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4 Kunst<br />
Städteplanung / Architektur / Religion / 2012<br />
Bruno Rey
4 Kunst Städteplanung / Architektur / Religion / 2012 Bruno Rey
Städteplanung / Architektur / Religion / 2012 Literatur 5 Den Ärmsten das Schönste Frühling 2012. Im Frühherbst 2011 erfuhr die breite Wiener Öffentlichkeit durch einige Medienberichte von einem neuen und doch schon alten Skandal: Stillschweigend hatte die Wiener Stadtregierung das OTTO WAGNER SPITAL teilweise verkauft, dass Arreal von öffentlichem Grund in Wohngebiet umgewidmet und mit der Errichtung von 600 (!) Eigentumswohnungen auf dem Gelände begonnen. Dies alles, ohne die Öffentlichkeit, den eigentlichen Eigentümer, darüber zu befragen. Nach heftigen, medienunterstützten Protesten nahm der Wiener Bürgermeister die Baugenehmigung für die Wohnungen zwar zurück, der Plan zur Errichtung eines Wellnesund Therapiezentrums blieb jedoch weiterhin aufrecht. Das Folgende soll einerseits einen neuen Aspekt in die Diskussion einführen und andererseits klar machen, dass auch die gewichtsreduzierte Version der Verbauung des Spitals nicht akzeptabel sein kann. Noch ist die Sache nicht ausgestanden und der Protest muss so lange weitergehen, bis alle Verbauungspläne vom Tisch sind. Der Drang mich von irgendwo hoch hinunterzuwerfen wird so stark, dass ich verzweifelt eine Therapeutin anrufe. Sie sagt, ich solle mich einweisen lassen. „Aber nicht ins AKH! Auf die Baumgartner Höhe musst Du. Dort ist alles grün jetzt im Frühling“. (Brigitte Schwaiger, Fallen lassen) Den Ärmsten das Schönste : Was die Baumgartner Höhe, also das Otto Wagner Spital, also den Spiegelgrund so einzigartig macht, ist ja diese Parklandschaft in die eingebettet das Krankenhaus seine Funktion besser erfüllen kann, als ein Stahl- Beton-Moloch.Was jeder Besucher, Spaziergänger, Anrainer, Patient oder dort Angestellte sofort und ohne nachzudenken mit all seinen Sinnen erfahren kann, ist die einzigartig geglückte Ausgewogenheit aller seiner Komponenten. Hier harmonieren medizinische Funktion, Architektur und umgebende Landschaft in idealer und einzigartiger Weise. Jeder, der auf der Baumgartner Höhe auch nur spazieren geht, spürt die therapeutische Wirkung dieser Kombination. „Und schließlich die Biophilie: Studien haben gezeigt, dass Patienten schneller gesund werden, wenn sie auf Pflanzen schauen statt auf eine kahle Wand“. (Ken Yeang, Architekt) Berühmt Einem ganzseitigen Nachruf im Dimbacher Lokalanzeiger aus dem vergangenen Mai zufolge war am vierundzwanzigsten desselben Monats ein gewisser Luis Brandstetter im zweiundneunzigsten Lebensjahr und nach lebenslanger Krankheit friedlich, offenkundig also im Kreis der nächsten Familienmitglieder, verstorben. Freilich, warum dem Tod des Luis Brandstetter eine ganze Seite im Dimbacher Lokalanzeiger gewidmet worden war, konnte aus dem Nachruf nicht hervorgehen, schließlich war er weder Altbürgermeister, Müllermeister in Ruhe, Ehrenringträger, Gemeinderat, Obmann des Kameradschaftsbundes, der katholischen Männerbewegung oder als Lektor und Kommunionsspender in der Pfarre tätig gewesen. Auch konnte er, vor allem in Folge der Tatsache, dass er niemals Bürgermeister gewesen war, nicht an der Erstellung des ersten Flächenwidmungsplanes, der Einführung der Müllabfuhr, der Anschaffung eines