitalisierung nunmehr die<br />
Baubranche erreicht habe. 1<br />
Dies greift zu kurz, weil hier<br />
seit Jahrzehnten mit digitalen<br />
Werkzeugen gearbeitet wird.<br />
Auch die Verschärfung der<br />
Architektenhaftung geriet in<br />
den Fokus, weil es wegen<br />
einer stärkeren kooperativen<br />
Zusammenarbeit zu Schwierigkeiten<br />
bei der Haftung<br />
kommen könne. Neue Haftungspotenziale<br />
seien aus<br />
dem stärkeren Einsatz von IT<br />
zu erwarten und eine Ausweitung<br />
der gesamtschuldnerischen<br />
Haftung nicht<br />
auszuschließen. 2 Positiv ist,<br />
dass die Möglichkeit, das<br />
juristischen<br />
Leitplanken<br />
Geplante tiefer als bisher miteinander<br />
zu verzahnen und<br />
eine vielschichtige Planung<br />
in digitalen Simulationen<br />
durchzuspielen, dabei hilft,<br />
Fehler, Irrtümer oder Fehlendes<br />
zu erkennen. Dies ermöglicht<br />
frühzeitige Korrekturen,<br />
die Zeit, Geld und Ressourcen<br />
schonen. Der Einsatz von<br />
BIM ist aber kein Allheilmittel<br />
und kann den schöpferischen<br />
Akt der Planung wie das Klären<br />
der baulichen Aufgaben,<br />
das Ermitteln des Bedarfs<br />
oder eines vorhandenen<br />
Bestands sowie Abstimmung<br />
und Koordination verschiedener<br />
Planungsbeiträge<br />
nicht ersetzen. 3 Diese Themen<br />
müssen, ebenso wie die<br />
Termin- und Ressourcenplanung,<br />
gestaltet werden und<br />
leben vom Input des Planers.<br />
Hinsichtlich BIM und Recht<br />
haben sich drei Themen<br />
herauskristallisiert, die hier<br />
kurz aufgegriffen werden.<br />
Eine ausführliche Darstellung<br />
finden Sie unter www.newmonday.de/<br />
Vertragsgestaltung<br />
Bei der Vertragsgestaltung<br />
bringt BIM neue Aspekte hinsichtlich<br />
der Beschreibung<br />
des Leistungs-Solls mit sich.<br />
In der Leistungsbeschreibung<br />
sollten zumindest die Art<br />
der Daten, deren Detailtiefe<br />
und der jeweilige Lieferzeitpunkt<br />
festgelegt werden.<br />
Dies geschieht durch die<br />
Festlegung der jeweiligen<br />
Level of Detail (LOD) und<br />
Level of Information (LOI) 4 .<br />
Ferner ist der Umfang der<br />
Tätigkeit zu definieren, ob<br />
also etwa Kollisionsprüfungen,<br />
Massenermittlungen zu<br />
erbringen sind. Zur Ausgestaltung<br />
der BIM-Standards<br />
gibt es zwei Modelle: Gleichlautende<br />
BIM-Vertragsbedingungen<br />
können bilateral<br />
oder durch Abschluss eines<br />
Mehrparteienvertrags<br />
ver einbart werden. Letzterer<br />
schafft zwar größere Übereinstimmung,<br />
muss aber<br />
das jeweilige Leistungssoll<br />
abgrenzen. Welche Vertragsart<br />
sich für BIM durchsetzt,<br />
bleibt abzuwarten.<br />
Vergütung<br />
Der EuGH hat entschieden,<br />
dass die HOAI hinsichtlich<br />
der Mindest- und Höchstsätze<br />
nicht europarechtskonform<br />
ist, weil sie gegen die Richtlinie<br />
2006/<strong>12</strong>3/EG verstößt. 5<br />
Zwingendes Preisrecht gibt<br />
es nicht mehr. BIM-Leistungen<br />
sind daher frei zu vereinbaren.<br />
Bezieht man sich auf<br />
HOAI-Leistungsbilder, muss<br />
beim Vorziehen von Leistungen<br />
in frühere Leistungsphasen<br />
auch die Vergütung<br />
synchronisiert werden,<br />
weil sonst Honorare nicht<br />
auskömmlich sind.<br />
Haftung<br />
BIM kann erheblich zur<br />
Vermeidung von Haftungsfällen<br />
beitragen, weil durch eine<br />
vorverlagerte Planung sowie<br />
Simulationen und Kollisionsprüfungen<br />
Mängel rechtzeitig<br />
erkannt, vermieden und mit<br />
geringem Aufwand beseitigt<br />
werden können. Dies hat<br />
gegenüber später entdeckten<br />
Mängeln hinsichtlich<br />
Kosten, Leistung und Zeit den<br />
Vorteil, dass Mängel nicht<br />
in voller Breite durchschlagen.<br />
Allerdings spielt die <strong>Gesamt</strong>schuld<br />
bei der Haftung eine<br />
bedeutende Rolle. Hierbei<br />
kann sich der Auftraggeber<br />
aussuchen, wen er in Anspruch<br />
nimmt, wenn mehrere<br />
einen Mangel zu verantworten<br />
haben. Bezogen auf BIM<br />
stehen drei Fragen im Raum:<br />
Zum einen ist zu klären, wie<br />
das Verhältnis des Architekten<br />
zum neu hinzutretenden<br />
BIM-Manager ist. Hier gilt,<br />
dass Fehler im Planungsprozess<br />
des jeweils anderen haftungsmindernd<br />
einzuwenden<br />
sein können, wenn beide<br />
Erfüllungsgehilfen des Auftraggebers<br />
sind. Wegen der<br />
durch BIM gewollten engeren<br />
kooperativen Zusammenarbeit<br />
können aber Schwierigkeiten<br />
bei der Zuordnung<br />
von Mängeln auftreten.<br />
Daher ist genau festzulegen,<br />
wer welche Leistungen erbringt.<br />
Noch wichtiger wird<br />
es, Schnittstellen frühzeitig zu<br />
identifizieren und deren<br />
verantwortliches Management<br />
durch vertragliche<br />
Regelungen konkret zuzuordnen.<br />
Ist dies nicht möglich,<br />
sollte zumindest die Pflicht zur<br />
fortlaufenden Schnittstellenabstimmung<br />
aufgenommen<br />
werden.<br />
Ein weiterer Haftungsaspekt<br />
ergibt sich daraus, inwieweit<br />
der Architekt verpflichtet<br />
ist, Beiträge Dritter zu überprüfen.<br />
Hier sind Ursachen<br />
aus der IT-Welt beziehungsweise<br />
deren Interoperabilität<br />
und Automatisierung zu<br />
berücksichtigen. 6 Setzt der<br />
Architekt eigene Software<br />
zur Erfüllung seiner vertraglichen<br />
Pflichten ein, muss<br />
diese funktionieren. Er wird<br />
aber nicht in der Lage sein,<br />
etwa die Ursachen von<br />
Fehlern bei der Übertragung<br />
im IFC-Datenformat zu<br />
überprüfen, und wird sich<br />
auf eine Ergebniskontrolle<br />
Text<br />
Erik Becker
eschränken müssen. Ist der<br />
Einsatz bestimmter Software<br />
vorgeschrieben, ist es dem<br />
Architekten nicht möglich,<br />
diese zu prüfen. Zu prüfen<br />
ist aber, ob die Leistung<br />
überhaupt erbracht und ob<br />
Vorgaben eingehalten sind. 7<br />
Er ist außerdem verpflichtet,<br />
offensichtliche Fehler und<br />
Unvollständigkeiten zu erkennen.<br />
8 Interne Datenverarbeitungsabläufe<br />
beim<br />
IFC-Verfahren oder bei automatisierten<br />
Prozessen wie<br />
bei der Kollisions- und<br />
Regel prüfung können nicht<br />
überprüft werden.<br />
Beim Versicherungsschutz<br />
ist zu beachten, dass für<br />
Verstöße bei Tätigkeiten, die<br />
nicht zum Berufsbild des<br />
Architekten gehören, kein<br />
Versicherungsschutz besteht.<br />
Bezogen auf BIM heißt dies,<br />
dass der Architekt hinsichtlich<br />
der Übernahme solcher<br />
Leistungen mit dem Versicherer<br />
klären sollte, ob Haftpflichtversicherungsschutz<br />
besteht.<br />
Für Leistungen, die Leistungsbildern<br />
der HOAI entsprechen<br />
und lediglich mit BIM-<br />
Methoden erbracht werden,<br />
ist dies unproblematisch.<br />
Zusammenfassend lässt sich<br />
festhalten, dass Auftraggeber<br />
und Architekt trotz mit BIM<br />
verbundener Chancen gut<br />
daran tun, für die oben genannten<br />
Aspekte sensibilisiert<br />
zu sein und möglichst bereits<br />
bei der Vertragsgestaltung<br />
aktiv zu werden. Die zunehmende<br />
Nutzung von BIM wird<br />
sich auch im Rechtsbereich<br />
niederschlagen. Obwohl<br />
auch BIM und Recht noch<br />
am Anfang einer Entwicklung<br />
stehen, ist der Autor zuversichtlich,<br />
dass sich die anstehenden<br />
Herausforderungen<br />
im Sinne der Bauvertragsparteien<br />
meistern lassen.<br />
Eine ausführliche Darstellung<br />
der einzelnen Punkte Vertragsgestaltung,<br />
Vergütung<br />
und Haftung finden Sie unter<br />
www.new-Monday.de/bim<br />
Erik Becker ist Rechtsanwalt<br />
und Fachanwalt für Bau- und<br />
Architektenrecht und Leiter<br />
Recht bei der GEBAG Duisburger<br />
Baugesellschaft mbH<br />
(www.gebag.de)<br />
1<br />
Werner-Pastor,<br />
Der Bauprozess,<br />
16. Auflage, Köln 2016,<br />
Randnr. 860<br />
2<br />
Bodden, BIM mit Recht<br />
einsetzen, Deutsches<br />
Architektenblatt 2016,<br />
S. 36<br />
3<br />
Hanke-Jordan, INGservice<br />
Nr.1/2017, BIM-Building<br />
Information Modeling<br />
https://www.hdi.de/<br />
freiberufler/service/<br />
ingservice/feb2017/bim<br />
4<br />
Bodden, a.a.O.<br />
5<br />
EuGH, Urteil<br />
vom 04.07.20<strong>19</strong>,<br />
C-377/17;<br />
