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ST/A/R_06

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94 <strong>ST</strong>/A/R<br />

Buch V - MUMOK<br />

Nr. <strong>06</strong>/2005<br />

Ë Fortsetzung von Seite 89<br />

nicht ausreichen und für die Zukunft schon gar<br />

nicht, da kann nicht jeder machen, was er will.<br />

Da müssen die Mittel konzentriert werden.<br />

TR: Die Quotenfrage ist in den letzten 15<br />

Jahren nie so populistisch diskutiert worden<br />

wie jetzt; jetzt gibt es ein Gegeneinander der<br />

Häuser, das sich in den Medien widerspiegelt.<br />

Und bei diesem künstlichen Spiel des Rankings<br />

und des Populismus, ‚stellt sich die Frage,<br />

ob das einer konzentrierten Sammlungs- und<br />

Ausstellungstätigkeit gut tut?<br />

EK: Nein, absolut nicht. Wir müssen wieder die<br />

Ausstellungstätigkeit von der Museumstätigkeit<br />

trennen. Es hat ja früher auch das Prinzip gegeben,<br />

dass die Ausstellungstätigkeit eines Museums mit<br />

seiner Sammlung zusammenhängt; zum Beispiel<br />

die Albertina, die hat keinen einzigen Mondrian,<br />

den einzigen Mondrian in Wien hat unser Museum,<br />

aber sie machen die Ausstellung, weil sie eben<br />

Gegengeschäfte machen, mit tausenden von<br />

attraktiven Sammlungs-Tauschgegenständen.<br />

Also die Ausstellungstätigkeit hängt dort<br />

überhaupt nicht zusammen mit dem Bestand<br />

der Sammlung. Und die Argumentation, dass<br />

man mit den Sammlungen nicht arbeiten kann,<br />

ist natürlich absolut hanebüchen. Wenn die<br />

Sammlungsgegenstände ständig in der Welt<br />

herumgezeigt werden, dann kann ich sie im<br />

eigenen Haus natürlich genauso zeigen. Natürlich<br />

kann man mit den Sammlungen der Albertina ein<br />

volles Programm machen, ohne ständig Schiele<br />

zu zeigen.<br />

TR: Um auf das Schwerpunktthema des<br />

MUMOK 2005, 20<strong>06</strong>: DAS JAHR DES<br />

SAMMELNS zurückzukommen. Der Fokus der<br />

Ausstellungsreihe liegt also auf der Verbindung<br />

von privaten und von der Wirtschaft entwickelten<br />

Sammlungen, die in einem musealen Kontext<br />

gezeigt werden; somit wird auch die gegenseitige<br />

Kooperation unterstützt.<br />

EK: Ich glaube, dass es grundsätzlich Kontakt<br />

geben muss zwischen den Bürgern und dem<br />

Museum. Ein Museum, mit dem Anspruch ein<br />

nationales Museum zu sein für internationale<br />

Kunst, ein Bundesmuseum, eine staatliche<br />

Sammlung, sollte ein Anliegen des Bürgers<br />

werden, wie in der Schweiz oder in Köln oder<br />

wie in München die neue Pinakothek. 80% der<br />

Objekte dieser Sammlungen sind Schenkungen<br />

von Firmen und Privatleuten. Die Bürger der<br />

Städte haben ihre Sammlungen aufgebaut, ihre<br />

Museen.<br />

In Köln sind 7 von 8 Museen private Stiftungen,<br />

die in öffentlichen Besitz übergegangen sind.<br />

Alles dort sind Schenkungen und Stiftungen,<br />

und bei uns in Österreich gibt es das in diesem<br />

Jahrhundert nicht.<br />

TR: Gezeigt werden in der Ausstellungsreihe die<br />

Sammlung der EVN, die Sammlung der Erste<br />

Bank-Gruppe, die Sammlung Ludwig, Einblicke<br />

in österreichische Privatsammlungen; damit<br />

wird ein Querschnitt gegeben von wichtigen<br />

österreichischen Unternehmen, die sammeln,<br />

einerseits und andererseits von Privatpersonen,<br />

die ihre Sammlungen zeigen.<br />

EK: Es gibt ja viele Firmen, die Sammlungen<br />

haben. Wir haben die genommen, die professionell<br />

sind, mit Fachleuten gemacht werden, die ein<br />

Konzept haben, das sind die EVN und die Erste<br />

Bank-Sammlung. Und dann eben der Fokus auf<br />

Privatsammlungen in diesem Land, wobei wir die<br />

Sammler ausgelassen haben, die selber Häuser<br />

besitzen und Präsentationsmöglichkeiten haben,<br />

wie Essl, Leopold - der mit ungebrochenem<br />

Elan weitersammelt, sehr bunt, sehr dicht und<br />

sehr breit offensichtlich -, und auch Francesca<br />

Habsburg ist eine österreichische Sammlerin,<br />

die auch ihre eigenen Räume hat; oder Herrn<br />

Liaunig, der sich gerade ein Museum baut, oder<br />

Herr Haselsteiner (Strabag), der auch gewisse<br />

Ambitionen hat und Gironcoli-Plastiken zeigt.<br />

TR: Ich möchte auf ihre Biografie zurückkommen.<br />

Sie waren ja über 10 Jahre Leiter der Secession<br />

Wien, dann Leiter des Kunsthauses Bregenz. Ich<br />

kann mich noch erinnern, als ich studiert habe,<br />

bin ich in die Secession gepilgert und habe mir<br />

dort Förg oder Kosuth angeschaut. Sie blicken<br />