Kleinlöschfahrzeuges und anderen für Dimbach wichtigen Projekten beteiligt, oder gar für deren Planung und Durchführung voll verantwortlich gewesen sein. Zuletzt aber hatte mir eine Dimbacherin, die an dem selben Tag ihre Goldene Hochzeit gefeiert hätte, wäre ihr Ehemann nicht eben jener Luis Brandstetter gewesen, den sie im Übrigen nur aus Mitleid geheiratet hätte, erklärt, ihr verstorbener Gatte sei von Geburt an schwachsinnig gewesen und habe am Weihnachtsabend des Jahres neunzehnhundertdreiundfünfzig, gleich nach der Mette, die Dimbacher Wallfahrtskirche angezündet und sei dann vor dem brennenden Gebäude auf und ab gehüpft, immer wieder schreiend Alles tropft, alles sickert!, bis dann endlich die Feuerwehr mit einem Kleinlöschfahrzeug eingetroffen war und das Gebäude noch hatte retten können. Seither sei, so die Witwe des Luis Brandstetter, ihr verstorbener Ehemann nicht nur in Dimbach, sondern überhaupt im ganzen Strudengau und auch bei den Schulkindern noch eine Berühmtheit. Einfluss Ein Saxener Schriftsteller, dessen Bücher bislang nicht verlegt worden sind, hatte einem anderen Saxener Schriftsteller, dessen Erfolg messbar ist und der im gesamten Strudengau und bis tief ins Machland hinein den Ruf eines gern gelesenen Heimatdichters genießt, während einer Turnierpause des Preistarockturniers des SP Wetzelsdorf, welches in der Sportplatzkantine von Saxen stattgefunden hatte, den Wind aus den Segeln nehmen wollen, indem er ihm erklärt hatte, er wäre, trotzdem nicht publiziert, wenigstens im gesamten Strudengau mit Sicherheit der einflussreichere von beiden Autoren, denn immerhin wäre er ja vom anderen schon mehrfach zitiert worden. wurde und bis heute seinen Sinn optimal erfüllen könnte, dürfte die Perspektive der Patienten gerade dann nicht ignoriert oder vergessen werden, wenn es darum geht, die geplante Zweckentfremdung zu kritisieren und zu verhindern. In der Publizistik zum Thema fehlt dieser Gesichtspunkt irritierenderweise: Die Journalisten sprechen vom Erholungsraum oder der Lebensqualität der Anrainer oder von dem Areal als Architekturjuwel, aber sie schweigen von der nachweisbar heilsamen Wirkung, die diese architektonische Komposition auf die Patienten ausübt, also von ihrem therapeutischen Wert, der, das ist meine eigene Erfahrung, von keinem Neubau übertroffen werden könnte. Die Interessen der Patienten sind aber entscheidend, sind sie doch die eigentlichen Adressaten dieses Gesamtkunstwerkes. Was könnte heilsamer sein, als die Harmonie der Steinhofgründe? Etwa eine Architektur wie die des AKH und ähnlicher zeitgenössischer Krankenhaus-Giganten? In solchen Gebäuden ist man in den klimatisierten, künstlich beleuchteten Labyrinthen isolierter Innenräume gefangen. Dass in den Massenmedien die doch sehr speziellen Bedürfnisse von Psychiatriepatienten (denn diese sind von den Plänen vor allem betroffen) gerade dann keine nennenswerte Rolle spielen, wenn es um die Mobilisierung einer Allgemeinheit und Mehrheit geht, mag verzeihlich erscheinen. Dass Stadtpolitiker sich von kurzsichtigen politischen Interessen und kurzfristigen wirtschaftlichen, ökonomischen Vorteilen leiten lassen, wundert heute auch niemanden mehr. Dass aber vonseiten der Ärztinnen, Pfleger, Krankenschwestern, Therapeutinnen in all den Jahren, die sie im Gegensatz zur Bevölkerung von den