Richtlinie 2006/<strong>12</strong>3/EG<br />
des Europäischen<br />
Parlaments und des Rates<br />
vom <strong>12</strong>. Dezember 2006<br />
über Dienstleistungen<br />
im Binnenmarkt<br />
(Abl.2006, L 376, S.36)<br />
6<br />
Hanke, Jordan, a.a.O.<br />
7<br />
OLG Düsseldorf, a.a.O.<br />
8<br />
OLG Köln, IBR 2011, 704<br />
Die kluge Fuge.<br />
Schlüter ® -ARCLINE<br />
Design und Funktionalität in einer einzigartigen Form: Mit<br />
Schlüter-ARCLINE bietet Schlüter-Systems ein neuartiges<br />
Produktsystem aus Aufnahmeprofilen und passenden Accessoires<br />
an. Nach dem Motto „Klicken statt Bohren“ bleiben<br />
beim Einsatz von ARCLINE sowohl die Fliesen als auch<br />
die dahinter liegende Abdichtung unberührt.<br />
www.schlueter.de/arcline<br />
schluetersystems
84<br />
Rubrik Ein Blick in <strong>12</strong>3 …<br />
... das Büro<br />
von Ingenhoven<br />
Architects<br />
Die Job-Matching-Plattform<br />
New Monday – die vom Callwey<br />
Verlag betrieben wird,<br />
der auch den Baumeister<br />
herausgibt – bietet Architekturbüros<br />
die Möglichkeit,<br />
sich interessierten Bewerbern<br />
zu präsentieren. An dieser<br />
Stelle spähen wir jeden<br />
Monat in ein Architekturbüro,<br />
das sich auf New Monday<br />
vorstellt. Denn gut gestaltete<br />
Arbeitsräume können dabei<br />
helfen, dass sich Arbeitnehmer<br />
mit dem Unternehmen<br />
identifizieren – und dort bleiben.<br />
Welche Räume schaffen<br />
sich Architekten, um darin<br />
zu arbeiten?<br />
Mitten im Düsseldorfer Medienhafen<br />
liegt der Hauptsitz<br />
von Ingenhoven Architects.<br />
Hier arbeiten rund <strong>12</strong>0 Mitarbeiter<br />
verschiedenster Nationalitäten.<br />
Weitere Standorte<br />
gibt es in St. Moritz, Sydney<br />
und Singapur. Spezialisiert<br />
hat sich das Büro auf die Planung<br />
und Realisierung nachhaltiger<br />
Großprojekte, insbesondere<br />
von Hochhäusern.<br />
Ihren Düsseldorfer Sitz, eine<br />
denkmalgeschützte, ehemalge<br />
Getreidemühle, haben die<br />
Architekten selbst umgebaut:<br />
Im fünften Geschoss lagen<br />
früher die weitläufigen Lagerhallen,<br />
dort ist heute das helle<br />
Großraumbüro untergebracht<br />
– mit einzigartigem<br />
Blick auf die Altstadt und den<br />
Rhein. Lediglich das Trägerraster<br />
erinnert noch an den<br />
Altbau. Alle Mitarbeiter finden<br />
an zwei langen Tischen<br />
Platz – das hat auch symbolischen<br />
Charakter: Denn hier<br />
wird kommuniziert, auch über<br />
das eigene Projekt hinaus.<br />
Die festen Arbeitsplätze werden<br />
ergänzt durch mehrere<br />
Besprechungsräume, eine<br />
Bibliothek, einen Modellbaubereich<br />
und ein Archiv. Eine<br />
großzügige Kaffeetheke ermöglicht<br />
ein informelleres<br />
Zusammenkommen. Beson-<br />
dere Bedeutung haben die<br />
vielen Architekturmodelle:<br />
Sie sind im Büro ausgestellt<br />
und sollen die Kreativität<br />
ankurbeln.<br />
Mehr Einblicke in Architekturbüros<br />
finden Sie auf New-<br />
Monday.de – Die Job-Plattform<br />
für Architekten, Bauingenieure<br />
und Freiraumplaner.<br />
www.new-monday.de/<br />
unternehmen/ingenhoven-<br />
architects<br />
new-monday.de<br />
newmonday@callwey.de<br />
@newjobnewmonday<br />
FOTO: INGENHOVEN ARCHITECTS / HD SCHELLNACK<br />
von<br />
Svenja Binz
Die<br />
Job<br />
Matching<br />
Plattform<br />
für<br />
Architekten &<br />
Bauingenieure<br />
new-monday.de
Lösungen<br />
Der Türdrücker „FSB <strong>12</strong>67“ ist eine Hommage an Ludwig<br />
Mies van der Rohe. Das Re-Design stammt von Hartmut Weise.
87<br />
18<br />
Lösungen:<br />
SEITE<br />
88<br />
Fassade<br />
und Dach<br />
SEITE<br />
96<br />
Fenster<br />
und Türen<br />
+<br />
QUALITÄTSSCHMIEDE:<br />
ZU BESUCH BEI BERKER<br />
SEITE<br />
94<br />
FOTO: FSB
88 Lösungen<br />
Fassade<br />
und Dach<br />
Fassaden und<br />
Dächer verei -<br />
nen Ästhetik,<br />
Technik und<br />
Funktion. Eine<br />
Gebäudehülle<br />
aus einem<br />
Guss lautet<br />
hier das Schlag -<br />
wort. Durch<br />
technische und<br />
methodische<br />
Weiterentwicklungen<br />
entstehen<br />
neue<br />
Gestaltungskonzepte<br />
und<br />
integrative<br />
Lösungen. Diese<br />
ermöglichen<br />
den Architekten<br />
immer mehr<br />
Flexibilität im<br />
Entwurf und bei<br />
der Umsetzung.<br />
Hier stellen<br />
wir die neuesten<br />
Entwicklungen<br />
sowie Projektbeispiele<br />
vor.<br />
1<br />
Für Sonne und<br />
Schatten geformt<br />
Mit dem Apartmenthaus<br />
„Solstice on the<br />
Park“ beweist das Ar-<br />
winkel der Sonne hin<br />
optimiert, dass in der<br />
heißen Jahreszeit<br />
weniger Sonne in das<br />
Gebäude eindringt<br />
als im Winter und<br />
dadurch Energie eingespart<br />
wird. Die<br />
Fassadenverkleidung<br />
des Wohnhochhauses<br />
besteht aus „Concrete<br />
Skin“ von Rieder.<br />
Über 4.000 m² der nur<br />
13 mm dünnen Platten<br />
aus nicht brennbarem<br />
Glasfaserbeton<br />
von<br />
Sabine<br />
Schneider<br />
WWW.RIEDER.CC<br />
chitekturbüro Studio<br />
Gang, dass Hochhaus<br />
und klimagerechtes<br />
Bauen kein Widerspruch<br />
sein müssen.<br />
Die signifikante Form<br />
des Gebäudes wurde<br />
anhand von Sonnendiagrammen<br />
ausgetüftelt:<br />
Diese wurden<br />
so auf den Einfalls-<br />
umhüllen die Konstruktion<br />
aus vorgespanntem<br />
Stahlbeton.<br />
Textur und Farbigkeit<br />
der Paneele sorgen<br />
für einen ästhetischen<br />
Einklang mit dem<br />
Charakter des von<br />
Sandstein- und Ziegeltönen<br />
geprägten<br />
Stadtteils.<br />
FOTO: RIEDER GROUP / DITZ FEJER
die im Kreuzverband<br />
Gelbe Klinkerbänder verarbeitet wurden.<br />
für Solitär<br />
Eine stark nuancierte<br />
Sortierung lässt den<br />
Im Berliner Stadtteil Klinker auch auf<br />
Charlottenburg findet große Entfernung als<br />
sich am Zusammenfluss<br />
von Spree und nung treten. An den<br />
solchen in Erschei-<br />
Landwehrkanal der Straßenfassaden<br />
neue Wohn- und<br />
ist die Klinkerwand<br />
Geschäftskomplex geschossweise mit<br />
„Spree One“. Für<br />
horizontalen Putzdie<br />
Fassade war dem gesimsen gegliedert,<br />
Büro Nöfer Architekten<br />
wichtig, dass<br />
etagen ganz in<br />
die bei den Wohn-<br />
diese nicht nur einen Putzoberflächen<br />
dauerhaften Charak-<br />
übergehen.<br />
Fassade und Dach<br />
2<br />
ter aufweist, sondern<br />
tatsächlich beständig<br />
ist. Deshalb entschieden<br />
sich die Architekten<br />
für das langlebige<br />
Material Klinker und<br />
wählten Klinkerriemchen<br />
der sandgelben<br />
Sortierung Meißen FU<br />
von Hagemeister,<br />
WWW.HAGEMEISTER.DE<br />
Gehen Sie<br />
beim Dach<br />
immer auf<br />
Nummer<br />
sicher.<br />
FOTO: FLORIAN SELIG<br />
Visionäre Entwürfe überlassen wir Ihnen<br />
ganz allein – das Thema Dachsicherheit<br />
nicht. Als führender Hersteller von Systemlösungen<br />
fürs Flachdach und Steildach<br />
liefern wir alles rund ums Dichten, Dämmen,<br />
Begrünen und Energiegewinnen.<br />
Plus ein Mehr an Planungs- und Ausführungssicherheit<br />
mit Ihrem persönlichen<br />
Bauder Fachberater. Nehmen Sie doch<br />
einfach direkt Kontakt mit ihm auf unter:<br />
www.bauder.de/fachberatersuche
90 Lösungen<br />
3<br />
WWW.RATHSCHECK.DE<br />
Schieferfassade<br />
schützt Holz<br />
Im Schweizer Grabs<br />
entstand nach einem<br />
Entwurf von Zogg &<br />
Freuler aus Buchs<br />
ein Holzhaus, das<br />
man auf den ersten<br />
Blick als solches<br />
eine Schieferfassade<br />
das Gebäude prägt.<br />
Die zwei Geschosse<br />
über dem Kellergeschoss<br />
wurden als<br />
reiner Holzelementbau<br />
auf Betonplatte<br />
errichtet. Auf einer<br />
Rohschalung mit Nut<br />
und Feder wurden<br />
der Marke „InterSIN“<br />
von Rathscheck<br />
mit Schiefernägeln<br />
und -schrauben<br />
(„Drill-Sklent“)<br />
befestigt. Verlegt<br />
wurden die Schiefer<br />
in der „Dynamischen<br />
Deckung“, die speziell<br />
für die moderne<br />
Rathscheck entwickelt<br />
wurde.<br />
Sie sieht besonders<br />
lebhaft aus, wenn<br />
sie drei miteinan -<br />
der harmonierende<br />
Gebinde-höhen<br />
aufweist. Der<br />
Bauherr entschied<br />
