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Vermutlich hätte Leopold <strong>Mozart</strong> mit dem systematischen Denker Koch<br />
auch in dem Punkt übereingestimmt, dass in der neueren Modulation nicht<br />
nur ein technisches Verfahren als ein »Ceremoniel«, sondern auch ein Mittel<br />
»zum Ausdrucke der Empfindung« zu sehen wäre. 15<br />
*<br />
Nun gibt es in keinem der fertigen Mittelsätze für die Pariser Sinfonie<br />
KV 297 auch nur die Andeutung dessen, was Leopold <strong>Mozart</strong> als zu befürchtende<br />
Überzeichnung in den Raum stellte. Sie warten weder mit »schwer<br />
auszuführenden Melodyen« noch mit übermäßig »Künstlichen Harmonischen<br />
progressionen« auf. Sie sind trotz unterschiedlichen Charakters, worauf<br />
<strong>Mozart</strong> Wert legte, beschaulich im Grundton und schlicht in der Ausführung.<br />
Dazu gehört, dass beide im Umkreis des Hauptthemas ganz auf Akzidentien<br />
verzichten, im 3 /4-Satz gute vier Takte lang, im 6 /8-Takt sogar 13 Takte lang.<br />
Ferner beschränken sie sich melodisch in der Eröffnungsphase auf den geschlossenen<br />
Sextrahmen g...d+e mit nur einem Halbton unter Ausschluss des<br />
Leittons fis. 16<br />
Formal differieren die Sätze, was die Möglichkeiten modulatorischer Erweiterungen<br />
des Tonraums angeht. Der 3 /4-Satz sieht dafür eine kleine Zone<br />
nach dem Doppelstrich vor, die von der bewährten Mollalterierung der<br />
V. Stufe ausgeht und eine künstliche Zwischendominante E 7 anstrebt (T. 28).<br />
Mit ihr etabliert sich als kurzer Fernpunkt ein a-moll, das zweimal berührt<br />
wird (T. 29 auf Eins und T. 30 auf Zwei), aber in knapper Sequenzierung<br />
gleich wieder der Tonika G-Dur Platz macht. Entgegen dem fonte-Modell<br />
II→I im Hintergrund verzichtet <strong>Mozart</strong> auf eine vollständige Sequenz mit<br />
zwei parallelen Teilen und knüpft für die Tieferlegung allein am letzten melodischen<br />
Schritt h¹–c² an, dessen korrespondierendes a¹–h¹ allerdings verzögert<br />
wird (Klammern in Abb. 1).<br />
T. 29<br />
|<br />
|<br />
♯ <br />
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♮ <br />
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<br />
♯ ♯<br />
| |<br />
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♮ <br />
↓<br />
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c r e s c.<br />
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♯<br />
<br />
c r e s c.<br />
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<br />
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<br />
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fonte:<br />
E<br />
a<br />
II<br />
Abb. 1: <strong>Mozart</strong>, Sinfonie KV 297, Andante im ¾-Takt, T. 29–32 (NMA S. 130).<br />
________________<br />
D<br />
15 Heinrich Christoph Koch II, 1787, S. 105.<br />
16 Hermann Beck ging deshalb so weit, in beiden Sätzen denselben »melodischen Kerngedanken«<br />
zu sehen (1956, S. 108–109).<br />
G<br />
I<br />
19