Vorhaben wussten, kein Widerstand kam, ist bitter: Denn wer ist näher an den Patientinnen als eben diese Gruppe? Wer ist besser geeignet, sich für deren Interessen und Bedürfnisse einzusetzen? Aber gerade von dieser Seite kommt nur ein kollektives, neutrales Schweigen. Hier wirkt sich die Abhängigkeit vom Arbeitgeber gegen jede politische Vernunft aus. Sie ermöglicht jene Zensur, die dieser bei Äußerungen der Ärzteschaft zu vermeintlich internen Angelegenheiten anwendet. Ein gegen Transparenz empfindliches, beinah allergisches, System. Brigitte Schweiger liefert in ihrem Text „Fallen lassen“, den sie 2004/05 schrieb und der 2006 erschien, einen griffigen Beweis für den inoffiziellen Informationsvorsprung der Ärzte: Entscheidung Ein Münzbacher Landwirt hatte ganz am Rande seines Grundstücks mit einer Motorsäge eine siebenundzwanzig Meter hohe, vom Blitz getroffene Tanne gefällt, welche auf das Nachbargrundstück gestürzt war und dort, trotzdem der Mann rechtzeitig Baum fällt gerufen hatte, ein Schaf aus der gerade einmal dreißig Stück umfassenden Herde des Nachbarn zerschlagen hatte. Nach einigen Stunden war man außergerichtlich übereingekommen, dass jener, der die Tanne gefällt hatte, sie nun auch behalten müsse, denn sie sei ja nun auch gänzlich und ohne jeden Zweifel tot. Die Frage, ob der Mann seinen Baum hierfür auch vom Grundstück des Nachbarn zu entfernen hätte, musste, weil man sich hier nicht hatte einigen können, am Schluss und nach Jahren von einem Perger Bezirksrichter entschieden werden. Erkenntnis Fotos: Martina Nowak Gedanken schildern durfte, meinte, die Baumgartner Höhe solle renoviert werden, Luxuswohnungen dort errichtet werden, und vom Ertrag baut man eine ganz moderne Psychiatriestadt.“ 2004 war auch genau das Jahr in dem Renate Brauner, eine gelernte Ökonomin, als Nachfolgerin von Sepp Rieder Stadträtin für Gesundheit und Soziales wurde. Man kann also davon ausgehen, dass der Startschuss für das Projekt unter Leitung von Brauner bereits 2004 gegeben wurde. Und als Hintergrund kann man durchaus die Absicht der bloß monetären Gewinnmaximierung vermuten, also Steinzeitökonomie. Das lässt die Kluften ahnen, die durch Wien gehen und es spalten. Eine davon verläuft zwischen Patienten der Psychiatrie und den Ärztinnen. 2007, zu einem Zeitpunkt, als die Anrainer und die meisten Patienten des Spitals noch ahnungslos waren und die Wiener im Allgemeinen noch viel ahnungsloser, schrieb der Psychiater Eberhard Gabriel in seinem lesenswerten Buch „100 Jahre Gesundheitsstandort Baumgartner Höhe“ bereits folgende enigmatische Zeilen: „...Nun, nach diesen zehn Jahren befindet sich das Wiener Spitalwesen vor einem Umbau zu Gunsten der sich entwickelnden Stadtteile am linken Donauufer. In den Diskussionen darüber und in den Entscheidungen, soweit schon welche getroffen worden sind, erscheint die Baumgartner Höhe Auf die Frage nach seinem eigentlichen Befinden hatte ein Ottenschlager Philosoph und Dichter einem Arzt des Allgemeinen Krankenhauses in Linz geantwortet, er würde seit Jahren von der Unerträglichkeit des Ottenschlager Provinzungeistes gequält, wozu noch die seit langem andauernden Schmerzen um eine aussichtslose Liebe kämen, weswegen er vor einigen Monaten beschlossen hätte, sich endgültig zu Tode zu trinken, bis er vor einer Woche völlig blau und auf dem Weg zu der