sich für 7,5, <strong>12</strong><br />
nicht erkennt, da<br />
rechteckige Schiefer<br />
Architektur von<br />
und 15 cm.<br />
Funktionsgetrennte<br />
hängig von den<br />
Außenwände<br />
Anforderungen an die<br />
Tragfunktion indivi-<br />
Bei der funktions-<br />
duell planbar ist. Das<br />
getrennten Bauweise<br />
gilt für den Dämmstoff<br />
4<br />
WWW.KS-ORIGINAL.DE<br />
mit Kalksandstein<br />
wird zunächst das<br />
Mauerwerk, hauptsächlich<br />
nach statischen<br />
Erfordernissen,<br />
geplant. Hoch belastbare<br />
Kalksandsteine,<br />
bei denen der hohe<br />
bauliche Schall- und<br />
Brandschutz bereits<br />
inklusive ist, übernehmen<br />
die tragende<br />
Funktion. Das ermöglicht<br />
schlanke Wände.<br />
Hinzu kommt die<br />
wärmedämmende<br />
Schicht, die unab-<br />
ebenso wie für das<br />
angestrebte Wärmedämmniveau.<br />
Gleichsam<br />
frei entscheidet<br />
der Planer, ob eine<br />
Putzoberfläche, eine<br />
vorgehängte oder<br />
eine vorgemauerte<br />
Fassade realisiert<br />
wird. Innerhalb der<br />
Bauweise stehen<br />
die Systeme „KS-<br />
Original“ sowie die<br />
großformatigen<br />
Elemente von „KS-<br />
Plus“ und „KS-Quadro“<br />
zur Verfügung.<br />
FOTO: RATHSCHECK SCHIEFER; THOMAS POPINGER / KS-ORIGINAL GMBH
Fassade und Dach<br />
TECTUS® Glas<br />
Ganzheitliches<br />
Beschlagsystem<br />
für Ganzglastüren<br />
5<br />
WWW.LAMILUX.DE<br />
Rund von oben<br />
wie unten<br />
Lüftbar war das<br />
Flachdachfenster<br />
„F100 rund“ von<br />
Lamilux schon immer,<br />
doch nun lassen<br />
sich auch verdeckt<br />
liegende Antriebe<br />
integrieren. Dies<br />
hat optische und<br />
funktionale Vorteile.<br />
Verfügbar sind die<br />
neuartigen Kettenschubantriebe<br />
aktuell für runde<br />
Elemente mit einem<br />
Oberkante-Decken-<br />
Maß von <strong>12</strong>0 und<br />
150 cm. Diese großen<br />
Flachdachfenster<br />
wirken nun ohne<br />
sichtbare Lüftungsantriebe<br />
noch<br />
stil voller und hochwertiger.<br />
Gerade<br />
für architektonisch<br />
ansprech ende<br />
Ansichten eignen sie<br />
sich deshalb besonders<br />
gut. Das Fenster<br />
ist mit einer Zweioder<br />
Dreifach-Verglasung<br />
erhältlich<br />
und ist auf einem<br />
wärme gedämmten<br />
Auf satzkranz aus<br />
glasfaserverstärktem<br />
Kunststoff montiert.<br />
Erfahren Sie mehr:<br />
www.tectus-glas.de
92<br />
Lösungen<br />
7<br />
Variable<br />
Entwässerung<br />
für Balkone<br />
Das aus Edelstahl<br />
gefertigte Balkonentwässerungssystem<br />
„Loro-X Serie V“<br />
besteht aus nur einem<br />
6<br />
WWW.LORO.DE<br />
Verfahrbares<br />
Membrandach für<br />
Wimbledon<br />
Im Zuge der General-<br />
die aus Teflon-Fasern<br />
65 m zwischen jeweils<br />
Grundkörper und<br />
sanierung des Tennis-<br />
gewebt ist. Das Mate-<br />
zwei der insgesamt<br />
modularen Aufsätzen.<br />
courts No. 1 in Wim-<br />
rial ist transluzent,<br />
elf Stahlbögen, die<br />
Laut Hersteller Loro<br />
bledon realisierte<br />
Fassadenbauspezialist<br />
Seele 13 verschiedene<br />
Fassadentypen<br />
und ein 6.000 m²<br />
großes, verfahrbares<br />
Membrandach über<br />
äußerst beständig<br />
und schmutzabweisend.<br />
Die Dachkonstruktion<br />
besteht vor<br />
allem aus zehn Haupt-,<br />
elf Entwässerungs-<br />
und 80 Batwing-<br />
den Tennisplatz überspannen,<br />
befestigt.<br />
Aufgrund der Verfahrbarkeit<br />
der Membranen<br />
ergeben sich je<br />
nach Position immer<br />
wieder unterschied-<br />
WWW.SEELE.COM<br />
kann damit jeder<br />
Balkon sicher entwässert<br />
werden, auch<br />
wenn der Balkonaufbau<br />
beim Einbetonieren<br />
des Grundkörpers<br />
noch nicht feststeht.<br />
dem Stadion. Letzte-<br />
Membranen. Die<br />
liche Lastannahmen,<br />
Die Abdichtung<br />
res besteht aus einer<br />
Membranen wurden<br />
die berücksichtigt<br />
erfolgt für die unter-<br />
PTFE-Membrane,<br />
über eine Länge von<br />
werden mussten.<br />
schiedlichen Balkonaufbauten<br />
mit den<br />
passenden Aufsätzen<br />
für Flüssigkunststoffe<br />
®<br />
oder Abdichtungsbahnen.<br />
Die Serie V<br />
folgt dem Loro-X-<br />
WELTWEIT:<br />
Rundum-Services<br />
vom Einzelgerät<br />
bis zur Großprojekt-<br />
Komplettlösung<br />
Baukastenprinzip,<br />
ist besonders stabil<br />
und widersteht Hitze,<br />
Frost, UV-Strahlung<br />
und mechanischen<br />
Belastungen. Komplettiert<br />
wird das<br />
System durch Kunst-<br />
Extreme Verglasungs projekte weltweit<br />
Mega Scheiben bis 24 m Länge<br />
Wir beraten Sie gerne: Tel +49 9070 96 8 96 90 - 0<br />
stoffsiebaufnahmen<br />
und Edelstahlsiebe<br />
in runder oder quadratischer<br />
Ausführung.<br />
FOTO: LORO
Fassade und Dach<br />
8<br />
FOTO: SCHLAGMANN POROTON<br />
Arbeitsplatz Dach – verwendet werden,<br />
sicher für alle<br />
führt der Trend<br />
eindeutig zum Kollektivschutz.<br />
ZinCo<br />
Flachdächer werden<br />
immer häufiger für bietet mit dem neuen<br />
Dachbegrünungen Arbeitsschutzgeländer<br />
„Fallnet ASG“<br />
wie auch für Lüftungs-,<br />
Klima- und Fotovoltaikanlagen<br />
genutzt, für alle – geprüft<br />
dauerhaften Schutz<br />
die Wartungsarbeiten und zertifiziert durch<br />
bedürfen. Da Einzelanschlaglösungen<br />
Fallnet ASG lässt sich<br />
die Dekra. Das<br />
zur Absturzsicherung einfach montieren<br />
in der Praxis oft nicht und nach dem<br />
9<br />
Klimaneutrale Ziegel Hersteller die ersten<br />
klimaneutralen Ziegel<br />
Der TÜV-Nord zertifizierte<br />
die perlitge-<br />
Grundlage dafür sind<br />
deutschlandweit.<br />
füllten Hintermauerziegel<br />
„Poroton-T7“, Vermeidung von CO2-<br />
die Einsparung und<br />
„Poroton-S8“ und<br />
Emissionen bei der<br />
„Poroton-S9“ als<br />
Ziegelherstellung,<br />
klimaneutrale Ziegel. dazu gehört auch der<br />
Sie sind damit laut Einsatz regenerativer<br />
Auflastprinzip fixieren,<br />
was Dachdurchdringungen<br />
erübrigt.<br />
Besonderer Vorteil<br />
ist außerdem die<br />
Möglichkeit, das<br />
Geländer senkrecht<br />
oder in einem Winkel<br />
von 67,5° geneigt<br />
zu montieren; durch<br />
diese Schrägstel -<br />
lung entsteht ein<br />
optisch gefälliger<br />
Dachabschluss.<br />
Energie. Hinzukommen<br />
auf Basis des<br />
berechneten „Product<br />
Carbon Footprints“<br />
und einer errechneten<br />
Produktionsprognose<br />
für 20<strong>19</strong> die<br />
Stilllegung von Emissionsreduktionszertifikaten,<br />
die für die<br />
Herstellung der drei<br />
Ziegelsorten anfallen<br />
würden. Der CO2-<br />
Fußabdruck der<br />
Produkte umfasst die<br />
Bilanz der Treibhaus<br />
gasemissionen entlang<br />
des Produktlebenszyklus<br />
– von der<br />
Gewinnung der Rohstoffe<br />
über die Herstellung<br />
bis zur Bereitstellung<br />
ab Werkstor.<br />
WWW.SCHLAGMANN.DE WWW.ZINCO.DE<br />
Atmungsaktive<br />
Fassadenrinne<br />
Stabile Air<br />
Entwässerungssysteme von Brink<br />
Ideal<br />
für Holzfassaden<br />
Maßgefertigte<br />
Lösungen<br />
• Fassadenrinne Stabile Air<br />
Damit Ihre Fassade atmen kann!<br />
Weitere Informationen finden Sie auf:<br />
www.richard-brink.de<br />
Richard Brink GmbH & Co. KG<br />
Tel.: 0049 (0)5207 95 04-0<br />
anfragen@richard-brink.de
94<br />
Lösungen<br />
Zum Unternehmen<br />
R.1 „Beton“<br />
WWW.BERKER.DE<br />
Berker-Schalter der Generation R, hier R3<br />
R.3 mit Glas<br />
R.classic mit Glas<br />
Zeitschalter<br />
<strong>19</strong><strong>19</strong> – das ist das Jahr, das mit der Gründung<br />
des Bauhauses zum Wendepunkt in<br />
der Designgeschichte wurde und das zugleich<br />
die Geburtsstunde des traditionsreichen<br />
Schalterherstellers Berker aus<br />
Schalksmühle markiert. Beide verbindet<br />
viel: Seit dem ersten Schalterentwurf legten<br />
die Brüder Robert und Hugo Berker<br />
Wert auf schlüssige Verbindung von Form<br />
und Funktion sowie auf klare, reduzierte<br />
Ästhetik. Deshalb wurden schon in den<br />
Dessauer Gebäuden von Walter Gropius<br />
Berker-Schalter installiert. Gestalterisch<br />
wie technisch blieb das Unternehmen<br />
seither auf der Höhe der Zeit, lieferte und<br />
liefert mit seinen Schalterprogrammen<br />