jetzt auf eine zwanzigjährige Tätigkeit in der<br />

Kunstszene zurück, im aktuellen Diskussionsfeld<br />

der zeitgenössischen Kunst. Wie sehen Sie jetzt<br />

Ihre Weiterentwicklung, Ihre Position in Zukunft?<br />

EK: Meine Position hat sich natürlich insofern<br />

völlig geändert, als ich immer eine Kunsthalle<br />

geleitet habe, und eine Kunsthalle eben nur<br />

Ausstellungen macht und auch Sammlung<br />

repräsentiert, aber keine Sammlung macht. Ich<br />

habe auch versucht, die Häuser, die ich geleitet<br />

habe, in einem Umfeld zu positionieren und zu<br />

sehen, was passiert und was nicht, und wo ein<br />

Betätigungsfeld oder eine Nische ist, die dieses<br />

Haus ausfüllen könnte, wobei ich auch immer an<br />

die Tradition des Hauses gedacht habe, wenn es<br />

nicht ein neues Haus war, wie in Bregenz.<br />

Jetzt bin ich in einem Museum, und ich bin<br />

plötzlich ein ganz fanatischer, altmodischer<br />

Museumsmensch geworden, weil ich sehe, dass<br />

das Museum als Idee gefährdet ist und es kein<br />

langfristiges Konzept mehr gibt. Wir brauchen<br />

das Museum aber als Bildungseinrichtung,<br />

als unabhängige Anstalt, weil wir sehen, wie<br />

woanders Galerien und Privatsammler das<br />

Ruder übernehmen. Ich fi nde, wir brauchen das<br />

Museum als unabhängige moralische Anstalt, als<br />

Kompetenzzentrum.<br />

Wichtig sind eben Kompetenz, fokussiert auf die<br />

Inhalte des Museums und Unabhängigkeit vom<br />

Kunstmarkt.<br />

Wir brauchen Museen im „traditionellen Sinn“,<br />

obwohl wir wissen, dass höchstens 30% der<br />

Menschen wegen der Sammlung ins Museum<br />

gehen und 70% wegen der Sonderausstellungen.<br />

Ich habe die Minimalerfordernisse für das<br />

MUMOK in einem Konzept für die nächsten<br />

10 Jahre definiert: ein Haus mit ca. 8.500 m2<br />

Raumvolumen, das die klassische Moderne als<br />

Bildungsauftrag immer zeigt, damit man die<br />

Geschichte der Moderne, ihre Hauptlinien, ihre<br />

Zusammenhänge verfolgen kann, die Kunst<br />

zwischen 1955 und 1975, wo ansatzweise alles<br />

Wesentliche passiert ist, was maßgeblich bis<br />

heute ist. Das sollten wir immer zeigen können,<br />

das ist unsere museologische Basisarbeit; die<br />

andere ist, dass wir die Sammlung für die Zukunft<br />

weiterentwickeln, damit wir einmal auch von<br />

der heutigen Gegenwartskunst eine Sammlung<br />

haben, die man in Zukunft als repräsentativ<br />

zeigen kann.<br />

GÜNTER BRUS - FOTOEDITION DER AKTIONEN 1964/65<br />

„Dass sich noch heute ein dichter und überzeugender Eindruck davon gewinnen lässt, was man im Rückblick nach 40<br />

Jahren als Initiation der „Körperkunst” bezeichnen kann, verdankt sich der filmischen und fotografischen Dokumentation<br />

des Ereignisses: Ludwig Hoffenreich, Kurt Kren und Otto Mühl waren anwesend - und Siegfried Klein, dessen mit dem<br />

Namen „Khasaq” gezeichnete Fotografien bisher nur in wenigen Beispielen bekannt waren. Günter Brus hat nun erstmals<br />

eine Auswahl aus diesen Aufnahmen getroffen, die Julius Hummel in 4 Portfolios herausgibt: Der flimmernde Rausch, den<br />

Krens Film uns bisher vermittelt hat, und den Ludwig Hoffenreichs quasi distanzierte Dokumente geradezu komplementär<br />

ergänzten, gewinnt durch diese Bilder eine neue Dimension: Khasaq dokumentierte das Ereignis nicht, sondern lebte<br />

sich hinein, wechselte die Distanz und den Blickpunkt, folgte mit dem Blick nicht nur dem Künstler selbst, sondern<br />

wanderte mit ihm durch den Raum, folgte der geschleuderten Farbe, dem entfesselten Geschehen.”<br />

Dr. Monika Faber, Albertina Wien, zu S. Kleins (Khasaq) Fotos der Aktion „Ana”, 1964<br />

Herausgegeben von der „Galerie Hummel” und der „Sammlung Friedrichshof” entstehen Fotoeditionen der frühen Aktionen<br />

von GÜNTER BRUS:<br />

„Ana”, 1964; „Silber”, 1964; „Selbstverstümmelung”, 1965<br />

Fotograf: Siegfried Klein (Khasaq)<br />

Die erste der 4 Aktionen, „Ana”, 1964, erscheint in je vier Portfolios à 12 Fotos (Silbergelatineabzüge 39,5 x 30 cm<br />

auf Museumskarton 60 x 50 cm) in einer Leinenkassette und einem Vorwort von Dr. Monika Faber, Albertina Wien.<br />

Jedes Foto ist von Günter Brus signiert und autorisiert. Die Mappen erscheinen in einer Auflagenhöhe von je 35 Stück.<br />

Galerie Julius Hummel · Bäckerstraße 14 · A-1010 Wien · Tel.: 512 12 96 · Fax: 512 12 964<br />

Mail: galerie.hummel @ chello.at · Öffnungszeiten: Di-Fr 15-18 Uhr, Sa 10-13 Uhr

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