von ihm Geliebten, die eine Wohnung in der Linzer Bismarckstraße gemietet hätte, um ihr, wie er erklärt hatte, zu gestehen, dass er doch immer gewusst hätte, dass der eine des anderen Sprache nicht verstünde, weswegen es zwischen ihnen überhaupt erst zu der aussichtslosen Lage hatte kommen können, kurz vor seinem Ziel an der Linzer Unteren Donaulände, gleich nach der Kurve von der Rechten Brückenstraße, von einem Polizisten gestoppt worden wäre und kurzerhand in die Hauptwachstube und nach einer kurzen Protokollaufnahme in eine Ausnüchterungszelle des nahegelegenen Gefangenenhauses überführt worden sei. Dort hätte man ihn vergessen und sechs Tage ohne Nahrung und Flüssigkeit liegenlassen, bis der Zellenreinigungszuständige dahintergekommen sei, dass sich da noch einer befand, woraufhin man sich seiner ebenso kurzer Hand wieder entledigt hätte. Er, der Philosoph und Dichter, sei, weil er seinen Wagen auf der Linzer Donaulände hatte zurücklassen müssen, mit dem Bus nach Linz zurückgefahren und hätte sich aber nicht, wie zu erwarten gewesen wäre, an den nächstmöglichen Ort begeben, um zu essen und zu trinken, sondern wäre, einer aus jenen sechs Tagen hervorgegangenen Erkenntnis folgend, in eine ihm bekannte Branntweinstube eingekehrt. Seine Erkenntnis wäre gewesen, dass er, ganz entgegen seinem Vorhaben, sich zu Tode zu trinken, in Wahrheit deswegen getrunken hätte, um Qual und Schmerzen zu vergessen und also am Leben zu bleiben, was ihn mit einem dermaßen herben Gram über seine Dummheit erfüllt hätte, dass ihm nichts weiter übrig geblieben wäre, als sich nun tatsächlich zu Tode zu trinken. Nach diesem Geständnis war der Mann gegen drei Uhr früh verstorben. Fehleinschätzung Ein Windhaager Möbelfabrikant hatte sich im Vorjahr und natürlich erst, nachdem er sich, ohne jegliche Verzweiflung und mit vollkommen klarem Kopf, selbst darüber versichert hatte, tatsächlich alles verloren und keinen Ausweg offen zu haben, wie man annimmt gegen null Uhr des dreiundzwanzigsten August an einen Damm der Westbahngleise zwischen Kemmelbach und Blindenmarkt begeben, um sich von einem Zug totschlagen zu lassen. Dem Mann war es über die vorangegangenen Monate schon sehr schlecht gegangen und er habe, so zumindest berichtete ein Bekannter oder Freund des Möbelfabrikanten in einem Beitrag zu dessen Freitod, welcher im Windhaager Gemeindeblatt zu lesen gewesen war, über seine Unfähigkeit geklagt, seinem Leid ein angemessenes Ende zu bereiten. In diesem Beitrag, welcher eigentlich ein Nachruf gewesen war, hatte der selbe Bekannte oder Freund weiter erklärt, er habe dem Möbelfabrikanten, ganz besonders in den letzten Wochen vor dessen Tod, wie der Mann betont, oft und eindringlich dazu geraten, sich doch an die Telefonseelsorge zu wenden, wo, wie er ihm versichert habe, man ihm bestimmt würde helfen können, was der Möbelfabrikant aber jedes Mal mit der immer gleichen Begründung ausgeschlagen habe, dass er nicht nur bezweifle, sondern absolut sicher sei, dass ihm die Telefonseelsorge in keinem Fall helfen, also auch in keinem Fall sein Leid angemessen beenden und er sich am Telefon überhaupt nur ganz schlecht ausdrücken könne. Trotz jenes Vorfalles und seines tieferen Hintergrundes fährt jener Zug, von welchem der Möbelfabrikant schlussendlich und gegen null Uhr siebzehn in Fetzen geschlagen wurde, bis zum heutigen Tag unter dem Namen Telefonseelsorge Nummer 223. Gewesen als eine betroffene Institution, ohne das schon völlige Klarheit bestünde, welche Konsequenzen zu tragen sein werden. (...) Aber es darf doch angemerkt werden, dass die Institution sich wieder, wenn auch in ganz anderer Gestalt an einem kritischen Punkt in ihrer Entwicklung befindet.