neben Inspiration immer auch Innovation.<br />
Besuch bei Berker<br />
Eine Zeitreise<br />
Schlicht, schnörkellos, solide – die Serie<br />
<strong>19</strong>30 aus den <strong>19</strong>30er-Jahren ist mit charakteristisch<br />
runder Form und nostalgischem<br />
Charme auf das Wesentliche und<br />
auf funktionale Ästhetik reduziert. Das<br />
Programm erfüllt auch heute zeitgenössische<br />
Ansprüche an modernste Elektrotechnik<br />
und bietet mit zahlreichen Funktionen<br />
umfassende Installationsmöglichkeiten.<br />
In der Variante <strong>19</strong>30 Porzellan<br />
made by Rosenthal lädt auch sie auf eine<br />
Zeitreise ein: Porzellan war das Material,<br />
aus dem hochwertige Schalter gefertigt<br />
wurden, bevor Kunststoff den traditionsreichen<br />
Werkstoff ablöste. Ende der <strong>19</strong>40er-<br />
<strong>19</strong><strong>19</strong> durch Robert und<br />
Hugo Berker gegründet,<br />
fertigt Berker seit 100<br />
Jahren Schalter und Systeme,<br />
die hochwertiges<br />
Design mit intelligenter<br />
Technologie und einfacher<br />
Bedienbarkeit<br />
verbinden. Das deutsche<br />
Unternehmen ist weltweit<br />
vertreten und gehört seit<br />
2010 zur „Hager Group“.<br />
Durch die Zusammenarbeit<br />
mit bekannten<br />
Designern erhielt das<br />
Unternehmen im Laufe<br />
der Jahre zahlreiche<br />
Designpreise. Darüber<br />
hinaus bietet es Architekten<br />
und Planern in der<br />
Manufaktur von Hager<br />
seit vielen Jahren<br />
die Möglichkeit, unverwechselbare<br />
Sonderlösungen<br />
nach individuellen<br />
Vorgaben zu gestalten.<br />
von<br />
Ulrike Sengmüller
Qualitätsschmiede<br />
Jahre setzt Berker dann dem schwarzen<br />
Duroplast-Schalter und den bis dato traditionell<br />
aus Guss oder Porzellan gefertigten<br />
wassergeschützten Schaltern eine echte<br />
Innovation entgegen: einen wasserdichten<br />
Drehschalter aus Pressstoff.<br />
Auf die Ära der Dreh- folgt In den 50erund<br />
frühen 60er-Jahren die der Wippschalter.<br />
Ab Mitte der 60er-Jahre wendet<br />
sich der Trend von rund zu eckig, und der<br />
Hersteller bringt <strong>19</strong>66 einen Schalter auf<br />
den Markt, der bis heute unser Bild eines<br />
Schalters prägt: quadratische Wippe auf<br />
quadratischer Abdeckplatte.<br />
Die Serie Modul von <strong>19</strong>68, der erste normkonforme<br />
Ganzmetallschalter in rostfreiem<br />
Edelstahl, ist dann auch in der Produktion<br />
einzigartig: Umformen und Tiefziehen,<br />
das mechanische Bearbeiten von Edelstahl<br />
als Bandmaterial, perfektionierte<br />
der Hersteller bis zur späteren Serie K.5 im<br />
Jahr 20<strong>12</strong>. Als eine der ersten Schalterlinien<br />
lassen sich bei Modul Schalteinsatz,<br />
Wippe und Rahmen individuell miteinander<br />
kombinieren.<br />
Nach fast zwei Dekaden klarer Kanten im<br />
Schalterdesign vereint schließlich Anfang<br />
der 80er-Jahre das Programm „Berker<br />
Starpoint“ die Konzepte „rund“ und<br />
„eckig“ in einem Entwurf und schafft eine<br />
ästhetische Punktlandung in der technoiden<br />
Gestaltungssprache jener Jahre – in<br />
gebürstetem Edelstahl und bronzen<br />
schimmernder Optik. <strong>19</strong>85 schlägt die<br />
Drehschalter-Serie Glas eine stilsichere<br />
Brücke zwischen gestern und heute.<br />
Anfang der 2000er-Jahre bringt Berker die<br />
technisch ausgefeilten Designlinien K.1<br />
und K.5 auf den Markt, die mit ihrer rechteckigen<br />
Silhouette und einem zurückhaltend<br />
linearen Design sowohl in Privathäusern<br />
als auch im Objektbereich punkten.<br />
Sowohl die polarweiße oder anthrazitfarbene<br />
Kunststoffvariante K.1 als auch K.5 in<br />
mattschimmerndem Edelstahl oder volleloxiertem<br />
Aluminium betonen in ihrer Materialität<br />
das klare Design der Linie.<br />
Gegenwart und Zukunft:<br />
die Generation R.<br />
Mit der Generation R. schließt sich der<br />
Kreis einer bislang hundertjährigen Unternehmensgeschichte.<br />
Unter dem Leitsatz<br />
„Je komplexer unsere Welt, umso größer<br />
unsere Sehnsucht nach sympathischen<br />
Archetypen“ entwarf der Designer Werner<br />
Aisslinger 2013 den Berker R.1. Das über<br />
Berker R.3, R.classic und R.8 fortwährend<br />
weiterentwickelte Programm bietet innovativen<br />
Materialmix – von Beton oder<br />
Schiefer über Acryl bis hin zu Holz oder Leder<br />
– sowie eine Vielzahl an Funktionen.<br />
Verbindendes Gestaltungselement der<br />
vier R.-Linien ist der Kreis – der sich damit<br />
schließt, denn mit einem kreisrunden<br />
Schalter hatte <strong>19</strong><strong>19</strong> alles begonnen.<br />
SIE HABEN DIE<br />
IDEEN<br />
WIR HABEN DIE<br />
FENSTER<br />
Rahmenlos wirkende Designfenster<br />
und Hebe-Schiebetüren<br />
für moderne, lichtdurchflutete<br />
Wohn(t)räume.<br />
www.weru.com
96<br />
Fenster<br />
und Türen<br />
Lösungen<br />
Die rasante<br />
Entwicklung der<br />
Gebäudetechnik<br />
macht auch<br />
vor Fenstern<br />
und Türen nicht<br />
halt. Die automatischen<br />
Systeme sollen<br />
Sonnenschutz,<br />
Lüftung und<br />
Sicherheit gewährleisten.<br />
Sie stellen sicher,<br />
dass im Winter<br />
die Wärme<br />
drinnen bleibt<br />
und im Sommer<br />
draußen. Da<br />
fällt mitunter<br />
die Wahl schwer,<br />
welches das<br />
richtige Fenster<br />
beziehungsweise<br />
die<br />
passende Tür ist.<br />
Baumeister<br />
liefert Beispi e-<br />
le für einen<br />
besseren<br />
Durchblick.<br />
WWW.FSB.DE<br />
1<br />
Klassischer<br />
Türdrücker<br />
Mit Blick auf das<br />
Bauhausjubiläum<br />
schuf Hartmut Weise<br />
eine Fusion aus Tür-<br />
den Übergang vom<br />
runden Drückerhals<br />
in die flache Handhabe<br />
des ursprünglichen<br />
Entwurfs auf und<br />
interpretieren ihn<br />
neu. Neben geraden<br />
Bronze erhältlich.<br />
Abgerundet wird die<br />
Produktfamilie durch<br />
Steckgriffe für Türen<br />
und Fenster, einen<br />
Beschlag für Glastüren<br />
sowie klassische<br />
drücker-Modellen,<br />
Türdrückern für Voll-<br />
Fenstergriffe. FSB <strong>12</strong>67<br />
von<br />
Alexander Russ<br />
die Ludwig Mies van<br />
der Rohe in seinen<br />
Bauten Haus Lemke<br />
und der Neuen Nationalgalerie<br />
in Berlin<br />
blatt- und Rahmentüren<br />
gibt es eine<br />
Variante mit Returnmechanismus<br />
sowie<br />
ein verkröpftes<br />
wurde bei den Iconic<br />
Awards: Innovative<br />
Architecture 20<strong>19</strong> als<br />
„Best of Best“ ausgezeichnet.<br />
verwendet hatte:<br />
Modell für Rahmen-<br />
das Re-Design FSB<br />
türen. FSB <strong>12</strong>67<br />
<strong>12</strong>67. Die Türdrücker<br />
ist in Aluminium,<br />
greifen den fließen-<br />
Messing und
Fenster und Türen<br />
97<br />
2Fensterbank aus<br />
Echtholz<br />
Die „Echtholz-Innenfensterbank“<br />
von<br />
Josko kann passend<br />
an die Holzoberflächen<br />
der Fenster<br />
abgestimmt werden<br />
und bietet damit<br />
eine harmonische<br />
<strong>Gesamt</strong>lösung für den<br />
Innenraum. Erhältlich<br />
ist die Fensterbank<br />
in den Holzarten Fichte,<br />
Lärche, Oregon,<br />
Eiche und Wildeiche<br />
und in allen Josko-<br />
Holzfarbtönen. Die<br />
Innenfensterbank<br />
wird in den zwei Standardstärken<br />
17 und<br />
30 mm angeboten;<br />
die maximale Fläche<br />
beträgt 2780 x 900<br />
mm. Durch ein spezielles<br />
Montageset ist<br />
es möglich, bei den<br />
Verputzarbeiten eine<br />
Aussparung für die<br />
Fensterbänke freizulassen<br />
und sie erst<br />
später einzusetzen.<br />
Dadurch werden die<br />
Holzoberflächen<br />
geschützt, weil sie<br />
erst nach Abschluss<br />
der sonstigen Bauarbeiten<br />
montiert<br />
werden.<br />
WWW.JOSKO.AT<br />
Wenn Aussicht<br />
und Möglichkeiten<br />
grenzenlos sind.<br />
More than a view.<br />
Schiebesysteme von Schüco.<br />
Mehr Licht, mehr Transparenz, mehr Raum für Ihre Ideen. Schüco Schiebesysteme<br />
schaffen offene Wohnräume und neue Perspektiven. Und mit ihren<br />
schlanken Profilen und großzügigen Glasflächen ganz neue Gestaltungsmöglichkeiten.<br />
Entdecken Sie mehr auf: www.schueco.de/view<br />
Fenster. Türen. Fassaden.
