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Altkalksburger 3 - Altkalksburger Vereinigung

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ausgleichen. Die gesamte Baustelle ist 6,7<br />

Kilometer lang. Wir werden in Summe 100<br />

Kilometer neue Gleise gebaut haben; 30.000<br />

Quadratmeter neue Brückentragwerke sind<br />

vorgesehen. Das gesamte Betonvolumen<br />

umfasst eine Million Kubikmeter. Am Höhepunkt,<br />

2014, werden wir 2000 Leute auf<br />

der Baustelle beschäftig haben. Auch beachtlich:<br />

Das Dach des Bahnhofsgebäudes<br />

wiegt 5700 Tonnen.<br />

Und die Kosten?<br />

Für die gesamte Projektphase, also von 2008<br />

bis 2018, werden vier Milliarden Euro veranschlagt.<br />

Eine Milliarde entfällt auf die<br />

Bahn, 500 Millionen steuert die Stadt Wien<br />

bei. Und 2,5 Milliarden Euro tragen Privat-<br />

Investoren, die etwa Wohnungen oder Einkaufszentren<br />

errichten.<br />

Was haben die Wiener und Besucher aus<br />

dem Ausland von dem neuen Bahnhof?<br />

Von hier aus kann man in alle vier Himmelsrichtungen<br />

starten. Außerdem verkürzt<br />

sich die Fahrzeit von München nach Budapest<br />

etwa um eine halbe Stunde. Aber nicht<br />

nur im Fernverkehr profitieren die Fahrgäste,<br />

auch im Nah- und Regionalverkehr:<br />

Man hat eine neue Nord-Süd-Achse durch<br />

Wien, auf der man 20 Minuten schneller ist.<br />

Und künftig sind Bahnfahrer von St. Pölten<br />

um 45 Minuten schneller am Flughafen als<br />

bisher.<br />

2015 endet Dein Vertrag. Was wirst Du<br />

dann machen?<br />

In der ÖBB-Altersstatistik bin ich jetzt<br />

schon ein Wimmerl ganz hinten. Nach der<br />

Beendigung meiner Tätigkeit hier gehe ich<br />

in Pension.<br />

Du hast Deine berufliche Karriere fast ausschließlich<br />

im SPÖ-Umfeld absolviert. Das<br />

ist insofern erstaunlich, als Du ja aus einer<br />

sehr konservativen Familie mit adeligen<br />

Wurzeln stammst. Wie kam das?<br />

Eher zufällig. 1981/82 war ich Assistent an<br />

der Uni und habe als Chemiker eine Abfallwirtschaftsstudie<br />

für die Arbeiterkammer<br />

erstellt. Später suchte der damalige Umweltminister<br />

Franz Kreuzer neue Mitarbeiter.<br />

Als er mich fragte, sagte ich ja. Später war<br />

ich bei Verkehrsminister Rudolf Streicher<br />

und dessen Nachfolger Viktor Klima. Für<br />

mich stand nie die Ideologie im Vordergrund,<br />

sondern Umweltfragen waren und<br />

sind mir wichtig.<br />

Das hättest Du aber doch auch in der ÖVP<br />

umsetzen können, oder?<br />

Vielleicht, aber ich war immer schon fortschrittlich<br />

eingestellt und nicht konservativ.<br />

spot on <strong>Altkalksburger</strong><br />

dr. Karl-Johann hartig und Mag. Walter Friedl vor der baustelle des neuen hauptbahnhofes<br />

Was hältst Du von der Politik heutzutage?<br />

Erspar’ mir bitte einen Kommentar. Das<br />

ist unschön, anzuschauen. Es wird immer<br />

mediokrer. Einen großen Anteil am Niedergang<br />

der Politik hat sicher die FPÖ.<br />

Wie würdest Du den Zustand der SPÖ beschreiben?<br />

Ihr Vorsitzender Faymann hat<br />

zuletzt ja ein katastrophales Ergebnis auf<br />

dem Parteitag eingefahren.<br />

Das ist mir eher wurscht, ich habe mich von<br />

dem Thema relativ verabschiedet.<br />

Aber geht das so einfach? Du warst doch<br />

dem SP-Machtzirkel lange Zeit sehr nahe.<br />

Das ist richtig. Aber jetzt habe ich ein Projekt.<br />

Das ist meine Aufgabe, und was sich<br />

rundum abspielt, ist mir nicht sehr wichtig.<br />

Punkt.<br />

Kommen wir zu Deiner Schulzeit in Kalksburg.<br />

Was ist Dir in guter Erinnerung geblieben,<br />

was in weniger guter?<br />

Das ändert sich im Lauf der Jahre: Ich war<br />

in den ersten Jahren im Internat unglücklich,<br />

weil ich zu Hause doch relativ behütet<br />

war. In Kalksburg war zu Beginn das Regime<br />

schon verdammt streng – von Ausgangssperre<br />

bis Ecke-Stehen und Kollektivstrafen,<br />

wie das Auswendiglernen von<br />

Wörterbuch-Seiten. Aber man gewöhnt sich<br />

daran, später vergisst man oder verdrängt.<br />

In der siebenten und achten Klasse hatten<br />

wir mehr Freiheiten, da lernt man dann<br />

15<br />

auch, Dinge zu schätzen. Etwa den intellektuellen<br />

Diskurs mit Leuten, die interessant<br />

sind. Und man erkennt auch die Möglichkeiten,<br />

viel lernen zu können – und das auf<br />

hohem Niveau. Außerdem erkannten wir,<br />

dass die Jesuiten ein sehr fortschrittlicher<br />

Orden waren.<br />

Und wie siehst Du den Schulbetrieb in<br />

Kalksburg heute?<br />

Es hat sich sehr viel geändert. Die Schule ist<br />

lange nicht mehr das, was sie einmal war.<br />

Allerdings kann ich es nicht beurteilen, ob<br />

die Schule, wie sie damals war, in der heutigen<br />

Zeit noch eine Relevanz hätte, beziehungsweise<br />

ob sie überlebensfähig wäre.<br />

Andererseits frage ich mich, ob die Schule,<br />

wie sie sich heute präsentiert, eine positive<br />

Entwicklung ist. Sie hat sich sicher angepasst<br />

– auch aus ökonomischen Gründen.<br />

Wo siehst Du den grundlegenden Unterschied<br />

zu früher?<br />

Vordergründig ist das sicher das Internatsleben,<br />

das es jetzt nicht mehr gibt, und die<br />

Rolle des Ordens ist völlig zurückgegangen.<br />

Als ich begann, wurde die Schule noch stark<br />

als Rekrutierung für den Ordensnachwuchs<br />

gesehen. Später stand die Ausbildung zum<br />

„christlichen Manager“ im Mittelpunkt.<br />

Damit wurde die Ausrichtung aber unklarer.<br />

Die Schule ist halt mehr eine Schule wie<br />

jede andere geworden.

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