“(2007) Wenn man diese Sätze mit dem Wissen liest, dass schon 2006 die Umwidmung des Otto Wagner Spitals in kommerziell nutzbares Als ein Wiener Student von einem Nöchlinger Studienkollegen gefragt wurde, woher er denn so viel über die Nöchlinger wisse, obgleich er, wie der Nöchlinger Studienkollege ja genau wusste, niemals in Nöchling gewesen war, hatte der geantwortet, dass ihm ein Pabneukirchner Studienkollege alles Wissenswerte über die Dimbacher, die Dorfstettner und die Klamer erzählt habe. Als ein Königswiesener Mechanikerlehrling seinen älteren Bruder, der Ritual Da das Otto Wagner Spital in seiner Gesamtheit für Patienten der Psychiatrie und Pulmologie gebaut „Frau Dr. W., der ich meine in Wien studierte, schriftlich darüber befragte, ob sie beide, jeder mit eigener Begleitung, auf den Arbeiterball im Gasthof Sauerköchl in Königswiesen gehen wollten, ignorierte dieser die Anfrage völlig und ließ die Familie grüßen. Provinzgeschichten Humus Grüße Es war einem Freund, von dem sogar ich sagen muss, dass er es, trotz seiner Position als Prokurist der Liegenschaftsverwaltung eines bekannten Realitätenbüros, zu keinem erträglichen Charakter gebracht hat, geschehen, dass seine Frau ihm an seinem vierunddreißigsten Geburtstag vor versammeltem Kreis und in aller Freundschaftlichkeit gestanden hatte, sie hielte ihn für einen lächerlichen Parvenu, der obendrein voller Scheiße wäre und sie wolle Scheidung und Kinder, woraufhin er noch am selben Abend das Notwendigste gepackt, ihr vor aller Ohren allen Wohlstand überlassen, nur seinen BMW behalten und sich darin davongemacht hatte. Wochen später, eben zuletzt, war er dann in meinem Haus erschienen und hatte mir geschildert, er hätte sich, im Wissen um die günstige Jahreszeit, nämlich Anfang Herbst, nach St. Georgen am Walde begeben, wo er sich, einem doch vorhandenen Hang zum Theatralischen folgend, am Gemeindeamt als Dung angeboten hätte, woraufhin er ohne Begründung abgelehnt und an die umliegenden Gehöfte verwiesen worden wäre, welche er auch ohne Ausnahme aufgesucht hätte, immer ohne Erfolg und Begründung, bis er zuletzt in eine weite und sumpfige Senke geraten wäre, in der eine kleine Frau, die dort eine Holzgasanlage betrieben hätte, ihm erklärt hätte, sein Angebot wahrzunehmen würde deswegen nicht in Erwägung gezogen, weil er Wiener sei und deswegen keinen guten Humus abgäbe und er solle sich keine weitere Mühe geben, er würde eben diese Begründung immer und immer wieder zu hören bekommen, ganz gleich wie tief er noch in den Strudengau einzudringen bereit wäre. Die Frage, warum er sein Angebot gerade in St. Georgen gestellt hatte, konnte er mir nicht beantworten. Misthaufen Bauland erfolgte und zu dem naheliegenden Schluss kommt, dass der Autor davon Kenntnis haben musste, dann nimmt doch die nebulose Formulierung wunder. Und trotz allem wird dieses Projekt, insbesondere die Kosten für seine Planung, nur verschwendete Energie gewesen sein. Otto Wagner kannte natürlich den Konflikt zwischen den „wirtschaftlichen“ Interessen und der Kunst: „Der Künstler wird immer nur in der Schönheit und in peinlicher Zweckerfüllung des entstehenden Werkes seine Befriedigung finden, während der Gewerbetreibende stets seinen Vorteil an erste Stelle setzt und schon dadurch zum Antipoden des Künstlers wird.