98 Lösungen<br />
3<br />
Filigrane Bandtechnik<br />
für Büromodule<br />
WWW.SIMONSWERK.COM<br />
Mit den transparenten<br />
„Human Space<br />
Cubes“ von Bosse<br />
Design lassen<br />
sich Räume frei vom<br />
Gebäudekörper<br />
realisieren. Die<br />
Raum-in-Raum-<br />
Lösungen sind in<br />
unterschiedlichen<br />
Abmessungen<br />
lieferbar und können<br />
individuell mit<br />
Seitenwänden aus<br />
Glas oder mit Akustik-Paneelen<br />
konfiguriert<br />
werden.<br />
Dabei verleiht das<br />
verdeckt liegende<br />
Beschlagsystem<br />
„Tectus Glas“ von<br />
Simonswerk der<br />
Ganzglastür eine<br />
besondere Leichtigkeit<br />
und ermöglicht<br />
eine flächenbün -<br />
dige Integration des<br />
Türelements in die<br />
Cubes. Durch eine<br />
magnetische Schließlösung<br />
lässt sich<br />
die Tür geräuschund<br />
kontaktlos<br />
öffnen und schließen.<br />
Die ganzheitliche<br />
Beschlaglösung<br />
überzeugt auch technisch<br />
durch abgesicherte<br />
Belastungswerte<br />
bis zu 80 kg.<br />
FOTO: BOSSE / SIMONSWERK
Fenster und Türen<br />
WWW.LUMON.DE<br />
4<br />
LAMILUX<br />
MEHR ALS ERWARTET<br />
Vormontierte Elemente<br />
Anschlusslösungen<br />
Sanierungslösungen<br />
Sichere<br />
Balkonverglasung<br />
beitete ESG (Glasstärken<br />
6, 8, 10 oder <strong>12</strong> mm)<br />
weiterhin mühelos<br />
zur Seite schieben<br />
Sonderkonstruktionen<br />
Die Hebegriffe und<br />
und die optionalen<br />
schlichten Verblen-<br />
und aufklappen.<br />
Dabei werden sie auf<br />
Betreuung durch<br />
Klinken der filigranen<br />
und rahmenlosen<br />
dungen sorgen für<br />
zusätzliche Sicher-<br />
einer schmalen<br />
Laufschiene geführt<br />
Fachberater vor Ort<br />
Balkon- und Terras-<br />
heit. Die Sicherungen<br />
und platzsparend<br />
senverglasungen von<br />
Lumon können mit<br />
unterschiedlichen<br />
beeinträchtigen<br />
weder die Optik noch<br />
die Funktion des von<br />
positioniert. Im geschlossenen<br />
Zustand<br />
bieten die Vergla-<br />
#mehralserwartet<br />
Schließvorrichtungen,<br />
Lumon entwickelten<br />
sungen einen freien<br />
etwa Riegelschlös-<br />
Dreh-/Schiebesys-<br />
Blick und einen<br />
sern, ausgestattet<br />
werden. Das verar-<br />
tems: Die Glaselemente<br />
lassen sich<br />
fast uneingeschränkten<br />
Lichteinfall.<br />
LAMILUX HEINRICH STRUNZ GMBH<br />
Postfach 15 40 | 95105 Rehau<br />
Tel.: 0 92 83/5 95-0 | information@lamilux.de<br />
www.lamilux.de
100<br />
Lösungen<br />
WWW.SCHUECO.DE<br />
5<br />
mafenster<br />
Filigrane<br />
Ansichtsbreiten<br />
„AWS 75<br />
PD.SI“ von Schüco ist<br />
aufgrund seiner Systemeigenschaften<br />
vielfältig einsetzbar.<br />
Glasgewichte bis<br />
160 kg und Flügelhöhen<br />
bis 2,50 m können<br />
mit dem Fenstersystem<br />
bei einer Schlagregendichtigkeit<br />
bis<br />
9A realisiert werden.<br />
Dichtungsansichten.<br />
Die sehr schmalen<br />
Profilansichten bieten<br />
maximale Transparenz<br />
für einen umfassenden<br />
Panoramablick.<br />
Das Fenstersystem<br />
verfügt zudem<br />
mit dem Schüco-<br />
Designgriff über eine<br />
rosettenlose Griffanbindung.<br />
Eine nicht<br />
Ein einheitliches Rah-<br />
sichtbare Entwässe-<br />
Ob als Lochfenster,<br />
menbild ermöglicht<br />
rung und eine klare<br />
Fensterband oder<br />
die flächenbündige<br />
Designsprache durch<br />
Fassadeneinsatzele-<br />
innere Flügelprofilop-<br />
enge Profilradien<br />
ment – das Panora-<br />
tik mit minimierten<br />
runden das System ab.<br />
6<br />
Frische Luft für Kunst<br />
und Besucher<br />
Ein Lüftungskonzept<br />
für Kulturbauten<br />
muss nicht nur auf das<br />
Wohlbefinden von<br />
Personal und Besuchern,<br />
sondern auch<br />
auf den dauerhaften<br />
Erhalt der Kunstwerke<br />
und Exponate abgestimmt<br />
sein. Oberstes<br />
Ziel ist es, eine konstante<br />
Raumfeuchte<br />
und -temperatur<br />
zu gewährleisten. Die<br />
Fensterantriebe von<br />
WindowMaster, die<br />
eine natürliche Belüftung<br />
ermöglichen,<br />
sind genau für diesen<br />
Einsatz entwickelt.<br />
Sie lassen sich in<br />
Fassaden- und Dachfenster<br />
einbauen und<br />
sind für unterschiedliche<br />
Größen und Gewichtsklassen<br />
erhältlich.<br />
Die Öffnungsund<br />
Schließvorgänge<br />
werden anhand von<br />
diversen Messungen<br />
(Temperatur, Windstärke,<br />
CO2-Werte)<br />
automatisch gesteuert.<br />
Rechts: das<br />
Moesgaard-Museum<br />
in Dänemark von<br />
Henning Larsen<br />
Architects.<br />
WWW.WINDOWMASTER.DE<br />
FOTO: SCHÜCO INTERNATIONAL KG; WINDOWSMASTER
Fenster und Türen<br />
by BOS<br />
SolidFix<br />
die solide Alternative<br />
zur Holzfutterzarge<br />
unsichtbare Verbin-<br />
7<br />
Transparente<br />
Gebäudehülle<br />
Das Fassadensystem<br />
dungstechnik garantiert<br />
eine hohe<br />
Stabilität auch über<br />
mehrere Stockwerke<br />
hinweg. Durch die<br />
thermisch getrennte<br />
Aufsatzkonstruktion<br />
wird eine optimale<br />
Dämmung erzielt.<br />
Zur Auswahl stehen<br />
zahlreiche Holzarten,<br />
-farben und -konturen<br />
sowie Aluminium-<br />
WWW.UNILUX.DE<br />
bewährte Nivellieranker sorgen<br />
für eine erhöhte Stabilität durch<br />
Verschraubung mit der Wand – ideal<br />
für den Einsatz im Objekt<br />
Klemmfutterzarge in optischer Anlehnung<br />
an Holzzargenprofil<br />
„FineLine“ von Unilux<br />
farben für die Außen-<br />
besticht durch eine<br />
schlanke und gleichzeitig<br />
massive Pfosten-Riegel-Konstruk-<br />
schale. Das Fassadensystem<br />
lässt sich<br />
nahtlos mit dem<br />
Holz-Alu-Fenster von<br />
einfache nachträgliche Montage bei<br />
Neubauten und Renovierungen durch<br />
die integrierte Maulweitenverstellung<br />
tion. Für den Bau<br />
Unilux kombinieren.<br />
der Holz-Aluminium-<br />
Fassade wird ausschließlich<br />
massives,<br />
schichtverleimtes<br />
Holz verwendet.<br />
STAHLZARGEN<br />
VOM MARKTFÜHRER!<br />
Durch die auf der<br />
Außenseite ange-<br />
FOTO: EPR / UNILUX<br />
brachte Aluminiumschale<br />
ist das Holz<br />
vor Witterungseinflüssen<br />
geschützt.<br />
Die durchdachte,<br />
BOS GmbH Best Of Steel<br />
Tel.: 0800 0 203 203 (gebührenfrei)<br />
www.BestOfSteel.de<br />
ein Unternehmen der<br />
Gruppe
102<br />
Lösungen<br />
WWW.XXX.DE<br />
8Seeblick<br />
par excellence<br />
Das Besondere an<br />
dem von Atelier H2A<br />
entworfenen Einfamilienhaus<br />
ist, dass aus<br />
nahezu jedem Winkel<br />
des Hauses der Blick<br />
auf den Bodensee<br />
fällt. Die Grundform<br />
des Gebäudes besteht<br />
aus einem<br />
rechtwinkligen Kubus.<br />
