Verbandszeug 02-2020 On a mission? Aufmischen!
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On a Mission: Aufmischen? 13
Scoutmission
Im Blick auf kirchliches Handeln wurde
das für mich sehr deutlich beim
Weltjugendtag 2005 in Köln. In der Vorbereitung
konnten wir uns mit den anderen
Jugendverbänden kräftig einbringen und bei
der feierlichen Vigil dem Papst das Friedenslicht
bringen. Dass wir nicht nur eine große Unterkunftsmöglichkeit
für Pfadfinderinnen und Pfadfinder aus der
ganzen Welt auf den Düsseldorfer Rheinwiesen errichten
konnten, sondern dort auch das große Kreuz aufgestellt
haben, das jetzt in Westernohe steht und einen Jurtendom,
der seinesgleichen suchen wird, sind für mich deutliche
Zeichen, die wir gesetzt haben. Wir sind mit dabei
und bringen uns mit unserer ganz eigenen Spiritualität
und Religiosität ein in diese Kirche. Auch weltweit.
Dass wir das Label „scoutMISSION“ aus diesem Event
mitgenommen haben als Label für spirituelles Handeln
in der DPSG, schien nur folgerichtig. Zum WJT hatten wir
eine Positionsbestimmung geschrieben, wo und wie wir
uns in der katholischen Kirche sehen. Das sollte Folgen
haben – für unser eigenes Engagement. Und zu dem gehört
beides: das spirituelle und das politische.
„Seid stets bereit jedem Rede und Antwort zu stehen der
Euch fragt nach der Hoffnung, die euch erfüllt“ (1 Petr
3,15) ist für mich ein herausfordernder Satz aus der Bibel.
Als ich ihn mir zu meiner Priesterweihe ausgesucht habe,
sagte mir mein Pfarrer: „Und lebe so, dass man dich fragt!“
Das sehe ich auch als Herausforderung in der DPSG: Vergewissern
wir uns unseres Glaubens und unserer Hoffnung
– und leben wir sie so, dass andere Menschen, vor allem
Kinder und Jugendliche, von ihnen angesteckt werden.
Das ist unsere „scoutmission“! Und das hat auch kirchenpolitische
Dimensionen. Mussten wir in den 90er-Jahren
noch darum kämpfen, dass auch Männer und Frauen, die
keine Priester waren, geistliche Leitung in den Verbänden
übernehmen, bei uns Kuratin oder Kurat werden konnten,
bat die Deutsche Bischofskonferenz nach dem Ende meiner
Amtszeit und vergeblichen Versuchen, einen Nachfolger
zu finden (nicht, weil es niemanden gab, der das gerne
gemacht hätte) die DPSG, ihre Satzung zu ändern, sodass
auch ein Nicht-Priester Bundeskurat*in werden kann (auf
allen anderen Ebenen gab es das schon). Was das für das
Amt, seine Ausübung, Eingebundenheit und Möglichkeiten
bedeutet, darauf kann man schauen und bauen.
Dass es eine glatte Bankrotterklärung der katholischen
Kirche in Deutschland war, sollte uns erschrecken. Und
wenn wir nicht den Kopf in den Sand stecken wollen („Wer
heute den Kopf in den Sand steckt, knirscht morgen mit
den Zähnen.“), müssen wir uns engagieren. Müssen (und
wir können es!) wir zeigen, wie gelebter Glaube, gefeierter
Glaube und weitergegebener Glaub heute geht.
On a Mission 2
Das gilt auch für viele gesellschaftspolitische Themen.
Das „Werkzeug“ dazu gibt uns doch schon unsere pfadfinderische
Methodik in die Hand. „Look at the child.“
Groß- und Kleingruppe. Projektmethode. Und nicht zuletzt:
„Learning by doing.“ Ich kann und muss bei mir selber
anfangen – und andere dazu befähigen. Im Kleinen
und im Größeren können wir uns engagieren, uns ausprobieren.
Zeichen setzen. Mut machen. Wenn ein Einzelner
sich „mit anderen verbindet, um gesellschaftliche
Prozesse zur Geschwisterlichkeit und Gerechtigkeit für
alle ins Leben zu rufen, tritt er in das Feld der umfassenderen
Nächstenliebe, der politischen Nächstenliebe ein.“
Was in der neuen Enzyklika von Papst Franziskus kompliziert
klingt, ist ganz einfach: „Tu es jetzt!“ (Lord Robert Baden-Powell).
Oder aus der Ordnung von 2005: „Bei allem,
wofür wir stehen und was wir tun, vertrauen wir darauf,
dass Gott uns nahe ist, uns unterstützt und trägt.“
Guido Hügen, OSB und ehemaliger Bundeskurat der DPSG