“ Es wird nun nicht eine der geplanten 600 Eigentumswohnungen im Ostteil des Spitals gebaut werden. Aber auch das Wellness- und Rehabzentrum würde dem genius loci des Otto Wagner Spitals empfindlichen Schaden zufügen. Und dieser ist es, den sowohl die Patienten der Pulmologie – von Thomas Bernhard beschrieben – als auch jene der psychiatrischen Abteilungen sehr genießen. Und indem sie genießen, viel-leicht und schneller genesen würden. Leider hat das Idyll hier einen großen Schatten. Die Psychiatrische Praxis im OWS ist von sehr unterschiedlichen Niveaus bestimmt. Denn es ist gewiss, dass die Kluft zwischen der sogenannten Ärzteschaft und den sogenannten Patienten/ Klienten etwas wie ein struktureller Antagonismus geblieben ist. Text: Alexander Dr. Schiessling Fotos: Martina Nowak Recherche: Selina Gnos Besessen von dem Verlangen, einen Misthaufen abzutragen, vollständig, um ihn über ein Futterwiesengrundstück zu verteilen, was überhaupt nur deswegen möglich war, weil zwar schon Mitte Dezember, trotzdem vierzehn Grad, blauer Himmel und strahlende Sonne, besessen also von diesem Verlangen, wusste ein Linzer Jungautor, dass es eigentlich um seinen inneren Scheißhaufen ging, den er so, in der Überzeugung, das Prinzip des Schaffens äußerer Ordnung bei fortgeschrittener innerer Unordnung ließe sich in seinem Sinne spezifizieren, dass also auch das Abtragen äußerer Scheiße sich günstig auf ein relatives Gleichgewicht von Geist und Seele auswirken müsse, zu verkleinern, wenn nicht gänzlich zum Verschwinden zu bringen hoffte. Hierbei überlegte er, dass, würde ihn ein Mensch fragen, ob er denn über seine Literatur nachdächte, während er in Hingabe an sein Verlangen Mist gabelte, schaufelte, stemmte, karrte, warf, austrug, er nur antworten könnte, er habe gerade soweit über seine Literatur nachgedacht, als er nun wisse, dass er auf diese Frage nur die Antwort Nein zu geben habe. Einem dorfbekannten Exzentriker und Müßiggänger hatte ein Klamer Greißler abends im Wirtshaus Dimbichelberger die Frage, warum er denn – trotzdem er doch sonst zu allen und auch den niedrigsten Tätigkeiten bereit wäre – in allen Fällen sich weigere Schnee zu schaufeln, aus einem einleuchtenden Grund, nämlich jenem, dass ein jeder in der versammelten Runde die Antwort schon kannte, trotzdem alle zuerst sinnend der Erklärung lauschten, dann lauthals loslachten sobald diese abgeschlossen war, gestellt. Schlichten Weil er sich einen Sommer und einen Herbst als unbezahlter Landarbeiter betätigt hatte, war ein Wiener Student der Theaterwissenschaften oft in die Gelegenheit gekommen, sich in dem nahen Gasthof Pilz in Waldhausen mit den dort und in der näheren Umgebung Ansässigen zusammen- und auseinanderzusetzen, was, da er hartnäckig nur und ausschließlich, unter offenkundiger Ignoranz aller sonstigen Eigenschaften und Außergewöhnlichkeiten seines Seins und dortigen Vorhandenseins, für einen aus der Stadt genommen worden war und ein solcher grundsätzlich als unzurechnungsfähig und verweichlicht