Wie eine Box liegt das<br />
Obergeschoss auf<br />
dem Erdgeschoss auf.<br />
Für die Glasfronten<br />
nach Norden und<br />
Süden wurde das<br />
Schiebefenster „cero“<br />
von Solarlux gewählt,<br />
weil es besonders<br />
große Glasflächen<br />
bei schlanken Profilansichten<br />
(34 mm)<br />
ermöglicht. Die<br />
verbauten Elemente<br />
ergeben eine gesamte<br />
Fläche von 140 m².<br />
Auf der Westseite verbinden<br />
sie sich nicht<br />
rechtwinklig mit<br />
dem Gemäuer, sondern<br />
verjüngen sich<br />
zur Decke hin. Zur<br />
Seeseite weist die<br />
Glasfront eine Breite<br />
von 10,60 m auf.<br />
WWW.SOLARLUX.COM<br />
WWW.WANZL.COM<br />
9<br />
Einlass mit System<br />
Im Foyer des Manroland-Web-Industrieparks<br />
in Augsburg<br />
setzt das Zutrittssystem<br />
„Galaxy Gate“<br />
von Wanzl Access<br />
Solutions einen<br />
subtilen Akzent aus<br />
Edelstahl und<br />
Glas. Der ehemalige<br />
Firmenstandort<br />
dient seit seiner<br />
Nutzungsänderung<br />
als Industriepark.<br />
Hier gehen täglich<br />
bis zu 1.500 Mitarbeiter<br />
verschiedenster<br />
Firmen und Besucher<br />
ein und aus,<br />
die sich willkommen<br />
fühlen wollen und<br />
einen unkomplizierten<br />
Zugang wünschen.<br />
Trotzdem muss<br />
der Zugangsbereich<br />
gegen den unbefugten<br />
Zutritt nicht autorisierter<br />
Personen<br />
gewappnet sein. Um<br />
diese Gratwanderung<br />
zu meistern, entschied<br />
man sich<br />
für das automatische<br />
Einlasssystem von<br />
Wanzl. Die Mitarbeiter<br />
müssen jetzt lediglich<br />
ihre RFID-Ausweise<br />
an den Kartenleser<br />
halten. Nach der<br />
Identifikation öffnen<br />
sich die ESG-Schwenkarme<br />
des Gates.<br />
FOTO: SOLARLUX GMBH; WANZL
Impressum<br />
103<br />
Baumeister — Das Architektur-Magazin — 116. Jahrgang<br />
Eine Marke von<br />
SEIT 1884<br />
REDAKTION<br />
Anschrift wie Verlag<br />
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CHEFREDAKTION<br />
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(verantwortlich für den redaktionellen Inhalt)<br />
REDAKTION<br />
Sabine Schneider Tel – 146<br />
Alexander Russ Tel – 172<br />
Isa Fahrenholz Tel – 154<br />
GESTALTUNG<br />
Stephanie Ising, Tom Ising, Daniel Ober (Artdirection)<br />
Pasqual Schillberg für Herburg Weiland, München<br />
ALLE ILLUSTRATIONEN<br />
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B1<br />
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monatlich<br />
Unverbindlich empfohlene Bezugspreise (alle Preise in Euro):<br />
Die Inlandspreise enthalten 7% MwSt.<br />
Inland: 182,00<br />
Studenten: 95,00<br />
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Studenten: 105,00<br />
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Bestellung: Abonnements können direkt beim Verlag oder bei jeder Buchhandlung<br />
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6<strong>12</strong>3 / 92 38-225, Fax +49 (0) 6<strong>12</strong>3 / 92 38-244, leserservice@baumeister.de<br />
VERLAG<br />
Verlag Georg D.W. Callwey GmbH & Co. KG<br />
Streitfeldstraße 35, D-81673 München, Postfach 80 04 09, D-81604 München<br />
Tel +49 (0) 89 / 43 60 05 – 0, Fax +49 (0) 89 / 43 60 05 – 113<br />
www.callwey.de<br />
PERSÖNLICH HAFTENDE GESELLSCHAFTERIN<br />
Georg D.W. Callwey Verwaltungs-GmbH<br />
ALLEINIGER GESELLSCHAFTER<br />
Helmuth Baur-Callwey, Verleger in München<br />
KOMMANDITISTEN<br />
Helmuth Baur-Callwey und Dr. Veronika Baur-Callwey, Verleger in München;<br />
Dr. Marcella Prior-Callwey und<br />
Dominik Baur-Callwey, Geschäftsführer in München<br />
GESCHÄFTSFÜHRER<br />
Dominik Baur-Callwey Tel – 159<br />
Dr. Marcella Prior-Callwey Tel – 165<br />
HEAD OF CONTENT HUBS<br />
Ernst Lehmhofer Tel – 116<br />
ADVERTISING DIRECTOR<br />
Andreas Schneider Tel – <strong>19</strong>7<br />
(verantwortlich für den Anzeigenteil)<br />
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Kirstin Freund-Lippert Tel – <strong>12</strong>3, Fax 4 36 11 61<br />
DIRECTOR BUSINESS DEVELOPMENT<br />
Christian Keck Tel –178<br />
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HERSTELLUNGSLEITER<br />
Michael Gschrei Tel – 167<br />
(alle Adressen wie Verlag)<br />
DRUCK, BINDUNG<br />
OPTIMAL : MEDIA, Glienholzweg 7, D – 17207 Röbel/Müritz<br />
Sonderdrucke einzelner Beiträge dieser Ausgabe können beim Verlag angefragt werden.<br />
Diese Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen einzelnen Beiträge und Ab bildungen<br />
sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des<br />
Urheberrechtsgesetzes bedarf der Zustimmung des Verlages. Mit der Einsendung von<br />
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vollständig oder teilweise in der Zeitschrift Baumeister publiziert werden. Ebenso stimmt<br />
er/sie der Verwertung im Wege der digitalen Vervielfältigung und Verbreitung über Offline-<br />
oder Online-Produktionen zu (z.B. CD-ROM oder Datenfernübertragung). Falls eine<br />
Vergütung vereinbart wird, deckt diese die genannten Verwertungsformen ab.<br />
Erfüllungsort und Gerichtsstand München<br />
Baumeister-Abopreise<br />
Auszeichnungen<br />
Eine gelungene Weiterentwicklung<br />
geschichtsträchtiger<br />
Bauwerke<br />
gehört ebenso wie die<br />
Sanierung und Umnutzung<br />
der Nachkriegsmoderne<br />
zu den Aufgaben, die in<br />
Zukunft immer mehr an<br />
Bedeutung gewinnen<br />
werden. Inzwischen heimsen<br />
diese Projekte auch<br />
Architekturpreise ein, was<br />
beweist, welches Prestige<br />
damit verbunden sein<br />
kann.<br />
Ab der Baumeister-Ausgabe 1/2020 gelten neue Abonnementpreise. Das Baumeister-<br />
Jahresabo kostet dann 187 Euro (im Ausland 187 Euro zzgl. Versandkosten). Das vergünstigte<br />
Studentenabo ist für 94 Euro (im Ausland zzgl. Versandkosten) zu beziehen.<br />
Einzelhefte erhöhen sich auf 16,50 Euro.<br />
Ab 1.1.20<strong>19</strong> ist die Anzeigenpreisliste Nr. 58 gültig.<br />
Anzeigenschluss ist jeweils am 25. des Vormonats.<br />
Mitglied der agla a + b, Arbeitsgemeinschaft Leseranalyse<br />
Architekten und Bauingenieure.<br />
ISSN 0005-674X B1547
B<br />
<strong>12</strong><br />
Portfolio<br />
20<strong>19</strong><br />
Bad<br />
Längst ist aus dem funktionalen Badezimmer ein privater Wellnessbereich<br />
geworden, in dem bekannte Designer ihre Handschrift auf Armaturen, Wannen<br />
und Möbeln hinterlassen. Stilistisch geht es in zwei Richtungen: hier<br />
Glanz und Glamour, dort klare Eleganz. Doch es geht selbstverständlich<br />
nicht nur um Schönheit, sondern auch um Effizienz: etwa beim sparsamen<br />
Umgang mit Wasser oder bei der Barrierefreiheit.