galt, oftmals zu größter Befremdung und Belustigung eben jener Ansässigen geführt hatte. Da er eines späten Abends, nachdem er in einer Runde von Hörndlbauern und Futtermittelvertretern den Hausschnaps der Frau Schaumüller, Haus Buchinger, zur Genüge probiert hatte, in eine gutmütige und hemdsärmelige Euphorie geraten war, hatte er sich nicht enthalten können auszuführen, dass das Schlichten von Holz ja keineswegs nur eine Aneinanderreihung willkürlicher Akte des Hinlegens größerer und kleinerer Scheite wäre, sondern, bei ausreichender Hingabe, ein nicht zu bagatellisierendes Maß an Konzentration erfordere, wolle man doch in keinem Fall, dass beispielsweise ein an eine Wand geschlichteter Holzhaufen (hier hatte er anzumerken gehabt, dass ihm dieses Wort eben aufgrund des hohen Anspruches, den die Tätigkeit des Holzschlichtens an einen stelle, gar nicht gefalle) irgendwann nach vorne kippt, also unbedingt heilloses Chaos ausbrechen muss, weil sich bei solchen Umstürzen ja nie einer finden will, der sich bereit erklärt, das alles wieder in Ordnung zu bringen und also jeder vorbeikommende Mensch achtlos alles hinwirft, wodurch das Chaos erst recht unbeschreibliche Ausmaße annimmt. Er hatte natürlich sofort das neuerliche Unverständnis erkannt, mit welchem man ihm nach Beendigung dieser Darstellung begegnet war, also war er damit fortgefahren, eine der vielen Möglichkeiten zu schildern, die sich einem boten, das nach vorne Zusammenfallen eines solchen Stoßes zu verhindern. Nachdem er geendet hatte, war alles in lautes Gelächter ausgebrochen. Offensichtlich war gewesen, dass man übereingekommen war, er wisse nicht wovon er spreche. Streit RAINER KÖBERL . ARCHITEKT Leserbrief an die „Tiroler Tageszeitung“ Zur Kolumne „Sauerstoff“ von 23.April 2012 Bodenseer, Todesstrafe und Triumphpforte Aikido ist eine moderne japanische Kampfkunst, in der dem aggressiven Angriff des Gegners, keine Kraft entgegengesetzt, sondern diese umgeleitet wird um den Gegner zu neutralisieren. In diesem Sinne wäre es eine sinnvolle Geste, an Innsbrucks Triumphpforte eine kleine Bronzetafel zu installieren, die festhält, dass für Erzherzog Leopold, anlässlich seiner Hochzeit mit Maria Ludovica, dieser Triumphbogen errichtet wurde und er der erste Regent weltweit war, der in seinem Herrschaftsgebiet, der Toskana, bereits 1786 sowohl die Folter als auch die Todesstrafe abgeschafft hat. Das ließe uns stolz sein auf diesen Habsburger und außerdem entstünde eine zusätzliche, passende Bedeutung für den Namen „Triumphpforte“. Quasi als Wiedergutmachung sollte diese Tafel von Herrn Bodenseer aus privater Tasche bezahlt werden. (Dazu sei angemerkt, dass der Tiroler Politiker Bodenseer unlängst in Innsbruck die Wiedereinführung der Todesstrafe in ganz Österreich zur Debatte gestellt hat.) Arch.Dipl.Ing. Rainer Köberl Maria Theresien Straße 10/IV A-6020 Innsbruck Lukas Kollmer Nachdem es aus bis heute nicht völlig aufgeklärten Gründen zwischen den Bürgermeisterfrauen von Baumgartenberg im Strudengau und Onverwacht, nahe der Küste von und in Suriname gelegen, zu einem Eklat gekommen war, sind alle Beziehungen, die von diesen beiden Partnerorten untereinander unterhalten worden waren, eingefroren worden und ganz besonders in Baumgartenberg gibt man seit damals speziell darauf acht, in keiner Weise mit Onverwacht in Verbindung gebracht werden zu können, was sich am deutlichsten in der Benutzung des Bestecks zeigt, wobei in Onverwacht zum Beispiel vierzinkige Gabeln benutzt werden, weswegen es in Baumgartenberg entweder drei- oder fünfzinkige sein müssen. Den Baumgartenbergern, die immer in der Angst gelebt hatten, für Wiener gehalten werden zu können, ist es nun seit längerem schon weit wichtiger, nicht für Onverwachter gehalten zu werden. Trennung Alois Peböck, Ober-Sankt-Thomas 35, habe, wie er uns zuletzt und in großer Aufregung bei Tisch im Gasthof Auhorner geschildert hatte, von seiner Frau, welche schon vor Jahren nach Fiume verzogen war, auf seine per Brief übermittelten Fragen, nämlich wann sie denn zurückzukommen gedenke und warum überhaupt diese lange Trennung vonnöten sei und wie man denn in einer solchen Situation eine vernünftige Ehe führen solle, gerade vor einem Tag erst zur Antwort erhalten, dass sie seine Bedenken durchaus gut verstehen könne, sie selbst setze sich seit langem mit genau diesen und noch tieferen Fragen auseinander und wolle aber erst wieder zurückkehren, nachdem sie auf sämtliche dieser Fragen Antworten gefunden habe. Zeitdruck Als ein aus Salzburg zugereister ehemaliger Student der Germanistik sich schon wenige Wochen nach Aufnahme seiner Tätigkeit als Lektor für die Strudengauer Rundschau während einer Redaktionssitzung von seinem Stuhl erhob und mit fester Entschlossenheit erklärte, er betrachte es als seine aus der von ihm ausgeübten Tätigkeit hervorgehende Pflicht darauf hinzuweisen, dass, studierte man einmal die aktuellen Landkarten Österreichs, man feststellen müsse, hier und jetzt und mit äußerster Eindringlichkeit, genau genommen ja schon Grein, weil am nördlichen Donauufer gelegen, geografisch gesehen nicht mehr zum Strudengau gehöre, noch weniger Königswiesen, welches viel zu nahe dem Weinberger Wald läge, unter keinen Umständen aber Dorfstetten, welches, schaue man ganz genau, zwar Niederösterreich wäre, aber ebenfalls viel zu weit nördlich gelegen, man sich also in Folge, so der junge Mann, ernsthafte Gedanken über die Frage machen müsse, wer es sei, der diesen aggressiven strudengauer Expansionismus betreibe und, würde man schlussendlich die Verantwortlichen dingfest machen können, man auch die nötigen Konsequenzen zu ziehen bereit sein müsse (wobei er hier verschwieg oder zu erwähnen vergaß, welche genauen Konsequenzen ihm vorschwebten), nahm man seine Worte kopfnickend zur Kenntnis und, wobei man sich darauf berief, dass ein Salzburger eben ein Zugereister sei und solche wären eben alle exzentrisch und hätten ihre Besonderheiten, man müsse nur den richtigen Umgang damit finden, überging den Einwurf. Die Meldung, dass eine gewisse Hochedlinger Maria ihren achtzigsten Geburtstag gefeiert hatte, enthielt der St. Nikolaer Lokalteil schlussendlich nicht. Der hierfür verantwortliche Redakteur begründete dies, indem er angab, er wäre aufgrund der Verzögerung der Sitzung in, wie er es nannte, drückendste Zeitnot geraten. Demnächst bei „viza edit“ - Peaceland Der neue Horrorroman von Lukas Kollmer.
- Seite 1 und 2: 04Z035665M - P.b.b. Verlagspostamt
- Seite 3: Städteplanung / Architektur / Reli
- Seite 7 und 8: Städteplanung / Architektur / Reli
- Seite 9 und 10: Städteplanung / Architektur / Reli
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