Anzeige<br />
Delabie bietet designorientierte<br />
sowie<br />
nachhaltige Produkte<br />
für den öffentlichen<br />
Bereich.<br />
Nachhaltige<br />
Wassersteuerung<br />
www.delabie.de<br />
Seit 90 Jahren ist die Kontrolle des Wasser-<br />
sowie Energieverbrauchs zugunsten<br />
einer nachhaltigen Entwicklung eine<br />
zentrale Herausforderung für Delabie.<br />
Das Bekenntnis des Unternehmens zu<br />
einem verantwortungsvollen und nachhaltigen<br />
Handeln zeigt sich hauptsächlich<br />
durch die Ausstattung aller Waschtischarmaturen<br />
mit einer auf 3 l/min begrenzten<br />
Durchflussmenge, die bis zu<br />
1,5 l/min reduziert werden kann.<br />
Eine reduzierte Durchflussmenge allein<br />
genügt jedoch nicht, um einen geringen<br />
Verbrauch zu gewährleisten, da beim<br />
Händewaschen 60 % der Wasserverschwendung<br />
während des Einseifens<br />
stattfindet. Deshalb bietet Delabie ein<br />
System an, bei dem das Wasser zwischen<br />
dem Nassmachen und dem Abwaschen<br />
dank einer intelligenten Steuerung des<br />
Wasserdrucks nicht läuft.<br />
Zudem begleitet und berät Delabie seine<br />
Kunden auf der Suche nach der bestmöglichen<br />
Lösung, etwa beim Thema Wasserstagnation.<br />
So ist in stark frequentierten<br />
Bereichen, etwa in Flughäfen, Wasserstagnation<br />
kein wirkliches Problem.<br />
Hier ist eine mechanische Selbstschluss-<br />
Armatur bestens geeignet. Wenn jedoch<br />
das Hauptaugenmerk auf der Bakterienübertragung<br />
liegt, sorgt die Installation<br />
einer elektronischen Lösung für eine<br />
bessere Hygiene. Das ist beispielsweise<br />
der Fall bei einer WC-Spülung ohne<br />
Handkontakt. Für die spezifischen Anforderungen<br />
im öffentlichen Bereich hat<br />
Delabie technologische Innovationen<br />
wie das Stoßzeit-Programm bei Urinalen<br />
entwickelt. Dieses Konzept reduziert den<br />
Wasserverbrauch bei kurzzeitig starker<br />
Frequentierung wie zum Beispiel bei einer<br />
Halbzeit in einem Stadion.
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Anzeige<br />
Die modular ausbaubaren<br />
Waschtische<br />
von Hewi können je<br />
nach Bedarf um weitere<br />
Elemente, etwa einen<br />
Haltegriff oder Ablagen,<br />
ergänzt werden.<br />
Modulares<br />
Waschtischsystem<br />
www.hewi.de<br />
Mehr als zwei Drittel der pflegebedürftigen<br />
Menschen wollen zu Hause alt werden.<br />
Vor allem dem Bad kommt in diesem<br />
Zusammenhang eine besondere Bedeutung<br />
zu.<br />
Hewi bietet dafür ein Waschtischsystem<br />
mit adaptiven Zusatzfunktionen. Das<br />
innovative Konzept ermöglicht die Integration<br />
eines Haltegriffs, der auch als<br />
Handtuchhalter dient, und eines modularen<br />
Ablagesystems direkt am Waschtisch.<br />
Mit dem neuen Waschtischkonzept<br />
knüpft Hewi an die Erfolgsgeschichte<br />
seiner innovativen Waschtisch-Familie<br />
an. Die Waschtische nehmen sich durch<br />
die verringerte Materialstärke zurück<br />
und können über weitere Produkte mit<br />
wichtigen Zusatzfunktionen ergänzt werden<br />
– entsprechend den individuellen<br />
Bedürfnissen des Nutzers. Die auf diese<br />
Weise modifizierten Waschtische bieten<br />
Sicherheit und gewährleisten, dass alle<br />
Badutensilien wie Seifenspender, Becher<br />
und Co in greifbarer Nähe ihren Platz<br />
finden.<br />
Die Zusatzelemente sind aus pulverbeschichtetem<br />
Edelstahl, wodurch eine<br />
edle Optik am Waschtisch entsteht. Die<br />
Oberflächen sind extrem widerstandsfähig,<br />
und der Haltegriff bietet einen<br />
hohen Greifkomfort. Ablagen, Haken,<br />
Haltegriff und Profile sind in den Farben<br />
Schwarz tiefmatt (RAL 9005), Weiß tiefmatt<br />
(RAL 9003), Hellgrau Perlglimmer<br />
tiefmatt und Dunkelgrau Perlglimmer tiefmatt<br />
erhältlich.
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Anzeige<br />
Links: Der Entwurf für<br />
die „Meisterstück-<br />
Emerso“-Waschtische<br />
stammt von dem<br />
Designer Arik Levy.<br />
Linke Seite: Die freistehende<br />
Badewanne<br />
„Ellipso Duo Oval“ in<br />
der Farbe Alpinweiß<br />
ist ein besonderer<br />
Hingucker im Bad.<br />
Oben: Die edlen<br />
Designblenden der<br />
Kaldewei-Duschflächen<br />
„Nexsys“ gibt es<br />
neben Edelstahl glänzend<br />
auch in Gold<br />
glänzend (hier im<br />
Bild) und Rotgold gebürstet.<br />
FOTOS: KALDEWEI<br />
Das Bad mit<br />
Glam-Faktor<br />
www.kaldewei.com<br />
Modern Glamour, kurz: Modern Glam, ist<br />
die Kunst des Unerwarteten. Eine Kombination<br />
von Purismus mit luxuriösen Elementen,<br />
bei dem reflektierende Materialien<br />
und Metallakzente Glanz in den<br />
Raum bringen. Glanz als Quintessenz von<br />
Glam. Der Premiumhersteller Kaldewei<br />
definiert mit seinen Badlösungen diesen<br />
luxusorientierten Wohntrend neu. Dabei<br />
werden die Objekte aus kostbarem Kaldewel-Stahl-Email<br />
zum Star im Bad mit<br />
Glam-Faktor. Denn die porenfreien,<br />
glänzenden Oberflächen der formschönen<br />
Wannen und Waschtische sowie der<br />
bodenebenen Duschen von Kaldewei<br />
sorgen für Luxus im Bad.<br />
Ob farblich abgestimmt auf Böden und<br />
Fliesen, in Harmonie mit weiteren hochwertigen<br />
Materialien im Bad wie Holz und<br />
Naturstein oder mit deutlichen Farbkontrasten<br />
gekonnt in Szene gesetzt: Die<br />
Badlösungen von Kaldewei sind ein klares<br />
Luxus-Statement. Wannen, Duschen<br />
und Waschtische in den edlen Mattfarben<br />
der „Coordinated Colours Collection“<br />
lassen sich aber auch genauso gut harmonisch<br />
in die Badumgebung einpassen<br />
und durch Spotlights gekonnt inszenieren.<br />
In den matten Farben wie Lavablack<br />
Matt kommen dabei Metallakzente besonders<br />
gut zur Geltung. Barocktapeten<br />
mit Louis-XIV.-Muster, Kronleuchter und<br />
opulente Teppiche – alles, was an den<br />
Prunk und Pomp vergangener Zeiten erinnert,<br />
ist perfekt für das Bad mit Glam-Faktor.<br />
Ultimatives Highlight im Badezimmer<br />
ist schließlich eine freistehende Badewanne<br />
der „Meisterstücke“-Kollektion.<br />
Mit fugenloser Verkleidung und wie aus<br />
einem Guss aus edlem Stahl-Email gefertigt<br />
bringt diese Wanne besonderen<br />
Glanz und individuellen Luxus ins Bad.
Anzeige
Anzeige<br />
Das Badkonzept<br />
„Ge berit ONE“ verlegt<br />
alle Elemente, die vor<br />
der Wand nicht unbedingt<br />
benötigt werden,<br />
in die Vorwand. Dadurch<br />
wirkt das Bad<br />
großzügiger und aufgeräumter.<br />
FOTOS: GEBERIT<br />
Die Eroberung<br />
der Vorwand<br />
www.geberit.de/one<br />
Das Bad von Grund auf neu denken –<br />
das gelingt Geberit mit „Geberit ONE“,<br />
einer integrierten Lösung für den Waschplatz,<br />
den Duschbereich und das WC.<br />
Geberit ONE nutzt die Vorteile der Vorwandinstallation<br />
und setzt dabei auf die<br />
bewährten Installationssysteme „Duofix“<br />
und „GIS“. Position und Größe der Elemente<br />
werden bereits in der Planungsphase<br />
festgelegt. Alles, was vor der Wand<br />
nicht unbedingt benötigt wird, verlegt<br />
das neue Badkonzept in die Ebene dahinter.<br />
Dadurch wirkt das Bad aufgeräumter,<br />
sauberer und bietet mehr Platz.<br />
Der ONE Waschtisch kann optisch frei<br />
schwebend oder in Kombination mit<br />
einem Waschtischunterschrank eingesetzt<br />
werden, denn der Siphon ist unsichtbar<br />
in die Vorwand verlegt – zugunsten<br />
von mehr Platz unter dem Waschtisch.<br />
Ebenso der Spiegelschrank: So punktet er<br />
mit einer kaum sichtbaren Ausladung. Für<br />
die Dusche bietet das Badkonzept eine<br />
Nischenablagebox zum Verstauen der<br />
Pflegeprodukte. Im Inneren der Ab lage<br />
können Spritzwasser und Schmutzrückstände<br />
einfach abfließen, so dass kein<br />
großer Reinigungsaufwand entsteht. ONE<br />
ist mit allen bodenebenen Duschsystemen<br />
von Geberit kombinierbar. Der<br />
Wandablauf nutzt dabei das Vorwandkonzept<br />
am besten aus, denn er verlegt<br />
die Entwässerung der Dusche vom Boden<br />
in die Wand. Technische Raffinesse und<br />
ansprechendes Design zeichnen auch<br />
das ONE WC aus. Die „TurboFlush“-Spültechnologie<br />
sorgt für eine leise und sehr<br />
gründliche Ausspülung. Und die<br />
„KeraTect“-Spezialglasur sorgt bei der<br />
WC- und Waschbeckenkeramik dafür,<br />
dass die Oberfläche einfach und effizient<br />
gereinigt werden kann.
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Top Light bietet eine<br />
große Auswahl an<br />
Leuchten und Lichtspiegeln,<br />
die für den<br />
Einsatz in feuchten<br />
Räumen entwickelt<br />
wurden.<br />
Leuchten und<br />
Lichtspiegel<br />
sorgen für<br />
Atmosphäre<br />
www.top-light.de<br />
Die Designerleuchten von Top Light sorgen<br />
für eine stimmungsvolle Atmosphäre<br />
mit hohem Wohlfühlfaktor in Badezimmern.<br />
Ein großes Sortiment und eine gute<br />
Lichtplanung helfen dabei, dass die<br />
Leuchten und Lichtspiegel einerseits für<br />
eine ordentliche Ausleuchtung sorgen,<br />
andererseits aber auch mit der <strong>Gesamt</strong>planung<br />
des Bads harmonieren und<br />
dadurch letztendlich für Wohlbefinden<br />
sorgen.<br />
Mit den Leuchten der „Puk“-Serie, die<br />
wahlweise an der Decke oder der Wand<br />
montiert werden können, lässt sich eine<br />
direkte oder indirekte Beleuchtung mit<br />
warmem Licht realisieren. Auch die länglichen<br />
„Only Choice“-Lichtleisten sorgen<br />
für ein gemütliches Ambiente.<br />
Die hochwertigen Lichtspiegel von Top<br />
Light zeichnen sich durch eine tageslichtähnliche<br />
Farbwiedergabe und ein blendfreies<br />
Licht aus. Sie lassen sich sowohl<br />
im Hoch- als auch im Querformat aufhängen.<br />
Bei „BulbLine“ und „Visagist“ werden<br />
die integrierten Leuchten sogar zum<br />
stylischen Hingucker. Zugleich überzeugen<br />
die Lichtspiegel mit einer<br />
schattenfreien und homogenen Ausleuchtung.<br />
Um den Einsatz in feuchten<br />
Räumlich keiten möglich zu machen,<br />
verfügt ein Großteil der Leuchten nicht<br />
nur über die Schutzklasse IP20, sondern<br />
sogar über die Schutzklasse IP44.<br />
Die meisten Produkte arbeiten mit einer<br />
Spannung im Niedervolt-Bereich. Die<br />
Trafos werden extern und mit Sicherheitsabstand<br />
zur Feuchtigkeit verbaut.<br />
Die Produkte lassen sich ideal auch<br />
in der Sauna, im Spa-Bereich oder<br />
rund um den heimischen Indoor-Pool<br />
nutzen.
Anzeige<br />
Links: Eingebaute Entspannung.<br />
Mit ihrem<br />
nur 8 mm feinen Rand<br />
wirkt die BettePond<br />
wie ein Quelltopf oder<br />
kleiner See, der zum<br />
kontemplativen<br />
Baden einlädt.<br />
Oben: Das Wannenbad<br />
als Bühne. Mit<br />
ihrer perfekten Kombination<br />
aus Form,<br />
Material und Oberfläche<br />
zieht die Bette-<br />
Pond Silhouette Aufmerksamkeit<br />
auf sich.<br />
FOTOS: BETTE<br />
Ein Ruhepol<br />
für die<br />
Bad architektur<br />
www.bette.de<br />
Ohne Anfang und Ende, ohne Ecken und<br />
Kanten: Der Kreis ist die vollkommenste<br />
und ausgewogenste Figur in der Geometrie.<br />
Bei den neuen Badewannen „Bette-<br />
Pond“ und „BettePond Silhouette“ kombiniert<br />
Bette diese perfekte, puristische<br />
Form mit glasiertem Titan-Stahl. Das absolut<br />
hygienische Material zeichnet sich<br />
durch seine hautsympathischen Eigenschaften,<br />
dauerhafte Farbbeständigkeit<br />
und Unempfindlichkeit gegenüber Kosmetika<br />
und Badezusätzen aus.<br />
Entworfen wurde die kreisrunde Bette-<br />
Pond von Dominik Tesseraux als Reminiszenz<br />
an die Ursprungsform des Wannenbades,<br />
den Badezuber. Mit einem Durchmesser<br />
von großzügigen 150 cm, die sich<br />
bequem in jede Richtung nutzen lassen,<br />
ist die runde Badewanne der ideale Ort<br />
für Muße und Entschleunigung im Alltag –<br />
und ein echter Ruhepol im Bad.<br />
Je nach Raumarchitektur und Platz kann<br />
BettePond entweder freistehend oder als<br />
Einbauversion zum Einsatz kommen. Die<br />
freistehende Version trägt den Namenszusatz<br />
Silhouette und bietet sich als ein<br />
bewusst eingesetztes Stilmittel in der Badarchitektur<br />
an. Allein schon durch ihre<br />
schiere Präsenz, die sich aus dem Volumen<br />
des zylindrischen Körpers und seiner<br />
brillanten Oberfläche speist, lenkt die<br />
BettePond Silhouette die Blicke auf sich.<br />
Wer es dezenter liebt, kann die BettePond<br />
auch in eine Oberfläche einlassen. Mit<br />
ihrem nur 8 mm feinen Rand wirkt die<br />
Badewanne dann wie ein Quelltopf oder<br />
kleiner See, der zum kontemplativen<br />
Baden einlädt – mit rundum jeder Menge<br />
Stellfläche für Shampoos, Handtücher<br />
und Seifen. Wird die BettePond zusätzlich<br />
mit einem Whirlsystem ausgestattet,<br />
lässt sich das Wohlgefühl noch steigern.
114<br />
Kolumne<br />
MetroPolis:<br />
Tief im Westen<br />
von Alexander Gutzmer<br />
New West:<br />
Die Entwicklung des amerikanischen<br />
Westens in 500 Postkarten<br />
Haben Sie kürzlich mal über „den Westen“ nachgedacht?<br />
Womöglich nicht. Und wenn, dann vielleicht in<br />
negativer Hinsicht, also im Sinne von „der Westen ist<br />
am Ende“ oder so. Das Thema „Westen“ ist gerade wenig<br />
en vogue. Und es stimmt ja auch – die Idee durchlebt<br />
eine Sinnkrise. Durch die erratischen Aktivitäten<br />
des momentanen US-Präsidenten ist der Gedanke eines<br />
vereinten Westens, der auf Basis geteilter Werte an<br />
einer global menschenfreundlichen und rationalen<br />
Zukunft bastelt, ins Hintertreffen geraten. Und speziell<br />
in Deutschland hat man mitunter den Eindruck, als seien<br />
manche Meinungsmacher geradezu erleichtert,<br />
endlich mit großer Geste das Ende der Westbindung<br />
des Landes proklamieren zu können.<br />
Sie werden an meiner Tonalität merken – mir schmeckt<br />
das Ganze nicht. Und es scheint mir auch verfrüht.<br />
„Der Westen“ ist noch nicht am Ende. Es gilt (für mich)<br />
vielmehr, ganz genau auszuloten, was das Projekt des<br />
Westens heute bedeutet und wohin es sich weiter entwickeln<br />
kann. Denn dass es sich<br />
entwickeln muss, ist klar. Umso<br />
schöner, wenn einem da ein<br />
Druckerzeugnis in die Redaktion<br />
flattert, das in diesem Kontext ein<br />
wenig Hilfestellung leistet. „New<br />
West“, so der Titel eines opulenten<br />
Buchs, durch das ich momentan<br />
gerne blättere, wenn The Donald<br />
wieder nervt. Der Band ist ein<br />
fulminantes Plädoyer für die<br />
Denk-Kategorie „Westen“, in alle<br />
ihrer Faszination, aber auch Widersprüchlichkeit.<br />
Die Autoren<br />
Wolfgang Wagener und Leslie Erganian<br />
suchen darin nach den<br />
Ursprüngen jener transformatorischen<br />
Kraft, die in weniger als 200<br />
Jahren aus der US-amerikanischen Westküste ein Labor<br />
der Moderne, der Postmoderne und auch unserer<br />
Zeit gemacht hat. „New West“ ist dabei zuallererst ein<br />
Bildband. Das Buch versammelt 500 Ansichten von sogenannten<br />
„Leinenpostkarten“, also frühen, schönen,<br />
handkolorierten Bildern, die die architektonischen,<br />
infrastrukturellen, technologischen und landschaftsgestalterischen<br />
Kernorte dieses Westens festhalten.<br />
Die Bilder dokumentieren die Entwicklung des amerikanischen<br />
Westens und das Selbstverständnis seiner<br />
Zeitgenossen: innovative Technik wie die „San Francisco<br />
Oakland Bay Bridge“, Ansichten von kultivierter<br />
Landschaft wie blühenden Obstplantagen in Kalifornien,<br />
Beispiele aus der Unterhaltungsindustrie wie<br />
„Grauman’s Chinese Theatre“ auf<br />
dem Hollywood-Boulevard. Architektur<br />
ist reichlich zu sehen, etwa<br />
das „Los Angeles Biltmore Hotel“,<br />
mit 1.500 Zimmern im Jahr <strong>19</strong>36<br />
das größte Hotel Westamerikas.<br />
In der surreal heiteren Ästhetik<br />
der Postkarten werden selbst die<br />
etwas überdimensionierten 18<br />
„Park La Brea Towers“ in Los Angeles<br />
zu einem Muster an spielerischer<br />
Finesse. Gestaltet hatte<br />
sie <strong>19</strong>48 das Büro Leonard Schultz<br />
Associates, damals klar von Corbusier<br />
inspiriert. Nun stehen sie für<br />
einen Spirit stadtplanerischer<br />
Zukunftsfreude, den es so womöglich<br />
nie gab, der aber vielleicht<br />
auch heute noch erstrebenswert wäre. Und so<br />
muss man wohl das gesamte Buch lesen: als Plädoyer,<br />
über Räume als Option für eine Verbesserung gesellschaftlicher<br />
Stimmungen nachzudenken. Das tun<br />
wir heute zu selten. Und wenn die Idee des Westens<br />
dafür herhielte, so hätte sie schon damit noch ihre<br />
Berechtigung.<br />
An dieser Stelle schreibt Baumeister-Chefredakteur Alexander Gutzmer im Wechsel mit<br />
der Architektin Anne-Julchen Bernhardt und<br />
dem Professor für Architekturtheorie Georg Vrachliotis.
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